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2004-giglio - Fachbereich Biologie

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Meeresbiologisches Praktikum, Giglio, 8. - 19. Oktober, <strong>2004</strong>


Neopren<br />

Memory


Teilnehmer<br />

Katja Domes; Verena Eißfeller; Svenja Gass; Manuela Gebhardt; Gunnar Henkes;<br />

Gregor Kalinkat; Tanja König; Alex Milcu; Mareike Rietze; Dorothee Sandmann;<br />

Katja Schneider; Marco Thomé; Olivera Vucic-Pestic; Kathrin Wagner; Daniela Weigand,<br />

Claudia Maas, Christin Heinrich<br />

Betreuer<br />

Stefan Scheu, Mark Maraun, Christoph Beckers<br />

Aufgaben<br />

Tagesprotokolle<br />

Fr./Sa. 8./9.10. - Gregor Kalinkat, So 10.10. - Katja Schneider; Mo 11.10. - Marco Thome; Di<br />

12.10. - Mareike Rietze; Mi 13.10. - Tanja König; Do 14.10. - Dorothee Sandmann; Fr 15.10. -<br />

Gunnar Henkes; Sa 16.10. - Katja Domes; So 17.10. - Alex Milcu; Mo 18.10. – Olivera Vucic-<br />

Pestic; Di 19.10. – Mark Maraun<br />

Tiergruppen und Bearbeiter<br />

Algen: (Tanja König, MarcoThomé, Olivera Vucic-Pestic)<br />

Schwämme: (Katja Schneider, Katja Domes)<br />

Cnidaria: (Alex Milcu, Kathrin Wagner)<br />

Mollusca: (Manuela Gebhardt, Daniela Weigand)<br />

Annelida: (Verena Eißfeller, Svenja Gass)<br />

Crustacea: (Claudia Maas, Christin Heinrich)<br />

Echinodermata: (Tanja König, Olivera Vucic-Pestic)<br />

Bryozoa: (Gunnar Henkes, Dorothee Sandmann)<br />

Fische: (Gregor Kalinkat, Mareike Rietze)<br />

Projekte<br />

Litoralgradient:<br />

Katja Schneider, Alex Milcu<br />

Sekundäre Hartböden: Oberes u. unteres Litoral:<br />

Katja Domes, Daniela Weigand<br />

Posidonia Wiesen:<br />

Tiefengradient Besiedlung alt – jung, basal – distal<br />

Tanja König, Dorothee Sandmann, Olivera Vucic-Pestic, Gunnar Henkes<br />

Sandfauna (Meiofauna, Makrofauna):<br />

Claudia Maas, Christin Heinrich<br />

Terrestrische Exkursion<br />

Posidoniagrund (Sauger), Tiefengradient:<br />

Svenja Gass, Kathrin Wagner<br />

Felsgrus (Tiefe, Größe, Besiedlung, Wellenexposition):<br />

Manuela Gebhardt, Gregor Kalinkat, Mareike Rietze


Inhaltsverzeichnis<br />

Tagebuch<br />

Anreise oder „Der längste Tag“ 5<br />

Der erste Vormittag im Meer 8<br />

Beprobung der Seegraswiese 10<br />

Quallen, Rippenquallen und Salpen 12<br />

Giglio-Südspitze, Stechginster und Pizza am Hafen 14<br />

Napoleonische Erinnerungen 17<br />

Blackout und Photosession am Strand 19<br />

Laborarbeit und Vorträge 22<br />

Staubsaugen unter Wasser und Neopren-Photos 23<br />

Ganz sicher 26<br />

Artenbeschreibungen & -Liste<br />

Algen 27<br />

Porifera 30<br />

Cnidaria und Ctenophora 34<br />

Annelida 37<br />

Mollusca 44<br />

Crustacea 48<br />

Echinodermata und Ascidiacea 52<br />

Bryozoa 56<br />

Pisces 61<br />

Projekte<br />

Litoralgradient 68<br />

Sekundärer Hartboden und Posidonia-Rhizom 74<br />

Sandfauna (Meiofauna, Makrofauna) 78<br />

Absaugen des Posidonia-Rhizoms 79<br />

Felsgrus 81<br />

Aufwuchs auf Posidonia Blättern 84<br />

- 4 -


Anreise oder „Der längste Tag“<br />

Freitag, 08. & Samstag, 09.10.<br />

Gregor Kalinkat<br />

Oktober in Deutschland. Strömender Regen. Am Freitag, den 8. Oktober <strong>2004</strong> um 14.00 Uhr<br />

treffen sich 19 Unverzagte mehr oder minder termingemäß in Darmstadt-Ost, um sich gen Süden<br />

aufzumachen, wo die Luft noch warm und das Wasser besonders klar ist bzw. sein soll.<br />

Nur 19? Richtig, da fehlt noch Verena, ERASMUS-Studentin im nicht ganz so fernen Innsbruck,<br />

sie braucht ein bisschen länger, die Zugreise quer durch den Freistaat verzögert sich etwas. So<br />

bleibt den Übrigen Zeit, die 3 VW-Transporter in Ruhe zu beladen, bis alles verstaut ist .<br />

Um 16.10 Uhr kann es dann tatsächlich losgehen, zu meinem persönlichen Wohlergehen verteilen<br />

sich die Teilnehmer der Anzahl nach sehr heterogen auf die Fahrzeuge und in unserem<br />

Bus bleiben 4 Plätze unbesetzt. Allerdings merken wohl alle recht schnell, dass die von Herrn<br />

Beckers ausgewiesen Marschroute nicht einzuhalten ist. Nach etwas über 4, statt der angepeilten<br />

3 Autobahnstunden treffen wir uns in Basel und lassen den deutschen „Freitag-Abend-<br />

Pendler-Stau“ fürs erste hinter uns.<br />

Die Reise geht weiter, durch die 17 Kilometer lange Stahlbetonröhre des Gotthard kommen wir<br />

unserem Fernziel einen weiteren großen Schritt näher. Es folgen lange Stunden Nachtfahrt mit<br />

gemeinsamen Pausen in Bellinzona (CH) und<br />

Parma (IT). Ab dort wird freie Fahrt in Kleingruppen<br />

offen gestellt, und sich für ca. 9 Uhr in<br />

Porto San Stefano verabredet, da die angepeilte<br />

(erste) Fähre uns um 9.45 Uhr in den<br />

Zielhafen überführen soll.<br />

Über die Verkehrsführung auf italienischen<br />

Autobahnbaustellen will ich mich nicht weiter<br />

auslassen, ich würde sonst Gefahr laufen, unangemessene<br />

Ausdrücke zu verwenden. Jedenfalls<br />

haben wir auch das kurvige und unübersichtliche<br />

Stück über den Apennin unbeschadet<br />

überstanden, bevor wir kurz vor Morgengrauen<br />

an diversen Raststätten Begegnung<br />

mit martialisch gekleideten Italienern<br />

machen, die anscheinend in Heerscharen zum<br />

Beginn der Jagdsaison dieses Wochenende<br />

so richtig auf den Putz hauen wollen; allerdings<br />

erwecken die meisten von ihnen weniger<br />

einen waidmännischen, als vielmehr einen<br />

paramilitärischen Anschein...<br />

Um ca. 7.40 Uhr läuft unser Bus als zweiter in<br />

Porto S. Stefano ein (sollte dieser kleine verträumte<br />

Hafenort absichtlich nach dem Leiter<br />

dieser Exkursion benannt sein? Und wenn ja,<br />

wie konnte es zur Heiligsprechung schon zu<br />

Lebzeiten kommen?). Schnell finden wir den<br />

Fährhafen und die andere Gruppe Darmstädter<br />

Biologen unter der Leitung von M. Maraun.<br />

In einer durchaus chaotischen Viertelstunde,<br />

- 5 -


die ich wegen meiner Schlaftrunkenheit nur noch schemenhaft nachskizzieren kann, erfahren<br />

wir von einer Fährverbindung um 8.00 h, erwerben Tickets für all unsere drei Fahrzeuge und<br />

fiebern anschließend, bis um 7.57 h der Bus Nr. 3 die Serpentinen zum Ort herunter geschossen<br />

kommt. Tatsächlich sind wir allesamt um 8.00 Uhr Ortszeit auf dem Deck des Schiffes verstaut.<br />

Die Freude darüber, das soll sich schnell zeigen, ist jedoch nicht allen Teilnehmern direkt<br />

anzusehen (bzw. verschwindet erstaunlich schnell aus den Gesichtern, um einem grünlichen<br />

Leidensblick Platz zu machen). Die „sachetti per il mal del mar“ werden von Christin und Daniela<br />

in Anspruch genommen, weitere Teilnehmer wünschen sich so schnell wie möglich festen<br />

Boden unter den Füßen, während mir Svenja freundlicherweise einige ihre Ravioli „Diavolo“<br />

anbietet, die ich genüsslich verzehre, schließlich habe ich eine anstrengende Nacht hinter mir.<br />

So ca. um 8.30 h schält sich dann das Ziel all unserer Träume – Isola de Giglio – aus dem<br />

Dunst. Allerdings sehen wir nur die unteren Etagen der Insel rund um den Ort Giglio Porto, da<br />

auch hier im Tyrrhenischen Meer das Wetter (noch) nicht besonders sonnig ist.<br />

So kommt es, dass wir nach der kurvenreichen Fahrt über die Insel eigentlich viel zu früh an<br />

unserem endgültigen Zielort in Campese ankommen. In Claus Valentins Institut für Meeresbiologie<br />

sind zwar gegen 10.00 h morgens noch lange keine Zimmer bezugsfertig, aber für eine<br />

lässige „Do’s and don’t’s“-Einweisung von Assistentin Iris bleibt allemal Zeit: So erfahren wir,<br />

dass auf der Insel mit ihren ca. 3.000 Einwohnern so gut wie nirgends echtes Trinkwasser vorkommt<br />

(außer in den Lebensmittelgeschäften abgepackt in Flaschenform) und dass man sich<br />

somit durch die Verwendung des sauberen, aber brackigen Leitungswassers beim Pasta-Kochen<br />

das Nachsalzen sparen kann. (Eigentlich hätte hier schon der Fehler, bzw. das Fehlen<br />

bestimmter Einkäufe auffallen müssen, aber wahrscheinlich waren alle von der nächtlichen<br />

Mammuttour dermaßen verstrahlt, dass die Sinne noch nicht ganz beieinander waren); auf<br />

Giglio ist nur ein Typus WC-Tuch gesetzlich zugelassen und somit führen Verstöße gegen diese<br />

Klopapier-, wie auch Ruhe- oder die Kassenzettelmitführungsverordnung jederzeit zur<br />

Pauschalbestrafung über 300,-•. Soso. Zunächst untersucht die Gruppe ihr neues, recht überschaubares<br />

Revier und nicht wenige machen Bekanntschaft mit den Köstlichkeiten, die der lokale<br />

Bäcker im Angebot hat.<br />

Inzwischen ist Daniela nicht unwesentlich weniger grün (im Gesicht, nicht hinter den Ohren)<br />

und so überlassen wir ihr um ca. 12.30 h das erste freigewordene Appartement (zusammen mit<br />

drei anderen Mädels). Der weitere Tag wird mit einer ‚Verfolgungsjagd’ hinter dem Bus, anschließenden<br />

Suchbemühungen und Kursraumeinrichtung gestaltet. Außerdem haben dann so<br />

gegen 13.30 auch alle Teilnehmer ein Appartement zugewiesen bekommen, was aber noch<br />

lange nicht heißen soll, dass jetzt die Zeit für ein gemütliches Schläfchen gekommen ist.<br />

Nachmittags gegen, 15.30, 16.00 h, der Kursraum ist inzwischen eingerichtet, begeben sich die<br />

Teilnehmer hin zur ersten Kontaktaufnahme mit den 21°C warmen Fluten des Tyrrhenischen<br />

Meeres. Auf Vollkontakt mit dem salzhaltigen H 2 O müssen die Teilnehmer vorerst jedoch verzichten,<br />

schließlich sind sie in wissenschaftlicher Mission unterwegs und müssen zuerst die<br />

Unterwasser Schutzausrüstung (sprich: 7mm-Neoprenanzug) testen. Einigen fällt es etwas<br />

leichter, andere haben so ihre Müh und Not mit dem Material. Vor allem die Atemeinschränkung<br />

und der extreme Eigenauftrieb des Anzugs sind doch sehr gewöhnungsbedürftig.<br />

Als sich die Wasserspiele dann langsam dem Ende zuneigen, und die ersten Kampftaucher<br />

hungrig den Fluten entsteigen, wird es endlich bemerkt: ‚SÄMTLICHE ESSENSVORRÄTE<br />

WURDEN IN DARMSTADT VERGESSEN!!!!’ Die Reaktionen der Teilnehmer reichen von unterdrücktem<br />

Zorn über fassungsloses Schweigen bis hin zum hysterisch wahnsinnigen Gelächter.<br />

Nun ja, sie haben um diese Tageszeit ja auch schon einiges hinter sich.<br />

- 6 -


Kurzerhand wird beschlossen, Tonys Pizzeria am anderen Ende der Campeser Bucht zu besuchen<br />

anstatt, wie geplant, heute Abend selber zu kochen. Allerdings werden die verbleibenden<br />

Stunden bis zum Abendessen sinnvoll genutzt, wir benutzen zum ersten Mal die Duschen in<br />

unseren neuen Domizilen, die unseren Komfort-Ansprüchen nahezu vollauf genügen und kaufen<br />

anschließend für Sonntag weitere Verpflegung.<br />

Um circa 19.00 h geht es dann in besagtes Ristorante, wo wir unser leibliches Wohlbefinden<br />

mithilfe einer frischen Pizza wieder herstellen.<br />

Viele fallen anschließend erschöpft in die Betten, doch ein kleiner Kreis von besonders resistenten<br />

Seelen feiert am Strand noch in den Geburtstag von Olivera hinein. So bis gegen drei Uhr<br />

oder so…<br />

Jetzt aber ins Bett! Buona notte<br />

- 7 -


Der erste Vormittag im Meer<br />

Sonntag, 10.10.<strong>2004</strong><br />

Katja Schneider<br />

8.00 Der Wecker klingelt, Gunnar dreht sich um und schläft weiter. Der Blick aus dem Fenster<br />

erfüllt nicht ganz meine Erwartung, in den Bergen hängen dicke Wolken. Mich friert es schon<br />

bei dem Gedanken an meinen, noch feuchten, Neopren und an das kalte Wasser. Es ist deutlich<br />

zu früh um Nahrung aufzunehmen, aber die Vorstellung erst in vier Stunden etwas zu Essen<br />

zu bekommen treibt dann doch einen kleinen Bissen rein. Bei einem Tee auf dem Balkon<br />

stelle ich fest, dass es wenigstens nicht so kalt ist. So langsam gewinne ich dem Ganzen etwas<br />

Positives ab, gestern beim Probeschnorcheln war das Wasser dank des Neoprens gar nicht so<br />

kalt und auf die interessanten Tiere freue ich mich auch schon.<br />

9.00 Treffpunkt Tauchstation. Nun heißt es, den Ekel zu überwinden und rein in die kalte, feuchte<br />

und stinkende zweite Haut. Durch das Beobachten der anderen ist man etwas von seinen<br />

eigenen Qualen abgelenkt. In diesem Ding fühlt und bewegt man sich wie ein<br />

Michelinmännchen, was auch zu dem einen oder anderen lustigen Foto beiträgt.<br />

9.15 - 9.30 Die Herde bewegt sich langsam Richtung Hafen von Campese. Ich lerne die Welt<br />

aus einem ganz anderen Blickwinkel kennen, 6 kg (gefühlt 60 kg) mehr auf den Hüften macht<br />

einen zur Schnecke und schränkt einen in jeder Bewegung ein. Da Alex und ich heute das Projekt<br />

’Litoralgradient’ leiten, darf ich zusätzlich noch eine Kiste mit Sammelgefäßen schleppen.<br />

Endlich am Hafen angekommen, lassen wir uns total erschöpft auf den Felsen nieder. Ich habe<br />

das Gefühl, dass ich direkt untergehe, wenn ich mich ins Wasser begebe. Sportliche Betätigung<br />

am frühen Morgen war noch nie etwas für mich.<br />

9.30 - 9.45 Stefan, die Ausdauer in Person, fängt mit der Erklärung des Projektes an. Es sollen<br />

zwei Litoralgradienten untersucht werden, wobei ein Felsen sonnenexponiert und der andere<br />

eher schattenexponiert ist. Die Proben werden jeden Meter von 0 - 5 m mit Hilfe eines Spaltes<br />

(was ist das?, Spaten, Spatel ?) genommen. Wir beschriften die Gefäße für die Probenahme<br />

und verstauen sie in Netzen.<br />

9.45 – 10.15 Bewaffnung mit Schnorcheln, Brille, Flossen, Netzen und Gefäßen. Nun ist erst<br />

mal freies Schnorcheln angesagt. Stefan checkt wie das mit dem Schnorcheln bei seinen<br />

Schützlingen klappt und stellt zufrieden fest, dass keiner große Probleme hat. Er zeigt der<br />

Gruppe die beiden zu untersuchenden Felsen und erklärt Alex und mir wie die Proben genommen<br />

werden sollen. Zwischenzeitlich hat es leicht angefangen zu regnen, aber da man ja sowieso<br />

von allen Seiten vom Wasser umgeben ist, macht das keinen großen Unterschied.<br />

10.15 – 11.45 Stefan, Alex und ich machen uns an die Arbeit. Wir fangen mit der Beprobung<br />

des Sonnen exponierten Felsens an. Die Probenahme stellt sich als nicht ganz einfach und vor<br />

allem Kräfte zehrend heraus. Es ist gar nicht so einfach, ein Stück Fels abzuhacken und dabei<br />

noch darauf zu achten, dass man kein Wasser schluckt und nicht von den Wellen auf einen<br />

Seeigel gespült wird. Zum Glück hilft uns Stefan tatkräftig, er beprobt ab 2 m abwärts. Da mir<br />

die Puste meist schon ausgeht, wenn ich bei 2 m angekommen bin (war ja erst der zweite Tag),<br />

übernehme ich die Funktion der Probegefäßanreicherin. Die ursprüngliche Planung von zwei<br />

Proben pro Tiefe erweist sich bald als unrealistisch und wir gehen dazu über, den Schattenfelsen<br />

zu beproben. Mich verlassen langsam die Kräfte und ich beneide die anderen, die die<br />

Bewohner des Meeres frei entdecken können, während ich mich mit dem Abhacken von Felsbrocken<br />

und den Wellen herumschlage. Ziemlich fertig mache ich mich mit einigen Probegefäßen<br />

auf den Weg zurück zu unserem Ein- bzw. Ausstieg am Hafen. Dort schaue ich mir<br />

neidisch die Ausbeute der anderen an und entspanne mich in ’toter Mann’ Lage im Wasser.<br />

- 8 -


11.45 – 12.30 Die Rückkehr der Schnorchler. Da die Probegefäße mit Wasser gefüllt und daher<br />

ziemlich schwer sind, beschließt Stefan einen Teil auf dem Wasserweg an unseren Strand zu<br />

bringen. Ich bin ihm sehr dankbar, da ich es gerade noch schaffe, meinen sechs Kilo schwereren<br />

Körper durch den Sand zur Tauchstation zu schleppen.<br />

12.30 – 14.00 Mit letzten Kräften pellen wir uns aus der nassen Neoprenhaut. Jetzt erst mal<br />

warm Duschen und dann was leckeres Essen. Pause!<br />

14.00 – 19.00 Treffpunkt Labor. Alex, Stefan und ich richten die Aquarien für die Proben ein.<br />

Jede Probe bekommt ein eigenes kleines Becken mit Pumpe, insgesamt 12 Stück. Jeder<br />

schnappt sich ein Bino und/ oder Mikroskop, sowie Literatur und fängt an, den Felsbewuchs auf<br />

die eigene Tiergruppe hin zu untersuchen. Wie sich herausstellt, ist die Bearbeitung der Proben<br />

sehr umfangreich und wird noch mehrere Tage in Anspruch nehmen.<br />

19.00 – 21.00 Da die für die Verpflegung zuständige Gruppe das Essen in Darmstadt vergessen<br />

hatte und wir erst am Mittwoch damit rechnen können, geht die ganze Gruppe zu Toni essen.<br />

Dort geschehen seltsame Dinge, eine in Geistergestalt erscheinende Bedienung serviert<br />

Olivera und mir eine Crustacen-Platte unter dem Titel gegrillte Fischplatte. Dies veranlasst<br />

Olivera und Gunnar einen Scherenkampf auszuführen, der mit der Niederlage des Krebses endet.<br />

21.00 – open end: Etwas unmotiviert, weil müde und voll gegessen setze ich mich noch einige<br />

Zeit ans Bino und versuche mit Katja dem Geheimnis der Schwammbestimmung auf die Spur<br />

zu kommen.<br />

- 9 -


Beprobung der Seegraswiese<br />

Dienstag, 12.10.<strong>2004</strong><br />

von Mareike Rietze<br />

Ein Hahn kräht.<br />

Nun am 3. Tag, weiß ich, dass dieses der Wecker von Christin ist und drehe mich gemütlich auf<br />

die andere Seite – es ist ja erst 8 Uhr. Ruhe. Erneut ertönt ein Wecker – kein Hahn, sondern<br />

Musik, der Wecker von Claudia. Jetzt regt sich im Zimmer nebenan etwas. Verschlafen bekomme<br />

ich mit, dass es tatsächlich jemand geschafft hat, sich fertig zu machen und in der Küche<br />

umherzuwerkeln.<br />

Hm, noch ein paar Minuten liegen. Vom Bett aus sehe ich, wie der Tisch voller und voller wird.<br />

So reich gedeckt war er hier noch nicht. Doch wir haben gestern “Großeinkauf“ gemacht. Begeistert<br />

stehen wir dann doch alle auf und genießen das Frühstück, das uns so toll von Christin<br />

bereitet wurde.<br />

Das Wetter ist heute einfach herrlich!<br />

9 Uhr stehen wir bereit um uns in die Neo´s zu zwängen. Die anderen trudeln von Tag zu Tag<br />

später ein. Bevor es ins Wasser geht noch eine kleine Besprechung – heute werden Seegraswiesen<br />

besammelt. Herr Scheu, Herr Beckers und Iris gehen mit Flaschen runter (in der Bucht).<br />

Dort nehmen sie aus 5 m, 10 m und 20 m Tiefe je 4 Proben. Es sieht von oben nicht schlecht<br />

aus, wie die drei dort im Seegras “umherrobben“. Eine Zeitlang gucken ihnen alle zu, doch interessanter<br />

sind dann doch die Tintenfische, die Quallen und die Riesenschwärme von<br />

Mönchsfischen.<br />

Nachdem ich mehrere kräftige Schlucke Salzwasser genommen habe und langsam Krämpfe im<br />

Rückenbereich bekomme, schnorchle ich mit den ersten anderen wieder an Land, wo wir dann<br />

- 10 -


geduscht und trocken den wundervollen Sonnenschein in der Mittagspause genießen.<br />

14 Uhr – nicht alle sind pünktlich, es fiel wohl vielen schwer, den Strandplatz gegen den<br />

Kursraum zu tauschen. Nun werden unsere Proben vom ersten Tag weiter untersucht. Später<br />

fangen die Seegrasexperten mit ihrem Projekt an. Ihnen wurde von Herrn Scheu eine kleine<br />

Einweisung gegeben und dann die Seegräser sortiert, geteilt und anschließend bearbeitet.<br />

19 Uhr – der Abendbrothunger treibt alle in ihre Appartements. Bei uns gibt es „mal zu Abwechslung“<br />

Nudeln mit Tomatensoße. Schmeckt aber trotzdem gut. Dazu gibt es Wein – der<br />

aber zu wünschen übrig lässt, doch wenigstens etwas!<br />

Kurz nach 21 Uhr komme ich am Kursraum an – doch finde ich ihn verschlossen vor, nur<br />

Herr Beckers, Kathrin, Daniela, Manuela und Verena sind schon da. Bis schließlich alle da<br />

sind ist es 21.30 Uhr. Na es wird jedes Mal später. Manuela hält uns einen Vortrag über die<br />

Vegetation im mediterranen Raum. Danach beschäftigen sich alle wieder mit ihren Tiergruppen<br />

und Projekten.<br />

Olivera stellt dann noch einem Grüppchen die Echinodermaten vor. Da wir viele Tiere im<br />

Aquarium haben, können wir sie auch anfassen. Da ich noch nie zuvor eine Seegurke oder<br />

einen Seeigel angefasst habe, ist dass etwas besonderes für mich.<br />

Langsam löste sich dann alles im Kursraum auf, entweder zum schlafen oder zum gemütlichen<br />

Beisammensein. Ein weiterer schöner und erlebnisreicher Gigliotag ist vorüber.<br />

- 11 -


Quallen, Rippenquallen und Salpen<br />

Mittwoch, 13.10.<strong>2004</strong><br />

Tanja König<br />

Strömender Regen frühmorgens nicht zum ersten Mal seit unsrer Ankunft lies die Worte von Iris<br />

bei der Eingangsbesprechung: „Auf dieser Insel regnet es eigentlich nie!“ irgendwie recht skurril<br />

erscheinen. Nichtsdestotrotz fanden sich 14 unerschrockene Schnorchler/innen um die Proben<br />

des Sandprojekts in 1 m und 5 m Tiefe in „unserer Bucht“ zu nehmen, um herum zu schnorcheln,<br />

sich um zu schauen und um vielleicht mal einen Regentropfen von unten auf die Wasseroberfläche<br />

fallen zu sehn. Unter Wasser war an diesem Tag wegen der vorangegangenen stürmischen<br />

Nacht eine „Quallenwelt“ anzutreffen, in der als Höhepunkt eine Salpen-Kette schwebte,<br />

die obwohl sie bereits gerissen war, wunderschön war. Die Sandproben wurden ebenfalls<br />

erfolgreich eingeholt. Über Wasser genoss die „gemütliche Kaffeefraktion“ die letzten Schlücke<br />

des leckeren italienischen „Quetsch“-Kaffees mit viel Milch und machte sich alsdann schleunigst<br />

auf den Weg in den Kursraum, um die Tier- und Algengruppen, sowie die Projekte der<br />

vorangegangenen Tage weiter zu bearbeiten.<br />

Nach einem insgesamt wesentlich kürzeren Schnorchelgang als die Tage zuvor fanden sich die<br />

„Unerschrockenen“ nicht wie sonst zur späten Mittags- bzw. frühen Nachmittagsstunde sondern<br />

bereits um die frühe Mittagsstunde im Kursraum ein, der an diesem Tag im Vergleich zu draußen<br />

doch recht „kuschelig“ und einladend wirkte. Im Laufe des Tages wurden der in Darmstadt<br />

vergessene Exkursionsproviant und die Därmstädter „Urlauber“ erwartet, von denen Jens so<br />

ca. gegen 14 h als erster und klatschnass gesichtet werden konnte. Klatschnass vom Dauerregen<br />

beim Ausladen oder vom euphorischen Ankommensschwimmen? Oder beides?<br />

Den ganzen Tag über wurde mit Ausnahme einer „Kaffeepause“ emsig bestimmt, gelesen, sowie<br />

das Sandprojekt verarbeitet und begonnen auszuwerten.<br />

- 12 -


…und nebenbei wurde bemerkt, dass das Original Nutella Riesenglas sehr zum Leidwesen<br />

einiger Liebhaber gegen zwei kleine Nutoka Gläser ausgetauscht worden war!!! Gegen Abend<br />

konnte die Proviantaufteilung stattfinden, nach der sich die Wohnparteien zufrieden zurückzogen<br />

um sich den ersten selbst gekochten kulinarischen Hochgenüssen hinzugeben. Nach dem<br />

Essen wurden für den Weg zum Kursraum wahrhaftig die Regenschirme und K-ways ausgepackt,<br />

da es übrigens immer noch, bzw. wieder (wer weiß, an so einem Tag im Keller bekommt<br />

man ja nicht viel Wetter mit) regnete!<br />

Wir hörten ein Referat zu Geschichte und Kultur der Toskana und Giglios, bei dem wir unter<br />

anderem erfuhren, dass Giglio einst bei Piraten und als Strafkolonie sehr beliebt gewesen war.<br />

Zudem wurde erwähnt, dass so ziemlich jede Großmacht versucht hatte den Mittelmeerraum zu<br />

erobern, wir (die Deutschen) es glücklicherweise auch nicht geschafft haben und trotzdem hier<br />

mitten im Mittelmeer auf Exkursion sind.<br />

Die Besprechung der terrestrischen Exkursion des darauf folgenden Tages und der gemeinsam<br />

gefasste Plan auch eine kurze Strecke unwegsameres, „Dschungel-ähnliches“ Gelände auf<br />

dem Weg von der Südspitze der Insel zu einem Leuchtturm in Kauf zu nehmen beendete den<br />

offiziellen Teil des Tages.<br />

Auf dem Weg vom Kursraum zurück begrüßte uns pünktlich zum Feierabend eine sehr angenehme<br />

Regenpause, die den einen oder anderen Feierabendgeist wieder ins Leben und somit<br />

weg vom Bett rief. Zum Teil wurde mit den neu angekommenen Darmstädtern ausgiebig gechillt<br />

(zusammen gesessen und getrunken oder auch nicht getrunken), zum Teil ohne „neue Darmstädter“,<br />

bzw. gar nicht gechillt sondern früh geschlafen.<br />

- 13 -


Giglio-Südspitze, Stechginster und Pizza am Hafen<br />

Donnerstag, 14.10.<strong>2004</strong><br />

Dorothee Sandmann<br />

Treffpunkt 9 Uhr an der Tauchstation. Startpunkt für eine Wanderung zum südlichen Teil der<br />

Isola del Giglio, bei schönem Wetter - wie bestellt! Nachdem wir das „akademische Viertel“ etwas<br />

ausdehnten, ging es um 9:40 Uhr mit den Bussen los nach Castello. Von einer alten Müllhalde<br />

am Rande von Castello sollte die Wanderung über die Südspitze gehen und dann an der<br />

Westseite der Insel wieder zurück. In der Nähe dieser Müllhalde befindet sich der höchste Berg<br />

der Insel mit 496 m NN.<br />

Der erste Teil des Weges führte durch einen Pinienwald, der auf den alten Weinterrassen aufgeforstet<br />

wurde. Dies ist die vorherrschende, durch menschlichen Einfluss geprägte Vegetation<br />

besonders im mittleren Teil der Insel. Der weitere Weg führte dagegen durch kaum wirtschaftlich<br />

genutzte Gebiete mit einer, für die Hartlaubzone, typischen Vegetation, der Macchie. Sie<br />

besteht aus dichten Gebüschen aus dornigen Straucharten (was das bedeutet sollte uns später<br />

klar werden!) mit harten, immergrünen Blättern, sowie wenige Baumarten. Dieser Lebensraum<br />

ist geprägt durch Trockenheit, kurze Wachstumsperioden, nährstoffarme Böden und häufige<br />

Brände, was dazu führt, dass sich kein Wald entwickelt, sondern eben diese Strauchvegetation.<br />

Bei häufigen Bränden und intensiver Beweidung verschwinden allerdings die wenigen Baumarten<br />

und größeren Sträucher, und es entsteht die niedrige, weithin offene Garique (Campell,<br />

<strong>Biologie</strong>).<br />

Gefundene Pflanzen:<br />

Wissenschaftl. Namen Deutsche Namen Bemerkungen<br />

Arbutus unedo Erdbeerbaum<br />

Cistus monspelliensis Montpllier-Zistrose<br />

Citus salvifolius Salbeiblättrige-Zistrose<br />

Cyclamen spec Alpenveilchen<br />

Daphne gnidium Herbst-Seidelbast<br />

Dittrichia viscosa Klebriger Alant<br />

Erica arborea Baumheide Pfeifenholz,<br />

Myrtus communis Brautmyrte<br />

Pistacia lentiscus Mastix<br />

Quercus ilex Steineiche<br />

Rosmarinus officinalis Rosmarin<br />

Spartium junceum Pfriemenginster<br />

Ulex parviflorus Stechginster<br />

- 14 -


Vor der Südspitze machten wir dann Station zum Tieresammeln. Gefunden und besprochen:<br />

