Quiz rund um Treppe und Globe - Haller Tagblatt

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Die Suche nach der Weltformel Biermeier inszeniert Goethes „Faust“ BETTINA LOBER Es gilt als das bedeutendste und meist zitierte Werk deutscher Literatur: Johann Wolfgang Goethes „Faust I“. Ob „Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor“ oder „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“ – viele Verse aus der Tragödie sind im allgemeinen Sprachgebrauch zu geflügelten Worten geworden. Mit der Premiere des Klassikers „Faust I“ wird am Samstag, 9. Juni, auf der Großen Treppe die 87. Saison der Freilichtspiele Schwäbisch Hall offiziell eröffnet. Goethes Faust hat die deutsche Bühnengeschichte geprägt wie wohl kein zweites Drama. Der Regie führende Intendant Christoph Biermeier hat sich für seine Inszenierung einiges vorgenommen: „Faust ist kein Stück, das man einfach mal so macht.“ Ihm ist es vor allem wichtig, diese große Tragödie nicht zum Museumsstück werden zu lassen, ohne sie aber auf Teufel komm raus auf modern zu trimmen, erklärt er seine Herangehensweise. Biermeier gehe es vor allem darum, die Fragen, die das Stück aufwirft, neu zu stellen. Faust ist ein Suchender. Er strebt nach Wissen, wird getrieben von der Suche nach dem Sinn des Lebens – jenseits von materiellem Wohlstand und gesellschaftlichem Ansehen. All sein Studieren hat ihn nicht „Faust I“ Der Tragödie erster Teil – von Johann Wolfgang Goethe. Regie: Christoph Biermeier. Ausstattung: José Luna. Musik: Thomas Unruh. Choreografie: Lisa und Laura Quarg. Premiere: 9. Juni, 20.30 Uhr Weitere Vorstellungen: 20., 22. Juni, 5., 6., 7., 11., 13., 14. Juli, 1., 2., 3., 8., 9., 10. August. (Öffentliche Generalprobe am 7. Juni). Beginn jeweils um 20.30 Uhr auf der Treppe. weiter gebracht. Um das zu finden, „was die Welt im Innersten zusammenhält“, schließt er mit Mephisto einen Pakt. Er verkauft dem Teufel seine Seele und zieht hinaus, um endlich des „Pudels Kern“ zu finden. Der Sinnsucher trifft auf das junge Mädchen Grete. In ihr scheint er sein Glück gefunden zu haben. Doch Faust erkennt zu spät, dass alles im Leben auch seinen Preis hat. Was Mephisto dem Sinnsucher Faust vor Augen führt, ist die deutsche Wirklichkeit – und dies werfe für den Bildungsbürger Faust, der sich in einer tiefen Krise befindet, viele Fragen nach dem richtigen Leben auf. Die Figur des Mephisto versteht Regisseur Biermeier weniger als Teufel, sondern viel mehr als „die dunkle Seite des Faust“. Generationen von Künstler schürfen im „Faust“-Stoff Die Zeitlosigkeit des Universaldramas „Faust“ wird immer wieder von Neuem entdeckt. Der Pakt mit dem Teufel, der Genuss des Augenblicks, die Bewusstseinserweiterung, das Nirgends-zuhause-Sein, die Rebellion gegen das Althergebrachte und nicht zuletzt die Liebe – darin schürfen ganze Generationen von Künstlern und Theatermachern. So entstanden auch Bühnenadaptionen, die „Faust“ mit Rock- und Popsongs erzählen oder humorvolle Comics. Das Bühnenbild für die Treppe vor St. Michael entwirft der aus Venezuela stammende José Luna, der 2011 bereits die Show „Summer of Love“ ausstattete. Diesmal lässt er einen sterbenden Baum auf den Stufen installieren – ein Bild für die Sterblichkeit der Natur, für eine verdorrende Welt? Jedenfalls ein Symbol, das viele Deutungen erlaubt. In der Titelrolle des Faust ist Henning Bormann zu sehen (Interview Seite 5). Ein sterbender Baum bestimmt das Bühnenbild für „Faust I“. Regisseur Christoph Biermeier (links) und Bühnenbildner José Luna begutachten das Treppen-Modell im Maßstab 1:50. Foto: Arslan Pudel Pinocchio kommt aus Mainhardt Lange Suche „Des Pudels Kern“ ist Theaterfreunden bekannt. Bis freilich der Pudel selbst für die „Faust“-Inszenierung auf der Großen Treppe gefunden war, geriet Requisiteur Tobias Staudenmayer mächtig ins Schwitzen. Ein schwarzer Großpudel sollte es sein, hatte Intendant Christoph Biermeier bestimmt. Aber ach, die Rasse ist derzeit nicht angesagt, gerade mal 1903 Groß-, Mittel- und Kleinpudelwelpen kamen 2010 in ganz Deutschland zur Welt. Glückliche Fügung Mund-Propaganda führte zum Erfolg. Pinocchio ist zwei Jahre alt, kommt aus Mainhardt und wird Abend für Abend samt Frauchen zu den Auftritten anreisen. Tolles Team In „Faust“-Darsteller Henning Bormann hat Pinocchio bereits einen neuen Freund gefunden. Schon beim ersten Treffen zeigte der Rüde seinem Theaterherrchen kleine Kunststücke auf der Treppe. tak Oben: Alexander Golling (links) und Kurt Müller-Graf in „Faust“ auf der Treppe im Jahr 1960. Links: Mephisto (Helmut Rühl) hockt Faust (Gerd Silberbauer) buchstäblich im Nacken (1995).
