Aus dem Arbeitszentrum Ost - Anthroposophische Gesellschaft in ...
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Bildungspolitik an erster Stelle<br />
Der neue baden-württembergische M<strong>in</strong>isterpräsident<br />
W<strong>in</strong>fried Kretschmann (Grüne) und<br />
se<strong>in</strong> Stellvertreter Nils Schmid (SPD) haben<br />
e<strong>in</strong>en Monat nach der Wahl den Koalitionsvertrag<br />
vorgestellt. In diesem 83-seitigen<br />
Dokument steht die Bildungspolitik an erster<br />
Stelle. Diese soll <strong>in</strong> den kommenden fünf<br />
Jahren verbessert werden, damit es für Baden-<br />
Württemberg nicht mehr, wie <strong>in</strong> der Präambel<br />
beschrieben steht, heißen müsste: «In ke<strong>in</strong>em<br />
anderen Land entscheidet die Herkunft so<br />
stark über die Bildungschancen».<br />
Dr. Albrecht Hüttig, Vorstand der Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
der Freien Waldorfschulen <strong>in</strong><br />
Baden-Württemberg, zeigt sich gleich dreifach<br />
erfreut. «Drei für die Waldorfpädagogik und<br />
für das freie Schulwesen wichtige Bereiche<br />
werden im Koalitionsvertrag explizit genannt»<br />
so der Pädagoge. Zum e<strong>in</strong>en ist dies die verb<strong>in</strong>dliche<br />
E<strong>in</strong>führung des Orientierungsplanes<br />
bei den K<strong>in</strong>dertagesstätten, an dessen Formulierung<br />
Waldorferzieher mitgewirkt haben.<br />
Weiter ist es das Thema Inklusion. Hier heißt<br />
es im Koalitionsvertrag wörtlich, es «sollen<br />
möglichst viele allgeme<strong>in</strong> bildende Schulen<br />
bei entsprechen<strong>dem</strong> Bedarf <strong>in</strong>klusiv arbeiten<br />
können.» Hier hat die <strong>in</strong>klusiv arbeitende<br />
Integrative Waldorfschule Emmend<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e<br />
Vorreiterrolle und kann diese nun weiter entwickeln.<br />
Zum dritten ist im Koalitionsvertrag e<strong>in</strong><br />
Abschnitt <strong>dem</strong> Freien Schulwesen gewidmet.<br />
Er trägt die Überschrift «Freie Schulen<br />
fair ausstatten.» Hier heißt es im Vertragstext:<br />
«Unser Ziel ist dabei e<strong>in</strong> Kostendeckungsgrad<br />
von m<strong>in</strong>destens 80 Prozent der Kosten e<strong>in</strong>es<br />
Schülers an e<strong>in</strong>er staatlichen Schule gemäß<br />
<strong>dem</strong> Bruttokostenmodell.» Die stufenweise<br />
Anhebung der f<strong>in</strong>anziellen Mittel ist damit<br />
beschlossenes Ziel. Die 56 Waldorfschulen im<br />
Land erwarten daher, dass das Privatschulgesetz<br />
baldmöglichst novelliert wird.<br />
«Wir gehen davon aus, dass die f<strong>in</strong>anzielle<br />
<strong>Aus</strong>stattung von Waldorfschulen endlich durch<br />
den Gesetzgeber verbessert werden wird», so<br />
Hüttig. Dieses Ziel hatte sich auch die Vorgängerregierung<br />
gesteckt, musste aber am Ende<br />
der Legislaturperiode feststellen, dass es nur<br />
bei der Absicht geblieben ist. Wegen der permanenten<br />
Unterf<strong>in</strong>anzierung gerieten die Waldorfschulen<br />
zunehmend <strong>in</strong> den Graubereich<br />
der «Sonderung», die das Grundgesetz verbietet.<br />
«E<strong>in</strong>e Sonderung nach wirtschaftlichen<br />
Verhältnissen der Eltern wollen wir nicht, dies<br />
widerspricht unserem Grundverständnis und<br />
unseren Wertvorstellungen», so Hüttig. Hüttig<br />
vertritt neben se<strong>in</strong>em Amt als Vorstand im<br />
Landesverband auch die Rudolf Ste<strong>in</strong>er Schule<br />
Nürt<strong>in</strong>gen, die gegen das Land Klage wegen<br />
zu ger<strong>in</strong>ger Zuschüsse erhoben hat. Dieser<br />
Klage wurde <strong>in</strong> vielen Punkten vor <strong>dem</strong> VGH<br />
Mannheim stattgegeben.<br />
Die Waldorfschulen begrüßen darüber h<strong>in</strong>aus<br />
die E<strong>in</strong>führung der Geme<strong>in</strong>schaftsschule bis<br />