Einordnung Familie Wissenschaftl.. Name Bemerkung<br />

Spinnentiere Euscorpius italicus<br />

Araneidae Araneus spec.<br />

Argiope lobata<br />

Clubionidae Cheiracanththium spec. (Dornfinger), giftig<br />

Gnaphosidae Poecilochroa conspicua<br />

Thomisidae Xysticus spec.<br />

Phalangiidae<br />

Chilopoda Geophilomorpha<br />

Zygentoma<br />

Embioptera<br />

Mantodea Ameles decolor<br />

Phasmatodea Bacillus spec. parthenogenetisch<br />

Caelifera Catantopidae Calliptamus italicus<br />

Pezotettix giornai<br />

Zikaden Cicadellidae<br />

Cercopidae Philaenus spumarius<br />

Wanzen Coreidae<br />

Cydnidae Sehirus spec.<br />

Lygaeidae Lygus equestris<br />

Käfer Staphylinidae Ocypus spec.<br />

Chrysomilidae Chrysomela populi<br />

Halticinae Erdfloh Schädling<br />

Lampyridae<br />

Curculionidae Sitona spec.<br />

Scarabidae (Larve)<br />

Meloidae Meloe spec. Triungulinus-Larve in Nestern<br />

von solitären Bienen<br />

Tenebrionidae<br />

Diptera Syrphidae Erystalis spec.<br />

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Nach diesem Stopp ging es dann weiter bis zur Südspitze. Dort angekommen versuchten wir<br />

vor atemberaubender Kulisse aus Sonne und Meer ein Gruppenbild mittels Selbstauslöser zu<br />

schießen. Die Betonung liegt hier auf versuchen, denn nach mehreren fehlgeschlagenen Anläufen<br />

und Absturz der Kamera gaben wir auf.<br />

Der weitere „Weg“ sollte uns dann am Westrand der Insel zum Leuchtturm führen, es wurde<br />

aber bald klar, dass der Weg kein Weg mehr war sondern mehr ein Pfad (wenn man das überhaupt<br />

so bezeichnen konnte) direkt durch die Macchie. Das war wahrlich nichts für Zartbesaitete,<br />

da die uns überragenden, stachelbewehrten Sträucher einige Spuren an Beinen und Armen<br />

hinterließen. Als dann der Pfad vollends endete hatten wir ganz schön zu kämpfen, dass uns<br />

die übrig gebliebene Motivation zum weitergehen nicht auch noch abhanden ging. Am Leuchtturm<br />

angekommen (Juchuu!) entschädigte uns dann eine Pause mit Essen und Schwimmengehen<br />

am Felsen zum Fuße des Leuchtturmes. Auf dem Rückweg nahmen wir dann die Asphaltstraße<br />

und kamen dann schließlich um 18 Uhr wieder guter Dinge, aber doch etwas kaputt,<br />

zu den Bussen zurück.<br />

In Castello machten wir noch mal eine halbe Stunde Pause zur freien Verfügung, d.h. Besichtigen,<br />

Bier oder Souvenirs kaufen (erwähnt werden sollten an dieser Stelle die Kalender und<br />

Weinflaschen mit Mussolini-, Che Guevara- und Hitler-Aufdruck). Nach diesem ereignisreichen<br />

Tag gab es dann noch die wohlverdiente, obligatorische Pizza – diesmal allerdings in einer Pizzeria<br />

in Porto.<br />

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Napoleonische Erinnerungen<br />

Freitag, 15.10.<strong>2004</strong><br />

Gunnar Henkes<br />

Er wachte schweißgebadet auf. Mit Verwunderung stellte er fest, dass er sich in einem ihm völlig<br />

unbekannten Bett in einem ihm mindestens genauso unbekannten Raum befand. Das Zimmer in<br />

dem er geschlafen hatte, war äußerst spärlich eingerichtet wie das von einfachen Bauern. Wo war<br />

er? Mit einem Satz sprang er aus dem Bett, um sich Gewissheit zu verschaffen. Er verließ den<br />

Raum durch die einzige Tür, schritt durch einen kleinen Flur und gelangte in eine armselig eingerichtete<br />

Küche. Auf dem Tisch standen noch Reste von einem Mahl einfachster Art: Nudeln mit<br />

Tomatensoße. Zwei Aasfliegen stritten sich wütend surrend um einen eingetrockneten Rest Thunfisch.<br />

Ein leichter Schauder lief ihm über den Rücken.<br />

Von der Küche führte eine Tür auf eine Veranda. Er öffnete diese, und wurde von der über den<br />

Hügeln am Horizont aufgehenden Sonne geblendet. Das grelle Licht schmerzte in den Augen,<br />

vertrieb aber auch schnell die letzte Müdigkeit, die noch seine Sinne benebelte. Er hob die Hand,<br />

um nicht länger von der Sonne geblendet zu werden, und ließ seinen Blick über den Horizont<br />

wandern.<br />

„Dafür werden in Paris Köpfe rollen“ entfuhr es ihm. Sein Blick verweilte noch ein paar Sekunden<br />

nach Norden auf der See Richtung Frankreich. Dann drehte er sich zügig auf den Hacken um und<br />

marschierte zurück in sein Schlafgemach, um sich der Situation angemessen zu kleiden. Grundsätzlich<br />

hatte er gegen eine Kombination aus Boxershort und Tennissocken nichts einzuwenden.<br />

Jetzt fiel ihm alles wieder ein, der Putsch, die Gefangennahme, die Verschleppung auf dieses<br />

elende Eiland, das wirklich passend nach gehörnten Wiederkäuern benannt war. „Diese bourgeoisen<br />

Schurken“ zischte er. Elba hätte ja noch ein Zufall sein können, bei St. Helena wurde er<br />

damals aber schon stutzig. Aber jetzt saß er schon wieder auf einer Insel fest! In beschlich der<br />

Verdacht, dass hinter dem ganzen ein System steckte und gewisse Kreise in Paris wohl nicht zu<br />

seinen größten Fans zählten.<br />

Er hatte angeordnet, dass sich um 9 Uhr alle seine loyal gebliebenen Anhänger in dem Innenhof<br />

vor seinem Exil zusammen finden sollten, um die Strategie für die weitere Vorgehensweise zu<br />

erörtern. Es waren gerade mal 20 Mann, die sich auf dem Innenhof versammelten. Die Strapazen<br />

der letzen Tage konnte man in den müden Gesichtern lesen. Die letzten Tage hatten gezeigt, dass<br />

es nicht möglich war, über den Hafen an der Südküste von der Insel zu fliehen. Zum einen wurden<br />

sämtliche Wege nach Porto streng bewacht, zum anderen lagen vor dem Hafen schwere Schiffe<br />

der Kriegsmarine, die jeden Fluchtversuch zu Wasser mit Kanonenfeuer unter die Wasserlinie<br />

vereiteln würden. Die Lage war ernst, eine echte Herausforderung!<br />

Sein Chefstratege Stephane Timide, von vielen auch „Professor“ gerufen, hatte einen neuen Einfall,<br />

wie man die Insel verlassen könnte. Der Plan war genauso genial wie verwegen und war in<br />

wochenlanger Kleinarbeit in jeder Einzelheit von ihm geplant worden. Vereinfacht gesagt war die<br />

Idee zur nächstgelegen Insel zu schwimmen. Um die beste Route zu finden, musste die Bucht<br />

genauer inspiziert werden. Zur Tarnung sollte Interesse an den Kreaturen des Meeres vorgeheuchelt<br />

werden. So paddelte man den ganzen Vormittag in der Bucht, um eine gute Nordostpassage<br />

zu finden. Nebenbei wurde ab und zu nach einem Stein getaucht, um den Bewuchs mit Organismen<br />

genauer zu betrachten. Die Wache, die am Strand das Treiben beobachtete, sollte nicht<br />

misstrauisch werden. Mit der Zeit entwickelte sich das Ganze aber in einer völlig ungeplante<br />

Richtung. Mehr und mehr kristallisierte sich aus dem Meer heraus, dass die geplante Flucht unmöglich<br />

war. Vor der Bucht herrschte eine starke Strömung, gegen die man nicht anschwimmen<br />

konnte. So geriet das Betrachten der Tiere und Pflanzen immer mehr in den Vordergrund. Besonders<br />

eine Form von Leben hatte ihn sofort in ihren Bann gezogen. Es waren winzige Organismen,<br />

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die bevorzugt auf der Unterseite von Steinen und auch an den Blättern von Seegräsern zu siedeln<br />

schienen. Das Aussehen der einzelnen Individuen war nicht besonders spektakulär, aber die<br />

militärische Disziplin, mit der sich die einzelnen Organismen zu einer kleinen Armee formierten,<br />

ließ sein Herz höher schlagen. Schulter an Schulter saßen diese kleine Tierchen wie Soldaten in<br />

einer Stellung und verteidigten ihre Territorium mit einer Phalanx von Dornen und anderen raffiniert<br />

ausgeklügelten Abwehrwaffen bis auf den Tod. Genau diese Disziplin und bedingungslose<br />

Solidarität hatte er zuletzt auf den Schlachtfeldern in Europa so schmerzlich vermisst. Obwohl er<br />

unter Wasser getaucht war, spürte er wie eine dicke salzige Träne über sein Gesicht lief.<br />

Er bemerkte, dass sich langsam Unmut unter den Männern breit machte. So wies er an, einige<br />

Steine zur genauern Untersuchung vom Meeresboden zu bergen und erstmal an Land zu gehen,<br />

um die unterkühlten Körper aufzuwärmen, Mittag zu essen und danach die Steine und Tiere genauer<br />

zu betrachten.<br />

Unter einer speziellen optischen Apparatur, die man bei den äußerst geschäftstüchtigen Insulanern<br />

gegen Entgeld ausgeliehen hatte, konnte er sich am Nachmittag die sonderbaren Kreaturen<br />

genauer ansehen. Bei der Betrachtung stellte er fest, dass es unterschiedliche Arten zu geben<br />

schien. In den Kolonien hatte jedes Individuum seine genaue Position und alle verschmolzen zu<br />

etwas Großem. Sein Interesse für diese kleinen Organismen wuchs ins Unermessliche, und er<br />

merkte gar nicht, wie der Nachmittag verstrich. Zu Feier des Tages kaufte er etwas Brot und ein<br />

Glas Oliven für die Männer, um der allabendlichen Pasta zumindest etwas die Eintönigkeit zu<br />

rauben.<br />

Den Abend über saßen die Leute in Gruppen zusammen und betrachteten fasziniert die skurrilen<br />

Kreaturen, die sie im Laufe des Tages dem Meer entrungen hatten. „Wer interessierte sich noch<br />

mal für diese komischen kleinen koloniebildenden Glibberviecher“? tönte es auf einmal durch den<br />

Raum. Und da war er wieder, der Moment der Stärke der Macht. Betont langsam und dabei<br />

extrem würdevoll stand er von seinem Schemel auf, rückte seinen Hut zurecht, steckte die rechte<br />

(eventuell könnte es auch die linke gewesen sein, er ist sich im nachhinein nicht mehr zu 100%<br />

sicher) Hand zwischen den dritten und vierten Knopf seines Jacketts und sprach mit fester, lauter<br />

Stimme, bei der zweifelsfrei auch eine ordentliche Portion Pathos mitschwang: „Les Bryozoa,<br />

c’est moi!“<br />

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Blackout und Photosession am Strand<br />

Samstag, 16.10.<strong>2004</strong><br />

Katja Domes<br />

Durch lautes Getöse durch die Abreise der Schulklasse aus Pfungstadt viel zu früh aus dem<br />

Schlaf gerissen, drehten sich viele, sonst eigentlich fleißige Biologen noch einmal in ihren Betten<br />

um und schliefen noch ein Stündchen weiter. Dass gegen halb zehn nur fünf Studenten und<br />

die Betreuer im Kursraum waren, rang Stefan nur den Kommentar: „Oh, viel Erschöpfung heute<br />

morgen“ ab. Als sich dann nach und nach alle an ihren angestammten Arbeitsplatz begaben<br />

und emsig zu arbeiten begannen, wurden sie jäh ausgebremst.<br />

Der Kleine Bärenkrebs (Scyllarus arctus) beschloss gegen 10.45 h mit einem mutigen Sprung<br />

aus einer kleinen Schale voll Meerwasser, in die er selbstverständlich nur zu Bestimmungszwecken<br />

gelegt worden war, sein Leben zu retten. Darüber einigermaßen erschrocken, denn<br />

diese marinen Tiere können im Trockenen nur selten überleben, warf Christin ihm das Wasser<br />

ganz spontan hinterher, sogar bis in die Steckdose. Der Steckdose war die Bekanntschaft mit<br />

dem Wasser allerdings weniger angenehm, so dass sie ihren Dienst quittierte und die Darmstädter<br />

Biologen in dem fensterlosen Kursraum völlig im Dunkeln saßen. Nachdem sich die erste<br />

Aufregung gelegt hatte, wurde das Wasser nebst Bärenkrebs wieder eingefangen und alle<br />

bahnten sich im Dunkeln ihren Weg nach draußen in den Innenhof, der bei strahlendem Sonnenschein<br />

dann genüsslich in Beschlag genommen wurde. Gregor schwärmte dabei immer<br />

noch von dem Nachtschnorchelgang des vergangenen Abends und seinen hormonellen Gefühlen,<br />

die ihn die ganze Nacht über dabei begleitet zu haben scheinen. Von einem Tauchlehrer<br />

der Station hatte er sich sagen lassen, dass das Mittelmeer nachts absolut mit tropischen Gewässern<br />

mithalten könne. Dabei kam er zu der Theorie, dass Tauchen ja nur was für Rentner<br />

sei, Schnorcheln hingegen etwas für richtig aktive Männer. Gut, dass Stefan und Christoph gerade<br />

beschäftigt waren ...<br />

Nachdem der Strom von alleine nicht wiederkam und die Hilfe ein wenig auf sich warten ließ,<br />

wurde Mark noch einmal ganz alleine in den dunklen, kalten Kursraum zurück geschickt, um<br />

Bücher, Zettel und Papier zu holen. Stefans Sorgen („Mark, schaffst du das?“) waren aber natürlich<br />

völlig unbegründet und so kam es, dass sich alle in dem sonnigen Innenhof um ihren<br />

Prof scharten und die Pflanzen des gestrigen terrestrischen Ausflugs (die einen mögen ihn Spaziergang<br />

nennen, die anderen strapaziösen Geländemarsch) besprachen:<br />

Steineiche, Quercus ilex; Erdbeerbaum, Arbatus unedo; Baumheide, Erica aborea; Myrte,<br />

Myrtus communis; Mastix, Pistacia lentiscus; Salbeiblättrige Zistrose, Cistus salvifolius;<br />

Montpellier-Zistrose, Cistus monspeliensis; Rosmarin, Rosmarinus officinalis; Herbst-Seidelbast,<br />

Daphne gnidium; Klebriger Alant, Dittrichia viscosa; Strandflieder, Limonium spec.;<br />

Wermuth, Artemisia spec.<br />

Und auf ewig unvergessen: STECHGINSTER, Ulex europaeus<br />

Obwohl sich der Strom und auch das Licht bereits um kurz nach 11 h wieder einstellte, blieben<br />

alle da wo sie waren und besprachen noch einmal die Eindrücke des Nachtschnorchelgangs.<br />

Sandaale, Ariosoma balearicum; Marmorrochen, Torpedo marmorata; Eidechsenfisch, Cynodus<br />

saurus; Schnauzenbrasse, Spicara smaris; Marmorbrasse, Lithognathus mormyrus;<br />

Zweibindenbrasse, Diplodus vulgaris; Streifenbrasse, Spondyliosoma cantharus; Brauner<br />

Drachenkopf, Scorpaena spp.; Weitaugen-Butt, Bothus podas; Barbenkönig, Apogon imberbis;<br />

Großer Kammstern Astropecten aranciacus; Seeigel, Arbatia lixula; Seegurken, Holothuroidea;<br />

Ctenophoren, Cestus veneris; Zylinderrose, Cerianthus membranaceus; Bärenkrebs, Scyllarus<br />

arctus; Kraken, Octopus marcropus; Kalmare, Aloteutis spec., Loligo vulgaris; Sepien, Sepia<br />

officinalis; Ährenfische, Atherina presbyter; Meeräschen, Mugilidae; Meeresleuchten durch den<br />

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Dinoflagellat Noctiluca scintillans<br />

Vor der Mittagspause begaben sich schließlich alle zum Strand um die schwierige Aufgabe eines<br />

Gruppenfotos in Angriff zu nehmen. Die beiden Fotographen Alex und Doro gaben beide ihr<br />

Bestes, schickten die Gruppen hin und her, mal vor den Turm, mal mitten ins Wasser und am<br />

Schluss reichte es tatsächlich für nette Gruppenfotos mit lachenden Gesichtern.<br />

Den Nachmittag verbrachten die Biologen ab 14 h wieder im Kursraum mit dem Betrachten und<br />

Bestimmen ihrer gesammelten Utensilien. Manch einer, der bei der Bestimmung die begehrte<br />

Hilfe von Mark Maraun genießen durfte, mag sich dabei gefragt haben, ob er auch dasselbe<br />

Präparat wie besagte Hilfsperson betrachtet hat. Aber dank der detailgetreuen Zeichnungen<br />

(die linke Abbildung ist eins der besten<br />

Beispiele dafür!) wurde jeglicher<br />

Zweifel zerstreut und man kam<br />

schnell zur richtigen Art. Vor dem<br />

Abendessen gab‘s um etwa 18 h (Anfangszeiten<br />

wurden nie so genau<br />

eingehalten) den Vortrag von Olivera<br />

über die Echinodermata und den der<br />

beiden Katjas über die Schwämme<br />

(Porifera). Dass besonders ich dabei<br />

für ein bisschen Verwirrung sorgte,<br />

braucht dabei ja nicht näher ausgeschlachtet<br />

zu werden. Es ist schon<br />

günstig, wenn man an solchen sch...<br />

Tagen das Protokoll selbst schreibt!<br />

Die Gestaltung des Abendessens war schließlich jedem selbst überlassen, so dass man sich zu<br />

unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Leuten traf um dann<br />

wiederum unterschiedliche Sachen zu essen. Besonders anregend war in der Gruppe um Gre-<br />

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gor und das Risotto auf der Terrasse des 6er-Apartements wohl das Gespräch über den „Fisch<br />

im Arsch der Seegurke“....<br />

Nach dem Abendessen stellte die Fisch-Gruppe, bestehend aus Gregor und Mareike, ihre Ergebnisse<br />

vor und danach arbeitete man noch frisch und munter ein bis zwei Stündchen weiter.<br />

Naja, die Arbeit dauerte ungefähr bis zu dem Moment, in dem Mark mit einigen Getränken und<br />

viel zu wenigen Gläsern im Kursraum auftauchte. Aber auch mit wenigen Gläsern wurden die<br />

Reserven bei „anspruchsvollen Gesprächen“ und sportlichen Armdrück-Aktivitäten vernichtet,<br />

so dass eine kleine gutgelaunte Gruppe unermüdlicher Biologen zu später Stunde noch einmal<br />

die Lokalität wechselte. Und was dann nach Mitternacht geschah, steht mit etwas Glück nicht<br />

im Protokoll des nächsten Tages....<br />

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Laborarbeit und Vorträge<br />

Sonntag, 17.10.<strong>2004</strong><br />

Alexandru Milcu<br />

Wir haben uns um 10 Uhr im Labor getroffen weil Stefan uns ausnahmsweise hat ausschlafen<br />

lassen. Übrigens viele von uns sind trotzdem später gekommen und das hat unseren Chef ein<br />

bisschen unzufrieden gemacht. Heute sollten wir alle für den ganzen Tag im Labor bleiben um<br />

unsere Proben weiter zu analysieren. Christoph und Stefan hatten den ganzen Morgen die Steine<br />

von dem Stein- Gradient-Projekt fotografiert. Inzwischen wurden die Proben von Posidonia,<br />

Fels und Marine-Gradient-Projekt weiter bearbeitet.<br />

Mittagessen wurde von 13 bis 15 Uhr genommen. Am Nachmittag haben uns die Sand-Boden-<br />

Projekt Leute (Christin und Claudia) in ihrem Vortrag überzeugt, dass im Amphioxus Sand die<br />

gefundenen Organismen 10-100 fach häufiger sind. Danach haben Verena und Svenia ihren<br />

Vortrag über Anneliden gehalten. Wir haben sehr viele Bilder mit merkwürdigen Würmern gesehen.<br />

Dann hatten Daniela und Manuela den Vortrag über Gastropoden-Arten des Mittelmeers<br />

gehalten.<br />

Ein bisschen gelangweilt nach einem ganzen Tag im Labor sind wir um ungefähr 19 Uhr in die<br />

Richtung Castello gefahren, woi einen Abend vorher, Stefan, Mark and Christoph ein Restaurant<br />

groß genug für 20 Personen entdeckt hatten. Da haben wir versucht auf der Speisekarte<br />

ein neue und noch nicht probierte Art von Pizza zu finden. Aber unser wissenschaftlicher Unterricht<br />

war für diesen Tag noch nicht fertig. Wir sollten um halb zehn ins Labor, und zwar nicht<br />

beschwipst, weil Tanja und Marco einige Ergebnisse des Litoral-Gradient-Projektes vorstellen<br />

wollten. Dass es wirklich sehr spät war, hat Stefans Versuch bewiesen, als er ohne viel Erfolg<br />

versucht hat, mehr als 5 mal die Logik hinter der Ordinationsanalyse (CANOCO Software) zu<br />

erklären.<br />

Als Zusammenfassung wurde dieser Tag für die Analysierung der Proben und Vorstellung der<br />

Ergebnisse benutzt. Aber ich glaube, dass ich nicht der einzige war, der einen Tauchgang<br />

vermisst hat.<br />

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Staubsaugen unter Wasser und Neopren-Photos<br />

Montag, 18.10.<strong>2004</strong><br />

Olivera Vucic-Pestic<br />

Um 9.00 Uhr treffen wir uns zum finalen Tauchgang. Vor dem Wasser kam jedoch erst noch die<br />

Vorführung des „wissenschaftlichen Geräts“, ein selbst gebastelter Unterwasserstaubsauger<br />

(dank der TU-Werkstatt nach Dr. Marhans Vorlage). Alex hatte heute mal die Kameramannfunktion,<br />

Doro als dokumentierende Fotografin, mit dem Auftrag von allen Einzelbilder im<br />

Neoprenanzug zu schießen. Außerdem wurden die letzen Souvenirtauchgänge unternommen.<br />

Desweiteren ermöglichten uns Stefan Scheu und Christoph Beckers einen Schnuppertauchkurs.<br />

Um 11.00 endeten die diversen Tauchaktionen. Unser Kameramann nutzte die Gelegenheit<br />

sein Amt nieder zu legen und machte sich auf einen Solotauchgang. Mark Maraun war wegen<br />

Ohrenschmerzen ausgefallen, die, nach eigenen Angaben, evtl. durch den Verlust seines Ohrrings<br />

verursacht wurden.<br />

12.10 Uhr Rückkehr des „lonely“-Tauchers. Gut, dass er wieder aufgetaucht ist!<br />

12.30 Uhr So langsam haben sich die letzten Vortragsredner eingefunden und schreiben im<br />

Eiltempo ihre Abschlussprojekte zusammen. Der erste Termin soll um 14.00 Uhr sein.<br />

14.00 Uhr Beginn auf 14.15 verschoben (wir sind zu langsam...). Dank der Raucherfraktion verschiebt<br />

sich der Beginn noch mal auf 14.25 Uhr und wir (Gunner, Doro, Tanja und ich) sind immer<br />

noch nicht fertig mit der Vorbereitung...<br />

... während der Vortrag über primäre und sekundäre Hartböden beginnt.<br />

14.35 Uhr Vortrag über Felsgrus (erstaunlich pünktlich, die Nachbesprechungen fallen heute<br />

doch deutlich kürzer aus).<br />

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15.00 Uhr Plankton ist an der Reihe. Wir sind beeindruckt wie gut der Zeitplan funktioniert, außerdem<br />

sind wir alle hungrig. Markos riesige Kekstüte leert sich in einem erstaunlichen Tempo.<br />

Wie gut, dass er nicht in der Nähe ist, um uns daran zu hindern. Er und Verena stehen vorne<br />

und halten den Vortrag. Marco, wir lieben dich! Du hast uns vor der sicheren Unterzuckerung<br />

gerettet.<br />

15.05 Planktonvortrag beendet. Ist das schnell oder was? GENAU!<br />

Der Zeitgewinn macht sich sogleich bemerkbar. Es folgt eine kleine Vorlesung über die im<br />

Plankton vertretenen Tiergruppen und deren Larvenformen.<br />

15.15 Uhr Saugerprojekt.<br />

15.20 Vortrag beendet. Wow sind die schnell! Woran das wohl liegt? Hier unsere Hypothesen:<br />

1. Vorbereitungszeit zu kurz<br />

2. Wir haben ALLE Hunger<br />

15.30 Herr Scheu kann uns auch hierzu viel erzählen. Wir sind platt. Herr Scheu, gibt es eigentlich<br />

auch ein Thema bei dem Sie sprachlos sind? Wo passt das ganze geballte Wissen eigentlich<br />

hin? Nebenbei verrät ein Blick in die Runde die Müdigkeit und den Hunger der Zuhörerschaft.<br />

16.15 Uhr Doro, Gunnar, Tanja und ich. Mit einer viertelstündigen Verspätung bilden wir die<br />

Abschlussgruppe: Bryozoa (Doro und Gunnar) und das Seegraswiesenprojekt (Doro, Gunnar,<br />

Tanja und ich).<br />

16.45 Beginn der üblicherweise im Anschluss folgenden Diskussion. Der Anfang vom Ende unserer<br />

Exkursion...<br />

17.10 Uhr Wissenschaftliches Arbeiten offiziell beendet. Schade!<br />

17.40 Uhr Aufräumen und spülen, spülen, spülen.<br />

19.15 Uhr Arbeit erledigt und jetzt das wohlverdiente Essen. Zur Abwechslung mal Pizza bei<br />

Toni (während unseres Besuchs das einzige noch tätige Restaurant in Campese). Ein weiteres<br />

Highlight des Tages ist der frisch erworbene Tauchschein von Herrn Illig. Bravo.<br />

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Erwähnenswertes zum Thema Nachbesprechung: Tanja über unsere Wanderung durch die<br />

Maccia der Insel: „Ich fand es auch total schön, dass wir den Spaziergang gemacht haben“. Da<br />

werden sich einige gefragt haben, ob sie mit der falschen Gruppe unterwegs war?<br />

Zurück zum Essen. Etwas Unheimliches geht am Esstisch vor. Gunnar verschmäht die Reste.<br />

Aber wie wir beim Prof. gelernt haben, werden freie Nischen schnell wieder besiedelt; Gregor<br />

lässt sich nicht lange bitten. Und zum Abschluss noch 8 Ramazotti auf Christophs Rechnung.<br />

Mann, wir wollten doch euch einladen! Also, das nächstemal bestellen wir auf deine Rechnung.<br />

Mal sehen ob es dann klappt. Jetzt gieße ich mir gerade Cola ein. Mark, der Satz war für dich.<br />

Und da kommt auch schon der Ramazotti. Mal schauen was der kann.<br />

Christoph: „Halt, wer möchte noch einen Ramazotti auf meine Rechnung?“<br />

Erst betroffenes Schweigen, dann gehen langsam, fast zögerlich die ersten Hände hoch, bis<br />

klar ist, dass alle wollen. Vielen lieben Dank.<br />

Nach dem ersten Schluck sind sich alle einig: Mmh. Tanjas Kommentar: „Die Gläser sind gut“.<br />

Allgemeines Gelächter. Der Ramazotti nicht? Und während ich das schreibe, schmeißt Gunnar<br />

seinen Rama um. So schlecht ist er doch gar nicht. Irgendetwas stimmt heute nicht mit Gunnar.<br />

Will nichts essen, will nichts trinken. So ist es mit verliebten. Ach muss Liebe schön sein...<br />

Gunnar bringt uns neue Sprichwörter bei: „Einem geschenkten Barsch schaut man nicht in<br />

den...“ Tja, man lernt nie aus. So und jetzt fragt sich Gunnar, ob es hier auch Wehrmut oder<br />

Absinth gibt. Also Gunnar, wer seine Getränke auf dem Tisch leert, bekommt nichts mehr. Antwort:<br />

NEIN!<br />

22.00 Prof: „Und was machen wir jetzt? Trinken wir hier noch was oder setzen wir uns an den<br />

Strand?“ Super Idee, wir gehen. Scheu zu Beckers: „Ja, lass uns hier raus.“ Andiamo! Vor<br />

Tonys am Strand. Christoph fragt Mark: „Wie geht’s eigentlich deinem Ohr? Sieht so aus als<br />

wäre es besser. Warum hat das eigentlich so lange gebraucht?“<br />

Mark: „Weil sich mein Gehirn erst darauf einstellen musste“. Das ist der perfekte Moment das<br />

Amt als Protokollantin niederzulegen. Auf zur Party am Strand!<br />

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Ganz sicher<br />

Dienstag, 19.10.<strong>2004</strong><br />

Mark Maraun<br />

Ich bin mir ganz sicher! So muss gewesen sein. Wir sind wieder zurückgefahren. Schließlich<br />

sind wir wieder hier. Es muss auch geregnet haben; schließlich regnet es immer, wenn man aus<br />

dem Urlaub - ups - von Exkursion zurückkommt. Vielleicht schien auch mal kurz die Sonne.<br />

Oder auch die ganze Zeit. Ich bin mir nicht ganz sicher.<br />

Und ich bin gefahren (ganz sicher) und habe neben der Olivera gesessen (noch sicherer). Und<br />

sie hat viel erzählt. Oder ich habe viel erzählt. Ja, ich hab viel erzählt. Ich glaube schon. Nein,.<br />

Ich bin mir ganz sicher. Es ging sicher um das Leben, die <strong>Biologie</strong> (was ja fast das Gleiche ist)<br />

und um den ganzen Rest.<br />

Und dann sind wir einkaufen gewesen. Glaub ich jedenfalls. Und das hat gedauert…kam mir<br />

jedenfalls so vor. Und dann haben wir im Auto gegessen (alle!) und dann das Auto sah aus wie<br />

die SAU (da bin ich mir auch ganz sicher).<br />

Und dann sind wir gefahren und gefahren und gefahren und dann hat sich der Wagen in die<br />

Kurven gelegt und hat sich langsam vom Boden abgehoben (ich bin mir da nicht ganz sicher);<br />

wir haben die Alpen überflogen und hatten einen wunderschönen Blick auf die Berge; dann haben<br />

wir noch ein Schleife gedreht und sind an der Normandie und England vorbei geflogen,<br />

haben unsere letzten Vorräte aufgegessen und sind dann in der Nähe von Darmstadt gelandet.<br />

Glaub ich jedenfalls.<br />

Und dann sind wir wieder in Darmstadt angekommen (ganz sicher!). Es war schon dunkel; vielleicht<br />

auch nicht. Ich bin mir nicht ganz sicher. Dann haben wir den Bus aufgeräumt und sind<br />

alle nach hause gefahren. Ich bin mir aber nicht ganz sicher….<br />

Es ist jedenfalls ne schöne Exkursion gewesen. Da bin ich mir ganz sicher!<br />

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Algen<br />

Tanja König<br />

Bei Algen handelt es sich um photoautotrophe Organismen, die sowohl in einzelliger Form, als<br />

auch in Form von verschiedenen Fadensystemen bis hin zu komplexen Gewebethalli auftreten.<br />

Im Unterschied zu den“ höher organisierten“ Pflanzen sind die Algen nicht in Wurzel,<br />

Sprossachse und Blatt differenziert, sondern weisen einfache Gewebethalli auf.<br />

Darüber hinaus findet bei den Algen keine Embryobildung im Unterschied zu Moosen, Farnen,<br />

Nackt- und Bedecktsamern statt. Die befruchtete Eizelle (Zygote) wächst meist ohne bleibenden<br />

Kontakt zur Mutterpflanze zum neuen Individuum heran, weshalb die Algen nicht zu den<br />

Embryophyten zu zählen sind. Eine Ausnahme bilden hier die meisten Rotalgen.<br />

Bei den Embryophyten, oder „grünen Pflanzen“ besitzt der Photosynthese-apparat meist eine<br />

einheitliche Pigmentausstattung an Chlorophyll a und b sowie an Carotinoiden. Diese Pigmentausstattung<br />

findet sich lediglich bei den Grünalgen, die demnach als entwicklungsgeschichtliche<br />

Vorgänger der höheren Landpflanzen zu sehen sind.<br />

Rot- und Braunalgen sind jedoch nicht lediglich als Farbvarianten der Grünalgen, sondern als<br />

eigenständige Organisationstypen aufzufassen, bei denen die Evolution versuchte, möglichst<br />

erfolgreiche photoautotrophe Organismen hervorzubringen.<br />

Aus den zahlreichen Abteilungen der Algen sollen im Folgenden nur die Makroalgen behandelt<br />

werden, von denen die größten als „Tange“ bezeichnet werden und davon ausschließlich die<br />

Rhodophyta (Rotalgen), Phaeophyta (Braunalgen) und Chlorophyta (Grünalgen), die alle zum<br />

Makrophytobenthos zählen. Vom Makrophytobenthos differenziert wird das Microphytobenthos,<br />

zu dem die Diatomeen (Kieselalgen) und die Cyanobakterien (Blaualgen) zählen. Innerhalb des<br />

Makrophytobenthos treten perennierende Arten auf, die eine komplexe Gewebestruktur ausbilden<br />

und mehrere Jahre leben. Im Gegensatz dazu existieren ephemere Arten mit einfacher<br />

