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Schulische und außerschulische Bildungssituation - Deutsches ...

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<strong>Schulische</strong> <strong>und</strong> <strong>außerschulische</strong><br />

<strong>Bildungssituation</strong> von Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Jugend-Migrationsreport<br />

Ein Daten- <strong>und</strong> Forschungsüberblick<br />

Monika Stürzer, Vicki Täubig, Mirjam Uchronski,<br />

Kirsten Bruhns


Monika Stürzer, Vicki Täubig, Mirjam Uchronski,<br />

Kirsten Bruhns<br />

<strong>Schulische</strong> <strong>und</strong> <strong>außerschulische</strong><br />

<strong>Bildungssituation</strong> von Jugendlichen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Jugend-Migrationsreport. Ein Daten- <strong>und</strong> Forschungsüberblick


Das Deutsche Jugendinstitut e.V. (DJI) ist ein sozialwissenschaftliches<br />

Forschungsinstitut. Es untersucht die Lebenslagen <strong>und</strong> die Entwicklung von<br />

Kindern, Jugendlichen, Frauen, Männern <strong>und</strong> Familien sowie darauf bezogene<br />

öffentliche Angebote zu ihrer Unterstützung <strong>und</strong> Förderung.<br />

Schwerpunkte seiner Arbeit in den o.g. Bereichen sind unter anderem:<br />

– Dauerbeobachtung zum Wandel von Lebensverhältnissen,<br />

– Studien zu aktuellen gesellschaftspolitischen Fragestellungen,<br />

– Praxisbegleitung <strong>und</strong> Evaluation von Modellprojekten,<br />

– Beratung von Politik <strong>und</strong> Praxis der Kinder-, Jugend- <strong>und</strong> Familienhilfe,<br />

– Unterstützung bei der Erstellung von Berichten der B<strong>und</strong>esregierung.<br />

Das Deutsche Jugendinstitut hat seinen Sitz in München <strong>und</strong> eine Dependance<br />

in Halle/Saale. Mit derzeit r<strong>und</strong> 140 wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />

Mitarbeitern ist das DJI im Bereich der Forschung zu Kindern, Jugendlichen,<br />

Frauen, Männern <strong>und</strong> Familien das größte nicht universitäre Forschungsinstitut<br />

in Deutschland. Träger des 1963 gegründeten Instituts ist ein gemeinnütziger<br />

Verein mit Mitgliedern aus Politik, Wissenschaft, Verbänden <strong>und</strong> Institutionen<br />

der Jugend <strong>und</strong> Familienhilfe.<br />

Die Forschungsgruppe „Migration, Integration <strong>und</strong> interethnisches<br />

Zusammenleben“ befasst sich mit den interkulturellen Beziehungen,<br />

Verständigungs- <strong>und</strong> Integrationsprozessen von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit<br />

<strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. Im Mittelpunkt der Forschungsgruppe stehen<br />

das interethnische Zusammenleben sowie die interkulturellen Beziehungen<br />

unter Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen verschiedener Herkunftskultur. Dabei werden<br />

vorrangig die Voraussetzungen, Rahmenbedingungen <strong>und</strong><br />

Entwicklungsverläufe gelingender interethnischer Beziehungen unter<br />

Zugewanderten <strong>und</strong> Einheimischen untersucht, ohne dabei den Blick für<br />

Brüche, Widersprüche, Konflikte <strong>und</strong> Probleme zu versperren.<br />

Impressum<br />

© 2012 <strong>Deutsches</strong> Jugendinstitut e.V.<br />

Forschungsgruppe Migration, Integration <strong>und</strong><br />

interethnisches Zusammenleben<br />

Nockherstraße 2, 81541 München<br />

Telefon: (089) 62306-274<br />

Telefax: (089) 62306-162<br />

ISBN 978-3-86379-074-5


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort (Thomas Rauschenbach) 9<br />

Einleitung 11<br />

1 Allgemeinbildende Schulen (Monika Stürzer) 14<br />

1.1 Die wichtigsten Ergebnisse 15<br />

1.2 Datenquellen 17<br />

1.3 Bef<strong>und</strong>e 18<br />

1.3.1 Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> 18<br />

1.3.2 Der Übertritt von der Gr<strong>und</strong>schule auf weiterführende Schulen 23<br />

1.3.3 Bildungswege im Sek<strong>und</strong>arbereich 25<br />

1.3.4 Schulabschlüsse 34<br />

1.3.5 Förderschulen 46<br />

1.3.6 Einstellungen zur Schule 49<br />

1.3.7 Klassenwiederholungen 51<br />

1.3.8 Lehrkräfte mit Migrationshintergr<strong>und</strong> 52<br />

1.4 Ausblick 54<br />

1.4.1 Zusammenfassung der Bef<strong>und</strong>e 54<br />

1.4.2 Bewertung der Datenlage 56<br />

1.4.3 Forschungsbedarf 57<br />

2 Berufliche Ausbildung (Mirjam Uchronski) 59<br />

2.1 Die wichtigsten Ergebnisse 60<br />

2.2 Datenquellen 62<br />

2.3 Bef<strong>und</strong>e 64<br />

2.3.1 Von der Schule in …?: Übergänge an der 1. Schwelle 64<br />

2.3.2 Chancen auf einen vollqualifizierenden Ausbildungsplatz 68<br />

2.3.3 Vollqualifizierende Ausbildungsgänge in Betrieben 70<br />

2.4 Ausblick 86<br />

2.4.1 Zusammenfassung der Bef<strong>und</strong>e 86<br />

2.4.2 Bewertung der Datenlage 89<br />

2.4.3 Forschungsbedarf 90<br />

3 Studium (Mirjam Uchronski) 91<br />

3.1 Die wichtigsten Ergebnisse 92<br />

3.2 Datenquellen 94<br />

3.3 Bef<strong>und</strong>e 96<br />

3.3.1 Übergänge in die Hochschule 96<br />

3.3.2 Studium 104<br />

3.3.3 Studienabschluss 118<br />

5


3.3.4 Berufseinmündung (Monika Stürzer) 124<br />

3.4 Ausblick 128<br />

3.4.1 Zusammenfassung der Bef<strong>und</strong>e 128<br />

3.4.2 Bewertung der Datenlage 129<br />

3.4.3 Forschungsbedarf 131<br />

4 Jugendarbeit (Vicki Täubig) 132<br />

4.1 Die wichtigsten Ergebnisse 133<br />

4.2 Datenquellen 135<br />

4.2.1 Datenauswahl 135<br />

4.2.2 Die Studien auf einen Blick 136<br />

4.3 Bef<strong>und</strong>e 140<br />

4.3.1 Jugendverbandsarbeit <strong>und</strong> freiwilliges Engagement 140<br />

4.3.2 Offene Angebote (in Einrichtungen) 155<br />

4.3.3 Mobile Jugendarbeit/Streetwork 159<br />

4.3.4 Jugenderholung 161<br />

4.3.5 Internationale Jugendbegegnung 162<br />

4.3.6 Außerschulische Jugendbildung 163<br />

4.4 Ausblick 164<br />

4.4.1 Zusammenfassung der Bef<strong>und</strong>e 164<br />

4.4.2 Bewertung der Datenlage 166<br />

4.4.3 Forschungsbedarf 166<br />

5 Resümee (Kirsten Bruhns) 168<br />

5.1 Bildung <strong>und</strong> Ausbildung in Deutschland: Einbahnstraße,<br />

Kreisverkehr oder Startrampe für Jugendliche mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>? 168<br />

5.2 Bildungs- <strong>und</strong> Ausbildungschancen – wohnortgeb<strong>und</strong>en? 171<br />

5.3 „Migrationshintergr<strong>und</strong>“ – eine komplexe Kategorie 173<br />

5.3.1 Differenzierung nach Herkunftsländern – kulturelle<br />

Konstruktionen? 174<br />

5.3.2 Generationenfolgen – Garanten für Annäherungsprozesse? 176<br />

5.4 Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> sozialer Hintergr<strong>und</strong> –<br />

alternative oder komplementäre Einflussfaktoren? 177<br />

5.5 Geschlechterdifferenzen – nicht nur Gewinnerinnen<br />

<strong>und</strong> Verlierer 179<br />

5.6 Die zeitliche Entwicklung von Potenzialen <strong>und</strong> Chancen<br />

in Bildung <strong>und</strong> Ausbildung 184<br />

5.7 Datenlage – Datenbedarf 185<br />

Literaturverzeichnis 187<br />

Verzeichnis der Tabellen <strong>und</strong> Abbildungen 196<br />

Anhang 203<br />

6


I. Tabellen- <strong>und</strong> Abbildungen 203<br />

A. Verzeichnis der Tabellen <strong>und</strong> Abbildungen im Anhang 203<br />

B. Tabellenanhang 206<br />

C. Abbildungsanhang 210<br />

II. Gr<strong>und</strong>strukturen des formalen Bildungs- <strong>und</strong> Ausbildungs-<br />

systems in Deutschland 224<br />

A. Gr<strong>und</strong>struktur des allgemeinbildenden Schulsystems 224<br />

B. Das deutsche Berufsbildungssystem 226<br />

C. Gr<strong>und</strong>struktur des Hochschulsystems 233<br />

III. Glossar 239<br />

IV. Abkürzungsverzeichnis 256<br />

7


Vorwort<br />

Aus heutiger Perspektive mag man es kaum glauben: Noch nicht einmal<br />

zehn Jahre ist es her, dass sich die deutsche Debatte über Migration aus<br />

ihrer Erstarrung befreit hat. Lange Zeit wurde Einwanderung hierzulande<br />

vor allem als ordnungs- <strong>und</strong> sicherheitspolitisches Thema im Rahmen einer<br />

„Ausländerpolitik“ diskutiert. Gestritten wurde über Fragen der doppelten<br />

Staatsangehörigkeit, debattiert wurde darüber, ob Deutschland nun ein<br />

Einwanderungsland sei oder nicht. Aber trotz aller Kontroversen bestand in<br />

einer Frage auffällig wenig Dissens: dass der Anteil der Bevölkerung mit<br />

ausländischer Staatsangehörigkeit insgesamt bei etwa 10 Prozent liegt. Infolgedessen<br />

wurde die Bedeutung dieser Thematik von der Politik als nicht<br />

sonderlich prioritär eingeschätzt, war dies doch eine insgesamt überschaubare<br />

Größenordnung, die eher zu ideologischen Auseinandersetzungen als<br />

zu politischem Handeln Anlass zu geben schien.<br />

Dieses Ausgangsszenario hat sich in ausgesprochen kurzer Zeit auffällig<br />

verändert. Nachdem die ersten international vergleichenden Kompetenzstudien<br />

bei ihren Befragungen anstelle eines Staatsangehörigkeitskonzeptes<br />

ein Migrationskonzept zugr<strong>und</strong>elegten, bei dem nicht mehr die Nationalität,<br />

sondern der Tatbestand der eigenen oder der elterlichen Zuwanderung – in<br />

manchen Fällen auch der der Großeltern – in den Mittelpunkt gerückt wurde,<br />

machte sich mit dem Mikrozensus auch die erste amtliche Statistik dieses<br />

Erhebungskonzept zu eigen. Denn: Eine Betrachtung, die sich allein auf<br />

Nationalitäten konzentriert, blendet aus, dass Einwanderer im juristischen<br />

Sinn häufig längst keine „Ausländer“ mehr sind, weil sie vielfach bereits<br />

deutsche Pässe besitzen.<br />

Die Folgen dieser Neuvermessung waren ebenso überraschend wie folgenreich.<br />

Ab 2006 – der erste Nationale Bildungsbericht legte hierauf seinen<br />

Schwerpunkt – wurde sichtbar, dass in Deutschland der Anteil der Bevölkerung<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in Wirklichkeit nicht bei zehn, sondern<br />

bei r<strong>und</strong> zwanzig Prozent liegt, also r<strong>und</strong> doppelt so hoch ist wie zuvor<br />

angenommen. Aber damit nicht genug: Ein Blick auf den Altersaufbau<br />

macht deutlich, dass die Gruppe der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte<br />

eine deutlich andere Altersverteilung aufweist als der allgemeine Bevölkerungsdurchschnitt.<br />

Infolgedessen hat bei den jungen Menschen unter 25<br />

Jahren mehr als ein Viertel der Heranwachsenden <strong>und</strong> bei Kindern unter<br />

sechs Jahren sogar mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Erst die öffentliche Wahrnehmung dieses Ausmaßes rückte die Debatte um<br />

Migration in den Mittelpunkt der politischen Aufmerksamkeit, zumal dies bedeutet,<br />

dass in den westdeutschen Metropolen innerhalb der Gruppe der Heranwachsenden<br />

die Migrationsanteile unschwer 40 Prozent <strong>und</strong> mehr, in einigen<br />

Städten sogar über 50 Prozent erreichen. Mithin ist es nicht verw<strong>und</strong>erlich,<br />

dass jenseits der Frage der Nationalität inzwischen die Gruppe der Menschen<br />

ohne deutsche Staatsangehörigkeit deutlich kleiner ist als die Gruppe derer, die<br />

eine familiäre Zuwanderungsgeschichte haben, weil sie selbst, ihre Eltern oder<br />

ihre Großeltern nach Deutschland eingewandert sind. Das bedeutet aber auch:<br />

Migration mit all ihren Folgen ist längst kein marginales Phänomen mehr – es<br />

9


ist eine Entwicklung, die die Gesellschaft als Ganzes betrifft, verändert <strong>und</strong><br />

herausfordert.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser neu justierten Größenordnungen wurde – verstärkt<br />

durch die Ergebnisse der PISA-Studien sowie anderer Bef<strong>und</strong>e der empirischen<br />

Bildungsforschung – das Thema Migration sehr viel dezidierter zu<br />

einer Angelegenheit der Kinder- <strong>und</strong> Jugendpolitik, der Familienpolitik <strong>und</strong><br />

der Bildungspolitik. Pauschal, bisweilen zu pauschal, wurden Kinder mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> dabei zur Problemgruppe stilisiert, wurden im Ganzen<br />

zu Benachteiligten des Sozial- <strong>und</strong> Bildungswesens; ein Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

galt automatisch als Risikofaktor, Zuwanderung glich einer unüberwindbaren<br />

Barriere bei der sozialen Integration.<br />

Mehr denn je erscheint in Anbetracht dieser Situation – als Korrektiv –<br />

zugleich eine nüchterne Betrachtung der Chancen auf Teilhabe, Integration<br />

<strong>und</strong> Bildung notwendig, die junge Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

haben. Von ihrem Erfolg oder Misserfolg im deutschen Bildungs- <strong>und</strong> Ausbildungssystem<br />

hängen ihre ökonomischen <strong>und</strong> sozialen Zukunftsperspektiven<br />

ab, was wiederum die deutsche Gesellschaft nicht unwesentlich beeinflussen<br />

wird. Daher ist es notwendig, Risiken <strong>und</strong> Chancen, Barrieren <strong>und</strong><br />

Erfolge gleichermaßen gezielt ins Blickfeld zu rücken.<br />

Dazu zählt etwa der Umstand, dass junge Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

geringere Chancen auf eine qualifizierte Berufsausbildung, auf ein<br />

Abitur oder den Besuch einer Hochschule haben – was allerdings nicht mit<br />

ethnischen Kategorien erklärbar ist. Es ist vor allem der sozioökonomische<br />

Status der Eltern, der den Erfolg der Jugendlichen im Bildungssystem beeinflusst.<br />

Dazu zählt allerdings auch die erfreuliche Tatsache, dass die Besuchsquoten<br />

eines Gymnasiums von einer Migrantengeneration zur nächsten<br />

nachweislich steigen. Und schließlich deuten unsere eigenen AID:A-<br />

Daten darauf hin, dass Heranwachsende der dritten Migrantengeneration<br />

sich mit Blick auf ihre Bildungsabschlüsse ihren Altersgenossen ohne Zuwanderungshintergr<strong>und</strong><br />

auffällig annähern. Die Bildungsexpansion, die die<br />

deutsche Gesellschaft seit Jahrzehnten prägt, erreicht inzwischen offenbar<br />

auch eine wachsende Gruppe der Jugendlichen aus eingewanderten Familien.<br />

Solche Bef<strong>und</strong>e, die die Debatte versachlichen können, sind in Deutschland<br />

mit Blick auf Kinder <strong>und</strong> Jugendliche bisher nicht in einem Bericht<br />

gebündelt verfügbar. Um eine möglichst differenzierte, datenbasierte Bestandsaufnahme<br />

vorlegen zu können, hat sich das Deutsche Jugendinstitut –<br />

bei allen datentechnischen Unzulänglichkeiten – entschlossen, sowohl einen<br />

Kinder- als auch einen Jugend-Migrationsreport zu erstellen, in denen jeweils<br />

das verfügbare Datenmaterial zusammengetragen, aufbereitet <strong>und</strong><br />

geordnet wird. Weil es höchste Zeit für eine solche empirisch gestützte Bestandsaufnahme<br />

ist, wird dieser Jugend-Migrationsreport hiermit vorgelegt.<br />

10<br />

Thomas Rauschenbach<br />

Direktor des Deutschen Jugendinstituts


Einleitung<br />

Der hier vorgelegte Daten- <strong>und</strong> Forschungsüberblick zum Thema „<strong>Schulische</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>außerschulische</strong> <strong>Bildungssituation</strong> von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>“<br />

stellt weit gestreute <strong>und</strong> dadurch wenig überschaubare<br />

statistische <strong>und</strong> empirische Bef<strong>und</strong>e zusammen. Den aktuellen Daten zur<br />

Situation von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> liegt ein breiter Bildungsbegriff<br />

zugr<strong>und</strong>e, der neben Bildungsverläufen <strong>und</strong> -abschlüssen in<br />

Schulen (Kapitel 1), auch die Berufsausbildung (Kapitel 2) <strong>und</strong> die akademische<br />

Ausbildung (Kapitel 3) sowie die non-formale Bildung im Bereich der<br />

Jugendarbeit (Kapitel 4) in den Blick nimmt. Damit werden Ergebnisse präsentiert,<br />

die einen Einblick in die Chancen von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

zur gesellschaftlichen Teilhabe <strong>und</strong> Integration geben.<br />

Seine Grenzen, aber auch Möglichkeiten, neue Perspektiven zu gewinnen,<br />

verdeutlicht abschließend das Resümee in Kapitel 5.<br />

Die Relevanz einer sorgfältigen Dokumentierung <strong>und</strong> Differenzierung<br />

der Situation von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in Bildung <strong>und</strong><br />

Ausbildung sowie weiterführende Reflexionen zu deren Teilhabemöglichkeiten<br />

im deutschen Bildungs- <strong>und</strong> Ausbildungssystem erschließt sich nicht<br />

allein im Hinblick auf individuelle Entwicklungschancen <strong>und</strong> auch nicht<br />

ausschließlich unter einer sozialen <strong>und</strong> gerechtigkeitsorientierten Perspektive.<br />

Die Forderung nach gleichberechtigter Teilhabe von Personen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

erwächst auch vor dem Hintergr<strong>und</strong> des gesellschaftlichen<br />

Wandels <strong>und</strong> der Gestaltung von Gesellschaft. Für eine Einwanderungsgesellschaft<br />

gilt dies umso mehr, wenn absehbar ist, dass sich „Minderheiten“<br />

von Zugewanderten <strong>und</strong> ihren Nachkommen stetig aus dem<br />

quantitativen Randbereich heraus bewegen. In Deutschland ist ein solcher<br />

Prozess seit Jahren zu beobachten – je jünger die Altersgruppen, desto höher<br />

ist der Anteil von Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> an der gleichaltrigen<br />

Bevölkerung.<br />

Bei den 15- bis unter 25-Jährigen, der im Jugend-Migrationsreport fokussierten<br />

Altersgruppe, lag der Anteil der Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

im Jahr 2009 laut →Mikrozensus bei knapp einem Viertel, das sind<br />

2.339.000 von insgesamt 9.385.000 Jugendlichen (Statistisches B<strong>und</strong>esamt<br />

2010a). Von den Jugendlichen dieser – pauschal als „mit Migrationshintergr<strong>und</strong>“<br />

bezeichneten – Gruppe ist fast die Hälfte selbst zugewandert. Das<br />

heißt auch, dass mehr als die Hälfte nicht über Migrationserfahrungen verfügt<br />

(vgl. Abbildung 1). 1 Personen mit eigener Migrationserfahrung werden<br />

zur ersten Generation von Migrantinnen/Migranten gezählt. Nicht selbst<br />

zugewanderte Personen gehören der zweiten <strong>und</strong> dritten, im Mikrozensus<br />

nicht differenzierten Generation an, d.h. es sind Kinder <strong>und</strong> Enkelkinder<br />

1 Die Summe dieser beiden Gruppen ergibt weniger als 100 Prozent, da bei 0,8 Prozent der<br />

Jugendlichen der Migrationshintergr<strong>und</strong> nicht durchgängig bestimmbar war. Zur Definition von<br />

„Migrationshintergr<strong>und</strong>“ im Mikrozensus vgl. Tabelle 1.<br />

11


von Zugewanderten. Von den Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> hat<br />

die Mehrheit (59%) eine deutsche Staatsangehörigkeit.<br />

Von den deutschen Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> verfügt der<br />

größere Teil nicht über eigene Migrationserfahrungen: Über 80% haben<br />

mindestens einen Elternteil, der zugewandert oder als Ausländer in Deutschland<br />

geboren ist. Von denjenigen, die eigene Migrationserfahrungen haben,<br />

gehören fast drei Viertel zu den Spätaussiedlerinnen/-aussiedlern, lediglich<br />

ein gutes Viertel hat die deutsche Staatsbürgerschaft durch Einbürgerung<br />

erhalten. 2<br />

Abbildung 1: Jugendliche im Alter von 15 bis unter 25 Jahren nach Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

Migrationserfahrung <strong>und</strong> Staatsangehörigkeit<br />

im Jahr 2009 (in %)<br />

ME = eigene Migrationserfahrung<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010a), Fachserie 1, Reihe 2.2, Tab. 2; eigene Berechnungen <strong>und</strong><br />

Darstellung<br />

Auch wenn der Bericht das Ziel verfolgt, die <strong>Bildungssituation</strong> <strong>und</strong> die Bildungschancen<br />

von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> darzustellen, so<br />

beruhen viele der präsentierten Daten nicht auf dem im Mikrozensus verwendeten<br />

„Zuwanderungs- bzw. Migrationskonzept“. Insbesondere bildungsstatistische<br />

Daten orientieren sich am „Staatbürgerschafts- bzw. Ausländerkonzept“,<br />

das zwischen einer ausländischen <strong>und</strong> deutschen Staatsbürgerschaft<br />

unterscheidet. In diesen Statistiken werden – folgt man den Daten<br />

2 Nach § 4 Abs. 3 StAG erwirbt ein Ausländer „die deutsche Staatsangehörigkeit (…) unter<br />

bestimmten Bedingungen auf Antrag durch Einbürgerung (§§ 8 bis 16, 40b, 40c StAG). Die<br />

deutsche Staatsbürgerschaft durch Geburt erwerben Kinder mit mindestens einem deutschen<br />

Elternteil. Werden Kinder ausländischer Eltern in Deutschland geboren (Ius-Soli-Prinzip), so<br />

erhalten sie die deutsche Staatsangehörigkeit, wenn ein Elternteil seit mindestens acht Jahren<br />

rechtmäßig seinen gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland <strong>und</strong> ein Daueraufenthaltsrecht<br />

hat“.<br />

12<br />

76<br />

24<br />

Personen ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Personen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

48 52 59 41


des Mikrozensus – also lediglich 41% der Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

erfasst. Repräsentative Untersuchungen verwenden unterschiedliche<br />

Definitionen von Migrationshintergr<strong>und</strong>, teilweise legen sie zusätzlich<br />

zu anderen Merkmalen ein „Sprachkonzept“ zur Bestimmung eines Migrationshintergr<strong>und</strong>es<br />

zugr<strong>und</strong>e, das sich an der in der Familie verwendeten<br />

Sprache orientiert.<br />

Der vorliegende Daten- <strong>und</strong> Forschungsüberblick folgt in den Kapiteln 1<br />

bis 4 einem ähnlichen Aufbau:<br />

� Die wichtigsten Ergebnisse stehen am Anfang eines jeden Kapitels.<br />

� Die Datenquellen werden knapp dargestellt. Dies erlaubt einen schnellen<br />

Überblick über zentrale Merkmale der herangezogenen Erhebungen sowie<br />

Statistiken <strong>und</strong> beschreibt die unterschiedlichen Definitionen bzw.<br />

Operationalisierungen von „Migrationshintergr<strong>und</strong>“.<br />

� Die Bef<strong>und</strong>e beschreiben ausführlich die statistisch <strong>und</strong> empirisch unterlegte<br />

<strong>Bildungssituation</strong> von Jugendlichen mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Soweit die Datenbasis es zulässt, werden sowohl wichtige bereichsbezogene<br />

Spezifizierungen als auch Unterschiede nach zentralen<br />

Merkmalen dargestellt, wie Herkunftsland, Migrationsstatus, Geschlecht<br />

<strong>und</strong> B<strong>und</strong>esland. Wenn eine Beschreibung zeitlicher Entwicklungen<br />

möglich ist, werden mehr oder weniger langfristige Trends herausgearbeitet,<br />

die in einigen Feldern positive Erwartungen auf eine Verbesserung<br />

gesellschaftlicher Teilhabe von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

begründen können.<br />

� Der Ausblick dient der Zusammenfassung der Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong> aus der Bewertung<br />

der Datenlage wird weiterer Forschungsbedarf formuliert.<br />

Zu dieser Veröffentlichung haben viele Fachleute aus Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Forschung sowie fachk<strong>und</strong>ige Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen durch ihre fre<strong>und</strong>liche<br />

<strong>und</strong> kompetente Expertise <strong>und</strong> Unterstützung beigetragen. Ihnen<br />

möchten wir herzlich danken.<br />

Lesehilfe:<br />

Einige Tabellen <strong>und</strong> Abbildungen sind nicht in den laufenden Text integriert,<br />

sondern finden sich im Anhang (Punkt I.B. <strong>und</strong> I.C.). Sie sind<br />

durch ihre Nummerierung zu erkennen. Diese beginnt mit A <strong>und</strong> bezeichnet<br />

nach einem Bindestrich mit der ersten Ziffer den Gliederungspunkt<br />

des Kapitels, mit der zweiten Ziffer die laufende Nummer der<br />

Tabelle oder Abbildung im Anhang. Beispiele: „Tabelle A-3.1“ (Tabelle 1<br />

aus Kapitel 3 im Anhang); „Abbildung A-1.4“ (Abbildung 4 aus Kapitel<br />

1 im Anhang).<br />

Die Tabellen- <strong>und</strong> Abbildungsverzeichnisse listen getrennt voneinander die<br />

im Text <strong>und</strong> die im Anhang dargestellten Tabellen <strong>und</strong> Abbildungen auf.<br />

Begriffe, vor denen ein Pfeil steht, „→“, werden im Glossar im Anhang<br />

(Punkt III.) genauer erläutert. Das Glossar ist alphabetisch geordnet.<br />

Ebenfalls im Anhang finden sich Ausführungen zu den Gr<strong>und</strong>strukturen<br />

des formalen deutschen Bildungs- <strong>und</strong> Ausbildungssystems (Punkt II.) sowie<br />

ein Abkürzungsverzeichnis (Punkt IV.).<br />

13


1 Allgemeinbildende Schulen (Monika Stürzer)<br />

Typisch für das b<strong>und</strong>esdeutsche Schulsystem (vgl. Anhang II. A.) sind zum<br />

einen seine föderale Struktur <strong>und</strong> zum anderen seine Mehrgliedrigkeit.<br />

Föderale Struktur bedeutet, dass für die einzelnen B<strong>und</strong>esländer Kulturhoheit<br />

besteht <strong>und</strong> sie somit selbst für Gesetzgebung <strong>und</strong> Verwaltung in<br />

den Bereichen Bildung, Wissenschaft <strong>und</strong> Kultur zuständig sind. 3 Mit dem<br />

Begriff der Mehrgliedrigkeit wird darauf rekurriert, dass das im Hamburger<br />

Abkommen der westlichen B<strong>und</strong>esländer festgelegte dreigliedrige Schulsystem<br />

(→Hauptschule – →Realschule – →Gymnasium) de facto in keinem<br />

B<strong>und</strong>esland mehr existiert <strong>und</strong> zusätzlich noch das Förder- bzw. Sonderschulsystem<br />

dazu kommt. Die schulische Situation kann sich also für Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche je nach dem B<strong>und</strong>esland, in dem sie leben, völlig unterschiedlich<br />

darstellen.<br />

Prinzipiell ist das deutsche Schulsystem durchlässig, sowohl nach oben<br />

als auch nach unten. Empirisch wird allerdings auf die geringe Wechselquote<br />

innerhalb des Schulsystems <strong>und</strong> auf einen überwiegenden „Abwärtswechsel“<br />

hingewiesen (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2008, S. 66).<br />

Das heißt, deutlich mehr Kinder erleben einen Bildungsabstieg als einen<br />

Bildungsaufstieg.<br />

Im folgenden Kapitel werden nach der Darstellung der wichtigsten Ergebnisse<br />

(Abschnitt 1.1) <strong>und</strong> einem Überblick über die zentralen Datenquellen<br />

(Abschnitt 1.2) in Abschnitt 1.3 detailliert die Bef<strong>und</strong>e zur Situation<br />

von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in den allgemeinbildenden Schulen<br />

dargestellt. Den Abschluss bildet ein Ausblick (Abschnitt 1.4) mit einer<br />

Zusammenfassung der Bef<strong>und</strong>e, einer Bewertung der Datenlage <strong>und</strong> mit<br />

Ausführungen zum Forschungsbedarf.<br />

3 „Die 1946 im Westen gebildeten Länder knüpften staatsrechtlich an den Föderalismus im<br />

Kaiserreich (...) <strong>und</strong> in der Weimarer Republik (…) an. Das Gr<strong>und</strong>gesetz von 1949 bestimmt<br />

die Fortsetzung der traditional föderalen Ordnung insbesondere in den Bereichen Bildung,<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> Kultur. Die primäre Zuständigkeit für Gesetzgebung <strong>und</strong> Verwaltung in den<br />

genannten Bereichen, die sogenannte Kulturhoheit, liegt danach bei den Ländern“ (Sekretariat<br />

der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder 2009, S. 29).<br />

14


1.1 Die wichtigsten Ergebnisse<br />

1. Ausländische Schüler/innen sind in<br />

allgemeinbildenden Schulen in Deutschland<br />

benachteiligt: Sie besuchen häufiger Haupt- <strong>und</strong><br />

Förderschulen <strong>und</strong> verlassen die Schule öfter<br />

ohne Abschluss.<br />

2. In den letzten 20 Jahren nahmen höherwertige<br />

Bildungsabschlüsse von ausländischen<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern zu.<br />

3. Der Abstand zwischen ausländischen <strong>und</strong><br />

deutschen Jugendlichen mit Hochschulreife hat<br />

sich im Zeitverlauf vergrößert.<br />

4. Die schulischen Bildungswege <strong>und</strong> -abschlüsse<br />

differieren bei Schülerinnen/Schülern mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> zum Teil erheblich nach<br />

folgenden fünf Kriterien:<br />

a) Herkunftsland: Am häufigsten besuchen<br />

vietnamesische Kinder ein Gymnasium – auch<br />

häufiger als deutsche. Schüler/innen serbischer,<br />

italienischer oder türkischer Staatsangehörigkeit<br />

sind deutlich häufiger an Hauptschulen <strong>und</strong><br />

seltener an Gymnasien anzutreffen.<br />

b) Generationszugehörigkeit: Jugendliche der<br />

dritten Migrantengeneration (Geburtsland<br />

Deutschland, Großeltern zugewandert) nähern sich<br />

den Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> an:<br />

beim Abitur, bei Klassenwiederholungen sowie bei<br />

der Einstellung zu Noten <strong>und</strong> Zeugnissen.<br />

15


16<br />

c) Geschlecht: Ausländische Mädchen / junge<br />

Frauen sind im deutschen Schulsystem<br />

erfolgreicher als Jungen / junge Männer. Sie<br />

besuchen häufiger Gymnasien <strong>und</strong> erreichen<br />

höherwertige Abschlüsse.<br />

d) B<strong>und</strong>esländer: Es gibt zwischen den<br />

B<strong>und</strong>esländern erhebliche Differenzen in den<br />

Bildungsgängen bzw. Schulformen. In<br />

B<strong>und</strong>esländern ohne Hauptschulen besuchen<br />

ausländische Schüler/innen häufiger das<br />

Gymnasium.<br />

e) Sozialer Status: Mit höherem sozialen Status<br />

(sowohl bei Jugendlichen mit als auch ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>) steigt der Gymnasialbesuch<br />

<strong>und</strong> die Höhe der erreichten Abschlüsse.<br />

5. Kinder <strong>und</strong> Jugendliche, die im Ausland<br />

geboren sind (erste Generation), wiederholen<br />

fast doppelt so häufig einmal oder mehrmals eine<br />

Klasse wie diejenigen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

6. In ihren Einstellungen zur Schule <strong>und</strong> zu den<br />

Schulanforderungen ähneln sich Schüler/innen<br />

mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

7. Noten <strong>und</strong> Zeugnisse haben für Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> eine deutlich<br />

größere Bedeutung als für jene ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.


