Aus dem Arbeitszentrum Ost - Anthroposophische Gesellschaft in ...
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<strong>Anthroposophische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
Kosmos Rudolf Ste<strong>in</strong>er<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
Impulses <strong>in</strong> all se<strong>in</strong>en Facetten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er so<br />
bisher nicht gekannten Dimension sichtbar<br />
werden und wurde auch <strong>dem</strong> entsprechend<br />
gewürdigt.<br />
Trotz allem auch<br />
e<strong>in</strong> bitterer Nachgeschmack<br />
Umso bitterer stimmt es <strong>in</strong> diesem e<strong>in</strong>malig<br />
gut geglückten Zusammenklang von Anthroposophie<br />
und Öffentlichkeit, wenn man im<br />
Nachgang von e<strong>in</strong>igen gravierenden Vorfällen<br />
sowohl im Museum wie bei den Rahmenveranstaltungen<br />
erfahren muss, bei denen sich<br />
anthroposophische Besucher völlig außerhalb<br />
jeglichem Verhaltensrahmen bewegten. So<br />
kam es vor e<strong>in</strong>igen der Veranstaltungen zu<br />
regelrechten <strong>Aus</strong>schreitungen bis zu Handgreiflichkeiten<br />
gegen Museumsmitarbeiter,<br />
weil e<strong>in</strong>zelne Besucher die Veranstaltung<br />
wegen ausverkauften Karten nicht mehr besuchen<br />
konnten. Aber auch <strong>in</strong> der <strong>Aus</strong>stellung<br />
wurde das Aufsichtspersonal teilweise agressive<br />
behandelt oder beschimpft. Das anthroposophische<br />
Publikum h<strong>in</strong>terließ auf diese Weise<br />
e<strong>in</strong>en bitteren Nachgeschmack <strong>in</strong> der Öffentlichkeit,<br />
weil die teilweise aggressive Art, mit<br />
der hier agiert wurde, so ganz und gar nicht<br />
zu <strong>dem</strong> positiven Bild, das man ansonsten von<br />
Rudolf Ste<strong>in</strong>er und der Anthroposophie hat,<br />
zu passen sche<strong>in</strong>t. Der Ton der <strong>Aus</strong>fälligkeiten<br />
war teilweise von e<strong>in</strong>er arroganten bis selbstherrlichen<br />
Art bestimmt mit <strong>dem</strong> Unterton:<br />
«Was wollt ihr denn mit Rudolf Ste<strong>in</strong>er, der<br />
gehört doch uns!» Es ist äußerst betrüblich<br />
und beschämend zugleich, wenn gerade bei<br />
e<strong>in</strong>em solchen Anlass, bei <strong>dem</strong> mit e<strong>in</strong>em<br />
dermaßen offenen und auch f<strong>in</strong>anziell ungeheuren<br />
Aufwand Rudolf Ste<strong>in</strong>er und se<strong>in</strong> Werk<br />
gewürdigt wurden, der E<strong>in</strong>druck entsteht, dass<br />
e<strong>in</strong>zelne Mitglieder der anthroposophischen<br />
Bewegung diesen Aufwand nicht nur nicht<br />
zu schätzen wissen, sondern zu<strong>dem</strong> e<strong>in</strong> dazu<br />
nicht passendes und ungehöriges Verhalten <strong>in</strong><br />
der Öffentlichkeit an den Tag legen.<br />
Helmut Zander –<br />
e<strong>in</strong> Theologe <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Element<br />
Neben den Veranstaltungen zur Pädagogik,<br />
zur Mediz<strong>in</strong> und Landwirtschaft verlief vor<br />
allem der Gesprächsabend zum Thema Theologie<br />
mit Helmut Zander außerordentlich<br />
spannend. Die Gesprächspartner waren für die<br />
Christengeme<strong>in</strong>schaft Michael Debus und für<br />
die <strong>Anthroposophische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> Hartwig<br />
Schiller. Die Moderation des Abends hatte<br />
der außerordentlich geschickt und kompetent<br />
agierende Journalist Paul Stenner. Dieser<br />
Gesprächsabend war mit 700 Besuchern die<br />
am besten besuchte Rahmenveranstaltung der<br />
