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Kronenschäden bei Lärchen in Österreich weit verbreitet - BFW

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Abbildung 3:<br />

Die Ausbr<strong>in</strong>gung<br />

von Pflanzenschutzmitteln<br />

im<br />

Wald erfolgt s<strong>in</strong>nvollerweise<br />

mit<br />

dem Hubschrauber.<br />

Figure 3: Pesticides<br />

<strong>in</strong> the forest are<br />

reasonably applied by<br />

helicopter.<br />

Chit<strong>in</strong>-Synthese können die direkten Auswirkungen<br />

e<strong>in</strong>es Dimil<strong>in</strong>-E<strong>in</strong>satzes auf Säugetiere (e<strong>in</strong>schließlich<br />

des Menschen) und Vögel nicht sehr hoch se<strong>in</strong>. Tatsächlich<br />

weist Diflubenzuron, unabhängig von der Art<br />

der Wirkstoffaufnahme, nur e<strong>in</strong>e sehr ger<strong>in</strong>ge akut<br />

toxische Wirkung <strong>bei</strong> Säugetieren und Vögeln auf. In<br />

Laborversuchen betrug die mittlere letale Dosis (LD 50 )<br />

für Ratten <strong>bei</strong> oraler Aufnahme über 4.640 Milligramm<br />

pro Kilogramm (mg/kg) Körpergewicht und <strong>bei</strong> dermaler<br />

Aufnahme mehr als 10.000 mg/kg Körpergewicht.<br />

Langzeitfütterungsversuche mit verschiedenen Tierund<br />

Vogelarten erbrachten weder <strong>bei</strong> Jung- noch <strong>bei</strong><br />

Alttieren biologische oder toxikologisch signifikante<br />

Effekte (Buchberger 2000; WHO 1995, 2008). In Freilandversuchen<br />

bee<strong>in</strong>trächtigte die Ausbr<strong>in</strong>gung von<br />

350 g/ha Diflubenzuron mittels Hubschrauber (Ab -<br />

bildung 3) die S<strong>in</strong>gvogelarten e<strong>in</strong>es Waldökosystems<br />

nicht (WHO 1995). Da Diflubenzuron kaum bio -<br />

akkumuliert wird, kommt die WHO zu der E<strong>in</strong> -<br />

schätzung, dass die Belastung von Wasser und Nahrung<br />

durch Diflubenzuron für den Menschen im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

zu vernachlässigen ist.<br />

Bei Arten, die Chit<strong>in</strong> synthetisieren, ist dagegen mit<br />

e<strong>in</strong>er deutlich höheren Empf<strong>in</strong>dlichkeit gegenüber dem<br />

E<strong>in</strong>satz von Dimil<strong>in</strong> zu rechnen. Dazu zählen Gliedertiere,<br />

Weichtiere und Pilze. Zahlreiche Ergebnisse aus<br />

Untersuchungen zur Wirkung von Diflubenzuron auf<br />

verschiedene Arten liegen vor; Zusammenstellungen<br />

f<strong>in</strong>den sich zum Beipiel <strong>in</strong> WHO (1995) und Schönfeld<br />

et al. (2006). Insgesamt wird festgestellt, dass nicht alle<br />

Arten gleich empf<strong>in</strong>dlich auf Diflubenzuron reagieren<br />

und die Wirkung stark von der Dosis abhängt.<br />

Weder die Imago noch die Brut von Honigbienen<br />

werden durch Dimil<strong>in</strong> <strong>in</strong> ihrer Entwicklung bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Auch die Gefahr e<strong>in</strong>er Kontam<strong>in</strong>ation von Waldhonig<br />

mit Diflubenzuron besteht nicht, da der Wirkstoff nicht<br />

systemisch wirkt und Honigtau produzierende Pflanzenläuse<br />

ihn nicht aufnehmen.<br />

Am stärksten wirkt sich Diflubenzuron auf frei -<br />

fressende Schmetterl<strong>in</strong>gsraupen und Blattwespenlarven<br />

aus, die zeitgleich mit den Zielarten Eichenprozessionssp<strong>in</strong>ner<br />

und Schwammsp<strong>in</strong>ner an den Eichenblättern<br />

fressen. Da<strong>bei</strong> handelt es sich um die Raupen des Eichen-<br />

wicklers, des Großen und Kle<strong>in</strong>en Frostspanners sowie<br />

verschiedener Arten von Laubholzeulen (Schönfeld et al.<br />

2006). Selbstverständlich können auch seltene Arten der<br />

Roten Liste betroffen se<strong>in</strong>. Allerd<strong>in</strong>gs ist die Befürchtung,<br />