Zur Person: Johann Wolfgang Goethe Johann Wolfgang Goethe war Dichter, Denker,Naturwissenschaftler – Genie. Geboren wurde er am 28. August 1749 in Frankfurt am Main. Einige Jahre besuchte er die Schule, erhielt später Hausunterricht vom Vater. Schon als Vierjähriger hat er zu Hause kleine Theaterstücke einstudiert. Angeregt von der Bibliothek des Vaters ersann Goethe Fantasiegeschichten. Während des Jurastudiums in Leipzig bekam Goethe Kontakt zur Künstlerszene (unter anderem in Auerbachs Goethe, gemalt von Joseph Karl Stieler (1828). Keller) und erlernte Techniken wie Holzschnitzen und Radieren. Goethe verfasste erste Werke. 1773 entsteht „Götz von Berlichingen“, 1774 „Die Leiden des jungen Werther“. Ab 1775 war Goethe als Minister in Weimar tätig. Nach seiner Italienreise (1786 – 1790) betrieb Goethe weitere Forschungen und lernte Friedrich Schiller kennen. Am 22. März 1832 starb Goethe in Weimar. Die Entstehungsgeschichte des „Faust“ erstreckt sich auf über 40 Jahre. Fast ein Leben lang hat er sich an dem Stoff abgearbeitet. „Das Ringen des Dichters ist deutlich spürbar“, sagt Regisseur Biermeier. Zwischen dem Protagonisten Faust und Goethe selbst gibt es viele Parallelen. INTERVIEW „Schön und steil“ Henning Bormann steht als Faust auf der Treppe Ein neues Gesicht im Ensemble der Freilichtspiele Schwäbisch Hall: Henning Bormann aus Berlin. Der 39-Jährige spielt die Titelrolle in „Faust I“ auf der Großen Treppe. Wie war Ihr erster Eindruck von der Großen Treppe vor St. Michael? Was ging Ihnen dabei durch den Kopf? Oh, sehr schön – und ziemlich steil. Sie kommen aus Berlin. Haben Sie die Freilichtspiele Schwäbisch Hall überhaupt gekannt? Ja, eine befreundete Kollegin hat mir begeistert davon erzählt. Mit der Rolle des Faust geben Sie Ihr Schwäbisch Hall-Debüt. Haben Sie den Faust schon einmal anderswo gespielt? Ich habe vor kurzem in einer modernen Faustadaption den Faust gespielt – in „Faust hat Hunger und verschluckt sich an einer Grete“ von Edward Palmetshofer. Goethes „Faust“ ist ein Klassiker – wie haben Sie sich diesem Brocken deutscher Bühnengeschichte genähert? Der Faust ist einem ja meist noch aus der Schulzeit bekannt – ich habe ihn also wieder gelesen, mir eine kommentierte Ausgabe besorgt und einige filmisch festgehaltene Aufführungen angesehen. Jede Zeit hat ihre Faustinterpretation. Das finde ich sehr spannend. Was ist dieser Faust für ein Mensch? Jemand, der nie zufrieden sein kann, ein ständig Getriebener. Worin besteht für Sie die größte Herausforderung bei der Arbeit auf der Schwäbisch Haller Treppenbühne? Die Dimensionen der Bühne sind beachtlich, und die Akustik ist je nach Wetter und Tageszeit eine andere. Faust sucht nach dem, „was die Welt im Innersten zusammenhält“ – was ist das Ihrer Meinung nach? Die Liebe. In ihrer allumfassendsten Ausführung. Henning Bormann ist auf der Großen Treppe in der Titelrolle des Faust zu sehen. Gibt es eigentlich ein Ritual, wie Sie sich auf einen Auftritt vorbereiten? Ich gehe vor jeder Aufführung intensiv den Text durch und wenn es die Zeit erlaubt, mache ich ein halbstündiges Nachmittagsschläfchen, um Kraft und Ruhe zu tanken. blo Info Fausts Gegenpart Mephisto wird in Hall von Vilmar Bieri verkörpert. Er war auf der Treppe unter anderem bereits als Bürgermeister in Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ sowie als Gajew in Tschechows „Der Kirschgarten“ zu sehen. Die Rolle der Grete übernimmt Elmira Bahrami – sie ist ebenfalls zum ersten Mal in Hall.
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