<strong>Aus</strong>stellung. Es g<strong>in</strong>g dabei um zentrale Fragen<br />
nach der Christlichkeit der Anthroposophie,<br />
respektive der Christengeme<strong>in</strong>schaft, um<br />
unterschiedliche E<strong>in</strong>schätzungen derselben<br />
seitens der beiden Kirchen <strong>in</strong> Deutschland und<br />
2<br />
um die unterschiedlichen Milieubed<strong>in</strong>gungen<br />
der katholischen und evangelischen Kirche<br />
und der anthroposophischen Bewegung.<br />
Dabei zeigte Helmut Zander, dass er im theologischen<br />
Gespräch se<strong>in</strong>e Herkunft und Heimat,<br />
die katholische Kirche, versiert vertreten<br />
kann. Wenn er hier teilweise vehement kirchliche<br />
Positionen gegenüber der Christengeme<strong>in</strong>schaft<br />
und der Anthroposophie verteidigte<br />
oder den Pluralismus der christlichen<br />
Kirchen <strong>in</strong> der alltäglichen Glaubenspraxis<br />
hervorhob, dann bemerkte man, dass sich<br />
hier e<strong>in</strong> echter Sohn der Kirche <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
eigentlichen Element betätigt, der Glaubensverteidigung.<br />
Hier sprach weniger der Biograph<br />
Rudolf Ste<strong>in</strong>ers als dessen theologischer<br />
Kritiker. Mit dieser Art von Kritik, etwa <strong>dem</strong><br />
seit Rudolf Ste<strong>in</strong>ers Zeiten bekannten Vorwurf<br />
der «Selbsterlösung», lässt sich leben, können<br />
doch solche Vorwürfe leicht als Missverständnisse<br />
bzw. unberechtigt entkräften werden.<br />
Auch wenn dies den theologischen Gegnern<br />
Ste<strong>in</strong>ers schwer fällt anzuerkennen, der Re<strong>in</strong>karnationsgedanke<br />
anthroposophischer Prägung<br />
unterscheidet sich pr<strong>in</strong>zipiell von jenem<br />
buddhistischer Herkunft, denn hier geht es<br />
eben gerade nicht um Selbsterlösung, sondern<br />
um Weiterentwicklung <strong>in</strong> christlichem S<strong>in</strong>ne,<br />
im S<strong>in</strong>ne des Ganzen der Menschheit eben.<br />
Diese Entwicklungsfähigkeit des E<strong>in</strong>zelnen<br />
möchte die Kirche <strong>dem</strong> Menschen im S<strong>in</strong>ne<br />
ihres Selbsterhalts vorenthalten. Darüber kann<br />
auch e<strong>in</strong>e noch so pluralistische Glaubenspraxis<br />
nicht h<strong>in</strong>weg täuschen.<br />
Zander gestand denn auch zu, dass es <strong>in</strong><br />
der Kirche zwar e<strong>in</strong>e ausgesprochen pluralistische<br />
Glaubenspraxis, dafür aber e<strong>in</strong>e umso<br />
strengere, dogmatisch-theoretische Glaubensgrundlegung<br />
gäbe. In diesem S<strong>in</strong>ne bewies er<br />
an diesem Abend gegenüber den durchaus<br />
kritischen und deutlichen Nachfragen seitens<br />
des Vertreters der Christengeme<strong>in</strong>schaft<br />
se<strong>in</strong>e Glaubensfestigkeit und Treue der Kirche<br />
gegenüber. So bestätigte sich hier auch der<br />
ganze Rahmen der Veranstaltung, die nicht<br />
auf Initiative der Museumsleitung, sondern<br />
auf Initiative des evangelischen Stadtdekans<br />
zustande gekommen war.<br />
Die abschließende Diskussion mit <strong>dem</strong> Publikum<br />
verlief sachlich und auf hohem Niveau,<br />
und es erwies sich auch hier als glücklich, dass<br />
Hartwig Schiller aus gewissermaßen neutraler<br />
Position immer wieder vermittelnde Worte<br />
e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen konnte. Zu manchen Fragen hätte<br />
man sich e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eres Publikum und mehr<br />
Zeit gewünscht, <strong>in</strong>sofern lässt sich dieses<br />
Gespräch vielleicht bei anderer Gelegenheit<br />
sogar fortsetzen.<br />
Von der Bühne gehustet - mit Folgen<br />
