08.01.2013 Aufrufe

Schulchronik für die Schule zu Stüde - Grußendorf

Schulchronik für die Schule zu Stüde - Grußendorf

Schulchronik für die Schule zu Stüde - Grußendorf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Schulchronik</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong><br />

<strong>Stüde</strong> - <strong>Grußendorf</strong><br />

Eine Abschrift mit Fotos und Ergän<strong>zu</strong>ngen<br />

von Harry Petermann © 2002


Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Vorwort.........................................................................................................................................................3<br />

Originalseite aus der <strong>Schulchronik</strong>............................................................................................................4<br />

1. Nachrichten über den Schulort und <strong>die</strong> Schulgemeinde......................................................................5<br />

2. Nachrichten über <strong>die</strong> Schulstelle A.D.1886.........................................................................................18<br />

3. Diensteinkünfte (1875).........................................................................................................................19<br />

4. Bemerkenswerte Ereignisse im Leben der <strong>Schule</strong>..............................................................................25<br />

5. Wie entstand <strong>die</strong> Bibliothek?................................................................................................................27<br />

6. Fortset<strong>zu</strong>ng der Ereignisse im Leben der <strong>Stüde</strong>r <strong>Schule</strong> und Gemeinde seit 1925 ........................29<br />

7. Jahresschlußrechnung pro 1. Januar 1898 bis 1. Januar 1899..........................................................70<br />

8. Jahresschlußrechnung pro 1. Januar 1899 bis 1. Januar 1900..........................................................73<br />

9. Jahresschlußrechnung pro 1. Januar 1900 bis 1. Januar 1901..........................................................75<br />

10. Jahresschlußrechnung pro 1. April 1901 bis 1. April 1902..............................................................77<br />

11. Jahresschlußrechnung pro 1. April 1902 bis 1. April 1903.............................................................78<br />

12. Aller-Zeitung: Mittelpunktschule <strong>für</strong> <strong>Grußendorf</strong>...........................................................................80<br />

pm....04/2002 2


Vorwort:<br />

<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Anmerkung: Texte in Kursivschrift – wie <strong>die</strong>ser – sind vom Autor hin<strong>zu</strong>gefügt, Texte in Normalschrift<br />

– wie <strong>die</strong>ser – sind Originaltexte der handschriftlichen <strong>Schulchronik</strong>.<br />

Die <strong>Schulchronik</strong> der Ortschaften <strong>Stüde</strong> und <strong>Grußendorf</strong> ist ein handschriftliches, jedoch sehr<br />

lückenhaftes Zeitdokument ähnlich einem Tagebuch. Die jeweiligen Schulstelleninhaber geben in sehr<br />

unterschiedlicher Art und Weise einen Einblick in das Orts- und Schulleben.<br />

Hier ist der gesamte Text wiedergegeben, daher erhalten wir einen ungekürzten Einblick aus der Sicht<br />

des Lehrers in seiner Dienstzeit – ergänzt um einige Fotos und <strong>die</strong> vollständige Wiedergabe der noch<br />

vorhandenen Rechnungsbücher.<br />

Die Aufzeichnungen enden mit der Verabschiedung des Lehrers Paul Schweimler im Jahr 1966.<br />

Bekannt sind folgende Lehrer:<br />

ab 01.04.1892 Karl Kannengießer<br />

ab 06.10.1897 Otto von der Kammer<br />

ab 25.04.1900 Hermann Korge<br />

ab 13.04.1905 Herr Mandelski<br />

ab 16.10.1907 Wilhelm Tietge<br />

ab 01.06.1913 Alfred Roesner<br />

am 20.04.1916 Lehrer Willi Jahn (im Krieg gefallen)<br />

ab 01.01.1922 Erich Harke<br />

ab 01.10.1925 Friedrich Schulze<br />

ab 01.04.1935 Karl Brunke (aus Heiligendorf)<br />

ab 01.08.1941 Paul Schweimler<br />

ab 01.04.1966 Werner Zachäus<br />

Zeitlicher Überblick:<br />

vor 1853 Reiheschultisch (der Lehrer kommt nach Hause: „der Reihe nach“)<br />

1853 bis 1913 gemeinsames Schulhaus zwischen <strong>Stüde</strong> und <strong>Grußendorf</strong> gelegen<br />

1913 bis 1974 eigene Schulgebäude in <strong>Stüde</strong> und in <strong>Grußendorf</strong><br />

ab 1974 Mittelpunktschule (Grundschule) <strong>für</strong> <strong>Stüde</strong> und <strong>Grußendorf</strong> in <strong>Grußendorf</strong><br />

<strong>Stüde</strong>, im April 2002<br />

Harry Petermann<br />

1. Auflage 2002 mit 50 Exemplaren<br />

- keine gewerbliche Verwendung -<br />

pm....04/2002 3


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Originalseite aus der <strong>Schulchronik</strong><br />

pm....04/2002 4


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

1. Nachrichten über den Schulort und <strong>die</strong> Schulgemeinde<br />

(Anm.: ca. 1890 bis 1913 verfaßt)<br />

Die beiden Ortschaften, welche <strong>zu</strong> <strong>die</strong>ser <strong>Schule</strong> gehören, sind <strong>Stüde</strong> und <strong>Grußendorf</strong>. Letzterer Ort<br />

hat seinen Namen wahrscheinlich von Gruhs, dem ersten Stammhofbesitzer des Dorfes. Dieser<br />

Besitzer soll seinen Söhnen Speicher erbaut und ihnen Land dabei gegeben haben als Eigentum.<br />

Auf dem Gruhs'schen Stammhofe hat sich der Name „Gruhs“ fortgeerbt bis <strong>zu</strong>m Jahre 1885, während<br />

auf den anderen Höfen der Name gewechselt hat. Aus <strong>die</strong>sen beiden Gründen mag wohl der Ort „das<br />

Dorf der Grußen“ oder „<strong>Grußendorf</strong>“ genannt worden sein.<br />

Wie erzählt wird, gehörte <strong>Grußendorf</strong> früher <strong>zu</strong>r Grafschaft Wolfsburg. Wie und auf welche Art und<br />

Weise es <strong>zu</strong> Hannover, speziell <strong>zu</strong>m Amte Fallersleben gekommen ist, ist unbekannt. Gegenwärtig<br />

gehört <strong>Grußendorf</strong> <strong>zu</strong>m Amte Fallersleben, Kreis Gifhorn. In kirchlicher Beziehung gehören <strong>die</strong><br />

Bewohner <strong>Grußendorf</strong>s von jeher <strong>zu</strong>r Kirche nach Jembke.<br />

Die Zahl der Einwohner beträgt etwa 50. Alle haben von jeher Ackerbau betrieben. Seit etwa 50<br />

Jahren gibt es aber auch einen Stellmacher in <strong>Grußendorf</strong>, der auch Böttcher ist.<br />

<strong>Stüde</strong> wird auch häufig „Stadt <strong>Stüde</strong>“ genannt, und zwar deshalb, weil in früheren Zeiten und noch vor<br />

50 Jahren um <strong>Stüde</strong> herum ein Bretterzaun gewesen ist, welcher den Zweck hatte, das Vieh besser<br />

<strong>zu</strong>sammen <strong>zu</strong> halten.<br />

<strong>Stüde</strong> wurde deswegen auch oft von den Gänsehändlern <strong>zu</strong>r Nachtherberge aufgesucht, denn hier<br />

waren <strong>die</strong> Gänse des Nachts geschützt. Es wird deswegen auch von <strong>Stüde</strong>r-Gäusemisse (Gänsemarkt)<br />

geredet. Die Einfriedung soll auch den Franzosen und Russen (Kosaken) besonders gefallen haben in<br />

den Jahren 1813 bis 1815, weil sie hier ihre Pferde bei Tag und bei Nacht frei im Dorfe laufen lassen<br />

konnten. Ein zweiter Zaun soll in weiterer Entfernung, auf den Grenzen der <strong>Stüde</strong>r Feldmark<br />

gestanden haben, der den selben Zweck gehabt haben soll, wie der <strong>zu</strong>erst erwähnte.<br />

<strong>Stüde</strong> gehört <strong>zu</strong>m Amte und <strong>zu</strong>m Kreise Gifhorn. In kirchlicher Beziehung gehören <strong>die</strong> Bewohner von<br />

<strong>Stüde</strong> nach Gifhorn <strong>zu</strong>r Kirche. Noch vor 30 Jahren zählte <strong>die</strong> Gemeinde 4 Ackerhöfe und l Köthsaß.<br />

Nach der Zeit sind 2 der ersteren eingegangen und vereinzelt. Daher befinden sich in <strong>Stüde</strong> jetzt 2<br />

Ackerhöfe, l Köthsaß, 8 Abbauer und 2 Häuslinge. <strong>Stüde</strong> hat etwa 50 Einwohner, deren Beschäftigung<br />

Ackerbau ist.<br />

Michaelis 1892 Einwohnerzahl in <strong>Stüde</strong> 79, in <strong>Grußendorf</strong> 46.<br />

Winter 1896 Einwohnerzahl in <strong>Stüde</strong> 82, in <strong>Grußendorf</strong> 49.<br />

l. Dezember 1919 Einwohnerzahl in <strong>Stüde</strong> 107, in <strong>Grußendorf</strong> 228.<br />

In welcher Zeit <strong>Stüde</strong> gegründet ist, ist unbekannt. Wahrscheinlich ist es aber in der Mitte des 17.<br />

Jahrhunderts geschehen, denn der Gemeindebrunnen, welcher bis etwa 1890 einziger Brunnen in<br />

<strong>Stüde</strong> war, trägt <strong>die</strong> Jahreszahl 1695. Vorher, ehe <strong>die</strong>ser Brunnen gegraben worden ist, sollen <strong>die</strong><br />

Einwohner von <strong>Stüde</strong> das nötige Wasser aus dem etwa 1/4 Stunde entfernten Moor geholt haben.<br />

Jedenfalls hat <strong>die</strong> <strong>Stüde</strong>r Feldmark früher <strong>zu</strong>m Gute in Dannenbüttel gehört, denn dorthin haben <strong>die</strong><br />

Einwohner Zehnten geben müssen, welcher erst im Jahre 1847 mit 1.525 Thalern abgelöst ist.<br />

Zu jedem der beiden Ackerhöfe gehören über 1.000 Morgen Grund und Boden, doch ist derselbe nicht<br />

fruchtbar und ein großer Teil liegt beständig brach. In den letzten Jahren fängt man an, den Boden<br />

durch Kunstdünger, besonders Kalk und Kalkmergel, <strong>zu</strong> verbessern. Der Roggen gibt nur wenig Stroh,<br />

aber verhältnismäßig großen Reichtum an Körnern. Die wichtigste Frucht ist der Buchweizen.<br />

pm....04/2002 5


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

<strong>Stüde</strong> hat Anteil am Moor, <strong>die</strong>ses wird auch <strong>zu</strong>m Teil in den letzten Jahren bebaut, auch wird etwas<br />

davon in Wiesen verwandelt, <strong>die</strong> anderen <strong>zu</strong>m Orte gehörigen Wiesen liegen l bis l 1/2 Stunden<br />

entfernt an der Ise und Aller.<br />

Straßen gibt es in <strong>Stüde</strong> nicht; <strong>die</strong>jenige, welche Gifhorn und Brome verbinden soll und zwischen<br />

<strong>Grußendorf</strong> und <strong>Stüde</strong> in der Höhe der <strong>Schule</strong> vorbeiführt, ist noch nicht vollständig fertig. Die<br />

nächsten Dörfer sind Westerbeck, Lessien, <strong>Grußendorf</strong>, Vorhop, Wahrenholz und Neudorf-PIatendorf.<br />

Mit den beiden letzten steht <strong>Stüde</strong> in Verbindung durch einen erhöhten Weg durch das Moor. welcher<br />

den Namen „<strong>Stüde</strong>r Heudamm“ führt, weil auf ihm das Heu von den Wiesen von der Ise geholt wird.<br />

Die Höfe in <strong>Grußendorf</strong>, davon es drei gibt, sind noch größer als <strong>die</strong> in <strong>Stüde</strong>. Auch ist der Boden <strong>zu</strong>m<br />

Teil etwas besser. Auch <strong>Grußendorf</strong> hat Anteil am Moor. Die Wiesen liegen außer an der Ise und<br />

Aller bei dem l 1/2 Stunden entfernten Dorfe Weyhausen. Die nächsten Dörfer sind <strong>Stüde</strong>, Lessien,<br />

Barwedel, Jembke, Bokensdorf und Westerbeck.<br />

Der Kreuzstein bei <strong>Stüde</strong> (1976 fotographiert)<br />

Im Nordosten grenzt an <strong>die</strong> Feldmark beider Dörfer der Bockling, eine Waldung, <strong>die</strong> <strong>zu</strong>r Grafschaft<br />

Wolfsburg gehört. Im Bockling ist bei der Sägemühle ein Teich, an welchem früher <strong>die</strong> jetzt 1/2<br />

Stunden entfernte Ortschaft Westerbeck gelegen haben soll. In der Nähe steht auch ein Stein, welcher<br />

den Namen „Kreuzstein“ führt; derselbe soll - nach der Sage - errichtet sein <strong>zu</strong>m Andenken an den<br />

Tod zweier Brüder, <strong>die</strong> sich an der Stelle im Duell erschlagen haben sollen.<br />

Zwischen dem Kies, der in der Nähe von <strong>Stüde</strong> gegraben wird, finden sich häufig Versteinerungen<br />

von Seeigeln. Als Waldbäume treten besonders <strong>die</strong> Föhre und Birke auf. Eichen finden sich seltener.<br />

Unter den jagdbaren Tieren ist besonders der Birkhahn <strong>zu</strong> nennen, welcher im Moor ziemlich häufig<br />

vorkommt.<br />

pm....04/2002 6


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Im Anfang des Sommers der Jahre 1890, 91 und 92 wurde <strong>Stüde</strong> durch eine Raupenplage<br />

heimgesucht. Obstbäume und Eichen wurden kahl wie im Winter. Im Spätsommer bekamen sie noch<br />

neues Laub.<br />

Im Sommer 1892 traten in <strong>Grußendorf</strong> verschiedene Krankheiten auf, in jedem Hause lagen ein oder<br />

mehrere Bewohner krank, in einem Hause <strong>zu</strong> gleicher Zeit fünf, zwei Einwohner und ein Kind starben.<br />

Das Schulhaus wurde desinfiziert, ebenso ein Haus in <strong>Grußendorf</strong>.<br />

Wie ist in einem Haus in <strong>Stüde</strong> Feuer ausgebrochen, als am 18. Februar 1896 des Abends beim<br />

Abbauer Heinrich Fricke <strong>die</strong> Feuerflammen <strong>zu</strong>m Dache hinauszüngelten? Das Mobiliar ist <strong>zu</strong>m<br />

größten Teil hinausgekommen, das Haus konnte jedoch nicht gerettet werden, da nur Einwohner<br />

<strong>Grußendorf</strong>s <strong>zu</strong>r Stelle waren. Eine Spritze war nicht vorhanden, <strong>die</strong>selbe hätte auch wenig genützt, da<br />

es an Wasser mangelte und <strong>die</strong> Brunnen wohl an 50 Fuß tief sind. Brandstiftung liegt nicht vor, jedoch<br />

kann man wohl annehmen, daß durch Unvorsichtigkeit das Feuer entstanden ist.<br />

In der Gemeinde <strong>Grußendorf</strong> hat sich <strong>die</strong> Einwohnerzahl in den Jahren 1908 und 1909 um ein<br />

Bedeutendes vergrößert. Im Herbst des Jahres 1907 verkaufte der Akkermann Vogler (früher Jordan;)<br />

seinen Hof an <strong>die</strong> königliche Generalkommission Hannover.<br />

Generalbevollmächtigter wurde der Lehrer emer.* Nürnberg, Besitzer des Suhl'schen Hofes (No. l).<br />

Selbiger verkaufte auch ungefähr 600 Morgen seines Besitztums. Auch der Großkötner Gruhs, <strong>Stüde</strong>,<br />

trat eine Anzahl Morgen ab, sodaß das Kaufobjekt etwa 2.000 Morgen groß war. Diese Ländereien<br />

wurden dann von der Spezialkommission Hildesheim vereinzelt. (*Anm.: emeriert = in Ruhestand)<br />

Letztere untersteht der Generalkomission Hannover. Andere Spezialkomissionen, welche der<br />

Generalkomission Hannover unterstehen, sind z.B. noch Lüneburg, Celle und Hannover. — Wie<br />

schon gesagt, wurde der Lehrer emer. Nürnberg Generalvertreter der Spezialkomission. Es ist eine<br />

irrige Ansicht, daß <strong>die</strong> Regierung Käufer der Ländereien ist, sondern sie tritt nur in weitgehender<br />

Weise <strong>zu</strong>r Vermittlung und Förderung <strong>die</strong>se Gründung ein. Der Staat ist bestrebt, der Entvölkerung<br />

des flachen Landes entgegen <strong>zu</strong> arbeiten, mittlere und kleine bäuerliche Stellen <strong>zu</strong> vermehren und<br />

auch wenig bemittelten Leuten den Erwerb solcher Stellen <strong>zu</strong> ermöglichen. (Gesetz vom 27.6.1890)<br />

Solche Stellen bezeichnet man als Rentengüter. Sie sind nicht gegen Bezahlung des Kaufpreises, auch<br />

nicht gegen Belastung und Hypotheken, sondern gegen Übernahme einer festen Geldrente <strong>zu</strong> kaufen.<br />

Hier tritt aber der Staat mit seiner Hilfe ein, indem er denjenigen Teil der Rente, der in dem<br />

Grundstück Sicherheit findet, auf <strong>die</strong> Rentenbank übernimmt und ablöst. Der Verkäufer erhält alsbald<br />

vom Staate das entsprechende Abfindungskapital, und der Käufer bezahlt an den Staat <strong>die</strong> Rente, aber<br />

nur <strong>für</strong> <strong>die</strong> abgekürzte Zeit von 60 1/2 Jahren. Nach Ablauf <strong>die</strong>ser Frist hat der Käufer<br />

(Rentengutsnehmer) nicht nur gegen den Verkäufer, sondern auch gegen den Staat keinerlei<br />

Verpflichtungen mehr, und das Gut ist frei von jeglicher Belastung!<br />

Der Verkäufer erhält seinen Kaufpreis gleich beim Verkaufe voll in <strong>die</strong> Hand. Der Rentengutsnehmer<br />

hat keine Hypotheken, sondern nur Renten auf seinem Besitze. Die Renten sind seitens des Staates<br />

unkündbar. Dieselben betragen 9 1/2 % des Kaufpreises. Sie bewirken ferner gegen 1/2 % <strong>die</strong><br />

Abtragung der Summe in 60 ½ Jähren. Die Renten werden dem Erwerber mit auf den Steuerzettel<br />

gesetzt.<br />

Eine Anzahlung muß freilich geleistet werden. Diese richtet sich nach der Größe des Rentengutes.<br />

Beträgt der Kaufpreis bis 7.500 Mark, so bezahlt der Käufer 1/10 desselben an, geht derselbe darüber<br />

hinaus, so beträgt <strong>die</strong> Anzahlung 1/4 des Besitztums. Bezüglich des Umfanges einer Ansiedlungsstelle<br />

wird über eine Höchstgrenze von 40 ha Kulturland nicht hinausgegangen. Eine selbstständige Stelle<br />

besteht nur da, wo <strong>die</strong> Ländereien mit den notwendigen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden besetzt sind.<br />

Bloße Weideflächen ohne Gebäude können kein Rentengut sein. Notwendig ist also entweder, daß<br />

schon beim Verkaufe <strong>die</strong> Gebäude vorhanden sind; oder, daß der Verkäufer sich <strong>zu</strong>r Bebauung<br />

pm....04/2002 7


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

verpflichtet. Ersteren Falls werden <strong>die</strong> Gebäude <strong>zu</strong> ¾ ihres Schät<strong>zu</strong>ngswertes mitbeliehen; letzteren<br />

Falls erhält der Käufer ein Baudarlehen vom Staate, das auch nach 60 1/2 Jahren getilgt sein muß.<br />

Ruhen noch auf dem Besitztum des Verkäufers Hypotheken, so übernimmt der Staat <strong>die</strong>selben. Meist<br />

regelt sich <strong>die</strong>se Frage dadurch, daß ein Teil der dem Verkäufer <strong>zu</strong>stehenden Rentenbriefe <strong>zu</strong>r Tilgung<br />

der Hypotheken verrechnet wird.<br />

Andere Vorteile, <strong>die</strong> dem Rentengutskäufer gewährt werden, sind das Freijahr, der Wegfall <strong>für</strong><br />

Unkosten (Kaufstempel, Gerichtskosten, Vermessungen, Katasterzeichnungen etc.} und Beihilfen <strong>für</strong><br />

Wege, Obstanlagen und Heide- und Moorkulturen.<br />

So erhielten z.B. in <strong>Grußendorf</strong> einige Ansiedler mehrere Ladungen Kunstdünger, alle Käufer<br />

Beihilfen <strong>zu</strong> ihren Obstanlagen. Für <strong>die</strong> Moorkulturen im Düsterhoper Moore zahlte der Staat den<br />

Betrag von 17.500 Mark. Im Juni 1909 bewilligte der Staat nochmals eine Summe von 14.500 Mark.<br />

Die erste Beihilfe wurde <strong>zu</strong>r Melioration (Anm.: Bodenverbesserung) des Moores und <strong>zu</strong>r<br />

Fertigstellung des Sanddammes verwendet, <strong>die</strong> zweite soll <strong>für</strong> <strong>die</strong> Anlage der Wiesen gelten.<br />

Bekanntlich sind unsere Dörfer arm an Wiesen. Das Heufutter wird von der Aller bei Neuhaus und<br />

von Weyhausen geholt. In den letzten Jahren verpachtet freilich Rimpau alljährlich einige hundert<br />

Morgen Wiesen. Aber durch <strong>die</strong> Zunahme der Bevölkerung in <strong>Grußendorf</strong> reichen <strong>die</strong>selben nicht<br />

mehr aus. Auch ist ihr Preis immer ein sehr hoher, weil von allen umliegenden Dörfern <strong>die</strong> Leute<br />

kommen, Futter <strong>zu</strong> kaufen.<br />

Will jemand sein Besitztum in Rentengütern anlegen, so wendet er sich an <strong>die</strong> Behörde. Der<br />

Katasteraus<strong>zu</strong>g ist bei<strong>zu</strong>fügen. Darauf erfolgt durch <strong>die</strong> Spezialkommission eine Ermittlung, ob <strong>die</strong><br />

gesetzlichen Vorausset<strong>zu</strong>ngen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gründung vorliegen und ob sich das angebotene Land <strong>zu</strong>r<br />

Errichtung kleinerer oder mittlerer Landstellen eignet.<br />

Alsdann wird über <strong>die</strong> Kaufbedingungen verhandelt und über den Kaufpreis. Die Schät<strong>zu</strong>ng erfolgt<br />

unter Zuziehung von Sachverständigen, <strong>die</strong> vom Kreisausschusse in Vorschlag gebracht sind<br />

(Rotkarts-Dagebrück und Gemeindevorsteher <strong>Grußendorf</strong> und Dannenbüttel). Das Ergebnis unterliegt<br />

der Bestätigung durch <strong>die</strong> Generalkommission. Statt der Auflassung findet nur eine Berichtigung des<br />

Katasters und des Grundbuches statt.<br />

Im Winter 1907/08 sah man jeden Sonntag eine große Anzahl Kauflustiger im Grussendorfer Feld, um<br />

sich dasselbe an<strong>zu</strong>sehen. Es fanden sich dann auch bald einige, <strong>die</strong> einen Antrag mit dem<br />

Generalbevollmächtigten abschlössen. Schon vor Weihnachten kamen einige Familien, welche<br />

größtenteils im Vogler'schen und Nürnberg'schen Hause untergebracht wurden.<br />

Der erste Ansiedler, welcher nach <strong>Grußendorf</strong> kam, ist Leistner gewesen, letzterer war auch der erste,<br />

der wieder fortzog. Er kam schon im Sommer des Jahres 1907. Leistner hatte früher ein<br />

vegetarianisches Speisehaus (Pamona) in und ein Kurhotel bei Nürnberg besessen, aber durch<br />

Spekulationen wurde er bald ein armer Mann, bis er hier in <strong>Grußendorf</strong> landete mit einem Vermögen<br />

von l.500 Mark. Dies verwendete er <strong>zu</strong>m Bau einer Bretterbude, wo er zwei Winter drin <strong>zu</strong>brachte.<br />

Hier in <strong>Grußendorf</strong> war er Maler, Tischler, Glaser, Tapezierer usw. Er war Vegetarianer, an Gott und<br />

göttliche Dinge glaubte er nicht.<br />

Mir, dem Schreiber <strong>die</strong>ser, sandte er einst eine Broschüre folgenden Titels: „Vegetarianismus und<br />

Religion - 112 Thesen“ mit der Bemerkung „dem Herrn Lehrer N. <strong>zu</strong>m Selbststudium empfohlen von<br />

Hugo Leistner“.<br />

Auch gegen den Religionsunterricht in der <strong>Schule</strong> kämpfte er und erregte deshalb viel Unwillen.<br />

Ferner hielt er Versammlungen ab und sprach über <strong>die</strong> Verhütung des reichen Kindersegens etc. in<br />

schmutziger Weise. Auch Broschüren bezüglich der Verhütung etc. verteilte er sogar an Kinder! Auch<br />

noch in vielen anderen Fällen war er der Gemeinde ein Stein des Anstoßes. Man erzählt sogar, daß er<br />

pm....04/2002 8


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

nachts mit seiner Frau und seinen Kindern nackend um seine Bude gelaufen sei. Bemerkenswert war<br />

seine Bibliothek. Im März 1910 zog er dann nach Amerika.<br />

Im Frühjahr 1908 entspann sich eine rege Bautätigkeit. Im Januar war schon <strong>die</strong> Wirtschaft vollendet.<br />

Ein Haus nach dem anderen wurde fertig gestellt. Die meisten Bauten wurden von der Firma Mundte,<br />

Braunschweig, übergeben unter Leitung des Maurermeisters Lüer.<br />

Bis Ostern 1910 bezogen folgende Familien ihre Wohnungen: Heinr. Bischof, G. Scheibelt, Aug.<br />

Wiese, H. Leistner (jetzt Grull), Wilh. Bischof, Wilh. Lüer, Ferdin. Meyer, Fr. Meyer, Waßmann,<br />

Böse, Brasche, A. Deierling, G. Schmidt, Botenburg, Kampehl, Aug. Lehnert, Fr. Gaes, Aug. Müller,<br />

Fürber, Henkel, Holste, Powölk, Seile, Oelkers.<br />

Auch einige <strong>Stüde</strong>r ließen ihr Besitztum in ein Rentengut umwandeln. Die Hypotheken derselben<br />

übernahm <strong>die</strong> Rentenbank, und sie entrichten in der selben Weise wie <strong>die</strong> Ansiedler ihre Zinsen und<br />

ihren Abtrag. Es sind Cordes, Pasemann und Heinrich Kruse.<br />

Die übrigen <strong>Stüde</strong>r haben Land gegen Barzahlung erworben. Auch Salig, <strong>Grußendorf</strong>, ließ seine<br />

Anbauerstelle in ein Rentengut umwandeln.<br />

Die Ansiedelung in <strong>Grußendorf</strong> geht ihren Weg weiter. Es sind noch verschiedene Familien in<br />

<strong>Grußendorf</strong> wohnhaft, welche noch kein Haus besitzen. Die Ansiedlung hat ihr Angenehmes und<br />

Unangenehmes. Die Ansiedler haben ihr kleines Vermögen in das Rentengut hineingesteckt. Nun<br />

herrscht bei manchen bittere Armut.<br />

Sie kommen ihren Verpflichtungen nicht mehr nach. Der Gerichtsvollzieher hat hierselbst viel<br />

Arbeit. Man erzählt, daß er eines Nachmittags 13 Zwangsvollstreckungen in der Tasche gehabt hätte.<br />

Er kommt in der Woche manchmal 2 bis 3 mal nach <strong>Grußendorf</strong>. Unter Begleitung und Schutz darf er<br />

z.B. bei einem Ansiedler nicht kommen. Haarsträubende Sinnen sind bezüglich <strong>die</strong>ser Sache<br />

vorgekommen.<br />

Das Dorf hat in der Umgegend keinen guten Ruf. Es hat auch keinen Kredit mehr. Von den 40 neuen<br />

Familien sind 5 der Zahlung ihrer Renten nachgekommen. Deshalb hat sich <strong>die</strong> Regierung erweichen<br />

lassen und hat an manche Ansiedler eine Unterstüt<strong>zu</strong>ng im Betrage von 8.000 Mark verteilt.<br />

Außerdem sind noch 11.000 Mark eingegangen als „Linderung der schlechten Ernteaussichten“. Diese<br />

beiden Summen müssen wieder abgetragen werden.<br />

Die Steuern kommen auch nicht ein. Die Folge davon ist <strong>die</strong> Revision der <strong>Grußendorf</strong>er<br />

Gemeindekasse durch <strong>die</strong> Regierung gewesen. Der Lehrer bekommt seinen Gehalt von <strong>Grußendorf</strong><br />

auch nicht. So ist z.B. der Gehalt vom 1. Juli 1910 erst am 1.September ausbezahlt. So geht es aber<br />

alle Vierteljahre.<br />

Die Zustände sind noch immer <strong>die</strong>selben. So ernst <strong>die</strong> Sachen manchmal sind, entbehren sie dennoch<br />

des Humoristischen nicht. So sollten bei einem Ansiedler eine Anzahl Mettwürste, Knackwürste und<br />

Leberwürste verkauft werden. In der Nacht vor dem Verkaufstermin wurden <strong>die</strong> Würste gestohlen!?<br />

Derartige Beispiele ließen sich noch verschiedene anführen.<br />

Eines Tages sollte ein Kutschwagen gepfändet werden. Ein heißer Kampf fand erst um denselben statt,<br />

bis der Gerichtsvollzieher mit seiner Mannschaft doch endlich den Sieg davontrug.<br />

Ein schon langersehntes Bedürfnis ist der Ausbau der Chaussee von <strong>Grußendorf</strong> nach <strong>Stüde</strong>. Im<br />

Winter konnten <strong>die</strong> Kinder kaum <strong>zu</strong>r <strong>Schule</strong> kommen, das erste Ende der Chausse von Salig<br />

<strong>Grußendorf</strong> bis <strong>zu</strong>r Wirtschaft in <strong>Grußendorf</strong> ist schon im Jahre 1908 fertiggestellt. Der letzte Teil<br />

derselben von der Wirtschaft in <strong>Grußendorf</strong> bis <strong>zu</strong>r Bock'schen Wirtschaft in <strong>Stüde</strong> wurde begonnen<br />

im Frühjahr 1910. Vollendet ist sie im Frühjahr 1911.<br />

pm....04/2002 9


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

<strong>Grußendorf</strong> hat <strong>zu</strong> dem Bau der 2. Hälfte der Chaussee 4.500 Mark und <strong>Stüde</strong> 7.500 Mark<br />

beigetragen. Beschlossen ist auch von beiden Gemeinden <strong>die</strong> Errichtung eines Telephons <strong>für</strong> das Jahr<br />

1912. Die auf<strong>zu</strong>bringende Summe beträgt <strong>für</strong> <strong>Grußendorf</strong> und <strong>Stüde</strong> 930 Mark (einmaliger Beitrag).<br />

Jede Gemeinde bringt <strong>die</strong> Hälfte der obengenannten Summe auf.<br />

Mit dem Telephon wird eine Posthilfsstelle verbunden sein. Voraussichtlich wird <strong>die</strong>selbe in <strong>Stüde</strong><br />

beim Gemeindevorsteher Appel sen. und in <strong>Grußendorf</strong> beim Kaufmann Schmidt eingerichtet werden.<br />

Am 17. Februar 1911 abends 10 1/2 Uhr brannte <strong>die</strong> geräumige Scheune des Ansiedlers Scheibelt<br />

nieder. Sämtliche Kornvorräte, <strong>die</strong> eingebaute Dreschmaschine, Häckselmaschine usw. wurde ein<br />

Raub der Flammen. In einer Zeit von 30 Minuten war <strong>die</strong> Scheune in einen Aschehaufen verwandelt.<br />

Zum Glück schlug der Wind um, sonst wäre auch das Wohnhaus niedergebrannt. Die Ursache des<br />

Brandes ist unbekannt. Man vermutet Brandstiftung.<br />

Da es den Ansiedlern schwer fällt, <strong>die</strong> Renten auf<strong>zu</strong>bringen, sind den meisten <strong>die</strong>selben gestundet <strong>für</strong><br />

das Jahr 1910. Auch <strong>für</strong> 1911 wollen <strong>die</strong> Rentengutsnehmer den Antrag auf Stundung der Renten<br />

stellen. Das Bokranz'sche Rentengut ist am 11. Februar 1911 zwangsweise verkauft. Das Gehöft liegt<br />

an der Chaussee von <strong>Grußendorf</strong> nach Westerbeck.<br />

Verschwunden war eines Tages der Rentengutsbesitzer Ferdinand Meyer. Es scheint jetzt aber, als ob<br />

sein Sohn <strong>die</strong> Besit<strong>zu</strong>ng übernehmen wolle.<br />

Bemerkenswert sind zwei große Waldbrände, <strong>die</strong> hier in den letzten Jahren vorgekommen sind. Der<br />

erste fand am. 2. Juni 1909 statt. Nachdem es vorher lang im Düsterhoper Moore gebrannt hatte, ging<br />

das Feuer am Morgen des 2. Juni ins Holz über. Die Ursache beruht wohl auf der Unkenntnis der<br />

<strong>Grußendorf</strong>er Ansiedler, denn sie kannten <strong>die</strong> Gefahr der Moorbrände nicht.<br />

In der Nacht vorher waren starke Wachen aus den umliegenden Ortschaften gestellt. Auch der<br />

Oberförster hatte versprochen, Arbeiter <strong>zu</strong>r Bewachung des Feuers <strong>zu</strong> stellen. Wie erzählt wird, soll<br />

letzterer nicht <strong>für</strong> Wache gesorgt haben. Eine andere Ansicht ist <strong>die</strong>, daß das Feuer am Morgen des 2.<br />

Juni wieder neu angelegt ist.<br />

Mit rasender Gewalt durcheilte das Feuer den sogenannten schwarzen Berg (fiskalisch) und das <strong>Stüde</strong>r<br />

Holz. Abgebrannt sind dem Großkötner Appel 240 Morgen, dem Gastwirt Bock, <strong>Stüde</strong>, 60 Morgen.<br />

Auch <strong>die</strong> <strong>Grußendorf</strong>er Gemeindeforst wurde ein Raub der Flammen. Dann vernichtete das Feuer<br />

einen Teil der gräflichen Forst. Weiter nahm das Feuer seinen Weg durch Ehraer und Boitzenhägener<br />

Forst. Diesseits Boitzenhagen teilte sich das Feuer. Es brannte durch bis nach dem Dorfe Wiswedel<br />

bei Brome. Auch <strong>die</strong>ses stand in Gefahr, wenn nicht des Nachmittags ein heftiger Gewitterregen<br />

einsetzte.<br />

Abgebrannt sind ca. 8.000 bis 10.000 Morgen Holz. Auch ein Menschenleben ist <strong>zu</strong> beklagen. Der<br />

Pastor Grote, Ehra, sorgte in uneigennütziger Weise <strong>für</strong> <strong>die</strong> dürstende Löschmannschaft, in dem er mit<br />

Getränken und Essen nach dem Brandplatze eilte. Unterwegs ereilte ihn der Tod durch Herzschlag.<br />

Die Untersuchung über <strong>die</strong> Ursache des Brandes ergab kein bestimmtes Urteil. Es ist auch bist jetzt<br />

(1911) noch nichts wieder gehört worden von der Entstehung des Brandes.<br />

Ein zweiter Brand vernichtete einige hundert Morgen Forst an der Südseite des Dorfes <strong>Stüde</strong>. Am<br />

Machmittag des 31. Juli 1911 brach das Feuer an der Gifhorn - Bromer Chaussee aus (Parsau<br />

genannt). Verursacht ist das Feuer durch Zigeuner oder Korbflicker. Letztere hatten sich Feuer <strong>zu</strong>m<br />

Kaffeekochen gemacht. Das Feuer aber dehnte sich weiter aus, so daß <strong>die</strong> Leute es nicht mehr halten<br />

konnten. Sofort ergriffen sie <strong>die</strong> Flucht. Das Feuer breitete sich bald mit rasender Geschwindigkeit<br />

aus.<br />

pm....04/2002 10


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Die Einwohner der umliegenden Ortschaften eilten <strong>zu</strong>r Hilfeleistung herbei. Man suchte das Feuer am<br />

<strong>Stüde</strong>r Kirchweg <strong>zu</strong> halten, aber vergeblich! Nun wollte man dem Feuer von hinten beikommen.<br />

Letzteres gelang auch. Dadurch wurde das Feuer gehindert, sich nach den Seiten hin weiter<br />

aus<strong>zu</strong>dehnen.<br />

In kurzer Zeit war das Feuer bis an <strong>die</strong> Moorkante fortgeschritten und auch das Moor bildete bald eine<br />

große Brandfläche. Der Wind kam von Osten. Änderte der Wind seine Richtung, so hätte der<br />

Holzbrand auch eine Gefahr <strong>für</strong> das Dorf <strong>Stüde</strong> werden können.<br />

Im Moore suchten dann <strong>die</strong> Rimpau'schen Torfarbeiter und Polen das Feuer <strong>zu</strong> halten. Ihre Arbeit<br />

wurde aber sehr erschwert, da sie gegen Rauch und Qualm an<strong>zu</strong>kämpfen hatten. Es waren etwa 400<br />

Mann, <strong>die</strong> sich dem Feuer entgegenstellten. Unter großen Anstrengungen gelang es sodann, daß das<br />

Feuer vor den Rimpau‘schen Torfwerken halt machte. Die größte Anzahl der Rimpau'schen<br />

Löschmannschaften hatte nachher an Augenentzündungen <strong>zu</strong> leiden.<br />

Wäre das Feuer in <strong>die</strong> Torfmieten gekommen, so wäre ein unberechenbarer Schaden angerichtet und<br />

Neudorf-Platendorf stand in Gefahr ab<strong>zu</strong>brennen, da letzteres doch auf Moorboden aufgebaut ist.<br />

Der Holzbrand war gegen Abend des 31. Juli gelöscht, der Moorbrand dagegen hat noch 14 Tage bis 3<br />

Wochen hindurch Löschmannschaften gefordert. Freilich brach das Feuer an manchen Stellen im<br />

Holze auch wieder aus, aber am gefährlichsten ist der Moorbrand, da das Feuer in <strong>die</strong> Erde brennt und<br />

durch den Wirbelwind in Heide und Holz übergeworfen werden kann. An Wasser fehlt es. Man hat<br />

also weiter nichts <strong>zu</strong> tun als das Feuer <strong>zu</strong> bewachen und <strong>zu</strong> warten bis der Himmel Regen sendet.<br />

In der <strong>Stüde</strong>r Feldmark sind: Dem Kötner Christian Harms, Westerbeck, 80 Morgen Holz, dem<br />

Großkötner Appel, <strong>Stüde</strong>, 200 Morgen Holz, von der Westerbecker Gemeindeforst sind etwa 100<br />

Morgen abgebrannt. Außerdem sind noch kleinere Holzbestände verschiedenen Besitzern gehörend<br />

abgebrannt.<br />

An der abgebrannten Moorfläche sind beteiligt: Appel, <strong>Stüde</strong>, mit 250 Morgen Moor und verschiedene<br />

Westerbecker Hofbesitzer insgesamt mit 300 Morgen Moor. Versichert ist nichts gewesen.<br />

Trotzdem, daß es verschiedentlich tüchtig geregnet hat, brennt das Moor heute am 27. August 1911<br />

noch an einigen Stellen.<br />

Auch im Dorfe <strong>Stüde</strong> selbst ist im Jahre 1911 eine Feuersbrunst <strong>zu</strong> verzeichnen. Am 8. September,<br />

abends zwischen 6 und 7 Uhr entstand in den Heinrich Fricke'schen Stallungen Feuer. Das Feuer<br />

vernichtete <strong>die</strong> Stallungen und das Wohnhaus. Zum Löschen des Brandes waren <strong>die</strong> Feuerwehren aus<br />

Barwedel und Westerbeck herbeigeeilt. Das Inventar ist teilweise gerettet. Die Ursache des Feuers ist<br />

unbekannt.<br />

Das Jahr 1911 ist reich an Wald- und Hausbränden. Die Ursache <strong>die</strong>ser vielen Brände ist <strong>zu</strong>m größten<br />

Teile <strong>die</strong> ungeheure Trockenheit gewesen. Alte Leute können sich nicht erinnern, jemals einen<br />

solchen heißen und trockenen Sommer erlebt <strong>zu</strong> haben.<br />

Sämtliche <strong>Schule</strong>n mußten den Unterricht aussetzen bzw. kürzen. Auch in <strong>Stüde</strong> - <strong>Grußendorf</strong> ist <strong>die</strong>s<br />

der Fall gewesen. In der verhältnismäßig engen Schulklasse waren des Morgens von 8 bis 9 Uhr schon<br />

26 oder 27 Grad <strong>zu</strong> verzeichnen. Über den Ausfall des Unterrichts siehe hinten in der <strong>Schulchronik</strong>!<br />

In der Nacht vom 17. auf den 18. September 1912 wurden <strong>die</strong> Einwohner durch den Ruf „Feuer!“<br />

geweckt. Es brannte das große, geräumige Wohnhaus des Gemeindevorstehers Mette in <strong>Grußendorf</strong>.<br />

Das Feuer ging etwa um 1/2 2 Uhr auf. Die Bewohner der Häuser schliefen, ohne etwas vom Feuer <strong>zu</strong><br />

merken. Bis endlich <strong>die</strong> Haustochter Erna <strong>die</strong> Gefahr entdeckte. Das ganze Haus brannte schon, das<br />

Dach (Strohdach) war bereits heruntergefallen. Sämtliche Mitglieder der Mett'schen Familie mußten<br />

nur mit dem Hemde bzw. leichtem Kleidwerk bedeckt durch das Feuer. Die Frau des Vorstehers Mette<br />

pm....04/2002 11


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

stürzte in das Feuer, aber durch ihre Geistesgegenwart raffte sie sich wieder auf und gelangte bald ins<br />

