Vorlesung S04B: Sozialisation 9. Veranstaltung am 20.01.2011 ...
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<strong>Vorlesung</strong> <strong>S04B</strong>: <strong>Sozialisation</strong><br />
Vorläufiger Semesterplan (ohne Gewähr)<br />
ab 28.10.2010 <strong>am</strong> Donnerstag 08:15 bis 09:45 (Audimax)<br />
1 28.10.10 Einführung in die Thematik, Organisation<br />
2 04.11.10 Grundlagen der <strong>Sozialisation</strong>sforschung<br />
3 11.11.10 Historische Entwicklung (Bezugstheorien)<br />
4 18.11.10 <strong>Sozialisation</strong> durch Medien (Mediensozialisation)<br />
5 25.11.10 Politische <strong>Sozialisation</strong><br />
6 02.12.10 <strong>Sozialisation</strong> in der F<strong>am</strong>ilie<br />
7 0<strong>9.</strong>12.10 <strong>Sozialisation</strong>sfeld Kindergarten<br />
Weihnachtsferien<br />
8 13.01.11 Schulische <strong>Sozialisation</strong><br />
9 20.01.11 Soziales Verhalten in der Schule, Schule und abweichendes<br />
Verhalten<br />
10 27.01.11 Jugendphase: <strong>Sozialisation</strong> in der Gruppe von Gleichaltrigen<br />
(Peergroups), Koedukation und Gender<br />
11 03.02.11 Sozialpädagogik und Sozialarbeit (neu)<br />
12 10.02.11 Rolle der Lehrperson (neu) und Abschluss<br />
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<strong>Vorlesung</strong> <strong>S04B</strong>: <strong>Sozialisation</strong><br />
<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Soziales Verhalten in der Schule (1)<br />
Verwandte Themen:<br />
Sekundäre <strong>Sozialisation</strong><br />
Peergroups<br />
Stressoren: Scheidung, Kinderarmut, Krankheit und Tod<br />
Medienkompetenz<br />
Politische <strong>Sozialisation</strong><br />
Grundlagenliteratur:<br />
• Dreikurs, Rudolf; Cassel, Pearl; Rückriem, Norbert (Hg.) (1995 6 ): Disziplin ohne<br />
Tränen. München<br />
• Hurrelmann, Klaus; Ullich, Dieter (Hg.) (1998): Handbuch der<br />
<strong>Sozialisation</strong>sforschung, Weinheim und Basel, S. 321- 334<br />
• Grunder, Hans-Ulrich (2001): Schule und Lebenswelt. Münster: Waxmann<br />
• Gudjons, Herbert (2003 8 ): Pädagogisches Grundwissen. Bad Heilbrunn, S. 166 – 173<br />
• Petillon, Hanns: Soziale Erfahrungen in der Schulanfangszeit. In. Pekrun, R.; Fend, H.<br />
(Hg.): Schule und Persönlichkeitsentwicklung, Stuttgart 1991.<br />
• Toman, Hans (2007): Classroom-Management. Hohengehren. S. 48ff.<br />
• Zimmermann, Peter (2006 3 ): Grundwissen <strong>Sozialisation</strong>. Wiesbaden. S.117ff.<br />
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<strong>Vorlesung</strong> <strong>S04B</strong>: <strong>Sozialisation</strong><br />
<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Soziales Verhalten in der Schule (2)<br />
Soziales Verhalten in der Schule<br />
Unterrichtsstörungen und Fragen der Disziplin<br />
Labelling Approach (Etikettierungstheorie)<br />
Schulangst<br />
Schulphobie<br />
Schulversagen<br />
Schulverweigerung<br />
Mobbing und Gewalt an Schulen<br />
Perspektiven:<br />
Schüler<br />
Lehrperson<br />
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<strong>Vorlesung</strong> <strong>S04B</strong>: <strong>Sozialisation</strong><br />
<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Soziales Verhalten in der Schule (3)<br />
Die Bedeutung der Schülergruppe für die soziale Entwicklung des Kindes lässt sich nach<br />
Petillon durch das Benennen folgender 13 Bereiche (Entwicklungspotentiale)<br />
beschreiben:<br />
• Vergleich mit anderen (Bezugsgruppe),<br />
• Status (Einfluss, Beliebtheit) erwerben (Gruppenstruktur),<br />
• Normen mitbestimmen und befolgen lernen (Gruppennormen),<br />
• Zugehörigkeit erleben (Sozialklima),<br />
• Gedanken austauschen, sich darstellen (Kommunikation),<br />
