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Wirtschaftsstandort Region Hannover Regionalreport 2002 - NIW

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14<br />

ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN ERGEBNISSE<br />

hungen sowie potenzielle Cluster, denen noch Voraussetzungen<br />

wie die kritische Masse der Unternehmen<br />

oder politischer Wille fehlen.<br />

Im Bereich der Biotechnologie nimmt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

unter den deutschen Standorten gemeinsam mit Göttingen<br />

und Braunschweig eine mittlere Position ein. In der<br />

Biotechnologie und Medizintechnik sind in der <strong>Region</strong><br />

mit 14.800 Personen 2,8% der Gesamtbeschäftigten<br />

tätig. Schwerpunkte in der Biotechnologie liegen bei der<br />

Entwicklung von Diagnostika und Therapeutika sowie<br />

bei Bioinstrumenten. Parallel zum Bundestrend konnte<br />

die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in der zweiten Hälfte der 80er<br />

Jahre eine kleine Gründungswelle verzeichnen, die ab<br />

1996 noch einmal aufgelebt ist. Im Gegensatz zur Biotechnologie<br />

weisen die Unternehmen der Medizintechnik<br />

ein weit gefächertes Tätigkeitsspektrum auf. Einen<br />

vergleichbaren Gründungsboom hat es in diesem Bereich<br />

nicht gegeben.<br />

Ausgangspunkt eines Clusters ist der Medical Park <strong>Hannover</strong>,<br />

dessen Kapazitäten bereits ausgeschöpft sind –<br />

ein Engpass in der <strong>Region</strong> wird in fehlenden Laborflächen<br />

für weitere Ansiedlungen gesehen. Die <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> verfügt über zahlreiche Forschungseinrichtungen<br />

im Bereich der Biotechnologie und Medizintechnik<br />

sowie über Institutionen im Umfeld, die dem Wissenstransfer,<br />

der Vermarktung und der Verbesserung der<br />

Kooperationsbeziehungen dienen. Nachteilig wirkt sich<br />

das Fehlen eines führenden Konzerns der Branche aus.<br />

Durch gezielte Kooperationen mit Unternehmen an<br />

anderen Standorten können die Betriebe dieses Defizit<br />

aber zum Teil ausgleichen.<br />

Insgesamt gehört die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nicht zu den<br />

führenden deutschen Zentren der Biotechnologie/Medizintechnik.<br />

Es ist jedoch ein potenzielles Cluster vorhanden,<br />

das durch weitere Qualifizierung, Kooperation und<br />

Vernetzung sowie die Schaffung der nötigen Flächenangebote<br />

ausgebaut werden kann.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist mit 54% der insgesamt 54.000<br />

in Niedersachsen Beschäftigten der führende IuK-Standort<br />

des Landes. Im Vergleich zu anderen westdeutschen<br />

Großstadtregionen relativiert sich diese Position allerdings.<br />

Gemessen an der absoluten Zahl der IuK-Beschäftigten<br />

liegt die <strong>Region</strong> im hinteren Mittelfeld. Bei einem<br />

Vergleich der Bedeutung der Branche für die Gesamtbeschäftigung<br />

erreicht <strong>Hannover</strong> jedoch einen fünften<br />

Platz. Die Spezialisierung des Standortes liegt in den<br />

Teilbereichen Telekommunikation, IuK-Dienstleistungen<br />

und IuK-Technik. Stark unterdurchschnittlich ist die Spezialisierung<br />

bei den Inhalte-Produzenten.<br />

Die Keimzelle des geplanten IuK-Clusters bildet der<br />

EXPO PARK HANNOVER, der rund 57 ha des ehemaligen<br />

Weltausstellungsgeländes umfasst. Damit verfügt<br />

der Park über ausreichend Flächen für ansiedlungswillige<br />

Unternehmen. Auch die durch die Expo initiierten<br />

Investitionen in die Verkehrs- und die Telekommunikationsinfrastruktur<br />

begünstigen die Entwicklung des Standortes.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> verfügt über zahlreiche universitäre<br />