Freie.<br />

Sie hat <strong>für</strong>chterliche Brandwunden erhalten und liegt schwer krank danieder. Hoffnung auf Besserung<br />

ist vorhanden. Durch das Eingreifen der Feuerwehren aus Barwedel, Westerbeck, Tiddische und<br />

Bokensdorf wurde das Feuer auf seinen Herd beschränkt. Gerettet ist soviel wie nichts, ausgenommen<br />

einige Gemeindeakten und das Gemeindegeld (2.000 Mark).<br />

Als Brandstifter wird der bei Mette in Dienst gewesene Knecht G. Springwasser bezeichnet. Man fand<br />

ihn hinter seiner Stroh<strong>die</strong>me schlafend vor. Er hat in der Nacht bis kurz nach 12 Uhr im Dorfe<br />

herumgelungert. Aus seinen Äußerungen, <strong>die</strong> er vorher verschiedenen Leuten gegenüber getan hat,<br />

kann man wohl mit Sicherheit schließen, daß er der Brandstifter ist.<br />

Er wurde gebunden und in der Nacht noch in das Gefängnis nach Gifhorn eingeliefert. Im Februar<br />

1913 ist er in Hildesheim, <strong>zu</strong> 5 1/2 Jahren Zuchthaus verurteilt.<br />

Das Jahr 1913 ist <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gemeinde <strong>Stüde</strong> von besonderer Bedeutung. Es baut ein eigenes Schulhaus<br />

(auch <strong>Grußendorf</strong> baut ein eigenes Schulhaus) und ist seit dem 1.April 1913 eine selbstständige<br />

Schulgemeinde. Das 2 Morgen große Schulgrundstück ist von der Realgemeinde unentgeltlich<br />

gestiftet worden.<br />

Der Gedenkstein auf dem Dorfplatz (Fotografie von 1976)<br />

Unsere Gemeinde erhielt auch einen schönen Schmuck in einem mächtigen, an 150 Zentner schweren<br />

Findling, der in dem erinnerungsreichen Jahre neben dem Gemeindebrunnen aufgerichtet wurde.<br />

Leichte Arbeit war es nicht, <strong>die</strong>sen Riesen, der viel bewundert wird, an seinen jetzigen Standort <strong>zu</strong><br />

bringen. Er ist ein Findling im wahrsten Sinne des Wortes. Am Sonntag, den 9. März 1913 war in der<br />

Gastwirtschaft beschlossen, ein Naturdenkmal in <strong>Stüde</strong> <strong>zu</strong> errichten. Woher aber den Stein nehmen?<br />

pm....04/2002 12


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Am Montag früh machten sich alle Männer <strong>Stüde</strong>s trotz Sturm und Regen mit Hacken und Schaufeln<br />

auf <strong>die</strong> Suche nach einem ehrwürdigen Stein. Im Appel'schen Fuhrenkoppel nach Westerbeck <strong>zu</strong> fand<br />

man bald einen solchen, der nur eine kleine Ecke herausgucken ließ. Es wurde angefangen <strong>zu</strong> graben,<br />

und er entpuppt sich bald als ein gewaltiger Block.<br />

Mit mächtigen Bäumen wurde er aus seinem Lager gehoben und auf 2 dicke Balken gewälzt. Die<br />

vorderen Enden derselben wurden auf das Hintergestell eines Wagens gebunden. So sollte der Riese<br />

schleifend ins Dorf gebracht werden.<br />

16 Pferde konnten ihn aber immer nur wenige m weiterbringen, da <strong>die</strong> Balken infolge der gewaltigen<br />

Last tiefe Furchen in den Boden zogen. Der Abend kam und noch war man noch lange nicht ins Dorf.<br />

Man mußte <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen Tag <strong>die</strong> schwere Arbeit abbrechen.<br />

Am Dienstagmorgen wurde der Findling mittels 3 Wagen und 18 Pferden an seinen Bestimmungsplatz<br />

gebracht und hier in den folgenden Tagen mittels Flaschenzügen aufgerichtet.<br />

Der Stein erhielt <strong>die</strong> Inschrift:<br />

Z. E. Jahrhundert-Feier Regierungs-Jubiläum Kaiser Wilhelm II.<br />

Versöhnung der Fürsten Hohenzollern und Welfen. März 1913<br />

Um den Stein sind 3 Eichen gepflanzt und das Ganze ist durch ein Holzstaket eingeschlossen. Die<br />

Einweihung fand am Sonntag, den 19. Oktober statt, nachmittags 3 Uhr. Die Schulkinder<br />

versammelten sich vor der neuen <strong>Schule</strong> und schritten dann unter Führung des Lehrers nach dem<br />

Gemeindeplatz, wo schon ganz <strong>Stüde</strong> wartete.<br />

Durch einen Prolog und das dreistimmig gesungene „Großer Gott, wir loben Dich“ wurde <strong>die</strong> Feier<br />

eröffnet. Dann hielt der Lehrer eine Ansprache, in der er <strong>zu</strong>nächst der ruhmreichen Erhebung und<br />

Opferfreudigkeit des Preußenvolkes vor 100 Jahren gedachte, mit dem Wunsch, daß das Vaterland<br />

stets, wenn es sein muß, solche Männer und Frauen finden möge.<br />

Dann wurde das Regierungsjubiläum Kaiser Wilhelms II. gefeiert und besonders hervorgehoben, daß<br />

der Kaiser als aufrechter Geist ein Friedenskaiser sei, als solcher aber auch ein Heer- und<br />

Flottenkaiser, daß es als ein Weltereignis <strong>zu</strong> betrachten sei, wenn der Kaiser das Staatsschiff durch<br />

manche gefährliche Klippen glücklich hindurchgeleitet habe, daß der Kaiser das Reich nicht nur nach<br />

außen, sondern auch besonders nach innen gekräftigt habe, wo<strong>zu</strong> auch <strong>die</strong> Aussöhnung mit dem<br />

Welfenhause viel beigetragen habe.<br />

Wir besäßen in unserm Kaiser einen <strong>für</strong>stlichen Schutz, um den uns das Ausland beneide, deshalb<br />

blicken wir dankerfüllten Herzens auf seine Regierungszeit <strong>zu</strong>rück und legten gleichzeitig in <strong>die</strong><br />

Zukunft schauend in <strong>die</strong> innigsten Glückwünsche an den Stufen des Thrones nieder. Gott möge ihm<br />

noch lange Jahre einer gesegneten, friedlichen Regierung geben.<br />

Mit einem von Herzen kommenden Hoch auf den geliebten Kaiser schloß <strong>die</strong> Rede. In <strong>die</strong> Rede<br />

eingeflochten waren Gedichte und Lieder der Schulkinder. Das Lied „Deutschland über alles“<br />

beschloß <strong>die</strong> Feier, nachdem der Lehrer den Wunsch ausgesprochen hatte, daß das schöne Denkmal<br />

auch nach weiteren hundert und aberhundert Jahren ein Zeugnis deutscher Opferwilligkeit und<br />

Vaterlandliebe geben und in den kommenden Geschlechtern <strong>die</strong>se Tugenden erhalten möge. Dann<br />

würde stets das Obige recht behalten.<br />

Am 1. Juli 1914 wurde Herr Lehrer Gaafke nach Sandkamp bei Fallersleben versetzt und <strong>die</strong><br />

Lehrerstelle in <strong>Stüde</strong> auf Wunsch der Gemeinde einem älteren, verheirateten Bewerber von auswärts<br />

(Anhalt), Lehrer Roeser, übertragen.<br />

pm....04/2002 13


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Am 1. Juli vormittags l0 Uhr fand seine Einweisung durch Herrn Pastor Mirow aus Gifhorn in<br />

Gegenwart einiger Schulvorstandsmitglieder und der Schulkinder statt.<br />

Die Ernteferien wurden infolge des ausgebrochenen Krieges auf Anordnung der Behörde um einige<br />

Wochen verlängert Zwecks Leistung der Kinder bei den eiligen Erntearbeiten.<br />

Im September wurde der <strong>Schule</strong> durch den Herrn Minister ein Kaiserbild <strong>zu</strong>m Geschenk gemacht, das<br />

einen Schmuck des Schulzimmers bildet. Der Sedantag wurde festlich begangen mit einer Schulfeier.<br />

Anschließend daran wurde ein Waldspaziergang nach der ehemaligen Sägemühle und dem Kreuzstein<br />

unternommen.<br />

Die Herbstferien fielen vom 26. September bis <strong>zu</strong>m 18. Oktober, <strong>die</strong> Weihnachtsferien vom 23.<br />

Dezember 1914 bis <strong>zu</strong>m 4. Januar 1915.<br />

1915<br />

Am 27.Januar 1915 fand eine Schulfeier <strong>zu</strong>m Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers statt.<br />

Am 25. Februar war es anläßlich eines großen Sieges über <strong>die</strong> Russen angebracht, den Tag schulfrei<br />

<strong>zu</strong> geben, unter Hinweis auf <strong>die</strong> Bedeutung. Am Sonnabend, den l. Mai 1915, fand <strong>die</strong> übliche<br />

„Hagelfeier“ durch Betstunde vormittags 10 Uhr statt, <strong>die</strong> jedoch recht schwach besucht war.<br />

Die Schulkinder von <strong>Grußendorf</strong> und <strong>Stüde</strong> um 1902<br />

Seit Mai muß der Lehrer auch <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> in <strong>Grußendorf</strong> an drei Wochentagen (Montag, Mittwoch,<br />

Freitag in <strong>Stüde</strong>, Dienstag, Donnerstag und Sonnabend in Grussendorf) mit versehen.<br />

Die Pfingstferien waren vom 22. bis <strong>zu</strong>m 27. Mai. Am 2. Juni und 21. August war Herr Geh. Reg.-<br />

und Schulrat Dr. Rath aus Lüneburg in der <strong>Schule</strong> anwesend. Vom 25. September bis <strong>zu</strong>m 16. Oktober<br />

fielen <strong>die</strong> Herbstferien.<br />

Im Jahre 1915 war von Mitte Mai bis Juli eine Hitzeperiode. Wegen des fehlenden Regens und des<br />

Umstandes, daß es während <strong>die</strong>ser Zeit einige male ziemlich starken Nachtfrost gab, der den<br />

Gartenfrüchten und dem Getreide großen Schaden tat, fiel <strong>die</strong> Ernte <strong>die</strong>ses Jahres recht dürftig aus,<br />

sodaß man recht wohl von einer Mißernte in der hiesigen Gegend reden konnte, was in der Kriegszeit<br />

besonders doppelt <strong>zu</strong> bedauern ist.<br />

pm....04/2002 14


1916<br />

<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Das Osterfest fiel im Jahre 1916 auf den späten Termin des 23. und 24. April, weshalb das Schuljahr<br />

ziemlich ausgedehnt war. Nachdem <strong>die</strong> Konfirmanden (zwei Mädchen) behördlichem Erlaß <strong>zu</strong> folge<br />

am 31. März entlassen worden waren, war Schulschluß am 8. April, Wiederbeginn des neuen<br />

Schuljahres am 26. April 1916.<br />

Am l. Mai Einführung der „Sommerzeit“ (eine Stunde früher, statt der M.E.Z. auch dem Meridian von<br />

Laergard, den 15° ö.L.w.Gr., <strong>die</strong> O.E.Z. nach dem 30.° ö.L.)<br />

Am 28. Juni 1916 Revision durch Herrn Schulrat Derke. Ernteferfen vom 15. Juli bis <strong>zu</strong>m 15.August<br />

1916.<br />

Einem ministeriellem Erlaß entsprechend sollen <strong>die</strong> Schulkinder unter Leitung des Lehrers während<br />

der Schulzeit Brennesseln sammeln <strong>zu</strong>r Herstellung von Webstoffen, da <strong>die</strong>se in der Kriegszeit knapp<br />

geworden sind. Brennesseln gesammelt wurde an zwei Schultagen (je zwei Stunden), am 9. und 13.<br />

September. Der Ertrag ist jedoch gering, da <strong>die</strong> Brennesseln hier spärlich vorkommen.<br />

Außerdem sollen noch <strong>die</strong> Früchte vom Weißdorn gesammelt werden, <strong>die</strong> hier in der Gegend aber<br />

kaum vorkommt. Es soll ein Kaffee-Ersatzmittel daraus bereitet werden, da Malz- und Roggenkaffee<br />

eingeschränkt werden soll.<br />

Herbstferien vom 23. September bis <strong>zu</strong>m 14. Oktober 1916.<br />

Wegen der meist noch nicht völlig beendigten Kartoffelernte wurden <strong>die</strong> Herbstferien um eine Woche<br />

verlängert. Schulanfang war am 23. Oktober.<br />

Am l. Dezember 1916 fand <strong>die</strong> Volkszählung statt. Wegen Beteiligung des Lehrers war der Tag frei.<br />

Desgleichen frei am 4. Dezember wegen eines großen Sieges in Rumänien.<br />

1917<br />

Der Winter von 1916 <strong>zu</strong> 1917 war äußerst streng. Große Kälte (bis <strong>zu</strong> einigen 20 Grad) im Januar und<br />

Februar, Kälte auch im März nach einigen Tagen Tauwetter. Gleich nach Neujahr 1917 fielen große<br />

Schneemassen, <strong>die</strong> <strong>zu</strong>m teil, da es Wehen waren, bis in den März hinein liegen blieben, und trat sich<br />

stetig steigende Kälte ein. Seit langen Jahren war kein solcher hartnäckiger Winter, der sich noch<br />

empfindlicher gestaltete in <strong>die</strong>sen schlimmen Zeiten infolge des Kartoffel- und Kohlenmangels.<br />

Da<strong>zu</strong> noch der Nahrungsmangel in den Städten. Als Brot- und Kartoffelersatz trat <strong>die</strong> Steck- oder<br />

Kohlrübe auf. Daher wird der Winter 1916/17 „Kohlrübenwinter“ genannt.<br />

Am 3. März trat neue Kälte ein und am 8. wieder ausgiebiger Schneefall.<br />

Am Donnerstag nach Ostern, 12. April 1917, abends 7 Uhr, fand ein Familienabend in der <strong>Schule</strong> statt<br />

<strong>zu</strong>m Zwecke der Stimmung <strong>für</strong> <strong>die</strong> 6. Kriegsanleihe. Ansprache, Gesang und Deklamation wechselten<br />

ab. Der Besuch war leidlich, das Ergebnis der Kriegsanleihe recht günstig, infolge der intensivsten<br />

Werbearbeit des Lehrers, der keine Mühe gescheut hat, und auch in <strong>Grußendorf</strong> einen solchen<br />

Familienabend (Freitag, den 13. April) abgehalten und tüchtig <strong>für</strong> <strong>die</strong> Sache eingetreten ist und<br />

geworben hat.<br />

Wegen der bekannten Geldknappheit in der jetzigen Zeit wurden hier vier Stadtkinder aus Lüneburg<br />

bei hiesigen Einwohnern untergebracht. Im Verlaufe ihres Hierseins hat sich aber herausgestellt, daß<br />

manche <strong>die</strong>se Mildtätigkeit nicht durch gutes, gesittetes Betragen gelohnt haben, vielmehr boten sie<br />

recht oft Anlaß <strong>zu</strong> Klagen in ihrem ganzen Verhalten innerhalb und außerhalb der <strong>Schule</strong> und glaubten<br />

es nicht nötig <strong>zu</strong> haben, sich vorbildlich <strong>zu</strong> betragen.<br />

pm....04/2002 15


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Die Herbstferien waren wegen der Kartoffelernte auf zwei Wochen ausgedehnt und vom<br />

Oberpräsidenten vom 23. September bis <strong>zu</strong>m 15. Oktober festgesetzt.<br />

Von 14 Schulkindern wurden <strong>zu</strong>r VI. Kriegsanleihe 535 Mark gezeichnet, <strong>zu</strong>r VII. von 16 Kindern<br />

220 Mark. Nachdem im Juni 1917 <strong>die</strong> bronzene Schulglocke, <strong>zu</strong> Kriegszwecken beschlagnahmt, mit<br />

einer minderwertigen stählernen vertauscht worden ist, wurde im Oktober 1917 <strong>die</strong> Kupferbedachung<br />

des Turmes ebenfalls <strong>zu</strong> Kriegszwecken abgenommen.<br />

Seitdem regnets durchs Dach, oft bis in <strong>die</strong> Schulstube und in <strong>die</strong> Wohnung durch <strong>die</strong> Decke (Tapeten<br />

<strong>zu</strong>m Teil zerweicht).<br />

Am 29. Oktober fand eine Schulfeier <strong>zu</strong>m 400 jährigen Jubiläum der Reformation statt.<br />

Am 31.Oktober (Mittwoch) war Feiertag mit Festgottes<strong>die</strong>nst in Gifhorn, der von hier aus äußerst<br />

schwach besucht war, da hier <strong>die</strong> Leute wie an andern Tagen ihrer Feldarbeit nachgingen. Durch den<br />

Krieg hat <strong>die</strong> Feststimmung eben große Einbußen erlitten.<br />

Kinder und Lehrer der achtklassigen Volksschule <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> (Ostern 1918)<br />

Obere Reihe v.l.: Alma Fricke, Alwine Prilop, Johanne Kruse, Karl Wolpers, Bernhard Pasemann, Carl Henneike<br />

2. Reihe von oben v.l.: Rosa Gries, Anna Deierling, Erika Bock, Irene Fricke, Lehrer Alfred Roesner, Heinrich Kruse,<br />

Wilhelm Lüer, Heinrich Deierling<br />

2.Reihe von unten v.l.: Martha Lüer, Erna Fricke, Henni Gries, Heinrich Prilop, Willi Wolpers, Walter Pasemann,<br />

Heinrich Deierling<br />

vorn v.l.: Paul Pasemann, Franz Gries, Helmut Kruse, Wilhelm Deierling, Otto Deierling<br />

pm....04/2002 16


1918<br />

<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Am 6. März 1918 fiel auf höheren Befehl der Unterricht aus wegen des Friedens mit Rußland. In den<br />

Sommermonaten 1918 mußte bei schönem Wetter fast täglich ein halbes Jahr lang der Unterricht<br />

ausfallen, wegen der Laubsammlung, und macht man den Lehrer da<strong>für</strong> verantwortlich, weil <strong>die</strong> Kinder<br />

<strong>zu</strong>rückgeblieben sind.<br />

Schuld des Krieges!<br />

Von Anfang bis Mitte November 1918 mußte <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> entfallen wegen der Grippe-Epedemie.<br />

Der gegenwärtige Lehrer Roeser hat <strong>zu</strong>gleich in der <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Grußendorf</strong> vier Jahre lang (während<br />

der Kriegszeit) vertreten, von 1915 bis 1919! Drei Tage in <strong>Stüde</strong>, 3 Tage in <strong>Grußendorf</strong> wöchentlich.<br />

Von Ostern 1919 an ist wieder täglich Unterricht.<br />

Die Kinder sind durch den vielen Schulausfall - Sommer 1918 ist ganz wenig <strong>Schule</strong> gewesen wegen<br />

der behördlich angeordneten Laubsammlung – <strong>zu</strong>rückgekommen (selbstverständlich!!) und der<br />

häusliche Fleiß ist bei vielen Kindern gleich Null, da sie <strong>zu</strong> Hause nicht da<strong>zu</strong> angehalten werden. Da<strong>zu</strong><br />

kommt noch das viele Freiholen bei jeder Gelegenheit, selbst wo es nicht nötig wäre. An der<br />

Verkümmerung ist der Krieg schuld.<br />

1920<br />

Am 8. Februar 1920 wurde laut Verfügung des Herrn Ministers ein Elternbeirat gewählt, bestehend<br />

aus den 5 Mitgliedern: Pasemann, Fritz Gruhs, Fricke, Deierling und Prilop. Die ersten drei bilden den<br />

Vorstand.<br />

Vorstehende Bemerkung ist ungültig, weil nicht regelrecht nach den Wahlvorschrift verfahren worden<br />

ist und <strong>die</strong> Wahl von der Kreisschulinspektion beanstandet wurde, so daß nochmals gewählt werden<br />

mußte.<br />

Zu den anbenannten Versammlungen kam fast niemand - es kam auch nicht <strong>zu</strong> einer Wahl. <strong>Stüde</strong> hat<br />

daher keinen Elternbeirat. - Und das ist auch ganz gut so!<br />

Am l. Mai 1920: Feiertag.<br />

Am 27. August 1920 Revision durch den Herrn Kreisschulrat Baumgarten in Gifhorn. Wegen <strong>zu</strong><br />

geringem Besuchs der Betstunden - es scheint weder Interesse noch Bedürfnis vor<strong>zu</strong>liegen - sind <strong>die</strong><br />

Betstunden vom Lehrer eingestellt worden (1.7.20).<br />

Auch ist <strong>die</strong> bisherige Bezahlung von 50 Mark <strong>für</strong>s ganze Jahr nicht mehr zeitgemäß und nach den<br />

Beschlüssen des Lehrervereins nicht mehr statthaft.<br />

Auf <strong>die</strong>sen Hinweis hat jedoch <strong>die</strong> Gemeinde bisher nicht reagiert, und es ist sehr an<strong>zu</strong>nehmen, daß sie<br />

lieber auf Betstunden verzichtet, als daß sie das Honorar <strong>zu</strong> erhöhen geneigt ist.<br />

pm....04/2002 17


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

2. Nachrichten über <strong>die</strong> Schulstelle A.D.1886<br />

Die jetzige Schulstelle ist entstanden vor 33 Jahren, also im Jahre 1853. Bis dahin hat jeder der beiden<br />

Orte seinen eigenen Lehrer gehabt. Der Lehrer in <strong>Grußendorf</strong> hatte einen Reisetisch, und weil kein<br />

Schulhaus da war, ist <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> gehalten worden bei dem jedesmaligen Kostgeber des Lehrers.<br />

Das Gehalt des Lehrers betrug acht Thaler baar und zwei Himpten Buchweizen ausgesät bei jedem der<br />

drei Vollhöfner. Einige <strong>die</strong>ser Lehrer sind: Gerloff und Meyer in Fallersleben (beide gestorben),<br />

Schmidt in Ehmen und Breithaupt in Barnstorf. In <strong>Stüde</strong> befand sich ein Schulhaus und ein ordentlich<br />

angestellter Lehrer. Er besaß alle Rechte, <strong>die</strong> der Kothsaß in <strong>Stüde</strong> hat. Der letzte hieß Engelke.<br />

Im Jahre 1853 wurde <strong>die</strong> Vereinigung der beiden Gemeinden angeordnet, <strong>die</strong> <strong>Stüde</strong>r <strong>Schule</strong><br />

niedergerissen und etwa in der Mitte zwischen beiden Dörfern ein neues Schulhaus gebaut.<br />

Der erste Lehrer in der neuen <strong>Schule</strong> war Engelke aus <strong>Stüde</strong>. Nachdem sind hiergewesen: Lütje in<br />

Rhode, Seidel in Bokensdorf, Brandtmann in Bergfeld, Kranz in Barwedel und der jetzige Lehrer<br />

Wallmann (seit l. April 1880 hier). Nachsatz: Wallman ging im Juni 1890 nach Wiswedel und ist<br />

später ausgewandert nach Amerika.<br />

Das Gehalt beträgt 750 Mark, wo<strong>zu</strong> der Staat 300 Mark gibt (bis <strong>zu</strong>m l. Januar 1885 betrug <strong>die</strong><br />

Staatsbeihilfe 345 M). Nachträge: Lehrer Schmieta (von November 1890 bis 8. Juni 1891, gestorben<br />

November 1891), Kannengießer (seit l. April 1892, Gehalt jetzt 771 M), Lahmann seit 13. Oktober<br />

1893, von der Kammer (seit 16. Oktober 1897, Gehalt jetzt 1050 M). Barg, Korge, Brandt bis 1.<br />

Oktober 1907. Tietge von Michaelis 1907 bis Michaelis 1912, Vopel vom l. Oktober bis 15.<br />

November 1912. Gaafke vom 15. November 1912 an.<br />

Mit der Schulstelle ist ein Betstunden-Gottes<strong>die</strong>nst verbunden, welcher an den Sonntag-Nachmittagen<br />

abgehalten wird. Auffallend ist hier <strong>die</strong> große Morgenzahl der Grundstücke. Es sind der <strong>Schule</strong> etwa<br />

245 Morgen oder genauer 63 ha 26 a 66 qm beigelegt.<br />

Ein kleiner Teil derselben liegt unmittelbar am Schulhause auf Gruhs‘endorfer Gerechtsame; der<br />

größte Teil derselben liegt etwa 5 Minuten westlich der <strong>Schule</strong> auf <strong>Stüde</strong>r Gerechtsame; der<br />

Moorkoppel, 106 Morgen groß, liegt unmittelbar am großen Moore 1/2 Stunde westlich von <strong>Stüde</strong> und<br />

endlich gehört noch eine Wiese <strong>zu</strong>r <strong>Schule</strong>, welche 101 OR groß ist und nicht weit vom „neuen<br />

Hause“ unweit der Aller liegt. Diese Wiese ist ein Geschenk des früheren Lehrers Engelke.<br />

Die übrigen Ländereien sind bei der Verkoppelung vor etwa 20 Jahren <strong>zu</strong>r <strong>Schule</strong> gekommen.<br />

Waldung besitzt <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> nicht. Das frühere Holz ist abgeerntet im Jahre 1870 und ist dadurch ein<br />

Schulkapital von 184 Thalern oder 552 Mark entstanden, welches in der Sparkasse <strong>zu</strong> Gifhorn zinslich<br />

belegt ist. (Eine genaue Angabe der Ländereien siehe unten im Dienstanschlage).<br />

Das Schulhaus ist groß, geräumig und <strong>zu</strong>r Landwirtschaft eingerichtet. Es ist erbaut im Jahre 1853.<br />

Die Schulstube liegt nach Nordosten, <strong>die</strong> Wohnstube nach Süden, ebenso <strong>die</strong> Küche; Scheune und<br />

Stallung liegt nach Westen. Außerdem hat <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> einen Schafstall, belegen an der südlichen Seite<br />

des Hauses, in welchem etwa 80 bis 100 Schafe Platz finden können.<br />

pm....04/2002 18


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

3. Diensteinkünfte (1875)<br />

der lutherischen Schulstelle <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong>-<strong>Grußendorf</strong>. Parochie Jembke. Inspektion Fallersleben.<br />

Vorbemerkung: Mit der Schulstelle sind kirchliche Dienste verbunden und zwar: Die Abhaltung eines<br />

Betstunden-Gottes<strong>die</strong>nstes an den Nachmittagen des Sonntags.<br />

I. Dienstwohnung: Familienwohnung veranschlagt <strong>zu</strong> 45 Mark<br />

Wohnung <strong>für</strong> einen ledigen Mann – Mietentschädigung<br />

II. Grundstücke: ha a qm Mark Pf<br />

1. Gartenland beim Hause 6 50 1 50<br />

2. sonstiges Gartenland belegen<br />

3. Ackerland belegen:<br />

a. Aus <strong>Stüde</strong>: belegen auf dem Kamp 3 44 66 21<br />

b. Aus <strong>Grußendorf</strong> belegen beim Hause 2 45 50 18<br />

4. Wiesenland, belegen an der Aller 40<br />

<strong>Stüde</strong> Anteil 15<br />

<strong>Grußendorf</strong>er Anteil 9<br />

5. Torfmoor, belegen im großen Moore, Feldmark <strong>Stüde</strong> 26 54 60<br />

6. Waldungen, belegen: Nichts.<br />

Das frühere Holz ist bei der Verkoppelung abgeerntet und<br />

entsteht in Folge dessen im Schulkapital (Vergl. unten)<br />

7. Kultivierte Ländereien belegen:<br />

a. Aus <strong>Stüde</strong>, belegen an der Parsau 28 58 22 75<br />

b. Aus <strong>Grußendorf</strong>, belegen beim Hause 1 78 5 25<br />

Summa: 63 26 66 152 50<br />

III. Naturalien:<br />

1. Reine Frucht: Aus <strong>Stüde</strong> 4 Himpten reinen Roggen 12<br />

2. Pröven: Nicht.<br />

3. Feuerungsmaterial <strong>zu</strong> eigenem Bedarf des Lehrers.<br />

Vergleiche oben Nr. II 5.<br />

4. Reihetisch: Nicht.<br />

5. Sonstige Naturalien, insbesondere auch Anteil an den<br />

Gemeiheiten der Ortschaften: Nicht.<br />

IV. Schulgeld <strong>für</strong> jede Familie jährlich:<br />

<strong>für</strong> jedes Kind jährlich 3 Mark<br />

Schreib-Rechengeld <strong>für</strong> das Kind - " -<br />

Durchschnittlich garantiert:<br />

<strong>Stüde</strong> <strong>für</strong> 8 Familien und 6 Kinder 33<br />

<strong>Grußendorf</strong> <strong>für</strong> 6 Familien und 5 Kinder<br />

Etwaiges Fixum statt des Schulgeldes: -<br />

V. Sonstige baare Einkünfte:<br />

1. Arridenrien: Nicht.<br />

2. An Kapitalien, Legaten, Vermächtnissen: Nichts-<br />

3. Aus kirchlichen Anrarien: Nichts.<br />

4. Vom Schulverbande <strong>zu</strong> leistender Zuschuß<br />

pm....04/2002 19


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

a. Zu derselben erfolgt bis <strong>zu</strong>m Jahre 31. Dez. 1884 eine<br />

jederzeit widerrufliche Staatsbeihilfe von a. 210 M b. 135<br />

M<br />

b. Gemeindeseitig werden entrichtet:<br />

a. älterer Zuschuß:<br />

l.) aus <strong>Stüde</strong> 34<br />

2.) aus <strong>Grußendorf</strong> 27<br />

3.) aus beiden <strong>zu</strong>sammen 53<br />

b. neuerer Zuschuß:<br />

l.) Laut Cons.-Resr. vom 23. Februar 1874, vom l. Januar<br />

59<br />

1874 ab nach dem bestehenden Beitragsfuß <strong>zu</strong> entrichten<br />

2.) Laut Cons.-Resr. vom 30. April 1875, vom l. Januar<br />

15<br />

1875 ab nach dem bestehenden Beitragsfuß <strong>zu</strong> entrichten<br />

5. Aus sonstigen Quellen: Zinsen von den aus einem im<br />

Jahre 1870 verkauften Gemeindeholze entstandenen<br />

Kapitale von 184 Thalern: 552 M.<br />

Summ<br />

a<br />

345<br />

22 08<br />

752 58<br />

Ab<strong>zu</strong>setzende Lasten und Abgaben:<br />

1. Grenzgraben an den Koppeln 3<br />

2. Brücken <strong>zu</strong> denselben 1 50<br />

Summa aller Einkünfte 748 08<br />

==== ====<br />

Bemerkungen:<br />

Zur Hei<strong>zu</strong>ng der Schulstube erhält der Lehrer von jedem Hofe in <strong>Stüde</strong> und Gruhs'endorf 1000 Stück<br />

großen Stechtorf.<br />

Vorstehender Dienstanschlag wird als richtig anerkannt.<br />

Jembke, den 27. Mai 1875<br />

Der Schulvorstand von <strong>Stüde</strong>-Gruhs endorf<br />

Bötcher, Kranz, Bock, Schulze<br />

Die Kirchen-Kommission von <strong>Stüde</strong>-Gruhs'endorf<br />

Fallersleben, den 26. Juni 1875<br />

Der Superintendent Der Amtshauptmann<br />

Althaus Sturrenschmidt<br />

pm....04/2002 20


1913<br />

<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Wie aus den Seiten ... hervorgeht, nahm <strong>die</strong> Gemeinde <strong>Grußendorf</strong> sehr schnell <strong>zu</strong>. Damit stieg auch<br />

<strong>die</strong> Zahl der Kinder, <strong>die</strong> bis Ostern 1913 auf 81 anwuchs. Die Schulklasse war längst <strong>zu</strong> klein und so<br />

wurde <strong>für</strong> jede Gemeinde der Bau einer eigenen <strong>Schule</strong> eingeleitet.<br />

In <strong>Stüde</strong> wurde mit dem Bau im Sommer 1912 begonnen. Ausgeführt wurde er von dem<br />

Bauunternehmer R. Bosse und dessen Nachfolger E. Dannheim Gifhorn, und zwar auf dem westlich<br />

vom Orte gelegenen Grundstück der Realgemeinde. Die Realgemeinde hat im ganzen zwei Morgen als<br />

Schulgrundstück unentgeldlich <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt.<br />

Planung <strong>für</strong> das Schulhaus in <strong>Stüde</strong><br />

Die <strong>Schule</strong> sollte bis <strong>zu</strong>m l. Juli <strong>zu</strong>m Ein<strong>zu</strong>g fertiggestellt werden; der Bau verzögerte sich aber, so<br />

daß er erst im August in Benut<strong>zu</strong>ng genommen werden konnte. Bis <strong>zu</strong> <strong>die</strong>ser Zeit fand der Unterricht<br />

der <strong>Stüde</strong>r Kinder noch in der alten <strong>Schule</strong> statt.<br />

Am Dienstag, den 12. August 1913, wurde <strong>die</strong> neue <strong>Schule</strong> durch Herrn Pastor Mirow Gifhorn<br />

feierlich eingeweiht. Seit dem l. April 1913, seit welcher Zeit <strong>Stüde</strong> eine eigene Schulgemeinde bildet,<br />

untersteht <strong>Stüde</strong> der Orts- und Kreisschulinspektion Gifhorn. Das alte Schulhaus nebst dem auf<br />

<strong>Grußendorf</strong>er Gebiet liegendem Land ist an <strong>die</strong> Gemeinde <strong>Grußendorf</strong> gefallen. Da<strong>für</strong> hat <strong>Stüde</strong><br />

sämtliches Inventar erhalten.<br />

Ehre hat der Bauunternehmer Dannheim seinem Stamm durch den <strong>Stüde</strong>r Schulbau nicht gemacht.<br />

Das Schulhaus hat schon auf mehrere Beschauer einen schlechten Eindruck gemacht, da es verbaut ist.<br />

Die Mauern sind <strong>zu</strong> niedrig, das Dach ist <strong>zu</strong> steil, <strong>die</strong> Sparren mußten nach dem Richten gekürzt<br />

werden, da sie nicht passen wollten.<br />

pm....04/2002 21


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Das Gebäude trägt einen Turm mit einem Uhrwerk und einer bronzenen Glocke, <strong>die</strong> neben dem<br />

Anschlagen der vollen und halben Stunden auch <strong>zu</strong>m Läuten <strong>die</strong>nt. Die Schulstube liegt nach Südwest.<br />

Sie ist ziemlich geräumig und kann im Falle, daß sie <strong>zu</strong> klein wird, durch einen vorläufig als Kammer<br />

<strong>die</strong>nenden Raum vergrößert werden, indem <strong>die</strong> trennende Wand entfernt wird.<br />

Die Lehrerwohnung hat drei heizbare Zimmer, neben vorerwähnter Kammer noch eine Kammer auf<br />

dem Boden, ferner 2 Küchen, einen geräumigen Keller, eine Rauchkammer, zwei Schweineställe. Für<br />

den Lehrer fehlt ein Raum <strong>zu</strong>r Aufbewahrung der Feuerungsmittel. Es ist nur ein Stall <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen<br />

Zweck vorhanden und <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> in Anspruch genommen.<br />

Ziegenstall fehlt. Hühner können nur notdürftig untergebracht werden. Die Ställe sind un<strong>zu</strong>reichend,<br />

man hat Not, sein Vieh unter<strong>zu</strong>bringen. Und dann ist auch mancherlei nicht in Ordnung, wie<br />

überhaupt <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> recht leicht gebaut, wie es eben bei verdingten Arbeiten gewöhnlich ist.<br />

Das Läuten und Aufziehen der Uhr ist vom Lehrer abgelehnt, da er nicht da<strong>für</strong> entschädigt werden<br />

sollte. Es wird gegenwärtig von dem Schulwärter besorgt gegen zehn Mark Entschädigung, geläutet<br />

wird Sonnabend abends, an Sonn- und Festtagen früh, vor der Betstunde, bei Beerdigungen. Für<br />

Reinmachen und Heizen des Schulzimmers erhält der Schulwärter hundert Mark. 1919: 200 M incl.<br />

Läuten und Uhrbetätigung, 1920 350 Mark (Wird von Lüer besorgt).<br />

Die <strong>Schule</strong> ist heute im Februar 1914 noch nicht fertig. Der Vorstand zeigt sehr geringes Interesse <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> <strong>Schule</strong>. Obgleich der Lehrer fortwährend Vorstellungen macht, wird nichts <strong>zu</strong>m Abhelfen der<br />

Mängel getan; der Bauunternehmer kümmert sich nicht darum und der Schulvorstand schreitet nicht<br />

tatkräftig ein, sondern begnügt sich mit dem nutzlosen, schriftlichen Ermahnen, das aber <strong>die</strong> Zeit<br />

verstreichen läßt und nicht <strong>zu</strong>m Ziel führt. Hat <strong>die</strong> Gemeinde da nicht das Recht und <strong>die</strong> Pflicht, selbst<br />

Hand an<strong>zu</strong>legen!<br />

1914<br />

Im Jahre 1914 wurde <strong>die</strong> Schulstelle in <strong>Stüde</strong>, nachdem Herr Lehrer Gaafke nach Sandkamp versetzt<br />

worden ist, neu besetzt und zwar auf Wunsch der Gemeinde mit einem verheirateten Lehrer, damit das<br />

neue Schulhaus vollständig bewohnt werde.<br />

Da sich trotz zweimaliger Ausschreibung kein einziger Bewerber um <strong>die</strong>se Stelle fand, weder aus dem<br />

Bezirk noch überhaupt, so wurde sie einem älteren, verheirateten auswärtigen, aus Anhalt<br />

kommenden, Bewerber übertragen, jedoch nur in widerruflicher Anstellung mit verkürztem<br />

Grundgehalt.<br />

Bei <strong>die</strong>sem Lehrerwechsel zeigte sich ebenfalls <strong>die</strong> vom Vorgänger gerügte Interessenlosigkeit des<br />

Schulvorstandes wie der Gemeinde dem Lehrer gegenüber, <strong>die</strong>smal besonders bei seinem An<strong>zu</strong>ge<br />

hierher: Seine Sachen lagen auf Station Triangel, aber trotz eifrigsten Bemühungen war niemand in<br />

der Gemeinde <strong>zu</strong> bewegen, Pferde <strong>für</strong> den Transport <strong>zu</strong> stellen, denn - man war gerade in der<br />

Heuernte; aber eine Woche später scheute man weder Zeit noch Mühe, das Tanzzelt <strong>zu</strong>m Schützenfest<br />

sogar weither, von Fallersleben, auf mehreren Wagen herbei<strong>zu</strong>holen!<br />

Um den Lehrer hat sich nicht einmal der Ortsvorsteher gekümmert! Was blieb ihm übrig gegenüber<br />

solchem Indifferentismus? Er war gezwungen, bei der größten Hitze in dem ihm unbekannten Gifhorn<br />

bei allen Spediteuren herum<strong>zu</strong>laufen, bis er endlich einen Möbelhändler fand, der sich nur durch<br />

Vorstellung der mißlichen Lage da<strong>zu</strong> verstand, <strong>die</strong> Sachen <strong>zu</strong> transportieren, aber auch <strong>die</strong><br />

Zwangslage gehörig ausnutzte und <strong>für</strong> <strong>die</strong> Fracht von Triangel bis <strong>Stüde</strong> 45 Mark! berechnete. Freilich<br />

mußte er - angeblich - <strong>für</strong> <strong>die</strong> Pferde allein, <strong>die</strong> er sich selbst erst besorgen mußte, 22 Mark! bezahlen.<br />

Solche unnötigen Scherereien und Unkosten wären bei etwas Entgegenkommen der Gemeinde<br />

vermieden worden, und es ist bedauerlich, <strong>zu</strong>mal da der Lehrer <strong>die</strong> Hälfte der Um<strong>zu</strong>gskosten tragen<br />

mußte. -Eine herrliche Inspektion!<br />

pm....04/2002 22


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Am l. Juli - 10 Uhr a.m. - fand <strong>die</strong> Einweisung durch Herrn Pastor Mirow statt. Die Entschädigung <strong>für</strong><br />

den von Herrn Lehrer Gaafke neuangelegten Garten der ihm durch Bearbeitung. Anpflan<strong>zu</strong>ng etc.<br />

einen Kostenaufwand von ca. 150 Mark verursachte, mußte vom Nachfolger in Anbetracht seines<br />

geringen Einkommens und der mancherlei anderen Unkosten strickt abgelehnt werden - als Sache der<br />

Gemeinde einzig und allein. Diese lehnt aber auch jede Entschädigung an Herrn Gaafke ab.<br />

Die Gemeinde hat <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> gebaut, so hat sie auch <strong>für</strong> den Garten <strong>zu</strong> sorgen. ... ... »Er<br />

hätte ... ... gepflanzt, sondern nach seiner eigenen, neuen Methode ... einverstanden erklären <strong>zu</strong><br />

können obwohl nach dem ... Gutachten ... verständiger aus Hannover, <strong>die</strong> im Auftrage der Behörde <strong>die</strong><br />

Anlage in Augenschein genommen haben, sie als musterhaft und nachahmenswert der Gemeinde <strong>zu</strong><br />

empfehlen sei. Der Gemeindevorsteher ist nämlich der eigentümlichen Ansicht: »Die Bäumchen<br />

könnten nach einiger Zeit mit den Wurzeln in eine feste Erzschicht (den sogenannten „Ortsstein“)<br />

gelangen und eingehen, und <strong>die</strong> ganze Pflan<strong>zu</strong>ng wäre dann wertlos.“<br />

Doch das sind nur unbegründete Vermutungen. Übrigens ist der Garten total verqueckt, der Boden ist<br />

schlecht und bringt fast nichts hervor.<br />

Die Ernteferien wurden infolge des ausgebrochenen Krieges auf Anordnung um eine Woche<br />

verlängert zwecks Hilfeleistung der Kinder bei den eiligen Erntearbeiten.<br />

Im September wurde durch den Herrn Minister der <strong>Schule</strong> ein Kaiserbild <strong>zu</strong>m Geschenk gemacht.<br />

Die Herbstferien waren vom 26. September bis 19. Oktober. Die Weihnachtsferien vom 23. Dezember<br />

