06.01.2013 Aufrufe

Symposium Aktuelle Diagnose und Therapie Neuroendokriner ...

Symposium Aktuelle Diagnose und Therapie Neuroendokriner ...

Symposium Aktuelle Diagnose und Therapie Neuroendokriner ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Zusamenfassung der Beiträge des<br />

„<strong>Symposium</strong> <strong>Aktuelle</strong> <strong>Diagnose</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Therapie</strong> <strong>Neuroendokriner</strong> Tumore“ am<br />

23. Juni in Bad Berka<br />

D. Hörsch, M. Hommann <strong>und</strong> R.P. Baum<br />

Zentralklinik Bad Berka<br />

Zentrum für Neuroendokrine Tumore<br />

Referenten: M. Anlauf, D. Hörsch, A. Rinke,<br />

H. Dralle, M. El-Sheik, M. Pavel, R. Arnold,<br />

R.P. Baum, C. Fischer, M. Rostock, J.E.<br />

Hensen, J. Lutz <strong>und</strong> B. Sayer<br />

Im Kultur <strong>und</strong> Kongreßsaal der Zentralklinik<br />

Bad Berka (Abbildung), begrüßte Prof.<br />

Dr. R.P. Baum die Anwesenden, die sich aus<br />

interessierten Ärzten <strong>und</strong> einer großen<br />

Patientengruppe, vor allem der B<strong>und</strong>esorganisation<br />

Selbsthilfe NeuroEndokrine<br />

Tumoren e.V., zusammensetzte. Herr Prof.<br />

Baum stellte kurz die Entwicklung der<br />

Zentralklinik im Wandel der Zeiten von<br />

einer Tuberkuloseklinik zu einem mit<br />

modernster Infrastruktur ausgestattetem<br />

Krankenhaus der Maximalversorgung dar.<br />

Am Vormittag standen wissenschaftliche<br />

Vorträge über die aktuelle Diagnostik <strong>und</strong><br />

<strong>Therapie</strong> neuroendokriner Tumoren im<br />

Vordergr<strong>und</strong>. Nachmittag wurden Referate<br />

zum Umgang mit der chronischen<br />

Erkrankung gehalten, die die Themen<br />

Ernährung, Schmerz, Krankheitsbewältigung,<br />

alternative <strong>Therapie</strong>verfahren,<br />

Palliativmedizin <strong>und</strong> rechtliche Aspekte der<br />

Vorsorge <strong>und</strong> Verfügungen umfassten.<br />

Der gut besuchte Kultur- <strong>und</strong> Kongreßsaal der Zentralklinik<br />

Dr. M. Anlauf,<br />

Klassifikation <strong>und</strong><br />

Staging von<br />

neuroendokrinen<br />

Tumoren<br />

Das Anfangsreferat von Dr. M. Anlauf aus<br />

Kiel befasste sich mit den Veränderungen in<br />

der Klassifikation <strong>und</strong> im Staging der NET<br />

seit 2000. Durch die Einführung der WHO<br />

Klassifikation wurde ein weltweiter Standard<br />

der pathologischen Einteilung des<br />

biologischen Verhaltens (Risikostratifizierung)<br />

der neuroendokrinen Tumoren<br />

geschaffen (Abbildung 1). Herr<br />

WHO Klassifikation neuroendokriner<br />

Tumore des Magens (exemplarisch)<br />

1. Hoch differenzierter neuroendokriner Tumor<br />

• Benignes Verhalten: funktionell inaktiv, beschränkt auf Mukosa-Submukosa, nicht-angioinvasiv,<br />

Größe ≤ 1cm<br />

-ECL-Zell-Tumor des Korpus-F<strong>und</strong>us (meist multipel) mit chronischer atrophischer Gastritis (CAG)<br />

oder MEN-1-Syndrom<br />

• Benignes oder niedrigmalignes Verhalten (fragliche Dignität): funktionell inaktiv, beschränkt auf<br />

Mukosa-Submukosa, ohne oder mit Angioinvasion, Größe >1-2cm<br />

- ECL-Zell-Tumor mit CAG oder MEN-1-Syndrom oder sporadisch<br />

- Serotonin-positiver oder (sehr selten) Gastrin-positiver Tumor<br />

2. Hoch differenziertes neuroendokrines Karzinom<br />

• Niedrigmalignes Verhalten: Invasion der Muskularis propria <strong>und</strong> darüber hinaus, oder mit Metastasen,<br />

Größe >2cm<br />

- funktionell inaktiv: meist sporadisches ECL-Zell-Karzinom<br />

- funktionell aktiv mit Serotonin-positivem Karzinom oder Gastrin-positivem Karzinom (Gastrinom)<br />

3. Niedrig differenziertes neuroendokrines Karzinom<br />

• Hochmalignes Verhalten<br />

Abbildung 1<br />

Dr. Anlauf stellte an einzelnen Beispielen die<br />

verschiedenen Formen der neuroendokrinen<br />

Tumore vor, die mehr als 40 Entitäten<br />

umfassen. Ausführlich erklärte Herr Dr.<br />

Anlauf die Bedeutung der Funktionalität der<br />

NETs, die nicht durch den Nachweis der<br />

Bildung von Botenstoffen in den NETs<br />

definiert ist, sondern durch ihre ungeregelte<br />

Sekretion <strong>und</strong> damit zu den typischen<br />

klinischen Bildern wie ein Zollinger-Ellison-<br />

Syndrom oder einem Hyperinsulinismus<br />

führt. Neue Erkenntnisse weisen auch<br />

darauf hin, dass für die neuroendokrinen<br />

Tumore Vorläuferläsionen sowie eine<br />

Multifokalität (Abbildung 2) existieren (sog.<br />

Mikroadenome), die vor allem bei den<br />

prädisponierenden Keimbahnmutationen<br />

auftreten (z.B. MEN-1). Zusätzlich zur<br />

pathologischen Einteilung der NETs wurde<br />

der Vorschlag einer verbindlichen Einteilung<br />

der NET mittels eines TNM Systems<br />

erstellt, vorerst für Tumoren des


Duodenale Gastrinome bei MEN1<br />

Abbildung 2.<br />

Vorderdarms. Damit gelingt es die<br />

Ausbreitung der Tumoren international<br />

verbindlich zu klassifizieren <strong>und</strong> zu<br />

vergleichen. Dies ist ein wichtiger Schritt<br />

um Studien analog zu bewerten. Zusätzlich<br />

zur TNM Einteilung wurde auch ein<br />

Grading System entwickelt, das eine<br />

biologische Stratifizierung aufgr<strong>und</strong> des<br />

Wachstumsverhaltens beinhaltet. Abschliessend<br />

stellte Herr Dr. Anlauf an einigen<br />

Beispielen die Feinheiten <strong>und</strong> Besonderheiten<br />

von NETs dar, zum Beispiel<br />

anhand eines fulminanten Glukagonomsyndroms<br />

oder dem Nachweis der<br />

Entstehung eines NET in einer Langerhans`schen<br />

Insel.<br />

PD Dr. D. Hörsch,<br />

Effiziente <strong>Diagnose</strong><br />

neuroendokriner<br />

Tumore<br />

Anlauf M, Perren A et al. Gastroenterology 2005<br />

Einleitend hob Herr PD Dr. Hörsch aus<br />

Bad Berka die Bedeutung der<br />

<strong>Diagnose</strong>stellung bei der Erkrankung an<br />

einem neuroendokrinen Tumor hervor. Da<br />

sich <strong>Diagnose</strong> von dem griechischen Wort<br />

für Entscheidung herleitet, ist dadurch gleich<br />

eine Richtschnur für die <strong>Diagnose</strong>stellung<br />

mittels diagnostischer Verfahren gegeben,<br />

die nur erfolgen sollte, wenn sie auch für die<br />

<strong>Therapie</strong>planung des Patienten eine<br />

Entscheidung herbeiführt. Diagnostische<br />

Verfahren für NETs stellen der Ultraschall<br />

mit der Weiterentwicklung des Kontrastmittel-verstärkten<br />

Ultraschalls dar,<br />

endoskopische Verfahren, die Endosonographie,<br />

nuklearmedizinische Verfahren<br />

wie die Szintigraphie <strong>und</strong> die Positronen-<br />

Emissionstomographie (PET) sowie<br />

radiologischen Methoden wie CT <strong>und</strong> MRT.<br />

Dist: 6,8 mm<br />

<strong>und</strong> 5,7 mm!<br />

Endosonographie<br />

Bilder Endosono<br />

Patient mit NET der Lunge, im PET erhöhte SUV Pankreasloge<br />

Patient mit NET der Lunge, im PET erhöhte SUV Pankreasloge<br />

<strong>Symposium</strong> <strong>Aktuelle</strong> <strong>Diagnose</strong> <strong>und</strong> <strong>Therapie</strong> neuroendokriner Tumore 23. Juni 2007<br />

