Münchner Lehrerzeitung - MLLV
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Bildungspolitik<br />
15 Jahre Refugio<br />
Am 1. Oktober 2009 wurde im Alten Rathaus der 15. Geburtstag der Organisation „REFUGIO“ gefeiert.<br />
REFUGIO München unterstützt Menschen,<br />
die aufgrund von Folter, Gewalt,<br />
politischer Verfolgung oder<br />
Krieg gezwungen waren ihr<br />
Herkunftsland zu verlassen und in<br />
Deutschland im Exil zu leben.<br />
Vorgeschichte<br />
Bereits im Jahre 1989 fand ein Treffen der<br />
Initiative für Flüchtlinge, der Vorläuferorganisation<br />
von REFUGIO mit Annie Kammerlander<br />
und Renate Rassmann statt.<br />
Um 1990 entwickelte sich die Idee zu<br />
REFUGIO, einem Behandlungs- und<br />
Therapiezentrum für die Opfer von<br />
Folter und Gewalt. Eine Förderung<br />
stellte sich jedoch bis 1993 nicht ein.<br />
Anfang der 90er Jahre nahm München<br />
mehr als 20 000 Flüchtlinge auf. Debatten,<br />
die das Grundrecht auf Asyl in<br />
Deutschland zerstören sollten, wurden in<br />
dieser Zeit in München geführt und im<br />
so genannten „Asylkompromiss“ von<br />
1993 im Bundestag abgeschafft.<br />
Die Geburtssekunde<br />
von REFUGIO<br />
In einer erwähnenswerten Nachtsitzung<br />
mit dem damaligen Oberbürgermeister<br />
wurde vorgeschlagen, als Gegengeschäft<br />
für die Wiederwahl des Kreisverwaltungsreferenten<br />
in München, ein<br />
Flüchtlingsamt zu schaffen. Des Weiteren<br />
wurde eine soziale Betreuung für<br />
Flüchtlinge in allen Unterkünften und der<br />
Abzug des Wachdienstes, die Stelle für<br />
Interkulturelle Arbeit, damals als Obudstelle<br />
gedacht, gefordert. Der Oberbürgermeister<br />
sagte zu und befürwortete<br />
zusätzlich REFUGIO.<br />
„Was jahrelange Anträge nicht bewerkstelligen<br />
konnten, wurde in einer Verhandlung,<br />
die genauso schlimm war wie<br />
wir uns Politik immer vorstellen – nämlich<br />
als großes Geschacher im Hinterzimmer,<br />
mit einem Achselzucken erledigt“,<br />
so Bender.<br />
Nachdem auch die grüne Basis auf einer<br />
10 <strong>Münchner</strong> <strong>Lehrerzeitung</strong> Oktober/2009<br />
Parteiversammlung zugestimmt hatte,<br />
konnte REFUGIO die Arbeit im Jahre<br />
1994 aufnehmen.<br />
REFUGIO heute<br />
Man könnte sagen „REFUGIO ist heute<br />
das Flaggschiff in München“. Innerhalb<br />
der letzten 15 Jahre wurden mehr als<br />
2000 Flüchtlinge sowohl in Einzeltherapie<br />
als auch in Einzelberatung geholfen.<br />
Die Aufgabe von REFUGIO umfasst<br />
folgende Bereiche:<br />
Betreuung und Behandlung traumatisierter<br />
Flüchtlinge<br />
Arbeit mit Kindern und Jugendlichen<br />
Verbesserung der allgemeinen<br />
Lebenssituation von Flüchtlingen in<br />
München<br />
Integration in die Gesellschaft – auch<br />
nach schweren Erlebnissen -<br />
Stadtrat Siegfried Benker,Fraktionsvorsitzender<br />
Bündnis 90/ Die Grünen<br />
Flüchtlinge fertigten diese Decke als Dankeschön an REFUGIO<br />
Auch wenn zur Zeit weniger Flüchtlinge<br />
zu uns kommen, so heißt dies nicht,<br />
dass es weniger Flüchtlingselend gibt.<br />
Bedingt durch den so genannten Asylkompromiss<br />
kommen Flüchtlinge meist<br />
nur noch auf illegalem Weg nach<br />
Deutschland. Viele von ihnen überleben<br />
dies nicht, Menschen, die helfen, werden<br />
bestraft. Die Flüchtlingspolitik ist<br />
„einer der großen Schandflecke der<br />
Europäischen Union“, so Benker.<br />
In München soll auf kommunaler Ebene<br />
gezeigt werden, dass es auch anders<br />
geht: Verantwortung statt Abschreckung.<br />
Hierbei sind die Mitarbeiter von REFU-<br />
GIO nicht mehr weg zu denken.<br />
Ein herzlicher Dank galt allen Menschen,<br />
egal ob haupt- oder ehrenamtlich,<br />
die Hilfe leisten.<br />
Birgit Maria Mayer<br />
<strong>MLLV</strong>-Presse-Team<br />
Anni Kammerlander (Mitte) und ihre Mitarbeiter<br />
von REFUGIO