1914 bis 4. Januar 1915. Infolge des eigenartigen Verhaltens der Gemeinde dem Lehrer gegenüber<br />

wurde von einer Weihnachtsfeier abgesehen.<br />

1915<br />

Am 27. Januar Schulfeier <strong>zu</strong>m Geburtstag S.M. des Kaisers. Am 15. Februar (Montag) Unterricht<br />

ausgefallen, weil der Lehrer als Zeuge vor Gericht geladen war in Sachen eines strafbaren<br />

Schulversäumnisses. Am Donnerstag, 25. Februar, war es anläßlich eines großen Sieges über <strong>die</strong><br />

Russen angebracht, an allerorten den Tag schulfrei <strong>zu</strong> geben.<br />

Am Sonnabend, den l. Mai, war schulfrei und fand <strong>die</strong> übliche Hagelfeier statt, indem eine Betstunde<br />

vormittags 10 h abgehalten wurde. Wie überhaupt <strong>die</strong> Betstunden selten gut besucht sind, so war <strong>die</strong>se<br />

Hagelfeier-Betstunde nur von drei Frauen und einem Mann besucht, so daß man in Erwägung ziehen<br />

muß, ob es sich überhaupt noch lohnt. Über <strong>die</strong> christliche Grundlage einer Hagelfeier hat der<br />

Schreiber <strong>die</strong>ser (Zeilen) keine Anhaltspunkte finden können, nur soviel ist gesagt worden, daß „in<br />

früheren Zeiten“ einmal am l. Mai ein großer Hagelschaden <strong>die</strong> Feldflur der hiesigen Gegend<br />

verwüstete.<br />

Vom Mai an muß der Lehrer auch <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> in <strong>Grußendorf</strong> mit versehen, an drei Tagen in der<br />

Woche, weil der bisherige Vertreter aus Bokensdorf eingezogen wurde. Ebenso ist in <strong>Stüde</strong> nur an drei<br />

Wochentagen (Montag, Mittwoch und Freitag) <strong>Schule</strong>.<br />

Am Mittwoch, 2. Juni, Revision durch den Herrn Geheim Regierungs- und Schulrat Dr. Rath aus<br />

Lüneburg.<br />

Die Bücherei in Unordnung, zerrissene Bücher, zahlreiche Bücher fehlen und waren nur z.T.<br />

auf<strong>zu</strong>treiben. Physikalische Kasten unvollständig, teilweise Apparate zerstört. Im großen und ganzen<br />

unbrauchbar. Bislang noch kein Ersatzstück geliefert, der Schulvorstand bremst in den Fragen sehr.<br />

Für Erdkunde sind neue Karten v. Kreis Gifhorn beschafft, ebenfalls von Hannover. Lehrbücher <strong>für</strong><br />

neuen Arbeitsunterricht in Grundschule beschafft (4 Bände). Amtliches Schulblatt binden lassen. 2<br />

pm....04/2002 23<br />

Postkarte von 1915


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Handtücher beschafft. Seife, Staubtücher, Dreckblech, Feuerhaken, Besen, Schrupper, Öl <strong>für</strong><br />

Fußboden, Vorhänge fehlen gänzlich.<br />

Im Herbst 1922 wurde eine landw. Fortbildungsschule eingerichtet und <strong>die</strong> Bücher und Lehrmittel<br />

da<strong>zu</strong> beschafft. Der Unterricht dauerte vom Oktober 1922 bis 31. März 1923. Fünf Schüler, nur<br />

geringe Besoldung und geringe Beihilfe vom Staat u. Kreis.<br />

pm....04/2002 24


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

4. Bemerkenswerte Ereignisse im Leben der <strong>Schule</strong><br />

Nachdem Lehrer Wallmann am l. Juni 1890 nach Wiswedel versetzt war, blieb <strong>die</strong> Stelle vakant bis<br />

<strong>zu</strong>m 12. November des Jahres. Unterricht war vier mal <strong>die</strong> Woche durch Lehrer Kranz aus Barwedel,<br />

Röber aus Jembke. Seidel aus Bokensdorf und Vogel aus Lessien. Der am 12. November hier<br />

angestellte Lehrer A. Schmieta erkrankte an der Schwindsucht, begab sich am 8. Juni 1891 in seine<br />

Heimat, wo er am 4. November des Jahres 1891 starb.<br />

Während der nun folgenden Vakanzzeit wurde wieder durch <strong>die</strong> vorhin genannten Lehrer vikariert bis<br />

am l. April 1892 Lehrer Kannengießer angestellt wurde. Durch Krankheit des Lehrers trat vom 17. bis<br />

31. Oktober 1892 wieder eine Unterbrechung des Unterrichts ein.<br />

Der großen Kälte und des hohen Schnees wegen fiel im Winter 1892/93 der Unterricht aus am 19.,<br />

20., 21. und 23. Januar. Am 10. März 1893 starb der bisherige Lokalschulinspektor, Herr Pastor<br />

Bötcher in Jembke, nach fast 50 jähriger Dienstzeit. Sein Nachfolger wurde am l. Oktober 1893 Herr<br />

Pastor Cordes in Jembke.<br />

Im Winter 1893/94 fiel wegen Kälte der Unterricht aus. Auch am 6. Januar, nachdem <strong>die</strong> Kinder der<br />

Unterstufe schon am 4. und 5. Januar gefehlt hatten.<br />

Im Oktober legten <strong>die</strong> bisherigen Schulvorsteher Appel aus <strong>Stüde</strong> und Gruhs aus Gruhs'endorf ihr Amt<br />

nieder, das sie 13 1/2 Jahre verwaltet hatten. Am 13. November fand <strong>die</strong> Neuwahl statt, in welcher <strong>für</strong><br />

Appel Prilop aus <strong>Stüde</strong> gewählt wurde, während Gruhs <strong>die</strong> Wiederwahl annahm. Ersatzmänner<br />

wurden Bock aus <strong>Stüde</strong> und Knoke aus Gruhs‘endorf.<br />

Im Winter 1894/95 besuchten an den meisten Tagen nur <strong>die</strong> Kinder der Ober- und Mittelstufe den<br />

Unterricht, da <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kinder der Unterstufe der Schnee <strong>zu</strong> hoch war.<br />

Im Winter 1896 trat in Gruhs‘endorf an zwei Stellen <strong>die</strong> Diphtheritis auf, aber mittels des Heilmittels<br />

sind beide Fälle beseitigt.<br />

Nachdem Lehrer Kannengiesser am 15. Oktober nach Dalldorf versetzt war, wurde Lehrer Lahmann<br />

mit der Schulstelle in Gruhs'endorf betraut.<br />

Der 18. Januar 1896 wurde <strong>die</strong>smal in unserer <strong>Schule</strong> ganz besonders geleiert, waren doch an <strong>die</strong>sem<br />

Tage 25 Jahre verflossen, seitdem Preußens Könige <strong>die</strong> Deutsche Kaiserkrone tragen. Schon einen<br />

Tag vorher hatten Kinder <strong>die</strong> Schulstube mit Kränzen und Tannenzweigen geschmückt. Das Bild des<br />

Kaisers Wilhelm I. war mit Grün eingefaßt.<br />

Mit Gebet und Liedern wurde das Fest eingeleitet. Der Vortrag des Lehrers führte den Kindern den 18.<br />

Januar 1871 vor, wie auf französischem Boden sich <strong>die</strong> Kaiser-Proklamation vollzog, wie seit <strong>die</strong>ser<br />

Zeit Deutschland nach innen und außen einig dasteht, wie jeder Deutsche sich unter dem Zepter der<br />

Hohenzollern glücklich fühle.<br />

Am Schlusse wurde noch drauf hingewiesen, daß der allmächtige Gott es gewesen sei, der den<br />

Deutschen den Sieg gegeben habe. Mit Dank gegen den lieben Gott und mit patriotischen Liedern<br />

hatte <strong>die</strong> schöne Feier ihr Ende erreicht.<br />

Der Tag hatte seine Wirkung denn auch nicht verfehlt. Mit Begeisterung hatte <strong>die</strong> Jugend <strong>die</strong> Lieder<br />

vorgetragen, mit allen ihren Gedanken war sie dem Vortrage gefolgt. Es war eine Freude <strong>für</strong> den<br />

Lehrer, daß schon <strong>die</strong> Jugend mir <strong>die</strong>ser Liebe und Begeisterung am Herrscherhaus hing. Möge es den<br />

Kindern vergönnt sein. nach 25 Jahren dasselbe Fest wieder mit<strong>zu</strong>feiern.<br />

Das Winterhalbjahr 1896 begann am 12. Oktober mit 20 Schulkindern.<br />

pm....04/2002 25


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Als am 22. und 23. März 1897 in ganz Deutschland der hundertjährige Geburtstag weiland Kaiser<br />

Wilhelms des Großen mit großem Jubel gefeiert wurde, da nahm auch unsere Gemeinde an der Feier<br />

teil; viele Leute und <strong>die</strong> Kriegsveteranen begaben sich <strong>zu</strong>r Kirche, um an der kirchlichen<br />

Gedächtnisfeier <strong>für</strong> den verstorbenen Kaiser bei<strong>zu</strong>wohnen. Auch <strong>die</strong> hiesige <strong>Schule</strong> hatte am 22. März<br />

sich versammelt; in der festlich mit Kränzen geschmückten Schulstube wurden Erinnerungslieder an<br />

Wilhelm den Großen vorgetragen.<br />

Im verflossenen Winter wurden viele Dörfer in der Kreisschulinspektion von den Masern<br />

heimgesucht. Trotzdem unsere beiden Dörfer doch täglich mit den mit Masern versehenden<br />

Gemeinden in Berührung kamen, so wurden dennoch <strong>die</strong> hiesigen Kinder von der Krankheit<br />

verschont.<br />

Das Schuljahr 1897/98 begann mit 22 Kindern.<br />

Am l. Januai 1898 legte Schulvorsteher Prilop, <strong>Stüde</strong>, sein Amt nieder. Für ihn wurde Bock, <strong>Stüde</strong>,<br />

gewählt. Ersatzmann: Mayer, <strong>Stüde</strong>.<br />

Zum l. Oktober 1897 wurde Lehrer Lahmann nach Bokensdorf versetzt. An seine Stelle trat der Lehrer<br />

von der Kammer. Das Schuljahr 1898/99 begann mit 26 Kindern. Vom 24. Oktober bis 5. Dezember<br />

1898 mußte der Inhaber <strong>die</strong>ser Stelle an jedem Montag und Freitag <strong>zu</strong>r Vikarin nach Lessien.<br />

Während des Sommerhalbjahres 1899 stieg <strong>die</strong> Kinderzahl auf 28. Durch Einstellung einer vierten<br />

Bank wurde der Platz sehr beengt. Diesem Übelstand ist in etwas abgeholfen dadurch, daß statt eines<br />

alten, breiten Tisches noch eine neue Bank eingefügt wurde.<br />

Nachdem Lehrer von der Kammer als Seminarhülfslehrer nach Verden am letzten Oktober versetzt<br />

war, war <strong>die</strong> Stelle bis <strong>zu</strong>m Antritt des Lehrers Bard vakant, nämlich bis <strong>zu</strong>m l. Dezember. Der<br />

Unterricht wurde in <strong>die</strong>ser Zeit von Lehrer Meier, Lessien, erteilt.<br />

Der 18. Januar 1901 wurde in allen <strong>Schule</strong>n unserer Monarchie festlich begangen, so auch in <strong>die</strong>ser<br />

<strong>Schule</strong>. In den wenigen Tagen des neuen Jahres, <strong>die</strong> dem Feste vorangingen, suchte ich den Kindern<br />

das klare Verständniß <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wichtigkeit des Tages bei<strong>zu</strong>bringen, indem ich ihnen, soweit <strong>die</strong> Zeit es<br />

erlaubt, <strong>die</strong> Entwicklung des Preußischen Staates vor Augen führte.<br />

Am Festtage selbst begannen wir <strong>die</strong> Feier mit einem Lobe gegen den Allmächtigen, der alles so<br />

herrlich regieret. Dann zeigte ich den Kindern, wie so herrlich der Herr auch unseren Staat regiert hat,<br />

indem er ihn, den man „des Papstes Streusandbüchse“ nannte, aus den kleinsten Anfängen immer<br />

mehr wachsen ließ, indem er ihn aus den Händen der schwachen „Fürsten errettete, von den<br />

Raubrittern befreite, <strong>die</strong> Brandenburg in den Ruf brachte, „man könne in ihm alles das finden, was<br />

man in anderen Staaten vermißte“.<br />

Vom inneren Verderbniß befreit erstarkte der kleine Staat immer mehr im Kampfe gegen äußere<br />

Feinde, bis ihm endlich <strong>zu</strong>r inneren Macht der äußere Glanz, <strong>die</strong> Königskrone, verliehen wurde, bis er<br />

endlich auch an <strong>die</strong> Spitze der »neuen Deut-schen Reichs« trat. Mit einem Segenswunsch <strong>für</strong> unseren<br />

Kaiser und einem Lob gegen Gott schloß <strong>die</strong> Feier.<br />

Zur Erinnerung an den 18.Januar 1701 wurde der <strong>Schule</strong> von Seiner Majestät dem Kaiser und König<br />

ein Gedenkblatt geschenkt, das u.a., den ersten und den jetzigen König zeigt. In Hinsicht auf <strong>die</strong> am<br />

18.Januar 1901 stattgehabte Feier, wurde von einer besonderen Feierlichkeit am Geburtstage Seiner<br />

Majestät abgesehen. Wegen hohen Schneefalles mußte <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> am 31.Januar ausgesetzt werden.<br />

pm....04/2002 26


5. Wie entstand <strong>die</strong> Bibliothek?<br />

<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Bei der Schulstelle <strong>zu</strong> Bokel, bei der ich <strong>zu</strong>erst thätig war, fand ich eine schöne Bibliothek. Sie hatte<br />

nicht nur ihren Zweck erreicht, <strong>die</strong> Jugend, wie überhaupt, <strong>zu</strong> unterhalten, <strong>zu</strong> belehren, sondern auch<br />

den anderen Zweck, das Lesen, dem man in einklassigen <strong>Schule</strong>n doch nicht <strong>die</strong> Zeit widmen kann.<br />

wie man es wohl möchte, <strong>zu</strong> fördern und den Trieb <strong>zu</strong>r Selbstständigkeit <strong>zu</strong> haben.<br />

Darum konnte ich den Unterschied zwischen der hiesigen und der dortigen <strong>Schule</strong> betreffs des Lesens<br />

recht deutlich verspüren, und ich faßte den Entschluß, auch hier eine Bibliothek <strong>zu</strong> gründen. Eines<br />

Tages, kurz nach Neujahr, fand ich zwischen alten Büchern einige kleine Erzählungen. Ich gab sie den<br />

Kindern, und mit wahrem Eifer nahmen sie <strong>die</strong> Bücher hin. Hin und wieder brachten einige ein paar<br />

Pfennige mit. Ich sammelte <strong>die</strong>selben und schaffte dann <strong>die</strong> ersten Bücher an.<br />

Es waren: Gebr. Grimm, Hausmärchen, Robinson Crusoe, Münchhausen, Genofeva, Lederstrumpf,<br />

sämtlich aus der Buchhandlung Lipsius und Tischer, <strong>die</strong> sich durch ge<strong>die</strong>gene Ware und äußerst<br />

billige Preise auszeichnet.<br />

Möge <strong>die</strong>se kleine Sammlung dasselbe erreichen, was <strong>die</strong> Bibliothek in Bokel erreicht hatte:<br />

Fortschritt der Kinder im Lesen und mündlichem Ausdruck, Interesse an der Natur, offene Augen <strong>für</strong><br />

alles Schöne, möge sie ihnen und den Erwachsenen <strong>die</strong> langen Winterabende kürzen und bei ihnen das<br />

Verlangen erwecken, auch weiter<strong>zu</strong>helfen, daß <strong>die</strong> kleine Sammlung wachse und immer reichhaltiger<br />

werde, daß sie, mit Gottes Hülfe ihren Zweck immer mehr erfülle.<br />

Eine große Anzahl Mitglieder der Gemeinde <strong>Stüde</strong>, aus Gruhs'endorf nur ein Abbauer, beteiligte sich<br />

an dem weiteren Ausbau der Bibliothek durch Geldspenden, sodaß es möglich war, eine Anzahl<br />

Bücher der kleinen Sammlung hin<strong>zu</strong><strong>zu</strong>fügen.<br />

Das Lesebedürfnis ist wohl vorhanden, aber wie es mit den Zeitungen geht, so auch hiermit. Im<br />

Sommer werden Zeitungen nicht gelesen, es ist eben keine Zeit (<strong>die</strong>jenigen aber, <strong>die</strong> es sich wohl<br />

überlegt haben, lesen Winter und Sommer, ein wenig Zeit ist immer über).<br />

Die meisten redeten sich mit den Worten aus „im Sommer ist keine Zeit über, wir lesen ja doch nicht“-<br />

Also brauchen wir auch keine Bücher. Kommen aber <strong>die</strong> langen Abende, da ist dann <strong>die</strong> Frage nach<br />

Büchern groß, wie im letzten Winter, wo <strong>die</strong> wenigen Bücher, kaum durchgelesen, in eine andere<br />

Hand wanderten.<br />

Derselbe Fall würde eintreten, wären nicht einige vernünftig Überlegende dabei gewesen, <strong>die</strong> sich von<br />

der Notwendigkeit, im Sommer Vorrat an Büchern <strong>zu</strong> sammeln, überzeugen ließen. Die Sammlung<br />

zahlte im Februar 1901 etwa 25 Bände.<br />

Das Sommerhalbjahr begann mit 23 Kindern. In den Monaten April, Mai, Juni herrschten Frisel und<br />

Masern in ziemlichem Umfange in den beiden Orten, sodaß der Unterricht nur wenig fortschreitend<br />

gegeben werden konnte.<br />

Am 2.September fand <strong>die</strong> Feier des Sedantages statt. Sie begann mit dem Liede: „Lobe den Herren,<br />

den mächtigen König“. Dann erzählte der Lehrer von dem grossen Kriege 1870/71, von den Siegen<br />

„durch Gottes Hülfe“, bis <strong>zu</strong> der Gefangennahme Napoleons. Mit einem Lobe gegen den großen<br />

Schlachtenlenker schloß <strong>die</strong> Feier „Lobe den Herren, was in mir ist, lobe den Namen“.<br />

In <strong>die</strong>sem Jahre mußten im Schulgebäude notwendige Ausbesserungen vorgenommen werden. So<br />

wurde im Kuhstall eine neue Krippe und ein neuer Futtergang hergestellt, der Schweine- und<br />

Pferdestall mußte ausgebessert werden, in der Wohnstube war ein neuer Fußboden und ein neuer Ofen<br />

nötig, sodaß <strong>die</strong> Ausbesserungskosten sich auf eine beträchtliche Summe beliefen.<br />

pm....04/2002 27


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Dieses Jahr brachte nun aber unglücklicherweise eine schlechte Ernte, daher hielten es <strong>die</strong><br />

Schulvorstände <strong>für</strong> angebracht, bei der königlichen Regierung um eine einmalige Beihülfe<br />

nach<strong>zu</strong>suchen. Das Gesuch war dann auch von Erfolg gekrönt, denn <strong>die</strong> königliche Regierung half der<br />

Gemeinde mit einer Summe von 120 Mark auf.<br />

Das Sommerhalbjahr 1908 begann mit 40 Kindern. Die Anzahl stieg beständig. So ergab sich bald <strong>die</strong><br />

Notwendigkeit, einen größeren Raum <strong>zu</strong> schaffen. Zunächst wurde Halbtagsschule eingerichtet. Die<br />

Unterrichtszeit fiel von morgens 7 bis nachmittags 2 Uhr mit Rücksicht auf <strong>die</strong> weiten Schulwege der<br />

Kinder.<br />

Aber auch <strong>die</strong>s half noch nichts. Nun mußte ein anderer Raum beschafft werden. Zuerst sollte <strong>die</strong><br />

<strong>Schule</strong> in das Nürnberg‘sche Haus (Nr.l) verlegt werden. Man stieß aber bald auf Schwierigkeiten<br />

(Treppenbau, Hei<strong>zu</strong>ng etc.) Bis man endlich <strong>zu</strong> dem Entschlüsse kam, <strong>die</strong> Schulstube <strong>zu</strong> vergrößern.<br />

Die Wand, welche Flur und Klasse trennte, wurde fortgenommen, und <strong>die</strong> frühere Speisekammer<br />

wurde als Flur fortan benutzt. Das Schulzimmer ist aber auch <strong>zu</strong> klein, denn <strong>die</strong> Klasse zählte im<br />

August 1910 74 Kinder. Die Anzahl der Kinder bleibt <strong>die</strong>selbe, der Wechsel der Verschiedenen<br />

Kinder ist groß. Es ziehen Familien fort und andere kommen wieder. Im Sommer 1911 (l.Juli) beträgt<br />

<strong>die</strong> Kinderzahl 78.<br />

Im Jahre 1911 konnte an eine Vermehrung der Bibliotheksbücher gedacht werden. Der Herr<br />

Regierungspräsident hat <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erweiterung unserer Bibliothek eine Summe von 50 M gestiftet. Diese<br />

Summe wurde <strong>für</strong> Neuanschaffung von Büchern verwand. Es wurde neben der Schulbibliothek auch<br />

eine Volksbibliothek eingerichtet. Ausgesucht sind <strong>die</strong> Bücher <strong>zu</strong>m großen Teile aus einem Kataloge,<br />

der uns von der Königlichen Regierung <strong>zu</strong>gesandt ist.<br />

Die Bibliothek umfaßt am l. Juli 1911 56 Bände.<br />

pm....04/2002 28


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

6. Fortset<strong>zu</strong>ng der Ereignisse im Leben der <strong>Stüde</strong>r <strong>Schule</strong> und Gemeinde<br />

seit 1925<br />

Zum l. Oktober 1925 wurde <strong>die</strong> hiesige Schulstelle dem Lehrer F. Schultze durch Tausch mit dem<br />

Vorgänger, Lehrer Harke, von der Regierung <strong>zu</strong> Lüneburg übertragen. Lehrer Schultze, geb. am 19.<br />

Oktober 1872 <strong>zu</strong> Braunschweig, besuchte das Seminar Bederkesa von 1891 bis 94 und war nach seiner<br />

ersten Anstellung in Granstedt, Kreis Bremervörde, 6 Jahre als Lehrer in Südafrika und nach seiner<br />

Rückkehr 1901 im braunschweigischen Schul<strong>die</strong>nst tätig.<br />

Am 19. Oktober 1925 wurde er von Herrn Kreisschulrat Baumgarten als Lehrer der Gemeinde <strong>Stüde</strong><br />

vereidigt, wahrend <strong>die</strong> Frau des Lehrers den seit längerer Zeit ausgefallenen Mädchen-<br />

Handarbeitsunterricht übernahm. Die Hei<strong>zu</strong>ng und Reinigung des Schulzimmers, sowie das Läuten<br />

der Glocke und das Aufziehen und Stellen der Schuluhr wurde ebenfalls von der Familie des Lehrers<br />

übernommen.<br />

Auf Wunsch des Schulvorstandes und der Gemeinde wird jeden zweiten Sonntag eine Betstunde in der<br />

<strong>Schule</strong> vom Lehrer gehalten. Die Gesangübungen des vom Lehrer geleiteten Männer-Gesangvereins<br />

finden jeden Sonnabendabend in der Schulstube statt. Der gegenwärtige Schulvorstand besteht aus den<br />

Herren Gemeindevorsteher Appel, Gastwirt Fricke, Landwirt Heuer und dem derzeitigen Lehrer<br />

Schultze.<br />

Zu dem Grundbesitz der <strong>Schule</strong>, von dem im Jahre 1921 im Ganzen 210 Morgen den einzelnen<br />

Landwirten der Gemeinde verkauft wurden, gehören noch außer dem 2 Morgen großen<br />

Schulgrundstück 20 Morgen Torfmoor, 14 Morgen Ackerland und 40 ar Wiese. Leider wurde <strong>die</strong><br />

ganze Heidefläche von 120 Morgen mitverkauft, sodaß der Lehrer <strong>die</strong> als Streu und Düngemittel<br />

wertvolle Heide entbehren muß.<br />

Infolge der ungewöhnlich lange anhaltenden Dürre des letzten Sommers hat <strong>die</strong> Heide in <strong>die</strong>sem Jahre<br />

nicht ihre volle Blütenpracht entfalten können. Auf <strong>die</strong> leidlich warmen Tage des Spätherbstes folgte<br />

ein früher und strenger Winter.<br />

Nachdem im Dezember eine Menge Schnee gefallen war, trat vor Weihnachten plötzlich Tauwetter<br />

ein, während der Januar 1926 mit trockenem Frost begann und um <strong>die</strong> Mitte des Monats wieder große<br />

Schneemassen bis 30 cm Höhe angehäuft hat.<br />

Für <strong>die</strong> Lehr- und Lernmittel der <strong>Schule</strong> wurde auf Anordnung des Herrn Schulrats ein geräumiger<br />

Schulschrank <strong>zu</strong>m Preise von 90 RMk beschafft, sodaß auch <strong>die</strong> größte Schulwandkarte (<strong>die</strong> Provinz<br />

Hannover) nunmehr ihren Aufbewahrungsraum erhalten konnte.<br />

In der letzten Februarwoche, <strong>die</strong> <strong>zu</strong>meist naßkalte und nebelige Tage mit sich brachte, erkrankten <strong>die</strong><br />

meisten Schulkinder an der Grippe, <strong>die</strong> sich auch unter <strong>die</strong> Erwachsenen verbreitete. Ostern wurden<br />

drei Konfirmanden entlassen, 2 Knaben und ein Mädchen, während zwei Mädchen mit Schulanfang<br />

neu aufgenommen wurden, ein Schüler trat in <strong>die</strong> Mittelschule <strong>zu</strong> Gifhorn über.<br />

Der Frühling, der uns im März und April einige überraschend warme, sonnige Tage brachte, setzte im<br />

Mai mit einer anhaltenden Kälteperiode ein, und <strong>die</strong> fortwährenden Machtfröste, sowie <strong>die</strong> kalten<br />

Nordostwinde drohten der jungen Saat verhängnisvoll <strong>zu</strong> werden. Endlich, am 21. Mai, eine Änderung<br />

in der Wetterlage, ein langsames Ansteigen der Temperatur.<br />

Es wird auch Zeit: in 4 Wochen haben wir Sommeranfang, und der Roggen, der bei dem rauhen<br />

Wetter im Wachstum sehr <strong>zu</strong>rückgeblieben ist, hat eine Länge von 30 bis 40 cm erreicht, obgleich <strong>die</strong><br />

Ähren teilweise bereits angesetzt haben.<br />

pm....04/2002 29


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Bei immer noch wechselnder Bewölkung scheint teilweises Aufklären und weitere<br />

Temperatur<strong>zu</strong>nahme das Wetter freundlicher <strong>zu</strong> gestalten. Hoffentlich wird der erwünschte Mairegen<br />

nicht mehr lange auf sich warten lassen!<br />

Von der männlichen Jugend unseres Dorfes wurde in <strong>die</strong>sem Frühjahr der <strong>Stüde</strong>r Sportverein<br />

gegründet, der durch Vermittlung des Herrn Schulrats Baumgarten <strong>zu</strong> Gifhorn als Verein <strong>für</strong><br />

Bewegungsspiele dem Kreisverband <strong>für</strong> Jugendpflege angeschlossen wurde.<br />

Am ersten Pfingsstag wurde ein Mitglied unserer Gemeinde, <strong>die</strong> am 21. Mai verstorbene Mutter des<br />

hiesigen Wagenwärters Otto Prilop, auf dem Gemeindefriedhof beerdigt. Sie starb im Alter von 72<br />

Jahren an der Lungenentzündung, nachdem sie <strong>zu</strong>vor an der Grippe erkrankt war.<br />

Nach den kühlen, aber trockenen Maitagen zog endlich am 28.Mai ein schweres Gewitter am östlichen<br />

Himmel herauf, das uns reichlich Regen brachte und dem Vertrocknen nahen Getreide <strong>zu</strong> erfreulichem<br />

Wachstum verhalf. Mit <strong>die</strong>sem Tage setzte eine Regenperiode ein, <strong>die</strong> bei schwankender, aber immer<br />

noch ziemlich kühler Temperatur bis Mitte Juni anhielt.<br />

Heute ist Sommers Anfang, <strong>die</strong> Luft ist drückend und schwül, ein Zeichen da<strong>für</strong>, daß <strong>die</strong> Gewitterzeit,<br />

<strong>die</strong> bisher <strong>für</strong> genügend viel Niederschläge gesorgt hat, noch länger anhalten wird. Von einem Jäger in<br />

unserer Gemeinde wurde am heutigen Abend ein Wildschwein erlegt; alle Familien unserer Gemeinde<br />

werden <strong>zu</strong> gleichen Teilen an der Verteilung des Fleisches teilnehmen.<br />

An dem Reichsjugendwettturnen, am 29. August des Jahres in Westerbeck beteiligten sich <strong>die</strong> 4<br />

oberen Jahrgänge der <strong>Schule</strong>, als Sieger zeichneten sich zwei Mädchen, Henny Kruse und Gertrud<br />

Gruhs, aus.<br />

Am 8.September wurde Frau Wilhelmine Gries in ihrem 53.Lebensjahre aus <strong>die</strong>ser Zeitlichkeit in <strong>die</strong><br />

Ewigkeit abberufen. Ein unheilbares Gallenblasen- und Leberleiden rührte nach fünfwöchigem<br />

Krankenlager <strong>zu</strong> ihrem frühzeitigen Tode.<br />

Nach einem warmen und freundlichen Herbst begann der Winter mit Sturm und Regen ein<strong>zu</strong>ziehen.<br />

Weihnachten brachte leichten Frost, aber keinen Schnee. Die Weihnachtsfeier der <strong>Schule</strong> fand am<br />

heiligen Abend unter reger Beteiligung der Gemeinde statt.<br />

Sie wurde durch <strong>die</strong> Mitwirkung des hiesigen Männerchors, der <strong>die</strong> Lieder „Hoch tut auch auf, ihr<br />

Tore der Welt“ und „0, Du fröhliche Weihnachtszeit“ <strong>zu</strong>m Vertrag brachte, verschönt.<br />

Am Sylvesterabend hatte sich fast <strong>die</strong> ganze Gemeinde <strong>zu</strong> einem Elternabend in der <strong>Schule</strong><br />

versammelt. Nach einer Ansprache des Lehrers wurde von den Schülern der Oberstufe ein<br />

Theaterstück, „Der Weihnachtsposten“ aufgeführt, das mit reichem Beifall belohnt wurde. Von den<br />

kleineren Schülern wurden platt- und hochdeutsche Gedichte vorgetragen, <strong>die</strong> mit gesanglichen<br />

Darbietungen abwechselten.<br />

Das Jahr 1927 scheint ein stürmisches Jahr werden <strong>zu</strong> wollen, denn der Nordwest braust mit<br />

<strong>zu</strong>nehmender Stärke über <strong>die</strong> Felder, auf denen <strong>die</strong> grünen Saaten hoffnungsvoll dem warmen<br />

Frühling entgegenharren.<br />

In der Nacht vom 1. auf den 2. Januar wurde <strong>die</strong> Baracke des Herrn von der Ohe im Torfmoor, <strong>die</strong> der<br />

Arbeiterfamilie Düs<strong>die</strong>ker als Wohnung <strong>die</strong>nte, durch ein Schadenfeuer von Grund auf zerstört, sodaß<br />

<strong>die</strong> Familie, deren Kinder Maria und Grete <strong>die</strong> hiesige <strong>Schule</strong> besuchen, obdachlos wurde.<br />

Im benachbarten <strong>Grußendorf</strong> wurde heute, am 2. Januar, der Kriegsveteran Medyer, er mit der<br />

hannoverschen Armee in der Schlacht bei Langensalza kämpfte, im 88.Lebensjahr begraben.<br />

pm....04/2002 30


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Der mäßig kalte Winter, der uns nur wenig Schnee und eine kurze Käteperiode mit bis <strong>zu</strong> -11 Grad um<br />

<strong>die</strong> Weihnachtszeit brachte, hat es an Sturm und Regen nicht fehlen lassen. Mit dem erwachenden<br />

Frühling regt sich der Wandertrieb.<br />

Er führte auch unsere Schuljugend hinaus in Gottes herrliche Natur, in <strong>die</strong> lockende Ferne. Ein<br />

Ausflug nach dem Heidesee bei Gifhorn wurde bei gutem Wetter unternommen, und nach<br />

mehrmaliger Rundfahrt in den Ruderbooten auf dem See kehrten Schüler und Lehrer mit frischem und<br />

fröhlichem Sinn in ihr stilles Heidedorf <strong>zu</strong>rück.<br />

Es stürmt und tobt mit jedem Tage heftiger, als gelte es den letzten Kampf zwischen dem weichenden<br />

Winter und dem einziehenden Frühling. Am 25.April scheint der Sturm seinen Höhepunkt erreicht <strong>zu</strong><br />

haben. Ein Gewitter verkündet mit Donnerschlägen, daß <strong>die</strong> Herrschaft des Winters endgültig<br />

überwunden ist, und <strong>die</strong> Aprilsonne blinzelt durch <strong>die</strong> sich drängenden Wolkenmassen.<br />

Der Sommer des Jahres 1927 war ein rechter Regensommer. Die Aller- und Isewiesen standen<br />

infolgedessen den Sommer hindurch unter Wasser. Dagegen waren <strong>die</strong> Feldfrüchte gerade<strong>zu</strong> üppig<br />

ge<strong>die</strong>hen, sodaß der Gemeindevorsteher Appel erklärte, noch nie <strong>zu</strong>vor einen so vorzüglichen Hafer<br />

auf der <strong>Stüde</strong>r Feldmark gesehen und geerntet <strong>zu</strong> haben.<br />

Auch alle übrigen Feldfrüchte, wie Seradella, Roggen, Kartoffeln und Rüben brachten eine<br />

ausnahmsweise gute Ernte. Leider hatte <strong>die</strong> Heuernte und noch mehr <strong>die</strong> Grummet der Moorwiesen<br />

unter dem häufigen Regen sehr <strong>zu</strong> leiden.<br />

Am Sonnabend, den 12. November des Jahres abends fiel der erste Schnee, der den Winter<br />

ankündigte. Er zerran aber sogleich, sobald er <strong>die</strong> Dächer oder den Erdboden erreichte. Aber <strong>die</strong> Kälte<br />

nahm <strong>zu</strong>, und heute morgen, den 15. November, hatten wir regulären Frost.<br />

Das Weihnachtsfest wurde unter Mitwirkung des hiesigen Gesangvereins am heiligen Abend von der<br />

versammelten Gemeinde in altherkömmlicher Weise in der <strong>Schule</strong> gefeiert. Während von den kleinen<br />

platt- und hochdeutsche Gedichte vorgetragen wurden, wurde von den größeren Schülern der<br />

Märchenreigen „Die Haulemännchen im Walde“ und das Lesestück „Das Waldhaus“ von Rosegger<br />

dramatisiert vorgeführt.<br />

Ostern 1928 wurde als einzige Konfirmandin <strong>die</strong> Schülerin Gertrud Gruhs entlassen, während <strong>die</strong><br />

Schülerinnen Irmgard Appel und Waltraut Henneike aus der Mittelstufe und der Schüler Helmut<br />

Schultze nach Beendigung der Grundschule in <strong>die</strong> Mittelschule <strong>zu</strong> Gifhorn übertraten.<br />

Eine Neuaufnahme von Schülern konnte nicht stattfinden, da in <strong>die</strong>sem Jahre keine schulpflichtigen<br />

Kinder in der Gemeinde vorhanden waren. Der erste Jahrgang fällt somit fort.<br />

Mai kühl und naß füllt dem Bauer Scheuer und Faß. Leider haben <strong>die</strong> kalten Nächte und Nachtfröste<br />

trotz des reichlichen Regens, den uns der Mai brachte, <strong>die</strong> Feld- und Gartenfrüchte etwas im<br />

Wachstum <strong>zu</strong>rückgehalten, sodaß der Roggen nicht <strong>die</strong> genügende Halmlänge vor der Blütezeit<br />

erreichen konnte.<br />

Dennoch wurde durch den bald einsetzenden Regen bei normaler Temperatur eine gute Kornernte<br />

erzielt. Noch ergiebiger war <strong>die</strong> Kartoffelernte, <strong>die</strong> selbst <strong>die</strong> gute Heuernte weit übertraf.<br />

Im Oktober wurde von dem Jäger Wegewärter Otto Prilop ein Keiler geschossen, den er seiner<br />

ansehnlichen Größe wegen ausstopfen ließ.<br />

Am heiligen Abend wurde von den Schulkindern das Märchenspiel „Schneewittchens Weihnacht“<br />

unter großem Beifall der versammelten Gemeinde aufgeführt. Der Männergesangverein erhöhte <strong>die</strong><br />

Festfeier durch den Vortrag einiger Weihnachtslieder. Die Kälte, <strong>die</strong> schon im Monat November<br />

pm....04/2002 31


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

eingesetzt hatte, war um <strong>die</strong> Weihnachten auf 0 Grad vermindert, nahm aber im Januar des Jahres<br />

1928 erstaunlich schnell <strong>zu</strong> und hatte am 1.Februar bereits -20°C erreicht.<br />

Dieser Winterrekord des Monats Januar mit 22 Frosttagen und 13 Schneetagen ist seit vielen Jahren<br />

nicht erreicht worden, selbst nicht in dem furchtbaren Kriegswinter 1916-17. Dem unvergeßlich<br />

kalten Januar 1928 aber sollte ein noch kälterer Februar folgen. Die von Osten heranziehende<br />

Kältewelle beherrschte bei <strong>zu</strong>nehmend werdendem Ostwind <strong>die</strong> Temperatur. Schon am 1. Februar war<br />

das Thermometer auf -22 °C gesunken, sodaß am Morgen der 10 m tiefe Schulbrunnen vollständig<br />

<strong>zu</strong>gefroren war.<br />

Die Kinder kamen trotz der grimmigen Kälte regelmäßig <strong>zu</strong>r <strong>Schule</strong>. Den kältesten Tag brachte uns<br />

der 10. Februar mit -30°C. Trotzdem wurde der festgesetzte Sängerball am Sonntagabend Punkt 6 Uhr<br />

durch den Männergesangverein mit dem Liede „Sonntag ist's“ feierlich eröffnet, worauf das<br />

Theaterstück „Leidenschaft und Pflicht“ von den Mitgliedern unsers Theatervereins <strong>zu</strong>r Aufführung<br />

kam.<br />

Darauf folgte abwechselnd „Der schlaue Peter“ und Gesangesvorträge. Durch einen Ball fand <strong>die</strong><br />

Feier ihren würdigen Abschluß. Dies Ereignis, das bei -30 °C in der <strong>zu</strong>m Tanzsaal hergerichteten<br />

Bretterscheune des Gastwirts Heinrich Fricke stattfand, wird in unserem Dorfe unvergessen bleiben.<br />

Das der Sängerball erst am nächsten Tage durch eine Nachfeier seinen Abschluß fand, zeugt von der<br />

Sangeslust und dem allen Stürmen trotzenden Frohsinn unserer Jugend.<br />

Am 28. Dezember 1928 wurde das letzte mit Strohdach gedeckte Haus unserer Gemeinde, das im<br />

Jahre 1809 erbaut wurde, von dem Besitzer, Landwird Heinrich Prilop, abgerissen und <strong>zu</strong> einer<br />

Scheune umgebaut.<br />

Es trug <strong>die</strong> Inschrift: „Sing bete und geh auf Gottes Wegen verricht das Deine nur getreu und trau des<br />

Himmels reichem Segen so wird er bei Dir werden neu denn wer nur seine ...“. Darauf folgt der Name<br />

des Erbauers: Heinrich Schulze Katharina Sophia Schulze geborene Kausche 1809.<br />

Ostern 1929 wurden drei Kinder unserer Gemeinde konfirmiert, nämlich <strong>die</strong> Schülerinnen Lisbeth<br />

Henneike, Lina Gruhs und Anni Deierling, <strong>die</strong> vorläufig in der Wirtschaft ihrer Eltern bleiben. Drei<br />

Knaben und zwei Mädchen traten mit Beginn des neuen Schuljahrs 1929 in <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> ein.<br />

Heute, am 22. April, herrscht kühles, windige» Wetter. Dem scharfen Ostwind ist ein kalter Westwind<br />

gefolgt. Die strenge Winterkälte ist zwar gewichen, trotzdem ist der Moorboden teilweise noch bis 60<br />

cm tief gefroren, sodaß <strong>die</strong> Frühkartoffeln auf moorigem Boden noch nicht gepflanzt werden können.<br />

Während der Sommer <strong>zu</strong>erst genügend Feuchtigkeit mitbrachte, setzte mit den Hundstagen eine große<br />

Hitze und Trockenheit ein, sodaß <strong>die</strong> Temperatur im August und September bis 35 °C stieg.<br />

Merkwürdigerweise vermochte der heiße Sommer kein einziges Gewitter <strong>zu</strong>stande <strong>zu</strong> bringen, und<br />

jetzt weht der Wind bereits über <strong>die</strong> Herbststoppeln.<br />

Bei dem Reichsjugendwetturnen am 10.August 1929 errang ein Schüler unserer <strong>Schule</strong>, Rudolf Prilop,<br />

im Dreikampf den ersten Preis, während von den Mädchen Ursula Appel sich als Siegerin<br />

auszeichnete.<br />

Am 19. August mußte <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> wegen Ausbruch der Diphtherie in der Familie des Lehrers<br />

geschlossen werden. Da weitere Fälle <strong>die</strong>ser ansteckenden Krankheit im Hause des Lehrers und in der<br />

Gemeinde nicht auftraten, konnte <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> nach Durchführung der Desinfektion am 16. September<br />

wieder eröffnet werden.<br />

Im Laufe des Sommers 1929 ist unser Dorf durch eine Ansiedlung vergrößert worden. Das zwei<br />

Morgen große Grundstück, auf dem das massive Wohnhaus nebst Stallgebäude errichtet wurde, ist<br />

von dem Ansiedler Otto Lüdde von der hiesigen Realgemeinde erworben worden.<br />

pm....04/2002 32


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Mit Herbstanfang änderte sich endlich das Wetter, lebhafte, westliche Winde führten eine Abkühlung<br />

herbei, während der Regen erst am 2.Oktober durch ausgiebige Güsse der Trockenheit ein Ende<br />

bereitete. Die Kartoffelernte ist bei uns trotz der Trockenheit noch mittelmäßig ausgefallen. Gegen das<br />