Abbildung 3.<br />

Der Ultraschall als Standardmethode erfährt<br />

durch den Kontrastmittel-verstärkten Ultraschall<br />

eine wesentliche Erhöhung der<br />

Sensitivität <strong>und</strong> Spezifität, wobei Metastasen<br />

von NETs in der Leber, im Gegensatz zu<br />

anderen Tumoren, sich nicht immer typisch<br />

darstellen lassen. Nicht mehr wegzudenken<br />

für die <strong>Diagnose</strong> von NETs ist die<br />

Endosonographie, die im oberen<br />

Gastrointestinaltrakt <strong>und</strong> den angrenzenden<br />

Organen die derzeit genaueste Darstellung<br />

auch kleinster Strukturen ermöglicht, zum<br />

Beispiel von multilokulären Tumoren<br />

(Abbildung 3). Zudem kann die<br />

Endosonographie auch zur gezielten<br />

Punktion von verdächtigen Läsionen<br />

eingesetzt oder direkt therapeutisch wirksam<br />

werden, zum Beispiel zur Plexus solaris-<br />

Blockade. Sinnvollerweise sollte bei der<br />

<strong>Diagnose</strong> von NETs immer ein<br />

Übersichtsverfahren mit einer Schnittbilddiagnostik<br />

kombiniert werden.<br />

Abbildung 4. Rezeptor-PET CT mit Ga-68 DOTANOC:<br />

Nachweis eines Primärtumors im Pankreas mit multiplen<br />

Lebermetastasen.<br />

3


Abbildung 5.<br />

Während die Somatostatinrezeptorszintigraphie<br />

das Standardverfahren darstellt,<br />

kann in der PET bei der Verwendung von<br />

Gallium-68 konjugierter Somatostatinanaloga<br />

eine verbesserte Darstellbarkeit<br />

erreicht werden (Abbildung 4), die durch<br />

eine Kombination mit einer CT<br />

Untersuchung noch weiter optimiert<br />

werden kann. Indikationen für eine PET-<br />

Untersuchung sind in Abbildung 5<br />

zusammengefasst.<br />

Dr. A. Rinke,<br />

Standards in der<br />

Nachbehandlung<br />

PET Indikationen<br />

PET Indikationen<br />

�Erstdiagnose<br />

�Unbekannter Primärtumor<br />

�Nach Resektion (Rezidiv)<br />

�Kleine Metastasen<br />

�Vor Radioligandentherapie<br />

�Bei Verdacht auf Zweittumor (mit Onko-PET)<br />

�Funktionalität des Tumors (Rezeptoren)<br />

<strong>Symposium</strong> <strong>Aktuelle</strong> <strong>Diagnose</strong> <strong>und</strong> <strong>Therapie</strong> neuroendokriner Tumore 23. Juni 2007<br />

Welche Standards sollten in der Nachbehandlung<br />

der NETs eingeführt werden?<br />

Basierend auf den Leitlinien der European<br />

Neuroendocrine Tumor Society (ENETS)<br />

referierte Frau Dr. Rinke aus Marburg über<br />

Sinn <strong>und</strong> Unsinn der Nachsorge am Beispiel<br />

der verschiedenen NETs des Magens <strong>und</strong><br />

der Insulinome. Am besten charakterisiert<br />

sind die Appendix-NETs hinsichtlich der<br />

Heilungserfolge; diese können damit genau<br />

anhand der Empfehlung nachgesorgt<br />

werden, was bedeutet, dass für Tumoren mit<br />

sehr niedrigem Potential für eine<br />

Fernmetastierung auf weitere Nachsorgeuntersuchungen<br />

verzichtet werden<br />

kann. Bei den verschiedenen Entitäten der<br />

NETs müssen die biochemischen <strong>und</strong><br />

morphologischen Parameter nach Tumortyp,<br />

biologischem Verhalten <strong>und</strong> Ausbreitung<br />

ausgewählt werden. Oft ist auch<br />

5<br />

eine Kombination von dem allgemeinen<br />

Tumormarker Chromogranin A <strong>und</strong><br />

spezifischen Tumormarkern wie Gastrin,<br />

Insulin oder Glukagon bei den<br />

entsprechenden klinischen Syndromen<br />

sinnvoll. Besonders führte Frau Dr. Rinke<br />

die Notwendigkeit der kardialen<br />

Überwachung von Patienten mit<br />

Standards in der Nachbehandlung<br />

Abbildungen 6 <strong>und</strong> 7.<br />

Zusammenfassung (Teil1)<br />

••Verlaufskontrollen Verlaufskontrollen müssen müssen dem dem Tumortyp (benigne, borderline, niedrig-maligne,<br />

hochmaligne), der der Primärtumorlokalisation, dem dem Stadium (Z.n. (Z.n. R0-Resektion,<br />

metastasiert) <strong>und</strong> <strong>und</strong> der der funktionellen Aktivität angepasst werden.<br />

••In In bestimmten Fällen Fällen mit mit uneingeschränkter Prognose sind sind aufwendige<br />

Staginguntersuchungen oder oder Nachsorgeuntersuchungen nach nach kurativer Resektion<br />

nicht nicht gerechtfertigt.<br />

••I.d.R I.d.Rumfassen umfassen die die Verlaufskontrollen folgende Untersuchungen:<br />

•Anamnese <strong>und</strong> <strong>und</strong> körperlicher Status Status<br />

•Routinelaborparameter<br />

•Chromogranin A falls falls initial initialerhöht erhöht<br />

•Ggf. •Ggf. Markerhormon<br />

•Bildgebung i.d.R. i.d.R. MRT MRToder oder CT CT (Methodenwechsel meiden)<br />

Standards in der Nachbehandlung<br />

Zusammenfassung (Teil2)<br />

••Die Die Somatostatinrezeptorszintigraphie hat hat in in der der Initialdiagnostik<br />

(„Ganzkörperstaging“, Primärtumorlokalisation) sowie sowie in in größeren Intervallen<br />

als als Verlaufsuntersuchung einen einen besonderen Stellenwert, insbesondere zur zur<br />

Planung Planung weiterer weiterer <strong>Therapie</strong>optionen bei bei Feststellung eines eines Tumorprogresses.<br />

••Bei Bei Patienten mit mit Karzinoid-Syndrom sollte sollte in in jährlichen Abständen ein ein<br />

Herzultraschall zur zur Erfassung der der prognostisch relevanten Karzinoid-<br />

Herzerkrankung durchgeführt werden.<br />

••Bei Bei erhöhtem Zweitmalignomrisiko sind sind jährliche jährliche<br />

Krebsfrüherkennungsuntersuchungen einschließlich Koloskopien im im Jahr Jahr<br />

der der <strong>Diagnose</strong>stellung, nach nach 3 Jahren <strong>und</strong> <strong>und</strong> dann dann alle alle 5 Jahre Jahre sinnvoll.<br />

Karzinoiden aus, da bei diesem<br />

Krankheitsbild oft der Verlauf durch die<br />

Rechtsherzbelastung determiniert wird <strong>und</strong><br />

eine frühzeitige Intervention zum Beispiel<br />

durch einen Klappenersatz nicht versäumt<br />

werden sollte. Standards in der Nachbehandlung<br />

sollten auch ein regelmäßiges<br />

Screening für nicht endokrine Zweittumoren<br />

umfassen, zum Beispiel für kolorektale<br />

Karzinome oder Mammakarzinome, da<br />

deren Auftreten bei Patienten mit NETs<br />

erhöht ist. Bei der abschließenden Diskussion<br />

wurde von Frau Dr. Rinke noch<br />

einmal die Bedeutung einer individuellen<br />

Anpassung der existierenden Standards für<br />

die individuellen Patienten betont. Die von<br />

Frau Rinke empfohlenen Standards der<br />

Nachbehandlung sind in den Abbildungen 6<br />

<strong>und</strong> 7 zusammengefasst.


Prof. Dr. H. Dralle,<br />

Chirurgische<br />

<strong>Therapie</strong>: Kuration<br />

durch Resektion<br />

<strong>und</strong> Debulking<br />

Prof. Dr. H. Dralle aus Halle hatte den<br />

Auftrag, über die chirurgische <strong>Therapie</strong><br />

zwischen der Kuration durch eine Resektion<br />

gegenüber der Wertigkeit der chirurgischen<br />

Tumormassenreduktion darzustellen. Einführend<br />

stellte Herr Prof. Dralle die Rolle<br />

der Chirurgie im Spannungsfeld zwischen<br />

Heilung <strong>und</strong> Linderung anhand der organ-<br />

<strong>und</strong> funktionserhaltende Resektion <strong>und</strong> der<br />

radikalen Resektion bei lokal invasiven NET<br />

dar. Am Beispiel der NETs des Magens<br />

wurde eräutert, welche Typen der Magen-<br />

NETs endoskopisch entfernt, operiert oder<br />

nachbeobachtet werden sollten. Demgegenüber<br />

sollte zur Vermeidung von Komplikationen<br />

im Verlauf der Erkrankung, zum<br />

genauen Staging <strong>und</strong> zum Nachweis einer<br />

Multifokalität die Indikation zur Resektion<br />

des Primärtumors großzügig gestellt werden.<br />

Bei den NETs der Appendix stellte Herr<br />

Prof. Dralle anhand neuester Daten dar, dass<br />

die Indikation zur Nachresektion auch bei<br />

kleinen Tumoren individuell gestellt werden<br />

sollte, da auch bei Tumoren mit weniger als<br />

20 mm Durchmesser bereits Lymphknotenmetastasen<br />

in Einzelfällen nachgewiesen<br />

werden können. Auch bei den NETs des<br />

Rektums muss das operative Vorgehen<br />

aufgr<strong>und</strong> des Tumorstadiums bestimmt<br />

werden (Abbildung 8).<br />

Abbildung 8.<br />

Operatives Konzept bei Rektumkarzinoiden<br />

kurative Intention<br />

< 1 cm, submukös<br />

keine Metastasen<br />

(ca. 80 %)<br />

1 – 2 cm,<br />

keine Metastasen<br />

(ca. 10 %)<br />

= 2 cm, muscularis<br />

mucosae-<br />

Infiltration, LKM<br />

Endoskopische Abtragung<br />

wide excision<br />

Radikale Resektion<br />

(LAR, APR)<br />

M odlin IM et al, 2004, E ndocrine S urgery<br />

NET des Pankreas sollten aufgr<strong>und</strong> von<br />

Funktionalität, genetischem Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> Ausbreitung entweder nachbeobachtet,<br />

lokal exzidiert oder im Rahmen einer<br />

Pankreasresektion entfernt werden.<br />

Operationen am Pankreas können auch<br />

zunehmend endoskopisch (laparoskopisch)<br />

durchgeführt werden. Gastrinome sind vor<br />

allem Tumoren des Duodenums <strong>und</strong><br />

müssen dementsprechend operativ angegangen<br />

werden, intraoperativ sollte eine<br />

Illumination des Duodenums durch eine<br />

Endoskopie erfolgen um alle intraluminale,<br />

zum Teil sehr kleine Tumoren zu erkennen<br />

(Abbildung 9). Die Rolle der Chirurgie muss<br />

auch bei den nicht-funktionellen NETs im<br />

Rahmen der zunehmenden Sensitivität der<br />

Bildgebung zum Beispiel durch die PET,<br />

zukünftig neu definiert werden. Hierbei ist<br />

vor allem die Organerhaltung vordringlich.<br />

Duodenale MEN 1-Mikrogastrinome,<br />

1 Mikrogastrinome,<br />

Transillumination,<br />

Transillumination,<br />

Duodenotomie<br />

P K 060448, O P 300804<br />

Abbildung 9.<br />

Die Möglichkeiten der Tumormassenreduktion<br />

können durch die vermehrte<br />

Radikalität der operativen Verfahren bei<br />

vertretbaren Risiko deutlich erweitert<br />

werden. Abschließend stellte Herr Prof.<br />

Dralle dar, dass sich nicht nur die Diagnostik<br />

der NETs verbessert hat sondern auch die<br />

chirurgischen therapeutischen Möglichkeiten<br />

<strong>und</strong> dadurch eine wesentliche Aufgabe der<br />

mit NET Patienten befassten Ärzte darin<br />

besteht, den Patienten die Angst vor den<br />

resektiven Verfahren zu nehmen.