und außeruniversitäre Forschungs- und Bildungseinrichtungen<br />

aus dem Bereich mit zum Teil internationaler<br />

Reputation. Im Bereich der 3D-Technik und -Gestaltung<br />

wird der <strong>Region</strong> eine Spitzenposition bescheinigt.<br />

Während das technologische Potenzial an den regionalen<br />

Hochschulen – besonders unter Einbeziehung von<br />

Braunschweig und Göttingen – als relativ günstig eingeschätzt<br />

werden kann, ist bei außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

ein Defizit auszumachen. Sowohl<br />

auf Landes- als auch auf lokaler Ebene sind zahlreiche<br />

Initiativen ins Leben gerufen worden, die die IuK-Wirtschaft<br />

in Niedersachsen unterstützen. Die wirtschaftsstrukturellen<br />

und verkehrsgeographischen Bedingungen<br />

befördern den Bereich der Verkehrstelematik. Die Telemedizin<br />

und Medizintechnik werden durch bedeutende<br />

ansässige Einrichtungen begünstigt. Innovative Ansätze<br />

bestehen auch bei den Einsatzfeldern Kultur und Bildung.<br />

Ein weiteres positives Signal geht vom Label der<br />

CeBIT-City aus. Auch die Nachfragepotenziale in der<br />

Wirtschaft sind vorhanden.<br />

Defizite bestehen dagegen nach Ansicht von Betrieben<br />

bei der Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal, der<br />

Kooperation mit Transfereinrichtungen und Verwaltung<br />

sowie der Nähe zu Abnehmern und Zulieferern. Die Entwicklung<br />

des EXPO PARKS HANNOVER wirkt diesen<br />

Defiziten entgegen, so dass insgesamt Chancen für die<br />

<strong>Region</strong> bestehen, sich in einigen Nischen als bedeutsamer<br />

IuK-Standort zu etablieren.<br />

Im Bereich der Automobilindustrie und ihrer Zulieferer<br />

sind in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> etwa 30.000 Personen beschäftigt.<br />

Dies entspricht etwa 7% der Gesamtbeschäftigung<br />

in der <strong>Region</strong>. Unter Einbeziehung von Mobilitätsdienstleistungen,<br />

Handel und Instandhaltung ergibt sich<br />

sogar ein Anteil von 15%. Schwerpunkt der Mobilitätswirtschaft<br />

ist die eigenständige Konzernmarke VW<br />

Nutzfahrzeuge neben einigen großen Zulieferbetrieben.<br />

Zudem ist die <strong>Region</strong> aufgrund ihrer geographisch vorteilhaften<br />