Vorjahr blieben <strong>die</strong> Erträge jedoch um <strong>die</strong> hälfte <strong>zu</strong>rück. Auch <strong>die</strong> Steckrüben und Runkeln haben<br />

durch <strong>die</strong> lange Dürre in ihrem Wachstum erheblich gelitten.<br />

Am Mittwoch, den 29. Januar 1930, morgens 10 Uhr starb ein Mitglied unserer Gemeinde, <strong>die</strong><br />

Schwiegermutter des Landwirts Heinrich Gruhs, <strong>die</strong> Witwe Winter, im 70.Lebensjahre. Sie wurde am<br />

Freitag, den 31. Januar auf dem hiesigen Kirchhof <strong>zu</strong>r letzten Ruhe bestattet.<br />

Den 13. Februar 1930: Der bis jetzt milde Winter hat uns weder Eis noch Schnee gebracht. Statt der<br />

grimmigen Kälte des vorjährigen Winters lagern dichte Nebel über Wald und Flur, während <strong>die</strong><br />

Nachtfröste <strong>die</strong> Natur am frühen Morgen in winterlichem Gewände erscheinen lassen - Rauhreif im<br />

Nebel!<br />

Das Osterfest brachte trotz vorhergegangener Regentage wieder den ersehnten Sonnenschein, und am<br />

Osterabend strömte alt und jung nach altherkömmlicher Weise hinaus, um sich an dem hell<br />

aufflackernden Osterfeuer <strong>zu</strong> erfreuen.<br />

Mit dem neuen Schuljahr 1930 fand in dem Bestand unserer <strong>Schule</strong> keine Veränderung statt, da keine<br />

Konfirmanden <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> verließen und auch keine Neulinge aufgenommen werden konnten.<br />

Unser Männergesangverein nahm am 18.Mai an dem 50jährigen Stiftungsfest des<br />

Männergesangvereins in Dannenbüttel teil, indem er das Lied „0 wie lieblich ist's im Kruge“ <strong>zu</strong>m<br />

Vortrag brachte.<br />

Gestern, am 23. Mai, zogen zwei schwere Gewitter, das eine am späten Abend, über unsere Gegend in<br />

westlicher Richtung an unserem Dorfe vorüber. Sie waren beide von kräftigen Regenschauern<br />

begleitet. Der Mai ist in <strong>die</strong>sem Jahr ein guter Regenbringer, sodaß sich das Sprichwort bewahrheitet:<br />

„Mai kühl und naß füllt dem Bauern Scheuer und Faß“.<br />

Leider sind infolge des naßkalten Wetters mehrere Schulkinder an den Frieseln erkrankt. Die<br />

Ernteferien wurden mit einem Ausflug nach dem Espenleu begonnen, wo das Pflücken der reifen<br />

Heidelbeeren den Kindern viel Freude bereitete.<br />

Die Roggenernte hat in <strong>die</strong>sem Jahr besonders früh begonnen. Leider ist das Einfahren durch das<br />

eingetretene Regenwetter ins Stocken geraten. Die Dreschergebnisse sind durchschnittlich 6 und mehr<br />

Zentner je Morgen. Bei günstigem Wetter dürfte <strong>die</strong> Roggenernte ziemlich im Monat Juli beendet<br />

sein.<br />

Ein freudiges Ereignis war <strong>die</strong> Einquartierung der bayrischen Reiter aus Anabach, <strong>die</strong> gerade mit<br />

unserem <strong>die</strong>sjährigen Schützenfest <strong>zu</strong>sammenfiel, <strong>die</strong> schmucken Soldaten nahmen am Tanzen und<br />

Preisschießen regen Anteil. Der Tag der Rheinland-räumung wurde am l.Juli in der mit der<br />

Reichsfahne geschmückten <strong>Schule</strong> festlich begangen.<br />

Am Montag, den 11.August nahm unsere <strong>Schule</strong> an der Reichsverfassungsfeier in Westerbeck teil.<br />

Nach der Festrede fanden Gedichts- und gesangliche Vorträge der Kinder statt. Darauf wurden von<br />

den Knaben und Mädchen der versammelten <strong>Schule</strong>n Freiübungen und Turnspiele vorgeführt. Mit<br />

dem gemeinsamen Gesang „Deutschland, Deutschland ...“ wurde <strong>die</strong> Feier beendet.<br />

Am Mittwoch, den 13.August,starb ein Mitglied unserer Gemeinde, der Altenteiler Ernst Henneike im<br />

72.Lebensjahre an der Wassersucht. Er wurde am Freitag, den 15.August auf dem hiesigen Friedhof<br />

<strong>zu</strong>r Ruhe bestattet.<br />

pm....04/2002 33


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Der Sturm, der in den letzten Tagen gewaltig tobte, an besonders großen Schaden an den Obstbäumen<br />

angerichtet. Dieses stürmische und regnerische Wetter, das nun schon bis Mitte August anhält, macht<br />

dem Landwirt große Sorgen. Die Arbeit steht fast still, da das Einfahren wegen des häufigen Regens<br />

nicht möglich ist. Mit dem Neumond, am 24. August, ist wieder beständiges und heißes Wetter<br />

eingetreten, sodaß <strong>die</strong> Grummeternte ohne zögern vor sich gehen kann.<br />

Am Donnerstag, den 28. August, nahmen 5 Knaben und 3 Mädchen an den Reichsjugendwettkämpfen<br />

in Westerbeck teil, von denen 3 Knaben, Rudolf Prilop, Herbert Stein, Otto Stein und ein Mädchen,<br />

Irmgard Geifers, das Siegerabzeichen erhielten. Dem Schüler Rudolf Prilop gelang es, den ersten Preis<br />

im 8. Jahrgang <strong>zu</strong> erringen.<br />

Ostern 1931 wurden zwei Konfirmanden, Rudolf Prilop und Hilde Degenhard aus der <strong>Schule</strong><br />

entlassen und vier schulpflichtige Kinder, Hermann Heuer, Karl Bock, Stanislaus Dabitz und Ursula<br />

Henneike, in <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> aufgenommen. Außerdem wurden drei Kinder unserer Gemeinde, nämlich<br />

Erich Appel, Irmgard Appel und Waltraut Henneike, welche <strong>die</strong> Mittelschule in Gifhom besuchen, in<br />

<strong>die</strong>sem Jahre konfirmiert, sodaß <strong>die</strong> Zahl der hiesigen Konfirmanden sich auf fünf erhöht.<br />

Der Bestand der <strong>Schule</strong> setzt sich aus zehn Knaben und sieben Mädchen <strong>zu</strong>sammen. Es traten somit<br />

17 Schüler in das neue Schuljahr ein.<br />

Am 6. Juni des Jahres 1931 verschied nach kurzem Krankenlager der Hofbesitzer Anbauer Karl Gries<br />

im 67. Lebensjahr am Herzschlag. Seine irdische Hülle wurde am Dienstag, den 9. Juni auf dem<br />

hiesigen Friedhof bestattet.<br />

24. September 1931: Der in den letzten Nächten stark aufgetretene Frost hat an vielen Stellen Schaden<br />

angerichtet. Unsere Landwirte, <strong>die</strong> eine Menge Kartoffeln bloß liegen hatten, haben dadurch großen<br />

Schaden erlitten.<br />

14. Oktober 1931: Heute wurde das fünfte der in den letzten zwei Jahren entstandenen 5 Neubauten<br />

von dem landwirtschaftlichen Arbeiter Heinrich Henneike, hier als Eigentümer, bezogen. Der von dem<br />

letzteren bisher bewohnte Appel'sche Speicher wurde am gleichen Tage von einer von Bokensdorf<br />

<strong>zu</strong>gezogenen Familie bezogen.<br />

Am Mittwoch, den 31.Oktober 1931, fand unter Vorsitz des Herrn Landrats Dr. von Wagenhoff aus<br />

Gifhorn im Beisein des Herrn Schulrats Baumgarten, Gifhorn, eine Schulvorstandssit<strong>zu</strong>ng statt, in<br />

welcher <strong>die</strong> Aufhebung der hiesigen <strong>Schule</strong> abgelehnt und vom Schulvorstand <strong>die</strong> Übernahme einer<br />

Anzahl Kinder, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sseits der Bromer Landstraße wohnen, beschlossen wurde.<br />

Am 31. Oktober 1931 wurde des Reformationstages durch eine Schulfeier in der ersten<br />

Unterrichtsstunde gedacht. Gestern Vormittag 3/4 10 Uhr fiel der erste Schnee <strong>die</strong>ses<br />

Winterhalbjahres. Langsam rieselten <strong>die</strong> dicken Flocken hernieder, um in dem vorher gefallenen<br />

Regen ein schnelles Ende <strong>zu</strong> linden. Starke Nachtfröste lassen auf einen frühen Winter schließen.<br />

Am Sylvesterabend 1931 fanden <strong>Stüde</strong>r Jäger auf ihrer Suche nach Hasen im Moor am<br />

Mathildenhofer Wege <strong>die</strong> Leiche des seit über zwei Wochen vermißten Siedlers Fischer aus Barwedel,<br />

der erst seit kurzer Zeit aus Hannover übergesiedelt war und sich in der Barwedeler Heide ein Haus<br />

gebaut hatte. Not und Nahrungssorgen haben ihn von Haus und Familie fortgetrieben, er wurde auf<br />

dem Kirchhof <strong>zu</strong> Barwedel beerdigt.<br />

Der Monat Januar hat uns in <strong>die</strong>sem Jahr (1932) in seiner ersten Hälfte fast sommerliche Tage<br />

gebracht, sodaß in den Gärten Schneeglöckchen, Krokus und Stiefmütterchen ihre Blüten entfalten,<br />

erst am 20. Januar trat Rauhreif und Frostwetter ein, und statt der sonnigen Tage wurden Feld, Wald<br />

und Heide in dichten Nebel gehüllt, den <strong>die</strong> Sonne selbst am Mittag nicht <strong>zu</strong> durchdringen vermochte.<br />

pm....04/2002 34


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Nach einem der Landwirtschaft günstigen Frühling setzte ein trockener Sommer ein, sodaß <strong>die</strong><br />

Roggenernte nicht ergiebig war, im Durchschnitt wurden 4-6 Zentner auf dem Morgen geerntet. Die<br />

Kartoffel- und Rübenernte fiel im ganzen gut aus. Das Erntedankfest wurde am Sonntag, den 2.<br />

Oktober 1932, in der <strong>Schule</strong> in üblicher Weise gefeiert.<br />

Am Sonnabend, den 1. Oktober, fiel der Unterricht aus, da <strong>zu</strong>m Gedenken des 85. Geburtstages<br />

unseres Reichspräsidenten, Generalfeldmarschall von Hindenburg von der Regierung ein schulfreier<br />

Tag angeordnet war. Die Ländliche Fortbildungsschule wurde wegen <strong>zu</strong> geringer Schülerzahl in<br />

<strong>die</strong>sem Jahre (wie im vorigen Winter) nicht wieder eröffnet. Die zwei Fortbildungsschulpflichtigen<br />

unserer Gemeinde, Rudolf Prilop und Erich Lüer, besuchen <strong>die</strong> Fortbildungsschule im Nachbarorte<br />

<strong>Grußendorf</strong>.<br />

An dem <strong>die</strong>sjährigen Reichsjugendwetturnen in Neudorf-Platendorf nahmen 12 Kinder unserer <strong>Schule</strong><br />

(7 Knaben und 5 Mädchen) teil, von denen alle Knaben und vier Mädchen, im ganzen 11 Teilnehmer,<br />

das Siegerabzeichen erwarben, das ist prozentual ausgedrückt 91 2/3%.<br />

Ein Ereignis, das <strong>für</strong> unsere Gemeinde einen großen Fortschritt bedeutet, ist <strong>die</strong> Versorgung unseres<br />

Dorfes mit elektrischem Licht. Mit den Vorarbeiten ist im September begonnen worden, <strong>die</strong> Anlage<br />

soll noch in <strong>die</strong>sem Jahre (1932) fertiggestellt werden, so daß am Weihnachtsfest das elektrische Licht<br />

alle Wohnungen und Stallungen erhellen wird.<br />

Am 16. Dezember 1932 brannte das elektrische Licht auch in unserm Schulhause, sowohl in der<br />

Wohnung des Lehrers als auch in der Schulklasse. Das Weihnachtsfest der Schulkinder wurde am<br />

Heiligen Abend <strong>zu</strong>m erstenmal bei elektrischem Licht gefeiert. Ein Lichtball wurde nach Anlage des<br />

elektrischen Lichtes <strong>für</strong> alt und jung veranstaltet.<br />

„Lichtball“ 1932 in der Gaststube Heinrich Fricke<br />

pm....04/2002 35


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Der verhältnismäßig milde Winter brachte uns am 14. Februar 1933 den ersten Schnee. Am 7. Februar<br />

starb an den Folgen der Grippe, <strong>die</strong> besonders unter den Erwachsenen besonders auftrat, der Barbier<br />

und Hausschlachter Wilhelm Lüer im Marinestift <strong>zu</strong> Braunschweig im 27.Lebensjahr. Er wurde am<br />

11. Februar auf dem Kirchhof in <strong>Stüde</strong> beerdigt. Am 15. Februar 1933 starb <strong>die</strong> Mutter des Gastwirts<br />

Heinrich Fricke, hier, Großmutter und Urgroßmutter Fricke, geborene Göhmann im 84.Lebensjahr.<br />

Der Schulbetrieb konnte infolge der weniger heftig auftretenden Grippe unter den Kindern im vollen<br />

Umfange aufrecht erhalten werden.<br />

Aus Anlaß der nationalen Erhebung, <strong>die</strong> am 5. März durch einen überwältigenden Wahlsieg der<br />

Nationalen Front <strong>zu</strong>m Ausdruck kam, war der 8. März gemäß der Verfügung des Herrn<br />

Unterrichtsministers Rust schulfrei. Nach dem Volkstrauertag am Sonntag, den 12. März, wurde auf<br />

Anordnung des Preußischen Innenministers Göring an den drei folgenden Tagen (Montag, Dienstag<br />

und Mittwoch) mit der schwarz-weiß-roten Reichsfahne geflaggt <strong>zu</strong>m Zeichen des nationalen<br />

Erwachens der deutschen Nation.<br />

Am 21. März (Dienstag) wehten wiederum <strong>die</strong> Fahne schwarz-weiß-rot und <strong>die</strong> Hakenkreuzflagge auf<br />

unserem Schulgebäude gemäß Erlaß des Herrn Kultusministers aus Anlaß der Eröffnung des<br />

Deutschen Reichstags in der Garnisonskirche in Potsdam (das Reichstagsgebäude in Berlin war von<br />

den Kommunisten durch Feuer zerstört worden).<br />

Zur Feier <strong>die</strong>ses Tages (21. März) fiel der Unterricht in unserer <strong>Schule</strong> nach dem Erlaß des Herrn<br />

Kultusministers aus. Die Schüler und einige Erwachsene des Dorfes versammelten sich um 11.45 Uhr<br />

in der Wohnung des Lehrers (Schulhaus), um vor dem Rundfunkapparat des Lehrers an der Feier<br />

<strong>die</strong>ses historischen Staatsaktes in der Garnisonskirche <strong>zu</strong> Potsdam teil<strong>zu</strong>nehmen.<br />

Nachdem <strong>die</strong> Schüler über <strong>die</strong> Bedeutung <strong>die</strong>ses Tages vom Lehrer unterrichtet wurden, daß hier <strong>die</strong><br />

Abgesandten bzw. Vertreter des deutschen Volkes mit dem greisen 86jährigen Generalfeldmarschall<br />

Reichspräsident von Hindenburg und seinem Kanzler Adolf Hitler und den Herren Ministern des<br />

Reiches <strong>zu</strong>sammen versammelt seien, um am Grabe Friedrichs des Großen, der in der Kirchengruft<br />

neben Friedrich Wilhelm I. ruht, den neuen deutschen Reichstag <strong>zu</strong> eröffnen, hörten sie durch<br />

Rundfunkübertragung <strong>die</strong> Ansprachen des Herrn Reichspräsidenten und des Reichskanzlers Adolf<br />

Hitler in der Garnisonkirche <strong>zu</strong> Potsdam.<br />

So durften <strong>die</strong> Schüler und Hörer den Beginn <strong>die</strong>ses neuen Zeitabschnitts deutscher Geschichte unter<br />

dem Zeichen des völkischen Staatsgedankens (der Hitler-Bewegung) miterleben. Um 8 Uhr abends<br />

fand ein gemeinsamer großer Fackel<strong>zu</strong>g der <strong>Schule</strong>n <strong>Stüde</strong> und <strong>Grußendorf</strong> sowie der Erwachsenen<br />

beider Dörfer statt, der um 10 Uhr abends am Freiheitsfeuer in <strong>Grußendorf</strong> unter den Klängen des<br />

„Horst-Wessel-Liedes“ und des Deutschlandliedes endete.<br />

Im ganzen nahm <strong>die</strong> Revolution des Jahres 1933 auch in unserem Dorfe einen der nationalen<br />

Erhebung würdigen Verlauf, während gesetzwidrige Ausschreitungen vielerorts im Reich blitzschnell<br />

im Keim erstickt werden konnten.<br />

Möge jeder Deutsche <strong>die</strong> Einsicht gewinnen, daß es nutzlos ist, dem Geist der Zeit <strong>zu</strong> widerstehen und<br />

allen <strong>die</strong> Bedeutung und Größe unserer Zeit durch ihre tatkräftige Mitarbeit klarwerden <strong>zu</strong>m Wohle<br />

unseres gesamten Volkes und unseres deutschen Vaterlandes!<br />

Am 9. April 1933, abends 9 Uhr, zog das erste Gewitter des Jahres über unsere Gegend herauf. Ihm<br />

folgte in der Nacht ein sanfter Regen, und <strong>die</strong> Temperatur stieg in den folgenden Tagen auf 16 °C,<br />

während <strong>die</strong> Nächte noch recht kalt sind und am Morgen sich viel Nebel bildet.<br />

Zu Ostern 1933 wurden zwei Kinder aus der <strong>Schule</strong> entlassen, nämlich der Schüler Herbert Stein, der<br />

konfirmiert wurde und <strong>die</strong> Schülerin Regina Szemanska, genannt Dabitz (polnischer Nationalität), <strong>die</strong><br />

pm....04/2002 36


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

nach ihrer Konfirmation (Pirmelung) in der katholischen Kirche Gifhorn nach 6jähriger Schulzeit <strong>die</strong><br />

hiesige <strong>Schule</strong> verließ.<br />

Der 20. April war schulfrei. An <strong>die</strong>sem Tage wurde der Geburtstag des Statthalters von Preußen und<br />

Reichskanzlers in der <strong>Schule</strong> gefeiert. Die Feier begann mit einer Ansprache des Lehrers und einem<br />

Vortrag über Adolf Hitlers Jugend und Erziehung, seine Kriegsjahre, <strong>die</strong> Gründung der NSDAP und<br />

<strong>die</strong> Hitler-Bewegung in Deutschland bis <strong>zu</strong> der Ernennung <strong>zu</strong>m Reichskanzler durch unseren<br />

altehrwürdigen Reichspräsidenten, den Generalfeldmarschall von Hindenburg.<br />

Zum Schluß wurde von Schülern und Lehrer das Deutschlandlied gesungen.<br />

Am 20. April 1933 wurde auf dem Dorfplatze eine junge Eiche von unserer Gemeinde gepflanzt, <strong>die</strong><br />

als Symbol der Liebe und Treue dem Volkskanzler geweiht wurde und den Namen Hitlereiche erhielt.<br />

Der feierliche Akt endigte mit einer Ansprache des Lehrers und dem von jung und alt gemeinsam<br />

gesungenen Liede: „Ich hab mich vergeben mit Herz...“-<br />

Die Osterferien, welche vorschriftsmäßig vom 5. bis 20.April d.J. dauerten, wurden von der<br />

Reichsregierung und durch einen Erlaß des Preußischen Ministers <strong>für</strong> Wissenschaft, Kunst und<br />

Volksbildung aus besonderen Gründen bis <strong>zu</strong>m 1.Mai verlängert.<br />

An <strong>die</strong>sem Tage, dem nationalen Feiertag der Arbeit, fanden im ganzen Reiche gewaltige gemeinsame<br />

Feiern aller Volksschichten statt, und der Unterricht fiel an allen deutschen <strong>Schule</strong>n aus. Der 1. Mai<br />

soll fortan der Feiertag der nationalen Arbeit und Einigkeit des gesamten deutschen Volkes sein. Er<br />

soll das deutsche Volk einig und geschlossen sehen.<br />

Es darf fortan nicht mehr heißen: „Proletarier aller Länder vereinigt euch“, sondern „Deutsche aller<br />

Stände reicht euch <strong>die</strong> Hände!“ das muß unser Motto sein.<br />

Dann wird kein Klassenhaß noch Standesdünkel das Gefühl der Zusammengehörigkeit in uns<br />

erschweren, sondern der nationalsozialistische Gedanke in unserm deutschen Volke Gestalt gewinnen,<br />

und wir werden nach innen und außen als eine fest geschlossene Volksgemeinschaft vor der ganzen<br />

Welt dastehen.<br />

Am 13. Mai des Jahres fand in unserm Dorfe der erste Sprechabend der N.S.D.A.P. Mitglieder<br />

gemeinsam mit der in unserm und dem Nachbarorte organisierten SA. statt. Es wurden <strong>zu</strong>nächst <strong>die</strong><br />

Richtlinien bekanntgegeben und sodann <strong>die</strong> 25 Punkte der nationalsozialistischen Partei vorgelesen,<br />

worauf ein Vortrag über <strong>die</strong> Entstehung der Partei und das Leben des Reichskanzlers Adolf Hitler<br />

folgte.<br />

Jeder fühlte den Eindruck, daß wir in einer großen Zeit leben, <strong>die</strong> deutsch denkende und deutsch<br />

fühlende Männer verlangt, wie <strong>die</strong> Männer unserer jetzigen Regierung mit dem hochherzigen und<br />

genialen Reichskanzler Adolf Hitler an der Spitze, <strong>die</strong> in <strong>die</strong>sem Geist nicht nur denken, sondern auch<br />

<strong>zu</strong> handeln wissen.<br />

Deshalb können wir unserer nationalsozialistischen Regierung volles Vertrauen entgegenbringen,<br />

selbst wenn ihre Maßnahmen Opfer von uns verlangen nach dem nationalsozialistischem Grundsatz:<br />

„Gemeinnutz geht vor Eigennutz“, weil das Wohl des ganzen Volkes oberstes Gebot ist. Die<br />

Versammlung - der Sprechabend - wurde mit dem Treugelöbnis und einem dreifachen „Sieg Heile<br />

geschlossen.<br />

Am Sonntag, den 28. Mai, fand unser <strong>die</strong>sjähriges Schützenfest unter reger Beteiligung von alt und<br />

jung und vom schönsten Wetter begünstigt statt. Zum Schützenkönig schoß sich der Landwirt Karl<br />

Bock mit 35 Ring. Preisschießen und Tanz bildeten <strong>die</strong> üblichen Belustigungen des Festes, ein<br />

Karussell und zwei Kaufstände waren <strong>zu</strong>m Vergnügen der Kinder auf dem Festplatze vorhanden.<br />

pm....04/2002 37


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Infolge der verlängerten Osterferien waren <strong>die</strong> <strong>die</strong>sjährigen Pfingstferien verkürzt, sie dauerten vom<br />

2. bis 8.Juni. Die Sommerferien, <strong>die</strong> vom 30.Juni bis <strong>zu</strong>m 1.August dauerten, waren <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Schulkinder eine rechte Erholung, da sie sich nach Herzenslust an der Erntearbeit in frischer Luft<br />

betätigen konnten, <strong>zu</strong>mal <strong>die</strong> Ernte in <strong>die</strong>sem Jahr eine recht gesegnete war.<br />

Das Erntedankfest, das <strong>zu</strong>m erstenmal von unsern Einwohnern gemeinsam gefeiert wurde, war ein<br />

rechtes Jubelfest. Auf dem Hitlerplatz, mitten im Dorfe, war auf hoher Stange <strong>die</strong> bunt geschmückte<br />

Erntekrone aufgerichtet als ein Symbol der Verbundenheit mit Blut und Boden.<br />

Wie der erste Mai ein Ehrentag <strong>für</strong> Kopf- und Handarbeit sein sollte, so brachte der 1. Oktober <strong>die</strong><br />

Gleichschaltung des Bürger- und Bauerntums in unserm Dorfe <strong>zu</strong>m Ausdruck. Diese<br />

Blutverbundenheit der Stände wurde vor allem in der vom Lehrer gehaltenen Ansprache betont.<br />

Deshalb wurde <strong>zu</strong>m Schluß der Erntefeier unseres Führers und Volkskanzlers Adolf Hitler gedacht,<br />

der in echt deutscher Verbundenheit mit dem ganzen Volke heute den Erntedanktag auf dem<br />

Bückeberg bei Hameln feierte, denn er weiß, daß wahre Volksgemeinschaft nur in christlichem Sinn<br />

gedeihen kann, und in seinem Sinn ist Nationalsozialismuß nichts anderes als wahres Christentum der<br />

Tat.<br />

Mit dem „Horst-Wessel-Lied“ und einem begeistertem „Sieg Heil“ auf den Führer schloß unsere<br />

Erntedankfeier, <strong>die</strong> erste im Geist des Führers und <strong>die</strong> erste im Dritten Reich.<br />

Die Herbstferien vom l. bis 17.Oktober wurden ausgefüllt mit der Kartoffelernte und waren dank der<br />

guten Ernte <strong>für</strong> alt und jung eine arbeitsreiche Zeit.<br />

Der 12. November 1933 war als Wahltag ein bedeutungsvoller Tag, auch in unserer kleinen<br />

Gemeinde, galt es doch, Stellung <strong>zu</strong> nehmen <strong>zu</strong> der drei vierteljährigen Arbeit unseres Volkskanzlers<br />

und <strong>zu</strong> seinen Maßnahmen dem Ausland gegenüber betreffs Frieden und Gleichberechtigung unter den<br />

Völkern Europas, vor allem <strong>für</strong> unser deutsches Vaterland.<br />

Das Wahlergebnis war ein vertrauensvolles Bekenntnis <strong>zu</strong> dem Führer, Reichskanzler Adolf Hitler,<br />

und seine Regierung. Es wurden abgegeben 84 Stimmen <strong>zu</strong>r Reichstagswahl, das sind 100% und 83<br />

Stimmen <strong>zu</strong>r Volksabstimmung mit „ja“, eine Stimme (scheinbar irrtümlicherweise) mit „nein“.<br />

Auch in <strong>die</strong>sem Jahre wurde das Weihnachtsfest wie üblich am heiligen Abend in der <strong>Schule</strong> von<br />

Erwachsenen und Kindern gefeiert. Einer Ansprache des Lehrers über das erste Weihnachtsfest im<br />

Dritten Reich im Zeichen des nationalsozialistischen Winterhilfswerks folgte ein Weihnachtsspiel der<br />

Kinder, sowie einzelne Vorträge und Weihnachtslieder. Eine Tellersammlung am Schluß der Feier<br />

ergab den Betrag von 0,80 RM, welcher dem „Rauhen Haus“ in Hamburg <strong>zu</strong>geführt wurde.<br />

Am 12. Januar (Freitag) wurde in der ersten Schulstunde der Geburtstag unseres Ministerpräsidenten<br />

und Innenministers Hermann Göring von Lehrer und Kindern gefeiert. Die Schulungsabende unter<br />

Leitung des Parteigenossen Ritterbusch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gemeinde <strong>Grußendorf</strong>-<strong>Stüde</strong> nahmen ihren<br />

erziehlichen Fortgang: Es wurde bisher das Leben des „Führers“ und seine Persönlichkeit behandelt,<br />

wie er besonders in Wien als Bauarbeiter im Verkehr mit seinen sozialdemokratischen Mitarbeitern<br />

<strong>die</strong> ersten Anregungen erhielt, welche <strong>die</strong> in ihm schlummernden Ideen <strong>zu</strong>r nationalsozialistischen<br />

Weltanschauung wachriefen, <strong>die</strong> sich durch <strong>die</strong> späteren Zeitumstände <strong>zu</strong> so überwältigender Macht<br />

entfalteten.<br />

Am 18. Januar d.J. (1934) wurde von Lehrer und Schülern eine Reichsgründungsfeier in der <strong>Schule</strong><br />

veranstaltet. Dabei wurde der siegreichen Schlachten des Krieges 1870-71 und des einmütigen<br />

Kampfes aller deutschen Stämme sowie der Kaiserkrönung im Spiegelsaal <strong>zu</strong> Versailles gedacht.<br />

Im Anschluß daran wurde vom Lehrer über <strong>die</strong> Gründung des neuen deutschen Reiches am 30.Januar<br />

1933 durch <strong>die</strong> Amtsübernahme des Reichskanzlers und Führers Adolf Hitler gesprochen. Mit dem<br />

pm....04/2002 38


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

„Deutschlandlied“ und einem dreifachen „Sieg Heile auf unsern Reichspräsidenten Hindenburg und<br />

seinen Reichskanzler Ad. Hitler wurde <strong>die</strong> Feier geschlossen. Der Tag (Donnerstag) war <strong>für</strong> <strong>die</strong> Feier<br />

vom Minister Rust als unterrichtsfrei bestimmt.<br />

Am Dienstag, den 30.Januar wurde in den ersten Unterrichtsstunden der Jahrestag des Dritten Reichs<br />

von den Schulkindern und ihrem Lehrer gefeiert. Nachdem <strong>die</strong>ser Tag von Schülern und Lehrer als der<br />

bedeutungsvollste Tag der deutschen Geschichte nach dem großen Kriege erkannt worden war,<br />

wurden <strong>die</strong> Maßnahmen und Erfolge des ersten Hitlerjahres in der Innen- und Außenpolitik, von der<br />

Auflösung des Reichstages am 1.Februar bis <strong>zu</strong>m Verständigungsabkommen mit Polen, eingehend<br />

betrachtet. Es folgten <strong>die</strong> vaterländischen Lieder: Ich hab' mich ergeben. Stimmt an mit hellem<br />

hohen Klang und das Deutschlandlied. Mit dem Horst-Wessel-Lied und einem dreifachen „Sieg Heil“<br />

auf den Führer wurde <strong>die</strong> Feier geschlossen und der Unterricht der <strong>Schule</strong> fortgesetzt.<br />

Am Donnerstag, den 8. Februar 1934 wurde der Altenteiler Carl Appel, der Vater des hiesigen<br />

Gemeindevorstehers Adolf Appel, aus der Zeitlichkeit in <strong>die</strong> Ewigkeit abberufen. Er entschlief sanft<br />

und ohne Krankheit im fast vollendeten 87. Lebensjahr. Die irdische Hülle des Heimgegangenen<br />

wurde am Montag, den 12. Februar auf dem hiesigen Friedhof <strong>zu</strong>r letzten Ruhe bestattet.<br />

In der Nacht vom 13. auf den 14. März 1934, zwischen 24 und l Uhr wurden dem Bauer Ernst<br />

Henneike zwei fette Schweine aus dem Stalle gestohlen, <strong>die</strong> in einem Personenauto, dessen Fenster<br />

mit Brettern verdunkelt waren, fortgeschafft worden sind. Das Auto nahm seinen Weg über<br />

<strong>Grußendorf</strong>, Lessien, Ehra und von dort nach Barwedel, wo <strong>die</strong> Verfolger <strong>die</strong> Spur nicht weiter<br />

verfolgen konnten.<br />

Am 1. April wurde unser Osterfeuer nach altgermanischer Weise von unserer Schuljugend<br />

angezündet. Alt und Jung versammelte sich um <strong>die</strong> lodernde Flamme, um gemeinschaftlich nach altem<br />

Brauch das Osterfest <strong>zu</strong> feiern, wie es schon unsere Ahnen der Gottin Ostern <strong>zu</strong> Ehren taten. Mit den<br />

gemeinsam gesungenen Liedern „Flamme empör“ und „Ich hab' mich ergeben“ wechselten alte<br />

Volkstänze der Jugendlichen ab. Der Feuerspruch wurde mit kräftiger Stimme von Frl. Irmgard Appel<br />

gesprochen, worauf alle mit Begeisterung das Deutschlandlied sangen. Die Feier wurde mit dem<br />

Horst-Wessel-Lied beendet, indem beim letzten Vers <strong>die</strong> Hand <strong>zu</strong>m deutschen Gruß erhoben wurde<br />

als Zeichen der Treue <strong>zu</strong>m Führer.<br />

1934<br />

Aus unserer <strong>Schule</strong> wurde in <strong>die</strong>sem Jahre nur eine Konfirmandin, Irmgard Geffers vom Arnoldshof,<br />

entlassen und ein Mädchen, Elli Henneike, <strong>Stüde</strong>, neu eingeschult. Das neue Schuljahr begann am<br />

Donnerstag, den 12. April 1934.<br />

Am Dienstag, den 10. März 1934 fand eine Revision der <strong>Schule</strong> durch Herrn Schulrat Baumgarten<br />

statt.<br />

Den heißesten Tag in <strong>die</strong>sem Frühling brachte und der 16. April mit 21 °C. Ein heftiges Gewitter<br />

entlud sich in der Nacht vom 17. <strong>zu</strong>m 18. April von 2 bis 3 Uhr über unsere Gegend, das aber, soweit<br />

bekannt, keinen Schaden an gerichtet hat.<br />

Am Freitag, den 20. April des Jahres, wurde der 45. Geburtstag unseres hochverehrten Führers und<br />

Volkskanzlers Adolf Hitler in der <strong>Schule</strong> gefeiert. In seiner Ansprache erinnerte der Lehrer an den<br />

Vierjahresplan des Führers, dessen erstes Viertel uns bereits <strong>die</strong> Arbeit des Führers gezeigt hat. Es<br />

wurde besonders darauf hingewiesen, daß <strong>die</strong> Arbeitslosigkeit um <strong>die</strong> Hälfte gesunken ist, <strong>die</strong> vielen<br />

Parteien bis auf eine verschwunden oder beseitigt sind und <strong>die</strong> Außenpolitik aus dem indifferenten<br />

wieder in einen stabilen Zustand gebracht wurde auf dem Fundament der Freiheit, Ehre und<br />

Gleichberechtigung.<br />

pm....04/2002 39


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

In der Unterhaltung wurde vom Lehrer <strong>die</strong> einfache, anspruchslose Lebensart des Führers und seine<br />

unablässige Sorge <strong>für</strong> Volk und Vaterland hervorgehoben und ernstlich betont, daß es nur<br />

Pflichterfüllung eines jeden Volksgenossen ist, <strong>die</strong> Liebe des Führers und Volkskanzlers durch<br />

Ausdauer, Redlichkeit und Treue <strong>zu</strong> erwidern. Nach einem dreifachen Siegheil auf den Führer wurden<br />

<strong>zu</strong>m Schluß das Horst-Wessel-Lied und das Deutschlandlied gesungen.<br />

Am Dienstag, den 1. Mai, versammelten sich Schulkinder und Lehrer morgens acht Uhr <strong>zu</strong>r Maifeier.<br />

Nachdem vom Lehrer auf <strong>die</strong> Bedeutung des Tages hingewiesen wurde, fuhren Schüler und Lehrer<br />

mit dem Rade nach dem <strong>für</strong> <strong>die</strong> allgemeine Kundgebung vorgesehenen Aulmarschplatz in Ehra, wo<br />

am Morgen <strong>die</strong> Übertragungen aus dem Lustgarten und am Nachmittag nach dem Um<strong>zu</strong>ge und einer<br />

Ansprache des Ortsschulleiters <strong>die</strong> Rede des Führers gehört wurde.<br />

Das Deutschlandlied und das Horst-Wessellied wurden von der Schuljugend begeistert mitgesungen.<br />

Auf den Muttertag am Sonntag, den 13. Mai. wurden <strong>die</strong> Kinder gelegentlich im Religionsunterricht<br />

hingewiesen und den Kindern wurde der Gegensatz der früheren liberalistischen Anschauung und der<br />

jetzigen nationalsozialistischen Hochschät<strong>zu</strong>ng, <strong>die</strong> der neue Staat durch das Hilfswerk „Mutter und<br />

Kind“ unseren Müttern entgegenbringt, klar gemacht. Dabei wurde <strong>die</strong> nimmermüde Sorge und Liebe<br />

der Mutter hervorgehoben, und <strong>die</strong> Kinder wurden <strong>zu</strong>r Achtung, Liebe und <strong>zu</strong>m Gehorsam gegen <strong>die</strong><br />

Mutter ermahnt.<br />

Das <strong>die</strong>sjährige Schützenfest wurde am zweiten Pfingsttag gefeiert. Schützenkönig wurde der Arbeiter<br />

Paul Degenhardt.<br />

Am 24. April 1934 jährte sich der Tag, an dem vor 50 Jahren unsere Kolonien erworben wurden. In<br />

einer gemeinsamen Schulfeier wurde <strong>die</strong> Bedeutung unserer Kolonien <strong>für</strong> unser Volks- und<br />

Wirtschaftsleben hervorgehoben und der Treue unser Volksgenossen <strong>zu</strong>m Mutterland unter fremder<br />

Herrschaft gedacht. Mit den Liedern „Ich hab' mich ergeben“ und dem „Deutschlandlied“ wurde <strong>die</strong><br />

Feier geschlossen.<br />

In der Reichs-Verkehrs-Erziehungswoche vom 10. bis 16. Juni wurden <strong>die</strong> Kinder im Unterricht auf<br />

<strong>die</strong> rege Verkehrs<strong>zu</strong>nahme in unserm Vaterlande hingewiesen und auf <strong>die</strong> verschiedenartigen Unfälle<br />

im Laufe des Jahres aufmerksam gemacht. Dabei wurden <strong>die</strong> Warnungszeichen sowie <strong>die</strong><br />

Sperrzeichen <strong>für</strong> Kraftfahrzeuge eingeprägt. Ein Vortrag <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erwachsenen der ganzen Gemeinde<br />

wurde vom Lehrer ebenfalls in der <strong>Schule</strong> gehalten, in welchem <strong>die</strong> zahlreichen Verkehrsunfälle mit<br />

statistischen Zahlen belegt und <strong>die</strong> neue Verkehrsordnung mit ihren wichtigen Vorschriften erläutert<br />

wurde. Eine rege Aussprache schloß sich an <strong>die</strong>sen Vortrag an.<br />

Durch häufige Nachtfröste im Monat Mai 1934 sind <strong>die</strong> Garten- und Feldfrüchte im Wachstum<br />

<strong>zu</strong>rückgeblieben. Da<strong>zu</strong> kam im Juni eine fast regenlose Zeit und schließlich eine Hitzewelle, daß das<br />

Thermometer an mehreren Tagen 33 °C erreichte. Infolge der Dürre war <strong>die</strong> Heuernte gering, nur<br />

<strong>die</strong> Moor- und Allerwiesen brachten einigermaßen lohnenden Ertrag, wahrend <strong>die</strong> Rimpau'schen<br />

Wiesen auf dem <strong>Stüde</strong>r Heuberg, <strong>die</strong> durchschnittlich 4 1/2 Morgen groß sind, sämtlich <strong>für</strong> 10 RM<br />

verpachtet wurden, weil der niedrige Graswuchs kaum das Mähen möglich machte.<br />

Der Roggen ist teilweise notreif geworden und der Hafer ebenfalls im Wuchs <strong>zu</strong>rückgeblieben.<br />

Im Düsterhoop entstand ein Moorbrand, der infolge der Trockenheit schnell an Ausdehnung <strong>zu</strong>nahm<br />

und erst nach mehreren Wochen <strong>zu</strong>m Stillstand gebracht werden konnte, <strong>die</strong> vollständige Löschung<br />

gelang endlich nach einem Gewitterregen.<br />

Am Sonntag, den 17. Juni d.J. (1934), mittags 12 Uhr, entschlief der Invalide August Kleinsimon nach<br />

kurzem Krankenlager im Alter von 75 Jahren und 9 Monaten. Er wurde am Mittwoch, den 20.Juni<br />

1934 auf dem hiesigen Friedhof im Beisein des Herrn Pastor Hüttman aus Gifhorn bestattet. Er ist vor<br />

einigen Jahren aus Thüringen nach hier übergesiedelt.<br />

pm....04/2002 40


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Am 20. Juni, abends 9 Uhr, fand eine politische Kundgebung im Fricke'schen Saal statt. Der<br />

Kreisredner Pg. Hansmann hielt eine Ansprache, <strong>die</strong> sich besonders mit den politischen Hetzern und<br />

Querulanten befaßte. Ausgehend von den alten Kulturvölkern der Griechen und Römer, <strong>die</strong> der<br />

nordischen Rasse angehörten, wandte sich Pg. Hansmann der Rassenfrage <strong>zu</strong> und tadelte scharf<br />

<strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> infolge ihrer liberalistischen und marxistischen Weltanschauung alle Menschen <strong>für</strong><br />

gleich halten und nichts von rassischen Unterschieden wissen wollen, daher auch kein Verständnis <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Bestrebungen des Nationalsozialismus <strong>zu</strong>r rassischen Aufwertung unseres deutschen Volkes<br />

haben.<br />

Der Redner wies sodann auf <strong>die</strong> bevölkerungspolitischen Maßnahmen hin, <strong>die</strong> nur der Gesundung<br />

unseres Volkes <strong>die</strong>nen und daher notwendig seien und betonte, welch ungeheure Summe von<br />

Ausgaben dadurch der Nation erspart bliebe. Der Geburtenrückgang und <strong>die</strong> Vergreisung in unserm<br />

Volke wurde eingehend besprochen und an <strong>die</strong> Beschränkung der Kinderzahl in Frankreich als eine<br />

Folge der liberalistisch-materialistischen Lebenseinstellung des französischen Volkes erinnert.<br />

Dagegen muß der rassische Bestand des deutschen Volkes gesichert werden.<br />

Der Redner wandte sich vor allem scharf gegen <strong>die</strong> Reaktion, <strong>die</strong> Rückwärtsschauenden von rechts<br />

und links, <strong>die</strong> keinen Hauch vom Wesen des Nationalismus und Sozialismus verspüren und daher kein<br />

Verständnis <strong>für</strong> den Geist einer vollständig neuen Zeit mitbringen können. Er stellte ihrer „Ichsucht“<br />

den Dualismus Adolf Hitlers entgegen, der den Glauben an sein Volk, an sein deutsches Vaterland und<br />

an den unsterblichen göttlichen Willen nicht verlor.<br />

Zum Schluß ermahnte der Redner <strong>zu</strong>r Einigkeit und Opferwilligkeit. „Alles <strong>für</strong> Deutschland“ muß<br />

stets der Grundsatz unseres Denkens und Handelns sein! Mit dem Horst-Wessel-Lied und einem<br />