Thallusstruktur, die mehrere Generationen pro Jahr entwickeln und semiperennierende Arten,<br />

die nur teilweise überdauern, indem sie ihre Äste abwerfen und mit den basalen Teilen überdauern.<br />

Bei der Hälfte der im Mittelmeer vertretenen Algenarten handelt es sich um atlantische<br />

Arten. Die übrigen Arten sind zu 20% endemisch (palaeo-/ und neoendemisch), zu weiteren<br />

20% kosmopolitisch und zu 10% indopazifisch (davon 3% tropisch).<br />

Von den Rhodophyceen sind im Mittelmeer ca. 500 Arten beschrieben. Einige der Rotalgen<br />

sind extreme Schwachlichtspezialisten und halten den Tiefenrekord der Algenverbreitung. In<br />

der Karibik kommt eine krustenförmig wachsende Art in bis zu 200m Tiefe vor, wohin lediglich<br />

0,1% des Oberflächenlichtes gelangt. Im Mittelmeer kommen die tiefsten Rotalgen bis 100 m<br />

vor. Im Süßwasser finden sich die Rotalgen meist als einzellig organisierte Formen. Im Meer<br />

handelt es sich meist um buschig verzweigte oder flächig ausgebreitete Thalli aus<br />

Zellfadensystemen mit unterschiedlicher Komplexität. In den Kalkrotalgen sind die Zellwände<br />

massiv mit CaCO 3 inkrustiert, welches massiv am Aufbau von Riffstrukturen beteiligt ist. In der<br />

geologischen Vergangenheit wurden mächtige biogene Kalksteinschichten angehäuft, so dass<br />

einige Gesteinspartien in den nördlichen und südlichen Kalkalpen auf das Wachstum mesozoischer<br />

Rotalgen zurückzuführen sind.<br />

Neben der von den Landpflanzen abweichenden Gestalt fällt die eigenartige Färbung der Rotalgen<br />

auf. Chlorophyll a und die Carotinoide werden durch Pigmente aus der Gruppe der rötlichen<br />

Phycobilline überdeckt. Nach ihrem molekularen Aufbau und ihren spektralen Absorptionseigenschaften<br />

werden diese in Phycocyanine, Phycoerythrine und Allophycocyanine<br />

differenziert. Die jeweiligen Mengenverhältnisse und Thallusstrukturen ergeben eine breite Palette<br />

an Farbtönen, die von olivbraun über purpurn und violett zu hell- und dunkelrot variiert.<br />

Tiefenalgen sind in der Regel kräftiger rot als Arten geringerer Wassertiefe. Bei den meisten<br />

von uns bestimmten Rotalgen handelt es sich um Formen der Corallinales, die stark verkalkte<br />

- 27 -


- 28 -<br />

Zellwände aufweisen. Man kann zwischen<br />

2 gestaltlichen Grundformen differenzieren:<br />

den flachen, z.T. sehr massiven<br />

Krusten und den aufrechten, buschig<br />

verzweigten Thalli mit gelenkig<br />

verbundenen Achsengliedern.<br />

Die Chlorophyceae sind im Mittelmeer<br />

mit ca. 200 Arten beschrieben, wobei<br />

diese dort eine eher untergeordnete<br />

Rolle spielen. Sie dominieren lediglich<br />

in stark eutrophierten Gebieten der Häfen,<br />

wo Fucaceen und Rotalgen verschwunden<br />

sind.<br />

Die Phaeophyceae stellen eine sehr<br />

augenfällige Komponente der Algenvegetation<br />

dar, indem sie recht große<br />

und komplexe Gestalten bilden. Ihr<br />

Formenspektrum reicht von einfach<br />

fädigen Formen zu flächigen oder zylindrischen<br />

Gestalten. Es finden sich auch<br />

derbe Makroalgen, die entweder strauchig<br />

verzweigt sind oder breite ledrige<br />

Bänder bilden. Innerhalb der<br />

Phaeophyceen finden sich mit Ausnahme<br />

der Vermehrungsstadien keine einzelligen<br />

Arten. Ihre Färbung hebt sich<br />

wie bei den Rhodophytceae von den<br />

grünen Pflanzen ab. Chlorophyll a wird<br />

begleitet von Chlorophyll c. Für ihre<br />

charakteristische Färbung ist v.a. das<br />

gelbbraune Pigment Fucoxanthin neben<br />

den Carotinoiden verantwortlich.<br />

Diatomeen haben eine ähnliche<br />

Pigmentausstattung. Neben ihrer<br />

Pigmentausstattung weisen die<br />

Phaeophyceen ein weiteres bedeutendes<br />

chemisches Merkmal auf. Ihre<br />

Zellwand enthält neben Cellulose meist<br />

das saure Polysaccharid Alginsäure.<br />

Deren Salze bilden Kolloide von exakt<br />

einstellbarer Viskosität und finden deshalb<br />

Anwendung als Dickungs- und<br />

Stabilisierungsmittel für Pudding, Speiseeis,<br />

Joghurt, Gele, Pasten, Tablettensprengmittel<br />

und zur Wirkungsverzögerung.


Die Gruppe der Dictyotales bestehen aus verzweigten, bandförmigen Thalli, die aus mehreren<br />

Zellschichten aufgebaut sind. Die Gattung Cystoseiraceae weist jährlich eine bedeutende<br />

Biomasse auf. Es wurden 300 verschiedene Arten beschrieben, von denen 2/3 endemisch sind.<br />

Artenliste:<br />

Abteilung CHLOROPHYTA<br />

Acetabularia acetabulum: einzellig<br />

Anadyomene stellata : tropisch Art<br />

Chaetomorpha spec.<br />

Codium bursa<br />

Codium coralloides<br />

Codium effusum<br />

Dasycladus vermicularis<br />

Halimeda tuna<br />

Udotea petiolata<br />

Valonia utricularis<br />

Abteilung RHODOPHYTA<br />

Ordnung Corallinaceae<br />

Amphiroa rigida: auf Steinen oder epiphytisch auf anderen Makroalgen<br />

Amphiroa cryptarthrodia<br />

Corallina elongata<br />

Corallina officinalis: auf Steinen oder Felsen, gelegentlich auf Muscheln, unteres Mediolitoral<br />

bis oberes Infralitoral<br />

Jania rubens: epiphytisch auf Makroalgen, auf Felsen und in Gezeitentümpeln;<br />

Krustenrotalge (Lithophyllum/Lithothamnium)<br />

Andere<br />

Laurencia obtusa<br />

Peysonnelia spec.<br />

Pterocladia capillacea<br />

Wrangelia penicillata: tropisch<br />

Abteilung PHAEOPHYTA<br />

Ordnung Dictyotales<br />

Dictyota dichotoma: dichte Bestände im oberen Infralitoral, vereinzelt auch in größeren Tiefen,<br />

ephemere Art<br />

Dictyota linearis: auf Posidonia<br />

Halopteris scoparia<br />

Padina pavonica: tropische Art<br />

Ordnung Fucales<br />

Gattung Cystoseiraceae<br />

Cystoseira compressa: mehrjährig, semiperennierend, Mediolitoral bis 20 m tief, am häufigsten<br />

Infralitoral 1-3 m<br />

- 29 -


Porifera<br />

Katja Domes und Katja Schneider<br />

Schwämme sind aquatisch sessil lebende Metazoen, die sowohl in marinen als auch in limnischen<br />

Lebensräumen vorkommen. Fossile Spiculafunde belegen, dass Schwämme schon vor<br />

600-700 Mio. Jahren existierten. Weltweit sind etwa 8000 Arten beschrieben, von denen ca.<br />

600 im Mittelmeer vorkommen. Schwämme werden in die drei monophyletischen Gruppen eingeteilt:<br />

Kalk- (Calcarea), Kiesel- und Horn- (Demospongiae) sowie Glasschwämme<br />

(Hexactinellida). Die genauen Verwandtschaftsverhältnisse dieser Gruppen zueinander sind<br />

jedoch nicht endgültig geklärt.<br />

Gegenspieler der Schwämme sind andere sessile Lebewesen, wie z.B. andere Schwämme,<br />

Algen und Hydrozoen, mit denen sie um Raum konkurrieren. Schwämme haben eine hohe<br />

Regenerationsfähigkeit, was auch wirtschaftlich bei der Badeschwammproduktion genutzt wird.<br />

Hierbei wird ein Badeschwamm in viele kleine Stücke zerlegt, welche auf eine Schnur aufgefädelt<br />

und zum Wachsen ins Wasser gehängt werden, bis sie zu einem großen Schwamm herangewachsen<br />

sind und geerntet werden können.<br />

Aufbau<br />

Schwämme haben eine vielfältige Erscheinungsform und hohe Plastizität. Grundsätzlich werden<br />

drei Bauplantypen unterschieden:<br />

Der Ascon-Typ mit einer dünnen Außenwand und einer großen, zentralen Geißelkammer mit<br />

distalen Osculum;<br />

der Sycon-Typ mit radiär um den zentralen Sammelraum angeordneten Geißelkammern;<br />

Der Leucon-Typ (häufigster Typ) mit weit verzweigtem Geißelkammersystem. Der Schwammkörper<br />

des Leucon-Typs ist aus drei epithelartige Zelllagen, Pinacoderm, Choanoderm und<br />

Mesohyl aufgebaut. Das Pinacoderm grenzt den Schwamm zum äußeren Milieu ab, wohingegen<br />

die Choanocyten (Kragengeißelzellen) des Choanoderms den aktiven Wasserstrom erzeugen.<br />

Schwämme besitzen keine Organe, Gonaden, Blutgefäße und auch kein Nervensystem.<br />

Je nach Großgruppe besteht das Stützskelett aus Sponginfasern (Festigungsfunktion) und/oder<br />

aus mineralischen Elementen, wie Kalk- bzw. Kieselnadeln.<br />

Nahrungsbiologie<br />

Schwämme sind aktive Filtrierer, wobei ein 1 L großer Schwamm 100-2000 L pro Tag filtrieren<br />

kann. Die Nahrungsaufnahme erfolgt über Endocytose. Durch das aktive Schlagen der Kragengeißelzellen<br />

strömt Wasser durch die Ostia in das Schwamminnere und sammelt sich dort in<br />

den Kragengeißelkammern, dort bleiben Nahrungspartikel (Algen, Bakterien und Detritus) in<br />

den Mikrovilli der Kragengeißelzellen hängen und werden mit dem Plasmastrom an die<br />

Zelloberfläche befördert und phagocytär aufgenommen. Im Mesohyl werden sie dann über<br />

amoeboide Archaecyten zu Speicherzellen transportiert. Das filtrierte Wasser wird über das<br />

Osculum ausgeschieden. Der Wasserstrom dient jedoch nicht nur der Nahrungsaufnahme sondern<br />

auch der Exkretion und der Sauerstoffaufnahme.<br />

Fortpflanzung<br />

Schwämme sind meist zwittrig, sie können sich aber auch asexuell fortpflanzen. Bei sexueller<br />

Fortpflanzung erfolgt die Befruchtung der Eizelle im Innern des Schwammes oder im Freiwasser.<br />

Sperma- bzw. Eizellen entstehen aus Choano- bzw. Archaeocyten im Mesohyl. Aus der<br />

befruchteten Eizelle entwickelt sich zunächst eine Larve, wobei sich zwei Larventypen unterscheiden<br />

lassen:<br />

Die Amphiblastula-Larve der Kalkschwämme und einiger Hornschwämme;<br />

- 30 -


die Parenchymula- bzw. Demospongea-Larve der Hornschwämme und einiger Kalkschwämme.<br />

Die freischwimmende, einschichtige Amphiblastula-Larve besteht aus einem vorderen<br />

begeißelten und einem hinteren, aus großen granulierten Zellen bestehenden Pol. Die zweischichtige<br />

Parenchymula-Larve entsteht aus einer begeißelten Blastula und ist für höchstens<br />

24 Stunden freischwimmend. Die Metamorphose erfolgt nach Festsetzen der Larven auf einem<br />

Untergrund mit dem Vorderende. Dabei kommt es zu einer Schichtumkehr, wobei die äußeren<br />

begeißelten Zellen nach Geißelverlust ins Innere gelangen. Dort bilden sie wieder Geißeln und<br />

einen Plasmakragen (Choanoderm). Die inneren Larvenzellen wandern nach außen und bilden<br />

das Pinacoderm. Am oberen Ende bricht das Osculum durch und im Bereich des Mesohyl bildet<br />

sich das Wasserkanalsystem.<br />

Nutzen und Nutzung<br />

Schwämme sind nicht nur als Badeschwämme für die Hygieneindustrie interessant, sie werden<br />

auch immer mehr wegen ihrer bioaktiven Substanzen von der pharmazeutischen Industrie geschätzt.<br />

Etwa die Hälfte (400) der neu entdeckten Naturstoffe aus marinen Organismen stammt<br />

aus Schwämmen. Schwammpulver wird aufgrund des hohen Jodgehaltes z.B. gegen Kropfbildung<br />

eingesetzt. Schwämme produzieren außerdem Sekundärmetabolite, die aus unterschiedlichen<br />

Substanzgruppen bestehen. Ihr Wirkspektrum reicht von entzündungshemmend,<br />

fungizid über bakterizid und cytotoxisch (inhibieren Tumorwachstum: z.B. Halichondrin B und<br />

Okadainsäure) bis zu antiviral (z.B. Avaron und Avarol gegen HIV). Dem Schwamm dienen diese<br />

Stoffe als Fraßschutz. Es ist jedoch bei vielen Stoffen unklar, ob sie von den Schwammzellen<br />

oder von Symbionten produziert werden. Zu den Symbionten zählen Bakterien,<br />

Cyanobakterien, einzellige Grünalgen und Pilze. Die Biomasse der Mikrosymbionten kann im<br />

Extremfall bis 50% und mehr des Schwammkörpers ausmachen.<br />

Bestimmung:<br />

Schwämme werden anhand ihres Vorkommens, des Habitus, der Färbung, der Konsistenz,<br />

aber vor allem anhand ihrer Spicula bestimmt. Außerdem kann das Spongin-Skelett besonders<br />

bei Hornschwämmen für die Artbestimmung herangezogen werden.<br />

Viele Schwämme, besonders die roten krustenbildenden Arten (z.B. Crambe crambe und<br />

Spirastrella cunctatrix), lassen sich ohne eine Spicula-Präparation nicht voneinander unterscheiden.<br />

Für eine solche Präparation werden Stücke des Schwammkörpers in 12%<br />

Natriumhypochchlorid-Lösung mazeriert und vollständig aufgelöst. Man sollte dabei Teile aus<br />

mehreren Schwammgeweben verwenden, da sich die Spicula dort zum Teil erheblich unterscheiden<br />

können. Nach der Mazeration wird das Präparat mehrmals mit destilliertem Wasser<br />

gewaschen. Durch die Zugabe von verdünnter Salzsäure kann zwischen Kalk- und<br />

Kieselspicula unterschieden werden: Kalkspicula lösen sich auf, während Kieselspicula nicht<br />

angegriffen werden. Die Spicula werden unter dem Mikroskop analysiert.<br />

Eine weitere, aggressivere Methode zur Präparation der Spicula ist das Aufkochen von<br />

Gewebestücken in 37%iger Salpetersäure. Nach dem Aufkochen werden die Präparate mit destilliertem<br />

Wasser gewaschen und unter dem Mikroskop betrachtet.<br />

- 31 -


Artenliste:<br />

Demospongiae<br />

Astrophorida<br />

Cliona viridis (Schmidt, 1862); (Grüner Bohrschwamm)<br />

bohrend in Kalkgestein; charakteristisches warzenähnliches Aussehen; in und auf kalkigen<br />

Substrat, meist im Flachwasser, auf Rhizomen von Posidonia<br />

Fundort: sek. Hartboden<br />

Spirastrella cunctatrix Schmidt, 1868; (Rot-Oranger Strahlenschwamm)<br />

dünne Krusten auf schattigen Felsen; sehr häufig an leichten Überhängen im Flachwasser<br />

Fundort: Transekt 0 m (Schatten), 3-4 m (Sonne)<br />

Stoeba plicatus (Schmidt, 1868); (Kryptenschwamm)<br />

kleine, amorphe Schwämme; verborgene Lebensweise in kleinen Löchern und Vertiefungen im<br />

Stein; weiß, pink, violett bis braun; hart, komprimierbar<br />

auf Steinen und Felsen zwischen 10 und 20 m tief<br />

Fundort: Felsgrus 2 m<br />

Poecilosclerida<br />

Crambe crambe (Schmidt, 1862); (Roter Krustenschwamm)<br />

dünne, flachen Krusten auf schattigen Felsen; weit verbreitet auf vertikalen Felsen, Überhängen,<br />

Höhlen u. sek. Hartböden<br />

Fundort: Transekt 0 m (Schatten), 3-4 m (Sonne)<br />

Ohne Spicula-Präparation keine sichere Artbestimmung möglich und nicht von Spirastrella<br />

cunctatrix zu unterscheiden.<br />

Eurypon major Sara und Siribelli, 1960; (Roter Stachelkrustenschwamm)<br />

inkrustierend, Oberfläche stachelig, dünn; vertikale Felsflächen von Oberfläche bis 40 m tief;<br />

leicht zu verwechseln, Spicula-Analyse notwendig.<br />

Hadromerida<br />

Terpios gelatinosa (Bowerbank, 1866); (Blauer Weichschwamm)<br />

dünne Krusten bildend; weich; Farbe häufig durch Symbionten bedingt, eigentlich gelblich oder<br />

leicht bräunlich; auf Felsen, Algen, Mosstierchen, Korallen oder anderen Schwämmen; Littoral<br />

und Sublittoral bis 85 m tief<br />

Fundort: Felsgrus<br />

Agelasida<br />

Agelas oroides (Schmidt, 1864); (Orangener Hornschwamm)<br />

bis 30 cm, unregelmäßig massige Gestalt; extrem zäh, aber komprimierbar; große endständige<br />

Ausströmöffnung (Oscula); mächtiges Sponginskelett; auf schattigen Hartgrund im Flachwasser<br />

bis in größere Tiefen<br />

Fundort: Transekt 5 m (Schatten)<br />

Dictyoceratida<br />

Sarcotragus spinulosus (Schmidt, 1862); (Stachel-Lederschwamm)<br />

bis 100 cm, massige Gestalt, gleichmäßig, rundlich; Oberfläche mit kegelförmigen Erhebungen;<br />

kleine, gleichmäßig verteilte Ausstromöffnungen; auf belichteten Hartböden ab dem Flachwasser<br />

(bis 400 m tief)<br />

Fundort: Transekt 1-2 m (Sonne)<br />

Pleraplysilla spinifera (Schulze, 1878); (Weißer Stachelschwamm)<br />

krustenförmig mit vielen Erhebungen, inkrustiert bis 2 mm dick; weich, Conuli spitz; Skelettfasern<br />

lagern Sandkörnchen, Spicula anderer Schwämme oder Panzer von Kieselalgen ein; auf<br />

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schattigen Hartböden zw. 5-50 m, oft an senkrechten Flächen<br />

Fundort: Transekt 1-3 m & 5 m (Schatten)<br />

Dysidea cf. avara (Schmidt, 1862); (Rosa-weißer Stachelschwamm)<br />

bis 15 cm; krustenförmig mit spitzkegeligen Auswüchsen, dichtes Netzwerk; große Mengen eingelagerter<br />

Fremdpartikel; produziert Avarol gegen HIV; auf schattigen Hartsubstrat ab 5 m, im<br />

Rhizombereich von Posidonia<br />

Fundort: Transekt 3 m (Schatten)<br />

Ircinia oros (Schmidt, 1864); (Grauer Lederschwamm)<br />

meist lappig, Oberfläche mit konischen Erhebungen; große Ausströmöffnungen; fest,<br />

komprimierbar; auf leicht schattigen Hartböden zwischen 15 und 60 m tief<br />

Fundort: Betonwand der Verladestation ca. 2 m<br />

Chondrosia<br />

Chondrosia reniformis (Nardo, 1847); (Nierenschwamm)<br />

mehrere Zentimeter dick, bis 40 cm große Krusten; polster-, kissenartig, feigen- bis nierenförmig;<br />

glatte Oberfläche, kaum sichtbare Poren; ohne Skelettelemente, Kollagencortex; charakteristische<br />

Marmorierung; asexuelle Vermehrung (durch Abschnürung von Tropfen); meist auf<br />

schattigen Hartsubstrat bis 30 m tief, auch auf Sandboden und in Höhlen<br />

Fundort: Transekt 2 m (Schatten), 5 m (Sonne)<br />

Calcarea<br />

Clathrinida<br />

Clathrina sp.; (Gitter-Kalkschwamm)<br />

kissenförmige Gestalt; Oberfläche „haarig“, Schleim-Absonderung; fest, aber komprimierbar;<br />

schattige Bereiche (Höhlen, Grotten)<br />

Fundort: Felsgrus 2 m, Posidonia-Rhizom 7 & 12 m<br />

Literatur<br />

Bergbauer M, Humberg B (1999): Was lebt im Mittelmeer? Ein Bestimmungsführer für Taucher<br />

und Schnorchler; Kosmos Naturführer, Stuttgart<br />

Campbell AC (1983): Was lebt im Mittelmeer?; Kosmos-Gesellschaft der Naturfreunde,<br />

Franckh´sche Verlagshandlung, Stuttgart<br />

Göthel H (1997): Farbatlas Mittelmeerfauna- Niedere Tiere und Fische; Ulmer-Verlag, Stuttgart<br />

Hofrichter R (2003): Das Mittelmeer: Fauna, Flora, Ökologie, Bestimmungsführer; Spektrum<br />

Akademischer Verlag, Stuttgart<br />

Proll G (1998): Schwämme (Porifera) im Litoral des Westmediterrans: Bestimmungsschlüssel<br />

und Kultivierung; Studienarbeit an der Universität Stuttgart<br />

Riedl R (1983): Fauna und Flora des Mittelmeers: ein systematischer Meeresführer für Biologen<br />

und Naturfreunde; Parey, Berlin<br />

Weinberg S (1996): Erlebte Unterwasserwelt; Delius Klasing Edition Naglschmid, Stuttgart<br />

- 33 -


Cnidaria und Ctenophora<br />

Alexandru Milcu und Katrin Wagner<br />

Cnidaria (Nesseltiere)<br />

Charakteristik<br />

Cnidaria sind Metazoa mit Cniden (Nesselkapseln), mit sackförmiger und scheinbar<br />

radialsymetricher Grundgestalt, solitär oder stockbildend, festsitzend oder freibeweglich, nackt<br />

oder mit Ekto- oder Endoskelett versehen. Körper aus zwei aufeinander liegenden Epithelien<br />

aufgebaut, der Epidermis und der Gastrodermis, dazwischen eine zellfreie oder zellarme<br />

extrazeluläre Stützschicht, die Mesogloea, welche Kollagenfasern enthält.<br />

Die Nesseltiere sind eine sehr erfolgreiche und artenreiche Gruppe, welche im marinen Bereich<br />

regelmäßig und praktisch überall zu finden ist. Charakteristisch und gleichzeitig das wichtigste<br />

Erkennungsmerkmal aller Cnidaria sind die Anwesenheit von Cniden oder Nesselkapseln. Es<br />

gibt drei Haupttypen von Cniden: Nematocysten, Spirocysten und Ptychocysten. Für die<br />

Nesselwirkung sind nur die Nematocysten verantwortlich.<br />

Nesseltiere lassen sich generell in zwei verschiedene Organisationstypen einteilen: die<br />

Polypenform und die Medusenform. Der Polyp leitet sich von einem festsitzenden bentischen<br />

Individuum ab während die Meduse die typische freischwimmende Form ist. Der Bauplan der<br />

Meduse ist nicht grundsätzlich verschieden vom Polyp, eigentlich ist sie ein umgekehrter Polyp.<br />

Ursprünglich sind der Polyp wie auch die Meduse als zwei aufeinander folgende Lebensstadien<br />

vorhanden, deren typischer Lebenszyklus mit dem befruchteten Ei beginnt, das sich zu<br />

Planulalarve entwickelt. Diese besondere Larvenform kommt in allen vier Klassen der Cnidaria<br />

vor. Die freibewegliche Planula wandelt sich dann in ein festsitzendes Polypenstadium um. Das<br />

eigentliche Geschlechtstier ist die Meduse, welche aus dem Polypen hervorgeht.<br />

Lebensweise<br />

Nesseltiere sind ökologisch äußerst erfolgreich in allen marinen Lebensräumen anzutreffen. Sie<br />

besiedeln mit der Meduseform das Pelagial, mit der Polypenform das Benthal, und mit spezialisierten<br />

Formen auch den Grenzlebensraum von Luft und Meer, das Pleuston und den Sandlakunenraum.<br />

Einige Arten haben sogar ihre Nische als Parasiten gefunden. Die Mehrzahl der<br />

Arten leben in tiefen von weniger als 200 m, doch gibt es auch ausgesprochene Tiefseebewohner.<br />

Einige wenige Arten der Hydrozoa haben zudem auch das Süßwasser erobert.<br />

Die Cnidaria sind weitgehend Prädatoren und stehen etwa in der Mitte der Nahrungspyramide.<br />

Obwohl den Nesseltieren im Mittelmeer keine dominierende Rolle wie in tropischen Korallenriffen<br />

zukommt, sind sie doch oft äußerst wichtige und sehr auffällige Vertreter der Lebensgemeinschaften.<br />

Systematik und Phylogenie<br />

Die Cnidaria wird gegenwärtig in vier Großgruppen (Klassen) unterteilt: die Anthozoa,<br />

Scyphozoa, Cubozoa und Hydrozoa.<br />

Anthozoa bilden nur Polypen, welche meistens recht groß sind (5 mm und mehr) und charakteristische<br />

Mesenterien im Inneren haben. Bei den Scyphozoa dominiert die Medusenphase und<br />

die Tiere werden recht groß (mehr als 1 cm bis 1-2 m). Bei den Cubozoa dominiert ebenfalls<br />

das Medusenstadium doch durch die hohe Glockenform und die vier Tentakel lassen sich diese<br />

leicht von den Scyphozoa unterscheiden. Die vielfältigen Hydrozoa kommen sowohl als Polypen<br />

wie auch als Medusen vor. Beide sind aber meist recht klein (Polypen 1mm , Medusen<br />

meist unter 5 mm).<br />

- 34 -


Cnidaria von Giglio<br />

Wir haben insgesamt 14 Arten gefunden: 6 Anthozoa, 6 Hydrozoa, 2 Scyphozoa und keine<br />

Cubozoa. Wir haben die Dichte und Artenzahl der Cnidaria in drei Projekten untersucht.<br />

Sonnen-, Schatten- und Tiefengradientprojekt:<br />

Hier haben wir untersucht wie die unterschiedliche Sonneneinstrahlung in Abhängigkeit von der<br />

Tiefe die Tiergemeinschaft beeinflusst.<br />

Zwischen Schatten- und Sonnengradient haben wir keinen großen Unterschied gefunden, während<br />

der Tiefengradient die Tiergemeinschaft viel stärker beeinflusst.<br />

Posidonia Projekt:<br />

In diesem Projekt haben wir untersucht, ob die Tierbesiedlung der Posidoniablätter abhängig ist<br />

von der Tiefe (5 oder 20 m), Blattseite (konvex oder konkav) oder dem Blattteil.<br />

Überraschenderweise haben wir wenige Tiere gefunden, die die Posidoniablätter besiedelt hatten,<br />

und das nur in 5 m Tiefe. Wegen dieser geringen Dichte konnten wir auch keinen Unterschied<br />

zwischen Blattseite (konvex oder konkav) und Blattteil feststellen.<br />

Kalk- und Steinprojekt:<br />

In diesem Projekt hatten wir die Tiergemeinschaft der Ober- und Unterseite von Steinen im Litoral<br />

(2-4 m) verglichen (Tabelle 1).<br />

Tabelle1<br />

Stein Kalk<br />

Sonne Schatten<br />

0 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

Großgruppe Untergruppe Art<br />

Hydroida Athecata Eudendrium ramosum 3 3 2 3<br />

Thecata Laomedea angulata<br />

Aglaophenia octodonta<br />

Sertularia perpusilla<br />

Clythia hemispherica<br />

3 2 2 2 2 3 2<br />

Dynamena disticha 1<br />

Octocorallia Stolonifera Cornularia cornucopiae 2 2<br />

Hexacorallia Scleractinia Cladocora caespitosa 2<br />

Balanophyllia europaea 2<br />

Actinaria Aiptasia diaphana<br />

Anemonia viridis<br />

2<br />

Actinia equinq 2<br />

Rhiszostomae Cotylorhiza tuberculata 1<br />

Pelagia noctiluca 3<br />

Tentaculata Lobata Leucothea multicornis 3<br />

Cestida Cestum veneris 1<br />

1 = wenig<br />

2 =mittel<br />

3 = viel<br />

- 35 -


Ctenophora (Rippenquallen)<br />

Charakteristik<br />

Solitäre, skelettlose Metazoa, rein marin, meist pelagisch, manchmal bentisch. Körper mit zwei<br />

senkrecht aufeinander stehenden Symmetrieebenen. Mit acht Reihen von Wimpernplättchen;<br />

Tentakel vorhanden, manchmal sekundär reduziert; meist mit charakteristischen Klebzellen<br />

(Colloblasten). Ihr Gastrovaskularsystem ist ein komplexes Röhrensystem, die Hauptöffnung<br />

dient als Mund und After. Die pelagischen Ctenophoren sind überaus zarte, meist wasserklare<br />

Planktontiere, welche zu mehr als 99 % aus Wasser bestehen. Die meisten Ctenophoren können<br />

stark leuchten und manchmal auch leuchtende Stoffe ausscheiden (Biolumineszenz)<br />

Lebensweise<br />

Die Ctenophoren sind Filtrierer und Prädatoren. Die Mehrzahl frisst kleine Zooplankter wie<br />

Crustaceen-Larven, die mittels der weit ausspannbaren Tentakel oder bei den Lobata auch mittels<br />

der Mundlappen gefangen werden. Zum Fang werden spezielle Klebezellen verwendet<br />

(Colloblasten), die auch Gifte enthalten können.<br />

Die Ctenophoren mit Ausnahme der Gattung Ocyropsis sind Zwitter und können sich selbst<br />

befruchten. Viele Arten durchlaufen ein Jugendstadium, das der Morphologie der Vertreter der<br />

Cydippida gleicht und daher Cydippid-Stadium genannt wird.<br />

- 36 -<br />

Systematik und Phylogenie<br />

Die Ctenophora und Cnidaria sind von früheren<br />

Taxonomen oft in einem gemeinsamen<br />

Taxon Coelenterata (Hohltiere) vereint<br />

worden. Obwohl die neuesten Analysen<br />

basierend auf DNS- Sequenzvergleichen<br />

zu keinen schlüssigen Antworten kommen,<br />

werden die Ctenophora heute als getrenntes<br />

Phylum betrachtet.<br />

Ctenophora von Giglio<br />

Obwohl in Mittelmeer über 30<br />

Ctenoporarten beschrieben worden sind,<br />

haben wir nur zwei Arten getroffen:<br />

Leucothea multicornis war häufig, Cestus<br />

veneris sehr selten.