1.2 Datenquellen<br />

Tabelle 1: Verwendete Datenquellen im Kapitel Schule nach zentralen<br />

Merkmalen<br />

Studien<br />

Mikrozensus<br />

(Statistisches<br />

B<strong>und</strong>esamt<br />

2010a, Fachserie<br />

1, Reihe<br />

2.2)<br />

AID:A – DJI-<br />

Survey<br />

(<strong>Deutsches</strong><br />

Jugendinstitut)<br />

Schulstatistik<br />

(Statistisches<br />

B<strong>und</strong>esamt<br />

2010b, Fachserie<br />

11, Reihe 1)<br />

TIMSS-Übergangsstudie<br />

(Gresch/Becker<br />

2010)<br />

Sekretariat der<br />

Ständigen<br />

Konferenz der<br />

Kultusminister<br />

der Länder der<br />

B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland<br />

Stichprobe<br />

(N, Altersgruppe) <br />

Zufallsstichprobe<br />

1% aller<br />

Haushalte<br />

10- bis<br />

unter 25jährige<br />

Schüler/<br />

innen N =<br />

3.216<br />

Totalerhebung<br />

N = 3.571<br />

Schüler/<br />

innen an<br />

253 Schulen <br />

Vollerhebung<br />

der<br />

Integrationsschüler<br />

/innen<br />

Erhebungsmethode<br />

Amtliche Repräsentativerhebung<br />

Telefonische<br />

Befragung<br />

Die Daten<br />

werden i.d.R.<br />

in den B<strong>und</strong>esländern<br />

in<br />

elektronischer<br />

Form bei den<br />

Schulen erhoben <br />

Längsschnittbefragung<br />

Die Zahlen<br />

werden bei<br />

den Kultusministerien<br />

der<br />

Länder erfragt<br />

Erhebungszeitpunkt/raum<br />

Räuml. Reichweite<br />

2009 B<strong>und</strong>esgebiet<br />

2009 B<strong>und</strong>esgebiet<br />

2009/2010 B<strong>und</strong>esgebiet<br />

2006–<br />

2008<br />

2009/2010<br />

B<strong>und</strong>esgebiet<br />

B<strong>und</strong>esgebiet;<br />

für ausländischeIntegrationsschüler/<br />

innen liegen<br />

keine Daten<br />

für die B<strong>und</strong>esländerNiedersachsen,<br />

Baden-<br />

Württemberg,<br />

Saarland <strong>und</strong><br />

Sachsen-<br />

Anhalt vor<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Zu den Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

zählen „alle nach 1949 auf das<br />

heutige Gebiet der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland Zugewanderten, sowie<br />

alle in Deutschland geborenen Ausländer<br />

<strong>und</strong> alle in Deutschland Geborenen<br />

mit mind. einem zugewanderten oder<br />

als Ausländer in Deutschland geborenen<br />

Elternteil“<br />

Nach den AID:A-Daten wird einer Person<br />

ein Migrationshintergr<strong>und</strong> zugeschrieben,<br />

wenn sie selbst oder mindestens<br />

ein Elternteil nicht in Deutschland<br />

geboren ist; bezogen auf den<br />

Schulbesuch wird nach erster, zweiter<br />

<strong>und</strong> dritter Generation (bei bis unter 18-<br />

Jährigen) unterschieden<br />

Differenzierung nach Staatsangehörigkeit<br />

– „Ausländerkonzept“<br />

Es werden drei Herkunftsgruppen<br />

unterschieden: a) ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

= beide Eltern wurden nach<br />

Auskunft der Kinder in Deutschland<br />

geboren, b) türkische Herkunft = mindestens<br />

ein Elternteil wurde in der<br />

Türkei geboren, c) Schüler/innen aus<br />

(Spät-)Aussiedlerfamilien = von Klassenlehrer/in<br />

mitgeteilt<br />

Differenzierung nach Staatsangehörigkeit<br />

– „Ausländerkonzept“; in Sachsen<br />

„Migrationskonzept“<br />

17


1.3 Bef<strong>und</strong>e<br />

Im Folgenden wird nach einem Überblick über die Verteilung deutscher<br />

<strong>und</strong> ausländischer Schüler/innen auf die unterschiedlichen Schularten kurz<br />

erläutert, wie sich der Übertrittsprozess von der Gr<strong>und</strong>schule auf die verschiedenen<br />

weiterführenden Schulen für ausländische <strong>und</strong> deutsche Kinder<br />

darstellt <strong>und</strong> wie sich für beide Gruppen in Folge die Bildungswege im<br />

Sek<strong>und</strong>arbereich gestalten. Daran anschließend werden die Schulabschlüsse<br />

der Jugendlichen vor dem Hintergr<strong>und</strong> ihres differenzierten Migrationsstatus<br />

analysiert – betrachtet wird dabei auch der Zeitverlauf. Der darauf folgende<br />

Abschnitt beschäftigt sich mit der Situation an Förderschulen. Desweiteren<br />

folgen Bef<strong>und</strong>e über die Einstellung zur Schule <strong>und</strong> zur Häufigkeit<br />

von Klassenwiederholungen. Zuletzt werden die Anzahl <strong>und</strong> die Anteile<br />

ausländischer Lehrkräfte im deutschen Schuldienst analysiert.<br />

1.3.1 Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Nach der Schulstatistik sind 8,6% 4 der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen, die eine<br />

allgemeinbildende Schule besuchen, Ausländer/innen (vgl. Abbildung 2).<br />

Ausländische Schüler/innen sind in speziellen Klassen zur Schulvorbereitung,<br />

die an Gr<strong>und</strong>schulen angegliedert sind, überproportional vertreten<br />

(vgl. Abbildung 2). 5 In diese gehen Kinder, die zwar schon schulpflichtig<br />

sind, jedoch von der Einschulung zurückgestellt werden, da ihnen die nötige<br />

Schulreife fehlt. Nach dem einjährigen Besuch eines →Schulkindergartens<br />

oder einer →Vorklasse wird die Schulreife der Kinder erneut geprüft.<br />

Danach wird entschieden, ob sie in die erste Klasse der Regelschule oder in<br />

eine Förderschule eingeschult werden. Darüber hinaus gibt es für Kinder<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, die die deutsche Sprache noch unzureichend<br />

beherrschen, in den meisten B<strong>und</strong>esländern gesonderte Sprachförderkurse. 6<br />

In der Gr<strong>und</strong>schule sind Mädchen <strong>und</strong> Jungen ausländischer Staatsangehörigkeit<br />

in etwa entsprechend ihres Anteils an allen Schülerinnen/Schülern<br />

vertreten. Dieses Gleichgewicht verschiebt sich allerdings im →Sek<strong>und</strong>arbereich<br />

in zwei Richtungen (vgl. Abbildung 2):<br />

An →Gymnasien <strong>und</strong> an →Schularten mit mehreren Bildungsgängen sind ausländische<br />

Schüler/innen mit weniger als 5% deutlich unterrepräsentiert. An<br />

→Hauptschulen sind sie hingegen mit fast 20% deutlich überrepräsentiert;<br />

d.h. hier hat jede/r fünfte Schüler/in eine ausländische Staatsangehörigkeit.<br />

Die →Realschule ist die einzige weiterführende Schulart, an der ausländische<br />

Jugendliche entsprechend ihres Anteils an allen Schülerinnen/Schülern<br />

vertreten sind. Höher ist ihr Anteil an →integrierten Gesamtschulen <strong>und</strong> in der<br />

schulartunabhängigen →Orientierungsstufe.<br />

4 Eigene Berechnung nach Fachserie 11, Reihe 1, Tab. 3.2 des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes.<br />

5 In einigen B<strong>und</strong>esländern existieren zur Schulvorbereitung sogenannte Vorklassen, in anderen<br />

Schulkindergärten; einige B<strong>und</strong>esländer haben keines von beidem.<br />

6 Sprachförderkurse werden vom Statistischen B<strong>und</strong>esamt nicht unter den Schularten vermerkt.<br />

18


Während ausländische Kinder <strong>und</strong> Jugendliche an Freien Waldorfschulen 7<br />

kaum 2% der Schülerschaft ausmachen, sind sie an Förderschulen mit fast<br />

14% überproportional häufig vertreten. 8<br />

Darüber hinaus existieren private Schulen, die speziell auf die Bedürfnisse<br />

von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> zugeschnitten<br />

sind. Dazu gehören zum einen die internationalen Schulen, die ein Angebot<br />

für Kinder von in internationalen Firmen beschäftigten Eltern bieten (BRonline:<br />

Privatschulen). Zum anderen gibt es Privatschulen von <strong>und</strong> für einzelne<br />

Nationalitäten – am bekanntesten sind die griechischen Schulen 9 , die<br />

über eine relativ lange Tradition verfügen. Erst in den letzten Jahren in die<br />

Diskussion gerieten Neugründungen türkischer Privatschulen. Initiiert wurden<br />

diese Schulen zumeist von in Deutschland ansässigen türkischen Eltern,<br />

die nach dem „PISA-Schock“ beabsichtigen, ihren Kindern eine bessere<br />

Förderung zukommen zu lassen (Gerlach 2007).<br />

An Abendschulen sind ausländische Schüler/innen im Vergleich zu ihrer<br />

durchschnittlichen Präsenz an allgemeinbildenden Schulen überproportional<br />

häufig vertreten (vgl. Abbildung A-1.1).<br />

7 Waldorfschulen werden in der Schulstatistik als einzige Privatschulen separat erfasst. Sie<br />

sind die am dritthäufigsten besuchten Privatschulen in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Am<br />

häufigsten werden katholische, gefolgt von evangelischen Konfessionsschulen besucht (Barthels<br />

2007), die jedoch nicht gesondert nachgewiesen werden.<br />

8 Förder- oder Sonderschulen besuchen Schüler/innen, bei denen davon ausgegangen wird,<br />

dass sie auf Gr<strong>und</strong> körperlicher oder geistiger Beeinträchtigungen bzw. auf Gr<strong>und</strong> von Verhaltensauffälligkeiten<br />

in einer Regelschule nicht ausreichend gefördert werden können (vgl. Abschnitt<br />

1.3.5).<br />

9 So gibt es z.B. alleine in München sieben griechische Schulen von der Gr<strong>und</strong>schule bis zum<br />

Gymnasium.<br />

19


Abbildung 2: Schüler/innen an allgemeinbildenden Schulen nach Schularten<br />

<strong>und</strong> Staatsangehörigkeit, Schuljahr 2009/10 (in %)<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010b): Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Fachserie<br />

11, Reihe 1, Tab. 3.2; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

Eine Differenzierung nach Migrationshintergr<strong>und</strong> belegt einen deutlich<br />

höheren Anteil von Schülerinnen/Schülern mit Migrationshintergr<strong>und</strong> (28%)<br />

als von Schülerinnen/Schülern ohne deutsche Staatsangehörigkeit (9%) in<br />

der Gr<strong>und</strong>schule <strong>und</strong> im Sek<strong>und</strong>arbereich (ohne Schulkindergärten <strong>und</strong><br />

Vorklassen) (vgl. Abbildung 3). 10 In der Tendenz zeigt sich auch hier, dass<br />

Schüler/innen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in den Schulen des Sek<strong>und</strong>arbereichs<br />

überproportional häufig in der Hauptschule vertreten <strong>und</strong> im<br />

Gymnasium unterrepräsentiert sind. Die Relationen zwischen dem Durchschnittswert,<br />

der den Anteil der jungen Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

an allen Schülerinnen/Schülern beschreibt, <strong>und</strong> den Werten, die den<br />

einzelnen Schularten zugeordnet sind, erscheinen jedoch weniger dramatisch<br />

als bei Berücksichtigung der Staatsangehörigkeit. Ist der Anteil von<br />

ausländischen Schülerinnen/Schülern in der Hauptschule mehr als doppelt<br />

so hoch wie ihr Anteil an der Gesamtgruppe, so übersteigt er den Durch-<br />

10 Unterschiede ergeben sich nicht allein daraus, dass mit ausländischen Schülerinnen/Schülern<br />

lediglich ein Bruchteil der Schüler/innen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> erfasst wird, sondern auch<br />

aus unterschiedlichen Erhebungsmethoden: Die Schulstatistik beruht auf Verwaltungsdaten,<br />

die sich auf ein bestimmtes Schuljahr beziehen; der Mikrozensus ist eine Haushaltsstichprobe,<br />

in der die Schulbesuchsquoten durch die Frage nach dem Schulbesuch in den letzten<br />

zwölf Monaten vor der Erhebung festgestellt werden. Darüber hinaus sind keine Schulkindergärten<br />

<strong>und</strong> Vorklassen in den Daten des Mikrozensus enthalten. Zu den Unterschieden in den<br />

Daten vgl. auch Nold 2010, S. 140.<br />

20<br />

86,9<br />

92,0<br />

87,5<br />

80,4<br />

13,1 8,0 12,5 19,6<br />

95,1<br />

4,9<br />

91,6<br />

8,4<br />

95,6<br />

4,4<br />

86,6<br />

98,1<br />

Ausländische Schüler/innen Deutsche Schüler/innen<br />

86,3<br />

91,4<br />

13,4 1,9 13,7 8,6


schnittswert bei den Schülerinnen/Schülern mit Migrationshintergr<strong>und</strong> lediglich<br />

um die Hälfte. Noch größere Unterschiede zeigen sich, wenn die<br />

Relationen der Durchschnittswerte zum Anteil der Schüler/innen in Gymnasien<br />

betrachtet werden. Während dieser bei ausländischen Schülerinnen/Schülern<br />

lediglich halb so hoch wie ihr Anteil an allen Schülerinnen/Schülern<br />

ist, differieren die Daten bei jenen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

lediglich um knapp 6 Prozentpunkte. Das heißt, dass gegenüber dem die<br />

Schulformen überschreitenden Durchschnittswert etwa ein Fünftel weniger<br />

das Gymnasium besuchen.<br />

Abbildung 3: Schüler/innen nach besuchter Schulart 1 <strong>und</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

2009 (in %)<br />

68,6 57,1 73,1 77,5 70,4 71,9<br />

31,4 42,9 26,9 22,5 29,6 28,1<br />

Mit Migrationshintergr<strong>und</strong> Ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

1 Zu den „sonstigen Schulen“ zählen die Schulartunabhängige Orientierungsstufe; Schularten mit mehreren<br />

Bildungsgängen, Gesamtschule, Waldorfschule <strong>und</strong> Sonderschule bzw. Förderschule<br />

Quelle: B<strong>und</strong>eszentrale für politische Bildung u.a. (2011), Datenreport 2011, Bd. I, Tab. 4c, S. 56; Daten<br />

des Mikrozensus<br />

a) B<strong>und</strong>esländer<br />

Je nach B<strong>und</strong>esland variieren die Anteile ausländischer Schüler/innen an<br />

allen Schülerinnen/Schülern beträchtlich (vgl. Abbildung 4). Am größten ist<br />

ihr Anteil in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg <strong>und</strong> Bremen. In den übrigen<br />

westlichen B<strong>und</strong>esländern erreichen die ausländischen Schüler/innen Anteile<br />

von 4 bis circa 11%. 11 Im Gegensatz dazu sind sie in keinem der östlichen<br />

Flächenländer mit mehr als 2,4% vertreten. Die Anteile der ausländischen<br />

Gesamtbevölkerung in den einzelnen B<strong>und</strong>esländern zeigen ein sehr<br />

ähnliches Bild. Auch hier liegen die Stadtstaaten vorne (Berlin 14%, Hamburg<br />

13,8% <strong>und</strong> Bremen 12,6%) <strong>und</strong> in den östlichen B<strong>und</strong>esländer sind die<br />

Anteile ausländischer Bürger/innen mit weniger als 2,8% am niedrigsten<br />

(B<strong>und</strong>esamt für Migration <strong>und</strong> Flüchtlinge 2010a, S. 64f.).<br />

11 Um die Lesbarkeit des Textes zu verbessern werden mit Ausnahme kleiner Werte Prozentangaben<br />

ger<strong>und</strong>et.<br />

21


Abbildung 4: Anteile ausländischer Schüler/innen an allen Schülern/Schülerinnen<br />

nach B<strong>und</strong>esländern im Schuljahr<br />

2009/10 (in %)<br />

Quelle Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010b): Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Fachserie 11,<br />

Reihe 1 Tab. 3.2, Schüler/innen (Deutsche, Ausländer) nach Schularten <strong>und</strong> Ländern; eigene Berechnungen<br />

<strong>und</strong> Darstellung<br />

b) Herkunftsländer<br />

Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> unterscheiden sich nicht nur nach<br />

dem Migrationsstatus (vgl. Abbildung 1). Vielmehr handelt es sich je nach<br />

dem Herkunftsland, dem Gr<strong>und</strong> der Migration <strong>und</strong> dem sozioökonomischen<br />

Hintergr<strong>und</strong> um sehr unterschiedliche Gruppen <strong>und</strong> Personen.<br />

Um einen Überblick über die Entwicklung der größten Herkunftsgruppen<br />

von Schülerinnen/Schülern mit Migrationshintergr<strong>und</strong> zu erhalten, werden<br />

die Staatsangehörigkeiten zusammengefasst nach den Ländern bzw. Regionen<br />

„Türkei“, „sonstige ehemalige europäische Anwerbestaaten“ 12 , „übriges<br />

Europa“ <strong>und</strong> „sonstige Staaten“ 13 im Zeitverlauf dargestellt (vgl. Abbildung<br />

5).<br />

Der größte Teil der ausländischen Schüler/innen hatte im Jahr 2009 eine<br />

türkische Staatsangehörigkeit. Ihre Zahl liegt bei 298.714. Wie bei ihnen<br />

zeigt sich im zeitlichen Verlauf jedoch seit 2003 in allen Gruppen, außer der<br />

Gruppe „übriges Europa“, ein Rückgang. Die Zahl der ausländischen Schüler/innen<br />

lag im Jahr 2003 mit 951.314 am höchsten; im Jahr 2009 waren es<br />

fast 200.000 weniger (766.121). Deutliche Abnahmen zeigen sich bei den<br />

Zahlen ausländischer Schüler/innen aus den sonstigen ehemaligen Anwerbestaaten.<br />

Nach wie vor hat jedoch die zweitgrößte Gruppe (48.045) einen<br />

italienischen Pass. Die Zahl der Schüler/innen aus dem außereuropäischen<br />

12 Nach der Definition des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes sind dies: Bosnien <strong>und</strong> Herzegowina,<br />

Griechenland, Italien, Kroatien, Montenegro, Portugal, Serbien, Slowenien <strong>und</strong> Spanien.<br />

13 Einschließlich Staatenlose.<br />

22<br />

14,6<br />

13,4<br />

13,0<br />

11,4 11,3<br />

10,9<br />

8,4<br />

7,1<br />

6,2<br />

6,0<br />

4,0<br />

2,4<br />

1,9 1,9<br />

1,6 1,6


Raum nahm in den letzten Jahren leicht ab, sie bilden aktuell die kleinste<br />

Gruppe.<br />

Die Gruppe „übriges Europa“ wächst vor allem aufgr<strong>und</strong> von Zuzügen<br />

aus Osteuropa nach wie vor an. Die meisten osteuropäischen Schüler/innen<br />

14 stammen aus Polen, der Russischen Föderation, Albanien, der Ukraine<br />

<strong>und</strong> aus Mazedonien. Außer bei den polnischen Schülerinnen/Schülern<br />

sind aus diesen Ländern neuerdings jedoch keine Zuwächse mehr zu verzeichnen.<br />

Hingegen nehmen die Schülerzahlen aus Bulgarien, dem Kosovo<br />

<strong>und</strong> Rumänien zum Teil deutlich <strong>und</strong> – etwas schwächer – aus Ungarn zu.<br />

Abbildung 5: Ausländische Schüler/innen nach Herkunftsregionen<br />

2003 bis 2009 (abs.)<br />

450000<br />

400000<br />

350000<br />

300000<br />

250000<br />

200000<br />

150000<br />

100000<br />

50000<br />

0<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Türkei Sonstige ehemalige Anwerbestaaten<br />

Übriges Europa Sonstige Staaten <strong>und</strong> Staatenlose<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010b): Fachserie 11, Reihe 1, Tab. 4.2; eigene Berechnungen <strong>und</strong><br />

Darstellung<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Daten des →Mikrozensus seit 2005 kann der<br />

Rückgang der Zahlen von Schülerinnen/Schülern mit nicht-deutscher<br />

Staatsangehörigkeit als Effekt des Rückgangs der Ausländerzahlen in den<br />

jüngeren Altersgruppen interpretiert werden. Er lässt sich zurückführen auf<br />

eine Abnahme der Zuwanderung von jungen Ausländerinnen/Ausländern,<br />

die Zunahme von Einbürgerungen <strong>und</strong> das Wirksamwerden der →Ius-Soli-<br />

Regelung (vgl. Fußnote 2).<br />

1.3.2 Der Übertritt von der Gr<strong>und</strong>schule auf weiterführende Schulen<br />

Nach dem Besuch der Gr<strong>und</strong>schule, der je nach B<strong>und</strong>esland 4 bis 6 Jahre<br />

beträgt, erfolgt für die Kinder, die eine öffentliche Schule besuchen, der<br />

Übertritt auf eine weiterführende Schule. In welche Schulart sie wechseln,<br />

hat eine hohe erwerbsbiographische Bedeutung, da das Qualifikationsniveau<br />

des Schulabschlusses wesentlich die Ausbildungschancen bestimmt, sei es<br />

im dualen Berufsbildungssystem (vgl. Kapitel 2) oder im Hochschulbereich<br />

14 Ohne die oben genannten Anwerbeländer.<br />

23


(vgl. Kapitel 3) (vgl. Diefenbach 2010; Ditton 1992). Die Möglichkeiten<br />

eines späteren Bildungsaufstiegs innerhalb des Schulsystems <strong>und</strong> damit zur<br />

Korrektur eines Bildungsweges sind für Haupt- <strong>und</strong> Realschüler/innen<br />

zwar theoretisch gegeben, können aber in der Praxis nur selten umgesetzt<br />

werden. Übergangspraxen kommt damit häufig der Charakter einer „Übergangsauslese“<br />

zu (vgl. Tillmann 2007, S. 5).<br />

Mit Daten der TIMSS-Übergangsstudie 15 wurde das Übergangsverhalten<br />

von Schülerinnen/Schülern ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>, mit türkischem<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> von Kindern aus (Spät-)Aussiedlerfamilien untersucht<br />

<strong>und</strong> miteinander verglichen (Gresch/Becker 2010). Ermittelt wurden<br />

die Anteile der Schüler/innen, die eine Übergangsempfehlung für das<br />

Gymnasium erhielten <strong>und</strong> in ein Gymnasium übertraten (vgl. Abbildung 6).<br />

Kinder mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, <strong>und</strong> hier vor allem jene mit türkischem<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>, erhalten demnach deutlich seltener eine Übertrittsempfehlung<br />

für das Gymnasium als Kinder ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Gleichwohl ist in der Gruppe der Schüler/innen mit türkischem Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

der Anteil am größten, der auch ohne eine entsprechende<br />

Empfehlung auf das Gymnasium übertritt.<br />

Quelle: Gresch/Becker, 2010, S.191<br />

Darüber hinaus wurden die Unterschiede zwischen den drei Gruppen im<br />

Hinblick auf ihren sozioökonomischen Status, die standardisierten Testleistungen<br />

<strong>und</strong> die Schulnoten in Deutsch, Mathematik <strong>und</strong> Sachk<strong>und</strong>e analysiert.<br />

Deren Werte waren bei den Kindern ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> am<br />

besten. Betrachtet man die Gruppe der Kinder, die aufs Gymnasium übertreten,<br />

unter einer sozioökonomischen Perspektive, so lassen sich Unter-<br />

15 Die TIMSS-Übergangsstudie ergänzte die TIMSS-Studie 2007 um weitere Module, mit denen<br />

„der Übergang von der Gr<strong>und</strong>schule in die weiterführende Schule“ (B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Bildung <strong>und</strong> Forschung 2011) auf seine Leistungsgerechtigkeit in Bezug auf regionale, soziale<br />

<strong>und</strong> ethnisch-kulturelle Disparitäten untersucht werden konnte. Die TIMSS-Studien (TIMSS =<br />

Trends in International Mathematics and Science Study) der IEA werden seit 1995 alle vier<br />

Jahre als international vergleichende Schulleistungsstudien durchgeführt.<br />

24<br />

Abbildung 6: Anteile der Schüler/innen mit Gymnasialempfehlung <strong>und</strong><br />

tatsächlichem Übergang auf das Gymnasium nach Migrationsstatus<br />

(in %)<br />

49<br />

48<br />

20<br />

Ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> Türkischer Migrationshintergr<strong>und</strong> (Spät-)Aussiedlerfamilien<br />

29<br />

Empfehlung Übergang<br />

24<br />

31


schiede in den Übergangsquoten „größtenteils auf den sozioökonomischen<br />

Hintergr<strong>und</strong>“ (ebd., S. 192) zurückführen. Erhöht sich der sozioökonomische<br />

Status der Eltern mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, so verringert sich die<br />

Bildungsbenachteiligung ihrer Kinder. Unter diesen Bedingungen ist die<br />

Übertrittswahrscheinlichkeit fast so hoch wie bei den Kindern ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Wird zusätzlich der Einfluss der Testleistungen <strong>und</strong><br />

Schulnoten einbezogen, so zeigt sich, dass der Übergang ins Gymnasium<br />

bei Kindern mit Migrationshintergr<strong>und</strong> wahrscheinlicher als bei jenen ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> ist, wenn sie über die gleich guten Leistungen <strong>und</strong><br />

einen vergleichbar hohen sozioökonomischen Status verfügen. Damit ergibt<br />

sich ein positiver Effekt des Migrationshintergr<strong>und</strong>es: Ihre Chance, auf ein<br />

Gymnasium zu wechseln, ist unter Berücksichtigung der oben genannten<br />

Faktoren etwa vier Mal so hoch wie bei Kindern ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Dieses Ergebnis lässt sich ebenfalls – wenn auch weniger hoch signifikant<br />

– für Kinder aus (Spät-)Aussiedlerfamilien (knapp zwei Mal so hohe<br />

Chance) nachweisen.<br />

„Dennoch liegen die Übergangsquoten innerhalb der jeweiligen Migrationsgruppen<br />

deutlich niedriger als bei Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

da soziale Herkunft wie auch Leistung mit dem Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

konf<strong>und</strong>iert sind“ (ebd., S. 195). Gresch <strong>und</strong> Becker<br />

schließen daraus, dass das Problem der niedrigen Bildungsbeteiligung am<br />

Gymnasium nicht im Übergangsprozess selbst zu suchen ist, sondern schon<br />

davor entsteht. Deshalb müsste „in der Vor- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schulzeit eine Annäherung<br />

in den schulischen Leistungen der Schülergruppen mit <strong>und</strong> ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>“ angestrebt werden (ebd., S. 196).<br />

1.3.3 Bildungswege im Sek<strong>und</strong>arbereich<br />

Nach wie vor wechseln Kinder mit Migrationshintergr<strong>und</strong> nach der Gr<strong>und</strong>schule<br />

häufiger auf niedriger qualifizierende Schularten als Kinder ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>. Daten zum Besuch der unterschiedlichen Schularten<br />

im Sek<strong>und</strong>arbereich 16 im Schuljahr 2009/10 belegen, dass ungefähr doppelt<br />

so viele deutsche Schüler/innen ein Gymnasium besuchen wie ausländische<br />

(vgl. Abbildung 7). 17 Gleichzeitig ist bei Letzteren der Anteil der Hauptschüler/innen<br />

mehr als zweieinhalb Mal so hoch wie bei den Deutschen.<br />

16 Für den Sek<strong>und</strong>arbereich I vgl. Abbildung A-1.3.<br />

17 Unter „Sonstige“ wurden Schularten mit mehreren Bildungsgängen, integrierte Gesamtschulen,<br />

schulartunabhängige Orientierungsstufen <strong>und</strong> freie Waldorfschulen zusammengefasst.<br />

25


Abbildung 7: Ausländische <strong>und</strong> deutsche Schüler/innen im Sek<strong>und</strong>arbereich<br />

nach Schularten im Schuljahr 2009/10 (in %)<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010b): Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Fachserie<br />

11, Reihe 1, Tab. 3.2; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

Der Unterschied deutsch – ausländisch fällt stärker ins Gewicht als der<br />

nach Geschlecht. Jedoch besuchen sowohl die deutschen als auch die ausländischen<br />

Mädchen häufiger Gymnasien, die deutschen sowie ausländischen<br />

Jungen hingegen häufiger Hauptschulen. Der Vorsprung der Mädchen<br />

im deutschen Bildungssystem betrifft also nicht nur Kinder mit deutscher,<br />

sondern auch Kinder mit nicht-deutscher Staatsbürgerschaft.<br />

Die Differenzierung der Schulbesuchsraten nach Staatsangehörigkeit der<br />

ausländischen Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen 18 weist auf zum Teil erhebliche<br />

Unterschiede hin (vgl. Abbildung 8). 19 Der Verteilung deutscher Kinder auf<br />

die Schularten am nächsten kommen die Schüler/innen aus der Russischen<br />

Föderation. Die vietnamesischen Schüler/innen besuchen mit großem Abstand<br />

am häufigsten ein Gymnasium. Der Anteil der Hauptschüler/innen ist<br />

bei den serbischen Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern am höchsten, gefolgt von<br />

den italienischen.<br />

18 Ausgewählt wurden dafür die europäischen <strong>und</strong> außereuropäischen Länder mit den größten<br />

Schülerzahlen.<br />

19 Unter „Sonstige“ wurden Schularten mit mehreren Bildungsgängen, integrierte Gesamtschulen,<br />

schulartunabhängige Orientierungsstufen <strong>und</strong> freie Waldorfschulen zusammengefasst.<br />

26<br />

22,2 21,7 18,3 19,3<br />

25,7<br />

22,5<br />

21,6<br />

21,7<br />

49,4<br />

21,8<br />

29,6 35,0<br />

10,6<br />

Ausländische Ausländische Schüler Deutsche<br />

Schülerinnen<br />

Schülerinnen<br />

Hauptschulen Realschulen Gymnasien Sonstige<br />

44,3<br />

22,5<br />

13,8<br />

Deutsche Schüler


Abbildung 8: Schüler/innen im Sek<strong>und</strong>arbereich nach Staatsangehörigkeit<br />

<strong>und</strong> Schularten im Schuljahr 2009/10 (in %)<br />

18,8<br />

46,8<br />

22,1<br />

16,8<br />

14,5<br />

34,4<br />

61,3 27,9<br />

17,9 17,6<br />

20,8 23,9<br />

41,6<br />

12,2<br />

7,5<br />

19,8 20,0 28,1 34,5 36,0 39,3 43,7<br />

Deutschland Vietnam Afghanistan Russische<br />

Föderation<br />

Polen Griechenland Türkei Italien Serbien<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010b): Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Fachserie<br />

11, Reihe 1, Tab. 4.3; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

Betrachtet man für die einzelnen Staatsangehörigkeiten darüber hinaus die<br />

Verteilung nach Geschlecht, so fällt auf, dass aus ausnahmslos jedem Land<br />

die Mädchen häufiger Gymnasien <strong>und</strong> seltener Hauptschulen besuchen als<br />

die Jungen (vgl. Abbildung A-1.2).<br />

1.3.3.1 Zeitliche Entwicklung des Schulbesuchs im Sek<strong>und</strong>arbereich I<br />

27,9<br />

20,1<br />

Zwischen 1992 <strong>und</strong> 2008 gingen die Anteile sowohl der deutschen als auch<br />

der ausländischen Schüler/innen an den Hauptschulen zurück <strong>und</strong> der Trend<br />

zum Gymnasium hielt trotz →G8 an (vgl. Abbildung 9).<br />

Besonders bei den ausländischen Schülerinnen/Schülern war im Verlauf<br />

der 16 Jahre ein sehr starker Rückgang beim Besuch von Hauptschulen zu<br />

Gunsten höher qualifizierender Schularten zu verzeichnen. 20 Am meisten<br />

profitierten von diesem Rückgang die Schularten mit mehreren Bildungsgängen<br />

<strong>und</strong> die Integrierten Gesamtschulen, gefolgt von den Realschulen.<br />

Die deutschen Schüler/innen starteten auf einem höheren Bildungsniveau<br />

(vgl. für den Sek<strong>und</strong>arbereich I die Abbildungen A-1.3 <strong>und</strong> A-1.4), so dass<br />

auch die Abnahme an den Hauptschulen moderater ausfiel. Leicht rückgängig<br />

war bei ihnen auch der Besuch von Schularten mit mehreren Bildungsgängen<br />

sowie von Integrierten Gesamtschulen. Wenn auch der Anteil der<br />

deutschen Schüler/innen an Realschulen gestiegen ist – ebenso wie bei den<br />

ausländischen Schülerinnen/Schülern –, war es vor allem das Gymnasium,<br />

auf das sich ihr Bildungsaufstieg konzentrierte.<br />

20 Vgl. auch Abbildung A-1.3 <strong>und</strong> A-1.4 im Anhang, die in Zeitreihen den Schulbesuch ausländischer<br />

<strong>und</strong> deutscher Schüler/innen im Sek<strong>und</strong>arbereich I von 1992 bis 2009 darstellen.<br />

