Kronenschäden bei Lärchen in Österreich weit verbreitet - BFW
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Abbildung 1: Raupenprozession des Eichenprozessions -<br />
sp<strong>in</strong>ners an e<strong>in</strong>em Fledermauskasten<br />
Figure 1: caterpillar procession of Thaumetopoea processionea at a<br />
bat box<br />
Abbildung 2:<br />
Raupe des<br />
Schwammsp<strong>in</strong>ners<br />
Figure 2:<br />
larva of Gipsy moth<br />
erforderlich. Dies erfolgte auf verantwortungsvolle<br />
Weise: Trotz e<strong>in</strong>er seit mehreren Jahren anhaltenden<br />
Massenvermehrung des Eichenprozessionssp<strong>in</strong>ners<br />
wurde er nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Eichenbeständen bekämpft,<br />
die auf Grund mehrjähriger Fraßereignisse oder dem<br />
Auftreten komplexer Schadereignisse (Komb<strong>in</strong>ationsfraß<br />
verschiedener Arten) <strong>in</strong> ihrer Vitalität geschwächt<br />
oder <strong>in</strong> deren Nähe die Gifthaare des Eichenprozessions -<br />
sp<strong>in</strong>ners (Abbildung 1) Menschen gefährdeten (Lob<strong>in</strong>ger<br />
2009). Der Schwammsp<strong>in</strong>ner (Abbildung 2) wird <strong>bei</strong><br />
erwartetem Kahlfraß bekämpft, da bereits e<strong>in</strong> e<strong>in</strong> -<br />
maliger Kahlfraß zu erheblichen Bestandesschäden<br />
führt (Lob<strong>in</strong>ger 1999). Die Populationsdichte <strong>bei</strong>der<br />
Schmetterl<strong>in</strong>gsarten wird mit Hilfe aufwendiger<br />
Prognoseverfahren überwacht, daraus resultieren Bekämpfungsempfehlungen.<br />
Wirkstoff und Wirkmechanismus<br />
E<strong>in</strong> Mittel zur chemischen Bekämpfung <strong>bei</strong> der Schmetter -<br />
l<strong>in</strong>gsarten ist das Pflanzenschutzmittel Dimil<strong>in</strong>® 80 WG<br />
mit dem Wirkstoff Diflubenzuron, das e<strong>in</strong>en hohen<br />
Wirkungsgrad (um 98 %) aufweist. Dimil<strong>in</strong> hat e<strong>in</strong>en<br />
Wirkstoffgehalt von 80 Prozent (800 g Diflubenzuron/kg<br />
Dimil<strong>in</strong>) und wird als Granulat <strong>in</strong> Wasser aufgelöst.<br />
Bei dem Wirkstoff Diflubenzuron handelt es sich<br />
um e<strong>in</strong> Benzoylharnstoffderivat. Wirkstoffe dieser<br />
Wirkstoffgruppe nehmen unter den Insektiziden e<strong>in</strong>e<br />
Sonderstellung e<strong>in</strong>, da sie nicht die Reizleitung im<br />
Nervensystem angreifen (Heitefuss 2000). Diflubenzuron<br />
hemmt den Transport von UDP-N-Acetylglucosam<strong>in</strong><br />
durch die Biomembran der Zellen und ver -<br />
h<strong>in</strong>dert so die Chit<strong>in</strong>-Synthese (Mitsui et al. 1984). Die<br />
auf diesem Weg verh<strong>in</strong>derte Häutung führt zum Absterben<br />
der Larven und der Puppen oder zu nicht<br />
lebensfähigen Adulten.<br />
Das Mittel wirkt damit nicht sofort, sondern immer<br />
erst im Übergang zum nächsten Entwicklungsstadium.<br />
E<strong>in</strong> sofortiges Fraßende ist daher mit Dimil<strong>in</strong> nicht zu<br />
erzielen. Neben der larviziden wurde auch e<strong>in</strong>e ovizide<br />
Wirkung <strong>bei</strong> trächtigen Weibchen beobachtet, die auf<br />
demselben Wirkmechanismus beruht. Die gestörte<br />
Chit<strong>in</strong>-E<strong>in</strong>lagerung <strong>in</strong> die Cuticula des Embryos ver -<br />
h<strong>in</strong>dert se<strong>in</strong>e Entwicklung. Insgesamt macht dieser<br />
Wirkmechanismus Dimil<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em selektiv wirkenden<br />
Mittel, das ausschließlich sich häutende Entwicklungs -<br />
stadien und nicht das ausgewachsene Imag<strong>in</strong>alstadium<br />
trifft. Dimil<strong>in</strong> wird daher auch als biotechnisch wirkender<br />
Metamorphose- und Häutungshemmer bezeichnet.<br />
Dimil<strong>in</strong> wirkt im Wesentlichen als Fraßgift und nicht<br />
systemisch, da der Wirkstoff nicht <strong>in</strong>s Pflanzengewebe<br />
e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gt. Stechend-saugende Insektenarten werden<br />
daher von Dimil<strong>in</strong> nicht betroffen (Buchberger 2000).<br />
Rascher Abbau – kurze Verweildauer <strong>in</strong><br />
der Umwelt<br />
Untersuchungen zur Beständigkeit (Persistenz) von<br />
Diflubenzuron auf mit Dimil<strong>in</strong> behandelten Blättern<br />
zeigten, dass bereits <strong>in</strong>nerhalb von drei Wochen 20 bis<br />
80 Prozent der ausgebrachten Menge verloren g<strong>in</strong>gen<br />
(Wimmer et al. 1993). Im Boden wird Diflubenzuron<br />
sowohl unter aeroben als auch unter anaeroben Be -<br />
d<strong>in</strong>gungen sehr rasch abgebaut. Die Halbwertszeit beträgt<br />
maximal zwei Tage. Hauptabbauprodukte (über<br />
90 %) s<strong>in</strong>d die Verb<strong>in</strong>dungen 4-Chlorphenylharnstoff<br />
und 2,6-Difluorbenzoesäure. Abbauprodukte des<br />
4-Chlorphenylharnstoffs werden stabil an Boden -<br />
partikel gebunden und nicht <strong>in</strong> tiefere Bodenschichten<br />
verlagert oder mit dem Wasser ausgeschwemmt (Buchberger<br />
2000; WHO 2008).<br />
Direkte Auswirkungen auf<br />
Nicht-Zielorganismen<br />
Zu e<strong>in</strong>er vollständigen Bewertung müssen aber auch die<br />
direkten und <strong>in</strong>direkten Auswirkungen auf Nicht-Zielorganismen<br />
betrachtet werden. Entsprechend dem beschriebenen<br />
Wirkmechanismus über die Hemmung der<br />
24 FORSTSCHUTZ AKTUELL 50, 2010