Annelida<br />

Svenja Gass und Verena Eißfeller<br />

Die marinbiologische Exkursion hatte nicht unbedingt zum Ziel, alle Tiere bis zur Art genau zu<br />

bestimmen, viel mehr sollte sie einen Eindruck in die unglaubliche Vielfalt der Phyla im<br />

ursprünglichsten Lebensraum, dem Meer geben. Deshalb haben wir uns entschlossen neben<br />

der Beschreibung der <strong>Biologie</strong> und Ökologie bestimmter Tiere auch auf die Baupläne der Tierstämme,<br />

die wir uns angesehen haben, einzugehen. Wir wollen zunächst auf die Sipunculida<br />

eingehen, dann auf die Echiurida und die Nemertini und zu guter letzt stellen wir die Annelida<br />

vor.<br />

Sipunculida<br />

Einleitung<br />

Das Phylum Sipunculida stellt eine kleine Gruppe mit ca. 160 Arten weltweit dar. Sipunculiden<br />

kommen ausschließlich marin vor. Im Meer leben sie aber von der Polarregion bis in die Tropen<br />

und von der Gezeitenzone bis in die Tiefsee.<br />

Die Tiere leben „hemisessil“ und besiedeln von schlickigem bis zum steinigen Untergrund alle<br />

Substrate. Einige Arten bewohnen Gastropoden- oder Scaphopodenschalen.<br />

In den Korallenriffen der Tropen leben Sipunculiden als bohrende Organismen zwischen den<br />

riffbildenden Korallen. Einige der größeren Sipunculidenarten werden in den tropischen Regionen<br />

des Pazifiks und in Südostasien auch gegessen.<br />

Viele Arten sind Detritusfresser, es können aber auch Organismen aus der Meiofauna, Bakterien<br />

oder Diatomeen als Nahrung dienen. Die Arten, die im Weichboden leben, nehmen unselektiv<br />

Substrat auf und resorbieren die Nahrung im Darm. Arten aus der Hartbodengesellschaft<br />

sind meist Filtrierer, die mithilfe des Tentakelkranzes Nahrungspartikel aus dem Freiwasser gewinnen.<br />

Fossilien dieser Gruppe wurden im Burghess Shale in British Columbia gefunden und somit<br />

reicht ihre Geschichte bis ins mittlere Kambrium zurück.<br />

Bauplan<br />

Innerhalb dieses Tierstammes gibt es erhebliche Größenunterschiede zwischen den Arten.<br />

Onchnesoma steenstrupii wird nur 3 mm lang, wohingegen Siphonomecus multicinictus bis zu<br />

0,5 m lang werden kann. Die Arten, die auf Giglio gefunden werden können, sind ca. 4 – 5 cm<br />

lang.<br />

Der Körper der Tiere ist lang gestreckt und im Gegensatz zu den Annelida unsegmentiert. Man<br />

kann einen zylindrischen Rumpf und einen schmaleren vorderen Abschnitt, den Introvert, unterscheiden.<br />

Der Introvert kann ganz in den hinteren Teil zurückgezogen werden. Wir konnten beobachten,<br />

dass die Bewegung, die dazu nötig ist, wie das „Nachinnendrehen“ eines Handschuhs<br />

aussieht. Am vorderen Ende trägt der Introvert eine Gruppe von Tentakeln, die um die<br />

Mundöffnung angeordnet sind und zum Filtrieren dienen. Die Tentakel dienen auch zur Respiration.<br />

Auf dem Introvert befinden sich auch Pigmentbecherocellen, der Sehsinn spielt bei diesen<br />

Tieren aber sicher eine untergeordnete Rolle.<br />

Die Epidermis der Tiere zeigt einen ähnlichen Aufbau wie die der Annelida: Unter einer relativ<br />

stabilen Cuticula liegen Kollagenfasern, die den gesamten Körper in parallelen Strängen spiralig<br />

umgeben. Unter dieser Schicht liegt eine dünnere Matrix aus Kollagen, in der Nerven und<br />

Muskelfasern eingebettet sind. Es schließt sich der Hautmuskelschlauch mit Längs- Ring- und<br />

Quermuskulatur an. Das Körperinnere ist mit Coelomepithel ausgekleidet, die Tentakeln besitzen<br />

ein so genanntes Tentakelcoelom. Der Darm ist U-förmig, als Exkretionsorgane finden sich<br />

- 37 -


zwei Metanephridien. Die Tiere sind „protostom“, besitzen also ein Oberschlundganglion und<br />

einen ventralen, unpaaren Nervenstrang.<br />

Fortpflanzung und Entwicklung<br />

Die Tiere sind getrennt geschlechtlich und sexuelle Fortpflanzung wurde als einzige<br />

Fortpflanzungsart gehandelt, bis bei Aspidosiphon elegans auch asexuelle Fortpflanzung beobachtet<br />

werden konnte. Es kann sich um Vermehrung durch Querteilung oder durch Knospenbildung<br />

am Rumpf handeln. Das Phänomen der ungeschlechtlichen Fortpflanzung steht sicher<br />

mit der großen Regenerationsfähigkeit der Sipunculiden in Zusammenhang, es kann sogar die<br />

ganze vordere Körperhälfte nachgebildet werden.<br />

Zu Beginn der Entwicklung der Sipunculida steht eine Spiralfurchung, später kann eine direkte<br />

Entwicklung stattfinden oder ein bis zwei Larvenstadien zwischengeschaltet werden. Wenn in<br />

der Entwicklungsphase eine Lavenform ausgebildet wird, steht zu Anfang immer eine<br />

lecitotrophe Trochophora- Larve. Später kann sich diese Larvenform zu einer sekundären<br />

Larvenform entwickeln. z.B. eine lecitotrophe Pelagosphaera-Larve bei Golsphigia elongata.<br />

Der Entwicklungszyklus mit einer Pelagosphaera-Larve ist sehr häufig. Das Jungtier lebt im<br />

Boden. Es kann sich aus der Trochophora-Larve durch Metamorphose aber auch direkt ein<br />

juveniles Tier entwickeln.<br />

Systematik<br />

Die Spritzwürmer sind eng mit den Anneliden und den Mollusken verwandt. Begründet ist dies<br />

durch ihre Spiralfurchung und die Trochophora-Larve in der Entwicklung. Ein weiteres verbindendes<br />

Merkmal ist die Schizocoelie. Für diese Verwandtschaften sprechen auch Analysen der<br />

18S rRNA.<br />

Über die Verwandtschaftsbeziehungen innerhalb der Sipunculida steht im Westheide/ Rieger<br />

der gefürchtete Satz: „ ... sind bis heute ungeklärt und werden kontrovers diskutiert“.<br />

Nach Gibbs und Cutler werden zwei Gruppen unterschieden: Sipunculida und Phascolosmida.<br />

Am Vorderende umgeben die Tentakel eine Mundöffnung, die zentral auf der Mundscheibe<br />

liegt. Die Introverthaken sind einfach aufgebaut. Dem gegenüber sind bei den Phascolosmida<br />

die Introverthaken komplexer und die Tentakel in einem Bogen angeordnet, der das<br />

Nuchalorgan einschließt.<br />

Arten<br />

Aspidosiphon mülleri<br />

Die Tiere sind graugelb bis rötlichbraun, die Schilder dunkelbraun.<br />

Gattung mit Schildchen am Vorder- und Hinterende, Introvert exzentrisch austretend. Art mit 16<br />

bis 18 Furchen am Schwanzschild, Introvert mit 10 bis 12 kleinen Tentakeln erreicht dreimal die<br />

Rumpflänge.<br />

Echiura<br />

Einleitung<br />

Die Gruppe der Igelwürmer ist mit ca. 150 Arten weltweit kein großes Phylum. Die Tiere sind<br />

ausschließlich marin und leben benthisch. In ihrem Lebensraum kommen sie aber weltweit vor<br />

und sind außerdem vom Gezeitenbereich bis in die Tiefsee anzutreffen. Das Tier, das hier mit<br />

- 38 -


aufgenommen werden soll, wurde in 30 m Tiefe bei einem Tauchgang gefunden und für uns<br />

mitgebracht.<br />

Vorwiegend werden Weichböden besiedelt, aber in Hartsubstraten können Spalten und Höhlen<br />

genutzt werden. In Felsspalten sind die hemisessilen Echiuriden am häufigsten anzutreffen. In<br />

Chile und Korea sollen Igelwürmer auch gegessen werden und in Japan werden sie immerhin<br />

als Fischköder genutzt. Die Tiere sind mikrophag, sie streichen mit der Proboscis vor ihrer<br />

Wohnhöhle über den Untergrund und befördern die Nahrungspartikel mit Cilien zum Mund.<br />

Bauplan<br />

Der Körper dieser Tiere ist zweigliedrig mit einem sackförmigen Rumpf und einem Rüssel, der<br />

als Proboscis bezeichnet wird. Im Rumpf befindet sich eine einheitliche Coelomhöhle. Als<br />

Exkretionsorgane fungieren Analschläuche, die in den Enddarm münden. Der Darmkanal hat<br />

sowohl eine Mund- als auch Afteröffnung. Das Nervensystem besteht aus einem Schlundring<br />

und einem unpaaren ventralen Markstrang. Komplexe Sinnesorgane fehlen, aber auf dem<br />

Prostomium finden sich Sinnespapillen. Aus diesem Bau des Nervensystems leitet sich die Idee<br />

ab, dass die Echiurida nahe mit den Sipunculida verwandt sind.<br />

Das Blutgefäßsystem ist ebenso einfach aufgebaut, aber als geschlossen zu bezeichnen. Es<br />

besteht aus einem Ventralgefäß und einem dorsalem Gefäß. Daneben gibt es drei kleine<br />

prostomiale Gefäße. Das Blut ist farblos und die Atmung erfolgt über die Körperoberfläche.<br />

Als wichtige Autapomorphie der Gruppe sind paarige Borsten an der distalen Ventralseite des<br />

Rumpfes zu nennen. Hieraus leitet sich eine These über die Verwandtschft der Gruppe zu den<br />

Anneliden ab.<br />

Fortpflanzung und Entwicklung<br />

Die Tiere sind getrennt geschlechtlich und die Befruchtung erfolgt äußerlich im freien Wasser.<br />

Die dann folgende Spiralfurchung führt zu einer Trochophora-Larve, die planktisch lebt. Die Larve<br />

ist ursprünglich in zwei Teile gegliedert, die Episphäre und die Hyposphäre. In einer graduellen<br />

Metamorphose entwickelt sich erstere zum Prostomium und die zweite zum Rumpf.<br />

Besonders erwähnenswert bei einer Familie der Igelwürmern, den Bonellidae, ist der extrem<br />

ausgeprägte Sexualdimorphismus. Die Weibchen können bis zu 1,5 m lang werden und haben<br />

so auf jeden Fall die Regimentsführung, da die Männchen nicht größer als 1- 3 mm werden. In<br />

Giglio wurde ein Weibchen Art Bonellia viridis gefunden: Das Tier war ca. 10 cm groß. Ob wir<br />

auch ein Männchen gefunden haben?<br />

Bonellia viridis ist das klassische Beispiel für phänotypische Geschlechtsbestimmung und das<br />

extremste Beispiel für Zwergenmännchen im ganzen Tierreich. Der Mechanismus dieses Phänomens<br />

ist noch nicht vollständig aufgeklärt, enthält aber auf jeden Fall eine genetische Komponente.<br />

Larven, die in einem entscheidenden Alter ohne Kontakt zu Weibchen bleiben, werden<br />

selbst feminin. Wenn eine Larve aber auf ein Weibchen trifft, muss es von diesem einen<br />

„Maskulinierungsfaktor“ übertragen bekommen und wird dann zum Männchen. Was dieser<br />

„Faktor“ ist, bleibt unbekannt. Genetisch bedingte Geschlechtsbestimmung ist dahingegen das<br />

jeweilige Auftreten von Männchen und Weibchen unabhängig von der Anwesenheit eines Faktors.<br />

Systematik<br />

Die Stellung der Echiuriden im Tierreich ist nicht letztendlich geklärt. Es gibt auf Grund des<br />

Baus des Nervensystems Anregungen, eine nähere Verwandtschaft zu den Sipunculida zu po-<br />

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stulieren. Schon seit längerem wird diskutiert, ob diese Gruppe eine Teilgruppe der Anneliden<br />

sein könnte. In diesem Falle würde sich das Chaos der Verwandtschaftsbeziehungen innerhalb<br />

der Anneliden nicht unbedingt besser strukturieren... Übereinstimmungen zwischen Echiuriden<br />

und Anneliden sind unumstritten. Es handelt sich um folgende Merkmale: Spiralfurchung und<br />

Trochophora- Larve; Feinstruktur der Cuticula; Ultrastruktur der Borsten; Entstehung des Mesoderms;<br />

paarige Anlage des Nervensystems; Struktur und Lage des Blutgefäßsystems.<br />

Echiuriden sind primär unsegmentierte Organismen. Sie könnten somit auch als Schwestergruppe<br />

der Articulaten zählen. Wenn sie aber die Segmentierung sekundär verloren haben, ist<br />

die Schwestergruppe innerhalb der Anneliden zu suchen. In der Ontogenie der Echiuriden gibt<br />

es Paralellen in der Coelomentwicklung zu vielen Polychaetenarten.<br />

Innerhalb der Echiura gibt es folgende Gruppen:<br />

Echiuroinea, Xenopneusta, Heteromyota. Diese Gliederung ist nach Stephen und Edmons; es<br />

liegt kein phylogenetisches System innerhalb der Echiura vor.<br />

Arten<br />

Bonellia viridis<br />

Diese Gattung hat vorne einen rinnenförmigen und gegabelten Kopflappen. Es tritt ein Zwergmännchen<br />

auf, welches in einer Hautfalte des Weibchens lebt. Diese Art ist sehr groß, der Körper<br />

wird ca. 8 – 15 cm lang, der Kopflappen bis zu 150 cm.<br />

Nemertini<br />

Einleitung<br />

Der deutsche Name dieser Gruppe heißt: „Fadenwürmer“ und sagt sehr viel über diese Tiere<br />

aus. Sie können zwar außerordentliche Längen erreichen, werden aber nie breiter als wenige<br />

Millimeter und haben stets „fadenförmige Gestalt“. Linneus longissimus kann beispielsweise bis<br />

30 m lang werden. Viele Nemertini sind bunt gefärbt, oder haben schöne Farbmuster. Das auffälligste<br />

Merkmal dieser Tiere ist der ausstülpbare Rüssel, mit dem die vorwiegend räuberischen<br />

Tiere ihre Beute festhalten. Weltweit gibt es ca. 900 Arten.<br />

Die Tiere leben vornehmlich als Epi- oder Endofauna in alen oder subalen Böden des Meeres.<br />

Einige Arten sind Sandlückenbewohner und es gibt wenige Arten, die planktisch in der Tiefsee<br />

leben. Auch im Süßwasser kommen Nemertinen vor und in den Tropen gibt es sogar terrestrische<br />

Formen.<br />

Bauplan<br />

Der Körper der Tiere besteht aus einem kräftigen Hautmuskelschlauch mit äußerer Ring- und<br />

innerer Längsmuskulatur. Sie besitzen einen ausstülpbaren Rüssel, ein Rhychocoel, und einen<br />

schlauchförmigen Darmkanal mit Mund und After. Ihr Blutgefäßsystem besteht aus zwei lateralen<br />

Gefäßen, die durch Schizocoelie entstehen. Sie haben mindestens zwei Protonephridien<br />

und ein Nervensystem mit Cerebralganglion und zwei ventralen Nervensträngen, sowie<br />

Pigmentbecherocellen und Statocysten. Ihr Habitus ist dünn und schnurartig, sie sind meist kleiner<br />

als 10 cm, zum Teil bis 30 m lang.<br />

Fortpflanzung und Entwicklung<br />

- 40 -


Die Tiere sind getrennt geschlechtlich, und haben paarige, sackförmige Gonaden, die Befruchtung<br />

erfolgt äußerlich im freien Wasser. Sie entwickeln sich meist direkt. Die Spiralfurchung<br />

führt von der Gastrulation, über das Jungtier, zum adulten Tier. Unter anderem geschieht dies<br />

mit einer Metamorphose zum Adultus in einer Larvenhülle. Zum Teil vermehren sie sich auch<br />

asexuell durch Fragmentierung.<br />

Systematik<br />

Oft wird eine enge Verwandtschaft mit den Plathelminthes angenommen (Protonephridien),<br />

eventuell stellen sie jedoch auch eine Schwestergruppe der Mollusca und Articulata dar.<br />

(Coelomderivate: Rhynchocoel, Blutgefäßsystem?)<br />

Arten<br />

Micrura purpurea<br />

Der Körper dieser Tiere ist unsegmentiert und hat keine Körperanhänge. Diese Art hat einen<br />

mittel- bis hellbraunen Rücken, die Bauchseite ist heller, das Kopfschild ist weiß mit einer gelben<br />

Querbinde.<br />

Annelida<br />

Allgemeine Einleitung<br />

Innerhalb dieser Gruppe ist das Bestimmen keine leichte Aufgabe und unsere Artenliste ist leider<br />

nicht sehr lang geworden. Wie unsere Fotos aber zeigen, sind die Individuen v.a. aus der<br />

Familie der Sabellidae optisch sehr ansprechend.<br />

Diese Gruppe ist sehr interessant, da der Bauplan eine zentrale Rolle im Tierreich spielt. Der<br />

Grundbauplan der Annelida ist Ausgangspunkt für viele Radiationen. Die systematische Stellung<br />

der Gruppe im Gesamtbild ist nicht geklärt. Im klassischen System werden die Annelida<br />

mit den Arthropoda als Schwestergruppe zu den Articulata zusammengefasst.<br />

Dieser Einteilung liegen folgende Synapomorphien zugrunde: Metamerie, Strickleiternervensystem.<br />

Metamerie bedeutet, dass der Körper ursprünglich in gleichartige (= homonome ) Segmente<br />

gegliedert ist. Die Anatomie der Segmente ist identisch.<br />

Die Articulata sind eine primär marine Gruppe mit Coeloblastula. Sie sind Spiralia und haben<br />

einen biphasischen Lebenszyklus mit Trochophora-Larve. In der Trochophora-Larve gibt es<br />

eine präanale Sprossungszone, aus der in der Ontogenese die Segmente sprossen. Hieraus<br />

entsteht die Metamerie der der Articulata.<br />

Heute gibt es aufgrund von molekularen Daten ein neues System, das die Anneliden in engere<br />

Verwandtschaft mit den Nemathelminthes stellt. Die Gruppe der Nemathelminthes gilt nicht<br />

mehr als monophyletisch. Ein Teil dieser Gruppe besitzt die Fähigkeit sich zu häuten und bildet<br />

daher das Häutungs-hormon Ecdyson. Es wird daher eine neue Gruppe „Ecdysozoa“ postuliert.<br />

Zu den Ecdysozoa gehören Teilgruppen der Nemathelminthes und die Arthropoda. Das bedeutet<br />

also die Auflösung des Schwestergruppen-verhältnisses der Anneliden und der Arthropoda<br />

innerhalb der Articulata. Den Ecdysozoa werden die Annelida zusammen mit den Tentaculata<br />

und den Gastropoda gegenübergestellt.<br />

Ein weiteres Problem bei der Einordnung der Anneliden in ein phylogenetisches System ist die<br />

Evolution der Parapodien. Die Parapodien können an drei Stellen im Stammbaum entstanden<br />

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sein: vor der Trennung der Annelida und den Arthropoda; vor der Trennung der Clitellata und<br />

den „Polychaeta“; innerhalb der „Polychaeta“. Je nachdem, wann sich die Parapodien entwikkelt<br />

haben, ändert sich die Stellung der „Polychaeta“ im System. Die Monophylie der Annelida<br />

an sich gilt, wie oben gezeigt, nicht mehr als gesichert. Sichere Synapomorphien für die beiden<br />

Subtaxa Clitellata und „Polychaeta“ sind nicht bekannt.<br />

Bauplan<br />

Meist drehrunde, wurmförmige Bilateria mit Blutgefäßsystem und sekundärer Leibeshöhle. Ihr<br />

Körper ist in zahlreiche, bei ursprünglichen Formen gleichförmige Segmente gegliedert. In den<br />

einzelnen Segmenten liegt eine echte, von einem Epithel ausgekleidete, Körperhöhle (Coelom)<br />

vor. Die äußere Ringelung des Körpers sowie die zahlreichen und segmentweise auftretenden<br />

Borsten sind meist deutlich sichtbar.<br />

Fortpflanzung und Entwicklung<br />

Die Entwicklung der Anneliden kann direkt oder aber auch indirekt sein. Indirekte Entwicklung<br />

ist besonders häufig bei Arten mit kleinen Eiern. Aus ihnen schlüpfen oft Larven, die mehrere<br />

Wochen im Plankton zubringen. Man unterscheidet als Entwicklungsstadien die Trochophora,<br />

Metatrochophora I und II, die Nectochaeta und die Nectosoma. Arten mit verhältnismäßig wenigen,<br />

großen Eiern heben meist direkte Entwicklung, die gelegentlich mit Brutpflege verbunden<br />

ist.<br />

Systematik<br />

Das System der Anneliden lässt sich mit zwei Großgruppen beschreiben. Die erste Gruppe sind<br />

die Polychaeta (Borstenwürmer), die zweite die Clitellata (Gürtelwürmer) mit den Oligochaeta<br />

(Wenigborster) und den Hirudinea (Egel).<br />

Die Monophylie der Polychaeta ist unklar, sie zeichnen sich nur durch plesiomorphe Merkmale<br />

aus (evtl. Parapodien apomorph?).<br />

Arten<br />

Sabellidae<br />

Diese Tiere haben einen zweigliedrigen Körper und haben kein Operculum im Siebapparat. Ihre<br />

Röhre besteht niemals aus Kalk, sondern ist meist pergamentartig und kann inkrustiert sein.<br />

Serpulidae<br />

Diese Tiere haben eine stark gewundene Kalkröhre und besitzen ein Operculum im Siebapparat.<br />

Der Körper ist meist symmetrisch. Die Tiere können farblich sehr auffallend sein.<br />

Terebellidae<br />

Diese Tiere leben in Röhren, die meist aus Schlamm bestehen. Ihre Tentakel können nicht zurückgezogen<br />

werden. Sie sind Leimrutenjäger.<br />

Myzostomidae<br />

Diese Tiere sind marine Parasiten. Kennzeichnend für sie ist ein reduzierter scheibenförmiger<br />

Habitus. Ihre Leibeshöhle ist ungegliedert, und die Kiemen und Gefäße fehlen vollständig.<br />

Amphinamidae<br />

Aphrodita aculeata -Seemaus<br />

Ihre Ruder sind zweiästig, die Dorsalborsten gerade und glatt. Die Elythren sind filzartig überzogen<br />

und nicht sichtbar, grau irisierend bis goldbraun.<br />

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Nereidae<br />

Autolytus prolifer<br />

Große, gestreckte Errantia mit zwei Antennen, vier Paar Tentakelcirren, zwei dicken Palpen,<br />

vier Augen und zusammengesetzten Borsten. In der Fortpflanzungszeit ist eine enorme Umgestaltung<br />

des Körperbaus möglich.<br />

Syllidae<br />

Dies sind kleine Errantia mit zwei Palpen, drei Antennen, vier Augen und ein bis zwei<br />

Tentakelcirren, sowie zusammengesetzten Borsten. Es kommen vielgestaltige Fortpflanzungsformen<br />

mit Generationswechsel vor.<br />

Eunicidae<br />

Lysidice ninetta<br />

Merkmale dieser Tiere sind Ventralcirren und kurze rundliche Palpen. Ihre Antennen und<br />

Fühlcirren sind klein und ungegliedert. Jungtiere haben einen weißen Ring am vierten Segment.<br />

Sie leben in pergamentartigen Röhren und kommen bis in großen Tiefen vor.<br />

Artenliste<br />

Spirographis spallanzani<br />

Physcosoma granulatum<br />

Syllidae<br />

Nereidae<br />

Sabellidae<br />

Serpulidae<br />

Serplua vermicularis<br />

Schraubensabelle<br />

Echiuridae, Hufeisenwurm: Bonellia viridis<br />

Fabriciinae<br />

Eunice torquata<br />

Putamilla reniformis<br />

Terebellidae<br />

Myzostomatiae: Parasit auf Schlangenseestern<br />

NEMERTINI: Heteronemertini: Micrura purpurea<br />

SIPUNCULIDA:Aspidosiphon mülleri<br />

Eunicidae: Lysidice ninetta<br />

Typhlosyllis variegeta<br />

Autolytus prolifer<br />

Aphrodita aculeata ; Seemaus<br />

Ditrupa arietina: Elefantenzahn<br />

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Mollusca<br />

Daniela Weigand, Manuela Gebhardt<br />

Mollusken sind Weichtiere und äußerst vielfältig in ihrer Gestalt. Man gliedert den Körper in<br />

Cephalopodium (Kopffuß) – Pallium (Mantel) – Visceralkomplex (Eingeweidesack). Es gibt sowohl<br />

limnische, terrestrische als auch marine Formen, wobei alle eine Praeveliger-Larve besitzen.<br />

Mollusken sind der artenreichste Tierstamm nach den Arthropoda. Man unterteilt ihn in:<br />

Aplacophora - wurmförmig ohne Schale<br />

Polyplacophora - Käferschnecken mit 8 beweglichen Schalenklappen<br />

Monoplacophora - einheitliche Schale, im Palaeozoikum weit verbreitet<br />

Gastropoda – Schnecken, unterteilbar in Prosobranchia (Vorderkiemer), Opisthobranchia<br />

(Hinterkiemer), Pulmonata (Lungenschnecken)<br />

Scaphopoda - Kahnfüßer, rein marin<br />

Bivalvia – Muscheln, limnisch und marin<br />

Cephalopoda – Kopffüßer, unterteilbar in Tetrabranchiata und Dibranchiata (diese sind unterteilbar<br />

in Decabrachia (10-armig), Octobrachia (8-armig))<br />

Aus allen Großgruppen wurden Exemplare gefunden. Die meiste Zeit haben wir dabei den<br />

Gastropoda gewidmet, etwas weniger den Bivalvia. Auch einen Octopus haben wir am zweiten<br />

Exkursionstag in einer Nische auf dem Felsboden beobachtet. Dieser wurde natürlich nicht mitgenommen.<br />

Beim Nachttauchen begegneten wir zusätzlich einigen Sepien.<br />

Käferschnecken fanden wir auf dem Felsgrus, Scaphopoden wurden uns von Iris (Betreuerin in<br />

der Tauchbasis) zur Verfügung gestellt. In diesen Proben durften wir auch zwei wunderschöne<br />

Fadenschnecken betrachten. Nicht alle gehäuselosen Schnecken, die sich in unseren Proben<br />

von 30 m Meerestiefe befanden, waren so leicht einzuordnen. Manchmal war keine Beschreibung,<br />

kein Foto treffend, trotz empfohlener Bestimmungsmappe.<br />

Zur Bestimmung wurde in der Hauptsache die Fauna des Mittelmeers (Riedel) verwendet. Ergänzt<br />

wurde das durch einige Bücher mit Abbildungen. Bestimmungsschlüssel wurden nicht<br />

verwendet.<br />

Scaphopoda (Grabfüßer)<br />

Vorkommen auf Sedimentböden bis in große Tiefen, mehrjährig, Befruchtung findet im Wasser<br />

statt. Schale gekrümmt und beidseitig offen. Ernährung von Bodenorganismen wie<br />

Foraminiferen; Sammelprobe 30 m<br />

Placophora (Käferschnecken)<br />

Chiton canariensis: Felsgrus<br />

Chiton olivaceus: gelblich-braune, gekielte Platten; Felsgrus<br />

Cephalopoda<br />

Octobrachidae (Kraken)<br />

Octopus vulgaris (Gemeiner Krake): Saugnäpfe zweireihig versetzt zueinander, Arme verschieden<br />

lang, hormongesteuertes Ableben des Weibchens nach ca. zwei monatiger Brutpflege; räuberisch<br />

Sepiidae (Sepien)<br />

Sepia officinalis (Gemeine Sepia): 8 Arme und 2 Tentakeln, 2-4 Reihen Saugnäpfe; beim Nachttauchen<br />

im Freiwasser<br />

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Bivalvia<br />

Arcidae (Archenmuscheln)<br />

Arca noa (Arche Noah): gegitterte Schale, Muschel mit rechteckiger Form; Rhizome 12 m,<br />

Sammelprobe < 1 m<br />

Arca tetragona: bis 60 cm, lang gestreckt, dunkelbraun mit rötlichen Zickzackstreifen, wird roh<br />

gegessen; auf allen Hartböden, Rhizome 12 m<br />

Striarca lactea: Schatten 3 m<br />

Carditidae<br />

Cardita antiquata: < 1 m<br />

Cardita calyculata<br />

Limoidae (Feilenmuscheln)<br />

Lima lima (Schuppige Feilenmuschel): asymmetrische Schale, dickwandig, auch an Schwämmen<br />

und Seescheiden; Hartboden<br />

Mytilidae (Miesmuscheln)<br />

Lithophaga lithophaga (Steindattel): essbar, lange Schale, bohrt sich in Felsen im Gestein<br />

(muss zertrümmert werden)<br />

Modiolus spec.: Sonne 0 m<br />

Mytilus edulis (Miesmuschel) :Schatten 3 m, > 1 m, > 10 m<br />

Pectinidae (Kammmuscheln)<br />

Clamis varia (Bunte Kammmuschel): bräunlich mit Stacheln, besitzt Schwimmvermögen<br />

Pecten jakobeus: ungleichklappige Schalen, rechte weißlich und tief gewölbt, linke flach und<br />

dunkelbraun; Sandboden<br />

Pinnidae (Steckmuscheln)<br />

Pinna nobilis: bis 80 cm, unter Artenschutz, Byssusfäden werden zu Muschelseide verarbeitet<br />

(sehr wertvoll); auf Sandboden, > 2 m<br />

Veneridae (Venusmuscheln)<br />

Callista chione: > 10m<br />

Venus casina<br />

Venus verrucosa (Warzige Venusmuschel): grobe Wachstumsstreifen, meist weißlich, innen<br />

hell; Sammelproben, Sandboden<br />

Weitere Arten:<br />

Acme spec.; Barbatia nodulosa, 1766 erstmals von Müller in Europa beschrieben; Eastonia<br />

rugosa; Pitar rudes; Tapes decussatus<br />

Gastropoda<br />

Opisthobranchia (Hinterkiemer)<br />

Bewohnen Riffe, Seegraswiesen und Sandböden. Zum Teil tagsüber in Spalten, Nischen oder<br />

Sand versteckt.<br />

Elysia timida: weiß mit grünen und roten Punkten; Felsgrus<br />

Dorididae<br />

Doridacea phyllidiidae: Kiemenbüschel am Hinterende<br />

Aelidaceae (Fadenschnecken)<br />

Flabellina affinis (Violette Fadenschnecke):<br />

violett mit weißen Spitzen; 30 m<br />

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Aelidaceae (Fadenschnecken)<br />

Cratena peregrina (Wanderfadenschnecke): weiß mit orangefarbigen Fäden, bis 70 mm; 30 m<br />

Prosobranchia (Vorderkiemer)<br />

Buccinidae (Hornschnecken)<br />

Cantharus d‘orbigny: skulpturierte, braune Schale mit weißem Spiralband; Sonne, Schatten,<br />

Rhizome, > 2 m<br />

Cerithiidae (Seenadelschnecken)<br />

Bittium reticulatum (Netzturmschnecke): Schale mit Netzstruktur; Sonne, Schatten, Seegras,<br />

Sandboden, Rhizome, Felsgrus<br />

Gourmya vulgate (gemeine Seenadelschnecke): knotige Spiralskulptur der Schale; Rhizome 12<br />

m, Felsgrus, Sonne<br />

Ceritiopsidae (Spitznadeln)<br />

Cerithiopsis tubercularis: klein mit knotiger Schale; Sonne<br />

Conidae (Kegelschnecken)<br />

Conus mediterraneus (Mittelmeer-Kegelschnecke): dicke, konische Schale; Schatten<br />

Conus ventricosus: Sammelprobe<br />

Coralliophilidae<br />

Colus spec.: < 1 m<br />

Haliotidae (Meerohren)<br />

Haliotis lammellosa (Seeohr): Ohrförmige Schale, innen Perlmutt; Sammelprobe<br />

Muricidae (Leistenschnecken)<br />

Muricopsis cristatus: stacheliges Gehäuse; Sonne, < 1 m<br />

Thais haemastoma (Rotmundleistenschnecke): Mund rötlich, gezähnt; < 1 m, > 2 m,<br />

Trunculariopsis trunculus (Purpurschnecke): offener Siphonalkanal, stark skulpturiert; Felsgrus,<br />

Sand<br />

Nassariidae<br />

Nasarius cf. tinei<br />

Nasarius limatus<br />

Neritidae (Nixenschnecken)<br />

Smaragdia viridis: smaragdgrün mit schwarzer Musterung; Rhizome 7 m<br />

Patellidae (Napfschnecken)<br />

Patella rustica: Felsen<br />

Patella spec.: Felsen<br />

Patella ulyssiponensis form aspera: > 10 m<br />

Patella vulgata: > 10 m<br />

Pyrenidae (Taubenschnecken)<br />

Columbella rustica: eiförmig, gezähnte Mündung; Rhizome, Felsgrus, Sonne, Schatten<br />

Rissoidae<br />

Alvania cimex: Rhizome 12 m<br />

Alvania lineata: Rhizome, Felsgrus, Sonne<br />

Alvania montagui: Rhizome 12 m, Felsgrus<br />

Rissoa auricalpium: Rhizome<br />

Rissoa ventriculosa<br />

Trochidae (Kreiselschnecken)<br />

Calistoma cf. conulum<br />

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Callistoma zizyphinum: Rhizome<br />

Gibbula richardi: Felsgrus<br />

Gibula spec.: Sonne, Felsgrus, > 10 m<br />

Jujubinus exasperatus: Rhizome, Seegras 5 m,<br />

Jujubinus stratius: Seegras 10 m<br />

Jujubinus unidentatus: Seegras 10 m<br />

Vermitidae (Wurmschnecken)<br />

Vermitidae: mit festgewachsenen Röhren/Gehäusen auf hartem Substrat; Felsgrus, Sonne,<br />

Schatten<br />

Weitere Arten:<br />

Astraea rugosa: Felsgrus, > 10 m; Cassidaria echinophora; Cellana radiata: > 10 m; Chrysallida<br />

nanodae: Seegras 20 m; Cocculina corrugata: > 10 m; Fusinus rostratus: Rhizome 7 m;<br />