• Sozialbeziehungen aufnehmen (Beziehung),<br />
• Bewähren in Publikumssituationen (soziales Selbstbewusstsein),<br />
• Selbsterfahrungen machen (Identität),<br />
• Auseinandersetzungen bestehen (Konflikt),<br />
• intensive Bindungen eingehen (Freundschaft),<br />
• gemeins<strong>am</strong> arbeiten und spielen (Kooperation),<br />
• Andersartigkeit erfahren (Toleranz),<br />
• sich für Gruppeninteressen zus<strong>am</strong>menschließen (Solidarität).<br />
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<strong>Vorlesung</strong> <strong>S04B</strong>: <strong>Sozialisation</strong><br />
<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Soziales Verhalten in der Schule (4)<br />
Unterrichtsstörungen und Fragen der Disziplin<br />
Der Begriff ‚Disziplin’ beinhaltet eine Reihe von Beschreibungen. Der Terminus zeigt<br />
sich als ein mehrdeutiges Wort der Alltagssprache und bezeichnet folgende Bereiche:<br />
• ein Schulfach und einen Wissenschaftszweig,<br />
• die innere Zucht, der sich das Individuum unterwirft sowie<br />
• die äußere Zucht und Ordnung, die dem Individuum von außen abverlangt<br />
werden, wie z.B. im Straßenverkehr, bei Diskussionen oder als Rolle von<br />
Organisationen oder Institutionen (Parteidisziplin, Heeresdisziplin,<br />
Betriebsdisziplin oder Schuldisziplin)<br />
• die Forderung, sich gemäß den normativen Ordnungen der<br />
gesellschaftlichen Gruppen zu verhalten, deren Mitglied man ist (z.B. einer<br />
Schulklasse).<br />
Disziplin meint somit nicht die kritiklose Unterordnung und Ausführung von Befehlen<br />
und ist auch nicht die Voraussetzung dafür, sondern das Ergebnis von Erziehung.<br />
Disziplin bedeutete in diesem Sinn die Fähigkeit und Bereitschaft, ein geordnetes<br />
Verhalten zu zeigen, dass auf eigener Einsicht in die Notwendigkeit und Begründetheit<br />
überpersonaler sittlicher Ordnungen beruht.<br />
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<strong>Vorlesung</strong> <strong>S04B</strong>: <strong>Sozialisation</strong><br />
<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Soziales Verhalten in der Schule (5)<br />
Unterrichtsstörungen und Fragen der Disziplin<br />
Nach wie vor sind es Disziplinprobleme, die Lehrpersonen, aber auch Eltern, <strong>am</strong><br />
meisten aufregen und bedrängen. Sie zu lösen ist notwendig und wird möglich, wenn<br />
man dazu führende Fehleinstellungen von Kindern erkennen und korrigieren kann.<br />
Dreikurs beschreibt den Begriff der Disziplin als ein Kernproblem der Erziehung.<br />
Ohne Disziplin verlieren die Schüler und Lehrpersonen die Orientierung und die<br />
Verlässlichkeit. Der Lernerfolg wird somit in Frage gestellt. Dreikurs legt den<br />
Schwerpunkt seiner Forschung auf den emotionalen Bereich der Erziehung zur<br />
Entwicklung von Disziplin im Unterricht der Grundschule. Sein Ansatz ist die freie,<br />
demokratische und repressionsfreie Erziehung. Als Rezept dafür nennt er: Ermutigung<br />
statt Strafe.<br />
Disziplin hängt unmittelbar mit dem Führungsstil der Lehrperson zus<strong>am</strong>men.<br />
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<strong>Vorlesung</strong> <strong>S04B</strong>: <strong>Sozialisation</strong><br />
<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Soziales Verhalten in der Schule (6)<br />
Unterrichtsstörungen und Fragen der Disziplin<br />
Autokratisch Demokratisch<br />
(Druck von außen) (Antrieb von innen)<br />
Herrscher Beratung und Leitung<br />
scharfe, unverbindliche Stimme warme, freundliche Stimme<br />
Befehl Anregung<br />
Druck sachbezogene Motivation<br />
Zwang Anreiz<br />
Zus<strong>am</strong>menarbeit fordern Zus<strong>am</strong>menarbeit gewinnen<br />
