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Handbuch Betriebliche Pandemieplanung - Öffentlicher ...

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Leitfaden � <strong>Handbuch</strong> <strong>Betriebliche</strong> <strong>Pandemieplanung</strong><br />

Fachliche Grundlagen zur Influenza-Pandemie<br />

Blatt 2 von 4<br />

kommen, wenn zwei genetisch verschiedene Grippeviren zusammen in eine Körperzelle<br />

gelangen. Hierbei kann es zu einem Austausch von Teilen des Erbmaterials<br />

kommen. Es entsteht ein neues Virus, welches sich genetisch von den bisherigen<br />

deutlich unterscheidet. Wird ein Mensch mit diesem neuen Virus angesteckt, dann<br />

erkennt sein Immunsystem das Virus nicht mehr und ist deshalb zu Anfang der Infektion<br />

ziemlich wehrlos ausgesetzt. Die Grippe kann sich ungehindert ausbreiten (z. B.<br />

die Neue Grippe A/H1N1 im Jahr 2009, sogenannte „Schweinegrippe“). Besonders<br />

gefährlich ist das neue Virus dann, wenn auch seine Pathogenität, also die Fähigkeit,<br />

eine schwere Erkrankung hervorzurufen, gesteigert worden ist und wenn es sich gut<br />

in menschlichen Zellen vermehren kann. So ist das Virus, das 1918/1919 die „Spanische<br />

Grippe“ hervorgerufen hat, hoch pathogen gewesen und hat deshalb nicht nur<br />

zu vielen Krankheitsfällen, sondern auch zu der großen Zahl von Todesfällen geführt.<br />

Davon waren im Unterschied zu den nachfolgenden Grippepandemien in hohem<br />

Maße Menschen in jungen Jahren und im mittleren Lebensalter betroffen.<br />

<strong>Pandemieplanung</strong> Da in den letzten Jahrhunderten immer wieder Grippepandemien aufgetreten sind, ist<br />

auch in der Zukunft damit zu rechnen. Die letzte schwere Pandemie liegt 40 Jahre<br />

zurück und gegenwärtig (2009/2010) sind wir Zeugen einer Pandemie in einer allerdings<br />

sehr milden Form. Es lässt sich keine regelmäßige Periodik für das Auftreten<br />

der pandemischen Grippe erkennen. Aus der historischen Erfahrung kann aber abgeleitet<br />

werden, dass wahrscheinlich immer wieder eine Pandemie auftreten wird.<br />

Ein genauer Zeitpunkt dafür lässt sich aber nicht vorhersagen. So hat die jüngste<br />

„Neue Grippe A/H1N1“ („Schweinegrippe“) die Menschheit mit ihrem Erscheinen<br />

2009 trotz aller Vorbereitungen überrascht.<br />

Es lässt sich auch keine konkrete Aussage über das Ausmaß einer Pandemie machen.<br />

Wie viele Menschen werden davon betroffen sein? Wie schwer werden die<br />

Erkrankungen sein? Die bisherigen Pandemien haben sich in ihren Auswirkungen<br />

erheblich unterschieden. Die „Asiatische Grippe“, die „Hongkong-Grippe“ und die<br />

„Neue Grippe A/H1N1“ waren bzw. sind – bei allen Opfern, die sie gefordert haben –<br />

leichter als die „Spanische Grippe“. Daraus lässt sich aber nicht schließen, dass eine<br />

nächste Grippe-Pandemie einen leichten Verlauf nehmen wird. Mit den Erfahrungen<br />

aus den vorangegangenen Pandemien können wir die Auswirkungen einer zukünftigen<br />

Influenzapandemie abschätzen und entsprechend planen.<br />

Die Gesellschaft muss sich daher auf ein Ereignis vorbereiten, dessen genauen Eintrittszeitpunkt<br />

und Ausmaß sie nicht kennt. Dies gilt in der Regel für jede Notfall- und<br />

Katastrophenplanung. Die <strong>Pandemieplanung</strong> ist hiervon nur ein Sonderfall. Eine<br />

Pandemie unterscheidet sich aber in einigen Punkten von anderen Schadensfällen.<br />

Diese sind meistens lokal oder regional begrenzt und beginnen plötzlich (Erdbeben,<br />

Orkane, Überschwemmungen, Großbrände, Großunfälle). Eine Pandemie ist ein<br />

räumlich und zeitlich nicht begrenztes Ereignis, das sich weiter entwickelt. Vorhersagen<br />

über Ausbreitungsrichtung, Geschwindigkeit und Dauer sind nur schwer möglich.<br />

Die wirksamste Waffe gegen die Influenza ist die Schutzimpfung. Gegen das „Pandemie“-Grippevirus<br />

steht aber ein wirksamer Impfstoff gleich zum Anfang der Pandemie<br />

nicht zur Verfügung; er muss erst entwickelt und in ausreichender Menge produziert<br />

werden # . Zu Beginn einer Pandemie muss man sich daher mit den „klassischen“<br />

Möglichkeiten der Hygiene und des Infektionsschutzes begnügen. Diese sind<br />

im Fall eines luftübertragenen Krankheitserregers die Verhinderung der Aufnahme<br />

von Grippeviren über die Atemwege (Atemschutz), die Kontaktvermeidung zu möglicherweise<br />

infizierten Personen (im englischen Sprachraum spricht man von social<br />

# In Europa und in den USA ist ein Impfstoff gegen das H5N1-Virus zugelassen, mit dessen Hilfe man eine Grundimmunität gegen<br />

dieses mögliche Pandemievirus herstellen könnte. Eine solche Grundimmunisierung könnte die spätere Impfung mit dem spezifischen<br />

Pandemieimpfstoff vereinfachen (nur noch Einmalimpfung erforderlich). Das hoch pathogene H5N1-Virus wird schon einige Jahre als<br />

„Kandidat“ zur Auslösung einer Grippepandemie angesehen. Ihm fehlt gegenwärtig insbesondere die Fähigkeit, sich von Mensch zu<br />

Mensch auszubreiten.<br />

Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg im Regierungspräsidium Stuttgart<br />

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe<br />

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