Gibberula oryza: Rhizome 12 m; Littorina mariae; Luria lurida: > 10 m; Naticarius spec. : Rhizome<br />

12 m; Nipponotrophon fabricii: Rhizome 7 m; Ocinebrina aciculata: Rhizome 7 m; Tricolia<br />

pulla: Rhizome, Seegras 10 m<br />

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Crustacea<br />

Claudia Maas & Christin Heinrich<br />

Bauplan<br />

Körpergliederung sehr variabel, oft drei Abschnitte: Cephalothorax mit Antennen und Mundwerkzeugen<br />

(= Kopf mit vorderen Segmenten des Thorax, dessen Extremitäten als Mundwerkzeuge<br />

(Maxillipeden) ausgebildet sind), Peraeon mit Beinen für Fortbewegung und Pleon ohne<br />

Beine oder mit Blattbeinen (==> Atmung); Beine zweiästig (Spaltbein) mit Endo- (==> Schreiten)<br />

und Exopodit (==> Schwimmen) und basal an Coxa mit Exit (==> Atmung)<br />

Sinne und Nerven<br />

Zwei seitliche Facettenaugen und ein Medianauge (Naupliusauge); Oberschlundganglion mit<br />

ventralem Strickleiternervensystem<br />

Fortpflanzung und Entwicklung<br />

Embryonalentwicklung über Spiralfurchung; Jugendstadium: Naupliuslarve (mit unpaarem<br />

Auge); Spermaübertragung sehr unterschiedlich, gruppenspezifisch<br />

Ernährung & Lebensweise<br />

Meist Filtrierer oder Räuber, gruppenspezifisch; meist marin<br />

System<br />

Weltweit ca. 40 000 Arten. Insgesamt 10 Unterklassen, davon im Mittelmeer folgende vertreten<br />

(vgl. Riedel):<br />

Anostraca; Phyllopoda; Copepoda; Mystacocarida; Ostracoda; Ascothoracida; Cirripedia;<br />

Malacostraca<br />

Davon bei Giglio gefundene: Copepoda; Cirrpedia; Malacostraca<br />

Cirripedia (1500 Arten)<br />

Festsitzende Crustaceen mit mantelförmigem, kalkigem oder ledrigem Gehäuse und zu<br />

Seihapparat entwickelten Beinen, oder sackförmige extremitätenlose Parasiten an Decapoden.<br />

Chthamalidae<br />

Balanomorpha (Seepocken)<br />

Chtamalus stellatus<br />

Gattung mit stets 6 Platten und membranöser Basis. Art mit dicker, mäßig bis stark gerunzelter<br />

Mauerkrone. Die Grenze zwischen Scutum und Terga ist geschweift und steht annähernd im<br />

rechten Winkel zur Mittellinie. Mandibeln mit vier Hauptzähnen.<br />

Malacostraca<br />

Decapoda<br />

Anomura<br />

Decapoda mit ziemlich gedrungenem Körper, das Abdomen ist entweder ungegliedert, sackförmig<br />

oder gegliedert, dann aber immer mehr oder minder reduziert und eingeschlagen getragen.<br />

Diogenidae (Einsiedlerkrebse)<br />

Gleichgroße oder links größere Scheren der 1. Peraeopoden. Die Basen der 3. Maxillipeden<br />

berühren sich.<br />

Calcinus tubularis (Bunter Einsiedler)<br />

Bis 25 mm. Scheren annähernd gleich groß. Körper rot bis rotbraun. Scherenspitzen und 1.<br />

Glied der Beine weiß mit roten Punkten, Rest der Scheren rot bis rot gepunktet. Restliche Glieder<br />

der Beine rotbraun mit bläulicher bis weißer Zeichnung. Spitzen der Augenstiele weiß, Lebensraum:<br />

auf Fels und Geröllböden. Vom Flachwasser bis in große Tiefen.<br />

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Clibanarius erythropus (Felsenküsten-Einsiedler)<br />

Größe bis 20 mm. Grundfarbe grünlich bis brauner Farbton, die Dactylen sind rot und blau-weiß<br />

längs gestreift. Die Endklauen sind von schwarz-brauner Farbe, Augenstiele, Antennen und<br />

zwei Längsbinden auf den Fingern sind kräftig rot gefärbt. Das Eulitoral felsiger Küsten bildet<br />

seinen Lebensraum.<br />

Dardanus calidus (Roter Felseneinsiedler)<br />

Paguridae (Einsiedlerkrebse)<br />

Ziemlich gedrungener Körper. Ungegliedertes, unsymmetrisches Abdomen, oft von spiraliger<br />

Form. Oberfläche und Anhänge weichhäutig.<br />

Lebensraum: Alle Seeböden<br />

Pagurus anachoretus (Gestreifter Felseneinsiedler)<br />

Bis 40 mm. Scheren ungefähr gleich groß. Färbung rotbraun, mit weißen gelblichen Querbändern<br />

an Beinen und Scheren. Antennen und Augenstiele rotbraun und weiß geringelt, Augen<br />

hellblau bis grünlich.<br />

Lebensraum: Auf allen Hartböden vom Flachwasser bis in große Tiefen.<br />

Pagurus prideauxi (Anemonen-Einsiedlerkrebs)<br />

Art mit fast unbehaarter, nur manchmal spitze Höcker tragender Schere. Grundfarbe braunrot,<br />

Antennen und Dactylen der Peraeopoden zwei und drei gelblich; deren übrige Glieder oft mit<br />

stumpf violetten Binden nahe der Gelenke, Cornea dunkelgrau mit einem Stich violett. Sehr oft<br />

ist das kleine Schneckenhaus von einer Anemone (Adamsia palliata) vollständig überzogen,<br />

deren Tentakel an der Unterseite des Krebses, und hinter dessen Mundgliedmaßen zu finden<br />

sind.<br />

Pagurus excavatus var. meticolosus<br />

Charakteristisch: braun weiße, längs gestreifte Augenstiele<br />

Branchyura (Krabben)<br />

Decapoda von sehr gedrungener Körperform mit kleinem, sehr reduziertem Abdomen ohne<br />

Schwanzfächer. Das Abdomen wird unter die Brust geschlagen getragen und ermöglicht weder<br />

Schwimm- noch Springbewegungen. Bewohner aller Böden.<br />

Doripidae<br />

Oxystomata mit kaum verbreitertem Cephalothorax, die hinteren Peraeopoden subchelat und<br />

auf den Rücken verschoben, kleiner und als Klammerfüße dienend.<br />

Ethusa mascarone (Gepäckträgerkrabbe)<br />

Gattung mit gestrecktem Cephalothorax, Stirnrand vierzähnig, tief eingeschnitten, Körperumriss<br />

hoch trapezförmig, Abdominalsegmente 3-5 beim Männchen verschmolzen. Art mit einheitlich<br />

grau-brauner Färbung; Scheren papierfarben. Trägt regelmäßig über den Rücken gehaltene<br />

Tarnobjekte, meist Muschelfragmente beträchtlicher Größe.<br />

Grapsidae<br />

Brachyrhyncha mit viereckigem Carapax, Stirnrand breit, zwei bis drei kleine Seitenrandzähne.<br />

Pachygrapsus marmoratus (Felsenkrabbe)<br />

Gattung mit ganz geradem Stirnrand, Rücken auffallend flach und glatt, etwas breiter als lang.<br />

Art von variierend dunkler Färbung. Gesamteindruck der Rückenseite graugrün bis olivfarben.<br />

Mit feiner marmorierter, vorwiegend querlaufender, schwarzgrüner Zeichnung. Unterseite<br />

papierfarben.<br />

Maiidae (Seespinnen)<br />

Oxyrhyncha mit vorn gestrecktem Carapax und schnabelförmigem Rostrum, meist mit Angel-<br />

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haaren und der Eigenschaft, sich durch Anheften von Algen und Schwämmen zu tarnen. Verschieden<br />

große Arten, überwiegend in Algenbeständen des Litoralhanges.<br />

Maja crispata (Kleine Seespinne)<br />

Cephalothorax wenig gewölbt, unter den Seitenrandstacheln, keine Nebenstacheln. Fleischfarben,<br />

bräunlich bis sandfarben mit kurzen, gelben Stacheln.<br />

Inachinae (Gespensterkrabben)<br />

Maiidae ohne Orbita, zweites Stielglied der zweiten Antenne lang, zarte Formen.<br />

Achaeus cranchi<br />

Gattung mit stark behaartem Rücken, Augenstiele lang, wenn rückschlagbar, Rostrum kurz.<br />

Xanthidae<br />

Brachyrhyncha mit herzförmig bis breit ovalem Carapax, Stirnrand quer abgestutzt oder stumpfzweiteilig,<br />

mit normalen Paraeopoden. Kräftige Formen, überwiegend an Felsküsten.<br />

Eriphia verrucosa (Italienischer Taschenkrebs)<br />

Mehrere Reihen derber Zähne an der Stirn. Höcker der Scherenbeine mit dichten Büscheln<br />

kurzer Borsten besetzt. Peraeopoden 2 bis 4 sind stärker behaart. Kräftig rotbrauner Rücken,<br />

mit gelben Schecken und dunkleren, besonders auf den Scherenbeinen intensiv rotbraunen<br />

Höckern. Scherenfinger und Endklauen der Dactylen schwarzbraun.<br />

Pilumnus hirtellus<br />

Gattung mit langen Borsten und eng gezähneltem Stirnrand. Art kräftig ziegelrot, die steifen<br />

Borsten, die auch Rücken und Beine bedecken, strohgelb. Scherenfinger und Stacheln dunkelbraun.<br />

Amphipoda<br />

Caprellidae (Gespenstkrebse)<br />

Amphipoda , deren Kopf mit dem 1. Mesoma-Segment verschmolzen ist. Abdomen zu Stummel<br />

reduziert, Extremitäten stark reduziert oder fehlend. Augen klein, Seitenplatten fehlen.<br />

Lebensart: Bodenbewohner und parasitisch auf der Haut von Walen.<br />

Pantopoda (Asselspinnen)<br />

Meist kleine Arthropoden (1 – 8 mm) mit kurzem Rumpf, mit 4 (seltener, im Mittelmeer nie 5-6)<br />

Gangbeinpaaren. Hinterleib stummelförmig, Mundfortsatz rüsselförmig. Zart bis kräftig<br />

chitinisiert, blass, kräftig grün, blau, rot oder tarnfarben. Bewegungen langsam, meist kletternd<br />

oder klammernd, selten schwimmend.<br />

Phoxichilidiidae<br />

Lang gestielte Scheren oder adult ganz ohne Scheren. Eiträger des Männchens 5-9 gliedrig.<br />

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Artenliste<br />

Cirripedia<br />

Chthamalidae Chtamalus stellatus<br />

Malacostraca<br />

Decapoda/Anomura<br />

Diogenidae Calcinus tubularis<br />

Clibanarius erythrophus<br />

Dardanus calidus<br />

Paguridae Pagurus anachoretus<br />

Pagurus prideaux<br />

Pagurus excavatus var. meticolosus<br />

Branchyura<br />

Doripidae Ethusa mascarone<br />

Grapsidae Pachygrapsus marmoratus<br />

Maiidae Maja crispata<br />

Inachinae Achaeus cranchi<br />

Xanthidae Eriphia verrucosa<br />

Pilumnus hirtellus<br />

Amphipoda Caprellidae<br />

Pantopoda Phoxichilidiidae<br />

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Echinodermata und Ascidiacea<br />

Olivera Vucic-Pestic<br />

Echinoidea<br />

2 m Tiefe auf Hartboden:<br />

Echinidae<br />

Paracentrotus lividus<br />

Morphologische Merkmale: grünliche Gehäusefarbe; Stacheln braun, violett, grünlich; Mundfeld<br />

rötlich, klein; zahlreiche Ambulacralfüßchen à gutes Wendevermögen; wenig Stacheln mit blauem<br />

Ring an der Stachelbasis<br />

Vorkommen: bevorzugt auf Kalkfelsen, primären Hartböden, in Algenbeständen<br />

Wissenswertes: Auch Steinseeigel genannt. „Versteckt“ sich tagsüber in Aushöhlungen des<br />

Kalkfelsens, verlässt diese nachts zur Nahrungsaufnahme (weidet an Algen). Wird seit dem<br />

Altertum zum Verzehr gesammelt. Die orangefarbenen, fünfreihig angeordneten Gonaden der<br />

Weibchen gelten als Delikatesse. Diese Art wird seit einigen Jahren in der Entwicklungs- und<br />

Molekularbiologie eingesetzt. Aufgrund der Durchsichtigkeit der Eier lassen sich Zellteilungsvorgänge<br />

leicht unter dem Mikroskop beobachten. Die Nutzung führte an einigen Stellen zum<br />

Rückgang der Population, an deren Stelle sich der Schwarze Seeigel (Arbacia lixula) ausbreiten<br />

konnte.<br />

Arbaciidae<br />

Abracia lixula<br />

Morphologische Merkmale: rosa Gehäuse mit dunkelroten Streifen; abgeflachte Form; Mundfeld<br />

grünlich und große Mundöffnung; Stacheln schwarz-violett, ohne blauen Ring an der Basis und<br />

sehr zahlreich; wenig Ambulacralfüßchen à schlechtes Wendevermögen<br />

Vorkommen: vertikale, felsige Flächen, primäre Hartböden, in Algenbeständen<br />

Wissenswertes: Weidet vor allem an vertikalen Flächen im Brandungsbereich Algenrasen ab.<br />

Das abgeflachte Gehäuse bietet dem Wasser nur geringen Widerstand.<br />

30 m sekundärer Hartboden:<br />

Echinidae<br />

Psammechinus microtuberculatus<br />

Morphologische Merkmale: abgeflachtes Gehäuse mit einem Durchmesser von etwa 3,5 cm<br />

(adult); Gehäusefarbe dunkelgrün bis braun mit weißen Porenfeldern; Primärstachel kaum größer<br />

als Sekundärstachel, max. 1,5 cm lang; Stachelfärbung grünlich bis bräunlich mit weißen<br />

Spitzen, manchmal auch gebändert Vorkommen: primäre und sekundäre Hartböden, in Algenbeständen<br />

und vor allem in Seegraswiesen<br />

Wissenswertes: Nachtaktiv wie die meisten Stachelhäuter. Tagsüber meist versteckt zwischen<br />

Seegrasrhizomen oder unter Steinen à verlässt seine Verstecke zur Nahrungsaufnahme und<br />

Fortpflanzung. Nahrungsgrundlage bilden Algen und kleine Wirbellose. Die Art ist ein wahrer<br />

Kletterkünstler. Im Versuch wurde beobachtet wie diese Art sogar auf einer Violinenseite hochgeklettert<br />

ist. Auch bei dieser Art sollen die Gonaden gut schmecken, weshalb er in einigen Regionen<br />

auch gesammelt wird.<br />

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Ophiruoidea<br />

Ophicomidae<br />

Ophioderma longicaudum<br />

Morphologische Merkmale: Körperscheibe annähernd rund; Scheibendurchmesser max. 2-3<br />

cm (adult); Arme werden bis zu 12 cm lang, erscheinen glatt, da die kurzen Stacheln eng anliegen;<br />

Arme und Körperscheibe wirken lederartig<br />

Vorkommen: Im Felslitoral, selten auf sekundären Hartböden, versteckt in Spalten oder unter<br />

Steinen; auch auf Sandgründen, wo er unter Steinen Schutz finden kann; vom Flachwasser bis<br />

in 70 m Tiefe<br />

Wissenswertes: Kann sich mit seinen beweglichen Armen schnell vorwärts bewegen. Dazu<br />

werden die Arme s-förmig gekrümmt und wieder ausgestreckt. Als sciaphile Art flüchtet er sofort,<br />

wenn man ihn nachts anleuchtet oder tagsüber durch Umdrehen eines Steins freilegt.<br />

Asteroidea<br />

Asteriidae<br />

Marthasterias glacialis<br />

Morphologische Merkmale: stets mit fünf Armen; in der Regel 30-40 cm, manchmal sogar 80<br />

cm groß; jede Dorsalplatte mit einem großen Stachel; Stacheln an der Basis von einem Büschel<br />

Pedicellarien umgeben; Stacheln auf den Armen in drei Längsreihen; kleinere Exemplare eher<br />

braun bis olivgrün, größere rötlich braun mit graugelber Zeichnung gefärbt<br />

Vorkommen: Lebt auf Hartsubstraten, in Spalten und Höhlen sowie unter Steinen. In großen<br />

Tiefen (ab 50 m) besiedelt er auch schlammige Sandböden. Bei der Verbreitung dieser arktischen<br />

Art im Mittelmeer spielt die Wassertemperatur eine übergeordnete Rolle, wobei die Küsten<br />

mit niedriger Durchschnittstemperatur bevorzugt werden.<br />

Wissenswertes: Ist ein Top-Prädator in seinem Lebensraum. Neben Weichtieren (z.B. Mollusken)<br />

werden Krebse, verletzte Fische und andere Stachelhäuter (z.B. Seeigel) gefressen. Dreht<br />

die Seeigel mit Hilfe der Arme um und verdaut sie von ihrer Mundseite aus. Dazu stülpt er seinen<br />

Magen nach außen.<br />

Hacelia attenuata<br />

Morphologische Merkmale: fünf drehrunde Arme setzten mit breiter Basis an der Scheibe an<br />

und verjüngen sich kontinuierlich zur Spitze hin; bis zu 20 cm groß; Oberfläche fühlt sich glatt<br />

an und ist durch deutlich sichtbare Reihen von Vertiefungen gekennzeichnet; rot oder orange<br />

gefärbt<br />

Vorkommen: auf felsigen und koralligenen Böden, in Tiefen zw. 1 und 150 m (hauptsächlich zw.<br />

20 und 50 m); sciaphil, daher oft unter Überhängen und in Höhlen.<br />

Wissenswertes: Heißt mit Trivialnamen auch glatter Seestern<br />

Echinasteridae<br />

Echinaster sepositus<br />

Morphologische Merkmale: mit fünf, selten mit sechs oder sieben langen, runden Armen; bis zu<br />

20 cm groß; Körperoberseite mit zahlreichen, kleinen, deutlich sichtbaren Papulae<br />

(Ausstülpungen); drüsenreiche Haut mit darin versenkten Stacheln, diese max. 1,5 mm lang;<br />

auffällige leuchtend rote Färbung<br />

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Vorkommen: Häufiger Seestern im unteren Infralitoral, auf Hartsubstraten; unterhalb der<br />

Sprungschicht bis in große Tiefen (250 m)<br />

Wissenswertes: Ernährt sich hauptsächlich von organischer Materie, die er auf dem Meeresboden<br />

findet, frisst aber auch an Schwämmen<br />

Ophidiasteridae<br />

Ophidiaster ophidianus<br />

Morphologische Merkmale: wird bis zu 35 cm groß; kleine Scheibe; fünf drehrunde gleichmäßig<br />

dicke Arme; Körperoberseite mit kaum sichtbaren Papulae in acht Längsreihen/Arm angeordnet;<br />

Saugfüßchen gelb; Armwinkel spitz zulaufend; Färbung von purpurrot über ziegelrot bis<br />

orangerot, manchmal mit purpur- oder orangeroten Flecken<br />

Vorkommen: Besiedelt primäre und sekundäre Hartsubstrate von Flachwasser bis in große Tiefen.<br />

Präferiert beschattete Zonen.<br />

Wissenswertes: Lebt mit dem Eisseestern in Lebensgemeinschaft des Präkoralligens, ist aber<br />

etwas wärmebedürftiger als dieser und deshalb in südlichen Mittelmeergebieten/-regionen deutlich<br />

häufiger.<br />

Asterinidae<br />

Asterina gibbosa<br />

Morphologische Merkmale: sternförmiger bis fünfeckiger Umriss; klein bis zu 6 cm; Arme sehr<br />

kurz; flache Unterseite und gewölbte Oberseite<br />

Vorkommen: v.a. in Seegraswiesen aber auch auf Hartböden besonders unter Steinen oder in<br />

Spalten. Bevorzugt Flachwasserregionen.<br />

Wissenswertes: Lebt tagsüber zw. den Rhizomen der Seegräser oder unter Steinen versteckt.<br />

Geht nachts auf Nahrungssuche. Ernährt sich räuberisch von z.B. Bryozoen, häufig auf<br />

Seegrasblättern (Posidonia oceanica). Im Unterschied zu den meisten anderen Seesternarten<br />

entstehen aus den befruchteten Eiern dieser Art keine planktischen Larven. Die Eier werden an<br />

das Substrat geheftet. Aus ihnen schlüpfen nach einiger Zeit viele, kleine, fertige Fünfecksterne.<br />

Crinoidea<br />

Antedon mediterranea<br />

Morphologische Merkmale: wird 15 bis 20 cm groß; fünf verzweigte, gefiederte Arme, scheinbar<br />

zehn; Ambulakralsystem auf der Bauchseite, nicht zu Fortbewegung sondern dient dem<br />

Nahrungstransport; Rückencirren dienen der Befestigung am Untergrund; Färbung variiert von<br />

grellem gelb über braun bis kaminrot<br />

Vorkommen: Hauptsächlich in Tiefen von 30-40 m, aber auch im Flachwasser. Tagsüber unter<br />

Steinen oder in Schwämmen versteckt.<br />

Wissenswertes: Tier lebt auf dem Rücken. Klammert sich an Algen, Moostiere oder Hornkorallen<br />

etc. fest. Fiederarme dienen als Netz zum Einfangen von Plankton oder kleiner organischer<br />

Teilchen. Äußere Befruchtung, die Eier werden bis zum Ausschlüpfen auf den Fiedern<br />

getragen. Planktisch lebende Larve heftet sich mit einem Stiel am Boden fest. Dieses Stadium<br />

heißt Pentacrinus-Stadium, der Haarstern sieht hier fossilen Seelilien ähnlich. Trennung vom<br />

Stiel nach einigen Monaten. Die Tiere beherbergen zahlreiche Parasiten, z.B. den Vielborster<br />

Myzostomum cirriferum, Ruderfüßer und Asseln.<br />

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Holothurioidea<br />

Holothuria stellati<br />

Morphologische Merkmale: 15-20 cm lang; Färbung oft braun, sehr variabel; keine Cuvierschen<br />

Schläuche<br />

Vorkommen: Auf sandigen, schlammigen Böden. Vor allem in Tiefen zwischen 5 und 40 m, aber<br />

auch bis zu 100 m Tiefe.<br />

Holothuria tubulosa<br />

Morphologische Merkmale: zwischen 20 und 50 cm lang; Färbung sehr variabel von braun bis<br />

rötlich<br />

Vorkommen: Sehr häufig zwischen Algen und Seegraswiesen.<br />

Ascidiacea<br />

30 m sekundärer Hartboden<br />

Ciona cf. intestinalis<br />

Morphologie: durchsichtig mit gelblich- grünlichen Punkten an der Einstromöffnung; solitär<br />

Vorkommen: in Felsspalten zwischen 5 und 500 m Tiefe; alle europäischen Küsten<br />

Halocynthia papillosa<br />

Morphologie: im Durchschnitt 6-10 cm hoch; Färbung rot und auf der Schattenseite des Tieres<br />

geht sie in weiß über; körnige Tunica; Siphone mit Borsten ausgestattet; solitär<br />

Vorkommen: In Vertiefungen und unter Überhängen (Art leicht sciaphil) auf harten Untergründen<br />

(Felsgestein, Koralligen, Wracks...); in Tiefen bis zu 100 m<br />

Außerdem im Pelagial gefunden:<br />

Salpa maxima<br />

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Bryozoa<br />

Gunnar Henkes und Dorothee Sandmann<br />

Bryozoa oder Moostierchen werden mit den Phoronida (Hufeisenwürmer) und den Brachiopoda<br />

(Armfüßer) zur Gruppe der Tentaculata (Lophophorata) gezählt. Kennzeichnend für diese<br />

Verwandschaftsgruppe ist eine sessile Lebensweise in ausschließlich aquatischen Lebensräumen,<br />

ein Exoskelett aus Chitin / Kalk, ein Kranz bewimperter Tentakel um die Mundöffnung und<br />

eine strudelnde Ernährungsweise.<br />

Bryozoa sind mit ca. 4500 rezenten und ca. 15000 fossilen Arten die artenreichste Gruppe innerhalb<br />

der Tentaculata. Die frühesten fossilen Funde stammen aus dem unteren Kambrium.<br />

Nur unter den Bryozoen gibt es Süßwasserformen (etwa 50 Arten), alle übrigen Bryozoen sind<br />

weltweit verbreitete marine Organismen, die vor allem im Litoral vorkommen. Zu finden sind<br />

Bryozoen jedoch von der Gezeitenzone bis zu einer Tiefe von 1000 m.<br />

Bryozoen bilden Kolonien aus modularen Einheiten, den Zooiden (Einzelindividuen). Die<br />

Grundeinheit (basic modules) sind die Autozooide, die mit Ihrem cilienbesetzten Tentakelkranz<br />

Nahrungspartikel aus dem Wasser filtern. Desweitern gibt es besonders bei den Cheilostomata<br />

Module, so genannte Heterozooide, die keine Nahrung mehr aufnehmen, sondern auf andere<br />

Funktionen, z.B. Fortpflanzung (Gonozooide), Säuberung, Schutz (Vibracularien, Avicularien)<br />

oder Anheftung (Kenozooide) spezialisiert sind (spezialized modules). Das heißt durch Knospung<br />

entstehende Zooide einer Kolonie können sehr unterschiedlich aussehen<br />

(Polymorphismus), da sie auf bestimmte Funktionen spezialisiert sind.<br />

Die Zooide in einer Kolonie sind unter 1 mm groß und bilden jedes für sich ein gelatinöses oder<br />

festes Gehäuse aus Chitin, z.T. zusätzlich mit Kalk. Die Verbindung mit dem Substrat ist meistens<br />

fest, so dass die Kolonien einen dichten Überzug unter anderem auf Steinen, Molluskenschalen,<br />

Seegras, Krebspanzern und anderen festen Substraten bilden. Es gibt aber daneben<br />

auch Kolonien mit algen- oder korallenartiger Wuchsform, die sich über das Substrat erheben.<br />

Da feste Substrate nur einen sehr geringen Teil des Untergrundes im Meer ausmachen müssen<br />

Bryozooen einer starken Konkurrenz um ihren Lebensraum standhalten. Fraßfeinde sind vor<br />

allem Nacktschnecken, Seeigel und kleine Krebstiere (Gespensterkrebse und Asselspinnen).<br />

Körperbau<br />

Der Grundbau des Körpers eines ursprünglichen Moostierchens ist funktionell in zwei Abschnitte<br />

gegliedert: Dem vorderen Körperteil, der aus dem Gehäuse herausgestreckt werden kann<br />

(Polypid) und dem hinteren Körperteil, der durch ein Gehäuse geschützt wird und der Fortpflanzung<br />

dient. Die Einstülpöffnung (Orificium) wird unterschiedlich verschlossen. Bei den<br />

Cyclostomata durch Sphinktermuskeln, bei den Ctenostomata durch einen membranösen Kragen<br />

und bei den höheren Cheilostomata durch einen Deckel (Operculum). Die Ausstülpung des<br />

Polypids erfolgt durch Erhöhung des hydrostatischen Körperdrucks. Bei den mit festem Gehäuse<br />

ausgerüsteten Cheilostomata ohne Ascus wird der Druck dadurch erhöht, dass die<br />

unverkalkt gebliebene, dem Substrat abgewandte Seite durch Muskeln nach innen eingezogen<br />

wird und den Polypid austreibt. Völlig verkalkte Cheilostoma besitzen eine nach außen offene<br />

schlauchartige Einbuchtung (Ascus, Kompensationssack), bei dessen Füllung mit Wasser sich<br />

der Körperinnendruck erhöht, so dass der Polypid heraus kommt. Wieder eingezogen wird der<br />

Polypid über einen Retraktormuskel. Blut- und Exkretionssysteme fehlen. Beides erfolgt über<br />

die Körperepithelien.<br />

Fortpflanzung und Entwicklung<br />

Bryozooenkolonien sind meist zwittrig (Ausnahme: z.B. Crisia) und machen einen Wechsel zwischen<br />

geschlechtlicher und ungeschlechtlicher Fortpflanzung durch. Es werden keine spezifi-<br />

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schen Gonaden entwickelt, sondern die Geschlechtszellen entwickeln sich im Coelothel. Die<br />

Eier verlassen den Körper durch einen Coelomporus der an einem röhrenförmigen Fortsatz der<br />

Lophophorbasis liegt. Von außen kommende Spermatozooen werden durch denselben Porus<br />

nach innen transportiert. Die weitere Entwicklung verläuft bei verschiedenen Gruppen unterschiedlich.<br />

Einige Bryozooen, z.B. Elektra, geben die Eier direkt ins Wasser ab. Die meisten<br />

betreiben jedoch Brutpflege. So entwickeln sich die Eier bei einigen Cyclostomata in speziellen<br />

Gonozooiden deren Tentakel und Verdauungstrakt reduziert sind, viele Cheilostomata besitzen<br />

äußere Brutkammern (Oecien, Ovicellen). Aus den Eiern entstehen Larven, die einen Wimperring<br />

(Corona) und ein Haftorgan besitzen. Einige Arten bilden planktische Larven<br />

(Cyphonautes), die Monate im freien Wasser schwimmen, andere Brut pflegende Arten bilden<br />

Larven, dessen Larvenzeit oft nur wenige Stunden dauert. Gerät eine Larve auf geeignetes<br />

Substrat heftet sie sich fest. Durch Metamorphose entsteht dann der erste Zooid, die<br />

Ancestrula. Die Ausbildung einer Kolonie beginnt mit vegetativer Knospung, an der nur Ektound<br />

Mesoderm teilnehmen. Die Zooide sind so alle physiologisch verbunden, besitzen jedoch<br />

kein gemeinsames Darmsystem wie die Cnidarier.<br />

Systematik<br />

Phylactolaemata (Süßwasserbryozoen)<br />

ursprünglichste Gruppe, Wachstum oralwärts, kein Polymorphismus, nur im Süsswasser<br />

Stenolaemata (Cyclostomata)<br />

Wachstum analwärts, kein Polymorphismus, nur marin<br />

Gymnolaemata<br />

Ausgeprägter Polymorphismus, überwiegend marin<br />

Ctenostomata<br />

Ohne Operculum, keine Avicularien, Zooide zylindrisch<br />

Cheilostomata<br />

Mit Operculum, starker Polymorphismus, Zooide schachtelförmig<br />

Anasca: Mit flexibler Frontalmembran<br />

Ascophora: Mit Kompensationssack<br />

A) Felsen und sekundärer Hartboden<br />

Lichenopora radiata gehört zu den Cyclostomata der Familie Lichenoporidae. Diese<br />

Bryozoenart bildet bis zu 0,5 cm große, runde bis ovale, weiße Kolonien. Die Kolonien lassen<br />

sich von vielen anderen durch die Kolonie umgebenden Randlamellen unterscheiden. Die einzelnen<br />

Zooide der Kolonie sind in Radiärreihen angeordnet, die durch Zwischenräume getrennt<br />

sind. Lichenopora radiata ist eine besoners schnell wachsende Art, die so auch in der Lage ist<br />

nur temporäre Substrate zu besiedeln. Dazu passend wurde sie auf Giglio besonders auf losem<br />

Felsgruß im Flachwasser (bis 5 m Tiefe) gefunden. Laut Literatur liegt Ihr Verbreitungsraum bis<br />

zu einer Tiefe von 50 m.<br />

Crisia eburnea gehört neben Lichenopora radiata zu den wenigen Arten aus der Gruppe der<br />

Stenolaemata (Cyclostomata), die auf Fels, bzw. sekundärem Hartboden, gefunden wurden.<br />

Kennzeichnend sind strauchförmige Zoarien, deren Äste durch ringförmige Chitingelenke voneinander<br />

getrennt sind. Bei Crisia eburnea bestehen diese Äste nur aus 5-7 Zooiden. Die Kolonie<br />

erreicht eine Höhe von 15-20 mm. Bestimmen lassen sich die Arten dieser Gattung nur an<br />

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Hand der Gonozooide. Gefunden wurde Crisia eburnea nur wenige Male im Litoraltransekt auf<br />

der Sonnenseite in 2 m Tiefe. Laut Literatur kommt die Art bis in eine Tiefe von 300 m vor. Verbreitungsgebiet<br />

ist vom Mittelmeer über die Küsten vor Britannien bis in arktische Gewässer.<br />

Eine sehr häufige und beim Schnorcheln auffällige Art ist Reptadeonella violacea.<br />

Reptadeonella violacea gehört zu den Ascophora, d.h. den Cheilostomata mit Kompensationssack<br />

und Ascoporus. Sie bilden bis zu mehreren Zentimeter große unregelmäßig geformte dunkelbraune<br />

