2004-giglio - Fachbereich Biologie
2004-giglio - Fachbereich Biologie
2004-giglio - Fachbereich Biologie
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Meeresbiologisches Praktikum, Giglio, 8. - 19. Oktober, <strong>2004</strong>
Neopren<br />
Memory
Teilnehmer<br />
Katja Domes; Verena Eißfeller; Svenja Gass; Manuela Gebhardt; Gunnar Henkes;<br />
Gregor Kalinkat; Tanja König; Alex Milcu; Mareike Rietze; Dorothee Sandmann;<br />
Katja Schneider; Marco Thomé; Olivera Vucic-Pestic; Kathrin Wagner; Daniela Weigand,<br />
Claudia Maas, Christin Heinrich<br />
Betreuer<br />
Stefan Scheu, Mark Maraun, Christoph Beckers<br />
Aufgaben<br />
Tagesprotokolle<br />
Fr./Sa. 8./9.10. - Gregor Kalinkat, So 10.10. - Katja Schneider; Mo 11.10. - Marco Thome; Di<br />
12.10. - Mareike Rietze; Mi 13.10. - Tanja König; Do 14.10. - Dorothee Sandmann; Fr 15.10. -<br />
Gunnar Henkes; Sa 16.10. - Katja Domes; So 17.10. - Alex Milcu; Mo 18.10. – Olivera Vucic-<br />
Pestic; Di 19.10. – Mark Maraun<br />
Tiergruppen und Bearbeiter<br />
Algen: (Tanja König, MarcoThomé, Olivera Vucic-Pestic)<br />
Schwämme: (Katja Schneider, Katja Domes)<br />
Cnidaria: (Alex Milcu, Kathrin Wagner)<br />
Mollusca: (Manuela Gebhardt, Daniela Weigand)<br />
Annelida: (Verena Eißfeller, Svenja Gass)<br />
Crustacea: (Claudia Maas, Christin Heinrich)<br />
Echinodermata: (Tanja König, Olivera Vucic-Pestic)<br />
Bryozoa: (Gunnar Henkes, Dorothee Sandmann)<br />
Fische: (Gregor Kalinkat, Mareike Rietze)<br />
Projekte<br />
Litoralgradient:<br />
Katja Schneider, Alex Milcu<br />
Sekundäre Hartböden: Oberes u. unteres Litoral:<br />
Katja Domes, Daniela Weigand<br />
Posidonia Wiesen:<br />
Tiefengradient Besiedlung alt – jung, basal – distal<br />
Tanja König, Dorothee Sandmann, Olivera Vucic-Pestic, Gunnar Henkes<br />
Sandfauna (Meiofauna, Makrofauna):<br />
Claudia Maas, Christin Heinrich<br />
Terrestrische Exkursion<br />
Posidoniagrund (Sauger), Tiefengradient:<br />
Svenja Gass, Kathrin Wagner<br />
Felsgrus (Tiefe, Größe, Besiedlung, Wellenexposition):<br />
Manuela Gebhardt, Gregor Kalinkat, Mareike Rietze
Inhaltsverzeichnis<br />
Tagebuch<br />
Anreise oder „Der längste Tag“ 5<br />
Der erste Vormittag im Meer 8<br />
Beprobung der Seegraswiese 10<br />
Quallen, Rippenquallen und Salpen 12<br />
Giglio-Südspitze, Stechginster und Pizza am Hafen 14<br />
Napoleonische Erinnerungen 17<br />
Blackout und Photosession am Strand 19<br />
Laborarbeit und Vorträge 22<br />
Staubsaugen unter Wasser und Neopren-Photos 23<br />
Ganz sicher 26<br />
Artenbeschreibungen & -Liste<br />
Algen 27<br />
Porifera 30<br />
Cnidaria und Ctenophora 34<br />
Annelida 37<br />
Mollusca 44<br />
Crustacea 48<br />
Echinodermata und Ascidiacea 52<br />
Bryozoa 56<br />
Pisces 61<br />
Projekte<br />
Litoralgradient 68<br />
Sekundärer Hartboden und Posidonia-Rhizom 74<br />
Sandfauna (Meiofauna, Makrofauna) 78<br />
Absaugen des Posidonia-Rhizoms 79<br />
Felsgrus 81<br />
Aufwuchs auf Posidonia Blättern 84<br />
- 4 -
Anreise oder „Der längste Tag“<br />
Freitag, 08. & Samstag, 09.10.<br />
Gregor Kalinkat<br />
Oktober in Deutschland. Strömender Regen. Am Freitag, den 8. Oktober <strong>2004</strong> um 14.00 Uhr<br />
treffen sich 19 Unverzagte mehr oder minder termingemäß in Darmstadt-Ost, um sich gen Süden<br />
aufzumachen, wo die Luft noch warm und das Wasser besonders klar ist bzw. sein soll.<br />
Nur 19? Richtig, da fehlt noch Verena, ERASMUS-Studentin im nicht ganz so fernen Innsbruck,<br />
sie braucht ein bisschen länger, die Zugreise quer durch den Freistaat verzögert sich etwas. So<br />
bleibt den Übrigen Zeit, die 3 VW-Transporter in Ruhe zu beladen, bis alles verstaut ist .<br />
Um 16.10 Uhr kann es dann tatsächlich losgehen, zu meinem persönlichen Wohlergehen verteilen<br />
sich die Teilnehmer der Anzahl nach sehr heterogen auf die Fahrzeuge und in unserem<br />
Bus bleiben 4 Plätze unbesetzt. Allerdings merken wohl alle recht schnell, dass die von Herrn<br />
Beckers ausgewiesen Marschroute nicht einzuhalten ist. Nach etwas über 4, statt der angepeilten<br />
3 Autobahnstunden treffen wir uns in Basel und lassen den deutschen „Freitag-Abend-<br />
Pendler-Stau“ fürs erste hinter uns.<br />
Die Reise geht weiter, durch die 17 Kilometer lange Stahlbetonröhre des Gotthard kommen wir<br />
unserem Fernziel einen weiteren großen Schritt näher. Es folgen lange Stunden Nachtfahrt mit<br />
gemeinsamen Pausen in Bellinzona (CH) und<br />
Parma (IT). Ab dort wird freie Fahrt in Kleingruppen<br />
offen gestellt, und sich für ca. 9 Uhr in<br />
Porto San Stefano verabredet, da die angepeilte<br />
(erste) Fähre uns um 9.45 Uhr in den<br />
Zielhafen überführen soll.<br />
Über die Verkehrsführung auf italienischen<br />
Autobahnbaustellen will ich mich nicht weiter<br />
auslassen, ich würde sonst Gefahr laufen, unangemessene<br />
Ausdrücke zu verwenden. Jedenfalls<br />
haben wir auch das kurvige und unübersichtliche<br />
Stück über den Apennin unbeschadet<br />
überstanden, bevor wir kurz vor Morgengrauen<br />
an diversen Raststätten Begegnung<br />
mit martialisch gekleideten Italienern<br />
machen, die anscheinend in Heerscharen zum<br />
Beginn der Jagdsaison dieses Wochenende<br />
so richtig auf den Putz hauen wollen; allerdings<br />
erwecken die meisten von ihnen weniger<br />
einen waidmännischen, als vielmehr einen<br />
paramilitärischen Anschein...<br />
Um ca. 7.40 Uhr läuft unser Bus als zweiter in<br />
Porto S. Stefano ein (sollte dieser kleine verträumte<br />
Hafenort absichtlich nach dem Leiter<br />
dieser Exkursion benannt sein? Und wenn ja,<br />
wie konnte es zur Heiligsprechung schon zu<br />
Lebzeiten kommen?). Schnell finden wir den<br />
Fährhafen und die andere Gruppe Darmstädter<br />
Biologen unter der Leitung von M. Maraun.<br />
In einer durchaus chaotischen Viertelstunde,<br />
- 5 -
die ich wegen meiner Schlaftrunkenheit nur noch schemenhaft nachskizzieren kann, erfahren<br />
wir von einer Fährverbindung um 8.00 h, erwerben Tickets für all unsere drei Fahrzeuge und<br />
fiebern anschließend, bis um 7.57 h der Bus Nr. 3 die Serpentinen zum Ort herunter geschossen<br />
kommt. Tatsächlich sind wir allesamt um 8.00 Uhr Ortszeit auf dem Deck des Schiffes verstaut.<br />
Die Freude darüber, das soll sich schnell zeigen, ist jedoch nicht allen Teilnehmern direkt<br />
anzusehen (bzw. verschwindet erstaunlich schnell aus den Gesichtern, um einem grünlichen<br />
Leidensblick Platz zu machen). Die „sachetti per il mal del mar“ werden von Christin und Daniela<br />
in Anspruch genommen, weitere Teilnehmer wünschen sich so schnell wie möglich festen<br />
Boden unter den Füßen, während mir Svenja freundlicherweise einige ihre Ravioli „Diavolo“<br />
anbietet, die ich genüsslich verzehre, schließlich habe ich eine anstrengende Nacht hinter mir.<br />
So ca. um 8.30 h schält sich dann das Ziel all unserer Träume – Isola de Giglio – aus dem<br />
Dunst. Allerdings sehen wir nur die unteren Etagen der Insel rund um den Ort Giglio Porto, da<br />
auch hier im Tyrrhenischen Meer das Wetter (noch) nicht besonders sonnig ist.<br />
So kommt es, dass wir nach der kurvenreichen Fahrt über die Insel eigentlich viel zu früh an<br />
unserem endgültigen Zielort in Campese ankommen. In Claus Valentins Institut für Meeresbiologie<br />
sind zwar gegen 10.00 h morgens noch lange keine Zimmer bezugsfertig, aber für eine<br />
lässige „Do’s and don’t’s“-Einweisung von Assistentin Iris bleibt allemal Zeit: So erfahren wir,<br />
dass auf der Insel mit ihren ca. 3.000 Einwohnern so gut wie nirgends echtes Trinkwasser vorkommt<br />
(außer in den Lebensmittelgeschäften abgepackt in Flaschenform) und dass man sich<br />
somit durch die Verwendung des sauberen, aber brackigen Leitungswassers beim Pasta-Kochen<br />
das Nachsalzen sparen kann. (Eigentlich hätte hier schon der Fehler, bzw. das Fehlen<br />
bestimmter Einkäufe auffallen müssen, aber wahrscheinlich waren alle von der nächtlichen<br />
Mammuttour dermaßen verstrahlt, dass die Sinne noch nicht ganz beieinander waren); auf<br />
Giglio ist nur ein Typus WC-Tuch gesetzlich zugelassen und somit führen Verstöße gegen diese<br />
Klopapier-, wie auch Ruhe- oder die Kassenzettelmitführungsverordnung jederzeit zur<br />
Pauschalbestrafung über 300,-•. Soso. Zunächst untersucht die Gruppe ihr neues, recht überschaubares<br />
Revier und nicht wenige machen Bekanntschaft mit den Köstlichkeiten, die der lokale<br />
Bäcker im Angebot hat.<br />
Inzwischen ist Daniela nicht unwesentlich weniger grün (im Gesicht, nicht hinter den Ohren)<br />
und so überlassen wir ihr um ca. 12.30 h das erste freigewordene Appartement (zusammen mit<br />
drei anderen Mädels). Der weitere Tag wird mit einer ‚Verfolgungsjagd’ hinter dem Bus, anschließenden<br />
Suchbemühungen und Kursraumeinrichtung gestaltet. Außerdem haben dann so<br />
gegen 13.30 auch alle Teilnehmer ein Appartement zugewiesen bekommen, was aber noch<br />
lange nicht heißen soll, dass jetzt die Zeit für ein gemütliches Schläfchen gekommen ist.<br />
Nachmittags gegen, 15.30, 16.00 h, der Kursraum ist inzwischen eingerichtet, begeben sich die<br />
Teilnehmer hin zur ersten Kontaktaufnahme mit den 21°C warmen Fluten des Tyrrhenischen<br />
Meeres. Auf Vollkontakt mit dem salzhaltigen H 2 O müssen die Teilnehmer vorerst jedoch verzichten,<br />
schließlich sind sie in wissenschaftlicher Mission unterwegs und müssen zuerst die<br />
Unterwasser Schutzausrüstung (sprich: 7mm-Neoprenanzug) testen. Einigen fällt es etwas<br />
leichter, andere haben so ihre Müh und Not mit dem Material. Vor allem die Atemeinschränkung<br />
und der extreme Eigenauftrieb des Anzugs sind doch sehr gewöhnungsbedürftig.<br />
Als sich die Wasserspiele dann langsam dem Ende zuneigen, und die ersten Kampftaucher<br />
hungrig den Fluten entsteigen, wird es endlich bemerkt: ‚SÄMTLICHE ESSENSVORRÄTE<br />
WURDEN IN DARMSTADT VERGESSEN!!!!’ Die Reaktionen der Teilnehmer reichen von unterdrücktem<br />
Zorn über fassungsloses Schweigen bis hin zum hysterisch wahnsinnigen Gelächter.<br />
Nun ja, sie haben um diese Tageszeit ja auch schon einiges hinter sich.<br />
- 6 -
Kurzerhand wird beschlossen, Tonys Pizzeria am anderen Ende der Campeser Bucht zu besuchen<br />
anstatt, wie geplant, heute Abend selber zu kochen. Allerdings werden die verbleibenden<br />
Stunden bis zum Abendessen sinnvoll genutzt, wir benutzen zum ersten Mal die Duschen in<br />
unseren neuen Domizilen, die unseren Komfort-Ansprüchen nahezu vollauf genügen und kaufen<br />
anschließend für Sonntag weitere Verpflegung.<br />
Um circa 19.00 h geht es dann in besagtes Ristorante, wo wir unser leibliches Wohlbefinden<br />
mithilfe einer frischen Pizza wieder herstellen.<br />
Viele fallen anschließend erschöpft in die Betten, doch ein kleiner Kreis von besonders resistenten<br />
Seelen feiert am Strand noch in den Geburtstag von Olivera hinein. So bis gegen drei Uhr<br />
oder so…<br />
Jetzt aber ins Bett! Buona notte<br />
- 7 -
Der erste Vormittag im Meer<br />
Sonntag, 10.10.<strong>2004</strong><br />
Katja Schneider<br />
8.00 Der Wecker klingelt, Gunnar dreht sich um und schläft weiter. Der Blick aus dem Fenster<br />
erfüllt nicht ganz meine Erwartung, in den Bergen hängen dicke Wolken. Mich friert es schon<br />
bei dem Gedanken an meinen, noch feuchten, Neopren und an das kalte Wasser. Es ist deutlich<br />
zu früh um Nahrung aufzunehmen, aber die Vorstellung erst in vier Stunden etwas zu Essen<br />
zu bekommen treibt dann doch einen kleinen Bissen rein. Bei einem Tee auf dem Balkon<br />
stelle ich fest, dass es wenigstens nicht so kalt ist. So langsam gewinne ich dem Ganzen etwas<br />
Positives ab, gestern beim Probeschnorcheln war das Wasser dank des Neoprens gar nicht so<br />
kalt und auf die interessanten Tiere freue ich mich auch schon.<br />
9.00 Treffpunkt Tauchstation. Nun heißt es, den Ekel zu überwinden und rein in die kalte, feuchte<br />
und stinkende zweite Haut. Durch das Beobachten der anderen ist man etwas von seinen<br />
eigenen Qualen abgelenkt. In diesem Ding fühlt und bewegt man sich wie ein<br />
Michelinmännchen, was auch zu dem einen oder anderen lustigen Foto beiträgt.<br />
9.15 - 9.30 Die Herde bewegt sich langsam Richtung Hafen von Campese. Ich lerne die Welt<br />
aus einem ganz anderen Blickwinkel kennen, 6 kg (gefühlt 60 kg) mehr auf den Hüften macht<br />
einen zur Schnecke und schränkt einen in jeder Bewegung ein. Da Alex und ich heute das Projekt<br />
’Litoralgradient’ leiten, darf ich zusätzlich noch eine Kiste mit Sammelgefäßen schleppen.<br />
Endlich am Hafen angekommen, lassen wir uns total erschöpft auf den Felsen nieder. Ich habe<br />
das Gefühl, dass ich direkt untergehe, wenn ich mich ins Wasser begebe. Sportliche Betätigung<br />
am frühen Morgen war noch nie etwas für mich.<br />
9.30 - 9.45 Stefan, die Ausdauer in Person, fängt mit der Erklärung des Projektes an. Es sollen<br />
zwei Litoralgradienten untersucht werden, wobei ein Felsen sonnenexponiert und der andere<br />
eher schattenexponiert ist. Die Proben werden jeden Meter von 0 - 5 m mit Hilfe eines Spaltes<br />
(was ist das?, Spaten, Spatel ?) genommen. Wir beschriften die Gefäße für die Probenahme<br />
und verstauen sie in Netzen.<br />
9.45 – 10.15 Bewaffnung mit Schnorcheln, Brille, Flossen, Netzen und Gefäßen. Nun ist erst<br />
mal freies Schnorcheln angesagt. Stefan checkt wie das mit dem Schnorcheln bei seinen<br />
Schützlingen klappt und stellt zufrieden fest, dass keiner große Probleme hat. Er zeigt der<br />
Gruppe die beiden zu untersuchenden Felsen und erklärt Alex und mir wie die Proben genommen<br />
werden sollen. Zwischenzeitlich hat es leicht angefangen zu regnen, aber da man ja sowieso<br />
von allen Seiten vom Wasser umgeben ist, macht das keinen großen Unterschied.<br />
10.15 – 11.45 Stefan, Alex und ich machen uns an die Arbeit. Wir fangen mit der Beprobung<br />
des Sonnen exponierten Felsens an. Die Probenahme stellt sich als nicht ganz einfach und vor<br />
allem Kräfte zehrend heraus. Es ist gar nicht so einfach, ein Stück Fels abzuhacken und dabei<br />
noch darauf zu achten, dass man kein Wasser schluckt und nicht von den Wellen auf einen<br />
Seeigel gespült wird. Zum Glück hilft uns Stefan tatkräftig, er beprobt ab 2 m abwärts. Da mir<br />
die Puste meist schon ausgeht, wenn ich bei 2 m angekommen bin (war ja erst der zweite Tag),<br />
übernehme ich die Funktion der Probegefäßanreicherin. Die ursprüngliche Planung von zwei<br />
Proben pro Tiefe erweist sich bald als unrealistisch und wir gehen dazu über, den Schattenfelsen<br />
zu beproben. Mich verlassen langsam die Kräfte und ich beneide die anderen, die die<br />
Bewohner des Meeres frei entdecken können, während ich mich mit dem Abhacken von Felsbrocken<br />
und den Wellen herumschlage. Ziemlich fertig mache ich mich mit einigen Probegefäßen<br />
auf den Weg zurück zu unserem Ein- bzw. Ausstieg am Hafen. Dort schaue ich mir<br />
neidisch die Ausbeute der anderen an und entspanne mich in ’toter Mann’ Lage im Wasser.<br />
- 8 -
11.45 – 12.30 Die Rückkehr der Schnorchler. Da die Probegefäße mit Wasser gefüllt und daher<br />
ziemlich schwer sind, beschließt Stefan einen Teil auf dem Wasserweg an unseren Strand zu<br />
bringen. Ich bin ihm sehr dankbar, da ich es gerade noch schaffe, meinen sechs Kilo schwereren<br />
Körper durch den Sand zur Tauchstation zu schleppen.<br />
12.30 – 14.00 Mit letzten Kräften pellen wir uns aus der nassen Neoprenhaut. Jetzt erst mal<br />
warm Duschen und dann was leckeres Essen. Pause!<br />
14.00 – 19.00 Treffpunkt Labor. Alex, Stefan und ich richten die Aquarien für die Proben ein.<br />
Jede Probe bekommt ein eigenes kleines Becken mit Pumpe, insgesamt 12 Stück. Jeder<br />
schnappt sich ein Bino und/ oder Mikroskop, sowie Literatur und fängt an, den Felsbewuchs auf<br />
die eigene Tiergruppe hin zu untersuchen. Wie sich herausstellt, ist die Bearbeitung der Proben<br />
sehr umfangreich und wird noch mehrere Tage in Anspruch nehmen.<br />
19.00 – 21.00 Da die für die Verpflegung zuständige Gruppe das Essen in Darmstadt vergessen<br />
hatte und wir erst am Mittwoch damit rechnen können, geht die ganze Gruppe zu Toni essen.<br />
Dort geschehen seltsame Dinge, eine in Geistergestalt erscheinende Bedienung serviert<br />
Olivera und mir eine Crustacen-Platte unter dem Titel gegrillte Fischplatte. Dies veranlasst<br />
Olivera und Gunnar einen Scherenkampf auszuführen, der mit der Niederlage des Krebses endet.<br />
21.00 – open end: Etwas unmotiviert, weil müde und voll gegessen setze ich mich noch einige<br />
Zeit ans Bino und versuche mit Katja dem Geheimnis der Schwammbestimmung auf die Spur<br />
zu kommen.<br />
- 9 -
Beprobung der Seegraswiese<br />
Dienstag, 12.10.<strong>2004</strong><br />
von Mareike Rietze<br />
Ein Hahn kräht.<br />
Nun am 3. Tag, weiß ich, dass dieses der Wecker von Christin ist und drehe mich gemütlich auf<br />
die andere Seite – es ist ja erst 8 Uhr. Ruhe. Erneut ertönt ein Wecker – kein Hahn, sondern<br />
Musik, der Wecker von Claudia. Jetzt regt sich im Zimmer nebenan etwas. Verschlafen bekomme<br />
ich mit, dass es tatsächlich jemand geschafft hat, sich fertig zu machen und in der Küche<br />
umherzuwerkeln.<br />
Hm, noch ein paar Minuten liegen. Vom Bett aus sehe ich, wie der Tisch voller und voller wird.<br />
So reich gedeckt war er hier noch nicht. Doch wir haben gestern “Großeinkauf“ gemacht. Begeistert<br />
stehen wir dann doch alle auf und genießen das Frühstück, das uns so toll von Christin<br />
bereitet wurde.<br />
Das Wetter ist heute einfach herrlich!<br />
9 Uhr stehen wir bereit um uns in die Neo´s zu zwängen. Die anderen trudeln von Tag zu Tag<br />
später ein. Bevor es ins Wasser geht noch eine kleine Besprechung – heute werden Seegraswiesen<br />
besammelt. Herr Scheu, Herr Beckers und Iris gehen mit Flaschen runter (in der Bucht).<br />
Dort nehmen sie aus 5 m, 10 m und 20 m Tiefe je 4 Proben. Es sieht von oben nicht schlecht<br />
aus, wie die drei dort im Seegras “umherrobben“. Eine Zeitlang gucken ihnen alle zu, doch interessanter<br />
sind dann doch die Tintenfische, die Quallen und die Riesenschwärme von<br />
Mönchsfischen.<br />
Nachdem ich mehrere kräftige Schlucke Salzwasser genommen habe und langsam Krämpfe im<br />
Rückenbereich bekomme, schnorchle ich mit den ersten anderen wieder an Land, wo wir dann<br />
- 10 -
geduscht und trocken den wundervollen Sonnenschein in der Mittagspause genießen.<br />
14 Uhr – nicht alle sind pünktlich, es fiel wohl vielen schwer, den Strandplatz gegen den<br />
Kursraum zu tauschen. Nun werden unsere Proben vom ersten Tag weiter untersucht. Später<br />
fangen die Seegrasexperten mit ihrem Projekt an. Ihnen wurde von Herrn Scheu eine kleine<br />
Einweisung gegeben und dann die Seegräser sortiert, geteilt und anschließend bearbeitet.<br />
19 Uhr – der Abendbrothunger treibt alle in ihre Appartements. Bei uns gibt es „mal zu Abwechslung“<br />
Nudeln mit Tomatensoße. Schmeckt aber trotzdem gut. Dazu gibt es Wein – der<br />
aber zu wünschen übrig lässt, doch wenigstens etwas!<br />
Kurz nach 21 Uhr komme ich am Kursraum an – doch finde ich ihn verschlossen vor, nur<br />
Herr Beckers, Kathrin, Daniela, Manuela und Verena sind schon da. Bis schließlich alle da<br />
sind ist es 21.30 Uhr. Na es wird jedes Mal später. Manuela hält uns einen Vortrag über die<br />
Vegetation im mediterranen Raum. Danach beschäftigen sich alle wieder mit ihren Tiergruppen<br />
und Projekten.<br />
Olivera stellt dann noch einem Grüppchen die Echinodermaten vor. Da wir viele Tiere im<br />
Aquarium haben, können wir sie auch anfassen. Da ich noch nie zuvor eine Seegurke oder<br />
einen Seeigel angefasst habe, ist dass etwas besonderes für mich.<br />
Langsam löste sich dann alles im Kursraum auf, entweder zum schlafen oder zum gemütlichen<br />
Beisammensein. Ein weiterer schöner und erlebnisreicher Gigliotag ist vorüber.<br />
- 11 -
Quallen, Rippenquallen und Salpen<br />
Mittwoch, 13.10.<strong>2004</strong><br />
Tanja König<br />
Strömender Regen frühmorgens nicht zum ersten Mal seit unsrer Ankunft lies die Worte von Iris<br />
bei der Eingangsbesprechung: „Auf dieser Insel regnet es eigentlich nie!“ irgendwie recht skurril<br />
erscheinen. Nichtsdestotrotz fanden sich 14 unerschrockene Schnorchler/innen um die Proben<br />
des Sandprojekts in 1 m und 5 m Tiefe in „unserer Bucht“ zu nehmen, um herum zu schnorcheln,<br />
sich um zu schauen und um vielleicht mal einen Regentropfen von unten auf die Wasseroberfläche<br />
fallen zu sehn. Unter Wasser war an diesem Tag wegen der vorangegangenen stürmischen<br />
Nacht eine „Quallenwelt“ anzutreffen, in der als Höhepunkt eine Salpen-Kette schwebte,<br />
die obwohl sie bereits gerissen war, wunderschön war. Die Sandproben wurden ebenfalls<br />
erfolgreich eingeholt. Über Wasser genoss die „gemütliche Kaffeefraktion“ die letzten Schlücke<br />
des leckeren italienischen „Quetsch“-Kaffees mit viel Milch und machte sich alsdann schleunigst<br />
auf den Weg in den Kursraum, um die Tier- und Algengruppen, sowie die Projekte der<br />
vorangegangenen Tage weiter zu bearbeiten.<br />
Nach einem insgesamt wesentlich kürzeren Schnorchelgang als die Tage zuvor fanden sich die<br />
„Unerschrockenen“ nicht wie sonst zur späten Mittags- bzw. frühen Nachmittagsstunde sondern<br />
bereits um die frühe Mittagsstunde im Kursraum ein, der an diesem Tag im Vergleich zu draußen<br />
doch recht „kuschelig“ und einladend wirkte. Im Laufe des Tages wurden der in Darmstadt<br />
vergessene Exkursionsproviant und die Därmstädter „Urlauber“ erwartet, von denen Jens so<br />
ca. gegen 14 h als erster und klatschnass gesichtet werden konnte. Klatschnass vom Dauerregen<br />
beim Ausladen oder vom euphorischen Ankommensschwimmen? Oder beides?<br />
Den ganzen Tag über wurde mit Ausnahme einer „Kaffeepause“ emsig bestimmt, gelesen, sowie<br />
das Sandprojekt verarbeitet und begonnen auszuwerten.<br />
- 12 -
…und nebenbei wurde bemerkt, dass das Original Nutella Riesenglas sehr zum Leidwesen<br />
einiger Liebhaber gegen zwei kleine Nutoka Gläser ausgetauscht worden war!!! Gegen Abend<br />
konnte die Proviantaufteilung stattfinden, nach der sich die Wohnparteien zufrieden zurückzogen<br />
um sich den ersten selbst gekochten kulinarischen Hochgenüssen hinzugeben. Nach dem<br />
Essen wurden für den Weg zum Kursraum wahrhaftig die Regenschirme und K-ways ausgepackt,<br />
da es übrigens immer noch, bzw. wieder (wer weiß, an so einem Tag im Keller bekommt<br />
man ja nicht viel Wetter mit) regnete!<br />
Wir hörten ein Referat zu Geschichte und Kultur der Toskana und Giglios, bei dem wir unter<br />
anderem erfuhren, dass Giglio einst bei Piraten und als Strafkolonie sehr beliebt gewesen war.<br />
Zudem wurde erwähnt, dass so ziemlich jede Großmacht versucht hatte den Mittelmeerraum zu<br />
erobern, wir (die Deutschen) es glücklicherweise auch nicht geschafft haben und trotzdem hier<br />
mitten im Mittelmeer auf Exkursion sind.<br />
Die Besprechung der terrestrischen Exkursion des darauf folgenden Tages und der gemeinsam<br />
gefasste Plan auch eine kurze Strecke unwegsameres, „Dschungel-ähnliches“ Gelände auf<br />
dem Weg von der Südspitze der Insel zu einem Leuchtturm in Kauf zu nehmen beendete den<br />
offiziellen Teil des Tages.<br />
Auf dem Weg vom Kursraum zurück begrüßte uns pünktlich zum Feierabend eine sehr angenehme<br />
Regenpause, die den einen oder anderen Feierabendgeist wieder ins Leben und somit<br />
weg vom Bett rief. Zum Teil wurde mit den neu angekommenen Darmstädtern ausgiebig gechillt<br />
(zusammen gesessen und getrunken oder auch nicht getrunken), zum Teil ohne „neue Darmstädter“,<br />
bzw. gar nicht gechillt sondern früh geschlafen.<br />
- 13 -
Giglio-Südspitze, Stechginster und Pizza am Hafen<br />
Donnerstag, 14.10.<strong>2004</strong><br />
Dorothee Sandmann<br />
Treffpunkt 9 Uhr an der Tauchstation. Startpunkt für eine Wanderung zum südlichen Teil der<br />
Isola del Giglio, bei schönem Wetter - wie bestellt! Nachdem wir das „akademische Viertel“ etwas<br />
ausdehnten, ging es um 9:40 Uhr mit den Bussen los nach Castello. Von einer alten Müllhalde<br />
am Rande von Castello sollte die Wanderung über die Südspitze gehen und dann an der<br />
Westseite der Insel wieder zurück. In der Nähe dieser Müllhalde befindet sich der höchste Berg<br />
der Insel mit 496 m NN.<br />
Der erste Teil des Weges führte durch einen Pinienwald, der auf den alten Weinterrassen aufgeforstet<br />
wurde. Dies ist die vorherrschende, durch menschlichen Einfluss geprägte Vegetation<br />
besonders im mittleren Teil der Insel. Der weitere Weg führte dagegen durch kaum wirtschaftlich<br />
genutzte Gebiete mit einer, für die Hartlaubzone, typischen Vegetation, der Macchie. Sie<br />
besteht aus dichten Gebüschen aus dornigen Straucharten (was das bedeutet sollte uns später<br />
klar werden!) mit harten, immergrünen Blättern, sowie wenige Baumarten. Dieser Lebensraum<br />
ist geprägt durch Trockenheit, kurze Wachstumsperioden, nährstoffarme Böden und häufige<br />
Brände, was dazu führt, dass sich kein Wald entwickelt, sondern eben diese Strauchvegetation.<br />
Bei häufigen Bränden und intensiver Beweidung verschwinden allerdings die wenigen Baumarten<br />
und größeren Sträucher, und es entsteht die niedrige, weithin offene Garique (Campell,<br />
<strong>Biologie</strong>).<br />
Gefundene Pflanzen:<br />
Wissenschaftl. Namen Deutsche Namen Bemerkungen<br />
Arbutus unedo Erdbeerbaum<br />
Cistus monspelliensis Montpllier-Zistrose<br />
Citus salvifolius Salbeiblättrige-Zistrose<br />
Cyclamen spec Alpenveilchen<br />
Daphne gnidium Herbst-Seidelbast<br />
Dittrichia viscosa Klebriger Alant<br />
Erica arborea Baumheide Pfeifenholz,<br />
Myrtus communis Brautmyrte<br />
Pistacia lentiscus Mastix<br />
Quercus ilex Steineiche<br />
Rosmarinus officinalis Rosmarin<br />
Spartium junceum Pfriemenginster<br />
Ulex parviflorus Stechginster<br />
- 14 -
Vor der Südspitze machten wir dann Station zum Tieresammeln. Gefunden und besprochen:<br />
Einordnung Familie Wissenschaftl.. Name Bemerkung<br />
Spinnentiere Euscorpius italicus<br />
Araneidae Araneus spec.<br />
Argiope lobata<br />
Clubionidae Cheiracanththium spec. (Dornfinger), giftig<br />
Gnaphosidae Poecilochroa conspicua<br />
Thomisidae Xysticus spec.<br />
Phalangiidae<br />
Chilopoda Geophilomorpha<br />
Zygentoma<br />
Embioptera<br />
Mantodea Ameles decolor<br />
Phasmatodea Bacillus spec. parthenogenetisch<br />
Caelifera Catantopidae Calliptamus italicus<br />
Pezotettix giornai<br />
Zikaden Cicadellidae<br />
Cercopidae Philaenus spumarius<br />
Wanzen Coreidae<br />
Cydnidae Sehirus spec.<br />
Lygaeidae Lygus equestris<br />
Käfer Staphylinidae Ocypus spec.<br />
Chrysomilidae Chrysomela populi<br />
Halticinae Erdfloh Schädling<br />
Lampyridae<br />
Curculionidae Sitona spec.<br />
Scarabidae (Larve)<br />
Meloidae Meloe spec. Triungulinus-Larve in Nestern<br />
von solitären Bienen<br />
Tenebrionidae<br />
Diptera Syrphidae Erystalis spec.<br />
- 15 -
Nach diesem Stopp ging es dann weiter bis zur Südspitze. Dort angekommen versuchten wir<br />
vor atemberaubender Kulisse aus Sonne und Meer ein Gruppenbild mittels Selbstauslöser zu<br />
schießen. Die Betonung liegt hier auf versuchen, denn nach mehreren fehlgeschlagenen Anläufen<br />
und Absturz der Kamera gaben wir auf.<br />
Der weitere „Weg“ sollte uns dann am Westrand der Insel zum Leuchtturm führen, es wurde<br />
aber bald klar, dass der Weg kein Weg mehr war sondern mehr ein Pfad (wenn man das überhaupt<br />
so bezeichnen konnte) direkt durch die Macchie. Das war wahrlich nichts für Zartbesaitete,<br />
da die uns überragenden, stachelbewehrten Sträucher einige Spuren an Beinen und Armen<br />
hinterließen. Als dann der Pfad vollends endete hatten wir ganz schön zu kämpfen, dass uns<br />
die übrig gebliebene Motivation zum weitergehen nicht auch noch abhanden ging. Am Leuchtturm<br />
angekommen (Juchuu!) entschädigte uns dann eine Pause mit Essen und Schwimmengehen<br />
am Felsen zum Fuße des Leuchtturmes. Auf dem Rückweg nahmen wir dann die Asphaltstraße<br />
und kamen dann schließlich um 18 Uhr wieder guter Dinge, aber doch etwas kaputt,<br />
zu den Bussen zurück.<br />
In Castello machten wir noch mal eine halbe Stunde Pause zur freien Verfügung, d.h. Besichtigen,<br />
Bier oder Souvenirs kaufen (erwähnt werden sollten an dieser Stelle die Kalender und<br />
Weinflaschen mit Mussolini-, Che Guevara- und Hitler-Aufdruck). Nach diesem ereignisreichen<br />
Tag gab es dann noch die wohlverdiente, obligatorische Pizza – diesmal allerdings in einer Pizzeria<br />
in Porto.<br />
- 16 -
Napoleonische Erinnerungen<br />
Freitag, 15.10.<strong>2004</strong><br />
Gunnar Henkes<br />
Er wachte schweißgebadet auf. Mit Verwunderung stellte er fest, dass er sich in einem ihm völlig<br />
unbekannten Bett in einem ihm mindestens genauso unbekannten Raum befand. Das Zimmer in<br />
dem er geschlafen hatte, war äußerst spärlich eingerichtet wie das von einfachen Bauern. Wo war<br />