Siegheil auf unsern Führer wurde <strong>die</strong> Versammlung geschlossen.<br />

Am Sonnabend, den 30. Juni 1934, fand unser deutsches Jugendfest in Westerbeck statt. An den<br />

sportlichen Wettkämpfen nahmen 9 Schulkinder teil (3 Mädchen und 6 Knaben). Sieger im Dreikampf<br />

(Weitsprung, Lauf und Wurf) waren folgende Teilnehmer unserer <strong>Schule</strong>: Otto Stein (4. Preis), Walter<br />

Deierling (6. Preis), Friedrich Geffers, Walter Schulze, Heinrich Heuer.<br />

Die <strong>die</strong>sjährigen Sommerferien dauern vom 29. Juni bis <strong>zu</strong>m 31. Juli 34.<br />

Am 27. Juli nachmittags starb infolge Herzschlages <strong>die</strong> Witwe Anna Kantner im Alter von 85 Jahren.<br />

Sie wurde am Montag, den 30. Juli auf dem hiesigen Friedhof beerdigt.<br />

Seit Montag, den 23. Juli summt hier <strong>die</strong> Dreschmaschine. Infolge des späten Frostes und der<br />

anhaltenden Dürre sind <strong>die</strong> Dreschergebnisse gering. Das Ergebnis von Korn und Stroh schwankt<br />

zwischen 30 - 50 % normaler Ernten.<br />

Einige Einwohner haben ihren Hafer oder Wintergerste ungedroschen dem Vieh als Futter gegeben.<br />

Alles Wintergetreide ist nun (31.7.) schon restlos eingefahren.<br />

Der zweite Schnitt der Wiesen läßt noch einen normalen Ertrag erhoffen, da seit gestern ein<br />

anhaltender Regen eingesetzt hat. Leider sind einige ziemlich große Flächen Moorwiesen durch <strong>die</strong> in<br />

letzter Zeit wütenden Moorbrände vernichtet worden, sodaß es manchem Bauern schwer werden wird,<br />

sein Vieh durch<strong>zu</strong>füttern, <strong>zu</strong>mal <strong>die</strong> Steckrüben infolge der Trockenheit ganz vernichtet wurden.<br />

Die Kartoffeln haben ganz gut angesetzt, besonders <strong>die</strong> Frühkartoffeln. Sie sind aber <strong>zu</strong> klein<br />

geblieben und liefern infolgedessen nur geringe Erträge, <strong>die</strong> allerdings durch <strong>die</strong> Preisregulierung<br />

ausgeglichen wurden.<br />

Am Dienstag, den 7. August 1934, fand <strong>die</strong> Trauerfeier unserer Schulkinder mit ihrem Lehrer <strong>zu</strong><br />

Ehren unseres Reichspräsidenten, des Generalfeldmarschalls Paul von Hindenburg, der am 2. August<br />

pm....04/2002 41


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

1934, früh 9 Uhr, in <strong>die</strong> Ewigkeit eingegangen ist, in der <strong>Schule</strong> statt. Nach einer Ansprache des<br />

Lehrers, in welcher der Lebensgang eingehend geschildert und <strong>die</strong> großen Taten des<br />

Generalfeldmarschalls gewürdigt wurden, hörten Schulkinder und Lehrer <strong>die</strong> Übertragung der<br />

Trauerfeier im Tannenbergdenkmal um 11 Uhr durch den Lautsprecher.<br />

Ein Mitglied unserer Gemeinde, Frau Johanna Cordes, Ehefrau des Altenteilers Christian Cordes,<br />

verschied nach fünfwöchigem Krankenlager am 1. August, abends 6 Uhr, im 76.Lebensjahr. Sie wurde<br />

am Sonnabend, den 4. August 1934 auf dem hiesige Friedhof <strong>zu</strong>r letzten Ruhe bestattet.<br />

Am Freitag, den 9. November, fand um 8 Uhr abends in der <strong>Schule</strong> eine Trauerfeier der<br />

Gemeindeglieder und der Schulkinde aus Anlaß des Reichstrauertages der NSDAP <strong>zu</strong>r Ehrung der<br />

toten Helden statt, <strong>die</strong> am 9. November 1923 vor der Feldherrnhalle in München <strong>für</strong> ihren Führer<br />

Adolf Hitler und seine Ideen starben.<br />

Nach dem gemeinsam gesungenen Liede „Ich hab mich ergeben“ hielt der Lehrer der Gemeinde,<br />

Parteigenosse Schultze, einen Vortrag und schilderte <strong>die</strong> Vorgänge des 9. November 1923 in München<br />

und den Opfertod der 16 gefallenen Mitkämpfer Adolf Hitlers. Ausgehend von den verhängnisvollen<br />

Schüssen am 28. Juni 1914, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Welt erschütterten und eine gewaltige Umwäl<strong>zu</strong>ng in ganz Europa<br />

hervorriefen und in Deutschland schließlich <strong>zu</strong>r Zerset<strong>zu</strong>ng in allen Volksschichten führte, erinnerte<br />

der Redner an den unbekannten Soldaten aus dem Weltkriege, der in letzter Stunde das Steuerruder<br />

des Staates herumwarf und unser Vaterland vor dem sichern Untergang bewahrte, als er am 9.<br />

November des Jahres 1923 seinen Worten <strong>die</strong> Tat folgen ließ und mit blutigen Opfern den Grundstein<br />

legte <strong>zu</strong> einem neuen Deutschland der Ehre, Freiheit und Gleichberechtigung.<br />

Nachdem das Lied vom guten Kameraden von allen Anwesenden stehend gesungen wurde, trug ein<br />

Schulmädchen das Lied „In München sind viele gefallen“ vor. Der Lehrer griff dann <strong>zu</strong>rück auf das<br />

Opfer der zwei Millionen Männer im Weltkriege, <strong>die</strong> ihr Herzblut <strong>für</strong> uns dahingegeben haben, und<br />

aller derer, <strong>die</strong> als Freiheitskämpfer ihr Leben <strong>für</strong> den Wiederaufstieg des Vaterlandes <strong>zu</strong>m Opfer<br />

brachten, wie Schlageter, Horst Wessel, des Oberleutnants z. den Carl-Hans Lody, der 1914 im<br />

Londoner Tower erschossen wurde, in würdiger Form durch Erheben von den Sitzen gedacht.<br />

Von einem Schulkinde wurde das Gedicht „Wie <strong>die</strong> Väter einst gestritten“ (von Wildenbruch)<br />

gesprochen. Ein kurzer Nachruf an <strong>die</strong> Jugend endete mit den Worten: „Vergiß, mein Volk, <strong>die</strong> teuren<br />

Toten nicht, <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Heimat starben“. Zum Schluß sprach ein Schüler das Gedicht: „Geduld! Ich<br />

kenne meines Volkes Mark“. Darauf folgte das Horst-Wessel-Lied und das Treue-Gelöbnis <strong>zu</strong> unserm<br />

Führer. Mit dem Deutschlandlied wurde <strong>die</strong> Gedenkfeier geschlossen.<br />

Die Weihnachtsferien dauerten vom 20. Dezember 1934 bis <strong>zu</strong>m 4. Januar 1935. Am heiligen Abend<br />

fand in der <strong>Schule</strong> <strong>die</strong> übliche Weihnachtsfeier <strong>für</strong> Kinder und Erwachsene beim Lichterglanz des<br />

Christbaumes unter reger Beteiligung der Gemeinde statt.<br />

1935<br />

Der 15. Januar 1935 war ein schulfreier Tag: Aus Anlaß des glänzenden Sieges der Saarabstimmung<br />

fand eine Schulfeier statt. Am 18.Januar wurde der Gründung des deutschen Kaiserreiches gedacht<br />

und am 30.Januar wurde der Geburtstag des Dritten Reiches in der <strong>Schule</strong> gefeiert.<br />

Am Freitag, den 25. Januar 1935, abends 10 1/2 Uhr starb ein Mitglied unserer Gemeinde, der<br />

Gastwirt und Jagdpächter Heinrich Fricke im 63.Lebensjahr nach kurzem, schmerzlichem<br />

Krankenlager. Er wurde am Dienstag, den 29. Januar, nachmittags l Uhr, auf dem hiesigen Friedhof<br />

<strong>zu</strong>r letzten Ruhe bestattet.<br />

(Anm.: Von Februar 1935 bis Juli 1941 sind keine Eintragungen vorhanden.)<br />

pm....04/2002 42


1941<br />

<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Am 1. August 1941 wurde Lehrer Brunkenach der mehrklassigen Volksschule Wolfsburg versetzt. Mit<br />

dem gleichen Tage übernahm Lehrer Schweimler <strong>die</strong> Lehrerstelle der hiesigen Volksschule. Da auf<br />

Anordnung der Staatsregierung <strong>die</strong> Neuaufnahme <strong>für</strong> <strong>die</strong>ses Jahr <strong>zu</strong>erst nach den Sommerferien <strong>zu</strong><br />

erfolgen hatte, wurden mit dem Unterrichtsbeginn fünf Knaben und ein Mädchen neu aufgenommen,<br />

so daß <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> 1941/42 von 25 Schülern besucht wurde.<br />

Da <strong>die</strong> beiden Lehrer in <strong>Grußendorf</strong> <strong>zu</strong>r Wehrmacht einberufen wurden, mußte der hiesige Lehrer vom<br />

1. November 1941 an den gesamten Unterricht der Nachbarschule mit übernehmen. Nach<br />

Besprechung mit Herrn Schulrat Baumgarten wurde der Schulbetrieb geregelt, daß <strong>die</strong> Schüler vom 3.<br />

bis 8. Schuljahr von hier jeden Tag nach <strong>Grußendorf</strong> gingen, während <strong>die</strong> Kleinen des l. und 2.<br />

Schuljahrs hier wöchentlich sechs Stunden unterrichtet wurden.<br />

Die Eltern waren mit <strong>die</strong>ser Regelung nicht einverstanden, begründeten ihre Ablehnung mit dem<br />

weiten Schulweg, der besonders <strong>zu</strong>r Winterszeit mit den <strong>zu</strong> erwartenden Schneeschanzen, dem<br />

folgenden Schneewasser usw. <strong>zu</strong> schlecht sei, und schickten <strong>die</strong> Kinder nicht nach <strong>Grußendorf</strong>.<br />

Erst auf <strong>die</strong> ernsten Vorstellungen der Schulaufsichtsbehörde geben <strong>die</strong> Eltern nach etwa drei Wochen<br />

nach, der Unterricht konnte nun geordnet durchgeführt werden, <strong>die</strong> Schulkinder hatten sich bald an<br />

den längeren Schulweg gewöhnt. Für den Lehrer war es bestimmt keine leichte Aufgabe, <strong>die</strong> etwa 100<br />

Schulkinder gleichzeitig <strong>zu</strong> unterrichten, da<strong>zu</strong> kam noch der Unterricht an der ländlichen Berufsschule<br />

mit zehn Stunden wöchentlich.<br />

Im Winter 1942 veranstalteten <strong>die</strong> beiden <strong>Schule</strong>n gemeinsam im Saale des Gastwirts Kröger einen<br />

Musikabend, der <strong>zu</strong> einem guten Erfolg wurde. Eine kleine Kapelle, der Lehrer selbst spielte <strong>die</strong><br />

Geige, brachte kleinere Musikstücke <strong>zu</strong> Gehör, der etwa 60 Kinder zählende Schülerchor erfreute <strong>die</strong><br />

zahlreich Erschienenen mit gesanglichen Darbietungen.<br />

Wegen des guten Erfolges wurde im Sommer 1943 der Unterhaltungsabend wiederholt, an dem der<br />

Sport mit Körperschule und Geräteturnen im Mittelpunkte des Dorfabends stand. Die Schwierigkeiten<br />

des gemeinsamen Unterrichts wurden im Laufe der nächsten Jahre immer größer. Die Schülerzahl der<br />

beiden <strong>Schule</strong>n (<strong>Stüde</strong> 1942/43 36 Schüler, 1943/44 28 Schulkinder), besonders in <strong>Grußendorf</strong>,<br />

wuchs stetig, <strong>die</strong> vorhandenen Bänke reichten nicht aus, so daß ein Teil der Schüler einige Zeit und<br />

abwechselnd stehen mußte und auf den Fensterbänken ihre schriftlichen Arbeiten erledigten.<br />

Auch <strong>die</strong> Instandset<strong>zu</strong>ng der reparaturbedürftigen Gegenstände der Schulklasse wurden immer<br />

schwieriger. Der Ofen rauchte im Winter sehr stark, bis eines Tages seine Tätigkeit als fraglicher<br />

Wärmespenderdurch den Einsturz des Kopfstückes ein unrühmliches Ende fand. Mehrere Bänke<br />

waren entzwei, Fensterscheiben fehlten, <strong>die</strong> Tafel war nicht <strong>zu</strong> bewegen.<br />

Die größte Schwierigkeit lag aber in der Gefahr eines eventuellen Bombenangriffs durch alliierte<br />

Geschwader, <strong>die</strong> in Richtung auf Berlin und Magdeburg usw. ihren Weg über unsere Orte nahmen.<br />

Um das Leben der Schulkinder nach Möglichkeit <strong>zu</strong> schützen, wurde nach Besprechung des Lehrers<br />

mit der Post jeder Anflug telephonisch bei Herrn Rabeier angemeldet, von dort in dankenswerter<br />

Weise der <strong>Schule</strong> sofort Nachricht gegeben, und blitzschnell verschwanden sämtliche Kinder in den in<br />

der Nähe des Schulhauses gelegenen Bunkern und Kellerräumen.<br />

pm....04/2002 43


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Lehrer Paul Schweimler mit seinen Schülern (1949 ??)<br />

Nach der Entwarnung, <strong>die</strong> oftmals stundenlang auf sich warten ließ, wurde der Unterricht fortgesetzt.<br />

Glücklicherweise wurden <strong>die</strong> beiden Orte nicht mit Bomben beworfen, und <strong>die</strong> <strong>Stüde</strong>r Schulkinder<br />

kamen auch bei Fliegerwarnungen und trotz wiederholter Luftkämpfe und Tiefflügen immer ohne<br />

Schaden nach <strong>Grußendorf</strong>.<br />

Eine starke Belastung <strong>für</strong> den Lehrer war <strong>die</strong> Erfassung von Altmaterial, das auf Erlas der Behörde <strong>für</strong><br />

Altmaterialverwertung von den Schülern gesammelt und an <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> abgegeben wurde. Die<br />

Unterbringung der gesammelten Eisenteile, Knochen, Lumpen und des Altpapiers bereitete oft große<br />

Mühe, desgleichen das Abwiegen und schließlich <strong>die</strong> Abholung.<br />

Daneben lief in den Sommermonaten <strong>die</strong> Sammlung von Heilkräutern, <strong>die</strong> im Herbst getrocknet<br />

abgegeben wurden. Die Schüler beteiligten sich rege an <strong>die</strong>sen Sammlungen, so wurden im Herbst<br />

1944 von 44 Schülern der beiden <strong>Schule</strong>n als Sommerergebnis 153,938 kg Trockengut versandt.<br />

Im September 1944 wurde <strong>die</strong> leerstehende Schulklasse der hiesigen Volksschule von holländischen<br />

Evakuierten belagert, <strong>die</strong> mit etwa 20 Personen (Erwachsenen und Kindern) ein Gemeinschaftslager<br />

einrichteten. Nachdem <strong>die</strong> Lehrersfrau mehrere Wochen in ihrer Küche <strong>für</strong> <strong>die</strong> Holländer gekocht<br />

hatte, wurde schließlich in der Klasse ein geliehener Herd aufgestellt und den Evakuierten das Kochen<br />

selbst überlassen.<br />

In der ersten Zeit schliefen sie noch auf Strohlager im Schulraume, später suchten und fanden sie bei<br />

den hiesigen Einwohnern Privatunterkünft und waren nur am Tage in der Klasse anwesend. Sie<br />

konnten sich untereinander mit Stuben- und Koch<strong>die</strong>nst schlecht vertragen und oft mußte <strong>die</strong><br />

Lehrersfrau als eingesetzte Lagerleiterin ihre Streitigkeiten schlichten.<br />

Die Schulstube hat durch das Lagerleben sehr gelitten, Bücher, obwohl verpackt, und Lehrmittel<br />

verschwanden, <strong>die</strong> Fenstervorhänge wurden zerrissen, <strong>die</strong> Wände und <strong>die</strong> hochgestellten Bänke <strong>zu</strong>m<br />

pm....04/2002 44


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Teil beschädigt. So konnte man froh sein, als <strong>die</strong> Holländer im Februar 1945 den Ort verließen und<br />

nach ihrer Heimat <strong>zu</strong>rückkehrten.<br />

Als am 19. und 27. Februar und am 28. März 1945 Flüchtlinge aus den Ostgebieten eintrafen und hier<br />

untergebracht wurden, stieg <strong>die</strong> Schülerzahl stark an.<br />

Die Gesamtzahl der Flüchtlingskinder betrug 13, und zwar acht Knaben und fünf Mädchen. Diese<br />

Kinder nahmen nun auch noch an dem gemeinsamen Unterricht in <strong>Grußendorf</strong> teil, <strong>die</strong>ser Ort hatte 36<br />

schulpflichtige Flüchtlingskinder.<br />

Nach dem Fort<strong>zu</strong>g der Niederländer wurde <strong>die</strong> hiesige Schulklasse von einer vielköpfigen<br />

Flüchtlingsfamilie belegt, da in keinem Hause <strong>für</strong> sie genügend Räume <strong>zu</strong>r Verfügung standen.<br />

Der Unterricht in <strong>Grußendorf</strong> wurde im Monat April jäh unterbrochen, da am 11. April 1945 <strong>die</strong> ersten<br />

amerikanischen Panzer durch <strong>Grußendorf</strong> in Richtung Brome fuhren. Nach der Beset<strong>zu</strong>ng des Landes<br />

durch amerikanische Truppen wurde der Unterricht an sämtlichen <strong>Schule</strong>n verboten.<br />

Das Verbot galt bis 11. Juni 1945.<br />

Von <strong>die</strong>sem Tage an wurden <strong>die</strong> <strong>Schule</strong>n wieder eröffnet, allerdings nicht <strong>für</strong> den Unterricht, der<br />

verboten blieb, sondern <strong>für</strong> einen Arbeitseinsatz der Schulkinder. Mit Spaten, Harken und Hacken<br />

ausgestattet zog <strong>die</strong> Kinderkolonne los, um Schützenlöcher <strong>zu</strong><strong>zu</strong>werfen, Straßen einigermaßen in<br />

Ordnung <strong>zu</strong> bringen, Friedhöfe von Unkräutern <strong>zu</strong> bereinigen, öffentliche Plätze <strong>zu</strong> säubern.<br />

Daneben wurden wieder Heilkräuter gesucht und auf den Kartoffelfeldern auf das eventuelle<br />

Vorhandensein von Koloradokäfern geachtet. Der Unterricht begann schließlich am 1. September<br />

1945.<br />

Wieder mußten Lehrer und Schüler von <strong>Stüde</strong> jeden Tag nach <strong>Grußendorf</strong>, da es dort noch an einem<br />

Lehrer mangelte, außerdem <strong>die</strong> hiesige Schulklasse noch von der Flüchtlingsfamilie bewohnt war.<br />

Aber auch das hörte einmal auf, als <strong>Grußendorf</strong> am 15. Dezember 1945 einen Lehrer bekam und <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Flüchtlingsfamilie eine andere Wohnung gefunden wurde.<br />

Vier Jahre hatte <strong>die</strong> Vertretung von zwei Lehrern gedauert, vier Jahre lang hatten Lehrer und Schüler<br />

von <strong>Stüde</strong> den Weg nach <strong>Grußendorf</strong> machen müssen, <strong>für</strong> den Lehrer trotz der Mehrarbeit ohne<br />

Entschädigung.<br />

Groß war daher <strong>die</strong> Freude, als der eigene Schulraum nach gründlicher Reinigung durch <strong>die</strong> Kinder<br />

wieder bezogen werden konnte. Ostern 1946 erfolgte keine Neuaufnahme, da <strong>die</strong> Neulinge bereits am<br />

1. September 1945 aufgenommen worden waren.<br />

Der Schulbeginn wurde wieder auf den ersten Tag nach den Osterferien gelegt, <strong>die</strong> Schülerzahl betrug<br />

<strong>zu</strong>nächst 43 und erhöhte sich im Laufe des Jahres auf 47 Schüler. In <strong>die</strong>sem Jahre wurden 32,5 kg<br />

getrocknete Heilkräuter von den Schulkindern fleißig gesammelt und an <strong>die</strong> Firma Carl Brandt in<br />

Hannover gesandt.<br />

Ostern 1947 wurden 2 Knaben und 2 Mädchen entlassen, 11 neu aufgenommen; mit den inzwischen<br />

<strong>zu</strong>gezogenen Schulkindern beträgt <strong>die</strong> Zahl heute, am 2. Februar, 57 Schüler.<br />

Am 24. März 1948 kamen 4 Knaben und 2 Mädchen <strong>zu</strong>r Entlassung, aufgenommen wurden am 14.<br />

April 9 Schulanfänger, so daß <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong>r Zeit von 62 Schülern (es kamen später noch zwei ältere<br />

Schulkinder hin<strong>zu</strong>) besucht wird.<br />

pm....04/2002 45


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Von Interesse dürfte <strong>die</strong> Aufteilung der Schülerzahl nach Geschlechtern und Einheimischen und<br />

Flüchtlingskindern sein:<br />

1.Schulj. 2.Schulj. 3.Schulj. 4.Schulj. 5.Schulj. 6.Schulj. 7.Schulj.<br />

Kn. Md. Kn. Md. Kn. Md. Kn. Md. Kn. Md. Kn. Md. Kn. Md.<br />

Einheimische 1 2 2 1 2 3 1 3 2 3 1 2 5 1<br />

Flüchtlingskinder 3 3 5 3 1 4 3 0 3 2 1 4 1 0<br />

Gesamtzahl 4 5 7 4 3 7 4 3 5 5 2 6 6 1<br />

Einheimische: 14 Knaben und 15 Mädchen, gesamt 29<br />

Flüchtlingskinder: 17 Knaben und 16 Mädchen, gesamt 33<br />

insgesamt 62 Schüler.<br />

Nach den Religionskenntnissen sind 23 Knaben und 27 Mädchen evangelisch, 5 Knaben und 2<br />

Mädchen katholisch und 3 Knaben und 2 Mädchen gehören der ev. Glaubensgemeinschaft Gottes an.<br />

Leider sind <strong>für</strong> <strong>die</strong> 62 Schüler nur 34 Sitzplätze vorhanden; es wäre sehr <strong>zu</strong> wünschen, wenn jetzt nach<br />

der Währungsreform Schulbänke in ausreichender Menge angeschafft würden. Im Sommer 1948<br />

bekam <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> etwa 300 Zentner Preßtorf <strong>zu</strong>gewiesen, eine Menge, <strong>die</strong> bestimmt <strong>für</strong> den Winter<br />

ausreichen wird.<br />

Wegen Geldmangel in der Gemeindekasse konnten bislang Schulbänke noch nicht beschafft werden,<br />

so daß im Winterhalbjahr Halbtagsschule eingeführt wurde. Die Schüler der Mittel- und Oberstufe<br />

erhalten vormittags Unterricht in 21 (<strong>für</strong> <strong>die</strong> Mädchen durch den Handarbeitsunterricht 2 Stunden<br />

mehr) Stunden wöchentlich, <strong>die</strong> Unterstufe täglich 2 Stunden.<br />

Weihnachten 1948 fand in der Klasse eine Schulweihnachtsfeier statt, <strong>die</strong> von den Eltern und<br />

sonstigen Gästen besucht wurde. Wegen der Überfülle mußte <strong>die</strong> Feier zweimal gegeben werden. Mit<br />

Gedichtvorträgen, dem Vorlesen des Evangeliums, dem Singen einiger Weihnachtslieder, der<br />

Vorführung von zwei kleinen Weihnachtsstücken wurde <strong>die</strong> Feier recht abwechselungsreich gestaltet.<br />

Der Winter war sehr milde, Schnee fiel nur selten. Am Ende des Schuljahres 1948/49 waren 58<br />

Schüler in der <strong>Schule</strong>. Zu Beginn des neuen Schuljahres 1949/50 verzog eine Schülerin nach Meine,<br />

neun Schüler wurden neu aufgenommen, so daß <strong>zu</strong>r Zeit, 26. April 1949, 46 Schüler <strong>die</strong> <strong>Schule</strong><br />

besuchen. Am 7.Mai 1949 erhielt <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> sechs neue Bänke mit je 2 Sitzgelegenheiten.<br />

Im Laufe des Sommers erhöhte sich <strong>die</strong> Zahl der Schüler auf 67; 34 Knaben und 33 Mädchen.<br />

Bemerkenswerte Ereignisse der <strong>Schule</strong> sind in <strong>die</strong>ser Zeit nicht <strong>zu</strong> verzeichnen. Mit dem<br />

Winterhalbjahr 1949/50 konnte wieder ein ungeteilter Unterricht eingeführt werden, da Schulbänke<br />

ausreichend <strong>zu</strong>r Verfügung stehen. Nur Sport, Handarbeit und katholischer Religionsunterricht wurden<br />

auf <strong>die</strong> Nachmittagsstunden verlegt. Die Oberstufe hat dadurch wieder 28 Unterrichtsstunden<br />

wöchentlich, ein Gewinn von 7 Stunden gegenüber dem Sommerstundenplan.<br />

Eine Singgruppe der <strong>Schule</strong> beteiligte sich am Sonntag, den 27. November 1949, an der Einweihung<br />

des Ehrenmales auf dem Friedhofe. Auf Beschluß des Gemeinderates, unterstützt durch eine sehr<br />

großzügige Geldsammlung in der Gemeinde, und durch einen namhaften Betrag aus der<br />

Gemeindekasse, wurde <strong>für</strong> den Preis von rund 2.000 DM <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gefallenen der Gemeinde des l. und<br />

2. Weltkrieges ein Ehrenmal auf dem Friedhof errichtet und am 27.November 1949 feierlich<br />

eingeweiht.<br />

Die Gedenkrede hielt Herr Pastor Gronel - Gifhorn, musikalische Darbietungen brachte der<br />

Posaunenchor Ehra, der sich <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt hatte. Nach dem gesanglichen Vortrag durch den<br />

pm....04/2002 46


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Schulsingchor und nach der Verlesung der Namen der Gefallenen durch den Bürgermeister wurden<br />

von den Angehörigen am Ehrenmal Kränze niedergelegt.<br />

Zu Weihnachten fand wieder eine Schulweihnachtsfeier statt, <strong>die</strong> sehr gut besucht und wegen<br />

Überfüllung der Klasse am l. Festtage wiederholt wurde. Weihnachtsspiele, Lieder und Musikvorträge<br />

wechselten in bunter Folge, der Weihnachtsmann brachte manche Freuden.<br />

1950<br />

Durch den Fort<strong>zu</strong>g von drei Schulkindern wird <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong>r Zeit(16.Januar) von 64 (33 Knaben und<br />

31 Mädchen) besucht.<br />

Am 3. Februar 1950 wurde <strong>die</strong> <strong>Stüde</strong> Jagd auf neun Jahre neu verpachtet. Viele Schaulustige<br />

versammelten sich in der Fricke'schen Gastwirtschaft, der Gemeindeplatz war <strong>zu</strong> einem großen<br />

Autopark geworden. Der frühere Pachtzins in Höhe von 350,- jährlich wurde bald überboten, das<br />

höchste Gebot erreichte den außergewöhnlichen Betrag von 1630,- DM. Den Zuschlag erhielt nach<br />

zehn Tagen nicht der Höchstbietende, da er nicht im Besitze eines Jagdscheines war und daher keine<br />

Jagdberechtigung hatte.<br />

Der nächstfolgende Bieter - Herr Liedke in Platendorf - wurde mit der Pachtsumme von l 590,- DM<br />

endgültig Jagdpächter. Der sehr hohe Pachtbetrag erregte über <strong>die</strong> Grenzen des ganzen Kreises hinaus<br />

großes Aufsehen.<br />

Auf Drängen der Kreisverwaltung wurde am 10.März 1950 in <strong>Stüde</strong> eine freiwillige Feuerwehr<br />

gegründet. Vertreter der Kreisfeuerwehrleitung wiesen in eindringlichen Vorträgen anläßlich der<br />

Versammlung in der Gastwirtschaft auf <strong>die</strong> notwendige Gründung hin. Von den Anwesenden<br />

meldeten sich 17 Personen <strong>zu</strong>m Eintritt in <strong>die</strong> freiwillige Feuerwehr, Brandmeister wurde Arbeiter<br />

Walter Schulze in <strong>Stüde</strong>.<br />

Das Feuerlöschwesen steht vor sehr ernsten Problemen. Zwar wurde im Herbst 1949 dem Friedhof<br />

gegenüber ein Spritzenhaus gebaut, aber - da <strong>die</strong> Grundwasserverhältnisse hier sehr schlecht sind -<br />

fehlt es an Wasser, <strong>die</strong> bisherige Feuerlöschspritze mit Handbetrieb, jahrelang nicht gebraucht und in<br />

den letzten Jahren im Freien stehend, ist unbrauchbar geworden, Schläuche sind nicht mehr<br />

vorhanden. Ausrüstungsgegenstände <strong>für</strong> <strong>die</strong> Feuerwehrleute fehlen, <strong>die</strong> Gemeinde hat kein Geld <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Anschaffung, Zuschüsse sind in nur geringer Höhe <strong>zu</strong> erwarten. So ist <strong>die</strong> freiwillige Feuerwehr<br />

<strong>zu</strong>r Zeit in keiner Weise einsatzfähig.<br />

Im Monat März wurde der Schützenverein mit dem Ziele der Pflege der Volksgemeinschaft neu<br />

gegründet, Vorsitzender wurde Herr Otto Prilop in <strong>Stüde</strong>.<br />

Am 8.März 1950 wurde ein gemischter Chor ins Leben gerufen. Vorsitz und Chorleitung übernahm<br />

Lehrer Schweimler. Der gemischte Chor hat es sich <strong>zu</strong>r Aufgabe gesetzt, im Sinne der Dorfkultur das<br />

deutsche Volksliedergut und Laienspiele <strong>zu</strong> pflegen. Mit dem Eintritt von etwa 30 Mitgliedern nahm<br />

der gemischte Chor einen erfreulichen Anfang.<br />

In der <strong>Schule</strong> wurden am 7., 10., 21. und 24. März 1950 Tuberkulose-Schutzimpfungen durchgeführt.<br />

Nach der Moroprobe wurden <strong>die</strong> moropositiven Kinder von der weiteren Impfung <strong>zu</strong>rückgestellt; nach<br />

der Mantrugprobe wurden einige Tage später <strong>die</strong> negativ reagierenden Schüler - von 64 Schulkindern<br />

waren es 23 - erneut geimpft und erhielten <strong>die</strong> abschließende BCG-Schutzimpfung.<br />

Ostern 1950 wurden 7 Schüler entlassen und zwei Anfänger aufgenommen, am 12. April verließen<br />

drei Kinder <strong>die</strong> <strong>Schule</strong>, um mit ihren Eltern nach Kanada aus<strong>zu</strong>wandern. Durch den Zu<strong>zu</strong>g von zwei<br />

Schülern beträgt <strong>die</strong> jetzige Schülerzahl 58.<br />

pm....04/2002 47


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Anfang Juni 1950 brannte im <strong>Stüde</strong>r Torfwerk aus bisher noch nicht geklärten Gründen <strong>die</strong><br />

Brikettierungsanlage, wodurch <strong>die</strong> gesamte Produktionsanlagen mit einem Gesamtschaden von 45.000<br />

DM vollständig vernichtet wurde.<br />

Im Sommer 1950 mußten im Schulhause dringende Reparaturarbeiten ausgeführt werden. Sämtliche<br />

Fenster erhielten einen neuen Anstrich, ein neuer Zementsockel rings um das Schulhaus löste den<br />

alten, zerbröckelten Sockel ab, schadhafte Stellen am Dach und an den Dachrinnen wurden erneuert<br />

und ausgebessert.<br />

August 1950 unternahm <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> in Begleitung vieler Eltern in einem Omnibus mit Anhänger einen<br />

Ausflug nach dem Harz. Hier sahen <strong>die</strong> Kinder <strong>die</strong> Städte Harzburg und Goslar mit ihren<br />

Sehenswürdigkeiten und das Okertal.<br />

Weihnachten 1950 feierten <strong>die</strong> Schulkinder wieder ihr Schulweihnachtsfest. Bei gutem Besuche der<br />

Eltern und Schulfreunde im Saale des Gastwirts Heinrich Fricke boten <strong>die</strong> Schüler mit Aufführungen<br />

von Weihnachtsfestspielen, Liedervorträgen und sonstigen Darbietungen ein reichhaltiges Programm.<br />

Selbstverständlich fehlte auch der Weihnachtsmann nicht, der allen Kindern eine kleine Gabe brachte.<br />

1951<br />

Durch den Zu<strong>zu</strong>g von mehreren Familien, <strong>die</strong> bei den Torfwerken Arbeit und Unterkunft suchten und<br />

fanden, stieg <strong>die</strong> Schülerzahl im Jahre 1951 auf 77 an. Der bereits genehmigte Stundenplan mußte<br />

daraufhin wesentlich geändert werden, in 42 Kurzstunden wöchentlich erhielten <strong>die</strong> Schüler des l. bis<br />

4.Schuljahres 20, <strong>die</strong> des 5. bis 8. Schuljahres 24 Stunden Unterricht.<br />

Im Sommer 1951 unternahm <strong>die</strong> Oberstufe reut der Teilnahme vieler Eltern einen Ausflug nach der<br />

Ostsee. Mit dem Bus ging es <strong>zu</strong>nächst bis Lübeck, weiter mit dem Dampfer nach Travemünde, eine<br />

längere Fußwanderung an der Küste schloß sich an, Rückfahrt über Hamburg - <strong>für</strong> alle Mitfahrenden<br />

ein unvergeßliches Erlebnis.<br />

Zur Schulweihnachtsfeier wurde ein großes Weihnachtsstück mit etwa 45 Mitwirkenden bei großer<br />

Ausstaltung mit Musik, Gesang und Tanz aufgeführt. Wiederum erschien <strong>zu</strong>m Schluß der Feier der<br />

Weihnachtsmann mit vielen kleinen Gaben.<br />

1952<br />

Zu Beginn des Schuljahres 1952/53 betrug <strong>die</strong> Schülerzahl 64, davon sind 25 Schüler einheimisch, 39<br />

sind Flüchtlinge.<br />

In den Sommerferien wurden mehrere größere Erneuerungsarbeiten durchgeführt:<br />

Der Sockel an der Nord- und Ostseite wurde durch Klinkersteine von dem hiesigen Bauunternehmer<br />

Heinrich Lüer erneuert, das Schulzimmer mit Fenster und Türen neu gestrichen, <strong>die</strong> Türnische einer<br />

gründlichen Reparatur unterzogen, das Wohnzimmer in der Lehrer<strong>die</strong>nstwohnung gestrichen bzw.<br />

tapeziert.<br />

Wegen der epidemischen Kinderlähmung, <strong>die</strong> in <strong>die</strong>sem Jahre in mehreren deutschen Bundesländern<br />

stark auftrat, mußten auch in der hiesigen <strong>Schule</strong> auf Anordnung des staatlichen Gesundheitsamtes<br />

wegen des einen Krankheitsfalles in <strong>Stüde</strong> <strong>zu</strong>r Bekämpfung der Weiterverbreitung besondere<br />

Maßnahmen (tägliches Chlorkalkstreuen in den Aborten, Desinfektion des Waschwassers, Mibringen<br />

von Handtüchern, tägliches Reinigen der Aborte mit Desinfektionsmitteln) durchgeführt werden.<br />

Am 6. Dezember 1952 beging <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> eine besondere Schulfeier <strong>zu</strong>m Nationalen Gedenktag des<br />

deutschen Volkes. Im Mittelpunkt der Feier stand eine Ansprache des Lehrers, umrahmt von Lieder-<br />

und Gedichtvorträgen.<br />

pm....04/2002 48


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Nach wochenlangen Vorbereitungen im Einüben der zwei Theaterstücke und der Beschaffung der<br />

Ausstattung wurde <strong>die</strong> Schulweihnachtsfeier wieder <strong>zu</strong> einem großen Erfolg. Trotz des überaus<br />

schlechten Wetters waren etwa 250 Personen <strong>zu</strong> der Feier erschienen.<br />

1953<br />

Wege des gehäuften Auftretens von Grippeerkrankungen in der hiesigen <strong>Schule</strong> - am 14. Februar 1953<br />

fehlten von 59 Schulkindern 22 Schüler/innen, sämtlich an Grippe erkrankt - wurde am 20. Februar<br />

auf Grund des Gesetzes <strong>zu</strong>r Verhütung einer Weiterverbreitung übertragbarer Krankheiten vom<br />

1.6.1900 in Verbindung mit dem Schulseuchenerlaß vom 30.4.1942 <strong>die</strong> sofortige Schließung der<br />

<strong>Schule</strong> bis einschließlich 26. Februar 1953 vom Staatlichen Gesundheitsamt des Landkreises Gifhorn<br />

in Gifhorn angeordnet.<br />

Im Frühjahr 1953 hatten der Gemeinderat und der Schulvorstand beschlossen, aus folgenden Gründen<br />

im Schulhause eine neue Grundwasserversorgung an<strong>zu</strong>legen:<br />

l. Die bisherige Wasserversorgung wird durch eine einfache Handpumpe getätigt, <strong>die</strong> durch den<br />

jahrelangen Gebrauch sich völlig abgenutzt hat und trotz wiederholter Reparaturen mit sehr hohen<br />

Kosten kein einwandfreies Wasser gibt. Eine Neuanlage mit Bohrung und neuer Pumpe ist daher<br />

unbedingt notwendig.<br />

2. Für <strong>die</strong> Schulkinder fehlen bisher Wasch- und Trinkgelegenheiten. Die Benut<strong>zu</strong>ng eines<br />

gewöhnlichen Eimers <strong>für</strong> Trinkwasser ist hygienisch nicht <strong>zu</strong> vertreten und sehr primitiv. Es wird<br />

daher erstrebt, mit der Neuanlage der Pumpe sogleich auf dem Schülerflur Waschgelegenheiten und<br />

Trinksprudel an<strong>zu</strong>legen wie sie der neuzeitlichen Richtung entsprechen. Ebenfalls sollen in der<br />

Lehrer<strong>die</strong>nstwohnung zwei neue Zapfstellen angelegt werden.<br />

In den Monaten Juli bis September 1953 wurde <strong>die</strong> neue Grundwasserversorgung in Gesamthöhe von<br />

rund 4.500,- DM angelegt. Brunnenbauer Heinrichs aus Abbesbüttel übernahm <strong>die</strong> Bohrung eines<br />

Brunnens. Die Untersuchung des Wassers in Braunschweig ergab, daß das Wasser zwar sehr<br />

eisenhaltig aber doch trinkbar sei.<br />

Die sanitären Einrichtungen führte Herr Kuznick aus Barwedel aus. Der Schülerflur erhielt eine<br />

Waschgelegenheit und einen Trinksprudel, im Keller wurden eine Kreiselpumpe und ein Druckkessel<br />

aufgestellt, in der Küche der Dienstwohnung wurden ein Waschtisch und ein Spülbecken angelegt, in<br />

<strong>die</strong> Waschküche kam eine Zapfstelle.<br />

Die elektrische Anlage lag in Händen des Elektromeisters Busse in Gifhorn, <strong>die</strong> Abwasserungsanlagen<br />

mit Dreikammersystem und Sickerschacht führte Herr Bauunternehmer Heinrich Lüer in <strong>Stüde</strong> aus.<br />

Am 27. September 1953 wurde <strong>die</strong> gesamte Grundwasserversorgung vom Gemeinderat und<br />

Schulvorstand abgenommen. Bei der Anlage sind dann noch folgende Punkte berücksichtigt worden:<br />

Es soll in den nächsten Jahren versucht werden, einen Baderaum mit Brausen und Badewannen<br />

ein<strong>zu</strong>richten. In der Nähe der <strong>Schule</strong> wird eine Zisterne - 100000 Liter umfassend - gebaut, <strong>die</strong> von<br />

der Schulwasserpumpe gespeist wird. Wiederum war <strong>die</strong> Schulweihnachtsfeier 1953 im Saale der<br />

hiesigen Gastwirtschaft ein guter Erfolg. 240 Gäste erlebten bei den Theaterspielen, den Lieder- und<br />

Gedichtvorträgen zwei festliche Stunden.<br />

1954<br />

Von dem Wasserwirtschaftsamt Celle wurde mit Genehmigung des Gemeinderates an der<br />

Nordwestseite des Schulplatzes eine Bohrung durchgeführt. In dem Wasserrohr wird einmal<br />

wöchentlich der Grundwasserstand gemessen und dem Wasserwirtschaftsamt mitgeteilt.<br />

pm....04/2002 49


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Ostern 1954 wurden 3 Knaben und 5 Mädchen entlassen und l Knabe und 5 Mädchen neu<br />

aufgenommen; Schülerstand 45, davon 24 Knaben und 21 Mädchen. Durch den plötzlichen Fort<strong>zu</strong>g<br />

einer Flüchtlingsfamilie mit 3 schulpflichtigen Kindern besuchen jetzt 42 Kinder <strong>die</strong> <strong>Schule</strong>.<br />

Da <strong>die</strong> Bretter des Glockenraumes des Schulturmes morsch geworden waren, wurden sie im Juni 1954<br />

durch verzinkte Eisenbleche ersetzt, gleichzeitig wurde auch das Dach an mehreren Stellen repariert.<br />

Die Kosten betrugen 328,- DM, ausführender Handwerker: Herr Dachdeckermeister Könecke in<br />

Westerbeck. Küche und Vorderflur der Dienstwohnung hatten einen neuen Anstrich nötig. Im Juli<br />

1954 führte Malermeister A. Wittköft in Gifhorn mit 266,- DM Kosten <strong>die</strong> Arbeiten aus.<br />

Eine ungewöhnliche Trockenheit mit ganz geringen Regen- bzw. Schneefällen erstreckte sich vom<br />