Lage im Zentrum Deutschlands ein erstklassiger<br />

Logistikstandort. Dazu trägt auch die besonders gute<br />

Verkehrsinfrastruktur bei. Profiliert hat sich <strong>Hannover</strong><br />

auch bei den Mobilitätsdienstleistungen und durch innovative<br />

Lösungen im öffentlichen Personennahverkehr, die<br />

immer häufiger auch von anderen <strong>Region</strong>en nachgefragt<br />

werden. Der Bereich der Touristik-Dienstleistungen hat<br />

sich in den letzten Jahren ebenfalls sehr dynamisch entwickelt.<br />

Für die Mobilitätswirtschaft sind im wissenschaftlichen<br />

Bereich vor allem die ingenieurwissenschaftlichen Fachbereiche<br />

der Universität und der Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />

sowie einzelne außeruniversitäre Forschungseinrichtungen<br />

von Interesse. Allerdings besteht im Allgemeinen<br />

keine besondere Ausrichtung der Kooperationen<br />

auf Unternehmen der <strong>Region</strong>, zumal der Forschungsbereich<br />

der VW Nutzfahrzeuge in Wolfsburg angesiedelt<br />

ist. Ab Juli 2004 soll im Produktionstechnischen Zentrum<br />

<strong>Hannover</strong> in Garbsen ein neues Modell der Zusammenarbeit<br />

zwischen Industrieunternehmen und Wissenschaftlern<br />

umgesetzt werden.<br />

Defizite des Standortes werden von Betrieben in den vorhandenen<br />

Anbindungsproblemen an den kombinierten<br />

Ladungsverkehr, im Angebot von städtischen Gewerbeflächen<br />

und im schlechten Image gesehen. Positiv ist<br />

allerdings, neben den weichen Standortfaktoren, die Bedeutung<br />

des Messestandortes und die Kooperationskultur<br />

zu bewerten.<br />

Die Analyse deutet darauf hin, dass es sich bei der Mobilitätswirtschaft<br />

der <strong>Region</strong> um ein unausgeschöpftes<br />

Cluster handelt. Besonders wichtig für die Sicherung der<br />

industriellen Produktion in diesem Bereich ist die Verbesserung<br />

der Qualifikationsangebote und der Innovationskraft<br />

der <strong>Region</strong>. Die einzelnen Aktivitäten sind häufig<br />

unverbunden und isoliert, so dass Synergieeffekte ungenutzt<br />

bleiben und nach außen kein Profil als Mobilitätskompetenzregion<br />

entsteht. Bei entsprechendem Engagement<br />

könnten aber ein spezifisches Profil und eine Problemlösungskompetenz<br />

entstehen, die andere <strong>Region</strong>en<br />

so nicht vorweisen können. Dabei ist in einzelnen Feldern<br />

eine Kooperation mit der <strong>Region</strong> Braunschweig sinnvoll,<br />

da bereits Kontakte existieren und eine Konkurrenz auf<br />

kleinem Raum nicht sinnvoll wäre.<br />

13. EXPO PARK HANNOVER im Kontext<br />

einer innovationsorientierten Standortvermarktungsstrategie<br />

Voraussetzung für die Entstehung des EXPO PARK HAN-<br />

NOVER war, dass in Kenntnis der bei früheren Weltausstellungen<br />

aufgetretenen Nachnutzungsproblematik dem<br />

Grundsatz der Nachhaltigkeit bei der Planung des<br />

Expo-Geländes in <strong>Hannover</strong> ein hoher Stellenwert eingeräumt<br />

wurde. Dies gilt für das Prinzip eines sparsamen<br />

Geländeverbrauchs, aber auch für die Errichtung<br />

nachnutzbarer Pavillons und sonstiger Bauten. So bilden<br />

das Gelände um die Expo-Plaza und das Pavillongelände<br />

Ost heute den EXPO PARK.<br />

Die mit der Vermarktung des EXPO PARK beauftragte<br />

EXPO GRUND GmbH verfolgt mit dem Ansatz der branchenorientierten<br />

Flächennutzung das Ziel, einen für die<br />

Wirtschaft der <strong>Region</strong> insgesamt positiven Effekt hervorzurufen.<br />

Im Rahmen der zunehmend innovationsorientierten<br />

<strong>Region</strong>al- und Standortpolitik der letzten Jahre<br />

haben branchenorientierte Flächennutzungskonzepte<br />

immer stärker an Bedeutung gewonnen. Hauptbezugspunkt<br />

in <strong>Hannover</strong> ist dabei die von Land und <strong>Region</strong><br />

vorgenommene Ansiedlung von Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen,<br />

die der Schaffung eines lokalen<br />

Potenzials an qualifizierten Arbeitskräften sowie einer<br />

intensiven Vernetzung zwischen Forschung, Lehre und<br />

Praxis dienen sollen. Zudem existieren zusätzliche Entwicklungspotenziale<br />

für kleine Unternehmen mit Nähe<br />

zur Messe.<br />

Ein punktuell überschaubares und transparentes Angebot<br />

an branchenspezifisch qualifizierten Fachkräften ermöglicht<br />

es den Unternehmen, ohne große Suchkosten<br />

schnell und flexibel Mitarbeiter anzuwerben. Räumliche<br />

Nähe hat zudem einen positiven Einfluss auf die Möglichkeiten<br />

von Firmen zur Kooperation. Dies ist insbe-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 15<br />

