Heimatbrief - Stadt Pirmasens
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Für die Interessen vom Bäcker bis zum<br />
Zimmermann, machte er sich zwischen<br />
1969 und 1995 stark. Den Weg auf den<br />
Chefsessel der Kreishandwerkerschaft ebnete<br />
ihm Heinz Scherer, ein Freund aus<br />
Kindertagen. Später - mit dessen Wahl<br />
zum Kammerpräsidenten - wurde er dessen<br />
engster Vertrauter.<br />
Mit klaren Worten, Herz und Humor, gepaart<br />
mit Sachkenntnis und seinem ausgeglichenen<br />
Wesen schrieb Gerhard<br />
Müller ein Stück Handwerksgeschichte<br />
mit. Die Zukunft im Blick, bereitete er den<br />
Weg für die Fusion der Kammern <strong>Pirmasens</strong><br />
und Zweibrücken. Als sympathischer<br />
Botschafter des Handwerks wurde er zigfach<br />
ausgezeichnet, darunter mit der goldenen<br />
Ehrennadel (1995) sowie der<br />
<strong>Stadt</strong>ehrenplakette in Silber (1995) und<br />
Bronze (1992).<br />
Den Weg zum Turnverein fand Müller -<br />
einst selbst erfolgreicher Leichtathlet beim<br />
FKP - über die Fasnacht und seine drei<br />
Kinder. Bei der Jockelei stand er als Deutscher<br />
Michel in der Bütt und ließ sich als<br />
Vorstand in die Pflicht nehmen. Insgesamt<br />
acht Jahre (1979 bis 1985 und nochmals<br />
von 1996 bis 1998) stand er mit viel Herzblut<br />
und persönlichem Einsatz an der<br />
Spitze des größten Vereins am Horeb.<br />
75 Jahre<br />
<strong>Pirmasens</strong> sollte für ihn eigentlich<br />
nur eine berufliche Zwischenstation sein.<br />
Das dachte Dieter Wagner, der 1971, als<br />
der Ingenieur (Fachrichtung Erdölwesen)<br />
am 1. Juli seinen Posten als Leiter der Gasund<br />
Wasserversorgung bei den <strong>Stadt</strong>werken<br />
antrat. Zu den<br />
<strong>Pirmasens</strong>ern habe<br />
er schnell einen<br />
Draht gefunden,<br />
schätzt er ihre Offenheit<br />
und direkte<br />
Art. Längst fühlt er<br />
sich als ”Eingeborener”,<br />
der auch die frankophile Neigung<br />
mit den Schlabbeflickern teilt. Im August<br />
feierte Dieter Wagner seinen 75. Geburtstag.<br />
31 Jahre bestimmte er den Kurs des Energieversorgers<br />
maßgeblich mit. Unter seiner<br />
Führung erfolgte die Umstellung auf Erdgas<br />
(1972), die Erschließung des Wasserschutzgebietes<br />
im Rodalbtal (1975-1977)<br />
sowie ab 1978 der Bau des Fernwärmenetzes<br />
vom Heizkraftwerk in der Pettenkoferstraße<br />
bis zur Parkbrauerei. Im Mai<br />
1979 trat der passionierte Tennisspieler<br />
und Skifahrer als Werksdirektor in die Fußstapfen<br />
von Willy Leonhardt.<br />
Versöhnung im Gepäck<br />
Walter Slodki 98 Jahre alt - Preis für besten Abiturienten gestiftet<br />
Von den einst in <strong>Pirmasens</strong> lebenden<br />
Juden sind fast alle in der Nazizeit umgekommen.<br />
Nur wenige überlebten.<br />
Walter Slodki ist einer davon. Er ist seiner<br />
Heimatstadt trotz der Ermordung<br />
seiner Mutter und der eigenen Vertreibung<br />
treu verbunden geblieben. Im<br />
April feierte er in New York seinen 98.<br />
Geburtstag.<br />
Ressentiments oder gar Hass auf die<br />
Deutschen allgemein scheinen Walter<br />
Slodki trotz seiner Erlebnisse fern zu<br />
liegen. Im Gegenteil: Gleich nach<br />
Kriegsende schickte er Care-Pakete zu<br />
hungernden Freunden nach <strong>Pirmasens</strong><br />
und bereits acht Jahre nach Kriegsende<br />
kam er zum ersten Mal wieder in<br />