Herbst des vorigen Jahres bis Juli 1954. Jetzt, da das Getreide geerntet werden soll, regnet es seit<br />

Wochen bei kühler Meeresluftströmung.<br />

Im Herbst 1954 baute Bauunternehmer Heinrich Lüer in <strong>Stüde</strong> <strong>die</strong> Zisterne <strong>für</strong> das Feuerlöschwesen;<br />

mit 4,45x9,00x2,85 m und dreißig Zentimeter dicken Betonwänden ist sie 114,1425 Kubikmeter groß<br />

und faßt demnach 114.000 Liter Wasser, das von der Schulwasserpumpe durch eine Rohrleitung durch<br />

den Schulgarten <strong>zu</strong>geführt wird.<br />

Bei der Schulweihnachtsfeier im Saale des Gastwirts Heinrich Fricke waren rund 250 Besucher trotz<br />

des sehr schlechten Wetters anwesend. Das reichhaltige Programm bot mit einem größeren<br />

Weihnachtsspiel, Gedichtvorträgen und Liedern besinnliche Stunden.<br />

1955<br />

Im Februar 1955 erkrankten 45% sämtlicher Schulkinder an Grippe. Auf Grund des Gesetzes <strong>zu</strong>r<br />

Verhütung einer Weiterverbreitung übertragbarer Krankheiten wurde auf Anordnung des Staatlichen<br />

Gesundheitsamtes des Landkreises Gifhorn in Gifhorn <strong>die</strong> sofortige Schließeung der Volksschule vom<br />

23.Februar bis einschließlich 1.März angeordnet.<br />

Die Zahnuntersuchung an der hiesigen Volksschule am 4. März 1955 durch einen Zahnarzt in Gifhorn<br />

stellte fest, daß von 40 Schulkindern nur 10 % gesunde Zähne haben, bei 30 Kindern ist eine<br />

Zahnbehandlung dringend notwendig. Am 18. März 1955 wurden acht Schüler/innen nach beendigter<br />

Schulpflicht entlassen.<br />

Nachdem das Wetter noch Weihnachten des vorigen Jahres sehr milde war, setzte am 1. Januar der<br />

Winter schlagartig mit Schnee und Kälte ein. Nachtfröste bis 15° waren nicht selten; heute, am 18.<br />

März 1955, schneit es bei 5° Kälte in dicker Flocken.<br />

Das neue Schuljahr 1955/56 begann am Freitag, den 15. April 1955. Eingeschult wurden vier Knaben<br />

und drei Mädcheni Schülerzahl 39, davon 19 Knaben und 20 Mädchen.<br />

Das Feuerlöschwesen in <strong>Stüde</strong> wird vom Gemeinderat sehr gefördert. Rund 60 Männer ließen sich bei<br />

der Feuerwehr als Mitglieder eintragen, davon stehen 18 aktiv <strong>für</strong> den Einsatz bereit. Uniformen und<br />

Ausrüstungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Aktiven wurden von der Gemeinde bezahlt. Am 1. Mai 1955 erfolgte <strong>die</strong><br />

Übergabe der neuen Motorspritze an <strong>die</strong> Feuerwehr, <strong>die</strong> nun dabei ist, ihre Mitglieder gründlich<br />

aus<strong>zu</strong>bilden. Die Gesamtkosten <strong>für</strong> das Feuerlöschwesen einschließlich Bau der Zisterne im vorigen<br />

Jahr betragen rund 18.000,- DM. Die <strong>zu</strong>ständige Kreisverwaltung gab hier<strong>zu</strong> einen Zuschuß von<br />

5.000,- DM.<br />

In den Sommerferien 1955 erhielten <strong>die</strong> Bänke, Schränke und <strong>die</strong> beiden Tafeln der Schulklasse einen<br />

neuen Anstrich. Die Malerarbeiten, <strong>die</strong> 190,85 DM kosteten, wurden von dem Malermeister Witthöft<br />

in Gifhorn ausgeführt, der <strong>zu</strong> gleicher Zeit <strong>die</strong> Malerarbeiten im Schlafzimmer der<br />

Lehrer<strong>die</strong>nstwohnung mit einem Kostenpunkt von 182,- DM ausführte.<br />

pm....04/2002 50


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Das links von der Haustür liegende Wohnzimmer der Dienstwohnung erhielt im Herbste auf Antrag<br />

des Stelleninhabers einen neuen Kachelheißluftofen im Werte von 380,- DM, da der bisherige Ofen<br />

nicht <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erwärmung des Zimmers ausreichte. Die im l. Stock gelegene Schlafkammer, <strong>die</strong> <strong>zu</strong>r Zeit<br />

noch immer von einer evakuierten Familie als Untermieter bewohnt wird - schon seit zehn Jahren –<br />

bekam ein neues Fenster mit Rahmen.<br />

Ein <strong>für</strong> <strong>Stüde</strong> sehr bedeutungsvolles und wichtiges Ereignis war im Sommer der Bau einer neuen<br />

Straße, <strong>die</strong> in <strong>Stüde</strong> beginnend durch den Ort Weißes Moor führt und in Knesebeck mit 14,630 km<br />

Länge endet. Die Straße wurde hier als Umgehungsstraße nördlich des Ortes gebaut mit einem<br />

Kostenaufwand von rund 900.000 DM. Die Bedeutung <strong>die</strong>ser Straße <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erschließung der<br />

Landschaft und der Wirtschaft und als Nord-Süd-Verbindung wurde am Dienstag, den 27. September<br />

1955, anläßlich der Einweihungsfestlichkeit, <strong>zu</strong> der auch der Schulleiter eingeladen war, eingehend<br />

gewürdigt.<br />

Das Festessen im Saale der Gastwirtschaft Fricke, an dem etwa 80 Personen teilnahmen, unter<br />

anderem <strong>die</strong> Herren Landrat Heise, Oberkreisdirektor Dr. Ackmann, Baurat Klane vom<br />

Straßenbauamt Celle, Rechtsrat Röthke, Baurat Drews, Bürgermeister der benachbarten Gemeinden<br />

und Ratsherren und Kreistagsabgeordnete, wurde von den beteiligten Baufirmen und einigen<br />

Torfwerken mit etwa l.000,- DM finanziert. An dem festlichen Tanzabned mit freien Getränken<br />

beteiligte sich fast <strong>die</strong> ganze Gemeinde.<br />

Am Mittwoch, dem 14. Dezember, unternahm <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> mit einigen Eltern einen Ausflug nach<br />

Braunschweig, um <strong>die</strong> alten Sehenswürdigkeiten der Stadt <strong>zu</strong> besichtigen, Weihnachtsausstellungen <strong>zu</strong><br />

besuchen und im Staatstheater ein Märchenweihnachtsspiel <strong>zu</strong> erleben.<br />

Wie bisher wurde auch in <strong>die</strong>sem Jahre im Saale der hiesigen Gastwirtschaft eine<br />

Schulweihnachtsfeier abgehalten, <strong>die</strong> mit einem Krippenspiel, einem Märchenspiel, Gedichtvorträgen<br />

und bei Mitwirkung des hiesigen gemischten Chores eine echte Weihnachtsstimmung schuf.<br />

1956<br />

Es sah zwar <strong>zu</strong>erst so aus, als sollte es keinen Winter mit Schnee und Kälte geben. Aber in der zweiten<br />

Hälfte des Monats Januar 1956 brachten kalte Ostwinde starke Kältewellen. Die Quecksilbersäule im<br />

Thermometer sank in der Nacht vom 31.Januar auf den 1.Februar auf 25 Grad Kälte. Wochenlang<br />

meldete der Rundfung starken und strengen Frost; 15° bis 28° Kälte bei oftmals kalten Ostwinden<br />

verzeichnete der Wetterfunk. Die auswärtigen Schulkinder fehlten oftmals in der <strong>Schule</strong>, der<br />

Unterricht konnte nur wiederholend sein. Seit dem 27. Februar ist nun leichtes Tauwetter eingetreten.<br />

Am Mittwoch, den 15. Februar 1956, wurde im Knesebecker Wald - <strong>Stüde</strong>r Forst genannt - von einem<br />

Landwirt in Boitzenhagen ein Wolf anläßlich einer Treibjagd geschossen. Seine Maße: 82 Pfund<br />

schwer, 1,74 m lang und 0.80 m hoch. Der Wolf, der schon seit Wochen beobachtet wurde, zahlreiche<br />

Rehe gerissen hatte, soll im Kreisheimatmuseum in Gifhorn ausgestellt werden.<br />

Bei der zahnärztlichen Untersuchung am 28. Februar 1956 wurde festgestellt, daß von 34 anwesenden<br />

Schulkindern sieben ganz gesunde Zähne hatten, und zwar 3 von Natur aus gesunde, 4 nach<br />

zahnärztlicher Behandlung; 21 Kinder hatten l bis 3 schlechte, 6 mehr als drei kranke Zähne.<br />

Sieben Entlaßschüler verließen am 27. März - vorzeitig entlassen am 17. März – <strong>die</strong> <strong>Schule</strong>.<br />

Aufgenommen wurden sieben neue Schüler, so daß von Ostern 1956 an 34 Schüler/innnen <strong>die</strong><br />

Volksschule besuchen.<br />

Das seltene Fest der Diamantenen- Hochzeit feierten am 14. Juli 1956 das Ehepaar Otto und Johanne<br />

Deierling beide trotz des hohen Alters körperlich und geistig noch sehr rege. Zu den ersten<br />

pm....04/2002 51


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Gratulanten gehörten <strong>die</strong> Schulkinder mit einem Fruchtkorbgeschenk, mit dem Singen einiger<br />

Gesänge, dem Aufsagen von Gedichten und Reigendarbietungen.<br />

Weitere Ehrungen wurden dem Jubelpaar im Laufe des Tages durch Überbringung von<br />

Glückwünschen und Geschenken von einem Beauftragten des Herrn Regierungspräsidenten in<br />

Lüneburg, einem Vertreter der Kreisverwaltung, von dem Bürgermeister der hiesigen Gemeinde, einer<br />

Abordnung des Schützenvereins und dem gesamten Gemischten Chor <strong>Stüde</strong> <strong>zu</strong>teil.<br />

Ein orkanartiger Weststurm, der am Sonnabend, den 25. August 1956, vielfach in Verbindung mit<br />

Hagel und Regenböen, mit einer Geschwindigkeit mit bis <strong>zu</strong> 120 km je Stunde über West- Nord- und<br />

Mitteldeutschland tobte, richtete auch in <strong>Stüde</strong> erheblichen Schaden an. Bäume entwurzelten - auf der<br />

l 1/2 km langen Straße zwischen <strong>Stüde</strong> und <strong>Grußendorf</strong> wurden 22 umgewehte Birken gezählt,<br />

Leitungsmasten knickten um, unreifes Obst lag in großen Mengen unter den Bäumen. So war z.B. <strong>die</strong><br />

gesamte Obsternte im Schulgarten vernichtet, etwa 4 Zentner Fallobst bedeckten den Boden. Die<br />

Meteorologen führen den verheerenden Orkan auf den Zusammenstoß von Kalt- und Warmluft mit<br />

einem Temperaturunterschied von rund 20 Grad <strong>zu</strong>rück.<br />

Die <strong>Schule</strong> unternahm am Mittwoch, den 5. September, einen Ausflug nach Hannover, an dem sich 22<br />

Schulkinder und 18 Mütter beteiligten. Nach der eingehenden Besichtigung im Zoo, einer<br />

Motorbootsfahrt auf dem Maschsee, einem stundenlangen Rundgang durch <strong>die</strong> herrlichen Parkanlagen<br />

in Herrenhausen bot das Leben und Treiben auf dem Flughafen ein interessantes Erlebnis.<br />

Bei den Bundesjugendspielen, <strong>die</strong> am 6. September innerhalb der Kampfgemeinschaft <strong>Grußendorf</strong> -<br />

<strong>Stüde</strong> in <strong>Grußendorf</strong> ausgetragen wurden, konnten 50 % der hiesigen Schulkinder als Sieger im<br />

Dreikampf geehrt werden.<br />

Bei der <strong>die</strong>sjährigen schulzahnärztlichen Untersuchung wurde von dem Zahnarzt Dr. Cohnert -<br />

Gifhorn ein wesentlich besserer Zustand der Zähne gegenüber dem Vorjahre festgestellt. Für jedes<br />

Schulkind wurde bei der Untersuchung am 17. Oktober 1956 ein Zahnpaß geschrieben - <strong>zu</strong>geschickt<br />

vom Staatlichen Gesundheitsamt in Gifhorn -, der in den folgenden Jahren den Zahnbefund<br />

aufzeichnet. Außerdem wird noch eine Klassenliste <strong>für</strong> <strong>die</strong> Jugendzahnpflege geführt.<br />

Mit 31 Erwachsenen - <strong>zu</strong>m größten Teil Eltern schulpflichtiger Kinder - und 27 Schulkindern<br />

unternahm <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> am 14.Dezember eine Busfahrt nach Braunschweig <strong>zu</strong>m Besuch einiger<br />

Weihnachtsausstellungen und des Staatstheaters, das mit der Vorführung des Märchenspieles »Frau<br />

Holle „ allen Besuchern ein sehr erfreuliches Erlebnis schuf.<br />

Die Schulweihnachtsfeier am Sonntag, den 23.Dezember 1956, brachte mit der Aufführung des<br />

Weihnachtsmärchenspieles „Die Zwergenpost kommt“, mit den gesanglichen Darbietungen und dem<br />

Auftreten des Weihnachtsmannes einen vollen Erfolg. Etwa 300 Personen ließen sich von den<br />

Schulkindern in eine echte vorweihnachtliche Stimmung einführen.<br />

1957<br />

Ostern 1957 wurden acht Schüler/innen nach vollendeter Schulpflicht entlassen und mit dem<br />

Schulbeginn fünf Anfänger aufgenommen. Die Schülerzahl beträgt <strong>zu</strong>r Zeit 31, davon gehören sieben<br />

dem 5. bis 8.Schuljahr an und 24 Kinder der Grundschule.<br />

Ostern 1957 erschienen <strong>die</strong> neuen Richtlinien des Niedersächsichen Kultusministeriums <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Volksschulen des Landes Niedersachsen, <strong>die</strong> eine wesentliche Umstellung des Stundenplanes und eine<br />

besondere Erneuerung der Unterrichtsgebiete <strong>zu</strong>r Folge hatten.<br />

pm....04/2002 52


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Der Sommer brachte uns bis Mitte Juli eine starke Hitzewelle, <strong>die</strong> sich über ganz Europa erstreckte<br />

und einen Thermometerstand bis <strong>zu</strong> 38 Grad Celsius im Schatten erreichte. In manchen Gegenden<br />

mußte das Trinkwasser rationiert werden und war <strong>zu</strong>m Baden und Begießen und Sprengen verboten.<br />

Danach schlug das Wetter in Nässe und starke Kühle um. Im Juli erhielt der Vorgarten einen neuen<br />

Zaun, einen Waldlattenzaun <strong>zu</strong>m Preis von 6,20 DM pro Meter.<br />

Gemeinderat und Schulausschuß beschlossen in der gemeinsamen Sit<strong>zu</strong>ng am 6.Juli 1957 einstimmig<br />

<strong>die</strong> Anlage einer Zentralhei<strong>zu</strong>ng <strong>für</strong> Schulklasse und Schülerflur. Die Anlage, <strong>die</strong> etwa 3.330,- DM<br />

kosten wird, soll sofort ausgeführt werden. Sie verschob sich aber bis <strong>zu</strong>m 1.Oktober, da <strong>die</strong><br />

Lieferungszeit mehrere Wochen dauerte.<br />

Ausgehend von der Überlegung, daß der Küchenherd in der Dienstwohnung ziemlich unbrauchbar<br />

geworden war, daß <strong>die</strong> Küche während der Wintermonate stets kalt blieb, so daß <strong>die</strong> Wasserleitung<br />

nachts einfror und ein längerer Aufenthalt am Tage unmöglich war, wurde der Heizkessel, gleichzeitig<br />

als Herd gebaut, in der Küche aufgestellt.<br />

Der Schülerflur und <strong>die</strong> Schulklasse erhielten an den Außenwänden Plattenheizkörper, <strong>die</strong> wenig Platz<br />

wegnehmen und im geheizten Zustand eine schnelle und ausreichende Wärme geben. Der Heizkessel<br />

ist so groß und <strong>die</strong> Leitungsrohre sind so stark, daß je nach Bedarf weitere Plattenheizkörper<br />

angebracht werden können.<br />

Da größere Kinder der Oberstufe fehlen, wurde in <strong>die</strong>sem Jahr keine Schulweihnachtsfeier gehalten.<br />

1958<br />

Im Frühjahr 1958 erkrankten zahlreiche Schulkinder an Masern. Die Erkrankung trat nicht <strong>zu</strong> gleicher<br />

Zeit auf, so daß <strong>die</strong> Schließung der <strong>Schule</strong>, wie das an mehreren anderen Orten geschah, nicht<br />

erforderlich war; allerdings wurde der Unterricht durch das wochenlange Fehlen der Erkrankten<br />

erheblich gestört.<br />

Beim Probeunterricht im Monat Januar <strong>für</strong> <strong>die</strong> Aufnahme <strong>zu</strong>r Mittelschule in Gifhorn bestanden <strong>die</strong><br />

beiden Schüler(in) ihre Prüfung und besuchen ab Ostern <strong>die</strong> Mittelschule.<br />

Nach der verhältnismäßigen warmen Witterung im Februar wurde es und blieb es im gesamten Monat<br />

März empfindlich kalt. Der Frühlingsanfang am 21.März begann mit einem starken Schneefall.<br />

Zu Ostern 1958 wurden 2 Schüler entlassen, 4 neue aufgenommen, 2 nach der Mittelschule Gifhorn<br />

umgeschult, so daß das neue Schuljahr 1958/59 mit genau 30 Schülern beginnt.<br />

Im Monat Juli 1958 wurden <strong>die</strong> Schulklasse, <strong>die</strong> Hei<strong>zu</strong>ngskörper und sämtliche Fenster des<br />

Schulhauses von außen neu gestrichen. Zwei Schulkinder wurden nach Neubokel umgeschult, sodaß<br />

<strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong>r Zeit von 28 Schulkindern besucht wird.<br />

Am Sonnabend, dem 9. August 1958, unternahm <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> einen Ausflug nach dem Harz, an dem<br />

sich 18 Kinder und 24 Erwachsene - <strong>zu</strong>m größten Teil Eltern der Schulkinder - beteiligten. Bei<br />

schönem Wetter - eine Seltenheit bei dem <strong>die</strong>sjährigen regenreichen Sommer - brachte uns der Bus<br />

nach Goslar, wo das Kaiserhaus, der Marktplatz und <strong>die</strong> alten Festungsanlagen besichtigt wurden.<br />

Anschließend folgte von Oker aus ein Spaziergang im Okertal bis Romkerhall. Weitere Punkte des<br />

erlebnisreichen Ausflugs waren Okertalsperre, Altenau, Torf haus und Bad Harzburg mit dem Haus<br />

der Natur, dem Märchenwald und der Schwebebahn. Um 21 Uhr war <strong>Stüde</strong> wieder erreicht.<br />

Nach einem regenarmen und sehr milden Herbst, der am 11.Dezember durch einen ergiebigen<br />

Schneefall Abwechslung brachte, folgte der Winter mit einer durch- schnittlichen Wärme von plus 8<br />

Grad, so daß <strong>die</strong> Bauern bis <strong>zu</strong>m Weihnachtsfest ihre Feldarbeiten voll ausführen konnten. Mit plus 4<br />

Grad und herrlichem Sonnenwetter begann das neue Jahr 1959.<br />

pm....04/2002 53


1959<br />

<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Auch in den folgenden Monaten war das Wetter außergewöhnlich mild und trocken. Der März, der als<br />

der regenärmste Monat des Jahres einen Niederschlagsdurchschnitt von 36,1 mm hat, blieb in <strong>die</strong>sem<br />

Jahr mit 20,8 mm unter dem durchschnitt und war der trockenste März seit 1921. Die<br />

Frühjahrsbestellung konnte vier Wochen früher als sonst durchgeführt werden. Sogar mit<br />

Zuckerrüben, <strong>die</strong> im allgemeinen erst im letzten April drittel bestellt werden, sind bereits zahlreiche<br />

Schläge besetzt.<br />

In den Osterferien 1959 wurde an der Süd- und Westseite des Schulgrundstückes in 182 m Länge ein<br />

neuer doppeltverzinkter Maschendrahtzaun angebracht. Ostern 1959 wurden 3 Schüler/innen und ein<br />

Schüler <strong>für</strong> <strong>die</strong> weiterführende <strong>Schule</strong> entlassen und 8 (2 Knaben und 6 Mädchen) Schulanfänger<br />

aufgenommen, so daß <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> Beginn des Schuljahres 1959/60 von 34 Schüler(innen) besucht<br />

wird.<br />

Als dem Schulleiter mitgeteilt wurde, daß noch ein kleiner Betrag im Schulhaushaltsplan 1958/59<br />

vorhanden sei, erbat er sich <strong>die</strong> bereits vom Gemeinderat bewilligte Neuanlage von vier praktischen<br />

Lampen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Schulklasse, <strong>die</strong> dann auch noch Ende April 1959 angebracht wurden.<br />

An dem <strong>die</strong>sjährigen Schulausflug beteiligten sich außer den 27 Schulkindern noch 25 Erwachsene,<br />

<strong>zu</strong>m größten Teil Mütter der Schulkinder. Nach einem Aufenthalt in Bad Nenndorf führte <strong>die</strong> Busfahrt<br />

weiter nach Minden <strong>zu</strong>r Besteigung des Wittekindberges und <strong>zu</strong>r Besichtigung der<br />

Schachtschleusenanlagen und weiter nach dem Steinhuder Meer. Der Ausflugstag, der 9. Juli, war mit<br />

30° im Schatten ein recht heißer Sommertag.<br />

An den Bundesjugendspielen 1959, gemeinsam durchgeführt von den beiden Volksschulen<br />

<strong>Grußendorf</strong> und <strong>Stüde</strong> auf dem Sportplatz in <strong>Grußendorf</strong>, beteiligten sich von <strong>Stüde</strong> aus 8 Jungen und<br />

10 Mädchen, <strong>die</strong> wenig erfolgreich waren.<br />

<strong>Stüde</strong> feierte in <strong>die</strong>sem Jahr nach zweijähriger Pause wieder sein Kinderschützenfest am Montag, den<br />

20.Juli. Zur Ausgestaltung des Festes bei großer Beteiligung der Kinder und der Einwohner des Ortes<br />

hatte der Gemeinderat 200,- DM bewilligt. Mit mehreren Geldspenden von Schützen standen dem<br />

Leiter des Kinderschützenfestes, Lehrer Paul Schweimler, insgesamt 325,- DM <strong>für</strong> Bezahlung der<br />

Musikkapelle, <strong>für</strong> Preise und Geschenke <strong>zu</strong>r Verfügung.<br />

Infolge der großen Trockenheit und sommerlichen Hitze seit einigen Monaten, von einigen<br />

Regenfällen abgesehen, kam es im Moor <strong>zu</strong> wiederholten gewaltigen Bränden, <strong>die</strong> den Einsatz von<br />

vielen benachbarten Feuerwehren und insbesonders der <strong>Stüde</strong>r Feuerwehr unter Leitung ihres<br />

Ortsbrandmeisters Arnold Jacobs erforderten.<br />

Wochenlang brannte es, und nur dem vollsten Einsatz der Feuerwehrmänner ist es <strong>zu</strong> verdanken, daß<br />

sich das Feuer nicht weiter ausbreitete. Am 20. Juli wurde <strong>zu</strong>sätzlich noch eine Abteilung der<br />

Bundeswehr eingesetzt. Viele Wiesen sahen wegen der Trockenheit braun aus, der Getreideertrag ist<br />

nur gering. Mit Sorgen denken <strong>die</strong> Bauern an <strong>die</strong> Winterfütterung <strong>für</strong> ihr Vieh.<br />

Nach fünfwöchiger Sommerferienpause begann der Unterricht wieder am 20.August. Am 27.<br />

September 1959 beschloß der Schulvorstand auf Vorschlag des Schulleiters und mit Genehmigung des<br />

Gemeinderates den hinter der Schulklasse liegenden Raum, der ursprünglich <strong>zu</strong>r Klasse gehörte und<br />

bei der früheren geringen Schülerzahl vor vielen Jahren dem damaligen Dienstwohnungsinhaber<br />

einstweilig als Schlafzimmer überlassen worden war, wieder mit der Schulklasse <strong>zu</strong> vereinen und ihn<br />

als Lehrmittel- und Gruppenraum ein<strong>zu</strong>richten. Dieser bedeutungsvolle Beschluß war dringend<br />

notwendig geworden, da das Lehrmittelmaterial nicht mehr geordnet und sachgemäß in der<br />

Schulklasse untergebracht werden konnte und <strong>die</strong> Übersicht fehlte. Außerdem war mit dem Zimmer<br />

<strong>die</strong> Frage des Gruppenraumes gelöst.<br />

pm....04/2002 54


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Sogleich begannen <strong>die</strong> Instandset<strong>zu</strong>ngsarbeiten. Eine Schiebetür zwischen Schulklasse und<br />

Lehrmittelzimmer wurde angebracht und <strong>die</strong> frühere Türöffnung nach der Dienstwohnung als<br />

Bücherschrank ausgebaut. Nach Fertigstellung konnte bereits am 12.Oktober der Raum als<br />

Lehrmittelzimmer und als Gruppenraum eingerichtet und in Benut<strong>zu</strong>ng genommen werden. Durch <strong>die</strong><br />

Entfernung der beiden Schränke, der Stehtafel und einiger Bänke ist <strong>die</strong> Schulklasse bedeutend<br />

geräumiger geworden.<br />

Nach dem Fort<strong>zu</strong>g des Flüchtlingsehepaares, das bis Ende September 1959 14 Jahre lang <strong>die</strong> beiden<br />

Zimmer im 1.Stockwerk bewohnt hatte, wurden auch <strong>die</strong>se beiden Räume und gleichzeitig das<br />

Treppenhaus gründlich überholt, tapeziert und gestrichen. Die Tischlerarbeiten beliefen sich auf 279,-<br />

DM, <strong>die</strong> Malerarbeiten auf 855,- DM <strong>für</strong> sämtliche Räume, also auch im Lehrmittelzimmer.<br />

Die Hubertusjagd des Hegerings Gifhorn fand 1959 in der Feldmark <strong>Stüde</strong> statt, eine seltene<br />

Veranstaltung <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen kleinen Ort. Etwa 80 Jäger und außerdem noch <strong>die</strong> Treiber und geladene<br />

Gäste, beteiligten sich an der Jagd. Bei schönstem Sonnenwetter an <strong>die</strong>sem Tage, dem 3.November<br />

verlief <strong>die</strong> gut vorbereitete Jagd reibungslos und ohne Zwischenfälle.<br />

Das Ergebnis mit einem Stück Schwarzwild, drei Hasen und zwei Kaninchen erfüllte nicht <strong>die</strong><br />

Erwartungen. Nach dem Verblasen der Strecke durch das Jagdhornbläserchor mit 10 Bläsern und<br />

einem Lagerfeuer auf dem Gemeindeplatz fanden sich <strong>die</strong> Teilnehmer <strong>zu</strong> dem „Schüsseltreiben“ in der<br />

hiesigen Gastwirtschaft ein.<br />

Betreffs des <strong>die</strong>sjährigen Wetters ist folgende Statistik, <strong>die</strong> vom 3. November 1958 beginnend sich bis<br />

<strong>zu</strong>m 26. Oktober 1959 über ein ganzes Jahr erstreckte, sehr interessant. Von den 52 Wochen waren 34<br />

Wochen ohne Niederschläge und daher trocken, acht Wochen mit wenig Regenfällen, sechs Wochen<br />

mit Regen, drei Wochen Schneefall und eine Woche brachte Tauwetter. Der Grundwasserstand -<br />

gemessen an der Nordwestseite des Spielplatzes - sank von 11,83 m am 3.11.58 um 42 cm auf 12,25 m<br />

am 25.10.1959.<br />

Auch in <strong>die</strong>sem Jahr mußte <strong>die</strong> Schulweihnachtsfeier ausfallen, da nur wenig Schulkinder <strong>zu</strong>r Zeit <strong>die</strong><br />

Oberstufe besuchen.<br />

1960<br />

Von der 4. Grundschulklasse hatten sich <strong>zu</strong>m Probeunterricht vom 18. Januar bis 23. Januar 1960 <strong>für</strong><br />

den Besuch an weiterführenden <strong>Schule</strong>n fünf Schüler/-innen gemeldet; und zwar zwei nach dem<br />

Gymnasium in Gifhorn und drei nach der Gifhorner Mittelschule. Schon zwei Tage später erhielten<br />

<strong>die</strong> Schüler/-innen von den Schulleitungen in Gifhorn <strong>die</strong> Nachricht, daß sie den Probeunterricht<br />

bestanden haben und aufgenommen worden sind.<br />

Mit Freude stellt <strong>die</strong> Schulleitung fest, daß bislang sämtliche Schüler/-innen, auch der Vorjahre, <strong>die</strong><br />

sich <strong>zu</strong>m Probeunterricht meldeten, in den weiterführenden <strong>Schule</strong>n aufgenommen wurden.<br />

Die hiesige Freiwillige Feuerwehr tagte kürzlich an ihrer <strong>die</strong>sjährigen Hauptversammlung, <strong>die</strong> im<br />

Zeichen der vor zehn Jahren erfolgten Gründung der Wehr stand. Nach dem umfassenden Tätigkeits-<br />

und Aufbaubericht der verflossenen zehn Jahre mit dem Erwähnen der vielen<br />

Brandbekämpfungseinsätze, wurden <strong>die</strong> Gründer der Wehr Karl Deierling, Franz Gries, Heinrich Lüer<br />

sen. Reinhold Knoke, Alfons Freier, Otto Albrecht mit der Ehrennadel <strong>für</strong> 10 jährige Mitgliedschaft<br />

und <strong>die</strong> Aktiven Karl Bock jun, Edmund Gackle, Helmut Petermann und Gerhard Bock mit einem<br />

silbernen Ärmelstreifen ausgezeichnet.<br />

Anschließend übergab Bürgermeister Heinrich Lüer sen. im Auftrage der Gemeinde der Feuerwehr<br />

das im letzten Herbste gebaute zweite Wasserbassin, das sich auf dem Gemeindeplatz befindet. Dieser<br />

Löschwasserbehälter faßt 50 m 3 , er liegt 0,60 m unter der Erdoberfläche und mißt - gemessen an den<br />

pm....04/2002 55


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Außenseiten - 5,10 x 5,05 x 3,75 m. Die Baukosten sind auf 7.750 DM veranschlagt. Bauausführung<br />

durch den hiesige Bauunternehmer Heinrich Lüer.<br />

Dem Orte stehen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ortsbrandbekämpfung nunmehr zwei große Wasserbehälter mit 100 m 3 und<br />

50 m 3 Fassungsvermögen <strong>zu</strong>r Verfügung.<br />

Die Landstraße <strong>Stüde</strong> - Wittingen entwickelt sich in der Nähe <strong>die</strong>ses Ortes immer mehr <strong>zu</strong> einer<br />

unfallreichen Verkehrsstraße. So wurde am 27. Januar 1960 ein Schulkind der hiesigen Volksschule<br />

etwa zwei Kilometer vom Orte entfernt von einem PKW angefahren und schwer verletzt. Der Schüler<br />

- Hans-Ulrich Hannemann - befand sich auf dem Heimweg von der <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> seiner elterlichen<br />

Wohnung. Ein Ehepaar des Nachbardorfes hatte ihn auf dem Fahrrade mitgenommen und ihn in Höhe<br />

der Wohnung abgesetzt.<br />

Beim Überschreiten der Straße wurde er von einem entgegenkommenden PKW erfaßt und <strong>zu</strong> Boden<br />

geschleudert. Mit zwei schweren Knochenbrüchen des rechten Beines und einer Gehirnerschütterung<br />

wurde er in das Gifhorner Krankenhaus eingeliefert.<br />

Am l.April 1960 konnte Wegewärter a.D. Otto Prilop auf eine 40jahrige Dienstzeit als<br />

Gemeinderechnungsführer <strong>zu</strong>rückblicken. Zu <strong>die</strong>sem seltenen Jubiläum wurden ihm von berufener<br />

Seite Anerkennung und Dank ausgesprochen. Im Auftrage der Kreisverwaltung überreichte Amtmann<br />

Kraus dem Jubilar ein in Kupfer gehämmertes Kreiswappen als wertvolles Geschenk und ein<br />

Glückwunschschreiben.<br />

Bürgermeister Heinrich Lüer sen. würdigte mit herzlichem Dank ebenfalls <strong>die</strong> Ver<strong>die</strong>nste des Jubilars<br />

und überreichte ein von der Gemeinde gespendetes Wandbild in Silber. Lehrer Schweimler gab<br />

rückblickend eine Würdigung der vielseitigen Ämter des Jubilars und wünschte dem jetzt aus dem<br />

Gemeinde<strong>die</strong>nst Scheidenden einen noch recht langen Lebensabend in Gesundheit.<br />

Das neue Schuljahr 1960/61 beginnt mit 33 Schülern (13 Knaben und 20 Mädchen), nachdem ein<br />

Schüler nach beendeter Schulzeit entlassen und fünf Schüler/-innen aus der 4.Grundschulklasse nach<br />

höheren <strong>Schule</strong>n (3 <strong>zu</strong>r Mittelschule und 2 nach dem Gymnasium) umgeschult und sieben<br />

Lernanfänger neu aufgenommen wurden.<br />

Nach wochenlanger Trockenheit bei ganz kurzen und unergiebigen Regenfällen brachte der 16. Mai<br />

1960, der wie seine Vortage recht schwül war, eine Entladung von mehreren gefährlichen Gewittern in<br />

unmittelbarer Nähe des Ortes mit sehr heftigen Wolkenbrüchen und Hagelkörnern. Glücklicherweise<br />

entstand kein wesentlicher Schaden.<br />

Eine kleine Sensation erlebte <strong>Stüde</strong> durch <strong>die</strong> Anwesenheit von zwei Negern aus der afrikanischen<br />

Republik Ghana, <strong>die</strong> hier einige Tage <strong>zu</strong> Besuch bei dem Sohn des Schulleiters weilten, um<br />

anschließend Maschinenanlagen in Braunschweig <strong>zu</strong> besichtigen. Der eine Neger, beide mit englischer<br />

Hochschulbildung und sehr kultiviert, entpuppte sich als ein Neffe des <strong>zu</strong>r Zeit regierenden<br />

Ministerpräsidenten Nhruniak von Ghana.<br />

In <strong>Stüde</strong> gefiel es ihnen gut; <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> zeigten sie ein großes Interesse. Sie waren sehr beeindruckt<br />

von dem Fleiß der Deutschen und dem hohen Lebensstandart.<br />

Am Himmelfahrtstag, dem 26. Mai 1960, feierte <strong>die</strong> Freiwillige Feuerwehr ihr 10 jähriges<br />

Stiftungsfest, <strong>zu</strong> dem in kameradschaftlicher Verbundenheit Kreisbrandmeister Meyer - Wahrenholz,<br />

Hauptbrandmeister Geermann - Gifhorn und Abordnungen der Feuerwehren aus Gifhorn, Vorhop,<br />

Radenbeck, Brome, Tappenbeck, Knesebeck, <strong>Grußendorf</strong>, Barwedel, Wahrenholz, Ehra, Westerbeck,<br />

Bokensdorf, Dannenbüttel, Tülau-Fahrenhorst, Neudorf-Platendorf und Kästorf und erfreulicherweise<br />

<strong>die</strong> Feuerwehrkapelle Westerbeck erschienen waren.<br />

pm....04/2002 56


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Ein großes Festzelt auf dem Gemeindeplatz bot reichlich Unterkunft. Nach dem Ummarsch durch den<br />

Ort, verbunden mit der Kranzniederlegung am Ehrenmal, folgten auf dem Festplatze Ansprachen des<br />

hiesigen Ortsbrandmeisters Arnold Jacobs mit einem Überblick über <strong>die</strong> zehnjährige Aufbauarbeit und<br />

des Kreisbrandmeisters. Mit der Nationalhymne endete <strong>die</strong> Feier.<br />

Am 10. Juni starb <strong>die</strong> Altenteilerin Johanne Deierling im Alter von 83 Jahren, nachdem ihr Mann Otto<br />

Deierling mit 86 Jahren am 3. November des Vorjahres verstorben war. Beide waren bis <strong>zu</strong> ihrem<br />

Tode das älteste Ehepaar und <strong>die</strong> ältesten Einwohner des Ortes (gewesen). Es war ihnen vergönnt<br />

gewesen, 1956 das Fest der Diamantenen Hochzeit unter großer Anteilnahme der Einwohnerschaft<br />

und der <strong>Schule</strong> - Bericht unter 1956 - feiern <strong>zu</strong> können.<br />

Seit einigen Monaten werden hier in <strong>Stüde</strong> zweimal wöchentlich Versuchs- und Probefahrten<br />

verschiedener Autotypen von der Verkaufs- und Werbeabteilung des VW-Werkes Wolfsburg<br />

durchgeführt. Als Anerkennung <strong>für</strong> das Entgegenkommen wurde <strong>die</strong> hiesige Gemeinde <strong>zu</strong> einer<br />

Besichtigung des Werkes eingeladen. Rund 100 Personen, einschließlich <strong>die</strong> größeren Schulkinder der<br />

Volksschule, <strong>die</strong> mitfahren durften, wurden am Mittwoch, den 22.Juni 1960 von zwei Bussen des<br />

Werkes abgeholt und in dem großen Kinosaal von Vertretern des Werkes begrüßt. Nach Vorführung<br />

von zwei Werksfilmen wurden mehrere Hallen eingehend besichtigt.<br />

Das Werk hatte es sich nicht nehmen lassen, <strong>die</strong> ganze Gesellschaft <strong>zu</strong> einem vorzüglichen<br />

Mittagessen ein<strong>zu</strong>laden, jedem eine Aktentasche mit Büchern und Bildern vom VW-Werk und der<br />

Stadt Wolfsburg und einen kleinen Miniatur-VW als Geschenk <strong>zu</strong> überreichen und als Abschluß eine<br />

Stadtrundfahrt an<strong>zu</strong>schließen. Für alle Teilnehmer und besonders <strong>für</strong> <strong>die</strong> Schulkinder ein<br />

unvergeßlicher Tag. Von der <strong>Schule</strong> aus wurden von einigen Schülern einige Tage später in Schreiben<br />

an das VW-Werk ganz besonderer Dank ausgesprochen.<br />

Es ist schon Tradition geworden, daß von <strong>Stüde</strong> aus in jedem Jahre ein größerer Busausflug unter<br />

Führung des Schulleiters, der <strong>die</strong> Fahrt vorbereitet, unternommen wird. Nach den vorjährigen<br />

Ausflügen an einem Sonntag des Sommers nach dem Harz, der Ostsee, dem Weserbergland, dem<br />

Elbetal bei Hitzacker, dem Hermannsdenkmal im Teuteburger Wald, nach Hamburg, dem<br />

Zonenrandgebiet im Südharz usw. wurde in <strong>die</strong>sem Jahre Helgoland als Reiseziel festgelegt.<br />

Am Sonntag, den 3. Juli 1960, holte der Bus morgens um 3 Uhr <strong>die</strong> Reisegesellschaft mit 51<br />

Teilnehmern ab und brachte sie nach Cuxhaven. Bei Windstärke 6 wurde um 12.30 Uhr mit dem<br />

Seebäderdampfer „Bunte Kuh“ Helgoland erreicht, anschließend besichtigt und um 16.45 Uhr wieder<br />

verlassen. Auch <strong>die</strong> Seekranken, glücklicherweise nur einige Teilnehmer, waren von <strong>die</strong>ser<br />

erlebnisreichen Fahrt begeistert.<br />

Die <strong>Schule</strong> unternahm auch in <strong>die</strong>sem Jahre einen Ausflug, an dem sich außer den Schulkindern auch<br />

<strong>die</strong> Eltern beteiligten. In flotter Fahrt brachte der Bus am Sonnabend, den 20. August 1960, <strong>die</strong><br />

Teilnehmer nach dem westlichen Teil des Harzes, wo <strong>zu</strong>nächst <strong>die</strong> Tropfsteinhöhle bei Bad Grund<br />

besichtigt wurde.<br />

Nach einer Fußwanderung lernten <strong>die</strong> Schulkinder das Tal der Innerste mit den Orten Wildemann und<br />

Lautental auf der Weiterfahrt kennen, besuchten in Hahnenklee <strong>die</strong> berühmte Holzkirche und<br />

besichtigten in Goslar mehrere Sehenswürdigkeiten. Auch in <strong>die</strong>sem Jahre hatte der Gemeinderat <strong>für</strong><br />

den Ausflug 100.- DM aus der Gemeindekasse bewilligt, so daß jedem Kinde <strong>die</strong> ganze Busfahrt nur<br />

2,30 DM kostete.<br />

Acht Tage vor dem Schulausflug feierte <strong>die</strong> Jugend unter reger Anteilnahme der Bevölkerung ihr<br />

<strong>die</strong>sjähriges Kinderschützenfest, das vor zehn Jahren von dem Schulleiter ins Leben gerufen und<br />

seitdem von ihm geleitet und mit seiner Gattin ausgestaltet als Stiftungsfest in <strong>die</strong>sem Jahre eine<br />

besondere Note erhielt.<br />

pm....04/2002 57


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Nach dem Abholen des Jungkönigspaares bei festlicher Bewirtung, dem Ummarsch durch den Ort mit<br />

einer Musikkapelle, dem Eintreffen im Festsaal, den Ehrentänzen und nach der Begrüßung und<br />

Ansprache des Festleiters begann das Königsschießen der Jungen und das Vogelstechen der Mädchen<br />

um <strong>die</strong> Würde der neuen Majestäten.<br />

Die höchste Ringzahl errang der zehnjährige Schüler Helmut Prilop, dessen Vater Rudi Prilop<br />

ebenfalls in <strong>die</strong>sem Jahre Schützenkönig wurde. Gewiß eine Seltenheit, Vater und Sohn im gleichen<br />

Jahre als Schützenkönig beglückwünschen <strong>zu</strong> können.<br />

Mit einem fröhlichen Treiben, mit Tanz und allerlei Belustigungen und schließlich dem<br />

Nachhausebegleiten des Jungkönigspaares endete um 19.30 Uhr der festliche Tag, <strong>zu</strong> dem der<br />