Ich sage euch, was ihr zu tun habt ! Ich sage euch, was ich tun werde<br />
Ideen aufzwingen Ideen anbieten<br />
manipulieren Sinnperspektive eröffnen<br />
abfällig beurteilen ermutigen<br />
Fehler herausstellen bisherige Leistungen anerkennen<br />
bestrafen helfen<br />
Ich sage euch... gemeins<strong>am</strong>e Entscheidungsfindung<br />
Ich entscheide, ihr gehorcht ich schlage vor, wir entschließen uns<br />
alleinige Verantwortung der autokratischen<br />
Lehrperson<br />
geteilte Verantwortung (in) der<br />
Schulklassengemeinschaft<br />
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<strong>Vorlesung</strong> <strong>S04B</strong>: <strong>Sozialisation</strong><br />
<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Soziales Verhalten in der Schule (7)<br />
Unterrichtsstörungen und Fragen der Disziplin<br />
Fehlverhalten:<br />
Die Intentionen für das Fehlverhalten umfassen nach Dreikurs vier Bereiche:<br />
• Aufmerks<strong>am</strong>keit erregen,<br />
• Macht ausüben,<br />
• Rache nehmen und<br />
• Unzulänglichkeiten zur Schau stellen.<br />
Diese Fehleinstellungen bedingen sich z.T. gegenseitig bzw. bauen aufeinander auf.<br />
Zudem kann ein Kind mehrere Intentionen gleichzeitig zeigen.<br />
Dreikurs nennt in diesem Zus<strong>am</strong>menhang weitere Grundregeln, die dazu beitragen,<br />
ein wünschenswertes Verhältnis zwischen Lehrpersonen und Schülern aufzubauen.<br />
Dabei richtet sich Dreikurs direkt an die Lehrpersonen:<br />
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<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Soziales Verhalten in der Schule (8)<br />
Unterrichtsstörungen und Fragen der Disziplin<br />
• Kämpfen Sie nicht, geben Sie aber auch nicht auf.<br />
• Die Intentionen als Konfliktursache sollten erforscht werden.<br />
• Äußern Sie Ihre Absichten klar.<br />
• Befreien Sie sich von Zwängen und Vorurteilen.<br />
• Lassen Sie jeden, der in den Konflikt verwickelt ist, bei Entscheidungen mitwirken.<br />
• Verlieren Sie nie die Fassung !<br />
• Entschuldigen Sie sich, wenn Sie sich geirrt haben.<br />
• Verzichten Sie darauf, Ihre Machtposition ins Spiel zu bringen.<br />
• Erklären Sie alle Anordnungen sachlich und nüchtern.<br />
• Eigene Forderungen wirken sich nachhaltig auf die Kommunikation in der Klasse aus.<br />
• Trennen Sie Tatsachen von persönlichen, subjektiven Meinungen.<br />
• Verwirklichen Sie Ihre Zielsetzungen ohne Ungeduld und Gewalt.<br />
• Vertrauen sollte niemals enttäuscht werden.<br />
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<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Soziales Verhalten in der Schule (9)<br />
Labeling Approach (Etikettierungstheorie)<br />
Arbeitsdefinition:<br />
Mit dem Labeling Approach (deutsch: Etikettierungsansatz) wird Devianz<br />
(abweichendes Verhalten) dadurch erklärt, dass sie sozial zugeschrieben und nicht<br />
objektiv vorhanden sei.<br />
Als Devianz (von frz. dévier) oder abweichendes Verhalten werden in der Soziologie<br />
und in der Sozialen Arbeit stigmatisierte Eigenschaften/Merkmale (Behinderung,<br />
Hautfarbe, Kleidung) und Verhaltensweisen (Sexualität, politische, religiöse oder<br />
kulturelle Tätigkeiten) bezeichnet, die aufgrund von Etikettierungen mittels Sozialer<br />
Kontrolle durch Fremdzuschreibungen von einer dominanten Gruppe auf eine<br />
Minderheitengruppe oder vor dem Hintergrund <strong>am</strong>tlicher Kriterien, so z. B. des<br />
Strafrechts, als Abweichung von in einer bestimmten Zeit gültigen Normen und<br />
Wertvorstellungen beurteilt werden.<br />
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<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Soziales Verhalten in der Schule (10)<br />
