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Mit der Heinz-Kühn-Stiftung unterwegs…

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Heike Krüger Israel<br />

Howard Shippin, gebürtiger Englän<strong>der</strong> und Christ, gleichzeitig <strong>der</strong>zeitiger<br />

Sprecher <strong>der</strong> Dorfgemeinschaft.<br />

In <strong>der</strong> Grundschule unterrichten Anwar Daoud, arabischer Schulleiter,<br />

Boaz Kitain, jüdischer Lehrer und ehemaliger Dorf-Secretary und die an<strong>der</strong>en<br />

Pädagogen die Kin<strong>der</strong> zweisprachig, auf Hebräisch und Arabisch.<br />

Gleichzeitig werden ihnen die jeweiligen Traditionen, Feste und Feiertage<br />

<strong>der</strong> beiden Völker vermittelt, ihre Bedeutung und wie sie begangen werden.<br />

<strong>Mit</strong> dieser Form <strong>der</strong> Erziehung will das pädagogische Konzept Neve<br />

Shaloms als Modell dienen für Städte mit jüdischer und palästinensischer<br />

Population wie etwa Jaffa, Haifa, Akko, Ramle und an<strong>der</strong>e. Und als<br />

Traumziel bleibt: Der Wille, Einfluß zu nehmen auf die Erziehung im<br />

ganzen Land, die bislang nur <strong>der</strong> weiteren Polarisierung <strong>der</strong> Gruppen dient.<br />

„Wenn wir heute bei den Kin<strong>der</strong>n beginnen, können wir in einigen Jahren<br />

vielleicht echtem Verstehen und Toleranz ein Stück näherkommen. Dann,<br />

wenn sie in Politik und Gesellschaft das Heft in <strong>der</strong> Hand haben“, ist<br />

Howard Shippin überzeugt.<br />

Inzwischen bieten die Mediatoren <strong>der</strong> School for Peace ihr „Konzept <strong>der</strong><br />

Entfeindung“, eines akribisch ausgearbeiteten Unterrichtsprogramms, das<br />

zur allmählichen Loslösung von den alten Stereotypen, über die Schiene des<br />

persönlichen Kennenlernens des an<strong>der</strong>en, seiner Ängste und Hoffnungen,<br />

auch an<strong>der</strong>en Konfliktgruppen an. Protestanten und Katholiken aus Irland<br />

etwa, o<strong>der</strong> eine Gruppe von Kin<strong>der</strong>n von Holocaust-Opfern und Kin<strong>der</strong>n<br />

von Nazi-Funktionären trafen sich in Neve Shalom. <strong>Mit</strong> durchschlagendem<br />

Erfolg, wie mir allenthalben berichtet wurde. Aber wohl, ganz wie das<br />

eigentliche Ausgangsvorhaben, verglichen mit dem Übermaß an<br />

Unverstand, eher ein Tropfen auf dem heißen Stein. Immer wie<strong>der</strong> werden<br />

die Dorfbewohner, beson<strong>der</strong>s diejenigen, die eine aktive Rolle in <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft übernehmen, mit dieser Vorhaltung konfrontiert. Und auch<br />

ich frage natürlich nach <strong>der</strong> Breitenwirkung des Projekts. „Ein Tropfen auf<br />

dem heißen Stein? Vielleicht. Aber wie heißt es so schön: Steter Tropfen<br />

höhlt den Stein“, gibt mir Howard Shippin zur Antwort.<br />

Vorerst gilt <strong>der</strong> Prophet noch wenig im eigenen Land. Lange blieb Neve<br />

Shalom/Wahat al-Salam die Anerkennung ihres ambitionierten Projektes<br />

ausgerechnet durch das israelische Erziehungsministerium verwehrt. Der<br />

Leiter <strong>der</strong> Grundschule, Anwar Daoud: „Erst vor drei Jahren hat das<br />

Ministerium, damals noch in Händen <strong>der</strong> Arbeitspartei, unsere Schulen<br />

anerkannt. Lange waren sie einfach nicht bereit, sich mit unserer Existenz<br />

auch nur auseinan<strong>der</strong>zusetzen.“ Von seiten des Staates kommt in finanzieller<br />

Hinsicht kaum Unterstützung. Das macht die Dorfgemeinschaft abhängig<br />

von den Spenden <strong>der</strong> Freundeskreise und einzelner potenter Gönner aus<br />

dem Ausland. „Die alltäglichen Probleme im Land fressen die Menschen<br />

<strong>der</strong>art auf, daß sie eine Idee wie unsere als verstiegen und träumerisch<br />

abtun“, erzählen mir Boaz Kitain und Michal Zak, Pädagogin an <strong>der</strong> School<br />

for Peace.<br />

Dabei lebt man in Neve Shalom/Wahat al-Salam keineswegs unter einer<br />

Glasglocke ständiger Glückseligkeit. Die Organisationsstrukturen sind mit<br />

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