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Editorial - Hochschule Bochum

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von Migrant/innen, Ausländer/innen,<br />

Flüchtlingen und Opfern<br />

von Menschenhandel verabschiedet.<br />

Seitens des Europarates<br />

gibt es Konventionen über<br />

den rechtlichen Status von Wanderarbeiter/innen,<br />

die insbesondere<br />

Wohnen, Arbeit und Bildung<br />

ansprechen, und über die<br />

Teilnahme von Ausländer/innen<br />

am öffentlichen Leben auf lokaler<br />

Ebene, die deren kommunales<br />

Wahlrecht bestimmen.<br />

Von den vier promise-Projektländern<br />

hat lediglich die Türkei<br />

die erste Konvention ratifiziert,<br />

die zweite Konvention ist bisher<br />

von keinem der Staaten Deutschland,<br />

Österreich, Bosnien und<br />

Türkei ratifiziert worden. Die EU<br />

hat 2003 eine Richtlinie zum<br />

Rechtsstatus von langfristig aufenthaltsberechtigten<br />

Personen<br />

erlassen, die bis Januar 2006<br />

umzusetzen war. Damit werden<br />

Drittstaatsangehörige mit EU-<br />

Bürger/innen rechtlich gleichge-<br />

4. ADA-Mentoring-Symposium<br />

stellt. Zu einer einheitlichen und<br />

klaren Einwanderungs- und Integrationspolitik<br />

hat sich die EU<br />

bislang jedoch nicht durchringen<br />

können.<br />

Diversity management<br />

Europa braucht neue Ansätze in<br />

der Handhabung von kultureller<br />

und sozialer Vielfalt. Die polykulturelle<br />

Gesellschaft scheitert,<br />

wenn sie die kulturelle Vielfalt<br />

nicht anerkennt und die Politik<br />

sie nicht in Handlungskonzepte<br />

einbezieht. Noch scheinen Europa<br />

und seine Gesellschaften<br />

nicht reif für ein menschenrechtskonformes<br />

Management<br />

von Diversität. promise leistet<br />

einen wichtigen Beitrag, um das<br />

Versprechen einer integrierten<br />

europäischen Gesellschaft einzulösen.<br />

Dr. Klaus Starl<br />

klaus.starl@etc-graz.at<br />

Mit FÖRMIG Chancengleichheit fördern<br />

Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />

kommen im<br />

deutschen Bildungssystem nicht<br />

recht zum Zuge. Das schmerzt<br />

ganz besonders in der Nation der<br />

Dichter und Denker; zu deren<br />

Fundamenten die Vision gehört,<br />

dass Bildung ungeachtet von Herkunft,<br />

Stand und Klasse möglich<br />

sei. Der „allgemeine Schulunterricht“<br />

– so Wilhelm von<br />

Humboldt – „geht auf den Menschen<br />

überhaupt“, unabhängig<br />

davon, ob seine Herkunft Inland<br />

oder Ausland war.<br />

Die Bund-Länder-Kommission<br />

(BLK) hat daher das Programm<br />

„Förderung von Kindern und Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergrund<br />

– FÖRMIG“ initiiert und<br />

Expert/innen der International<br />

und Interkulturell Vergleichenden<br />

Erziehungswissenschaft an der<br />

Universität Hamburg die wissen-<br />

schaftliche Begleitung übertragen.<br />

Risiko deutsche Schule<br />

„Allgemeine Bildung“, die deutsche<br />

Erfindung, und ein Schulsystem,<br />

das sie gewährleisten<br />

sollte, waren lange Zeit unser Exportschlager.<br />

Vielleicht war es<br />

deshalb für die hiesige Öffentlichkeit<br />

so überaus schockierend zu<br />

erfahren, dass unsere Schule gar<br />

nicht hält, was sie verspricht.<br />

Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />

fungieren<br />

hierbei gleichsam als Metapher<br />

für nicht eingelöste Hoffnungen<br />

und Versprechungen. An ihnen<br />

offenbart sich auf die eindringlichste<br />

Weise, dass es der deutschen<br />

Schule nicht gelingt, Leistungsmöglichkeiten<br />

von den Zufällen<br />

der Herkunft zu entkoppeln.<br />

Informationen:<br />

www.promise.at<br />

www.etc-graz.at<br />

www.unhcr.de/pdf/45.pdf<br />

http://untreaty.un.org/English/Tre<br />

atyEvent2006/All_treaties/english<br />

_2006.pdf<br />

http://europa.eu.int/eur-lex/<br />

http://conventions.coe.int/Treaty/<br />

en/Treaties/Html/<br />

Zur Person:<br />

Dr. Klaus Starl, promoviert in<br />

Ökonomie, arbeitet als Wissenschaftler,<br />

Menschenrechtstrainer<br />

und Geschäftsführer am Europäischen<br />

Trainings- und Forschungszentrum<br />

für Menschenrechte<br />

und Demokratie in Graz<br />

mit besonderem Schwerpunkt<br />

Nicht-Diskriminierung und Anti-<br />

Rassismusarbeit auf kommunaler<br />

Ebene und koordiniert das Projekt<br />

promise. ◆<br />

Für Kinder und Jugendliche mit<br />

Migrationshintergrund bedeutet<br />

es bis heute nicht selbstverständlich<br />

eine Chance, sondern mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit ein Risiko,<br />

in Deutschland zur Schule zu gehen.<br />

Bildungserfolgschancen<br />

Wie wir alle wissen, ist Chancengleichheit<br />

eine Illusion. Aber wir<br />

wissen auch, dass die Reproduktion<br />

von in höchstem Maße ungleichen<br />

Bildungschancen kein<br />

unabwendbares Schicksal ist,<br />

sondern das Produkt von nicht<br />

vollständig ausgenutzten Handlungsmöglichkeiten<br />

in einem Bildungssystem.<br />

Studien wie<br />

TIMMS, PISA 2000 und 2003 oder<br />

IGLU haben dies klar zutage gefördert.<br />

Aber zugleich transportieren<br />

sie die optimistische Botschaft:<br />

Es ist in anderen Ländern<br />

möglich, die enge Abhängigkeit<br />

von sozialer, sprachlicher, kultu-<br />

ADA-Mentoring 14/2006 13

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