13,5<br />

27,4<br />

24,6<br />

23,5<br />

16,3<br />

24,2<br />

Hauptschulen Realschulen Gymnasien Sonstige<br />

17,5 19,1<br />

18,1 17,1<br />

25,1 20,0<br />

27


Abbildung 9: Prozentuale Veränderung des Schulbesuchs von deutschen<br />

<strong>und</strong> ausländischen Schülern/Schülerinnen an allgemeinbildenden<br />

Schulen zwischen 1992 <strong>und</strong> 2008<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010b): Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Fachserie<br />

11, Reihe 1, Tab. 3.1; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

1.3.3.2 Besuch des Sek<strong>und</strong>arbereichs I in den einzelnen B<strong>und</strong>esländern<br />

Im gesamten B<strong>und</strong>esgebiet ist im →Sek<strong>und</strong>arbereich I der Anteil der ausländischen<br />

Schüler/innen an allen Schülerinnen/Schülern in den Hauptschulen<br />

mehr als doppelt so hoch wie der der deutschen Schüler/innen. An<br />

Gymnasien beträgt er weniger als die Hälfte. In etwa gleiche Anteile ergeben<br />

sich an den Realschulen <strong>und</strong> bei den sonstigen Schularten (vgl. Abbildung<br />

10). 21<br />

21 Zu den „sonstigen“ Schulen zählen Schulen mit mehreren Bildungsgängen, Integrierte<br />

→Gesamtschulen, freie Waldorfschulen <strong>und</strong> die Schulartunabhängige Orientierungsstufe. In<br />

Bremen resultieren die Anteile der „sonstigen Schulen“ vor allem aus dem Besuch von Schulen<br />

mit mehreren Bildungsgängen <strong>und</strong> Integrierten Gesamtschulen, in Hamburg machen Integrierte<br />

Gesamtschulen den größten Teil an den sonstigen Schulen aus <strong>und</strong> in Berlin ist dies<br />

vornehmlich die schulartunabhängige Orientierungsstufe.<br />

28<br />

-15,9<br />

-5,6<br />

5,1<br />

2,1<br />

Hauptschule Realschule Gymnasium Schularten mit mehreren<br />

Bildungsgängen u.<br />

Integrierte<br />

Gesamtschulen<br />

4,2<br />

5,1<br />

Ausländische Schüler/innen Deutsche Schüler/innen<br />

6,7<br />

-1,6


Abbildung 10: Deutsche <strong>und</strong> ausländische Schüler/innen im Sek<strong>und</strong>arbereich<br />

I im gesamten B<strong>und</strong>esgebiet nach Schularten,<br />

Schuljahr 2009/10 (in %)<br />

Ausländische<br />

Schüler/innen<br />

Deutsche<br />

Schüler/innen<br />

36,3<br />

15,1<br />

27,5<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt: Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Fachserie 11, Reihe<br />

1, Tab. 3.3; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

Neben der jeweiligen nationalen Zusammensetzung der Bevölkerung 22<br />

dürften die unterschiedlichen Schulsysteme der B<strong>und</strong>esländer Einfluss darauf<br />

haben, wie sich die deutschen <strong>und</strong> ausländischen Schüler/innen auf die<br />

einzelnen Schularten im →Sek<strong>und</strong>arbereich I verteilen. Entsprechend des<br />

b<strong>und</strong>eslandbezogenen Anteils ausländischer Schüler/innen an allen Schülerinnen/Schülern<br />

werden zunächst die Daten zu den Stadtstaaten Berlin,<br />

Hamburg <strong>und</strong> Bremen mit dem größten Anteil ausländischer Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendlicher dargestellt, darauf folgen die anderen westlichen B<strong>und</strong>esländer<br />

<strong>und</strong> schließlich die östlichen B<strong>und</strong>esländer, die den geringsten Anteil ausländischer<br />

Schüler/innen aufweisen.<br />

In den Stadtstaaten besuchen relativ viele Schüler/innen die unter der<br />

Rubrik „sonstige Schulen“ subsummierten Schulen (vgl. Abbildung 11; s. Fußnote<br />

21). Auch die Schüleranteile am Gymnasium sind in Hamburg <strong>und</strong> Bremen<br />

relativ groß, während Realschulen <strong>und</strong> Hauptschulen eine geringere <strong>und</strong> in<br />

Bremen nahezu keine Rolle spielen. 23 In Hamburg <strong>und</strong> Bremen besuchen<br />

ausländische Schüler/innen überdurchschnittlich häufig Schularten mit mehreren<br />

Bildungsgängen <strong>und</strong> Integrierte Gesamtschulen. An den Gymnasien sind sie dagegen<br />

in allen drei B<strong>und</strong>esländern deutlich seltener als deutsche Schüler/innen<br />

vertreten. An den Hauptschulen ist ihr Anteil in Berlin <strong>und</strong> Hamburg<br />

mehr als doppelt so hoch wie der Anteil bei den deutschen Schülerinnen/Schülern.<br />

22 Der Besuch unterschiedlicher Schularten steht im Zusammenhang mit der (familialen) nationalen<br />

Herkunft der Schüler/innen (vgl. Abbildung 8).<br />

23 In Bremen gibt es keine Realschulen.<br />

24,8<br />

16,9<br />

37,1<br />

22,1<br />

20,3<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Hauptschulen Realschulen Gymnasien Sonstige<br />

29


Abbildung 11: Deutsche <strong>und</strong> ausländische Schüler/innen im Sek<strong>und</strong>arbereich<br />

I in Berlin, Hamburg <strong>und</strong> Bremen nach Schularten,<br />

Schuljahr 2009/10 (in %)<br />

Ausl. Sch. = Ausländische Schüler/innen; Dt. Sch. = Deutsche Schüler/innen<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt: Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Fachserie 11, Reihe<br />

1, Tab. 3.3; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

In den westlichen Flächenländern zeigt sich ein anderes Bild (vgl. Abbildung<br />

12). Im Saarland besuchen sowohl die deutschen als auch die ausländischen<br />

Schüler/innen fast ausschließlich Schularten mit mehreren Bildungsgängen,<br />

Gymnasien <strong>und</strong> Integrierte Gesamtschulen. Demgegenüber gibt es in Bayern<br />

<strong>und</strong> Baden-Württemberg keine Schularten mit mehreren Bildungsgängen<br />

<strong>und</strong> der Anteil der Schüler/innen an Gesamtschulen <strong>und</strong> in →Orientierungsstufen<br />

ist vernachlässigbar. Diese B<strong>und</strong>esländer haben dementsprechend<br />

den größten Schüleranteil an Hauptschulen, wobei hier die Anteile ausländischer<br />

Schüler/innen deutlich über denen der deutschen Schüler/innen<br />

liegen <strong>und</strong> den B<strong>und</strong>esdurchschnitt in der Sek<strong>und</strong>arstufe I von 15% für die<br />

deutschen <strong>und</strong> 36% für die ausländischen Schüler/innen (vgl. Abbildung<br />

10) weit überschreiten. Gleichwohl besuchen auch in den anderen B<strong>und</strong>esländern<br />

ausländische Schüler/innen Hauptschulen zu höheren Anteilen als<br />

deutsche. Nur im Saarland, wo der Hauptschulanteil sehr niedrig ist, überwiegen<br />

die deutschen Jugendlichen minimal.<br />

Beim Besuch von Realschulen sind die Anteile in den meisten westlichen<br />

Flächenstaaten ausgewogener. In Rheinland-Pfalz, Niedersachsen <strong>und</strong> Hessen<br />

besuchen mehr ausländische als deutsche Schüler/innen eine Realschule.<br />

Lediglich in Bayern <strong>und</strong> Baden-Württemberg dominieren in dieser<br />

Schulart deutsche Schüler/innen.<br />

Gymnasien werden in allen westlichen B<strong>und</strong>esländern prozentual häufiger<br />

von deutschen als von ausländischen Jugendlichen besucht. Die Anteile der<br />

deutschen Gymnasiastinnen/Gymnasiasten betragen zwischen 33% in Bay-<br />

30<br />

Hamburg<br />

Bremen<br />

Berlin<br />

Ausl. Sch.<br />

Dt. Sch.<br />

Ausl. Sch.<br />

Dt. Sch.<br />

Ausl. Sch.<br />

Dt. Sch.<br />

13,2<br />

6,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

12,8<br />

5,8<br />

4,8<br />

5,8<br />

12,5<br />

25,0<br />

14,6<br />

24,4<br />

42,4<br />

15,2<br />

27,1<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

46,1<br />

Hauptschulen Realschulen Gymnasien Sonstige<br />

56,5<br />

42,6<br />

74,6<br />

57,3<br />

57,4<br />

54,7


ern <strong>und</strong> 45% in Hessen; für die ausländischen Gymnasiastinnen/Gymnasiasten<br />

liegen sie zwischen 14% in Baden-Württemberg <strong>und</strong> 23% in Hessen.<br />

Abbildung 12: Deutsche <strong>und</strong> ausländische Schüler/innen im Sek<strong>und</strong>arbereich<br />

I in den westlichen B<strong>und</strong>esländern (ohne Stadtstaaten)<br />

nach Schularten, Schuljahr 2009/10 (in %)<br />

Schlesw.-<br />

Holstein<br />

Saarland<br />

Rheinl.-<br />

Pfalz<br />

Nordrh.-<br />

Westf.<br />

Niedersachsen<br />

Hessen<br />

Bayern<br />

Baden-<br />

Württ.<br />

Ausl. Sch.<br />

Dt. Sch.<br />

0,4<br />

31,0<br />

12,6<br />

Ausl. Sch. 0,9<br />

Dt. Sch. 2,7<br />

0,5<br />

Aus. Sch.<br />

Dt. Sch.<br />

Ausl. Sch.<br />

Dt. Sch.<br />

Ausl. Sch.<br />

Dt. Sch.<br />

Ausl. Sch.<br />

Dt. Sch.<br />

Ausl. Sch.<br />

Dt. Sch.<br />

Ausl. Sch.<br />

Dt. Sch.<br />

25,0<br />

8,4<br />

35,2<br />

15,9<br />

35,6<br />

17,0<br />

17,6<br />

6,6<br />

60,3<br />

29,0<br />

55,4<br />

20,8<br />

17,1<br />

18,7<br />

24,3<br />

35,9<br />

Ausl. Sch. = Ausländische Schüler/innen; Dt. Sch. = Deutsche Schüler/innen<br />

28,3<br />

28,7<br />

29,3<br />

21,6<br />

39,7<br />

40,6<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt: Bildung <strong>und</strong> Kultur, Allgemeinbildende Schulen, Fachserie 11, Reihe<br />

1, Tab. 3.3; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

In den östlichen B<strong>und</strong>esländern gibt es traditionell keine Hauptschulen.<br />

Ähnlich wie in den Stadtstaaten Berlin, Bremen <strong>und</strong> Hamburg besuchen die<br />

meisten Schüler/innen des Sek<strong>und</strong>arbereichs I eine schulartunabhängige<br />

Orientierungsstufe, Integrierte Gesamtschulen oder Schularten mit mehreren<br />

Bildungsgängen. Bis auf einen minimalen Anteil Mecklenburg-vorpommerscher<br />

Schüler/innen an Realschulen besuchen alle anderen ein Gymnasium<br />

(vgl. Abbildung 13).<br />

Die Gymnasialbesuchsquoten der deutschen Schüler/innen streuen hier zwischen<br />

knapp 26% in Brandenburg <strong>und</strong> 41% in Sachsen, die der ausländischen<br />

Schüler/innen zwischen 17% in Brandenburg <strong>und</strong> knapp 43% in<br />

Sachsen. Sachsen ist somit das einzige B<strong>und</strong>esland, in dem prozentual mehr<br />

28,1<br />

40,6<br />

25,8<br />

36,7<br />

44,6<br />

19,1<br />

40,9<br />

37,4<br />

23,0<br />

38,4<br />

19,2<br />

14,2<br />

22,3<br />

29,6<br />

37,0<br />

35,9<br />

Hauptschulen Realschulen Gymnasien Sonstige<br />

33,4<br />

17,6<br />

16,5<br />

13,7<br />

21,7<br />

21,7<br />

81,6<br />

60,8<br />

34,3<br />

32,3<br />

24,8<br />

17,1<br />

5,9<br />

6,4<br />

30,0<br />

24,5<br />

0,9<br />

0,9<br />

1,3<br />

2,6<br />

31


ausländische als deutsche Kinder <strong>und</strong> Jugendliche in der Sek<strong>und</strong>arstufe I<br />

ein Gymnasium besuchen. 24<br />

Abbildung 13: Deutsche <strong>und</strong> ausländische Schüler/innen im Sek<strong>und</strong>arbereich<br />

I in den östlichen B<strong>und</strong>esländern nach Schularten,<br />

Schuljahr 2009/10 (in %)<br />

Ausl. Sch. = Ausländische Schüler/innen; Dt. Sch. = Deutsche Schüler/innen<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt: Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Fachserie 11, Reihe<br />

1, Tab. 3.3; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

Durch den Besuch von Schulen, die mehrere Bildungsabschlüsse anbieten,<br />

erhalten in den östlichen B<strong>und</strong>esländern sowie in den Stadtstaaten <strong>und</strong> im<br />

Saarland auch Kinder <strong>und</strong> Jugendliche, die in anderen B<strong>und</strong>esländern eine<br />

Hauptschule besuchen würden, die Chance, einen höher qualifizierenden<br />

Schulabschluss zu erlangen. Schulen mit mehreren Bildungsgängen <strong>und</strong><br />

Gesamtschulen könnten im Sek<strong>und</strong>arbereich I somit vor allem für ausländische<br />

Schüler/innen eine Alternative zur Hauptschule sein.<br />

1.3.3.3 Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler im Sek<strong>und</strong>arbereich II<br />

Im Schuljahr 2009/2010 besuchten 4.071.767 deutsche sowie 415.071 ausländische<br />

Mädchen <strong>und</strong> Jungen den Sek<strong>und</strong>arbereich I des allgemeinbildenden<br />

Schulsystems. Der →Sek<strong>und</strong>arbereich II wurde von 941.848 deutschen<br />

<strong>und</strong> 49.095 ausländischen Schülerinnen/Schülern besucht. 25<br />

Setzt man die Anteile der Schüler/innen in den Sek<strong>und</strong>arbereichen ins<br />

Verhältnis, um zu sehen, wie groß der jeweilige Prozentsatz ist, der die<br />

24 Die Vergleichbarkeit mit den anderen B<strong>und</strong>esländern ist eingeschränkt, da in Sachsen schon<br />

weitgehend nach Migrationshintergr<strong>und</strong> erhoben wird.<br />

25 Die Zahlen berücksichtigen in beiden Sek<strong>und</strong>arstufen keine Abendschulen.<br />

32<br />

Thüringen<br />

Sachsen-<br />

Anhalt<br />

Sachsen<br />

Mecklenb.-<br />

Vorpommern<br />

Brandenburg<br />

Ausl. Sch.<br />

Dt. Sch.<br />

Ausl. Sch.<br />

Dt. Sch.<br />

Ausl. Sch.<br />

Dt. Sch.<br />

0,3<br />

Ausl. Sch.<br />

Dt. Sch.<br />

Ausl. Sch.<br />

Dt. Sch.<br />

0,8<br />

17,2<br />

25,6<br />

26,0<br />

25,5<br />

32,4<br />

35,8<br />

40,3<br />

40,3<br />

42,5<br />

40,9<br />

64,2<br />

59,7<br />

67,6<br />

59,7<br />

57,5<br />

59,1<br />

74,2<br />

73,2<br />

82,8<br />

74,5<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Realschulen Gymnasien Sonstige


Schule im Sek<strong>und</strong>arbereich II fortsetzt, so entdeckt man deutliche Differenzen<br />

nach Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> Geschlecht. Während im Schuljahr<br />

2009/10 die Anzahl der deutschen jungen Frauen im Sek<strong>und</strong>arbereich II<br />

etwa ein Viertel der Schülerinnen des Sek<strong>und</strong>arbereichs I betrug, lag der<br />

Anteil bei den deutschen jungen Männern bei einem Fünftel, bei den ausländischen<br />

jungen Frauen bei 14% <strong>und</strong> bei den ausländischen jungen Männern<br />

nur bei 10%. 26<br />

Die meisten Schüler/innen des Sek<strong>und</strong>arbereichs II an allgemeinbildenden<br />

Schulen besuchten ein →Gymnasium, die deutschen Schüler/innen noch<br />

häufiger als die ausländischen (vgl. Abbildung A-1.5). Ausländische Schüler/innen<br />

besuchten zu circa 17% eine Integrierte Gesamtschule. 27 Im Geschlechtervergleich<br />

zeigen sich hier nur Unterschiede im Promillebereich.<br />

1.3.3.4 Erklärungsansätze für Differenzen im Schulbesuch<br />

Im Zweiten Integrationsindikatorenbericht (Engels u.a. 2012) wird anhand<br />

der PISA-Daten 2009 die Bedeutung von materiellen, kulturellen <strong>und</strong> sozialen<br />

Ressourcen, des Zuzugsalters <strong>und</strong> des Sprachgebrauchs in der Familie<br />

für Differenzen im Besuch der Schulformen von 15-jährigen Schülern/<br />

Schülerinnen mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> belegt. Die Autorinnen<br />

<strong>und</strong> Autoren kommen zu dem Schluss: „Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

unterscheiden sich demnach in der besuchten Schulform statistisch<br />

nicht von Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>, wenn sie nach sozialer<br />

Herkunft vergleichbar sind, in Deutschland geboren wurden bzw. im Vorschulalter<br />

eingereist sind <strong>und</strong> in ihren Elternhäusern Deutsch die alltägliche<br />

Umgangssprache ist“ (ebd., S. 157).<br />

Regressionsanalysen zum Übergang von der Sek<strong>und</strong>arstufe I in die Sek<strong>und</strong>arstufe<br />

II auf Gr<strong>und</strong>lage des →Mikrozensus 2009 im Zweiten Integrationsindikatorenbericht<br />

heben die Bedeutung der sozialen Herkunft <strong>und</strong> des<br />

Geschlechts hervor. Danach haben „Jugendliche, die in Städten leben, Mädchen<br />

sind <strong>und</strong> aus zumindest teilweise berufstätigen Elternhäusern mit höherer<br />

Bildung stammen (…) eine signifikant höhere Chance als andere Jugendliche,<br />

die Klassenstufen 11-13 zu besuchen“ (ebd., S. 164). Nicht aufgelöst<br />

werden können allerdings – auch bei Kontrolle von Gemeindegröße,<br />

der regionalen Arbeitsmarktlage <strong>und</strong> der Diversität von Nachbarschaften<br />

bezüglich ethnischer Herkunft <strong>und</strong> Einkommenslage der Bewohner/innen<br />

– geringere Chancen von Jugendlichen, die aus zugewanderten Familien aus<br />

Drittstaaten 28 stammen (ebd.). Demgegenüber „besuchen Jugendliche der<br />

zweiten Generation (…) signifikant häufiger die gymnasiale Oberstufe, so-<br />

26 Eigene Berechnungen nach Statistischen B<strong>und</strong>esamt (2010b): Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende<br />

Schulen, Fachserie 11, Reihe 1.<br />

27 Freie Waldorfschulen wurden im Schuljahr 2009/10 von nur 0,6% der ausländischen Jungen<br />

<strong>und</strong> 0,7% der ausländischen Mädchen im Sek<strong>und</strong>arbereich II besucht.<br />

28 Der Begriff „Drittstaatangehörige“ dient der Abgrenzung zum Begriff EU-Ausländer. Staatsbürger<br />

eines Drittstaates sind weder EU-, EWR-Bürger noch Schweizer.<br />

33


fern man sie an ihren Altersgenossen mit derselben sozioökonomischen<br />

Herkunft misst (…)“ (ebd., S. 166).<br />

1.3.4 Schulabschlüsse<br />

1.3.4.1 Absolventinnen <strong>und</strong> Absolventen nach Abschlussarten<br />

Im Schuljahr 2009/2010 hatten etwas mehr als 9% aller Absolventinnen/<br />

Absolventen allgemeinbildender Schulen in Deutschland eine ausländische<br />

Staatsangehörigkeit (vgl. Abbildung 14). Bei den Abgängern/Abgängerinnen<br />

ohne Hauptschulabschluss <strong>und</strong> bei den Absolventinnen/Absolventen<br />

mit Hauptschulabschluss waren Jugendliche mit ausländischer Staatsangehörigkeit<br />

stark überrepräsentiert <strong>und</strong> bei jenen mit Allgemeiner Hochschulreife<br />

deutlich unterrepräsentiert. Einzig bei den Absolventinnen/Absolventen<br />

mit Fachhochschulreife waren sie entsprechend ihres Anteils an der<br />

Gesamtabsolventengruppe vertreten.<br />

Abbildung 14: Anteil der Ausländer/innen an allen Absolventinnen/Absolventen<br />

im Schuljahr 2009/10 nach Abschlussarten (in %)<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010b): Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Fachserie<br />

11, Reihe 1, Tab. 6.3; eigene Darstellung<br />

Im Verhältnis zu den Schulabschlüssen deutscher Jugendlicher wird deutlich,<br />

dass ausländische Jugendliche sehr viel geringere Chancen haben, die<br />

allgemeine Hochschulreife zu erlangen, aber erheblich öfter bei jenen ohne<br />

oder mit Hauptschulabschluss vertreten sind (vgl. Abbildung 15).<br />

34<br />

9,4<br />

19,9<br />

17,0<br />

8,0<br />

9,5<br />

3,5


Abbildung 15: Schulabgänger/innen 1 des Abgangsjahres 2009 nach<br />

Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> Abschlussarten (in % der ausländischen<br />

bzw. deutschen Schulabgänger/innen)<br />

13,8<br />

5,8<br />

1 Einschließlich Externe<br />

38,9<br />

19,7<br />

34,4<br />

41,1<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010b): Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Fachserie<br />

11, Reihe 1, Tab. 6.4; eigene Darstellung<br />

Dieser erste Blick auf die Anteile der Ausländer/innen nach Abschlussarten<br />

bestätigt zunächst die allgemeine Wahrnehmung, dass ausländische Schüler/innen<br />

im deutschen Schulsystem generell wesentlich weniger erfolgreich<br />

sind als die deutschen. Im Folgenden soll dieser Bef<strong>und</strong> weiter differenziert<br />

werden, um zu zeigen, wie unterschiedlich die Ergebnisse sind, wenn man<br />

den Zeitverlauf sowie den unterschiedlichen sozioökonomischen Status <strong>und</strong><br />

den Migrationsstatus sowie diverse Herkunftsländer der Absolventinnen/<br />

Absolventen berücksichtigt.<br />

1.3.4.2 Abschlussarten im Zeitverlauf<br />

Der Anteil der Schulabgänger/innen ohne Hauptschulabschluss ist 2009 gegenüber<br />

1992 sowohl bei den ausländischen als auch bei den deutschen<br />

Schülerinnen/Schülern gesunken (vgl. Abbildung 16). Am niedrigsten war<br />

der Anteil der Abgänger/innen zu Beginn des Beobachtungszeitraums bei<br />

den deutschen jungen Frauen (1992: 5%).<br />

Ein Viertel der ausländischen jungen Männer sowie 18% der ausländischen<br />

jungen Frauen verließen im Jahr 1992 die Schule ohne Hauptschulabschluss.<br />

Diese Anteile sanken bis zum Jahr 2009 auf 16% bzw. 12%. Werden<br />

die Werte für 1992 für alle Gruppen auf 0 gesetzt, so wird deutlich,<br />

dass in Relation zu den anderen Gruppen die ausländischen Schulabgänger/innen<br />

die stärkste Abnahme zu verzeichnen hatten. Aus diesen Ergebnissen<br />

kann gefolgert werden, dass seit 1992 zunehmend mehr junge Menschen<br />

ausländischer Nationalität in Deutschland zumindest einen Haupt-<br />

1,5<br />

1,5<br />

Ausländer/innen Deutsche<br />

11,4<br />

32,0<br />

35


schulabschluss oder auch einen höher qualifizierenden Schulabschluss erreichen.<br />

Abbildung 16: Anteile <strong>und</strong> Veränderung der Anteile ausländischer <strong>und</strong><br />

deutscher Schulabgänger/innen ohne Hauptschulabschluss<br />

in den Jahren 1992, 1999, 2009 nach Geschlecht (in %)<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

-8<br />

-10<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010b): Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Fachserie<br />

11, Reihe 1, Tab. 6.4; eigene Darstellung<br />

Der Anteil von Schulabgängerinnen <strong>und</strong> -abgängern mit einem Hauptschulabschluss<br />

war 2009 bei den ausländischen Jugendlichen am höchsten, wobei<br />

er bei den jungen Männern – ebenso wie bei den deutschen Absolventinnen/Absolventen<br />

– über dem der jungen Frauen lag. Zwischen 1992 <strong>und</strong><br />

2009 sank bei allen Gruppen der Anteil der Absolventinnen/Absolventen,<br />

die die Schule mit einem Hauptschulabschluss verließen (vgl. Abbildung<br />

17). Die Abschlussquoten an Hauptschulen verringerten sich bei den jungen<br />

ausländischen Männern von 45% auf 41% <strong>und</strong> bei den jungen ausländischen<br />

Frauen von 44% auf 37%. Wird eine gleiche Ausgangslage bei allen<br />

Gruppen angenommen (1992 = 0), so wird deutlich, dass die stärksten<br />

Rückgänge bei den ausländischen <strong>und</strong> deutschen weiblichen Schulabgängerinnen<br />

zu verzeichnen waren. Bei den jungen Männern mit ausländischer<br />

Staatsangehörigkeit war die Abnahme in Relation zu den anderen Gruppen<br />

am geringsten.<br />

36<br />

5<br />

0<br />

1992 1999 2009<br />

1992 1999 2009<br />

Deutsche Männer Deutsche Frauen Ausländische Männer Ausländische Frauen


Abbildung 17: Anteile <strong>und</strong> Veränderung der Anteile ausländischer <strong>und</strong><br />

deutscher Schulabgänger/innen mit Hauptschulabschluss<br />

in den Jahren 1992, 1999, 2009 nach Geschlecht (in %)<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

-8<br />

1992 1999 2009<br />

1992 1999 2009<br />

Deutsche Männer Deutsche Frauen Ausländische Männer Ausländische Frauen<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010b): Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Fachserie<br />

11, Reihe 1, Tab. 6.4; eigene Darstellung<br />

Der Absolventenanteil mit höher qualifizierenden Schulabschlüssen stieg<br />

sowohl bei den deutschen als auch den ausländischen Jugendlichen zwischen<br />

1992 <strong>und</strong> 2009. Hatten von den ausländischen Schulabgängerinnen<br />

1992 29% einen Realschulabschluss erworben, so waren es 2009 37%. Bei<br />

den jungen ausländischen Männern lagen die Anteile bei 24% (1992) <strong>und</strong><br />

32% (2009). Im Laufe der Jahre näherten sich die Anteile der unterschiedlichen<br />

Gruppen an (vgl. Abbildung 18). Die Zunahme gegenüber 1992 war<br />

bei den ausländischen jungen Männern <strong>und</strong> Frauen im Verhältnis zu den<br />

anderen Gruppen am stärksten. Lediglich bei den deutschen Schulabgängerinnen<br />

ging der Anteil derjenigen mit Realschulabschluss zwischen 1992 bis<br />

2009 zurück.<br />

37


Abbildung 18: Anteile <strong>und</strong> Veränderung der Anteile ausländischer <strong>und</strong><br />

deutscher Schulabgänger/innen mit Realschulabschluss in<br />

den Jahren 1992, 1999, 2009 nach Geschlecht (in %)<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010b): Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Fachserie<br />

11, Reihe 1, Tab. 6.4; eigene Darstellung<br />

Der Anteil der Absolventinnen/Absolventen mit Fachhochschulreife an<br />

den Schulabgängerinnen/Schulabgängern ist generell sehr niedrig. Im Jahr<br />

2009 erreichten die ausländischen jungen Frauen den höchsten Wert mit<br />

1,7%, die ausländischen jungen Männer erreichten mit 1,3% den niedrigsten<br />

(vgl. Abbildung 19). In Relation zu den anderen Gruppen erreichten die<br />

jungen Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit den höchsten Anstieg,<br />

gefolgt von den deutschen jungen Frauen, den ausländischen jungen Männern<br />

<strong>und</strong> den deutschen männlichen Schulabgängern.<br />

38<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

1992 1999 2009<br />

1992 1999 2009<br />

Deutsche Männer Deutsche Frauen Ausländische Männer Ausländische Frauen


Abbildung 19: Anteile <strong>und</strong> Veränderung der Anteile ausländischer <strong>und</strong><br />

deutscher Schulabgänger/innen mit Fachhochschulreife in<br />

den Jahren 1992, 1999, 2009 nach Geschlecht (in %)<br />

1,8<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,2<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

1,2<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

1992 1999 2009<br />

1992 1999 2009<br />

Deutsche Männer Deutsche Frauen Ausländische Männer Ausländische Frauen<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010b): Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Fachserie<br />

11, Reihe 1, Tab. 6.4; eigene Darstellung<br />

In allen vier Gruppen lagen im Jahr 2009 die Anteile der Absolventinnen<br />

<strong>und</strong> Absolventen mit Allgemeiner Hochschulreife über den Anteilen im<br />

Jahr 1992 (vgl. Abbildung 20). Die jungen ausländischen Frauen erreichten<br />

1992 8% <strong>und</strong> 2009 13%. Bei den jungen Männern mit ausländischer Staatsbürgerschaft<br />

lagen die Werte bei 7% bzw. 10%. In Relation zu den anderen<br />

Gruppen stieg der Anteil der Absolventinnen/Absolventen mit Hochschulreife<br />

bei den deutschen jungen Frauen am stärksten – sie konnten ihren<br />

Vorsprung gegenüber den anderen Gruppen ausbauen. An zweiter Stelle<br />

liegt der Anstieg bei den ausländischen Frauen, die ihren 1992 noch geringen<br />

Vorsprung gegenüber den ausländischen jungen Männern vergrößern<br />

konnten, deren Zuwachs am geringsten von allen Gruppen ausfiel.<br />

39


Abbildung 20: Anteile <strong>und</strong> Veränderung der Anteile ausländischer <strong>und</strong><br />

deutscher Schulabgänger/innen mit Allgemeiner Hochschulreife<br />

in den Jahren 1992, 1999, 2009 nach Geschlecht<br />

(in %)<br />

Deutsche Männer Deutsche Frauen Ausländische Männer Ausländische Frauen<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010b): Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Fachserie<br />

11, Reihe 1, Tab. 6.4; eigene Darstellung<br />

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die ausländischen Schüler/innen in allen<br />

Schularten das Niveau ihrer deutschen Altersgenossinnen <strong>und</strong> -genossen<br />

zwar noch nicht erreicht haben – außer im Fall der Fachhochschulreife –,<br />

dass sie es seit 1992 aber zum Teil beträchtlich steigern konnten. Beim Abitur<br />

hat sich in dieser Zeit jedoch der Vorsprung der deutschen gegenüber<br />

den ausländischen Schülerinnen/Schülern weiter vergrößert.<br />

1.3.4.3 Schulabschlüsse 25- bis unter 35-Jähriger 29 nach detailliertem<br />

Migrationsstatus<br />

Die Daten des →Mikrozensus (Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2010a) erlauben es,<br />

Schulabschlüsse von 25- bis unter 35-Jährigen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

nach deren Migrationsstatus zu differenzieren. 30 Sie bieten Informationen,<br />

die über die in der Schulstatistik vorgenommene Differenzierung „Deut-<br />

29 Diese Altersgruppe wurde ausgewählt, da in diesen Kohorten die Schule in den meisten Fällen<br />

einerseits zwar schon abschlossen ist, dieser Abschluss andererseits aber noch nicht zu<br />

lange zurückliegt.<br />

30 Die Interpretationsmöglichkeiten im Hinblick auf das deutsche Bildungswesen sind jedoch<br />

eingeschränkt, da die altersspezifischen Angaben zur Gruppe mit eigenen Migrationserfahrungen<br />

nicht nach Aufenthaltsdauer differenziert sind, so dass nicht klar ist, ob die Abschlüsse<br />

in Deutschland oder im Herkunftsland erworben wurden.<br />

40<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

1992 1999 2009<br />

1992 1999 2009


sche“ – „Ausländer“ hinausgehen. Der Mikrozensus verwendet statt des<br />

Staatsbürgerschaftskonzepts ein Migrations- bzw. Zuwanderungskonzept.<br />

Die Kategorie „mit Migrationshintergr<strong>und</strong>“ umfasst zugewanderte Personen<br />

