Wirtschaftsstandort Region Hannover Regionalreport 2002 - NIW
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DIE REGION HANNOVER UND IHRE INNOVATIONSPOTENZIALE<br />
Abb. 5.1-2 FuE-Intensitäten der Unternehmen in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1997<br />
München<br />
Stuttgart<br />
Rhein-Neckar<br />
Rhein-Main<br />
Nürnberg<br />
Köln-Bonn<br />
Hamburg<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Düsseldorf<br />
Aachen<br />
Bremen<br />
Karlsruhe<br />
Wuppertal<br />
Ruhrgebiet<br />
Bielefeld<br />
Saarbrücken<br />
nachrichtlich:<br />
Braunschweig<br />
dort wird jedoch immer noch intensiver FuE betrieben als<br />
im Durchschnitt Gesamtdeutschlands (3,6%). Zur Spitzengruppe<br />
zählen zusätzlich Berlin, das nach der deutschen<br />
Wiedervereinigung eine enorme Anziehungskraft<br />
auf industrielle FuE praktisch auf allen Technologiefeldern<br />
ausübt, sowie Braunschweig, Ingolstadt, Friedrichshafen,<br />
Ulm und Dresden.<br />
Ein Großteil der FuE-Kompetenzen Norddeutschlands<br />
befindet sich in der <strong>Region</strong> Braunschweig. Der norddeutsche<br />
Raum würde aus der Sicht der Industrieforschung<br />
verzerrt dargestellt, wenn sich die <strong>Region</strong>alverteilung<br />
von FuE auf die Betrachtung der Verdichtungsräume<br />
Hamburg, <strong>Hannover</strong> und Bremen beschränken<br />
würde und die forschungsreichste <strong>Region</strong> nur deshalb<br />
ausgeklammert würde, weil sie nicht die Verdichtungskriterien<br />
erfüllt. In <strong>Hannover</strong> liegt der FuE-Anteil der Industriebeschäftigten<br />
hingegen deutlich unter dem Durchschnitt<br />
der Verdichtungsräume. <strong>Hannover</strong> ist nicht zu den<br />
überregional führenden FuE-Zentren zu zählen.<br />
In den 90er Jahren hat sich der Abstand <strong>Hannover</strong>s zu<br />
den führenden Verdichtungsräumen in Westdeutschland<br />
deutlich verkürzt (Abb. 5.1-3). Bis 1997 hat es generell in<br />
Deutschland eine spürbare Reduzierung des FuE-Personals<br />
gegeben, die auf verschiedene Ursachen zurückzuführen<br />
FuE-Personal in % der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16<br />
Quellen: SV Wissenschaftsstatistik und BfLR/BBR, unveröffentlichte Zusammenstellungen des FuE-Personals für das<br />
<strong>NIW</strong> und das BMBF. Statistisches Bundesamt, Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, veröffentlichte<br />
und unveröffentlichte Angaben, eigene Berechnungen und Schätzungen<br />
ist. In <strong>Hannover</strong> ist dies jedoch nicht der Fall gewesen, in<br />
den 90er Jahren gab es sogar noch eine leichte Ausweitung<br />
der FuE-Kapazitäten. Das FuE-Bild <strong>Hannover</strong>s stellt<br />
sich also besser dar als noch vor ein paar Jahren. Generell<br />
sind die Unterschiede im Innovationspotenzial zwischen<br />
Nord und Süd etwas geringer geworden.<br />
Dies hat einerseits mit sektoralen Trends zu tun, die sich<br />
am eindrucksvollsten an den Beispielen Automobil und<br />
Chemie verdeutlichen lassen:<br />
– Der Automobilbau konnte in den letzten zwanzig Jahren<br />
seinen Anteil an den industriellen FuE-Kapazitäten<br />
in Deutschland verdoppeln: Die Automobilregionen<br />
sind im Sog des Wachstums von Produktion und FuE in<br />
diesem Sektor nach oben gespült worden. Hiervon hat<br />
auch der Raum <strong>Hannover</strong> profitiert, denn gerade im<br />
Automobilbau hat sich der Trend verstärkt, FuE mehr<br />
und mehr den Zu-lieferern zu überlassen.<br />
– Auf der anderen Seite haben vor allem die forschungsintensiven<br />
<strong>Region</strong>en entlang des Rheins mit der nachlassenden<br />
Innovationsneigung der Chemischen Industrie<br />
in Deutschland FuE-Kapazitäten eingebüßt.<br />
Weiter haben bis 1997 insbesondere Großunternehmen<br />
aus forschungsintensiven Industrien, in denen weit über<br />
