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Mit der Heinz-Kühn-Stiftung unterwegs…

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Simone Kosog Botswana<br />

Kgotla, einem traditionellen Gericht vor, in dem noch immer wichtige<br />

Entscheidungen gefällt werden.<br />

Die Schil<strong>der</strong>ungen im folgenden Kapitel beruhen hauptsächlich auf<br />

Gesprächen mit den Menschen sowie auf den Studien Isaac Schaperas,<br />

Professor für Anthologie, <strong>der</strong> die Lebensgewohnheiten <strong>der</strong> Tswana untersucht<br />

hat (Schapera, Isaac: Rainmaking Rites of Tswana Tribes, Leiden:<br />

Afrika-Studiencentrum, 1971), und einem Vortrag von R.K. Hitchcock über<br />

die Dürre im historischen Kontext, ausgearbeitet für die Botswana Society.<br />

Ein Opfer für die Götter – Regenzeremonien<br />

Eine <strong>der</strong> ersten in Botswana dokumentierten Dürrezeiten war die von 1845<br />

bis 1851, aufgezeichnet von David Livingstone. Der Missionar lebte damals<br />

unter dem Stamm <strong>der</strong> Bakwena in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> heutigen Hauptstadt<br />

Gaborone. Livingstone berichtet von einer schlimmen Hungersnot, während<br />

<strong>der</strong> die Männer den größten Teil des Tages mit <strong>der</strong> Jagd verbrachten,<br />

die oft erfolglos verlief, und Frauen und Kin<strong>der</strong> Pflanzenwurzeln sammelten.<br />

Im Januar 1849, so Livingstone, hatte sich die Situation so zugespitzt,<br />

daß sich die Menschen das folgende halbe Jahr ausschließlich von<br />

Heuschrecken ernähren mußten. Professionelle Regenmacher wurden herbeigeholt,<br />

die durch verschiedene Zeremonien versuchten, die Dürre zu<br />

beenden. So bat ein Regenmacher um die Erlaubnis, ein Kind, das im Jahr<br />

zuvor gestorben war, zu exhumieren und Teile seines Körpers zu Medizin<br />

zu verarbeiten, um damit Regen hervorzurufen.<br />

Zu Livingstones Ansehen trug die Dürreperiode nicht gerade bei. Die<br />

Menschen, die ohnehin schon skeptisch waren, machten ihn und den christlichen<br />

Glauben für ihre Situation verantwortlich. Verstärkt wurde ihre<br />

Haltung dadurch, daß <strong>der</strong> bekannte Regenmacher Sechele zum Christentum<br />

überging und seine traditionellen Praktiken aufgab. Damals war es eine <strong>der</strong><br />

wichtigsten Aufgaben eines Stammesführers, Regen herbeizuholen. Sein<br />

Ansehen hing davon ab, ob ihm dies in ausreichendem Maße gelang.<br />

Als Livingstone den Stamm schließlich verließ, zogen die Bakwena<br />

unmittelbar fort, an einen Ort, den sie für geeigneter hielten. Nicht lange,<br />

nachdem <strong>der</strong> Missionar abgereist war, begann es zu regnen.<br />

Regenmacher gehörten damals zu den Medizinern, <strong>der</strong>en Hauptaufgabe<br />

es zwar war, kranke Menschen zu heilen, die daneben aber Spezialisierungen<br />

hatten: Menschen gegen Hexerei immun zu machen, verwitwete<br />

Frauen zu „reinigen“, kin<strong>der</strong>lose Frauen fruchtbar zu machen, die Heuschrecken<br />

von den Fel<strong>der</strong>n zu vertreiben. Regen herbeizuholen war unter<br />

allen Spezialisierungen die höchste. Nur wenige Menschen waren auserwählt,<br />

dieses Handwerk zu lernen: die Stammesführer o<strong>der</strong> die Nachfolger<br />

früherer Regenmacher.<br />

Traditionell wurde <strong>der</strong> Beginn <strong>der</strong> neuen Aussaat mit einer Regenzeremonie<br />

eingeleitet: Der Stammesführer wies Männer an, die Stammesgrenzen<br />

abzustecken, dann wurde <strong>der</strong> Regentopf mit Medizin gefüllt:<br />

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