er? Mit einem Satz sprang er aus dem Bett, um sich Gewissheit zu verschaffen. Er verließ den<br />
Raum durch die einzige Tür, schritt durch einen kleinen Flur und gelangte in eine armselig eingerichtete<br />
Küche. Auf dem Tisch standen noch Reste von einem Mahl einfachster Art: Nudeln mit<br />
Tomatensoße. Zwei Aasfliegen stritten sich wütend surrend um einen eingetrockneten Rest Thunfisch.<br />
Ein leichter Schauder lief ihm über den Rücken.<br />
Von der Küche führte eine Tür auf eine Veranda. Er öffnete diese, und wurde von der über den<br />
Hügeln am Horizont aufgehenden Sonne geblendet. Das grelle Licht schmerzte in den Augen,<br />
vertrieb aber auch schnell die letzte Müdigkeit, die noch seine Sinne benebelte. Er hob die Hand,<br />
um nicht länger von der Sonne geblendet zu werden, und ließ seinen Blick über den Horizont<br />
wandern.<br />
„Dafür werden in Paris Köpfe rollen“ entfuhr es ihm. Sein Blick verweilte noch ein paar Sekunden<br />
nach Norden auf der See Richtung Frankreich. Dann drehte er sich zügig auf den Hacken um und<br />
marschierte zurück in sein Schlafgemach, um sich der Situation angemessen zu kleiden. Grundsätzlich<br />
hatte er gegen eine Kombination aus Boxershort und Tennissocken nichts einzuwenden.<br />
Jetzt fiel ihm alles wieder ein, der Putsch, die Gefangennahme, die Verschleppung auf dieses<br />
elende Eiland, das wirklich passend nach gehörnten Wiederkäuern benannt war. „Diese bourgeoisen<br />
Schurken“ zischte er. Elba hätte ja noch ein Zufall sein können, bei St. Helena wurde er<br />
damals aber schon stutzig. Aber jetzt saß er schon wieder auf einer Insel fest! In beschlich der<br />
Verdacht, dass hinter dem ganzen ein System steckte und gewisse Kreise in Paris wohl nicht zu<br />
seinen größten Fans zählten.<br />
Er hatte angeordnet, dass sich um 9 Uhr alle seine loyal gebliebenen Anhänger in dem Innenhof<br />
vor seinem Exil zusammen finden sollten, um die Strategie für die weitere Vorgehensweise zu<br />
erörtern. Es waren gerade mal 20 Mann, die sich auf dem Innenhof versammelten. Die Strapazen<br />
der letzen Tage konnte man in den müden Gesichtern lesen. Die letzten Tage hatten gezeigt, dass<br />
es nicht möglich war, über den Hafen an der Südküste von der Insel zu fliehen. Zum einen wurden<br />
sämtliche Wege nach Porto streng bewacht, zum anderen lagen vor dem Hafen schwere Schiffe<br />
der Kriegsmarine, die jeden Fluchtversuch zu Wasser mit Kanonenfeuer unter die Wasserlinie<br />
vereiteln würden. Die Lage war ernst, eine echte Herausforderung!<br />
Sein Chefstratege Stephane Timide, von vielen auch „Professor“ gerufen, hatte einen neuen Einfall,<br />
wie man die Insel verlassen könnte. Der Plan war genauso genial wie verwegen und war in<br />
wochenlanger Kleinarbeit in jeder Einzelheit von ihm geplant worden. Vereinfacht gesagt war die<br />
Idee zur nächstgelegen Insel zu schwimmen. Um die beste Route zu finden, musste die Bucht<br />
genauer inspiziert werden. Zur Tarnung sollte Interesse an den Kreaturen des Meeres vorgeheuchelt<br />
werden. So paddelte man den ganzen Vormittag in der Bucht, um eine gute Nordostpassage<br />
zu finden. Nebenbei wurde ab und zu nach einem Stein getaucht, um den Bewuchs mit Organismen<br />
genauer zu betrachten. Die Wache, die am Strand das Treiben beobachtete, sollte nicht<br />
misstrauisch werden. Mit der Zeit entwickelte sich das Ganze aber in einer völlig ungeplante<br />
Richtung. Mehr und mehr kristallisierte sich aus dem Meer heraus, dass die geplante Flucht unmöglich<br />
war. Vor der Bucht herrschte eine starke Strömung, gegen die man nicht anschwimmen<br />
konnte. So geriet das Betrachten der Tiere und Pflanzen immer mehr in den Vordergrund. Besonders<br />
eine Form von Leben hatte ihn sofort in ihren Bann gezogen. Es waren winzige Organismen,<br />
- 17 -
die bevorzugt auf der Unterseite von Steinen und auch an den Blättern von Seegräsern zu siedeln<br />
schienen. Das Aussehen der einzelnen Individuen war nicht besonders spektakulär, aber die<br />
militärische Disziplin, mit der sich die einzelnen Organismen zu einer kleinen Armee formierten,<br />
ließ sein Herz höher schlagen. Schulter an Schulter saßen diese kleine Tierchen wie Soldaten in<br />
einer Stellung und verteidigten ihre Territorium mit einer Phalanx von Dornen und anderen raffiniert<br />
ausgeklügelten Abwehrwaffen bis auf den Tod. Genau diese Disziplin und bedingungslose<br />
Solidarität hatte er zuletzt auf den Schlachtfeldern in Europa so schmerzlich vermisst. Obwohl er<br />
unter Wasser getaucht war, spürte er wie eine dicke salzige Träne über sein Gesicht lief.<br />
Er bemerkte, dass sich langsam Unmut unter den Männern breit machte. So wies er an, einige<br />
Steine zur genauern Untersuchung vom Meeresboden zu bergen und erstmal an Land zu gehen,<br />
um die unterkühlten Körper aufzuwärmen, Mittag zu essen und danach die Steine und Tiere genauer<br />
zu betrachten.<br />
Unter einer speziellen optischen Apparatur, die man bei den äußerst geschäftstüchtigen Insulanern<br />
gegen Entgeld ausgeliehen hatte, konnte er sich am Nachmittag die sonderbaren Kreaturen<br />
genauer ansehen. Bei der Betrachtung stellte er fest, dass es unterschiedliche Arten zu geben<br />
schien. In den Kolonien hatte jedes Individuum seine genaue Position und alle verschmolzen zu<br />
etwas Großem. Sein Interesse für diese kleinen Organismen wuchs ins Unermessliche, und er<br />
merkte gar nicht, wie der Nachmittag verstrich. Zu Feier des Tages kaufte er etwas Brot und ein<br />
Glas Oliven für die Männer, um der allabendlichen Pasta zumindest etwas die Eintönigkeit zu<br />
rauben.<br />
Den Abend über saßen die Leute in Gruppen zusammen und betrachteten fasziniert die skurrilen<br />
Kreaturen, die sie im Laufe des Tages dem Meer entrungen hatten. „Wer interessierte sich noch<br />
mal für diese komischen kleinen koloniebildenden Glibberviecher“? tönte es auf einmal durch den<br />
Raum. Und da war er wieder, der Moment der Stärke der Macht. Betont langsam und dabei<br />
extrem würdevoll stand er von seinem Schemel auf, rückte seinen Hut zurecht, steckte die rechte<br />
(eventuell könnte es auch die linke gewesen sein, er ist sich im nachhinein nicht mehr zu 100%<br />
sicher) Hand zwischen den dritten und vierten Knopf seines Jacketts und sprach mit fester, lauter<br />
Stimme, bei der zweifelsfrei auch eine ordentliche Portion Pathos mitschwang: „Les Bryozoa,<br />
c’est moi!“<br />
- 18 -
Blackout und Photosession am Strand<br />
Samstag, 16.10.<strong>2004</strong><br />
Katja Domes<br />
Durch lautes Getöse durch die Abreise der Schulklasse aus Pfungstadt viel zu früh aus dem<br />
Schlaf gerissen, drehten sich viele, sonst eigentlich fleißige Biologen noch einmal in ihren Betten<br />
um und schliefen noch ein Stündchen weiter. Dass gegen halb zehn nur fünf Studenten und<br />
die Betreuer im Kursraum waren, rang Stefan nur den Kommentar: „Oh, viel Erschöpfung heute<br />
morgen“ ab. Als sich dann nach und nach alle an ihren angestammten Arbeitsplatz begaben<br />
und emsig zu arbeiten begannen, wurden sie jäh ausgebremst.<br />
Der Kleine Bärenkrebs (Scyllarus arctus) beschloss gegen 10.45 h mit einem mutigen Sprung<br />
aus einer kleinen Schale voll Meerwasser, in die er selbstverständlich nur zu Bestimmungszwecken<br />
gelegt worden war, sein Leben zu retten. Darüber einigermaßen erschrocken, denn<br />
diese marinen Tiere können im Trockenen nur selten überleben, warf Christin ihm das Wasser<br />
ganz spontan hinterher, sogar bis in die Steckdose. Der Steckdose war die Bekanntschaft mit<br />
dem Wasser allerdings weniger angenehm, so dass sie ihren Dienst quittierte und die Darmstädter<br />
Biologen in dem fensterlosen Kursraum völlig im Dunkeln saßen. Nachdem sich die erste<br />
Aufregung gelegt hatte, wurde das Wasser nebst Bärenkrebs wieder eingefangen und alle<br />
bahnten sich im Dunkeln ihren Weg nach draußen in den Innenhof, der bei strahlendem Sonnenschein<br />
dann genüsslich in Beschlag genommen wurde. Gregor schwärmte dabei immer<br />
noch von dem Nachtschnorchelgang des vergangenen Abends und seinen hormonellen Gefühlen,<br />
die ihn die ganze Nacht über dabei begleitet zu haben scheinen. Von einem Tauchlehrer<br />
der Station hatte er sich sagen lassen, dass das Mittelmeer nachts absolut mit tropischen Gewässern<br />
mithalten könne. Dabei kam er zu der Theorie, dass Tauchen ja nur was für Rentner<br />
sei, Schnorcheln hingegen etwas für richtig aktive Männer. Gut, dass Stefan und Christoph gerade<br />
beschäftigt waren ...<br />
Nachdem der Strom von alleine nicht wiederkam und die Hilfe ein wenig auf sich warten ließ,<br />
wurde Mark noch einmal ganz alleine in den dunklen, kalten Kursraum zurück geschickt, um<br />
Bücher, Zettel und Papier zu holen. Stefans Sorgen („Mark, schaffst du das?“) waren aber natürlich<br />
völlig unbegründet und so kam es, dass sich alle in dem sonnigen Innenhof um ihren<br />
Prof scharten und die Pflanzen des gestrigen terrestrischen Ausflugs (die einen mögen ihn Spaziergang<br />
nennen, die anderen strapaziösen Geländemarsch) besprachen:<br />
Steineiche, Quercus ilex; Erdbeerbaum, Arbatus unedo; Baumheide, Erica aborea; Myrte,<br />
Myrtus communis; Mastix, Pistacia lentiscus; Salbeiblättrige Zistrose, Cistus salvifolius;<br />
Montpellier-Zistrose, Cistus monspeliensis; Rosmarin, Rosmarinus officinalis; Herbst-Seidelbast,<br />
Daphne gnidium; Klebriger Alant, Dittrichia viscosa; Strandflieder, Limonium spec.;<br />
Wermuth, Artemisia spec.<br />
Und auf ewig unvergessen: STECHGINSTER, Ulex europaeus<br />
Obwohl sich der Strom und auch das Licht bereits um kurz nach 11 h wieder einstellte, blieben<br />
alle da wo sie waren und besprachen noch einmal die Eindrücke des Nachtschnorchelgangs.<br />
Sandaale, Ariosoma balearicum; Marmorrochen, Torpedo marmorata; Eidechsenfisch, Cynodus<br />
saurus; Schnauzenbrasse, Spicara smaris; Marmorbrasse, Lithognathus mormyrus;<br />
Zweibindenbrasse, Diplodus vulgaris; Streifenbrasse, Spondyliosoma cantharus; Brauner<br />
Drachenkopf, Scorpaena spp.; Weitaugen-Butt, Bothus podas; Barbenkönig, Apogon imberbis;<br />
Großer Kammstern Astropecten aranciacus; Seeigel, Arbatia lixula; Seegurken, Holothuroidea;<br />
Ctenophoren, Cestus veneris; Zylinderrose, Cerianthus membranaceus; Bärenkrebs, Scyllarus<br />
arctus; Kraken, Octopus marcropus; Kalmare, Aloteutis spec., Loligo vulgaris; Sepien, Sepia<br />
officinalis; Ährenfische, Atherina presbyter; Meeräschen, Mugilidae; Meeresleuchten durch den<br />
- 19 -
Dinoflagellat Noctiluca scintillans<br />
Vor der Mittagspause begaben sich schließlich alle zum Strand um die schwierige Aufgabe eines<br />
Gruppenfotos in Angriff zu nehmen. Die beiden Fotographen Alex und Doro gaben beide ihr<br />
Bestes, schickten die Gruppen hin und her, mal vor den Turm, mal mitten ins Wasser und am<br />
Schluss reichte es tatsächlich für nette Gruppenfotos mit lachenden Gesichtern.<br />
Den Nachmittag verbrachten die Biologen ab 14 h wieder im Kursraum mit dem Betrachten und<br />
Bestimmen ihrer gesammelten Utensilien. Manch einer, der bei der Bestimmung die begehrte<br />
Hilfe von Mark Maraun genießen durfte, mag sich dabei gefragt haben, ob er auch dasselbe<br />
Präparat wie besagte Hilfsperson betrachtet hat. Aber dank der detailgetreuen Zeichnungen<br />
(die linke Abbildung ist eins der besten<br />
Beispiele dafür!) wurde jeglicher<br />
Zweifel zerstreut und man kam<br />
schnell zur richtigen Art. Vor dem<br />
Abendessen gab‘s um etwa 18 h (Anfangszeiten<br />
wurden nie so genau<br />
eingehalten) den Vortrag von Olivera<br />
über die Echinodermata und den der<br />
beiden Katjas über die Schwämme<br />
(Porifera). Dass besonders ich dabei<br />
für ein bisschen Verwirrung sorgte,<br />
braucht dabei ja nicht näher ausgeschlachtet<br />
zu werden. Es ist schon<br />
günstig, wenn man an solchen sch...<br />
Tagen das Protokoll selbst schreibt!<br />
Die Gestaltung des Abendessens war schließlich jedem selbst überlassen, so dass man sich zu<br />
unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Leuten traf um dann<br />
wiederum unterschiedliche Sachen zu essen. Besonders anregend war in der Gruppe um Gre-<br />
- 20 -
gor und das Risotto auf der Terrasse des 6er-Apartements wohl das Gespräch über den „Fisch<br />
im Arsch der Seegurke“....<br />
Nach dem Abendessen stellte die Fisch-Gruppe, bestehend aus Gregor und Mareike, ihre Ergebnisse<br />
vor und danach arbeitete man noch frisch und munter ein bis zwei Stündchen weiter.<br />
Naja, die Arbeit dauerte ungefähr bis zu dem Moment, in dem Mark mit einigen Getränken und<br />
viel zu wenigen Gläsern im Kursraum auftauchte. Aber auch mit wenigen Gläsern wurden die<br />
Reserven bei „anspruchsvollen Gesprächen“ und sportlichen Armdrück-Aktivitäten vernichtet,<br />
so dass eine kleine gutgelaunte Gruppe unermüdlicher Biologen zu später Stunde noch einmal<br />
die Lokalität wechselte. Und was dann nach Mitternacht geschah, steht mit etwas Glück nicht<br />
im Protokoll des nächsten Tages....<br />
- 21 -
Laborarbeit und Vorträge<br />
Sonntag, 17.10.<strong>2004</strong><br />
Alexandru Milcu<br />
Wir haben uns um 10 Uhr im Labor getroffen weil Stefan uns ausnahmsweise hat ausschlafen<br />
lassen. Übrigens viele von uns sind trotzdem später gekommen und das hat unseren Chef ein<br />
bisschen unzufrieden gemacht. Heute sollten wir alle für den ganzen Tag im Labor bleiben um<br />
unsere Proben weiter zu analysieren. Christoph und Stefan hatten den ganzen Morgen die Steine<br />
von dem Stein- Gradient-Projekt fotografiert. Inzwischen wurden die Proben von Posidonia,<br />
Fels und Marine-Gradient-Projekt weiter bearbeitet.<br />
Mittagessen wurde von 13 bis 15 Uhr genommen. Am Nachmittag haben uns die Sand-Boden-<br />
Projekt Leute (Christin und Claudia) in ihrem Vortrag überzeugt, dass im Amphioxus Sand die<br />
gefundenen Organismen 10-100 fach häufiger sind. Danach haben Verena und Svenia ihren<br />
Vortrag über Anneliden gehalten. Wir haben sehr viele Bilder mit merkwürdigen Würmern gesehen.<br />
Dann hatten Daniela und Manuela den Vortrag über Gastropoden-Arten des Mittelmeers<br />
gehalten.<br />
Ein bisschen gelangweilt nach einem ganzen Tag im Labor sind wir um ungefähr 19 Uhr in die<br />
Richtung Castello gefahren, woi einen Abend vorher, Stefan, Mark and Christoph ein Restaurant<br />
groß genug für 20 Personen entdeckt hatten. Da haben wir versucht auf der Speisekarte<br />
ein neue und noch nicht probierte Art von Pizza zu finden. Aber unser wissenschaftlicher Unterricht<br />
war für diesen Tag noch nicht fertig. Wir sollten um halb zehn ins Labor, und zwar nicht<br />
beschwipst, weil Tanja und Marco einige Ergebnisse des Litoral-Gradient-Projektes vorstellen<br />
wollten. Dass es wirklich sehr spät war, hat Stefans Versuch bewiesen, als er ohne viel Erfolg<br />
versucht hat, mehr als 5 mal die Logik hinter der Ordinationsanalyse (CANOCO Software) zu<br />
erklären.<br />
Als Zusammenfassung wurde dieser Tag für die Analysierung der Proben und Vorstellung der<br />
Ergebnisse benutzt. Aber ich glaube, dass ich nicht der einzige war, der einen Tauchgang<br />
vermisst hat.<br />
- 22 -
Staubsaugen unter Wasser und Neopren-Photos<br />
Montag, 18.10.<strong>2004</strong><br />
Olivera Vucic-Pestic<br />
Um 9.00 Uhr treffen wir uns zum finalen Tauchgang. Vor dem Wasser kam jedoch erst noch die<br />
Vorführung des „wissenschaftlichen Geräts“, ein selbst gebastelter Unterwasserstaubsauger<br />
(dank der TU-Werkstatt nach Dr. Marhans Vorlage). Alex hatte heute mal die Kameramannfunktion,<br />
Doro als dokumentierende Fotografin, mit dem Auftrag von allen Einzelbilder im<br />
Neoprenanzug zu schießen. Außerdem wurden die letzen Souvenirtauchgänge unternommen.<br />
Desweiteren ermöglichten uns Stefan Scheu und Christoph Beckers einen Schnuppertauchkurs.<br />
Um 11.00 endeten die diversen Tauchaktionen. Unser Kameramann nutzte die Gelegenheit<br />
sein Amt nieder zu legen und machte sich auf einen Solotauchgang. Mark Maraun war wegen<br />
Ohrenschmerzen ausgefallen, die, nach eigenen Angaben, evtl. durch den Verlust seines Ohrrings<br />
verursacht wurden.<br />
12.10 Uhr Rückkehr des „lonely“-Tauchers. Gut, dass er wieder aufgetaucht ist!<br />
12.30 Uhr So langsam haben sich die letzten Vortragsredner eingefunden und schreiben im<br />
Eiltempo ihre Abschlussprojekte zusammen. Der erste Termin soll um 14.00 Uhr sein.<br />
14.00 Uhr Beginn auf 14.15 verschoben (wir sind zu langsam...). Dank der Raucherfraktion verschiebt<br />
sich der Beginn noch mal auf 14.25 Uhr und wir (Gunner, Doro, Tanja und ich) sind immer<br />
noch nicht fertig mit der Vorbereitung...<br />
... während der Vortrag über primäre und sekundäre Hartböden beginnt.<br />
14.35 Uhr Vortrag über Felsgrus (erstaunlich pünktlich, die Nachbesprechungen fallen heute<br />
doch deutlich kürzer aus).<br />
- 23 -
15.00 Uhr Plankton ist an der Reihe. Wir sind beeindruckt wie gut der Zeitplan funktioniert, außerdem<br />
sind wir alle hungrig. Markos riesige Kekstüte leert sich in einem erstaunlichen Tempo.<br />
Wie gut, dass er nicht in der Nähe ist, um uns daran zu hindern. Er und Verena stehen vorne<br />
und halten den Vortrag. Marco, wir lieben dich! Du hast uns vor der sicheren Unterzuckerung<br />
gerettet.<br />
15.05 Planktonvortrag beendet. Ist das schnell oder was? GENAU!<br />
Der Zeitgewinn macht sich sogleich bemerkbar. Es folgt eine kleine Vorlesung über die im<br />
Plankton vertretenen Tiergruppen und deren Larvenformen.<br />
15.15 Uhr Saugerprojekt.<br />
15.20 Vortrag beendet. Wow sind die schnell! Woran das wohl liegt? Hier unsere Hypothesen:<br />
1. Vorbereitungszeit zu kurz<br />
2. Wir haben ALLE Hunger<br />
15.30 Herr Scheu kann uns auch hierzu viel erzählen. Wir sind platt. Herr Scheu, gibt es eigentlich<br />
auch ein Thema bei dem Sie sprachlos sind? Wo passt das ganze geballte Wissen eigentlich<br />
hin? Nebenbei verrät ein Blick in die Runde die Müdigkeit und den Hunger der Zuhörerschaft.<br />
16.15 Uhr Doro, Gunnar, Tanja und ich. Mit einer viertelstündigen Verspätung bilden wir die<br />
Abschlussgruppe: Bryozoa (Doro und Gunnar) und das Seegraswiesenprojekt (Doro, Gunnar,<br />
Tanja und ich).<br />
16.45 Beginn der üblicherweise im Anschluss folgenden Diskussion. Der Anfang vom Ende unserer<br />
Exkursion...<br />
17.10 Uhr Wissenschaftliches Arbeiten offiziell beendet. Schade!<br />
17.40 Uhr Aufräumen und spülen, spülen, spülen.<br />
19.15 Uhr Arbeit erledigt und jetzt das wohlverdiente Essen. Zur Abwechslung mal Pizza bei<br />
Toni (während unseres Besuchs das einzige noch tätige Restaurant in Campese). Ein weiteres<br />
Highlight des Tages ist der frisch erworbene Tauchschein von Herrn Illig. Bravo.<br />
- 24 -
Erwähnenswertes zum Thema Nachbesprechung: Tanja über unsere Wanderung durch die<br />
Maccia der Insel: „Ich fand es auch total schön, dass wir den Spaziergang gemacht haben“. Da<br />
werden sich einige gefragt haben, ob sie mit der falschen Gruppe unterwegs war?<br />
Zurück zum Essen. Etwas Unheimliches geht am Esstisch vor. Gunnar verschmäht die Reste.<br />
Aber wie wir beim Prof. gelernt haben, werden freie Nischen schnell wieder besiedelt; Gregor<br />
lässt sich nicht lange bitten. Und zum Abschluss noch 8 Ramazotti auf Christophs Rechnung.<br />
Mann, wir wollten doch euch einladen! Also, das nächstemal bestellen wir auf deine Rechnung.<br />
Mal sehen ob es dann klappt. Jetzt gieße ich mir gerade Cola ein. Mark, der Satz war für dich.<br />
Und da kommt auch schon der Ramazotti. Mal schauen was der kann.<br />
Christoph: „Halt, wer möchte noch einen Ramazotti auf meine Rechnung?“<br />
Erst betroffenes Schweigen, dann gehen langsam, fast zögerlich die ersten Hände hoch, bis<br />
klar ist, dass alle wollen. Vielen lieben Dank.<br />
Nach dem ersten Schluck sind sich alle einig: Mmh. Tanjas Kommentar: „Die Gläser sind gut“.<br />
Allgemeines Gelächter. Der Ramazotti nicht? Und während ich das schreibe, schmeißt Gunnar<br />
seinen Rama um. So schlecht ist er doch gar nicht. Irgendetwas stimmt heute nicht mit Gunnar.<br />
Will nichts essen, will nichts trinken. So ist es mit verliebten. Ach muss Liebe schön sein...<br />
Gunnar bringt uns neue Sprichwörter bei: „Einem geschenkten Barsch schaut man nicht in<br />
den...“ Tja, man lernt nie aus. So und jetzt fragt sich Gunnar, ob es hier auch Wehrmut oder<br />
Absinth gibt. Also Gunnar, wer seine Getränke auf dem Tisch leert, bekommt nichts mehr. Antwort:<br />
NEIN!<br />
22.00 Prof: „Und was machen wir jetzt? Trinken wir hier noch was oder setzen wir uns an den<br />
Strand?“ Super Idee, wir gehen. Scheu zu Beckers: „Ja, lass uns hier raus.“ Andiamo! Vor<br />
Tonys am Strand. Christoph fragt Mark: „Wie geht’s eigentlich deinem Ohr? Sieht so aus als<br />
wäre es besser. Warum hat das eigentlich so lange gebraucht?“<br />
Mark: „Weil sich mein Gehirn erst darauf einstellen musste“. Das ist der perfekte Moment das<br />
Amt als Protokollantin niederzulegen. Auf zur Party am Strand!<br />
- 25 -
Ganz sicher<br />
Dienstag, 19.10.<strong>2004</strong><br />
Mark Maraun<br />
Ich bin mir ganz sicher! So muss gewesen sein. Wir sind wieder zurückgefahren. Schließlich<br />
sind wir wieder hier. Es muss auch geregnet haben; schließlich regnet es immer, wenn man aus<br />
dem Urlaub - ups - von Exkursion zurückkommt. Vielleicht schien auch mal kurz die Sonne.<br />
Oder auch die ganze Zeit. Ich bin mir nicht ganz sicher.<br />
Und ich bin gefahren (ganz sicher) und habe neben der Olivera gesessen (noch sicherer). Und<br />
sie hat viel erzählt. Oder ich habe viel erzählt. Ja, ich hab viel erzählt. Ich glaube schon. Nein,.<br />
Ich bin mir ganz sicher. Es ging sicher um das Leben, die <strong>Biologie</strong> (was ja fast das Gleiche ist)<br />
und um den ganzen Rest.<br />
Und dann sind wir einkaufen gewesen. Glaub ich jedenfalls. Und das hat gedauert…kam mir<br />
jedenfalls so vor. Und dann haben wir im Auto gegessen (alle!) und dann das Auto sah aus wie<br />
die SAU (da bin ich mir auch ganz sicher).<br />
Und dann sind wir gefahren und gefahren und gefahren und dann hat sich der Wagen in die<br />
Kurven gelegt und hat sich langsam vom Boden abgehoben (ich bin mir da nicht ganz sicher);<br />
wir haben die Alpen überflogen und hatten einen wunderschönen Blick auf die Berge; dann haben<br />
wir noch ein Schleife gedreht und sind an der Normandie und England vorbei geflogen,<br />
haben unsere letzten Vorräte aufgegessen und sind dann in der Nähe von Darmstadt gelandet.<br />
Glaub ich jedenfalls.<br />
Und dann sind wir wieder in Darmstadt angekommen (ganz sicher!). Es war schon dunkel; vielleicht<br />
auch nicht. Ich bin mir nicht ganz sicher. Dann haben wir den Bus aufgeräumt und sind<br />
alle nach hause gefahren. Ich bin mir aber nicht ganz sicher….<br />
Es ist jedenfalls ne schöne Exkursion gewesen. Da bin ich mir ganz sicher!<br />
- 26 -
Algen<br />
Tanja König<br />
Bei Algen handelt es sich um photoautotrophe Organismen, die sowohl in einzelliger Form, als<br />
auch in Form von verschiedenen Fadensystemen bis hin zu komplexen Gewebethalli auftreten.<br />
Im Unterschied zu den“ höher organisierten“ Pflanzen sind die Algen nicht in Wurzel,<br />
Sprossachse und Blatt differenziert, sondern weisen einfache Gewebethalli auf.<br />
Darüber hinaus findet bei den Algen keine Embryobildung im Unterschied zu Moosen, Farnen,<br />
Nackt- und Bedecktsamern statt. Die befruchtete Eizelle (Zygote) wächst meist ohne bleibenden<br />
Kontakt zur Mutterpflanze zum neuen Individuum heran, weshalb die Algen nicht zu den<br />
Embryophyten zu zählen sind. Eine Ausnahme bilden hier die meisten Rotalgen.<br />
Bei den Embryophyten, oder „grünen Pflanzen“ besitzt der Photosynthese-apparat meist eine<br />
einheitliche Pigmentausstattung an Chlorophyll a und b sowie an Carotinoiden. Diese Pigmentausstattung<br />
findet sich lediglich bei den Grünalgen, die demnach als entwicklungsgeschichtliche<br />
Vorgänger der höheren Landpflanzen zu sehen sind.<br />
Rot- und Braunalgen sind jedoch nicht lediglich als Farbvarianten der Grünalgen, sondern als<br />
eigenständige Organisationstypen aufzufassen, bei denen die Evolution versuchte, möglichst<br />
erfolgreiche photoautotrophe Organismen hervorzubringen.<br />
Aus den zahlreichen Abteilungen der Algen sollen im Folgenden nur die Makroalgen behandelt<br />
werden, von denen die größten als „Tange“ bezeichnet werden und davon ausschließlich die<br />
Rhodophyta (Rotalgen), Phaeophyta (Braunalgen) und Chlorophyta (Grünalgen), die alle zum<br />
Makrophytobenthos zählen. Vom Makrophytobenthos differenziert wird das Microphytobenthos,<br />
zu dem die Diatomeen (Kieselalgen) und die Cyanobakterien (Blaualgen) zählen. Innerhalb des<br />
Makrophytobenthos treten perennierende Arten auf, die eine komplexe Gewebestruktur ausbilden<br />
und mehrere Jahre leben. Im Gegensatz dazu existieren ephemere Arten mit einfacher<br />
Thallusstruktur, die mehrere Generationen pro Jahr entwickeln und semiperennierende Arten,<br />
die nur teilweise überdauern, indem sie ihre Äste abwerfen und mit den basalen Teilen überdauern.<br />
Bei der Hälfte der im Mittelmeer vertretenen Algenarten handelt es sich um atlantische<br />
Arten. Die übrigen Arten sind zu 20% endemisch (palaeo-/ und neoendemisch), zu weiteren<br />
20% kosmopolitisch und zu 10% indopazifisch (davon 3% tropisch).<br />
Von den Rhodophyceen sind im Mittelmeer ca. 500 Arten beschrieben. Einige der Rotalgen<br />
sind extreme Schwachlichtspezialisten und halten den Tiefenrekord der Algenverbreitung. In<br />
der Karibik kommt eine krustenförmig wachsende Art in bis zu 200m Tiefe vor, wohin lediglich<br />
0,1% des Oberflächenlichtes gelangt. Im Mittelmeer kommen die tiefsten Rotalgen bis 100 m<br />
vor. Im Süßwasser finden sich die Rotalgen meist als einzellig organisierte Formen. Im Meer<br />
handelt es sich meist um buschig verzweigte oder flächig ausgebreitete Thalli aus<br />
Zellfadensystemen mit unterschiedlicher Komplexität. In den Kalkrotalgen sind die Zellwände<br />
massiv mit CaCO 3 inkrustiert, welches massiv am Aufbau von Riffstrukturen beteiligt ist. In der<br />
geologischen Vergangenheit wurden mächtige biogene Kalksteinschichten angehäuft, so dass<br />
einige Gesteinspartien in den nördlichen und südlichen Kalkalpen auf das Wachstum mesozoischer<br />
Rotalgen zurückzuführen sind.<br />
Neben der von den Landpflanzen abweichenden Gestalt fällt die eigenartige Färbung der Rotalgen<br />
auf. Chlorophyll a und die Carotinoide werden durch Pigmente aus der Gruppe der rötlichen<br />
Phycobilline überdeckt. Nach ihrem molekularen Aufbau und ihren spektralen Absorptionseigenschaften<br />
werden diese in Phycocyanine, Phycoerythrine und Allophycocyanine<br />
differenziert. Die jeweiligen Mengenverhältnisse und Thallusstrukturen ergeben eine breite Palette<br />
an Farbtönen, die von olivbraun über purpurn und violett zu hell- und dunkelrot variiert.<br />
Tiefenalgen sind in der Regel kräftiger rot als Arten geringerer Wassertiefe. Bei den meisten<br />
von uns bestimmten Rotalgen handelt es sich um Formen der Corallinales, die stark verkalkte<br />
- 27 -
- 28 -<br />
Zellwände aufweisen. Man kann zwischen<br />
2 gestaltlichen Grundformen differenzieren:<br />
den flachen, z.T. sehr massiven<br />
Krusten und den aufrechten, buschig<br />
verzweigten Thalli mit gelenkig<br />
verbundenen Achsengliedern.<br />
Die Chlorophyceae sind im Mittelmeer<br />
mit ca. 200 Arten beschrieben, wobei<br />
diese dort eine eher untergeordnete<br />
Rolle spielen. Sie dominieren lediglich<br />
in stark eutrophierten Gebieten der Häfen,<br />
wo Fucaceen und Rotalgen verschwunden<br />
sind.<br />
Die Phaeophyceae stellen eine sehr<br />
augenfällige Komponente der Algenvegetation<br />
dar, indem sie recht große<br />
und komplexe Gestalten bilden. Ihr<br />
Formenspektrum reicht von einfach<br />
fädigen Formen zu flächigen oder zylindrischen<br />
Gestalten. Es finden sich auch<br />
derbe Makroalgen, die entweder strauchig<br />
verzweigt sind oder breite ledrige<br />
Bänder bilden. Innerhalb der<br />
Phaeophyceen finden sich mit Ausnahme<br />
der Vermehrungsstadien keine einzelligen<br />
Arten. Ihre Färbung hebt sich<br />
wie bei den Rhodophytceae von den<br />
grünen Pflanzen ab. Chlorophyll a wird<br />
begleitet von Chlorophyll c. Für ihre<br />
charakteristische Färbung ist v.a. das<br />
gelbbraune Pigment Fucoxanthin neben<br />
den Carotinoiden verantwortlich.<br />
Diatomeen haben eine ähnliche<br />
Pigmentausstattung. Neben ihrer<br />
Pigmentausstattung weisen die<br />
Phaeophyceen ein weiteres bedeutendes<br />
chemisches Merkmal auf. Ihre<br />
Zellwand enthält neben Cellulose meist<br />
das saure Polysaccharid Alginsäure.<br />
Deren Salze bilden Kolloide von exakt<br />
einstellbarer Viskosität und finden deshalb<br />
Anwendung als Dickungs- und<br />
Stabilisierungsmittel für Pudding, Speiseeis,<br />
Joghurt, Gele, Pasten, Tablettensprengmittel<br />
und zur Wirkungsverzögerung.
