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focus - Deutsche Meteorologische Gesellschaft eV (DMG)

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Laudatio auf den Paulus-Preisträger Dr. Hans Steinhagen<br />

Von links: Prof. Fischer, Repräsentant Dresdner Bank, Dr. Steinhagen<br />

(© G. Asmussen)<br />

Cornelia Lüdecke<br />

Die Laudatio auf den diesjährigen Paulus-Preisträger<br />

möchte ich beginnen mit einem Gedicht, das im Jahr<br />

1902 während der ersten deutschen Antarktisexpedition<br />

an Bord des Schiffes GAUSS verfasst wurde und<br />

die Freuden der Winternacht bzw. die Tücke des Objekts<br />

beschreibt. Allerdings verrate ich nicht den Gegenstand,<br />

der erst kurz zuvor entwickelt worden war<br />

und schon bald für jede Expedition unentbehrlich war.<br />

Der „NN“ *)<br />

Weit draußen ein einsames Licht noch brennt<br />

Da wandelt der Chef und sein Assistent<br />

Er hält den „NN“ wohl in dem Arm<br />

Er hält ihn sicher er hält ihn warm.<br />

Mein Freund was ist so ernst dein Gesicht?<br />

Siehst Chef du das Haarhygrometer nicht?<br />

Er zeigt heut uns der Prozente zehn!<br />

Das kann nicht mit rechten Dingen geschehn.<br />

Und was ich dort in der Ecke seh!<br />

Der Hygrograph ist ja voller Schnee!<br />

Mein Sohn, mein Sohn, ich sah es genau,<br />

Für dies Instrument ist das Wetter zu rau!<br />

„Mein Chef, mein Chef, was hier wieder ist,<br />

Des Schnees Pegel ist angepisst“<br />

Mein junger Freund, das ficht mich nicht an<br />

das hat einer der Hunde wieder getan.<br />

Der Sturm braust stärker, die Lampe erlischt<br />

Gehüllt sind hier beide in schneeiger Gischt<br />

Sie erreichen das Schiff mit Weh und mit Ach<br />

In Ihren Armen der „NN“ zerbrach.“<br />

*) Zitat nach C. Lü d e c k e, 1995, Erich von Drygalski und die erste deutsche Antarktisexpedition<br />

(1901–1903). Eine Nachlese aus den „Antarktischen Intelligenzblättern“.<br />

In: Acta Borussica, Beiträge zur ost- und westpreußischen Landeskunde, Bd.<br />

V (1991–1995), S. 273-274.<br />

<strong>focus</strong><br />

Unser Preisträger hat sich intensiv mit der Biographie<br />

des Erfinders des „NN“ befaßt und dabei höchst<br />

interessante Geschichten aufgedeckt, wie beispielsweise<br />

den Streitfall zwischen dem besagten Erfinder und<br />

Heinrich Wild, dem gebürtigen Schweizer und Direktor<br />

der russischen meteorologischen Zentralanstalt in<br />

St. Petersburg, oder wie ein denkwürdiges Treffen mit<br />

Kaiser Wilhelm II. an Bord seiner Yacht „Hohenzollern“<br />

zum Neubau eines bedeutenden Observatoriums<br />

führte.<br />

Auch wird sehr unterhaltsam dargestellt, wie es bei<br />

der Erforschung der höheren Luftschichten zuging und<br />

uns dabei sozusagen in die Höhen und Tiefen mitgenommen.<br />

Immer wieder werden daneben auch kritische<br />

Fragen zur Entwicklung der Meteorologie und<br />

der Messtechnik reflektiert. Der Entdeckung der Stratosphäre<br />

kommt dabei eine große Rolle zu.<br />

– Ist es ein Messfehler oder Realität?<br />

– Handelt es sich um Freundschaft zweier Meteorolgen<br />

oder um Rivalität?<br />

Dokumente, die aus den verschiedensten Archiven<br />

und Nachlässen zusammengetragen wurden, decken<br />

ganz neue Zusammenhänge auf. Selbst dem Verbleib<br />

des toten Erfinders wird ein spannendes Kapitel gewidmet.<br />

Nun werden Sie sich sicherlich fragen, um wen es<br />

in der Biographie eigentlich geht. Es handelt sich um<br />

einen Wissenschaftler, der seine Karriere ursprünglich<br />

als Arzt begann, dann jedoch seinem eigentlichen Interesse<br />

folgte und sukzessive zur Meteorologie wechselte.<br />

Er war dann für eine Zeitung tätig, die ihm eine<br />

eigene Wetterstation einrichtete. Schließlich wurde er<br />

Vollzeitmeteorologe und ist heute als „Vater der Aerologie“<br />

bekannt.<br />

Nun wissen Sie es vielleicht schon. Das „NN“ steht<br />

für Richard Aßmann, dem ersten Direktor des Aeronautischen<br />

Observatoriums in Lindenberg.<br />

Von wem stammt diese Biographie und außerdem<br />

noch die Biographien aller Direktoren des Lindenberger<br />

Observatoriums in den ersten 100 Jahren seines<br />

Bestehens? In dieser Sammlung liest man beispielsweise,<br />

dass sich einer der Direktoren mit ganzem Herzen<br />

der Polarforschung in der Arktis verschrieben hat,<br />

obwohl es nur ein Jahr auf einer Station in Spitzbergen<br />

zugebracht hat.<br />

Wer hat‘s verfasst?<br />

Es handelt sich um den Autor der Buches „Der Wettermann<br />

– Leben und Werk Richard Aßmanns“. Er soll<br />

den diesjährigen Paulus-Preises der DACH 2007 erhalten<br />

und heißt Hans Steinhagen.<br />

Herr Steinhagen, ich möchte Ihnen zur Ihrer Arbeit<br />

ganz herzlich gratulieren und Ihnen wünschen, dass<br />

Ihnen die Geschichte der Meteorologie weiterhin viel<br />

Freude bereiten wird und sie noch viele interessante<br />

Dinge für uns aufdecken werden.<br />

Mitteilungen 04/2007<br />

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