Prof. Dr. R. Arnold,<br />

Antisekretorische<br />

<strong>und</strong> Antiproliferative<br />

Wirkungen<br />

der Biotherapie<br />

Herr Prof. Dr. Arnold aus München,<br />

ehemals Marburg, ging auf die<br />

antisekretorische <strong>und</strong> antiproliferative<br />

Wirkungen der Biotherapie ein. Der<br />

Stellenwert der Biotherapie liegt in der<br />

effektiven Kontrolle der funktionellen<br />

Symptome, zum Beispiel des Karzinoidsyndroms,<br />

der NET. Darüber hinaus gibt es<br />

Hinweise dafür, dass eine Biotherapie auch<br />

das Wachstum der NET günstig<br />

beeinflussen kann. Zum Einsatz kommen<br />

verschiedene Somatostatin-Analoga (SSA)<br />

sowie Interferon-alpha Präparate. Weitere<br />

Medikamente die beim funktionellen<br />

Insulinom zur Verminderung der Hypoglykämie<br />

zum Einsatz kommen, sind<br />

Diazoxid sowie Protonenpumpenhemmer<br />

beim funktionellen Gastrinom, dem<br />

Zollinger-Ellison Syndrom (Abbildung 10).<br />

Management <strong>Neuroendokriner</strong> Tumore<br />

Medikamentöse Kontrolle der Hormon-<br />

bedingten Symptome<br />

Insulinom<br />

Gastrinom<br />

Karzinoid Syndrom<br />

Glukagonom<br />

VIPom<br />

Andere<br />

Diazoxid/Octreotid<br />

PPI PPI<br />

Octreotid / / Lanreotid<br />

Octreotid / / Lanreotid<br />

Octreotid / / Lanreotid<br />

Octreotid / / Lanreotid<br />

Abbildung 10.<br />

Durch diese medikamentöse <strong>Therapie</strong><br />

können sich diese funktionelle Aktivitäten<br />

der NETs oft gut beherrschen lassen. Die<br />

antiproliferative Wirkung der Biotherapie ist<br />

weniger gut belegt <strong>und</strong> muss im Kontext des<br />

unterschiedlichen Wachstumsverhaltens der<br />

NETs betrachtet werden, da einzelne NETs<br />

auch Spontanremissionen oder eine<br />

dauerhaften stabilen Verlauf aufweisen.<br />

Nach gegenwärtigem Kenntnisstand kommt<br />

die Biotherapie mit Somatostatinanaloga<br />

oder Interferon nur bei einem langsamen<br />

Tumorwachstum in Frage während die<br />

stabile Erkrankung nicht behandelt werden<br />

muss <strong>und</strong> demgegenüber der schnellwachsende<br />

Tumor einer Chemotherapie<br />

bedarf. Für die <strong>Therapie</strong> mit Somatostatinanaloga<br />

macht man sich die Expression<br />

der Somatostatinrezeptoren (SSTR) bei den<br />

NET zunutze, vor allem der Rezeptorsubtyp<br />

SSTR 2 ist hier erwähnenswert. Zwei vergleichende<br />

Studien, die die Kombination<br />

von Somatostatinanaloga mit Interferon<br />

verglichen, konnten insgesamt keinen<br />

Vorteil für die Kombination aufweisen.<br />

Nach Herrn Prof. Arnold profitiert von<br />

einer Biotherapie hinsichtlich der<br />

Wachstumshemmung nach gegenwärtigem<br />

Kenntnisstand vor allem eine Subgruppe<br />

von Patienten mit einem langsamen<br />

Tumorwachstum vor <strong>Therapie</strong>einleitung.<br />

Letztlich steht aber der Beweis der<br />

antiproliferativen Wirksamkeit der <strong>Therapie</strong><br />

mit SSA noch aus, da eine randomisierte,<br />

Plazebo-kontrollierte vergleichende Studie<br />

mit einer Depotform von Octrotid noch<br />

nicht abgeschlossen ist <strong>und</strong> die Ergebnisse<br />

erst im nächsten Jahr erwartet werden.<br />

Abschließend empfahl Herr Prof. Arnold<br />

den Einsatz der Biotherapie im Rahmen<br />

eines in Abbildung 11 vorgestellten<br />

<strong>Therapie</strong>algorithmus.<br />

Therapeutic Options for Neuroendocrine Tumours<br />

Surgical Procedures (Debulking, Resection of the Primary)<br />

No tumour growth Slow tumour growth Rapid tumor growth<br />

Symptomatic<br />

Treatment<br />

Livertransplantation<br />

Abbildung 11.<br />

Octreotide<br />

o<br />

r<br />

α -Interferon<br />

Progress<br />

Additional<br />

α -Interferon<br />

Streptozotocin<br />

plus Doxorubicin<br />

or Dacarbacin<br />

PD Dr. M.Pavel,<br />

Chemotherapie <strong>und</strong><br />

neue<br />

<strong>Therapie</strong>ansätze<br />

Progress<br />

Additional<br />

Octreotide<br />

Etoposide plus<br />

Cisplatin<br />

Chemotherapy Radioligandtherapy Embolisation Other ablative measures<br />

Progress<br />

Livermetastases Pancreas Tumour No Pancreas Tumour<br />

No Chemotherapy<br />

Frau PD Dr. Pavel aus Berlin referierte über<br />

Chemotherapie <strong>und</strong> neue <strong>Therapie</strong>ansätze<br />

bei NETs. Die systemische Chemotherapie<br />

bei den pankreatischen NETs ist gut belegt,


zum Einsatz kommen Kombinationen aus<br />

Streptozotocin, 5-FU <strong>und</strong> Doxorubicin mit<br />

einem Ansprechen zwischen 40 <strong>und</strong> 60%.<br />

Nach Frau PD Dr. Pavel kann eine<br />

Dreifachkombination dieser Substanzen zur<br />

Zeit nicht empfohlen werden, da die<br />

Ergebnisse in einer retrospektiven Studie<br />

nicht besser sind als die der Zweifachkombinationen.<br />

Die Kombination eines<br />

Platinanalogs (Cisplatin oder Carboplatin)<br />

mit Etoposid sollte bei den schnell<br />

wachsenden Tumoren zum Einsatz<br />

kommen. Ein neues vielversprechendes<br />

<strong>Therapie</strong>schema ist die niedrig dosierte<br />

Langzeitgabe von 5-FU (metronomische<br />

Chemotherapie) in Kombination mit dem<br />

Somatostatinanalogon Octreotid (Abbildung<br />

12).<br />

Neue Chemotherapiestudien<br />

5-FU metronomisch (200 mg/m²/d) + Octreotid<br />

Phase 2; n=29 Patienten; lokal fortgeschrittene /<br />

metastasierte WD NET<br />

Ergebnisse:<br />

• PR: 7 / 29 (24.1%)<br />

• SD: 20 / 29 (69.0%)<br />

• PD: 2 / 29 (6.9%)<br />

• Biochemisches Ansprechen (CGA?): 11 / 25 (44.0%)<br />

• Symptombesserung: 9 / 15 (60%)<br />

• Sek<strong>und</strong>äre Resektion: 3 / 29 (1 x R0 )<br />

• Zeit bis zur Tumorprogression: 25 mo (2 mo - 69 mo)<br />

Dogliotti et al. ASCO 2007<br />

Abbildung Fazit: 12.<br />

• Metronomische Chemotherapie ist ein<br />

vielversprechendes Konzept, Weiterentwicklung in<br />

Kombinationen mit SSA plus molekularzielgerichteten<br />

Substanzen<br />

Vor der Darstellung der neuen Substanzen<br />

die zur Zeit getestet werden, referierte Frau<br />

Pavel über Wachstumsfaktoren für NETs<br />

zum Beispiel den vascular endothelial growth<br />

factor (VEGF) oder den epidermal grwoth factor<br />

(EGF) <strong>und</strong> ihre Andockstellen an tumor<strong>und</strong><br />

Gefäßzellen, die durch die neuen<br />

Substanzen gezielt inhibiert werden sollen.<br />

Ein neues Somatostatinanalogon (SOM230;<br />

Pasireotid), das 4 von 5 SSTR inhibiert,<br />

wurde bei Patienten mit Karzinoidsyndrom<br />

getestet, die auf Octreotid nicht mehr<br />

hinreichend ansprachen, <strong>und</strong> zeigte hier eine<br />

Wirkung in einem ¼ der Fälle (Abbildung<br />

13). Die antiproliferative Funktion von<br />

Pasireotide ist noch unklar. Die<br />

Angiogeneseinhibitoren (Bevacizumab oder<br />

PTK/ZK), die die Neubildung von<br />

Blutgefäßen durch den Tumor unterbinden<br />

sollen, zeigten in kleineren Studien eine<br />

begrenzte Wirksamkeit. Die Inhibierung des<br />

Rezeptors für den Wachstumsfaktor EGF<br />

durch Gefitinib in einer Studie mit<br />

Patienten, die eine progrediente Erkrankung<br />

Symptome des Karzinoid-Syndroms<br />

