Wirtschaftsstandort Region Hannover Regionalreport 2002 - NIW
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NEUE STÄDTEBAULICHE QUALITÄTEN<br />
Andere noch zur Verfügung stehende, große, zusammenhängende<br />
Flächen, wie beispielsweise das ehemalige<br />
Betriebsgelände der Hanomag-Werke, das Areal des<br />
Güterbahnhofes und weitere Kasernengelände, bedeuten<br />
ein großes Potenzial für die Verdichtung der Stadt. In<br />
<strong>Hannover</strong> entsteht mit ihrer Umnutzung ein Wandel auf<br />
engstem Raum, ohne den sonst mit Neuplanungen verbundenen<br />
Verlust an Natur- oder Grünflächen. Gleichzeitig<br />
kann mit der Bebauung von Brachen die Lebensund<br />
Wohnqualität in den Stadtteilen verbessert und die<br />
Abwanderung ins Umland gestoppt werden. So entstehen<br />
beispielsweise Eigenheime in der „Lister Plantage“,<br />
dem ehemaligen Bahlsen-Gelände am Mittellandkanal.<br />
Auch das Gelände der Gilde-Brauerei in Linden wandelt<br />
sich vom Gewerbegebiet zur attraktiven Wohngegend.<br />
Auf dem ehemaligen Brauereigelände wird insbesondere<br />
der von jungen Familien gewünschte Wohnraum in<br />
Stadthäusern mit eigenem kleinen Garten in einem urbanen<br />
Umfeld geschaffen. Die Umgestaltung der rund 2,2<br />
Hektar große Fläche wird mit der Ostland Wohnungsbaugesellschaft<br />
als Bauträger und nach den Plänen der<br />
Architekten Peter Lassen und Tobias Hübotter Ende <strong>2002</strong><br />
beginnen und ein Jahr später abgeschlossen sein. Im<br />
„Gilde-Carré“ werden 70 zwei- und dreigeschossige<br />
Einfamilienhäuser mit Wohnflächen zwischen 110 und<br />
180 Quadratmetern errichtet. In der Blumenauer Straße<br />
wird eine viergeschossige Wohnbebauung das neu entstehende<br />
Viertel begrenzen. Die Hauptverwaltung der<br />
Wohnungsgenossenschaft am Küchengarten und ein Verwaltungsgebäude<br />
der Polizei an der Ecke Blumenauer<br />
Straße/Gartenallee werden zusätzlich städtebauliche<br />
Pelikan Gebäude<br />
Akzente setzen. Ein besonderer Vorteil des ehemaligen<br />
Brauereigeländes ist die gute Infrastruktur. Die Stadtbahnlinien<br />
am Schwarzen Bären und am Küchengarten<br />
bieten eine optimale Erschließung durch den öffentlichen<br />
Nahverkehr. Zu Fuß und mit dem Rad ist das Stadtzentrum<br />
in wenigen Minuten zu erreichen, Kulturangebote<br />
und Einkaufsmöglichkeiten liegen vor der Haustür und<br />
entlang der Ihme erreicht man den weitläufigen Naherholungsbereich<br />
der Leineaue. Wie in der Deisterstraße,<br />
wo bereits ein ähnliches Konzept in kleinerem Umfang<br />
erfolgreich realisiert wurde, stößt das Projekt „Gilde-<br />
Carré“ gerade bei den Bauwilligen auf große Resonanz,<br />
die die Vorzüge des Stadtlebens mit den Qualitäten<br />
eines Eigenheims kombinieren möchten.<br />
KRONSBERG UND MESSE –<br />
POSITIVE FOLGEN DER WELTAUSSTELLUNG<br />
Das größte hannoversche Entwicklungsgebiet liegt im<br />
Südosten der Stadt am Kronsberg. Erste städtebauliche<br />
Ansätze für eine Bebauung des Kronsbergs sind schon<br />
rund 30 Jahre alt. Wieder aufgenommen wurde die Diskussion<br />
Anfang der 90er Jahre, als ein Gutachten für<br />
<strong>Hannover</strong> einen Bedarf von 20.000 Wohnungen im Jahr<br />
2000 prognostizierte. Da die in der Stadt vorhandenen<br />
Baugebiete für diese Größenordnung nicht mehr ausreichten,<br />
wurde die Entwicklung des neuen Stadtteils<br />
Kronsberg vorangetrieben. Die Realisierung dieses ehrgeizigen<br />
Projektes wurde aber schließlich erst durch die<br />
EXPO 2000 möglich. In einem 1995 geschlossenen Generalvertrag<br />
zur Weltausstellung war die Stadt zum Bau<br />
