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Wirtschaftsstandort Region Hannover Regionalreport 2002 - NIW

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Zusammenfassung der<br />

wichtigsten Ergebnisse<br />

0. Veränderte Rahmenbedingungen für<br />

die wirtschaftliche Entwicklung von<br />

großstädtischen Verdichtungsräumen<br />

Die deutsche Wirtschaft befindet sich seit über 20 Jahren<br />

in einem tief greifenden Strukturwandel, der vor allem<br />

an einer deutlich schwächeren Wachstumsdynamik und<br />

einer ständig steigenden Sockelarbeitslosigkeit sichtbar<br />

wird. Folgen der zu beobachtenden Globalisierung sind<br />

zunehmende Unternehmensfusionen, Betriebsverlagerungen<br />

und Veränderungen in der Wertschöpfungskette, die<br />

auch die regionale Wirtschaftsentwicklung beeinflussen.<br />

Es ist davon auszugehen, dass diejenigen Standorte gewinnen<br />

werden, die über hochwertige Infrastrukturen, entwickelte<br />

unternehmensorientierte Dienstleistungen sowie<br />

über qualifizierte Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen<br />

verfügen.<br />

Dagegen droht im Bereich standardisierter Massenproduktion<br />

die Verlagerung von Produktionskapazitäten an<br />

kostengünstigere Standorte. Dem entsprechend ist in den<br />

nächsten zehn Jahren eine drastische Abnahme einfacher<br />

und ein starker Anstieg komplexerer Tätigkeiten zu erwarten.<br />

Der Einsatz multimedialer Anwendungen auf der betrieblichen<br />

Ebene unterstützt die internationalen Globalisierungsprozesse<br />

und verändert die Standortanforderungen<br />

ebenfalls. Insbesondere solche <strong>Region</strong>en profitieren von<br />

diesen Veränderungen, die frühzeitig über eine Anbindung<br />

an die neuen leistungsfähigen Hochgeschwindigkeitsnetze<br />

verfügen. Dies bedeutet einen Bedeutungsgewinn<br />

von Agglomerationen, der aber weitere Suburbanisierungsprozesse<br />

innerhalb der Ballungsräume nicht ausschließt.<br />

Die stärksten Beschäftigungsverluste wird es in Wirtschaftszweigen<br />

geben, die bislang unter Schutz standen<br />

und nun verstärkt dem Wettbewerb ausgesetzt werden,<br />

aber auch in den Branchen, in denen der technische<br />

Fortschritt erhebliche Potenziale zur Produktivitätssteigerung<br />

bereitstellt. Positive Veränderungen sind dort zu erwarten,<br />

wo stärker als bisher private Organisationen<br />

und Unternehmen staatliche Leistungen ablösen.<br />

Da die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im industriellen Sektor mit weiteren<br />

Beschäftigungseinbußen rechnen muss und auch<br />

die ansässigen Dienstleistungsbereiche von Rationalisierung<br />

betroffen sein werden, müssen Wachstumsfelder<br />

mit Chancen auf zusätzliche Beschäftigung, wie z.B. die<br />

Kommunikationswirtschaft, Freizeit, Bildung oder Gesundheit,<br />

gestärkt werden.<br />

Der Rückgang des Neuansiedlungspotenzials führte in<br />

den 90er Jahren zu einer Neuorientierung der kommunalen<br />

Wirtschaftsförderung von der Akquisition zur Bestandsentwicklung<br />

und der Förderung von Existenzgründungen.<br />

Diese Strategie führt allerdings bestenfalls mittelbis<br />

langfristig zu einem nennenswerten Beschäftigungsaufbau<br />

vor Ort.<br />

Positive Ansätze für die norddeutschen <strong>Region</strong>en ergeben<br />

sich aus der neuen Lagegunst durch die deutsche<br />

Vereinigung, die Integration Nordeuropas in die EU sowie<br />

die Öffnung Osteuropas. Hiervon dürfte die <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> in langfristiger Perspektive in jedem Fall profitieren.<br />

Dies gilt ebenso für die Stärkung der Agglomerationsräume<br />

im Standortwettbewerb, die jedoch eine Profilierung<br />

solcher Standortfaktoren erforderlich macht, die<br />

für innovative, wissensbasierte Produktions- und Dienstleistungskonzepte<br />

wichtig sind.<br />

1. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> unter den<br />

Verdichtungsräumen<br />

In einem Europa der <strong>Region</strong>en stehen in erster Linie die<br />

großstädtischen Verdichtungsräume im Wettbewerb und<br />

nicht einzelne Städte. Ein großer Teil der Untersuchung<br />

bezieht sich daher auf die Großstädte einschließlich des<br />

jeweiligen Umlands. Die Abgrenzung der Verdichtungsräume<br />

lehnt sich an die kreisscharfe Abgrenzung von<br />

F. J. Bade an, lediglich in Norddeutschland wurden einige<br />

Korrekturen vorgenommen. Bis auf wenige Ausnahmen<br />

bezieht sich die Analyse auf die 16 westdeutschen Verdichtungsräume,<br />

da für Berlin, Leipzig, Dresden und Chemnitz<br />

nur eingeschränkt vergleichbare Daten vorliegen.<br />

In den 20 deutschen Verdichtungsräumen leben auf 26%<br />

der Fläche der Bundesländer mit 42,3 Mio. Menschen<br />

rund 50% aller Einwohner. 53% der Erwerbstätigen<br />

erwirtschaften knapp 58% der gesamtwirtschaftlichen<br />

Wertschöpfung. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> zählt mit etwa<br />

