Finanzstandort Deutschland - Die Deutsche Kreditwirtschaft
Finanzstandort Deutschland - Die Deutsche Kreditwirtschaft
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22<br />
3.1.2 Banken<br />
Kernbranche der deutschen Wirtschaft<br />
<strong>Die</strong> <strong>Kreditwirtschaft</strong> ist einer der bedeutendsten Zweige<br />
der deutschen Wirtschaft. Mit einem Anteil in<br />
Höhe von 3,6 % 1 an der gesamten Bruttowertschöpfung<br />
war sie im Jahr 2009 einer der wichtigsten Wirtschaftszweige<br />
<strong>Deutschland</strong>s. Ihr Anteil an der gesamtwirtschaft<br />
lichen Produktion von Waren und <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
lag damit wieder ähnlich hoch wie Ende der<br />
1990er Jahre, nach einem Rückgang vor allem seit<br />
Mitte des vergangenen Jahrzehnts. Der jüngste Anstieg<br />
der Bruttowertschöpfung in 2009 steht auch im<br />
Zusammenhang mit der ausgesprochen expansiven<br />
Ausrichtung der Geld politik der Europäischen Zentralbank<br />
und den Besonderheiten der methodisch<br />
schwierigen, indirekten statistischen Er fassung.<br />
Gleichzeitig hatten stark export orientierte Wirtschaftszweige<br />
durch eine weltweite konjunkturelle Abschwächung<br />
einen deutlichen Einbruch der Produktion<br />
zu verkraften. <strong>Die</strong> Wirtschaftsleistung des<br />
deutschen Bankensektors fi el damit deutlich höher aus<br />
als die des Maschinen- oder Fahrzeugbaus. Neben seiner<br />
beachtlichen Wirtschafts leistung besticht das<br />
deutsche Kreditgewerbe aber auch als ein wichtiger Arbeitgeber<br />
in <strong>Deutschland</strong>. Mit rund 667.900 Personen<br />
(Stand 2010) beschäftigt die <strong>Kreditwirtschaft</strong> mehr als<br />
1,6 % aller Erwerbstätigen in <strong>Deutschland</strong>.<br />
<strong>Die</strong> deutschen Banken haben in den letzten Jahren<br />
ihre Kapitalausstattung erhöht, ihre Ertragslage stabil<br />
gehalten und die Anfälligkeit in der Refi nanzierung<br />
abgebaut. <strong>Die</strong>s attestiert die Bundesbank in ihrem<br />
Finanzstabilitätsbericht 2011. Insgesamt hat sich<br />
dadurch die Risikotragfähigkeit der deutschen Banken<br />
in einem weiterhin schwierigen gesamtwirtschaftlichen<br />
Umfeld erhöht.<br />
Im europäischen Vergleich kommt der deutschen<br />
<strong>Kreditwirtschaft</strong> aufgrund der Größe der deutschen<br />
Volkswirtschaft ebenfalls eine besondere Bedeutung<br />
zu: Gemessen an den Einlagen von und den Krediten<br />
an Nicht-Banken stellt <strong>Deutschland</strong> den größten<br />
Bankensektor Europas. Ende 2011 standen bei den<br />
deutschen Banken Kundeneinlagen in Höhe von<br />
<strong>Kreditwirtschaft</strong> einer der größten Wirtschaftszweige<br />
Anteile an der Bruttowertschöpfung nach Sektoren in %, 2009<br />
Bau<br />
<strong>Kreditwirtschaft</strong><br />
Maschinenbau<br />
Energie, Wasser<br />
Metall<br />
Fahrzeugbau<br />
Elektro<br />
Chemie<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt<br />
0 1 2 3 4 5<br />
Hohe Bedeutung der deutschen <strong>Kreditwirtschaft</strong><br />
Bilanzsumme der Banken in % des BIP, 2011<br />
Großbritannien<br />
Frankreich<br />
Spanien<br />
<strong>Deutschland</strong><br />
Italien<br />
Polen<br />
EU27<br />
Quelle: EZB, Eurostat<br />
2,3<br />
0 100 200 300 400 500 600<br />
84<br />
Solides Kreditgeschäft<br />
Bestand der Bankkredite an Nicht-Banken in % des BIP, 2011 2<br />
Spanien<br />
Großbritannien<br />
Italien<br />
Frankreich<br />
<strong>Deutschland</strong><br />
Polen<br />
EU27<br />
Quelle: EZB, Eurostat<br />
258<br />
2,6<br />
2,6<br />
2,5<br />
2,8<br />
337<br />
326<br />
3,0<br />
367<br />
3,6<br />
423<br />
4,5<br />
559<br />
0 50 100 150 200<br />
55<br />
117<br />
115<br />
127<br />
132<br />
167<br />
178<br />
3.131 Mrd. EUR sowie Kundenkredite von 2.969 Mrd.<br />
