Aus dem Arbeitszentrum Ost - Anthroposophische Gesellschaft in ...
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<strong>Anthroposophische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>Aus</strong> der Vorbereitung<br />
4<br />
4. Kolloquium Kunst und Kunstförderung<br />
Am 12. März 2011 fand <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> das 4. Kolloquium der Landesgesellschaft zur Kunst und Kunstförderung statt zum Thema «Intuition <strong>in</strong><br />
Bild und Bewegung» mit Henn<strong>in</strong>g Hauke und Prof. Alexander Seeger.<br />
Das Thema der Performativität ist zurzeit <strong>in</strong> der<br />
Kultur <strong>in</strong> ganz verschiedenen Wissenschaften<br />
sehr aktuell. Von der High-End Performance des<br />
Plasma-Bildschirms bis zur Performance des<br />
Politikers ist alles und nichts zur Performance<br />
geworden. Im Kontext e<strong>in</strong>er sich etablierenden<br />
Tanzwissenschaft steht die reale Präsenz des<br />
menschlichen Leibes im Raum <strong>in</strong> gewisser<br />
Weise e<strong>in</strong>er rasanten Virtualisierung und Medialisierung<br />
der Lebenswelten entgegen. Bildungsprozesse<br />
werden zunehmend an vielen<br />
Schulen als Allheilmittel <strong>in</strong> Kooperation mit<br />
musischen Kunstprojekten betrieben, wovon<br />
das prom<strong>in</strong>enteste vielleicht «Rhythm is it» mit<br />
den Berl<strong>in</strong>er Philharmonikern gewesen ist.<br />
Das Performance Thema wird zunächst im H<strong>in</strong>blick<br />
auf die Tagung der <strong>Anthroposophische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> Weimar und <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />
<strong>dem</strong> Thema des nächsten Treffens über Beuys,<br />
der den Performance Begriff stark geprägt hat,<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er historischen Perspektive betrachtet.<br />
Der Totalitarismus förderte kollektive Ersche<strong>in</strong>ungen<br />
von Massen<strong>in</strong>szenierungen, die <strong>in</strong> Performance<br />
Strukturen seriell visualisiert worden<br />
s<strong>in</strong>d. Diesen Visualisierungen spüren wir quer<br />
durch die globale Bilderwelt etwas nach. Das<br />
Individuum <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Freiheitspotential wurde<br />
durch das ideologische System <strong>in</strong> performativen<br />
Gewaltakten zerstört. Ästhetisierung der<br />
Politik wurde e<strong>in</strong> Mittel der Zerstörung. Die<br />
dunkle Seite der deutschen Geschichte ist<br />
durch die Nationalsozialisten auch <strong>in</strong> Form<br />
e<strong>in</strong>er Instrumentalisierung der Bilder <strong>in</strong> Film<br />
und Fotografie hervorgetreten. Th<strong>in</strong>gspiel und<br />
Olympische Spiele zeigten die rituelle Wirkung<br />
von performativen Aktionen, die den handelnden<br />
Körper nutzten, um Geme<strong>in</strong>schaftsgefühle<br />
zu stimulieren und e<strong>in</strong>e Volksidentität zu stiften.<br />
Neben e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>leitenden Reflexion und Bildbetrachtungen<br />
zu den beschriebenen Themen,<br />
werden kurze Performanceaktionen erübt, die<br />
den handelnden Körper <strong>in</strong> der Selbsterfahrung<br />
erlebbar machen. Wann werde ich durch e<strong>in</strong>e<br />
künstlerische Übung manipuliert und wann<br />
handele ich aus e<strong>in</strong>er Selbstführung? Wann<br />
wird mir e<strong>in</strong>e Form von Außen aufgesetzt?<br />
In welcher Situation gebe ich mir selbst die<br />