Gemeinderat erfreulicherweise auf Antrag des Festleiters wiederum 200,- DM bewilligte.<br />

Von dem Schulleiter beantragt wurde nach einstimmigem Beschluß des Gemeinderates ein Teil der<br />

hinter der Waschküche liegenden Stallung der Lehrer<strong>die</strong>nstwohnung als Badezimmer umgebaut und<br />

mit einer vollständigen Badeeinrichtung nebst Spülklosett und Hei<strong>zu</strong>ngskörper ausgestattet.<br />

Die Anlage an <strong>die</strong>ser Stelle, <strong>die</strong> 3.376,60 DM kostete, war durch <strong>die</strong> unmittelbare Nähe der auf dem<br />

Wirtschaftshof befindlichen Kläranlage, der Wasserleitung und der Abortgrube auf der anderen Seite<br />

sehr günstig. Die Dienstwohnung hat nun durch <strong>die</strong> Einrichtung des Badezimmers eine wesentliche<br />

und neuzeitliche Verbesserung erfahren.<br />

Zwei Ernten des Jahres 1960 ver<strong>die</strong>nen eine besondere Erwähnung. Eine Rekordzahl erreichte <strong>die</strong><br />

Weinernte in Deutschland mit rund 71/2 Millionen hl Wein und überschritt damit <strong>die</strong> vorjährige<br />

Weinmenge mit rund 2 Mio. hl. Die <strong>die</strong>sjährige deutsche Obsternte war eine der größten, <strong>die</strong> je<br />

eingebracht wurde. Allein <strong>die</strong> Apfelernte war mit 2,48 Millionen Tonnen um rund 700.000 t größer als<br />

<strong>die</strong> gesamte Ernte aller Obstarten im Vorjahr und um 150.000 t höher als der Durchschnitt der<br />

Gesamtobsternten der Jahre 1954 bis 1959 bei durchschnittlichem Baumertrag in Höhe von 51 kg. Die<br />

Birnenernte war um rund 80% größer als der Durchschnitt der Jahre 1954 bis 1959.<br />

Anfang Dezember hingen im „Alten Land“ noch Hunderte von Zentnern Äpfel an den Bäumen, rund<br />

35% der Apfelernte waren erst verkauft. Im Schulgarten wurden rund 25 Zentner Äpfel und Birnen<br />

gepflückt, da<strong>zu</strong> kamen noch etwa 3 Zentner Fallobst. Das Wetter war mit durchschnittlich Null Grad<br />

bis <strong>zu</strong>m Jahresende sehr milde. Noch immer können <strong>die</strong> Bauern ihren Ackerarbeiten nachgehen.<br />

Zum Richtefest der Kapelle hinter dem Friedhofe am Freitag, den 23.Dezember 1960, waren vom<br />

Bürgermeister der gesamte Gemeinderat, <strong>die</strong> Vorsitzenden der bestehenden Vereine und der<br />

Schulleiter eingeladen.<br />

Am 24. Dezember 1960 veranstaltete <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> im Klassenzimmer mit ungefähr 120<br />

Sitzgelegenheiten von 17 bis 18 Uhr eine kleine Weihnachtsfeier, <strong>zu</strong> der alle Einwohner eingeladen<br />

waren. Mit Verkündigung der Weihnachtsgeschichte, mit Lied- und Gedichtvorträgen und Ansprachen<br />

versuchte <strong>die</strong> <strong>Schule</strong>, eine weihnachtliche Stimmung <strong>zu</strong> vermitteln.<br />

1961<br />

Zu einem Dorfgemeinschaftsabend im Saale der Gastwirtschaft Heinrich Fricke am Sonnabend, den 4.<br />

Februar 1961, fanden sich viele Einwohner trotz des ungewöhnlich starken Schneefalles ein und<br />

verlebten mit einem <strong>zu</strong> Beginn gegebenem warmen Essen, mit den lustigen Darbietungen mit<br />

karnevalistischem Einschlag und dem folgenden Tanz einige recht frohe Stunden unter Leitung des<br />

Festkomitees Helmut Petermann, Percy Lüttke, Benno Lorenz, Reinhold Knoke, Adolf Kugel und<br />

Lehrer Schweimler.<br />

pm....04/2002 58


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Am 1.Februar 1961 starb Adolf Appel sen., fünf Wochen später, am 7. März, folgte ihm Otto Prilop.<br />

Zwei <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gemeinde sehr ver<strong>die</strong>nstvolle Männer, über <strong>die</strong> <strong>die</strong> Aller-Zeitung folgenden Nachruf<br />

brachte: Knapp fünf Wochen nach dem Tode des Bauern Adolf Appel sen. starb im gleichen Alter von<br />

76 Jahren Straßenwärter i.R. Otto Prilop. Während Herr Appel bis 1945 fast 35 Jahre als<br />

Bürgermeister <strong>die</strong> Geschichte des Ortes lenkte, stand Herr Prilop ihm jahrzehntelang als<br />

Gemeinderechnungsführer treu <strong>zu</strong>r Seite, bis er am l. April 1960 nach 40 jähriger Dienstzeit seinen<br />

Posten freiwillig niederlegte. Beide band eine ständige Freundschaft, beide waren Mitbegründer,<br />

jahrelang Vorsitzender, tatkräftige Förderer und schließlich Ehrenmitglieder der hiesigen Vereine. Ihr<br />

vielseitiges Wirken <strong>zu</strong>m Wohle der Gemeinde sichert ihnen in der Geschichte des Ortes einen<br />

ehrenvollen Platz.<br />

Nach der ungewöhnlich warmen Witterung im Monat Februar mit plus 15 Grad an manchen Tagen<br />

und dem frühzeitigen Blühen mancher Frühlingsblumen folgte ein kalter März an manchen<br />

Morgenstunden mit minus 5 bis 8 Grad Kälte und vielen Regenschauern.<br />

Ostern 1961 wurden keine Schüler entlassen, dagegen sechs Schulanfänger aufgenommen, so daß der<br />

Unterricht nach Ostern mit 42 Schülern beginnt.<br />

Der <strong>die</strong>sjährige Mai wird wahrscheinlich <strong>zu</strong> den niederschlagsreichsten Maimonaten gezählt werden<br />

müssen. In der Zeit vom l. bis 19.Mai sind allein im Gebiet von Hannover 160% der<br />

Niederschlagsmenge gefallen, mit der durchschnittlich in <strong>die</strong>sem Zeitraum im Mai <strong>zu</strong> rechnen ist.<br />

Im Gebiet von Braunschweig waren es sogar 260 Prozent. Wegen der Nässe der Äcker konnten in<br />

manchen Gegenden <strong>die</strong> Landwirte noch nicht mit der Kartoffelsaat beginnen. Seit 27 Jahren ist der<br />

Mai auch der kühlste Monat, wie das Wetteramt Freiburg feststellte.<br />

In den letzten Tagen des Monats sind in weiten Gebieten von Baden-Württemberg, Hessen und<br />

Rheinland-Pfalz <strong>die</strong> Regenfälle, vor allem in den höheren Lagen, in Schneefall übergegangen. Auch<br />

im Harz wird mit Schneefällen gerechnet. Auf Ersuchen des Schulvorstandes wurde im Herbste 1960<br />

<strong>die</strong> Blitzableiter-Anlage des Schulhauses von einem Fachmann der Landwirtschaftlichen Brandkasse<br />

Hannover einer sorgfältigen Prüfung unterzogen. Die Überholung stellte fest, daß <strong>die</strong> Anlage restlos<br />

untauglich ist und ihr weiteres Bestehen eine große Brandgefahr <strong>für</strong> das Schulhaus bedeutet.<br />

Da eine Neuanlage wegen finanzieller Schwierigkeiten der Gemeinde <strong>zu</strong>r Zeit nicht möglich ist,<br />

beschloß der Gemeinderat am 14. Mai 1961, <strong>die</strong> gefahrbringende Anlage mit ihren durchgerosteten<br />

Ableitungen und sonstigen Fehlern entfernen <strong>zu</strong> lassen. Das geschah dann auch in den letzten Tagen<br />

des Monats Mai. Laut Beschluß des Gemeinderates soll <strong>die</strong> gesamte Dachrinne, <strong>die</strong> an vielen Stellen<br />

schadhaft geworden ist, erneuert werden. Wegen der hohen Kosten wurden <strong>zu</strong>nächst 45 laufende<br />

Meter an der Nord- und Ostseite des Schulgebäudes neu angelegt. Am l. Juli war <strong>die</strong>se Arbeit beendet.<br />

Wieder einmal wurde das <strong>die</strong>sjährige Kinderschützenfest, an dem sich rund 90 Kinder des Ortes<br />

beteiligten, bei starker Beteiligung der Bevölkerung am Sonnabend, den 22.Juli 1961, gefeiert. Nach<br />

dem Um<strong>zu</strong>g im Orte, dem Abholen des Jungkönigspaares Helmut Prilop und Margarita Baucke bei<br />

festlicher Bewirtung verlief das Fest im Saale der Gastwirtschaft mit allerlei Belustigungen und frohen<br />

Tänzen. Mit der Proklamation des neuen Jungkönigspaares Lothar Ragwitz und Monika Meyer und<br />

dem Nachhausebegleiten fand <strong>die</strong>se schöne Feier um 19.30 Uhr ihren Abschluß.<br />

Der Gemeinderat hatte da<strong>zu</strong> erfreulicherweise 100,- DM aus der Gemeindekasse bewillig. 112,- DM<br />

waren gespendet worden.<br />

An der ganztägigen Schulwanderung am Sonnabend, den 12.August 1961, nahmen außer den<br />

Schulkindern auch noch zahlreiche Eltern teil, so daß <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beförderung der 76 Mitfahrenden zwei<br />

Busse <strong>zu</strong>r Verfügung standen. Nach der Besichtigung der Sehenswürdigkeiten in Lüneburg, besonders<br />

des Rathauses, dem Besuch der Forellen<strong>zu</strong>cht in Schnede bei Salzhausen, des Naturschutzgebietes bei<br />

Wilsede und der Gedenkstätte bei Belsen endete der Ausflug um 22 Uhr wieder in <strong>Stüde</strong>.<br />

pm....04/2002 59


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Einem Zufall war es <strong>zu</strong> verdanken, daß der Ortsname <strong>Stüde</strong> seine wahre Bedeutung endlich erfahren<br />

hat. In dem ersten Buch der <strong>Schulchronik</strong> glaubte der damalige Schreiber der Zeilen, dem Namen<br />

<strong>Stüde</strong> <strong>die</strong> Deutung von Stute geben <strong>zu</strong> können in der Annahme, daß es in dem Orte eine Pferde<strong>zu</strong>cht<br />

gegeben habe. Vor einigen Wochen erhielt der hiesige Bürgermeister ein Schreiben von einem Herrn<br />

<strong>Stüde</strong>mann in Karlsruhe, ihm bei der Ahnenforschung behilflich <strong>zu</strong> sein und ihm besonders<br />

mit<strong>zu</strong>teilen, ob es Ortsansässige gebe, <strong>die</strong> den gleichen Namen haben.<br />

Das Schreiben wurde von dem Schulleiter beantwortet und gleichzeitig eine Abhandlung über <strong>die</strong><br />

Entwicklung und den gegenwärtigen Stand des Ortes übersandt. Die Antwort war ein Brief vom<br />

28.Juli an den Schulleiter, der sich in den heiligenden Belegen befindet, mit der Deutung des<br />

Ortsnamens. Nach <strong>die</strong>sem Schreiben ist der Name <strong>Stüde</strong> <strong>die</strong> Bezeichnung <strong>für</strong> Staudicht, Gesträuch,<br />

Gebüsch, Staude; akd. studa, mnd. und mkd. stude. Der Name <strong>Stüde</strong> scheint also dem Charakter der<br />

Landschaft entnommen <strong>zu</strong> sein. Vom akd. studa leitet man ab Stud, Stuty, Stude, Stuf, Stuth, Stuting,<br />

<strong>Stüde</strong>.<br />

Am Volkstrauertag, Sonntag, den 19. November, beteiligte sich in der Gedenkstunde am Ehrenmal, <strong>zu</strong><br />

der <strong>die</strong> hiesigen Vereine und zahlreiche Einwohner anwesend waren, auch ein Schülerchor mit, der<br />

mit Gedichtvorträgen und Singen einiger Trauerlieder <strong>zu</strong>r festlichen Weihe der Gedenkstunde beitrug.<br />

Die einleitenden Worte sprach Bürgermeister Percy Lüttke, <strong>die</strong> Gedenkrede hielt Pastor Haensch.<br />

Eine Schulweihnachtsfeier fand in <strong>die</strong>sem Jahr nicht statt, da in den Wochen vor dem Feste dauernd<br />

Schulkinder an Grippe erkrankt waren. So fehlten am letzten Schultage des alten Jahres 14 Schüler<br />

und Schülerinnen.<br />

Wie unterschiedlich das Wetter sein kann, ergeben folgende Angaben: Weihnachten herrschte eine<br />

Kälte von -15 Grad, am Sylvestertage zeigte das Thermometer +2 Grad Wärme an. Die Folge waren<br />

orkanartige Stürme, besonders an der Meeresküste, mit denen sich das Jahr 1961 verabschiedete.<br />

1962<br />

Zur weiterführenden <strong>Schule</strong> hatte sich ein Schüler gemeldet, der beim Probeunterricht in Gifhorn seine<br />

Aufnahmeprüfung bestand und von Ostern 1962 ab <strong>die</strong> Mittelschule Gifhorn besuchen wird.<br />

In den ersten beiden Monaten des Jahres 1962 wurde <strong>die</strong> deutsche Bundesrepublik von zwei großen<br />

Naturkatastrophen heimgesucht; <strong>die</strong> erste war das Bergwerksunglück in Völklingen im Saarland mit<br />

über 300 Toten als Folge einer Schlagwetterexplosion, <strong>die</strong> zweite war eine Flutkatastrophe,<br />

hervorgerufen durch einen orkanartigen Nordweststurm über Nordwestdeutschland, der Flutwellen in<br />

Höhen von 4 1/2 bis 6 m vor sich hertrieb. Deiche an zahlreichen Stellen der niedersächsischen und<br />

schleswig-holsteinischen Nordseeküste und des Elbufers bis nach Hamburg-Wilhelmsburg zerbrach<br />

und über 300 Menschen den Tod brachte.<br />

Aus den beiligenden Zeitungsabschnitten ist der ganze Umfang der Katastrophe <strong>zu</strong> ersehen. Wie in<br />

zahlreichen Orten wurde auch in <strong>Stüde</strong> eine Geldspendenaktion durchgeführt und ein Spendenbetrag<br />

in Höhe von ... überwiesen.<br />

Am Sonnabend, den 17. Februar 1962, wurde ein Dorfgemeinschaftsabend mit 140 Teilnehmern im<br />

Saale der hiesigen Gastwirtschaft durchgeführt. Das achtköpfige Festkomitee unter Leitung des<br />

Lehrers Paul Schweimler hatte den Abend gründlich vorbereitet, der mit gemeinsamem Essen und<br />

kleinen karnevalistischen Einlagen eine echte Dorffeier vermittelte.<br />

14 Tage später fand wieder unter der Leitung des Lehrers im Saale der Gastwirtschaft eine gut<br />

besuchte Kinder-Maskerade statt, an der etwa 60 Kinder in <strong>zu</strong>m großen Teil ausgezeichneten<br />

Kostümen teilnahmen. Mit Wettspielen, Tanz und sonstigen Darbietungen fand der Nachmittag<br />

reichlich Abwechslung.<br />

pm....04/2002 60


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Da Ostern in <strong>die</strong>sem Jahre sehr spät liegt - 22. und 23.April - wurden <strong>die</strong> Osterferien geteilt, und zwar<br />

in <strong>die</strong> Zeiten vom 19.März bis 2.April und vom 19. bis 24.April.<br />

Von den 40 Schulkindern wurden zwei Schülerinnen nach der Volksschule I in Gifhorn <strong>zu</strong>m Besuch<br />

des seit l. April 1962 gesetzlich eingeführten 9.Schuljahres und ein Schüler nach der Mittelschule in<br />

Gifhorn entlassen. Sieben Neuanfänger wurden aufgenommen, da<strong>zu</strong> kommt noch ein umgeschulter<br />

Schüler, so daß das neue Schuljahr mit 45 Schulkindern beginnt.<br />

Nach mehrwöchigem regnerischem Wetter und Untertemperaturen bescherte uns das Osterfest mit<br />

einem außergewöhnlichen Schönwetter, wie es wohl niemand erwartet hatte. Berlin verzeichnete mit<br />

28 Grad den wärmsten Ostersonntag seit 1835. Mit recht bezeichnete der beiliegende Zeitungsartikel<br />

Ostern als ein Fest der Superlative.<br />

Drei Schulkinder wurden in <strong>die</strong>sen Tagen nach Schulanfang umgeschult, zwei neu eingeschult, so daß<br />

<strong>zu</strong>r Zeit - am l. Mai 1962 - 44 Schüler/-innen am Unterricht teilnehmen.<br />

Diese Schülerzahl verringerte sich durch Umschulung nach Neudorf-Platendorf um drei Schulkinder.<br />

Zur Zeit besuchen demnach 41 Schüler/-innen <strong>die</strong> <strong>Schule</strong>.<br />

Der hiesige Schützenverein feierte am 26. und 27. Mai 1962 sein 50 jähriges Stiftungsfest unter<br />

starker Beteiligung der Einwohner und der Schützenvereine von <strong>Grußendorf</strong>, Westerbeck, Lessien und<br />

Neudorf-Platendorf. Nach der Festansprache durch den Schützenmajor Paul Schweimler und der<br />

Ehrung der beiden noch lebenden Mitgründer Ernst Henneike und Carl Bock folgte der Ummarsch<br />

durch den Ort, verbunden mit einer Kranzniederlegung am Ehrenmal auf dem Friedhofe. Ein großer<br />

Tag <strong>für</strong> den Ort, wie er nur selten erlebt wird.<br />

Am 14.Juni 1962 brach in <strong>Stüde</strong> ein Schadenfeuer mit gewaltiger Rauchentwicklung aus, dem <strong>die</strong><br />

hinter dem Appel'schen Behelfsheim liegende Stallung <strong>zu</strong>m Opfer fiel. Ein Übergreifen des Feuers auf<br />

Nachbargebäude wurde durch das schnelle Eingreifen der hiesige Feuerwehr verhindert. Die<br />

Brandursache konnte <strong>zu</strong>r Zeit nicht geklärt werden. Leider verbrannten dabei 13 große Kaninchen.<br />

Das Ziel des <strong>die</strong>sjährigen Schulausfluges, an dem sich 31 Schulkinder und 24 Mütter und Väter<br />

beteiligten, am Sonnabend, den 16.Juni, war <strong>die</strong> Landeshauptstadt Hannover mit einem Rundgang<br />

durch den Zoo, einer Motorbootsfahrt auf dem Maschsee, der Besichtigung der gärtnerischen Anlagen<br />

in Herrenhausen und schließlich dem Besuch des Flughafens Langenhagen.<br />

Einen sehr erfolgreichen Tag erlebte <strong>die</strong> freiwillige Feuerwehr, als sie mit einer Einsatzgruppe unter<br />

Leitung ihres Löschmeisters Benno Lorenz am Sonntag, den 30. Juni 1962, an den<br />

Unterkreiswettkämpfen in Kästorf teilnahm. Trotz starker Konkurrenz 11 anderer Wehren errang sie<br />

mit 409,5 Punkten den l. Sieg. Ein Silberpokal mit der Widmung „Dem Sieger der TS8 - gestiftet von<br />

der Gemeinde Kästorf 1962“ und eine Urkunde waren äußere Anerkennung. Größte Freude herrschte<br />

im Orte über den Sieg, der von dem Gemeindebrandmeister Helmut Petermann mit Worten des<br />

Dankes gewürdigt wurde.<br />

Am Sonnabend, den 7. Juli, feierten <strong>die</strong> Kinder ihr Kinderschützenfest mit fröhlicher Ausgelassenheit<br />

und größter Freude. Nach dem Abholen des Jungkönigspaares, dem Ummarsch durch den Ort mit<br />

vielen Girlanden und dem Einmarsch in den Festsaal folgten unter der Leitung des Lehrerehepaares<br />

allerlei heitere Spiele, Preisverteilungen, Proklamation des neuen Königspaares und schließlich das<br />

Heimbegleiten des Paares. Der Gemeinderat hatte <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ausgestaltung des Festes 200,- DM aus der<br />

Gemeindekasse bewilligt. Erhöht wurde <strong>die</strong>ser Betrag noch durch sonstige Spenden, so daß dem<br />

Leiter insgesamt 342,- DM <strong>für</strong> Musik, Spielsachen und Süßigkeiten usw. <strong>zu</strong>r Verfügung standen <strong>für</strong><br />

rund 80 Kinder des Ortes, <strong>die</strong> Kleinsten mit eingerechnet.<br />

pm....04/2002 61


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Am Mittwoch, den 24. Oktober 1962, erhellte in den Abendstunden ein gewaltiger Feuerschein den<br />

Himmel in nördlicher Richtung des Ortes. Gleich darauf ertönte der dreimalige Feueralarm der<br />

hiesigen Feuersirene. Es brannte <strong>die</strong> 125 m lange Holzbaracke der Hühnerfarm Riemeck und Co.<br />

Auch <strong>die</strong> herbeigeeilten weiteren Feuerwehren von <strong>Grußendorf</strong> und Neudorf-Platendorf konnten den<br />

Großbrand nicht löschen, so daß rund 8.000 Hühner den Flammen <strong>zu</strong>m Opfer fielen. Nach Mitteilung<br />

der beiliedenden Zeitungsmeldung der Wolfsburger Kriminalpolizei wurde der Brand durch einen<br />

Hund ausgelöst. Der Gesamtschaden beträgt etwa 200.000 DM.<br />

Anläßlich des Volkstrauertages am Sonntag, den 18. November 1962, fand am Ehrenmal auf dem<br />

Friedhof eine Trauerfeier statt, an der sich viele Einwohner des Ortes beteiligten.<br />

Zur Ausgestaltung der Feier hatten sich Bürgermeister Percy Lüttke mit einer Ansprache, Pastor<br />

Haensch mit der Gedenkrede, Lehrer Schweimler mit dem Schülerchor der Volksschule, der<br />

Posaunenchor von Neudorf-Platendorf und der hiesige Gemischte Chor mit einem Liedvortrag <strong>zu</strong>r<br />

Verfügung gestellt. Eine würdige Feier.<br />

»Kälteste Weihnacht nach vielen Jahren«:, »Niedersachsen und Bremen hatten mit Temperaturen<br />

unter minus 10 Grad das kälteste Weihnachtsfest des Jahrhunderts«, so berichteten <strong>die</strong> Zeitungen über<br />

den Verlauf der Witterung bis <strong>zu</strong>m Jahresende. In <strong>Stüde</strong> selbst herrscht seit einigen Wochen<br />

ununterbrochen eine Kälte von 10 bis 15 Grad minus bei oftmals scharfem Ostwind und starken<br />

Schneeverwehungen.<br />

Die beiden nördlich in <strong>die</strong> Feldmark führenden Feldwege waren im Laufe der Jahrzehnte mit ihren<br />

tiefen Schlaglöchern und den Wasserpfützen fast unpassierbar <strong>für</strong> Fußgänger, Radfahrer, Ackerwagen<br />

und Kraftfahrzeuge geworden. Als 1961 <strong>die</strong> Möglichkeit bestand, durch den sogenannten „Grünen<br />

Plan“ finanzielle Zuwendungen <strong>zu</strong>gunsten der Landwirtschaft erhalten <strong>zu</strong> können, beschloß der<br />

Gemeinderat, <strong>die</strong> beiden Feldwege mit einem Kostenaufwand von 31.000,- DM aus<strong>zu</strong>bauen. Mit den<br />

Arbeiten wurde noch 1961 begonnen, vollendet wurden sie 1962.<br />

1963<br />

Auf meine Bitte hin wurde von Gemeinderechnungsführer Rudi Prilop, der als Fachmann und<br />

Straßenbauexperte an der Ausführung des Vorhabens beteiligt war, in dankbarer Anerkennung <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>Schulchronik</strong> eine Aufstellung in gründlichster Sachkenntnis niedergelegt und den Belegen der<br />

Chronik beigelegt.<br />

Die starke Kältewelle, <strong>die</strong> Mitte Dezember begonnen hatte, hielt mit minus 12 bis 18 Grad<br />

ununterbrochen bis 4.März an. Ein mildes Vorfrühlingswetter mit plus 5 Grad in der Nacht und + 10<br />

bis 13 Grad am Tage löste den langen Winter ab.<br />

Den Probeunterricht an der Mittelschule Gifhorn bestand <strong>die</strong> Schülerin Hannelie Lüttke. Zu Ostern<br />

1963 wurden 7 Schulanfänger aufgenommen, ein Knabe davon nach schulärztlicher Untersuchung l<br />

Jahr <strong>zu</strong>rückgestellt. Vier Schüler(innen) wurden <strong>zu</strong>m Besuch des 9.Schuljahres nach der Volksschule I<br />

in Gifhorn umgeschult. Seit Ostern 1963 besuchen 44 Schüler(-innen) <strong>die</strong> Volksschule.<br />

Am Donnerstag, den 21. März 1963, wurde an der Nordseite des Schulplatzes ein Waldlattenzaun,<br />

Typ 12c, 84,50 m lang und l m hoch, mit Riegel und Rüping-Pfosten aufgestellt. Der Zaun kostete mit<br />

Aufstellung durch <strong>die</strong> Firma 861,90 DM.<br />

Im Frühjahr wurde eine Jugendfeuerwehr gegründet, der etwa 10 zehn- bis fünfzehnjährige Jungen des<br />

Ortes angehören. Als Ausbilder und demnach als Jugendpfleger vom Landkreis bestätigt, versucht<br />

Löschmeister Benno Lorenz <strong>die</strong> bislang sehr interessierten Jugendlichen fachlich aus<strong>zu</strong>bilden. Seit<br />

dem 4. Mai trägt jeder von ihnen bei den Übungen eine Dienstuniform.<br />

Die seit mehreren Jahren geplante Straßenbeleuchtung wurde nun endlich Tatsache.<br />

pm....04/2002 62


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Am Abend des 4. Mai erhellten acht große Lampen <strong>die</strong> Straßen des Ortes und werden nun in jeder<br />

Nacht brennen. Für den Ort ein bedeutungsvoller Fortschritt.<br />

Nach dem Schützenfest des Ortes am 25. und 26. Mai folgte 4 Wochen später das Kinderschützenfest,<br />

das durch <strong>die</strong> finanzielle Zuwendung der Gemeinde in Höhe von 200,- DM und durch reichliche<br />

Geldspenden der hiesigen Einwohner im Gesamtbetrage von 189,- DM besonders gut ausgestaltet<br />

werden konnte.<br />

Von den rund 95 Kindern des Ortes bis <strong>zu</strong>m vollendeten 14. Lebensjahr machte 65 Kinder den<br />

Ummarsch mit und beteiligten sich am Abholen des Jungkönigspaares, am Schießen mit dem<br />

Luftgewehr, am Vogelstechen und an den sonstigen Spielen, an denen sich auch <strong>die</strong> übrigen Kinder<br />

und auch viele Eltern und Gäste beteiligten. Mit Tanz und Proklamation nahm das Fest seinen<br />

weiteren Verlauf und mit der Heimbegleitung des neuen Jungkönigspaares sein glückliches Ende.<br />

Für Lehrer Paul Schweimler, der 1950 das Kinderschützenfest ins Leben gerufen hatte und 13 Jahre<br />

lang führte, war das <strong>die</strong>sjährige Kinderschützenfest das letzte in <strong>die</strong>ser Art. Wegen der bevorstehenden<br />

Pensionierung wird er <strong>die</strong> Leitung niederlegen müssen. Eine große und treue Hilfe in der<br />

Festgestaltung war ihm stets seine Frau.<br />

Die <strong>Stüde</strong>r Reisegesellschaft, <strong>die</strong> alljährlich seit 12 Jahren unter der Leitung des Lehrers Paul<br />

Schweimler eine eintägige größere Busfahrt unternahm, hatte sich in <strong>die</strong>sem Jahre den Besuch der<br />

schönen Stadt Kassel als Ziel gesetzt. Nach flotter Fahrt ging es über Gifhorn, Peine, Hildesheim,<br />

Alfeld und Dassel in den Solling, weiter über <strong>die</strong> Weser bei Karlshafen in den Rheinhardswaid. Nach<br />

einer größeren Pause in Hannoversch-Münden führte <strong>die</strong> Fahrt weiter nach Kassel <strong>zu</strong>r Besichtigung<br />

von einigen Sehenswürdigkeiten, z.B. Wilhelmshöhe, Karlsaue. Erst spät in der Nacht wurde der<br />

Heimweg auf der Autobahn nach Seesen angetreten, Weiterfahrt über Braunschweig. Der 13.Juli wird<br />

allen Teilnehmern unvergessen bleiben.<br />

Am Dienstag, den 13.August 1963, wurde der Turm des Schulhauses abgerissen, nachdem vor einem<br />

Vierteljahr <strong>die</strong> Glocke des Turmes ihren Standort wechselte und nun in dem neuen Turm der<br />

Friedhofskapelle hängt. Witterungseinflüsse waren der Hauptgrund <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entfernung des<br />

fünfzigjährigen Schulturmes.<br />

Begünstigt vom schönen Sommerwetter unternahm <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> mit 32 Schulkindern und 25<br />

Erwachsenen - Mütter und Väter der Kinder - am Sonnabend, den 17.August, eine Busfahrt nach der<br />

Ostsee und nach Bad Segeberg. Da <strong>die</strong> Gemeindekasse 100,- DM <strong>zu</strong> den Fahrtkosten beigesteuert<br />

hatte, brauchte jedes Kind nur 7,30 DM <strong>zu</strong> den Fahrtkosten <strong>zu</strong> entrichten. Höhepunkt des Ausflugs:<br />

Stadtfahrt in Lüneburg, Besichtigung des Domes in Ratzeburg, Rundfahrt in Lübeck, Besuch einiger<br />

Badeorte an der Ostsee. Miterleben eines Karl-May-Spieles in Bad Segeberg und schließlich der<br />

Besuch des Hamburger Hafens.<br />

Zu einem Besuch des Zirkusses Willy Hagenbeck fuhr <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> mit 40 Kindern und einigen<br />

Erwachsenen am Mittwoch, den 18. September, <strong>zu</strong>r Nachmittagsvorstellung nach Gifhorn. Sie waren<br />

von den Dressurleistungen der größten Bärengruppeder Welt, der Löwen und Tiger, der Elefanten, der<br />

exotischen Tiere, der Schimpansen und den sonstigen Programmpunkten restlos begeistert. Nach dem<br />

recht warmen Sommer mit einer Hitzewelle bei 35 Grad im Schatten am 23. Juli und 38 Grad am 7.<br />

August, mit einer wochenlangen Trockenheit, kurz unterbrochen von starken Gewittern und heftigen<br />

Wolkenbrüchen, folgte der Herbst mit sehr unbeständigem Wetter mit Regenfällen und Nachtkühle.<br />

Zum ersten Mal nach der Neugründung unternahm der hiesige Schützenverein mit 58 Teilnehmern<br />

unter der Reiseleitung des Schützenmajors Paul Schweimler einen Ausflug nach Bremen. Der<br />

12.Oktober war ein warmer und sonniger Herbsttag. Sehr angenehm überrascht waren alle von den<br />

Sehenswürdigkeiten der Hansestadt und von der Hafenrundfahrt. Ein Kameradschaftsabend in<br />

Hohnebostel beschloß den ereignisreichen Tag.<br />

pm....04/2002 63


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Mitte Oktober wurde das Dach des Schulhauses, nachdem im Monat August der Turm abgerissen war,<br />

einer gründlichen Instandset<strong>zu</strong>ng unterzogen. Fast acht Tage dauerten <strong>die</strong> Reparaturarbeiten. Nun muß<br />

noch <strong>die</strong> Uhr, <strong>die</strong> weiterhin <strong>die</strong> Dorfuhr bleiben soll. in Ordnung gebracht werden.<br />

In einer würdigen Trauerfeier fanden sich am Volkstrauertag, den 17.November 1963, viele<br />

Einwohner des Ortes, der Schützenverein, <strong>die</strong> freiwillige Feuerwehr und der Gemischte Chor und<br />

viele Schulkinder vor dem Ehrenmal des Friedhofes ein.<br />

Zur Programmgestaltung hatten sich Bürgermeister Percy Lüttke mit einer Ansprache, Pastor Haensch<br />

mit der Traueransprache, der gem. Chor mit 2 Trauerliedern und <strong>die</strong> Schulkinder mit Lied und<br />

Gedichten <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt. Auch der Posaunenchor Neudorf-Platendorf wirkte mit.<br />

Ein Höhepunkt im dörflichen Leben der Gemeinde bedeutete der Bau und <strong>die</strong> Einweihung der<br />

Friedhofskapelle am 4. Adventssonntag - 22.Dezember 1963. Die Gottes<strong>die</strong>nste wurden bis dahin<br />

behelfsmäßig in der Schulklasse abgehalten. Schon seit Jahren war es der Wunsch der hiesigen<br />

Einwohner, <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gottes<strong>die</strong>nste und <strong>für</strong> <strong>die</strong> Aufstellung des Sarges bei einem Todesfall bis <strong>zu</strong>r<br />

Beerdigung eine Kapelle mit angebautem Leichenraum <strong>zu</strong> besitzen.<br />

Im Jahre 1960 begann der Bau, der endlich Dezember 1963 vollendet wurde. Die beiliegende<br />

Aufstellung der Kosten, <strong>die</strong> freundlicherweise von Herrn Gemeinderechnungsführer Rudi Prilop <strong>zu</strong>r<br />

Verfügung gestellt wurde, errechnet <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gemeinde eine Gesamtausgabe in Höhe von 28.561,- DM<br />

ohne Be<strong>zu</strong>schussung von anderer Seite.<br />

Eine Dorfsammlung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ausstattung der Friedhofskapelle ergab eine Einnahme von 1.100,50 DM.<br />

Ungenannte Spender stifteten zwei Läufer <strong>für</strong> den Mittelgang des Kapellenraumes, der <strong>für</strong> gut 100<br />

Personen Platz bietet. Als Musikinstrument wurde eine Organa 361 Hohner gekauft.<br />

Bauunternehmer Heinrich Lüer stiftete den Altar. Die endliche Vollendung des Baues und <strong>die</strong><br />

Ausgestaltung der 7 x 12 m großen Friedhofskapelle ist vor allem der zielstrebigen Iniative und dem<br />

vollen Einsatz des Bürgermeisters Percy Lüttke <strong>zu</strong> verdanken, der sich <strong>für</strong> 1963 <strong>die</strong> Fertigstellung der<br />

Kapelle fest vorgenommen hatte.<br />

Für <strong>die</strong> Einweihung hatten sich <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt: Herr Superintendent Külbig aus Gifhorn mit<br />

Predigt und Einweihung, Herr Pastor Haensch aus Neudorf-Platendorf als der <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gemeinde<br />

<strong>zu</strong>ständige Geistliche, der Neudorf-Platendorfer Posaunenchor, der den musikalischen Auftakt gab,<br />

der Gemischte Chor <strong>Stüde</strong> mit dem Singen der beiden Lieder „Großer Gott, wir loben Dich“ und<br />

„Heilige Nacht, o gieße der“ und schließlich Lehrer Paul Schweimler, der den musikalischen Teil des<br />

Gottes<strong>die</strong>nstes mit Vor- und Nachspiel und mit Begleitung der Liturgie und der Gemeindegesänge<br />

übernommen hatte. Eine würdige Feier.<br />

1964<br />

Die freiwillige Jugendfeuerwehr mit 10 Jungen im Alter von 10 bis 15 Jahren feierte am Sonntag, den<br />

9. Februar 1964, verbunden mit einer Gemeindeversammlung ihr einjähriges Stiftungsfest im Saale<br />

der Gastwirtschaft Heinrich Fricke. In Anwesenheit des Kreisbrandmeisters Meyer, Wahrenholz, des<br />

Ehrenbrandmeisters Arnold Jacobs, des Bürgermeisters Percy Lüttke, der Ratsherren des<br />

Gemeinderates und vieler Eltern wurde durch durch den stellvertretenden Gemeindebrandmeister Karl<br />

Bock jun. das Stiftungsfest mit Worten herzlicher Begrüßung eröffnet.<br />

Kreisbrandmeister Meyer würdigte <strong>die</strong> Leitung des Jugendgruppenleiters, Löschmeister Benno<br />

Lorenz, in Ausbildung und Einsatzübungen. Nach anerkennenden Worten des Bürgermeisters, nach<br />

Erledigung des geschäftlichen Teiles, wurden Bürgermeister Percy Lüttke und Schulleiter Paul<br />

Schweimler unter Verleihung einer Feuerwehrnadel Paten und Ehrenmitglieder der Jugendfeuerwehr.<br />

pm....04/2002 64


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Mittelpunktschule in <strong>Grußendorf</strong> unter Beteiligung der Gemeinden <strong>Grußendorf</strong>, Barwedel und <strong>Stüde</strong>:<br />

Das ist das Ergebnis einer endgültigen Besprechung am Dienstag, den 3.März 1964, in Anwesenheit<br />

des Oberkreisdirektors Dr. Ackmann, Herrn Möhle vom Ordnungsamt, des Herrn Schulrat Geffert<br />

vom Schulaufsichtskreis Gifhorn-Ost, der Bürgermeister, einiger Gemeinderäte, der Schulleiter der<br />

beteiligten Gemeinden und der beiden hin<strong>zu</strong>gezogenen Architekten Schneemann und Schniep aus<br />

Braunschweig.<br />

Die Schulangelegenheit war bei der steigenden Schülerzahl mit der Schulraumnot und dem starken<br />

Lehrermangel <strong>zu</strong> einem ernsten Problem <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gemeinden geworden.<br />

Für <strong>Stüde</strong> stellte eine Statistik fest, daß <strong>die</strong> hiesige Volksschule vorraussichtlich Ostern 1964 von 48,<br />

1965 von 54, 1966 von 56, 1967 von 54 und 1968 von 56 Schulkindern besucht wird, ohne Angabe<br />

über <strong>die</strong> Schüler des 9.Schuljahres, <strong>die</strong> seit Ostern 1962 <strong>die</strong> 9. Klasse der Volksschule I in Gifhorn<br />

besuchen. Für <strong>die</strong>se Schüler bezahlt <strong>die</strong> Gemeinde außer den Busfahrtkosten auch noch ein<br />

Gastschulgeld in Höhe von 90,- DM pro Schüler.<br />

Da <strong>zu</strong>r Zeit 26 Bauplätze <strong>für</strong> das Bebauungsgebiet der Gemeinde <strong>zu</strong>r Verfügung stehen, ist durch den<br />

Zu<strong>zu</strong>g bauwilliger Familien noch mit einer bedeutend größeren Schülerzahl in den kommenden lahren<br />

<strong>zu</strong> rechnen.<br />

Die Gemeindeverwaltung hatte bereits in einem Schreiben vom 25. Oktober 1962 an den Herrn<br />

Regierungspräsidenten in Lüneburg unter Hinweis auf § 5 des Gesetzes über <strong>die</strong> Verwaltung<br />

öffentlicher <strong>Schule</strong>n (Schulverwaltungsgesetz) in der Fassung vom 28. März 1962 nach Maßgabe des<br />

Bedürfnisses <strong>die</strong> Errichtung einer zweiten Lehrerstelle an der hiesigen Volksschule beantragt. Sie<br />

hatte in dem Antrag darauf hingewiesen, daß Anbau- und Ausbaumöglichkeiten <strong>für</strong> einen zweiten<br />

Klassenraum und <strong>für</strong> eine zweite Lehrer<strong>die</strong>nstwohnung gegeben sind. Dieser Antrag wurde nach<br />

längerer Zeit abgelehnt.<br />

Inzwischen nahm der Plan des Baues einer Mittelpunktschule in <strong>Grußendorf</strong> immer festere Formen an,<br />

bis schließlich nach mehreren Besprechungen der umliegenden Gemeinden am 3. März des Jahres der<br />

Bau endgültig beschlossen wurde und sofort nach dem l. April 1964 beginnen soll. Über den Bau<br />

selbst und über <strong>die</strong> Finanzierung wird noch fortlaufend <strong>zu</strong> berichten sein. Nach der Fertigstellung<br />

sollen <strong>die</strong> Schulkinder des 5. bis 9. Schuljahres <strong>die</strong> Mittelpunktschule besuchen. Sie sollen mit einem<br />

Bus befördert werden. Auf jeden Fall bleiben <strong>die</strong> Grundschüler, also <strong>die</strong> Schulkinder des l. bis 4.<br />

Schuljahres, hier im Orte und werden in der bisherigen <strong>Schule</strong> unterrichtet.<br />

Am Sonnabend, den 21. März 1964, wurden drei Schulkinder des 8.Schuljahres nach einer kleinen<br />

Feier entlassen. Sie werden nach Ostern <strong>die</strong> 9.Klasse der Volksschule I in Gifhorn besuchen. Da<br />

inzwischen neun Abc-Schützen aufgenommen worden sind, wird <strong>die</strong> Volksschule nach Ostern den<br />

Unterricht mit 51 Schulkindern – 35 Jungen und 16 Mädchen - beginnen.<br />

Durch den Abbruch des Schulturmes im Monat August des vorigen Jahres war es notwendig<br />

geworden, <strong>die</strong> Turmuhr mit ihrem Getriebe und dem Ziffernblatt neu auf<strong>zu</strong>bauen. Das geschah am l.<br />

bis 7.März des Jahres. An der neugebauten Giebelwand wurde das Ziffernblatt angebracht und das<br />

Getriebewerk nach vorn gerückt.<br />

Auch in <strong>die</strong>sem Jahr wurde unter der Leitung des Schullehrers Paul Schweimler am Sonnabend, den<br />

7.März, im Saale der hiesigen Gastwirtschaft ein Dorfgemeinschaftsabend mit 145 Teilnehmern<br />

durchgeführt, der <strong>zu</strong> einem vollen Erfolg wurde und <strong>die</strong> Anwesenden mit dem gemeinsamen Essen,<br />

den Freigetränken, den Darbietungen auf der Bühne - u.a. mit der Aufführung des lustigen<br />

