09.01.2013 Aufrufe

Für alle, die noch hoch hinaus wollen. Das Film Engagement der ...

Für alle, die noch hoch hinaus wollen. Das Film Engagement der ...

Für alle, die noch hoch hinaus wollen. Das Film Engagement der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

gramme des Landes zuständig. <strong>Für</strong> den<br />

frankophonen Bereich (Wallonien) steht<br />

seit 1995 das Centre du Cinéma et de<br />

L’Audiovisuel (CCAV) als übergreifendes<br />

Institut. Die Doppelstruktur verdankt sich<br />

neben <strong>der</strong> Sprachenvielfalt auch dem fö<strong>der</strong>alen<br />

Aufbau des belgischen Staates<br />

wie dem Wunsch, sich auf dem Me<strong>die</strong>nmarkt<br />

<strong>der</strong> eigenen „Identität wie <strong>die</strong> <strong>der</strong><br />

eigenen <strong>Film</strong>e zu versichern“, wie es Juliette<br />

Duret vom Wallonie Bruxelles Images<br />

(WBI) ausdrückt. Zusammen mit Wallimage<br />

s.a. betreibt WBI <strong>die</strong> regionale <strong>Film</strong>för<strong>der</strong>ung<br />

arbeitsteilig. WBI betreut den Bereich<br />

<strong>Film</strong>markt, -messen und Festivals,<br />

Wallimage ist als regionaler Investmentfonds<br />

für Drehs, Postproduktion usw. zuständig.<br />

Daneben gibt es eine Reihe regionaler<br />

<strong>Film</strong>büros.<br />

Der 2002 von <strong>der</strong> flämischen Regionalregierung<br />

gegründete VAF verfügt über<br />

ähnliche Strukturen. Flan<strong>der</strong>s Image kümmert<br />

sich hier um <strong>die</strong> Promotion flämischer<br />

<strong>Film</strong>e. „Unser zentrales Handicap ist<br />

<strong>die</strong> geringe Größe unseres heimischen<br />

Marktes. <strong>Das</strong> erschwert <strong>die</strong> Finanzierung<br />

einer Produktion beträchtlich“, beschreibt<br />

Christian de Schutter von VAF <strong>die</strong> Lage.<br />

„Dafür sind wir mit einem Publikum gesegnet,<br />

das sich sehr für unsere <strong>Film</strong>e interessiert.“<br />

Grundsätzlich ist <strong>der</strong> Markt für<br />

französischsprachige <strong>Film</strong>e aus Belgien<br />

größer, weil ihnen in <strong>der</strong> Regel auch<br />

Frankreichs Kinos offen stehen, aber damit<br />

seien auch Nachteile verbunden, so<br />

de Schutter: „Ich kann mich irren, aber ich<br />

22<br />

denke, dass für <strong>die</strong> frankophonen belgischen<br />

<strong>Film</strong>emacher <strong>der</strong> internationale Zuspruch<br />

und das Kritikerlob eher an erster<br />

Stelle stehen, während es für <strong>die</strong> Flamen<br />

wichtiger ist, sich am Lokalen zu orientieren.<br />

Erst danach denkt man darüber nach,<br />

<strong>die</strong> Welt zu erobern.“ Was nicht heißt,<br />

dass <strong>die</strong> Bedeutung von internationalen<br />

Koproduktionen gering geschätzt wird,<br />

wie Titel wie „Weiter als <strong>der</strong> Mond“ von<br />

Stijn Coninx zeigen, <strong>der</strong> auch von <strong>der</strong> <strong>Film</strong>stiftung<br />