Die Gruppe der Dictyotales bestehen aus verzweigten, bandförmigen Thalli, die aus mehreren<br />
Zellschichten aufgebaut sind. Die Gattung Cystoseiraceae weist jährlich eine bedeutende<br />
Biomasse auf. Es wurden 300 verschiedene Arten beschrieben, von denen 2/3 endemisch sind.<br />
Artenliste:<br />
Abteilung CHLOROPHYTA<br />
Acetabularia acetabulum: einzellig<br />
Anadyomene stellata : tropisch Art<br />
Chaetomorpha spec.<br />
Codium bursa<br />
Codium coralloides<br />
Codium effusum<br />
Dasycladus vermicularis<br />
Halimeda tuna<br />
Udotea petiolata<br />
Valonia utricularis<br />
Abteilung RHODOPHYTA<br />
Ordnung Corallinaceae<br />
Amphiroa rigida: auf Steinen oder epiphytisch auf anderen Makroalgen<br />
Amphiroa cryptarthrodia<br />
Corallina elongata<br />
Corallina officinalis: auf Steinen oder Felsen, gelegentlich auf Muscheln, unteres Mediolitoral<br />
bis oberes Infralitoral<br />
Jania rubens: epiphytisch auf Makroalgen, auf Felsen und in Gezeitentümpeln;<br />
Krustenrotalge (Lithophyllum/Lithothamnium)<br />
Andere<br />
Laurencia obtusa<br />
Peysonnelia spec.<br />
Pterocladia capillacea<br />
Wrangelia penicillata: tropisch<br />
Abteilung PHAEOPHYTA<br />
Ordnung Dictyotales<br />
Dictyota dichotoma: dichte Bestände im oberen Infralitoral, vereinzelt auch in größeren Tiefen,<br />
ephemere Art<br />
Dictyota linearis: auf Posidonia<br />
Halopteris scoparia<br />
Padina pavonica: tropische Art<br />
Ordnung Fucales<br />
Gattung Cystoseiraceae<br />
Cystoseira compressa: mehrjährig, semiperennierend, Mediolitoral bis 20 m tief, am häufigsten<br />
Infralitoral 1-3 m<br />
- 29 -
Porifera<br />
Katja Domes und Katja Schneider<br />
Schwämme sind aquatisch sessil lebende Metazoen, die sowohl in marinen als auch in limnischen<br />
Lebensräumen vorkommen. Fossile Spiculafunde belegen, dass Schwämme schon vor<br />
600-700 Mio. Jahren existierten. Weltweit sind etwa 8000 Arten beschrieben, von denen ca.<br />
600 im Mittelmeer vorkommen. Schwämme werden in die drei monophyletischen Gruppen eingeteilt:<br />
Kalk- (Calcarea), Kiesel- und Horn- (Demospongiae) sowie Glasschwämme<br />
(Hexactinellida). Die genauen Verwandtschaftsverhältnisse dieser Gruppen zueinander sind<br />
jedoch nicht endgültig geklärt.<br />
Gegenspieler der Schwämme sind andere sessile Lebewesen, wie z.B. andere Schwämme,<br />
Algen und Hydrozoen, mit denen sie um Raum konkurrieren. Schwämme haben eine hohe<br />
Regenerationsfähigkeit, was auch wirtschaftlich bei der Badeschwammproduktion genutzt wird.<br />
Hierbei wird ein Badeschwamm in viele kleine Stücke zerlegt, welche auf eine Schnur aufgefädelt<br />
und zum Wachsen ins Wasser gehängt werden, bis sie zu einem großen Schwamm herangewachsen<br />
sind und geerntet werden können.<br />
Aufbau<br />
Schwämme haben eine vielfältige Erscheinungsform und hohe Plastizität. Grundsätzlich werden<br />
drei Bauplantypen unterschieden:<br />
Der Ascon-Typ mit einer dünnen Außenwand und einer großen, zentralen Geißelkammer mit<br />
distalen Osculum;<br />
der Sycon-Typ mit radiär um den zentralen Sammelraum angeordneten Geißelkammern;<br />
Der Leucon-Typ (häufigster Typ) mit weit verzweigtem Geißelkammersystem. Der Schwammkörper<br />
des Leucon-Typs ist aus drei epithelartige Zelllagen, Pinacoderm, Choanoderm und<br />
Mesohyl aufgebaut. Das Pinacoderm grenzt den Schwamm zum äußeren Milieu ab, wohingegen<br />
die Choanocyten (Kragengeißelzellen) des Choanoderms den aktiven Wasserstrom erzeugen.<br />
Schwämme besitzen keine Organe, Gonaden, Blutgefäße und auch kein Nervensystem.<br />
Je nach Großgruppe besteht das Stützskelett aus Sponginfasern (Festigungsfunktion) und/oder<br />
aus mineralischen Elementen, wie Kalk- bzw. Kieselnadeln.<br />
Nahrungsbiologie<br />
Schwämme sind aktive Filtrierer, wobei ein 1 L großer Schwamm 100-2000 L pro Tag filtrieren<br />
kann. Die Nahrungsaufnahme erfolgt über Endocytose. Durch das aktive Schlagen der Kragengeißelzellen<br />
strömt Wasser durch die Ostia in das Schwamminnere und sammelt sich dort in<br />
den Kragengeißelkammern, dort bleiben Nahrungspartikel (Algen, Bakterien und Detritus) in<br />
den Mikrovilli der Kragengeißelzellen hängen und werden mit dem Plasmastrom an die<br />
Zelloberfläche befördert und phagocytär aufgenommen. Im Mesohyl werden sie dann über<br />
amoeboide Archaecyten zu Speicherzellen transportiert. Das filtrierte Wasser wird über das<br />
Osculum ausgeschieden. Der Wasserstrom dient jedoch nicht nur der Nahrungsaufnahme sondern<br />
auch der Exkretion und der Sauerstoffaufnahme.<br />
Fortpflanzung<br />
Schwämme sind meist zwittrig, sie können sich aber auch asexuell fortpflanzen. Bei sexueller<br />
Fortpflanzung erfolgt die Befruchtung der Eizelle im Innern des Schwammes oder im Freiwasser.<br />
Sperma- bzw. Eizellen entstehen aus Choano- bzw. Archaeocyten im Mesohyl. Aus der<br />
befruchteten Eizelle entwickelt sich zunächst eine Larve, wobei sich zwei Larventypen unterscheiden<br />
lassen:<br />
Die Amphiblastula-Larve der Kalkschwämme und einiger Hornschwämme;<br />
- 30 -
die Parenchymula- bzw. Demospongea-Larve der Hornschwämme und einiger Kalkschwämme.<br />
Die freischwimmende, einschichtige Amphiblastula-Larve besteht aus einem vorderen<br />
begeißelten und einem hinteren, aus großen granulierten Zellen bestehenden Pol. Die zweischichtige<br />
Parenchymula-Larve entsteht aus einer begeißelten Blastula und ist für höchstens<br />
24 Stunden freischwimmend. Die Metamorphose erfolgt nach Festsetzen der Larven auf einem<br />
Untergrund mit dem Vorderende. Dabei kommt es zu einer Schichtumkehr, wobei die äußeren<br />
begeißelten Zellen nach Geißelverlust ins Innere gelangen. Dort bilden sie wieder Geißeln und<br />
einen Plasmakragen (Choanoderm). Die inneren Larvenzellen wandern nach außen und bilden<br />
das Pinacoderm. Am oberen Ende bricht das Osculum durch und im Bereich des Mesohyl bildet<br />
sich das Wasserkanalsystem.<br />
Nutzen und Nutzung<br />
Schwämme sind nicht nur als Badeschwämme für die Hygieneindustrie interessant, sie werden<br />
auch immer mehr wegen ihrer bioaktiven Substanzen von der pharmazeutischen Industrie geschätzt.<br />
Etwa die Hälfte (400) der neu entdeckten Naturstoffe aus marinen Organismen stammt<br />
aus Schwämmen. Schwammpulver wird aufgrund des hohen Jodgehaltes z.B. gegen Kropfbildung<br />
eingesetzt. Schwämme produzieren außerdem Sekundärmetabolite, die aus unterschiedlichen<br />
Substanzgruppen bestehen. Ihr Wirkspektrum reicht von entzündungshemmend,<br />
fungizid über bakterizid und cytotoxisch (inhibieren Tumorwachstum: z.B. Halichondrin B und<br />
Okadainsäure) bis zu antiviral (z.B. Avaron und Avarol gegen HIV). Dem Schwamm dienen diese<br />
Stoffe als Fraßschutz. Es ist jedoch bei vielen Stoffen unklar, ob sie von den Schwammzellen<br />
oder von Symbionten produziert werden. Zu den Symbionten zählen Bakterien,<br />
Cyanobakterien, einzellige Grünalgen und Pilze. Die Biomasse der Mikrosymbionten kann im<br />
Extremfall bis 50% und mehr des Schwammkörpers ausmachen.<br />
Bestimmung:<br />
Schwämme werden anhand ihres Vorkommens, des Habitus, der Färbung, der Konsistenz,<br />
aber vor allem anhand ihrer Spicula bestimmt. Außerdem kann das Spongin-Skelett besonders<br />
bei Hornschwämmen für die Artbestimmung herangezogen werden.<br />
Viele Schwämme, besonders die roten krustenbildenden Arten (z.B. Crambe crambe und<br />
Spirastrella cunctatrix), lassen sich ohne eine Spicula-Präparation nicht voneinander unterscheiden.<br />
Für eine solche Präparation werden Stücke des Schwammkörpers in 12%<br />
Natriumhypochchlorid-Lösung mazeriert und vollständig aufgelöst. Man sollte dabei Teile aus<br />
mehreren Schwammgeweben verwenden, da sich die Spicula dort zum Teil erheblich unterscheiden<br />
können. Nach der Mazeration wird das Präparat mehrmals mit destilliertem Wasser<br />
gewaschen. Durch die Zugabe von verdünnter Salzsäure kann zwischen Kalk- und<br />
Kieselspicula unterschieden werden: Kalkspicula lösen sich auf, während Kieselspicula nicht<br />
angegriffen werden. Die Spicula werden unter dem Mikroskop analysiert.<br />
Eine weitere, aggressivere Methode zur Präparation der Spicula ist das Aufkochen von<br />
Gewebestücken in 37%iger Salpetersäure. Nach dem Aufkochen werden die Präparate mit destilliertem<br />
Wasser gewaschen und unter dem Mikroskop betrachtet.<br />
- 31 -
Artenliste:<br />
Demospongiae<br />
Astrophorida<br />
Cliona viridis (Schmidt, 1862); (Grüner Bohrschwamm)<br />
bohrend in Kalkgestein; charakteristisches warzenähnliches Aussehen; in und auf kalkigen<br />
Substrat, meist im Flachwasser, auf Rhizomen von Posidonia<br />
Fundort: sek. Hartboden<br />
Spirastrella cunctatrix Schmidt, 1868; (Rot-Oranger Strahlenschwamm)<br />
dünne Krusten auf schattigen Felsen; sehr häufig an leichten Überhängen im Flachwasser<br />
Fundort: Transekt 0 m (Schatten), 3-4 m (Sonne)<br />
Stoeba plicatus (Schmidt, 1868); (Kryptenschwamm)<br />
kleine, amorphe Schwämme; verborgene Lebensweise in kleinen Löchern und Vertiefungen im<br />
Stein; weiß, pink, violett bis braun; hart, komprimierbar<br />
auf Steinen und Felsen zwischen 10 und 20 m tief<br />
Fundort: Felsgrus 2 m<br />
Poecilosclerida<br />
Crambe crambe (Schmidt, 1862); (Roter Krustenschwamm)<br />
dünne, flachen Krusten auf schattigen Felsen; weit verbreitet auf vertikalen Felsen, Überhängen,<br />
Höhlen u. sek. Hartböden<br />
Fundort: Transekt 0 m (Schatten), 3-4 m (Sonne)<br />
Ohne Spicula-Präparation keine sichere Artbestimmung möglich und nicht von Spirastrella<br />
cunctatrix zu unterscheiden.<br />
Eurypon major Sara und Siribelli, 1960; (Roter Stachelkrustenschwamm)<br />
inkrustierend, Oberfläche stachelig, dünn; vertikale Felsflächen von Oberfläche bis 40 m tief;<br />
leicht zu verwechseln, Spicula-Analyse notwendig.<br />
Hadromerida<br />
Terpios gelatinosa (Bowerbank, 1866); (Blauer Weichschwamm)<br />
dünne Krusten bildend; weich; Farbe häufig durch Symbionten bedingt, eigentlich gelblich oder<br />
leicht bräunlich; auf Felsen, Algen, Mosstierchen, Korallen oder anderen Schwämmen; Littoral<br />
und Sublittoral bis 85 m tief<br />
Fundort: Felsgrus<br />
Agelasida<br />
Agelas oroides (Schmidt, 1864); (Orangener Hornschwamm)<br />
bis 30 cm, unregelmäßig massige Gestalt; extrem zäh, aber komprimierbar; große endständige<br />
Ausströmöffnung (Oscula); mächtiges Sponginskelett; auf schattigen Hartgrund im Flachwasser<br />
bis in größere Tiefen<br />
Fundort: Transekt 5 m (Schatten)<br />
Dictyoceratida<br />
Sarcotragus spinulosus (Schmidt, 1862); (Stachel-Lederschwamm)<br />
bis 100 cm, massige Gestalt, gleichmäßig, rundlich; Oberfläche mit kegelförmigen Erhebungen;<br />
kleine, gleichmäßig verteilte Ausstromöffnungen; auf belichteten Hartböden ab dem Flachwasser<br />
(bis 400 m tief)<br />
Fundort: Transekt 1-2 m (Sonne)<br />
Pleraplysilla spinifera (Schulze, 1878); (Weißer Stachelschwamm)<br />
krustenförmig mit vielen Erhebungen, inkrustiert bis 2 mm dick; weich, Conuli spitz; Skelettfasern<br />
lagern Sandkörnchen, Spicula anderer Schwämme oder Panzer von Kieselalgen ein; auf<br />
- 32 -
schattigen Hartböden zw. 5-50 m, oft an senkrechten Flächen<br />
Fundort: Transekt 1-3 m & 5 m (Schatten)<br />
Dysidea cf. avara (Schmidt, 1862); (Rosa-weißer Stachelschwamm)<br />
bis 15 cm; krustenförmig mit spitzkegeligen Auswüchsen, dichtes Netzwerk; große Mengen eingelagerter<br />
Fremdpartikel; produziert Avarol gegen HIV; auf schattigen Hartsubstrat ab 5 m, im<br />
Rhizombereich von Posidonia<br />
Fundort: Transekt 3 m (Schatten)<br />
Ircinia oros (Schmidt, 1864); (Grauer Lederschwamm)<br />
meist lappig, Oberfläche mit konischen Erhebungen; große Ausströmöffnungen; fest,<br />
komprimierbar; auf leicht schattigen Hartböden zwischen 15 und 60 m tief<br />
Fundort: Betonwand der Verladestation ca. 2 m<br />
Chondrosia<br />
Chondrosia reniformis (Nardo, 1847); (Nierenschwamm)<br />
mehrere Zentimeter dick, bis 40 cm große Krusten; polster-, kissenartig, feigen- bis nierenförmig;<br />
glatte Oberfläche, kaum sichtbare Poren; ohne Skelettelemente, Kollagencortex; charakteristische<br />
Marmorierung; asexuelle Vermehrung (durch Abschnürung von Tropfen); meist auf<br />
schattigen Hartsubstrat bis 30 m tief, auch auf Sandboden und in Höhlen<br />
Fundort: Transekt 2 m (Schatten), 5 m (Sonne)<br />
Calcarea<br />
Clathrinida<br />
Clathrina sp.; (Gitter-Kalkschwamm)<br />
kissenförmige Gestalt; Oberfläche „haarig“, Schleim-Absonderung; fest, aber komprimierbar;<br />
schattige Bereiche (Höhlen, Grotten)<br />
Fundort: Felsgrus 2 m, Posidonia-Rhizom 7 & 12 m<br />
Literatur<br />
Bergbauer M, Humberg B (1999): Was lebt im Mittelmeer? Ein Bestimmungsführer für Taucher<br />
und Schnorchler; Kosmos Naturführer, Stuttgart<br />
Campbell AC (1983): Was lebt im Mittelmeer?; Kosmos-Gesellschaft der Naturfreunde,<br />
Franckh´sche Verlagshandlung, Stuttgart<br />
Göthel H (1997): Farbatlas Mittelmeerfauna- Niedere Tiere und Fische; Ulmer-Verlag, Stuttgart<br />
Hofrichter R (2003): Das Mittelmeer: Fauna, Flora, Ökologie, Bestimmungsführer; Spektrum<br />
Akademischer Verlag, Stuttgart<br />
Proll G (1998): Schwämme (Porifera) im Litoral des Westmediterrans: Bestimmungsschlüssel<br />
und Kultivierung; Studienarbeit an der Universität Stuttgart<br />
Riedl R (1983): Fauna und Flora des Mittelmeers: ein systematischer Meeresführer für Biologen<br />
und Naturfreunde; Parey, Berlin<br />
Weinberg S (1996): Erlebte Unterwasserwelt; Delius Klasing Edition Naglschmid, Stuttgart<br />
- 33 -
Cnidaria und Ctenophora<br />
Alexandru Milcu und Katrin Wagner<br />
Cnidaria (Nesseltiere)<br />
Charakteristik<br />
Cnidaria sind Metazoa mit Cniden (Nesselkapseln), mit sackförmiger und scheinbar<br />
radialsymetricher Grundgestalt, solitär oder stockbildend, festsitzend oder freibeweglich, nackt<br />
oder mit Ekto- oder Endoskelett versehen. Körper aus zwei aufeinander liegenden Epithelien<br />
aufgebaut, der Epidermis und der Gastrodermis, dazwischen eine zellfreie oder zellarme<br />
extrazeluläre Stützschicht, die Mesogloea, welche Kollagenfasern enthält.<br />
Die Nesseltiere sind eine sehr erfolgreiche und artenreiche Gruppe, welche im marinen Bereich<br />
regelmäßig und praktisch überall zu finden ist. Charakteristisch und gleichzeitig das wichtigste<br />
Erkennungsmerkmal aller Cnidaria sind die Anwesenheit von Cniden oder Nesselkapseln. Es<br />
gibt drei Haupttypen von Cniden: Nematocysten, Spirocysten und Ptychocysten. Für die<br />
Nesselwirkung sind nur die Nematocysten verantwortlich.<br />
Nesseltiere lassen sich generell in zwei verschiedene Organisationstypen einteilen: die<br />
Polypenform und die Medusenform. Der Polyp leitet sich von einem festsitzenden bentischen<br />
Individuum ab während die Meduse die typische freischwimmende Form ist. Der Bauplan der<br />
Meduse ist nicht grundsätzlich verschieden vom Polyp, eigentlich ist sie ein umgekehrter Polyp.<br />
Ursprünglich sind der Polyp wie auch die Meduse als zwei aufeinander folgende Lebensstadien<br />
vorhanden, deren typischer Lebenszyklus mit dem befruchteten Ei beginnt, das sich zu<br />
Planulalarve entwickelt. Diese besondere Larvenform kommt in allen vier Klassen der Cnidaria<br />
vor. Die freibewegliche Planula wandelt sich dann in ein festsitzendes Polypenstadium um. Das<br />
eigentliche Geschlechtstier ist die Meduse, welche aus dem Polypen hervorgeht.<br />
Lebensweise<br />
Nesseltiere sind ökologisch äußerst erfolgreich in allen marinen Lebensräumen anzutreffen. Sie<br />
besiedeln mit der Meduseform das Pelagial, mit der Polypenform das Benthal, und mit spezialisierten<br />
Formen auch den Grenzlebensraum von Luft und Meer, das Pleuston und den Sandlakunenraum.<br />
Einige Arten haben sogar ihre Nische als Parasiten gefunden. Die Mehrzahl der<br />
Arten leben in tiefen von weniger als 200 m, doch gibt es auch ausgesprochene Tiefseebewohner.<br />
Einige wenige Arten der Hydrozoa haben zudem auch das Süßwasser erobert.<br />
Die Cnidaria sind weitgehend Prädatoren und stehen etwa in der Mitte der Nahrungspyramide.<br />
Obwohl den Nesseltieren im Mittelmeer keine dominierende Rolle wie in tropischen Korallenriffen<br />
zukommt, sind sie doch oft äußerst wichtige und sehr auffällige Vertreter der Lebensgemeinschaften.<br />
Systematik und Phylogenie<br />
Die Cnidaria wird gegenwärtig in vier Großgruppen (Klassen) unterteilt: die Anthozoa,<br />
Scyphozoa, Cubozoa und Hydrozoa.<br />
Anthozoa bilden nur Polypen, welche meistens recht groß sind (5 mm und mehr) und charakteristische<br />
Mesenterien im Inneren haben. Bei den Scyphozoa dominiert die Medusenphase und<br />
die Tiere werden recht groß (mehr als 1 cm bis 1-2 m). Bei den Cubozoa dominiert ebenfalls<br />
das Medusenstadium doch durch die hohe Glockenform und die vier Tentakel lassen sich diese<br />
leicht von den Scyphozoa unterscheiden. Die vielfältigen Hydrozoa kommen sowohl als Polypen<br />
wie auch als Medusen vor. Beide sind aber meist recht klein (Polypen 1mm , Medusen<br />
meist unter 5 mm).<br />
- 34 -
Cnidaria von Giglio<br />
Wir haben insgesamt 14 Arten gefunden: 6 Anthozoa, 6 Hydrozoa, 2 Scyphozoa und keine<br />
Cubozoa. Wir haben die Dichte und Artenzahl der Cnidaria in drei Projekten untersucht.<br />
Sonnen-, Schatten- und Tiefengradientprojekt:<br />
Hier haben wir untersucht wie die unterschiedliche Sonneneinstrahlung in Abhängigkeit von der<br />
Tiefe die Tiergemeinschaft beeinflusst.<br />
Zwischen Schatten- und Sonnengradient haben wir keinen großen Unterschied gefunden, während<br />
der Tiefengradient die Tiergemeinschaft viel stärker beeinflusst.<br />
Posidonia Projekt:<br />
In diesem Projekt haben wir untersucht, ob die Tierbesiedlung der Posidoniablätter abhängig ist<br />
von der Tiefe (5 oder 20 m), Blattseite (konvex oder konkav) oder dem Blattteil.<br />
Überraschenderweise haben wir wenige Tiere gefunden, die die Posidoniablätter besiedelt hatten,<br />
und das nur in 5 m Tiefe. Wegen dieser geringen Dichte konnten wir auch keinen Unterschied<br />
zwischen Blattseite (konvex oder konkav) und Blattteil feststellen.<br />
Kalk- und Steinprojekt:<br />
In diesem Projekt hatten wir die Tiergemeinschaft der Ober- und Unterseite von Steinen im Litoral<br />
(2-4 m) verglichen (Tabelle 1).<br />
Tabelle1<br />
Stein Kalk<br />
Sonne Schatten<br />
0 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />
Großgruppe Untergruppe Art<br />
Hydroida Athecata Eudendrium ramosum 3 3 2 3<br />
Thecata Laomedea angulata<br />
Aglaophenia octodonta<br />
Sertularia perpusilla<br />
Clythia hemispherica<br />
3 2 2 2 2 3 2<br />
Dynamena disticha 1<br />
Octocorallia Stolonifera Cornularia cornucopiae 2 2<br />
Hexacorallia Scleractinia Cladocora caespitosa 2<br />
Balanophyllia europaea 2<br />
Actinaria Aiptasia diaphana<br />
Anemonia viridis<br />
2<br />
Actinia equinq 2<br />
Rhiszostomae Cotylorhiza tuberculata 1<br />
Pelagia noctiluca 3<br />
Tentaculata Lobata Leucothea multicornis 3<br />
Cestida Cestum veneris 1<br />
1 = wenig<br />
2 =mittel<br />
3 = viel<br />
- 35 -
Ctenophora (Rippenquallen)<br />
Charakteristik<br />
Solitäre, skelettlose Metazoa, rein marin, meist pelagisch, manchmal bentisch. Körper mit zwei<br />
senkrecht aufeinander stehenden Symmetrieebenen. Mit acht Reihen von Wimpernplättchen;<br />
Tentakel vorhanden, manchmal sekundär reduziert; meist mit charakteristischen Klebzellen<br />
(Colloblasten). Ihr Gastrovaskularsystem ist ein komplexes Röhrensystem, die Hauptöffnung<br />
dient als Mund und After. Die pelagischen Ctenophoren sind überaus zarte, meist wasserklare<br />
Planktontiere, welche zu mehr als 99 % aus Wasser bestehen. Die meisten Ctenophoren können<br />
stark leuchten und manchmal auch leuchtende Stoffe ausscheiden (Biolumineszenz)<br />
Lebensweise<br />
Die Ctenophoren sind Filtrierer und Prädatoren. Die Mehrzahl frisst kleine Zooplankter wie<br />
Crustaceen-Larven, die mittels der weit ausspannbaren Tentakel oder bei den Lobata auch mittels<br />
der Mundlappen gefangen werden. Zum Fang werden spezielle Klebezellen verwendet<br />
(Colloblasten), die auch Gifte enthalten können.<br />
Die Ctenophoren mit Ausnahme der Gattung Ocyropsis sind Zwitter und können sich selbst<br />
befruchten. Viele Arten durchlaufen ein Jugendstadium, das der Morphologie der Vertreter der<br />
Cydippida gleicht und daher Cydippid-Stadium genannt wird.<br />
- 36 -<br />
Systematik und Phylogenie<br />
Die Ctenophora und Cnidaria sind von früheren<br />
Taxonomen oft in einem gemeinsamen<br />
Taxon Coelenterata (Hohltiere) vereint<br />
worden. Obwohl die neuesten Analysen<br />
basierend auf DNS- Sequenzvergleichen<br />
zu keinen schlüssigen Antworten kommen,<br />
werden die Ctenophora heute als getrenntes<br />
Phylum betrachtet.<br />
Ctenophora von Giglio<br />
Obwohl in Mittelmeer über 30<br />
Ctenoporarten beschrieben worden sind,<br />
haben wir nur zwei Arten getroffen:<br />
Leucothea multicornis war häufig, Cestus<br />
veneris sehr selten.
