Theater der Jungen Welt - FDP-Fraktion im Leipziger Stadtrat

10. Voraussichtliche Entwicklung des Eigenbetriebes, Chancen und Risiken
Prognose
Die aktuellen Kürzungsdebatten in der Stadt Leipzig zum Kulturetat 2011 ff. sowie die zusätzlich
dazu beabsichtigten Kürzungen im Kulturraumgesetz des Landes Sachsen, die beide
unmittelbar und nachhaltig auf die Finanzierung des Gewandhauses Auswirkungen haben
können, erschweren momentan die Aufstellung seriöser mittelfristiger Wirtschaftspläne. Erst
mit Abschluss der Debatten auf kommunaler wie auch Landesebene wird klar sein, welcher
finanzielle Spielraum welche künstlerischen Programme ermöglicht. Derzeit ist der Wirtschaftsplan
2010/2011 in der Diskussion; weitere verbindliche Aussagen gibt es zum Berichtszeitpunkt
nicht.
Chancen
Da momentan das Ausmaß der Krise nicht abzuschätzen ist, weil verbindliche mittelfristige
finanzielle Zusagen seitens der Kommune wie auch seitens des Landes fehlen, können die
darin enthaltenen Chancen nicht eingeschätzt werden. Mit Sicherheit kann aber davon ausgegangen
werden, dass die Frage der eigenen Rechtsform – wie bereits im vorjährigen Lagebericht
beschrieben – weiterhin eine relevante und an Bedeutung gewinnende Chance für das
Gewandhaus darstellt.
Risiken
Risikofaktor Nummer eins ist die aktuelle Kürzungsdebatte, die auf Grund der finanziellen
Nöte von Bund, Land und Kommunen im gesamten Bundesgebiet die Kulturinstitutionen
ergreift. Radikale Einschnitte in die Budgets der Kulturbetriebe – auch in das Budget des Gewandhauses
– haben nachhaltige und erhebliche Auswirkungen auf den Spielbetrieb wie auch
die Reputation des Hauses.
Risikofaktor Nummer zwei ist nach wie vor die Publikumsnachfrage. Fehlender Publikumsnachwuchs
aufgrund demographischer Entwicklungen sowie konkurrierende Angebote
dritter Veranstalter lassen die Nachfrage sinken. Aktuelle Studien prognostizieren dramatische
Veränderungen der Bevölkerungsstruktur in Leipzig, wie auch in der Region Sachsen
allgemein. Der Hauptwettbewerber MDR mit seinen Klangkörpern kann stabile und konkurrenzlos
günstige Eintrittspreise über längere Zeiträume gewährleisten. Die Bezuschussung
der Stadt ist bisher jedoch weder an Problemen aus sinkender Nachfrage noch am Erhalt
stabiler Eintrittspreise ausgerichtet.
Risikofaktor Nummer drei: Die Akquise von Drittmitteln wird immer schwieriger. Im
Rahmen der Mendelssohn-Festtage 2009 konnten Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise
beobachtet werden. Großkunden, die überregionales bzw. internationales Publikum bedienen,
gaben reservierte Kartenkontingente in erheblichen Größenordnungen zurück. Diese kurzfristigen
Rückgaben stellten das Gewandhaus vor eine große Herausforderung. Durch zusätzliche
Marketingaktivitäten und verstärkte Pressearbeit konnten noch eine große Anzahl dieser
Karten – oftmals jedoch nur noch zu reduzierten Preisen – verkauft werden.
Risikofaktor Nummer vier: Erhöhung des Angebots an Veranstaltungssälen in Leipzig.
Mieteinnahmen von Konzertveranstaltern sind nach wie vor wichtige Erträge. Mit dem Entstehen
neuer Veranstaltungsräume sind in Leipzig Kapazitäten entstanden, die in zurückliegenden
Jahren vom Gewandhaus abgedeckt wurden. Dazu gehört mittlerweile auch die Peterskirche,
die mit geringem Komfort zu niedrigen Betriebskosten günstige Mietkonditionen
anbieten kann. Mit der begonnenen Wiederherstellung der Kongresshalle werden weitere
Veranstalter aus dem Gewandhaus wechseln. Damit entsteht ein weiteres, erhebliches Risiko
für die Ertragssituation. Darüber müssen frühzeitig Gespräche mit der Stadt Leipzig als Trägerin
des Gewandhauses aufgenommen werden.
Anlage 4/14 11.004.699