Labeling Approach (Etikettierungstheorie)<br />
Merkmale und Voraussetzungen:<br />
1 . Erste Voraussetzung für die Klassifikation ist die (sozialdeterminierte)<br />
Normsetzung selbst.<br />
2. Erst durch die Normanwendung wird Verhalten zu konformen oder zu<br />
abweichendem Verhalten.<br />
3. Folglich ist die Klassifikation als abweichendes Verhalten durch<br />
gesellschaftliche Definitions- und Zuschreibungsprozesse bestimmt<br />
4. Zuschreibungsprozesse werden selektiv vorgenommen, so ergibt sich, dass<br />
durch das sozialstrukturelle Machtgefälle die offiziellen und<br />
gesellschaftlich institutionalisierten Instanzen in besonderer Weise die<br />
Möglichkeit haben, diese Definition zu bestimmen.<br />
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<strong>Vorlesung</strong> <strong>S04B</strong>: <strong>Sozialisation</strong><br />
<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Soziales Verhalten in der Schule (11)<br />
Labeling Approach (Etikettierungstheorie)<br />
Merkmale und Voraussetzungen:<br />
5. Durch die offiziellen Instanzen werden Zuschreibungsprozesse initiiert, die<br />
gelabelten Individuen nur wenig Verhaltenspielraum lassen (vor allem die<br />
als konform definierten Möglichkeiten werden stark eingeengt)<br />
6. In Ermangelung ausreichend konformer Verhaltensmöglichkeiten wird der<br />
Ausweg in den als abweichend definierten Verhaltensweisen gesucht, das<br />
‚Labeln‘ führt also zu sekundär abweichendem Verhalten<br />
7. Aufgrund der Zuschreibung des Abweichens und wegen der Praktizierung<br />
solcher als abweichend klassifizierter Verhaltensweisen bilden sich<br />
abweichende Selbstdefinitionen heraus, die zu einer Identität der Person<br />
führen, die die Übernahme der zugeschriebenen abweichenden Rolle als<br />
persönlichkeitskonform wahrnimmt.<br />
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Soziales Verhalten in der Schule (12)<br />
Schulangst<br />
Arbeitsdefinitionen:<br />
Angst stellt eine natürliche Reaktion auf Bedrohung und Unsicherheit dar. Sie<br />
ermöglicht Gefahren wahrzunehmen und sich auf K<strong>am</strong>pf und Flucht einzustellen.<br />
Angst spiegelt das Gefühl einer allgemeinen Schwäche wieder, das Gefühl, bestimmte<br />
Gefahren nicht bewältigen zu können !<br />
Hierbei entsteht ein Gefühlszustand der Beklemmung. Diese bewahren den Mensch<br />
vor gefährlichen Situationen und beeinflussen das Herz, die Atmungsorgane, die<br />
Verdauungs- und Harnorgane.<br />
Schulangst bezeichnet im Allgemeinen die Angst vor und die Angst in der Institution<br />
Schule. Zum einen kann es sich hierbei um Schwierigkeiten mit<br />
Leistungsanforderungen bis zur Leistungsüberforderung handeln. Ebenfalls können<br />
Mobbing und Gewalt durch Mitschüler die Auslöser für Schulangst sein. Auch ein<br />
schlechtes Lehrer – Schüler Verhältnis kann zu Problemen führen. Die Symptome<br />
können sich sowohl auf physischer, wie auch auf psychischer Ebene auswirken<br />
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<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Soziales Verhalten in der Schule (13)<br />
Schulangst (Symptome)<br />
Zu den Symptome der allgemeinen Angst zählen:<br />
Erhöhung von Herztätigkeit und Blutdruck<br />
Kalter Schweiß<br />
Zittern<br />
Evtl. Kontrollverlust über Schließmuskel<br />
Abschaltung des Vorderhirns -> Denkblockaden<br />
Magenbeschwerden ( „Schul-Bauchweh“ )<br />
Andauernde Müdigkeit, Erschöpfungszustände<br />
Konzentrationsstörungen<br />
Kopfschmerzen<br />
Schlafstörungen<br />
Verhaltensauffälligkeiten<br />
Totale Schulverweigerung<br />
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Soziales Verhalten in der Schule (14)<br />
