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Für alle, die noch hoch hinaus wollen. Das Film Engagement der ...

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In den letzten Jahren gab es viele polnische<br />

Erfolge zu vermelden, vor <strong>alle</strong>m<br />

<strong>die</strong> <strong>Film</strong>produktion ging rapide bergauf.<br />

Wurden Anfang des Jahrzehnts circa 20<br />

Spielfilme im Jahr produziert, so lag <strong>die</strong><br />

Zahl 2006 bereits bei 40, und 2007 wird<br />

sie <strong>noch</strong> höher ausf<strong>alle</strong>n. Dabei liegt ein<br />

durchschnittliches Budget bei 800.000<br />

Euro, Debüts werden bereits für 300.000<br />

realisiert, historische Big Budget-Produktionen<br />

bekannter Regisseure liegen im<br />

ein- bis zweistelligen Millionenbereich.<br />

Doch was sind <strong>die</strong> Gründe für den Erfolg<br />

und <strong>die</strong> Qualität des zeitgenössischen polnischen<br />

<strong>Film</strong>s, <strong>der</strong> einst so dominant war,<br />

und das nicht nur in Europa, son<strong>der</strong>n im<br />

Kontext <strong>der</strong> Weltkinematographie, man<br />

denke an <strong>die</strong> frühen Arbeiten von Wajda,<br />

den Dekalog von Kieslowski o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Meisterwerke<br />

von Polanski?<br />

Den Polen ist es gelungen, viele ihrer<br />

ver<strong>die</strong>nten Regisseure ins Hier und Jetzt<br />

hinüberzuretten, will sagen: Zum einen<br />

Exklusiv:<br />

Wajdas<br />

„Katyn“<br />

Als beson<strong>der</strong>es Zeichen <strong>der</strong> Verbundenheit<br />

zwischen dem <strong>Film</strong>land Polen<br />

und dem <strong>Film</strong>land Nordrhein-<br />

Westfalen wertete Michael Schmid-<br />

Ospach, Geschäftsführer <strong>der</strong> <strong>Film</strong>stiftung<br />

NRW, <strong>die</strong> Ehre, in Warschau vorab<br />

als einer <strong>der</strong> ersten Zuschauer<br />

überhaupt gemeinsam mit Regisseur<br />

Andrzej Wajda dessen neuen <strong>Film</strong><br />

„Katyn“ sehen zu dürfen. In seinem<br />

Werk thematisiert <strong>der</strong> polnische Regisseur,<br />

<strong>der</strong> im Jahr 2000 mit einem<br />

Ehren-Oscar geehrt wurde, das Massaker,<br />

das <strong>der</strong> sowjetische Geheim<strong>die</strong>nst<br />

NKWD 1940 in einem Wald<br />

nahe Smolensk an mehreren tausend<br />

polnischen Offizieren und Zivilisten<br />

verübte und das bis heute das Verhältnis<br />

zwischen Polen und Russen belastet.<br />

<strong>Das</strong> Morden war zuerst <strong>der</strong><br />

Wehrmacht angelastet worden, erst<br />

1990 bekannte sich <strong>die</strong> Sowjetunion<br />

für <strong>die</strong> Taten in Katyn verantwortlich.<br />

<strong>Für</strong> Wajda ist es nicht nur ein historischer,<br />

son<strong>der</strong>n ein sehr persönlicher<br />

<strong>Film</strong>, denn auch sein Vater war unter<br />

den Opfern des Massakers. „Dieser<br />

<strong>Film</strong> ist ein wahres Oratorium für <strong>die</strong><br />

Leiden <strong>der</strong> Polen, thematisiert aber<br />

auch deutsche Gräueltaten während<br />

des 2. Weltkrieges“, zeigte sich<br />

Schmid-Ospach nach <strong>der</strong> Vorführung<br />

bewegt. Die Premiere des <strong>Film</strong>s ist für<br />

den 17. September geplant, dem Jahrestag<br />

des Einmarsches <strong>der</strong> Roten Armee<br />

in Ostpolen.<br />

drehen <strong>die</strong>se Autoren immer <strong>noch</strong> <strong>Film</strong>e,<br />

wenn auch einige von ihnen im Ausland,<br />

und zum an<strong>der</strong>en geben sie ihr Wissen an<br />

<strong>die</strong> junge Generation weiter. So hat<br />

Andrzej Wajda, <strong>der</strong> letztes Jahr den Goldenen<br />

Ehrenbären <strong>der</strong> Berlinale erhielt, vor<br />

einigen Jahren eine <strong>Film</strong>schule in Warschau<br />

gegründet, <strong>die</strong> innerhalb kurzer Zeit<br />

16<br />

<strong>Film</strong>land Polen<br />

Nach dem Systemwechsel befanden sich <strong>die</strong> Kinoindustrien<br />

des ehemaligen Ostblocks in einer Krise. Die <strong>Film</strong>produktion<br />

lag am Boden. Zum Glück ver<strong>die</strong>nt <strong>die</strong> augenblickliche<br />

