Quiz rund um Treppe und Globe - Haller Tagblatt

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Tapfere Zwillingsschwestern: Die in den Fächern Bühnentanz und Mime ausgebildeten Schauspielerinnen Laura Quarg und Lisa Quarg bestreiten ab 9. Juni im Globe Theater alle Rollen im „Tapferen Schneiderlein“. BETTINA LOBER Das richtige Familienstück zu finden, ist gar nicht so einfach, weiß Freilichtspiele-Intendant Christoph Biermeier. Schließlich sind die Kinder nicht alle gleich alt, aber es soll allen Spaß machen. Am besten soll mit einer humorvollen Geschichte auch ein ernstes Anliegen verbunden werden – so wie beim „Tapferen Schneiderlein“, das am 9. Juni im Haller Globe Theater Premiere hat. Tief im Keller sitzt das Schneiderlein und näht immerzu – all die mühselige Nadelarbeit nur, damit der habgierige Prinz Protz immer reicher wird. Dann lernt das Schneiderlein die schöne Prinzessin kennen, die gegen ihren Willen den Prinzen heiraten soll. Widerstand regt sich – das Schneiderlein bricht aus seinem Näh-Kerker aus, um in die Welt zu ziehen und ein Held zu werden. Die Prinzessin hilft ihm – und so zeigt sich, dass die Kraft der Freundschaft beide befreien und den fiesen Prinzen in seine Schranken weisen kann. Allerlei Abenteuer gibt es zu bestehen – mit einer tauben Taube, riesigen Riesen, einem einsamen Einhorn, einer schmutzigen Wildsau und unzähligen Fliegen. „Sieben auf einen Streich“ heißt der Respekt einflößende Wahlspruch des tapferen Schneiderleins aus dem Märchen. Das nehmen die Freilichtspiele Hall ziemlich wörtlich: Sämtliche Rollen werden von Laura Quarg und Lisa Quarg gespielt – den Zwillingsschwestern aus Essen, die in Hall auch schon als doppelter Puck im „Sommernachtstraum“ über die Große Treppe fegten. Die beiden 1,50 Meter großen Energiebündel, Jahrgang 1981, haben dieselbe Ausbildung, treten gemeinsam auf, sind auf den ersten Blick nicht zu unterschei- den und entwickeln eigene Bühnenprojekte. Jugendbuchautor Tobias Bungter hat gemeinsam mit Laura und Lisa Quarg eine moderne Fassung des berühmten Märchens der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm erarbeitet. Das Familienstück von Tobias Bungter nach den Brüdern Grimm (für Kinder ab 5 Jahren und Erwachsene). Regie: Tobias Bungter. Musik: Thomas Unruh. Ausstattung: Petra Hebeisen. Premiere: 9. Juni, 15.15 Uhr Weitere Vorstellungen: 20., 30. Juni, 1., 7., 14., 21., 28. Juli, 1. 4., 7., 14., 15., 20., 21. August jeweils um 15.15 Uhr; am 20., 21., 25. Juni, 2., 10. Juli jeweils um 10.30 Uhr im Haller Globe Theater. (Öffentliche Probe am 8. Juni um 15.15 Uhr) Theatervirus mit Folgen Schon als Kind war Tobias Bungter eine Leseratte. Mittlerweile ist der 1974 in Bad Godesberg geborene Hörspielund Kinderbuchautor – neunmal hat er seine jugendliche Kölner Detektivgruppe um den Kater Kokolores bereits ins Ermittlungsabenteuer gestürzt – auch mit dem Theatervirus infiziert. Jugendbuch- und Hörspielautor Tobias Bungter Seit Jahren arbeitet er mit dem Autor, Komiker und Regisseur Mark Britton zusammen. Nun bringt Bungter „Das tapfere Schneiderlein“ ins Haller Globe. Info Bungter bietet an, in Kindergärten und Grundschulen seine Geschichten vom wilden Mädchen Frauke Raubauke vorzustellen. Kontakt über die Freilichtspiele, Tel. (0791) 751307. Vom Schneiderlein zum Helden Mehr als sieben auf einen Streich: Lisa Quarg und Laura Quarg im Globe Das tapfere Schneiderlein Stück will nicht politisieren, nimmt sich aber des Themas Kinderarbeit in der Textilbranche und Markenwahn bei Kindern und Jugendlichen an. „Das ist auch eine Lehrstunde in Globalisierung, aber absolut kindgerecht“, betont Intendant Christoph Biermeier. Bereits 2011 haben die Quarg-Schwestern und Bungter im Globe erste Vorproben absolviert. Bei drei Bühnenebenen und zwei Darstellerinnen ist allerhand Kondition gefragt. Zudem sind kunstvolle Kämpfe zu sehen, die Klaus Figge choreographiert hat – es gibt kaum eine große Bühne im deutschsprachigen Raum, die den Choreographen für Fecht- und Kampfszenen nicht engagiert hat. Die eigens fürs Stück komponierte Musik stammt von Thomas Unruh – einem Hall-erprobten Theater-Allrounder, der zuletzt im Globe die „Bremer Stadtmusikanten“ in Szene setzte.