einer Expo-Siedlung verpflichtet, die ursprünglich direkt<br />
DVG, Zentrale am Kronsberg<br />
neben dem Expo-Gelände errichtet werden sollte. Doch<br />
letztlich entschied sich die Stadt für die sinnvolle<br />
Mischung von Expo-Wohnungen und allgemeinem Wohnungsbau<br />
am Kronsberg. In seiner endgültigen Größe ist<br />
der Stadtteil mit rund 6.000 Wohnungen für ungefähr<br />
15.000 Menschen geplant. 3.000 Wohnungen, darunter<br />
200 Reihenhäuser, sind bereits fertiggestellt und bieten<br />
schon knapp 6.000 Menschen ein neues Zuhause.<br />
Während der Weltausstellung waren 1.000 Wohnungen<br />
für Expo-Mitarbeiter reserviert und konnten anschließend<br />
wieder frei vermietet werden.<br />
Dank klarer Regelungen und Vorgaben seitens der Stadt<br />
garantierte ein kooperatives Planungsverfahren ein hohes<br />
Maß an gestalterischer Vielfalt. So waren an der Planung<br />
der Kronsberg-Siedlung ca. 50 Architektur- und Landschaftsplanungsbüros<br />
sowie 25 verschiedene Bauträger<br />
beteiligt. Das Wohnquartier ist ein Vorzeigeprojekt<br />
geworden, bei dem die Vorzüge Flächen sparenden Bauens<br />
mit hohen ökologischen Ansprüchen kombiniert sind.<br />
Im direkten Anschluss an die Wohnbebauung entsteht<br />
ein Gewerbegebiet, in dem sich bereits die Landesbausparkasse<br />
LBS und das Software-Unternehmen<br />
Datenverarbeitungsgesellschaft mbH (dvg) angesiedelt<br />
haben. Für das Verwaltungsgebäude der dvg wurde<br />
1996 ein EU-offener Wettbewerb ausgerichtet, den die<br />
Architekten Haschler+Jehle aus Berlin gewonnen haben.<br />
Die begrünten Innenhöfe des 350 Meter langen, außergewöhnlichen<br />
Gebäudes werden von einem gebogenem<br />
Glasdach überdeckt. Für die 1.700 Mitarbeiter gibt es<br />
nur 1.300 Arbeitsplätze. Folgerichtig hat niemand einen<br />
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angestammten Platz, sondern verlässt jeden Tag seinen<br />
Platz als „clean desk“, sucht sich am nächsten Morgen<br />
einen freien Platz oder findet sich projektbezogen mit<br />
seinen Teamkollegen zusammen. Damit ist die dvg das<br />
erste größere Unternehmen in Deutschland, das konsequent<br />
dieses System erprobt. Voraussetzung hierfür war,<br />
dass alle Arbeitsplätze gleich gut belichtet sind. Für die<br />
architektonische Umsetzung dieser Betriebsphilosophie<br />
war eine hoch entwickelte Gebäudetechnik erforderlich.<br />
Das benachbarte Messegelände hat in besonderem<br />
Maße von der Weltausstellung profitiert. Bei der Entwicklung<br />
des Ausstellungsgeländes für die EXPO 2000<br />
wurden in <strong>Hannover</strong> ganz neue Wege beschritten, denn<br />
erstmals in der 150-jährigen Geschichte der Weltausstellungen<br />
ist ein bestehendes Messegelände in die Planungen<br />
einbezogen worden. Das insgesamt 160 Hektar<br />
große Expo-Areal setzte sich zusammen aus dem rund<br />
100 Hektar großen Gelände der Deutschen Messe AG<br />
und 60 Hektar neu erschlossener Fläche auf dem<br />
benachbarten Kronsberg. Die Einbeziehung vorhandener<br />
Messeeinrichtungen und Ausstellungsflächen reduzierte<br />
den Flächenverbrauch erheblich und machte<br />
durch die gesicherte Nachnutzung auch ökonomisch<br />
Sinn. Um das Messegelände in ein attraktives Weltausstellungsgelände<br />
zu verwandeln, waren allerdings<br />
neben der aufwändigen Freiraumplanung vor allem<br />
umfangreiche bauliche Veränderungen notwendig. Ein<br />
Schwerpunkt lag darin, einige der alten mehrgeschossigen<br />
Messehallen durch großzügige, lichtdurchflutete<br />
Neubauten mit hoher Gestaltqualität zu ersetzen. Diese<br />
Aufgabe hat einen Entwicklungsprozess eingeleitet, der-