IBS Irritable Bowl Syndrome

Kapitel 5
Klinisches Erscheinungsbild des
Reizdarms (IBS)
«Der Darm ist bei der gleichen Person einmal verstopft, ein anderes Mal ist
der Stuhl dünn... Wie die Erkrankung zwei so unterschiedliche Symptome
aufweisen kann, sehe ich mich ausser Stande zu erklären…»
W. Cumming, London Medical Gazette, 1849
Der Reizdarm wird als ein Syndrom definiert, ‹bei dem Beschwerden oder
Schmerzen im Abdominalbereich mit der Defäkation oder einer Änderung der
Darmfunktion und mit Merkmalen einer gestörten Defäkation einhergehen.› 1
Es handelt sich um eine chronische Störung, deren Symptome sich zwischen
den Patienten und selbst bei einem einzelnen Patienten im Laufe der Zeit
unterscheiden können. Alle an Reizdarm leidende Patienten werden jedoch
das häufige Wiederauftreten von mindestens einigen der in diesem Kapitel
besprochenen Symptome erfahren.
5.1 Abdominelle Schmerzen oder Beschwerden
Schmerzen im Abdominalbreich sind ein Merkmal, mit dem sich der Reizdarm
definieren lässt und kann für die betroffenen Patienten sehr quälend sein.
Die Schmerzen werden oft als spastisch oder ‹kolikartig› beschrieben, und
obwohl sie überall im Abdomen wahrgenommen werden können, treten sie
häufig im Unterbauchbereich auf der linken Seite auf. Die Patienten berichten
oft, dass sich die Schmerzen verschlimmern, wenn sie verstopft sind und
dass sie durch die Entleerung des Darmes oder das Abgehen von Winden
gelindert werden können. Bei einigen Frauen mit Reizdarm zeigt sich eine
zyklische Erscheinungsform der Bauchschmerzen und Darmfunktion mit einer
Verschlimmerung der Symptome vor und während der Menstruation. 51
Ausser den kolikartigen Bauchschmerzen haben Patienten mit Reizdarm auch
angegeben, dass sie einen scharfen Schmerz im unteren Abdominalbereich
im Inneren des Rektums fühlen (Proctalgia fugax).
Es besteht die Annahme, dass der Reizdarm zumindest teilweise eine
Störung des Darmempfindens (viszerale Überempfindlichkeit) ist. Ob die
Schmerzen und Beschwerden der Patienten mit Reizdarm aufgrund eines
erhöhten Bewusstseins der normalen Physiologie der GI-Ereignisse zurück-
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