Situation in den meisten postkommunistischen Län<strong>der</strong>n das<br />

Prädikat rosig – beson<strong>der</strong>s in Polen.<br />

Alte Meister<br />

und junge<br />

Talente<br />

VON NIKOLAJ NIKITIN<br />

Erhebliches leistete. So wurde eine Kooperation<br />

mit <strong>der</strong> internationalen filmschule<br />

köln geschlossen, <strong>der</strong> sich jüngst <strong>die</strong> Sam<br />

Spiegel Schule in Jerusalem anschloss, und<br />

viele spannende Talente auf den Weg<br />

brachte. Neben Wajdas Schule existiert in<br />

Polen <strong>die</strong> legendäre Schule in Lodz, <strong>die</strong> bekannte<br />

in Katowice und weitere Einrichtun-<br />

„Stranger“ von Malgorzata Szumowska, Foto: Pandora <strong>Film</strong><br />

gen, an denen <strong>Film</strong> stu<strong>die</strong>rt werden kann.<br />

Gerade junge <strong>Film</strong>emacher konnten<br />

mit ihren ersten o<strong>der</strong> zweiten <strong>Film</strong>en<br />

jüngst international auf sich aufmerksam<br />

machen – u.a. Malgorzata Szumowska<br />

mit „Stranger“ („Ono“) auf <strong>der</strong> Berlinale,<br />

Slawomir Fabicki mit „Retrieval“ („Z Odzysku“)<br />

in Cannes o<strong>der</strong> Piotr Trzaskalski mit<br />

newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt<br />

„The Master“ („Mistrz“) in San Sebastian.<br />

Was <strong>die</strong> Inhalte und <strong>die</strong> Stilistik <strong>der</strong><br />

jungen Generation angeht, so behandeln<br />

<strong>die</strong> überzeugenden Arbeiten vor <strong>alle</strong>m<br />

zwischenmenschliche Beziehungen, <strong>die</strong><br />

im zeitgenössischen Polen angesiedelt sind<br />

und sozialpolitisch klare Positionen beziehen,<br />

während sich <strong>die</strong> ältere Regiegarde<br />

thematisch eher dem Historienfilm o<strong>der</strong><br />

den beiden Weltkriegen widmet. Alle drei<br />

oben erwähnten <strong>Film</strong>e handeln von Protagonisten,<br />

<strong>die</strong> ihren Platz in <strong>der</strong> Welt verloren<br />

haben, was ein typisches Topos für<br />

den postkommunistischen Künstler ist,<br />

und es wird <strong>die</strong> Reise zurück in <strong>die</strong> Gesellschaft,<br />

zur Familie bzw. zu sich selbst beschrieben.<br />

Dabei zeichnet <strong>die</strong> Werke eine<br />

durchdachte künstlerische Handschrift<br />

aus. Spannend sind zudem <strong>die</strong> Arbeiten,<br />

<strong>die</strong> sich den jüngsten politischen Entwicklungen<br />

im Lande stellen, dabei kritische<br />

Position beziehen und etwa das Hinterfragen<br />

nach dem Erfolg und Sinn <strong>der</strong> „Solidarnosc“<br />

nicht scheuen, wie etwa „The<br />

Perfect Afternoon“ von Przemyslaw<br />

Wojcieszek. Ebenso überzeugen auch zeitkritische<br />

Dokumentarfilme: „How It’s Done“<br />

von Marcel Lozinski zum Beispiel, eine<br />

Stu<strong>die</strong> über heranwachsende Jungpolitiker,<br />

denen es nur <strong>noch</strong> ums Verkaufen<br />

und Erfolg haben geht, wobei <strong>die</strong> Partei<br />

und <strong>die</strong> politische Ausrichtung längst keine<br />

Rolle mehr spielt. Der <strong>Film</strong> wurde im<br />

April als bester Dokumentarfilm beim<br />

GoEast Festival ausgezeichnet.<br />

<strong>Film</strong> ist teuer und braucht viel staat

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