NRW geför<strong>der</strong>t wurde. O<strong>der</strong><br />

„Khadak“, <strong>die</strong> mehrfach ausgezeichnete<br />

mythische Geschichte von Peter Brosens<br />

um einen jungen Mongolen, <strong>der</strong> Schamane<br />

werden will (Koproduzent u.a.: ZDF/Arte).<br />

Im Jahr stehen in Belgien für <strong>die</strong> staatliche<br />

<strong>Film</strong>för<strong>der</strong>ung rund 29 Millionen<br />

Euro zur Verfügung – dabei entf<strong>alle</strong>n auf<br />

<strong>die</strong> CCAV rund 14 Millionen, auf Wallimage<br />

2,5 Millionen und auf VAF zwölf. <strong>Das</strong><br />

belgische Fernsehen investiert rund 15<br />

Millionen (Zahlen 2005/2006). Ein nicht<br />

zu unterschätzen<strong>der</strong> Faktor für <strong>die</strong> Branche<br />

ist das Tax Sheltering. Danach kann<br />

ein in Belgien ansässiges Unternehmen,<br />

gleich welcher Branche, bis zur Hälfte seines<br />

steuerbaren Gewinns (maximal<br />

750.000 Euro) in <strong>die</strong> <strong>Film</strong>produktion investieren.<br />

150 Prozent <strong>der</strong> investierten<br />

Summe können vom steuerbaren Gewinn<br />

abgezogen werden. Zwischen 2003 und<br />

2006 sind belgischen Produktionen auf<br />

<strong>die</strong>ser Basis schätzungsweise rund 35 Millionen<br />

Euro zugeflossen. <strong>Das</strong> steuerliche<br />

<strong>Engagement</strong> wird <strong>alle</strong>rdings diskret behandelt.<br />

