DKV-Magazin Nr. 6 - Chronik des Karate
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„Einen Schritt weiter denken!“<br />
<strong>DKV</strong>-Master-Seminar in Frankfurt am Main<br />
Vom 8.-9. September war das sportwissenschaftliche<br />
Institut der Johann-Wolfgang<br />
Goethe Universität Frankfurt der Veranstaltungsort<br />
<strong>des</strong> <strong>DKV</strong> Masters Seminar 2011.<br />
Diese Veranstaltungsreihe findet immer im<br />
zweijährigen Turnus im Vorfeld <strong>des</strong> <strong>DKV</strong>-<br />
Tages statt.<br />
Über 60 <strong>DKV</strong> A-Trainer Leistungssport, sowie die<br />
Lan<strong>des</strong>trainer und Vereinstrainer von Bun<strong>des</strong>kaderathleten<br />
nutzten diese Gelegenheit um sich mit<br />
aktuellen Themen und Entwicklungen im <strong>Karate</strong>-<br />
Leistungssport auseinander zu setzen. Der <strong>DKV</strong>-<br />
Bun<strong>des</strong>lehrwart Dr. Jürgen Fritzsche, die Uni Frankfurt<br />
und der gastgebende Lan<strong>des</strong>verband Hessen,<br />
vertreten durch Schahrzad Mansouri und Reinhard<br />
Schmidt-Eckhardt, sorgten für ideale Rahmenbedingungen.<br />
Den Teilnehmern wurde ein wirklich „meisterliches“<br />
Seminar mit einem interessanten Mix aus aktuellen<br />
Fragestellungen zum Thema <strong>Karate</strong> im Leistungssport<br />
und Erkenntnissen aus anderen Fachbereichen<br />
geboten. Dr. Klaus Wirth, Dozent für Trainings- und<br />
Bewegungswissenschaften an der Uni Frankfurt und<br />
Verantwortlicher beim Bun<strong>des</strong>verband Deutscher<br />
Gewichtheber, ging in seinen Ausführungen vor<br />
allem auf die zentrale Bedeutung von Krafttraining<br />
für den erfolgreichen Leistungssport ein. „Krafttraining<br />
ist nicht als Ergänzung zum <strong>Karate</strong>, sondern als<br />
Grundvoraussetzung für den Erfolg im Wettkampf<br />
zu sehen.“ betonte der Referent in seinem Vortrag.<br />
Direkten Bezug zu diesen Ausführungen fand auch<br />
Dr. Jürgen Fritzsche bei seinem Thema „Athletikund<br />
Stabilisationstraining“. Ausgehend von den<br />
Erkenntnissen der Leistungsdiagnostik der <strong>DKV</strong>-<br />
Bun<strong>des</strong>kaderathleten, betonte auch er die Wichtigkeit<br />
von zusätzlichen Kraft-, Koordinations- und Stabilisationsübungen.<br />
„Unsere Sportler weisen besonders<br />
im Bereich der Sprunggelenke, der unteren<br />
Rückenmuskulatur und den Schultern große Defizite<br />
auf. Nicht nur um Verletzungen zu vermeiden, sondern<br />
um eine noch stabilere Leistung zu erreichen,<br />
sollte man das Training noch variabler und ausgewogener<br />
gestalten.“ zog Dr. Jürgen Fritzsche sein Fazit<br />
aus seinen bisherigen Untersuchungsergebnissen.<br />
Wie man das in der Praxis umsetzt, bekamen die<br />
Teilnehmer beispielsweise durch Übungen unter<br />
erschwerten Gleichgewichtsbedingungen und mit<br />
karatespezifischen Übungen an der Koordinationsleiter<br />
am eigenen Körper zu spüren. „Wir müssen<br />
vorangehen, und nicht der internationalen Entwicklung<br />
hinterherlaufen!“ beantwortete Fritzsche die<br />
Frage, wie er die Zukunft <strong>des</strong> <strong>Karate</strong>-Leistungssports<br />
sieht.<br />
„Unsere Sportler haben ein hervorragen<strong>des</strong> technisches<br />
Niveau. Auf der taktischen Schiene können<br />
wir uns aber noch um einiges steigern!“ führte Thomas<br />
Nitschmann in seiner Praxiseinheit aus. Beim<br />
<strong>DKV</strong> Kumite Bun<strong>des</strong>trainer der Junioren und der<br />
Leistungsklasse trainierten die Teilnehmer taktische<br />
Situationen und Lösungsmöglichkeiten, und wurden<br />
damit auf den neuesten Stand gebracht, welches<br />
Rüstzeug ein Athlet mitbringen sollte um sich auch<br />