sondere bei kleinen, flexiblen Unternehmen in innovativen<br />

Branchen notwendig, da die Übermittlung von Wissen<br />

und technologischem Know-how ein wesentlicher<br />

Erfolgsfaktor ist. Dies wird durch vielfältige, v.a. informelle<br />

Kontakte ermöglicht.<br />

Eine Sonderrolle im Rahmen der Diskussion um Vorteile<br />

räumlicher Nähe nehmen Science-Park-Initiativen ein.<br />

Kern dieser Konzepte ist die gezielte Schaffung attraktiver<br />

Ansiedlungsmöglichkeiten für Unternehmen aus innovativen<br />

Branchen im räumlichen Umfeld von Bildungsund<br />

Forschungseinrichtungen. Ein weiterer zentraler Ansatz<br />

ist es, den Betrieben geeignete Räumlichkeiten zu<br />

günstigen Konditionen zur Verfügung zu stellen und so in<br />

der Anfangsphase Fixkosten zu senken.<br />

Im Hinblick auf den EXPO PARK lässt sich feststellen,<br />

dass die Informations- und die Medienbranche ein Wirtschaftsbereich<br />

mit hoher Wissensintensität ist, in dem<br />

nicht-formalisierte Vorgehensweisen und beständige<br />

Innovation eine große Bedeutung haben. Diese Branche<br />

spielt in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit rund 2000 Betrieben<br />

eine beachtliche Rolle. Darüber hinaus haben Betriebsbefragungen<br />

gezeigt, dass in diesem Bereich eine hohe<br />

Kooperationsdichte vorhanden ist. Im Raum <strong>Hannover</strong><br />

sind also bereits Konturen eines Clusters der Informations-<br />

und Medienbranche vorhanden, der als Basis für<br />

Neugründungen und als Arbeitskräftepool für den EXPO<br />

PARK dienen kann.<br />

Die Umfeldbedingungen sind aufgrund der guten Infrastruktur<br />

und der Nähe zur Messe günstig. Die Vorleistung<br />

des Landes Niedersachsens für den EXPO PARK<br />

bestand in der Platzierung der Hochschule für Musik und<br />

Theater unter dem Dach des Kurt-Schwitters-Forums sowie<br />

der Fachbereiche für Bildende Kunst und Design und<br />

Medien der Fachhochschule <strong>Hannover</strong> auf dem Gelände.<br />

Diese Institutionen wurden durch weitere Bildungseinrichtungen<br />

ergänzt. Es war jedoch von Anfang an offensichtlich,<br />

dass nicht alle nachgenutzten Bereiche in dieses<br />

Cluster passen würden. Zurzeit sind lediglich ca. 54%<br />

der dort beschäftigten Personen in der Informations- und<br />

Medienbranche tätig, knapp 35% arbeiten in zur Branche<br />

komplementären Betrieben und weitere gut 11% in<br />

Unternehmen, die in keiner Weise ins Cluster passen.<br />

Nach Einschätzung der EXPO GRUND GmbH besteht<br />

ein großes Potenzial zur Schaffung weiterer Arbeitsplätze<br />

auf dem Gelände.<br />

14. Innovative Existenzgründungen als<br />

Impuls für den Strukturwandel<br />

Als wichtiger Baustein für die regionale Wirtschaftsentwicklung<br />

sind Existenzgründungen in den letzten 20 Jahren<br />

immer stärker in das Blickfeld der regionalen Wirtschaftsförderung<br />

gerückt. Sie sind vor allem von Bedeutung,<br />

da sie Arbeitsplätze schaffen, den Unternehmensbestand<br />

erneuern, neue Produkte und Technologien einführen<br />

und somit den regionalen Strukturwandel vorantreiben.<br />

Technologie- und wissensintensive Gründungen<br />

tragen zur Innovationsdiffusion bei und stärken somit die<br />

regionale Wettbewerbsfähigkeit.

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