Formen der Schulangst:<br />
Lern- und Leistungsangst (Prüfungsangst)<br />
Schullaufbahnangst<br />
Stigmatisierungsangst<br />
Strafangst<br />
Personenangst<br />
Konfliktangst<br />
Institutionsangst<br />
Lern- und Leistungsangst<br />
Schullaufbahnangst<br />
Stigmatisierungsangst<br />
Trennungsangst<br />
Formen neurotischer Angst<br />
Ursachen der Schulangst:<br />
Leistungsdruck<br />
Schulische Überforderung<br />
Wahl eines ungeeigneten Schultyps<br />
Individuelle Lernschwierigkeiten<br />
Vorbelastete Eltern<br />
Stark eingeschränkter Erziehungsstil<br />
Entmutigende Rückmeldung<br />
Mobbing<br />
Körperliche Gewalt<br />
Unregelmäßiges Lernen<br />
Konzentrationsprobleme<br />
Stress zu Hause<br />
Lärm<br />
Müdigkeit<br />
Krankheiten<br />
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<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Soziales Verhalten in der Schule (15)<br />
Schulphobie<br />
Arbeitsdefinition:<br />
Vermeidungsverhalten ohne direkten Bezug zur Schulsituation<br />
Zentrale Rolle spielt die Trennungsangst von Bezugspersonen<br />
Symptome:<br />
Keine Leistungsüberforderung<br />
Psychosomatische Beschwerden<br />
Trennungsängste<br />
Übertriebene Ängste vor alltäglichen Situationen<br />
Ursachen:<br />
Problematische F<strong>am</strong>ilienkonstellationen<br />
Stresssituationen innerhalb der F<strong>am</strong>ilie<br />
Trennungsangst der Mutter<br />
Übertriebene Fürsorge<br />
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<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Soziales Verhalten in der Schule (16)<br />
Schulversagen<br />
Mit Schulversagern werden die Schüler beschrieben, die nach Vollendung der Schulpflicht das<br />
allgemeinbildende Schulsystem ohne Abschluss verlassen (Zimmermann, S. 131).<br />
Mögliche Ursachen:<br />
sinnlose Regeln, fehlende Lebensnähe der schulischen Inhalte,<br />
Leistungsdruck, ‚heimlicher Lehrplan‘<br />
Mögliche Folgen für den Schüler:<br />
mangelndes Selbstwertgefühl und Minderwertigkeitsgefühle, Schulangst – Leistungsangst<br />
Die Kombination von schlechten Schulleistungen , einem negatives Selbstbild und der<br />
Schulangst in einem Interaktionsgefüge führen zu einer schlechten schulischen <strong>Sozialisation</strong> und<br />
können Schulversagen fördern.<br />
Folgen: Zurückstellung, Klassenwiederholung, Labeling<br />
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<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Soziales Verhalten in der Schule (17)<br />
Schulverweigerung<br />
Symptome:<br />
Abneigung gegen Schule (auch als Schulunlust bzw. Schulmüdigkeit beschrieben)<br />
Die Schule wirkt unangenehm, ggf. auch bedrohlich<br />
Fernbleiben vom Unterricht trotz Schulpflicht<br />
Typen:<br />
• Passive Schulablehnung: innerer Ausstieg, Träumen, Inaktivität etc.<br />
• Aktionsorientierte Schulverweigerung: destruktives Verhalten, Nichterfüllung von<br />
Aufgaben, Beleidigung von Lehrpersonen<br />
• Dauerhafte Schulabwesenheit: Schwänzen (über die ‚normale‘ Dimension hinaus)<br />
• Schulverweigerung als psycho-somatischer Symptomkomplex: Schulangst, den<br />
Eltern in der Regel bekannt -> Therapie<br />
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<strong>Vorlesung</strong> <strong>S04B</strong>: <strong>Sozialisation</strong><br />
<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Soziales Verhalten in der Schule (18)<br />
Schulverweigerung<br />
Mögliche Ursachen:<br />
Leistungs- und Konkurrenzprinzip der Schule<br />
Vergleichende Bewertung von Leistungen<br />
Bedrohung des Selbstwertgefühls<br />
Schulangst und andere psychische Belastungen<br />
F<strong>am</strong>iliäre Verhältnisse: Vernachlässigung oder Überbehütung<br />