unter Pasireotid bei Respondern<br />

Kvols L et al., ASCO-GI 2006<br />

Abbildung 13.<br />

aufwiesen, war bei bis zu einem Drittel der<br />

Patienten effektiv. Eine Substanz, die<br />

mehrere intrazelluläre Wachstumskinasen<br />

hemmt <strong>und</strong> bereits in anderen Tumorarten<br />

wirksam ist (Sunitinib, Sutent), zeigte<br />

Wirksamkeit insbesondere bei endokrinen<br />

Pankreastumoren <strong>und</strong> wird nun in einer<br />

großen kontrollierte Studie getestet<br />

(Abbildung 14).<br />

Abbildung 14.<br />

Eine Studie mit Sorafenib, das auch mehrere<br />

Wachstumskinasen inhibiert, zeigte keine<br />

vergleichbare Wirkung, führte jedoch auch<br />

zu vielen Nebenwirkungen.<br />

Abbildung 15.<br />

Tumoransprechen auf<br />

Sunitinib<br />

nach RECIST-Kriterien<br />

Partial response*<br />

(95% CI)<br />

12/44 Patienten: symptomatische Besserung<br />

BM = Bowel movements<br />

Carcinoid<br />

(N=41)<br />

1 (2)<br />

(0.1–12.9)<br />

No. (%)<br />

Islet cell<br />

(N=61)<br />

9 (15)<br />

(7.0–26.2)<br />

Zusammenfassung<br />

All patients<br />

(N= 102)<br />

10 (10)<br />

(4.8–17.3)<br />

Stable disease 38 (93) 45 (74) 83 (81)<br />

Progressive disease 0 4 (7) 4 (4)<br />

Not evaluable 2 (5) 3 (5) 5 (5)<br />

Mediane Zeit bis zur Tumorprogression: 10 Mon.<br />

NW CTC Grad 3/ 4: Müdigkeit 25%, Hypertonie 8%, Emesis 8%, Diarrhoe 5%<br />

• Die systemische Chemotherapie hat einen Stellenwert bei progredienten<br />

NEC des Pankreas <strong>und</strong> schlecht differenzierten NEC<br />

• Pasireotid ist wirksam bei ~25% der Patienten mit therapierefraktärem<br />

Carcinoid-Syndrom<br />

• Verschiedene molekular-zielgerichtete <strong>Therapie</strong>n haben eine 0–27%ige<br />

Remissionsrate: endokrine Pankreastumore > Mitteldarmtumore<br />

• Remissionsraten besser bei Kombinationstherapie mit SSA oder<br />

Chemotherapie<br />

• Begrenzter Stellenwert neuer Verfahren (kleine Fallzahlen, kurze<br />

<strong>Therapie</strong>zeiten, meist fehlende Beurteilung des Tumorverlaufs vor<br />

<strong>Therapie</strong>beginn)


Das bei chronischer myeloider Leukämie<br />

<strong>und</strong> gastrointestinalen Stromatumoren<br />

eingesetzte Imatinib kann in Einzelfällen<br />

ebenfalls eine Wirkung zeigen. Weitere<br />

Studien werden zur Zeit auch mit dem<br />

Wachstumsfaktorinhibitor RAD001 durchgeführt,<br />

da ein wachstumshemmender<br />

Effekt bei NETs gezeigt werden konnte.<br />

Der Stellenwert der besprochenen<br />

Substanzen ist zur Zeit noch unklar. Es<br />

bedarf weitere Studien (Abbildung 15).<br />

Dr. M. El-Sheik,<br />

Lokale ablative<br />

<strong>Therapie</strong><br />

Herr Dr. El-Sheik aus Berlin stellte die<br />

verschiedenen Modalitäten der lokalen<br />

ablativen <strong>Therapie</strong> dar. Die Indikation für<br />

eine lokale <strong>Therapie</strong> ergibt sich aus<br />

retrospektiven Untersuchungen, die ein<br />

besseren Überleben (Überlebenszeit <strong>und</strong><br />

Lebensqualität) durch eine Reduktion der<br />

Tumorlast zeigen. Durch eine lokale ablative<br />

<strong>Therapie</strong> kann oft eine Tumorkontrolle<br />

(Wachstumsstop über Monate bis Jahre) <strong>und</strong><br />

in vielen Fällen eine Tumorverkleinerung<br />

erreicht werden, eine Heilung ist jedoch die<br />

Ausnahme. Zum Einsatz an der Leber<br />

kommen einerseits perkutane Verfahren, bei<br />

denen durch Einbringen einer Sonde durch<br />

die Haut in die Lebermetastasen (unter<br />

Kontrolle durch Ultraschall oder CT) die<br />

Tumorzerstörung durch Erhitzen (z.B. RFA<br />

oder LITT), Erfrieren (Kryotherapie) oder<br />

Einspritzen von chemischen Substanzen wie<br />

Alkohol erfolgt (Abbildung 16).<br />

Lokale<br />

<strong>Therapie</strong>möglichkeiten ?<br />

Perkutane Verfahren Transarterielle Verfahren<br />

Tumorzerstörung durch:<br />

• Erhitzen (Koagulation) Laser, Radiofrequenz, Mikrowelle, Ultraschall<br />

• Erfrieren (Kryotherapie) perkutane Kryotherapie<br />

• Durchblutung stoppen (Dearterialisierung) Embolisation<br />

• Zellschädigung<br />

Abbildung 16.<br />

? Direktes Einspritzen v. Alkohol (PEI)<br />

? Infusion von Zellgiften (Chemotherapie)<br />

? Bestrahlung (Radiatio) ( Radiatio)- extern / intern (Yttrium-90) (Yttrium 90) / systemisch<br />

Die Radiofrequenzablation (RFA) als<br />

thermisches Verfahren durch Erhitzung<br />

wird am häufigsten angewandt (Abbildung<br />

17). Damit lässt sich lokal eine gute<br />

Remission <strong>und</strong> Symptomkontrolle erreichen,<br />

allerdings ist die Rezidivraterate hoch. Die<br />

Indikation zur RFA sind wenige Metastasen,<br />

sie kann auch komplementär zur<br />

Leberresektion eingesetzt werden um die<br />

nicht resezierbaren Tumormassen zu<br />

entfernen.<br />

Die andere Gruppe der lokalen <strong>Therapie</strong><br />

bilden die transarteriellen Verfahren, bei<br />

denen Substanzen mittels Katheter direkt in<br />

die Leberarterie eingebracht werden.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der besseren Durchblutung im<br />

Vergleich zur ges<strong>und</strong>en Leber reichern sich<br />

die Substanzen in den Metastasen an. Je<br />

nach applizierter Substanz kommt es zu<br />

einer Reduktion der Tumordurchblutung<br />

(Embolisation) meistens in Verbindung mit<br />

einer lokalen Chemotherapie (transarterielle<br />

Chemoembolisation, TACE) oder zu einer<br />

hochdosierten lokalen Strahlentherapie<br />

(selektive transarterielle Strahlentherapie,<br />

SIRT) durch die Applikation kleiner mittels<br />

Yttrium-90 (ß-Strahler) beladener Partikel.<br />

Radiofrequenzablation-<br />

Technik / Ergebnisse<br />

bisher limitierte Aussagekraft<br />

- methodenbedingt intial hohe komplette Remission,<br />

aber hohe Rate an Rezidiven (lokal, neue Filiae)<br />

- Symptomreduktion bis 100%<br />

Abbildung 17.<br />

Durch die Chemoembolisation kann bei<br />

vielen Patienten mit hepatischen Metastasen<br />

eine Symptom- <strong>und</strong> Tumorkontrolle erreicht<br />

werden, vor allem bei funktionellen<br />

Syndromen wie bei Insulinom oder VIPom.<br />

Ob die Kombination einer lokalen Chemotherapie<br />

mit einer Embolisation für alle<br />

Tumorarten effektiver ist, konnte bisher<br />

noch nicht abschließend geklärt werden.<br />

Durch die SIRT (Abbildung 18) kann eine<br />

hohe lokale Strahlendosis in den<br />

Lebermetastasen erreicht werden.


S elektive<br />

I ntraarterielle<br />

R adio<br />

T herapie<br />

Partikelgröße = 20-40 micron<br />

-> Kapillarebene<br />

SIRT<br />

Abbildung 18.<br />

Diese <strong>Therapie</strong> konnte bei NET Patienten in<br />

einer kleineren Studie eine gute<br />

Tumorkontrolle <strong>und</strong> Remissionsrate<br />

bewirken. Allerdings können bei dieser<br />

<strong>Therapie</strong> zum Teil schwerwiegende<br />

Komplikationen auftreten <strong>und</strong> eine<br />

Wiederholung der <strong>Therapie</strong> kann<br />

erforderlich sein, weswegen die Behandlung<br />

nur in spezialisierten Zentren erfolgen sollte.<br />

Diese <strong>Therapie</strong> wird zur Zeit aufgr<strong>und</strong> der<br />

