focus - Deutsche Meteorologische Gesellschaft eV (DMG)
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Im Herbst 1997 wurde Herr Dr. Beyrich zum Leiter<br />
des Dezernats „Landoberflächenprozesse und<br />
Grenzschicht“ am <strong>Meteorologische</strong>n Observatoriums<br />
Lindenberg des DWD ernannt. In dieser Funktion ist<br />
er auch heute noch tätig. Zusätzlich ist er gegenwärtig<br />
stellvertretender Leiter des Observatoriums.<br />
In Lindenberg wartete eine sehr anspruchsvolle wissenschaftliche<br />
und organisatorische Aufgabe. Es ging<br />
darum, im Rahmen der Observatoriums-Gesamtstrategie<br />
zur Erfassung einer vertikalen Säule über dem<br />
Standort – dem sogenannten Konzept „Lindenberger<br />
Säule“ – die Prozesse an der Grenze zwischen Landoberfläche<br />
und bodennahen Atmosphäre in das Observatoriumskonzept<br />
zu integrieren. Das gab es vorher in<br />
Lindenberg nicht und als Observatoriumsaufgabe auch<br />
nicht in Deutschland. Dafür musste ein Instrumentarium<br />
zur Untersuchung von Wechselwirkungsprozessen<br />
zwischen Landoberfläche und Atmosphäre aufgebaut<br />
und erprobt werden.<br />
Dr. Beyrich wurde zum Leiter eines DWD-internen<br />
Forschungsprojektes mit der Bezeichnung „LITFASS“<br />
ernannt, das der wechselseitigen Koordinierung von<br />
MEZ- und Modellaktivitäten dienen sollte. Schwerpunkte<br />
bei der praktischen Realisierung waren:<br />
• der Aufbau des „Grenzschicht-Messfeldes Falkenberg“<br />
als Referenzstandort in einer für Mitteleuropa<br />
typischen heterogenen Landschaft und die<br />
Konzeption und Realisierung eines Observatorium-Messprogramms<br />
für Landoberflächen- und<br />
Grenzschichtprozesse, das für Deutschland und in<br />
seiner Breite auch im europäischen Rahmen neuartig<br />
war<br />
•<br />
•<br />
die Schaffung einer Verbindung zwischen model-<br />
lierenden und experimentellen Gruppen innerhalb<br />
des Geschäftsbereiches „Forschung und Entwicklung“<br />
im DWD<br />
nach der Etablierung der Grenzschichtforschung<br />
am MOL deren Integration in nationale und internationale<br />
Programme.<br />
Dr. Beyrich hat mit wissenschaftlicher Kreativität,<br />
organisatorischem Engagement und Kooperationsfähigkeit<br />
entscheidend dazu beigetragen, dass das Projekt<br />
eines belastbaren Observatoriumsprogramms zum<br />
Monitoring von Grenzschicht-Prozessen gelungen ist<br />
und seit ca. 10 Jahren in Betrieb gehalten wird.<br />
Heute werden die Lindenberg Grenzschicht-Datensätze,<br />
die für die bei uns typischen Hauptformen der<br />
Landnutzung „Niedrige bzw. hohe Vegetation“ vorliegen,<br />
vielfach innerhalb des Wetterdienstes und auch in<br />
nationalen und internationalen Projekten und Experimenten<br />
genutzt. Der Standort Lindenberg steht Kooperationspartnern<br />
für spezielle Experimente zur Verfügung<br />
und wird zur Studentenausbildung genutzt.<br />
Beispiele dafür sind :<br />
<strong>focus</strong><br />
1. Innerhalb des DWD: Die routinemäßige Evaluierung<br />
der Modellausgabefelder von LM / LME<br />
und Beiträge zur Parametrisierung von subsca-<br />
ligen GS – Strukturen in NWV-Modellen.<br />
Nationale Programme: Im Rahmen mehrerer vom<br />
2. Bundesforschungsministerium finanzierten Programme,<br />
wie z.B. dem Troposphärenforschungsprogramm<br />
TFS wurden unter Leitung von Herrn<br />
Beyrich umfangreiche Grenzschicht-Experimente<br />
konzipiert und am MOL gemeinsam mit Forschungsgruppen<br />
aus Unis, Instituten und Observatorien<br />
des In- und Auslandes durchgeführt.<br />
Beispielhaft waren die zentralen Experimente<br />
LITFASS -98 und -2003.<br />
Internationale Programme: Lindenberger Da-<br />
3. ten werden seit über 10 Jahren in Projekten des<br />
Welt klimaforschungsprogramms (WCRP) vielfach<br />
eingesetzt. Aktuell betrifft dies vor allem das<br />
Projekt CEOP innerhalb von WCRP/GEWEX.<br />
Die Strategie von CEOP (Coordinated Energy<br />
and Water Cycle Observation Project) umfasst<br />
die globale Sammlung und Bereitstellung der Daten<br />
von Satelliten, von in-situ-Stationen und von<br />
NWV- und Klimamodellen. Das MOL wurde als<br />
eine von drei europäischen Referenzstandorten<br />
ausgewählt.<br />
Als besondere Würdigung des großen Engagements<br />
und der Expertise von Herrn Beyrich wurde ihm die<br />
Funktion eines Sprechers für die drei europäischen<br />
„GEWEX-CEOP – in-situ Reference Sites“ Cabauw<br />
(NL), Sodankylä (F) und Lindenberg (D) übertragen.<br />
Neben diesen umfänglichen Aufgaben ist Herr<br />
Beyrich stets um die Publikation seiner Forschungsergebnisse<br />
bemüht. Davon zeugen über 40 begutachtete<br />
Artikel in meist internationalen Fachjournalen<br />
und die Gast-Editorenschaft in „Theor. & Appl. Climatol.“(2002)<br />
und in „Bound.-Layer Meteor.“ (2006).<br />
2005 war er Organisator eines EMS-Symposiums zur<br />
Szintillometrie.<br />
Sein Forschungsgebiet versucht er auch einem breiten<br />
Interessentenkreis durch Vorträge in allgemein<br />
bildenden Schulen oder am „Tag der offenen Tür“ des<br />
Observatoriums näher zubringen. 2006 war er Gründungsmitglied<br />
des Vereins „Wettermuseum e.V.“<br />
Lindenberg.<br />
Der Namensgeber der <strong>DMG</strong>-Plakette, Reinhard Süring<br />
war über viele Jahre als Abteilungsvorsteher und<br />
Direktor des <strong>Meteorologische</strong>n Observatoriums Potsdam<br />
ein passionierter Observatoriums-Wissenschaftler<br />
und Wissenschaftsorganisator. Das Wirken von Dr.<br />
Beyrich in den vergangenen 10 Jahren in Lindenberg<br />
ist ganz im Sinne von Reinhard Süring ein Beitrag für<br />
die Symbiose zwischen Observation und Simulation.<br />
Mitteilungen 04/2007<br />
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