Wirtschaftsstandort Region Hannover Regionalreport 2002 - NIW
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ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN ERGEBNISSE<br />
der Nachwuchskräfte. Grundlage der einzelnen Bausteine<br />
des Konzeptes ist die Einsicht, dass unternehmerische<br />
Maßnahmen nur dann ungestört ihr Ziel erreichen, wenn<br />
die Mitarbeiter in die vorgegebene Richtung mitgehen.<br />
Zum Informationsaustausch und der Kontaktaufnahme<br />
zwischen Nachwuchskräften und Management wurde ein<br />
Nachwuchsforum eingerichtet, in dem Projektarbeiten<br />
präsentiert werden. Auch in der Personalentwicklungsrunde<br />
aus Management und Vorstand können sich Nachwuchskräfte<br />
vorstellen. Die Kommunikation zwischen<br />
verschiedenen Ebenen der Mitarbeiter wird durch den<br />
Meistertreff zischen Management, Meistern und Meistervertretern<br />
gefördert, in dem Gespräche über werks- und<br />
marktpolitische Zusammenhänge und Entscheidungen<br />
stattfinden.<br />
Basis der Veränderungsprojekte ist ein gemeinsames Verständnis,<br />
Innovationen im Rahmen von Organisationsentwicklungsprozessen<br />
einzuführen. Ein Kernelement ist<br />
die Beteiligung der Betroffenen und das gemeinsame<br />
Lernen während des Veränderungsprozesses.<br />
17. Neue städtebauliche Qualitäten<br />
Noch nie wurde in <strong>Hannover</strong> in architektonischer und<br />
städtebaulicher Hinsicht so viel bewegt wie in den letzten<br />
zehn Jahren. Neben der spürbaren Verbesserung der<br />
Verkehrsinfrastruktur war in vielen Bereichen eine kontinuierliche<br />
Veränderung des Stadtbildes zu erleben. Mit<br />
einem Handlungsprogramm zur Stadtentwicklung 2001<br />
bis 2005 soll der Schwung der EXPO 2000 genutzt und<br />
so die Weiterentwicklung der Stadt fortgeführt werden.<br />
Besonders augenfällig wird sich das Erscheinungsbild<br />
der Innenstadt vor und unmittelbar hinter dem Hauptbahnhof<br />
mit dem Umbau des Kröpcke-Centers, der Sanierung<br />
und Neugestaltung der Passerelle und der Aufwertung<br />
des Raschplatzes verändern. Der Entwurf des<br />
Kröpcke-Centers orientiert sich an der ursprünglichen<br />
Quartierstypologie und stellt mit einem fünfgeschossigen<br />
dreieckigen Baublock die entsprechenden Proportionen<br />
der Straßenräume wieder her. So wird die Attraktivität<br />
der Fußgängerbereiche deutlich erhöht. Die Passerelle<br />
bleibt als unterirdische Ladenzeile und direkte Verbindung<br />
zwischen Hauptbahnhof und Kröpcke erhalten,<br />
wird aber deutlich aufgewertet. Im Gegensatz zur Passerelle<br />
soll am Raschplatz die Zeit des Untergrundes<br />
langfristig zu Ende gehen. Der Platz soll auf die Straßenebene<br />
verlegt und der bisherige Raum als Tiefgarage<br />
genutzt werden. Insgesamt wird für die Umsetzung des<br />
vorgelegten Konzeptes aber ein Zeitraum von mindestens<br />
20 Jahren angenommen.<br />
Die Betrachtung des Bahnhofsvorplatzes vermittelt eine<br />
Vorstellung davon, wie attraktiv der Bereich rund um den<br />
Bahnhof einmal werden kann. Der Platz wurde bis auf<br />
Busse und Bahnen vom Durchgangsverkehr befreit und<br />
umgebaut. Zur weiteren Aufwertung wird auch das Ernst-<br />
August-Carré beitragen, das im Frühjahr in einem umgebauten<br />
ehemaligen Bahngebäude östlich des Hauptbahnhofs<br />
eröffnet wird. Ähnliche Überlegungen gibt es<br />
auch für das Gebäude an der anderen Bahnhofsseite.<br />
Während einige Projekte noch im Stadium der Planung<br />
sind, hat sich vielerorts das Erscheinungsbild der Stadt<br />
schon auffällig weiterentwickelt. Oft sind es nur kleine<br />
Maßnahmen wie die ansprechende Gestaltung von Busund<br />
Bahnhaltestellen, die eine große Wirkung entfalten.<br />
Besonders deutlich werden Veränderungen im Stadtbild<br />
aber durch die Um- oder Neugestaltung von größeren<br />
zusammenhängenden Bereichen wie beispielsweise am<br />
Aegidientorplatz oder zwischen Steintor und Klagesmarkt.<br />
Aus städtebaulicher und architektonischer Sicht ein<br />
großer Gewinn ist der Neubau der Hauptverwaltung der<br />
NORD/LB am Friedrichswall; ein weiterer interessanter<br />