<strong>und</strong> Nachkommen zugewanderter Personen der zweiten (Kinder) <strong>und</strong><br />

dritten (Enkelkinder) Generation. Zu den Personen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

zählen auch Eingebürgerte <strong>und</strong> (Spät-)Aussiedler/innen, die durch<br />

das Staatsbürgerschaftskonzept nicht erfasst werden. 31 Die Differenzierung<br />

der 25- bis unter 35-Jährigen nach deren Schulabschluss 32 gibt den Prozentanteil<br />

der jeweiligen Gruppe an der Bevölkerung gleichen Alters <strong>und</strong><br />

gleichen Migrationsstatus an.<br />

Der Vergleich der Daten über alle Kategorien des Migrationsstatus zeigt,<br />

dass die jungen Frauen zu einem höheren Anteil als die jungen Männer über<br />

das Abitur verfügen – einzige Ausnahme: Eingebürgerte. Auch beim Realschulabschluss<br />

überflügeln sie die jungen Männer (vgl. Abbildung 21). Beim<br />

Hauptschulabschluss erreichen sie durchgängig niedrigere Werte. Fachhochschulabschlüsse<br />

sowie fehlende Schulabschlüsse sind weniger eindeutig<br />

verteilt <strong>und</strong> die Differenzen sind generell sehr gering.<br />

Differenzierend nach Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Migrationsstatus zeigen<br />

sich darüber hinaus folgende Ergebnisse (vgl. Abbildung 21):<br />

� 25- bis 35-Jährige mit Migrationshintergr<strong>und</strong> haben gegenüber jenen<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> seltener die (Fach-)Hochschulreife <strong>und</strong> einen<br />

Realschulabschluss 33 erreicht, verfügen jedoch häufiger über einen<br />

Hauptschulabschluss oder keinen Schulabschluss.<br />

� Bei den selbst zugewanderten jungen Erwachsenen (Migrantinnen/Migranten<br />

der ersten Generation) liegt der Anteil der Abiturientinnen/<br />

Abiturienten über dem der Gleichaltrigen, die nicht über eigene Migrationserfahrungen<br />

verfügen. Gleichzeitig haben sie häufiger als jene<br />

die Schule ohne Abschluss verlassen. Fachhochschul-, Realschul- <strong>und</strong><br />

Hauptschulabschlüsse finden sich bei der Gruppe ohne eigene Migrationserfahrung<br />

häufiger als bei der ersten Migrantengeneration.<br />

� Von den selbst zugewanderten 25- bis unter 35-Jährigen verfügen die<br />

jungen Ausländer/innen 34 gegenüber den Deutschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

(Eingebürgerte <strong>und</strong> (Spät-)Aussiedler/innen) einerseits sehr<br />

31 Zur ausführlichen Erläuterung vgl. Anhang 1 zum Mikrozensus (Statistisches B<strong>und</strong>esamt<br />

2010a, S. 382ff.).<br />

32 Die Tabelle des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes „Bevölkerung nach detailliertem Migrationsstatus,<br />

allgemeinem Schulabschluss <strong>und</strong> Geschlecht“ weist die Frauen <strong>und</strong> Männer, die „ohne<br />

Schulabschluss“ sind, nur für die Zeile „insgesamt“ danach aus, ob sich die betroffenen Personen<br />

noch in Ausbildung befinden oder ob sie die Schule ohne Abschluss verlassen haben.<br />

Für die anderen Zeilen sind die Zahlenwerte nicht sicher. Insofern befindet sich bei allen<br />

Gruppen ein gewisser, wenn auch vermutlich kleiner Prozentsatz, der nicht nachgewiesen<br />

werden kann, noch in Ausbildung.<br />

33 Der Anteil der Personen mit Realschulabschluss enthält auch jene, die einen Abschluss an<br />

einer Polytechnischen Oberschule erworben haben.<br />

34 Anhand der Veröffentlichung des Mikrozensus 2009 (Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2010a) lässt<br />

sich lediglich die Gruppe der selbst zugewanderten 25- bis unter 35-Jährigen nach der<br />

Staatsbürgerschaft (Deutsche <strong>und</strong> Ausländer) differenzieren.<br />

41


viel häufiger über ein Abitur, andererseits haben sie aber auch öfter die<br />

Schule ohne Schulabschluss verlassen, so dass von einer Tendenz zur<br />

Dichotomisierung gesprochen werden kann. Beim mittleren Schulabschluss<br />

(Realschule) liegen die Anteile der weiblichen <strong>und</strong> männlichen<br />

Deutschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> deutlich über denen der Ausländer/innen.<br />

Ebenso finden sich in dieser Gruppe etwas mehr Fachhochschulabschlüsse<br />

(vgl. Abbildung 21).<br />

� Unter den selbst zugewanderten Deutschen haben Eingebürgerte häufiger<br />

als (Spät)Aussiedler/innen das Abitur. Relativ gering sind die prozentualen<br />

Unterschiede zwischen ihnen bei den Hauptschulabschlüssen<br />

<strong>und</strong> bei den fehlenden Schulabschlüssen, wenngleich der Anteil der<br />

Eingebürgerten ohne Abschluss mehr als doppelt so groß ist wie der der<br />

(Spät-)Aussiedler/innen. Insgesamt überwiegen in beiden Gruppen <strong>und</strong><br />

unabhängig vom Geschlecht niedrige <strong>und</strong> mittlere Schulabschlüsse. Die<br />

Anteile der Hauptschulabsolventinnen <strong>und</strong> -absoventen liegen aber<br />

nicht erheblich über dem Anteil der Abiturientinnen <strong>und</strong> Abiturienten.<br />

42


Abbildung 21: Schulabschlüsse 25- bis unter 35-Jähriger nach Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

1 , Migrationsstatus <strong>und</strong> Geschlecht, 2009 (in %)<br />

Insgesamt<br />

Ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

1<br />

Mit MH<br />

Ohne eigene<br />

Migrationserfahrung<br />

Mit eigener<br />

Migrationserfahrung<br />

Mit eigener ME<br />

Ausl. Staatsangehörigkeit<br />

Deutsche F<br />

Staatsangehörigk.<br />

M<br />

3,8<br />

3,7<br />

1,6<br />

2,1<br />

4,1<br />

4,4<br />

4,3<br />

4,5<br />

9,4<br />

8,5<br />

10,5<br />

9,8<br />

14,7<br />

13,9<br />

Deutsche mit eigener ME<br />

(Spät-)<br />

F<br />

2,9<br />

Aussiedler<br />

M<br />

2,9<br />

Eingebürgerte<br />

F<br />

M<br />

F<br />

M<br />

F<br />

M<br />

F<br />

M<br />

F<br />

M<br />

F<br />

M<br />

F<br />

M<br />

6,9<br />

7,1<br />

14,6<br />

17,7<br />

22,2<br />

25,2<br />

26,6<br />

25,6<br />

26,4<br />

29,7<br />

25,7<br />

28,5<br />

1 Bezieht sich auf den Migrationshintergr<strong>und</strong> „im engeren Sinne“. Personen mit einem engeren Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

wird mit den 2009 erhobenen Daten des Mikrozensus eindeutig <strong>und</strong> differenziert ein<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> zugewiesen.<br />

MH = Migrationshintergr<strong>und</strong>, ME = Migrationserfahrung<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010a): Fachserie 1, Reihe 2.2, Tab. 8; eigene Berechnungen <strong>und</strong><br />

Darstellung<br />

32,8<br />

25<br />

34<br />

38<br />

29,1<br />

37,9<br />

39,1<br />

35,4<br />

33,8<br />

37,2<br />

33<br />

15,6<br />

30,3<br />

25,1<br />

23,7<br />

15,4<br />

8,3<br />

8,9<br />

22,6<br />

21<br />

4,5<br />

10,3<br />

32<br />

4,9<br />

35,9<br />

38,3<br />

31,3<br />

23,6<br />

9,4<br />

6,4<br />

27,8<br />

6<br />

6,3<br />

28,7<br />

7<br />

8,2<br />

8,1<br />

31<br />

8,7<br />

6,9<br />

7,9<br />

9,2<br />

8,2<br />

8,4<br />

35,8<br />

30,7<br />

37,2<br />

31,8<br />

31,9<br />

27,1<br />

25,1<br />

20<br />

33,3<br />

29,3<br />

38,8<br />

35,8<br />

24,7<br />

20,5<br />

23,8<br />

17,9<br />

26,4<br />

26,8<br />

Ohne Schulabschluss Hauptschule Realschule Fachhochschulreife Abitur<br />

43


1.3.4.4 Schulabschlüsse nach Migrationshintergr<strong>und</strong>, sozioökonomischem<br />

Status, elterlicher Bildung <strong>und</strong> Generation<br />

Im Bildungsbericht 2010 (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung<br />

2010) wird der Einfluss des sozioökonomischen Status auf die schulischen Bildungsabschlüsse<br />

von 18- bis unter 21-Jährigen mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

berechnet <strong>und</strong> dargestellt (vgl. Abbildungen A-1.6 <strong>und</strong> A-1.7).<br />

Danach nimmt auch bei jungen Erwachsenen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

mit einem steigenden sozioökonomischen Status der Anteil der höher qualifizierenden<br />

Abschlüsse zu <strong>und</strong> der Anteil der niedriger qualifizierenden<br />

Abschlüsse ab.<br />

Vergleicht man jedoch Jugendliche <strong>und</strong> junge Erwachsene, die über denselben<br />

sozioökonomischen Status verfügen, so erreicht die Gruppe derjenigen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> gleichzeitig häufiger nur einen Hauptschulabschluss<br />

bzw. gar keinen Abschluss <strong>und</strong> legt ähnlich häufig das Abitur ab<br />

wie jene ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Daten des DJI-Survey AID:A bestätigen den Zusammenhang zwischen<br />

den miteinander verknüpften Kategorien „elterlicher Sozialstatus“ <strong>und</strong><br />

„Bildungsniveau“ mit dem Anteil von Jugendlichen mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

die das Abitur abgelegt bzw. gymnasiale Bildungswege<br />

eingeschlagen haben (vgl. Berngruber u.a. 2012). Sie erlauben zudem einen<br />

Vergleich unterschiedlicher Generationen von in Deutschland lebenden Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong>. Zur ersten Migrantengeneration zählen<br />

Jugendliche, die selbst im Ausland geboren sind, zur zweiten Generation<br />

jene, bei denen mindestens ein Elternteil im Ausland geboren ist, <strong>und</strong> zur<br />

dritten Generation Jugendliche, bei denen Großelternteile im Ausland geboren<br />

ist. Daten zu Letzteren liegen lediglich für 11- bis unter 18-Jährige<br />

vor. Zusätzlich werden die Jugendlichen der zweiten bzw. dritten Migrantengeneration<br />

danach unterschieden, ob ein Elternteil oder beide im Ausland<br />

geboren bzw. ob von Seiten eines oder beider Elternteile mindestens<br />

ein Großelternteil im Ausland geboren ist. Zudem wird das elterliche Bildungsniveau<br />

danach differenziert, ob mindestens ein oder kein Elternteil Abitur<br />

hat.<br />

In der Gruppe der 11- bis 32-Jährigen zeigt sich zunächst, dass bei Jugendlichen<br />

aus Familien, in denen kein Elternteil Abitur hat, der Anteil der<br />

Gymnasiastinnen/Gymnasiasten <strong>und</strong> Abiturientinnen/Abiturienten unter dem<br />

der Gruppe liegt, in der mindestens ein Elternteil Abitur hat. In beiden<br />

Gruppen liegen die Werte der jungen Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

unter denen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. Diese Anteile differieren zusätzlich<br />

nach den Generationengruppen der Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

(vgl. Abbildung A-1.8). Sowohl in der Gruppe der jungen Menschen<br />

aus einer Familie mit höherem als auch niedrigerem Bildungsniveau<br />

sind die Unterschiede im Gymnasiumsbesuch- bzw. Abiturientenanteil zwischen<br />

den Befragten ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> jenen aus der zweiten<br />

Migrantengeneration gering, wenn bei Letzteren ein Elternteil in Deutschland<br />

geboren ist. Junge Leute der ersten Generation <strong>und</strong> die der zweiten<br />

Generation, bei denen beide Eltern im Ausland geboren sind, haben – eben-<br />

44


falls in beiden familialen Bildungsmilieus – erheblich seltener das Abitur<br />

bzw. streben es an.<br />

Der Fokus auf die Gruppe der 11- bis 17-Jährigen bestätigt dieses Bild<br />

weitgehend. Unterschiede zwischen Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

einerseits <strong>und</strong> der Gruppe der Jugendlichen aus der ersten Generation<br />

sowie der zweiten Generation mit Eltern, die beide im Ausland geboren<br />

wurden, sind jedoch deutlich größer als in der Altersgruppe der 11- bis 32-<br />

Jährigen. Gleichzeitig kann ein Blick auf die dritte Generation geworfen<br />

werden. Unabhängig davon, ob von Seiten beider oder nur eines Elternteils<br />

mindestens ein Großelternteil im Ausland geboren ist, unterscheiden sich<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in der Beteiligung an<br />

einer auf das Abitur ausgerichteten Bildungslaufbahn kaum von den Kindern<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. Wenn mindestens ein<br />

Elternteil Abitur hat, erreichen die Jugendlichen der dritten Generation mit<br />

einem von Seiten nur eines Elternteils im Ausland geborenen Großelternteil<br />

sogar höhere Werte (vgl. Abbildung 22).<br />

Abbildung 22: Abitur/Gymnasiumsbesuch 11- bis 17-Jähriger nach Bildung<br />

der Eltern, Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Migrantengeneration<br />

(in %)<br />

Kein Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

3. Generation<br />

1 Elternteil<br />

3. Generation<br />

beide Eltern<br />

2. Generation<br />

1 Elternteil<br />

2. Generation<br />

beide Eltern<br />

1. Generation<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

Anteil Gymnasiumsbesuch der Kinder<br />

Kein Elternteil Abitur Mindestens ein Elternteil Abitur<br />

Lesehinweis: 3. Generation 1 Elternteil = das Kind gehört der dritten Migrantengeneration an <strong>und</strong> ein<br />

Elternteil ist im Ausland geboren, beide Eltern = beide Eltern sind im Ausland geboren<br />

Quelle: AID:A – DJI-Survey 2009 (Berngruber u.a. 2012, S. 61, Abb. 4)<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass höhere Bildungsabschlüsse von Jugendlichen<br />

<strong>und</strong> jungen Erwachsenen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sowohl mit dem Bildungsniveau<br />

der Eltern als auch mit der Migrantengeneration, der sie angehören,<br />

zusammenhängen. Jugendliche der dritten Generation unterscheiden<br />

sich kaum von Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. Zudem erweist es<br />

sich in allen Migrantengenerationen als bedeutungsvoll, ob beide Eltern<br />

oder nur ein Elternteil im Ausland geboren ist. Worauf diese Bef<strong>und</strong>e im<br />

einzelnen zurückgeführt werden können – auf die Vertrautheit mit bzw. die<br />

Integration in das soziale <strong>und</strong> gesellschaftliche System, sprachliche Fähigkeiten<br />

oder die Akzeptanz durch die soziale Umwelt – erfordert weitere<br />

Untersuchungen, die nicht allein Lebenslagen, sondern auch Lebensfüh-<br />

45


ungsmuster in den Blick nehmen.<br />

1.3.5 Förderschulen<br />

Förderschulen werden von B<strong>und</strong>esland zu B<strong>und</strong>esland anders differenziert,<br />

organisiert <strong>und</strong> benannt (z.B. als Sonderschulen, Förderzentren oder Schulen<br />

mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt). Im Allgemeinen existieren<br />

Förderschulen für Schüler/innen mit Lernbehinderungen – sie bilden<br />

die größte Gruppe unter den Förderschulen –, körperlichen Einschränkungen<br />

(Hören, Sehen, körperliche <strong>und</strong> motorische Entwicklung), mit geistigen<br />

sowie mit emotionalen <strong>und</strong> sozialen Defiziten.<br />

Im Schuljahr 2009/2010 besuchten in Deutschland insgesamt 387.792<br />

Schüler/innen eine Förderschule. 13,8% (53.550) hatten eine ausländische<br />

Nationalität, d.h. diese Gruppe war, gemessen am Anteil ausländischer<br />

Schüler/innen an der gesamten Schülerschaft (8,6%), an Förderschulen<br />

deutlich überrepräsentiert.<br />

Bei der Betrachtung der Verteilung der Förderschüler/innen auf die unterschiedlichen<br />

Arten von Förderschulen fällt der extrem hohe Anteil in<br />

Schulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen auf (vgl. Abbildung 23). Dabei<br />

übersteigt der Anteil der Schüler/innen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit<br />

noch den der deutschen Schüler/innen. Insgesamt hatten r<strong>und</strong><br />

18% aller Schüler/innen dieses Schultyps eine ausländische Staatsangehörigkeit.<br />

Sie waren im Verhältnis zu ihrer Schulbesuchsquote also noch stärker<br />

überrepräsentiert als bei den Förderschüler/innen insgesamt. Da nach<br />

dem Ausländerkonzept Schüler/innen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, die eine<br />

deutsche Staatsbürgerschaft haben, in den Berechnungen nicht berücksichtigt<br />

werden, kann davon ausgegangen werden, dass der Anteil von Förder-<br />

Schülerinnen/Schülern mit Migrationshintergr<strong>und</strong> noch höher liegt.<br />

Abbildung 23: Ausländische <strong>und</strong> deutsche Schüler/innen an Förderschulen<br />

nach Förderschwerpunkten im Schuljahr 2009/10 (in %)<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010b): Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Fachserie<br />

11, Reihe 1, Tab. 3.10; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

Die Unterscheidung der ausländischen Schüler/innen nach Nationalitäten<br />

(vgl. Abbildung 24) weist auf zum Teil erhebliche Differenzen in den<br />

46<br />

53,4<br />

40,3<br />

1,5<br />

1,3<br />

2,9<br />

2,8<br />

17,4<br />

19,7<br />

6,7<br />

9,1<br />

7<br />

Ausländische Schüler/innen Deutsche Schüler/innen<br />

9,8<br />

4,8<br />

6,7<br />

10,2<br />

6,3


→Förderschulbesuchsquoten 35 hin. Die niedrigste Förderschulbesuchsquote<br />

hatten Kinder mit einem vietnamesischen Pass. Die Kinder aus den ehemaligen<br />

Anwerbeländern besuchten zu einem etwas höheren (Spanien) bis<br />

deutlich höheren Anteil (ehem. Jugoslawien) eine Förderschule als die deutschen.<br />

Besonders hoch ist die Förderschulbesuchsquote für Schüler/innen<br />

mit albanischer Staatsangehörigkeit.<br />

Abbildung 24: Förderschulbesuchsquoten nach ausgewählten Nationalitäten,<br />

2008 (in %)<br />

1,8<br />

2,0<br />

3,1<br />

3,3<br />

3,9<br />

4,1<br />

4,7<br />

Quelle: Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2010): Bildung in Deutschland 2010; Tab. D2-6A;<br />

eigene Darstellung<br />

Im März 2009 trat in Deutschland die UN-Konvention über die Rechte von<br />

Menschen mit Behinderungen in Kraft. In ihr wird postuliert, dass Kinder<br />

mit Behinderungen ein Recht auf inklusive Bildung haben. Nach wie vor<br />

werden jedoch „mehr als 80 Prozent der Kinder mit Förderbedarf in separierenden<br />

Schulen unterrichtet“ (Klemm 2010, S. 31).<br />

Die Zahl der Integrationsschüler/innen betrug im Schuljahr 2009/2010<br />

in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland 97.626. Von ihnen hatten 8.318 – also<br />

r<strong>und</strong> 9% – eine nicht-deutsche Nationalität (eigene Berechnung nach Zahlen<br />

des Sekretariats der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder<br />

2010a). Bei den Integrationsschülerinnen <strong>und</strong> schülern waren die ausländischen<br />

Schüler/innen im Gegensatz zu den getrennt unterrichteten Förderschülerinnen/-schülern<br />

somit in etwa entsprechend ihres Anteils an allen<br />

Schülerinnen/Schülern repräsentiert. Das bedeutet aber auch, dass ausländische<br />

Schüler/innen seltener integrativ <strong>und</strong> häufiger separierend in Förderschulen<br />

unterrichtet wurden als deutsche.<br />

Ebenso wie die Schüler/innen an Förderschulen, waren auch die Integrationsschüler/innen<br />

zum größten Teil dem Förderschwerpunkt Lernen zugeordnet<br />

(vgl. Abbildung 25). Beim inklusiven Unterricht stellten Schüler/innen<br />

dieses Förderschwerpunktes sogar einen noch größeren Anteil als an<br />

35 Die Förderschulbesuchsquote entspricht dem Anteil der Schüler/innen in Förderschulen an<br />

den Schüler/innen mit Vollzeitschulpflicht (1. bis 10. Jahrgangsstufe <strong>und</strong> Förderschulen). Mit<br />

„ehem. Jugoslawien“ sind die Nachfolgestaaten Bosnien <strong>und</strong> Herzegowina, Kroatien, Mazedonien,<br />

Serbien <strong>und</strong> Montenegro sowie Slowenien gemeint.<br />

5,9<br />

6,2<br />

6,8<br />

7,0<br />

8,7<br />

9,6<br />

13,2<br />

47


Förderschulen. Im Gegensatz zu den Förderschulen, in denen an zweiter<br />

Stelle Schüler/innen des Schwerpunktes geistige Entwicklung folgten, waren<br />

ausländische Inklusionsschüler/innen häufiger dem Förderschwerpunkt Sprache<br />

<strong>und</strong> deutsche dem Förderschwerpunkt emotionale/soziale Entwicklung zugeordnet.<br />

Abbildung 25: Ausländische <strong>und</strong> deutsche Integrationsschüler/innen an<br />

allgemeinbildenden Schulen nach Förderschwerpunkten im<br />

Schuljahr 2009/10 (in %)<br />

Unter „sonstige“ wurden „Kranke“, „Förderschwerpunkt übergreifende“ <strong>und</strong> „noch keinem Förderschwerpunkt<br />

zugeordnete“ zusammengefasst.<br />

Quelle: Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, IVC/Statistik (2010a); eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

Differenziert nach Schularten ist der Anteil der Integrationsschüler/innen<br />

an Gr<strong>und</strong>schulen am höchsten: Mehr als die Hälfte aller Integrationsschüler/innen<br />

besucht eine Gr<strong>und</strong>schule (55.028 von 94.786) (vgl. Abbildung<br />

26). 36 Von ihnen wird wiederum fast die Hälfte dem Förderschwerpunkt<br />

Lernen zugeordnet. Am zweithäufigsten werden sowohl von deutschen als<br />

auch von ausländischen Integrationsschülerinnen <strong>und</strong> -schülern →Hauptschulen<br />

<strong>und</strong> am seltensten →Gymnasien besucht.<br />

Die deutschen Integrationsschüler/innen finden sich etwas öfter als die<br />

ausländischen an Gr<strong>und</strong>schulen <strong>und</strong> an →Schularten mit mehreren Bildungsgängen,<br />

während die ausländischen Integrationsschüler/innen häufiger<br />

Hauptschulen oder →integrierte Gesamtschulen besuchen. Kaum vertreten<br />

sind beide Gruppen an →Realschulen <strong>und</strong> Gymnasien.<br />

36 Die B<strong>und</strong>esländer Baden-Württemberg, Niedersachsen, Saarland <strong>und</strong> Sachsen-Anhalt weisen<br />

ausländische Integrationsschüler/innen nicht nach <strong>und</strong> wurden deshalb von der Berechnung<br />

ausgeschlossen.<br />

48<br />

62,5<br />

43,2<br />

15,1<br />

15,4<br />

11,8<br />

24,5<br />

3,9 3,3 3,7<br />

Ausländische Schüler/innen Deutsche Schüler/innen<br />

6,7<br />

4,0<br />

1,2 1,1 0,8 0,8<br />

2,1


Abbildung 26: Ausländische <strong>und</strong> deutsche Integrationsschüler/innen an<br />

allgemeinbildenden Schulen nach Schularten im Schuljahr<br />

2009/10 (in %)<br />

58,1<br />

52,0<br />

6,8<br />

4,2<br />

25,9<br />

16,5<br />

Quelle: Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, IVC/Statistik (2010a); eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

Zwischen den einzelnen B<strong>und</strong>esländern differierte im Schuljahr 2008/2009<br />

der Anteil ausländischer Schüler/innen an allen Schülerinnen/Schülern mit<br />

sonderpädagogischem Förderbedarf erheblich. Die prozentualen Anteile ausländischer<br />

Förderschüler/innen an allen Förderschülerinnen/-schülern lagen<br />

zwischen etwas mehr als einem Prozent in Thüringen <strong>und</strong> einem Viertel<br />

in Bremen (Klemm 2010, S. 43). Am häufigsten inklusiv unterrichtet wurden<br />

die ausländischen Schüler/innen in Berlin. Dort lag ihr Anteil bei 18% aller<br />

Schüler/innen mit Förderbedarf sowie bei 21% aller inklusiv unterrichteten<br />

Förderschüler/innen. Das heißt, sie wurden zu einem größeren Teil inklusiv<br />

unterrichtet als die deutschen Schüler/innen. Im Verhältnis besonders selten<br />

inklusiv unterrichtet wurden ausländische Förderschüler/innen in Hamburg<br />

(mit 24% Förderbedarf zu 10% Inklusion) <strong>und</strong> Hessen (mit 21% Förderbedarf<br />

zu 15% Inklusion) (ebd.). Angesichts dieser Unterschiede besteht<br />

Erklärungsbedarf, „will man nicht einer naturalistischen Fehlinterpretation<br />

aufsitzen, dass Kinder aus den verschiedenen B<strong>und</strong>esländern eben verschieden<br />

begabt seien <strong>und</strong> deshalb die ermittelten Landesunterschiede naturgegeben<br />

seien“ (Wocken 2005, S. 7).<br />

1.3.6 Einstellungen zur Schule<br />

3,2<br />

7,8<br />

0,9 1,9 0,5 2,1<br />

Ausländische Schüler/innen Deutsche Schüler/innen<br />

In den PISA-Studien wurde festgestellt, dass „die Mehrheit der Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler, auch in den Gruppen der ersten <strong>und</strong> zweiten Generation<br />

(der Migrationsbevölkerung in Deutschland, d. Verf.) eine relativ positive<br />

Einstellung zur Schule“ hat (BMBF 2006a, S. 122). Der →DJI-Survey<br />

AID:A kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Die Einstellungen zur Schule der<br />

befragten 10- bis unter 24-jährigen Schüler/innen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

unterscheiden sich kaum von jenen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>: Sie<br />

gehen zu circa 80% gerne zur Schule, empfinden zu mehr als 75% die schulischen<br />

Anforderungen nicht als große Belastung <strong>und</strong> sagen ähnlich häufig,<br />

9,5<br />

6,8<br />

1,1<br />

2,6<br />

49


dass ihnen das Lernen leicht fällt (vgl. Abbildungen A-1.9 bis A-1.11).<br />

Lediglich in ihren Einstellungen zu Noten <strong>und</strong> Zeugnissen zeigen sich<br />

Differenzen (vgl. Abbildung 27). Schüler/innen der ersten <strong>und</strong> zweiten Migrantengeneration<br />

stimmen der Aussage, dass Noten <strong>und</strong> Zeugnisse „das<br />

Wichtigste in der Schule“ sind, wesentlich häufiger voll <strong>und</strong> ganz zu als die<br />

dritte Migrantengeneration sowie die Schüler/innen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Die geringere Bedeutung von Noten <strong>und</strong> Zeugnissen in der dritten<br />

Migrantengeneration kann als ein Annäherungsprozess an die Haltungen<br />

der Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> im Zuge familiärer <strong>und</strong> individueller<br />

Integrationsprozesse interpretiert werden. 37 Die große Bedeutung<br />

von Noten <strong>und</strong> Zeugnissen vor allem in der ersten, aber auch in der zweiten<br />

Migrantengeneration könnte ein Hinweis auf hohe Bildungsaspirationen<br />

der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sein (vgl. dazu<br />

Schauenberg/Ditton 2005).<br />

Abbildung 27: Zustimmung zur Aussage „Das Wichtigste in der Schule<br />

sind für mich die Noten <strong>und</strong> Zeugnisse“ (in %)<br />

Quelle: DJI-AID:A – Survey 2009; N = 3.216<br />

37 Zu berücksichtigen ist zusätzlich, dass die befragten Jugendlichen der dritten Migrantengeneration<br />

im Durchschnitt jünger als die der zweiten <strong>und</strong> ersten Generation sind. Für Ältere<br />

könnte die Bedeutung von Noten <strong>und</strong> Zeugnissen gegen Ende der Schulzeit mit dem Näherrücken<br />

der Abschlussprüfungen zunehmen.<br />

50<br />

kein MH<br />

1. Generation<br />

2. Generation<br />

3. Generation<br />

Gesamt<br />

24,1<br />

43,6<br />

39,4<br />

19,2<br />

26,6<br />

42,8<br />

44,3<br />

43,0<br />

35,3<br />

38,7<br />

Trifft voll <strong>und</strong> ganz zu Trifft eher zu<br />

26,8<br />

32,7<br />

26,1<br />

20,3<br />

19,2<br />

Trifft eher nicht zu Trifft überhaupt nicht zu<br />

4,8<br />

2,7<br />

5,3<br />

4,4<br />

0,8


1.3.7 Klassenwiederholungen<br />

In der Gr<strong>und</strong>schule bleiben „Migrantenkinder vier- bis fünfmal so oft sitzen<br />

wie ‘Einheimische‘“ (Tillmann 2007, S. 4). Tillmann konstatiert, dass<br />

dies eine Art von Auslese sei, die „ganz besondere Auswirkungen am unteren<br />

Ende des Leistungsspektrums“ habe: Denn auf diese Art <strong>und</strong> Weise<br />

machten „Kinder mit eher schwacher Leistung (….) häufig Misserfolgserfahrungen<br />

<strong>und</strong> werden schließlich in Hauptschulen <strong>und</strong> Sonderschulen<br />

eingewiesen“ (ebd., S. 9).<br />

Die Daten des DJI-Surveys AID:A bestätigen diese hohe Anzahl von<br />

Klassenwiederholungen nicht. Doch auch hier zeigen sich Unterschiede in<br />

der Häufigkeit, mit der ein- oder mehrmals eine Klasse wiederholt wurde<br />

(vgl. Abbildung 28). Am häufigsten hatten Jugendliche aus der ersten Migrantengeneration<br />

schon einmal eine Klasse wiederholt, 1,7 Mal so häufig<br />

wie die Schüler/innen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. In der zweiten Generation<br />

war dies 1,4 Mal so oft der Fall. Auch unter denjenigen, die mehrmals<br />

die Klasse wiederholt hatten, erreichen diese beiden Gruppen höhere Werte<br />

als Schüler/innen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> (2,8 Mal bzw. 1,8 Mal so<br />

häufig). Demgegenüber haben Jugendliche der dritten Migrantengeneration<br />

etwas seltener einmal oder mehrmals eine Klasse wiederholt als jene ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> (jeweils 0,8 Mal so häufig). Hier zeigt sich demnach<br />

nicht nur eine Annäherung zwischen diesen beiden Gruppen, die Jugendlichen<br />

der dritten Migrantengeneration haben vielmehr deutlich gegenüber<br />

früheren Migrantengenerationen aufgeholt.<br />

Abbildung 28: Häufigkeit, mit der schon einmal eine Klasse wiederholt<br />

wurde (in %)<br />

Kein MH<br />

1. Generation<br />

2. Generation<br />

3. Generation<br />

Gesamt<br />

84<br />

71<br />

77<br />

87<br />

83<br />

Quelle: DJI-AID:A – Survey 2009; N = 3.215<br />

Nein Ja, einmal Ja, mehrmals<br />

25<br />

20<br />

15<br />

16<br />

12<br />

5<br />

3<br />

2<br />

1<br />

2<br />

51


1.3.8 Lehrkräfte mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Die Autorengruppe Bildungsberichterstattung registriert für das Jahr 2007,<br />

dass vom pädagogischen Personal im formalen Bildungswesen 7% einen<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> haben (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010, S.<br />

43). Exakte Aussagen zu den Lehrkräften in allgemeinbildenden Schulen<br />

lassen sich auf Basis der Schulstatistik treffen, die sich allerdings ausschließlich<br />

auf Lehrkräfte mit <strong>und</strong> ohne deutsche Staatsbürgerschaft bezieht. Danach<br />

beträgt der Prozentsatz ausländischer Lehrer/innen an allen Lehrkräften<br />

in Schulen knapp 1%, wobei er – ohne Berücksichtigung Berlins – in<br />

den westlichen B<strong>und</strong>esländern höher als in den östlichen B<strong>und</strong>esländern ist.<br />

Von allen B<strong>und</strong>esländern hat Berlin mit Abstand den höchsten Anteil ausländischer<br />

