Im letzten FFX hat DFV-Geschäftsführer Helmut Bastuck die jüngsten Unfälle thematisiert und am Ende eine Fortsetzung mit Fokus auf technische Aspekte angekündigt. Pitt Weber von Daedalus in Eisenach hat hierzu einen ebenso umfang- wie kenntnisreichen Beitrag verfasst, dessen sorgfältige Lektüre nur wärmstens empfohlen werden kann, nicht zuletzt, um sich (wieder?) einmal die physikalischen Rahmenbedingungen ins Bewusstsein zu rufen, die uns bei der Behebung von Öffnungsstörungen begleiten. Ergänzt wird der Beitrag durch eine Beschreibung der Funktionsgrenzen von AADs, verfasst von Technik-Experte Jupp Thomas. Hier wird offenbar, dass auch noch so ausgereifte Technik keine Wunder bewirken kann, da die Auslöseparameter von Öffnungsautomaten aus guten Gründen wohl definiert sind. Dr. Henning Stumpp Foto: Sascha Wawro Vorab gilt es zu betonen, dass der Versuch, eine umfassende und allgemein gültige Aussage in dem sehr komplexen Thema Kappenkollision und den daraus eventuell resultierenden Handlungsweisen, nur teilweise gelingen kann und immer unvollständig bleiben wird. Die Vielzahl der möglichen Szenarien und die Verkettung nicht einkalkulierbarer Randbedingungen, führen unter Umständen zu einer von der gesetzten Norm abweichenden Lösung (Murphy`s Law). Tatsache ist jedenfalls, dass einmal gelernte Verfahrensweisen unbedingt immer wieder aufgearbeitet, vertieft, mit Geschehnissen verglichen werden müssen, um weiter zu lernen, den Horizont zu erweitern und immer auf alles gefasst zu sein. Nur so haben wir den Hintergrund und die nötigen Informationen, um in einer brenzligen Situation angepasst und umsichtig zu reagieren! Die folgende Aufstellung soll die Komplexität dieser Thematik veranschaulichen und den Startschuss für alle Lernwilligen geben, sich mit der „Enge“ unseres Luftraumes zu beschäftigen und in Zukunft hoffentlich sicherer mit ihrem Schirmflug und den möglichen Gefahren umzugehen! Es wird bewusst auf allzu ausführliche Beschreibungen verzichtet. Es soll mehr ein Katalog sein, der <strong>als</strong> Leitfaden helfen soll, in die Materie einzutauchen. Das Resümee am Schluss ist damit ausdrücklich diskussionswürdig und keinesfalls <strong>als</strong> ein Endresultat zu betrachten. Folgende Kategorien haben sich ergeben: 1. Vermeidung 2. Rahmenbedingungen 3. Sonstiges 4. Annahmen über Fallstrecken aus diver sen Situationen 5. Ein Resümee 1. Vermeidung: 14 FREIFALL XXXpress pprreessss 2009 2009 2009 2009 2009 TopThema SPRUNGUNFÄLLE - KAPPENKOLLISIONEN TEIL 2 Schulung generell, Einweisung - Folge einem/deinem Plan bis zur Lan dung - Prinzipien bei der Schirmfahrt einhalten z.B. ich will: ständig die Höhe und den Luftraum kontrollieren, erst schauen, dann drehen, eine Staffelung wenn möglich einhalten, berechenbar für andere sein, im Zweifel weiter weg landen z.B. ich will nicht: mich runterkurbeln, mit S-Kurven oder in tiefer Bremse im Endteil das Landegebiet blockieren, auf mein Vorfahrtsrecht bestehen Weiterschulung - Verhalten bei Kappenkollisionen (Standardszenarien besprechen) - Miteinander reden, ständige konstruktive Manöverkritik der Schirmfahrt - Kappenseminare besuchen In Übung sein - die Schirmgröße und Flugcharakteristik des Fallschirmes sollten an den Erfahrungsstand angepasst sein - nach einer Pause (Winterzeit) wieder umfassend mit den Notmaßnahmen beschäftigen - fortschreitende Freifall-Performance ergibt nicht automatisch einen sichereren Schirmflug (Problematik der Windtunnel- Sportler) Mit 2 offenen, eigenen Schirmen im Verfahren vertraut sein - Dual Square Ich will: mein Verständnis für das Verhalten von 2 Schirmen neben- bzw. hintereinander etc. aufarbeiten 2. Rahmenbedingungen, die für die Zeitbzw. Fallvariable zuständig sind - Abtrennvorgang mit beschleunigendem Fallen (stabilisieren ja / nein) SOS (Single Operation System): - Ein einziger Griff, zuständig sowohl für den Abtrennvorgang, <strong>als</strong> auch für die Aktivierung der Reserve. Der Abtrennvorgang erfolgt damit zeitlich sehr eng mit der Aktivierung der Reserve. RSL : - Die RSL sorgt für die sofortige Reserveaktivierung über eine Verbindung von einem oder beider Tragegurte zum Reservekabel bzw. Reservepin. Skyhook: - Ist eine mechanische Verbindung von einem Tragegurt des Hauptfallschirmes über die RSL zu einem Haken, der an der Hilfsschirmverbindungsleine der Reserve angreift. Ohne die normale Funktionsweise zu beeinträchtigen - Beim Abtrennvorgang wird erst der zweite Haupttragegurt abgelöst (um sicherzugehen, das beide Tragegurte weg sind) - dann wird die Öffnungsstörung des Hauptfallschirmes zum Aktivator für die Reserve. Der Reservehilfsschirm ist damit ohne Funktion (quasi übersteuert) - es dauert rund 0,5 Sekunden, vom Abtrennvorgang bis zur Leinenstreckung der Reserve (der Packsack ist abgezogen) - Tests zeigen, das bei diesem Vorgang die Reserveöffnung 3-4 x schneller erfolgt, <strong>als</strong> die Aktivierung über den Reservehilfsschirm - Das entspricht einer Öffnungsstrecke von nur 25-30 m Inflater- = Beschleunigertaschen auf der Hilfsschirmverbindungsleine der Reserve: - Diese aufgenähten Taschen aus F111 greifen unterstützend zum Reservehilfsschirm in den Öffnungsverlauf ein und ergeben dadurch eine zusätzliche Beschleunigung des Reservepacksacks und damit zu einer schnelleren Streckungsphase des Reservefallschirmes Öffnungsstrecke der Reserve vom Ziehen des Reservegriffes generell >>>
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