nicht einheitlich gehandhabten Kostenübernahme<br />

durch die gesetzlichen<br />

Krankenkassen nur in wenigen Kliniken<br />

angeboten. Zusammenfassend stellte Herr<br />

Dr. El-Sheik dar, dass einzelne oder wenige<br />

Metastasen, die nicht chirurgisch<br />

behandelbar sind, durch lokale perkutane<br />

Verfahren behandelt werden sollten <strong>und</strong> die<br />

disseminierte Erkrankung durch eine<br />

Chemoembolisation oder SIRT.<br />

Prof. Dr. R.P. Baum,<br />

PeptidrezeptorvermittelteRadioligandentherapie<br />

neuroendokriner<br />

Tumore<br />

Transarterielle Applikation von Mikrosspheren<br />

(Resin) mit Yttrium 90 (ß-Strahler)<br />

Gewebsdosis<br />

1 : 15-20<br />

Tumordosis<br />

Herr Prof. Dr. Baum aus Bad Berka<br />

berichtetet über die neuesten Ergebnisse der<br />

peptidrezeptorvermittelten Radiorezeptortherapie<br />

(PRRT). Ausgehend von der Seitenkettentheorie<br />

von Paul Ehrlich (1899)<br />

wurden die Prinzipien der rezeptorvermittelten<br />

Radiotherapie erklärt (Schlüssel-<br />

Schloß-Prinzip). Für die Diagnostik neuroendokriner<br />

Tumoren mittels PET-CT wird<br />

in Bad Berka DOTANOC, ein Octreotide-<br />

Analog eingesetzt, das ein Pan-Somatostatin-<br />

Analogon - ähnlich dem Pasireotide - darstellt.<br />

Der Vorteil von DOTANOC ist die<br />

höherer Bindung (Affinität) an SMS-<br />

Subrezeptortypen <strong>und</strong> damit ein besseres<br />

Signal-zu-Hintergr<strong>und</strong>verhältnis (= Nachweis<br />

kleinerer Tumorherde) sowie die<br />

schnellere Untersuchungszeit (was vor allem<br />

für die Patienten eine Erleichterung darstellt:<br />

ca. 20 Minuten Aufnahmedauer im<br />

PET/CT-Gerät im Vergleich zu mehreren<br />

Tagen Untersuchungsdauer bei Einsatz der<br />

Szintigraphie). Für die <strong>Therapie</strong> wird in Bad<br />

Berka DOTATATE eingesetzt, das an<br />

Lutetium-177 oder Yttrium-90 gekoppelt<br />

wird (Abbildung 19).<br />

RADIOPEPTIDE THERAPY (ZKL BAD BERKA)<br />

Total number of patients treated n = 394<br />

Total number of treatment sessions n = 1133<br />

(as of May 15, 2007)<br />

Yttrium-90 n = 686<br />

Lutetium-177 n = 447<br />

Abbildung 19.<br />

Lutetium-177 wird bei kleineren Tumoren<br />

<strong>und</strong> Yttrium-90 bei größeren Metastasen<br />

eingesetzt. Lutetium-177 DOTATATE<br />

weist ein günstigeres Nebenwirkungsprofil<br />

im Vergleich zu Yttrium-90 DOTA-TOC<br />

auf, aber beide <strong>Therapie</strong>-Arme sind weniger<br />

belastend als eine systemische Chemotherapie.<br />

Ergebnisse der PRRT: bei<br />

Vorliegen einer progressiven Erkrankung<br />

wird eine Tumorkontrolle (komplette<br />

Remission, partielle Remission <strong>und</strong> stabile<br />

Erkrankung) bei 88 % der Patienten nach 3<br />

<strong>Therapie</strong>zyklen erreicht. In Bad Berka<br />

wurden bisher am häufigsten pankreatische<br />

NETs behandelt (Abbildung 20).<br />

TUMOR TYPES TREATED WITH PRRT<br />

2 6 7 8 9 10<br />

Aesthesio.<br />

Cecum<br />

Misc<br />

Stomach<br />

Meningioma<br />

Thyroid<br />

Age: 4 – 81 years<br />

mean 59 years<br />

15 17 23 25 27 30<br />

Abbildung 20.<br />

Ausführlich wurden die Vorteile einer<br />

genauen Verlaufsbeobachtung mittels<br />

46<br />

107<br />

Rectum / colon<br />

Paraganglioma / pheo<br />

Bronchus / lungs<br />

Multiple primaries<br />

CUP<br />

Duodenum,jejunum (SI)<br />

Ileum<br />

Pancreas


PET/CT <strong>und</strong> (metabolisches bzw. molekulares<br />

Ansprechens) im Vergleich zu den<br />

RECIST-Kriterien (morphologisches Ansprechen<br />

im CT oder MRT) dargestellt.<br />

Äußerst wichtig ist die genaue Nachbeobachtung<br />

nach PRRT <strong>und</strong> die Messung<br />

der Nierenfunktion sowie der hämatologischen<br />

Parameter (Blutbild). Interessanterweise<br />

zeigte sich (bisher) kein Unterschied<br />

im Ansprechen von Tumoren mit<br />

hohem oder niedrigem Proliferationsindex<br />

sofern eine hoher Somatostatin-<br />

Rezeptorbesatz nachweisbar ist (was eine<br />

Gr<strong>und</strong>voraussetzung für die PRRT darstellt).<br />

Die standardisierte Evaluation der<br />

<strong>Therapie</strong>ergebnisse der PRRT einzelner<br />

Zentren wird zur Zeit in einer Datenbank<br />

gesammelt. Zusammenfassend stellte Prof.<br />

Dr. Baum das Bad Berkaer Konzept einer<br />

PRRT dar (Abbildung 21).<br />

Abbildung 21.<br />

Am Ende des wissenschaftlichen Teils hob<br />

Herr PD Dr. Hörsch die Bedeutung der<br />

interdisziplinären Zusammenarbeit bei der<br />

umfassenden Betreuung von Patienten mit<br />

neuroendokrinen Tumoren hervor <strong>und</strong><br />

betonte die Notwendigkeit der<br />

Durchführung kontrollierter Studien, um die<br />

Qualität der Behandlung zu verbessern. Er<br />

schlug vor, die Anzahl <strong>und</strong> Qualität von<br />

prospektiven Studien zukünftig als ein leicht<br />

nachprüfbares (auch für die Patienten über<br />

entsprechende Internetseiten wie<br />

http://clinicaltrials.gov/ct/search?term=neu<br />

roendocrine+tumors) Qualitätskriterium für<br />

NET-Zentren zu definieren. Im Anschluss<br />

wurde die Veranstaltung als ein<br />

Informationsnachmittag für Patienten mit<br />

neuroendokrinen Tumoren fortgeführt.<br />

C. Fischer,<br />

Spezielle Anforderungen<br />

an die Ernährungstherapie<br />

Frau C. Fischer aus Eisenach gab eine<br />

Übersicht über die Möglichkeit der<br />

Ernährungstherapie bei NETs. Einer<br />

initialen Darstellung der Symptome Flush<br />

<strong>und</strong> Diarrhoe folgte eine Auflistung der<br />

Gründe für Gewichtsverlust bei<br />

Tumorerkrankungen durch veränderten<br />

Stoffwechsel <strong>und</strong> verminderte Energiezufuhr<br />

(Abbildung 22). Gr<strong>und</strong>züge der<br />

Ernährungstherapie bei Magenresektion,<br />

Kurzdarmsyndrom, Pankreasinsuffizienz<br />

Zottenatrophie <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Malassimilationsstörungen wurden dargestellt.<br />

.<br />

Kachexie<br />

Zottenatrophie<br />

Ernährungstherapie<br />

Intoleranzen<br />

Diarrhoe<br />

Ursachen (sek<strong>und</strong>är)<br />

(primär)<br />

Diarrhoe<br />

Pankreasinsuffizienz<br />

Medikamente<br />

Ernährungsformen<br />

Enzymsubstitution<br />

MCT Fette<br />

Kurzdarmsyndrom<br />

Abbildung 22.<br />

Wichtig für eine frühzeitige <strong>Therapie</strong> ist die<br />

Messung von Größe <strong>und</strong> Gewicht zur<br />

Bestimmung des Body-Mass-Index, Gewichtsveränderungen,<br />

verminderter Nahrungszufuhr<br />

<strong>und</strong> bestimmter Laborwerte.<br />

Essentiell ist es frühzeitig an eine Ernährungstherapie<br />

zu denken. Bei drohender<br />

Mangelernährung sollte der oralen Ernährung<br />

durch Anreicherung mit<br />

verschiedenen Supplimenten sowie dem<br />

Einsatz von Trinknahrung den Vorzug<br />

gegeben werden. Durch eine gezielte Ernährungsberatung<br />

kann eine Verbesserung<br />

der Akzeptanz der notwendigen Zusatzernährung<br />

erreicht werden. Bei nicht<br />

ausreichender oraler Nahrungsaufnahme<br />

kann eine bilanzierte enterale Ernährung,<br />

wenn möglich über eine Ernährungssonde<br />

gegeben werden. Bei Kontraindikationen für<br />

eine enterale Ernährung sollte eine


parenterale Ernährung peripher oder<br />

zentralvenös angestrebt werden.<br />

Kurzdarmsyndrom<br />

• je nach Darmlänge<br />

– Anwendung v. Ernährungsformen<br />

– 30-50cm Restdarm orale Nahrung kaum möglich<br />

– Ab 80 cm leicht verdauliche Kost<br />

Durchfall<br />

– Karotten(lang gekocht), ger. Apfel, Cola <strong>und</strong> Salzstangen,<br />