Theaterstückes „Gepäckträger Linsemann“ und den heiteren Unterhaltungen - und dem<br />

anschließenden Tanz - restlos begeisterte.<br />

Als im Jahre 1953 ein neuer Brunnen gebohrt wurde und das Schulhaus eine Wasserleitung erhielt,<br />

stellte sich bald heraus, daß das Wasser durch seinen überaus starken Eisengehalt bräunlich gefärbt<br />

war und beim Kochen, bei der Wäsche und beim Baden bräunliche Bestandteile absonderte. Schon<br />

pm....04/2002 65


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

damals wurde von dem Schulleiter eine Enteisungsanlage beantragt, fast in jedem Jahr bei der<br />

Aufstellung des Jahreshaushaltsplanes wiederholt, bis im Frühjahr des Jahres sich der Gemeinderat<br />

entschloß, einen neuen Brunnen <strong>zu</strong> bohren.<br />

Ausgeführt wurde <strong>die</strong> Wasserversorgungsanlage von dem Brunnenbauer Meyer in Radenbeck, der mit<br />

einer Wünschelrute im Gemüsegarten, etwa 30 m südlich von dem bisherigen Brunnen <strong>die</strong> geeignete<br />

Stelle <strong>zu</strong>m Bohren ermittelte.<br />

Am 12. März 1964 wurde ein Wasserstand in 12 bis 17 m Tiefe festgestellt, nach 17 m zeigten sich<br />

Kohlestückchen, so daß <strong>die</strong> Anlage auf 16,50 m hochgezogen wurde.<br />

Die Wasseranlage erhielt eine Unterwasserpumpe Emu K 10/9 stufig, einen 120m K-Filter, 4" und ein<br />

16 m Filteraufsatzrohr 4". Die Rohrleitung von dem neuen Brunnen bis <strong>zu</strong> dem alten liegt 1,20 m tief,<br />

ebenfalls das elektrische Kabel. Im Keller mußte der durchgerostete Druckkessel durch einen 500 ltr.<br />

fassenden, verzinkten Druckkessel erneuert werden.<br />

Das Wasser ist klar, geruch- und geschmacklos und beim Kochen und längerem Stehen ohne<br />

Rückstände. Die Gesamtkosten betrugen 3.622,94 DM; davon 3.287,49 DM <strong>für</strong> <strong>die</strong> Brunnenbohrung<br />

und den Druckkessel, 335,45 DM <strong>für</strong> <strong>die</strong> elektrische Anlage.<br />

Das Sommerwetter war in <strong>die</strong>sem Jahr ganz besonders freundlich. Abgesehen von einigen kühlen<br />

Tagen im Monat Juli blieb das Wetter in den Monaten Mai mit den ausnehmend herrlichen<br />

Pfingsttagen, Juni, Juli bis 11.August mit den folgenden Regentagen sonnenreich und trocken.<br />

Die lange Trockenheit bewirkte großen Wassermangel an vielen Stellen, erhöhte <strong>die</strong> Brandgefahr im<br />

Walde in der Heide und im Moor. Auf Anordnung des Regierungspräsidenten war das Betreten des<br />

Geländes außerhalb der Feld- und Waldwege verboten.<br />

Die Niederschlagsmeßstelle Fallersleben berichtete in der Aller-Zeitung vom 4.8.1964, daß der Monat<br />

Juli mit 32,5 mm gegenüber dem langjährigen Durchschnitt von 78,4 mm der regenärmste Monat seit<br />

60 Jahren gewesen sei. Die Dürre bewirkte eine Frühreife des Sommerkoms. Traurig sah es mit den<br />

Hackfrüchten und Spätkartoffeln auf den leichten Böden und mit der Futterknappheit <strong>für</strong> das Rindvieh<br />

aus. Vom 12.August an änderte sich das Wetter.<br />

So war es auch kein Wunder, daß infolge der Trockenheit oft Moorbrände ausbrachen, <strong>die</strong> den<br />

oftmaligen Einsatz der hiesigen Feuerwehr und der Nachbarwehren erforderten. Ein beiligender, von<br />

dem Gemeindebrandmeister Helmut Petermann erbetener Bericht gibt genaue Kenntnis über <strong>die</strong><br />

Großbrände und ihre Bekämpfung.<br />

Am Sonnabend, den 22.August 1964, unternahm <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> einen Ausflug nach dem Harz, an dem<br />

sich 35 Schulkinder und 21 Erwachsene, <strong>zu</strong>m größten Teil <strong>die</strong> Eltern der Kinder, beteiligten. Die<br />

Busfahrt ging von <strong>Stüde</strong> über Braunschweig nach Bad Harzburg, hier u.a. Besichtigung des „Hauses<br />

der Natur“ und der Kuranlagen, Weiterfahrt nach Torfhaus und Braunlage <strong>zu</strong>m Mittagessen, dann über<br />

Hohegeiß, Walkenried nach Bad Sachsa, hier Besichtigung der Kuranlagen und des Märchenheimes,<br />

weiter über Bad Lauterberg, Odertalsperre, St. Andreasberg - Sesselfahrt - Altenau, Okertalsperre,<br />

Neu-<strong>Schule</strong>nberg und <strong>zu</strong>rück nach <strong>Stüde</strong>.<br />

Durch den Reise<strong>zu</strong>schuß mit 100,- DM aus der Gemeindekasse und wegen der preiswerten Busfahrt<br />

war es möglich, daß jedes Kind nur 4,50 DM und jeder Erwachsene 7,50 DM <strong>zu</strong> bezahlen brauchte.<br />

Die herrliche Fahrt wird mit den vielen Eindrücken und dem Sehenswerten allen in unvergeßlicher<br />

Erinnerung bleiben.<br />

Als der Zirkus Carl Althoff am l. September 1964 eine Schüler Vorstellung in Gifhorn veranstaltete,<br />

brachte ein gemieteter Bus zahlreiche Schulkinder und Eltern nach dem Zirkus, der mit ganz<br />

pm....04/2002 66


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

hervorragendem Programm aufwartete und alle Teilnehmer restlos begeisterte. Wiederum ein schönes<br />

Erlebnis.<br />

Auf Anregung des Schulleiters begann am 14. September 1964 in der <strong>Schule</strong> <strong>die</strong> Schulmilchspeisung,<br />

an der sich 44 Schulkinder mit Kakaotrinken beteiligten. Die Lieferung erfolgt durch <strong>die</strong> Molkerei<br />

Keller in Gifhorn, <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wintermonate ein Anwärmgerät besorgte.<br />

Das Kakaotrinken, von den Eltern sehr begrüßt, erfreut sich bei den Kindern großer Beliebtheit. Jedes<br />

Kind bezahlt <strong>für</strong> 1/4 Liter Kakaotrunk täglich 10 Pf, davon sind 9 Pf an <strong>die</strong> Molkerei ab<strong>zu</strong>führen und l<br />

Pf verbleibt in der Schulmilchkasse.<br />

Am Volkstrauertag wurde auf dem Friedhof und anschließend in der Kapelle eine Gedenkfeier<br />

durchgeführt, an der ein Schülerchor mit Gedicht- und Liedervortägen mitwirkte.<br />

Am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien fand eine kleine Schulweihnachtsfeier in der<br />

Schulklasse nur <strong>für</strong> <strong>die</strong> Schüler und Schülerinnen statt, bei der mit dem gesparten Betrag der<br />

Schulmilchkasse allen Süßigkeiten und Früchte geschenkt wurden.<br />

1965<br />

Nachdem der Bau der Mittelpunktschule im Laufe des Frühlings soweit fortgeschritten war, daß <strong>die</strong><br />

Klassenräume benutzt werden konnten, wurden Ostern 1965 neun Schüler und Schülerinnen des 7. bis<br />

9.Schuljahres nach <strong>Grußendorf</strong> umgeschult. Sie werden mit einem Bus des Linienverkehrs als<br />

Schulbus hin und <strong>zu</strong>rück befördert.<br />

Von der Realschule Gifhorn wurden im neuen Schuljahr 4 Schulkinder aus der vierten<br />

Grundschulklasse und ein Mädchen vom 5.Schuljahr aufgenommen. Zwei Schüler wurden nach 9<br />

Schulbesuchsjahren entlassen, so daß vor Beginn des neuen Schuljahres 1965/66 16 Schüler(-innen)<br />

<strong>die</strong> hiesige Volksschule verlassen haben. Der Entlassung und Umschulung standen vier Neueingänge<br />

gegenüber, von denen 2 nach der Aufnahme laut schulärztlichen Befundes wegen Mängel in der<br />

körperlichen Entwicklung <strong>zu</strong>rückgestellt wurden.<br />

Die Schülerzahl betrug <strong>zu</strong> Beginn des neuen Schuljahres 1965/66 30, davon 20 Knaben und 10<br />

Mädchen. Für <strong>die</strong>se Schülerzahl ist der Klassenraum gut ausreichend.<br />

Wiederum fanden sich <strong>die</strong> Kinder <strong>zu</strong>m <strong>die</strong>sjährigen Schützenfest ein. Unter reger Beteiligung der<br />

Eltern und sonstiger Gäste konnte das Kinderschützenfest in gewohnter Weise mit Abholen des alten<br />

Jungkönigspaares, mit dem Ummarsch im Orte, mit dem Schießen um <strong>die</strong> Königswürde <strong>für</strong> <strong>die</strong> Jungen<br />

und mit dem Vogelstechen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Mädchen, mit allerlei Belustigungen und mit dem Heimbringen des<br />

neuen Jungkönigspaares durchgeführt werden.<br />

Auch in <strong>die</strong>sem Jahre hatte der Gemeinderat aus der Gemeindekasse 200,- DM <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ausgestaltung<br />

des Kinmderschützenfestes bewilligt. Die Leitung des Kinderschützenfestes lag wieder in den Händen<br />

des Lehrers Paul Schweimler, der nun schon 15 Jahre mit Hilfe seiner Frau das Kinderschützenfest,<br />

das er 1950 hier eingeführt hatte, leitete.<br />

Der <strong>die</strong>sjährige Dorfgemeinschaftsabend fand am Sonnabend, den 27.Februar 1965, statt. Lehrer i.R.<br />

Paul Schweimler hatte als Leiter des Abends <strong>für</strong> <strong>die</strong> rund 150 Teilnehmer ein reichhaltiges Programm<br />

mit dem gemeinsamen Abendessen, mit der Aufführung des lustigen Theaterstückes „Eine Frau muß<br />

ins Haus“ und sonstigen unterhaltsamen Darbietungen und dem anschließenden Tanz aufgestellt.<br />

Gründung eines Fanfaren<strong>zu</strong>ges. Der vor einigen Wochen von der freiwilligen Feuerwehr erwogene<br />

Plan, einen Fanfaren<strong>zu</strong>g <strong>zu</strong> gründen, wurde nunmehr in <strong>die</strong> Tat umgesetzt. Anfang Juli konnte auf der<br />

ersten Versammlung Gemeindebrandmeister Helmut Petermann nach der Begrüßung der Gäste<br />

einschließlich der Ehrenmitglieder, Ehrenbrandmeister Arnold Jacobs, Bürgermeister Percy Lüttke<br />

pm....04/2002 67


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

und Schulleiter Paul Schweimler und der zahlreich erschienenen Jugendlichen schon mit praktischen<br />

Angaben aufwarten.<br />

Für den Fanfaren<strong>zu</strong>g wurden bereits zehn Fanfaren und zwei Landknechtstrommeln angeschafft, <strong>die</strong><br />

<strong>zu</strong>m großen Teil von den jugendlichen Musikanten - eine Fanfare kostet 48,- DM - selbst bezahlt<br />

wurden. Die Vorläufige Leitung mit der Kassenführung übernahm Betriebsleiter Hans-Heinrich<br />

Meyer, der erfreulicherweise schon freiwillige Geldspenden <strong>zu</strong>r weiteren Finanzierung annehmen<br />

konnte.<br />

Die Reisegesellschaft <strong>Stüde</strong> unternahm am 10. Juli 1965 unter Leitung des Lehrers Paul Schweimler<br />

eine Busfahrt über Braunschweig, Hildesheim, bei Gronde über <strong>die</strong> Weser, an Bad Pyrmont vorbei<br />

nach der Silbermühle bei Hörn in der Nähe von Detmold. Weiterfahrt durch das Lippische Bergland<br />

nach Bad Driburg, über Korbach, längerer Aufenthalt auf der Burg Waldeck und an der Edertalsperre,<br />

ebenfalls längeres Verweilen in Bad Wildungen und Hannoversch-Münden. Abfahrt am 10. Juli um 5<br />

Uhr, Heimkehr nächsten Morgen 2.30 Uhr. Der Busbetrag betrug <strong>für</strong> <strong>die</strong> rund 600 km Strecke pro<br />

Person 16,- DM.<br />

Für Lehrer Paul Schweimler ist <strong>die</strong>se Busfahrt <strong>die</strong> letzte Reiseführung, nachdem er in 15 Jahren<br />

alljährlich einen Ausflug organisierte und leitete und vielen Einwohnern des Ortes Gelegenheit <strong>zu</strong>r<br />

Reise in schöne Landschaften der näheren und weiteren Umgebung vermittelte.<br />

Der Reisebus führte <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> in <strong>die</strong>sem Jahr nach der alten Hansestadt Bremen. Nach Eintreffen in<br />

Bremen wurde <strong>zu</strong>nächst das Überseemuseum mit seinem Aquarium in den Kellergewölben<br />

stundenlang besichtigt und fand bei allen Teilnehmern das größte Interesse. Nach dem Mittagessen in<br />

den Bahnhofsgaststätten wurden <strong>die</strong> Sehenswürdigkeiten der Innenstadt in Augenschein genommen<br />

und schließlich der Ausflug mit einer Hafenrundfahrt beendet.<br />

Für <strong>die</strong> hiesige Volksschule stellten sich im Herbste bedeutsame Ereignisse ein. Nach den Herbstferien<br />

wurden <strong>die</strong> Schulkinder der 5. und 6.Klasse nach der Mittelpunktschule <strong>Grußendorf</strong> umgeschult, so<br />

daß nur noch <strong>die</strong> ersten vier Schuljahre mit 20 Schülern in der <strong>Schule</strong> verblieben.<br />

Schon seit längerer Zeit war <strong>die</strong> Gemeindeverwaltung bemüht, wieder eine planstellige Beset<strong>zu</strong>ng der<br />

Lehrerstelle <strong>zu</strong> erreichen. Lehrer a.D. Schweimler, der seit 1.April 1964 als Vertragslehrer tätig war,<br />

hatte <strong>die</strong> feste Absicht, am 30.September 1965 auf<strong>zu</strong>hören und anschließend nach Helmstedt <strong>zu</strong><br />

verziehen. Die Regierung in Lüneburg konnte keinen Lehrer <strong>zu</strong>r Verfügung stellen und erwog den<br />

Gedanken, sämtliche Schüler der hiesigen <strong>Schule</strong> nach <strong>Grußendorf</strong> mit dem Bus <strong>zu</strong> schicken.<br />

1966<br />

Da fand sich auf Grund eines Inserates im Schulverwaltungsblatt ein Lehrer, der bereit war, <strong>die</strong><br />

hiesige Lehrerstelle <strong>zu</strong> übernehmen, aber erst aus mehrfachen Gründen vom 1. April 1966 an.<br />

Schwierig war nun <strong>die</strong> Zeit der Überbrückung vom 1. Oktober 1965 bis <strong>zu</strong>m 31. März 1966, <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

keine Lehrkraft vorhanden war. Da erklärte sich kurz vor Toreschluß Lehrer a.D. Schweimler bereit,<br />

noch <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Zeit den vollen Unterricht <strong>zu</strong> übernehmen.<br />

Seine Familie zog mit den Möbeln kurze Zeit darauf nach Helmstedt, er selbst blieb in zwei Räumen<br />

der Lehrer<strong>die</strong>nstwohnung wohnen und versah nun weiterhin <strong>zu</strong>r großen Freude der Gemeinde den<br />

Schul<strong>die</strong>nst. In <strong>die</strong>ser Zeit, wo <strong>die</strong> Dienstwohnung fast leerstand, wurden größere<br />

Instandset<strong>zu</strong>ngsarbeiten durchgeführt. Die <strong>Schule</strong> erhielt eine Ölhei<strong>zu</strong>ngsanlage, fast in allen Räumen<br />

wurden Hei<strong>zu</strong>ngskörper aufgestellt und <strong>die</strong> Räume der Dienstwohnung mit Maler- und<br />

Tapezierarbeiten in einen wohnlichen Zustand gebracht. Am 31.März 1966 wird Lehrer a.D. Paul<br />

Schweimler endgültig aufhören und <strong>zu</strong> seiner Familie ziehen.<br />

Mit dem 1. April 1966 übernimmt Lehrer Werner Zachäus, bislang tätig in Hannover, den Unterricht<br />

an der hiesigen Volksschule.<br />

pm....04/2002 68


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Am Sonnabend, den 26.März 1966, fand auf Grund oder anläßlich des Dorfgemeinschaftsabends eine<br />

Ehrung mit gleichzeitiger Verabschiedung der Lehrerfamilie statt.<br />

Nach rückblickenden Worten des Bürgermeisters Helmut Petermann auf <strong>die</strong> schulische und kulturelle<br />

Wirksamkeit in fast 25 Jahren wurde dem Geehrten ein Ölgemälde, <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> darstellend, als<br />

Geschenk der Gemeinde, der freiwilligen Feuerwehr und des Schützenvereins überreicht.<br />

Anschließend machte Bürgermeister Helmut Petermann <strong>die</strong> Gemeinde mit dem neuen Lehrerehepaar<br />

Werner und Ursula Zachäus bekannt.<br />

Verabschiedung mit einem Geschenk: Die <strong>Schule</strong> in <strong>Stüde</strong> als Ölgemälde<br />

v.l.: Frau Schweimler, Lehrer Paul Schweimler, Schützenvereinsvorsitzender Otto Lüdde,<br />

Bürgermeister Helmut Petermann (links am Rand im Hintergrund: Fanfaren<strong>zu</strong>gmitglied Harry Petermann)<br />

pm....04/2002 69


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

7. Jahresschlußrechnung pro 1. Januar 1898 bis 1. Januar 1899<br />

Gemeinde <strong>Stüde</strong> M d<br />

<strong>für</strong> Reperatur und Unterhaltungskosten 24,60<br />

Norddeutsche Torfmoor Gesellschaft 3 99<br />

Gruhs Großkötner 4 92<br />

Appel Vorsteher 5 91<br />

Bock Anbauer 2 61<br />

Meier Abbauer - 68<br />

<strong>Grußendorf</strong> Gemeinde - 74<br />

v. Weihe Thülau - 22<br />

Gries Abbauer - 83<br />

Gruhs <strong>Schule</strong> - 50<br />

Fricke Abbauer - 51<br />

Prilop Abbauer - 51<br />

Kruse Abbauer - 53<br />

Gruhs Abbauer - 36<br />

Kanther Abbauer - 16<br />

Harms Westerbeck - 41<br />

Gruhs Westerbeck - 12<br />

Cordes Abbauer - 19<br />

Henneike Abbauer - 19<br />

Realgemeinde <strong>Stüde</strong> - 18<br />

Gruhs Schneider - 25<br />

Pasemann F. Tagelöhner - 25<br />

Hade Tagelöhner - 25<br />

Stein ~ - 25<br />

Summa 24 06<br />

Reparatur und Unterhaltungskosten pro 1. Januar 1898 bis 99 M d<br />

An Kreisabgaben 9 74<br />

An Porto und Formulare <strong>für</strong> Kreiskasse 2 45<br />

Portoauslagen - 65<br />

Brandkassengeld 4 70<br />

Wittwenkassengeld 12 -<br />

Rechnung von C. Dänzer in Gifhorn 7 71<br />

2 Fensterscheiben einsetzen lassen 1 -<br />

Allercorektionskosten 4 02<br />

<strong>für</strong> Reinigung der Schulstube 15 -<br />

325 Mauersteine 10,72 Fuhrlohn 2,00 12 72<br />

1 Fuder Lehm 0,50 Fuhrlohn 2,00 2 50<br />

4 mal Schornsteinfegen 1 20<br />

1 mal Schornsteinbesichtigung - 30<br />

1 Türklinke 0,30 Hespe an der Stalltühr 0,25 - 55<br />

1 Barrem 7 50<br />

1 Thürdreksell 2,50 Bohle in der Hausthür 1,00 3 50<br />

<strong>für</strong> Graben Aufräumen 8 -<br />

Prilop <strong>für</strong> 9 Tage Männerarbeit 20 50<br />

<strong>für</strong> den Rechnungsführer 10 -<br />

Summa 124 04<br />

Einmalige Beihilfe der Regierung 80 -<br />

Rest 44 04<br />

Von Prilop <strong>für</strong> altes Ofeneisen/altes Thürfenster ab 3 -<br />

bleibt noch Rest 41 04<br />

pm....04/2002 70


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Einnahmen <strong>zu</strong>m Gehalt M d<br />

Vacanzgeld 60 -<br />

Staatsbeihülfe 400 -<br />

Einmalige Staatsbeihülfe 50 -<br />

Widerrufliche Staatsbeihülfe 268 -<br />

Moorlandpachte 75 -<br />

Landpachte 42 -<br />

Wiesenpachte 20 -<br />

Holzkappitalzinsen 17 94<br />

Erstattung des <strong>für</strong> 1897/8 gezahlten<br />

Beitrag <strong>für</strong> <strong>die</strong> Alters<strong>zu</strong>lagenkasse 24 75<br />

Erbenzins 8 -<br />

Heidekoppelverpachtung <strong>zu</strong>r Weide 10 -<br />

Moorkoppelverpachtung <strong>zu</strong>r Weide 5 -<br />

Summa 920 69<br />

Von der Kreiskasse abgezogen <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Ruhegehaltskasse der Lehrer 20 40<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Alters<strong>zu</strong>lagenkasse der Lehrer 96 61<br />

Summa 117 01<br />

Rest 803 86<br />

Gemeinde <strong>zu</strong>zahlen<br />

<strong>Stüde</strong> 17/4 27,15 <strong>Grußendorf</strong> 12/4 19,17 46 32<br />

Lehrer Gehalt 850 -<br />

<strong>Stüde</strong> <strong>zu</strong> Gehalt 27,15 M Grundsteuer M M d<br />

Norddeutsche Torfmoor Gesellschaft 44,15 4 68<br />

Gruhs Großkötner 54,42 5 77<br />

Appel Vorstehr 65,37 6 93<br />

Bock Anbauer 28,82 3 04<br />

Meier Abbauer 2,01 - 22<br />

<strong>Grußendorf</strong> Gemeinde 8,19 - 87<br />

v. Weihe Thülau 2,40 - 26<br />

Gries Abbauer 9,22 - 98<br />

Gruhs <strong>Schule</strong> 5,56 - 60<br />

Fricke Abbauer 5,63 - 60<br />

Prilop Abbauer 5,64 - 60<br />

Kruse Abbauer 5,92 - 63<br />

Gruhs Abbauer 3,99 - 44<br />

Kanther Abbauer 1,83 - 20<br />

Harms Westerbeck 4,57 - 49<br />

Gruhs Westerbeck 1,33 - 15<br />

Cordes Abbauer 2,12 - 23<br />

Henneike Abbauer 2,14 - 23<br />

Realgemeinde <strong>Stüde</strong> 2,04 - 23<br />

Summa 255,35 27 15<br />

<strong>Grußendorf</strong> <strong>zu</strong>m Gehalt 19,17 M<br />

Suhl Vorstehr 39,17 5 12<br />

Mette H. Vollhöfner 44,83 5 85<br />

Mette Ch. Vollhöfner 46,39 6 06<br />

Gruhs <strong>Schule</strong> 8,17 1 07<br />

Gruhs Abbauer 3,63 - 48<br />

Gruhsendorf Gemeinde 1,89 - 27<br />

Puls Maurer 1,20 - 126<br />

Bartels Tagelöhner 1,20 - 16<br />

Summa 146,48 19 17<br />

pm....04/2002 71


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Gemeinde Gruhsendorf M d<br />

<strong>für</strong> Reperatur und Unterhaltungskosten 16,98<br />

Suhl Vorstehr 4 39<br />

Mette H. Vollhöfner 5 03<br />

Mette Ch. Vollhöfner 5 20<br />

Gruhs <strong>Schule</strong> - 92<br />

Gruhs Abbauer - 41<br />

Gruhsendorf Gemeinde - 27<br />

Puls Maurer - 13<br />

Bartels Tagelöhner - 13<br />

Pasemann Tagelöhner - 25<br />

Frau Salig <strong>Schule</strong> - 25<br />

Summa 16 98<br />

pm....04/2002 72


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

8. Jahresschlußrechnung pro 1. Januar 1899 bis 1. Januar 1900<br />

Einnahmen <strong>zu</strong>m Gehalt M d<br />

Vacanzgeld 60 -<br />

Staatsbeihülfe 400 -<br />

Widerruflichestaatsbeihülfe 171 -<br />

Beiträge <strong>für</strong> <strong>die</strong> Alters<strong>zu</strong>lagenkasse der Lehrer<br />

aus dem Rechnungsjahr 1898/99<br />

aus der Königlichen-Regierungs-Hauptkasse aus Lüneburg<br />

der Schulgemeinde erstattet wurden 24 34<br />

Moorlandpachte 75 -<br />

Landpachte 42 -<br />

Wiesenpachte 20 -<br />

Erstattung von Beiträgen <strong>zu</strong>r Alters<strong>zu</strong>lagenkasse<br />

der Lehrer 1899 22 39<br />

Heideverkauf 42 10<br />

Holzkappitalzinsen 17 94<br />

Heidkoppelverpachtung <strong>zu</strong>r Weide 10 -<br />

Moorkoppelverpachtung <strong>zu</strong>r Weide 5 -<br />

Erbenzins 8 -<br />

Summa 897 97<br />

Von der Kreiskasse abgezogen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Ruhegehaltskasse der Lehrer 8 40<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Alters<strong>zu</strong>lagenkasse der Lehrer 165 64<br />

<strong>für</strong> das Jahr 1897/8 <strong>zu</strong> viel gezahlten Staats<strong>zu</strong>schuß 7 32<br />

Summa 181 36<br />

Rest 716 61<br />

Gemeinde <strong>zu</strong> zahlen 123 39<br />

<strong>Stüde</strong> mit 17/4 72,33<br />

Gruhsendorf mit 12/4 51,06<br />

Lehrer Gehalt 840 -<br />

Reparaturen und Unterhaltskosten M d<br />

Brandkassengeld 4 70<br />

<strong>für</strong> Porto 2 45<br />

Wittwenkassengeld 12 -<br />

Porto <strong>für</strong> Herrn Pastor Cordes 4 05<br />

<strong>für</strong> bekanntmachen des Heideverkaufs - 50<br />

Rechnung von C. Dänzer in Gifhorn 3 50<br />

Kreisabgaben 6 04<br />

<strong>für</strong> Malerarbeit 50 65<br />

1 Schulbank und 2 Glasscheiben eingesetzt 16 75<br />

Auslagen <strong>für</strong> Herrn Pastor Cordes von 1898 4 85<br />

<strong>für</strong> Tagelohn 2 ½ Tag 5 -<br />

Allercorrectionskosten 2 83<br />

<strong>für</strong> Maurerarbeit, Kalk, Farbe und Nägel 33 50<br />

<strong>für</strong> Reinigung der Schulstube 15 -<br />

<strong>für</strong> den Rechnungsführer 10 -<br />

<strong>für</strong> Mauersteine <strong>zu</strong>m Schornstein 8 -<br />

Brunneneimer <strong>zu</strong>recht machen 3 60<br />

Schornsteinfegen und Besichtigung des Schornsteins 1 50<br />

<strong>für</strong> Fuhrlohn der Schulbank 1 -<br />

Auslagen <strong>für</strong> Saiten und Porto - 80<br />

Summa 186 72<br />

<strong>Stüde</strong> mit 17/4 109,46 M<br />

Gruhsendorf mit 12/4 77,26 M<br />

pm....04/2002 73


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Gemeinde <strong>Stüde</strong> an Schulkosten 181,79 M.<br />

Gebäude und Grundsteuer M. M d<br />

Norddeutsche Torfmoor Gesellschaft 44,15 31 04<br />

Gruhs Großkötner 54,42 38 26<br />

Appel Vorstehr 65,37 45 96<br />

Bock Anbauer 28,82 20 26<br />

Meyer Abbauer 2,01 1 41<br />

Gruhsendorf Gemeinde 8,19 5 76<br />

v. Weihe Thülau � 2,40 1 69<br />

Gries Abbauer 9,22 6 48<br />

Gruhs <strong>Schule</strong> 5,56 3 91<br />

Fricke Abbauer 5,63 3 96<br />

Prilop Abbauer 5,64 3 96<br />

Kruse Abbauer 5,92 4 16<br />

Gruhs Abbauer 3,99 2 80<br />

Kanther Abbauer 1,83 1 29<br />

Harms Westerbek 4,57 3 22<br />

Gruhs Westerbeck 1,33 - 94<br />

Cordes Abbauer 2,12 1 49<br />

Henneike Abbauer 2,14 1 51<br />

Realgemeinde <strong>Stüde</strong> 2,04 1 44<br />

Gruhs Schneider 1,20 - 75<br />

Pasemann F. Tagelöhner 1,20 - 75<br />

Stein Tagelöhner - 75<br />

Summa 255,35 181 79<br />

Grundsteuer M. M d<br />

Gemeinde Gruhsendorf an Schulkosten 128,32 M.<br />

Suhl Vorstehr 39,17 34 12<br />

Jordan Vollhöfner 44,83 39 05<br />

Mette Ch. Vollhöfner 46,39 40 40<br />

Gruhs <strong>Schule</strong> 8,17 7 12<br />

Gruhs Abbauer 3,63 3 16<br />

Gruhsendorf Gemeinde 1,89 1 64<br />

Puls Maurer 1,20 1 04<br />

Marie Salig <strong>Schule</strong> - - 75<br />

Summa 146,48 128 32<br />

pm....04/2002 74


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

9. Jahresschlußrechnung pro 1. Januar 1900 bis 1. Januar 1901<br />

Einnahme <strong>zu</strong>m Gehalt M d<br />

Vercanzgeld 70 -<br />

Staatsbeihülfe 400 -<br />

Widerruflichestaatsbeihülfe 216 75<br />

Widerruflichestaatsbeihülfe von 1899 60 -<br />

Zurückerstattung von Alters<strong>zu</strong>lagen 37 57<br />

Moorlandpachte 75 -<br />

Wiesenpachte 20 -<br />

Holzkappitalzinsen 17 94<br />

Heide u. Moorkoppelverpachten <strong>zu</strong>r Weide 15 -<br />

Erbenzins 8 -<br />

Landpachte 58 50<br />

<strong>für</strong> Heide 1 50<br />

Summa 910 26<br />

Rückständige Gemeinde<strong>zu</strong>lage <strong>zu</strong>m Gehalt 110 -<br />

Kreiskasse abgezogen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ruhegehaltskasse der Lehrer 24 60<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Alter<strong>zu</strong>lagenkasse der Lehrer 112 49<br />

Summa 247 09<br />

Rest 663 17<br />

Gemeinde <strong>zu</strong>zahlen 176 83<br />

Lehrergehalt 840 -<br />

<strong>Stüde</strong> mit 17/4 103 M. 66<br />

Gruhsendorf mit 12/4 73 M. 17<br />

An Reparaturen und Unterhaltungskosten:<br />

Witwenkassengeld 12 -<br />

Porto und Formular 2 24<br />

Brandkassengeld 5 20<br />

Malerrechnung 17 65<br />

Kreisabgaben 6 03<br />

<strong>für</strong> den Rechnungsführer 10 -<br />

<strong>für</strong> Reinigung der Schulstube 20 -<br />

Portoauslagen Herrn Pastor Cordes 2 85<br />

Rechnung von Dänzer 3 90<br />

Landschaftskammer - 19<br />

Allercorrection 2 56<br />

2 Fensterscheiben 1 -<br />

Schornsteinfegen 1 20<br />

<strong>für</strong> holen der Sachen des Lehrers 16 -<br />

1 Hakenböhrt 1 35<br />

Summa 102 17<br />

Ab <strong>für</strong> 1 alten Schultisch und Bank 5 60<br />

Summa 96 57<br />

<strong>Stüde</strong> mit 17/4 56,61 Gruhsendorf mit 12/4 39,96<br />

Gemeinde <strong>Stüde</strong> an Schulkosten 160,27:<br />

Grund und Gebäudesteuer M. M d<br />

Norddeutsche Torfmoor Gesellschaft 44,15 27 86<br />

Gruhs Großköthner 54,42 34 33<br />

Appel Vorstehr 67,77 42 76<br />

Bock Anbauer 20,62 13 01<br />

Meyer Abbauer 3,01 1 89<br />

pm....04/2002 75


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Gruhsendorf Gemeinde 8,19 5 17<br />

Gries Abbauer 9,22 5 81<br />

Gruhs <strong>Schule</strong> 5,56 3 50<br />

Fricke Abbauer 5,63 3 55<br />

Prilop Abbauer 5,64 3 55<br />

Kruse Abbauer 5,92 3 73<br />

Gruhs Abbauer 3,99 2 52<br />

Kanther Abbauer 1,83 1 15<br />

Harms Westerbeck 4,57 2 88<br />

Cordes Abbauer 3,12 1 97<br />

Henneike Abbauer 3,12 1 97<br />

Realgemeinde 2,02 1 27<br />

Pasemann Abbauer 1,20 - 76<br />

Gruhs Schneider Abbauer 1,20 - 76<br />

Stein Tagelöhner - - 50<br />

Bartels Tagelöhner - - 50<br />

Summa 252,51 160 27<br />

Gemeinde <strong>Grußendorf</strong> an Schulkosten 113,13:<br />

Suhl Vorstehr 39,17 30 22<br />

Jordan Vollhöfner 44,83 34 56<br />

Mette Ch. Vollhöfner 46,39 35 78<br />

Gruhs <strong>Schule</strong> 8,17 6 30<br />

Gruhs Abbauer 3,69 2 80<br />

Gruhsendorf Gemeinde 1,89 1 47<br />

H. Salig - - 50<br />

Ch. Barthels - - 50<br />

H. Sade (?) - - 50<br />

Marie Salig <strong>Schule</strong> - - 50<br />

Summa 144,08 113 13<br />

pm....04/2002 76


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

10. Jahresschlußrechnung pro 1. April 1901 bis 1. April 1902<br />

Sämtliche Einnahme: M. d.<br />

Vercansgeld 70 -<br />

Staatsbeihülfe 400 -<br />

Wiederruflichestaatsbeihülfe 231 -<br />

Zurückerstattung von Alters<strong>zu</strong>lagen 19 16<br />

Jagdpachte <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wiese 1 35<br />

Einmahlige Staatsbeihülfe 120 -<br />

Nach dem letzten Schulanschlag sind <strong>die</strong> Schulgrundstücke mit 152 50<br />

veranschlagt wonach es Herr Lehrer Barg<br />

am 1. April 1901 übernommen hat<br />

Summa sämtlicher Einnahmen 994 01<br />

Sämtliche Ausgaben:<br />

Lehrergehalt 840 -<br />

Ruhegehaltskasse der Lehrer 25 50<br />

Alters<strong>zu</strong>lagenkasse der Lehrer 90 40<br />

Lehrer Meyer Lessien <strong>für</strong> 5 Tage <strong>Schule</strong> halten 15 -<br />

1 Landkarte 16,50 Witwengeld 11 M. 27 50<br />

Kreissteuern 5,33 Landschaftskammer 0,19 5 52<br />

Allerkorrection 2 66<br />

<strong>für</strong> Maurerarbeit und Cement 37 20<br />

Fußboden mit Legen desselben 49 45<br />

Ofen 93 -<br />

Lichtscheiben 3 M. 4 Fensterscheiben 2M. 5 -<br />

<strong>für</strong> Reinigung der Schulstube 30 -<br />

1 Hausnummer 0,30 und <strong>für</strong> Rohrstökke 0,30 - 60<br />

<strong>für</strong> Kost und Fuhrlohn 10 50<br />

Porto und Formular 2 77<br />

Portoauslagen und Fuhrlohn 14 40<br />

Mauersteine 13,50 Portoauslagen Herrn Pastor Cordes 4,85 18 35<br />

<strong>für</strong> Bretter 9,20 Rechnung von Dänzer 13,85 23 05<br />

Schornsteinfegen 1,20 Rechnung von Kruse 7,50 8 70<br />

<strong>für</strong> geliehenen Kalk und <strong>für</strong> Cementholen 3 -<br />

<strong>für</strong> den Rechnungsführer 10 -<br />

Brandkassengeld 5 20<br />

Summa sämtlicher Ausgaben 1317 80<br />

Einnahmen 994 01<br />

bleibt Rest 323 79<br />

<strong>Stüde</strong> mit 17/4 189,75 M.<br />

Gruhsendorf mit 12/4 134,04 M.<br />

pm....04/2002 77


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

11. Jahresschlußrechnung pro 1. April 1902 bis 1. April 1903<br />

Einnahme<br />

Vakanzgeld 37 31<br />

Staatsbeihülfe 400 -<br />

Wiederruflichestaatsbeihülfe 231 -<br />

Aus Veranlagung der Schulgrundstücke<br />

nach dem letzten Schulanschlage 152 50<br />

Erbenzins 8 -<br />

Holzkappitalzinsen 19 31<br />

<strong>für</strong> einen alten Ofen 6 -<br />

<strong>für</strong> alte Fußbodenbretter und eine alte Schwelle 1 50<br />

Sämtliche Einnahme Summa 818 31<br />

Ausgabe<br />

Brandkassengeld 5 20<br />

Rechnung von Tischler Müller Jembke 3 70<br />

Witwengeld 10 -<br />

Ruhegehalt der Lehrer 24 -<br />

Alters<strong>zu</strong>lage der Lehrer 68 30<br />

Porto und Formulare 1 90<br />

Kreisabgaben 5 18<br />

Rechnung von Wendt 1 93<br />

Rechnung von Schütte 2 -<br />

Landschaftskammer - 20<br />

Allerkorrektion 2 60<br />

Rechnung von Herbst 12 30<br />

Rechnung von Lehrer 7 80<br />

Rechnung von Dänzer 2 10<br />

Lehrergehalt 840 -<br />

<strong>für</strong> Maurerarbeit 9 -<br />

<strong>für</strong> Bilder 23 60<br />

Portoauslagen <strong>für</strong> Herrn Pastor Cordes 3 80<br />

Portoauslagen <strong>für</strong> Herrn Pastor Rengsdorf 1 53<br />

<strong>für</strong> Stubenreinigung 30 -<br />

<strong>für</strong> Rechnungsführer 10 -<br />

Schornsteinfegen und Besichtigungen 1 20<br />

Summa 1066 55<br />

ab Einnahmen 818 31<br />

bleibt Rest 248 24<br />

<strong>Stüde</strong> mit 17/4 145,52 M.<br />

Gruhsendorf mit 12/4 102,72 M.<br />

pm....04/2002 78


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

(Anm: Für 1902 – 1903 liegt ein vorgedrucktes Rechnungsbuch mit den folgenden Eintragungen vor)<br />

Rechnung <strong>für</strong> 1. April 1902 – 1903<br />

Geführt von C. Bock, <strong>Stüde</strong><br />

Nachweisung des der Schulgemeinde gehörenden Vermögens:<br />

1. Grundbesitz 63 Hekt 26 ar 66 m 2<br />

2. Gebäude versichert mit 450 M bei der landschaftl. Brandkasse<br />

3. Holzkapital 578,22 M, Zinsen 19,31 M.<br />

Einnahme Mk. Pf.<br />

1. Überschuß stellt sich dar als Vakanzgeld in Summa von 27 31<br />

2. Einnahme aus verpachteten Grundstücken 152 50<br />

3. Erbenzins 8 -<br />

4. Zinsen vom Holzkapital 19 31<br />

5. Staatsbeiträge 400 -<br />

6. Widerrufliche Beihülfe 231 -<br />

7. Aus <strong>Stüde</strong> mit 17/4 145 52<br />

Aus Gruhsendorf mit 12/4 102 72<br />

8. Für einen alten Ofen 6 -<br />

9. Für alte Fußbodenbretter und eine alte Schwelle 1 50<br />

Summa 1093 86<br />

Ausgabe<br />

1. Lehrergehalt 840 -<br />

2. Beitrag <strong>zu</strong>r Alters<strong>zu</strong>lagenkasse 68 30<br />

3. Beiträge <strong>zu</strong>r Ruhegehaltskasse 24 -<br />

4. Beiträge <strong>zu</strong>r Lehrerwitwenkasse 10 -<br />

5. Für Führung der Rechnung 10 -<br />

6. Für Porto der Rechnung 1 90<br />

7. Ausgaben <strong>für</strong> Tinte u.s.w. 2 10<br />

8. Portovergütung an den Lehrer 7 80<br />

9. Portovergütung an den Herrn Pastor 5 35<br />

10. Für Anschauungsbilder 23 65<br />

11. Für Reinigung und Hei<strong>zu</strong>ng 30 -<br />

12. Für Fegen und Besichtigen des Schornsteins 1 20<br />

13. Für Feuerversicherung 5 20<br />

14. Für Allerkorrektion 2 66<br />

15. Beitrag <strong>zu</strong>r Landschaftskammer - 26<br />

16. Kreisabgaben 5 18<br />

17. Ausgaben Tischlerarbeiten 3 70<br />

18. Ausgaben <strong>für</strong> Wassereimer u.s.w. 1 95<br />

19. Ausgaben <strong>für</strong> Drahtmatte und Nägel 2 -<br />

20. Ausgaben <strong>für</strong> Malerarbeiten 12 30<br />

21. Ausgaben <strong>für</strong> Maurerarbeiten 9 -<br />

Summa 1066 55<br />

Überschuß 27 31<br />

<strong>Stüde</strong>, den 17. März 1903. Der Rechnungsführer C. Bock<br />

Obige Rechnung ist von uns geprüft worden – und richtig befunden –<br />

<strong>Stüde</strong>, den 24. März 1903<br />

Der Schulvorstand<br />

Barg Chr. Mette C. Bock<br />

pm....04/2002 79


<strong>Schulchronik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stüde</strong> – <strong>Grußendorf</strong><br />

Bis <strong>zu</strong>r gemeinsamen Grundschule <strong>für</strong> <strong>Stüde</strong> und <strong>Grußendorf</strong> war es dann aber doch noch ein langer<br />

und beschwerlicher Weg – darüber wird später <strong>zu</strong> berichten sein ......<br />

pm....04/2002 80

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!