<strong>bei</strong> e<strong>in</strong>er „flächigen Bekämpfung“ mit Dimil<strong>in</strong>, die immer<br />

örtlich begrenzt erfolgen würde, „seltene Arten zu vernichten“<br />

(Schönfeld 2009), wissenschaftlich nicht haltbar.<br />

Dimil<strong>in</strong> kann sich auf Schlupfwespen und Raupenfliegen<br />

als Parasitoide von Schmetterl<strong>in</strong>gsraupen sowohl<br />

direkt als auch <strong>in</strong>direkt auswirken. Die direkte<br />

Wirkung hängt vom Entwicklungsstadium ab, <strong>in</strong> dem<br />

sich die Parasitoidenlarve bef<strong>in</strong>det (Heynen 1985).<br />

Auswirkungen von Dimil<strong>in</strong> wurden auch für Arten<br />

von Zweiflüglern, Hautflüglern, Geradflüglern, Fransenflüglern,<br />

Ohrwürmern sowie Lauf- und Aaskäfern<br />

beschrieben (Schanowski 1999; Beck et al. 2004). Die<br />

Auswirkungen s<strong>in</strong>d artspezifisch zeitlich befristet, e<strong>in</strong>e<br />

Erholung der Populationen war je nach Generationsdauer<br />

teilweise sogar noch im Jahr der Bekämpfung zu<br />

beobachten (Schönfeld et al. 2006).<br />

Bodenorganismen werden unterschiedlich stark<br />

bee<strong>in</strong>flusst. Regenwürmer und Enchyträen schädigt<br />

Dimil<strong>in</strong> nicht oder sie wandern zeitweise <strong>in</strong> tiefere Bodenschichten<br />

ab. Spr<strong>in</strong>gschwänze und Milben reagieren<br />

artspezifisch mit e<strong>in</strong>er Ab-, aber auch mit e<strong>in</strong>er Zunahme<br />

der Populationsdichte (Beck et al. 2004). Insgesamt<br />

s<strong>in</strong>d langfristige Effekte auf die streu- und bodenbewohnenden<br />

Arten durch Dimil<strong>in</strong> nicht zu befürchten<br />

(Rieske und Buss 2001). Auf <strong>in</strong>sektenpathogene Pilze<br />

wirkt Dimil<strong>in</strong> artspezifisch schwach wachstumshemmend<br />

bzw. wachstums- und sporulationsfördernd<br />

(Keller 1978).<br />

Dimil<strong>in</strong> ist giftig für Wasserorganismen, dies gilt <strong>in</strong><br />

besonderem Umfang für Fischnährtiere, wie die zu den<br />

Krebstieren gehörenden Wasserflöhe (Daphnia sp.),<br />

und <strong>in</strong> höherer Konzentration auch für Algen und<br />

Fische. Die Zulassung <strong>bei</strong>nhaltet daher e<strong>in</strong>e Wasserschutzauflage.<br />

Indirekte Wirkungen auf<br />

Nicht-Zielorganismen<br />

Massenvermehrungen forstlich relevanter Schmetterl<strong>in</strong>gs-<br />

und Blattwespenarten erhöhen das Nahrungsangebot<br />

für Vogelarten. Sie verbessern das Brutraumangebot<br />

nach dem Absterben der Bäume, was sich positiv<br />

auf deren Populationsentwicklung auswirken kann<br />

(Schönfeld et al. 2006). Aufgrund e<strong>in</strong>er besseren Energiebilanz<br />

s<strong>in</strong>d die Elterntiere und Nestl<strong>in</strong>ge vitaler, was<br />

e<strong>in</strong>e höhere Anzahl von Z<strong>weit</strong>bruten zur Folge hat. Die<br />

Bekämpfung e<strong>in</strong>er Massenvermehrung verknappt<br />

damit das Nahrungsangebot. Meistens nimmt dann die<br />

Anzahl von Z<strong>weit</strong>bruten ab, die allerd<strong>in</strong>gs nicht nur<br />

vom Nahrungsangebot, sondern auch vom Zeitpunkt<br />

FORSTSCHUTZ AKTUELL 50, 2010 25

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