Lehrkräfte. Am wenigsten Lehrkräfte ausländischer Nationalität<br />

finden sich in Sachsen-Anhalt (vgl. Abbildung 29). Der Vergleich mit dem<br />

Anteil der ausländischen Schüler/innen an der gesamten Schülerschaft in<br />

den einzelnen B<strong>und</strong>esländern zeigt zum einen, dass die Anteile der Lehrkräfte<br />

überall unter den Schüleranteilen liegen. Am günstigsten ist das Verhältnis<br />

von ausländischen Lehrkräften zu ausländischen Schüler/innen in<br />

Brandenburg <strong>und</strong> Schleswig-Holstein. Die meisten westdeutschen B<strong>und</strong>esländer<br />

mit einem hohen Anteil ausländischer Schüler/innen fallen dadurch<br />

auf, dass dem ein vergleichsweise geringer Anteil ausländischer Lehrkräfte<br />

gegenübersteht.<br />

Abbildung 29: Ausländische voll- <strong>und</strong> teilzeitbeschäftigte Lehrkräfte <strong>und</strong><br />

ausländische Schüler/innen nach B<strong>und</strong>esländern, Schuljahr<br />

2009/2010 (in %)<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010b): Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Fachserie<br />

11, Reihe 1, Tab. 7.2 <strong>und</strong> Tab. 7.4; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung.<br />

Im Hinblick auf die These, dass Lehrer/innen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

sich aufgr<strong>und</strong> gleicher Herkunft <strong>und</strong> Sprache besser als Lehrkräfte ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> auf Schülerinnen/Schülern mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

einstellen <strong>und</strong> deswegen wesentlich zu deren Förderung beitragen<br />

52<br />

14,6<br />

11,4<br />

4,0<br />

13,4 13,0<br />

7,1<br />

2,7 1,8 1,8 1,8 1,5 1,1<br />

8,4<br />

6,2<br />

10,9 11,3<br />

1,6<br />

2,4 1,9<br />

1,6 1,9<br />

0,8 0,8 0,8 0,7 0,7 0,7 0,6<br />

0,3 0,3 0,2<br />

Lehreranteil Schüleranteil<br />

6,0


können, ist der Bezug auf die nicht deutsche Staatsangehörigkeit jedoch<br />

unzureichend. Der Blick auf die Nationalitäten der an deutschen Schulen<br />

beschäftigten nicht-deutschen Lehrkräfte zeigt, dass die größten Gruppen<br />

entweder aus Nachbarländern (Dänemark, Frankreich, Österreich) oder aus<br />

englischsprachigen Ländern (Großbritannien <strong>und</strong> USA) kommen (vgl. Abbildung<br />

30). 38 Darüber hinaus sind Lehrkräfte mit türkischer Staatsangehörigkeit<br />

relativ stark vertreten. Vor allem in Nordrhein-Westfalen bilden sie<br />

einen großen Teil aller ausländischen Lehrer/innen. In den östlichen B<strong>und</strong>esländern<br />

ist im Vergleich zu den westlichen B<strong>und</strong>esländern der Anteil an<br />

Lehrkräften aus Australien/Ozeanien, Amerika, den Staaten der ehemaligen<br />

Sowjetunion <strong>und</strong> den übrigen osteuropäischen Staaten relativ hoch.<br />

Abbildung 30: Lehrkräfte an deutschen Schulen nach Staatsangehörigkeit 1<br />

im Schuljahr 2009/10 (absolut)<br />

In den östlichen B<strong>und</strong>esländern In den westlichen B<strong>und</strong>esländern<br />

1<br />

Staatenlose fallen in die Kategorie „Sonstige <strong>und</strong> o.A.“; UK = Großbritannien <strong>und</strong> Nordirland, o.A. =<br />

ohne Angabe<br />

Frankreich<br />

Österreich<br />

Türkei<br />

UK<br />

Dänemark<br />

Italien<br />

Übriges Osteuropa<br />

Spanien<br />

Übriges Westeuropa<br />

Vereinigte Staaten<br />

Griechenland<br />

Sonstige <strong>und</strong> o.A.<br />

Übriges Amerika<br />

Asien<br />

Ex-Sowjetunion<br />

Ex-Jugoslawien<br />

Übriges Europa<br />

Übriges Nordeuropa<br />

Übriges Südeuropa<br />

Nordafrika<br />

Australien/Ozeanien<br />

Übriges Afrika<br />

4<br />

12<br />

30<br />

42<br />

40<br />

41<br />

52<br />

124<br />

118<br />

134<br />

3<br />

192<br />

70<br />

174<br />

49<br />

146<br />

67<br />

143<br />

12<br />

136<br />

25<br />

105<br />

23<br />

75<br />

9<br />

71<br />

3<br />

59<br />

44<br />

47<br />

12<br />

39<br />

225<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010b): Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Fachserie<br />

11, Reihe 1, Tab. 4.1; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

38 Zur besseren Übersichtlichkeit wurden einzelne Länder zu Ländergruppen zusammengefasst.<br />

272<br />

262<br />

290<br />

283<br />

328<br />

327<br />

318<br />

445<br />

502<br />

568<br />

588<br />

53


1.4 Ausblick<br />

1.4.1 Zusammenfassung der Bef<strong>und</strong>e<br />

1. Die Chancen von Schülerinnen/Schülern mit nicht deutscher Staatsbürgerschaft<br />

bzw. mit Migrationshintergr<strong>und</strong> auf höherwertige Schulabschlüsse<br />

<strong>und</strong> erfolgreiche Schullaufbahnen sind erheblich geringer als<br />

die deutscher Schüler/innen bzw. von Schülerinnen/Schülern ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Schüler/innen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> bzw. ausländischer Staatsangehörigkeit<br />

sind an den allgemeinbildenden Schulen Deutschlands in Förder-<br />

<strong>und</strong> Hauptschulen überrepräsentiert <strong>und</strong> in Gymnasien unterrepräsentiert.<br />

Sie erreichen seltener höherwertige Abschlüsse als deutsche Schüler/innen<br />

bzw. Schüler/innen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. Sie verlassen in Relation<br />

zu ihrem Bevölkerungsanteil überproportional häufig die Schule ohne Abschluss<br />

oder mit einem Hauptschulabschluss. Ihr Anteil an den Abiturientinnen/Abiturienten<br />

ist hingegen gering. Dabei sind – unabhängig von der<br />

Staatsangehörigkeit oder dem Migrationshintergr<strong>und</strong> – die weiblichen Jugendlichen<br />

durchschnittlich erfolgreicher als die männlichen. Der Sprung<br />

auf eine Realschule oder ein Gymnasium gelingt weniger Kindern mit als<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. Dabei spielen nach Studien zum Übertritt von<br />

der Gr<strong>und</strong>schule in die Sek<strong>und</strong>arstufe u.a. geringere Schulleistungen eine<br />

Rolle. Bei gleichem Leistungsstand werden zum Übertrittszeitpunkt keine<br />

Benachteiligungen von Schüler/innen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> festgestellt.<br />

Vermutet wird, dass die Ursachen für Misserfolge beim Übertritt<br />

schon früher liegen. Dass Lehrkräfte oder Bewertungen in den ersten<br />

Schuljahren die spätere Übertrittswahrscheinlichkeit beeinflussen, ist jedoch<br />

nicht belegt.<br />

2. Als besonders prekär erweist sich die Situation ausländischer Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendlicher angesichts ihrer Überrepräsentation an Förderschulen<br />

<strong>und</strong> in Integrationsklassen mit dem Schwerpunkt Lernen.<br />

Diese Schüler/innen haben erheblich schlechtere Chancen, in Ausbildung<br />

<strong>und</strong> Beruf einzumünden, als andere. Weitere Aufklärung erfordern in diesem<br />

Zusammenhang die großen regionalen Unterschiede. Auf das Argument,<br />

dass ausländische Schüler/innen deshalb häufiger auf Förderschulen<br />

zu finden seien, weil sie Probleme mit der deutschen Sprache hätten, entgegnen<br />

Powell u.a. (2002), dass „mangelnde deutsche Sprachkenntnisse in<br />

der Tat zu einer Sonderschulüberweisung“ führen, dass jedoch wenige Belege<br />

dafür gef<strong>und</strong>en werden könnten, „dass Sonderschulen besondere<br />

Kompetenzen in der Vermittlung von (Fremd)Sprachen <strong>und</strong> der Anwendung<br />

von Didaktik besitzen, die zur Überwindung von Problemlagen nichtdeutscher<br />

Jugendlicher beitragen“ (ebd., S. 4). Sie schlussfolgern, dass demzufolge<br />

Kinder, „deren Herkunftssprache nicht deutsch ist, gefährdet“ sind,<br />

„durch die frühe Selektion <strong>und</strong> Allokation auf institutionell-differenzierte<br />

54


Schultypen in Deutschland benachteiligt zu werden“ (ebd., S. 4f.).<br />

3. Im Zeitverlauf lassen sich positive Entwicklungen in den schulischen<br />

Bildungslaufbahnen von ausländischen Schülerinnen/Schülern feststellen.<br />

Zwischen 1992 <strong>und</strong> 2009 schlossen zunehmend mehr ausländische Schüler/innen<br />

die Schule mit höherwertigen Abschlüssen ab; im Gegenzug verließen<br />

immer weniger von ihnen die Schule ohne oder nur mit einem<br />

Hauptschulabschluss.<br />

4. Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> unterscheiden sich je nach Herkunftsland<br />

oder Nationalität sowie Migrationsstatus beträchtlich danach,<br />

welche Schularten sie besuchen <strong>und</strong> wie erfolgreich sie die Schule<br />

abschließen.<br />

Die Differenzierung nach deutscher <strong>und</strong> ausländischer Staatsangehörigkeit<br />

oder mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> zeichnet nur ein grobes Bild der<br />

Bildungsrealität. Während z.B. fast die Hälfte der Jugendlichen mit deutschem<br />

Pass ein Gymnasium besucht, sind es bei den Schüler/innen mit<br />

serbischer, italienischer oder türkischer Staatsangehörigen nicht einmal ein<br />

Fünftel; Jugendliche mit vietnamesischem Pass sind hingegen zu mehr als<br />

60% an Gymnasien zu finden. Junge Ausländer/innen verlassen von allen<br />

Gruppen am häufigsten die Schule ohne Abschluss, erlangen aber auch am<br />

häufigsten das Abitur – ein Hinweis auf die Notwendigkeit, in Statistiken<br />

<strong>und</strong> empirischen Untersuchungen noch tiefergehend zu differenzieren. Junge<br />

(Spät-)Aussiedler/innen sind dagegen vor allem bei den Realschul- <strong>und</strong><br />

Fachhochschulabschlüssen vertreten. Unterschiede zwischen den Migrantengenerationen<br />

deuten darauf hin, dass es zwischen Jugendlichen der dritten<br />

Generation <strong>und</strong> Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> Angleichungsprozesse<br />

in schulischen Verläufen sowie Abschlüssen <strong>und</strong> in leistungsrelevanten<br />

Orientierungen gibt. In der ersten <strong>und</strong> zweiten Migrantengeneration<br />

zeigen sich zudem bildungsförderliche Einflüsse, wenn nicht beide, sondern<br />

nur ein Elternteil im Ausland geboren sind/ist.<br />

5. Die föderale Struktur des allgemeinbildenden Schulwesens der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland hat Bedeutung dafür, welche Schularten ausländische<br />

Schüler/innen besuchen.<br />

Der Anteil der ausländischen Schüler/innen an Gymnasien ist in B<strong>und</strong>esländern,<br />

in denen es keine Hauptschule gibt, deutlich höher als in den anderen<br />

B<strong>und</strong>esländern.<br />

6. Die Lebenslage der Schüler/innen hat einen bedeutsamen Einfluss auf<br />

Schulverläufe <strong>und</strong> -abschlüsse.<br />

Sowohl Jugendliche mit als auch ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> erreichen mit<br />

55


steigendem sozialem Status in der Familie höherwertige Schulabschlüsse.<br />

7. Es fehlt an Lehrkräften mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Angesichts von Hinweisen, dass Lehrkräfte mit Migrationshintergr<strong>und</strong> schulische<br />

Leistungen von Kindern mit Migrationshintergr<strong>und</strong> positiv beeinflussen<br />

(Europäisches Forum für Migrationsstudien 2009), erscheint der geringe<br />

Anteil von Lehrerinnen/Lehrern mit ausländischer Staatsangehörigkeit<br />

in Deutschland als unzureichend.<br />

1.4.2 Bewertung der Datenlage<br />

1. Die Schulstatistik bietet keinen umfassenden Einblick in die <strong>Bildungssituation</strong><br />

von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, da sie lediglich<br />

ausländische Schüler/innen erfasst.<br />

Die Schulstatistik des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes folgt noch dem „Ausländer-<br />

bzw. Staatsbürgerschaftskonzept“, d.h. die Daten können derzeit lediglich<br />

nach Deutschen <strong>und</strong> Ausländerinnen/Ausländern unterschieden werden.<br />

39 Die Gruppe der Schüler/innen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> wird so<br />

nur unvollständig erfasst, denn lediglich 10% der 15- bis unter 25-Jährigen<br />

sind ausländische Staatsangehörige, aber ein Viertel verfügt über einen Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Auch differenzierte Bef<strong>und</strong>e nach Migrationsstatus<br />

kann die Schulstatistik nicht bieten. Sie unterscheidet jedoch nach Geschlecht<br />

<strong>und</strong> teilweise nach Staatsangehörigkeit. Für einige Bereiche gibt sie<br />

zudem Auskunft über zeitliche Entwicklungen.<br />

2. Analysen zu Schülerinnen/Schülern <strong>und</strong> Schulabgängerinnen/Schulabgängern<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> erlauben der Mikrozensus sowie<br />

repräsentative Erhebungen wie die PISA-Studie <strong>und</strong> der Survey des<br />

Deutschen Jugendinstituts „AID:A“.<br />

Mit den Daten des Mikrozensus des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes liegen seit<br />

2005 detaillierte Zahlen zur Situation von Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

vor, differenziert nach unterschiedlichem Migrationsstatus. Für den<br />

vorliegenden Bericht ist vor allem die umfangreiche Tabelle von Bedeutung,<br />

die allgemeine Schulabschlüsse nach Geschlecht <strong>und</strong> nach (Migranten)Generationenzugehörigkeit<br />

darstellt sowie die Personen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

im engeren Sinn wiederum aufgeschlüsselt nach den derzeitigen<br />

bzw. früheren Staatsangehörigkeiten nachweist. Die dort gebildeten<br />

Kohorten (bis unter 25 Jahren, 25 bis unter 35 Jahren usw.; in Zehnjahresschritten)<br />

erlauben es jedoch nur, die Schulabschlüsse für die Altersgruppe<br />

39 Da in der amtlichen Schulstatistik Daten der Statistischen Landesämter gesammelt <strong>und</strong> aufbereitet<br />

werden, kann der Nachweis nach Migrationshintergr<strong>und</strong> erst dann geführt werden,<br />

wenn alle B<strong>und</strong>esländer in ihren Erhebungen auf dieses Konzept umgestellt haben.<br />

56


der 25- bis unter 35-Jährigen darzustellen. In der Altersgruppe bis unter 25<br />

Jahren befinden sich noch zwei Drittel der Gesamtbevölkerung in schulischer<br />

Ausbildung, so dass für diese Gruppe keine sinnvollen Aussagen zu<br />

den Schulabschlüssen getroffen werden können. Auch wenn Sonderauswertungen<br />

des Mikrozensus weitere Unterscheidungen ermöglichen, wäre es<br />

wünschenswert, wenn die Veröffentlichungen des jährlichen Mikrozensus<br />

durchgängig auch die Gruppe der Jugendlichen von 14 bis 25 Jahren berücksichtigt<br />

<strong>und</strong> weiter altersspezifisch differenziert.<br />

Der Mikrozensus bildet eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage für wissenschaftliche<br />

Analysen zur Lebenssituation von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Eine breitere Berücksichtigung altersdifferenzierter Daten in den Veröffentlichungen<br />

könnte zu einer schnelleren Verbreitung entsprechender Ergebnisse<br />

beitragen.<br />

Der DJI-Survey AID:A <strong>und</strong> die PISA-Studien bieten vor allem für die<br />

Differenzierung von Bildungschancen <strong>und</strong> -situationen nach Zugehörigkeit<br />

der Jugendlichen zu unterschiedlichen Migrantengenerationen neue Einblicke.<br />

3. Ergebnisse zu schulischen Bildungsverläufen <strong>und</strong> ihren Rahmenbedingungen<br />

liegen häufig nicht vor oder sie sind nicht vergleichbar.<br />

Sozioökonomische Zusammenhänge können weder mit den publizierten<br />

Daten des Mikrozensus noch der Schulstatistik festgestellt werden. Allerdings<br />

bieten sek<strong>und</strong>äranalytische Berechnungen der Rohdaten des Mikrozensus<br />

entsprechende Anhanltspunkte. Außerdem liegen Untersuchungen<br />

vor, die den Fokus auf spezifische Konstellationen richten – wie z.B. den<br />

Übertrittsprozess von der Gr<strong>und</strong>schule in den Sek<strong>und</strong>arbereich I oder die<br />

Leistungen 15-jähriger Schüler/innen. Diese Untersuchungen <strong>und</strong> Studien<br />

haben aber häufig ihre je eigenen Zugänge zur Identifizierung von „Personen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong>“. Daraus folgt, dass die Daten der unterschiedlichen<br />

Quellen oftmals nur Ähnliches aber nicht Gleiches meinen <strong>und</strong><br />

somit nicht direkt miteinander vergleichbar sind. Erforderlich ist die Verständigung<br />

der Forschungsgemeinschaft auf gemeinsame Standards zur<br />

Identifizierung der Gruppe „mit Migrationshintergr<strong>und</strong>“ <strong>und</strong> deren konsequente<br />

Anwendung in empirischen Erhebungen. Erst unter diesen Voraussetzungen<br />

können die schulische <strong>Bildungssituation</strong> von Jugendlichen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> umfassend dargestellt <strong>und</strong> deren Hintergründe zuverlässig<br />

interpretieren werden.<br />

1.4.3 Forschungsbedarf<br />

1. Untersuchungen zum Übertritt von der Gr<strong>und</strong>schule in weiterführende<br />

Schulen.<br />

Die Forschung zur Teilhabe von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

hat insbesondere seit den PISA-Ergebnissen Auftrieb erhalten. Gleichwohl<br />

lassen sich Forschungslücken erkennen, die vor allem weitere Differenzierungen<br />

<strong>und</strong> Aufklärungen in einzelnen Themenfeldern betreffen. Dies gilt<br />

57


für Bef<strong>und</strong>e zum Übertritt von der Gr<strong>und</strong>schule auf weiterführende Schulen.<br />

Die vorliegenden Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Zusammenhang<br />

zwischen sozialer Herkunft, schulischer Leistung <strong>und</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

eine nachteilige Wirkung entfaltet, bevor das Übertrittsthema<br />

überhaupt relevant wird. Hierzu sowie zu frühen Interventionsmöglichkeit<br />

bzw. Förderinitiativen mit dem Ziel, die Chancen von Kindern mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

auf den Besuch einer Realschule oder eines Gymnasiums<br />

zu erhöhen, liegen jedoch keine belastbaren Forschungsresultate vor. Angesichts<br />

der hohen zunächst bildungs-, dann ausbildungs- <strong>und</strong> erwerbsbiographischen<br />

Bedeutung des Übergangs von der Gr<strong>und</strong>schule in die Sek<strong>und</strong>arstufe<br />

<strong>und</strong> vor dem Hintergr<strong>und</strong>, dass das deutsche Bildungssystem vorrangig<br />

nach unten durchlässig ist, zeichnet sich hier Forschungsbedarf ab.<br />

2. Analyse von Bildungsverläufen <strong>und</strong> -erfolgen von Schüler/innen der<br />

dritten Migrantengeneration.<br />

Die dritte Generation der Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten ist in der Bildungsforschung<br />

bislang kaum in den Blick geraten. Die wenigen vorliegenden<br />

Untersuchungsbef<strong>und</strong>e deuten darauf hin, dass deren Bildungslaufbahnen<br />

sich an die der Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> annähern. Eine<br />

Überprüfung derartiger Bef<strong>und</strong>e auf einer breiteren Basis könnte wegweisende<br />

Ergebnisse für die Diskussion um Integration liefern.<br />

3. Forschung zu Hintergründen der Überrepräsentation von Schülern/<br />

Schülerinnen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> an Förderschulen <strong>und</strong> Integrationsklassen<br />

des Schwerpunkts „Lernen“.<br />

Bislang nicht ausreichend untersucht ist auch die Tatsache, dass Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> häufiger als solche ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Förderschulen besuchen <strong>und</strong> hier wiederum an Förderschulen<br />

mit dem Schwerpunkt Lernen überrepräsentiert sind. Auch in diesem Feld<br />

ist ein dringender Forschungsbedarf zu konstatieren, um die zugr<strong>und</strong>e liegenden<br />

Zusammenhänge weiter aufzuklären – insbesondere vor dem Hintergr<strong>und</strong>,<br />

dass es sich bei Förderschulen häufig um „Einbahnstraßen“ handelt,<br />

die nachhaltig negative Wirkungen auf den weiteren Bildungs- <strong>und</strong><br />

Ausbildungsverlauf ausüben.<br />

4. Aufklärung der Polarisierung bei den Schulabschlüssen von Ausländerinnen/Ausländern.<br />

Genauere Differenzierung <strong>und</strong> zusätzliche Vertiefung verlangen darüber<br />

hinaus Auswertungsergebnisse des Mikrozensus, nach denen Ausländer/innen<br />

von allen Gruppen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> die Schule am häufigsten<br />

entweder ohne Abschluss oder mit Abitur verlassen. Dieser Bef<strong>und</strong> fordert<br />

dazu heraus, Forschungsvorhaben zu den Ursachen dieser Dichotomisierung<br />

durchzuführen.<br />

58


2 Berufliche Ausbildung (Mirjam Uchronski)<br />

Das deutsche Berufsbildungssystem (vgl. Anhang II.B.) ist gekennzeichnet<br />

durch eine kaum überschaubare Fülle an Ausbildungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsangeboten<br />

für Jugendliche nach dem Abschluss der allgemeinbildenden<br />

Schulen. So treffen Schüler/innen „nach dem Ende der Sek<strong>und</strong>arstufe I auf<br />

mehr als 700 Bildungsgänge allein an berufsbildenden Schulen <strong>und</strong> Jugendwerkstätten,<br />

hinzu kommen Betriebe <strong>und</strong> Hochschulen“ (Schier, Pressemitteilung<br />

B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung, 11.11.2010).<br />

Das folgende Kapitel beschreibt die Situation von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

im deutschen Berufsbildungssystem unterhalb des<br />

Hochschulbereichs. 40 Hierbei liegt der Schwerpunkt auf dem Bereich der<br />

beruflichen Erstausbildung, wobei vorrangig auf die betriebliche Ausbildung<br />

im dualen Berufsausbildungssystem eingegangen wird. 41<br />

Zunächst werden die wichtigsten Ergebnisse (Abschnitt 2.1) dargestellt,<br />

bevor ein Überblick über die in diesem Kapitel verwendeten Datenquellen<br />

erfolgt (Abschnitt 2.2, Tabelle 2). Der anschließende Abschnitt (2.3) gibt<br />

die detaillierten Bef<strong>und</strong>e zur Situation von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

im Übergang zur Ausbildung <strong>und</strong> im Ausbildungsgeschehen wieder.<br />

Im Ausblick (Abschnitt 2.4) werden die Bef<strong>und</strong>e zusammengefasst, die<br />

Datenlage bewertet <strong>und</strong> Forschungsbedarfe abgeleitet.<br />

40 Zwar wird auch an Universitäten <strong>und</strong> Fachhochschulen de facto eine berufliche Ausbildung<br />

absolviert, diese Institutionen werden jedoch gesondert im Kapitel „Studium“ betrachtet.<br />

41 Das heißt, die berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung wird nicht näher betrachtet.<br />

59


2.1 Die wichtigsten Ergebnisse<br />

60<br />

1. Am Ende der allgemeinbildenden Schule<br />

haben Jugendliche mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

ähnliche Pläne <strong>und</strong> (Such-)Strategien<br />

in Bezug auf eine Berufsausbildung.<br />

2. Im Sektor „Integration in Ausbildung“ sind<br />

ausländische Ausbildungsanfänger/ innen überdurchschnittlich,<br />

in den Sektoren „Erwerb der<br />

Hochschulzugangsberechtigung“ <strong>und</strong> „vollqualifizierende<br />

Berufsausbildung unterdurchschnittlich<br />

vertreten.<br />

3. Ein direkter, erfolgreicher <strong>und</strong> dauerhafter<br />

Übergang von der Schule in eine Berufsausbildung<br />

gelingt Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

deutlich seltener als jenen ohne.<br />

4. Auch drei Jahre nach Schulabschluss verbleibt<br />

ein größerer Anteil der Jugendlichen mit als ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> im Übergangssystem. Die<br />

Unterschiede bei der erfolgreichen Einmündung in<br />

vollqualifizierende Ausbildung verringern sich in<br />

dieser Zeit jedoch deutlich.<br />

5. Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> haben<br />

eine deutlich geringere Chance, in eine vollqualifizierende<br />

Berufsausbildung einzumünden �<br />

selbst bei Kontrolle von kulturellen, sozialen <strong>und</strong><br />

ökonomischen Einflussfaktoren.<br />

6. Ausländer/innen sind in der dualen Berufsausbildung<br />

deutlich unterrepräsentiert.<br />

Besonders betroffen sind ostdeutsche männliche<br />

Jugendliche.


7. Am höchsten ist der Anteil der ausländischen<br />

Auszubildenden in den zweijährigen<br />

Ausbildungsberufen.<br />

8. Seit 2006 haben die Ausbildungsbeteiligungsquoten<br />

wieder leicht zugenommen. Die<br />

Zuwächse der letzten zwei Jahre fallen für<br />

ausländische Jugendliche etwas größer aus als<br />

für deutsche.<br />

9. Etwa ein Viertel der ausländischen <strong>und</strong> ein<br />

Fünftel der deutschen Auszubildenden lösen das<br />

Ausbildungsverhältnis vorzeitig � am häufigsten<br />

in Handwerksberufen, extrem selten im<br />

öffentlichen Dienst. Die Quoten schwanken stark<br />

nach B<strong>und</strong>esländern.<br />

10. In den Abschlussprüfungen sind ausländische<br />

Auszubildende deutlich weniger erfolgreich<br />

als deutsche. Die Erfolgsquoten variieren<br />

außerdem zwischen den Geschlechtern, den<br />

B<strong>und</strong>esländern <strong>und</strong> den einzelnen Zuständigkeitsbereichen.<br />

11. Junge Erwachsene mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

haben häufiger keinen beruflichen oder<br />

akademischen Bildungsabschluss. Dies ist in der<br />

ersten, im Ausland geborenen Generation<br />

häufiger der Fall als in der zweiten, in Deutschland<br />

geborenen.<br />

61


Studien<br />

Berufsbildungsstatistik<br />

2009<br />

(Statistische<br />

Ämter des B<strong>und</strong>es<br />

<strong>und</strong> der<br />

Länder)*<br />

→Statistik der<br />

beruflichen<br />

Schulen*<br />

(Statistische<br />

Ämter des B<strong>und</strong>es<br />

<strong>und</strong> der<br />

Länder)<br />

→Berufsberatungsstatistik<br />

der<br />

B<strong>und</strong>esagentur<br />

für Arbeit (BA)<br />

2009*<br />

„BIBB-Übergangsstudie“<br />

(Bildungswege<br />

<strong>und</strong> Berufsbiographie<br />

von Jugendlichen<br />

<strong>und</strong><br />

jungen Erwachsenen<br />

im Anschluss<br />

an allgemein<br />

bildende<br />

Schulen)<br />

(vgl. u.a. Beicht/<br />

Granato 2009;<br />

Beicht u.a. 2009)<br />

2.2 Datenquellen<br />

Tabelle 2: Verwendete Datenquellen im Kapitel Berufliche Ausbildung<br />

nach zentralen Merkmalen<br />

Stichprobe<br />

(N, Altersgruppe)<br />

Totalerhebung<br />

Totalerhebung<br />

Betriebe <strong>und</strong><br />

Bewerber/innen,<br />

die die Dienstleistungen<br />

der<br />

B<strong>und</strong>esanstalt<br />

für Arbeit im<br />

Rahmen der<br />

Ausbildungsvermittlung<br />

in<br />

Anspruch nahmen<br />

7.230 Jugendliche<br />

der Geburtsjahrgänge<br />

1982 – 1988<br />

*Die Daten dieser Statistiken gehen großenteils in den jährlich erscheinenden BIBB-Datenreport ein <strong>und</strong><br />

wurden in diesem Zusammenhang aufgegriffen<br />

62<br />

Erhebungsmethode<br />

Auskunft zuständiger<br />

Stellen über<br />

die duale<br />

Berufsausbildung<br />

nach<br />

Berufsbildungsgesetz<br />

(BBiG) bzw.<br />

Handwerksordnung<br />

(HwO)<br />

Auskunft der<br />

beruflichen<br />

Schulen auf<br />

Gr<strong>und</strong>lage von<br />

Erhebungsunterlagen<br />

der<br />

Statistischen<br />

Landesämter<br />

(schriftlich/<br />

elektronisch)<br />

Daten aus den<br />

Geschäftsprozessen <br />

ComputergestützteTelefoninterviews<br />

in deutscher<br />

Sprache;<br />

retrospektive<br />

Längsschnittdatenerhebung<br />

Erhebungszeitpunkt/raum<br />

2009<br />

(Stichtag<br />

31.12.)<br />

2009/2010<br />

(Schuljahresbeginn)<br />

2009<br />

(Stichtag<br />

30.09.)<br />

2006<br />

RäumlicheReichweite <br />

B<strong>und</strong>esgebiet <br />

B<strong>und</strong>esgebiet <br />

B<strong>und</strong>esgebiet <br />

B<strong>und</strong>esgebiet<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Nach Staatsangehörigkeit ermittelt:<br />

Als Ausländer/innen gelten alle Personen<br />

ohne deutsche Staatsbürgerschaft<br />

(nicht-deutsche oder staatenlose<br />

Personen)<br />

Nach Staatsangehörigkeit ermittelt:<br />

Ausländer oder Deutsche<br />

Erfassung deutsche <strong>und</strong> ausländische<br />

Staatsangehörigkeit sowie<br />

spezifische Nationalitätenzugehörigkeit<br />

Fragen sowohl nach der Staatsangehörigkeit,<br />

dem eigenen Geburtsland,<br />

ggf. dem Jahr der Einreise nach<br />

Deutschland, der zuerst erlernten<br />

Sprache <strong>und</strong> dem Geburtsland der<br />

Eltern. Kein Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

wurde angenommen, wenn die Zielperson<br />

die deutsche Staatsangehörigkeit<br />

besitzt, zuerst ausschließlich<br />

die deutsche Sprache erlernt wurde<br />

<strong>und</strong> beide Elternteile in Deutschland<br />

geboren sind. Treffen diese Bedingungen<br />

nicht vollständig zu, so wurde<br />

„indirekt“ von einem Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

ausgegangen


Studien<br />

„BIBB-Schulabgängerbefragungen*“<br />

(Friedrich 2006;<br />

vgl. auch Friedrich<br />

2009)<br />

„BA/BIBB-<br />

Bewerberbefragungen“*<br />

(Ulrich/Granato<br />

2006; Granato/<br />

Ulrich 2009)<br />

„Ausbildung aus<br />

Sicht der Auszubildenden“<br />

(vgl. etwa Beicht<br />

u.a 2009)<br />

DJI-Übergangspanel<br />

(<strong>Deutsches</strong><br />

Jugendinstitut;<br />

u.a. Lex/Geier<br />

2010; Kuhnke/<br />

Müller 2009;<br />

B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Bildung<br />

<strong>und</strong> Forschung<br />

2008b; Kuhnke<br />

2006)<br />

„Vertragslösungen<br />

2002 –<br />

Strukturen <strong>und</strong><br />

Gründe“<br />

(Schöngen 2003)<br />

Stichprobe<br />

(N, Altersgruppe)<br />

1.500 Absolventinnen/Absolventen<br />

aus allgemeinbildenden<br />

<strong>und</strong> beruflichen<br />

Schulen sowie<br />

Beruflichen<br />

Vollzeitschulen<br />

Repräsentative<br />

Stichprobe der<br />

bei der B<strong>und</strong>esagentur<br />

für<br />

Arbeit (BA) gemeldetenBewerber/innen<br />

um<br />

Ausbildungsstellen<br />

2010: 551.998<br />

Jugendliche;<br />

Nettostichprobe:<br />

4.621 Fälle<br />

R<strong>und</strong> 6.000<br />

Teilzeitberufsschüler/innen<br />

des 2. Ausbildungsjahrs<br />

in 15<br />

stark besetzten<br />

Ausbildungsberufen<br />

Basiserhebung<br />

2004: 3.922<br />

Hauptschüler/<br />

innen, erste Folgebefragung:<br />

2.400 Hauptschüler/innen;<br />

an der letzten<br />

bisher realisierten<br />

Befragung<br />

(November<br />

2009) nahmen<br />

hiervon noch<br />

900 Jugendliche<br />

teil<br />

2.325 Jugendliche,<br />

die im<br />

Ausbildungsjahr<br />

2001/2002 ihren<br />

Ausbildungsvertrag<br />

aufgelöst<br />

hatten<br />

Erhebungsmethode <br />

ComputergestützteTelefoninterviews<br />

in deutscher<br />

Sprache<br />

Schriftlichpostalische<br />

Befragung<br />

Schriftliche<br />

Klassenzimmerbefragung<br />

2004 schriftlicheKlassenzimmerbefragung,anschließendcomputergestützteTelefoninterviews<br />

in deutscher<br />

Sprache<br />

Schriftliche<br />

Befragung<br />

Erhebungszeitpunkt/raum<br />

2004,<br />

2005, 2006<br />

<strong>und</strong> 2008<br />

Regelmäßig<br />

(ca. 2jährig),<br />

Letzte<br />

Erhebung<br />

2010<br />

2008<br />

Basiserhebung<br />

2004,<br />

zweite<br />

Folgebefragung<br />

November<br />

2004,<br />

halbjährlicheBefragungen<br />

bis<br />

November<br />

2006, seit<br />

2007 jährlicheBefragung<br />

2002<br />

RäumlicheReichweite <br />

B<strong>und</strong>esgebiet <br />

B<strong>und</strong>esgebiet<br />

6 B<strong>und</strong>esländer <br />

B<strong>und</strong>esgebiet <br />

B<strong>und</strong>esgebiet<br />

*Die Daten dieser Statistiken gehen großenteils in den jährlich erscheinenden BIBB-Datenreport ein <strong>und</strong><br />

wurden in diesem Zusammenhang aufgegriffen<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> bedeutet: „Ein<br />

