SBJ-Rundschreiben 01/2011 - Südtiroler Bauernjugend
SBJ-Rundschreiben 01/2011 - Südtiroler Bauernjugend
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Tipps und Tricks<br />
„Floskeln sind passeé, Individualität ist in“<br />
Bernhard Ahammer (Mitte) bei einem Seminar mit der <strong>Südtiroler</strong> <strong>Bauernjugend</strong><br />
„Rhetorik“, ein vermeintlich großes<br />
Wort an das sich kaum jemand gerne<br />
heranwagt. Und doch setzen viele Funktionäre<br />
und Mitglieder der <strong>Südtiroler</strong><br />
<strong>Bauernjugend</strong>, wenn oft auch unbewusst,<br />
tagtäglich ihre rhetorischen Fähigkeiten<br />
ein, um andere von ihren<br />
Ideen zu begeistern. Mal mit mehr, mal<br />
mit weniger Erfolg. Wie sich die Rhetorik<br />
in den Jahren gewandelt hat sowie Tipps<br />
und Tricks rund um einen geglückten<br />
Auftritt, hat der Rhetoriktrainer Bernhard<br />
Ahammer der <strong>Südtiroler</strong> <strong>Bauernjugend</strong><br />
im Interview verraten.<br />
<strong>Südtiroler</strong> <strong>Bauernjugend</strong>: Herr Ahammer,<br />
Sie organisieren bereits seit mehreren<br />
Jahren erfolgreiche Rhetorikseminare.<br />
Wie hat sich die Rhetorik in den Jahren<br />
gewandelt und welche rhetorischen<br />
Fähigkeiten sind heute gefragt?<br />
Bernhard Ahammer: Heute leben wir in<br />
einem Informationstsunami. Wir sind<br />
alle überflutet mit Werbe- und anderen<br />
Botschaften. Hat der Urmensch alle paar<br />
Minuten eine neue Information verarbeiten<br />
müssen, geschieht das bei uns im<br />
Sekundentakt. Deshalb filtern wir extrem.<br />
Daher drei Tipps.<br />
Den Filter durchdringen nur mehr außergewöhnliche<br />
Botschaften. Redner müssen<br />
heute etwas Besonderes bieten.<br />
Seite 10<br />
„Grüß Gott, ich freue mich, heute…“ lässt<br />
das Publikum in den Dämmerschlaf sinken.<br />
Floskeln sind passé, Individualität<br />
ist in.<br />
In der Kürze liegt die Würze. Niemand hat<br />
heute mehr Zeit oder die Geduld, zu warten,<br />
bis der Redner auf den Punkt kommt.<br />
Stimulanzien sind gefragt. Wir wollen<br />
heute vom Redner unterhalten werden.<br />
Der Unterhaltungswert steht ganz oben<br />
in der Werteskala. Das Salz in der Redesuppe<br />
ist der entscheidende Punkt für<br />
die empfundene Qualität einer Rede.<br />
<strong>Südtiroler</strong> <strong>Bauernjugend</strong>: Herr Ahammer,<br />
Sie haben bereits viele Mitarbeiter und<br />
Führungskräfte in Rhetorikseminaren<br />
ausgebildet. Darunter auch die sechs<br />
Gewinner des „<strong>Südtiroler</strong> Redewettbewerbs“<br />
der <strong>Südtiroler</strong> <strong>Bauernjugend</strong>.<br />
Welche besonderen rhetorischen Eigenheiten<br />
aber auch Talente finden Sie in<br />
Jugendlichen?<br />
Bernhard Ahammer: Die letztjährigen<br />
Gewinner waren wirkliche Ausnahmetalente.<br />
Sie überzeugten durch stimmliche<br />
Kraft, Einfallsreichtum und unbekümmerte<br />
Selbstsicherheit. Diese Jugendlichen<br />
haben selbst vor Spontanreden oder<br />
Videokameras keinen Respekt gezeigt.<br />
Im Gegenteil; Sie waren mit Lust und<br />
forschem Selbstbewusstsein bei der<br />
Sache. Auffallend ist auch, dass sie<br />
Tipps schneller in Ihr Verhalten einbauen<br />
können als ältere Teilnehmer.<br />
Hier gibt es einen klaren Zusammenhang<br />
zwischen Jugend und Auffassungsgabe.<br />
<strong>Südtiroler</strong> <strong>Bauernjugend</strong>: Unsere Funktionäre<br />
nehmen an vielen Versammlungen,<br />
Aussprachen, Treffen oder Sitzungen<br />
teil, wo es gilt, Menschen von seinen<br />
Ideen zu überzeugen. Für viele ist<br />
das nicht immer leicht. Wie können sich<br />
junge Menschen, die in der Vereinsarbeit<br />
tätig sind, auf solche Situationen<br />
vorbereiten?<br />
Bernhard Ahammer:<br />
• Überzeugen heißt Argumentieren und<br />
dazu gibt es klare Richtlinien.<br />
• Zeigen Sie dem Empfänger seinen<br />
Vorteil:<br />
Der Wurm muss dem Fisch schmecken,<br />
nicht dem Angler.<br />
Ein Argument verpufft dann, wenn der<br />
Empfänger sagen kann: „…und, was<br />
habe ich davon?“ Zeigen Sie Ihrem<br />
Gesprächspartner immer seinen Nutzen:<br />
„Der Vorteil für Sie dabei ist…“<br />
• Achten Sie auf die Anzahl Ihrer Argumente:<br />
Alle guten Dinge sind drei. Drei Argumente,<br />
gut ausgearbeitet und kompakt<br />
serviert, sind ideal.<br />
Beachten Sie die Reihenfolge Ihrer<br />
Argumente: Oft ist die Tendenz unserer<br />
Argumente wie manche Aktienkurse:-<br />
stark fallend. Deshalb: Das zweitbeste<br />
Argument am Anfang und das stärkste<br />
zum Schluss.<br />
<strong>Südtiroler</strong> <strong>Bauernjugend</strong>: In vielen Situationen<br />
hat man nur wenige Minuten<br />
Zeit um Zuhörer von seinem Thema und<br />
seinen Ideen zu überzeugen. Dabei ist<br />
der Einstieg in eine Rede meistens der<br />
schwierigste Teil. Können Sie uns drei<br />
wirksame Tipps für einen geglückten<br />
Einstieg verraten, die jeder sofort ausprobieren<br />
kann?<br />
Bernhard Ahammer:<br />
• Erstens: Ein Zitat, ein Spruch, oder ein<br />
Motto. Das Internet bietet unter<br />
www.aphorismen.de Sprüche zu jedem<br />
Thema.<br />
• Zweitens: Eine Geschichte oder ein<br />
eigenes Erlebnis. Direkt als Einstieg<br />
noch vor dem Gruß.<br />
• Diese hat den Vorteil, dass sie leicht<br />
von den Lippen geht und sehr persönlich<br />
wirkt.<br />
• Drittens: Eine rhetorische Frage als<br />
Aufhänger. Diese Variante lädt dazu<br />
<strong>SBJ</strong>-<strong>Rundschreiben</strong>