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Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt

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Theoretische Grundlagen der Arbeitslosigkeit und Arbeitslosigkeitsinzidenz<br />

Arbeitsleistungen korrelieren. Unternehmen bieten im Suchprozess deshalb vergleichs-<br />

weise hohe Löhne, um in einem Bewerbungsverfahren möglichst viele und qualitativ<br />

hochwertige Bewerber zu erreichen (Weiss, 1986: 103 ff.).<br />

Der Lohnsetzer (Unternehmer) versucht dementsprechend den Lohnnehmer (Arbeitsan-<br />

bieter) im Sinne der Grenzproduktivität zu vergüten. Infolgedessen ist der Effizienzlohn<br />

höher als der Markträumungslohn (Sesselmeier/Blauermehl, 1997: 156), was jedoch<br />

auch bedeutet, dass der Sanktionsmechanismus eines geringen Lohnes ausgehebelt ist.<br />

„Stattdessen greift ein anderes Disziplinierungsmittel: Durch die Lohnsteigerungen geht<br />

nämlich die Arbeitsnachfrage zurück (…) nun verzichtet der Arbeitnehmer auf Drücke-<br />

bergerei, weil die Gefahr längerer Arbeitslosigkeit und dadurch bedingter Einkommens-<br />

verluste droht“ (Plaßmann, 2002: 73).<br />

Der Erklärungsgehalt der Effizienzlohnmodelle für unfreiwillige Arbeitslosigkeit ist je-<br />

doch beschränkt, da z.B. qualifikatorische Aspekte, wie sie in der Humankapitaltheorie<br />

aufgegriffen wurden, nicht adäquat berücksichtigt werden (Rohleder, 1998: 150). Ein<br />

weiterer Einwand gegen die Effizienzlohnmodelle ist, dass eine Schuldzuweisung an die<br />

Arbeitgeber für hochlohnbedingte Arbeitslosigkeit ungerechtfertigt ist. Dies zeigt sich<br />

z.B. daran, das der Lohndrift zwischen tariflichen und realen Löhnen im Zeitverlauf<br />

nicht zugenommen hat (Berthold/Fehn, 1995: 112).<br />

Außerdem ist als eine wesentliche Kritik der Effizienzlohntheorien auszumachen, dass<br />

alternative Lohnanreize (z.B. Senioritätslöhne) nicht berücksichtigt werden (Sesselmei-<br />

er/Blauermehl, 1997: 168). Auf weitere Ungenauigkeiten bzw. Defizite weisen Zer-<br />

che/Schönig/Klingenberger hin: So stoßen empirische Versuche der Ermittlung von Ef-<br />

fizienzlöhnen auf Probleme bei der Operationalisierung, da ‚Lohndrift’ und ‚Fluktuati-<br />

on’ nur als Hilfsgrößen gemessen werden können.<br />

Außerdem sorgen neue Formen der betrieblichen Organisation, wie Te<strong>am</strong>arbeit oder<br />

Outsorcing, für neue Formen der sozialen Kontrolle und Führung, so dass es z.T. keiner<br />

überhöhten Löhne mehr bedarf, um Selbstmotivationspotentiale zu entfachen (Zer-<br />

che/Schönig/Klingenberger, 2000: 221).<br />

Das bundesdeutsche Realphänomen – persistente Arbeitslosigkeit – ist ebenfalls ein Ar-<br />

gument dafür, dass der Druck auf die Arbeitsanbieter, die einen Arbeitskontrakt ge-<br />

schlossen haben bzw. schließen, derzeit so groß ist, dass sich Effizienzlohndebatten er-<br />

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