Elternteil ist bzw. beide Eltern sind<br />

nicht in Deutschland geboren<br />

<strong>und</strong>/oder die befragten Jugendlichen<br />

haben ihre Kindheit <strong>und</strong> Jugend nicht<br />

durchgängig in Deutschland verbracht<br />

<strong>und</strong>/oder Deutsch nicht als<br />

erste Sprache oder gemeinsam mit<br />

einer anderen Sprache erlernt“<br />

(Friedrich 2006, S. 11)<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> seit 2002:<br />

Staatsangehörigkeit, Geburtsland <strong>und</strong><br />

Muttersprache. Deutsche ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>:<br />

in Deutschland<br />

geboren <strong>und</strong> Deutsch als alleinige<br />

Muttersprache gelernt <strong>und</strong> deutsche<br />

Staatsangehörigkeit (Ulrich/Krekel<br />

2007). Bewerber mit Migrationshintergr<strong>und</strong>:<br />

alle, „die nicht zur vorausgegangenen<br />

Gruppe gehören“ (Ulrich/Granato<br />

2006, S. 36f.).<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>: ausländische<br />

Staatsangehörigkeit(en), zuerst erlernte<br />

Sprache(n) nicht Deutsch bzw.<br />

nicht ausschließlich Deutsch <strong>und</strong><br />

nicht in Deutschland geboren<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>: Selbst<br />

<strong>und</strong>/oder mindestens ein Elternteil<br />

nicht in Deutschland geboren. Bei<br />

fehlenden Angaben zusätzlich: Mindestens<br />

ein Elternteil oder die/der<br />

Jugendliche selbst haben nicht die<br />

deutsche Staatsbürgerschaft. Zusätzlich<br />

erhoben werden das Zuzugsalter<br />

<strong>und</strong> die gesprochene Sprache in der<br />

Herkunftsfamilie<br />

Als erstes eine nicht-deutsche Sprache<br />

oder sowohl Deutsch als auch<br />

eine nicht-deutsche Sprache erlernt,<br />

andere als die deutsche Staatsangehörigkeit<br />

oder deutsche <strong>und</strong> eine<br />

weitere Staatsangehörigkeit<br />

63


2.3 Bef<strong>und</strong>e<br />

Im Folgenden werden die Bef<strong>und</strong>e aus den dargestellten unterschiedlichen<br />

Datenquellen (vgl. Abschnitt 2.2) zur Situation von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

im deutschen Berufsbildungssystem (vgl. Abschnitt<br />

II.B. im Anhang) zusammengetragen <strong>und</strong> mit entsprechenden Bef<strong>und</strong>en zu<br />

Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> kontrastiert. Zur Strukturierung<br />

der nachfolgenden Ausführungen wird auf die Systematik der →“Integrierten<br />

Ausbildungsberichterstattung“ 42 zurückgegriffen. Sie gliedert das →“Ausbildungsgeschehen“<br />

nach vier berufsbildenden Sektoren:<br />

� Berufsausbildung in betrieblicher <strong>und</strong>/oder schulischer Form mit dem<br />

Ziel der Erlangung eines vollqualifizierenden Berufsabschlusses;<br />

� Integration in Ausbildung, mit dem Ziel, durch Nutzung von Angeboten<br />

des →Übergangssystems die Einmündungschancen von Jugendlichen in<br />

den Ausbildungsstellen- oder Arbeitsmarkt zu verbessern;<br />

� Studienqualifizierende berufliche Schulen, mit dem Ziel, eine Hochschulzugangsberechtigung<br />

zu erwerben;<br />

� Studiengänge mit dem Ziel der Erlangung eines Hochschulabschlusses.<br />

Gegenstand dieses Kapitels sind die ersten beiden Sektoren. Dabei wird im<br />

Komplex „Berufsausbildung“ besonders auf deren betriebliche Form, die<br />

→duale Berufsausbildung, eingegangen. Die Hauptpunkte thematisieren den<br />

Übergang von der Schule in Ausbildung, die Einmündung in Ausbildung <strong>und</strong><br />

die Ausbildungsbeteiligung sowie unterschiedliche Ausbildungsgänge. In<br />

den einzelnen Abschnitten werden die Ergebnisse aus der amtlichen Statistik<br />

denen aus empirischen Studien vorangestellt. Der vierte Sektor wird im<br />

nachfolgenden Kapitel „Studium“ behandelt. 43<br />

2.3.1 Von der Schule in …?: Übergänge an der 1. Schwelle<br />

Im Anschluss an die allgemeinbildende Schule bestehen vielfältige berufliche<br />

Lern- <strong>und</strong> Ausbildungsmöglichkeiten in Abhängigkeit vom erreichten<br />

Schulabschluss (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2008, S. 155ff.).<br />

Dieser Übergang von der allgemeinbildenden Schule in die berufliche Erstausbildung,<br />

die sog. „erste Schwelle“, ist für die Betrachtung von Bildungschancen<br />

<strong>und</strong> -prozessen von besonderer Bedeutung, steht er „doch am vorläufigen<br />

‚Ende‘ einer Reihe nacheinander durchlaufener Bildungsinstitutionen<br />

<strong>und</strong> ist gleichzeitig ‚Bindeglied‘ <strong>und</strong> zentrale Voraussetzung für eine<br />

berufliche Integration“ (Beicht/Granato 2009, S. 7).<br />

Nach der Integrierten Ausbildungsberichterstattung gab es im Jahr 2009<br />

in Deutschland 2.024.260 Anfänger/innen im Ausbildungsgeschehen, wo-<br />

42 Hier werden alle relevanten Bildungsgänge der beruflichen Erstausbildung länderübergreifend<br />

erfasst, vgl. http://indikatorik.bibb.de/de/54573.htm.<br />

43 Das Thema der studienqualifizierenden beruflichen Schulen wird wegen seiner Spezifik nicht<br />

weiter vertieft.<br />

64


von ca. 10% (207.051) ausländische Staatsangehörige waren. Dieser Anteil<br />

entsprach dem ausländischen Bevölkerungsanteil in der Altersgruppe der 15-<br />

bis unter 20-Jährigen (Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2010a).<br />

Der Sektor „Integration in Ausbildung“ wies mit fast 16% 44 einen überdurchschnittlichen<br />

Ausländeranteil auf. Dies scheint auch der Fall bei den<br />

Studienanfängerinnen <strong>und</strong> -anfängern zu sein, allerdings ist zu berücksichtigen,<br />

dass es sich hier vor allem um Bildungsausländer/innen handelt (vgl.<br />

Kapitel 3 Studium). Unterdurchschnittlich vertreten waren Ausländer/innen<br />

hingegen unter den Anfängern/Anfängerinnen in den Sektoren „Erwerb<br />

der Hochschulzugangsberechtigung“ <strong>und</strong> „vollqualifizierende Berufsausbildung“<br />

(vgl. Abbildung 31).<br />

Abbildung 31: Deutsche <strong>und</strong> ausländische Anfänger/innen 1 nach Sektoren,<br />

2009 (in %)<br />

Studium<br />

Integration in Ausbildung<br />

Erwerb HZB<br />

Vollqualif. Berufsausbildung<br />

81,8<br />

84,3<br />

93,6<br />

93,7<br />

Deutsche Ausländer<br />

1<br />

In der Kategorie „Studium“ sind Bildungsinländer/innen <strong>und</strong> Bildungsausländer/innen erfasst<br />

HZB = Hochschulzugangsberechtigung<br />

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt 2011; Integrierte Ausbildungsberichterstattung 2009;<br />

eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

Betrachtet man die Verteilung der Ausbildungsanfänger/innen auf die →Sektoren<br />

des Ausbildungsgeschehens unterhalb des Hochschulbereichs im Jahr<br />

2009 (vgl. Abbildung 32), so hat gerade einmal ca. die Hälfte der deutschen<br />

Jugendlichen <strong>und</strong> nur etwa ein Drittel der ausländischen Jugendlichen eine<br />

vollqualifizierende Berufsausbildung begonnen. Die weitere Differenzierung<br />

dieser Anteile nach betrieblichen Ausbildungen im dualen Ausbildungssystem<br />

<strong>und</strong> vollqualifizierenden schulischen Ausbildungen ergibt, dass etwa ein<br />

44 Zur besseren Lesbarkeit werden Datenangaben im Text auf- oder abger<strong>und</strong>et. Beim Vergleich<br />

kleiner Werte werden Zahlen mit einer Stelle nach dem Komma zitiert.<br />

17,3<br />

15,6<br />

6,4<br />

6,3<br />

65


Drittel (33%) der deutschen Anfänger/innen eine Ausbildung im dualen<br />

System aufnahm, aber nur etwa ein Viertel (24%) der ausländischen Anfänger/innen.<br />

Bei den vollqualifizierenden schulischen Ausbildungsgängen fielen<br />

die Unterschiede hingegen geringer aus: 13% der deutschen <strong>und</strong> 10%<br />

der ausländischen Anfänger/innen waren hier zu finden. Bildungsgänge mit<br />

dem Ziel, eine Hochschulzugangsberechtigung zu erwerben, wurden von<br />

ausländischen Jugendlichen (25%) seltener eingeschlagen als von deutschen<br />

(34%) (vgl. Kapitel 3 Studium). Erhebliche Unterschiede zwischen ausländischen<br />

<strong>und</strong> deutschen Jugendlichen zeigen sich mit Blick auf das Übergangssystem:<br />

Im Vergleich zu deutschen Anfängerinnen/Anfängern im beruflichen<br />

Ausbildungssystem (20%) mündeten ausländische Anfänger/innen<br />

wesentlich häufiger (41%) in das Übergangssystem ein.<br />

Abbildung 32: Verteilung der Anfänger/innen auf die Sektoren* des beruflichen<br />

Ausbildungssystems nach Staatsangehörigkeit, 2009<br />

(in %)<br />

HZB = Hochschulzugangsberechtigung<br />

* ohne Studium<br />

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt 2011; Integrierte Ausbildungsberichterstattung 2009;<br />

eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

Da die amtliche Statistik jedoch nur die Staatsangehörigkeit berücksichtigt<br />

<strong>und</strong> damit keine Aussagen über Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> erlaubt,<br />

wird im Folgenden zur näheren Beschreibung der Übergangsprozesse<br />

auf Stichprobenuntersuchungen zurückgegriffen.<br />

In Übereinstimmung mit den amtlichen Bef<strong>und</strong>en zeigt die Analyse der<br />

Daten der Übergangsstudie des B<strong>und</strong>esinstituts für Berufsbildung (BIBB) 45 ,<br />

„dass es für Schulabsolventen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> wesentlich schwieriger<br />

war, eine berufliche Vollqualifizierung zu erhalten, als für Jugendliche<br />

ohne einen solchen Hintergr<strong>und</strong>“ (Beicht u.a. 2008, S. 148). Über drei Jahre<br />

nach Beendigung der Schule zeigten monatliche Analysen, 46 dass nicht studienberechtigte<br />

Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> seltener eine vollqualifizierende<br />

berufliche Ausbildung absolvieren <strong>und</strong> häufiger im Übergangssystem<br />

anzutreffen sind als Jugendliche ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> (vgl.<br />

45 In die hier dargestellten Analysen wurden nur die Daten jener Befragten des BIBB einbezogen,<br />

welche die allgemeinbildende Schule bereits vor 2006 verlassen hatten <strong>und</strong> welche maximal<br />

über einen Mittleren Schulabschluss verfügten (vgl. Beicht u.a. 2008, S. 138ff.).<br />

46 Für den Zeitraum von drei Jahren nach Beendigung der Schule wurde für jeden Monat analysiert,<br />

in welchen Bildungsgängen oder sonstigen Aktivitäten sich die Befragten laut eigener<br />

Angaben befanden (vgl. Beicht u.a. 2008, S. 146ff.).<br />

66<br />

Ausländer<br />

Deutsche<br />

34<br />

46<br />

25<br />

Vollqualif. Berufsausbildung Erwerb HZB Integration in Ausbildung<br />

34<br />

41<br />

20


Abbildung 33). Ausgehend vom Stand drei Monate nach Schulabschluss,<br />

nahmen jedoch in beiden Gruppen die Anteile von Jugendlichen in einer<br />

vollqualifizierenden Ausbildung im Laufe der Zeit zu <strong>und</strong> die anfänglichen<br />

Unterschiede unter Jugendlichen mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> lösen<br />

sich im Übergangssystem nach drei Jahren nahezu auf. Allerdings sind zu<br />

jedem Zeitpunkt die Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> erfolgreicher<br />

als jene mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Abbildung 33: Anteil der nicht studienberechtigten Jugendlichen in vollqualifizierender<br />

beruflicher Ausbildung bzw. im Übergangssystem<br />

nach Migrationshintergr<strong>und</strong> bis zu 3 Jahre nach<br />

dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule (in %)<br />

55<br />

40<br />

25 32 13 18 7 10<br />

MH = Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

70<br />

Quelle: BIBB-Übergangsstudie 2006; Beicht u.a. 2008, S. 146f; eigene Darstellung<br />

54<br />

Ohne MH Mit MH Ohne MH Mit MH Ohne MH Mit MH Ohne MH Mit MH<br />

3. Monat 12. Monat 24. Monat 36. Monat<br />

Übergangssystem Vollqualifizierende Berufsausbildung<br />

Teilt man die sich im Zeitverlauf ergebenden bildungsbiografischen Muster<br />

in Verlaufstypen ein (vgl. Beicht/Granato 2009, S. 16f.), so lässt sich feststellen,<br />

dass Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> häufiger mit problematischen<br />

Übergangsverläufen zu kämpfen haben als Jugendliche ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>:<br />

Ihnen gelingt ein direkter erfolgreicher <strong>und</strong> dauerhafter<br />

Übergang in eine betriebliche Ausbildung deutlich seltener (27% der Jugendlichen<br />

mit vs. 41% der Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>).<br />

Entsprechend finden sich in der Verlaufsgruppe „langwierige oder nicht<br />

geglückte Übergänge in eine Berufsausbildung“ deutlich mehr Jugendliche<br />

mit als ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> (30% vs. 17%). Eine Fachoberschule<br />

oder ein Fachgymnasium zur schulischen Höherqualifizierung besuchen<br />

Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> kaum (1% vs. 9% der Jugendlichen<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>).<br />

74<br />

56<br />

66<br />

5<br />

53<br />

8<br />

67


2.3.2 Chancen auf einen vollqualifizierenden Ausbildungsplatz<br />

Unter den Jugendlichen, die bei Schulabschluss eine betriebliche oder schulische<br />

Ausbildung angestrebt hatten, fiel die Erfolgswahrscheinlichkeit, in<br />

eine vollqualifizierende Ausbildungsform einzumünden, für Schulabgänger/innen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> deutlich geringer aus als für jene ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> (vgl. Beicht u.a. 2008, S. 233ff.; Beicht/Granato<br />

2009, S. 18ff.). So lag die Einmündungswahrscheinlichkeit in eine betriebliche<br />

oder schulische vollqualifizierende Ausbildung etwa 20 Prozentpunkte<br />

unter derjenigen der Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. Drei Monate<br />

nach Schulende hatte mindestens die Hälfte der Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

eine vollqualifizierende Ausbildung aufgenommen, bei den<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> dauerte es 14 Monate bis dieses<br />

Niveau erreicht war (vgl. Abbildung A-2.1). Drei Jahre nach Schulende<br />

stellte sich die Situation der weiblichen Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

etwas, jedoch nicht gravierend ungünstiger dar als die der jungen<br />

Männer mit Migrationshintergr<strong>und</strong> (vgl. Abbildung A-2.2). Größer waren<br />

die Differenzen hingegen bei der Einmündungswahrscheinlichkeit in eine<br />

betriebliche Ausbildung. Lediglich 59% der jungen Frauen waren in eine<br />

betriebliche Berufsausbildung eingemündet, bei den jungen Männern waren<br />

es r<strong>und</strong> 67%. Demgegenüber haben in diesem Zeitraum von den jungen<br />

weiblichen bzw. männlichen Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> 72%<br />

bzw. 86% einen Ausbildungsplatz gef<strong>und</strong>en (vgl. Abbildung A-2.3).<br />

Anhand des DJI-Übergangspanels ist für die Stichprobe der Hauptschüler/innen<br />

darüber hinaus eine Differenzierung nach Geschlecht <strong>und</strong> Herkunftsland<br />

möglich. Zudem können hier auch zeitnah die Ausbildungspläne<br />

der Jugendlichen kurz vor Abschluss der Schule berücksichtigt werden (vgl.<br />

Kuhnke/Müller 2009, S. 60ff.). Unabhängig vom Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

lässt sich generell festhalten (vgl. Abbildung 34), dass Jungen (44%) häufiger<br />

die Aufnahme einer beruflichen Ausbildung anstrebten als Mädchen<br />

(31%). Letztere planten hingegen öfter einen weiteren Schulbesuch (47%<br />

vs. 32% bei den Jungen). Jedoch gelang es den jungen Frauen, die eine berufliche<br />

Ausbildung planten, generell besser, diese Pläne zu realisieren als<br />

den jungen Männern (Differenz zwischen Planung <strong>und</strong> Realisierung bei den<br />

Frauen 6 Prozentpunkte, bei den Männern 11 Prozentpunkte).<br />

Ihre Ausbildungspläne realisierten direkt nach Schulabschluss Jugendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> – unabhängig vom Geschlecht – seltener als<br />

jene ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> (ebd., S. 60ff.). Hierbei ergaben sich jedoch<br />

deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Teilgruppen von<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> in Abhängigkeit vom Geschlecht<br />

(vgl. Abbildung 34): So wiesen Hauptschülerinnen mit westeuropäischem<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>, von denen etwa jede Vierte 2006 eine berufliche<br />

Ausbildung anstrebte, eine höhere Realisierungsquote auf als Hauptschülerinnen<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> als alle übrigen Vergleichsgruppen.<br />

Jungen Frauen mit osteuropäischem Migrationshintergr<strong>und</strong> gelang<br />

es ähnlich häufig wie Frauen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>, ihre Pläne zu<br />

verwirklichen. Die höchste Realisierungsquote bei den Hauptschülern wiesen<br />

die jungen Männer mit türkischem Migrationshintergr<strong>und</strong> auf: Von die-<br />

68


sen strebten im Juni 2006 zwar nur 30% eine berufliche Ausbildung an,<br />

etwa 80% von ihnen hatten diesen Plan jedoch fünf Monate später realisiert.<br />

Damit waren sie ebenso erfolgreich wie Hauptschüler ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Am größten fällt die Diskrepanz zwischen Plan <strong>und</strong> Ist-<br />

Zustand bei den männlichen Aussiedlern <strong>und</strong> den Hauptschülern mit italienischem<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> aus. Bei den Hauptschülerinnen fällt die<br />

Realisierungsquote für die Teilgruppe der Mädchen aus dem ehemaligen<br />

Jugoslawien am geringsten aus. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass ein Teil<br />

der Jugendlichen, die ursprünglich – im März 2006 – das Ziel hatten, eine<br />

Ausbildung aufzunehmen, bereits drei Monate später dieses Ziel aufgegeben<br />

hatten.<br />

Abbildung 34: Anteil der Hauptschüler/innen, die eine berufliche Ausbildung<br />

anstrebten bzw. erreichten, nach Geschlecht <strong>und</strong> Migrationsteilgruppen<br />

(in %)<br />

44<br />

33<br />

25<br />

31<br />

51<br />

42<br />

32<br />

37<br />

36<br />

23<br />

18<br />

26<br />

Männer Plan<br />

30<br />

25<br />

14<br />

20<br />

38 36<br />

43 43<br />

Hinweise: Angestrebter Ausbildungsweg laut erster Nachbefragung im Juni 2004; Ist-Zustand laut<br />

Befragung im November 2004 (3 Monate nach Beendigung der Schule); Berufliche Ausbildung umfasst<br />

Angebote der dualen Ausbildung oder vollqualifizierende Ausbildungsgänge an Berufsfachschulen, die<br />

einen Berufsabschluss vermitteln.<br />

Quelle: DJI-Übergangspanel; Kuhnke/Müller 2009, S. 60 ff; eigene Darstellung<br />

20<br />

30<br />

Männer realisiert<br />

21<br />

20 23<br />

28<br />

Frauen Plan Frauen realisiert<br />

29 29<br />

Nimmt man auf der Gr<strong>und</strong>lage des DJI-Übergangspanels jene Jugendlichen<br />

in den Blick, die an einer →berufsvorbereitenden Maßnahme teilnahmen,<br />

so zeigt sich, dass Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> nach Abschluss<br />

dieser Fördermaßnahme seltener in eine Ausbildung einmündeten oder dafür<br />

längere Zeit brauchten als Jugendliche ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> (vgl.<br />

Lex/Geier 2010). Dies trifft insbesondere auf türkische Jugendliche zu,<br />

während Aussiedler/innen ähnlich häufig wie Jugendliche ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

eine Ausbildung aufnahmen (vgl. Abbildung A-2.4).<br />

19<br />

32<br />

25<br />

25<br />

38<br />

32<br />

21 20<br />

29<br />

42<br />

13<br />

21<br />

69


2.3.2.1 Mögliche Einflussfaktoren<br />

Beicht/Granato (2009; siehe auch Beicht u.a. 2008, S. 275) stellten auf<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Daten der BIBB-Übergangsstudie 2006 fest, dass die Bildungspläne<br />

von Jugendlichen – weitgehend unabhängig vom Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

– am Ende der allgemeinbildenden Schule mit dem Schulabschluss<br />

variierten. Im Bemühen um einen Ausbildungsplatz <strong>und</strong> in den angewandten<br />

Suchstrategien fanden sich kaum Unterschiede zwischen Jugendlichen<br />

mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. Ausbildungspläne <strong>und</strong> Suchstrategien<br />

schienen nicht für die unterschiedlichen Erfolgsquoten verantwortlich zu<br />

sein.<br />

Eine wesentliche Rolle beim Übergang in eine vollqualifizierende Ausbildung<br />

spielten hingegen die schulische Vorbildung, familiale Hintergründe<br />

<strong>und</strong> die soziale Einbindung der Jugendlichen, die die Chancen von Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> stärker minderten als die von Jugendlichen<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>: Erstere verfügten über schlechtere Schulabschlüsse<br />

<strong>und</strong> Noten, sie stammten aus Familien mit einem niedrigeren Bildungsniveau<br />

<strong>und</strong> einem geringen sozioökonomischen Status <strong>und</strong> sie waren<br />

weniger sozial eingeb<strong>und</strong>en. Bei gleichzeitiger Berücksichtigung all dieser<br />

Faktoren blieb ein eigenständiger Einfluss des Merkmals Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

bestehen. Das heißt, auch bei Kontrolle der übrigen Einflussfaktoren<br />

haben Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> wesentlich schlechtere<br />

Chancen, in eine vollqualifizierende Berufsausbildung einzumünden als<br />

Jugendliche ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. Dieses Ergebnis hatte auch Bestand,<br />

wenn weitere ausbildungsmarktrelevante Kontrollvariablen in die<br />

Analysen einbezogen wurden, wie Zeitpunkt des Schulabschlusses, Wohnregion<br />

<strong>und</strong> Siedlungsdichte in der Wohnregion (vgl. Beicht/Granato 2009;<br />

Granato 2010). Um die geringen Chancen von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

auf dem Ausbildungsmarkt weiter aufzuklären, werden<br />

vertiefende Studien zum Einfluss der Selektion beim Zugang zu Berufsfachschulen<br />

sowie bei betrieblichen Rekrutierungsstrategien gefordert (Beicht/<br />

Granato 2011).<br />

2.3.3 Vollqualifizierende Ausbildungsgänge in Betrieben<br />

2.3.3.1 Auszubildendenzahlen <strong>und</strong> -anteile<br />

Laut →Integrierter Ausbildungsberichterstattung 47 begannen im Jahr 2009<br />

509.832 Jugendliche eine anerkannte Ausbildung im →dualen Berufsausbildungssystem,<br />

gut 6% von ihnen besaßen keine deutsche Staatsbürgerschaft.<br />

In Relation zum Ausländeranteil in der Bevölkerungsgruppe der 15- bis<br />

unter 20-Jährigen von knapp 10% (Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2010a) sind<br />

47 Vgl. http://www.statistik-hessen.de/themenauswahl/bildung-kultur-rechtspflege/landesdaten/bil<br />

dung/iab/integrierte-ausbildungberichterstattung-b<strong>und</strong>/anfaenger-im-ausbildungsgeschehennach<br />

sektoren-konten-fuer-deutsche-<strong>und</strong>-auslaender/index.html; Stand: 19.10.2010; Tabelle<br />

in Excel.<br />

70


Ausländer/innen in der dualen Ausbildung demnach unterrepräsentiert.<br />

Bezogen auf den Gesamtbestand an Ausbildungsverhältnissen befanden<br />

sich im Jahr 2009 laut →Berufsbildungsstatistik 75.780 ausländische Jugendliche<br />

(r<strong>und</strong> 45% Frauen <strong>und</strong> 56% Männer) in einer Berufsausbildung<br />

im dualen System. Im Vergleich zum Vorjahr war erneut ein leichter Anstieg<br />

(+3,7%) zu verzeichnen. Unter den ausländischen Auszubildenden<br />

bilden jene mit türkischer Staatsangehörigkeit die mit Abstand größte Gruppe<br />

(r<strong>und</strong> 41%), gefolgt von Auszubildenden mit der Staatsangehörigkeit eines<br />

der Nachfolgestaaten des früheren Jugoslawiens (12%) <strong>und</strong> jenen mit italienischer<br />

Staatsangehörigkeit (11%). Der Anteil der weiteren Nationalitäten<br />

lag unter 5%.<br />

In den letzten zehn Jahren (vgl. Abbildung 35) ist bis 2006 ein deutlicher<br />

Rückgang der Zahl ausländischer Auszubildender festzustellen (-34,9%), ab<br />

dem Jahr 2006 setzte eine Erholung ein (2009 im Vergleich zu 2006:<br />

+15,3%). 48 Er nähert sich in den letzten drei Jahren wieder der 5%-Marke.<br />

Abbildung 35: Zahl der ausländischen Auszubildenden <strong>und</strong> Ausländeranteil<br />

an allen Auszubildenden, Deutschland, 1999–2009<br />

Zahl der ausländischen Auszubildenden<br />

120000<br />

100000<br />

80000<br />

60000<br />

40000<br />

20000<br />

0<br />

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Ausländeranteil Ausländische Auszubildende Ausl. Frauen Ausl. Männer<br />

Absolutwerte aus Datenschutzgründen jeweils auf ein Vielfaches von 3 ger<strong>und</strong>et; der Insgesamtwert<br />

kann deshalb von der Summe der Einzelwerte abweichen; eigene Darstellung<br />

Quelle: „Datensystem Auszubildende“ des B<strong>und</strong>esinstituts für Berufsbildung auf Basis der Daten der<br />

→Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Länder (Erhebung zum 31.12.)<br />

48 Diese Absolutzahlen sind zum einen abhängig von demografischen Entwicklungen (Zahl der<br />

Schulabgänger/innen), zum anderen aber auch von Wirtschafts- <strong>und</strong> Beschäftigungsentwicklungen<br />

<strong>und</strong> daher für sich genommen wenig aussagekräftig. Einen adäquaten Indikator für die<br />

Ausbildungsbeteiligung ausländischer Jugendlicher <strong>und</strong> deren zeitliche Entwicklung bilden<br />

Daten, bei denen der Ausländeranteil im dualen System in Bezug zum Ausländeranteil in der<br />

Wohnbevölkerung gesetzt wird (vgl. B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung 2010a, S. 124;<br />

Uhly/Granato 2006, S. 52), wie dies bei der →„Ausbildungsbeteiligungsquote“ der Fall ist, auf<br />

die weiter unten eingegangen wird (vgl. Abschnitt 2.3.3.2).<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Ausländeranteil an allen Auszubildenden<br />

71


In Relation zur Gesamtanzahl aller Auszubildenden ist der Ausländeranteil<br />

2009 deutlich geringer, als angesichts eines fast 10-prozentigen Ausländeranteils<br />

in der Bevölkerungsgruppe der 15- bis unter 20-Jährigen (Statistisches<br />

B<strong>und</strong>esamt 2010a) zu erwarten wäre. Die Zugangschance der ausländischen<br />

Jugendlichen zum dualen Berufsausbildungssystem fällt also weitaus<br />

geringer aus als für Jugendliche mit deutscher Staatsangehörigkeit. Diese<br />

Entwicklung wird damit verknüpft, dass die Entscheidung der Betriebe<br />

bei der Bewerberauswahl eher zugunsten von Jugendlichen mit als ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> fällt.<br />

a) B<strong>und</strong>esländer<br />

Im B<strong>und</strong>esländer-Vergleich gab es die höchsten Anteile an ausländischen<br />

Auszubildenden im Jahr 2009 in Baden-Württemberg, Hessen <strong>und</strong> Hamburg.<br />

Deutlich unter dem B<strong>und</strong>esdurchschnitt lagen die ostdeutschen B<strong>und</strong>esländer,<br />

in denen ausländische Jugendliche nur einen sehr geringen Anteil<br />

an der Wohnbevölkerung ausmachen. Auch die Quoten für Schleswig-<br />

Holstein <strong>und</strong> Niedersachsen lagen mehr als einen Prozentpunkt unter dem<br />

B<strong>und</strong>esdurchschnitt (vgl. Abbildung 36).<br />

Bei den Frauen war der Anteil ausländischer Auszubildender durchweg<br />

höher als bei den Männern, wobei die Differenz in Bremen, Hessen <strong>und</strong><br />

Baden-Württemberg am stärksten ausgeprägt war.<br />

Abbildung 36: Anteile ausländischer Auszubildender an allen Auszubildenden<br />

der verschiedenen B<strong>und</strong>esländer nach Geschlecht,<br />

2009 (in %)<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt, Berufsbildungsstatistik 2009; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

72<br />

Anteil ausländischer Auszubildender<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Gesamt Männer Frauen


) Zuständigkeitsbereiche<br />

Unter den verschiedenen →Zuständigkeitsbereichen liegt der Ausländeranteil<br />

über die letzten zehn Jahre hinweg bei den Freien Berufen am höchsten<br />

(vgl. Uhly/Granato 2006, S. 53). Mit Schwankungen zwischen 7,1 <strong>und</strong> 8,5%<br />

liegt dieser Anteil dennoch unter dem der Ausländer/innen an der Wohnbevölkerung.<br />

Wie bei den Freien Berufen fällt der Ausländeranteil auch bei<br />

den handwerklichen Ausbildungsberufen im Zeitverlauf etwas höher als in<br />

den anderen Zuständigkeitsbereichen aus. Deutlich unter dem Durchschnitt<br />

liegt hingegen der Ausländeranteil in der Landwirtschaft <strong>und</strong> im öffentlichen<br />

Dienst (vgl. Abbildung 37).<br />

Gegenüber 1999 erhöhte sich im Jahr 2009 der Ausländeranteil in den<br />

Zuständigkeitsbereichen Freie Berufe <strong>und</strong> Hauswirtschaft, in allen anderen<br />

Zuständigkeitsbereichen ging er zurück. Im Vergleich zu 2008 ist 2009 jedoch<br />

in allen Bereichen ein Anstieg des Ausländeranteils zu beobachten.<br />

Abbildung 37: Ausländeranteil an allen Auszubildenden nach Zuständigkeitsbereichen<br />