Eine teuflische Spielzeit Der Teufel mischt in dieser Spielzeit ganz offen mit: Im Familienstück „Das tapfere Schneiderlein“ muss sich die Titelgestalt zwar nicht direkt mit dem Teufel auseinandersetzen, doch der böse Prinz Protz macht ihm und der Prinzessin das Leben zu einer – stets kindgerechten – Hölle. In der Eröffnungsproduktion auf der Großen Treppe, „Faust“, wettet er in Gestalt von Mephistopheles mit Gott um den Gelehrten. Was folgt, ist eine Fantasy-Show durch Fausts Leben und Streben, eine düster-verbrecherische Geschichte vom Himmel durch die Welt zur Hölle. In „The Black Rider“, mit dem das Münchner Metropol- Theater im Haller Globe zu Gast ist, verschafft der Stelzfuß dem unbeholfenen Wilhelm die Silberkugeln, mit denen es diesem gelingt, Schützenkönig zu werden und obendrein die Försterstochter Käthchen zur Frau zu bekommen – eine wahrhaft teuflisch-tragische Geschichte. In Grabbes irrwitzigem Lustspiel „Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“ nistet sich der Teufel regelrecht im Globe ein. Denn er wird von seiner Großmutter auf die Erde geschickt, weil sie die Hölle putzt. Nachdem die Naturhistoriker ihn untersucht haben und mit ihren Diagnosen, es handle sich a) um einen Theaterkritiker beziehungsweise b) um eine Pasto- Im Globe Theater ist wahrhaftig der Teufel los rentochter, kommt der Schulmeister auf die Idee, dass es eindeutig der Teufel sein müsse. Der beinahe Entlarvte allerdings findet Zuflucht, indem er vorgibt, der Generalsuperintendent Theophil Teufel zu sein, ein ranghoher Kirchenmann. Da ist wahrhaftig der Teufel los. Auch Sean O’Caseys Slapstik- Klassiker „Das Ende vom An- �� fang“ ist nicht frei von teuflischen Einflüssen. Hier steckt er im sprichwörtlichen Detail, wenn Barry und sein Freund Darry versuchen, einen Tag lang einen Haushalt zu führen. „Boston Princes“, auch dieses Stück entlarvt teuflische Machenschaften, namentlich die des Kennedy-Clans. Der Autor Werner A. Hofer legt die brutalen Mechanismen von Machtstreben und Machterhalt schonungslos offen. Wer vorm Teufel sicher sein möchte, dem bleiben in dieser Spielzeit wohl nur die musikalischen Produktionen auf der Treppe. Im „Summer of Love“, der Show über die wilden 60er, sind wir mitten in Zeiten des Kalten Kriegs. Auch hier mag wohl doch der Teufel ein bisschen seine Hand im Spiel gehabt haben und nur die positiven Energien der Hippies sorgten dafür, dass er damals nicht die Oberhand gewann. Und bei „Sugar – manche mögen’s heiß“ handelt es sich keineswegs um die Hitze �� In Hall kann man dem Teufel auch in Kunst-Darstellungen begegnen: zum Beispiel auf einem Altar in der Kirche St. Michael. der Hölle, sondern um die im sonnigen Miami, wo zu Zeiten der Prohibition das Glücksspiel erlaubt war und die Sängerin Sugar so verführerisch ist, dass man schon meinen könnte, sie sei mit dem Teufel im Bunde. Der Teufel ist allgegenwärtig. Doch wo immer Sie ihm auch begegnen, soviel ist sicher: Es ist Theater. . . Georg Kistner leitender Dramaturg ��
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