Editorial - Hochschule Bochum
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gen zurückgreifen, pflegen teilweise<br />
noch enge interkulturelle<br />
Freundschaften aus der Schulzeit<br />
und sind deshalb offensichtlich<br />
auch im betrieblichen Umgang<br />
aufgrund ihrer bereits vorbetrieblich<br />
erworbenen interkulturellen<br />
Kompetenzen besser miteinander<br />
vertraut.<br />
Privates versus Gemeinsames<br />
Die interkulturellen Beziehungen<br />
unter den Jugendlichen, die im<br />
betrieblichen Ausbildungsalltag<br />
eng miteinander in einer Gruppe<br />
arbeiten, entwickeln sich weitgehend<br />
harmonisch und werden als<br />
selbstverständlich wahrgenommen.<br />
Fast alle Azubis unternehmen<br />
im betrieblichen Alltag eine<br />
Vielfalt an Aktivitäten sowohl mit<br />
Azubis der gleichen als auch einer<br />
anderen Herkunftskultur, wie<br />
z. B. über alles Mögliche miteinander<br />
reden, sich untereinander<br />
helfen, sich beim Lernen gegenseitig<br />
unterstützen, die Pausen<br />
gemeinsam verbringen<br />
oder zusammen essen.<br />
Dennoch pflegen Azubis gleicher<br />
Herkunft mitunter intensiveren<br />
Kontakt untereinander als<br />
zu Azubis einer anderen Herkunftskultur,<br />
insbesondere wenn<br />
es um eher private und persönliche<br />
Beziehungen geht. Aktivitäten,<br />
die sich auf die Ausbildung<br />
beziehen, wie z. B. Informationen<br />
untereinander weitergeben, werden<br />
jedoch mit allen Azubis gleichermaßen<br />
häufig durchgeführt.<br />
Skepsis gegenüber Zunahme an<br />
Migrant/innen<br />
Die positive Haltung gegenüber<br />
einer interkulturellen Ausbildung<br />
gilt jedoch unter der Bedingung,<br />
dass sich der Anteil an Jugendlichen<br />
mit Migrationshintergrund<br />
im Betrieb nicht wesentlich erhöht.<br />
Nur ein Drittel der Befragten<br />
ist dafür, dass im eigenen Betrieb<br />
eine noch größere Anzahl<br />
an Jugendlichen anderer Herkunftskultur<br />
ausgebildet werden<br />
Foto: Iris Bednarz-Braun<br />
4. ADA-Mentoring-Symposium<br />
sollte. Die Azubis sind zwar im<br />
Hinblick auf die interkulturelle<br />
Ausbildung mit der bestehenden<br />
Situation zufrieden, stehen aber<br />
einer weiteren Zunahme des Anteils<br />
an Migrantenjugendlichen<br />
mit einer gewissen Skepsis gegenüber.<br />
Drei Viertel der deutschen Befragten<br />
sowie 44 Prozent der Migrant/innen<br />
lehnen eine weitere<br />
Zunahme an Jugendlichen mit<br />
Migrationshintergrund im Ausbildungsbetrieb<br />
ab. Diese Hal-<br />
PD Dr. Iris Bednarz-Braun erläutert<br />
für die Tagungsteilnehmer/<br />
innen die zentralen Ergebnisse<br />
der DJI-Studie.<br />
tung lässt sich nicht mit Konkurrenzängsten<br />
begründen, denn<br />
mehr als zwei Drittel der deutschen<br />
Azubis gehen nicht davon<br />
aus, dass Migrant/innen den<br />
deutschen Jugendlichen Ausbildungsstellen<br />
wegnehmen.<br />
Nach Meinung der Migranten/<br />
innen käme es durch eine noch<br />
stärkere Repräsentanz an Auszubildenden<br />
anderer als deutscher<br />
Herkunftskultur zu einem zahlenmäßig<br />
unausgewogenen Verhältnis<br />
im Betrieb, was sich auf die<br />
Qualität der interkulturellen Beziehungen<br />
nachteilig auswirken<br />
könnte.<br />
Mit Sprache ausgrenzen<br />
Das gute und harmonische Zusammenleben<br />
im betrieblichen<br />
Alltag ist allerdings nur eine Seite<br />
der Medaille. Auch während der<br />
Ausbildung kommt es zu Reibereien,<br />
Streitigkeiten, Unstimmigkeiten<br />
und Auseinandersetzungen<br />
zwischen einzelnen Personen.<br />
Viele Azubis fühlen sich vor allem<br />
durch die Undiszipliniertheit anderer<br />
Mit-Azubis gestört.<br />
Während die Herkunftskultur<br />
als solche keinen Grund für Auseinandersetzungen<br />
zwischen den<br />
Auszubildenden darstellt, wird<br />
der Gebrauch der eigenen Herkunftssprache<br />
jedoch von denjenigen,<br />
die diese Sprache nicht<br />
verstehen, durchaus als ausgrenzend<br />
und unangenehm empfunden.<br />
Jede/r zweite Befragte empfindet<br />
es als störend, wenn sich<br />
Mit-Azubis in einer Sprache unterhalten,<br />
die nicht von allen verstanden<br />
wird. Da sie sich an den<br />
Gesprächen weder beteiligen<br />
können noch wissen, worüber die<br />
Anderen reden, haben sie in bestimmten<br />
Situationen die Wahrnehmung,<br />
ausgegrenzt zu werden.<br />
Bei den Auszubildenden mit<br />
Migrationshintergrund empfindet<br />
dies ein Drittel ebenso, denn<br />
auch sie haben bereits ähnliche<br />
Erfahrungen gemacht. Hier besteht<br />
ein betrieblicher Handlungsbedarf,<br />
denn dies kann sich auch<br />
ungünstig auf das Betriebsklima<br />
auswirken.<br />
Mehr voneinander wissen<br />
Drei Viertel der deutschen Jugendlichen<br />
erwarten von Migrant/innen,<br />
dass sie sich an<br />
deutsche Gepflogenheiten anpassen.<br />
Dem stimmen auch 45 Prozent<br />
der Auszubildenden mit Migrationshintergrund<br />
selbst zu.<br />
Letztere – insbesondere Aussiedlerjugendliche<br />
– sehen aber auch<br />
auf Seiten der deutschen Auszubildenden<br />
einen Nachholbedarf<br />
in Bezug auf das Verständnis<br />
ihrer Kultur. Zwei Drittel der Migrant/innen<br />
sind der Meinung,<br />
ADA-Mentoring 14/2006 21