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<strong>an</strong>.riss international<br />
Gerda Taro: Republik<strong>an</strong>ische Milizionärin beim Training nahe Barcelona, 1936. Foto: International<br />
Center of Photography<br />
in memoriam<br />
Gerda Taro, Pionierin der Kriegsfotografie<br />
Als Fotoreporterin im Sp<strong>an</strong>ischen Bürgerkrieg schrieb sie Geschichte:<br />
Gerda Taro (1910-1937). L<strong>an</strong>ge Zeit st<strong>an</strong>d ihr fotografisches Werk im<br />
Schatten ihres Kollegen und Lebensgefährten Robert Capa, dem späteren<br />
Mitbegründer der Fotoagentur Magnum. Die Entdeckung tausender<br />
bisl<strong>an</strong>g unveröffentlichter Negative von Taro, Capa und David Seymour<br />
aus der Zeit des Sp<strong>an</strong>ischen Bürgerkrieges entreißen Taros Schaffen nun<br />
dem Vergessen: Zum 100. Geburtstag der Fotografin stellte das International<br />
Centre of Photography New York gemeinsam mit der Taro-Biografin<br />
Irme Schaber eine umfassende Retrospektive zusammen, die bis<br />
vor kurzem im Kunstmuseum Stuttgart zu sehen war. In Kürze wird auch<br />
eine bearbeitete Neuauflage der 2007 veröffentlichten englischsprachigen<br />
Monografie über Gerda Taro erscheinen. 1910 als Gerta Pohorylle in<br />
Stuttgart geboren, wuchs die Tochter eines aus Ostgalizien eingew<strong>an</strong>derten<br />
jüdischen Kaufm<strong>an</strong>nes in einer Zeit auf, die von Weltkrieg, Revolution<br />
und einem stetig <strong>an</strong>wachsenden Antisemitismus geprägt war. Ende<br />
der 1920er beteiligte sich Taro <strong>an</strong> Flugblattaktionen gegen die Nationalsozialisten,<br />
wurde im März 1933 kurzzeitig verhaftet und ging <strong>an</strong>schließend<br />
ins Exil nach Paris, wo sie den ebenfalls vor den Nazis geflohenen<br />
André Friedm<strong>an</strong>n (alias Ropert Capa) kennenlernte. Der Bürgerkrieg in<br />
Sp<strong>an</strong>ien wurde zum ersten wirklichen Medienkrieg der Geschichte. Beide<br />
Seiten nutzten von Beginn <strong>an</strong> die parteinahe Presse sowie Kontakte<br />
zu internationalen Illustriertenmagazinen, um der Weltöffentlichkeit<br />
ihre Version des „gerechten Krieges” zu präsentieren. Die Nähe zu den<br />
kämpfenden SoldatInnen wurde als parteiische Anteilnahme verst<strong>an</strong>den,<br />
und so nahmen Taro und Capa am Geschehen <strong>an</strong> vorderster Front teil.<br />
Es war die Geburtsstunde der sog. Combat-Fotografie. Am 26. Juli 1937,<br />
im Alter von 27 Jahren, starb Taro <strong>an</strong> den Folgen einer Verletzung, die<br />
sie bei Rückzugsgefechten der Republik<strong>an</strong>ischen Armee in der Schlacht<br />
von Brunete erlitten hatte. Ihre Beisetzung in Paris wurde zu einer politischen<br />
Demonstration gegen den Faschismus. mibe/viyu<br />
14 l <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2010</strong><br />
selbstbestimmt leben<br />
Europaweiter Protesttag<br />
Am 5. Mai, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen<br />
mit Behinderung, wurde wieder in zahlreichen Städten demonstriert<br />
– so auch in Österreich und Deutschl<strong>an</strong>d. Dort fordern Aktivist_innen<br />
u.a., dass die schwarz-gelbe Bundesregierung ihre Blockadehaltung<br />
gegen die Vereinheitlichung des Antidiskriminierungsschutzes auf europäischer<br />
Ebene aufgibt. Seit nunmehr zwei Jahren will die EU-Kommission<br />