zur 10. Klasse an den Orten, wo dies gewünscht<br />
16<br />
wird. Mit Formen geme<strong>in</strong>samen Unterrichts<br />
haben die Waldorfschulen seit ihrer Gründung<br />
im Jahre 1919 e<strong>in</strong>e bald 100- jährige Erfahrung.<br />
Deshalb bieten die Vertreter der Waldorfschule<br />
<strong>dem</strong> künftigen von der SPD geführten Kultusm<strong>in</strong>isterium<br />
den konstruktiven Dialog für<br />
die Umsetzungsmöglichkeiten dieses Schultyps<br />
an. In Baden-Württemberg s<strong>in</strong>d 56 Waldorfschulen<br />
Mitglied <strong>in</strong> der Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft.<br />
Rund 23.800 Schüler besuchen im<br />
Schuljahr 2010 / 2011 e<strong>in</strong>e Waldorfschule <strong>in</strong><br />
Baden- Württemberg.<br />
Christian Schad, Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Baden-<br />
Württemberg<br />
E<strong>in</strong> langer Rechtsstreit geht zu Ende<br />
Am 11. Mai 2011 hat das Bundessozialgericht<br />
(BSG) <strong>in</strong> letzter Instanz e<strong>in</strong>e Entscheidung zur<br />
Erstattungsfähigkeit der Misteltherapie durch<br />
die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV)<br />
gefällt (Az.: B 6 KA 25/10 R). In <strong>dem</strong> Rechtstreit<br />
g<strong>in</strong>g es um die Frage, ob die anthroposophische<br />
Misteltherapie nur <strong>in</strong>nerhalb der palliativen<br />
Situation oder auch <strong>in</strong> der adjuvanten<br />
Behandlung von der GKV erstattet werden<br />
kann. Während über den ersten Punkt nach<br />
wie vor E<strong>in</strong>igkeit besteht (die palliativ e<strong>in</strong>gesetzte<br />
Misteltherapie ist ohne Wenn und Aber<br />
erstattungsfähig), wollte der G-BA die Arzneimittelrichtl<strong>in</strong>ie<br />
bereits im Jahr 2004 dah<strong>in</strong>gehend<br />
ändern, dass die adjuvante anthroposophische<br />
Misteltherapie künftig von der GKV<br />
nicht mehr zu erstatten sei. Das damalige<br />
Bundesm<strong>in</strong>isterium für Gesundheit und Soziale<br />
Sicherung (BMGS) hatte diesen Beschluss<br />
jedoch beanstandet. Der G-BA hatte se<strong>in</strong>erseits<br />
gegen diese Beanstandung geklagt und<br />
2005 und 2006 <strong>in</strong> erster und zweiter Instanz<br />
verloren. Nun ist also die Entscheidung gefallen,<br />
dass der G-BA die entsprechende Richtl<strong>in</strong>ie<br />
gemäß se<strong>in</strong>er Auffassung ändern darf.<br />
Ob und wann es dazu kommen wird, ist<br />
gegenwärtig noch offen. Die jetzige rechtliche<br />
Situation zur Erstattung der anthroposophischen<br />
Mistelpräparate <strong>in</strong> der adjuvanten<br />
Therapie gilt also weiterh<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e rückwirkende<br />
Änderung dieser Regelung ist nicht möglich.<br />
Erst wenn der G-BA die Arzneimittelrichtl<strong>in</strong>ie<br />
ändert und diese Änderung im Bundesanzeiger<br />
veröffentlicht wird, kann die Erstattungsfähigkeit<br />
e<strong>in</strong>geschränkt werden. Die Misteltherapie<br />
gehört heute zu den am meisten verordneten<br />
onkologischen Arzneimitteln und ist von allen<br />
komplementärmediz<strong>in</strong>ischen Krebstherapien<br />
am besten erforscht.<br />
H<strong>in</strong>tergrund zum Rechtsstreit: Als 2004 alle<br />
nicht-verschreibungspflichtigen Arzneimittel<br />
grundsätzlich von der Erstattung durch die<br />
Gesetzliche Krankenversicherung ausgeschlossen<br />
wurden, war es die Aufgabe des G-BA,<br />
<strong>Aus</strong>nahmen von diesem gesetzlichen Verordnungsausschluss<br />
zu beschließen. Daraufh<strong>in</strong><br />
wurde vom G-BA e<strong>in</strong>e Übersicht über Arzneimittel<br />
erstellt, die bei der Behandlung schwerwiegender<br />
Erkrankungen als Therapiestandard<br />
<strong>Anthroposophische</strong> Bewegung<br />
gelten. Seit<strong>dem</strong> können Ärzt<strong>in</strong>nen und Ärzte<br />