Mobbing und Gewalt<br />
Summe der <strong>Sozialisation</strong>seffekte innerhalb der Schule<br />
Gesellschaftlicher Auftrag: Fördern und Auslesen<br />
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<strong>Vorlesung</strong> <strong>S04B</strong>: <strong>Sozialisation</strong><br />
<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Soziales Verhalten in der Schule (19)<br />
Mobbing an Schulen<br />
Unter Mobbing in der Schule (auch: Bullying) lässt sich allgemein ein gegen Schüler<br />
gerichtetes ‚Gemeinsein‘, Ärgern, Angreifen und Schikanieren verstehen.<br />
Laut Dan Olweus bedeutet Mobbing, dass ‚ein oder mehrere Individuen, wiederholte<br />
Male und über einen längeren Zeitraum negativen Handlungen von einem oder<br />
mehreren Individuen ausgesetzt sind“. Es handelt sich um negative Handlungen, wenn<br />
ein Individuum einem anderen Schaden beziehungsweise Unannehmlichkeiten zufügt<br />
oder zuzufügen versucht. Solche Handlungen können verbal (drohen, verspotten,<br />
beschimpfen, …), physisch (schlagen, schubsen, treten, kneifen, festhalten, …) oder<br />
non-verbal (Grimassen schneiden, böse Gesten, Rücken zuwenden, …) vonstatten<br />
gehen. Olweus betrachtet auch einzelne schikanöse Vorfälle als Mobbing, wenn diese<br />
sehr schwerwiegend sind. Bullying erfordert, dass zwischen dem Opfer und dem Täter<br />
(oder der Gruppe von Tätern) ein Ungleichgewicht der Kräfte herrscht, das sich auf<br />
körperliche oder psychische Stärke beziehen kann. Es handelt sich Olweus zufolge<br />
nicht um Bullying, wenn zwei gleich starke Schüler miteinander streiten.<br />
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<strong>Vorlesung</strong> <strong>S04B</strong>: <strong>Sozialisation</strong><br />
<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Soziales Verhalten in der Schule (20)<br />
Mobbing an Schulen<br />
Der Begriff Mobbing st<strong>am</strong>mt aus dem Englischen und bedeutet anpöbeln,<br />
fertigmachen (mob = Pöbel, mobbish = pöbelhaft). Mobbing ist eine Form offener<br />
und/oder subtiler Gewalt gegen Personen über längere Zeit mit dem Ziel der sozialen<br />
Ausgrenzung. Es kann sich dabei um verbale und/oder physische Gewalt handeln.<br />
Mobbing unter Schülern bezeichnet alle böswilligen Handlungen, die kein anderes Ziel<br />
haben, als eine Mitschülerin oder einen Mitschüler fertig zu machen. Dazu gehören:<br />
als direktes Mobbing: Hänseln, Drohen, Abwerten, Beschimpfen, Herabsetzen,<br />
Bloßstellen, Schikanieren,<br />
als indirektes Mobbing: Ausgrenzen, Ruf schädigen, ‚Kaltstellen‘ durch das<br />
Vorenthalten von Informationen und Beschädigen von Eigentum der gemobbten<br />
Person u.ä..<br />
Weitere Infos:<br />
Olweus, D.: Gewalt in der Schule. Was Lehrer und Eltern wissen sollten und tun können. 1996.<br />
Hogrefe.<br />
http://www.f<strong>am</strong>ilienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Schule/s_360.html<br />
Pädagogik (2011). Mobbing. Heft 1/11 (www.beltz-paedagogik.de)<br />
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<strong>Vorlesung</strong> <strong>S04B</strong>: <strong>Sozialisation</strong><br />
<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Soziales Verhalten in der Schule (21)<br />
Gewalt an Schulen<br />
Gewalt in der Schule umfasst das ges<strong>am</strong>te Spektrum von Tätigkeiten und Handlungen,<br />
die physische und psychische Schmerzen oder Verletzungen bei den im Bereich der<br />
Schule handelnden Personen zur Folge haben oder die auf die Beschädigung von<br />
Gegenständen im schulischen Raum gerichtet sind. Gewalt in der Schule umfasst alle<br />
Übergriffe und Bedrohungen, die im unterrichtlichen Geschehen stattfinden, und auch<br />