die <strong>Stadt</strong> zurück, die er später noch<br />
viele Male besuchte.<br />
Trotz der vielen Beschränkungen und<br />
zunehmender Verfolgung schaffte es<br />
Slodki noch, von 1937 bis 1939 eine<br />
Berliner Werkzeugmaschinenfabrik zu<br />
leiten. Dann war es höchste Zeit für<br />
die Ausreise, die er über <strong>Pirmasens</strong><br />
und Amsterdam nach England anging.<br />
An Heiligabend 1939 fuhr er schließlich<br />
mit dem Schiff nach New York.<br />
Dort fand er Arbeit in einer Schuhmaschinenfirma.<br />
In den 50er Jahren importierte<br />
er Schuhmaschinen in die USA.<br />
Seiner Schwester Else gelang die<br />
Flucht aus Nazi-Deutschland ebenfalls.<br />
Der Vater musste die Schändung der<br />
Synagoge und deren Brand noch miterleben.<br />
Aber auch hier gab es <strong>Pirmasens</strong>er,<br />
die nicht mit den Nazis auf<br />
einer Linie lagen und den Juden Unterstützung<br />
zukommen ließen.<br />
Der Slodki-Preis<br />
Seit 1966 erhält der beste Abiturient<br />
des Leibniz-Gymnasiums den Walter-<br />
Slodki-Preis. Es begann mit 250 Mark<br />
und einer Medaille, was aus einer Stif-<br />
<strong>Heimatbrief</strong><br />
In den Folgejahren war es Wagner gelungen,<br />
die <strong>Stadt</strong>werke von einer Behörde in<br />
ein mittelständisches Unternehmen umzuformen:<br />
”Das war, vor dem Hintergrund<br />
der Liberalisierung der Versorgungswirtschaft<br />
eine Herausforderung.” Mitgestalten<br />
zu können, das habe er an seinem Job<br />
geliebt. Und wenn er von einer Sache<br />
überzeugt war, trat er dafür ein, kämpfte<br />
mit Leidenschaft und Engagement. Etwa<br />
bei der Generalsanierung des <strong>Stadt</strong>bades<br />
oder dem Bau der Müllverbrennungsanlage.<br />
Nicht nur als <strong>Stadt</strong>werke-Direktor,<br />
sondern auch im Ehrenamt mischte der<br />
Wahlpfälzer mit. Etwa im FKP-Vorstand<br />
(1980 bis 1986), als Zechenmeister der<br />
Bauhütte oder im Kunst-Verein.<br />
Weitere Jubilare: Egon Stürzenberger,<br />
Seniorchef des gleichnamigen Bosch-<br />
Dienstes in der Waisenhausstraße, wurde<br />
80 Jahre alt.<br />
Gerhard Klesmann, ehemaliger Direktor<br />
der HypoVereinsbank, feierte im August<br />
seinen 70. Geburtstag. Bürgermeister<br />
Peter Scheidel und die städtische Schuldezernentin<br />
Helga Knerr sowie <strong>Stadt</strong>werkedirektor<br />
Klaus Kreibich begingen<br />
jeweils ihren 60. Geburtstag.<br />
tung Slodkis bezahlt wurde. Die Stiftungsgelder<br />
werden noch bis zum<br />
100. Geburtstag des Stifters reichen,<br />
dann wird der Preis vom Förderverein<br />
des Gymnasiums weiter finanziert und<br />
in ”Walter-Slodki-Gedächtnispreis umbenannt<br />
- nach Absprache mit Slodki.<br />
Zusätzlich verbunden mit dem Preisgeld<br />
ist, dass der Geehrte mit dem Stifter<br />
telefoniert. Der persönliche Kontakt<br />
ist Slodki sehr wichtig.<br />
Slodki engagierte sich außerdem noch<br />
1984 mit einer Spende von 2.000 Mark<br />
zur Begrünung des Winzler-Tor-Platzes<br />
und drei Jahre später mit weiteren<br />
2.000 Mark für das Leibniz-Gymnasium.<br />
Slodki selbst wurde auch geehrt von<br />
seiner Heimatstadt. 1986 erhielt er die<br />
Landgrafenmedaille, zwei Jahre später<br />
folgte die <strong>Stadt</strong>ehrenplakette in Bronze<br />
und 2004 die <strong>Stadt</strong>ehrenplakette in<br />
Silber.<br />
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