Bereich städtebaulicher Veränderungen ist das Steintor<br />
bis hin zum Klagesmarkt. Um neue Wege für die weitere<br />
Entwicklung am Steintor aufzuzeigen, fand im November<br />
2001 ein internationaler Architektenworkshop<br />
statt, dessen Anregungen jetzt im Stadtplanungsamt geprüft<br />
werden. Gerade in Richtung Klagesmarkt hat sich<br />
schon viel zum Positiven verändert. Dazu zählen der Umbau<br />
des Goseriedebades sowie die Sanierung und Umnutzung<br />
des Tiedthofs an der Goseriede.<br />
Seit vielen Jahren werden in <strong>Hannover</strong> innerstädtische<br />
Brachflächen mit Erfolg umgewandelt und für die Stadt<br />
zurückgewonnen. In den vergangenen Jahren realisiert<br />
wurde die Um- und Neugestaltung des ehemaligen Verwaltungs-<br />
und Produktionsgebäudes des Schreibmittelherstellers<br />
Pelikan. Das Miteinander von Alt und Neu,<br />
von Wohnen und Arbeiten, das den besonderen Charakter<br />
des Viertels ausmacht, trägt wesentlich zur Attraktivität<br />
und zum außerordentlichen Flair des Standortes<br />
bei.<br />
18. Städtebaulicher Wettbewerb –<br />
„Route der Wohnqualität“<br />
Stadt- und <strong>Region</strong>alplaner stehen vor neuen Aufgaben.<br />
Gerade in den Städten dokumentieren sich die Folgen der<br />
Globalisierung besonders deutlich – Urbanität, wirtschaftliche<br />
Leistungskraft, gesellschaftlicher Zusammenhalt und<br />
kulturelle Angebote sind vielerorts gefährdet. Diese Entwicklung<br />
birgt aber auch die Chance für Städte und<br />
<strong>Region</strong>en, ihre Modernisierungsbereitschaft unter Beweis<br />
zu stellen und so ihre ökonomischen und ökologischen<br />
Grundlagen zu sichern. Mit neuer Gestaltungskraft können<br />
interessante, beispielhafte Projekte initiiert werden.<br />
Die Entwicklung von Wohngebieten stellt eine besondere<br />
Herausforderung für die Städte dar. Dabei sollen städtebauliche<br />
Qualität gewährleistet und eine Zersiedelung<br />
der Landschaft weitgehend verhindert werden. Wie bei<br />
Kommunen und Bauinteressenten ein neues Qualitätsbewusstsein<br />
im Eigenheimbau gefördert werden kann, demonstriert<br />
ein Wettbewerbsverfahren, das im Jahr 2001<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit großem Erfolg durchgeführt<br />
worden ist.<br />
Die „Route der Wohnqualität“ besteht aus 23 Projekten,<br />
die von einer Jury unter Beachtung ökologischer und<br />
ästhetischer Kriterien ausgewählt wurden. Es zeigt sich,<br />
dass die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Bereich des Wohnens<br />
besondere Qualitäten aufzuweisen hat. Das Weiherfeld in<br />
Langenhagen ist ein völlig neuer Stadtteil aus Ein- und<br />
Mehrfamilienhäusern, in dem in den nächsten Jahren<br />
Wohnraum für 7.000 Menschen entstehen soll. Auf dem<br />
Kronsberg in <strong>Hannover</strong>, der zu einer Art permanenter<br />
Bauausstellung geworden ist, wurden vier ganz unterschiedliche<br />
Bauprojekte ausgewählt. Das Reihenhaus-Sonderprogramm<br />
als Anreiz für Bauwillige, die Stadtgrenzen<br />
nicht zu verlassen, die „Passivhaussiedlung Lummerlund“<br />
mit hohem ökologischen Standard, die „Holzhäuser“ als<br />
relativ kleine Siedlung in ökologischer Bauweise und die<br />
„LBS-Systemhäuser“ mit individuellen Gestaltungsmöglichkeiten.<br />
Auch die Reihenhauszeilen „Deisterstraße 37“ in<br />
<strong>Hannover</strong>-Linden dienen vor allem dazu, ein Eigenheimangebot<br />
für Familien in zentraler Lage in der Stadt zu<br />
schaffen. Die „Ökosiedlung“ in Wennigsen gilt als Beispiel<br />
für gemeinschaftliches Bauen und Wohnen. Als wohl<br />
ungewöhnlichstes Bauprojekt der Route der Wohnqualität<br />
gilt die „Experimentelle Siedlung Kalihalde“ in Ronnenberg,<br />
die Teil eines Nachnutzungskonzeptes des Mitte der<br />
70er Jahre stillgelegten Kalibergbaus ist.<br />
19. <strong>Region</strong>alreform als Innovation<br />
Unter der Bezeichnung <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist eine regionale<br />
Gebietskörperschaft entstanden, die für alle<br />
überörtlichen bzw. regional zu erledigenden Aufgaben<br />