eine 5. Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsrichtlinie auf den Weg bringen, die für die<br />
Merkmale Geschlecht, ethnische Herkunft, Alter, sexuelle Orientierung,<br />
Religion und Behinderung einen umfassenden Diskriminierungsschutz<br />
gewährleistet. Bisher gelten auf national- und europarechtlicher Ebene<br />
unterschiedliche Schutzst<strong>an</strong>dards. Mit dieser Richtlinie würde das<br />
Schutzniveau insgesamt <strong>an</strong>gehoben und das Diskriminierungsverbot auf<br />
die Bereiche Bildung, Beschäftigung und Beruf, Soziales, Güter und<br />
Dienstleistungen ausgeweitet werden. Die deutsche Bundesregierung hat<br />
sich allerdings offiziell gegen den Entwurf der EU-Kommission ausgesprochen.<br />
In Wien f<strong>an</strong>d u.a. eine spont<strong>an</strong>e Mahnwache vor dem Sozialministerium<br />
statt. Die Forderung der Protestierenden: Die Persönliche Assistenz<br />
solle als ein Menschenrecht endlich österreichweit und bundeseinheitlich<br />
umgesetzt werden.<br />
Initiiert wurde der Protesttag, der seit 1992 jährlich beg<strong>an</strong>gen wird, vom<br />
weltweiten Netzwerk „Disabled Peoples’ International”. Mit Aktionen,<br />
Ver<strong>an</strong>staltungen und Demonstrationen soll auf das Recht von Menschen<br />
mit Behinderung aufmerksam gemacht werden, vollständig <strong>an</strong> allen<br />
Bereichen des gesellschaftlichen Lebens teilhaben zu können. viyu<br />
www.kobinet-nachrichten.org, www.bizeps.or.at, http://maedchenm<strong>an</strong>nschaft.net,<br />
www.amnesty.at<br />
sp<strong>an</strong>ien<br />
Liberalisierte Abtreibung<br />
Ab 5. Juli tritt in Sp<strong>an</strong>ien ein neues, liberalisiertes Abtreibungsgesetz in<br />
Kraft: Demnach können Frauen in den ersten 14 Schw<strong>an</strong>gerschaftswochen<br />
ohne Angabe von Gründen straffrei abtreiben. Bis zur 22. Woche<br />
bleibt ein Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch legal, wenn medizinische Indikationen<br />
vorliegen, also die Gesundheit der Mutter oder des Embryos<br />
ernsthaft gefährdet ist. Spätere Abbrüche werden mit Zustimmung eines<br />
ÄrztInnen-Komitees möglich sein, wenn schwerwiegende und lebensbedrohliche<br />
„Anomalien” beim Fötus feststellbar sind.<br />
Die neue Fristenlösung mit Indikationsmöglichkeit wird die bisl<strong>an</strong>g<br />
geltende Indikationsregelung ablösen, nach der Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbrüche<br />
prinzipiell verboten waren. Ausnahmen bildeten Vergewaltigung,<br />
Verdacht auf „Missbildung” des Embryos oder Gefahr für die Gesundheit<br />
der Mutter. Zwar wurde diese Regelung in der Praxis liberal geh<strong>an</strong>dhabt,<br />
jedoch mussten Kliniken und ÄrztInnen sowie abtreibungswillige Frauen<br />
jederzeit mit einer Gefängnisstrafe rechnen. Im ursprünglichen Entwurf<br />
zum neuen Gesetz sah die sozialdemokratische Regierung von José Luis<br />
Rodriguez Zapatero vor, dass junge Frauen ab 16 Jahren ohne Wissen<br />
ihrer Eltern abtreiben dürfen. Allerdings war ein Kompromiss nötig, um<br />
das Gesetz im sp<strong>an</strong>ischen Oberhaus durchzubringen: Minderjährige müssen<br />
nun zumindest einen Elternteil über den Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />
informieren, vorausgesetzt dies löst in der Familie nicht einen schweren<br />
Konflikt aus. viyu<br />
Frauensicht 2/<strong>2010</strong>, http://no218nofundis.wordpress.com, www.svss-uspda.ch