1 , 1999–2000 (in %)<br />

Ausländeranteil (%)<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Insgesamt Industrie <strong>und</strong> Handel Handwerk Landwirtschaft<br />

Öffentlicher Dienst Freie Berufe Hauswirtschaft<br />

1 Zuordnung nach Zuständigkeit für die jeweiligen →Ausbildungsberufe; seit 2008 nimmt der Zuständigkeitsbereich<br />

Seeschifffahrt an der Berufsbildungsstatistik nicht mehr teil<br />

Absolutwerte aus Datenschutzgründen jeweils auf ein Vielfaches von 3 ger<strong>und</strong>et; der Insgesamtwert<br />

kann deshalb von der Summe der Einzelwerte abweichen; eigene Darstellung<br />

Quelle: „Datenbank Auszubildende“ des B<strong>und</strong>esinstituts für Berufsbildung auf Basis der Daten der<br />

Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Länder (Erhebung zum 31.12.)<br />

Der größte Anteil Auszubildender findet sich in Industrie <strong>und</strong> Handel<br />

(B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung 2010a) (vgl. Abbildung 38). Während sich<br />

hier bei den deutschen Auszubildenden keine Geschlechtsunterschiede ergeben,<br />

waren bei den ausländischen Auszubildenden Frauen seltener als<br />

Männer vertreten. In dem für männliche Auszubildende zweitwichtigsten<br />

Bereich, im Handwerk, gab es mehr ausländische Männer als deutsche.<br />

Männliche Auszubildende waren also fast ausschließlich in den Bereichen<br />

Industrie <strong>und</strong> Handel sowie Handwerk anzutreffen (Ausländer: 98%; Deutsche:<br />

94%) (vgl. auch Siegert 2009, S. 33f.).<br />

73


Abbildung 38: Deutsche <strong>und</strong> ausländische Auszubildende nach Zuständigkeitsbereichen,<br />

2009 (in %)<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt, Berufsbildungsstatistik 2009; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

c) Berufsgruppen<br />

Der Ausländeranteil in den verschiedenen Berufsgruppen (vgl. Abbildung<br />

39) lag durchgängig unterhalb des Ausländeranteils in der Bevölkerungsgruppe<br />

der 15- bis unter 20-Jährigen (knapp 10%, vgl. Statistisches B<strong>und</strong>esamt<br />

2010a). An allen Auszubildenden betrug er 2009 knapp 5%. Bei den<br />

Technikberufen lag er deutlich darunter. Wesentlich höher fallen die Ausländeranteile<br />

hingegen bei den lediglich zweijährigen (theoriegeminderten)<br />

Berufen (knapp 9%), den primären Dienstleistungsberufen sowie den Berufen<br />

für Menschen mit Behinderung aus. In diesen Berufen zeigten sich auch<br />

zwischen 2006 <strong>und</strong> 2009 die höchsten Anstiege des Ausländeranteils.<br />

Abbildung 39: Ausländeranteil nach Berufsgruppen, 2006 <strong>und</strong> 2009 (in %<br />

aller Auszubildenden)<br />

Zweijährige Ausbildungsberufe **<br />

6,7<br />

8,9<br />

Primäre DL-Berufe<br />

5,1<br />

6,6<br />

Berufe für Menschen mit Behinderung<br />

4,8<br />

6,4<br />

DL-Berufe insgesamt<br />

5,1<br />

6,1<br />

Sek<strong>und</strong>äre DL-Berufe<br />

4,8<br />

4,5<br />

Insgesamt<br />

4,8<br />

4,2<br />

Neue Ausbildungsberufe*<br />

3,2<br />

4,4<br />

Produktionsberufe<br />

3,4<br />

4,3<br />

Technikberufe<br />

*seit 1996 neu geschaffene Berufe<br />

3,7<br />

3,1<br />

2009 2006<br />

** ohne Berufe nach einer Ausbildungsregelung der zuständigen Stellen für Menschen mit Behinderung<br />

nach § 66 BBiG bzw. § 42m HwO<br />

DL = Dienstleistung<br />

Quelle: BIBB 2011: Datenreport zum Berufsbildungsbericht, S. 153; eigene Darstellung<br />

74<br />

Deutsche Männer<br />

Deutsche Frauen<br />

Deutsche insgesamt<br />

Ausl. Männer<br />

Ausl. Frauen<br />

Ausländer insgesamt<br />

Männer insgesamt<br />

Frauen insgesamt<br />

Auszubildende<br />

insgesamt<br />

57,9<br />

58,5<br />

58,2<br />

56,8<br />

45,7<br />

51,9<br />

57,9<br />

57,8<br />

57,8<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Industrie <strong>und</strong> Handel Handwerk Freie Berufe Landwirtschaft Öffentlicher Dienst Hauswirtschaft<br />

22,8<br />

17,2<br />

33,1<br />

17,5<br />

28,8<br />

29,0<br />

36,4<br />

41,4<br />

36,7<br />

17,1<br />

7,2<br />

17,7<br />

7,4<br />

0,6<br />

28,8<br />

13,1<br />

0,6<br />

0,6


d) Ausbildungsberufe<br />

Ausländische Auszubildende konzentrierten sich im Jahr 2009 auf einige<br />

wenige Berufe (vgl. Die Beauftrage der B<strong>und</strong>esregierung 2010, S. 125; Siegert<br />

2009, S. 34ff.): R<strong>und</strong> 45% der ausländischen Jugendlichen absolvierten<br />

ihre Ausbildung in einem der zehn am stärksten besetzten →Ausbildungsberufe,<br />

während dies lediglich auf 32% der deutschen Auszubildenden zutraf.<br />

Von den ausländischen Auszubildenden wurden die meisten im Friseurberuf<br />

(ca. 7%) <strong>und</strong> zum Kaufmann/zur Kauffrau im Einzelhandel ausgebildet,<br />

gefolgt von der Ausbildung zum Verkäufer/zur Verkäuferin (vgl. Abbildung<br />

A-2.5). Die meisten deutschen Auszubildenden befanden sich in<br />

einer Ausbildung zum Kaufmann/zur Kauffrau (5%), gefolgt von einer<br />

Ausbildung zum/zur Kraftfahrzeugmechatroniker/in <strong>und</strong> zum/zur Bürokaufmann/frau.<br />

Eine Ausbildung im Friseurberuf ergriffen nur ca. 2% (vgl.<br />

Abbildung A-2.6). In einigen der am stärksten besetzten Ausbildungsberufe<br />

befanden sich (fast) nur Frauen (z.B. medizinische/r Fachangestellte/r)<br />

bzw. nur Männer (z.B. Kraftfahrzeugmechatroniker/in). Die Konzentration<br />

in einigen wenigen Berufen war bei Frauen allerdings stärker ausgeprägt als<br />

bei Männern. Die fünf von ausländischen Frauen am häufigsten gewählten<br />

Berufe werden im Jahresgutachten 2010 des Sachverständigenrat deutscher<br />

Stiftungen als Berufe charakterisiert, die „zumindest teilweise (…) nur wenige<br />

Aufstiegsmöglichkeiten bieten“ (Sachverständigenrat deutscher Stiftungen<br />

2010, S. 163).<br />

Interpretiert werden solche Konzentrationen zum einen als Folge einer<br />

niedrigen schulischen Vorbildung, denn diese Berufe setzten „tendenziell<br />

eher geringe formale Qualifikationen“ voraus (Siegert 2009, S. 36). Zum<br />

anderen werden Verdrängungstendenzen vermutet, die ausländischen Jugendlichen<br />

nur in jenen Ausbildungsberufen eine Chance auf einen Ausbildungsplatz<br />

eröffnen, die von deutschen Jugendlichen wenig nachgefragt<br />

werden. Auch ein Mangel an Informationen über die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten<br />

wird als möglicher Gr<strong>und</strong> genannt.<br />

2.3.3.2 Ausbildungsbeteiligungsquoten<br />

a) Bisherige Berechnungsweise<br />

Die →Ausbildungsbeteiligungsquote für ausländische Jugendliche, die vom<br />

B<strong>und</strong>esinstituts für Berufsbildung (BIBB) anhand der →Berufsbildungsstatistik<br />

berechnet wird, setzt in ihrer herkömmlichen Berechnungsweise die<br />

Anzahl der ausländischen Auszubildenden (Bestandszahlen über alle Ausbildungsjahre<br />

hinweg) in Bezug zur Bevölkerung im ausbildungsrelevanten<br />

Alter (vgl. Uhly/Gericke 2010). Sie gibt damit Auskunft darüber, inwieweit<br />

die Jugendlichen in das →duale System der Berufsausbildung integriert sind<br />

75


(vgl. Uhly 2006). 49<br />

Sowohl in der Gruppe der deutschen als auch der ausländischen Jugendlichen<br />

liegt die Ausbildungsbeteiligungsquote für männliche Jugendliche<br />

durchweg höher als die der weiblichen Jugendlichen (vgl. Abbildung 40).<br />

Dieser Geschlechtsunterschied fällt für die deutschen Jugendlichen deutlicher<br />

<strong>und</strong> über die Jahre hinweg nahezu konstant aus (ca. 20 Prozentpunkte).<br />

50 Bei den ausländischen Jugendlichen hingegen nehmen die Unterschiede<br />

zwischen den Geschlechtern im Zeitverlauf infolge einer zurückgehenden<br />

Ausbildungsbeteiligungsquote unter männlichen Jugendlichen ab <strong>und</strong><br />

pendeln sich in den letzten Jahren auf einen konstanten Abstand von etwa 5<br />

Prozentpunkten ein.<br />

Des Weiteren ergeben sich gravierende Unterschiede nach Staatsangehörigkeit:<br />

Die Ausbildungsbeteiligungsquote der ausländischen Jugendlichen<br />

beträgt weniger als die Hälfte derjenigen der deutschen Jugendlichen (vgl.<br />

Uhly u.a. 2010, Schaubild 3.4 <strong>und</strong> 3.5). So waren im Jahr 2008 etwa 69% der<br />

männlichen <strong>und</strong> 47% der weiblichen deutschen Jugendlichen in das duale<br />

Ausbildungssystem integriert. Dagegen traf dies nur auf 28% der männlichen<br />

<strong>und</strong> 23% der weiblichen jungen Ausländer/innen zu.<br />

Im Zeitverlauf haben die Ausbildungsbeteiligungsquoten für alle Gruppen<br />

nach einem Tiefpunkt im Jahr 2006 wieder etwas zugenommen. Dabei<br />

fallen die Zuwächse der letzten zwei Jahre für ausländische Jugendliche –<br />

bei sehr niedrigen Ausgangswerten – etwas größer aus als für deutsche Jugendliche.<br />

Ob sich hier ein positiver Trend abzeichnet, bleibt abzuwarten.<br />

Abbildung 40: Ausbildungsbeteiligungsquoten (Berechnungsweise 2)<br />

nach Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> Geschlecht, 1993–2008 (in %)<br />

Hinweise: Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes <strong>und</strong> Datenbank Aus- <strong>und</strong><br />

Weiterbildungsstatistik des B<strong>und</strong>esinstituts für Berufsbildung auf Basis der Daten der Berufsbildungsstatistik<br />

der statistischen Ämter des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Länder (Erhebung zum 31.12.); Berechnungen des<br />

BIBB<br />

Quelle: Uhly/Gericke 2010, S. 5; eigene Darstellung<br />

49 Seit 2006 wird für die Bestimmung der ausländischen Wohnbevölkerung anstelle des Ausländerzentralregisters<br />

die Bevölkerungsfortschreibung herangezogen <strong>und</strong> die Jahrgänge der 18bis<br />

unter 21-Jährigen anstelle der 15- bis 18-Jährigen berücksichtigt.<br />

50 Dies hängt auch damit zusammen, dass Frauen häufiger vollzeitschulische Berufsausbildungen<br />

absolvieren (vgl. BIBB 2010a, S. 183).<br />

76<br />

Ausbildungsbeteiligungsquote<br />

(%)<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

80,5<br />

68,7<br />

58,2<br />

46,9<br />

40,3<br />

24,6<br />

28,3<br />

23,2<br />

1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Deutsche Männer Deutsche Frauen Ausländer Ausländerinnen


) Neue Berechnungsweise<br />

Mit der Revision der Berufsbildungsstatistik 2007 können für eine Berechnung<br />

der Ausbildungsbeteiligungsquote für ausländische Jugendliche auch<br />

die Zahlen für →Neuabschlüsse verwendet <strong>und</strong> auf die entsprechende Alterskategorie<br />

in der Wohnbevölkerung bezogen werden (Uhly/Gericke 2010,<br />

S. 6). Dadurch wird die Quote gegenüber der früheren Berechnungsweise<br />

exakter <strong>und</strong> bildet Entwicklungen aktueller ab, jedoch wird die Zahl der<br />

Ausbildungsanfänger/innen etwas überschätzt (vgl. ebd.). 51<br />

Auch wenn die Quoten aus methodischen Gründen insgesamt höher ausfallen<br />

als bei der früheren Berechnungsweise, hat der zentrale Bef<strong>und</strong> jedoch<br />

weiterhin Bestand (vgl. Abbildung 41): Die Ausbildungsbeteiligungsquoten<br />

ausländischer Jugendlicher liegen seit 2007 deutlich unter denen der deutschen<br />

Vergleichsgruppe. Gegenüber 2008 ist 2009 für beide Gruppen eine<br />

Abnahme der Quote zu verzeichnen, die für deutsche Jugendliche allerdings<br />

stärker ausfällt (minus 3,9 Prozentpunkte) als für ausländische (minus 0,8<br />

Prozentpunkte). Ausschlaggebend für die geringeren Ausbildungsbeteiligungsquoten<br />

ist die Anzahl der Neuabschlüsse, die für die Deutschen um<br />

ca. 8% <strong>und</strong> für die Ausländer/innen um etwa 3% zurückging, während in<br />

beiden Gruppen die Wohnbevölkerung um 1% abnahm (B<strong>und</strong>esinstitut für<br />

Berufsbildung 2011, S. 149). Die stabilere Quote für ausländische Jugendliche<br />

könnte ein Hinweis darauf sein, „dass der zuletzt steigende Trend ihrer<br />

Ausbildungsbeteiligung sich bei weiterem Bewerberrückgang trotz dieser<br />

kurzfristigen Stagnation künftig noch fortsetzt“ (ebd.).<br />

Abbildung 41: Ausbildungsbeteiligungsquoten (Berechnungsweise 1)<br />

nach Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> Geschlecht, 2007–2009<br />

(in %)<br />

69<br />

68<br />

64<br />

Deutsche<br />

insgesamt<br />

79<br />

78<br />

Deutsche<br />

Männer<br />

73<br />

58<br />

58<br />

Deutsche<br />

Frauen<br />

56<br />

Quelle: Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2011, Vorbericht, S. 151; Bevölkerungsfortschreibung<br />

des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes <strong>und</strong> Datenbank Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsstatistik des B<strong>und</strong>esinstituts für<br />

Berufsbildung auf Basis der Daten der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong><br />

der Länder (Erhebung zum 31.12.); Berechnungen des BIBB; eigene Darstellung<br />

51 Der Anteil der Neuabschlüsse, die keine Ausbildungsanfänger/innen darstellen, liegt näherungsweise<br />

bei ca. 8% (vgl. Uhly/Gericke 2010, S. 9).<br />

30<br />

32<br />

31<br />

Ausländer/innen<br />

insgesamt<br />

2007 2008 2009<br />

34<br />

35<br />

34<br />

27<br />

29<br />

29<br />

Ausländer Ausländerinnen<br />

77


c) Ost-/Westdeutschland 52<br />

Die Ausbildungsbeteiligungsquoten der ausländischen Jugendlichen fielen<br />

in Westdeutschland 2007 <strong>und</strong> 2008 deutlich höher aus (2007: 32 %, 2008:<br />

34%) als in Ostdeutschland (2007: 13%, 2008: 14%). Der Vergleich dieser<br />

Daten mit der Ausbildungsbeteiligungsquote für alle Jugendlichen (Westdeutschland<br />

2007: ca. 65%; 2008: 65%; Ostdeutschland 2007/2008 etwa<br />

63%) zeigt, dass gerade einmal jede/r siebte ausländische Jugendliche/r in<br />

Ostdeutschland einen Ausbildungsvertrag im dualen System abschloss. Hier<br />

liegt also noch sehr viel stärker als in Westdeutschland ein eklatantes Ungleichgewicht<br />

in den Beteiligungschancen ausländischer Jugendlicher im dualen<br />

Ausbildungssystem vor.<br />

2.3.3.3 Vorzeitige Lösung von Ausbildungsverträgen<br />

Wird ein Ausbildungsverhältnis vor Ablauf der Ausbildungszeit gelöst, so<br />

spricht man von einer vorzeitigen →Vertragslösung. Die vorzeitigen Vertragslösungen<br />

werden in der →Berufsbildungsstatistik erhoben. Nach einer<br />

Studie des BIBB schließt jeder/r zweite Auszubildende nach einer vorzeitigen<br />

Vertragslösung erneut einen Ausbildungsvertrag ab, ein gutes Fünftel<br />

nimmt eine schulische Ausbildung auf, aber etwa 28% der Befragten brechen<br />

ihre Berufsausbildung endgültig ab, d.h. sie befinden sich weder in<br />

einer vollqualifizierenden Berufsausbildung noch planen sie eine solche<br />

(Schöngen 2003).<br />

Im Berichtsjahr 2009 wurden insgesamt 141.361 Ausbildungsverträge<br />

vorzeitig gelöst (56% von Männern; 44% von Frauen), 9.115 davon von<br />

ausländischen Auszubildenden (darunter 55% Männer <strong>und</strong> 45% Frauen).<br />

Bezogen auf die begonnenen Vertragslösungen ergab sich eine →Vertragslösungsquote<br />

53 von insgesamt r<strong>und</strong> 22%. Sie fiel für ausländische Auszubildende<br />

höher aus als für deutsche (vgl. B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung<br />

2011, S. 182ff.). Etwa jeder vierte Ausbildungsvertrag von ausländischen<br />

Auszubildenden wurde demnach vorzeitig gelöst. Dabei variierte die Lösungsquote<br />

erheblich zwischen den verschiedenen →Zuständigkeitsbereichen<br />

(vgl. Abbildung A-2.7): Für die Berufe des Handwerks ergab sich sowohl<br />

für ausländische als auch für deutsche Auszubildende die höchste<br />

durchschnittliche Lösungsquote. Eine extrem niedrige Quote wiesen die<br />

Berufe des Öffentlichen Dienstes auf. Lediglich bei den Berufen der Hauswirtschaft<br />

finden sich keine höheren Lösungsquoten für ausländische Auszubildende.<br />

Am größten waren die Abstände zwischen den Quoten auslän-<br />

52 Da in der Berufsbildungsstatistik der Wohnort der Auszubildenden nicht erhoben wird <strong>und</strong><br />

daher Pendlerbewegungen nicht berücksichtigt werden können, wird die Ausbildungsbeteiligungsquote<br />

nicht nach B<strong>und</strong>esländern differenziert, sondern für Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland je<br />

aggregiert berechnet (vgl. Uhly/Gericke 2010, S. 4; Uhly u.a. 2010, Schaubild 3.4).<br />

53 Berechnung vom B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung. Dabei kommt ein sog. Schichtenmodell<br />

zum Einsatz, in dem die Vertragslösungen des aktuellen Berichtsjahrs nach dem jeweiligen<br />

Jahr des Beginns des gelösten Ausbildungsvertrags differenziert werden (vgl. BIBB 2011, S.<br />

181ff.).<br />

78


discher <strong>und</strong> deutscher Betroffener in den Bereichen Landwirtschaft, Industrie<br />

<strong>und</strong> Handel sowie Handwerk.<br />

Bezüglich des Zeitpunkts der Vertragslösung bestehen kaum Unterschiede<br />

zwischen ausländischen <strong>und</strong> deutschen Betroffenen (vgl. Abbildung 42):<br />

Die Mehrheit der Verträge wurde 2009 innerhalb des ersten Ausbildungsjahres<br />

gelöst, etwas weniger als ein Drittel bereits in der Probezeit <strong>und</strong><br />

knapp ein Viertel zwischen dem fünften <strong>und</strong> zwölften Monat. Etwa ein<br />

Drittel der Vertragslösungen erfolgte im zweiten Jahr <strong>und</strong> etwa 15% zu<br />

einem noch späteren Zeitpunkt. Im Vergleich der Gruppen zeigt sich, dass<br />

bei den ausländischen Auszubildenden ein geringfügig höherer Anteil der<br />

Vertragslösungen in das erste Jahr nach Beendigung der Probezeit fällt als<br />

bei den deutschen Auszubildenden.<br />

Abbildung 42: Vorzeitige Vertragslösungen nach Staatsangehörigkeit <strong>und</strong><br />

Zeitpunkt der Lösung, 2009 (in %)<br />

Ausländer<br />

Deutsche<br />

29<br />

30<br />

26<br />

23<br />

Probezeit 1. Jahr nach Probezeit Im 2. Ausbildungsjahr Im 3. Ausbildungsjahr Im 4. Ausbildungsjahr<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt, Berufsbildungsstatistik 2009; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

Bezogen auf den Ausländeranteil an den bestehenden Ausbildungsverhältnissen<br />

lässt sich für alle B<strong>und</strong>esländer eine erhöhte Vertragsauflösungsrate<br />

bei ausländischen Auszubildenden feststellen (vgl. Abbildung 43). Gleichwohl<br />

variiert der Ausländeranteil an den vorzeitigen Vertragslösungen erheblich<br />

nach B<strong>und</strong>esländern. Dabei fällt auf, dass in Hamburg, Baden-<br />

Württemberg <strong>und</strong> Bayern der Ausländeranteil an den Vertragslösungen mit<br />

mehr als drei Prozentpunkten über dem jeweiligen Anteil an ausländischen<br />

Auszubildenden liegt.<br />

30<br />

31<br />

14<br />

14<br />

1<br />

1<br />

79


Abbildung 43: Ausländeranteil an bestehenden Ausbildungsverträgen <strong>und</strong><br />

vorzeitigen Vertragslösungen nach B<strong>und</strong>esländern, 2009<br />

(in %)<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt, Berufsbildungsstatistik 2009; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

2.3.3.4 Multivariate Betrachtungsweise<br />

Um differenziert zu klären, wodurch vorzeitige Vertragslösungen beeinflusst<br />

werden, sind multifaktorielle Analysen notwendig, die sowohl berufs-<br />

als auch personenbezogene <strong>und</strong> regionale Variablen berücksichtigen. Diese<br />

liegen bisher allerdings kaum vor. Erste Ergebnisse des BIBB zeigen anhand<br />

der Berufsbildungsstatistik, dass die Variable Staatsangehörigkeit auch<br />

in solch multivariaten Modellen Erklärungskraft besitzt, der Einfluss jedoch<br />

bei Einbezug weiterer Variablen wie Schulabschluss <strong>und</strong> Alter stark abnimmt<br />

(vgl. B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung 2011, S. 187).<br />

2.3.3.5 Ausbildungsergebnisse<br />

Im Berichtsjahr 2009 lag der Ausländeranteil an allen Prüfungsteilnahmen 54<br />

bei fast 5% (496.380 deutsche <strong>und</strong> 23.228 ausländische Prüflinge) (vgl. Tabelle<br />

3) <strong>und</strong> entsprach damit in etwa dem Ausländeranteil an allen Auszu-<br />

54 Die Prüfungsteilnahmen werden in der Berufsbildungsstatistik erfasst. Sie setzen sich zusammen<br />

aus Teilnahmen von Prüflingen, die im Berichtsjahr zum ersten Mal an der Abschlussprüfung<br />

teilnehmen, <strong>und</strong> aus Teilnahmen von Prüflingen, die an Wiederholungsprüfungen<br />

teilnehmen (BIBB 2011, S. 173).<br />

80<br />

Anteil ausländischer Auszubildender<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Gesamt Vertragslösungen


ildenden. Im Vergleich zum Vorjahr ist bei den ausländischen Prüfungsteilnahmen<br />

ein Anstieg um 7 Prozentpunkte zu verzeichnen, während die<br />

Zahl der deutschen Prüfungsfälle um lediglich 3 Prozentpunkte anwuchs.<br />

Im Jahr 2009 wurden 83% der von ausländischen Auszubildenden angetretenen<br />

→Prüfungen bestanden, d.h. die große Mehrheit der Prüfungsteilnehmer/innen<br />

erwarb einen qualifizierten Berufsabschluss. Die Erfolgsquote<br />

fiel damit allerdings deutlich geringer aus als die der deutschen Prüfungsteilnehmer/innen<br />

(r<strong>und</strong> 91%) – sowohl bei den Männern als auch bei den<br />

Frauen. Unabhängig von der Staatsangehörigkeit waren die Erfolgsquoten<br />

der Frauen etwas höher als die der Männer (vgl. Tabelle 3).<br />

Tabelle 3: Teilnahmen an Abschlussprüfungen in der beruflichen<br />

Ausbildung <strong>und</strong> Prüfungserfolg nach Staatsangehörigkeit<br />

<strong>und</strong> Geschlecht, 2009<br />

Prüfungsteilnahmen Darunter bestandene Prüfungen<br />

Insgesamt Männer Frauen Insgesamt In % Männer In % Frauen In %<br />

Ausländer/innen 23.228 12.521 10.707 19.290 83,0 10.188 81,4 9.102 85,0<br />

Deutsche 496.380 291.655 204.725 449.561 90,6 260.399 89,3 189.162 92,4<br />

Alle 519.608 304.176 215.432 468.851 90,2 270.587 89,0 198.264 92,0<br />

Berechnet werden Erfolgsquoten, d.h. der Anteil bestandener Prüfungen an allen durchgeführten Prüfungen<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt, Prüfungsstatistik 2009; eigene Darstellung<br />

a) B<strong>und</strong>esländer<br />

Zwischen den einzelnen B<strong>und</strong>esländern schwankten die Erfolgsquoten erheblich<br />

(vgl. Abbildung 44). So lagen sie für ausländische Prüfungsteilnehmer/innen<br />

in Baden-Württemberg, Thüringen, Brandenburg <strong>und</strong> Schleswig-<br />

Holstein deutlich über dem B<strong>und</strong>esdurchschnitt, in Sachsen, Berlin, dem<br />

Saarland, Sachsen-Anhalt <strong>und</strong> Hessen deutlich unter dem B<strong>und</strong>esdurchschnitt.<br />

Höhere oder gleich hohe Erfolgsquoten erzielten ausländische Prüfungsteilnehmer/innen<br />

im Vergleich zu deutschen in Brandenburg, Thüringen<br />

sowie Mecklenburg-Vorpommern.<br />

81


Abbildung 44: Erfolgsquoten 1 nach Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esland,<br />

2009 (in %)<br />

1 Anteil bestandener Prüfungen an allen durchgeführten Prüfungen; ohne Externenprüfungen<br />

Quelle: Berufsbildungsstatistik 2009; eigene Darstellung<br />

b) Zuständigkeitsbereiche<br />

Am geringsten waren die Erfolgsquoten weiblicher <strong>und</strong> männlicher sowie<br />

ausländischer <strong>und</strong> deutscher Prüflinge im Bereich Landwirtschaft, wobei die<br />

ausländischen Prüfungsteilnehmer/innen deutlich weniger erfolgreich als<br />

die deutschen waren (vgl. Abbildung 45). Mit Ausnahme des Bereichs Hauswirtschaft,<br />

in dem ausländische Frauen die höchsten Erfolge aufwiesen, <strong>und</strong><br />

dem Bereich Öffentlicher Dienst, in dem sie ebenso erfolgreich wie deutsche<br />

Frauen waren, lagen die Erfolgsquoten der ausländischen Prüfungsteilnehmer/innen<br />

unter denen der deutschen. Bei den deutschen Absolventinnen/Absolventen<br />

hatten durchgängig die Frauen höhere Erfolgsquoten<br />

als ihre männlichen Kollegen. Die ausländischen Frauen waren ebenfalls in<br />

den meisten Bereichen – mit Ausnahme der Freien Berufe <strong>und</strong> in der<br />

Landwirtschaft – erfolgreicher als die ausländischen Männer.<br />

82<br />

Baden-Württemberg<br />

Thüringen<br />

Brandenburg<br />

Schleswig-Holstein<br />

Niedersachsen<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Deutschland<br />

Hamburg<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Bayern<br />

Bremen<br />

Hessen<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Saarland<br />

Berlin<br />

Sachsen<br />

Ausländer/innen Deutsche Zusammen<br />

70<br />

69<br />

90<br />

89<br />

88<br />

88<br />

86<br />

82<br />

82<br />

95<br />

95<br />

86<br />

91<br />

91<br />

84<br />

84<br />

84<br />

84<br />

92<br />

92<br />

83<br />

91<br />

90<br />

82<br />

93<br />

92<br />

82<br />

91<br />

91<br />

81<br />

90<br />

89<br />

81<br />

93<br />

92<br />

81<br />

92<br />

91<br />

79<br />

91<br />

90<br />

76<br />

85<br />

85<br />

76<br />

85<br />

85<br />

86<br />

86<br />

85<br />

85


Erfolgsquote<br />

Abbildung 45: Erfolgsquoten nach Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esland,<br />

2009 (in %)<br />

87<br />

83<br />

68<br />

67<br />

90<br />

86<br />

83<br />

78<br />

92 92<br />

83 85<br />

Landwirtschaft Handwerk Industrie <strong>und</strong><br />

Handel *<br />

93<br />

95<br />

89<br />

87<br />

95<br />

88 89<br />

86<br />

*Einschließlich Banken, Versicherungen, Gast- <strong>und</strong> Verkehrsgewerbe<br />

**Ohne Ausbildungsverträge, die nach dem Berufsbildungsgesetz bei anderen zuständigen Stellen<br />

(Kammern) außerhalb dieses Ausbildungsbereichs registriert werden.<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt, Berufsbildungsstatistik 2009; eigene Darstellung<br />

2.3.3.6 Berufsqualifizierende Abschlüsse nach dem Mikrozensus<br />

96 96<br />

92<br />

91<br />

Freie Berufe** Hauswirtschaft Öffentlicher<br />

Dienst**<br />

Deutsche Männer Deutsche Frauen Ausländer Männer Ausländer Frauen<br />

Daten des →Mikrozensus liefern altersdifferenziert Informationen zu den<br />

berufsqualifizierenden Abschlüssen der Bevölkerung mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Sie erlauben jedoch keinen Aufschluss darüber, ob die Zugewanderten<br />

ihre Abschlüsse in Deutschland oder in den Herkunftsländern erworben<br />

haben. Aussagen zu den Chancen von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

in Deutschland berufsqualifizierende Abschlüsse zu erlangen, sind<br />

deswegen einzig für die Gruppe der Jugendlichen der zweiten Migrantengeneration<br />

(ohne eigene Migrationserfahrungen/Geburtsland Deutschland)<br />

möglich.<br />

Nach dem Mikrozensus 2009 verfügen 25- bis unter 35-Jährige mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

bezogen auf ihren Bevölkerungsanteil deutlich seltener<br />

über berufliche Bildungsabschlüsse als die gleichaltrige Gruppe ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

(62% zu 85%), wobei hier sämtliche Abschlüsse gemeint<br />

83


sind, nicht nur berufsqualifizierende Abschlüsse. 55 Der Abstand zu jenen<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> verringert sich, wenn ausschließlich die zweite<br />

Generation betrachtet wird, in der gut zwei Drittel einen beruflichen Bildungsabschluss<br />

haben (vgl. Abbildung A-2.8).<br />

Keinen Abschluss hat fast ein Drittel der 25- bis 35-Jährigen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

wobei dies in der ersten Migrantengeneration (33%) häufiger<br />

vorkommt als in der zweiten (22%). Doch auch hier ist der Anteil derjenigen<br />

ohne Abschluss noch mehr als doppelt so hoch wie bei den Gleichaltrigen<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> (9%) (vgl. Abbildung A-2.8).<br />

In der ersten Generation der jungen Erwachsenen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

haben Ausländer/innen häufiger als Deutsche (Eingebürgerte,<br />

Spätaussiedler/innen) keinen Abschluss (40% zu 17%). Über einen beruflichen<br />

Bildungsabschluss verfügen sie aber ebenso häufig wie diese (53% zu<br />

52%). Dieses Ergebnis – ausgeglichener Anteil beim Abschluss <strong>und</strong> große<br />

Diskrepanzen beim fehlenden Abschluss – kann dadurch erklärt werden,<br />

dass ein größerer Anteil der selbst zugewanderten Deutschen ohne Abschluss<br />

noch in Ausbildung ist, also weder bei der einen noch der anderen<br />

Gruppe berücksichtigt wurde.<br />

Als häufigsten beruflichen Bildungsabschluss nennen sowohl 25- bis unter<br />

35-Jährige mit als auch ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> eine „Lehre o.ä.“.<br />

Gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil verfügen die jungen Leute mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

jedoch deutlich seltener über diesen Abschluss (38%)<br />

als jene ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> (55%) (vgl. Abbildung 46). Auch in<br />

den selten angegebenen Kategorien „Berufsqualifizierender Abschluss“ <strong>und</strong><br />