Gesalzene Brühe, kaliumreiche Säfte, schwarzer Tee mit<br />

Traubenzucker<br />

– MCT- Fett (einschleichend)<br />

– meiden lactosehaltiger Lebensmittel*<br />

– hohe Kalziumzufuhr<br />

– Medikamente<br />

Abbildung 23.<br />

Zur Verhinderung einer drohenden<br />

Mangelernährung sollten bei Kurzdarmsyndrom,<br />

während der oft langen Adaptionsphase,<br />

verschiedene Ernährungsformen<br />

Anwendung finden, um ein festgelegtes<br />

kalorisches Ziel zu erreichen (Abbildung 23).<br />

Bei exokriner Pankreasinsuffizienz ist eine<br />

spezielle Diät nicht erforderlich, außer bei<br />

gleichzeitigem Diabetes mellitus, da die<br />

Pankreasenzyme zur Nahrungsaufspaltung<br />

leicht ergänzt werden können. Wichtig ist<br />

hier eine ausreichende Gabe von Enzymen<br />

entsprechend der aufgenommenen<br />

Fettmenge, die während der Nahrungsaufnahme<br />

eingenommen werden sollen.<br />

Whipple-Operation<br />

• zu schnelle Entleerung der<br />

aufgenommenen Nahrung<br />

• häufig kleine Mahlzeiten<br />

• Gabe von Pankreasenzymen<br />

• Pektinkost<br />

• Trinkempfehlung<br />

Abbildung 24.<br />

Nach einer Whipple-Operation sollte die<br />

Kost wegen der veränderten Nahrungspassage<br />

angepasst werden (Abbildung 24).<br />

Mangelernährung <strong>und</strong> Diarrhoe<br />

• Einsatz von:<br />

– Lactobaccillen<br />

– Glutamingaben<br />

– Präbiotika<br />

– Omega-3- Fettsäuren<br />

– Vitamin E<br />

Abbildung 25.<br />

Bei Mangelernährung <strong>und</strong> Diarrhoe können<br />

Probiotika <strong>und</strong> Nahrungsergänzungsstoffe<br />

die intestinale Flora positiv beeinflußen <strong>und</strong><br />

zur Verbesserung der Symptomatik<br />

beitragen (Abbildung 25). Gr<strong>und</strong>lage der<br />

Ernährungstherapie sollte jedoch immer eine<br />

individuelle Ernährungsberatung sein<br />

schloss Frau Fischer ihren Überblick über<br />

die Ernährungstherapie bei Patienten mit<br />

neuroendokrinen Tumoren.<br />

Dr. M. Rostock,<br />

Alternative Methoden<br />

als Unterstützung<br />

der <strong>Therapie</strong><br />

Herr Dr. Rostock aus Freiburg führte<br />

einleitend an, dass 21-58% der<br />

Tumorpatienten alternative oder besser<br />

komplementärmedizinische <strong>Therapie</strong>verfahren<br />

in Anspruch nehmen (Abbildung 26).<br />

Immerhin erwarten bis zu 30% der<br />

Patienten eine Heilung durch die<br />

komplementäre Medizin. Die meistgewählteste<br />

Komplementärmedizin ist die<br />

Applikation von Mistelpräparate, die<br />

statistisch die am meisten verordneten<br />

Medikamente in der ambulanten Onkologie<br />

sind. Mistelpräparate werden in der<br />

Phytotherapie auf ihren Hauptinhaltsstof,<br />

das Mistellektin normiert <strong>und</strong> in konstanter<br />

Dosierung eingesetzt. Hierfür werden<br />

Welche komplementären <strong>Therapie</strong>verfahren<br />

werden gewählt?<br />

© M. Rostock 06/2007<br />

Mehrfachnennungen möglich [Weis et al., 1998]<br />

Mistelextrakte 62%<br />

Vitamine 45%<br />

Spurenelemente 40%<br />

andere Immunstimulantien 28%<br />

Enzympräparate 22%<br />

Tees 22%<br />

Diätformen 16%<br />

Homöopathie 14%<br />

Abbildung 26.<br />

Misteln verwendet, die auf Pappeln wachsen.<br />

In der anthroposophischen Medizin werden<br />

Extrakte von Misteln der verschiedensten<br />

Wirtsbäume (Tanne, Eiche, Apfelbaum,<br />

Esche, usw.) in sehr unterschiedlichen, meist<br />

langsam ansteigenden Dosierungen verwandt,<br />

wobei z.T. wesentlich höhere<br />

Konzentrationen des Mistellektins verabreicht<br />

werden. Einzelne Studien zur Misteltherapie<br />

weisen auf ein verlängertes Über-


leben von onkologischen Patienten durch<br />

die Misteltherapie hin, die Studien sind jedoch<br />

methodisch oft mangelhaft. Im Gegensatz<br />

dazu ist die Verbesserung der<br />

Lebensqualität durch die Misteltherapie<br />

besser belegt. Da die wissenschaftliche<br />

Datenlage eher schwach ist, folgt die<br />

Indikation zur Verordnung einer Misteltherapie<br />

keinem festgelegten Standard <strong>und</strong><br />

sollte bei Bedarf gemeinsam zwischen behandelndem<br />

Arzt <strong>und</strong> dem aufgeklärten<br />

Patienten gestellt werden (Abbildung 27).<br />

© M. Rostock 06/2007<br />

Stellenwert der Misteltherapie - Fazit<br />

• Mistelpräparate sind die meist verordneten <strong>und</strong> am intensivsten<br />

erforschten Medikamente in der komplementären Krebstherapie.<br />

• Viele positive klinische Erfahrungsberichte, aber wenige harte Daten zu<br />

Rezidivverhütung <strong>und</strong> Beeinflussung der Überlebenszeit.<br />

• Bessere Datenlage zur Bewertung der Lebensqualität.<br />

• Methodische Qualität der meisten klinischen Studien mangelhaft.<br />

• Die Indikation für eine Behandlung mit der Mistel folgt keinem Standard;<br />

sie sollte vom behandelnden Therapeuten mit dem gut informierten<br />

Patienten gemeinsam gestellt werden.<br />

Abbildung 27.<br />

Sind Multivitaminpräparate <strong>und</strong> Spurenelemente<br />

hilfreich in der Tumortherapie<br />

oder Prävention? Auch hier ist erstaunlicherweise<br />

die Datenlage schlecht. Theoretisch<br />

wird die Gabe von Vitaminen <strong>und</strong><br />

Spurenelementen durch die antioxidativen<br />

Effekte dieser Präparate begründet. Zudem<br />

weisen epidemiologische Studien auf einen<br />

protektiven Effekt der Antioxidantien bei<br />

der Tumorprävention hin, sofern diese<br />

durch die Nahrung aufgenommen wurden.<br />

Allerdings waren Interventionsstudien mit<br />

Vitaminpräparaten hierzu meist negativ oder<br />

in Einzelfällen sogar begünstigend für eine<br />

Tumorentstehung (kein β-Karotin für<br />

Raucher!). Bei Mangelzuständen – <strong>und</strong> diese<br />

sind nicht selten im Verlauf einer Tumorerkrankung<br />

– kann jedoch die Zufuhr von<br />

Vitaminen <strong>und</strong> Spurenelementen sehr<br />

sinnvoll sein. Naturheilverfahren wie Hydrotherapie,<br />

Ordnungstherapie oder Ernährungstherapie<br />

sind wichtige komplementäre<br />

Methoden in der Medizin, so konnte z.B.<br />

eine positive Wirkung der Bewegungstherapie<br />

bei vielen Tumorerkrankungen<br />

gezeigt werden.<br />

© M. Rostock 06/2007<br />

Abbildung 28.<br />

Die naturheilk<strong>und</strong>liche Begleitbehandlung<br />

(Abbildung 28) kann während der<br />

onkologischen Behandlung eine wichtige Ergänzung<br />

sein, zum Beispiel kann Übelkeit<br />

<strong>und</strong> Erbrechen phytotherapeutisch durch<br />

die Ingwerwurzel, homöopathisch durch<br />

Nux vomica <strong>und</strong> auch mittels Akupunktur<br />

behandelt werden. Zusammenfassend stellte<br />

Herr Dr. Rostock dar, dass dieser Bereich<br />

der Medizin leider noch viel zu wenig<br />

wissenschaftlich erforscht ist <strong>und</strong> dass es zu<br />

erwiesenermaßen wirksamen Standardtherapien<br />

- wenn sie indiziert sind – keine Alternative<br />

aus der Naturheilk<strong>und</strong>e gibt. Zur<br />

komplementären, d.h. ergänzenden Behandlung<br />

gebe es aber durchaus viel versprechende<br />

Optionen, wobei eine Abstimmung<br />

mit dem onkologisch behandelnden<br />

Arzt erfolgen sollte (Abbildung 29).<br />

Alternative Methoden bei Krebs<br />

- Fazit -<br />

Abbildung 29.<br />

© M. Rostock 06/2007<br />

Dr. J.E. Hensen,<br />

Krankheitsbewältigung<br />

Naturheilverfahren<br />

• dazu zählen im engeren Sinne:<br />

• Hydrotherapie (Kneipp)<br />

• Bewegungstherapie<br />

• Ernährungstherapie<br />

• Entspannungsverfahren<br />

• Ordnungstherapie<br />

• Pflanzenheilk<strong>und</strong>e<br />

• dazu zählen im erweiterten Sinne:<br />

Homöopathie – Akupunktur/TCM – anthropos. Medizin<br />

• dieser Bereich der Medizin ist leider noch viel zu<br />

wenig wissenschaftlich erforscht.<br />

• zu erwiesenermaßen wirksamen Standardtherapien<br />

- wenn sie indiziert sind - gibt es keine Alternative aus<br />

der Naturheilk<strong>und</strong>e.<br />

• zur komplementären, d.h. ergänzenden Behandlung<br />

gibt es durchaus viel versprechende Optionen.<br />

• eine Abstimmung mit dem behandelnden Arzt ist<br />

wichtig.<br />

Frau Dr. Hensen aus Hannover stellte<br />

Strategien zur Krankheitsbewältigung dar.<br />

Der Krankheitsfall stellt für jeden eine<br />

Krisensituation dar, der ihn mit zahlreichen


Unwägbarkeiten konfrontiert. Die<br />

psychischen Folgen sind Ängste vor der<br />

Zukunft, Wut, Ärger, Traurigkeit,<br />

Depression <strong>und</strong> Unsicherheit. Ausgehend<br />

von dieser existentiellen Unsicherheit darf<br />

man sich Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Krankheit als eine<br />