EUR in den Büchern. <strong>Die</strong> Bilanzsumme belief sich<br />
zur gleichen Zeit auf 8.393 Mrd. EUR. <strong>Die</strong> deutschen<br />
Banken wurden dabei nur von den britischen Banken<br />
übertroff en, die Ende 2011 eine Bilanzsumme von<br />
9.722 Mrd. EUR auswiesen.<br />
<strong>Die</strong> Bilanzsumme der deutschen Kreditinstitute<br />
gemessen am Bruttoinlandsprodukt liegt im europäischen<br />
Mittelfeld. Durch die aggregierte Bilanzsumme<br />
der inländischen Institute wird allerdings nicht<br />
das gesamte Geschäft deutscher Banken erfasst, denn<br />
deutsche Finanzinstitute betreuen auch im Ausland<br />
ihre Kunden. So waren Ende 2011 56 deutsche Banken<br />
mit 209 Filialen im Ausland vertreten, die eine<br />
Bilanzsumme von 2.317 Mrd. EUR aufwiesen. Hinzu<br />
kamen 87 Auslandstöchter mit einem Geschäftsvolumen<br />
in Höhe von 479 Mrd. EUR. Gleichzeitig ist der<br />
deutsche Markt off en für Wettbewerber aus dem Ausland.<br />
So betreiben auch ausländische Banken über<br />
eigene Zweigstellen und Töchter in <strong>Deutschland</strong> ihre<br />
Geschäfte. Gemessen an der Bilanzsumme Ende 2011<br />
hatten diese einen Marktanteil von 11,2 % inne.<br />
Fortlaufende Strukturanpassung<br />
<strong>Die</strong> <strong>Kreditwirtschaft</strong> reagiert auf den weiterhin ausgeprägten<br />
Wettbewerbsdruck mit fortlaufenden Strukturanpassungen.<br />
Unter anderem hat sich dabei die<br />
Anzahl der Institute in den letzten zwei Jahrzehnten<br />
deutlich verringert. Ende 2011 lag die Zahl der Banken<br />
in <strong>Deutschland</strong> bei 1.903. Das sind weniger als<br />
halb so viele wie 1990, als noch 4.638 Kreditinstitute<br />
von der <strong>Deutsche</strong>n Bundesbank gezählt wurden. <strong>Die</strong><br />
Konsolidierung erfolgte überwiegend über Zusammenschlüsse.<br />
Als Folge des Rückgangs der Institutszahl<br />
und der Ausweitung der Geschäftsaktivitäten<br />
stieg die durchschnittliche Bilanzsumme der Institute<br />
in diesem Zeitraum von 0,6 auf zuletzt 4,4 Mrd. EUR.<br />
Trotz des anhaltenden Trends hin zu größeren Geschäftseinheiten<br />
ist die Bankendichte in <strong>Deutschland</strong><br />
mit 23 Kreditinstituten bezogen auf eine Million Einwohner<br />
im Vergleich zu anderen europäischen Flächenländern<br />
immer noch am höchsten.<br />
… und solides Einlagengeschäft<br />
Einlagen von Nicht-Banken in % des BIP, 2011 2<br />
Großbritannien<br />
Spanien<br />
<strong>Deutschland</strong><br />
Frankreich<br />
Italien<br />
Polen<br />
EU27<br />
Quelle: EZB, Eurostat<br />
0 50 100 150 200<br />
49<br />
89<br />
96<br />
115<br />
122<br />
Konsolidierung setzt sich fort<br />
Anzahl der Kreditinstitute in <strong>Deutschland</strong> in Tsd.<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
’90 ’91 ’92 ’93 ’94 ’95 ’96 ’97 ’98 ’99 ’00 ’01 ’02 ’03 ’04 ’05 ’06 ’07 ’08 ’09 ’10 ’11<br />
Quelle: <strong>Deutsche</strong> Bundesbank<br />
Akteure am <strong>Finanzstandort</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
1 <strong>Die</strong> Angaben der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung beziehen<br />
sich auf den mit der WZ2008 neu geschaffenen Wirtschaftszweig<br />
„Finanzdienstleister“, der neben den Kreditinstituten auch die<br />
Beteiligungsgesellschaften sowie Treuhand- und sonstige Fonds<br />
und ähnliche Finanzinstitutionen enthält.<br />
2 Während die Angaben zu Krediten und Einlagen bei Euro-Mitgliedsländern<br />
auf den gesamten Euroraum abstellen, werden bei<br />
Nicht- Euro-Ländern nur die Kredite an und die Einlagen von in den<br />
jeweiligen Ländern beheimateten Nicht-Banken berücksichtigt.<br />
DIALOGFORUM FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND | Bericht Nr. 8 – 2012<br />
161<br />
161<br />
3.1<br />
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