Annelida<br />
Svenja Gass und Verena Eißfeller<br />
Die marinbiologische Exkursion hatte nicht unbedingt zum Ziel, alle Tiere bis zur Art genau zu<br />
bestimmen, viel mehr sollte sie einen Eindruck in die unglaubliche Vielfalt der Phyla im<br />
ursprünglichsten Lebensraum, dem Meer geben. Deshalb haben wir uns entschlossen neben<br />
der Beschreibung der <strong>Biologie</strong> und Ökologie bestimmter Tiere auch auf die Baupläne der Tierstämme,<br />
die wir uns angesehen haben, einzugehen. Wir wollen zunächst auf die Sipunculida<br />
eingehen, dann auf die Echiurida und die Nemertini und zu guter letzt stellen wir die Annelida<br />
vor.<br />
Sipunculida<br />
Einleitung<br />
Das Phylum Sipunculida stellt eine kleine Gruppe mit ca. 160 Arten weltweit dar. Sipunculiden<br />
kommen ausschließlich marin vor. Im Meer leben sie aber von der Polarregion bis in die Tropen<br />
und von der Gezeitenzone bis in die Tiefsee.<br />
Die Tiere leben „hemisessil“ und besiedeln von schlickigem bis zum steinigen Untergrund alle<br />
Substrate. Einige Arten bewohnen Gastropoden- oder Scaphopodenschalen.<br />
In den Korallenriffen der Tropen leben Sipunculiden als bohrende Organismen zwischen den<br />
riffbildenden Korallen. Einige der größeren Sipunculidenarten werden in den tropischen Regionen<br />
des Pazifiks und in Südostasien auch gegessen.<br />
Viele Arten sind Detritusfresser, es können aber auch Organismen aus der Meiofauna, Bakterien<br />
oder Diatomeen als Nahrung dienen. Die Arten, die im Weichboden leben, nehmen unselektiv<br />
Substrat auf und resorbieren die Nahrung im Darm. Arten aus der Hartbodengesellschaft<br />
sind meist Filtrierer, die mithilfe des Tentakelkranzes Nahrungspartikel aus dem Freiwasser gewinnen.<br />
Fossilien dieser Gruppe wurden im Burghess Shale in British Columbia gefunden und somit<br />
reicht ihre Geschichte bis ins mittlere Kambrium zurück.<br />
Bauplan<br />
Innerhalb dieses Tierstammes gibt es erhebliche Größenunterschiede zwischen den Arten.<br />
Onchnesoma steenstrupii wird nur 3 mm lang, wohingegen Siphonomecus multicinictus bis zu<br />
0,5 m lang werden kann. Die Arten, die auf Giglio gefunden werden können, sind ca. 4 – 5 cm<br />
lang.<br />
Der Körper der Tiere ist lang gestreckt und im Gegensatz zu den Annelida unsegmentiert. Man<br />
kann einen zylindrischen Rumpf und einen schmaleren vorderen Abschnitt, den Introvert, unterscheiden.<br />
Der Introvert kann ganz in den hinteren Teil zurückgezogen werden. Wir konnten beobachten,<br />
dass die Bewegung, die dazu nötig ist, wie das „Nachinnendrehen“ eines Handschuhs<br />
aussieht. Am vorderen Ende trägt der Introvert eine Gruppe von Tentakeln, die um die<br />
Mundöffnung angeordnet sind und zum Filtrieren dienen. Die Tentakel dienen auch zur Respiration.<br />
Auf dem Introvert befinden sich auch Pigmentbecherocellen, der Sehsinn spielt bei diesen<br />
Tieren aber sicher eine untergeordnete Rolle.<br />
Die Epidermis der Tiere zeigt einen ähnlichen Aufbau wie die der Annelida: Unter einer relativ<br />
stabilen Cuticula liegen Kollagenfasern, die den gesamten Körper in parallelen Strängen spiralig<br />
umgeben. Unter dieser Schicht liegt eine dünnere Matrix aus Kollagen, in der Nerven und<br />
Muskelfasern eingebettet sind. Es schließt sich der Hautmuskelschlauch mit Längs- Ring- und<br />
Quermuskulatur an. Das Körperinnere ist mit Coelomepithel ausgekleidet, die Tentakeln besitzen<br />
ein so genanntes Tentakelcoelom. Der Darm ist U-förmig, als Exkretionsorgane finden sich<br />
- 37 -
zwei Metanephridien. Die Tiere sind „protostom“, besitzen also ein Oberschlundganglion und<br />
einen ventralen, unpaaren Nervenstrang.<br />
Fortpflanzung und Entwicklung<br />
Die Tiere sind getrennt geschlechtlich und sexuelle Fortpflanzung wurde als einzige<br />
Fortpflanzungsart gehandelt, bis bei Aspidosiphon elegans auch asexuelle Fortpflanzung beobachtet<br />
werden konnte. Es kann sich um Vermehrung durch Querteilung oder durch Knospenbildung<br />
am Rumpf handeln. Das Phänomen der ungeschlechtlichen Fortpflanzung steht sicher<br />
mit der großen Regenerationsfähigkeit der Sipunculiden in Zusammenhang, es kann sogar die<br />
ganze vordere Körperhälfte nachgebildet werden.<br />
Zu Beginn der Entwicklung der Sipunculida steht eine Spiralfurchung, später kann eine direkte<br />
Entwicklung stattfinden oder ein bis zwei Larvenstadien zwischengeschaltet werden. Wenn in<br />
der Entwicklungsphase eine Lavenform ausgebildet wird, steht zu Anfang immer eine<br />
lecitotrophe Trochophora- Larve. Später kann sich diese Larvenform zu einer sekundären<br />
Larvenform entwickeln. z.B. eine lecitotrophe Pelagosphaera-Larve bei Golsphigia elongata.<br />
Der Entwicklungszyklus mit einer Pelagosphaera-Larve ist sehr häufig. Das Jungtier lebt im<br />
Boden. Es kann sich aus der Trochophora-Larve durch Metamorphose aber auch direkt ein<br />
juveniles Tier entwickeln.<br />
Systematik<br />
Die Spritzwürmer sind eng mit den Anneliden und den Mollusken verwandt. Begründet ist dies<br />
durch ihre Spiralfurchung und die Trochophora-Larve in der Entwicklung. Ein weiteres verbindendes<br />
Merkmal ist die Schizocoelie. Für diese Verwandtschaften sprechen auch Analysen der<br />
18S rRNA.<br />
Über die Verwandtschaftsbeziehungen innerhalb der Sipunculida steht im Westheide/ Rieger<br />
der gefürchtete Satz: „ ... sind bis heute ungeklärt und werden kontrovers diskutiert“.<br />
Nach Gibbs und Cutler werden zwei Gruppen unterschieden: Sipunculida und Phascolosmida.<br />
Am Vorderende umgeben die Tentakel eine Mundöffnung, die zentral auf der Mundscheibe<br />
liegt. Die Introverthaken sind einfach aufgebaut. Dem gegenüber sind bei den Phascolosmida<br />
die Introverthaken komplexer und die Tentakel in einem Bogen angeordnet, der das<br />
Nuchalorgan einschließt.<br />
Arten<br />
Aspidosiphon mülleri<br />
Die Tiere sind graugelb bis rötlichbraun, die Schilder dunkelbraun.<br />
Gattung mit Schildchen am Vorder- und Hinterende, Introvert exzentrisch austretend. Art mit 16<br />
bis 18 Furchen am Schwanzschild, Introvert mit 10 bis 12 kleinen Tentakeln erreicht dreimal die<br />
Rumpflänge.<br />
Echiura<br />
Einleitung<br />
Die Gruppe der Igelwürmer ist mit ca. 150 Arten weltweit kein großes Phylum. Die Tiere sind<br />
ausschließlich marin und leben benthisch. In ihrem Lebensraum kommen sie aber weltweit vor<br />
und sind außerdem vom Gezeitenbereich bis in die Tiefsee anzutreffen. Das Tier, das hier mit<br />
- 38 -
aufgenommen werden soll, wurde in 30 m Tiefe bei einem Tauchgang gefunden und für uns<br />
mitgebracht.<br />
Vorwiegend werden Weichböden besiedelt, aber in Hartsubstraten können Spalten und Höhlen<br />
genutzt werden. In Felsspalten sind die hemisessilen Echiuriden am häufigsten anzutreffen. In<br />
Chile und Korea sollen Igelwürmer auch gegessen werden und in Japan werden sie immerhin<br />
als Fischköder genutzt. Die Tiere sind mikrophag, sie streichen mit der Proboscis vor ihrer<br />
Wohnhöhle über den Untergrund und befördern die Nahrungspartikel mit Cilien zum Mund.<br />
Bauplan<br />
Der Körper dieser Tiere ist zweigliedrig mit einem sackförmigen Rumpf und einem Rüssel, der<br />
als Proboscis bezeichnet wird. Im Rumpf befindet sich eine einheitliche Coelomhöhle. Als<br />
Exkretionsorgane fungieren Analschläuche, die in den Enddarm münden. Der Darmkanal hat<br />
sowohl eine Mund- als auch Afteröffnung. Das Nervensystem besteht aus einem Schlundring<br />
und einem unpaaren ventralen Markstrang. Komplexe Sinnesorgane fehlen, aber auf dem<br />
Prostomium finden sich Sinnespapillen. Aus diesem Bau des Nervensystems leitet sich die Idee<br />
ab, dass die Echiurida nahe mit den Sipunculida verwandt sind.<br />
Das Blutgefäßsystem ist ebenso einfach aufgebaut, aber als geschlossen zu bezeichnen. Es<br />
besteht aus einem Ventralgefäß und einem dorsalem Gefäß. Daneben gibt es drei kleine<br />
prostomiale Gefäße. Das Blut ist farblos und die Atmung erfolgt über die Körperoberfläche.<br />
Als wichtige Autapomorphie der Gruppe sind paarige Borsten an der distalen Ventralseite des<br />
Rumpfes zu nennen. Hieraus leitet sich eine These über die Verwandtschft der Gruppe zu den<br />
Anneliden ab.<br />
Fortpflanzung und Entwicklung<br />
Die Tiere sind getrennt geschlechtlich und die Befruchtung erfolgt äußerlich im freien Wasser.<br />
Die dann folgende Spiralfurchung führt zu einer Trochophora-Larve, die planktisch lebt. Die Larve<br />
ist ursprünglich in zwei Teile gegliedert, die Episphäre und die Hyposphäre. In einer graduellen<br />
Metamorphose entwickelt sich erstere zum Prostomium und die zweite zum Rumpf.<br />
Besonders erwähnenswert bei einer Familie der Igelwürmern, den Bonellidae, ist der extrem<br />
ausgeprägte Sexualdimorphismus. Die Weibchen können bis zu 1,5 m lang werden und haben<br />
so auf jeden Fall die Regimentsführung, da die Männchen nicht größer als 1- 3 mm werden. In<br />
Giglio wurde ein Weibchen Art Bonellia viridis gefunden: Das Tier war ca. 10 cm groß. Ob wir<br />
auch ein Männchen gefunden haben?<br />
Bonellia viridis ist das klassische Beispiel für phänotypische Geschlechtsbestimmung und das<br />
extremste Beispiel für Zwergenmännchen im ganzen Tierreich. Der Mechanismus dieses Phänomens<br />
ist noch nicht vollständig aufgeklärt, enthält aber auf jeden Fall eine genetische Komponente.<br />
Larven, die in einem entscheidenden Alter ohne Kontakt zu Weibchen bleiben, werden<br />
selbst feminin. Wenn eine Larve aber auf ein Weibchen trifft, muss es von diesem einen<br />
„Maskulinierungsfaktor“ übertragen bekommen und wird dann zum Männchen. Was dieser<br />
„Faktor“ ist, bleibt unbekannt. Genetisch bedingte Geschlechtsbestimmung ist dahingegen das<br />
jeweilige Auftreten von Männchen und Weibchen unabhängig von der Anwesenheit eines Faktors.<br />
Systematik<br />
Die Stellung der Echiuriden im Tierreich ist nicht letztendlich geklärt. Es gibt auf Grund des<br />
Baus des Nervensystems Anregungen, eine nähere Verwandtschaft zu den Sipunculida zu po-<br />
- 39 -
stulieren. Schon seit längerem wird diskutiert, ob diese Gruppe eine Teilgruppe der Anneliden<br />
sein könnte. In diesem Falle würde sich das Chaos der Verwandtschaftsbeziehungen innerhalb<br />
der Anneliden nicht unbedingt besser strukturieren... Übereinstimmungen zwischen Echiuriden<br />
und Anneliden sind unumstritten. Es handelt sich um folgende Merkmale: Spiralfurchung und<br />
Trochophora- Larve; Feinstruktur der Cuticula; Ultrastruktur der Borsten; Entstehung des Mesoderms;<br />
paarige Anlage des Nervensystems; Struktur und Lage des Blutgefäßsystems.<br />
Echiuriden sind primär unsegmentierte Organismen. Sie könnten somit auch als Schwestergruppe<br />
der Articulaten zählen. Wenn sie aber die Segmentierung sekundär verloren haben, ist<br />
die Schwestergruppe innerhalb der Anneliden zu suchen. In der Ontogenie der Echiuriden gibt<br />
es Paralellen in der Coelomentwicklung zu vielen Polychaetenarten.<br />
Innerhalb der Echiura gibt es folgende Gruppen:<br />
Echiuroinea, Xenopneusta, Heteromyota. Diese Gliederung ist nach Stephen und Edmons; es<br />
liegt kein phylogenetisches System innerhalb der Echiura vor.<br />
Arten<br />
Bonellia viridis<br />
Diese Gattung hat vorne einen rinnenförmigen und gegabelten Kopflappen. Es tritt ein Zwergmännchen<br />
auf, welches in einer Hautfalte des Weibchens lebt. Diese Art ist sehr groß, der Körper<br />
wird ca. 8 – 15 cm lang, der Kopflappen bis zu 150 cm.<br />
Nemertini<br />
Einleitung<br />
Der deutsche Name dieser Gruppe heißt: „Fadenwürmer“ und sagt sehr viel über diese Tiere<br />
aus. Sie können zwar außerordentliche Längen erreichen, werden aber nie breiter als wenige<br />
Millimeter und haben stets „fadenförmige Gestalt“. Linneus longissimus kann beispielsweise bis<br />
30 m lang werden. Viele Nemertini sind bunt gefärbt, oder haben schöne Farbmuster. Das auffälligste<br />
Merkmal dieser Tiere ist der ausstülpbare Rüssel, mit dem die vorwiegend räuberischen<br />
Tiere ihre Beute festhalten. Weltweit gibt es ca. 900 Arten.<br />
Die Tiere leben vornehmlich als Epi- oder Endofauna in alen oder subalen Böden des Meeres.<br />
Einige Arten sind Sandlückenbewohner und es gibt wenige Arten, die planktisch in der Tiefsee<br />
leben. Auch im Süßwasser kommen Nemertinen vor und in den Tropen gibt es sogar terrestrische<br />
Formen.<br />
Bauplan<br />
Der Körper der Tiere besteht aus einem kräftigen Hautmuskelschlauch mit äußerer Ring- und<br />
innerer Längsmuskulatur. Sie besitzen einen ausstülpbaren Rüssel, ein Rhychocoel, und einen<br />
schlauchförmigen Darmkanal mit Mund und After. Ihr Blutgefäßsystem besteht aus zwei lateralen<br />
Gefäßen, die durch Schizocoelie entstehen. Sie haben mindestens zwei Protonephridien<br />
und ein Nervensystem mit Cerebralganglion und zwei ventralen Nervensträngen, sowie<br />
Pigmentbecherocellen und Statocysten. Ihr Habitus ist dünn und schnurartig, sie sind meist kleiner<br />
als 10 cm, zum Teil bis 30 m lang.<br />
Fortpflanzung und Entwicklung<br />
- 40 -
Die Tiere sind getrennt geschlechtlich, und haben paarige, sackförmige Gonaden, die Befruchtung<br />
erfolgt äußerlich im freien Wasser. Sie entwickeln sich meist direkt. Die Spiralfurchung<br />
führt von der Gastrulation, über das Jungtier, zum adulten Tier. Unter anderem geschieht dies<br />
mit einer Metamorphose zum Adultus in einer Larvenhülle. Zum Teil vermehren sie sich auch<br />
asexuell durch Fragmentierung.<br />
Systematik<br />
Oft wird eine enge Verwandtschaft mit den Plathelminthes angenommen (Protonephridien),<br />
eventuell stellen sie jedoch auch eine Schwestergruppe der Mollusca und Articulata dar.<br />
(Coelomderivate: Rhynchocoel, Blutgefäßsystem?)<br />
Arten<br />
Micrura purpurea<br />
Der Körper dieser Tiere ist unsegmentiert und hat keine Körperanhänge. Diese Art hat einen<br />
mittel- bis hellbraunen Rücken, die Bauchseite ist heller, das Kopfschild ist weiß mit einer gelben<br />
Querbinde.<br />
Annelida<br />
Allgemeine Einleitung<br />
Innerhalb dieser Gruppe ist das Bestimmen keine leichte Aufgabe und unsere Artenliste ist leider<br />
nicht sehr lang geworden. Wie unsere Fotos aber zeigen, sind die Individuen v.a. aus der<br />
Familie der Sabellidae optisch sehr ansprechend.<br />
Diese Gruppe ist sehr interessant, da der Bauplan eine zentrale Rolle im Tierreich spielt. Der<br />
Grundbauplan der Annelida ist Ausgangspunkt für viele Radiationen. Die systematische Stellung<br />
der Gruppe im Gesamtbild ist nicht geklärt. Im klassischen System werden die Annelida<br />
mit den Arthropoda als Schwestergruppe zu den Articulata zusammengefasst.<br />
Dieser Einteilung liegen folgende Synapomorphien zugrunde: Metamerie, Strickleiternervensystem.<br />
Metamerie bedeutet, dass der Körper ursprünglich in gleichartige (= homonome ) Segmente<br />
gegliedert ist. Die Anatomie der Segmente ist identisch.<br />
Die Articulata sind eine primär marine Gruppe mit Coeloblastula. Sie sind Spiralia und haben<br />
einen biphasischen Lebenszyklus mit Trochophora-Larve. In der Trochophora-Larve gibt es<br />
eine präanale Sprossungszone, aus der in der Ontogenese die Segmente sprossen. Hieraus<br />
entsteht die Metamerie der der Articulata.<br />
Heute gibt es aufgrund von molekularen Daten ein neues System, das die Anneliden in engere<br />
Verwandtschaft mit den Nemathelminthes stellt. Die Gruppe der Nemathelminthes gilt nicht<br />
mehr als monophyletisch. Ein Teil dieser Gruppe besitzt die Fähigkeit sich zu häuten und bildet<br />
daher das Häutungs-hormon Ecdyson. Es wird daher eine neue Gruppe „Ecdysozoa“ postuliert.<br />
Zu den Ecdysozoa gehören Teilgruppen der Nemathelminthes und die Arthropoda. Das bedeutet<br />
also die Auflösung des Schwestergruppen-verhältnisses der Anneliden und der Arthropoda<br />
innerhalb der Articulata. Den Ecdysozoa werden die Annelida zusammen mit den Tentaculata<br />
und den Gastropoda gegenübergestellt.<br />
Ein weiteres Problem bei der Einordnung der Anneliden in ein phylogenetisches System ist die<br />
Evolution der Parapodien. Die Parapodien können an drei Stellen im Stammbaum entstanden<br />
- 41 -
sein: vor der Trennung der Annelida und den Arthropoda; vor der Trennung der Clitellata und<br />
den „Polychaeta“; innerhalb der „Polychaeta“. Je nachdem, wann sich die Parapodien entwikkelt<br />
haben, ändert sich die Stellung der „Polychaeta“ im System. Die Monophylie der Annelida<br />
an sich gilt, wie oben gezeigt, nicht mehr als gesichert. Sichere Synapomorphien für die beiden<br />
Subtaxa Clitellata und „Polychaeta“ sind nicht bekannt.<br />
Bauplan<br />
Meist drehrunde, wurmförmige Bilateria mit Blutgefäßsystem und sekundärer Leibeshöhle. Ihr<br />
Körper ist in zahlreiche, bei ursprünglichen Formen gleichförmige Segmente gegliedert. In den<br />
einzelnen Segmenten liegt eine echte, von einem Epithel ausgekleidete, Körperhöhle (Coelom)<br />
vor. Die äußere Ringelung des Körpers sowie die zahlreichen und segmentweise auftretenden<br />
Borsten sind meist deutlich sichtbar.<br />
Fortpflanzung und Entwicklung<br />
Die Entwicklung der Anneliden kann direkt oder aber auch indirekt sein. Indirekte Entwicklung<br />
ist besonders häufig bei Arten mit kleinen Eiern. Aus ihnen schlüpfen oft Larven, die mehrere<br />
Wochen im Plankton zubringen. Man unterscheidet als Entwicklungsstadien die Trochophora,<br />
Metatrochophora I und II, die Nectochaeta und die Nectosoma. Arten mit verhältnismäßig wenigen,<br />
großen Eiern heben meist direkte Entwicklung, die gelegentlich mit Brutpflege verbunden<br />
ist.<br />
Systematik<br />
Das System der Anneliden lässt sich mit zwei Großgruppen beschreiben. Die erste Gruppe sind<br />
die Polychaeta (Borstenwürmer), die zweite die Clitellata (Gürtelwürmer) mit den Oligochaeta<br />
(Wenigborster) und den Hirudinea (Egel).<br />
Die Monophylie der Polychaeta ist unklar, sie zeichnen sich nur durch plesiomorphe Merkmale<br />
aus (evtl. Parapodien apomorph?).<br />
Arten<br />
Sabellidae<br />
Diese Tiere haben einen zweigliedrigen Körper und haben kein Operculum im Siebapparat. Ihre<br />
Röhre besteht niemals aus Kalk, sondern ist meist pergamentartig und kann inkrustiert sein.<br />
Serpulidae<br />
Diese Tiere haben eine stark gewundene Kalkröhre und besitzen ein Operculum im Siebapparat.<br />
Der Körper ist meist symmetrisch. Die Tiere können farblich sehr auffallend sein.<br />
Terebellidae<br />
Diese Tiere leben in Röhren, die meist aus Schlamm bestehen. Ihre Tentakel können nicht zurückgezogen<br />
werden. Sie sind Leimrutenjäger.<br />
Myzostomidae<br />
Diese Tiere sind marine Parasiten. Kennzeichnend für sie ist ein reduzierter scheibenförmiger<br />
Habitus. Ihre Leibeshöhle ist ungegliedert, und die Kiemen und Gefäße fehlen vollständig.<br />
Amphinamidae<br />
Aphrodita aculeata -Seemaus<br />
Ihre Ruder sind zweiästig, die Dorsalborsten gerade und glatt. Die Elythren sind filzartig überzogen<br />
und nicht sichtbar, grau irisierend bis goldbraun.<br />
- 42 -
Nereidae<br />
Autolytus prolifer<br />
Große, gestreckte Errantia mit zwei Antennen, vier Paar Tentakelcirren, zwei dicken Palpen,<br />
vier Augen und zusammengesetzten Borsten. In der Fortpflanzungszeit ist eine enorme Umgestaltung<br />
des Körperbaus möglich.<br />
Syllidae<br />
Dies sind kleine Errantia mit zwei Palpen, drei Antennen, vier Augen und ein bis zwei<br />
Tentakelcirren, sowie zusammengesetzten Borsten. Es kommen vielgestaltige Fortpflanzungsformen<br />
mit Generationswechsel vor.<br />
Eunicidae<br />
Lysidice ninetta<br />
Merkmale dieser Tiere sind Ventralcirren und kurze rundliche Palpen. Ihre Antennen und<br />
Fühlcirren sind klein und ungegliedert. Jungtiere haben einen weißen Ring am vierten Segment.<br />
Sie leben in pergamentartigen Röhren und kommen bis in großen Tiefen vor.<br />
Artenliste<br />
Spirographis spallanzani<br />
Physcosoma granulatum<br />
Syllidae<br />
Nereidae<br />
Sabellidae<br />
Serpulidae<br />
Serplua vermicularis<br />
Schraubensabelle<br />
Echiuridae, Hufeisenwurm: Bonellia viridis<br />
Fabriciinae<br />
Eunice torquata<br />
Putamilla reniformis<br />
Terebellidae<br />
Myzostomatiae: Parasit auf Schlangenseestern<br />
NEMERTINI: Heteronemertini: Micrura purpurea<br />
SIPUNCULIDA:Aspidosiphon mülleri<br />
Eunicidae: Lysidice ninetta<br />
Typhlosyllis variegeta<br />
Autolytus prolifer<br />
Aphrodita aculeata ; Seemaus<br />
Ditrupa arietina: Elefantenzahn<br />
- 43 -
Mollusca<br />
Daniela Weigand, Manuela Gebhardt<br />
Mollusken sind Weichtiere und äußerst vielfältig in ihrer Gestalt. Man gliedert den Körper in<br />
Cephalopodium (Kopffuß) – Pallium (Mantel) – Visceralkomplex (Eingeweidesack). Es gibt sowohl<br />
limnische, terrestrische als auch marine Formen, wobei alle eine Praeveliger-Larve besitzen.<br />
Mollusken sind der artenreichste Tierstamm nach den Arthropoda. Man unterteilt ihn in:<br />
Aplacophora - wurmförmig ohne Schale<br />
Polyplacophora - Käferschnecken mit 8 beweglichen Schalenklappen<br />
Monoplacophora - einheitliche Schale, im Palaeozoikum weit verbreitet<br />
Gastropoda – Schnecken, unterteilbar in Prosobranchia (Vorderkiemer), Opisthobranchia<br />
(Hinterkiemer), Pulmonata (Lungenschnecken)<br />
Scaphopoda - Kahnfüßer, rein marin<br />
Bivalvia – Muscheln, limnisch und marin<br />
Cephalopoda – Kopffüßer, unterteilbar in Tetrabranchiata und Dibranchiata (diese sind unterteilbar<br />
in Decabrachia (10-armig), Octobrachia (8-armig))<br />
Aus allen Großgruppen wurden Exemplare gefunden. Die meiste Zeit haben wir dabei den<br />
Gastropoda gewidmet, etwas weniger den Bivalvia. Auch einen Octopus haben wir am zweiten<br />
Exkursionstag in einer Nische auf dem Felsboden beobachtet. Dieser wurde natürlich nicht mitgenommen.<br />
Beim Nachttauchen begegneten wir zusätzlich einigen Sepien.<br />
Käferschnecken fanden wir auf dem Felsgrus, Scaphopoden wurden uns von Iris (Betreuerin in<br />
der Tauchbasis) zur Verfügung gestellt. In diesen Proben durften wir auch zwei wunderschöne<br />
Fadenschnecken betrachten. Nicht alle gehäuselosen Schnecken, die sich in unseren Proben<br />
von 30 m Meerestiefe befanden, waren so leicht einzuordnen. Manchmal war keine Beschreibung,<br />
kein Foto treffend, trotz empfohlener Bestimmungsmappe.<br />
Zur Bestimmung wurde in der Hauptsache die Fauna des Mittelmeers (Riedel) verwendet. Ergänzt<br />
wurde das durch einige Bücher mit Abbildungen. Bestimmungsschlüssel wurden nicht<br />
verwendet.<br />
Scaphopoda (Grabfüßer)<br />
Vorkommen auf Sedimentböden bis in große Tiefen, mehrjährig, Befruchtung findet im Wasser<br />
statt. Schale gekrümmt und beidseitig offen. Ernährung von Bodenorganismen wie<br />
Foraminiferen; Sammelprobe 30 m<br />
Placophora (Käferschnecken)<br />
Chiton canariensis: Felsgrus<br />
Chiton olivaceus: gelblich-braune, gekielte Platten; Felsgrus<br />
Cephalopoda<br />
Octobrachidae (Kraken)<br />
Octopus vulgaris (Gemeiner Krake): Saugnäpfe zweireihig versetzt zueinander, Arme verschieden<br />
lang, hormongesteuertes Ableben des Weibchens nach ca. zwei monatiger Brutpflege; räuberisch<br />
Sepiidae (Sepien)<br />
Sepia officinalis (Gemeine Sepia): 8 Arme und 2 Tentakeln, 2-4 Reihen Saugnäpfe; beim Nachttauchen<br />
im Freiwasser<br />
- 44 -
Bivalvia<br />
Arcidae (Archenmuscheln)<br />
Arca noa (Arche Noah): gegitterte Schale, Muschel mit rechteckiger Form; Rhizome 12 m,<br />
Sammelprobe < 1 m<br />
Arca tetragona: bis 60 cm, lang gestreckt, dunkelbraun mit rötlichen Zickzackstreifen, wird roh<br />
gegessen; auf allen Hartböden, Rhizome 12 m<br />
Striarca lactea: Schatten 3 m<br />
Carditidae<br />
Cardita antiquata: < 1 m<br />
Cardita calyculata<br />
Limoidae (Feilenmuscheln)<br />
Lima lima (Schuppige Feilenmuschel): asymmetrische Schale, dickwandig, auch an Schwämmen<br />
und Seescheiden; Hartboden<br />
Mytilidae (Miesmuscheln)<br />
Lithophaga lithophaga (Steindattel): essbar, lange Schale, bohrt sich in Felsen im Gestein<br />
(muss zertrümmert werden)<br />
Modiolus spec.: Sonne 0 m<br />
Mytilus edulis (Miesmuschel) :Schatten 3 m, > 1 m, > 10 m<br />
Pectinidae (Kammmuscheln)<br />
Clamis varia (Bunte Kammmuschel): bräunlich mit Stacheln, besitzt Schwimmvermögen<br />
Pecten jakobeus: ungleichklappige Schalen, rechte weißlich und tief gewölbt, linke flach und<br />
dunkelbraun; Sandboden<br />
Pinnidae (Steckmuscheln)<br />
Pinna nobilis: bis 80 cm, unter Artenschutz, Byssusfäden werden zu Muschelseide verarbeitet<br />
(sehr wertvoll); auf Sandboden, > 2 m<br />
Veneridae (Venusmuscheln)<br />
Callista chione: > 10m<br />
Venus casina<br />
Venus verrucosa (Warzige Venusmuschel): grobe Wachstumsstreifen, meist weißlich, innen<br />
hell; Sammelproben, Sandboden<br />
Weitere Arten:<br />
Acme spec.; Barbatia nodulosa, 1766 erstmals von Müller in Europa beschrieben; Eastonia<br />
rugosa; Pitar rudes; Tapes decussatus<br />
Gastropoda<br />
Opisthobranchia (Hinterkiemer)<br />
Bewohnen Riffe, Seegraswiesen und Sandböden. Zum Teil tagsüber in Spalten, Nischen oder<br />
Sand versteckt.<br />
Elysia timida: weiß mit grünen und roten Punkten; Felsgrus<br />
Dorididae<br />
Doridacea phyllidiidae: Kiemenbüschel am Hinterende<br />
Aelidaceae (Fadenschnecken)<br />
Flabellina affinis (Violette Fadenschnecke):<br />
violett mit weißen Spitzen; 30 m<br />
- 45 -
Aelidaceae (Fadenschnecken)<br />
Cratena peregrina (Wanderfadenschnecke): weiß mit orangefarbigen Fäden, bis 70 mm; 30 m<br />
Prosobranchia (Vorderkiemer)<br />
Buccinidae (Hornschnecken)<br />
Cantharus d‘orbigny: skulpturierte, braune Schale mit weißem Spiralband; Sonne, Schatten,<br />
Rhizome, > 2 m<br />
Cerithiidae (Seenadelschnecken)<br />
Bittium reticulatum (Netzturmschnecke): Schale mit Netzstruktur; Sonne, Schatten, Seegras,<br />
Sandboden, Rhizome, Felsgrus<br />
Gourmya vulgate (gemeine Seenadelschnecke): knotige Spiralskulptur der Schale; Rhizome 12<br />
m, Felsgrus, Sonne<br />
Ceritiopsidae (Spitznadeln)<br />
Cerithiopsis tubercularis: klein mit knotiger Schale; Sonne<br />
Conidae (Kegelschnecken)<br />
Conus mediterraneus (Mittelmeer-Kegelschnecke): dicke, konische Schale; Schatten<br />
Conus ventricosus: Sammelprobe<br />
Coralliophilidae<br />
Colus spec.: < 1 m<br />
Haliotidae (Meerohren)<br />
Haliotis lammellosa (Seeohr): Ohrförmige Schale, innen Perlmutt; Sammelprobe<br />
Muricidae (Leistenschnecken)<br />
Muricopsis cristatus: stacheliges Gehäuse; Sonne, < 1 m<br />
Thais haemastoma (Rotmundleistenschnecke): Mund rötlich, gezähnt; < 1 m, > 2 m,<br />
Trunculariopsis trunculus (Purpurschnecke): offener Siphonalkanal, stark skulpturiert; Felsgrus,<br />
Sand<br />
Nassariidae<br />
Nasarius cf. tinei<br />
Nasarius limatus<br />
Neritidae (Nixenschnecken)<br />
Smaragdia viridis: smaragdgrün mit schwarzer Musterung; Rhizome 7 m<br />
Patellidae (Napfschnecken)<br />
Patella rustica: Felsen<br />