Waage vorstellen, mal gibt es bessere, mal<br />

schlechtere Tage. Sie stellte Strategien vor,<br />

das Ges<strong>und</strong>heitskonto wieder aufzufüllen<br />

(Abbildung 30).<br />

Wie können Sie Ihr Ges<strong>und</strong>heitskonto<br />

wieder auffüllen?<br />

Abbildung 30.<br />

Die Gewinnung von Lebenskraft im<br />

Krankheitsfall kann nach Frau Dr. Hensen<br />

aus verschiedenen Bereichen des Lebens<br />

kommen, zum Beispiel aus dem<br />

künstlerischen Bereich oder aus<br />

(neubewerteten) Beziehungen. Die<br />

Neuorientierung der Lebensplanung kann<br />

auch eine Chance sein für eine bewusstere<br />

Lebensführung (Abbildung 31).<br />

Abbildung 31.<br />

Welche Auswirkungen hat die Erkrankung<br />

auf die Partnerschaft? Nicht jede<br />

Partnerschaft wird durch die Krisensituation<br />

gestärkt. Frau Dr. Hensen empfahl hier bei<br />

Überforderung <strong>und</strong> Belastung auf<br />

professionelle Hilfe zurückzugreifen. In dem<br />

zweiten Teil ihres Vortrags ging Frau Dr.<br />

Hensen auf die Charakteristika einer<br />

widerstandsfähigen Persönlichkeit ein, die<br />

vor allem durch ein positives<br />

Selbstwertgefühl <strong>und</strong> die Fähigkeit selbst<br />

gesteckte Ziele zu erreichen gekennzeichnet<br />

ist <strong>und</strong> stellte dann positive<br />

Bewältigungsstrategien im Krankheitsfall vor<br />

(Abbildung 32). In diesem Zusammenhang<br />

betonte Frau Dr. Hensen die Bedeutung von<br />

Selbsthilfegruppen bei der Krankheitsbewältigung.<br />

Frau Dr. Hensen schloß ihren<br />

mutmachenden Vortrag mit dem positivem<br />

Ausblick, im Krankheitsfall das Leben<br />

umzudeuten <strong>und</strong> anders in die Hand zu<br />

nehmen.<br />

1. Körperliche Aktivität, gute Ernährung,<br />

2.<br />

ges<strong>und</strong>er Schlaf<br />

Entspannungsübungen Günstige Bewältigungsstrategien<br />

3. Beschäftigungen mit Dingen, die Freude<br />

machen<br />

4. Arbeit an Einstellungen <strong>und</strong> Lebenszielen<br />

• Das Leben ist nicht<br />

mehr so, wie vor der<br />

Krankheit !<br />

• Chance für<br />

bewusstere<br />

Lebensgestaltung !<br />

Lebensplanung<br />

1. Informationssuche<br />

2. Logische Analyse<br />

3. Aggressionen äußern<br />

4. Emotionale Entlastung <strong>und</strong> Humor<br />

5. Orientierung an ideellen Werten <strong>und</strong><br />

Normen/Religiosität<br />

6. Suche nach Erfolg auf anderen Gebieten<br />

(Hobby, Sport, soziales Engagement)<br />

Abbildung 32.<br />

B. Sayer,<br />

PalliativmedizinischeMöglichkeiten<br />

Frau B. Sayer aus Bad Berka stellte die<br />

Versorgungsmöglichkeiten in der<br />

Palliativmedizin bei der Behandlung<br />

chronischer Erkrankungen vor. Palliativmedizin<br />

definiert sich als die Behandlung<br />

von Patienten mit einer nicht heilbaren progredienten<br />

<strong>und</strong> weit fortgeschrittenen Erkrankung<br />

mit begrenzter Lebenserwartung,<br />

für die das Hauptziel die Verbesserung <strong>und</strong><br />

Erhaltung der Lebensqualität ist. In diesem<br />

Konzept soll der Betroffene aber auch seine<br />

Angehörige mit all ihren Bedürfnissen<br />

wahrgenommen werden (Abbildung 33). Für<br />

die Umsetzung palliativmedizinischer<br />

Versorgung bedarf es gewisser Rahmenbedingungen.<br />

So sollten Palliativstationen<br />

abgeschlossene Einheiten mit mindestens 5<br />

<strong>und</strong> höchstens 15 Betten sein. Diese Stationen<br />

sollten Ein- <strong>und</strong> Zweibettzimmer mit<br />

Übernachtungsmöglichkeiten für Ange-


hörige sowie ein Wohnzimmer, eine Küche<br />

zur Zubereitung individueller Speisen <strong>und</strong><br />

Palliative Versorgung<br />

Abbildung 33.<br />

einen Zugang zur freien Natur in Form einer<br />

Terrasse oder Garten aufweisen. Frau Sayer<br />

betonte, dass sowohl die Betroffenen als<br />

auch die Angehörigen häufig den Wunsch<br />

nach Nähe äußern. Durch Übernachtungsmöglichkeiten<br />

in den Zimmern (Schlafsofa)<br />

kann diesem Bedürfnis entsprochen werden.<br />

Abbildung 34.<br />

psychische<br />

Bedürfnisse<br />

körperliche<br />

Beschwerden<br />

Patient<br />

<strong>und</strong><br />

Angehörige<br />

spirituelle<br />

Bedürfnisse<br />

soziale<br />

Bedürfnisse<br />

Wahrnehmung des Menschen mit all seinen Bedürfnissen<br />

Personalstruktur Klinik für<br />

Palliativmedizin ZKBB<br />

• Ärzte: 3: 2 Fachärzte<br />

(Innere<br />

Medizin/Pneumologie/Palliativmedizin)<br />

1 Weiterbildungsassistent(in)<br />

• Pflege: 13, davon 1/3 mit Ausbildung in Palliative-<br />

Care<br />

• Psychosoziale Berufsgruppen:<br />

Psychologin mit Ausbildung in Musiktherapie<br />

Seelsorger, Sozialarbeiterin,<br />

Physiotherapeutin, Ergotherapeutin<br />

• Kooperation mit der Hospizgruppe der Johanniter<br />

Außerdem soll durch Veranstaltungen wie<br />

Kaffeetrinken <strong>und</strong> Bastelangebote seitens<br />

des behandelnden Teams mit den<br />

Betroffenen <strong>und</strong> deren Angehörigen die<br />

psychische Situation <strong>und</strong> das Allgemeinbefinden<br />

positiv beeinflusst werden. Der<br />

Aufbau eines Vertrauensverhältnis ist für die<br />

Begleitung von großer Bedeutung. Weiterhin<br />

stellte Frau Sayer die Personalstruktur einer<br />

Palliativstation am Beispiel der Zentralklinik<br />

Bad Berka dar (Abbildung 34). Frau Sayer<br />

bemerkte, dass die Kooperation mit einem<br />

ambulanten Hospizdienst eine sinnvolle<br />

Ergänzung darstellt. Anschließend erläuterte<br />

sie die Aufnahmekriterien auf einer<br />

Palliativstation dar (Abbildung 35).<br />

Aufnahmekriterien für Palliativstationen<br />

Der Patient leidet<br />

• an einer unheilbaren, fortschreitenden Erkrankung mit<br />

absehbarer <strong>und</strong> eingeschränkter Lebenserwartung<br />

• an Krankheitssymptomen, die zuhause oder in einer<br />

Pflegeeinrichtung nicht beherrschbar sind<br />

• unter erheblichen psychosozialen Problemen.<br />

• Es besteht eine realistische Chance auf Besserung der<br />

Symptomatik <strong>und</strong> Steigerung der Lebensqualität durch<br />

palliativmedizinische Maßnahmen.<br />

Abbildung 35.<br />

Eine Entlassung von der Palliativstation<br />

kann nach Stabilisation des Patienten in den<br />

häuslichen Bereich oder eine geeignete<br />

stationäre Einrichtung, z.B. Hospiz<br />

erfolgen. Hospize stellen eine weitere Versorgungsmöglichkeit<br />

dar, insbesondere wenn<br />

eine Entlassung nach Hause nicht mehr<br />

möglich ist. Hierdurch unterscheiden sich<br />

Palliativstationen von Hospizen. Auf einer<br />

Palliativstation werden Patienten zur<br />

Stabilisierung mit dem Ziel der Entlassung<br />

aufgenommen bei einer 24-stündigen<br />

ärztlichen Erreichbarkeit. Im Hospiz werden<br />

nur stabilisierte Patienten, die keine ständige<br />

ärztliche Betreuung benötigen, zur palliativpflegerischen<br />

Versorgung bis zum Tod<br />

aufgenommen. Am Ende ihres Vortrages<br />

stellte Frau Sayer noch die ambulanten<br />

Begleitungsangebote vor <strong>und</strong> gab einen<br />

Überblick über die zurzeit bestehenden<br />

stationären wie ambulanten Einrichtungen.<br />

Als Schlusswort wählte sie ein Zitat von C.<br />

Sa<strong>und</strong>ers, welches das Ziel der palliativmedizinischen<br />

Versorgung wiedergibt:<br />

„Nicht dem Leben mehr Tage hinzufügen,<br />

sondern den Tagen mehr Leben geben.“<br />

Dr. J. Lutz,<br />

Moderne Schmerztherapie<br />

Herr Dr. Lutz aus Bad Berka berichtete über<br />

moderne Schmerztherapie. Zuerst wurde<br />

über die Auffassungen von Schmerz, der<br />

Patientenhaltung <strong>und</strong> Gedanken zum<br />

Schmerz vorgetragen. Die Ziele einer<br />

Schmerztherapie fasste Herr Dr. Lutz in<br />

Abbildung 36 zusammen. Schmerzen kön-


nen nicht objektiv gemessen werden,<br />

sondern müssen anhand des subjektiven<br />

Erlebens erfasst werden. Die Erfassung von<br />

Ziele einer Schmerztherapie<br />

• Schmerzreduktion<br />

– Um wie viel?<br />

• Erhalt der Tätigkeiten des täglichen Leben<br />

• Erhalt der Mobilität<br />

• Wiedererlangen eines guten Schlafes<br />

• Teilnahme am sozialen Leben<br />

• Erhalt der Unabhängigkeit von physischer Hilfe<br />

� Erhalt oder Wiedererlangen einer möglichst<br />

guten<br />

Lebensqualität<br />

Lebensqualit<br />

Abbildung 36.<br />

Schmerzen kann über standardisierte<br />

Fragebögen erfolgen <strong>und</strong> sollte ein erster<br />

Schritt in der Behandlung von Schmerzen<br />

sein. Eine numerische Skala von 0-10 wird<br />

zur Erfassung der Schmerzstärke verwendet<br />

<strong>und</strong> kann zur Protokollierung des<br />

Theapierfolges benutzt werden. Die Werte<br />

können in ein Schmerztagebuch eingetragen<br />

werden <strong>und</strong> sind ein wichtiges Hilfsmittel<br />

für die Überprüfung des <strong>Therapie</strong>erfolges.<br />

