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Form, Macht, Differenz - GWDG

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Zur Inszenierung kultureller Identitäten in indonesischen Kulturparks 167<br />

ein Maskentanz (Reog) die Gemüter. Er stamme aus Ostjava, und es gehe nicht an,<br />

dass Malaysia ihn stehle und als sein kulturelles Erbe präsentiere. Die Kultur müsse<br />

beschützt und bewacht werden. Der Reog Ponorogo gehöre dem indonesischen Volk<br />

(„milik bangsa Indonesia“). Die dominante Identitätskategorie ist hier weiterhin die<br />

indonesische Nation. In diesem Sinne äußerte sich auch der Gouverneur und Sultan<br />

von Yogyakarta bei seiner Eröffnungsrede zu einer Kunstausstellung mit dem vielsagenden<br />

Titel „Neo-Nation“. Neues Nationalbewusstsein müsse durch Revitalisierung und<br />

ein Verständnis von Kultur als pusaka (heiliges Erbstück) 4 erzeugt werden. Er fügte<br />

jedoch hinzu: „Dieser neue Nationalismus kann nur durch kulturelle Dynamik in <strong>Form</strong><br />

von kultureller Transformation erreicht werden“ (Hamengku Buwono X, 28.12.2007). 5<br />

Welche kulturellen Transformationen aber lassen sich neben und im Verbund mit den<br />

genannten re-traditionalistischen und neo-nationalistischen Tendenzen ausmachen?<br />

Alter und neuer Multikulturalismus<br />

In Gesprächen mit Kulturmanagern, Künstlern und Beamten, die ich Ende 2007/<br />

Anfang 2008 im Rahmen eines mehrmonatigen Forschungsaufenthalts führte, 6 wurde<br />

die Frage nach neuen Kulturkonzepten in der gegenwärtigen Reformasi- bzw. Post-<br />

Reformasi-Ära meist mit dem Verweis auf Multikulturalität beantwortet. Dies mag<br />

insofern verwundern, als sich dies nicht wesentlich von der Rhetorik der Suharto-Zeit<br />

unterscheidet. So erklärte mir der ehemalige Minister für Kultur und Tourismus, man<br />

könne Indonesien mit dem Gado-Gado genannten Gericht vergleichen. Dieses besteht<br />

aus vielerlei Gemüsesorten mit einer scharfen Erdnusssoße. Die einzelnen Gemüse (ethnischen<br />

Gruppen) bleiben für sich, werden aber durch die Soße (die Staatsphilosophie<br />

Pancasila) verbunden, ohne die sie keinen Geschmack hätten, eigentlich nichts wären<br />

(I Gede Ardika, 7.12.2007). In diesem Sinne wurde Multikulturalismus in Taman Mini<br />

von Beginn an zelebriert. Allerdings nur mit ganz bestimmten „Zutaten“: Jede Provinz<br />

errichtete eines oder mehrere Häuser, entsandte Repräsentanten, die als Führer<br />

fungieren, und richtete Vorführungen ihrer traditionellen Kunstformen aus. Das setzt<br />

sich auch gegenwärtig fort, denn die sieben im Zeichen der Reformen neu etablierten<br />

Provinzen entwickeln rege Bautätigkeit in Taman Mini. Offenbar gilt es weiterhin<br />

als wichtig, im Zentrum repräsentiert zu sein. Nicht zuletzt, um dort die Kultur und<br />

die ökonomischen Potenziale der jeweiligen Region anzupreisen („mempromosikan<br />

budaya, mempromosikan potensi ekonomi masing-masing daerah“, wie der als Ethnologe<br />

ausgebildete Public Relations-Manager des Parks sagt). Während das Ost-Timor-Haus<br />

nach der Unabhängigkeit kurzerhand zum Museum erklärt wurde und mangels finanzieller<br />

Unterstützung mittlerweile langsam zerfällt (vgl. Schlehe 2004), bauen vor allem<br />

diejenigen Provinzen, die über reiche Bodenschätze verfügen und deshalb besonders<br />

von der Dezentralisierung profitieren, riesige Häuser und Anlagen. Dies ist insofern<br />

bemerkenswert, als sich hier unschwer ein symbolischer Ausdruck veränderter <strong>Macht</strong>-

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