Abb. 5.1-3 FuE-Intensitäten der Unternehmen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und in<br />
westdeutschen Verdichtungsräumen 1985 bis 1997<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Quellen: SV Wissenschaftsstatistik und BfLR/BBR, unveröffentlichte Zusammenstellungen des FuE-Personals für das<br />
<strong>NIW</strong> und das BMBF. Statistisches Bundesamt, Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, veröffentlichte<br />
und unveröffentlichte Angaben, eigene Berechnungen und Schätzungen<br />
80% der FuE-Kapazitäten stationiert sind und die ihre<br />
Standorte vor allem in den süddeutschen <strong>Region</strong>en mit<br />
hohem Innovationspotenzial haben, ihre Zentralforschungseinheiten,<br />
in denen strategisch für künftige Technologielinien<br />
gearbeitet wird, deutlich reduziert: Innerhalb<br />
der FuE-Budgets der Unternehmen hat es eine starke<br />
Gewichtsverlagerung von der Grundlagenforschung<br />
hin zu eher marktorientierten Entwicklungen gegeben,<br />
die der Kunde bezahlt. Dieser Effekt trifft <strong>Region</strong>en, die<br />
wie <strong>Hannover</strong> eher im Bereich mittlerer Technologie tätig<br />
sind, weniger stark. Unternehmen aus solchen <strong>Region</strong>en<br />
sind im FuE-Prozess nämlich weniger mit Forschung im<br />
engeren Sinne („F“) befasst son-dern intensiver im Bereich<br />
der stärker umsetzungsorientierten experimentellen<br />
Entwicklung („E“) engagiert. In diesem Lichte betrachtet<br />
spricht der Aufholprozess in <strong>Hannover</strong> dafür, dass FuE<br />
vor allem in der Breite an Boden gewonnen hat.<br />
Zudem hat sich im Zuge der Globalisierung die früher<br />
recht enge Bindung von FuE-Aktivitäten an den Hauptsitz<br />
der Unternehmen gelockert 7 . Heute wird abhängigen<br />
Unternehmen und Betriebsstätten im konzerninternen<br />
Innovationsprozess vielfach mehr Raum gegeben, die jeweiligen<br />
regionalen Vorteile und Kompetenzen auch für<br />
FuE zu nutzen. Es ist davon auszugehen, dass <strong>Hannover</strong><br />
auch von diesem Trend profitiert hat.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 91<br />
FuE-Personal in % der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe<br />
Verdichtungsräume Westdeutschland<br />
<strong>Hannover</strong><br />
1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997<br />
Die geringe Aktualität der Daten wirft natürlich die<br />
Frage auf, wie es Ende der 90er Jahre weitergegangen<br />
sein könnte. Zusammengefasst gibt es viele Indizien<br />
dafür, dass die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> Ende der 90er Jahre<br />
im Innovationswettbewerb der Verdichtungsräume noch<br />
einmal ein gutes Stück vorangekommen ist – zumindest<br />
was den Einsatz von FuE angeht 8 .<br />
– Die FuE-Intensität ist in Deutschland nach der langen<br />
Durststrecke bis in die zweite Hälfte der 90er Jahre<br />
hinein wieder kräftig angehoben worden.<br />
– FuE hat sich dabei regional betrachtet noch stärker auf<br />
die Ballungsräume konzentriert.<br />
– Vor allem Großunternehmen machen den Anstieg aus.<br />
Viele Klein- und Mittelunternehmen haben sich hingegen<br />
aus FuE zurückgezogen, was nicht ohne Sorgen<br />
beobachtet werden muss.<br />
– Zwischen den Industriezweigen sind scharfe Selektionsprozesse<br />
zu erkennen. Während die traditionellen<br />
deutschen Stärken Chemie, Elektro, Maschinen<br />
eher verhalten in FuE investiert haben, haben Spitzentechnikbereiche<br />
wie Pharmazie, Medien- und IuK-Tech-<br />
7) vgl. Rehfeld, Wompel, 1997<br />
8) Die folgenden Argumente sind aus dem <strong>NIW</strong>-Beitrag zum Indikatorenbericht zur<br />
technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2001 entnommen, der im Frühjahr<br />
<strong>2002</strong> erscheinen wird.