Form? Ereignet sich Führung hierarchisch oder<br />
dialogisch? Wir versuchen Erkenntnisfragen<br />
mit den künstlerischen Übungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> <strong>in</strong>neres<br />
Gespräch zu br<strong>in</strong>gen. Die aufgeworfenen Fragen<br />
s<strong>in</strong>d als offene Arbeitsrichtung zu verstehen,<br />
<strong>in</strong> die jeder se<strong>in</strong>e Fragen und se<strong>in</strong> Wissen<br />
e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen kann. Die Arbeitsanregung erstrebt<br />
methodisch e<strong>in</strong>e Begegnung von Bild und<br />
Bewegung, sowie <strong>Aus</strong>tausch über performative<br />
Bewegung und Gespräch über die geme<strong>in</strong>same<br />
Bildbetrachtung. (GA 26 Leitsätze Über<br />
die Bildnatur des Menschen)<br />
Henn<strong>in</strong>g Hauke<br />
E<strong>in</strong>drücke danach<br />
Für mich war es wieder e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressanter Tag <strong>in</strong><br />
Berl<strong>in</strong> mit Künstlerkollegen bei <strong>dem</strong> 4. Kunstkolloquium<br />
für Kunst und Kunstförderung<br />
dabei zu se<strong>in</strong>. Wir haben uns ja hauptsächlich<br />
damit beschäftigt, wie künstlerisches Schaffen,<br />
<strong>in</strong> den unterschiedlichen Kunstbereichen, z.B.<br />
im 3. Reich, missbraucht worden ist. Henn<strong>in</strong>g<br />
Hauke und Alexander Seeger hatten sich gut<br />
vorbereitet und uns Bilder von <strong>dem</strong> damaligen<br />
NS-Kunstverständnis, von Aufmärschen<br />
und riesigen Versammlungen zur «Volksbee<strong>in</strong>flussung»,<br />
die komplett durchgestaltet waren,<br />
gezeigt. Wir machten Körper- und Wahrnehmungssübungen<br />
und versuchten auch, unsere<br />
E<strong>in</strong>drücke zeichnerisch festzuhalten. Nun<br />
frage ich mich wie und für was benutzten wir<br />
die Kunst heute?<br />
Matthias Thömmes, Bliestorf<br />
Weitere Gedanken zu «Macht und Ohnmacht<br />
. . . oder wer mitmacht»<br />
Kle<strong>in</strong>e Präambel: Als me<strong>in</strong>e Tochter 5 Jahre<br />
alt war, hörte ich sie e<strong>in</strong>en 8 jährigen Jungen<br />
fragen . . . «bist Du e<strong>in</strong> lieber Junge?», worauf<br />
dieser antwortete «kommt darauf an, wie man<br />
mich behandelt».<br />
Das Kunst-Kolloquium am Samstag war für<br />
mich sehr anregend. Wir haben von Henn<strong>in</strong>g<br />
Hauke aufschlussreich zusammengestelltes<br />
Bildmaterial von Gruppen- und Massenveranstaltungen<br />
bestaunt, e<strong>in</strong>e ausgezeichnete<br />
Dokumentation über Massenbewegung <strong>in</strong><br />
Kunst und Geschichte des letzten Jahrhunderts.<br />
Mit Alexander Seegers darauf abgestimmter<br />
Bewegungsdynamik kamen wir anschaulich<br />
<strong>in</strong> die eigene Erfahrung, dafür beiden ganz<br />
herzlichen Dank!<br />
«Macht und Ohnmacht» sche<strong>in</strong>t das zentrale<br />
Thema unserer Zeit zu se<strong>in</strong>. Nicht nur im<br />
gesellschaftlichen Leben, sondern auch im<br />
Individuellen und generell im sozialen Mite<strong>in</strong>ander.<br />
Sehr <strong>in</strong>teressant waren für mich die Beiträge<br />
zum Thema «Flashmob», vor allem im H<strong>in</strong>blick<br />
auf die positiven Kräfte e<strong>in</strong>er Gruppendynamik,<br />
denen wir uns, nach all den erschreckenden<br />
Bildern des Nationalsozialismus, allmählich<br />
annäherten.<br />
Fragen, die mich als «alle<strong>in</strong>- und freischaffende»<br />
Designer- und Künstler<strong>in</strong> besonders<br />