Namen werden selten genannt,<br />

unter den öffentlich gewordenen finden<br />

sich Firmen wie Envitec (Öko-Technik), Horeca<br />

Logistics Services (Nahrungsmittel)<br />

o<strong>der</strong> nmc (Kunststoffe). Zur Finanzierung<br />

<strong>der</strong> Branche trägt auch das Publikum bei:<br />

Je<strong>der</strong> Belgier geht im Jahr 2,26 Mal ins Kino,<br />

23,8 Millionen Eintrittskarten werden<br />

verkauft. Allerdings liegt <strong>der</strong> Marktanteil<br />

heimischer <strong>Film</strong>e bei nur rund sechs Prozent.<br />

Interview mit Marc Conrad<br />

Belgische<br />

Hochzeit<br />

Marc Conrad, Produzent <strong>der</strong> Kölner<br />

Typhoon AG, produziert Serien, TV-<br />

Movies und Kinofilme. Seine deutsch-belgische<br />

Koproduktion „Die Blut<strong>hoch</strong>zeit“<br />

des belgischen Regisseurs Dominique Derud<strong>der</strong>e<br />

basiert auf einem belgischen Comic<br />

von Hermann/Van Hamme und erzählt,<br />

wie ein Hochzeitsfest langsam außer<br />

Kontrolle gerät.<br />

Waren an „Die Blut<strong>hoch</strong>zeit“<br />

auch belgische Dienstleister beteiligt?<br />

Wir haben zwar hauptsächlich auf einer<br />

Burg bei Schleiden gedreht und nur ein<br />

paar Tage in Belgien selbst, aber <strong>alle</strong> Handwerker<br />

waren Flamen, wie unser Art Director<br />

Hubert Pouille auch. <strong>Das</strong> ganze<br />

Team hat hervorragend zusammen gearbeitet.<br />

Gab es Sprachschwierigkeiten?<br />

Überhaupt nicht. Die meisten Flamen<br />

sprechen o<strong>der</strong> verstehen zumindest<br />

Deutsch. Pouille unterrichtet ja auch an <strong>der</strong><br />

ifs internationale filmschule köln. Auf dem<br />

Set sprachen wir meist Deutsch, manchmal<br />

verständigten sich <strong>die</strong> Handwerker auf<br />

Flämisch.<br />

Also rundum positive Erfahrungen?<br />

Ja, „Die Blut<strong>hoch</strong>zeit“ war eine <strong>der</strong><br />

schönsten und ruhigsten Produktionen, <strong>die</strong><br />

ich je gemacht habe. Alle Beteiligten haben<br />

sich mit dem Drehort, sogar mit <strong>der</strong><br />

Mentalität <strong>der</strong> Eifelbauern zurechtgefunden<br />

und <strong>die</strong> Atmosphäre vor Ort gelebt<br />

und gespürt. Mein Koproduzent Norbert<br />

Preuss ist ja geborener Aachener, ich selbst<br />

komme aus Luxemburg und habe zeitweilig<br />

in Belgien gewohnt. Unsere flämischen<br />

Mitarbeiter kannten <strong>die</strong> Gegend und wussten<br />

über Locations, Kostüme usw. perfekt<br />

Bescheid. Diese Qualität <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

hängt natürlich auch mit <strong>der</strong> Geschichte<br />

zusammen, <strong>die</strong> wir im <strong>Film</strong> erzählen.<br />

Bei an<strong>der</strong>en Themen greift man vielleicht<br />

eher auf ein Team aus Berlin-Kreuzberg<br />

zurück. Aber das hätte sich hier extrem<br />

schwer getan.<br />

Marianne Faithfull in „Irina Palm“<br />

von Sam Garbarski, Foto: X Verleih<br />

„The Flying<br />

Scotsman“<br />

von Douglas<br />

Mackinnon,<br />

Foto: Central<br />

<strong>Film</strong><br />

Verleih<br />

newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt<br />

<strong>Das</strong> Leben des britischen Kinopatrioten<br />

gleicht einem Wechselbad <strong>der</strong> Gefühle:<br />

Im Februar <strong>noch</strong> wurde „The Golden<br />

Age of British Cinema“ (The Independent)<br />

ausgerufen, weil einheimische Produktionen<br />

bei den Nominierungen zu den BAF-<br />

TA-Preisen, den britischen Oscars, so stark<br />

vertreten waren wie seit langem nicht.<br />

Dann kam <strong>die</strong> Ernüchterung von Cannes:<br />

kein einziger britischer <strong>Film</strong> im Wettbewerb.<br />

„Why the Brits aren’t coming this<br />

year?“, fragte <strong>der</strong> Observer.<br />

Loach, Leigh und <strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong><br />

auch in den USA arbeitende Frears sind<br />

so etwas wie <strong>die</strong> glorreichen Drei des britischen<br />

<strong>Film</strong>s – und schon deutlich an <strong>der</strong><br />

Schwelle zum Rentenalter; <strong>der</strong> jüngste<br />

von ihnen, Mike Leigh, ist 64. Aber was<br />

kommt danach? Wird nicht je<strong>der</strong> nur halbwegs<br />

kommerziell erfolgreiche Jungregisseur<br />

sofort mit Großbudgets über den Atlantik<br />

gelockt wie so viele zuvor? Ken<br />

Loach sagte im Dezember: „Ich sehe<br />

nichts Verbindendes in <strong>der</strong> britischen <strong>Film</strong>szene.<br />

Auch nichts Dominierendes; überall<br />

werkelt je<strong>der</strong> vor sich hin, und <strong>die</strong> meisten<br />

sind beeinflusst von Amerika.“<br />

Als im Februar 2007 <strong>die</strong> wichtigste<br />

englische Produktionsfirma, Working Title<br />

<strong>Film</strong>s, einen 1,2-Milliarden-Dollar-Deal<br />

mit <strong>der</strong> amerikanischen Universal bekannt<br />

gab, sprachen manche von Ausverkauf<br />

und zogen Par<strong>alle</strong>len zum Fußball, wo US-<br />

Milliardäre <strong>die</strong> Traditionsvereine Manchester<br />

United und Aston Villa übernommen<br />

haben. Working Title arbeitet regelmäßig<br />

mit Regisseuren wie Richard Curtis („Love<br />

Actually“), Stephen Daldry („Billy Elliott“,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!