im <strong>DKV</strong>-Nationalteam durchzusetzen. „Wir können<br />
nachvollziehen welchem Leistungsdruck die Heim<br />
und Lan<strong>des</strong>trainer ausgesetzt sind, aber wenn wir<br />
auf einer EM oder WM erfolgreich sein wollen, müssen<br />
wir gemeinsam einen Schritt weiter denken!“<br />
betonte Nitschmann und begründete den Teilnehmern<br />
seinen hohen Anspruch bei den Nominierungskriterien<br />
für internationale Meisterschaften.<br />
Der Jugend- Bun<strong>des</strong>trainer Klaus Bitsch ging in<br />
seinen Ausführungen vor allem auf die geistigen<br />
Kapazitäten eines Athleten und das Anforderungsprofil<br />
im Kumite-Wettkampf ein. „Als Trainer müssen<br />
wir individuelle Stärken erkennen und fördern.“<br />
erläuterte Klaus Bitsch und spannte den Bogen<br />
von anderen Sportarten zum <strong>Karate</strong>. Die Begriffe<br />
„Standartsituation“ und „Spielwitz“ fielen in diesem<br />
Zusammenhang sehr häufig. Der Jugend-Bun<strong>des</strong>trainer<br />
untermauerte die Wichtigkeit von einer<br />
guten Balance von fest einstudierten Situationen im<br />
<strong>Karate</strong> Wettkampf, wie dem direkten Konter Gyaku<br />
Tsuki, aber auch der individuellen kreativen Lösung<br />
von Problemstellungen im Kampf.<br />
Prof. Dr. Dr. Banzer griff bei seinem Vortrag das<br />
Thema Verletzungsprävention im <strong>Karate</strong> auf. Zum<br />
einen legte er dar, dass <strong>Karate</strong> im Vergleich zu vielen<br />
anderen Populärsportarten, wie Fußball, Volleyball<br />
oder Tennis eine vergleichbar sehr geringe Verletzungsquote<br />
hat, zum anderen zeigte er Wege auf,<br />
um die Gefahr von Sportverletzungen noch zu verringern.<br />
Die Hauptgründe von <strong>Karate</strong>-Sportverletzungen<br />
sieht der Referent in Trainingsermüdung,<br />
technischen Mängeln, zu seltenem Einsatz von<br />
Muskelkoordinations-, und Krafttraining sowie einer<br />
zu geringen Einbeziehung <strong>des</strong> passiven Bewegungsapparates,<br />
also der Gelenke, Sehnen und Bänder<br />
und <strong>des</strong> Bindegewebes. Mit seiner nicht ganz ernst<br />
gemeinten Aussage zur „...flächendeckenden Verletzungsprophylaxe<br />
durch einbeiniges Zähneputzen...“<br />
brachte Prof. Dr. Dr. Banzer die Wichtigkeit von<br />
Koordinationstraining noch einmal auf den Punkt<br />
und gleichzeitig ein Lächeln auf die Gesichter aller<br />
Teilnehmer.<br />
„Was ist Schnelligkeit in der Kata?“ fragte Efthimios<br />
Karamitsos in seiner abschließenden Trainingseinheit<br />
in die versammelte Trainer-Runde. Der <strong>DKV</strong><br />
Kata-Bun<strong>des</strong>trainer formulierte die wesentlichen<br />
Faktoren für Schnelligkeit: Körperhaltung, Gewichtsverlagerung,<br />
Orientierungsfähigkeit und der Einsatz<br />
<strong>des</strong> Nervensystems. „Ohne Bild, kein Sinn – ohne<br />
Sinn keine Bewegungsphantasie!“ Nach diesem<br />
Motto gestaltete Karamitsos die weitere Trainingsstunde<br />
und gab den Teilnehmern zu bedenken,<br />
ihren Sportlern Techniken nicht nur zu zeigen und<br />
zu erklären, sondern auch spüren zu lassen. Im Folgenden<br />
erhielten die anwesenden Trainer Einblick in<br />
die schier unendlichen Möglichkeiten Techniken<br />
und Katas zu verändern und zu kombinieren: Ob<br />
ein schneller, langsamer, lauter, leiser, starker, tiefer<br />
oder kurzer Tsuki. „Immer einen Schritt voraus!“<br />
Dieses Motto zog sich wie ein roter Faden durch die<br />
gesamte erfolgreiche Veranstaltung in Frankfurt.<br />
Alle Teilnehmer nahmen diese Zielstellung mit nach<br />
hause in Ihre Vereine, Wettkampfgruppen und<br />
Leistungszentren. Bis zum Masters-Seminar 2013.<br />
Christian Grüner<br />
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