Patella spec.: Felsen<br />
Patella ulyssiponensis form aspera: > 10 m<br />
Patella vulgata: > 10 m<br />
Pyrenidae (Taubenschnecken)<br />
Columbella rustica: eiförmig, gezähnte Mündung; Rhizome, Felsgrus, Sonne, Schatten<br />
Rissoidae<br />
Alvania cimex: Rhizome 12 m<br />
Alvania lineata: Rhizome, Felsgrus, Sonne<br />
Alvania montagui: Rhizome 12 m, Felsgrus<br />
Rissoa auricalpium: Rhizome<br />
Rissoa ventriculosa<br />
Trochidae (Kreiselschnecken)<br />
Calistoma cf. conulum<br />
- 46 -
Callistoma zizyphinum: Rhizome<br />
Gibbula richardi: Felsgrus<br />
Gibula spec.: Sonne, Felsgrus, > 10 m<br />
Jujubinus exasperatus: Rhizome, Seegras 5 m,<br />
Jujubinus stratius: Seegras 10 m<br />
Jujubinus unidentatus: Seegras 10 m<br />
Vermitidae (Wurmschnecken)<br />
Vermitidae: mit festgewachsenen Röhren/Gehäusen auf hartem Substrat; Felsgrus, Sonne,<br />
Schatten<br />
Weitere Arten:<br />
Astraea rugosa: Felsgrus, > 10 m; Cassidaria echinophora; Cellana radiata: > 10 m; Chrysallida<br />
nanodae: Seegras 20 m; Cocculina corrugata: > 10 m; Fusinus rostratus: Rhizome 7 m;<br />
Gibberula oryza: Rhizome 12 m; Littorina mariae; Luria lurida: > 10 m; Naticarius spec. : Rhizome<br />
12 m; Nipponotrophon fabricii: Rhizome 7 m; Ocinebrina aciculata: Rhizome 7 m; Tricolia<br />
pulla: Rhizome, Seegras 10 m<br />
- 47 -
Crustacea<br />
Claudia Maas & Christin Heinrich<br />
Bauplan<br />
Körpergliederung sehr variabel, oft drei Abschnitte: Cephalothorax mit Antennen und Mundwerkzeugen<br />
(= Kopf mit vorderen Segmenten des Thorax, dessen Extremitäten als Mundwerkzeuge<br />
(Maxillipeden) ausgebildet sind), Peraeon mit Beinen für Fortbewegung und Pleon ohne<br />
Beine oder mit Blattbeinen (==> Atmung); Beine zweiästig (Spaltbein) mit Endo- (==> Schreiten)<br />
und Exopodit (==> Schwimmen) und basal an Coxa mit Exit (==> Atmung)<br />
Sinne und Nerven<br />
Zwei seitliche Facettenaugen und ein Medianauge (Naupliusauge); Oberschlundganglion mit<br />
ventralem Strickleiternervensystem<br />
Fortpflanzung und Entwicklung<br />
Embryonalentwicklung über Spiralfurchung; Jugendstadium: Naupliuslarve (mit unpaarem<br />
Auge); Spermaübertragung sehr unterschiedlich, gruppenspezifisch<br />
Ernährung & Lebensweise<br />
Meist Filtrierer oder Räuber, gruppenspezifisch; meist marin<br />
System<br />
Weltweit ca. 40 000 Arten. Insgesamt 10 Unterklassen, davon im Mittelmeer folgende vertreten<br />
(vgl. Riedel):<br />
Anostraca; Phyllopoda; Copepoda; Mystacocarida; Ostracoda; Ascothoracida; Cirripedia;<br />
Malacostraca<br />
Davon bei Giglio gefundene: Copepoda; Cirrpedia; Malacostraca<br />
Cirripedia (1500 Arten)<br />
Festsitzende Crustaceen mit mantelförmigem, kalkigem oder ledrigem Gehäuse und zu<br />
Seihapparat entwickelten Beinen, oder sackförmige extremitätenlose Parasiten an Decapoden.<br />
Chthamalidae<br />
Balanomorpha (Seepocken)<br />
Chtamalus stellatus<br />
Gattung mit stets 6 Platten und membranöser Basis. Art mit dicker, mäßig bis stark gerunzelter<br />
Mauerkrone. Die Grenze zwischen Scutum und Terga ist geschweift und steht annähernd im<br />
rechten Winkel zur Mittellinie. Mandibeln mit vier Hauptzähnen.<br />
Malacostraca<br />
Decapoda<br />
Anomura<br />
Decapoda mit ziemlich gedrungenem Körper, das Abdomen ist entweder ungegliedert, sackförmig<br />
oder gegliedert, dann aber immer mehr oder minder reduziert und eingeschlagen getragen.<br />
Diogenidae (Einsiedlerkrebse)<br />
Gleichgroße oder links größere Scheren der 1. Peraeopoden. Die Basen der 3. Maxillipeden<br />
berühren sich.<br />
Calcinus tubularis (Bunter Einsiedler)<br />
Bis 25 mm. Scheren annähernd gleich groß. Körper rot bis rotbraun. Scherenspitzen und 1.<br />
Glied der Beine weiß mit roten Punkten, Rest der Scheren rot bis rot gepunktet. Restliche Glieder<br />
der Beine rotbraun mit bläulicher bis weißer Zeichnung. Spitzen der Augenstiele weiß, Lebensraum:<br />
auf Fels und Geröllböden. Vom Flachwasser bis in große Tiefen.<br />
- 48 -
Clibanarius erythropus (Felsenküsten-Einsiedler)<br />
Größe bis 20 mm. Grundfarbe grünlich bis brauner Farbton, die Dactylen sind rot und blau-weiß<br />
längs gestreift. Die Endklauen sind von schwarz-brauner Farbe, Augenstiele, Antennen und<br />
zwei Längsbinden auf den Fingern sind kräftig rot gefärbt. Das Eulitoral felsiger Küsten bildet<br />
seinen Lebensraum.<br />
Dardanus calidus (Roter Felseneinsiedler)<br />
Paguridae (Einsiedlerkrebse)<br />
Ziemlich gedrungener Körper. Ungegliedertes, unsymmetrisches Abdomen, oft von spiraliger<br />
Form. Oberfläche und Anhänge weichhäutig.<br />
Lebensraum: Alle Seeböden<br />
Pagurus anachoretus (Gestreifter Felseneinsiedler)<br />
Bis 40 mm. Scheren ungefähr gleich groß. Färbung rotbraun, mit weißen gelblichen Querbändern<br />
an Beinen und Scheren. Antennen und Augenstiele rotbraun und weiß geringelt, Augen<br />
hellblau bis grünlich.<br />
Lebensraum: Auf allen Hartböden vom Flachwasser bis in große Tiefen.<br />
Pagurus prideauxi (Anemonen-Einsiedlerkrebs)<br />
Art mit fast unbehaarter, nur manchmal spitze Höcker tragender Schere. Grundfarbe braunrot,<br />
Antennen und Dactylen der Peraeopoden zwei und drei gelblich; deren übrige Glieder oft mit<br />
stumpf violetten Binden nahe der Gelenke, Cornea dunkelgrau mit einem Stich violett. Sehr oft<br />
ist das kleine Schneckenhaus von einer Anemone (Adamsia palliata) vollständig überzogen,<br />
deren Tentakel an der Unterseite des Krebses, und hinter dessen Mundgliedmaßen zu finden<br />
sind.<br />
Pagurus excavatus var. meticolosus<br />
Charakteristisch: braun weiße, längs gestreifte Augenstiele<br />
Branchyura (Krabben)<br />
Decapoda von sehr gedrungener Körperform mit kleinem, sehr reduziertem Abdomen ohne<br />
Schwanzfächer. Das Abdomen wird unter die Brust geschlagen getragen und ermöglicht weder<br />
Schwimm- noch Springbewegungen. Bewohner aller Böden.<br />
Doripidae<br />
Oxystomata mit kaum verbreitertem Cephalothorax, die hinteren Peraeopoden subchelat und<br />
auf den Rücken verschoben, kleiner und als Klammerfüße dienend.<br />
Ethusa mascarone (Gepäckträgerkrabbe)<br />
Gattung mit gestrecktem Cephalothorax, Stirnrand vierzähnig, tief eingeschnitten, Körperumriss<br />
hoch trapezförmig, Abdominalsegmente 3-5 beim Männchen verschmolzen. Art mit einheitlich<br />
grau-brauner Färbung; Scheren papierfarben. Trägt regelmäßig über den Rücken gehaltene<br />
Tarnobjekte, meist Muschelfragmente beträchtlicher Größe.<br />
Grapsidae<br />
Brachyrhyncha mit viereckigem Carapax, Stirnrand breit, zwei bis drei kleine Seitenrandzähne.<br />
Pachygrapsus marmoratus (Felsenkrabbe)<br />
Gattung mit ganz geradem Stirnrand, Rücken auffallend flach und glatt, etwas breiter als lang.<br />
Art von variierend dunkler Färbung. Gesamteindruck der Rückenseite graugrün bis olivfarben.<br />
Mit feiner marmorierter, vorwiegend querlaufender, schwarzgrüner Zeichnung. Unterseite<br />
papierfarben.<br />
Maiidae (Seespinnen)<br />
Oxyrhyncha mit vorn gestrecktem Carapax und schnabelförmigem Rostrum, meist mit Angel-<br />
- 49 -
haaren und der Eigenschaft, sich durch Anheften von Algen und Schwämmen zu tarnen. Verschieden<br />
große Arten, überwiegend in Algenbeständen des Litoralhanges.<br />
Maja crispata (Kleine Seespinne)<br />
Cephalothorax wenig gewölbt, unter den Seitenrandstacheln, keine Nebenstacheln. Fleischfarben,<br />
bräunlich bis sandfarben mit kurzen, gelben Stacheln.<br />
Inachinae (Gespensterkrabben)<br />
Maiidae ohne Orbita, zweites Stielglied der zweiten Antenne lang, zarte Formen.<br />
Achaeus cranchi<br />
Gattung mit stark behaartem Rücken, Augenstiele lang, wenn rückschlagbar, Rostrum kurz.<br />
Xanthidae<br />
Brachyrhyncha mit herzförmig bis breit ovalem Carapax, Stirnrand quer abgestutzt oder stumpfzweiteilig,<br />
mit normalen Paraeopoden. Kräftige Formen, überwiegend an Felsküsten.<br />
Eriphia verrucosa (Italienischer Taschenkrebs)<br />
Mehrere Reihen derber Zähne an der Stirn. Höcker der Scherenbeine mit dichten Büscheln<br />
kurzer Borsten besetzt. Peraeopoden 2 bis 4 sind stärker behaart. Kräftig rotbrauner Rücken,<br />
mit gelben Schecken und dunkleren, besonders auf den Scherenbeinen intensiv rotbraunen<br />
Höckern. Scherenfinger und Endklauen der Dactylen schwarzbraun.<br />
Pilumnus hirtellus<br />
Gattung mit langen Borsten und eng gezähneltem Stirnrand. Art kräftig ziegelrot, die steifen<br />
Borsten, die auch Rücken und Beine bedecken, strohgelb. Scherenfinger und Stacheln dunkelbraun.<br />
Amphipoda<br />
Caprellidae (Gespenstkrebse)<br />
Amphipoda , deren Kopf mit dem 1. Mesoma-Segment verschmolzen ist. Abdomen zu Stummel<br />
reduziert, Extremitäten stark reduziert oder fehlend. Augen klein, Seitenplatten fehlen.<br />
Lebensart: Bodenbewohner und parasitisch auf der Haut von Walen.<br />
Pantopoda (Asselspinnen)<br />
Meist kleine Arthropoden (1 – 8 mm) mit kurzem Rumpf, mit 4 (seltener, im Mittelmeer nie 5-6)<br />
Gangbeinpaaren. Hinterleib stummelförmig, Mundfortsatz rüsselförmig. Zart bis kräftig<br />
chitinisiert, blass, kräftig grün, blau, rot oder tarnfarben. Bewegungen langsam, meist kletternd<br />
oder klammernd, selten schwimmend.<br />
Phoxichilidiidae<br />
Lang gestielte Scheren oder adult ganz ohne Scheren. Eiträger des Männchens 5-9 gliedrig.<br />
- 50 -
Artenliste<br />
Cirripedia<br />
Chthamalidae Chtamalus stellatus<br />
Malacostraca<br />
Decapoda/Anomura<br />
Diogenidae Calcinus tubularis<br />
Clibanarius erythrophus<br />
Dardanus calidus<br />
Paguridae Pagurus anachoretus<br />
Pagurus prideaux<br />
Pagurus excavatus var. meticolosus<br />
Branchyura<br />
Doripidae Ethusa mascarone<br />
Grapsidae Pachygrapsus marmoratus<br />
Maiidae Maja crispata<br />
Inachinae Achaeus cranchi<br />
Xanthidae Eriphia verrucosa<br />
Pilumnus hirtellus<br />
Amphipoda Caprellidae<br />
Pantopoda Phoxichilidiidae<br />
- 51 -
Echinodermata und Ascidiacea<br />
Olivera Vucic-Pestic<br />
Echinoidea<br />
2 m Tiefe auf Hartboden:<br />
Echinidae<br />
Paracentrotus lividus<br />
Morphologische Merkmale: grünliche Gehäusefarbe; Stacheln braun, violett, grünlich; Mundfeld<br />
rötlich, klein; zahlreiche Ambulacralfüßchen à gutes Wendevermögen; wenig Stacheln mit blauem<br />
Ring an der Stachelbasis<br />
Vorkommen: bevorzugt auf Kalkfelsen, primären Hartböden, in Algenbeständen<br />
Wissenswertes: Auch Steinseeigel genannt. „Versteckt“ sich tagsüber in Aushöhlungen des<br />
Kalkfelsens, verlässt diese nachts zur Nahrungsaufnahme (weidet an Algen). Wird seit dem<br />
Altertum zum Verzehr gesammelt. Die orangefarbenen, fünfreihig angeordneten Gonaden der<br />
Weibchen gelten als Delikatesse. Diese Art wird seit einigen Jahren in der Entwicklungs- und<br />
Molekularbiologie eingesetzt. Aufgrund der Durchsichtigkeit der Eier lassen sich Zellteilungsvorgänge<br />
leicht unter dem Mikroskop beobachten. Die Nutzung führte an einigen Stellen zum<br />
Rückgang der Population, an deren Stelle sich der Schwarze Seeigel (Arbacia lixula) ausbreiten<br />
konnte.<br />
Arbaciidae<br />
Abracia lixula<br />
Morphologische Merkmale: rosa Gehäuse mit dunkelroten Streifen; abgeflachte Form; Mundfeld<br />
grünlich und große Mundöffnung; Stacheln schwarz-violett, ohne blauen Ring an der Basis und<br />
sehr zahlreich; wenig Ambulacralfüßchen à schlechtes Wendevermögen<br />
Vorkommen: vertikale, felsige Flächen, primäre Hartböden, in Algenbeständen<br />
Wissenswertes: Weidet vor allem an vertikalen Flächen im Brandungsbereich Algenrasen ab.<br />
Das abgeflachte Gehäuse bietet dem Wasser nur geringen Widerstand.<br />
30 m sekundärer Hartboden:<br />
Echinidae<br />
Psammechinus microtuberculatus<br />
Morphologische Merkmale: abgeflachtes Gehäuse mit einem Durchmesser von etwa 3,5 cm<br />
(adult); Gehäusefarbe dunkelgrün bis braun mit weißen Porenfeldern; Primärstachel kaum größer<br />
als Sekundärstachel, max. 1,5 cm lang; Stachelfärbung grünlich bis bräunlich mit weißen<br />
Spitzen, manchmal auch gebändert Vorkommen: primäre und sekundäre Hartböden, in Algenbeständen<br />
und vor allem in Seegraswiesen<br />
Wissenswertes: Nachtaktiv wie die meisten Stachelhäuter. Tagsüber meist versteckt zwischen<br />
Seegrasrhizomen oder unter Steinen à verlässt seine Verstecke zur Nahrungsaufnahme und<br />
Fortpflanzung. Nahrungsgrundlage bilden Algen und kleine Wirbellose. Die Art ist ein wahrer<br />
Kletterkünstler. Im Versuch wurde beobachtet wie diese Art sogar auf einer Violinenseite hochgeklettert<br />
ist. Auch bei dieser Art sollen die Gonaden gut schmecken, weshalb er in einigen Regionen<br />
auch gesammelt wird.<br />
- 52 -
Ophiruoidea<br />
Ophicomidae<br />
Ophioderma longicaudum<br />
Morphologische Merkmale: Körperscheibe annähernd rund; Scheibendurchmesser max. 2-3<br />
cm (adult); Arme werden bis zu 12 cm lang, erscheinen glatt, da die kurzen Stacheln eng anliegen;<br />
Arme und Körperscheibe wirken lederartig<br />
Vorkommen: Im Felslitoral, selten auf sekundären Hartböden, versteckt in Spalten oder unter<br />
Steinen; auch auf Sandgründen, wo er unter Steinen Schutz finden kann; vom Flachwasser bis<br />
in 70 m Tiefe<br />
Wissenswertes: Kann sich mit seinen beweglichen Armen schnell vorwärts bewegen. Dazu<br />
werden die Arme s-förmig gekrümmt und wieder ausgestreckt. Als sciaphile Art flüchtet er sofort,<br />
wenn man ihn nachts anleuchtet oder tagsüber durch Umdrehen eines Steins freilegt.<br />
Asteroidea<br />
Asteriidae<br />
Marthasterias glacialis<br />
Morphologische Merkmale: stets mit fünf Armen; in der Regel 30-40 cm, manchmal sogar 80<br />
cm groß; jede Dorsalplatte mit einem großen Stachel; Stacheln an der Basis von einem Büschel<br />
Pedicellarien umgeben; Stacheln auf den Armen in drei Längsreihen; kleinere Exemplare eher<br />
braun bis olivgrün, größere rötlich braun mit graugelber Zeichnung gefärbt<br />
Vorkommen: Lebt auf Hartsubstraten, in Spalten und Höhlen sowie unter Steinen. In großen<br />
Tiefen (ab 50 m) besiedelt er auch schlammige Sandböden. Bei der Verbreitung dieser arktischen<br />
Art im Mittelmeer spielt die Wassertemperatur eine übergeordnete Rolle, wobei die Küsten<br />
mit niedriger Durchschnittstemperatur bevorzugt werden.<br />
Wissenswertes: Ist ein Top-Prädator in seinem Lebensraum. Neben Weichtieren (z.B. Mollusken)<br />
werden Krebse, verletzte Fische und andere Stachelhäuter (z.B. Seeigel) gefressen. Dreht<br />
die Seeigel mit Hilfe der Arme um und verdaut sie von ihrer Mundseite aus. Dazu stülpt er seinen<br />
Magen nach außen.<br />
Hacelia attenuata<br />
Morphologische Merkmale: fünf drehrunde Arme setzten mit breiter Basis an der Scheibe an<br />
und verjüngen sich kontinuierlich zur Spitze hin; bis zu 20 cm groß; Oberfläche fühlt sich glatt<br />
an und ist durch deutlich sichtbare Reihen von Vertiefungen gekennzeichnet; rot oder orange<br />
gefärbt<br />
Vorkommen: auf felsigen und koralligenen Böden, in Tiefen zw. 1 und 150 m (hauptsächlich zw.<br />
20 und 50 m); sciaphil, daher oft unter Überhängen und in Höhlen.<br />
Wissenswertes: Heißt mit Trivialnamen auch glatter Seestern<br />
Echinasteridae<br />
Echinaster sepositus<br />
Morphologische Merkmale: mit fünf, selten mit sechs oder sieben langen, runden Armen; bis zu<br />
20 cm groß; Körperoberseite mit zahlreichen, kleinen, deutlich sichtbaren Papulae<br />
(Ausstülpungen); drüsenreiche Haut mit darin versenkten Stacheln, diese max. 1,5 mm lang;<br />
auffällige leuchtend rote Färbung<br />
- 53 -
Vorkommen: Häufiger Seestern im unteren Infralitoral, auf Hartsubstraten; unterhalb der<br />
Sprungschicht bis in große Tiefen (250 m)<br />
Wissenswertes: Ernährt sich hauptsächlich von organischer Materie, die er auf dem Meeresboden<br />
findet, frisst aber auch an Schwämmen<br />
Ophidiasteridae<br />
Ophidiaster ophidianus<br />
Morphologische Merkmale: wird bis zu 35 cm groß; kleine Scheibe; fünf drehrunde gleichmäßig<br />
dicke Arme; Körperoberseite mit kaum sichtbaren Papulae in acht Längsreihen/Arm angeordnet;<br />
Saugfüßchen gelb; Armwinkel spitz zulaufend; Färbung von purpurrot über ziegelrot bis<br />
orangerot, manchmal mit purpur- oder orangeroten Flecken<br />
Vorkommen: Besiedelt primäre und sekundäre Hartsubstrate von Flachwasser bis in große Tiefen.<br />
Präferiert beschattete Zonen.<br />
Wissenswertes: Lebt mit dem Eisseestern in Lebensgemeinschaft des Präkoralligens, ist aber<br />
etwas wärmebedürftiger als dieser und deshalb in südlichen Mittelmeergebieten/-regionen deutlich<br />
häufiger.<br />
Asterinidae<br />
Asterina gibbosa<br />
Morphologische Merkmale: sternförmiger bis fünfeckiger Umriss; klein bis zu 6 cm; Arme sehr<br />
kurz; flache Unterseite und gewölbte Oberseite<br />
Vorkommen: v.a. in Seegraswiesen aber auch auf Hartböden besonders unter Steinen oder in<br />
Spalten. Bevorzugt Flachwasserregionen.<br />
Wissenswertes: Lebt tagsüber zw. den Rhizomen der Seegräser oder unter Steinen versteckt.<br />
Geht nachts auf Nahrungssuche. Ernährt sich räuberisch von z.B. Bryozoen, häufig auf<br />
Seegrasblättern (Posidonia oceanica). Im Unterschied zu den meisten anderen Seesternarten<br />
entstehen aus den befruchteten Eiern dieser Art keine planktischen Larven. Die Eier werden an<br />
das Substrat geheftet. Aus ihnen schlüpfen nach einiger Zeit viele, kleine, fertige Fünfecksterne.<br />
Crinoidea<br />
Antedon mediterranea<br />
Morphologische Merkmale: wird 15 bis 20 cm groß; fünf verzweigte, gefiederte Arme, scheinbar<br />
zehn; Ambulakralsystem auf der Bauchseite, nicht zu Fortbewegung sondern dient dem<br />
Nahrungstransport; Rückencirren dienen der Befestigung am Untergrund; Färbung variiert von<br />
grellem gelb über braun bis kaminrot<br />
Vorkommen: Hauptsächlich in Tiefen von 30-40 m, aber auch im Flachwasser. Tagsüber unter<br />
Steinen oder in Schwämmen versteckt.<br />
Wissenswertes: Tier lebt auf dem Rücken. Klammert sich an Algen, Moostiere oder Hornkorallen<br />
etc. fest. Fiederarme dienen als Netz zum Einfangen von Plankton oder kleiner organischer<br />
Teilchen. Äußere Befruchtung, die Eier werden bis zum Ausschlüpfen auf den Fiedern<br />
getragen. Planktisch lebende Larve heftet sich mit einem Stiel am Boden fest. Dieses Stadium<br />
heißt Pentacrinus-Stadium, der Haarstern sieht hier fossilen Seelilien ähnlich. Trennung vom<br />
Stiel nach einigen Monaten. Die Tiere beherbergen zahlreiche Parasiten, z.B. den Vielborster<br />
Myzostomum cirriferum, Ruderfüßer und Asseln.<br />
- 54 -
Holothurioidea<br />
Holothuria stellati<br />
Morphologische Merkmale: 15-20 cm lang; Färbung oft braun, sehr variabel; keine Cuvierschen<br />
Schläuche<br />
Vorkommen: Auf sandigen, schlammigen Böden. Vor allem in Tiefen zwischen 5 und 40 m, aber<br />
auch bis zu 100 m Tiefe.<br />
Holothuria tubulosa<br />
Morphologische Merkmale: zwischen 20 und 50 cm lang; Färbung sehr variabel von braun bis<br />
rötlich<br />
Vorkommen: Sehr häufig zwischen Algen und Seegraswiesen.<br />
Ascidiacea<br />
30 m sekundärer Hartboden<br />
Ciona cf. intestinalis<br />
Morphologie: durchsichtig mit gelblich- grünlichen Punkten an der Einstromöffnung; solitär<br />
Vorkommen: in Felsspalten zwischen 5 und 500 m Tiefe; alle europäischen Küsten<br />
Halocynthia papillosa<br />
Morphologie: im Durchschnitt 6-10 cm hoch; Färbung rot und auf der Schattenseite des Tieres<br />
geht sie in weiß über; körnige Tunica; Siphone mit Borsten ausgestattet; solitär<br />
Vorkommen: In Vertiefungen und unter Überhängen (Art leicht sciaphil) auf harten Untergründen<br />
(Felsgestein, Koralligen, Wracks...); in Tiefen bis zu 100 m<br />
Außerdem im Pelagial gefunden:<br />
Salpa maxima<br />
- 55 -
Bryozoa<br />
Gunnar Henkes und Dorothee Sandmann<br />
Bryozoa oder Moostierchen werden mit den Phoronida (Hufeisenwürmer) und den Brachiopoda<br />
(Armfüßer) zur Gruppe der Tentaculata (Lophophorata) gezählt. Kennzeichnend für diese<br />
Verwandschaftsgruppe ist eine sessile Lebensweise in ausschließlich aquatischen Lebensräumen,<br />
ein Exoskelett aus Chitin / Kalk, ein Kranz bewimperter Tentakel um die Mundöffnung und<br />
eine strudelnde Ernährungsweise.<br />
Bryozoa sind mit ca. 4500 rezenten und ca. 15000 fossilen Arten die artenreichste Gruppe innerhalb<br />
der Tentaculata. Die frühesten fossilen Funde stammen aus dem unteren Kambrium.<br />
Nur unter den Bryozoen gibt es Süßwasserformen (etwa 50 Arten), alle übrigen Bryozoen sind<br />
weltweit verbreitete marine Organismen, die vor allem im Litoral vorkommen. Zu finden sind<br />
Bryozoen jedoch von der Gezeitenzone bis zu einer Tiefe von 1000 m.<br />
Bryozoen bilden Kolonien aus modularen Einheiten, den Zooiden (Einzelindividuen). Die<br />
Grundeinheit (basic modules) sind die Autozooide, die mit Ihrem cilienbesetzten Tentakelkranz<br />
Nahrungspartikel aus dem Wasser filtern. Desweitern gibt es besonders bei den Cheilostomata<br />
Module, so genannte Heterozooide, die keine Nahrung mehr aufnehmen, sondern auf andere<br />
Funktionen, z.B. Fortpflanzung (Gonozooide), Säuberung, Schutz (Vibracularien, Avicularien)<br />
oder Anheftung (Kenozooide) spezialisiert sind (spezialized modules). Das heißt durch Knospung<br />
entstehende Zooide einer Kolonie können sehr unterschiedlich aussehen<br />
(Polymorphismus), da sie auf bestimmte Funktionen spezialisiert sind.<br />
Die Zooide in einer Kolonie sind unter 1 mm groß und bilden jedes für sich ein gelatinöses oder<br />
festes Gehäuse aus Chitin, z.T. zusätzlich mit Kalk. Die Verbindung mit dem Substrat ist meistens<br />
fest, so dass die Kolonien einen dichten Überzug unter anderem auf Steinen, Molluskenschalen,<br />
Seegras, Krebspanzern und anderen festen Substraten bilden. Es gibt aber daneben<br />
auch Kolonien mit algen- oder korallenartiger Wuchsform, die sich über das Substrat erheben.<br />
Da feste Substrate nur einen sehr geringen Teil des Untergrundes im Meer ausmachen müssen<br />
Bryozooen einer starken Konkurrenz um ihren Lebensraum standhalten. Fraßfeinde sind vor<br />
allem Nacktschnecken, Seeigel und kleine Krebstiere (Gespensterkrebse und Asselspinnen).<br />
Körperbau<br />
Der Grundbau des Körpers eines ursprünglichen Moostierchens ist funktionell in zwei Abschnitte<br />
gegliedert: Dem vorderen Körperteil, der aus dem Gehäuse herausgestreckt werden kann<br />
(Polypid) und dem hinteren Körperteil, der durch ein Gehäuse geschützt wird und der Fortpflanzung<br />
dient. Die Einstülpöffnung (Orificium) wird unterschiedlich verschlossen. Bei den<br />
Cyclostomata durch Sphinktermuskeln, bei den Ctenostomata durch einen membranösen Kragen<br />
und bei den höheren Cheilostomata durch einen Deckel (Operculum). Die Ausstülpung des<br />
Polypids erfolgt durch Erhöhung des hydrostatischen Körperdrucks. Bei den mit festem Gehäuse<br />
ausgerüsteten Cheilostomata ohne Ascus wird der Druck dadurch erhöht, dass die<br />
unverkalkt gebliebene, dem Substrat abgewandte Seite durch Muskeln nach innen eingezogen<br />
wird und den Polypid austreibt. Völlig verkalkte Cheilostoma besitzen eine nach außen offene<br />
schlauchartige Einbuchtung (Ascus, Kompensationssack), bei dessen Füllung mit Wasser sich<br />
der Körperinnendruck erhöht, so dass der Polypid heraus kommt. Wieder eingezogen wird der<br />
Polypid über einen Retraktormuskel. Blut- und Exkretionssysteme fehlen. Beides erfolgt über<br />
die Körperepithelien.<br />
Fortpflanzung und Entwicklung<br />
Bryozooenkolonien sind meist zwittrig (Ausnahme: z.B. Crisia) und machen einen Wechsel zwischen<br />
geschlechtlicher und ungeschlechtlicher Fortpflanzung durch. Es werden keine spezifi-<br />
- 56 -
schen Gonaden entwickelt, sondern die Geschlechtszellen entwickeln sich im Coelothel. Die<br />
Eier verlassen den Körper durch einen Coelomporus der an einem röhrenförmigen Fortsatz der<br />
Lophophorbasis liegt. Von außen kommende Spermatozooen werden durch denselben Porus<br />
nach innen transportiert. Die weitere Entwicklung verläuft bei verschiedenen Gruppen unterschiedlich.<br />
Einige Bryozooen, z.B. Elektra, geben die Eier direkt ins Wasser ab. Die meisten<br />
betreiben jedoch Brutpflege. So entwickeln sich die Eier bei einigen Cyclostomata in speziellen<br />
Gonozooiden deren Tentakel und Verdauungstrakt reduziert sind, viele Cheilostomata besitzen<br />
äußere Brutkammern (Oecien, Ovicellen). Aus den Eiern entstehen Larven, die einen Wimperring<br />
(Corona) und ein Haftorgan besitzen. Einige Arten bilden planktische Larven<br />
(Cyphonautes), die Monate im freien Wasser schwimmen, andere Brut pflegende Arten bilden<br />
Larven, dessen Larvenzeit oft nur wenige Stunden dauert. Gerät eine Larve auf geeignetes<br />
Substrat heftet sie sich fest. Durch Metamorphose entsteht dann der erste Zooid, die<br />
Ancestrula. Die Ausbildung einer Kolonie beginnt mit vegetativer Knospung, an der nur Ektound<br />
Mesoderm teilnehmen. Die Zooide sind so alle physiologisch verbunden, besitzen jedoch<br />
kein gemeinsames Darmsystem wie die Cnidarier.<br />
Systematik<br />
Phylactolaemata (Süßwasserbryozoen)<br />
ursprünglichste Gruppe, Wachstum oralwärts, kein Polymorphismus, nur im Süsswasser<br />
Stenolaemata (Cyclostomata)<br />
Wachstum analwärts, kein Polymorphismus, nur marin<br />
Gymnolaemata<br />
Ausgeprägter Polymorphismus, überwiegend marin<br />
Ctenostomata<br />
Ohne Operculum, keine Avicularien, Zooide zylindrisch<br />
Cheilostomata<br />
Mit Operculum, starker Polymorphismus, Zooide schachtelförmig<br />
Anasca: Mit flexibler Frontalmembran<br />
Ascophora: Mit Kompensationssack<br />
A) Felsen und sekundärer Hartboden<br />
Lichenopora radiata gehört zu den Cyclostomata der Familie Lichenoporidae. Diese<br />
Bryozoenart bildet bis zu 0,5 cm große, runde bis ovale, weiße Kolonien. Die Kolonien lassen<br />
sich von vielen anderen durch die Kolonie umgebenden Randlamellen unterscheiden. Die einzelnen<br />
Zooide der Kolonie sind in Radiärreihen angeordnet, die durch Zwischenräume getrennt<br />
sind. Lichenopora radiata ist eine besoners schnell wachsende Art, die so auch in der Lage ist<br />
nur temporäre Substrate zu besiedeln. Dazu passend wurde sie auf Giglio besonders auf losem<br />
Felsgruß im Flachwasser (bis 5 m Tiefe) gefunden. Laut Literatur liegt Ihr Verbreitungsraum bis<br />
zu einer Tiefe von 50 m.<br />
Crisia eburnea gehört neben Lichenopora radiata zu den wenigen Arten aus der Gruppe der<br />
Stenolaemata (Cyclostomata), die auf Fels, bzw. sekundärem Hartboden, gefunden wurden.<br />
Kennzeichnend sind strauchförmige Zoarien, deren Äste durch ringförmige Chitingelenke voneinander<br />
getrennt sind. Bei Crisia eburnea bestehen diese Äste nur aus 5-7 Zooiden. Die Kolonie<br />
erreicht eine Höhe von 15-20 mm. Bestimmen lassen sich die Arten dieser Gattung nur an<br />
- 57 -
Hand der Gonozooide. Gefunden wurde Crisia eburnea nur wenige Male im Litoraltransekt auf<br />