alle diejenigen, die im außerunterrichtlichen Bereich auftreten.<br />
Gewaltformen<br />
• Schüler gegen Schüler • (Cyber-) Mobbing / stilles Mobbing<br />
• Schüler gegen Lehrpersonen • Raub<br />
• Schüler gegen Schuleigentum • Erpressung<br />
• Lehrpersonen gegen Schüler • Physische Gewalt<br />
• Lehrpersonen gegen Lehrpersonen • Sexuelle Übergriffe<br />
• Telefonterror<br />
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Dr. rer. soc. Hans Toman e-mail: hans.toman@uni-flensburg.de<br />
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<strong>Vorlesung</strong> <strong>S04B</strong>: <strong>Sozialisation</strong><br />
<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Soziales Verhalten in der Schule (22)<br />
Gewalt an Schulen<br />
Ursachen<br />
• F<strong>am</strong>ilie<br />
• Schule<br />
• Soziales Umfeld<br />
• Peergroup<br />
• Medien (TV, Computerspiele, Internet)<br />
• Gesellschaft (Normen, Werte, Religion)<br />
• Hohes Ausmaß von sozialer Regellosigkeit<br />
• Leistungsversagen<br />
Weitere Infos:<br />
Olweus, Dan (2006) Gewalt in der Schule. Bern: Verlag Hans Huber<br />
http://www.woge-goettingen.de (Wege ohne Gewalt)<br />
http://kriminalpraevention.stk.rlp.de/fileadmin/kriminalpraevention/downloads/service/downloads/g<br />
ewalt_an_schulen.pdf<br />
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<strong>Vorlesung</strong> <strong>S04B</strong>: <strong>Sozialisation</strong><br />
<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Soziales Verhalten in der Schule (23) Gewalt an Schulen: Kreislauf der Gewalt<br />
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<strong>Vorlesung</strong> <strong>S04B</strong>: <strong>Sozialisation</strong><br />
<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Soziales Verhalten in der Schule (24)<br />
Gewalt an Schulen<br />
Mögliche Lösungsansätze und Hinweise:<br />
Sich an eine Vertrauensperson wenden<br />
Gemeins<strong>am</strong> das Gespräch suchen<br />
Ggf. Straftat zur Anzeige bringen<br />
Sich Hilfe bei verschiedenen Organisationen holen<br />
Das Gespräch mit den Eltern suchen<br />
Prävention:<br />
Projekt: Prävention im Te<strong>am</strong> (PIT): seit 1997 an schleswig-holsteinischen Schulen,<br />
anderer Projekte: z.B. Faustlos (www.faustlos.de)<br />
Partner der Schulen sind vor allem die Polizeidienststellen vor Ort<br />
Ziele: Vorbeugung von Gewalt, Diebstahl und Sucht<br />
Zielgruppe: Jugendliche im Alter zwischen 12 und 14 Jahren<br />
Schülerverträge und Schülergerichte (?)<br />
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<strong>Vorlesung</strong> <strong>S04B</strong>: <strong>Sozialisation</strong><br />
<strong>9.</strong> <strong>Veranstaltung</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
Lernaktivitäten 8 (<strong>20.01.2011</strong>)<br />
1. Beschreiben Sie die vier Bereiche der Intentionen für das Fehlverhalten und nehmen<br />
Sie Stellung dazu !<br />
2. Erläutern Sie den Labeling Approach an einem Beispiel und überlegen Sie, wie<br />
Lehrpersonen Etikettierungen von Schülern vermeiden können!<br />
3. Welche Symptome deuten auf Schulangst und welches Verhalten zeigen Schüler ?<br />
4. Welche Möglichkeiten bieten sich Lehrpersonen der Schulangst erfolgreich entgegen<br />
zuwirken ?<br />
5. Wie sollten sich Lehrpersonen bei Anzeigen von Mobbing gegenüber einem Schüler<br />
verhalten ?<br />
6. Beschreiben Sie das Projekt ‚Faustlos‘ nach einer Internetrecherche !<br />
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Fragen der <strong>Sozialisation</strong><br />
Ich danke für die Aufmerks<strong>am</strong>keit !<br />
<strong>Vorlesung</strong> um 1500<br />
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