Welche <strong>Therapie</strong>möglichkeiten existieren für<br />

die Schmerztherapie? fragte Herr Dr. Lutz<br />

(Abbildung 37).<br />

Viele Möglichkeiten<br />

• ursächliche <strong>Therapie</strong>maßnahmen<br />

– Strahlentherapie<br />

– Spez. Methoden der Gastroenterologie<br />

– Operationen<br />

• Medikamentöse <strong>Therapie</strong><br />

– Tabletten, Pflaster, Salben, Tropfen….<br />

– Eingreifende Schmerztherapie<br />

(Spritzen, Katheter, Pumpen)<br />

• Physiotherapie<br />

– Bewegungstherapie<br />

– Kryotherapie (Eistherapie)<br />

– Transkutane Nervenstimulation<br />

– Atemtherapie<br />

• Verhaltenstherapie<br />

– Strategien zum Umgang mit der Erkrankung<br />

– Schmerzbewältigung <strong>und</strong> Krankheitsbewältigung<br />

• Seelsorge<br />

– Ansprechen von Ängsten <strong>und</strong> Sorgen<br />

Die Kombination ist höchst individuell<br />

auszuwählen,von einem Facharzt!<br />

Abbildung 37.<br />

Wenn möglich sollte eine ursächliche<br />

<strong>Therapie</strong> durchgeführt werden, z.B. durch<br />

die Implantation eines Stents in den<br />

Gallengang oder das Duodenum bzw.<br />

strahlentherapeutisch (Beispiel Samarium<br />

<strong>Therapie</strong>). Kurz referierte Herr Dr. Lutz<br />

über die medikamentöse <strong>Therapie</strong>, anhand<br />

des WHO Schemas, das als Leitlinie befolgt<br />

werden sollte, aber nicht als ein starres<br />

Schema (Abbildung 38). Herr Dr. Lutz<br />

betonte, dass genau so wichtig wie die<br />

Schmerzbehandlung die <strong>Therapie</strong> der<br />

Nebenwirkungen ist, beispielsweise von<br />

Übelkeit oder der Obstipation. Durch<br />

spezielle Nervenblockaden, zum Beispiel am<br />

Rückenmark oder am Sonnengeflecht,<br />

• Schmerzmedikamente<br />

– WHO-Schema<br />

• 3-Stufentherapie<br />

• Leitlinie aber kein Muß<br />

– Spezielle <strong>Therapie</strong> bei<br />

entsprechenden Schmerz-<br />

Arten (z.B. Nervenschmerz)<br />

• Begleittherapie!<br />

– Übelkeit<br />

– Verstopfung<br />

– Schlafstörungen<br />

– ...<br />

Abbildung 38.<br />

können auch schwer zu therapierende<br />

Schmerzen gut <strong>und</strong> minimal invasiv<br />

behandelt werden. Ein wichtiger Punkt in<br />

der Schmerztherapie ist die seelsorgerische<br />

Begleitung. Abschließend stellte Herr Dr.<br />

Lutz, dass schwer zu beeinflussende<br />

Schmerzen können anhand eines kurzen<br />

stationären Schmerzassessments abgeklärt<br />

werden können.<br />

B. Sayer,<br />

Patientenverfügung<br />

<strong>und</strong> Vorsorgevollmachten<br />

Medikamente<br />

In einem zweiten Vortrag legte Frau B. Sayer<br />

die rechtlichen Aspekte von Patientenverfügungen<br />

<strong>und</strong> Vorsorgevollmachten dar.<br />

Sie betonte, dass diese Verfügungen dazu<br />

dienen, in Situationen, in denen man nicht<br />

mehr in der Lage ist, eigene Entscheidungen<br />

zu treffen oder zu äußern, das Selbstbestimmungsrecht<br />

aufrechtzuerhalten. Die<br />

Konsequenzen des Selbstbestimmungsrechtes<br />

stellte sie in einer Abbildung dar<br />

(Abbildung 39). Weiter zählte sie folgende<br />

Verfügungsmöglichkeiten auf: Patientenverfügung,<br />

Vorsorgevollmacht <strong>und</strong> Betreuungsverfügung<br />

(Abbildung 40). Frau Sayer<br />

betonte, dass keine dieser Verfügungen eine<br />

Entmündigung bewirkt oder eine Geschäftsunfähigkeit<br />

voraussetzt. Voraussetzungen<br />

für eine Vertretung sind die Geschäftsfähigkeit<br />

des Bevollmächtigenden <strong>und</strong> des


Bevollmächtigten sowie die Abwesenheit<br />

eines Abhängigkeitsverhältnisses beider<br />

Konsequenzen des<br />

Selbstbestimmungsrechts<br />

• Wenn ein Mensch sich nicht äußern kann, muss<br />

ein Stellvertreter in seinem Sinne entscheiden<br />

• Dieser muss klar <strong>und</strong> nachweislich beauftragt<br />

sein.<br />

• „Automatische Stellvertretung“ durch<br />

Angehörige, Arzt, Pflegende o.a. ist nicht<br />

rechtens!<br />

Abbildung 39.<br />

Parteien. Durch diese Verfügungen können<br />

verschiedene Belange geregelt werden. Eine<br />

Patientenverfügung sollte die Situation für<br />

die sie gelten soll, Einleitung, Umfang <strong>und</strong><br />

Beendigung ärztlicher Maßnahmen sowie<br />

ergänzende persönliche Angaben wie<br />

Lebenseinstellung <strong>und</strong> religiöse Überzeugungen<br />

enthalten.<br />

Verfügungssmöglichkeiten<br />

Vorsorgevollmacht Betreuungsverfügung<br />

Patientenverfügung<br />

Vorm<strong>und</strong>schaftsgericht<br />

Bevollmächtigter Betreuer evtl. Bevollmächtigter<br />

Vertretung gegenüber Vertretung<br />

gegenüber<br />

Dritten Arzt<br />

Abbildung 40.<br />

Frau Sayer führte weiter aus, dass eine<br />

Patientenverfügung Anweisungen hinsichtlich<br />

ärztlicher Maßnahmen wie<br />

Wiederbelebung, Beatmung, Dialyse,<br />

künstliche Ernährung <strong>und</strong> Flüssigkeitszufuhr,<br />

Verabreichung von Medikamenten<br />

sowie Hinzuziehung eines oder mehrere<br />

Ärzte <strong>und</strong> Schmerzbehandlung <strong>und</strong><br />

Symptomkontrolle enthalten kann. Beim<br />

Verfassen einer Patientenverfügung sollten<br />

die in den Abbildungen 41 <strong>und</strong> 42<br />

dargelegten Punkte beachtet werden.<br />

Außerdem betonte Frau Sayer, dass Patientenverfügungen<br />

für den Arzt verbindlich<br />

sind, sofern keine konkreten Anhaltspunkte<br />

für eine Willensänderung vorliegen. Das<br />

Vorliegen einer Patientenverfügung<br />

entbindet ihn aber nicht von seiner<br />

Führsorgepflicht, sodass der mutmaßliche<br />

Wille immer neu überprüft werden muss.<br />

Was sollte beim Verfassen einer<br />

Patientenverfügung beachtet werden<br />

(I)<br />

• keine Formvorschrift, schriftlich <strong>und</strong> mündlich<br />

möglich<br />

• persönliche Daten, Unterschrift <strong>und</strong> Datum<br />

erforderlich<br />

• notarielle Beurk<strong>und</strong>ung oder Zeugen nicht<br />

erforderlich aber empfohlen<br />

• vorgefertigte Formulare durch persönliche<br />

Angaben ergänzen<br />

Abbildungen 41 <strong>und</strong> 42.<br />

Was sollte beim Verfassen einer<br />

Patientenverfügung beachtet werden<br />

(II)<br />

• ärztliche Beratung empfohlen<br />

• Entbindung von der Schweigepflicht<br />

• jährlich aktualisieren, ggf. persönlicher Situation<br />

anpassen<br />

• Verfügung zugänglich machen<br />

• Widerruf jederzeit möglich<br />

Seitens der Person die eine Patientenverfügung<br />

verfasst, sollte bedacht werden,<br />

dass hier Entscheidungen für Situationen<br />

getroffen werden, in denen er noch nie war<br />

<strong>und</strong> die dann ggf. auch umgesetzt werden.<br />

Eine Vorsorgevollmacht sollte folgende<br />

Punkte enthalten: Personalien des<br />

Vollmachtgebers <strong>und</strong> des Bevollmächtigten,<br />

eine Wirksamkeitsklausel, ggf. Geltungsdauer<br />

sowie eine genaue Bezeichnung der<br />

Aufgabenbereiche wie zum Beispiel<br />

Ges<strong>und</strong>heitssorge/Pflegebedürftigkeit, Aufenthalt<br />

<strong>und</strong> Wohnungsangelegenheiten, Behördenvertretung,<br />

Vermögenssorge, Vertretung<br />

vor Gericht <strong>und</strong> das Erteilen von<br />

Untervollmachten. Eine Vorsorgevollmacht<br />

kann auch über den Tod hinaus gültig sein,<br />

wenn es entsprechend vermerkt wurde. Eine<br />

Betreuungsverfügung ist dann notwendig,<br />

wenn keine Person des Vertrauens für eine<br />

Vorsorgevollmacht da ist, oder niemand eine<br />

Bevollmächtigung übernehmen will, oder<br />

eine gerichtliche Kontrolle erwünscht wird.<br />

Dabei sollte einer Vorsorgevollmacht der<br />

Vorzug vor einer Betreuungsverfügung


gegeben werden, da eine Vorsorgevollmacht<br />

schnell, flexibel, unbürokratisch <strong>und</strong><br />

individuell ist <strong>und</strong> die Privatsphäre geschützt<br />

bleibt, beendete Frau Sayer ihren Vortrag, an<br />

den sich eine rege Diskussion anschloss.<br />

H. Auer,<br />

Zusammenfassung<br />

Am Ende eines langen Tages fasste Herr H.<br />

Auer von der B<strong>und</strong>esorganisation Selbsthilfe<br />

NeuroEndokrine Tumore e.V. die Vorträge<br />

noch einmal unter dem Eindruck eigener<br />

Erfahrungen zusammen <strong>und</strong> betonte, dass in<br />

der Betreuung der Patienten mit neuroendokrinen<br />

Tumore die Kommunikation<br />

zwischen Patient <strong>und</strong> Arzt die wichtigste<br />

Rolle einnimmt.<br />

Immer ein wichtiger Punkt, die Überspielung der Vorträge.<br />

Manchmal wurde herzlich gelacht.<br />

Am Ende der Vorträge wurde angeregt diskutiert.<br />

K & K Pause (Kaffee <strong>und</strong> Klo).<br />

Der neu gewählte Vorstand der B<strong>und</strong>esorganisation<br />

Selbsthilfe NeuroEndokrine Tumore e.V.<br />

Trotz des langen Tages immer noch aufmerksame Mienen,<br />

NET-Patienten besitzen eine gute Kondition!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!