Kolonien, wobei die Zooide an den Rändern oft hell sind. Die Avicularien liegen unterhalb<br />

des Orificiums und sind deutlich zu erkennen. Wir fanden die krustig wachsenden Kolonien<br />

sowohl auf der Sonnenseite des Litoraltransektes, auf Felsgrus, als auch häufig an Felsen,<br />

an denen vorher Seeigel die Algen abgeweidet hatten.<br />

Eine weitere auffällige Art, die am Litoraltransekt gefunden wurde, ist Myriapora truncata (Trugkoralle).<br />

Sie erreicht eine Wuchshöhe von 12 cm selten auch mehr und ist korallenrot gefärbt.<br />

Sie gehört ebenfalls zur Gruppe der Ascophora. Die Familie der Myriozoidae, zu der sie gehört,<br />

zeichnet sich durch besonderes Zoarienwachstum aus. Die Kolonien wachsen aufrecht, sind<br />

dichotom verzweigt und am Ende abgestutzt. Die Zooidgrenzen sind nicht sichtbar, die Oberfläche<br />

hat viele Poren in die Aperturen eingesenkt sind. Die Kolonien wachsen in Schattengebieten<br />

der Felsküsten, auf Böden und Höhleneingängen oder auf sekundären Hartböden ab<br />

20 m Tiefe. Wir haben die Art in 5 m Tiefe in einer Höhle gefunden. Verzeichnet ist diese Art im<br />

gesamten Mittelmeer und in Teilen des Ostatlantiks.<br />

Schizobrachiella sanguinea gehört zu den Ascophora und hier zu der Familie Escharellidae; sie<br />

besitzt also Kompensationssack und Ascoporus. Die Art bildet unregelmäßig geformte, bis zu<br />

mehreren Zentimeter große, stark rot bis schwach rosa gefärbte Kolonien. Die Zooide sind oval<br />

bis rechteckig, in Reihen angeordnet und besitzen keine Dornen. Stellenweise lassen sich,<br />

meist am Rand der Kolonie, Avicularien erkennen. Auffällig ist der ausgeprägte<br />

Polymorphismus. Im bewegten Wasser bilden sich nur sehr flache, krustenförmige Kolonien,<br />

während sich im stillen Wasser Kolonien mit aufrechten Trichtern und Röhren bilden können.<br />

Gefunden wurde die Art auf den Sonnenseite des Lithoraltransektes in 3 m Tiefe. Laut Literatur<br />

sind diese Bryozooen auch auf Schiffsrümpfen, Seetonnen und deren Ketten zu finden, wo sie,<br />

auf Grund ihres schnellen Wachstums, Schaden anrichten können.<br />

Haplopoma impressum gehört zu den vielen Arten aus der Gruppe der Ascophora, die auf Fels,<br />

bzw. auf sekundärem Hartboden gefunden wurden. Die Kolonien bilden gleichmäßige Krusten,<br />

die durchsichtige, länglich ovale Zooide mit einem D-förmigen Orificien bilden. Gefunden wurde<br />

die Art auf sekundärem Hartboden in 30 m Tiefe und auf den Blättern von Posidoania oceanica.<br />

Micropora cf. normani aus der Gruppe der Anasca und Cellepora pumicosa aus der Gruppe der<br />

Ascophora wurden beide in 5 m Tiefe auf der Sonnenseite des Lithoraltransektes gefunden.<br />

Beide wuchsen nicht direkt auf dem Fels, sondern auf einer Rotalgenart. Bei Micropora cf.<br />

normanii waren die Brutkammern (Ovizellen) über dem Orificium gut zu erkennen.<br />

B) Seegras (Posidonia ozeanica)<br />

Crisia klugei ist gekennzeichnet durch strauchförmige Zoarien, deren Äste durch ringförmige<br />

Chitingelenke voneinander getrennt sind. Bei Crisia eburnea bestehen diese Äste nur aus 12<br />

bis über 20 Zooiden. Bestimmen lassen sich die Arten dieser Gattung nur an Hand der<br />

Gonozooide. Gefunden wurde die Art in 12 m Tiefe im Rhizom von Posidonia. Laut Literatur<br />

wurde sie bis jetzt nur in Tiefen von 40-150 m vorgefunden.<br />

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Filicrisia geniculata gehört in die Gruppe der Stenolaemata (Cyclostomata). Die Kolonie steht<br />

aufrecht und wird nur einige Millimeter hoch. Kennzeichnend sind wie bei Crisia strauchförmige<br />

Zoarien, deren Äste durch ringförmige Chitingelenke voneinander getrennt sind. .Bei Filicrisia<br />

geniculata bestehen diese Äste nur aus einem selten mehr Zooiden. Verbreitet ist die Art vom<br />

Mittelmeer bis in arktische Gewässer.<br />

Disporella hispida gehört zu den Cyclostomata. Die Art gehört wie Lichenopora radiata zur Familie<br />

der Lichenoporidae und ist dieser auch sehr ähnlich in Größe und Farbe. Beide Gattungen<br />

bilden runde weiße Kolonien mit Randlamellen, deren Zooide radiär angeordnet und durch Zwischenräume<br />

getrennt sind, jedoch wachsen die Zooide von Disporella stärker in den Raum hinein,<br />

und es lassen sich Dornen am Rand des Peristoms erkennen. Außerdem sind die Zwischenräume<br />

der Zooide bei Disporella dickwandiger. Im Gegensatz zu Lichenopora wurde<br />

Disporella auf Giglio nur auf Posidonia Blättern und Posidonia Rhizomen gefunden, nicht auf<br />

Fels.<br />

Idmidronea atlantica ist eine weitere Art aus der Gruppe der Cyclostomata, die auf den Blättern<br />

von Posidonia oceanica gefunden wurde. Die Kolonien stehen aufrecht und sind dichotom verzweigt.<br />

Diese Art ist nahezu weltweit verbreitet.<br />

Mimosella verticillata ist neben Alcyonidium gelatinosum und Mimosella gracilis die dritte Art<br />

aus der Gruppe der Ctenostomata. Vertreter dieser Gruppe wurden ausschließlich auf den Blättern<br />

des Seegrases gefunden. Die Ctenostomata besitzen stets unverkalkte und röhrenförmige<br />

Zooide. Die Apertur ist terminal und durch einen Kragen verschließbar. Weder Avicularien,<br />

Vibracularien noch Ooecien sind vorhanden. Mimosella verticillata und Mimosella gracilis gehören<br />

zur Familie der Mimosellidae. Erkennungsmerkmal dieser Familie ist der pflanzenähnliche<br />

Wuchs der Zoarien, bei dem stärkere Stämme in regelmäßigen Abständen kleinere Äste tragen.<br />

Aus den Stolonen wachsen in unterschiedlichen Abständen Ansammlungen von Autozooiden,<br />

die in der Lage sind, sich durch Muskelbewegung unabhängig voneinander einzeln aufzurichten.<br />

Die aufgerichteten Autozooide stülpen dann ihren Tentakelkranz aus, filtern kurze Zeit Nahrung<br />

aus dem Wasser und legen sich dann wieder auf das Substrat.<br />

Aetea truncata wurde ebenfalls häufig auf Seegras gefunden, vornehmlich auf den Innenseiten<br />

der Blätter. Die stärkere Strömung auf der konvexen Blattseite könnte eine Erklärung dafür sein,<br />

dass die Kolonien fast ausschließlich auf der konkaven Blattseite zu finden waren. Die Art bildet<br />

ein kriechendes, einreihiges Zooarium, deren distale Teile stets einzeln aufrecht wachsen. Diese<br />

aufrechten Teile würden der stärkeren Strömung auf der konvexen Blattseite kaum standhalten.<br />

Die distalen Teile besitzen einen deutlich membranösen Wandteil, gehören also zur Gruppe<br />

der Anasca, sind unten konisch und oben glatt und gerade. Ein weiteres wichtiges Erkennungsmerkmal<br />

sind die zwischen den Zooiden laufenden Stolone. Aetea truncata ist im Mittelmeer<br />

weit verbreitet und häufig. Ihr bevorzugtes Substrat sind Tange und Posidonia-Rhizome und<br />

diverse Evertebraten, vor allem andere Bryozooen, in seichten bis tiefen Küstengewässern.<br />

Eine weitere Art aus der Gruppe der Anasca ist Cabarea boryi. Sie bildete ebenfalls aufrecht<br />

auf den Posidonia-Blättern stehende Kolonien vonehmlich auf der konkaven Blattseite.<br />

. Calpensia nobilis gehört zur Gruppe der Anasca und bildet dünne, sich häufig selbst überwachsende<br />

Kolonien, die als Überzüge an den Sprossansätzen von Posidonia oceanica in 7 m<br />

und 12 m Tiefe relativ häufig zu finden waren. Die Art ist im gesamten Mittelmeer verbreitet,<br />

aber auch in Teilen des Ostatlantiks.<br />

Electra posidoniae wurde ausschließlich auf den Posionia-Blättern gefunden. Sie gehört zur<br />

Gruppe der Anasca, sie besitzen also keinen Kompensationssack und Ascoporus. Sie bilden<br />

bandförmig krustierende Zoarien, deren Zooide eine deutlich unverkalkte membranöse Frontal-<br />

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wand besitzen. Die Zooide sind in zwei bis mehrreihigen krusstierenden Längsreihen angeordnet,<br />

von denen zum Teil auch Querreihen abgehen. Das Aperturfeld ist stets von 1-3 Dornen<br />

umgeben, von denen der median-proximale am deutlichsten ausgebildet ist. Electra posidoniae<br />

ist eine der am weitesten verbreiteten Bryozoenarten im Mittelmeer und ein typischer Bewohner<br />

von Posidonia oceanica. Auf den Blättern von Posidonia oceanica konnten die weißlichen<br />

Längsreihen schon mit bloßem Auge erkannt werden.<br />

Sertella septentrionalis (Neptunschleier) gehört zur Gruppe der Ascophora und ist eine Schatten<br />

liebende Bryozoenart. Sie wächst von flachen Bereichen bis zu Tiefen von 50 m. Lebende<br />

Kolonien sind lachsrosa bis blassgelblich und erreichen eine Größe bis 10 cm. Sie meiden turbulente<br />

Wasserbewegungen. Wir haben diese Art den Rhizomen von Posidonia oceanica in 12<br />

m Tiefe gefunden, was gut zu den Literaturangaben passt, denn in den dichten Rhizomen ist<br />

die Wasserbewegung und die Lichteinstrahlung gering.<br />

Artenliste<br />

Taxanomie Art Vorkommen<br />

Stenolaemata Crisia eburnea Litoraltransekt Sonne 5mTiefe<br />

(Cyclostomata) Crisia klugei Posidonia Rhizom 12m Tiefe<br />

Disporella hispida Posidonia Blatt und Rhizom<br />

Filicrisia geniculata Posidonia Blatt<br />

Idmoidea atlantica Posidonia Rhizom 7m Tiefe<br />

Tubulipora phalangea Posidonia Blatt<br />

Lichenopora radiata Sek. Hartboden<br />

Gymnolaemata<br />

Ctenostomata Alcyonidium gelatinosum Posidonia Blatt<br />

Mimosella verticillata Posidonia Blatt<br />

Mimosella gracilis Posidonia Blatt<br />

Cheilostomata<br />

Anasca Aetea truncata Posidonia Blatt<br />

Cabarea boryi Posidonia Blatt<br />

Calpensia nobilis Posidonia Sprossansatz 7m/12m Tiefe<br />

Electra posidoniae Posidonia Blatt<br />

Micropora normani cf. Litoraltransekt Sonne 5m Tiefe auf Rotalge<br />

Scrupocellaria reptans Posidonia Sprossansatz 12m Tiefe<br />

Ascophora Cellepora pumicosa Litoraltransekt Sonne 5m Tiefe auf Rotalge<br />

Escheroides mamillata Posidonia Blatt<br />

Fenestrulina malusii Posidonia Blatt<br />

Haplopoma impressum sek. Hartboden 30m Tiefe, Posidonia Blatt<br />

Microporella ciliata Posidonia Blatt<br />

Myriapora truncata Litoraltransekt schatten 5m Tiefe in einer Höhle<br />

Reptadeonella violacea Litoraltransekt Sonne 2m Tiefe<br />

Schizobrachiella sanguinea Litoraltransekt Sonne 3m Tiefe<br />

Schizomavella discoidea Posidonia Sprossansatz 12m Tiefe<br />

Sertella septentrionalis Posidonia Sprossansatz 12m Tiefe<br />

Stomachetosella sinuosa sek. Hartboden, Posidonia Rhizom 12m Tiefe<br />

- 60 -


Pisces<br />

Gregor Kalinkat, Mareike Rietze<br />

Allgemeiner Teil<br />

Es gibt insgesamt ca. 30.000 Fischarten, die sich auf 3 monophyletische Großgruppen verteilen:<br />

Cyclostomata, Chondrichthyes und Osteichthyes (wobei letztere auch die Tetrapoden umfassen!).<br />

Fische selbst sind damit keine monophyletische Gruppe!! Bei den Fischen handelt<br />

sich allgemein um wechselwarme, im Wasser lebende Wirbeltiere mit Kiemenatmung. Die<br />

Körperoberfläche ist nackt bzw. mit Knochenschildern oder mit Schuppen bedeckt.<br />

Cyclostomata<br />

Zu den Rundmäulern gehören die Neunaugen, die mit ca. 50 Arten vertreten sind. Ihr Skelett ist<br />

knorpelig, die Haut ist ohne Schuppen, die Nasenöffnungen sind unpaar, und der Mund ist ohne<br />

Kiefer mit einer Saugscheibe ausgebildet. Im Mittelmeer sind sie jedoch sehr selten.<br />

Chondrichthyes (Knorpelfische)<br />

Zu den Knorpelfischen gehören die Selachii (Haie) und Batei (Rochen). Sie umfassen ca. 630<br />

Arten. Merkmale der Knorpelfische: knorpliges, stellenweise verkalktes Skelett; Haut ist meist<br />

mit zahllosen Hautzähnchen (Placoidschuppen) besetzt; es findet eine innere Befruchtung statt,<br />

wobei der hintere Teil der männlichen Bauchflossen zu Begattungsorganen umgebildet ist.<br />

Osteichthyes (Knochenfische im weiteren Sinn, einschl. der Tetrapoda)<br />

Die artenreichste Fischgruppe der Osteichthyes sind die Actinopterygii (Strahlenflosser) und<br />

hierin die Teleostei (Knochenfische im engeren Sinn) mit 25.000- 30.000 Arten. Davon kommen<br />

ca. 450 Arten im Mittelmeer vor. Neben den Actinopterygii umfassen die Osteichthyes noch die<br />

Teilgruppen Actinista (Hohlstachler), Dipnoi (Lungenfische) und Tetrapoda. Wichtigstes Merkmal<br />

der Knochenfische ist ein mehr oder weniger stark verknöchertes Skelett, das neben der Wirbelsäule<br />

auch den Schädel umfasst. Man unterscheidet bei den Knochenfischen zwei verschiedene<br />

Schuppentypen: Rund – oder Cycloidschuppen und die Kamm- oder Ctenoidschuppen.<br />

Sie sind in der unteren Hautschicht verankert und von einer dünnen, durchsichtigen Haut, die<br />

mit zahllosen Schleimdrüsen ausgestattet ist, bedeckt. Die Mehrzahl der Knochenfische besitzt<br />

eine Schwimmblase. Diese stellt eine Ausstülpung des Vorderdarmes dar. Die Schwimmblase<br />

dient den Fischen dazu, sich in jeder Wassertiefe exakt auszutarieren. So können sie schwerelos<br />

in jeder Tiefe und Stellung schweben.<br />

Zur Bestimmung der Fische muss man mehrere Merkmale beachten. So ist die Körperform entscheidend,<br />

die Färbung, die Größe, die Maulstellung, die Schuppenart und die Flossen. Die<br />

Flossen unterscheiden sich sowohl in Anzahl, Lage und Form. Man unterscheidet dann noch in<br />

Art und Anzahl der Flossenstrahlen (Hart-, Weich- und Stachelstrahlen).<br />

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Artenliste:<br />

CHONDRICHTHYES<br />

Torpedinidae<br />

Torpedo marmorata (Marmor-Zitterrochen)<br />

Merkmale: Körperscheibe stark abgerundet u. dick, 2 Rückenflossen und eine ausgeprägte<br />

Schwanzflosse, unterschiedl. marmoriert,<br />

Größe 60-80 cm; Habitat: sandig-schlammiger Untergrund in Küstennähe, auch Pflanzenböden<br />

und Felsen, Tiefe 10-100 m<br />

OSTEICHTHYES: TELEOSTEI<br />

Anguilliformes, Aalartige<br />

Muraenidae:<br />

Muraena helena (Mittelmeer-Muräne)<br />

Merkmale : Kopf schmal, Maulspalt bis weit hinter das Auge, weder Brust-noch Bauchflossen,<br />

Größe 1,2-1,3 m; Habitat: lebt in Felsspalten und Rissen,<br />

Tiefe 5-50m<br />

Congridae:<br />

Arioma balearicum (Azoren-Meeraal oder Goldener Balearen-Meeraal)<br />

Merkmale: Schnauze konisch, stumpf, recht lang, große dicht beieinander liegende Augen, keine<br />

Bauchflossen, Färbung graubraun,<br />

Größe 40-50 cm; Habitat: in sandigen o. sandig-schlammigen Untergrund tagsüber versteckt,<br />

nachtaktiv, Tiefe 20-100 m<br />

Aulopiformes (Cyclosquamata)<br />

Synodontidae:<br />

Synodus saurus (Atlantischer Eidechsenfisch)<br />

Merkmale: großer Maulspalt bis weit hinter die Augen, Fettflosse, Bauchflosse nach hinten versetzt,<br />

Färbung sandfarben bis bräunlich, unregelmäßige leuchtend blaue o. weiße Längsstreifen,<br />

Größe 25-30 cm; Habitat: auf Sandgrund u. in Nähe von Pflanzen, versteckt sich im<br />

Sand, Tiefe 5-50 m<br />

Mugiliformes<br />

Mugilidae:<br />

verschiedene Arten, nicht eindeutig bestimmbar - wahrscheinlich: Chelon labrosus (Dicklippige<br />

Meeräsche) oder Liza ramada (Dünnlippige Meeräsche)<br />

Atheriniformes<br />

Atherinidae:<br />

Atherina boyeri (Kleiner Ährenfisch)<br />

Merkmale: schmaler Körper, große Augen, dunkler Längsstreifen von einer glänzenden Linie<br />

umrahmt, grün bis goldfarben, Größe 8-10 cm<br />

Habitat: im Mittelmeer auf sandigen und felsigen Untergründen, oft auch in Flussmündungen<br />

und Küstenlagunen, Tiefe 0-3 m<br />

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Beloniformes<br />

Belonidae:<br />

Belone belone (Europäischer Hornhecht)<br />

Merkmale: sehr schlanker Körper mit ovalem Querschnitt, zwei schmale zu einem „Schnabel“<br />

verlängerten Kiefer mit spitzen Zähnen,<br />

Größe 70-80 cm; Habitat: dicht an der Wasseroberfläche, in Sommer in Küstennähe,<br />

Tiefe: 0-1m<br />

Scorpaeniformes, Drachenkopfartige<br />

Scorpaenidae:<br />

Scorpaena porcus (Brauner Drachenkopf)<br />

Merkmale: großer Hautfetzen über jedem Auge u. am Körper weitere, zahlreiche kleine Schuppen,<br />

massiver Kopf mit Stacheln, Färbung braun marmoriert, Stachel der Rückenflosse giftig,<br />

Größe 10-12 cm<br />

Habitat: oft auf Licht durchflutetem Untergrund zwischen Algen u. Pflanzen, oft auf mit Korallen<br />

bewachsenem Untergrund u. in Höhlen, Tiefe 3-20 m<br />

Perciformes, Barschfische<br />

Mullidae:<br />

Mullus surmuletus (Streifenmeerbarbe)<br />

Merkmale: 2 Bartfäden unter dem Kinn, 1. Rückenflosse mit auffälligen Bändern, Farbe variiert<br />

je nach Umgebung, Alter, Stimmung,<br />

Größe 25-30 cm; Habitat: küstennah, auf Sand, Felsen und zwischen Algen, Tiefe 3-80 m<br />

Serranidae:<br />

Serranus cabrilla (Sägebarsch)<br />

Merkmale: heller Längsstreifen unterhalb der Körpermitte, stark gespaltenes Maul, Größe 25-30<br />

cm; Habitat: felsige Lebensräume in Küstennähe, Einzelgänger mit Territorialverhalten,<br />

Tiefe 5-90 m<br />

Apogonidae:<br />

Apogon imberbis (Meerbarbenkönig)<br />

Merkmale: schwarzes Auge mit 2 weißen Streifen, Körper rötlich, 2 relativ kurze Rückenflossen,<br />

Größe 10-12 cm; Habitat: felsiger Untergrund, tagsüber in Höhlen oder unter Felsvorsprüngen,<br />

nachtaktiv im freien Wasser, Tiefe 5-50 m<br />

Sparidae:<br />

Diplodus vulgaris (Zweibindenbrasse)<br />

Merkmale: schwarzen Balken am Nacken und schwarzer Balken am Ansatz am Schwanzstiel,<br />

Körper hochrückig und platt, Färbung silbrig, Größe 20-30 cm<br />

Habitat: in Schwärmen über felsigem, pflanzenbewachsenem Untergrund, auch sandig,<br />

Tiefe 2-50 m<br />

Diplodus sargus (Geiß-Brasse)<br />

Merkmale: meist 9 dunkle, vertikal verlaufende Steifen, schwarzen Fleck am Schwanzstiel, Größe<br />

20-30 cm; Habitat: auf felsigen, Pflanzen bewachsenem Untergrund, in Schwärmen,<br />

Tiefe 1-40 m<br />

Sarpa sarpa (Goldstrieme)<br />

Merkmale: feine gelbe oder goldene Längsstreifen, Größe 30-35cm<br />

Habitat: meist in niedrigem, gut belichteten Wasser mit Pflanzenbewuchs, adulte Tiere in<br />

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Schwärmen im freien Wasser, Tiefe 1-15 m<br />

Oblada melanura (Brand-Brasse)<br />

Merkmale: Schwarzer Fleck am Schwanzstiel mit weißer Umrandung, Größe: 15-20 cm;<br />

Habitat: In Verbänden küstennah über felsigem und bewachsenem Untergrund, Tiefe: 0-10 m<br />

Mainidae (Centracanthidae):<br />

Spicara maena (Laxierfisch)<br />

Merkmale: spitzes, röhrenförmiges Maul, rechteckiger, schwarzer Fleck an der Seite, der<br />

nachts verschwindet, silberfarben, Rücken graublau, Größe 20-23 cm<br />

Habitat: im Schwarm auf felsigem, sandigem o. pflanzenbewachsenem Untergrund,<br />

Tiefe 5-50 m<br />

Labridae:<br />

Thalassamo pavo (Meerpfau)<br />

Merkmale: blaue, netzartige Muster auf dem Kopf; Grundfarbe goldgelb; an den Flanken blaugrüne<br />

Streifen; schwarzer Fleck auf dem Rücken, Jungtiere grün mit schwarzem Fleck auf dem<br />

Rücken, Größe 15-20 cm; Habitat: bevorzugt helle, flache Gewässer, Tiefe 0-30 m<br />

Coris julis (Meerjunker)<br />

Merkmale: deutlich sichtbare weiße Linie trennt den dunklen Rücken vom hellen Bauch,<br />

Rückenpartie braun, Bauch gelb-orange, manchmal weiß, glänzend schwarzer Fleck an der<br />

Spitze des Kiemendeckels, Größe 20-25 cm<br />

Habitat: felsiger Untergrund in Küstennähe, Tiefe 1-60 m<br />

Symphodus doderleini (Doderleins Lippfisch)<br />

Merkmale: weißer Längsstreifen, Bauch dunkel, kleiner schwarzer Fleck an der Oberkante des<br />

Schwanzstiels, Größe 8-10 cm; Habitat: Posidonia-Wiesen, auch auf steinigen Untergrund,<br />

Tiefe 5-30 m<br />

Symphodus roissali (Fünffleckiger Lippfisch)<br />

Merkmale: Grundfärbung beige bis hellbraun, wenn auf steinigen Untergrund lebend, kräftig<br />

grün, wenn zwischen Pflanzenbewuchs lebend, schwarzer Fleck in der Mitte des Schwanzstiels,<br />

Größe 12-15 cm; Habitat: lebt auf algenbedecktem Fels oder zwischen Pflanzen,<br />

Tiefe 1-10 m<br />

Xyrichthys novacula (Mittelmeer-Scherfisch, Sandtaucher)<br />

Merkmale: vertikale, „rasiermesserscharfe“ Stirn, über den Wangen vertikale blaue Streifen,<br />

Körper hochrückig, stark abgeflacht, bei Gefahr taucht er kopfüber in den Sand, Größe 25-30<br />

cm; Habitat: meist auf feinem Sandboden, zwischen spärlich wachsenden Pflanzen,<br />

Tiefe 5-20 m<br />

Pomacentridae:<br />

Chromis chromis (Mönchsfisch)<br />

Merkmale: dunkler scherenförmiger Schwanz, Mitte der Schwanzflosse transparent, Körper<br />

dunkelbraun, Jungfische mit leuchtend blauen Streifen, Größe 8-10 cm; Habitat: standorttreue<br />

Schwärme im freien Wasser über felsigen oder Pflanzen bewachsenem Untergrund,<br />

Tiefe 5-15 m<br />

Blenniidae<br />

Parablennius gattorugine (Gestreifter Schleimfisch)<br />

Merkmale: verästelte, „tannenförmige“ Augententakel, bräunliche Färbung mit länglichen Balken,<br />

Größe: 20-25 cm; Habitat: lebt auf unebenem Felsgrund mit vielen Rissen und Spalten,<br />

Tiefe 3-20 m<br />

Parablennius tentacularis (Gehörnter Schleimfisch)<br />

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Merkmale: Augententakel v. a. beim Männchen sehr lang und fleischig, Grundfarbe hellbeige<br />

bis bräunlich, 8-9 dunkle, abgesetzte Flecken,<br />

Größe: 9-12 cm; Habitat: auf fast ebenen Felsgrund, Sand und zwischen Posidonia,<br />

Tiefe 5-15 m<br />

Tripterygiidae:<br />

Tripterygion melanurus (Zwerg-Spitzkopfschleimfisch)<br />

Merkmale: 3 Rückenflossen, Körper rot (intensivrot bis blassorangerot) bei Mänchen u. Weibchen,<br />

Größe 4-4,5 cm; Habitat: bewohnt dunkle Lebensräume wie enge Spalten u. Höhlen,<br />

Tiefe 0-15 m<br />

Tripterygion tripteronotus (Dreiflossen-Schleimfisch)<br />

Merkmale: 3 Rückenflossen, Grundfarbe meist beige bis graubraun, Männchen hat während<br />

der Fortpflanzungszeit roten Körper, schwarzen Kopf,<br />

Größe 6-7 cm; Habitat: bewohnt helle, Algen bedeckte Lebensräume,<br />

Tiefe 0-3 m<br />

Gobiesocidae:<br />

Opeatogenys gracilis (Seegras-Schildbauch)<br />

Merkmale: ventrale Saugscheibe, Kopf dreieckig u. Schlanker Körper, sehr kurze Rückenflosse,<br />

Größe 2-3 cm; Habitat: zwischen Wasserpflanzen zu finden (Posidonia), Tiefe 3-20 m<br />

Apletodon incognitus (Seeigel-Schildbauch) [1997]<br />

Merkmale: kräftige Saugscheibe auf dem bauch, meist helle dreieckige Fläche unter dem Auge,<br />

kurze Rückenflosse, Färbung variabel, meist beige bis rosaviolett mit Flecken u.<br />

Marmorierungen, Größe 3-3,5 cm;<br />

Habitat: zurückgezogen in Felsspalten, Jungtiere auf Posidonia-Pflanzen<br />

Callionymidae:<br />

Callionymus pusillus (Festroben-Leierfisch)<br />

Merkmale: kurze Schnauze, Flanken beim Männchen mit hellen vertikalen Streifen, beim Weibchen<br />

mit weißen u. gelblichen Balken, Größe 8-12 cm<br />

Habitat: auf feinem Sand, in dem er sich schnell verstecken kann,<br />

Tiefe 1-5 m<br />

Gobiidae:<br />

Gobius paganellus (Felsengrundel)<br />

Merkmale: Büschel filamentöser Flossenstrahlen über der Brustflosse, 1. Rückenflosse mit<br />

gelblichem bis orangefarbenem Band, Färbung beige-bräunlich, oft weißer Balken unter dem<br />

Auge, Größe 8-10 cm<br />

Habitat: felsiger, algenbedeckter Lebensraum, Felsen,<br />

Tiefe 0-3 m<br />

Gobius buchichii (Anemonen-Grundel)<br />

Merkmale: dunkle Linie durchzieht beide Augen, braunschwarze Punkte zu Längsstreifen angeordnet,<br />

Grundfarbe hellbeige, filamentöse Flossenstrahlen, Größe 8-9 cm; Habitat: an Oberfläche<br />

lebend, wo Sand und Fels sich mischen, meist in Symbiose mit Wachsrose,<br />

Tiefe 0,5-3 m<br />

Pleuronectiformes<br />

Bothidae:<br />

Bothus podas (Weitaugenbutt)<br />

Merkmale: linksäugig, Augen beim Männchen sehr weit auseinander liegend, Färbung oft hell<br />

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sandfarben mit undeutlichen Flecken,<br />

Größe 23-28 cm; Habitat: im Litoral, vor allem auf feinem Sand<br />

Tiefe 3-50 m<br />

LITERATURANGABEN:<br />

Westheide/ Rieger, Spezielle Zoologie II - Wirbeltiere, <strong>2004</strong><br />

Rupert Riedl, Fauna und Flora des Mittelmeeres, Verlag Parey,<br />

Hamburg, 1983<br />

P. Louisy, Meeresfische Westeuropas – Mittelmeer, 2002<br />

H. Debelius, Fischführer Mittelmeer und Atlantik, Jahr Verlag,<br />

Hamburg, 1998<br />

A. Vilcinskas, Meeresfische Europas, 1996<br />

Humberg/ Bergbauer, Was lebt im Mittelmeer?, 1999<br />

Schaefer, Brohmer - Fauna von Deutschland, Quelle und Meyer, Wiebelsheim, 2002<br />

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Projekte:<br />

Litoralgradient:<br />

Licht-Dunkel, Granit Proben 0, 1, 2, 3, 4, 5 m<br />

Katja Schneider, Alex Milcu<br />

Sekundäre Hartböden<br />

Oberes u. unteres Litoral (40 m)<br />

Katja Domes, Daniela Weigand<br />

Posidonia Wiesen<br />

Tiefengradient Besiedlung alt – jung, basal – distal<br />

Tanja König, Dorothee Sandmann, Olivera Vucic-Pestic, Gunnar Henkes<br />

Sandfauna (Meiofauna, Makrofauna)<br />

Claudia Maas, Christin Heinrich<br />

Posidoniagrund (Sauger), Tiefengradient<br />

Svenja Gass, Kathrin Wagner<br />

Felsgrus (Tiefe, Größe, Besiedlung, Wellenexposition)<br />

Manuela Gebhardt, Gregor Kalinkat, Mareike Rietze<br />

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Projekt: Litoralgradient<br />

Alex Milcu und Katja Schneider<br />

Das Litoral<br />

Definition: Als Litoral bezeichnet man die Grenze zwischen Wasser und Land (Gezeiten- oder<br />

Brandungszone; der Tidenhub beträgt im Mittelmeer ca. 40 cm). Das Litoral stellt einen extremen,<br />

dynamischen und vielgestaltigen Lebensraum dar. Durch Gezeitenrhythmik und Wellenamplitude<br />

befindet er sich in ständigem Wandel.<br />

Zonierung des Litorals (von oben):<br />

Supralitoral: Dieser Bereich des Litorals ist durch gelegentlichen Wellenschlag, Spritz- und<br />

Sprühwasser gekennzeichnet. Das Supralitoral ist aufgrund der extremen Lebensbedingungen<br />

artenarm. Vertikal erstreckt es sich über<br />

ca. 3-4 m. Medio- oder Eulitoral: Als Mediolitoral bezeichnet man die Zone zwischen den Tiden.<br />

Infra- und Sublitoral: Dieser Bereich des Litorals ist immer von Wasser bedeckt und wird von<br />

Tageslicht durchflutet.<br />

Circalitoral: Diese Zone beginnt dort, wo die photophilen Makrophyten (Algen und Seegräser)<br />

nicht mehr ausreichend Licht bekommen.<br />

Das Leben im Litoral wird durch folgende Schlüsselfaktoren beeinflusst:<br />

variierender Wasserstand; Intensität der Wasserbewegung; Lichtangebot; Substrat. Diese Faktoren<br />

bilden einen vertikalen Gradienten, der das Leben im Litoral prägt, dabei nimmt die<br />