Was sich bereits während der <strong>Aus</strong>stellung und bei anderen Rahmenveranstaltungen gezeigt<br />
hatte, wiederholte sich leider auch bei der mit großem Aufwand betriebenen Eurythmie–<br />
veranstaltung des Kunstmuseums Stuttgart.<br />
Am 19. April gab es im Theaterhaus Stuttgart<br />
«Lamentate – e<strong>in</strong> Abend zur Eurythmie» zu<br />
sehen. Als Koproduktion des Eurythmeum<br />
Stuttgart mit <strong>dem</strong> Kunstmuseum Stuttgart<br />
war es e<strong>in</strong> wichtiges Ziel dieser Veranstaltung,<br />
auch Menschen außerhalb der üblichen<br />
Zuschauerkreise für e<strong>in</strong>e Eurythmieaufführung<br />
zu <strong>in</strong>teressieren. Das Kunstmuseum hatte zur<br />
<strong>Aus</strong>stellung «Kosmos Rudolf Ste<strong>in</strong>er», die von<br />
Februar bis Mai <strong>in</strong> Stuttgart zu sehen war, e<strong>in</strong><br />
vielgestaltiges Beiprogramm angeboten, die<br />
meisten Veranstaltungen davon geme<strong>in</strong>sam<br />
mit der <strong>Anthroposophische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>. Es<br />
sollten Begegnungsforen geschaffen werden<br />
für Lebensanschauungen, Forschungen und<br />
praktische Arbeitsfelder <strong>in</strong>nerhalb und außerhalb<br />
der Anthroposophie.<br />
Mit <strong>dem</strong> «Lamentate» von Arvo Pärt, das Teil der<br />
Tournee «Symphonie/ Eurythmie 2008» gewesen<br />
war, schien das ideale Werk gefunden, um<br />
e<strong>in</strong>e solche Begegnung auch für die Eurythmie<br />
und die Tanzkunst möglich zu machen. Deshalb<br />
war zur E<strong>in</strong>führung des Abends Frau Prof.<br />
Dr. Claudia Jeschke, e<strong>in</strong>e renommierte Tanzwissenschaftler<strong>in</strong><br />
von der Universität Salzburg,<br />
geladen, über Entwicklungen im modernen<br />
Tanz zu sprechen. Anschließend sollte e<strong>in</strong>e<br />
Demonstration zum «Lamentate» folgen und<br />
nach der Pause dann die Aufführung des<br />
Werkes. E<strong>in</strong> volles, rundes Programm – so<br />
schien es jedenfalls den Verantwortlichen. Und<br />
e<strong>in</strong> sehr gut gefüllter Saal schien diese Erwartung<br />
auch zu bestätigen, die Veranstaltung<br />
konnte erst fast 10 M<strong>in</strong>uten später beg<strong>in</strong>nen,<br />
weil noch Menschen an der Kasse standen.<br />
Frau Jeschke begann mit ihrem Vortrag, wie<br />
<strong>in</strong> der wissenschaftlichen Szene üblich von<br />
e<strong>in</strong>en vorbereiteten Konzept abgelesen und<br />
mit vielen Bildern über Video-Beamer bestückt.<br />
Sie sprach, wie angekündigt, über «Tanzentwicklungen<br />
im beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrhundert».<br />
Nun mag man sich für dieses Thema <strong>in</strong>teressieren<br />
oder nicht – e<strong>in</strong>ige Zuschauer fanden<br />
das Ganze wohl nicht sehr fesselnd, denn<br />
nach etwa 45 M<strong>in</strong>uten Redezeit begann e<strong>in</strong><br />
auffälliges Husten im Zuschauerraum, und auf<br />
die irritierte Frage der Redner<strong>in</strong> «Husten Sie<br />
mich von der Bühne?» erklangen tatsächlich<br />
e<strong>in</strong> paar «Ja – aufhören!» Rufe. E<strong>in</strong>e andere<br />
Stimme sagte «Ne<strong>in</strong>, weitermachen», und Frau<br />
Jeschke beendete ihren Vortrag dann schnell<br />
<strong>in</strong> die sich nur langsam wieder beruhigende<br />
Zuschauermenge h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.<br />
Car<strong>in</strong>a Schmid, die die Demonstration leitete,<br />
wurde anschließend enthusiastisch begrüßt<br />
und auch die Aufführung begeistert aufge-<br />
Fortsetzung Seite 4<br />
Anthroposophie Weltweit • Mitteilungen Deutschland, Juni 2011