Finanzstandort Deutschland - Die Deutsche Kreditwirtschaft
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schien damit kaum Einfl uss auf die Stimmungslage der<br />
Unternehmen gehabt zu haben. Auch die deutschen<br />
Kreditmärkte konnten sich dem entziehen.<br />
<strong>Die</strong> Kreditvergabe an private Haushalte in <strong>Deutschland</strong><br />
wuchs moderat – zunehmend getragen von Wohnungsbaukrediten.<br />
Kreditangebotsbedingungen in <strong>Deutschland</strong><br />
expansiver als im Euroraum<br />
In den Umfragen zum Kreditgeschäft (Bank Lending<br />
Survey) hebt sich <strong>Deutschland</strong> ebenfalls positiv vom<br />
Euroraum ab.<br />
Bereits 2010 hatten sich in <strong>Deutschland</strong> die Kreditstandards<br />
für Gewährung von Krediten an Unternehmen<br />
gelockert. <strong>Die</strong>s setzte sich 2011 zunächst fort,<br />
dann blieben sie bis Jahresende unverändert.<br />
Im Euroraum insgesamt kam es dagegen vor allem im<br />
vierten Quartal zu einer deutlichen Verschärfung der<br />
Kreditstandards sowohl an nicht-fi nanzielle Unternehmen<br />
als auch an private Haushalte. Hintergrund war<br />
eine gestiegene Risikowahrnehmung.<br />
Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich die Kapitalanforderungen<br />
aus der Umsetzung von Basel III wie auch<br />
von Seiten der EBA 2012 auswirken. Vor allem für risikoreichere<br />
Kredite ist von höheren Zinsen auszugehen.<br />
Kreditbereitstellung in <strong>Deutschland</strong><br />
Eine vieldiskutierte Frage des letzten Jahres war, ob in<br />
<strong>Deutschland</strong> als Folge der Euroschuldenkrise und<br />
wegen verschärfter regulatorischer Anforderungen eine<br />
Kreditklemme zu befürchten sei. Für den Gesamtmarkt<br />
ergeben sich bisher keine Hinweise darauf. Vielmehr<br />
zeigen Banken- wie Unternehmensbefragungen<br />
(ifo-Kredithürde), dass der Kreditzugang für Unternehmen<br />
insgesamt sehr gut ist.<br />
<strong>Die</strong>s ist hauptsächlich der guten Konjunktur in<br />
<strong>Deutschland</strong> zu verdanken, doch auch Liquiditätsrückfl<br />
üsse aus dem Ausland haben einen Anteil daran.<br />
Seit Ende 2008 sind die Kreditforderungen deutscher<br />
Banken an ausländische Unternehmen und Privatpersonen<br />
um über 20 % geschrumpft. <strong>Die</strong> Banken verlagern<br />
ihr Kreditportfolio zunehmend ins Inland. In<br />
diesem Sinne ist der deutsche Kreditmarkt ein Gewinner<br />
der Eurokrise.<br />
3.2.3 Einlagenmärkte<br />
Konstantes Wachstum der Bankeinlagen<br />
<strong>Die</strong> privaten Haushalte bildeten in 2011 neues Geldvermögen<br />
in Höhe von rund 149 Mrd. EUR. Damit wurde<br />
das Ergebnis des Vorjahres um etwa 4 bis 5 Mrd. EUR<br />
verfehlt. <strong>Die</strong>ser erste Rückgang nach drei zum Teil sehr<br />
kräftigen Zuwächsen in Folge war aber nicht auf eine<br />
sinkende Spartätigkeit zurückzuführen. Vielmehr intensivierten<br />
die Bundesbürger ihre Investitionen in den<br />
Wohnungsbau, wodurch im Vergleich zum Vorjahr ein<br />
größerer Teil des Sparaufkommens absorbiert wurde.<br />
Für die Direktanlage in Wertpapieren wurde 2011 mit<br />
gut 15 Mrd. EUR erstmals seit Ausbruch der Finanzkrise<br />
wieder ein zweistelliger Milliardenbetrag verwendet.<br />
Dafür zogen die Bundesbürger aber im Gegenzug<br />
fast 15 Mrd. EUR aus Investmentfonds ab. An der ausgeprägten<br />
Zurückhaltung hinsichtlich des Erwerbs<br />
von Wertpapieren und Anteilsrechten, die mit dem<br />
Ausbruch der Finanzmarktkrise 2008 einsetzte, hat<br />
sich damit kaum etwas geändert. <strong>Die</strong> Geldvermögensbildung<br />
der privaten Haushalte konzentrierte sich<br />
somit erneut auf zwei Anlageformen. Rund 73 Mrd.<br />
EUR wurden bei Versicherungen angelegt. In Bankeinlagen<br />
fl ossen etwa 67 Mrd. EUR, also knapp 45 %<br />
der zusätzlichen Anlagemittel.<br />
Der Anteil der Bankeinlagen an den gesamten Geldvermögensbeständen<br />
der privaten Haushalte ist seit 2007<br />
um fast 4 Prozentpunkte auf knapp 41 % gestiegen.<br />
Hierin spiegelt sich vor allem das Bedürfnis nach hoher<br />
Sicherheit und Liquidität der Geldanlage wider, das in<br />
Zeiten gesteigerter Unsicherheit regelmäßig zunimmt.<br />
<strong>Die</strong> gesamten Einlagen inländischer Nicht-Banken bei<br />
deutschen Kreditinstituten erreichten nach den Zahlen der<br />
Bundesbank Ende 2011 ein Volumen von ca. 3.047 Mrd.<br />
EUR. <strong>Die</strong>s entsprach knapp 119 % des Bruttoinlandsprodukts.<br />
Der Zuwachs um rund 110 Mrd. EUR oder 3,8 %<br />
gegenüber dem Vorjahr ist gleich in mehrfacher Hinsicht<br />
als durchschnittlich zu bezeichnen. <strong>Die</strong> prozentuale Veränderung<br />
liegt in der Nähe des langfristigen Mittels und<br />
entspricht zusätzlich fast exakt der Zunahme des nominalen<br />
Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2011.<br />
Bankeinlagen und Versicherungen bevorzugt<br />
Geldvermögensbildung in Mrd. EUR, 2011<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
-20<br />
Bankeinlagen Versicherungen Investmentfonds Wertpapiere<br />
Quelle: <strong>Deutsche</strong> Bundesbank, Postbank<br />
Wachsende Bedeutung im Portfolio der Privatanleger<br />
Anteil der Bankeinlagen am privaten Geldvermögen in %<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Entwicklung der Finanzmärkte in <strong>Deutschland</strong><br />
0<br />
’91 ’92 ’93 ’94 ’95 ’96 ’97 ’98 ’99 ’00 ’01 ’02 ’03 ’04 ’05 ’06 ’07 ’08 ’09 ’10 ’11<br />
Quelle: <strong>Deutsche</strong> Bundesbank, Postbank<br />
DIALOGFORUM FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND | Bericht Nr. 8 – 2012<br />
3.2<br />
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