Wellenwirkung, die Wassertemperatur und die Lichtintensität mit der Tiefe ab, Druck und<br />

Feuchtigkeit nehmen hingegen zu. Außerdem sinkt das Risiko des Trockenfallens mit der Tiefe.<br />

Weitere Gradienten bilden die spektrale Zusammensetzung des Lichtes, die Vertikal- und<br />

Horizontalkomponente der Wasserbewegung und die durchschnittliche Körnung des Untergrundes<br />

(mit der Tiefe nimmt die Korngröße ab).<br />

Der durch abiotische Faktoren geprägte Litoralgradient hat eine Zonierung der Lebewesen zur<br />

Folge. Die Zonen verlaufen parallel zur Wasseroberfläche. Die vertikale Ausdehnung der Zone<br />

hängt stark von der Exposition ab. Je exponierter eine Küste, desto höher liegen die<br />

Verbreitungsobergrenzen der charakteristischen Arten, desto breiter sind die Zonen.<br />

Im Mediolitoral herrschen extreme Umweltbedingungen, die hier siedelnden Tiere müssen Austrocknung,<br />

Wellenkraft, hohe Lichtintensität und extreme Temperaturen tolerieren können. In<br />

diesem Bereich überschneiden sich daher primär terrestrische und primär marine Formen. Die<br />

Lebensgemeinschaft besteht aus sessilen und vagilen Organismen (benthische Organismen).<br />

Für die sessilen Benthosorganismen ist die Beschaffenheit und damit die Stabilität des Untergrundes<br />

essenziell; man unterscheidet stabilere Hartböden von mobilen Sedimentbödent. Des<br />

Weiteren unterscheidet man zwischen Licht exponierten und Schatten exponierten Arten des<br />

Mediolitorals.<br />

Ein weiterer Faktor, der die Artengemeinschaft prägt, ist die Zweidimensionalität des Lebensraumes.<br />

Aus ihr ergibt sich eine starke Raumkonkurrenz. Die Zugänglichkeit der Nahrung ist<br />

ebenfalls ein limitierender Faktor.<br />

Die Tiere des Supra- und Mediolitorals sind an die extremen Umweltbedingungen sowohl morphologisch<br />

als auch in ihrer Lebensstrategie angepasst. Schnecken und Seepocken besitzen<br />

beispielsweise als Verdunstungsschutz eine besonders dicke Schale, zusätzlich schützen sich<br />

Napfschnecken vor Verdunstung, indem sie nachts oder während der Flut weiden. Den starken<br />

Druck- und Zugkräften entgegnen Seepocken indem sie sich am Felsen festzementieren.<br />

- 68 -


Das Projekt<br />

Einleitung<br />

Das Litoral ist ein durch abiotische Faktoren<br />

geprägter Lebensraum. Faktoren<br />

wie Lichtintensität, Wasserstand, sowie<br />

Wasserbewegung und Substrat, die alle<br />

mit der Tiefe korrelieren, haben einen<br />

starken Einfluss auf die Artenzusammensetzung.<br />

Daher wurde im<br />

Rahmen dieses Projektes die Lebensgemeinschaft<br />

eines Licht exponierten<br />

und eines Schatten exponierten Litoralgradienten<br />

in der Bucht von Campese<br />

untersucht.<br />

Folgende Hypothesen wurden aufgestellt:<br />

Die Lichtintensität prägt die<br />

Gemeinschaftsstruktur stark, daher unterscheiden<br />

sich Schatten- und Sonnengradient<br />

in ihrer Artenzusammensetzung.<br />

In tieferen Lagen, sowie im Schatten<br />

exponierten Gradienten nimmt der<br />

Grünalgenbewuchs ab, da die Lichtintensität<br />

abnimmt. Die Anzahl bzw.<br />

Dichte der Rotalgen steigt hingegen in<br />

schattigeren Bereichen.<br />

Material und Methoden<br />

Untersuchungsgebiet und Probenahme<br />

Als Untersuchungsflächen diente ein<br />

Schatten exponierter und ein Sonnen<br />

exponierter Granitfelsen nahe des Hafens<br />

von Campese. Entlang eines<br />

Tiefengradienten (0, 1, 2, 3, 4, 5 m) wurde<br />

eine Felsprobe mit Hilfe eines Messer<br />

bzw. Spatels genommen. Die Proben<br />

wurden in Wasser gefüllten Plastikgefäßen<br />

auf dem Land- bzw. Seeweg<br />

zum Labor transportiert. Dort wurde der<br />

Bewuchs der Felsstücke durch die jeweiligen<br />

Gruppenbearbeiter untersucht,<br />

wobei die Abundanz des untersuchten<br />

Taxons für jede Tiefenstufe abgeschätzt<br />

wurde (0: Art ist nicht vorhanden; 1: vor-<br />

- 69 -


handen; 2: häufig vorhanden; 3: sehr häufig vorhanden). Das Vorkommen der freilebenden Tiere<br />

(Fische und Echinodermen) entlang des Transekts wurde von den Gruppenbearbeitern vor<br />

Ort aufgenommen.<br />

Statistische Auswertung<br />

Eine Korrespondenzanalyse wurde durchgeführt, um herauszufinden, welche Taxa von den<br />

untersuchten Faktoren (‘Tiefe’: 0-5 m; ‘Exposition’: Sonne, Schatten) beeinflusst wurden.<br />

Die Abundanzen einzelner Taxa wurden mittels des Computerprogramms CANOCO (TER BRAAK<br />

& SMILAUER 1998) einer kanonischen Korrespondenzanalyse (CCA: canonical correspondence<br />

analysis) unterzogen, die auf einem nicht-linearen Model beruht. Der Faktor ‘Exposition’ wurde<br />

als ’echte’ Umweltvariable, der Faktor ’Tiefe’ als nominal skalierte Umweltvariable (‘Dummy’) mit<br />

in die Analyse einbezogen. In die Analyse wurde nur Taxa aufgenommen, die in mindestens<br />

drei Proben vorkamen. Das Ergebnis wurde in einem Ordinationsdiagramm (Biplot) dargestellt,<br />

um einen graphischen Eindruck des Einflusses der Lichtexposition und der Tiefe auf die Struktur<br />

der Lebensgemeinschaft im Litoralgradienten zu bekommen.<br />

Ergebnisse<br />

Im Sonnen exponierten Litoralgradienten wurden insgesamt 84 Taxa gefunden, die sich wie<br />

folgt in die untersuchten Gruppen einteilen ließen (siehe Tabelle):<br />

Algen (21); Porifera (7); Cnidaria (5); Mollusca (15); Annelida (13); Bryozoa (5); Crustacea (8);<br />

Echinodermata (2); Pisces (8).<br />

Im Schatten exponierten Litoralgradienten wurden dagegen nur insgesamt 74 Taxa gefunden,<br />

die sich wie folgt in die untersuchten Gruppen einteilen ließen (siehe Tabelle):<br />

- 70 -<br />

Schatten<br />

Parablennius gattorugine<br />

Pleraplysilla spirifera Syllidae<br />

Dict line<br />

Erantia<br />

Nereidae<br />

Udot peti<br />

Corallina officinalis<br />

2<br />

Chon reni<br />

Serpulidae<br />

Phyllophora sp.<br />

Peyssonnelia sp. Hali tuna Jania rubens<br />

3 Chro chrArbacia<br />

lixula Valonia utricularis Laurencia obtusa<br />

Sarpa salpa Clio Cram cra Tryp mel<br />

Sabe Thal pav 1<br />

5<br />

Amph rig Cora Padi pav<br />

0<br />

Oblada melanura Clyt hem<br />

Laom ang<br />

Acetabularia acetabulum<br />

Cora elo<br />

Bittium reticulatum Fabriciinae Columbella rustica<br />

Vermetidae Serpula vermicularisTripterygion<br />

tripteronotus<br />

4 Diplodus vulgaris Eudendrium ramosus<br />

Pagurus excavatus<br />

Sonne<br />

Calcinus tubularis<br />

Sipunculidae<br />

Echinodermata<br />

Porifera<br />

Cnidaria<br />

Pices<br />

Annelida & andere<br />

grün unterstrichen = Grünalgen<br />

rot unterstrichen = Rotalgen<br />

Crustacea<br />

Algen<br />

Mollusca


Algen (20); Porifera (8); Cnidaria (8); Mollusca (9); Annelida (13); Bryozoa (1); Crustacea (3);<br />

Echinodermata (2); Pisces (10).<br />

Kanonische Korrespondenzanalyse (CCA)<br />

Die extrahierten Eigenwerte der ersten und zweiten Achse, die ein Maß für die Güte der Ordination<br />

darstellen, lagen bei 0.20 für die erste Achse und bei 0.10 für die zweite Achse. Die<br />

Varianzaufklärung der Ordination durch den Faktor ‘Tiefe’ (erste Achse) betrug 20%. Die zweite<br />

Achse erklärte 10% der Verteilung der Arten und wurde von dem Faktor ’Lichtintensität’ (Sonne<br />

und Schatten) gebildet. Der Schattengradient war mit der Verteilung von Parablennius<br />

gattorugine (Pisces) und Pleraplysilla spirifera (Porifera) korreliert, wohingegen der Schattengradient<br />

mit dem Vorkommen von Sipunculida korrelierte (siehe Abbildung). Der Zusammenhang<br />

der Tiefe mit der Verteilung der Taxa war dagegen signifikant (F = 2.5, p = 0.005). Tiefere<br />

Bereiche (3-5 m) korrelierten mit der Abundanz von z.B. Diplodus vulgaris (Pices), Oblada<br />

melanura (Pisces) und Sarpa sarpa (Pisces), in höheren Bereichen (0-2 m) traten dagegen Arten<br />

wie z.B. Tripterygion tripteronotus (Pisces), Laurencia obtusa (Rotalge) und Acetabularia<br />

acetabulum (Grünalge) auf (siehe Abbildung).<br />

Das Vorkommen vieler Taxa war jedoch nicht oder nur gering durch die oben genannten Faktoren<br />

beeinflusst, so dass nur wenige Arten als Charakterarten für einen der beiden Standorttypen<br />

(tief oder hoch bzw. schattig oder sonnig) angesehen werden können.<br />

Diskussion<br />

Die beiden Litoralgradienten unterschieden sich in der Anzahl der gefundenen Taxa (Diversität),<br />

dennoch war der Einfluss der Lichtintensität auf die Gemeinschaftsstruktur nicht groß (10%). Im<br />

Gegensatz zu unserer Hypothese, dass Grünalgen im Schattengradient und in tieferen Bereichen<br />

durch Rotalgen abgelöst werden, kamen beide Algengruppen in beiden Gradienten und<br />

auch in allen Tiefen, außer in fünf Meter Tiefe, vor. Die mit dem Schattengradienten korrelierten<br />

Arten, weißer Stachelschwamm (Pleraphysilla spinifera) und gestreifter Schleimfisch<br />

(Parablemius gattorugine) sind in der Literatur als Bewohner von Spalten und Rissen bzw. von<br />

Stellen, die vor direktem Licht geschützt sind, beschrieben. Auch das Vorkommen dieser beiden<br />

Arten stimmt mit den Literaturangaben überein: weißer Stachelschwamm im Sublitoral (5-50 m),<br />

gestreifter Schleimfisch in 3-20 m. Die Tiefe hatte deutlichen Einfluss auf die Verteilung einiger<br />

Gruppen. So korrelierte z.B. das Vorkommen einige Fischarten mit der Tiefe, der Dreiflossen-<br />

Schleimfisch (Tripterygion tripteronotus) wurde in ein Meter Tiefe gefunden und bewohnt laut<br />

Literatur ausschließlich helle, meist algenbedeckte Lebensräume in Oberflächennähe; die Goldstrieme<br />

(Sarpa sarpa), sowie die Band-Brasse (Oblada melanura) und die Zweibinden-Brasse<br />

(Diplodus vulgaris) wurden in drei bis vier Meter Tiefe gesichtet, laut Literatur leben sie auf felsigem,<br />

Pflanzen bewachsenem Untergrund in der Nähe des Meeresbodens.<br />

- 71 -


Tabelle1<br />

Sonne Schatten<br />

Gruppen Arten Abkürzung 0 1 2 3 4 5 0 1 2 3 4 5<br />

Algen Acetabularia acetabulum Acet acet 1 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0<br />

Algen Amphiroa cryptarthrodia Amph cryp 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1<br />

Algen Amphiroa rigida Amph rigi 0 1 1 1 1 1 1 0 0 1 1 1<br />

Algen Anadyomene stellata Anad stel 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Algen Chaetomorpha sp. Chae sp. 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0<br />

Algen Codium bursa Codi burs 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Algen Codium coralloides Codi cora 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 1<br />

Algen Corallina elongata Cora elon 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0 0<br />

Algen Corallina officinalis Cora offi 0 0 1 0 0 0 1 1 0 0 1 0<br />

Algen Corallinaceen (krustenförmig) Cora 1 1 1 1 1 1 0 1 1 1 1 1<br />

Algen Cystoseira compressa Cyst comp 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0<br />

Algen Dascycladus vermicularis Dasc vern 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0<br />

Algen Dictyota dichotoma Dict dich 0 1 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0<br />

Algen Dictyota linearis Dict line 0 0 0 0 0 1 0 0 1 1 1 1<br />

Algen Halimeda tuna Hali tuna 0 0 0 0 1 0 0 0 1 0 1 0<br />

Algen Halopteris scoparia Halo scop 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Algen Jania rubens Jani rube 1 1 1 0 1 0 1 1 1 1 1 1<br />

Algen Laurencia obtusa Laur obtu 1 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0<br />

Algen Padina pavonica Padi pavo 0 1 1 0 1 1 1 1 0 1 0 0<br />

Algen Peyssonnelia sp. Peys sp. 0 0 0 0 1 1 0 0 1 1 1 1<br />

Algen Phyllophora sp. Phyl sp. 0 0 1 0 0 0 0 0 0 1 1 0<br />

Algen Pterocladia capillacea Pter capi 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1<br />

Algen Udotea petiolata Udot peti 0 0 0 1 0 1 0 1 1 1 1 1<br />

Algen Valonia utricularis Valo utri 1 1 0 0 0 0 0 1 0 0 1 0<br />

Algen Wrangelia pennicillata Wran penn 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Proifera Agelas oroides Agel oroi 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1<br />

Proifera Chondrosia reniformis Chon reni 0 0 0 0 1 1 0 0 2 1 1 0<br />

Proifera Cliona sp. Clio sp 0 2 0 0 0 2 0 0 2 2 0 0<br />

Proifera Cliona viridis Clio viri 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Proifera Crambe crambe/ Spirastella cunctatrix Cram cram 0 0 0 3 3 0 2 0 2 2 0 0<br />

Proifera Dysidea avara/fragilis Dysi avar 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0<br />

Proifera Eurypon major Eury majo 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0<br />

Proifera Irciria oros Irci oros 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0<br />

Proifera Phorbas tenacior Para cons 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1<br />

Proifera Pleraplysilla spirifera Pler spin 0 0 0 2 0 0 0 1 2 2 0 2<br />

Proifera Sarcotragus spinulosus Sarc spin 0 3 3 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Cnidaria Actinia equina Acti equi 1 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0<br />

Cnidaria Aiptasia mutabilis Aipt mutb 0 0 0 0 0 0 2 0 0 0 0 0<br />

Cnidaria Ballanophyllia europaea Balla euro 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Cnidaria Cladocora caespitosa Clado caes 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 3<br />

Cnidaria Clytia hemisphera Clyt hemi 0 1 2 0 0 0 0 0 0 0 0 2<br />

Cnidaria Cornularia cornucopiae Corn corn 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 0 2<br />

Cnidaria Dynamena disticha Dyna dist 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0<br />

Cnidaria Eudendrium ramosus Eude ramo 0 2 0 1 2 0 0 0 2 0 0 0<br />

Cnidaria Laomedea angulata Laom angu 2 0 0 2 2 2 2 0 2 0 2 0<br />

Annelida Aspidosiphon mülleri Aspi muel 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0<br />

Annelida Autolytus prolifec Auto prol 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0<br />

Annelida Erantia Eran 1 3 0 0 0 0 0 3 3 3 1 3<br />

Annelida Eunicidae Euni 0 0 0 1 0 0 0 0 0 1 0 0<br />

Annelida Fabriciinae Fabr 0 0 1 1 0 0 0 0 0 1 0 0<br />

Annelida Lysidice ninetta Lysi nine 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0<br />

Annelida Nereidae Nere 0 1 1 1 0 0 3 3 3 0 0 0<br />

Annelida Physcosoma granulatum Phys gran 0 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Annelida Putamilla reniformis Puta renif 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0<br />

Annelida Sabellidae Sabe 1 1 0 3 3 0 0 1 1 1 3 1<br />

Annelida Sedentaria Sede 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0<br />

Annelida Serpula fermicularis Serp ferm 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0<br />

Annelida Serpula vermicularis Serp verm 1 1 0 0 0 1 0 0 1 0 0 0<br />

Annelida Serpulidae Serp 0 1 0 0 0 0 0 0 1 1 0 0<br />

Annelida Sipunculidae Sipu 1 1 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0<br />

Annelida Syllidae Syll 0 1 0 0 0 0 1 0 1 1 0 0<br />

Annelida Terebellidae Tere 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0 0<br />

Mollusca Alvania lineata Alva line 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Mollusca Alvania montagui Alva mont 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0<br />

Mollusca Bittium reticulatum Bitt reti 0 0 0 1 1 1 0 0 0 1 1 0<br />

Mollusca Cantharus d’orbigny Cant dorb 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1<br />

Mollusca Cardita calyculata Card caly 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Mollusca Cerithiopsis tubercularis Ceri tube 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0<br />

Mollusca Columbella rustica Colu rust 0 1 1 1 1 0 0 1 0 0 1 0<br />

Mollusca Conus mediterraneus Conu medi 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0<br />

Mollusca Eastonia rugosa East rugo 0 1 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Mollusca Gibula sp. Gibu sp. 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

- 72 -


Sonne Schatten<br />

Gruppen Arten Abkürzung 0 1 2 3 4 5 0 1 2 3 4 5<br />

Mollusca Gourmya cf. spurca Gour cf.sp 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Mollusca Lithophaga lithophaga Lith lith 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0<br />

Mollusca Modiolus sp. Modi sp 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Mollusca Muricopsis cristatus Muri cris 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0<br />

Mollusca Mytilus edulis Myti edul 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0<br />

Mollusca Patella sp. Pate sp. 1 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0<br />

Mollusca Striarca lactea Stri lact 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0 0<br />

Mollusca Vermetidae Verm 1 1 1 1 1 1 0 1 0 0 1 1<br />

Crustacea Calcinus tubularis Calc tubu 0 3 0 1 1 0 0 1 0 0 0 0<br />

Crustacea Caprella sp. Capr sp. 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Crustacea Chtamalus stellatus Chta stel 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Crustacea Cirripedia Cirr 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Crustacea Clibanarius erythropus Clib eryt 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0<br />

Crustacea Eriphia verrucosa Erip verr 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Crustacea Pagurus anachoretus Pagu anac 0 1 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0<br />

Crustacea Pagurus excavatus var. meticolosus Pagu exca 0 0 0 0 1 3 0 0 0 0 0 1<br />

Crustacea Phoxichilidiidae Phox 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0<br />

Echinoderma Arbacia lixula Arab lixu 1 3 3 3 3 2 1 3 3 3 3 2<br />

Echinoderma Ophiopsila aranea Ophi aran 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Echinoderma Paracentrotus lividus Para livi 0 0 0 0 0 0 0 0 2 0 0 0<br />

Bryozoa Cellepora pumicosa Cell pumi 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0<br />

Bryozoa Crisia eburnea Cris ebur 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0<br />

Bryozoa Micropora cf. normani Micr norm 0 0 0 0 0 1 0 0 0 1 0 0<br />

Bryozoa Myriapora truncata Myria trun 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1<br />

Bryozoa Reptadeonella violacea Rept viol 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Bryozoa Schizobrachiella sanguinea Schi sang 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Pices Apogon imberbis Apog imbe 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0<br />

Pices Belone belone Belo belo 1 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0<br />

Pices Chromis chromis Chro chro 1 3 3 3 3 3 3 1 3 3 3 3<br />

Pices Diplodus vulgaris Dipl vulg 0 0 1 3 3 2 0 0 1 1 2 0<br />

Pices Oblada melanura Obla mela 0 0 2 3 2 2 0 0 1 2 2 1<br />

Pices Parablennius gattorugine Para gatt 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1<br />

Pices Sarpa salpa Sarp sapl 0 0 1 2 2 2 0 0 1 2 2 2<br />

Pices Thalassoma pavo Thal pavo 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3<br />

Pices Tripterygion tripteronotus Tryp trip 2 2 2 1 0 0 1 0 0 0 0 0<br />

Pices Trypterygion melanurus Tryp mela 1 1 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1<br />

- 73 -


Projekt: Sekundärer Hartboden und Posidonia-Rhizom<br />

Daniela Weigand und Katja Domes<br />

Einleitung<br />

Substrate kann man entsprechend ihres Ursprungs u.a. in primäre und sekundäre Hartböden<br />

unterteilen. Das Hauptmerkmal primärer Hartböden wie z.B. Granitgestein ist ihre Stabilität. Sekundäre<br />

Hartböden hingegen sind biogenen Ursprungs. Im Flachwasserbereich werden sie<br />

überwiegend von Kalk abscheidenden Rotalgen aus der Gruppe der Corallinacaea gebildet und<br />

werden bis zu 20 cm dick. In tieferen Bereichen werden sekundäre Hartböden mehr durch tierische<br />

Organismen wie Röhrenwürmer gebildet und können bis zu einem halben Meter dick werden.<br />

Sekundäre Hartböden sind im Vergleich zu den primären poröser und feinporiger und<br />

durch den häufigen Wechsel der Besiedler einem ständigen Wandel unterlegen.<br />

In diesem Projekt wurde untersucht, wie sich die Besiedlung in Bezug auf Quantität und Qualität<br />

der Arten in sekundären Hartböden aus unterschiedlichen Tiefen unterscheidet. Dieses<br />

Habitat wurde gleichzeitig mit der Besiedlung von Posidonia-Rhizomen verglichen, bei denen<br />

es sich ebenfalls um biogene Substrate handelt.<br />

Durchführung<br />

Bei der Durchführung des Projekts wurden Proben von sekundärem Hartboden aus 5 und 30 m<br />

entnommen. Die 5 m Proben wurden am Montag, den 11.10.04, von Stefan Scheu entnommen,<br />

die 30 m Proben wurden uns von der Mannschaft der Meeresbiologischen Station gestellt. In<br />

jeder Tiefe wurden drei Replikate erstellt und der Aufwuchs von Algen entfernt. Posidonia-Rhizome<br />

wurden aus 7 und 12 m ebenfalls von den Leuten der Tauchstation entnommen. Aus beiden<br />

Tiefen wurde hier nur ein Replikat untersucht.<br />

Zur Gewinnung der in den Substraten vorhandenen Tiere wurden die Proben mit Hammer, Nagel,<br />

Schere und Pinzette fein zerlegt und die Fauna gesammelt. Zur Bestimmung wurden die<br />

jeweiligen Tiere den Spezialisten-Gruppen übergeben. Die Ergebnisse wurden zusammengetragen,<br />

tabellarisch festgehalten und statistisch in einem Diagramm mittels einer<br />

Korrespondenzanalyse ausgewertet.<br />

Ergebnisse<br />

Nach einigen Tagen wurden uns aus den einzelnen Gruppen die Ergebnisse ihrer Bestimmungen<br />

mitgeteilt. Die jeweiligen Arten und ihrer Häufigkeiten sind in einer Tab.1 aufgeführt.<br />

Die Annelida sind in beiden Tiefen des sekundären Hartbodens die dominierende Gruppe. Bei<br />

30 m sind die Crustacea und die Mollusca wesentlich stärker vertreten als bei 5 m. Gleiches gilt<br />

für die Tunicata. Die Häufigkeit der anderen Gruppen ist in beiden Tiefen in etwa gleich. In den<br />

Rhizom-Proben sind die Porifera und die Bryozoa am häufigsten.<br />

Für jede Tiefenstufe wurden die Vertreter der Tiergruppen zusammengefasst und quantitativ<br />

miteinander verglichen (Tab. 2 und 3, Diagramm 1 und 2). Mit den Daten wurde mittels des<br />

Computerprogramm CANOCO (Ter Braak & Smilauer 1998) eine Hauptkompentenanalyse<br />

(PCA= principle components analysis) durchgeführt. Die jeweiligen Meerestiefen wurden dabei<br />

als Umweltvariablen (Dummies) eingesetzt. Die Ergebnisse wurden in einem Ordinationsdiagramm<br />

dargestellt (Grafik 1 und 2). Wie aus Grafik 1 ersichtlich ist, sind sich die drei Replikate<br />

aus 5 m Tiefe untereinander ähnlicher als die Replikate aus 30 m. Weiterhin fällt auf, dass<br />

sogar zwei Replikate aus 30 m zu den 5 m-Replikaten eine höhere Übereinstimmung zeigen als<br />

zu dem dritten Replikat (Grafik 1). Die einzelnen Tiergruppen beschränken sich jeweils nicht auf<br />

einen einzigen Standort, sondern sind in unterschiedlicher Häufigkeit überall vertreten.<br />

Ähnliches gilt für das Posidonia-Rhizom. Hier wurde im Vorfeld nur ein Replikat untersucht, wodurch<br />

in der Korrespondenzanalyse nur wenige Daten verglichen werden konnten. Die einzel-<br />

- 74 -


nen Taxa ordnen sich daher linear entlang der Tiefenachse (Grafik 2)<br />

Vergleicht man die Tiergruppen zwischen sekundärem Hartboden und Posidonia-Rhizom, findet<br />

man bei Porifera, Mollusca und Bryozoa andere Arten. Außerdem befinden sich im Rhizom unabhängig<br />

von der Tiefe deutlich weniger Annelida.<br />

Tabelle 1 Kalkgestein Rhizom<br />

5 m/1 5 m/2 5 m/3 30 m/1 30 m/2 30 m/3 7 m 12 m<br />

Porifera<br />

??Myxilla rosacea?? 1 1<br />

Pleraplysilla spinifera 1<br />

Sarcotragus spinulosus 1 1 1 1<br />

Clathrina cf. cerebrum 1 1<br />

Clathria (Microciona) armata 1<br />

Cliona viridis<br />

Mollusca<br />

1<br />

Alvania montagui 1<br />

Arca tetragona 10<br />

Patella sp. 1<br />

Barbatia nodulosa 1 4<br />

Acmea sp. 1<br />

Nassarius cf. binei 1<br />

Lithophaga lithophaga 1<br />

Rissoa cf. guerinii 1<br />

Doridacea, UO Porodoridacea<br />

Annelida<br />

1<br />

Nereidae 1 1 1 1 4<br />

Fabriciinae 1<br />

Sabellidae 1 1 1 1 1 2 1<br />

Tabellaria 1 2<br />

Errantia 10 9 5 1 5 3<br />

Polychaeta 2<br />

Eunice aphroditis 1<br />

Serpula vermiculatis 1<br />

Terrebillidae<br />

Nemertini<br />

1<br />

Micrura puspurea 1<br />

Sipunculida<br />

Bryozoa<br />

2 1 1 1 1<br />

Haploma impressum 1<br />

Idmoidea atlantica 1 1<br />

Crisia klugei 1<br />

Scrupocellaria reptans 1 1<br />

Disporella hispida 1 1<br />

Sertella septentrionalis 1 1<br />

Schizomavella discoidea 1<br />

Stomachetosella sinuosa 1<br />

Schizoporella sp. 1 1<br />

Calpensia nobilis 1 1 1<br />

Alcyonidium albidum<br />

Crustacea<br />

1 1<br />

Maera inaequipes 3<br />

Leptocheirus cf. hirustimarus 6<br />

Microdeutopus stationis 1<br />

Alpheus dentipes 1 1<br />

Pagurus sp. 1<br />

Pliumnus hirtellus 1<br />

Alpheus glaber<br />

Echinodermata<br />

4<br />

Amphiura cf. chiagei 1<br />

Psamechinus cf. microtuberculatus<br />

Tunicata<br />

1<br />

Ciona intestinalis 1<br />

Halocynthia papillosa<br />

Echiura<br />

7 1 1<br />

Bonellia sp. 1<br />

- 75 -


Tab. 2 (sek. Hartboden) Tab. 3 (Posidoniarhizom)<br />

5 m 30 m 7 m 12 m<br />

Annelida 30 24 Annelida 4 0<br />

Bryozoa 4 3 Bryozoa 4 8<br />

Crustacea 2 15 Crustacea 1 2<br />

Echinodermata 1 1 Mollusca 12 1<br />

Echirua 0 1 Porifera 3 4<br />

Mollusca 2 10 Sipunculida 1 0<br />

Porifera 3 1 Tunicata 1 1<br />

Sipunculida 3 2<br />

Tunicata 0 8<br />

Diskussion<br />

Die Replikate des sekundären Hartbodens aus 5 m Tiefe waren sehr homogen, die aus 30 m<br />

Tiefe zeigten hingegen größere Unterschiede. Insgesamt war die Besiedlung beider Habitate<br />

sehr ähnlich, obwohl wir größere Unterschiede aufgrund anderer Lebensbedingungen (z.B.<br />

Lichtverhältnisse, Strömung, Sauerstoffgehalt etc.) erwartet hätten.<br />

Die Ergebnisse aus der Betrachtung der beiden Rhizom-Proben sind sehr schwer zu interpretieren<br />

und mit dem sekundären Hartboden zu vergleichen, da hier nur jeweils ein Replikat untersucht<br />

wurde. Dies ist sowohl für eine quantitative als auch für eine qualitative Aussage deutlich<br />

zu wenig.<br />

Die Besiedlung von sekundärem Hartboden und Posidonia-Rhizom unterscheidet sich hinsichtlich<br />

der Artenzusammensetzung besonders bei den Gruppen Porifera, Mollusca und Bryozoa.<br />

Dies unterstützt die Erwartung, dass in unterschiedlichen Habitaten unterschiedliche Besiedler<br />

gefunden werden können.<br />

Die Ergebnisse bestätigen aber nur teilweise die Erwartungen. Es wurde angenommen, dass in<br />

unterschiedlichen Habitaten auch unterschiedliche Arten zu finden sind. Dies traf zu, wobei die<br />

Artenvielfalt als auch die Anzahl der Individuen nicht üppig war. Eine Fehlerquelle die zur Reduktion<br />

der Organismen sicher beigetragen hat, war die verzögerte Bearbeitung der Proben.<br />

Zudem hätte man noch mehr Organismen nachweisen können, wenn deutlich gewesen wäre,<br />

dass eine völlige Zertrümmerung bis zu sandartigen Korngröße sinnvoll ist. Wenn schon beim<br />

Auseinandernehmen die Spezialisten einer Tiergruppe anwesend sind, würden sicherlich einige<br />

zusätzliche Organismen erkannt.<br />

Bei dem Posidonia-Rhizom waren die uns gestellten Proben von Anfang an nicht nach<br />

Replikaten getrennt, daher war eine Analyse der Varianz innerhalb der Stichproben ausgeschlossen.<br />

Hier tritt eine breitere Ansiedlung der Organismen auf; einige Arten sind in beiden<br />

Tiefen ähnlich stark präsent.<br />

Literatur:<br />

Hofrichter R (2003): Das Mittelmeer: Fauna, Flora, Ökologie; Bestimmungsführer, Band I. Spektrum<br />

Akademischer Verlag, Stuttgart<br />

Ter Braak CJF, Smilauer P (1998): CANOCO reference manual and users guide to Canoco for<br />

Windows: Software for canonical community ordination (version 4). Microcomputer Power,<br />

Ithaca, New York<br />

- 76 -


Alpheus<br />

Alpheus<br />

Halocynthia Fabriciinae<br />

Cliona 30m Doridacea<br />

CionaPsamechinus<br />

Nassarius<br />

Porifera<br />

Crustaceae<br />

Mollusca<br />

Annelida<br />

Echinodermata<br />

Tunicata<br />

Echiura<br />

Sipunculida<br />

Tabellaria<br />

tief<br />

Sabellidae<br />

Nereidae<br />

Lithophaga<br />

Sarcotragus<br />

Rissoa<br />

Errantia Eunice Serpula<br />

Pagurus<br />

Amphiura<br />

5m<br />

hoch<br />

5m<br />

5m<br />

Sipunculida<br />

30m<br />

Microdeutopus<br />

Terrebillidae Leptocheirus<br />

Acmea Maera<br />

30m Barbatia<br />

Heteronematini<br />

Polychaeta<br />

Bonellia<br />

Sipunculida<br />

Sarcotragus<br />

Alvania<br />

Arca<br />

Sabellidae<br />

Disporel<br />

Sertella<br />

Halocynthia<br />

Crisia<br />

Stomachetosella<br />

Pliumnus<br />

7 m Tiefe<br />

Patella<br />

Errantia<br />

Clathrina<br />

Scrupocellaria<br />

Idmoidea<br />

12 m Tiefe<br />

Calpensia<br />

Schizoma<br />

Clathria<br />

Porifera<br />

Crustaceae<br />

Mollusca<br />

Annelida<br />

Sipunculida<br />

Tunicata<br />

Bryozoa<br />

Graphik 1<br />

Graphik 2<br />

- 77 -


Sandfauna (Meiofauna, Makrofauna)<br />

Claudia Maas, Christin Heinrich<br />

Methode:<br />

In Cautex-Bechern wurden entlang eines Tiefengradienten (1, 5, 10, 20, u. 30 m, sowie<br />