der Sonnenseite in 2 m Tiefe. Laut Literatur kommt die Art bis in eine Tiefe von 300 m vor. Verbreitungsgebiet<br />
ist vom Mittelmeer über die Küsten vor Britannien bis in arktische Gewässer.<br />
Eine sehr häufige und beim Schnorcheln auffällige Art ist Reptadeonella violacea.<br />
Reptadeonella violacea gehört zu den Ascophora, d.h. den Cheilostomata mit Kompensationssack<br />
und Ascoporus. Sie bilden bis zu mehreren Zentimeter große unregelmäßig geformte dunkelbraune<br />
Kolonien, wobei die Zooide an den Rändern oft hell sind. Die Avicularien liegen unterhalb<br />
des Orificiums und sind deutlich zu erkennen. Wir fanden die krustig wachsenden Kolonien<br />
sowohl auf der Sonnenseite des Litoraltransektes, auf Felsgrus, als auch häufig an Felsen,<br />
an denen vorher Seeigel die Algen abgeweidet hatten.<br />
Eine weitere auffällige Art, die am Litoraltransekt gefunden wurde, ist Myriapora truncata (Trugkoralle).<br />
Sie erreicht eine Wuchshöhe von 12 cm selten auch mehr und ist korallenrot gefärbt.<br />
Sie gehört ebenfalls zur Gruppe der Ascophora. Die Familie der Myriozoidae, zu der sie gehört,<br />
zeichnet sich durch besonderes Zoarienwachstum aus. Die Kolonien wachsen aufrecht, sind<br />
dichotom verzweigt und am Ende abgestutzt. Die Zooidgrenzen sind nicht sichtbar, die Oberfläche<br />
hat viele Poren in die Aperturen eingesenkt sind. Die Kolonien wachsen in Schattengebieten<br />
der Felsküsten, auf Böden und Höhleneingängen oder auf sekundären Hartböden ab<br />
20 m Tiefe. Wir haben die Art in 5 m Tiefe in einer Höhle gefunden. Verzeichnet ist diese Art im<br />
gesamten Mittelmeer und in Teilen des Ostatlantiks.<br />
Schizobrachiella sanguinea gehört zu den Ascophora und hier zu der Familie Escharellidae; sie<br />
besitzt also Kompensationssack und Ascoporus. Die Art bildet unregelmäßig geformte, bis zu<br />
mehreren Zentimeter große, stark rot bis schwach rosa gefärbte Kolonien. Die Zooide sind oval<br />
bis rechteckig, in Reihen angeordnet und besitzen keine Dornen. Stellenweise lassen sich,<br />
meist am Rand der Kolonie, Avicularien erkennen. Auffällig ist der ausgeprägte<br />
Polymorphismus. Im bewegten Wasser bilden sich nur sehr flache, krustenförmige Kolonien,<br />
während sich im stillen Wasser Kolonien mit aufrechten Trichtern und Röhren bilden können.<br />
Gefunden wurde die Art auf den Sonnenseite des Lithoraltransektes in 3 m Tiefe. Laut Literatur<br />
sind diese Bryozooen auch auf Schiffsrümpfen, Seetonnen und deren Ketten zu finden, wo sie,<br />
auf Grund ihres schnellen Wachstums, Schaden anrichten können.<br />
Haplopoma impressum gehört zu den vielen Arten aus der Gruppe der Ascophora, die auf Fels,<br />
bzw. auf sekundärem Hartboden gefunden wurden. Die Kolonien bilden gleichmäßige Krusten,<br />
die durchsichtige, länglich ovale Zooide mit einem D-förmigen Orificien bilden. Gefunden wurde<br />
die Art auf sekundärem Hartboden in 30 m Tiefe und auf den Blättern von Posidoania oceanica.<br />
Micropora cf. normani aus der Gruppe der Anasca und Cellepora pumicosa aus der Gruppe der<br />
Ascophora wurden beide in 5 m Tiefe auf der Sonnenseite des Lithoraltransektes gefunden.<br />
Beide wuchsen nicht direkt auf dem Fels, sondern auf einer Rotalgenart. Bei Micropora cf.<br />
normanii waren die Brutkammern (Ovizellen) über dem Orificium gut zu erkennen.<br />
B) Seegras (Posidonia ozeanica)<br />
Crisia klugei ist gekennzeichnet durch strauchförmige Zoarien, deren Äste durch ringförmige<br />
Chitingelenke voneinander getrennt sind. Bei Crisia eburnea bestehen diese Äste nur aus 12<br />
bis über 20 Zooiden. Bestimmen lassen sich die Arten dieser Gattung nur an Hand der<br />
Gonozooide. Gefunden wurde die Art in 12 m Tiefe im Rhizom von Posidonia. Laut Literatur<br />
wurde sie bis jetzt nur in Tiefen von 40-150 m vorgefunden.<br />
- 58 -
Filicrisia geniculata gehört in die Gruppe der Stenolaemata (Cyclostomata). Die Kolonie steht<br />
aufrecht und wird nur einige Millimeter hoch. Kennzeichnend sind wie bei Crisia strauchförmige<br />
Zoarien, deren Äste durch ringförmige Chitingelenke voneinander getrennt sind. .Bei Filicrisia<br />
geniculata bestehen diese Äste nur aus einem selten mehr Zooiden. Verbreitet ist die Art vom<br />
Mittelmeer bis in arktische Gewässer.<br />
Disporella hispida gehört zu den Cyclostomata. Die Art gehört wie Lichenopora radiata zur Familie<br />
der Lichenoporidae und ist dieser auch sehr ähnlich in Größe und Farbe. Beide Gattungen<br />
bilden runde weiße Kolonien mit Randlamellen, deren Zooide radiär angeordnet und durch Zwischenräume<br />
getrennt sind, jedoch wachsen die Zooide von Disporella stärker in den Raum hinein,<br />
und es lassen sich Dornen am Rand des Peristoms erkennen. Außerdem sind die Zwischenräume<br />
der Zooide bei Disporella dickwandiger. Im Gegensatz zu Lichenopora wurde<br />
Disporella auf Giglio nur auf Posidonia Blättern und Posidonia Rhizomen gefunden, nicht auf<br />
Fels.<br />
Idmidronea atlantica ist eine weitere Art aus der Gruppe der Cyclostomata, die auf den Blättern<br />
von Posidonia oceanica gefunden wurde. Die Kolonien stehen aufrecht und sind dichotom verzweigt.<br />
Diese Art ist nahezu weltweit verbreitet.<br />
Mimosella verticillata ist neben Alcyonidium gelatinosum und Mimosella gracilis die dritte Art<br />
aus der Gruppe der Ctenostomata. Vertreter dieser Gruppe wurden ausschließlich auf den Blättern<br />
des Seegrases gefunden. Die Ctenostomata besitzen stets unverkalkte und röhrenförmige<br />
Zooide. Die Apertur ist terminal und durch einen Kragen verschließbar. Weder Avicularien,<br />
Vibracularien noch Ooecien sind vorhanden. Mimosella verticillata und Mimosella gracilis gehören<br />
zur Familie der Mimosellidae. Erkennungsmerkmal dieser Familie ist der pflanzenähnliche<br />
Wuchs der Zoarien, bei dem stärkere Stämme in regelmäßigen Abständen kleinere Äste tragen.<br />
Aus den Stolonen wachsen in unterschiedlichen Abständen Ansammlungen von Autozooiden,<br />
die in der Lage sind, sich durch Muskelbewegung unabhängig voneinander einzeln aufzurichten.<br />
Die aufgerichteten Autozooide stülpen dann ihren Tentakelkranz aus, filtern kurze Zeit Nahrung<br />
aus dem Wasser und legen sich dann wieder auf das Substrat.<br />
Aetea truncata wurde ebenfalls häufig auf Seegras gefunden, vornehmlich auf den Innenseiten<br />
der Blätter. Die stärkere Strömung auf der konvexen Blattseite könnte eine Erklärung dafür sein,<br />
dass die Kolonien fast ausschließlich auf der konkaven Blattseite zu finden waren. Die Art bildet<br />
ein kriechendes, einreihiges Zooarium, deren distale Teile stets einzeln aufrecht wachsen. Diese<br />
aufrechten Teile würden der stärkeren Strömung auf der konvexen Blattseite kaum standhalten.<br />
Die distalen Teile besitzen einen deutlich membranösen Wandteil, gehören also zur Gruppe<br />
der Anasca, sind unten konisch und oben glatt und gerade. Ein weiteres wichtiges Erkennungsmerkmal<br />
sind die zwischen den Zooiden laufenden Stolone. Aetea truncata ist im Mittelmeer<br />
weit verbreitet und häufig. Ihr bevorzugtes Substrat sind Tange und Posidonia-Rhizome und<br />
diverse Evertebraten, vor allem andere Bryozooen, in seichten bis tiefen Küstengewässern.<br />
Eine weitere Art aus der Gruppe der Anasca ist Cabarea boryi. Sie bildete ebenfalls aufrecht<br />
auf den Posidonia-Blättern stehende Kolonien vonehmlich auf der konkaven Blattseite.<br />
. Calpensia nobilis gehört zur Gruppe der Anasca und bildet dünne, sich häufig selbst überwachsende<br />
Kolonien, die als Überzüge an den Sprossansätzen von Posidonia oceanica in 7 m<br />
und 12 m Tiefe relativ häufig zu finden waren. Die Art ist im gesamten Mittelmeer verbreitet,<br />
aber auch in Teilen des Ostatlantiks.<br />
Electra posidoniae wurde ausschließlich auf den Posionia-Blättern gefunden. Sie gehört zur<br />
Gruppe der Anasca, sie besitzen also keinen Kompensationssack und Ascoporus. Sie bilden<br />
bandförmig krustierende Zoarien, deren Zooide eine deutlich unverkalkte membranöse Frontal-<br />
- 59 -
wand besitzen. Die Zooide sind in zwei bis mehrreihigen krusstierenden Längsreihen angeordnet,<br />
von denen zum Teil auch Querreihen abgehen. Das Aperturfeld ist stets von 1-3 Dornen<br />
umgeben, von denen der median-proximale am deutlichsten ausgebildet ist. Electra posidoniae<br />
ist eine der am weitesten verbreiteten Bryozoenarten im Mittelmeer und ein typischer Bewohner<br />
von Posidonia oceanica. Auf den Blättern von Posidonia oceanica konnten die weißlichen<br />
Längsreihen schon mit bloßem Auge erkannt werden.<br />
Sertella septentrionalis (Neptunschleier) gehört zur Gruppe der Ascophora und ist eine Schatten<br />
liebende Bryozoenart. Sie wächst von flachen Bereichen bis zu Tiefen von 50 m. Lebende<br />
Kolonien sind lachsrosa bis blassgelblich und erreichen eine Größe bis 10 cm. Sie meiden turbulente<br />
Wasserbewegungen. Wir haben diese Art den Rhizomen von Posidonia oceanica in 12<br />
m Tiefe gefunden, was gut zu den Literaturangaben passt, denn in den dichten Rhizomen ist<br />
die Wasserbewegung und die Lichteinstrahlung gering.<br />
Artenliste<br />
Taxanomie Art Vorkommen<br />
Stenolaemata Crisia eburnea Litoraltransekt Sonne 5mTiefe<br />
(Cyclostomata) Crisia klugei Posidonia Rhizom 12m Tiefe<br />
Disporella hispida Posidonia Blatt und Rhizom<br />
Filicrisia geniculata Posidonia Blatt<br />
Idmoidea atlantica Posidonia Rhizom 7m Tiefe<br />
Tubulipora phalangea Posidonia Blatt<br />
Lichenopora radiata Sek. Hartboden<br />
Gymnolaemata<br />
Ctenostomata Alcyonidium gelatinosum Posidonia Blatt<br />
Mimosella verticillata Posidonia Blatt<br />
Mimosella gracilis Posidonia Blatt<br />
Cheilostomata<br />
Anasca Aetea truncata Posidonia Blatt<br />
Cabarea boryi Posidonia Blatt<br />
Calpensia nobilis Posidonia Sprossansatz 7m/12m Tiefe<br />
Electra posidoniae Posidonia Blatt<br />
Micropora normani cf. Litoraltransekt Sonne 5m Tiefe auf Rotalge<br />
Scrupocellaria reptans Posidonia Sprossansatz 12m Tiefe<br />
Ascophora Cellepora pumicosa Litoraltransekt Sonne 5m Tiefe auf Rotalge<br />
Escheroides mamillata Posidonia Blatt<br />
Fenestrulina malusii Posidonia Blatt<br />
Haplopoma impressum sek. Hartboden 30m Tiefe, Posidonia Blatt<br />
Microporella ciliata Posidonia Blatt<br />
Myriapora truncata Litoraltransekt schatten 5m Tiefe in einer Höhle<br />
Reptadeonella violacea Litoraltransekt Sonne 2m Tiefe<br />
Schizobrachiella sanguinea Litoraltransekt Sonne 3m Tiefe<br />
Schizomavella discoidea Posidonia Sprossansatz 12m Tiefe<br />
Sertella septentrionalis Posidonia Sprossansatz 12m Tiefe<br />
Stomachetosella sinuosa sek. Hartboden, Posidonia Rhizom 12m Tiefe<br />
- 60 -
Pisces<br />
Gregor Kalinkat, Mareike Rietze<br />
Allgemeiner Teil<br />
Es gibt insgesamt ca. 30.000 Fischarten, die sich auf 3 monophyletische Großgruppen verteilen:<br />
Cyclostomata, Chondrichthyes und Osteichthyes (wobei letztere auch die Tetrapoden umfassen!).<br />
Fische selbst sind damit keine monophyletische Gruppe!! Bei den Fischen handelt<br />
sich allgemein um wechselwarme, im Wasser lebende Wirbeltiere mit Kiemenatmung. Die<br />
Körperoberfläche ist nackt bzw. mit Knochenschildern oder mit Schuppen bedeckt.<br />
Cyclostomata<br />
Zu den Rundmäulern gehören die Neunaugen, die mit ca. 50 Arten vertreten sind. Ihr Skelett ist<br />
knorpelig, die Haut ist ohne Schuppen, die Nasenöffnungen sind unpaar, und der Mund ist ohne<br />
Kiefer mit einer Saugscheibe ausgebildet. Im Mittelmeer sind sie jedoch sehr selten.<br />
Chondrichthyes (Knorpelfische)<br />
Zu den Knorpelfischen gehören die Selachii (Haie) und Batei (Rochen). Sie umfassen ca. 630<br />
Arten. Merkmale der Knorpelfische: knorpliges, stellenweise verkalktes Skelett; Haut ist meist<br />
mit zahllosen Hautzähnchen (Placoidschuppen) besetzt; es findet eine innere Befruchtung statt,<br />
wobei der hintere Teil der männlichen Bauchflossen zu Begattungsorganen umgebildet ist.<br />
Osteichthyes (Knochenfische im weiteren Sinn, einschl. der Tetrapoda)<br />
Die artenreichste Fischgruppe der Osteichthyes sind die Actinopterygii (Strahlenflosser) und<br />
hierin die Teleostei (Knochenfische im engeren Sinn) mit 25.000- 30.000 Arten. Davon kommen<br />
ca. 450 Arten im Mittelmeer vor. Neben den Actinopterygii umfassen die Osteichthyes noch die<br />
Teilgruppen Actinista (Hohlstachler), Dipnoi (Lungenfische) und Tetrapoda. Wichtigstes Merkmal<br />
der Knochenfische ist ein mehr oder weniger stark verknöchertes Skelett, das neben der Wirbelsäule<br />
auch den Schädel umfasst. Man unterscheidet bei den Knochenfischen zwei verschiedene<br />
Schuppentypen: Rund – oder Cycloidschuppen und die Kamm- oder Ctenoidschuppen.<br />
Sie sind in der unteren Hautschicht verankert und von einer dünnen, durchsichtigen Haut, die<br />
mit zahllosen Schleimdrüsen ausgestattet ist, bedeckt. Die Mehrzahl der Knochenfische besitzt<br />
eine Schwimmblase. Diese stellt eine Ausstülpung des Vorderdarmes dar. Die Schwimmblase<br />
dient den Fischen dazu, sich in jeder Wassertiefe exakt auszutarieren. So können sie schwerelos<br />
in jeder Tiefe und Stellung schweben.<br />
Zur Bestimmung der Fische muss man mehrere Merkmale beachten. So ist die Körperform entscheidend,<br />
die Färbung, die Größe, die Maulstellung, die Schuppenart und die Flossen. Die<br />
Flossen unterscheiden sich sowohl in Anzahl, Lage und Form. Man unterscheidet dann noch in<br />
Art und Anzahl der Flossenstrahlen (Hart-, Weich- und Stachelstrahlen).<br />
- 61 -
Artenliste:<br />
CHONDRICHTHYES<br />
Torpedinidae<br />
Torpedo marmorata (Marmor-Zitterrochen)<br />
Merkmale: Körperscheibe stark abgerundet u. dick, 2 Rückenflossen und eine ausgeprägte<br />
Schwanzflosse, unterschiedl. marmoriert,<br />
Größe 60-80 cm; Habitat: sandig-schlammiger Untergrund in Küstennähe, auch Pflanzenböden<br />
und Felsen, Tiefe 10-100 m<br />
OSTEICHTHYES: TELEOSTEI<br />
Anguilliformes, Aalartige<br />
Muraenidae:<br />
Muraena helena (Mittelmeer-Muräne)<br />
Merkmale : Kopf schmal, Maulspalt bis weit hinter das Auge, weder Brust-noch Bauchflossen,<br />
Größe 1,2-1,3 m; Habitat: lebt in Felsspalten und Rissen,<br />
Tiefe 5-50m<br />
Congridae:<br />
Arioma balearicum (Azoren-Meeraal oder Goldener Balearen-Meeraal)<br />
Merkmale: Schnauze konisch, stumpf, recht lang, große dicht beieinander liegende Augen, keine<br />
Bauchflossen, Färbung graubraun,<br />
Größe 40-50 cm; Habitat: in sandigen o. sandig-schlammigen Untergrund tagsüber versteckt,<br />
nachtaktiv, Tiefe 20-100 m<br />
Aulopiformes (Cyclosquamata)<br />
Synodontidae:<br />
Synodus saurus (Atlantischer Eidechsenfisch)<br />
Merkmale: großer Maulspalt bis weit hinter die Augen, Fettflosse, Bauchflosse nach hinten versetzt,<br />
Färbung sandfarben bis bräunlich, unregelmäßige leuchtend blaue o. weiße Längsstreifen,<br />
Größe 25-30 cm; Habitat: auf Sandgrund u. in Nähe von Pflanzen, versteckt sich im<br />
Sand, Tiefe 5-50 m<br />
Mugiliformes<br />
Mugilidae:<br />
verschiedene Arten, nicht eindeutig bestimmbar - wahrscheinlich: Chelon labrosus (Dicklippige<br />
Meeräsche) oder Liza ramada (Dünnlippige Meeräsche)<br />
Atheriniformes<br />
Atherinidae:<br />
Atherina boyeri (Kleiner Ährenfisch)<br />
Merkmale: schmaler Körper, große Augen, dunkler Längsstreifen von einer glänzenden Linie<br />
umrahmt, grün bis goldfarben, Größe 8-10 cm<br />
Habitat: im Mittelmeer auf sandigen und felsigen Untergründen, oft auch in Flussmündungen<br />
und Küstenlagunen, Tiefe 0-3 m<br />
- 62 -
Beloniformes<br />
Belonidae:<br />
Belone belone (Europäischer Hornhecht)<br />
Merkmale: sehr schlanker Körper mit ovalem Querschnitt, zwei schmale zu einem „Schnabel“<br />
verlängerten Kiefer mit spitzen Zähnen,<br />
Größe 70-80 cm; Habitat: dicht an der Wasseroberfläche, in Sommer in Küstennähe,<br />
Tiefe: 0-1m<br />
Scorpaeniformes, Drachenkopfartige<br />
Scorpaenidae:<br />
Scorpaena porcus (Brauner Drachenkopf)<br />
Merkmale: großer Hautfetzen über jedem Auge u. am Körper weitere, zahlreiche kleine Schuppen,<br />
massiver Kopf mit Stacheln, Färbung braun marmoriert, Stachel der Rückenflosse giftig,<br />
Größe 10-12 cm<br />
Habitat: oft auf Licht durchflutetem Untergrund zwischen Algen u. Pflanzen, oft auf mit Korallen<br />
bewachsenem Untergrund u. in Höhlen, Tiefe 3-20 m<br />
Perciformes, Barschfische<br />
Mullidae:<br />
Mullus surmuletus (Streifenmeerbarbe)<br />
Merkmale: 2 Bartfäden unter dem Kinn, 1. Rückenflosse mit auffälligen Bändern, Farbe variiert<br />
je nach Umgebung, Alter, Stimmung,<br />
Größe 25-30 cm; Habitat: küstennah, auf Sand, Felsen und zwischen Algen, Tiefe 3-80 m<br />
Serranidae:<br />
Serranus cabrilla (Sägebarsch)<br />
Merkmale: heller Längsstreifen unterhalb der Körpermitte, stark gespaltenes Maul, Größe 25-30<br />
cm; Habitat: felsige Lebensräume in Küstennähe, Einzelgänger mit Territorialverhalten,<br />
Tiefe 5-90 m<br />
Apogonidae:<br />
Apogon imberbis (Meerbarbenkönig)<br />
Merkmale: schwarzes Auge mit 2 weißen Streifen, Körper rötlich, 2 relativ kurze Rückenflossen,<br />
Größe 10-12 cm; Habitat: felsiger Untergrund, tagsüber in Höhlen oder unter Felsvorsprüngen,<br />
nachtaktiv im freien Wasser, Tiefe 5-50 m<br />
Sparidae:<br />
Diplodus vulgaris (Zweibindenbrasse)<br />
Merkmale: schwarzen Balken am Nacken und schwarzer Balken am Ansatz am Schwanzstiel,<br />
Körper hochrückig und platt, Färbung silbrig, Größe 20-30 cm<br />
Habitat: in Schwärmen über felsigem, pflanzenbewachsenem Untergrund, auch sandig,<br />
Tiefe 2-50 m<br />
Diplodus sargus (Geiß-Brasse)<br />
Merkmale: meist 9 dunkle, vertikal verlaufende Steifen, schwarzen Fleck am Schwanzstiel, Größe<br />
20-30 cm; Habitat: auf felsigen, Pflanzen bewachsenem Untergrund, in Schwärmen,<br />
Tiefe 1-40 m<br />
Sarpa sarpa (Goldstrieme)<br />
Merkmale: feine gelbe oder goldene Längsstreifen, Größe 30-35cm<br />
Habitat: meist in niedrigem, gut belichteten Wasser mit Pflanzenbewuchs, adulte Tiere in<br />
- 63 -
Schwärmen im freien Wasser, Tiefe 1-15 m<br />
Oblada melanura (Brand-Brasse)<br />
Merkmale: Schwarzer Fleck am Schwanzstiel mit weißer Umrandung, Größe: 15-20 cm;<br />
Habitat: In Verbänden küstennah über felsigem und bewachsenem Untergrund, Tiefe: 0-10 m<br />
Mainidae (Centracanthidae):<br />
Spicara maena (Laxierfisch)<br />
Merkmale: spitzes, röhrenförmiges Maul, rechteckiger, schwarzer Fleck an der Seite, der<br />
nachts verschwindet, silberfarben, Rücken graublau, Größe 20-23 cm<br />
Habitat: im Schwarm auf felsigem, sandigem o. pflanzenbewachsenem Untergrund,<br />
Tiefe 5-50 m<br />
Labridae:<br />
Thalassamo pavo (Meerpfau)<br />
Merkmale: blaue, netzartige Muster auf dem Kopf; Grundfarbe goldgelb; an den Flanken blaugrüne<br />
Streifen; schwarzer Fleck auf dem Rücken, Jungtiere grün mit schwarzem Fleck auf dem<br />
Rücken, Größe 15-20 cm; Habitat: bevorzugt helle, flache Gewässer, Tiefe 0-30 m<br />
Coris julis (Meerjunker)<br />
Merkmale: deutlich sichtbare weiße Linie trennt den dunklen Rücken vom hellen Bauch,<br />
Rückenpartie braun, Bauch gelb-orange, manchmal weiß, glänzend schwarzer Fleck an der<br />
Spitze des Kiemendeckels, Größe 20-25 cm<br />
Habitat: felsiger Untergrund in Küstennähe, Tiefe 1-60 m<br />
Symphodus doderleini (Doderleins Lippfisch)<br />
Merkmale: weißer Längsstreifen, Bauch dunkel, kleiner schwarzer Fleck an der Oberkante des<br />
Schwanzstiels, Größe 8-10 cm; Habitat: Posidonia-Wiesen, auch auf steinigen Untergrund,<br />
Tiefe 5-30 m<br />
Symphodus roissali (Fünffleckiger Lippfisch)<br />
Merkmale: Grundfärbung beige bis hellbraun, wenn auf steinigen Untergrund lebend, kräftig<br />
grün, wenn zwischen Pflanzenbewuchs lebend, schwarzer Fleck in der Mitte des Schwanzstiels,<br />
Größe 12-15 cm; Habitat: lebt auf algenbedecktem Fels oder zwischen Pflanzen,<br />
Tiefe 1-10 m<br />
Xyrichthys novacula (Mittelmeer-Scherfisch, Sandtaucher)<br />
Merkmale: vertikale, „rasiermesserscharfe“ Stirn, über den Wangen vertikale blaue Streifen,<br />
Körper hochrückig, stark abgeflacht, bei Gefahr taucht er kopfüber in den Sand, Größe 25-30<br />
cm; Habitat: meist auf feinem Sandboden, zwischen spärlich wachsenden Pflanzen,<br />
Tiefe 5-20 m<br />
Pomacentridae:<br />
Chromis chromis (Mönchsfisch)<br />
Merkmale: dunkler scherenförmiger Schwanz, Mitte der Schwanzflosse transparent, Körper<br />
dunkelbraun, Jungfische mit leuchtend blauen Streifen, Größe 8-10 cm; Habitat: standorttreue<br />
Schwärme im freien Wasser über felsigen oder Pflanzen bewachsenem Untergrund,<br />
Tiefe 5-15 m<br />
Blenniidae<br />
Parablennius gattorugine (Gestreifter Schleimfisch)<br />
Merkmale: verästelte, „tannenförmige“ Augententakel, bräunliche Färbung mit länglichen Balken,<br />
Größe: 20-25 cm; Habitat: lebt auf unebenem Felsgrund mit vielen Rissen und Spalten,<br />
Tiefe 3-20 m<br />
Parablennius tentacularis (Gehörnter Schleimfisch)<br />
- 64 -
Merkmale: Augententakel v. a. beim Männchen sehr lang und fleischig, Grundfarbe hellbeige<br />
bis bräunlich, 8-9 dunkle, abgesetzte Flecken,<br />
Größe: 9-12 cm; Habitat: auf fast ebenen Felsgrund, Sand und zwischen Posidonia,<br />
Tiefe 5-15 m<br />
Tripterygiidae:<br />
Tripterygion melanurus (Zwerg-Spitzkopfschleimfisch)<br />
Merkmale: 3 Rückenflossen, Körper rot (intensivrot bis blassorangerot) bei Mänchen u. Weibchen,<br />
Größe 4-4,5 cm; Habitat: bewohnt dunkle Lebensräume wie enge Spalten u. Höhlen,<br />
Tiefe 0-15 m<br />
Tripterygion tripteronotus (Dreiflossen-Schleimfisch)<br />
Merkmale: 3 Rückenflossen, Grundfarbe meist beige bis graubraun, Männchen hat während<br />
der Fortpflanzungszeit roten Körper, schwarzen Kopf,<br />
Größe 6-7 cm; Habitat: bewohnt helle, Algen bedeckte Lebensräume,<br />
Tiefe 0-3 m<br />
Gobiesocidae:<br />
Opeatogenys gracilis (Seegras-Schildbauch)<br />
Merkmale: ventrale Saugscheibe, Kopf dreieckig u. Schlanker Körper, sehr kurze Rückenflosse,<br />
Größe 2-3 cm; Habitat: zwischen Wasserpflanzen zu finden (Posidonia), Tiefe 3-20 m<br />
Apletodon incognitus (Seeigel-Schildbauch) [1997]<br />
Merkmale: kräftige Saugscheibe auf dem bauch, meist helle dreieckige Fläche unter dem Auge,<br />
kurze Rückenflosse, Färbung variabel, meist beige bis rosaviolett mit Flecken u.<br />
Marmorierungen, Größe 3-3,5 cm;<br />
Habitat: zurückgezogen in Felsspalten, Jungtiere auf Posidonia-Pflanzen<br />
Callionymidae:<br />
Callionymus pusillus (Festroben-Leierfisch)<br />
Merkmale: kurze Schnauze, Flanken beim Männchen mit hellen vertikalen Streifen, beim Weibchen<br />
mit weißen u. gelblichen Balken, Größe 8-12 cm<br />
Habitat: auf feinem Sand, in dem er sich schnell verstecken kann,<br />
Tiefe 1-5 m<br />
Gobiidae:<br />
Gobius paganellus (Felsengrundel)<br />
Merkmale: Büschel filamentöser Flossenstrahlen über der Brustflosse, 1. Rückenflosse mit<br />
gelblichem bis orangefarbenem Band, Färbung beige-bräunlich, oft weißer Balken unter dem<br />
Auge, Größe 8-10 cm<br />
Habitat: felsiger, algenbedeckter Lebensraum, Felsen,<br />
Tiefe 0-3 m<br />
Gobius buchichii (Anemonen-Grundel)<br />
Merkmale: dunkle Linie durchzieht beide Augen, braunschwarze Punkte zu Längsstreifen angeordnet,<br />
Grundfarbe hellbeige, filamentöse Flossenstrahlen, Größe 8-9 cm; Habitat: an Oberfläche<br />
lebend, wo Sand und Fels sich mischen, meist in Symbiose mit Wachsrose,<br />
Tiefe 0,5-3 m<br />
Pleuronectiformes<br />
Bothidae:<br />
Bothus podas (Weitaugenbutt)<br />
Merkmale: linksäugig, Augen beim Männchen sehr weit auseinander liegend, Färbung oft hell<br />
- 65 -
sandfarben mit undeutlichen Flecken,<br />
Größe 23-28 cm; Habitat: im Litoral, vor allem auf feinem Sand<br />
Tiefe 3-50 m<br />
LITERATURANGABEN:<br />
Westheide/ Rieger, Spezielle Zoologie II - Wirbeltiere, <strong>2004</strong><br />
Rupert Riedl, Fauna und Flora des Mittelmeeres, Verlag Parey,<br />
Hamburg, 1983<br />
P. Louisy, Meeresfische Westeuropas – Mittelmeer, 2002<br />
H. Debelius, Fischführer Mittelmeer und Atlantik, Jahr Verlag,<br />
Hamburg, 1998<br />
A. Vilcinskas, Meeresfische Europas, 1996<br />
Humberg/ Bergbauer, Was lebt im Mittelmeer?, 1999<br />
Schaefer, Brohmer - Fauna von Deutschland, Quelle und Meyer, Wiebelsheim, 2002<br />
- 66 -
Projekte:<br />
Litoralgradient:<br />
Licht-Dunkel, Granit Proben 0, 1, 2, 3, 4, 5 m<br />
Katja Schneider, Alex Milcu<br />
Sekundäre Hartböden<br />
Oberes u. unteres Litoral (40 m)<br />
Katja Domes, Daniela Weigand<br />
Posidonia Wiesen<br />
Tiefengradient Besiedlung alt – jung, basal – distal<br />
Tanja König, Dorothee Sandmann, Olivera Vucic-Pestic, Gunnar Henkes<br />
Sandfauna (Meiofauna, Makrofauna)<br />
Claudia Maas, Christin Heinrich<br />
Posidoniagrund (Sauger), Tiefengradient<br />
Svenja Gass, Kathrin Wagner<br />
Felsgrus (Tiefe, Größe, Besiedlung, Wellenexposition)<br />
Manuela Gebhardt, Gregor Kalinkat, Mareike Rietze<br />
- 67 -
Projekt: Litoralgradient<br />
Alex Milcu und Katja Schneider<br />
Das Litoral<br />
Definition: Als Litoral bezeichnet man die Grenze zwischen Wasser und Land (Gezeiten- oder<br />
Brandungszone; der Tidenhub beträgt im Mittelmeer ca. 40 cm). Das Litoral stellt einen extremen,<br />
dynamischen und vielgestaltigen Lebensraum dar. Durch Gezeitenrhythmik und Wellenamplitude<br />
befindet er sich in ständigem Wandel.<br />
Zonierung des Litorals (von oben):<br />
Supralitoral: Dieser Bereich des Litorals ist durch gelegentlichen Wellenschlag, Spritz- und<br />
Sprühwasser gekennzeichnet. Das Supralitoral ist aufgrund der extremen Lebensbedingungen<br />
artenarm. Vertikal erstreckt es sich über<br />
ca. 3-4 m. Medio- oder Eulitoral: Als Mediolitoral bezeichnet man die Zone zwischen den Tiden.<br />
Infra- und Sublitoral: Dieser Bereich des Litorals ist immer von Wasser bedeckt und wird von<br />
Tageslicht durchflutet.<br />
Circalitoral: Diese Zone beginnt dort, wo die photophilen Makrophyten (Algen und Seegräser)<br />
nicht mehr ausreichend Licht bekommen.<br />
Das Leben im Litoral wird durch folgende Schlüsselfaktoren beeinflusst:<br />
variierender Wasserstand; Intensität der Wasserbewegung; Lichtangebot; Substrat. Diese Faktoren<br />
bilden einen vertikalen Gradienten, der das Leben im Litoral prägt, dabei nimmt die<br />
Wellenwirkung, die Wassertemperatur und die Lichtintensität mit der Tiefe ab, Druck und<br />
Feuchtigkeit nehmen hingegen zu. Außerdem sinkt das Risiko des Trockenfallens mit der Tiefe.<br />
Weitere Gradienten bilden die spektrale Zusammensetzung des Lichtes, die Vertikal- und<br />
Horizontalkomponente der Wasserbewegung und die durchschnittliche Körnung des Untergrundes<br />
(mit der Tiefe nimmt die Korngröße ab).<br />
Der durch abiotische Faktoren geprägte Litoralgradient hat eine Zonierung der Lebewesen zur<br />
Folge. Die Zonen verlaufen parallel zur Wasseroberfläche. Die vertikale Ausdehnung der Zone<br />
hängt stark von der Exposition ab. Je exponierter eine Küste, desto höher liegen die<br />