1,1 Mio. Einwohnern zu den eher kleinen Verdichtungsräumen.<br />

Die Stadt <strong>Hannover</strong> als Zentrum der <strong>Region</strong><br />

liegt dagegen mit 516.000 Einwohnern im Mittelfeld.<br />

Die Höhe der Bruttowertschöpfung und die Zahl der<br />

Erwerbstätigen entsprechen dem 13. Rang unter den<br />

20 <strong>Region</strong>en. Bei der Wirtschaftskraft, d.h. der Wertschöpfung<br />

je Einwohner, wird dagegen ein guter 8. Platz<br />

erreicht.<br />

Die Bevölkerung in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />

entwickelt sich seit langem schlechter als im übrigen<br />

Bundesgebiet. Dies liegt sowohl an der ungünstigeren<br />

natürlichen Entwicklung als auch an schwächeren Wanderungsgewinnen.<br />

In den 80er Jahren lag <strong>Hannover</strong> bei<br />

der Bevölkerungsentwicklung im hinteren Drittel der<br />

DVG-Gebäude am Kronsberg<br />

untersuchten westdeutschen <strong>Region</strong>en. Mit der Öffnung<br />

der innerdeutschen Grenze verstärkte sich der Bevölkerungszuwachs<br />

überdurchschnittlich, allerdings wurde in<br />

den Jahren von 1989 bis 2000 insgesamt trotz hoher<br />

Wanderungsgewinne aufgrund der negativen natürlichen<br />

Entwicklung die durchschnittliche Dynamik der Verdichtungsräume<br />

nicht ganz erreicht.<br />

Innerhalb der Verdichtungsräume sind seit langem Suburbanisierungsprozesse<br />

zu beobachten. Die Zentren verlieren<br />

zu Gunsten ihrer Umlandbereiche besonders jüngere<br />

und einkommensstärkere Einwohner. Dabei dehnt<br />

sich der suburbane Raum weiter bis an die Ränder der<br />

Verdichtungsräume aus. In der zweiten Hälfte der 90er<br />

Jahre verstärkte sich die zunächst unterdurchschnittliche<br />

Suburbanisierung in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Von 1996 bis<br />

2000 standen Wanderungsverlusten der Stadt <strong>Hannover</strong><br />

von 5.000 Personen Wanderungsgewinne von 14.000<br />

Einwohnern in den Umlandgemeinden gegenüber.<br />

Die schwache natürliche Entwicklung der Bevölkerung in<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hat ihre Ursache in einer „Überalterung“<br />

der Einwohner. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen<br />

ist ausgesprochen niedrig, während der Anteil<br />

der Älteren über 65 Jahren entsprechend hoch liegt.<br />

Eine Spitzenposition hat <strong>Hannover</strong> allerdings bei den<br />

20- bis 30-jährigen, was auf eine hohe Attraktivität der<br />

Ausbildungsstätten schließen lässt.<br />

In Bezug auf die Verteilung der großen Wirtschaftsbereiche<br />

stellt die <strong>Region</strong> sich eindeutig als Dienstleistungsstandort<br />

dar. Das Gewicht des Dienstleistungssektors ist<br />

gemeinsam mit dem Rhein-Main-Gebiet hinter München<br />

und Hamburg das größte unter den westdeutschen Verdichtungsräumen.<br />

Entsprechend gering ist mit lediglich<br />

29% der gesamten Wertschöpfung der Anteil des Pro-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 7<br />

duzierenden Gewerbes, das seit Ende der 80er Jahre<br />

deutlich an Gewicht verloren hat.<br />

Die Beschäftigungsentwicklung der 80er Jahre war für<br />

die westdeutschen Verdichtungsräume insgesamt relativ<br />

schlecht. Nur 33% der 670.000 neuen Arbeitsplätze im<br />

damaligen Bundesgebiet entfielen auf die 16 <strong>Region</strong>en.<br />

In den Zentren gab es von 1980 bis 1989 sogar einen<br />

leichten Arbeitsplatzabbau. Nach einer kurzfristigen<br />

Stärkung der Verdichtungsräume mit der deutschen Einheit<br />

wurden von 1992 bis 1995 69% der 933.000 verlorenen<br />

Arbeitsplätze dort abgebaut. Von 1995 bis<br />

2000 stieg die Beschäftigtenzahl in Deutschland wieder<br />

um 250.000 Personen an, davon 217.000 in den Verdichtungsräumen.<br />

Seit Ende der 80er Jahre holen die<br />

norddeutschen Verdichtungsräume in der Wirtschaftsund<br />

Beschäftigungsentwicklung auf. Nach der Wiedervereinigung<br />

lag <strong>Hannover</strong> auf dem dritten Rang hinter<br />

Bielefeld und Hamburg, von 1992 bis 1995 hinter Köln-<br />

Bonn auf Rang 4. Auch von 1995 bis 2000 war die Beschäftigungsentwicklung<br />

vor allem durch den Effekt der<br />

EXPO 2000 deutlich positiver als im Durchschnitt der 16<br />

<strong>Region</strong>en. <strong>Hannover</strong> gehört zudem zu den <strong>Region</strong>en,<br />

die ihren Beschäftigtenbesatz, d.h. die Beschäftigung<br />

bezogen auf die Einwohnerzahl, langfristig steigern<br />

konnten.<br />

Die Standortbedingungen in Wirtschaftsregionen werden<br />

durch ein breites Spektrum unterschiedlicher Faktoren<br />

charakterisiert. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> wird den Anforderungen<br />

von Unternehmen an die infrastrukturelle<br />

Anbindung an Verkehr und Information weitgehend gerecht.<br />

Die zentrale Lage nach der deutschen Vereinigung<br />

und der Öffnung der Grenzen nach Osteuropa sowie<br />

die zusätzlichen Investitionen der letzten Jahre haben<br />

<strong>Hannover</strong>s Funktion als bedeutende Verkehrs- und Distri-

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