Amphioxussand 10 m) pro Tiefe je 3 Proben à 500 ml Sand entnommen. Jede der Proben wurde<br />

mit Magnesiumchlorid-Hexahydrat versetzt. Dies sollte die im Substrat enthaltenen Tiere<br />

lähmen, so dass man sie besser vom Sand trennen kann. Nach einer halben Stunde wurde der<br />

Sand nochmals aufgewirbelt, nun befinden sich die Organismen in der wässrigen Phase, die<br />

durch ein 100 mm Sieb abgegossen wurde, so dass alle Organismen die größer als 100 mm<br />

waren, im Sieb zurückblieben. Dieser Vorgang wurde dreimal wiederholt. Die ausgesiebten Organismen<br />

wurden mit Hilfe einer Spritzflasche aus dem Sieb gespült und jeweils in<br />

Petrischälchen gesammelt. Bei dieser Methode ist es möglich, Organismen lebend zu isolieren.<br />

Erwartung:<br />

Durch die abnehmende Wasserbewegung in zunehmender Tiefe, nahmen wir an, dass die<br />

Organismenzahl im Sand mit dem Tiefengradienten ansteigt.<br />

Auswertung:<br />

Die Petrischalen mit den isolierten Organismen wurden unter dem Mikroskop einzeln ausgezählt.<br />

Bei den Proben des Amphioxus Sandes wurde aufgrund der hohen Anzahl von Organismen<br />

je drei mal 1 cm ² ausgezählt und die Anzahl der Organismen hochgerechnet.<br />

Ergebnisse:<br />

Tiefe (m) 1 5 10 20 30 10A<br />

MW StA MW StA MW StA MW StA MW StA MW StA<br />

Copepoda 21 12,1 10 4,4 10,7 1,5 9 1 4,7 1,5 688,3 466<br />

Amphipoda 4,3 2,3 5 1 6,7 2,5 6,7 1,2 3 1 324,3 253,6<br />

Turbellaria 3,7 2,1 10,7 5,1 6,7 5,7 6 4,6 2,3 0,6 120,3 28,3<br />

Nematoda 2,3 0,6 6,7 2,5 4 2 5,3 2,1 5,7 0,6 90 25,9<br />

Isopoda 3,5 3,5<br />

Polychaeta 2 1 4 1 8,7 2,5 2,3 1,5 4,7 1,5 99,7 20,7<br />

Foramenifera 14,3 5,8 4,7 1,2 4,7 1,5 4,3 1,5 2,3 0,6 1421,7 1851,8<br />

Amphioxus 3,3 2,5<br />

Diskussion:<br />

Entgegen unseren Erwartungen stieg die Organismenzahl nicht mit der Tiefe an. Die Annahme,<br />

dass durch die geringere Strömung in größeren Tiefen mehr Organismen im Sand auftreten,<br />

konnte damit nicht bestätigt werden. Wie man anhand der Graphiken erkennen kann, wurden in<br />

10 m Tiefe die meisten Organismen gefunden. Allgemein traten in den Sandproben überwiegend<br />

Copepoden und Turbellaria auf. Desweiteren kann man den Unterschied zwischen ‚normalem’<br />

Sand und ‚Amphioxus Sand’ deutlich erkennen. Hier befanden sich im Vergleich zu den<br />

anderen Sandproben 10-100 mal mehr Organismen. Auffallend war, dass die Korngröße des<br />

Amphioxus-Sandes größer war als die aller anderen Proben. Der Amphioxus-Sand tritt bei<br />

Giglio nur in einer bestimmten Bucht auf, die sich allerdings nicht auffällig von den anderen unterscheidet.<br />

Mögliche Gründe für die hohe Organismenzahl im Amphioxus-Sand sind die größere<br />

Korngröße des Sandes und die damit verbundenen größeren Zwischenräume, in denen sich<br />

Organismen ansiedeln können. Auch eine andersartige Strömung in der Bucht und damit verbundene<br />

Erhöhung der Plantonsedimantation könnten zu der hohen Siedlungsdichte der Tiere<br />

in dem Amphioxus-Sand beigetragen haben.<br />

- 78 -


Posidonia-Sauger Projekt<br />

Svenja Gass und Katrin Wagner<br />

Intention des Projektes<br />

Mit dem Posidonia-Sauger Projekt sollte ein Lebensraum, in diesem Falle der Boden einer<br />

Posidonia Seegraswiese, erschlossen werden. Es sollte untersucht werden, welche Tiere und<br />

wie viele davon auf ca. 1 m 2 Posidonia Boden leben, und ob sich die Artenvielfalt in 7 und 12 m<br />

Tiefe unterscheiden.<br />

Durchführung<br />

Mit einem selbst gebauten Sauger wurden jeweils zwei Proben aus 7 und 12 m Tiefe vom Boden<br />

einer Posidonia Seegraswiese abgesaugt. Es wurde jeweils eine Fläche von ca. 1 m 2 abgesaugt.<br />

Die Proben aus den jeweiligen Tiefen wurden hinterher fälschlicherweise vereinigt.<br />

Deswegen konnten wir die Aussagekraft der Probeninhalte aus gleichen Tiefen nicht miteinander<br />

vergleichen und sehen, ob die Tiere, die wir dort gefunden haben, auch wirklich typisch für<br />

diese Tiefe und den Standort waren. Die Inhalte der Proben wurden teilweise selbst bestimmt<br />

und teilweise den jeweiligen Gruppenspezialisten zum Bestimmen gegeben. Die Ergebnisse<br />

wurden soweit möglich qualitativ sowie quantitativ erfasst.<br />

Ergebnisse:<br />

Gefundene Organismen<br />

7m 12m<br />

Mollusca Bittium reticulata 82 35<br />

Smaragdia viridis 2 0<br />

Jujubinus exasperaus fasn tricolor 5 8<br />

Rissoa auriscalpium 8 2<br />

Tricolia spec. 1 1 2<br />

Tricolia spec. 2 5 4<br />

Columbella rustica 2 1<br />

Callistoma zyzyphinum 1 8<br />

Alvania montagui 15 0<br />

Alvania lineata 14 5<br />

Venus casina 1 0<br />

Alvania spec. 6 0<br />

Arca tetragona 5 9<br />

Cantharus d’orbigny 4 9<br />

Alvania orinica 3 0<br />

Naticarius spec. 1 0<br />

Callistoma conulum 0 5<br />

Fusinus rostratus 0 1<br />

Muricopsis cristratus 0 1<br />

Gourmya vulgata 0 6<br />

Ocinebrina aciculata 0 4<br />

Conus ventricosus 0 1<br />

Arca noa 0 1<br />

Gibberla oryza 0 1<br />

Alvania cimex 0 5<br />

Tapes decussatus 0 1<br />

Pantopoda 1 0<br />

Crustacea Hippolyte internis 2 0<br />

Idothea hectica 0 1<br />

Garnelen 2 5<br />

Einsiedlerkrebse 0 17<br />

Pagurus anachoretus 0 1<br />

Pagurus excavatus var. meticolosus 19 1<br />

Pagurus spec. 0 15<br />

Caprellide - Gespensterkrebs 0 1<br />

Sphaerominae - Kugelassel 0 1<br />

Echinoderma „Irregularia“ 1 1<br />

Asterina gibbosa 0 1<br />

Ophiopsila aranea 0 2<br />

Fische Opteatogenys gracilis 1 0<br />

Apledoton incognitus 0 2<br />

Summe 181 157<br />

- 79 -


Es wurden sehr viele verschiedene Arten, vor allem Mollusca, Crustacea, Pisces,<br />

Echinodermata und Pantopoda (7m) gefunden. Die Summe der gefundenen Tiere betrug in 7 m<br />

Tiefe 150, und in 12 m Tiefe 109.<br />

Vor allem wurden bestimmt: Bittum reticulata, 82 mal (7 m) und 35 mal (12 m), Alvania<br />

montagui (15/0) und Alvania lineata (15/5).<br />

Einige Arten waren nur in 12 m Tiefe zu finden, z. B. Callistoma conulum, Alvania cimex und<br />

Gourmya vulgata<br />

Besonderheiten waren Hippolyte inernis, die Seegrasgarnele, die zweimal in<br />

7 m Tiefe gefunden wurde, Idothea hectica, eine Assel, sowie ein Caprellide, ein Gespensterkrebs,<br />

der jeweils einmal in 12 m gefunden wurde. Außerdem wurde Apledoton incognitus, ein<br />

ca. 2 cm großer Fisch, zweimal in 12 m gefunden. Dieser Fisch kann seine Körperfarbe der<br />

Umgebungsfarbe anpassen. Des weiteren wurde der erst 1996 entdeckte Opteatogenys<br />

gracilis, ein ebenfalls nur ca. 2 cm langer Fisch, einmal in 7 m gefunden.<br />

Außerdem war auffällig, dass viele Einsiedelerkrebse in beiden Tiefen zu finden waren (19/33).<br />

- 80 -


Projekt: Felsgrus<br />

Manuela Gebhardt, Mareike Rietze und Gregor Kalinkat<br />

Einleitung:<br />

Geröllhalden am Fuß von Felshängen sind ein typisches Habitat des Felslitorals. Auf den Felsblöcken,<br />

die zu den primären Hartböden gezählt werden, siedeln auf der dem Licht zugewandten<br />

Seite vor allem (Grün-)Algen. In den Hohlräumen der Blockunterseiten findet man die typische<br />

marine Höhlenfauna (Porifera, Bryozoa, etc.), die sich zu großen Teilen aus Arten zusammensetzt,<br />

die auch dem Benthos zugerechnet werden können.<br />

Mit diesem Projekt sollte untersucht werden, wie sich Störungen auf die Besiedelungsmuster<br />

von Felsblöcken in litoralen Geröllfeldern auswirken. Störungen stellen im untersuchten Komplex<br />

vor allem Bewegungen der Blöcke dar, die von den Turbulenzen des Wassers verursacht<br />

werden. In Abhängigkeit von Liegetiefe und Größe eines Blockes wird dieser entsprechend oft<br />

bzw. selten gedreht (siehe Tabelle), und entsprechend findet sich ein Besiedelungsmuster<br />

sessiler Tiere und Algen. Zu erwarten ist, dass bei längerer Liegezeit eine deutlichere<br />

Zonierung im Besiedelungsmuster auftreten wird.<br />

Untersucht wurde ein Geröllfeld am westlichen Rand der Bucht von Giglio Campese, auf halbem<br />

Weg zwischen der Meeresbiologischen Station und der ‚Punta del Faraglione’ (siehe Karte).<br />

Dort handelt es sich um den kleinen Teil der Insel mit Kalkfelsen, der wesentlich geröllreicher<br />

verwittert, als der auf Giglio vorherrschende Gneis/ Granit.<br />

Methodik:<br />

Es wurden jeweils zwei ähnlich große Blöcke aus 1 - 2 m Tiefe und aus 3 - 4 m Tiefe gesammelt<br />

und anschließend in mit Meerwasser gefüllten Kanistern zum Labor gebracht, um ein Austrocknen<br />

der Proben zu verhindern. Im Labor wurden dann die Arten bestimmt und Deckungsgrade<br />

der besiedelnden Organismen ermittelt. Algen, Schwämme und Tunicaten wurden soweit<br />

möglich bis zur Art bestimmt, bei den weiteren Organismengruppen wurde mit übergeordneten<br />

Taxa gearbeitet (siehe Diskussion). Bezüglich der Zonierung erfolgte eine Unterteilung in Oberund<br />

Unterseite.<br />

Charakterisierung der untersuchten Blöcke (Größenangaben in cm):<br />

F1 (Flachwasser I): 23 x 15 x 11<br />

F2 (Flachwasser II): 26 x 12 x 9<br />

T1 (Tiefwasser I): 27 x 14 x 8<br />

T2 (Tiefwasser II): 20 x 15 x 10<br />

Ergebnisse:<br />

Es wurde eine Ordination mit CANOCO durchgeführt (siehe Abbildung), wobei nur sessile Organismen<br />

in die Auswertung einbezogen wurden. In der Abbildung kann man die zwei Hauptachsen<br />

erkennen. Dabei gliedert die X-Achse anscheinend nach Pflanzen und tierische Organismen<br />

bzw. Ober- und Unterseite der Steine auf, die Y-Achse nach der Tiefe.<br />

Man kann erkennen, dass fast alle pflanzlichen Organismen auf der linken Seite der X-Achse<br />

stehen, mit Ausnahme der Kalkrotalge. Die tierischen Organismen stehen dagegen rechts. Auf<br />

der Y-Achse liegen die Proben aus dem flachen Wasser eher oben, die Proben aus dem tiefen<br />

Wasser eher unten. Diese Trennung erfolgte bei der Unterseite der Steine klarer als bei der<br />

Oberseite. Diese Trennungen kommen durch verschieden Faktoren zu Stande.<br />

Die Steine aus 2 m Tiefe sind einer stärkeren Strömung ausgesetzt und werden somit öfter umgewälzt.<br />

Daher können sich hier keine tierischen sessilen Organismen ansiedeln, denn diese<br />

brauchen eine gewisse Zeit, um Röhren etc. aufzubauen. Durch das häufige Umwälzen ist dies<br />

- 81 -


Tabelle I: Artenvorkommen und Deckung sessiler Organismen auf den Felsblöcken (Deckungsgrade in %)<br />

F1o F2o F1u F2u T1o T2o T1u T2u<br />

Algae<br />

Padonia pavonica 7 2 0 0 10 35 0 0<br />

Dictyota linearis 13 0 0 0 1 12 0 0<br />

Dictyota dichotoma 10 12 0 0 2 6 0 0<br />

Chaetomorpha aerea 12 29 0 0 0 0 0 0<br />

Dascycladus vernicularis 0,5 0 0 0 49 21 1 1<br />

Jania rubens 2 25 0 0 0 5 0 0<br />

Corallina officinalis 0 0 0 0 0 0,1 0 0<br />

Anadyomene stellata 0 0 0 0 0 2,5 0 0<br />

Udotea petiolata 0 0 0 0 0 0 0 0,1<br />

Kalkrotalge 3 4 9 10 5 6 18 15<br />

Gesamtdeckung 47,5 72 9 10 67 87,6 19 16,1<br />

Porifera<br />

Cliona cilata 0 0 0 3 0 0 0 2<br />

Pleraplysilla psinifera 0 0 0 1 0 0 0 0<br />

Terpios gelatosa 0 0 1,5 0 0 0 0 0<br />

Polychaeta<br />

Sabellidae 0 0 1 1 0 2 16 6<br />

Bryozoa 0 0 2 4 0 0 20 15<br />

Tunicata<br />

Didemnum maculosum 0 0 0,5 1,5 0 0 2 4<br />

Gesamtdeckung 0 0 5 10,5 0 2 38 27<br />

aber nicht möglich. Des Weiteren sind Algen überlegen, da sie sich schnell ansiedeln können<br />

und durch die guten Lichtverhältnisse besser wachsen.<br />

Die Steine aus 4 m Tiefe dagegen sind an der Unterseite stark von tierischen Organismen besiedelt,<br />

da diese hier genügend Zeit haben sich anzusiedeln. Man konnte aber eine klare<br />

Trennlinie zwischen Ober- und Unterseite erkennen. Es kamen keine Algen auf der Unterseite<br />

vor, da hier die Lichtverhältnisse zu schwach sind. Die Algen stehen also mit den tierischen Organismen<br />

in Konkurrenz. (Eine der wenigen gefundenen Ausnahmen: Rotalge Udotea<br />

petiolata).<br />

- 82 -<br />

Dascycla<br />

Jania rubens<br />

Chaetomorpha<br />

Tief1oben<br />

Flach2oben<br />

Flach1oben<br />

Dict dich<br />

Padonia<br />

Tief2oben<br />

Anadyome<br />

Corallin<br />

Dicty lin<br />

Felsgrus verschiedene Tiefen<br />

Pleraplysia<br />

Cliona c<br />

Udotea p<br />

Didemnum<br />

Kalkrotalge Flach2unten<br />

Flach1unten Terpios<br />

Tief2unten<br />

Tief1unten Bryozoa<br />

Sabellida


Theoretisch sollten die Steine aus 2 m Tiefe stärkeren Algenbewuchs aufweisen, als Steine aus<br />

4 m Tiefe. Das war nicht der Fall. Der eine Stein aus 4 m Tiefe war sehr stark mit Algen bewachsen,<br />

was man sehr gut in der Tabelle ablesen kann.<br />

Auch in der CANOCO-Analyse wird dies sichtbar, z.B. liegt Tief-1-oben oberhalb von Flach-2oben.<br />

Der Grund dafür kann sein, dass die Steine nicht aus genügend großer Tiefe geholt wurden.<br />

Somit waren die Lichtverhältnisse für die Algen noch sehr günstig und diese damit den<br />

tierischen Organismen überlegen.<br />

Aus diesem Grund konnten sich auf diesem Stein (Tief-1-oben) auf der Oberseite keine<br />

sessilen tierischen Organismen ansiedeln, wie dies bei Tief-2-oben der Fall war. Auch in der<br />

Abbildung „Gesamtdeckung sessiler Tiere“ ist dies abzulesen.<br />

Ebenso kommen tierische Organismen hauptsächlich auf der Unterseite vor und dabei eher im<br />

tiefen als im flachen Wasser.<br />

Zum Schluss wurden die fünf auf den Blöcken häufigsten Algen separat betrachtet (siehe Tabelle).<br />

Man kann erkennen, dass es Algen gibt, die hauptsächlich im Flachwasser vorkommen<br />

aber kaum im Tiefen (Dictyota dichotoma, Chaetomorpha aerea); genau umgekehrt (Padonia<br />

pavonica, Dascycladus vermicularis) oder auf Blöcken aus beiden Tiefen annähernd gleich<br />

verteilt sind (Dictyota linearis).<br />

Dies lässt vermuten, dass es zu einer Algensukzession kommt. Arten die auf Blöcken im turbulenteren<br />

Flachwasserbereich vorkommen, gehören damit zu den frühen Stadien bzw. zu den<br />

Erstbesiedlern. Die Arten der Blöcke aus tieferem Wasser gehören zu den späten Sukzessionsstadien.<br />

Diskussion:<br />

Am Ende der Exkursion war noch wenig Bearbeitungszeit vorhanden und so konnte die Auswertung<br />

deshalb nur grob vorgenommen werden. Die Grundzüge konnten aber trotzdem erarbeitet<br />

werden.<br />

Des weiteren erschien das ausgewählte Untersuchungsgebiet als nicht tief bzw. nicht steil genug,<br />

so dass vor allem die Ergebnisse der Blöcke aus den tieferen Zonen weniger deutlich als<br />

erwartet ausfielen (z.B. vertikale Zonierung). Vagile Organismen wurden zwar teilweise bestimmt<br />

(Mollusca), flossen aber nicht in die Auswertung mit ein. Vor allem aufgrund der hohen<br />

Auslastung der Bryozoen- und Porifera-Gruppen konnte bei diesen Taxa keine differenzierte<br />

Betrachtung durchgeführt werden, was sicherlich in Bezug auf deren Sukzessionsmuster interessant<br />

gewesen wäre.<br />

LITERATUR:<br />

Ina Schäfer, Christina La Bonvois: Felsgrus in St. Andrea; Exkursionsprotokoll Marine Ökologie<br />

Elba 2001, FB <strong>Biologie</strong> TU Darmstadt<br />

Rupert Riedl: <strong>Biologie</strong> der Meereshöhlen; Verlag Paul Parey, Hamburg & Berlin, 1966<br />

- 83 -


Posidonia Wiesen: Tiefengradient Besiedlung<br />

Tanja König, Dorothee Sandmann, Olivera Vucic-Pestic, Gunnar Henkes<br />

Ziel dieses Projektes war es, den Einfluss der Wassertiefe und des Blattalters auf die Kolonisierung<br />

durch Algen und Bryozoen in Beständen von Posidonia oceanica zu untersuchen. Dafür<br />

wurden in drei verschiedenen Tiefen (5, 10 und 20 m) in Posidoniawiesen auf einer Fläche von<br />

ca. 100 cm 2 sämtliche Posidoniablätter direkt am Rhizom abgeschnitten. Pro Tiefe wurden an<br />

vier verschiedenen Stellen Proben entnommen und in Behältern mit Seewasser gelagert. Im<br />

Kursraum wurden aus jeder der 12 Proben 5 Posidoniablätter ausgewählt und in drei Abschnitte<br />

zerteilt. Der erste Abschnitt, welcher den jüngsten Teil des Blattes repräsentiert, ging von der<br />

Basis bis dorthin, wo das Blatt makroskopisch sichtbar mit Organismen besiedelt war. Der mittlere<br />

Abschnitt wurde von dieser Besiedlungsschwelle bis zu der Stelle definiert, an der das Blatt<br />

noch grün, und somit lebendig war. Der dritte und älteste Abschnitt war der braune, schon in<br />

Zersetzung befindliche Rest des Blattes. Da Posidoniablätter gebogen sind, d.h. es eine konkave<br />

und eine konvexe Seite gibt, unterscheiden sich die Strömungsverhältnisse an Innen- und<br />

Außenseite deutlich. Da die Strömung vermutlich einen wichtigen Einfluss auf Kolonisierung<br />

hat, wurde bei jedem der 180 ausgewählten Blätter Innen- und Außenseiten getrennt ausgewertet.<br />

Die Algen Dictyota linearis und Fosliella sp. wurden auf Artniveau, die restlichen Algen auf<br />

Gruppenniveau bestimmt und der jeweils anteilige Bewuchs abgeschätzt. Die Bryozoen wurden<br />

soweit wie möglich bis auf Artniveau bestimmt und die Anzahl der Kolonien pro Blattabschnitt<br />

gezählt. Die ermittelten Bryozoen-Daten wurden mit Hilfe einer MANOVA (SAS 9.13) statistisch<br />

ausgewertet, um fest zu stellen, ob die drei untersuchten Faktoren (Wassertiefe, Blattalter,<br />

Blattseite) einen Einfluss auf die Bryozoen-Gemeinschaft hatten.<br />

Ergebnisse Algen:<br />

Einfluss der Wassertiefe<br />

Mit zunehmender Wassertiefe nahm vor allem die Siedlungsdichte von Dictyota sehr stark zu.<br />

Ähnliches gilt für Rotalgen, deren Siedlungsdichte allerdings vor allem zwischen 5 und 10 m<br />

zunahm, wogegen die Zunahme bei Dictyota vor allem zwischen 10 und 20 m erfolgte.<br />

Einfluss der Blattabschnitte und der Blattseite<br />

Die Besiedlung mit Algen nahm mit dem Alter der Posidoniablätter stark zu. Dies traf vor allem<br />

für Fosliella zu, die oberen Blattabschnitte waren teilweise weitgehend mit Kolonien dieser Rotalge<br />

bewachsen. Insgesamt erfolgte die Besiedlung der Posidoniablätter verstärkt auf der stärker<br />

strömungsexponierten Blattaußenseite. Offensichtlich sind Rotalgen für die Besiedlung der<br />

Blätter nicht auf strömungsarme Zonen angewiesen, wie dies bei Bryozoen der Fall ist.<br />

Anzahl Kolonien<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

- 84 -<br />

Dictyota<br />

Kugelig<br />

Rotalge<br />

Tiefeneffekt<br />

tiefe 5m 10m 20m


Ergebnisse Bryozoen:<br />

Einfluss der Wassertiefe<br />

Die statistische Analyse ergab, dass die unterschiedlichen Tiefen einen signifikanten Einfluss<br />

auf die Besiedlung durch Bryozoen hatten (Abb.1). Der Einfluss der Tiefe auf die Kolonisierung<br />

wirkte sich aber unterschiedlich auf die gefundenen Arten aus. Bei den meisten untersuchen<br />

Arten (Aetea truncata, Tubulipora phalangea, Mimosella gracilis, Micropora truncata und<br />

Filicrisia geniculata (Abb. 1a+b) nahm die Anzahl der Kolonien mit Zunehmender Tiefe zu. Im<br />

Gegensatz dazu, fanden sich Kolonien der Art Alcyonidium albidum häufiger in 5 als in 10 oder<br />

20 m (Abb. 1d). Eine dritte Gruppen von Bryozoen (Disporella hispida und Haplopoma<br />

impressum) wurden in ihrer Häufigkeit durch den Faktor Tiefe nicht beeinflusst, sie kamen in<br />

allen drei Tiefen in gleicher Anzahl vor (Abb. 1c).<br />

2. Einfluss der Blattseite<br />

Bei den Bryozoenarten Aetea truncata, Tubulipora phalangea und Micropora cf. normani konnte<br />

ein starker Einfluss der Blattseite auf die Kolonisierung festgestellt werden. Diese drei Arten<br />

wurden an der Blattaußenseite signifikant häufiger gefunden (Abb.2a). Bei den Arten Disporella<br />

hispida, Mimosella gracilis, Filicrisia geniculata, Alcyonidium albidum und Haplopoma<br />

a Aetea truncata b<br />

Kolonienzahl<br />

4<br />

2<br />

0<br />

A<br />

A<br />

5 m 10 m 20 m<br />

c Disporella hispida d<br />

Kolonienzahl<br />

B<br />

4 A A A<br />

2<br />

0<br />

5 m 10 m 20 m<br />

impressum konnte kein Effekt der Blattseite fest gestellt werden. Kolonien dieser vier Arten fanden<br />

sich auf Innen- und Außenseite in etwa gleicher Anzahl (Abb. 2b). Keine der gefundenen<br />

Arten hatte eine Präferenz für die Blattaußenseite.<br />

3. Einfluss des Blattabschnittes<br />

Auch die drei unterschiedlichen Abschnitte,<br />

welche drei unterschiedlichen Blattalter darstellen,<br />

unterschieden sich ebenfalls in ihrem<br />

Bewuchs durch Bryozoen. Die Arten Aetea<br />

truncata und Tubulipora phalangea und wurden<br />

mit zunehmendem Blattalter häufiger<br />

(Abb. 3a). Bei Mimosella gracilis war ähnliches<br />

zu finden, allerdings unterschieden sich bei<br />

dieser Art die Blattabschnitte II und III nicht<br />

von voneinander (abb. 3b). Als einzige Art wur-<br />

Kolonienzahl<br />

Kolonienzahl<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Tubulipora phalangea<br />

A<br />

B<br />

C<br />

5 m 10 m 20 m<br />

Alcyonidium albidum<br />

5 m 10 m 20 m<br />

Abb. 1. Einfluss der Wassertiefe auf die Kolonisierung des Seegrases<br />

Posidonia oceanica durch verschiedene Arten von Bryozoen. Balken mit<br />

verschiedenen Buchstaben unterscheiden sich signifikant von einander.<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

A<br />

B<br />

B<br />

a b<br />

Kolonienzahl<br />

a Aetea truncata b<br />

5<br />

C<br />

4<br />

3<br />

2<br />

B<br />

1<br />

0<br />

A<br />

I II III<br />

Kolonienzahl<br />

c Alcyonidium albidum d<br />

Kolonienzahl<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

A<br />

Aetea truncata<br />

A<br />

B<br />

B<br />

i a<br />

B<br />

I II III<br />

Kolonienzahl<br />

Kolonienzahl<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Mimosella gracilis<br />

Disporella hispida<br />

Abb. 3. Einfluss des Blattalters (Abschnitt I,II,III) auf die Kolonisierung des<br />

Seegrases Posidonia. oceanica durch verschiedene Arten von Bryozoen.<br />

Balken mit verschiedenen Buchstaben unterscheiden sich signifikant von einander.<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

A<br />

B<br />

B<br />

I II III<br />

AB<br />

A<br />

i a<br />

Abb. 2. Einfluss der Blattseite ( i= Innenseite, a = Außenseite) auf die<br />

Kolonisierung des Seegrases Posidonia oceanica durch die Bryozoen<br />

Aetea truncata und Diporella hispida. Balken mit verschiedenen Buchstaben<br />

unterscheiden sich signifikant von einander.<br />

Kolonienzahl<br />

Disporella hispida<br />

A<br />

A<br />

B<br />

I II III<br />

- 85 -


de Alcyonidium albidum am häufigsten in dem jüngsten Teil (Abschnitt I) der Posidoniablätter<br />

gefunden.<br />

Diskussion<br />

Wenn man die Besiedlung von Posidoniablättern durch Bryozoen in dieser Studie betrachtet,<br />

lassen sich ein paar Gesetzmäßigkeiten feststellen. So sind ältere Blätter in der Regel mehr<br />

besiedelt als junge Blätter, mit der Wassertiefe nimmt die Kolonisierung durch Bryozoen zu und<br />

die konkave Blattinnenseite von Posidonia oceanica wird bevorzugt besiedelt. Dass die älteren<br />

Blätter stärker kolonisiert werden, liegt sicher an der längeren Besiedlungszeit und an der beginnenden<br />

Zersetzung der Blätter und der damit verbundenen raueren Blattoberfläche, welche<br />

das Festsetzen von planktischen Bryozoenlaven begünstigt. Dass die Besiedlung mit zunehmender<br />

Wassertiefe zunimmt, könnte an der dort verringerten Wasserströmung liegen. Die Besiedlung<br />

wird für Bryozoen bei weniger Strömung einfacher und die Gefahr, dass Kolonien von<br />

der Strömung abgerissen werden, sinkt. Unterschiedliche Strömungsverhältnisse könnten auch<br />

die Präferenz der Bryozoen für die Blattinnenseite erklären. Neben diesen abiotischen Faktoren<br />

könnte aber auch die Konkurrenz um Siedlungsraum mit anderen Organismen, wie Algen, die<br />

gefundenen Muster erklären. So siedelten z.B. Rotalgen in dieser Untersuchung bevorzugt auf<br />

der Blattaußenseite.<br />

Schaut man sich die Besiedlung der Blätter auf Artniveau der Bryozoen an, so ergibt sich allerdings<br />

ein etwas differenzierteres Bild. Die unterschiedlichen Bryozoenarten konkurrieren wahrscheinlich<br />

auch untereinander um die Ressource Siedlungsraum, und jede Art hat andere Strategien<br />

entwickelt um sich au Dauer durchsetzen zu können.<br />

Alcyonidium albidum scheint sich darauf spezialisiert zu haben Posidoniablätter extrem früh zu<br />

besiedeln. Diese Art wurde am häufigsten an den sehr jungen Abschnitten der Posidoniablätter<br />

gefunden (Abb.3). Sobald andere Arten auftauchen, verschwindet A. albidum von der Blattfläche,<br />

was auf geringe Konkurrenzkraft hindeutet. Die Zooide von A. albidum haben weder<br />

Spiculae noch Avicularien und keine festen Gehäuse, sondern nur eine gallertige Schutzhülle,<br />

was sie möglicherweise besonders anfällig für Konkurrenten macht.<br />

Disporella hispida scheint dagegen sehr gut in der Besiedlung von Blättern auch bei starken<br />

Strömungen zu sein. Diese Art kam in allen Tiefen und auf beiden Blattseiten in gleicher Häufigkeit<br />

vor.<br />

Aetea truncata und Tubulipora phalangea sind weder so schnell wie Alcyonidiumim in der Besiedlung<br />

der Blätter, noch so strömungsresistent wie Disporella hispida. Sie kamen mehr in<br />

strömungsarmen Bereichen vor. Ihr Vorteil könnte in einer größeren Konkurrenzkraft gegenüber<br />

anderen Besiedlern von Posidonia liegen. Die Siedlungsdichte beider Arten nahm mit der Tiefe<br />

zu und sie besiedelte vor allem die Innenseite der Posidoniablätter. Auch erreichten sie ihre<br />

größten Kolonienzahlen auf dem ältesten Abschnitt der Posidoniablätter. Morphologisch unterscheiden<br />

sich die beiden Arten aber sehr stark. Während Tubulipora phalangea sehr kompakte<br />

stark verkalkte Kolonien bildet, breitet sich Aetea tuncata geflechtartig mit langen Stolonen über<br />

große Blattbereiche aus.<br />

Die räumlich und zeitlich variierenden Bedingungen in einer Posidonia-Wiese scheinen eine<br />

Koexistens von vielen, ökologisch unterschiedlich eingenischten Bryozoenarten zu ermöglichen.<br />

- 86 -


TUD<br />

<strong>Fachbereich</strong> <strong>Biologie</strong><br />

c. beckers<br />

@ 2005<br />

- 87 -

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