verantwortlich zeichnet. Mit der Bildung der <strong>Region</strong> hat<br />
der Großraum <strong>Hannover</strong> seine Vorreiterrolle hinsichtlich<br />
regionaler Kooperationen weiter ausgebaut und seine<br />
Innovationskraft auch im Bereich der politisch-administrativen<br />
Struktur unter Beweis gestellt. Es ist erstaunlich,<br />
dass eine solche <strong>Region</strong>alreform bisher ein Einzelfall<br />
geblieben ist, wird doch die Bedeutung der regionalen<br />
Politik- und Handlungsebene seit Jahren in Wissenschaft,<br />
Politik und Wirtschaft ebenso betont wie die Tatsache,<br />
dass sich im verschärften Wettbewerb um Investitionen<br />
nicht mehr einzelne Kommunen, sondern nur noch handlungsfähige<br />
<strong>Region</strong>en behaupten können.<br />
Mit der <strong>Region</strong>alreform wurden die Voraussetzungen<br />
geschaffen, dass in den Bereichen Gesundheitswesen,<br />
Abfallwirtschaft, Berufsschulen, <strong>Region</strong>alplanung, Verkehr,<br />
Umweltschutz, Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung<br />
sowie Jugend- und Sozialhilfe eine regionale Politik<br />
aus einem Guss, d.h. in der ausschließlichen Verantwortung<br />
eines direkt gewählten <strong>Region</strong>alparlaments und<br />
einer <strong>Region</strong>alverwaltung, realisiert wird. Die <strong>Region</strong> ist<br />
beispielsweise Aufgabenträgerin für den gesamten Öffentlichen<br />
Personennahverkehr auf Schiene und Straße,<br />
zuständig für die Wirtschaftsförderung und das <strong>Region</strong>almarketing,<br />
sie hat im Bereich des Umweltschutzes Aufgaben<br />
von Stadt, Landkreis und Bezirksregierung übernommen,<br />
ist untere Landesplanungsbehörde und ab 2003<br />
Trägerin sämtlicher Krankenhäuser der <strong>Region</strong>.<br />
Die <strong>Region</strong> soll als Rechtsnachfolgerin von Landkreis und<br />
Kommunalverband nicht nur bürgerorientierter und<br />
kostensparender arbeiten als ihre Vorgänger, sondern<br />
insbesondere die Verwaltungsabläufe verkürzen und die<br />
Transparenz der Zuständigkeiten und politischen Verant-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 19<br />
wortlichkeiten erhöhen. Nicht zuletzt ist die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Trägerin der Sozial- und Jugendhilfe, was bedeutet,<br />
dass die erforderlichen Leistungen in der gesamten<br />
<strong>Region</strong> auch durch sämtliche regionsangehörige Kommunen<br />
solidarisch finanziert werden.<br />
Die fast revolutionär anmutende <strong>Region</strong>alreform im<br />
Großraum <strong>Hannover</strong> ist in Wirklichkeit das Ergebnis eines<br />
evolutionären Prozesses. Der Großraum kann nämlich auf<br />
fast vier Jahrzehnte erfolgreicher interkommunaler Kooperation<br />
in wichtigen regionalen Aufgabenbereichen zurückblicken.<br />
Nur so ist auch verständlich, warum die <strong>Region</strong>alreform<br />
in weitestgehendem politischen Konsens und in<br />
verhältnismäßig kurzer Zeit realisiert werden konnte. Da<br />
das Reformprojekt von kommunalen Akteuren auf den<br />
Weg gebracht worden war, wurden die Kommunen vom<br />
niedersächsischen Innenminister schon früh und sehr intensiv<br />
in das Gesetzgebungsverfahren einbezogen.<br />
Ein weiterer Grund für die schnelle Realisierbarkeit<br />
der <strong>Region</strong> war die Bereitschaft zu Kompromissen im<br />
Reformprozess. So wurden nur einzelne Aufgaben von<br />
der Bezirksregierung übernommen, die besondere Rolle<br />
der Landeshauptstadt wurde gewürdigt, Städte und Gemeinden<br />
durch zusätzliche Kompetenzen gestärkt und<br />
die Einbeziehung weiterer Landkreise trotz vielfältiger<br />
Verflechtungen als unrealistisch erkannt.<br />
Mit der <strong>Region</strong>sbildung ist der Großraum <strong>Hannover</strong> gut<br />
gerüstet für die zahlreichen Herausforderungen, denen<br />
sich die Wirtschaftsräume in einer Zeit zunehmender<br />
globaler Verflechtungen und Abhängigkeiten stellen müssen.<br />
Steigende Bedeutung kommt nach dem Abschluss<br />
der <strong>Region</strong>alreform der Zusammenarbeit mit den<br />
benachbarten kommunalen Gebietskörperschaften zu.