Münchner Lehrerzeitung - MLLV
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Bildungspolitik<br />
<strong>Münchner</strong> Hauptschüler: Abschluss – und dann?<br />
Wolfgang Brehmer und Eva Schießl vom Schulreferat stellen <strong>MLLV</strong>-Vorstand zweite Staffel<br />
der DJI-Übergänge-Studie vor<br />
Die gute Nachricht zuerst: Die überwiegende<br />
Mehrheit der <strong>Münchner</strong><br />
Haupt-, Förder- und Wirtschaftsschüler<br />
ist sehr stark ausbildungsorientiert.<br />
Fast jeder zweite Hauptschulabsolvent<br />
und knapp zwei Drittel der<br />
Wirtschaftsschüler münden in eine<br />
Ausbildung. Wer nicht in Ausbildung<br />
geht, besucht eine höhere Schule,<br />
befindet sich in einem berufsvorbereitenden<br />
Lernangebot oder wiederholt<br />
eine Klasse. Wenige bleiben<br />
gänzlich unversorgt. Die Kehrseite<br />
der Medaille: Zu viele finden sich<br />
ungewollt in Maßnahmen der Berufsvorbereitung<br />
oder wiederholen<br />
schlicht die neunte Klasse – mit<br />
ungewissem Erfolg.<br />
Dies geht aus den Daten der zweiten<br />
Staffel einer repräsentativen Längsschnittstudie<br />
hervor, die das Deutsche<br />
Jugendinstitut (DJI) derzeit im Auftrag<br />
der Landeshauptstadt München durchführt.<br />
Die auf mehrere Jahre angelegte<br />
umfangreiche Studie beleuchtet die<br />
vielfältigen Wege, die <strong>Münchner</strong> Haupt-,<br />
Förder- und Wirtschaftsschulabgänger<br />
zwischen Schule und Berufswelt zurücklegen<br />
müssen. Ziel ist es, Folgerungen<br />
für eine bedarfsgerechtere Bildungssteuerung<br />
abzuleiten.<br />
„Früh fördern, anstatt spät zu reparieren“<br />
Gerade wenn man die Risikogruppen im<br />
Blick hat, wird deutlich, dass intensive<br />
schulische Förderung und ein effizienteres<br />
Übergangsmanagement dringend<br />
nötig sind, um Misserfolge und biographische<br />
Brüche zu verhindern.<br />
So haben etwa die Schulabgänger mit<br />
Migrationshintergrund erheblich schlechtere<br />
Chancen bei der Suche nach einem<br />
Ausbildungsplatz. Hinzu kommt, dass<br />
viele dieser Schüler von den eigenen<br />
Eltern angesichts des für sie häufig<br />
fremden Berufsbildungssystems kaum<br />
zielgerichtet begleitet und unterstützt<br />
werden können. Dabei zählen derzeit<br />
72 % der Neuntklässler an <strong>Münchner</strong><br />
8 <strong>Münchner</strong> <strong>Lehrerzeitung</strong> Oktober/2009<br />
Hauptschulen zu dieser Gruppe!<br />
Besonders im Fokus wird im weiteren<br />
Verlauf der Studie das Übergangssystem<br />
stehen. Insgesamt werden momentan<br />
jährlich allein in München etwa 50<br />
Millionen Euro zur Finanzierung von<br />
Übergangsmaßnahmen bereitgestellt –<br />
Geld, das zu einem Großteil besser in<br />
der Schule angelegt wäre.<br />
Dabei mangelt es nicht immer an Geld.<br />
Einige Probleme sind auch direkt systemisch<br />
bedingt. Ein Beispiel: Laut Dr.<br />
Hüfner vom BLLV scheiterten in den<br />
vergangenen Jahren bis zu 40 % aller<br />
M10-Absolventen während der Probezeit<br />
an der FOS. Eine wesentliche<br />
Ursache ist darin zu sehen, dass die<br />
Lehrpläne der FOS nach wie vor nicht<br />
auf denen des M-Zweigs aufbauen,<br />
insbesondere im Bereich Englisch.<br />
Damit ist auch die Spitze des Leistungsspektrums<br />
der Hauptschule weiterhin<br />
erheblichen Risiken im Bildungssystem<br />
ausgesetzt.<br />
Problem erkannt…<br />
Schulreferat, Sozialreferat und Referat<br />
für Arbeit und Wirtschaft sind bei der<br />
Vorstellung der Studie im Stadtrat in<br />
allen Fraktionen auf großes Interesse<br />
gestoßen. Nun kommt es darauf an,<br />
dass rasch greifbare Konsequenzen auf<br />
den Weg gebracht werden, auch in<br />
Zeiten knapper Kassen.<br />
Dringend notwendig sind aus Sicht des<br />
BLLV unter anderem (in Zusammenarbeit<br />
mit dem Freistaat)<br />
die bedarfsgerechte Ausstattung der<br />
<strong>Münchner</strong> Grund-, Haupt- und Förderschulen<br />
mit zusätzlichen Finanzmitteln<br />
und Lehrerstunden.(Lesen Sie zu<br />
unserem Erfolg in diesem Punkt die<br />
Artikel: "Meilensteine" und "Berücksichtigung<br />
der besonderen Situation<br />
der Großstädte")<br />
die bessere inhaltliche Verzahnung<br />
und Zielorientierung aller Bildungsangebote<br />
Abteilungsleiter Martin Göb bedankt sich<br />
im Namen des <strong>MLLV</strong>-Vorstands bei Eva<br />
Schießl und Wolfgang Brehmer für den<br />
informativen Vortrag<br />
eine für Schüler und Eltern transparente<br />
Darstellung aller Wege und<br />
Ansprechpartner des Übergangssystems,<br />
etwa über eine Internetplattform<br />
in den wichtigsten Sprachen<br />
verstärkte Maßnahmen zu Elternbildung<br />
und –coaching<br />
Sehr hilfreich ist in diesem Zusammenhang,<br />
dass die Stadt München unter<br />
Federführung des Schulreferats beim<br />
Bundesprojekt „Lernen vor Ort“ ausgewählt<br />
wurde und in den nächsten drei<br />
Jahren auch das Übergangsmanagement<br />
als Teil des Kommunalen Bildungsmanagements<br />
mit Bundesmitteln weiterentwickeln<br />
kann (MLZ berichtete).<br />
Martin Göb<br />
Web-Tipps:<br />
Weitere zentrale Ergebnisse der DJI-<br />
Studie können Sie auf der Website<br />
der Stadt München unter<br />
http://www.muenchen.de abrufen.<br />
Außerdem hat das Schulreferat den<br />
Bericht zur Basiserhebung der<br />
<strong>Münchner</strong> Schulabsolventenstudie an<br />
alle Haupt- Förder- und Wirtschaftsschulen<br />
geschickt und wird im Dezember<br />
eine Informationsveranstaltung<br />
dazu durchführen.<br />
Eine Übersicht über das Maßnahmeangebot<br />
beim Übergang Schule –<br />
Beruf in München wird in der Broschüre<br />
U 25 dargestellt bzw. ist unter<br />
http://www.u25muenchen.de/<br />
abzurufen.