Verbreitungsobergrenzen der charakteristischen Arten, desto breiter sind die Zonen.<br />
Im Mediolitoral herrschen extreme Umweltbedingungen, die hier siedelnden Tiere müssen Austrocknung,<br />
Wellenkraft, hohe Lichtintensität und extreme Temperaturen tolerieren können. In<br />
diesem Bereich überschneiden sich daher primär terrestrische und primär marine Formen. Die<br />
Lebensgemeinschaft besteht aus sessilen und vagilen Organismen (benthische Organismen).<br />
Für die sessilen Benthosorganismen ist die Beschaffenheit und damit die Stabilität des Untergrundes<br />
essenziell; man unterscheidet stabilere Hartböden von mobilen Sedimentbödent. Des<br />
Weiteren unterscheidet man zwischen Licht exponierten und Schatten exponierten Arten des<br />
Mediolitorals.<br />
Ein weiterer Faktor, der die Artengemeinschaft prägt, ist die Zweidimensionalität des Lebensraumes.<br />
Aus ihr ergibt sich eine starke Raumkonkurrenz. Die Zugänglichkeit der Nahrung ist<br />
ebenfalls ein limitierender Faktor.<br />
Die Tiere des Supra- und Mediolitorals sind an die extremen Umweltbedingungen sowohl morphologisch<br />
als auch in ihrer Lebensstrategie angepasst. Schnecken und Seepocken besitzen<br />
beispielsweise als Verdunstungsschutz eine besonders dicke Schale, zusätzlich schützen sich<br />
Napfschnecken vor Verdunstung, indem sie nachts oder während der Flut weiden. Den starken<br />
Druck- und Zugkräften entgegnen Seepocken indem sie sich am Felsen festzementieren.<br />
- 68 -
Das Projekt<br />
Einleitung<br />
Das Litoral ist ein durch abiotische Faktoren<br />
geprägter Lebensraum. Faktoren<br />
wie Lichtintensität, Wasserstand, sowie<br />
Wasserbewegung und Substrat, die alle<br />
mit der Tiefe korrelieren, haben einen<br />
starken Einfluss auf die Artenzusammensetzung.<br />
Daher wurde im<br />
Rahmen dieses Projektes die Lebensgemeinschaft<br />
eines Licht exponierten<br />
und eines Schatten exponierten Litoralgradienten<br />
in der Bucht von Campese<br />
untersucht.<br />
Folgende Hypothesen wurden aufgestellt:<br />
Die Lichtintensität prägt die<br />
Gemeinschaftsstruktur stark, daher unterscheiden<br />
sich Schatten- und Sonnengradient<br />
in ihrer Artenzusammensetzung.<br />
In tieferen Lagen, sowie im Schatten<br />
exponierten Gradienten nimmt der<br />
Grünalgenbewuchs ab, da die Lichtintensität<br />
abnimmt. Die Anzahl bzw.<br />
Dichte der Rotalgen steigt hingegen in<br />
schattigeren Bereichen.<br />
Material und Methoden<br />
Untersuchungsgebiet und Probenahme<br />
Als Untersuchungsflächen diente ein<br />
Schatten exponierter und ein Sonnen<br />
exponierter Granitfelsen nahe des Hafens<br />
von Campese. Entlang eines<br />
Tiefengradienten (0, 1, 2, 3, 4, 5 m) wurde<br />
eine Felsprobe mit Hilfe eines Messer<br />
bzw. Spatels genommen. Die Proben<br />
wurden in Wasser gefüllten Plastikgefäßen<br />
auf dem Land- bzw. Seeweg<br />
zum Labor transportiert. Dort wurde der<br />
Bewuchs der Felsstücke durch die jeweiligen<br />
Gruppenbearbeiter untersucht,<br />
wobei die Abundanz des untersuchten<br />
Taxons für jede Tiefenstufe abgeschätzt<br />
wurde (0: Art ist nicht vorhanden; 1: vor-<br />
- 69 -
handen; 2: häufig vorhanden; 3: sehr häufig vorhanden). Das Vorkommen der freilebenden Tiere<br />
(Fische und Echinodermen) entlang des Transekts wurde von den Gruppenbearbeitern vor<br />
Ort aufgenommen.<br />
Statistische Auswertung<br />
Eine Korrespondenzanalyse wurde durchgeführt, um herauszufinden, welche Taxa von den<br />
untersuchten Faktoren (‘Tiefe’: 0-5 m; ‘Exposition’: Sonne, Schatten) beeinflusst wurden.<br />
Die Abundanzen einzelner Taxa wurden mittels des Computerprogramms CANOCO (TER BRAAK<br />
& SMILAUER 1998) einer kanonischen Korrespondenzanalyse (CCA: canonical correspondence<br />
analysis) unterzogen, die auf einem nicht-linearen Model beruht. Der Faktor ‘Exposition’ wurde<br />
als ’echte’ Umweltvariable, der Faktor ’Tiefe’ als nominal skalierte Umweltvariable (‘Dummy’) mit<br />
in die Analyse einbezogen. In die Analyse wurde nur Taxa aufgenommen, die in mindestens<br />
drei Proben vorkamen. Das Ergebnis wurde in einem Ordinationsdiagramm (Biplot) dargestellt,<br />
um einen graphischen Eindruck des Einflusses der Lichtexposition und der Tiefe auf die Struktur<br />
der Lebensgemeinschaft im Litoralgradienten zu bekommen.<br />
Ergebnisse<br />
Im Sonnen exponierten Litoralgradienten wurden insgesamt 84 Taxa gefunden, die sich wie<br />
folgt in die untersuchten Gruppen einteilen ließen (siehe Tabelle):<br />
Algen (21); Porifera (7); Cnidaria (5); Mollusca (15); Annelida (13); Bryozoa (5); Crustacea (8);<br />
Echinodermata (2); Pisces (8).<br />
Im Schatten exponierten Litoralgradienten wurden dagegen nur insgesamt 74 Taxa gefunden,<br />
die sich wie folgt in die untersuchten Gruppen einteilen ließen (siehe Tabelle):<br />
- 70 -<br />
Schatten<br />
Parablennius gattorugine<br />
Pleraplysilla spirifera Syllidae<br />
Dict line<br />
Erantia<br />
Nereidae<br />
Udot peti<br />
Corallina officinalis<br />
2<br />
Chon reni<br />
Serpulidae<br />
Phyllophora sp.<br />
Peyssonnelia sp. Hali tuna Jania rubens<br />
3 Chro chrArbacia<br />
lixula Valonia utricularis Laurencia obtusa<br />
Sarpa salpa Clio Cram cra Tryp mel<br />
Sabe Thal pav 1<br />
5<br />
Amph rig Cora Padi pav<br />
0<br />
Oblada melanura Clyt hem<br />
Laom ang<br />
Acetabularia acetabulum<br />
Cora elo<br />
Bittium reticulatum Fabriciinae Columbella rustica<br />
Vermetidae Serpula vermicularisTripterygion<br />
tripteronotus<br />
4 Diplodus vulgaris Eudendrium ramosus<br />
Pagurus excavatus<br />
Sonne<br />
Calcinus tubularis<br />
Sipunculidae<br />
Echinodermata<br />
Porifera<br />
Cnidaria<br />
Pices<br />
Annelida & andere<br />
grün unterstrichen = Grünalgen<br />
rot unterstrichen = Rotalgen<br />
Crustacea<br />
Algen<br />
Mollusca
Algen (20); Porifera (8); Cnidaria (8); Mollusca (9); Annelida (13); Bryozoa (1); Crustacea (3);<br />
Echinodermata (2); Pisces (10).<br />
Kanonische Korrespondenzanalyse (CCA)<br />
Die extrahierten Eigenwerte der ersten und zweiten Achse, die ein Maß für die Güte der Ordination<br />
darstellen, lagen bei 0.20 für die erste Achse und bei 0.10 für die zweite Achse. Die<br />
Varianzaufklärung der Ordination durch den Faktor ‘Tiefe’ (erste Achse) betrug 20%. Die zweite<br />
Achse erklärte 10% der Verteilung der Arten und wurde von dem Faktor ’Lichtintensität’ (Sonne<br />
und Schatten) gebildet. Der Schattengradient war mit der Verteilung von Parablennius<br />
gattorugine (Pisces) und Pleraplysilla spirifera (Porifera) korreliert, wohingegen der Schattengradient<br />
mit dem Vorkommen von Sipunculida korrelierte (siehe Abbildung). Der Zusammenhang<br />
der Tiefe mit der Verteilung der Taxa war dagegen signifikant (F = 2.5, p = 0.005). Tiefere<br />
Bereiche (3-5 m) korrelierten mit der Abundanz von z.B. Diplodus vulgaris (Pices), Oblada<br />
melanura (Pisces) und Sarpa sarpa (Pisces), in höheren Bereichen (0-2 m) traten dagegen Arten<br />
wie z.B. Tripterygion tripteronotus (Pisces), Laurencia obtusa (Rotalge) und Acetabularia<br />
acetabulum (Grünalge) auf (siehe Abbildung).<br />
Das Vorkommen vieler Taxa war jedoch nicht oder nur gering durch die oben genannten Faktoren<br />
beeinflusst, so dass nur wenige Arten als Charakterarten für einen der beiden Standorttypen<br />
(tief oder hoch bzw. schattig oder sonnig) angesehen werden können.<br />
Diskussion<br />
Die beiden Litoralgradienten unterschieden sich in der Anzahl der gefundenen Taxa (Diversität),<br />
dennoch war der Einfluss der Lichtintensität auf die Gemeinschaftsstruktur nicht groß (10%). Im<br />
Gegensatz zu unserer Hypothese, dass Grünalgen im Schattengradient und in tieferen Bereichen<br />
durch Rotalgen abgelöst werden, kamen beide Algengruppen in beiden Gradienten und<br />
auch in allen Tiefen, außer in fünf Meter Tiefe, vor. Die mit dem Schattengradienten korrelierten<br />
Arten, weißer Stachelschwamm (Pleraphysilla spinifera) und gestreifter Schleimfisch<br />
(Parablemius gattorugine) sind in der Literatur als Bewohner von Spalten und Rissen bzw. von<br />
Stellen, die vor direktem Licht geschützt sind, beschrieben. Auch das Vorkommen dieser beiden<br />
Arten stimmt mit den Literaturangaben überein: weißer Stachelschwamm im Sublitoral (5-50 m),<br />
gestreifter Schleimfisch in 3-20 m. Die Tiefe hatte deutlichen Einfluss auf die Verteilung einiger<br />
Gruppen. So korrelierte z.B. das Vorkommen einige Fischarten mit der Tiefe, der Dreiflossen-<br />
Schleimfisch (Tripterygion tripteronotus) wurde in ein Meter Tiefe gefunden und bewohnt laut<br />
Literatur ausschließlich helle, meist algenbedeckte Lebensräume in Oberflächennähe; die Goldstrieme<br />
(Sarpa sarpa), sowie die Band-Brasse (Oblada melanura) und die Zweibinden-Brasse<br />
(Diplodus vulgaris) wurden in drei bis vier Meter Tiefe gesichtet, laut Literatur leben sie auf felsigem,<br />
Pflanzen bewachsenem Untergrund in der Nähe des Meeresbodens.<br />
- 71 -
Tabelle1<br />
Sonne Schatten<br />
Gruppen Arten Abkürzung 0 1 2 3 4 5 0 1 2 3 4 5<br />
Algen Acetabularia acetabulum Acet acet 1 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0<br />
Algen Amphiroa cryptarthrodia Amph cryp 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1<br />
Algen Amphiroa rigida Amph rigi 0 1 1 1 1 1 1 0 0 1 1 1<br />
Algen Anadyomene stellata Anad stel 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Algen Chaetomorpha sp. Chae sp. 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0<br />
Algen Codium bursa Codi burs 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Algen Codium coralloides Codi cora 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 1<br />
Algen Corallina elongata Cora elon 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0 0<br />
Algen Corallina officinalis Cora offi 0 0 1 0 0 0 1 1 0 0 1 0<br />
Algen Corallinaceen (krustenförmig) Cora 1 1 1 1 1 1 0 1 1 1 1 1<br />
Algen Cystoseira compressa Cyst comp 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0<br />
Algen Dascycladus vermicularis Dasc vern 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0<br />
Algen Dictyota dichotoma Dict dich 0 1 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0<br />
Algen Dictyota linearis Dict line 0 0 0 0 0 1 0 0 1 1 1 1<br />
Algen Halimeda tuna Hali tuna 0 0 0 0 1 0 0 0 1 0 1 0<br />
Algen Halopteris scoparia Halo scop 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Algen Jania rubens Jani rube 1 1 1 0 1 0 1 1 1 1 1 1<br />
Algen Laurencia obtusa Laur obtu 1 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0<br />
Algen Padina pavonica Padi pavo 0 1 1 0 1 1 1 1 0 1 0 0<br />
Algen Peyssonnelia sp. Peys sp. 0 0 0 0 1 1 0 0 1 1 1 1<br />
Algen Phyllophora sp. Phyl sp. 0 0 1 0 0 0 0 0 0 1 1 0<br />
Algen Pterocladia capillacea Pter capi 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1<br />
Algen Udotea petiolata Udot peti 0 0 0 1 0 1 0 1 1 1 1 1<br />
Algen Valonia utricularis Valo utri 1 1 0 0 0 0 0 1 0 0 1 0<br />
Algen Wrangelia pennicillata Wran penn 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Proifera Agelas oroides Agel oroi 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1<br />
Proifera Chondrosia reniformis Chon reni 0 0 0 0 1 1 0 0 2 1 1 0<br />
Proifera Cliona sp. Clio sp 0 2 0 0 0 2 0 0 2 2 0 0<br />
Proifera Cliona viridis Clio viri 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Proifera Crambe crambe/ Spirastella cunctatrix Cram cram 0 0 0 3 3 0 2 0 2 2 0 0<br />
Proifera Dysidea avara/fragilis Dysi avar 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0<br />
Proifera Eurypon major Eury majo 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0<br />
Proifera Irciria oros Irci oros 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0<br />
Proifera Phorbas tenacior Para cons 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1<br />
Proifera Pleraplysilla spirifera Pler spin 0 0 0 2 0 0 0 1 2 2 0 2<br />
Proifera Sarcotragus spinulosus Sarc spin 0 3 3 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Cnidaria Actinia equina Acti equi 1 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0<br />
Cnidaria Aiptasia mutabilis Aipt mutb 0 0 0 0 0 0 2 0 0 0 0 0<br />
Cnidaria Ballanophyllia europaea Balla euro 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Cnidaria Cladocora caespitosa Clado caes 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 3<br />
Cnidaria Clytia hemisphera Clyt hemi 0 1 2 0 0 0 0 0 0 0 0 2<br />
Cnidaria Cornularia cornucopiae Corn corn 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 0 2<br />
Cnidaria Dynamena disticha Dyna dist 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0<br />
Cnidaria Eudendrium ramosus Eude ramo 0 2 0 1 2 0 0 0 2 0 0 0<br />
Cnidaria Laomedea angulata Laom angu 2 0 0 2 2 2 2 0 2 0 2 0<br />
Annelida Aspidosiphon mülleri Aspi muel 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0<br />
Annelida Autolytus prolifec Auto prol 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0<br />
Annelida Erantia Eran 1 3 0 0 0 0 0 3 3 3 1 3<br />
Annelida Eunicidae Euni 0 0 0 1 0 0 0 0 0 1 0 0<br />
Annelida Fabriciinae Fabr 0 0 1 1 0 0 0 0 0 1 0 0<br />
Annelida Lysidice ninetta Lysi nine 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0<br />
Annelida Nereidae Nere 0 1 1 1 0 0 3 3 3 0 0 0<br />
Annelida Physcosoma granulatum Phys gran 0 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Annelida Putamilla reniformis Puta renif 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0<br />
Annelida Sabellidae Sabe 1 1 0 3 3 0 0 1 1 1 3 1<br />
Annelida Sedentaria Sede 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0<br />
Annelida Serpula fermicularis Serp ferm 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0<br />
Annelida Serpula vermicularis Serp verm 1 1 0 0 0 1 0 0 1 0 0 0<br />
Annelida Serpulidae Serp 0 1 0 0 0 0 0 0 1 1 0 0<br />
Annelida Sipunculidae Sipu 1 1 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0<br />
Annelida Syllidae Syll 0 1 0 0 0 0 1 0 1 1 0 0<br />
Annelida Terebellidae Tere 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0 0<br />
Mollusca Alvania lineata Alva line 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Mollusca Alvania montagui Alva mont 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0<br />
Mollusca Bittium reticulatum Bitt reti 0 0 0 1 1 1 0 0 0 1 1 0<br />
Mollusca Cantharus d’orbigny Cant dorb 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1<br />
Mollusca Cardita calyculata Card caly 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Mollusca Cerithiopsis tubercularis Ceri tube 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0<br />
Mollusca Columbella rustica Colu rust 0 1 1 1 1 0 0 1 0 0 1 0<br />
Mollusca Conus mediterraneus Conu medi 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0<br />
Mollusca Eastonia rugosa East rugo 0 1 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Mollusca Gibula sp. Gibu sp. 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
- 72 -
Sonne Schatten<br />
Gruppen Arten Abkürzung 0 1 2 3 4 5 0 1 2 3 4 5<br />
Mollusca Gourmya cf. spurca Gour cf.sp 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Mollusca Lithophaga lithophaga Lith lith 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0<br />
Mollusca Modiolus sp. Modi sp 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Mollusca Muricopsis cristatus Muri cris 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0<br />
Mollusca Mytilus edulis Myti edul 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0<br />
Mollusca Patella sp. Pate sp. 1 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0<br />
Mollusca Striarca lactea Stri lact 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0 0<br />
Mollusca Vermetidae Verm 1 1 1 1 1 1 0 1 0 0 1 1<br />
Crustacea Calcinus tubularis Calc tubu 0 3 0 1 1 0 0 1 0 0 0 0<br />
Crustacea Caprella sp. Capr sp. 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Crustacea Chtamalus stellatus Chta stel 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Crustacea Cirripedia Cirr 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Crustacea Clibanarius erythropus Clib eryt 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0<br />
Crustacea Eriphia verrucosa Erip verr 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Crustacea Pagurus anachoretus Pagu anac 0 1 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0<br />
Crustacea Pagurus excavatus var. meticolosus Pagu exca 0 0 0 0 1 3 0 0 0 0 0 1<br />
Crustacea Phoxichilidiidae Phox 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0<br />
Echinoderma Arbacia lixula Arab lixu 1 3 3 3 3 2 1 3 3 3 3 2<br />
Echinoderma Ophiopsila aranea Ophi aran 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Echinoderma Paracentrotus lividus Para livi 0 0 0 0 0 0 0 0 2 0 0 0<br />
Bryozoa Cellepora pumicosa Cell pumi 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0<br />
Bryozoa Crisia eburnea Cris ebur 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0<br />
Bryozoa Micropora cf. normani Micr norm 0 0 0 0 0 1 0 0 0 1 0 0<br />
Bryozoa Myriapora truncata Myria trun 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1<br />
Bryozoa Reptadeonella violacea Rept viol 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Bryozoa Schizobrachiella sanguinea Schi sang 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Pices Apogon imberbis Apog imbe 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0<br />
Pices Belone belone Belo belo 1 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0<br />
Pices Chromis chromis Chro chro 1 3 3 3 3 3 3 1 3 3 3 3<br />
Pices Diplodus vulgaris Dipl vulg 0 0 1 3 3 2 0 0 1 1 2 0<br />
Pices Oblada melanura Obla mela 0 0 2 3 2 2 0 0 1 2 2 1<br />
Pices Parablennius gattorugine Para gatt 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1<br />
Pices Sarpa salpa Sarp sapl 0 0 1 2 2 2 0 0 1 2 2 2<br />
Pices Thalassoma pavo Thal pavo 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3<br />
Pices Tripterygion tripteronotus Tryp trip 2 2 2 1 0 0 1 0 0 0 0 0<br />
Pices Trypterygion melanurus Tryp mela 1 1 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1<br />
- 73 -
Projekt: Sekundärer Hartboden und Posidonia-Rhizom<br />
Daniela Weigand und Katja Domes<br />
Einleitung<br />
Substrate kann man entsprechend ihres Ursprungs u.a. in primäre und sekundäre Hartböden<br />
unterteilen. Das Hauptmerkmal primärer Hartböden wie z.B. Granitgestein ist ihre Stabilität. Sekundäre<br />
Hartböden hingegen sind biogenen Ursprungs. Im Flachwasserbereich werden sie<br />
überwiegend von Kalk abscheidenden Rotalgen aus der Gruppe der Corallinacaea gebildet und<br />
werden bis zu 20 cm dick. In tieferen Bereichen werden sekundäre Hartböden mehr durch tierische<br />
Organismen wie Röhrenwürmer gebildet und können bis zu einem halben Meter dick werden.<br />
Sekundäre Hartböden sind im Vergleich zu den primären poröser und feinporiger und<br />
durch den häufigen Wechsel der Besiedler einem ständigen Wandel unterlegen.<br />
In diesem Projekt wurde untersucht, wie sich die Besiedlung in Bezug auf Quantität und Qualität<br />
der Arten in sekundären Hartböden aus unterschiedlichen Tiefen unterscheidet. Dieses<br />
Habitat wurde gleichzeitig mit der Besiedlung von Posidonia-Rhizomen verglichen, bei denen<br />
es sich ebenfalls um biogene Substrate handelt.<br />
Durchführung<br />
Bei der Durchführung des Projekts wurden Proben von sekundärem Hartboden aus 5 und 30 m<br />
entnommen. Die 5 m Proben wurden am Montag, den 11.10.04, von Stefan Scheu entnommen,<br />
die 30 m Proben wurden uns von der Mannschaft der Meeresbiologischen Station gestellt. In<br />
jeder Tiefe wurden drei Replikate erstellt und der Aufwuchs von Algen entfernt. Posidonia-Rhizome<br />
wurden aus 7 und 12 m ebenfalls von den Leuten der Tauchstation entnommen. Aus beiden<br />
Tiefen wurde hier nur ein Replikat untersucht.<br />
Zur Gewinnung der in den Substraten vorhandenen Tiere wurden die Proben mit Hammer, Nagel,<br />
Schere und Pinzette fein zerlegt und die Fauna gesammelt. Zur Bestimmung wurden die<br />
jeweiligen Tiere den Spezialisten-Gruppen übergeben. Die Ergebnisse wurden zusammengetragen,<br />
tabellarisch festgehalten und statistisch in einem Diagramm mittels einer<br />
Korrespondenzanalyse ausgewertet.<br />
Ergebnisse<br />
Nach einigen Tagen wurden uns aus den einzelnen Gruppen die Ergebnisse ihrer Bestimmungen<br />
mitgeteilt. Die jeweiligen Arten und ihrer Häufigkeiten sind in einer Tab.1 aufgeführt.<br />
Die Annelida sind in beiden Tiefen des sekundären Hartbodens die dominierende Gruppe. Bei<br />
30 m sind die Crustacea und die Mollusca wesentlich stärker vertreten als bei 5 m. Gleiches gilt<br />
für die Tunicata. Die Häufigkeit der anderen Gruppen ist in beiden Tiefen in etwa gleich. In den<br />
Rhizom-Proben sind die Porifera und die Bryozoa am häufigsten.<br />
Für jede Tiefenstufe wurden die Vertreter der Tiergruppen zusammengefasst und quantitativ<br />
miteinander verglichen (Tab. 2 und 3, Diagramm 1 und 2). Mit den Daten wurde mittels des<br />
Computerprogramm CANOCO (Ter Braak & Smilauer 1998) eine Hauptkompentenanalyse<br />
(PCA= principle components analysis) durchgeführt. Die jeweiligen Meerestiefen wurden dabei<br />
als Umweltvariablen (Dummies) eingesetzt. Die Ergebnisse wurden in einem Ordinationsdiagramm<br />
dargestellt (Grafik 1 und 2). Wie aus Grafik 1 ersichtlich ist, sind sich die drei Replikate<br />
aus 5 m Tiefe untereinander ähnlicher als die Replikate aus 30 m. Weiterhin fällt auf, dass<br />
sogar zwei Replikate aus 30 m zu den 5 m-Replikaten eine höhere Übereinstimmung zeigen als<br />
zu dem dritten Replikat (Grafik 1). Die einzelnen Tiergruppen beschränken sich jeweils nicht auf<br />
einen einzigen Standort, sondern sind in unterschiedlicher Häufigkeit überall vertreten.<br />
Ähnliches gilt für das Posidonia-Rhizom. Hier wurde im Vorfeld nur ein Replikat untersucht, wodurch<br />
in der Korrespondenzanalyse nur wenige Daten verglichen werden konnten. Die einzel-<br />
- 74 -
nen Taxa ordnen sich daher linear entlang der Tiefenachse (Grafik 2)<br />
Vergleicht man die Tiergruppen zwischen sekundärem Hartboden und Posidonia-Rhizom, findet<br />
man bei Porifera, Mollusca und Bryozoa andere Arten. Außerdem befinden sich im Rhizom unabhängig<br />
von der Tiefe deutlich weniger Annelida.<br />
Tabelle 1 Kalkgestein Rhizom<br />
5 m/1 5 m/2 5 m/3 30 m/1 30 m/2 30 m/3 7 m 12 m<br />
Porifera<br />
??Myxilla rosacea?? 1 1<br />
Pleraplysilla spinifera 1<br />
Sarcotragus spinulosus 1 1 1 1<br />
Clathrina cf. cerebrum 1 1<br />
Clathria (Microciona) armata 1<br />
Cliona viridis<br />
Mollusca<br />
1<br />
Alvania montagui 1<br />
Arca tetragona 10<br />
Patella sp. 1<br />
Barbatia nodulosa 1 4<br />
Acmea sp. 1<br />
Nassarius cf. binei 1<br />
Lithophaga lithophaga 1<br />
Rissoa cf. guerinii 1<br />
Doridacea, UO Porodoridacea<br />
Annelida<br />
1<br />
Nereidae 1 1 1 1 4<br />
Fabriciinae 1<br />
Sabellidae 1 1 1 1 1 2 1<br />
Tabellaria 1 2<br />
Errantia 10 9 5 1 5 3<br />
Polychaeta 2<br />
Eunice aphroditis 1<br />
Serpula vermiculatis 1<br />
Terrebillidae<br />
Nemertini<br />
1<br />
Micrura puspurea 1<br />
Sipunculida<br />
Bryozoa<br />
2 1 1 1 1<br />
Haploma impressum 1<br />
Idmoidea atlantica 1 1<br />
Crisia klugei 1<br />
Scrupocellaria reptans 1 1<br />
Disporella hispida 1 1<br />
Sertella septentrionalis 1 1<br />
Schizomavella discoidea 1<br />
Stomachetosella sinuosa 1<br />
Schizoporella sp. 1 1<br />
Calpensia nobilis 1 1 1<br />
Alcyonidium albidum<br />
Crustacea<br />
1 1<br />
Maera inaequipes 3<br />
Leptocheirus cf. hirustimarus 6<br />
Microdeutopus stationis 1<br />
Alpheus dentipes 1 1<br />
Pagurus sp. 1<br />
Pliumnus hirtellus 1<br />
Alpheus glaber<br />
Echinodermata<br />
4<br />
Amphiura cf. chiagei 1<br />
Psamechinus cf. microtuberculatus<br />
Tunicata<br />
1<br />
Ciona intestinalis 1<br />
Halocynthia papillosa<br />
Echiura<br />
7 1 1<br />
Bonellia sp. 1<br />
- 75 -
Tab. 2 (sek. Hartboden) Tab. 3 (Posidoniarhizom)<br />
5 m 30 m 7 m 12 m<br />
Annelida 30 24 Annelida 4 0<br />
Bryozoa 4 3 Bryozoa 4 8<br />
Crustacea 2 15 Crustacea 1 2<br />
Echinodermata 1 1 Mollusca 12 1<br />
Echirua 0 1 Porifera 3 4<br />
Mollusca 2 10 Sipunculida 1 0<br />
Porifera 3 1 Tunicata 1 1<br />
Sipunculida 3 2<br />
Tunicata 0 8<br />
Diskussion<br />
Die Replikate des sekundären Hartbodens aus 5 m Tiefe waren sehr homogen, die aus 30 m<br />
Tiefe zeigten hingegen größere Unterschiede. Insgesamt war die Besiedlung beider Habitate<br />
sehr ähnlich, obwohl wir größere Unterschiede aufgrund anderer Lebensbedingungen (z.B.<br />
Lichtverhältnisse, Strömung, Sauerstoffgehalt etc.) erwartet hätten.<br />
Die Ergebnisse aus der Betrachtung der beiden Rhizom-Proben sind sehr schwer zu interpretieren<br />
und mit dem sekundären Hartboden zu vergleichen, da hier nur jeweils ein Replikat untersucht<br />
wurde. Dies ist sowohl für eine quantitative als auch für eine qualitative Aussage deutlich<br />
zu wenig.<br />
Die Besiedlung von sekundärem Hartboden und Posidonia-Rhizom unterscheidet sich hinsichtlich<br />
der Artenzusammensetzung besonders bei den Gruppen Porifera, Mollusca und Bryozoa.<br />
Dies unterstützt die Erwartung, dass in unterschiedlichen Habitaten unterschiedliche Besiedler<br />
gefunden werden können.<br />
Die Ergebnisse bestätigen aber nur teilweise die Erwartungen. Es wurde angenommen, dass in<br />
unterschiedlichen Habitaten auch unterschiedliche Arten zu finden sind. Dies traf zu, wobei die<br />
Artenvielfalt als auch die Anzahl der Individuen nicht üppig war. Eine Fehlerquelle die zur Reduktion<br />
der Organismen sicher beigetragen hat, war die verzögerte Bearbeitung der Proben.<br />
Zudem hätte man noch mehr Organismen nachweisen können, wenn deutlich gewesen wäre,<br />
dass eine völlige Zertrümmerung bis zu sandartigen Korngröße sinnvoll ist. Wenn schon beim<br />
Auseinandernehmen die Spezialisten einer Tiergruppe anwesend sind, würden sicherlich einige<br />
zusätzliche Organismen erkannt.<br />
Bei dem Posidonia-Rhizom waren die uns gestellten Proben von Anfang an nicht nach<br />
Replikaten getrennt, daher war eine Analyse der Varianz innerhalb der Stichproben ausgeschlossen.<br />
Hier tritt eine breitere Ansiedlung der Organismen auf; einige Arten sind in beiden<br />
Tiefen ähnlich stark präsent.<br />
Literatur:<br />
Hofrichter R (2003): Das Mittelmeer: Fauna, Flora, Ökologie; Bestimmungsführer, Band I. Spektrum<br />
Akademischer Verlag, Stuttgart<br />
Ter Braak CJF, Smilauer P (1998): CANOCO reference manual and users guide to Canoco for<br />
Windows: Software for canonical community ordination (version 4). Microcomputer Power,<br />
Ithaca, New York<br />
- 76 -
Alpheus<br />
Alpheus<br />
Halocynthia Fabriciinae<br />
Cliona 30m Doridacea<br />
CionaPsamechinus<br />