Arzneimittel der Besonderen Therapierichtungen<br />
(zu denen auch die <strong>Anthroposophische</strong><br />
Mediz<strong>in</strong> zählt) zu Lasten der GKV verordnen,<br />
wenn diese als Therapiestandard <strong>in</strong> der jeweiligen<br />
Therapierichtung gelten. Trotz dieser e<strong>in</strong>deutigen<br />
Rechtslage gab es <strong>in</strong> den vergangenen<br />
Jahren jedoch immer wieder rechtliche <strong>Aus</strong>e<strong>in</strong>andersetzungen<br />
über die Konkretisierung<br />
dieser OTC-Übersicht - obwohl zahlreiche<br />
rechtskräftige Sozialgerichtsurteile entschieden<br />
haben, dass die anthroposophischen Mistelpräparate<br />
bei malignen Tumoren sowohl adjuvant<br />
als auch palliativ erstattungsfähig s<strong>in</strong>d.<br />
Natascha Hövener, DAMID Berl<strong>in</strong><br />
Neues aus den Verlagen<br />
(an) Über aktuelle Frühjahrsneuersche<strong>in</strong>ungen<br />
haben wir <strong>in</strong> der Mai-<strong>Aus</strong>gabe bereits e<strong>in</strong>iges<br />
berichtet. Hier folgen nun weitere wichtige<br />
Neuersche<strong>in</strong>ungen dieses Frühjahrs:<br />
Im Verlag Urachhaus ist von Jaap van der Weg<br />
das Buch «Welten und Wesen. Die Seele als<br />
Schauplatz geistiger Wirkungen» erschienen.<br />
Van der Weg untersucht jene Gebiete unserer<br />
Seele, <strong>in</strong> denen uns unser Denken, Fühlen<br />
und Wollen entgleiten und fremd bestimmt<br />
werden. Ferner hat der Verlag e<strong>in</strong>e Neuausgabe<br />
der «Perikopen» für den christlichen Jahreslauf<br />
mit Bildern von N<strong>in</strong>etta Sombart herausgebracht.<br />
Das Besondere dieser Edition s<strong>in</strong>d nicht<br />
nur die hervorragenden farbigen Kunstwerke,<br />
sondern auch die Übersetzung der Texte aus<br />
<strong>dem</strong> Neuen Testament vom langjährigen Leiter<br />
des Priestersem<strong>in</strong>ars <strong>in</strong> Stuttgart Gottfried<br />
Husemann.<br />
Im Mayer Verlag erschien «Die Herausforderungen<br />
der Globalisierung», e<strong>in</strong> Sammelband<br />
mit Beiträgen von Thomas Jorberg, Paul Mackay,<br />
Ulrich Rösch, Gerald Häfner, Christoph Strawe und<br />
Dietrich Spitta.<br />
Im Verlag am Goetheanum wendet sich e<strong>in</strong><br />
neues Buch von Rolf Kerler der Geschichte der<br />
GLS-Bank und ihren Impulsen unter <strong>dem</strong> Titel<br />
«E<strong>in</strong>e Bank für den Menschen» zu.<br />
Im Verlag Freies Geistesleben ersche<strong>in</strong>t von Karl<br />
König e<strong>in</strong>e wunderschön ausgestattete Neuausgabe<br />
e<strong>in</strong>es Klassikers der spirituellen Psychologie<br />
«Über die menschliche Seele».<br />
Impressum<br />
Die «Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit <strong>in</strong><br />
Deutschland» s<strong>in</strong>d Bestandteil der Zeitschrift «Anthroposophie<br />
weltweit». Herausgeber ist die <strong>Anthroposophische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>in</strong> Deutschland e. V., Zur Uhlandshöhe 10, 70188 Stuttgart.<br />
Redaktion: Andreas Neider (verantwortlich), Justus Wittich (jw),<br />
Sylva<strong>in</strong> Coiplet. Zur Uhlandshöhe 10, 70188 Stuttgart., Tel.:<br />
0711/248 50 97, Fax: 248 50 99, e-Mail Redaktion: neider@<br />
mercurial.de. Adressänderungen und Adm<strong>in</strong>istration: leserservice@mercurial.de.<br />
Gestaltung: Sab<strong>in</strong>e Gasser, Hamburg. Der<br />
Bezug ist sowohl durch e<strong>in</strong> Abonnement der Wochenschrift<br />
«Das Goetheanum» als auch durch gesonderte Bestellungen<br />
beim Verlag möglich (Kostenbeitrag für das Jahr 2011: 40,- Euro).<br />
Verlag: mercurial-Publikationsgesellschaft mbH, Alt-Niederursel<br />
45, 60439 Frankfurt/M., Tel: 069/58 23 54, Konto Nr. 101 670 901<br />
bei der GLS Geme<strong>in</strong>schaftsbank eG, BLZ 430 609 67.<br />
Anthroposophie Weltweit • Mitteilungen Deutschland, Juni 2011