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focus - Deutsche Meteorologische Gesellschaft eV (DMG)

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wir<br />

Kolloquium anlässlich des 125. Geburtstages von<br />

Ludwig F. Weickmann<br />

Michael Börngen<br />

FA Geschichte<br />

„Geophysiker, Polarexpeditionär, Wissenschaftsorganisator,<br />

Humanist“. So titulierte die Leipziger Volkszeitung<br />

den Mann, zu dessen 125. Geburtstag kürzlich<br />

ein Ehrenkolloquium veranstaltet wurde. Es ist die Rede<br />

von Ludwig F. Weickmann, geb. 15. August 1882 in<br />

Neu-Ulm, gest. 29. November 1961 in Bad Kissingen,<br />

einem der bedeutendsten deutschen Geophysiker und<br />

Meteorologen des 20. Jahrhunderts.<br />

1923 berief ihn die Leipziger Universität zum Professor<br />

und Direktor des Geophysikalischen Instituts, das<br />

unter seiner Leitung zu einer Lehr- und Forschungseinrichtung<br />

von internationalem Rang aufstieg. Auf Druck<br />

der Amerikaner musste er 1945 in deren Besatzungszone<br />

umsiedeln. Weickmanns Name verbindet sich auch<br />

mit der Schaffung mehrerer Wetterdienste; so war er<br />

„Geburtshelfer“ und erster Leiter des osmanischen Wetterdienstes<br />

im I. Weltkrieg, des Reichswetterdienstes<br />

Mitte der 1930er Jahre und des Wetterdienstes in der<br />

Bundesrepublik Deutschland nach Ende des Zweiten<br />

Weltkrieges. Darüber hinaus spielte Weickmann eine<br />

führende Rolle in verschiedenen Gelehrtenvereinigungen;<br />

er war u. a. von 1940 bis 1945 Präsident der<br />

Sächsischen Akademie der Wissenschaften und mehrere<br />

Jahre stellvertretender Vorsitzender der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Geophysikalische <strong>Gesellschaft</strong> wie auch Mitglied des<br />

Beirats der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Meteorologische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>.<br />

Zu Weickmanns Zeit verstand sich die Geophysik<br />

mehr als heute als Physik aller Erdsphären. Weickmanns<br />

Domäne war zweifellos die Meteorologie. Der<br />

Erforschung der höheren Atmosphäre widmete er besondere<br />

Aufmerksamkeit. Die legendäre Arktisfahrt des<br />

„Graf Zeppelin“ im Juli 1931, bei der es zum Einsatz<br />

der damals neuartigen Radiosonden kam, ist in diesem<br />

Zusammenhang zu nennen, aber auch sein langjähriger<br />

Vorsitz in der Internationalen Aerologischen Kommission.<br />

Dagegen war das von ihm geschaffene Geophysikalische<br />

Observatorium Collm in erster Linie eine<br />

Erdbebenwarte; ihre Einweihung erfolgte im Oktober<br />

vor 75 Jahren, womit ein weiterer Anlass für die Festveranstaltung<br />

gegeben war.<br />

Das Kolloquium fand am Donnerstag, dem 25. Oktober<br />

2007, von 16.00 bis 19.00 Uhr im Großen Hörsaal<br />

des Instituts für Geophysik und Geologie der Universität<br />

Leipzig (Talstraße 35, 04103 Leipzig) statt. Eingeladen<br />

hatten hierzu – die vielfältigen Wirkungsfelder<br />

Weickmanns widerspiegelnd – die Fakultät Physik und<br />

Geowissenschaften der Universität Leipzig, die Sächsische<br />

Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (SAW)<br />

und die <strong>Deutsche</strong> Geophysikalische <strong>Gesellschaft</strong> e.V.<br />

(DGG). An der Ausrichtung der Veranstaltung waren<br />

Abb.: Ludwig A. Weickmann während des Kolloquiums zu Ehren seines<br />

Vaters. (© Uni Leipzig /Engel)<br />

ferner die <strong>Deutsche</strong> Akademie der Naturforscher Leopoldina<br />

wie auch Mitglieder der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Meteorologische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> beteiligt. Von den geladenen<br />

Gästen sind Angehörige der Familie Weickmann, darunter<br />

ein Sohn des Gefeierten, Dipl.-Met. Ludwig A.<br />

Weickmann, und ein nun ebenfalls in Leipzig studierender<br />

Urenkel, zu nennen.<br />

Das gut besuchte Festkolloquium wurde von Prof.<br />

Dr. Werner Ehrmann, dem Direktor des Instituts für<br />

Geophysik und Geologie, moderiert. Die Grußworte<br />

von Prof. Dr. Franz Häuser, Rektor der Universität<br />

(verlesen von Prof. Ehrmann), Prof. Dr. Uwe-Frithjof<br />

Haustein, Präsident der SAW, Prof. Dr. Hans-Jürgen<br />

Kümpel, Präsident der DGG, und Prof. Dr. Dr. Gunnar<br />

Berg, Sekretär der Leopoldina, sowie des Oberbürgermeisters<br />

der Stadt Leipzig (verlesen von Prof.<br />

Ehrmann) beleuchteten verschiedene Aspekte im Leben<br />

und Wirken von Ludwig Weickmann. Besonders<br />

ausführlich wurde vom jetzigen SAW-Präsidenten<br />

Haustein auf Weickmanns Funktion in diesem Amte<br />

eingegangen. Haustein hob hervor, dass Weickmann<br />

während der Nazizeit die Bestrebungen zur ideologischen<br />

Gleichschaltung der Akademie sabotierte (als<br />

letzte deutsche Akademie nahm die SAW das verordnete<br />

Statut an) und die Etablierung einer biologischmedizinischen<br />

Klasse, mit der Euthanasie und Rassenwahn<br />

wissenschaftlich untermauert werden sollten,<br />

verhinderte. Weickmann und seinem Präsidium, zu<br />

dem auch Werner Heisenberg gehörte, ist es zu danken,<br />

dass die SAW weitgehend unbeschadet die Zeit<br />

des Dritten Reiches überstanden hat.<br />

Prof. Dr. Franz Jacobs, Mitglied der Leopoldina und<br />

ehemaliger Direktor des Instituts für Geophysik und<br />

Geologie, wollte in seinem Vortrag „Ludwig F. Weick-<br />

Mitteilungen 04/2007<br />

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