beschäftigen, s<strong>in</strong>d z.B.: Inwieweit br<strong>in</strong>ge ich<br />
mich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Gruppe (Masse) mit e<strong>in</strong>, wie groß<br />
kann - darf e<strong>in</strong>e Gruppe - e<strong>in</strong>e Bewegung se<strong>in</strong>,<br />
dass man die Richtung mitbestimmen - mit<br />
gestalten kann? . . . und wann fängt der Ste<strong>in</strong><br />
an von «selbst» zu rollen und wo rollt er dann<br />
h<strong>in</strong>?<br />
Ich begrüße sehr das Angebot von Alexander<br />
und Henn<strong>in</strong>g, e<strong>in</strong> kreativ schaffendes Netz-<br />
werk zu bilden, und stelle gerne für Interessierte<br />
Berl<strong>in</strong>er me<strong>in</strong>en Atelier-Galerieraum für<br />
geme<strong>in</strong>same Treffen zur Verfügung.<br />
Marion Ehrsam, Berl<strong>in</strong><br />
Birgit Ebel<br />
Susanne L<strong>in</strong><br />
Bereich Kunst und Kunstförderung<br />
<strong>Anthroposophische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> Deutschland<br />
birgit-ebel@gmx.de<br />
l<strong>in</strong>@anthroposophische-gesellschaft.org<br />
Fortsetzung von Seite 2<br />
nommen und lange beklatscht.<br />
Die Kurator<strong>in</strong> des Museums war so entsetzt<br />
von der Reaktion des Publikums, dass sie nach<br />
der Aufführung sagte, sie hätte nicht mehr<br />
viel wahrnehmen können. Sie bedankte sich<br />
für die gute organisatorische Zusammenarbeit<br />
– aber den Versuch, «Außenwelt» und Eurythmiepublikum<br />
zusammen zu br<strong>in</strong>gen, hält sie<br />
für missglückt: «Der <strong>Aus</strong>tausch zwischen zwei<br />
Welten ist nicht gelungen. Das Experiment<br />
leider gescheitert. Offenbar ist es schwierig, die<br />
Kreise zu öffnen.» heißt es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anschließenden<br />
Email.<br />
Es kann nun sehr viel gesagt werden – über<br />
den Inhalt des Vortrags, vor allem auch die<br />
Vortragsart. Man könnte beanstanden, wie<br />
langweilig e<strong>in</strong> abgelesener, monotoner Redestil<br />
ist, und sich vielleicht freuen, dass es <strong>in</strong> der<br />
anthroposophischen Szene so viele gute Vortragende<br />
gibt, die <strong>in</strong> freier Rede e<strong>in</strong> Publikum<br />
begeistern können. Man könnte kritisieren,<br />
dass die Redner<strong>in</strong> kaum über die Eurythmie<br />
gesprochen hat, sondern sich auch bei diesem<br />
Anlass auf ihren Fachbereich beschränkt hat.<br />
Und man könnte vielleicht auch das Konzept<br />
des Abends unpassend f<strong>in</strong>den, weil man ja<br />
lieber nur die Eurythmie sehen wollte. Man<br />
könnte schließlich darauf h<strong>in</strong>weisen, dass lauter<br />
Protest aus <strong>dem</strong> Publikum eben zum Kunstalltag<br />
gehört.<br />
Zum guten Benehmen gehört er jedenfalls<br />
nicht. Und alle erklärenden Argumente mögen<br />
ihre Berechtigung haben – den E<strong>in</strong>druck von<br />
Arroganz, Intoleranz und Engstirnigkeit, den<br />
der nicht-anthroposophische Zuschauerteil mit<br />
nach Hause genommen hat, können sie nicht<br />
mehr zunichte machen. Dieser E<strong>in</strong>druck wird<br />
nun die weitere Haltung dieser Menschen zur<br />
Anthroposophie, zur Eurythmie und auch zum<br />
Eurythmeum als Stuttgarter Institution mitprägen.<br />
Ob und was da an dauerhaftem Schaden<br />
entstanden ist, wird die Zukunft zeigen. Haben<br />
das die empörten Huster mitbedacht?<br />
Ulrike Wendt<br />
Anthroposophie Weltweit • Mitteilungen Deutschland, Juni 2011