Nassarius<br />
Porifera<br />
Crustaceae<br />
Mollusca<br />
Annelida<br />
Echinodermata<br />
Tunicata<br />
Echiura<br />
Sipunculida<br />
Tabellaria<br />
tief<br />
Sabellidae<br />
Nereidae<br />
Lithophaga<br />
Sarcotragus<br />
Rissoa<br />
Errantia Eunice Serpula<br />
Pagurus<br />
Amphiura<br />
5m<br />
hoch<br />
5m<br />
5m<br />
Sipunculida<br />
30m<br />
Microdeutopus<br />
Terrebillidae Leptocheirus<br />
Acmea Maera<br />
30m Barbatia<br />
Heteronematini<br />
Polychaeta<br />
Bonellia<br />
Sipunculida<br />
Sarcotragus<br />
Alvania<br />
Arca<br />
Sabellidae<br />
Disporel<br />
Sertella<br />
Halocynthia<br />
Crisia<br />
Stomachetosella<br />
Pliumnus<br />
7 m Tiefe<br />
Patella<br />
Errantia<br />
Clathrina<br />
Scrupocellaria<br />
Idmoidea<br />
12 m Tiefe<br />
Calpensia<br />
Schizoma<br />
Clathria<br />
Porifera<br />
Crustaceae<br />
Mollusca<br />
Annelida<br />
Sipunculida<br />
Tunicata<br />
Bryozoa<br />
Graphik 1<br />
Graphik 2<br />
- 77 -
Sandfauna (Meiofauna, Makrofauna)<br />
Claudia Maas, Christin Heinrich<br />
Methode:<br />
In Cautex-Bechern wurden entlang eines Tiefengradienten (1, 5, 10, 20, u. 30 m, sowie<br />
Amphioxussand 10 m) pro Tiefe je 3 Proben à 500 ml Sand entnommen. Jede der Proben wurde<br />
mit Magnesiumchlorid-Hexahydrat versetzt. Dies sollte die im Substrat enthaltenen Tiere<br />
lähmen, so dass man sie besser vom Sand trennen kann. Nach einer halben Stunde wurde der<br />
Sand nochmals aufgewirbelt, nun befinden sich die Organismen in der wässrigen Phase, die<br />
durch ein 100 mm Sieb abgegossen wurde, so dass alle Organismen die größer als 100 mm<br />
waren, im Sieb zurückblieben. Dieser Vorgang wurde dreimal wiederholt. Die ausgesiebten Organismen<br />
wurden mit Hilfe einer Spritzflasche aus dem Sieb gespült und jeweils in<br />
Petrischälchen gesammelt. Bei dieser Methode ist es möglich, Organismen lebend zu isolieren.<br />
Erwartung:<br />
Durch die abnehmende Wasserbewegung in zunehmender Tiefe, nahmen wir an, dass die<br />
Organismenzahl im Sand mit dem Tiefengradienten ansteigt.<br />
Auswertung:<br />
Die Petrischalen mit den isolierten Organismen wurden unter dem Mikroskop einzeln ausgezählt.<br />
Bei den Proben des Amphioxus Sandes wurde aufgrund der hohen Anzahl von Organismen<br />
je drei mal 1 cm ² ausgezählt und die Anzahl der Organismen hochgerechnet.<br />
Ergebnisse:<br />
Tiefe (m) 1 5 10 20 30 10A<br />
MW StA MW StA MW StA MW StA MW StA MW StA<br />
Copepoda 21 12,1 10 4,4 10,7 1,5 9 1 4,7 1,5 688,3 466<br />
Amphipoda 4,3 2,3 5 1 6,7 2,5 6,7 1,2 3 1 324,3 253,6<br />
Turbellaria 3,7 2,1 10,7 5,1 6,7 5,7 6 4,6 2,3 0,6 120,3 28,3<br />
Nematoda 2,3 0,6 6,7 2,5 4 2 5,3 2,1 5,7 0,6 90 25,9<br />
Isopoda 3,5 3,5<br />
Polychaeta 2 1 4 1 8,7 2,5 2,3 1,5 4,7 1,5 99,7 20,7<br />
Foramenifera 14,3 5,8 4,7 1,2 4,7 1,5 4,3 1,5 2,3 0,6 1421,7 1851,8<br />
Amphioxus 3,3 2,5<br />
Diskussion:<br />
Entgegen unseren Erwartungen stieg die Organismenzahl nicht mit der Tiefe an. Die Annahme,<br />
dass durch die geringere Strömung in größeren Tiefen mehr Organismen im Sand auftreten,<br />
konnte damit nicht bestätigt werden. Wie man anhand der Graphiken erkennen kann, wurden in<br />
10 m Tiefe die meisten Organismen gefunden. Allgemein traten in den Sandproben überwiegend<br />
Copepoden und Turbellaria auf. Desweiteren kann man den Unterschied zwischen ‚normalem’<br />
Sand und ‚Amphioxus Sand’ deutlich erkennen. Hier befanden sich im Vergleich zu den<br />
anderen Sandproben 10-100 mal mehr Organismen. Auffallend war, dass die Korngröße des<br />
Amphioxus-Sandes größer war als die aller anderen Proben. Der Amphioxus-Sand tritt bei<br />
Giglio nur in einer bestimmten Bucht auf, die sich allerdings nicht auffällig von den anderen unterscheidet.<br />
Mögliche Gründe für die hohe Organismenzahl im Amphioxus-Sand sind die größere<br />
Korngröße des Sandes und die damit verbundenen größeren Zwischenräume, in denen sich<br />
Organismen ansiedeln können. Auch eine andersartige Strömung in der Bucht und damit verbundene<br />
Erhöhung der Plantonsedimantation könnten zu der hohen Siedlungsdichte der Tiere<br />
in dem Amphioxus-Sand beigetragen haben.<br />
- 78 -
Posidonia-Sauger Projekt<br />
Svenja Gass und Katrin Wagner<br />
Intention des Projektes<br />
Mit dem Posidonia-Sauger Projekt sollte ein Lebensraum, in diesem Falle der Boden einer<br />
Posidonia Seegraswiese, erschlossen werden. Es sollte untersucht werden, welche Tiere und<br />
wie viele davon auf ca. 1 m 2 Posidonia Boden leben, und ob sich die Artenvielfalt in 7 und 12 m<br />
Tiefe unterscheiden.<br />
Durchführung<br />
Mit einem selbst gebauten Sauger wurden jeweils zwei Proben aus 7 und 12 m Tiefe vom Boden<br />
einer Posidonia Seegraswiese abgesaugt. Es wurde jeweils eine Fläche von ca. 1 m 2 abgesaugt.<br />
Die Proben aus den jeweiligen Tiefen wurden hinterher fälschlicherweise vereinigt.<br />
Deswegen konnten wir die Aussagekraft der Probeninhalte aus gleichen Tiefen nicht miteinander<br />
vergleichen und sehen, ob die Tiere, die wir dort gefunden haben, auch wirklich typisch für<br />
diese Tiefe und den Standort waren. Die Inhalte der Proben wurden teilweise selbst bestimmt<br />
und teilweise den jeweiligen Gruppenspezialisten zum Bestimmen gegeben. Die Ergebnisse<br />
wurden soweit möglich qualitativ sowie quantitativ erfasst.<br />
Ergebnisse:<br />
Gefundene Organismen<br />
7m 12m<br />
Mollusca Bittium reticulata 82 35<br />
Smaragdia viridis 2 0<br />
Jujubinus exasperaus fasn tricolor 5 8<br />
Rissoa auriscalpium 8 2<br />
Tricolia spec. 1 1 2<br />
Tricolia spec. 2 5 4<br />
Columbella rustica 2 1<br />
Callistoma zyzyphinum 1 8<br />
Alvania montagui 15 0<br />
Alvania lineata 14 5<br />
Venus casina 1 0<br />
Alvania spec. 6 0<br />
Arca tetragona 5 9<br />
Cantharus d’orbigny 4 9<br />
Alvania orinica 3 0<br />
Naticarius spec. 1 0<br />
Callistoma conulum 0 5<br />
Fusinus rostratus 0 1<br />
Muricopsis cristratus 0 1<br />
Gourmya vulgata 0 6<br />
Ocinebrina aciculata 0 4<br />
Conus ventricosus 0 1<br />
Arca noa 0 1<br />
Gibberla oryza 0 1<br />
Alvania cimex 0 5<br />
Tapes decussatus 0 1<br />
Pantopoda 1 0<br />
Crustacea Hippolyte internis 2 0<br />
Idothea hectica 0 1<br />
Garnelen 2 5<br />
Einsiedlerkrebse 0 17<br />
Pagurus anachoretus 0 1<br />
Pagurus excavatus var. meticolosus 19 1<br />
Pagurus spec. 0 15<br />
Caprellide - Gespensterkrebs 0 1<br />
Sphaerominae - Kugelassel 0 1<br />
Echinoderma „Irregularia“ 1 1<br />
Asterina gibbosa 0 1<br />
Ophiopsila aranea 0 2<br />
Fische Opteatogenys gracilis 1 0<br />
Apledoton incognitus 0 2<br />
Summe 181 157<br />
- 79 -
Es wurden sehr viele verschiedene Arten, vor allem Mollusca, Crustacea, Pisces,<br />
Echinodermata und Pantopoda (7m) gefunden. Die Summe der gefundenen Tiere betrug in 7 m<br />
Tiefe 150, und in 12 m Tiefe 109.<br />
Vor allem wurden bestimmt: Bittum reticulata, 82 mal (7 m) und 35 mal (12 m), Alvania<br />
montagui (15/0) und Alvania lineata (15/5).<br />
Einige Arten waren nur in 12 m Tiefe zu finden, z. B. Callistoma conulum, Alvania cimex und<br />
Gourmya vulgata<br />
Besonderheiten waren Hippolyte inernis, die Seegrasgarnele, die zweimal in<br />
7 m Tiefe gefunden wurde, Idothea hectica, eine Assel, sowie ein Caprellide, ein Gespensterkrebs,<br />
der jeweils einmal in 12 m gefunden wurde. Außerdem wurde Apledoton incognitus, ein<br />
ca. 2 cm großer Fisch, zweimal in 12 m gefunden. Dieser Fisch kann seine Körperfarbe der<br />
Umgebungsfarbe anpassen. Des weiteren wurde der erst 1996 entdeckte Opteatogenys<br />
gracilis, ein ebenfalls nur ca. 2 cm langer Fisch, einmal in 7 m gefunden.<br />
Außerdem war auffällig, dass viele Einsiedelerkrebse in beiden Tiefen zu finden waren (19/33).<br />
- 80 -
Projekt: Felsgrus<br />
Manuela Gebhardt, Mareike Rietze und Gregor Kalinkat<br />
Einleitung:<br />
Geröllhalden am Fuß von Felshängen sind ein typisches Habitat des Felslitorals. Auf den Felsblöcken,<br />
die zu den primären Hartböden gezählt werden, siedeln auf der dem Licht zugewandten<br />
Seite vor allem (Grün-)Algen. In den Hohlräumen der Blockunterseiten findet man die typische<br />
marine Höhlenfauna (Porifera, Bryozoa, etc.), die sich zu großen Teilen aus Arten zusammensetzt,<br />
die auch dem Benthos zugerechnet werden können.<br />
Mit diesem Projekt sollte untersucht werden, wie sich Störungen auf die Besiedelungsmuster<br />
von Felsblöcken in litoralen Geröllfeldern auswirken. Störungen stellen im untersuchten Komplex<br />
vor allem Bewegungen der Blöcke dar, die von den Turbulenzen des Wassers verursacht<br />
werden. In Abhängigkeit von Liegetiefe und Größe eines Blockes wird dieser entsprechend oft<br />
bzw. selten gedreht (siehe Tabelle), und entsprechend findet sich ein Besiedelungsmuster<br />
sessiler Tiere und Algen. Zu erwarten ist, dass bei längerer Liegezeit eine deutlichere<br />
Zonierung im Besiedelungsmuster auftreten wird.<br />
Untersucht wurde ein Geröllfeld am westlichen Rand der Bucht von Giglio Campese, auf halbem<br />
Weg zwischen der Meeresbiologischen Station und der ‚Punta del Faraglione’ (siehe Karte).<br />
Dort handelt es sich um den kleinen Teil der Insel mit Kalkfelsen, der wesentlich geröllreicher<br />
verwittert, als der auf Giglio vorherrschende Gneis/ Granit.<br />
Methodik:<br />
Es wurden jeweils zwei ähnlich große Blöcke aus 1 - 2 m Tiefe und aus 3 - 4 m Tiefe gesammelt<br />
und anschließend in mit Meerwasser gefüllten Kanistern zum Labor gebracht, um ein Austrocknen<br />
der Proben zu verhindern. Im Labor wurden dann die Arten bestimmt und Deckungsgrade<br />
der besiedelnden Organismen ermittelt. Algen, Schwämme und Tunicaten wurden soweit<br />
möglich bis zur Art bestimmt, bei den weiteren Organismengruppen wurde mit übergeordneten<br />
Taxa gearbeitet (siehe Diskussion). Bezüglich der Zonierung erfolgte eine Unterteilung in Oberund<br />
Unterseite.<br />
Charakterisierung der untersuchten Blöcke (Größenangaben in cm):<br />
F1 (Flachwasser I): 23 x 15 x 11<br />
F2 (Flachwasser II): 26 x 12 x 9<br />
T1 (Tiefwasser I): 27 x 14 x 8<br />
T2 (Tiefwasser II): 20 x 15 x 10<br />
Ergebnisse:<br />
Es wurde eine Ordination mit CANOCO durchgeführt (siehe Abbildung), wobei nur sessile Organismen<br />
in die Auswertung einbezogen wurden. In der Abbildung kann man die zwei Hauptachsen<br />
erkennen. Dabei gliedert die X-Achse anscheinend nach Pflanzen und tierische Organismen<br />
bzw. Ober- und Unterseite der Steine auf, die Y-Achse nach der Tiefe.<br />
Man kann erkennen, dass fast alle pflanzlichen Organismen auf der linken Seite der X-Achse<br />
stehen, mit Ausnahme der Kalkrotalge. Die tierischen Organismen stehen dagegen rechts. Auf<br />
der Y-Achse liegen die Proben aus dem flachen Wasser eher oben, die Proben aus dem tiefen<br />
Wasser eher unten. Diese Trennung erfolgte bei der Unterseite der Steine klarer als bei der<br />
Oberseite. Diese Trennungen kommen durch verschieden Faktoren zu Stande.<br />
Die Steine aus 2 m Tiefe sind einer stärkeren Strömung ausgesetzt und werden somit öfter umgewälzt.<br />
Daher können sich hier keine tierischen sessilen Organismen ansiedeln, denn diese<br />
brauchen eine gewisse Zeit, um Röhren etc. aufzubauen. Durch das häufige Umwälzen ist dies<br />
- 81 -
Tabelle I: Artenvorkommen und Deckung sessiler Organismen auf den Felsblöcken (Deckungsgrade in %)<br />
F1o F2o F1u F2u T1o T2o T1u T2u<br />
Algae<br />
Padonia pavonica 7 2 0 0 10 35 0 0<br />
Dictyota linearis 13 0 0 0 1 12 0 0<br />
Dictyota dichotoma 10 12 0 0 2 6 0 0<br />
Chaetomorpha aerea 12 29 0 0 0 0 0 0<br />
Dascycladus vernicularis 0,5 0 0 0 49 21 1 1<br />
Jania rubens 2 25 0 0 0 5 0 0<br />
Corallina officinalis 0 0 0 0 0 0,1 0 0<br />
Anadyomene stellata 0 0 0 0 0 2,5 0 0<br />
Udotea petiolata 0 0 0 0 0 0 0 0,1<br />
Kalkrotalge 3 4 9 10 5 6 18 15<br />
Gesamtdeckung 47,5 72 9 10 67 87,6 19 16,1<br />
Porifera<br />
Cliona cilata 0 0 0 3 0 0 0 2<br />
Pleraplysilla psinifera 0 0 0 1 0 0 0 0<br />
Terpios gelatosa 0 0 1,5 0 0 0 0 0<br />
Polychaeta<br />
Sabellidae 0 0 1 1 0 2 16 6<br />
Bryozoa 0 0 2 4 0 0 20 15<br />
Tunicata<br />
Didemnum maculosum 0 0 0,5 1,5 0 0 2 4<br />
Gesamtdeckung 0 0 5 10,5 0 2 38 27<br />
aber nicht möglich. Des Weiteren sind Algen überlegen, da sie sich schnell ansiedeln können<br />
und durch die guten Lichtverhältnisse besser wachsen.<br />
Die Steine aus 4 m Tiefe dagegen sind an der Unterseite stark von tierischen Organismen besiedelt,<br />
da diese hier genügend Zeit haben sich anzusiedeln. Man konnte aber eine klare<br />
Trennlinie zwischen Ober- und Unterseite erkennen. Es kamen keine Algen auf der Unterseite<br />
vor, da hier die Lichtverhältnisse zu schwach sind. Die Algen stehen also mit den tierischen Organismen<br />
in Konkurrenz. (Eine der wenigen gefundenen Ausnahmen: Rotalge Udotea<br />
petiolata).<br />
- 82 -<br />
Dascycla<br />
Jania rubens<br />
Chaetomorpha<br />
Tief1oben<br />
Flach2oben<br />
Flach1oben<br />
Dict dich<br />
Padonia<br />
Tief2oben<br />
Anadyome<br />
Corallin<br />
Dicty lin<br />
Felsgrus verschiedene Tiefen<br />
Pleraplysia<br />
Cliona c<br />
Udotea p<br />
Didemnum<br />
Kalkrotalge Flach2unten<br />
Flach1unten Terpios<br />
Tief2unten<br />
Tief1unten Bryozoa<br />
Sabellida
Theoretisch sollten die Steine aus 2 m Tiefe stärkeren Algenbewuchs aufweisen, als Steine aus<br />
4 m Tiefe. Das war nicht der Fall. Der eine Stein aus 4 m Tiefe war sehr stark mit Algen bewachsen,<br />
was man sehr gut in der Tabelle ablesen kann.<br />
Auch in der CANOCO-Analyse wird dies sichtbar, z.B. liegt Tief-1-oben oberhalb von Flach-2oben.<br />
Der Grund dafür kann sein, dass die Steine nicht aus genügend großer Tiefe geholt wurden.<br />
Somit waren die Lichtverhältnisse für die Algen noch sehr günstig und diese damit den<br />
tierischen Organismen überlegen.<br />
Aus diesem Grund konnten sich auf diesem Stein (Tief-1-oben) auf der Oberseite keine<br />
sessilen tierischen Organismen ansiedeln, wie dies bei Tief-2-oben der Fall war. Auch in der<br />
Abbildung „Gesamtdeckung sessiler Tiere“ ist dies abzulesen.<br />
Ebenso kommen tierische Organismen hauptsächlich auf der Unterseite vor und dabei eher im<br />
tiefen als im flachen Wasser.<br />
Zum Schluss wurden die fünf auf den Blöcken häufigsten Algen separat betrachtet (siehe Tabelle).<br />
Man kann erkennen, dass es Algen gibt, die hauptsächlich im Flachwasser vorkommen<br />
aber kaum im Tiefen (Dictyota dichotoma, Chaetomorpha aerea); genau umgekehrt (Padonia<br />
pavonica, Dascycladus vermicularis) oder auf Blöcken aus beiden Tiefen annähernd gleich<br />
verteilt sind (Dictyota linearis).<br />
Dies lässt vermuten, dass es zu einer Algensukzession kommt. Arten die auf Blöcken im turbulenteren<br />
Flachwasserbereich vorkommen, gehören damit zu den frühen Stadien bzw. zu den<br />
Erstbesiedlern. Die Arten der Blöcke aus tieferem Wasser gehören zu den späten Sukzessionsstadien.<br />
Diskussion:<br />
Am Ende der Exkursion war noch wenig Bearbeitungszeit vorhanden und so konnte die Auswertung<br />
deshalb nur grob vorgenommen werden. Die Grundzüge konnten aber trotzdem erarbeitet<br />
werden.<br />
Des weiteren erschien das ausgewählte Untersuchungsgebiet als nicht tief bzw. nicht steil genug,<br />
so dass vor allem die Ergebnisse der Blöcke aus den tieferen Zonen weniger deutlich als<br />
erwartet ausfielen (z.B. vertikale Zonierung). Vagile Organismen wurden zwar teilweise bestimmt<br />
(Mollusca), flossen aber nicht in die Auswertung mit ein. Vor allem aufgrund der hohen<br />
Auslastung der Bryozoen- und Porifera-Gruppen konnte bei diesen Taxa keine differenzierte<br />
Betrachtung durchgeführt werden, was sicherlich in Bezug auf deren Sukzessionsmuster interessant<br />
gewesen wäre.<br />
LITERATUR:<br />
Ina Schäfer, Christina La Bonvois: Felsgrus in St. Andrea; Exkursionsprotokoll Marine Ökologie<br />
Elba 2001, FB <strong>Biologie</strong> TU Darmstadt<br />
Rupert Riedl: <strong>Biologie</strong> der Meereshöhlen; Verlag Paul Parey, Hamburg & Berlin, 1966<br />
- 83 -
Posidonia Wiesen: Tiefengradient Besiedlung<br />
Tanja König, Dorothee Sandmann, Olivera Vucic-Pestic, Gunnar Henkes<br />
Ziel dieses Projektes war es, den Einfluss der Wassertiefe und des Blattalters auf die Kolonisierung<br />
durch Algen und Bryozoen in Beständen von Posidonia oceanica zu untersuchen. Dafür<br />
wurden in drei verschiedenen Tiefen (5, 10 und 20 m) in Posidoniawiesen auf einer Fläche von<br />
ca. 100 cm 2 sämtliche Posidoniablätter direkt am Rhizom abgeschnitten. Pro Tiefe wurden an<br />
vier verschiedenen Stellen Proben entnommen und in Behältern mit Seewasser gelagert. Im<br />
Kursraum wurden aus jeder der 12 Proben 5 Posidoniablätter ausgewählt und in drei Abschnitte<br />
zerteilt. Der erste Abschnitt, welcher den jüngsten Teil des Blattes repräsentiert, ging von der<br />
Basis bis dorthin, wo das Blatt makroskopisch sichtbar mit Organismen besiedelt war. Der mittlere<br />
Abschnitt wurde von dieser Besiedlungsschwelle bis zu der Stelle definiert, an der das Blatt<br />
noch grün, und somit lebendig war. Der dritte und älteste Abschnitt war der braune, schon in<br />
Zersetzung befindliche Rest des Blattes. Da Posidoniablätter gebogen sind, d.h. es eine konkave<br />
und eine konvexe Seite gibt, unterscheiden sich die Strömungsverhältnisse an Innen- und<br />
Außenseite deutlich. Da die Strömung vermutlich einen wichtigen Einfluss auf Kolonisierung<br />
hat, wurde bei jedem der 180 ausgewählten Blätter Innen- und Außenseiten getrennt ausgewertet.<br />
Die Algen Dictyota linearis und Fosliella sp. wurden auf Artniveau, die restlichen Algen auf<br />
Gruppenniveau bestimmt und der jeweils anteilige Bewuchs abgeschätzt. Die Bryozoen wurden<br />
soweit wie möglich bis auf Artniveau bestimmt und die Anzahl der Kolonien pro Blattabschnitt<br />
gezählt. Die ermittelten Bryozoen-Daten wurden mit Hilfe einer MANOVA (SAS 9.13) statistisch<br />
ausgewertet, um fest zu stellen, ob die drei untersuchten Faktoren (Wassertiefe, Blattalter,<br />
Blattseite) einen Einfluss auf die Bryozoen-Gemeinschaft hatten.<br />
Ergebnisse Algen:<br />
Einfluss der Wassertiefe<br />
Mit zunehmender Wassertiefe nahm vor allem die Siedlungsdichte von Dictyota sehr stark zu.<br />
Ähnliches gilt für Rotalgen, deren Siedlungsdichte allerdings vor allem zwischen 5 und 10 m<br />
zunahm, wogegen die Zunahme bei Dictyota vor allem zwischen 10 und 20 m erfolgte.<br />
Einfluss der Blattabschnitte und der Blattseite<br />
Die Besiedlung mit Algen nahm mit dem Alter der Posidoniablätter stark zu. Dies traf vor allem<br />
für Fosliella zu, die oberen Blattabschnitte waren teilweise weitgehend mit Kolonien dieser Rotalge<br />
bewachsen. Insgesamt erfolgte die Besiedlung der Posidoniablätter verstärkt auf der stärker<br />
strömungsexponierten Blattaußenseite. Offensichtlich sind Rotalgen für die Besiedlung der<br />
Blätter nicht auf strömungsarme Zonen angewiesen, wie dies bei Bryozoen der Fall ist.<br />
Anzahl Kolonien<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
- 84 -<br />
Dictyota<br />
Kugelig<br />
Rotalge<br />
Tiefeneffekt<br />
tiefe 5m 10m 20m
Ergebnisse Bryozoen:<br />
Einfluss der Wassertiefe<br />
Die statistische Analyse ergab, dass die unterschiedlichen Tiefen einen signifikanten Einfluss<br />
auf die Besiedlung durch Bryozoen hatten (Abb.1). Der Einfluss der Tiefe auf die Kolonisierung<br />
wirkte sich aber unterschiedlich auf die gefundenen Arten aus. Bei den meisten untersuchen<br />
Arten (Aetea truncata, Tubulipora phalangea, Mimosella gracilis, Micropora truncata und<br />
Filicrisia geniculata (Abb. 1a+b) nahm die Anzahl der Kolonien mit Zunehmender Tiefe zu. Im<br />
Gegensatz dazu, fanden sich Kolonien der Art Alcyonidium albidum häufiger in 5 als in 10 oder<br />
20 m (Abb. 1d). Eine dritte Gruppen von Bryozoen (Disporella hispida und Haplopoma<br />
impressum) wurden in ihrer Häufigkeit durch den Faktor Tiefe nicht beeinflusst, sie kamen in<br />
allen drei Tiefen in gleicher Anzahl vor (Abb. 1c).<br />
2. Einfluss der Blattseite<br />
Bei den Bryozoenarten Aetea truncata, Tubulipora phalangea und Micropora cf. normani konnte<br />
ein starker Einfluss der Blattseite auf die Kolonisierung festgestellt werden. Diese drei Arten<br />
wurden an der Blattaußenseite signifikant häufiger gefunden (Abb.2a). Bei den Arten Disporella<br />
hispida, Mimosella gracilis, Filicrisia geniculata, Alcyonidium albidum und Haplopoma<br />
a Aetea truncata b<br />
Kolonienzahl<br />
4<br />
2<br />
0<br />
A<br />
A<br />
5 m 10 m 20 m<br />
c Disporella hispida d<br />
Kolonienzahl<br />
B<br />
4 A A A<br />
2<br />
0<br />
5 m 10 m 20 m<br />
impressum konnte kein Effekt der Blattseite fest gestellt werden. Kolonien dieser vier Arten fanden<br />
sich auf Innen- und Außenseite in etwa gleicher Anzahl (Abb. 2b). Keine der gefundenen<br />
Arten hatte eine Präferenz für die Blattaußenseite.<br />
3. Einfluss des Blattabschnittes<br />
Auch die drei unterschiedlichen Abschnitte,<br />
welche drei unterschiedlichen Blattalter darstellen,<br />
unterschieden sich ebenfalls in ihrem<br />
Bewuchs durch Bryozoen. Die Arten Aetea<br />
truncata und Tubulipora phalangea und wurden<br />
mit zunehmendem Blattalter häufiger<br />
(Abb. 3a). Bei Mimosella gracilis war ähnliches<br />
zu finden, allerdings unterschieden sich bei<br />
dieser Art die Blattabschnitte II und III nicht<br />
von voneinander (abb. 3b). Als einzige Art wur-<br />
Kolonienzahl<br />
Kolonienzahl<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Tubulipora phalangea<br />
A<br />
B<br />
C<br />
5 m 10 m 20 m<br />
Alcyonidium albidum<br />
5 m 10 m 20 m<br />
Abb. 1. Einfluss der Wassertiefe auf die Kolonisierung des Seegrases<br />
Posidonia oceanica durch verschiedene Arten von Bryozoen. Balken mit<br />
verschiedenen Buchstaben unterscheiden sich signifikant von einander.<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
A<br />
B<br />
B<br />
a b<br />
Kolonienzahl<br />
a Aetea truncata b<br />
5<br />
C<br />
4<br />
3<br />
2<br />
B<br />
1<br />
0<br />
A<br />
I II III<br />
Kolonienzahl<br />
c Alcyonidium albidum d<br />
Kolonienzahl<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
A<br />
Aetea truncata<br />
A<br />
B<br />
B<br />
i a<br />
B<br />
I II III<br />
Kolonienzahl<br />
Kolonienzahl<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Mimosella gracilis<br />
Disporella hispida<br />
Abb. 3. Einfluss des Blattalters (Abschnitt I,II,III) auf die Kolonisierung des<br />
Seegrases Posidonia. oceanica durch verschiedene Arten von Bryozoen.<br />
Balken mit verschiedenen Buchstaben unterscheiden sich signifikant von einander.<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
A<br />
B<br />
B<br />
I II III<br />
AB<br />
A<br />
i a<br />
Abb. 2. Einfluss der Blattseite ( i= Innenseite, a = Außenseite) auf die<br />
Kolonisierung des Seegrases Posidonia oceanica durch die Bryozoen<br />
Aetea truncata und Diporella hispida. Balken mit verschiedenen Buchstaben<br />
unterscheiden sich signifikant von einander.<br />
Kolonienzahl<br />
Disporella hispida<br />
A<br />
A<br />
B<br />
I II III<br />
- 85 -
de Alcyonidium albidum am häufigsten in dem jüngsten Teil (Abschnitt I) der Posidoniablätter<br />
gefunden.<br />
Diskussion<br />
Wenn man die Besiedlung von Posidoniablättern durch Bryozoen in dieser Studie betrachtet,<br />
lassen sich ein paar Gesetzmäßigkeiten feststellen. So sind ältere Blätter in der Regel mehr<br />
besiedelt als junge Blätter, mit der Wassertiefe nimmt die Kolonisierung durch Bryozoen zu und<br />
die konkave Blattinnenseite von Posidonia oceanica wird bevorzugt besiedelt. Dass die älteren<br />
Blätter stärker kolonisiert werden, liegt sicher an der längeren Besiedlungszeit und an der beginnenden<br />
Zersetzung der Blätter und der damit verbundenen raueren Blattoberfläche, welche<br />
das Festsetzen von planktischen Bryozoenlaven begünstigt. Dass die Besiedlung mit zunehmender<br />
Wassertiefe zunimmt, könnte an der dort verringerten Wasserströmung liegen. Die Besiedlung<br />
wird für Bryozoen bei weniger Strömung einfacher und die Gefahr, dass Kolonien von<br />
der Strömung abgerissen werden, sinkt. Unterschiedliche Strömungsverhältnisse könnten auch<br />
die Präferenz der Bryozoen für die Blattinnenseite erklären. Neben diesen abiotischen Faktoren<br />
könnte aber auch die Konkurrenz um Siedlungsraum mit anderen Organismen, wie Algen, die<br />
gefundenen Muster erklären. So siedelten z.B. Rotalgen in dieser Untersuchung bevorzugt auf<br />
der Blattaußenseite.<br />
Schaut man sich die Besiedlung der Blätter auf Artniveau der Bryozoen an, so ergibt sich allerdings<br />
ein etwas differenzierteres Bild. Die unterschiedlichen Bryozoenarten konkurrieren wahrscheinlich<br />
auch untereinander um die Ressource Siedlungsraum, und jede Art hat andere Strategien<br />
entwickelt um sich au Dauer durchsetzen zu können.<br />
Alcyonidium albidum scheint sich darauf spezialisiert zu haben Posidoniablätter extrem früh zu<br />
besiedeln. Diese Art wurde am häufigsten an den sehr jungen Abschnitten der Posidoniablätter<br />
gefunden (Abb.3). Sobald andere Arten auftauchen, verschwindet A. albidum von der Blattfläche,<br />
was auf geringe Konkurrenzkraft hindeutet. Die Zooide von A. albidum haben weder<br />
Spiculae noch Avicularien und keine festen Gehäuse, sondern nur eine gallertige Schutzhülle,<br />
was sie möglicherweise besonders anfällig für Konkurrenten macht.<br />
Disporella hispida scheint dagegen sehr gut in der Besiedlung von Blättern auch bei starken<br />
Strömungen zu sein. Diese Art kam in allen Tiefen und auf beiden Blattseiten in gleicher Häufigkeit<br />
vor.<br />
Aetea truncata und Tubulipora phalangea sind weder so schnell wie Alcyonidiumim in der Besiedlung<br />
der Blätter, noch so strömungsresistent wie Disporella hispida. Sie kamen mehr in<br />
strömungsarmen Bereichen vor. Ihr Vorteil könnte in einer größeren Konkurrenzkraft gegenüber<br />
anderen Besiedlern von Posidonia liegen. Die Siedlungsdichte beider Arten nahm mit der Tiefe<br />
zu und sie besiedelte vor allem die Innenseite der Posidoniablätter. Auch erreichten sie ihre<br />
größten Kolonienzahlen auf dem ältesten Abschnitt der Posidoniablätter. Morphologisch unterscheiden<br />
sich die beiden Arten aber sehr stark. Während Tubulipora phalangea sehr kompakte<br />
stark verkalkte Kolonien bildet, breitet sich Aetea tuncata geflechtartig mit langen Stolonen über<br />
große Blattbereiche aus.<br />
Die räumlich und zeitlich variierenden Bedingungen in einer Posidonia-Wiese scheinen eine<br />
Koexistens von vielen, ökologisch unterschiedlich eingenischten Bryozoenarten zu ermöglichen.<br />
- 86 -
TUD<br />
<strong>Fachbereich</strong> <strong>Biologie</strong><br />
c. beckers<br />
@ 2005<br />
- 87 -