„Meister/Techniker/Fachschule“ bleiben die Personen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

hinter jenen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> zurück, allerdings sind<br />

hier die Differenzen deutlich geringer. Wählt man als Bezugsgruppe nicht<br />

die gleichaltrige Wohnbevölkerung, sondern die Gruppe derjenigen mit<br />

einem beruflichen Abschluss, so verschwinden die Unterschiede zwischen<br />

den jungen Erwachsenen mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> bei den Abschlussarten<br />

fast gänzlich (vgl. Abbildung 46). 56<br />

55 Gefragt wird nach dem höchsten beruflichen Bildungsabschluss. Kategorisiert werden die<br />

Abschlüsse nach Anlern-/Berufspraktikum/Berufsvorbereitungsjahr, Lehre o.ä., berufsqualifizierendem<br />

Abschluss, Meister/Techniker/Fachschule, Fachhochschule <strong>und</strong> Universität.<br />

56 Die vor allem bei den 25- bis 35-Jährigen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> stark vertretene Gruppe<br />

ohne beruflichen Bildungsabschluss bleibt hier unberücksichtigt.<br />

84


Abbildung 46: Berufliche Bildungsabschlüsse 25- bis unter 35-Jähriger<br />

nach Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Art des Bildungsabschlusses,<br />

2009 (in % der altersentsprechenden Bevölkerung 1 <strong>und</strong><br />

der Personen gleichen Alters <strong>und</strong> Migrationsstatus mit beruflichem<br />

Bildungsabschluss)<br />

Universität<br />

Fachhochschule<br />

Meister/Techniker/<br />

Fachschule<br />

Berufsqualifizierender<br />

Abschluss<br />

Lehre o.ä.<br />

1<br />

2<br />

4<br />

3<br />

13<br />

12<br />

8<br />

7<br />

2<br />

2<br />

38<br />

55<br />

2 3<br />

Praktikum/BVJ<br />

1<br />

5<br />

7<br />

8<br />

9<br />

1 Ausschließlich Bevölkerung mit Angabe zu den beruflichen Abschlüssen<br />

Praktikum/BVJ = Anlern-/Berufspraktikum/Berufsvorbereitungsjahr<br />

15<br />

Mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Anteil Bevölkerung<br />

Mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Anteil Berufsabschlüsse<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010): Bevölkerung mit Migrationshintergr<strong>und</strong> – Ergebnisse des Mikrozensus<br />

– Fachserie 1, Reihe. 2.2, 2009, Tab. 9A; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

In der Gruppe der 25- bis unter 35-Jährigen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sind<br />

es vor allem die jungen Erwachsenen der zweiten Migrantengeneration, die<br />

eine Lehre o.ä. absolviert haben: Drei Viertel der gleichaltrigen Bevölkerung<br />

mit einem beruflichen Bildungsabschluss zählen hierzu (vgl. Abbildung A-<br />

2.9). Damit erhält dieser berufliche Bildungsabschluss – bezogen auf die<br />

Gruppe mit einem Abschluss – bei den in Deutschland Geborenen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

einen höheren Stellenwert als bei den Gleichaltrigen<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Eine Analyse von Einflussfaktoren auf die Chance von Jugendlichen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>, berufsqualifizierende Abschlüsse zu erwerben, erfolgt<br />

im Zweiten Integrationsindikatorenbericht für die Gruppe der 30- bis<br />

34-jährigen jungen Erwachsenen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, die in Deutschland<br />

geboren bzw. vor ihrem 18. Geburtstag nach Deutschland zugewandert<br />

sind. Von ihnen kann angenommen werden, dass sie ihre Berufsausbildung<br />

in Deutschland absolviert haben (Engels u.a. 2012). 57<br />

57 Analyse von Daten des Mikrozensus 2009 mittels logistischer Regression.<br />

21<br />

Ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Anteil Bevölkerung<br />

Ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Anteil Berufsabschlüsse<br />

62<br />

65<br />

85


Die Analyse bestätigt ihre geringeren Chancen gegenüber Jugendlichen<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. Selbst wenn beide Gruppen über den gleichen<br />

Familienstand <strong>und</strong> Schulabschluss verfügen, so weisen die jungen Menschen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> signifikant seltener eine abgeschlossene<br />

berufsqualifizierende Ausbildung auf. Dies gilt auch, wenn sie von Geburt<br />

an in Deutschland leben oder vor Schulantritt eingereist sind. Vor allem<br />

Einwanderer aus Drittstaaten 58 liegen deutlich hinter den anderen Gruppen<br />

(ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>, Einwanderer aus den Ländern der EU 27).<br />

Ein überraschender Effekt wird für die Gruppe der im Alter zwischen 12<br />

<strong>und</strong> 17 Jahren nach Deutschland zugewanderten jungen Frauen festgestellt.<br />

Sie „haben eine höhere Chance auf abgeschlossene berufsqualifizierende<br />

Ausbildung als vergleichbare Frauen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>“ (ebd., S.<br />

175). Erklärt wird dies damit, dass über die Hälfte Aussiedlerinnen sind,<br />

„deren schulische <strong>und</strong> berufliche Eingliederung besonders gefördert wurde“<br />

(ebd.). Die geringen Chancen der jungen Männer dieser Gruppe, lassen sich<br />

dadurch jedoch nicht erklären.<br />

Die höchste Erklärungskraft für einen Ausbildungsabschluss der jungen<br />

Leute mit Migrationshintergr<strong>und</strong> erhält den Analysen entsprechend der<br />

Schulabschluss. Allerdings lassen mangelnde Informationen des Mikrozensus<br />

zum Bildungsstand, Erwerbsstatus <strong>und</strong> Einkommen der Eltern keinen<br />

Einbezug dieser Faktoren in die Analyse zu. Da der frühere Bildungsverlauf<br />

junger Menschen jedoch nachweislich vom Elternhaus abhängig ist, wird<br />

vermutet, „dass ein erheblicher Teil der migrationsbezogenen Differenzen<br />

in den Bildungsabschlüssen junger Erwachsener auf ihre soziale Herkunft<br />

<strong>und</strong> ihren dadurch ungleichen Start in das Berufsleben zurückgeführt werden<br />

kann“ (ebd., S. 176).<br />

2.4 Ausblick<br />

2.4.1 Zusammenfassung der Bef<strong>und</strong>e<br />

1. Im sogenannten Übergangssystem sind ausländische Jugendliche gemessen<br />

an ihrem Bevölkerungsteil überdurchschnittlich vertreten.<br />

Ausländische Jugendliche sind besonders von Belastungen <strong>und</strong> Unsicherheiten<br />

betroffen, die sich durch quantitative Passungsprobleme zwischen<br />

Bildungsangebot <strong>und</strong> -nachfrage ergeben (vgl. Ulrich 2008, S. 1). Sie münden<br />

nach der Schule überdurchschnittlich häufig nicht direkt in eine vollqualifizierende<br />

berufliche Erstausbildung, sondern müssen verschiedene<br />

„Zwischenschritte“ (Beicht/Granato 2009, S. 8) durchlaufen.<br />

58 Der Begriff „Drittstaatangehörige“ dient der Abgrenzung zum Begriff EU-Ausländer. Staatsbürger<br />

eines Drittstaates sind weder EU-, EWR-Bürger noch Schweizer.<br />

86


2. Die Chancen sowohl für ausländische Jugendliche als auch für den erweiterten<br />

Kreis der Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, in eine<br />

vollqualifizierende Ausbildung einzumünden, sind deutlich geringer als<br />

bei deutschen Jugendlichen bzw. der Vergleichsgruppe ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Türkische Jugendliche scheinen zwar bereits zum Ende ihrer Schulzeit gefasste<br />

Ausbildungs-Absichten besser als andere Migrantengruppen zu realisieren.<br />

Andererseits gibt es Hinweise, dass sich mit dem Verbleib im Übergangssystem<br />

ihre Aussichten auf einen Ausbildungsplatz stärker verringern<br />

als die von Aussiedlerinnen/Aussiedlern <strong>und</strong> von Jugendlichen mit einem<br />

anderen Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

3. Ein Migrationshintergr<strong>und</strong> bzw. eine ausländische Staatsangehörigkeit<br />

mindert die Chancen auf einen Ausbildungsplatz.<br />

Die Chancen der Jugendlichen, in eine vollqualifizierende Ausbildung einzumünden,<br />

werden beeinflusst durch Schulabschlüsse <strong>und</strong> Zeugnisnoten, Sozialstatus<br />

sowie soziale Eingeb<strong>und</strong>enheit. Doch noch nach deren Kontrolle <strong>und</strong><br />

unter Berücksichtigung weiterer Faktoren, wie z.B. Zeitpunkt des Schulabschlusses,<br />

kann ein benachteiligender Effekt des Migrationshintergr<strong>und</strong>es bzw.<br />

der ausländischen Staatsangehörigkeit identifiziert werden.<br />

4. Ausländische Auszubildende sind in der dualen Berufsausbildung unterrepräsentiert.<br />

Der Anteil ausländischer Auszubildender in der dualen Berufsausbildung<br />

liegt nicht nur deutlich unter ihrem Bevölkerungsanteil an den 15- bis 20-<br />

Jährigen, ihre Ausbildungsbeteiligungsquote ist auch sehr viel geringer als<br />

die der Deutschen. Zudem wird sichtbar, dass sich Ausländer/innen – junge<br />

Frauen noch stärker als junge Männer – auf einige wenige Berufsgruppen<br />

konzentrieren, während deutsche Auszubildende in einem breiteren Spektrum<br />

vertreten sind.<br />

5. Im zeitlichen Verlauf zeichnet sich in den letzten Jahren ein Zuwachs<br />

der Ausbildungsbeteiligungsquoten von Ausländerinnen/Ausländern ab.<br />

Zwischen 1999 <strong>und</strong> 2006 sanken die Ausbildungsbeteiligungsquoten sowohl<br />

bei den Ausländerinnen/Ausländern als auch bei den Deutschen. In den<br />

letzten Jahren zeichnet sich jedoch wieder ein, wenn auch geringer, Zuwachs<br />

ab, wobei dieser bei den ausländischen Jugendlichen über dem der<br />

deutschen liegt. Das frühere hohe Niveau wurde jedoch bei beiden Gruppen<br />

noch nicht wieder erreicht.<br />

87


6. Vorzeitige Vertragslösungen sind bei ausländischen Auszubildenden<br />

häufiger als bei deutschen.<br />

Etwa jeder vierte ausländische <strong>und</strong> etwa jeder fünfte deutsche Auszubildende<br />

löst sein Ausbildungsverhältnis vorzeitig. Auch wenn Vertragslösungen<br />

häufig einen „Neuanfang“ bedeuten, so gehen sie doch auch immer mit<br />

einem „Ressourcenverlust“ (B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung 2011, S. 179)<br />

einher – sowohl auf Seiten der Betriebe als auch auf Seiten der Auszubildenden<br />

(B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung 2009a, S. 7). Für<br />

junge Menschen bedeutet eine Vertragslösung oftmals „Zeitverlust, persönliches<br />

Scheitern sowie Demotivation <strong>und</strong> birgt die Gefahr des endgültigen<br />

Ausstiegs aus der Ausbildung <strong>und</strong>/oder dem Erwerbsleben“ (ebd.).<br />

7. In den Prüfungen am Ende der Ausbildungszeit sind ausländische Auszubildende<br />

deutlich weniger erfolgreich als deutsche Auszubildende.<br />

Die Erfolgsquoten variieren allerdings zwischen den B<strong>und</strong>esländern <strong>und</strong><br />

Berufsfeldern erheblich, <strong>und</strong> junge ausländische sowie deutsche Frauen erreichen<br />

etwas höhere Erfolgsquoten als die männlichen Vergleichsgruppen.<br />

8. Junge Erwachsene der in Deutschland aufgewachsenen zweiten Migrantengeneration<br />

haben deutlich seltener als Gleichaltrige ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

aber häufiger als Angehörige der ersten Generation einen<br />

beruflichen Bildungsabschluss.<br />

Diese Ergebnisse beziehen sich auf die 25- bis unter 35-Jährigen <strong>und</strong> erlauben<br />

lediglich für die Angehörigen der zweiten Migrantengeneration Aussagen<br />

zu den Chancen, die das deutsche Bildungs- <strong>und</strong> Ausbildungssystem<br />

vermittelt. Die vorliegenden Resultate weisen auf die Benachteiligung dieser<br />

Gruppe gegenüber jungen Menschen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> hin.<br />

9. Auch wenn der Familienstand <strong>und</strong> der Schulabschluss gleich sind, haben<br />

junge Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> geringere Chancen, einen<br />

berufsqualifizierenden Abschluss zu erreichen, als Gleichaltrige ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Die geringsten Chancen gegenüber den jungen Erwachsenen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

haben junge Leute, die selbst oder deren Familien aus<br />

Drittländern zugewandert sind. Inwieweit die soziale Herkunft Erklärungskraft<br />

für migrationsspezifische Unterschiede im beruflichen Ausbildungsabschluss<br />

erhält, ist nicht geklärt. Analysen zum Einfluss derartiger Faktoren<br />

zur Einmündung in eine vollqualifizierende berufliche Ausbildung zeigen<br />

jedoch, dass auch dann, wenn hier die gleichen Bedingungen bestehen, Jugendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> nicht die gleichen „Startchancen“ haben,<br />

wie jene ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

88


2.4.2 Bewertung der Datenlage<br />

1. Die amtliche Statistik bietet kein differenziertes Bild zur Situation von<br />

Jugendlichen im Übergang zur Ausbildung <strong>und</strong> in der Ausbildung. Ergänzende<br />

repräsentative Erhebungen bieten zusätzliche Informationen<br />

<strong>und</strong> können Verlaufsprozesse differenziert nachzeichnen.<br />

Die amtliche Statistik liefert zentrale Daten zur beruflichen Ausbildung, erfasst<br />

aber lediglich das Merkmal Staatsangehörigkeit, folgt also dem „Ausländerkonzept“.<br />

Über die Situation von Personen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

die im Mittelpunkt von Integrationsdiskursen <strong>und</strong> -fördermaßnahmen<br />

stehen, sind auf dieser Gr<strong>und</strong>lage keine umfassenden Aussagen möglich.<br />

Empirische Untersuchungen, die den Migrationshintergr<strong>und</strong> differenziert<br />

erfassen, sind deswegen von großem Wert. Eine wichtige Datenquelle<br />

stellt hier das B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung (BIBB) dar, das mit einer<br />

Reihe von Studien die Situation von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

im Übergangs- <strong>und</strong> Ausbildungssystem beschreibt (vgl. u.a. Settelmeyer/Erbe<br />

2010; Granato/Ulrich 2009). Dazu zählen auch retrospektive Längsschnittstudien.<br />

Mit dem DJI-Übergangspanel wird eine Längsschnittstudie vorgelegt, die<br />

eine differenzierte Erfassung der Situation von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

im Übergangssystem ermöglicht <strong>und</strong> auch prospektive Daten<br />

enthält.<br />

Altersdifferenzierte Analysen zu Ausbildungsabschlüssen von Personen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> auf der Gr<strong>und</strong>lage des Mikrozensus lassen zunächst<br />

offen, ob die Abschlüsse in Deutschland oder im Herkunftsland<br />

erworben wurden. Sonderauswertungen des Mikrozensus erlauben jedoch<br />

die Differenzierung der Gruppe der jungen Erwachsenen nach dem Geburtsland<br />

<strong>und</strong> der Aufenthaltsdauer. Dadurch kann die Gruppe der jungen<br />

Erwachsenen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> identifiziert werden, die in Deutschland<br />

eine Ausbildung absolviert hat. Die Daten des Mikrozensus ermöglichen<br />

darüber hinaus weitergehende Analysen zur Erklärung der geringeren<br />

Chancen von jungen Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> auf einen Ausbildungsabschluss.<br />

2. Bef<strong>und</strong>e repräsentativer Erhebungen zum Status von Jugendlichen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> sind oft nicht vergleichbar oder ausreichend differenziert<br />

(publiziert).<br />

In den unterschiedlichen empirischen Untersuchungen stimmt die Definition<br />

von Migrationshintergr<strong>und</strong> oftmals nicht miteinander überein, was die<br />

Vergleichbarkeit der Daten erschwert – dies gilt teilweise auch für die Forschung<br />

im BIBB. Zudem wird in Veröffentlichungen das Merkmal „mit“<br />

oder „ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>“ – wesentlich aufgr<strong>und</strong> geringer Fallzahlen<br />

– oft nicht weiter differenziert, so dass Aussagen zum Migrationsstatus<br />

oder zur nationalen Herkunft nur teilweise möglich sind.<br />

89


2.4.3 Forschungsbedarf<br />

1. Differenzierte Erfassung der Gruppe der Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Dieser Forschungsbedarf ergibt sich insbesondere angesichts der in repräsentativen<br />

Erhebungen <strong>und</strong> Ergebnissen nach dem Ausländerkonzept festgestellten<br />

Benachteiligungen. Erst vor diesem Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> zusätzlich<br />

ergänzt um Differenzierungen nach Geschlecht, Herkunftsland <strong>und</strong> Migrationsstatus<br />

können pauschalisierende Rückschlüsse vermieden <strong>und</strong> effektive<br />

Fördermaßnahmen entwickelt werden, um die Chancen junger Frauen <strong>und</strong><br />

Männer mit Migrationshintergr<strong>und</strong> im Berufsbildungsbereich zu verbessern.<br />

2. Erforschung von Einflüssen auf die geringeren Chancen <strong>und</strong> die Unterrepräsentanz<br />

von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> im Bereich<br />

der Berufsausbildung, auf deren höhere Vertragslösungsquoten <strong>und</strong> geringeren<br />

Prüfungserfolge sowie auf B<strong>und</strong>eslandunterschiede in den<br />

Ausbildungschancen auf der Gr<strong>und</strong>lage umfangreicher Stichproben.<br />

Studien, die durch multivariate Analysen den Erklärungswert unterschiedlicher<br />

Variablen identifizieren können, sind Mangelware. Bislang vorliegende<br />

Bef<strong>und</strong>e eines solchen Vorgehens zeigen, dass Belastungen <strong>und</strong> Probleme<br />

nicht allein auf den Migrationshintergr<strong>und</strong> von Jugendlichen zurückgeführt<br />

werden können.<br />

Um bei einer hohen Reichweite zu tiefer gehenden Ergebnissen <strong>und</strong> Interpretationen<br />

zu kommen, sind umfangreiche Stichproben erforderlich.<br />

Die Überwindung von Schwierigkeiten bei der Gewinnung solcher Stichproben<br />

ist eine wichtige Aufgabe der Forschung.<br />

3. Vertiefende <strong>und</strong> detaillierte Erkenntnisse durch umfassende prospektive<br />

Verlaufsuntersuchungen.<br />

Auf Gr<strong>und</strong>lage entsprechender Ergebnisse kann dazu beigetragen werden,<br />

die Chancen von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> auf dem Ausbildungsmarkt<br />

zu verbessern. Die prospektive Anlage von Längsschnittuntersuchungen,<br />

die u.a. Daten zur Planung von Ausbildung, zu Einflüssen sozialer<br />

Netzwerke, sowie zu sozioökonomischen Bedingungen erfassen sollten, ermöglicht<br />

es, die Realisierung von Planungsprozessen, die Nutzung von individuellen,<br />

sozialen <strong>und</strong> institutionellen Ressourcen sowie die Bewältigung von<br />

Hürden bei einer Ausbildungsaufnahme zeitnah zu verfolgen.<br />

4. Erhebung von Daten zu schulischen Ausbildungsgängen, die nach Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

differenzieren.<br />

Derartige Daten sind insbesondere für geschlechterdifferenzierte Ergebnisse<br />

<strong>und</strong> die Erhellung der Ausbildungssituation von weiblichen Jugendlichen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> erforderlich, für die diese Form der Berufsausbildung<br />

eine relativ große Bedeutung hat.<br />

90


3 Studium (Mirjam Uchronski)<br />

Im folgenden Kapitel wird die Situation von jungen Frauen <strong>und</strong> Männern<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> an deutschen Hochschulen näher betrachtet.<br />

Der Erwerb eines Hochschulabschlusses ist in Deutschland noch immer<br />

„die wichtigste Voraussetzung für die Ausübung einer Profession“ (Leuze<br />

2010, S. 28) <strong>und</strong> mit „erhöhten Berufs- <strong>und</strong> Lebenschancen“ verb<strong>und</strong>en<br />

(Leichsenring u.a. 2010, S. 5). Ein Hochschulstudium stellt damit eine entscheidende<br />

Weiche für den weiteren Lebensverlauf dar. Neben dieser individuellen<br />

Komponente sind Hochschulen, als Orte der Wissensproduktion<br />

<strong>und</strong> Wissensdistribution (vgl. Konsortium Bildungsberichterstattung 2006,<br />

S. 101), von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung: Sie stellen qualifizierte<br />

Arbeitskräfte bereit <strong>und</strong> ihre Forschungsergebnisse bilden eine Basis für<br />

Innovationen (vgl. Statistisches B<strong>und</strong>esamt u.a. 2008, S. 59). Es verw<strong>und</strong>ert<br />

daher nicht, dass angesichts des demografischen Wandels <strong>und</strong> des damit<br />

einhergehenden absehbaren Fachkräftemangels bei einem gleichzeitig steigenden<br />

Bedarf an hochqualifizierten Arbeitskräften eine Erhöhung der<br />

Absolventenzahlen gefordert wird (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung<br />

2008, S. 117).<br />

Damit sind verstärkt auch junge Frauen <strong>und</strong> Männer mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

in der Hochschulbildung in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit<br />

gerückt (vgl. B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung 2006b,<br />

S. 39f.; The Boston Consulting Group 2009). Es kann davon ausgegangen<br />

werden, dass es sich bei diesen um eine stark selektierte Gruppe handelt, da<br />

eine Beteiligung an der Hochschulbildung nur jenem Teil der Bevölkerung<br />

offen steht, der die vorherigen Stufen des Bildungssystems bereits erfolgreich<br />

durchlaufen hat <strong>und</strong> somit die notwendigen Voraussetzungen für ein<br />

Hochschulstudium nachweisen kann.<br />

Am Anfang der folgenden Ausführungen steht eine knappe Zusammenfassung<br />

der wichtigsten Bef<strong>und</strong>e (Abschnitt 3.1), dem die tabellarische Darstellung<br />

der in diesem Kapitel verwendeten Datenquellen folgt (Abschnitt<br />

3.2). Die detaillierte Beschreibung der Bef<strong>und</strong>e ist Gegenstand von Abschnitt<br />

3.3. Den Abschluss bildet der Ausblick (Abschnitt 3.4) mit den Unterpunkten<br />

„Zusammenfassung der Bef<strong>und</strong>e“, „Bewertung der Datenlage“<br />

<strong>und</strong> „Forschungsbedarf“.<br />

91


3.1 Die wichtigsten Ergebnisse<br />

92<br />

1. Jede(r) fünfte ausländische Schulabgänger/in<br />

hat eine Hochschulzugangsberechtigung,<br />

während dies bei den deutschen jede(r) zweite ist.<br />

2. Bei gleicher schulischer Qualifikation nehmen<br />

mehr türkische Studienberechtigte ein Studium<br />

auf als Deutsche.<br />

3. Ausländer/innen, die ihre Hochschulzugangsberechtigung<br />

in Deutschland erworben haben<br />

(Bildungsinländer/innen), sind unter den<br />

Studierenden unterrepräsentiert.<br />

4. An deutschen Hochschulen wächst die Zahl<br />

der Bildungsinländer/innen <strong>und</strong> der ausländischen<br />

Absolventinnen/Absolventen. Ihr Anteil an allen<br />

Studierenden ändert sich jedoch nur geringfügig.<br />

5. Bei den Bildungsinländer/innen finden sich<br />

sowohl unter den Studierenden als auch unter<br />

den Absolventinnen/Absolventen immer mehr<br />

Frauen.<br />

6. Nach einer repräsentativen Studie haben<br />

nahezu drei Viertel der Studierenden mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> die deutsche Staatsangehörigkeit.


7. Von den Studierenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

haben über 40% der Eingebürgerten <strong>und</strong><br />

Bildungsinländer/innen einen niedrigen<br />

Sozialstatus.<br />

8. Studierende mit doppelter Staatsangehörigkeit<br />

<strong>und</strong> deutsche Studierende mit ausländischem<br />

Elternteil gehören – wie auch jene ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> -– zu über 60% einer hohen<br />

sozialen Schicht an.<br />

9. Von zehn Bildungsinländern/-inländerinnen<br />

brechen vier das Studium vor dem ersten<br />

Hochschulabschluss ab; Frauen seltener als<br />

Männer. Die Studienabbruchquote deutscher<br />

Studierender liegt bei 25%.<br />

10. Studierende mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

finanzieren sich häufiger über Erwerbstätigkeit<br />

<strong>und</strong> BAföG <strong>und</strong> verfügen so über etwas höhere<br />

monatliche Einnahmen als Studierende ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

11. Drei Viertel der ausländischen BAföG-Geförderten<br />

(Bildungsin- <strong>und</strong> -ausländer/innen)<br />

kommen aus Europa. Die mit Abstand größte<br />

Gruppe stammt aus der Türkei.<br />

12. Hochschulabsolventinnen <strong>und</strong> -absolventen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> gelingt die Berufseinmündung<br />

ähnlich erfolgreich wie denen ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

93


Studien<br />

Studentenstatistik.<br />

Fachserie 11,<br />

Reihe 4.1 der<br />

amtlichen Hochschulstatistik.<br />

(Statistisches<br />

B<strong>und</strong>esamt<br />

2010d)<br />

Prüfungsstatistik.<br />

Fachserie 11,<br />

Reihe 4.2 der<br />

amtlichen Hochschulstatistik.<br />

(Statistisches<br />

B<strong>und</strong>esamt<br />

2010c)<br />

AID:A – DJI-<br />

Survey<br />

(<strong>Deutsches</strong><br />

Jugendinstitut)<br />

Mikrozensus<br />

Repräsentativbefragung„AusgewählteMigrantengruppen<br />

in<br />

Deutschland<br />

2006/2007“<br />

(RAM) (B<strong>und</strong>esa<br />

mt für Migration<br />

<strong>und</strong> Flüchtlinge)<br />

3.2 Datenquellen<br />

Tabelle 4: Verwendete Datenquellen im Kapitel Studium nach zentralen<br />

Merkmalen<br />

94<br />

Stichprobe<br />

(N, Altersgruppe)<br />

Vollerhebung<br />

Vollerhebung<br />

18- bis 25-<br />

Jährige mit<br />

(Fach-)Hochschulreife<br />

N = 2.256;<br />

davon: 17,6%<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Die 5 größten<br />

ausländischen<br />

Nationalitätengrup-pen;<br />

N = 4.500<br />

Erhebungsmethode <br />

Sek<strong>und</strong>ärerhebung<br />

auf<br />

Basis der<br />

Verwaltungsdaten<br />

der<br />

Hochschulen<br />

Sek<strong>und</strong>ärerhebung<br />

auf<br />

Basis der<br />

Verwaltungsdaten<br />

der<br />

Prüfungsämter<br />

<strong>und</strong> Hochschulen<br />

Befragung<br />

Erhebungszeitpunkt/raum<br />

2009<br />

2009<br />

Befragung 2009<br />

CAPI-<br />

Repräsentativbefragung<br />

2006/<br />

2007<br />

Räuml.<br />

Reichweite <br />

B<strong>und</strong>esgebiet <br />

B<strong>und</strong>esgebiet <br />

B<strong>und</strong>esgebiet <br />

B<strong>und</strong>esgebiet <br />

B<strong>und</strong>esgebiet<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Nicht-deutsche Staatsangehörigkeit; bei<br />

ausländischen Studierenden wird zwischenBildungsinländerinnen/Bildungsinländern(Hochschulzugangsberechtigung<br />

in Deutschland erworben) <strong>und</strong><br />

Bildungsausländerinnen <strong>und</strong> –ausländern<br />

unterschieden<br />

Nicht-deutsche Staatsangehörigkeit;<br />

Bildungsinländer/innen<br />

Befragte selbst oder mindestens ein<br />

Elternteil ist nicht in Deutschland geboren.<br />

1. Migrationsgeneration: Geburt im<br />

Ausland, 2. Migrationsgeneration: Geburt<br />

mindestens eines Elternteils im Ausland<br />

Erhebt unterschiedliche Ausprägungen<br />

des Migrationsstatus, jedoch nicht, ob ein<br />

Abschluss im Ausland oder in Deutschland<br />

erworben wurde<br />

Nicht-deutsche Staatsangehörigkeit. Es<br />

werden die fünf größten Migrantengruppen<br />

in Deutschland dargestellt


Studien<br />

19. Sozialerhebung<br />

des DeutschenStudentenwerks(B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Bildung <strong>und</strong><br />

Forschung<br />

2010c)<br />

HIS-Studienberechtigtenpanel<br />

(Heine/Quast<br />

2009; Heine u.a.<br />

2010)<br />

KOAB (KooperationsprojektAbsolventenstudien)<br />

des<br />

Internationalen<br />

Zentrums für<br />

Hochschulforschung<br />

Kassel<br />

(Heidemann<br />

2010)<br />

Stichprobe<br />

(N, Altersgruppe)<br />

Zielgruppe der<br />

deutschen<br />

Studierenden<br />

<strong>und</strong> Bildungsinländer/innen;<br />

N = ca.<br />

16.370, gewichtet;davon:<br />

11% mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> <br />

Studienberechtigte;<br />

N (1. Befragung):<br />

28.756<br />

N (2. Befragung):<br />

5.965<br />

gewichtet<br />

davon: 16%<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> <br />

Absolventinnen/Absolventen;<br />

N = 27.744<br />

Erhebungsmethode<br />

Schriftliche<br />

Repräsentativbefragung<br />

Schriftliche<br />

Panelbefragung;Befragung<br />

ein halbes<br />

Jahr vor<br />

Erlangen der<br />

Hochschulreife<br />

sowie am<br />

Ende des<br />

Jahres; Clusterstichprobe;<br />

keine Repräsentativität<br />

bzgl. des<br />

Merkmals<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Befragung<br />

online bzw. auf<br />

Papier<br />

Erhebungszeitpunkt/raum <br />

ErhebungSommersemester<br />

2009<br />

2008<br />

2007<br />

Räuml.<br />

Reichweite <br />

B<strong>und</strong>esgebiet <br />

B<strong>und</strong>esgebiet <br />

Hochschulen<br />

im B<strong>und</strong>esgebiet<br />

aus<br />

11 B<strong>und</strong>esländern<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Ausländische Staatsbürgerschaft <strong>und</strong><br />

Hochschulzugangsberechtigung in<br />

Deutschland erworben (Bildungsinländer/innen),<br />

die ursprüngliche Staatsbürgerschaft<br />

zugunsten der deutschen<br />

aufgegeben (eingebürgerte Studierende)<br />

oder neben der deutschen noch<br />

eine weitere Staatsbürgerschaft (doppelte<br />

Staatsangehörigkeit) sowie deutsche<br />

Studierende mit mindestens einem<br />

Elternteil mit ausländischer<br />

Staatsbürgerschaft<br />

Nicht-deutsche oder doppelte Staatsangehörigkeit<br />

oder mindestens ein<br />

Elternteil im Ausland geboren oder zu<br />

Hause wird eine andere Sprache als<br />

Deutsch gesprochen<br />

Differenziert wird nach „Migrationserfahrung“<br />

anhand der Staatsbürgerschaft,<br />

dem Land der Hochschulzugangsberechtigung<br />

<strong>und</strong> dem Geburtsland<br />

der Eltern<br />

95


3.3 Bef<strong>und</strong>e<br />

3.3.1 Übergänge in die Hochschule<br />

Die Ausführungen zur Lage von jungen Erwachsenen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

an deutschen Hochschulen sind (bildungs-)biografisch in die Unterkapitel<br />

„Übergänge in die Hochschule“, „Studium“, „Studienabschluss“<br />

<strong>und</strong> „Berufseinmündung“ gegliedert. Die Ergebnisse aus der amtlichen Statistik<br />

werden denen aus empirischen Studien jeweils vorangestellt.<br />

3.3.1.1 Studienberechtigte<br />

Der Anteil ausländischer Absolventinnen/Absolventen mit Hochschulreife<br />

an den Schulabgängerinnen <strong>und</strong> -abgängern lag im Jahr 2009 bei 4,4% (Anzahl:<br />

19.658; Statistisches B<strong>und</strong>esamt, Sonderauswertung auf Anfrage) <strong>und</strong><br />

damit deutlich unter ihrem Anteil von 9,7% an der 18- bis unter 21-jährigen<br />

Bevölkerung. 59<br />

Gleichwohl nimmt die Bildungsbeteiligung von Ausländerinnen/Ausländern<br />

im Sek<strong>und</strong>arbereich II zu. In den letzten 10 Jahren ist die →Studienberechtigtenquote<br />

ausländischer Schulabgänger/innen um 7 Prozentpunkte,<br />

die der deutschen Vergleichsgruppe um 8 Prozentpunkte gestiegen<br />

(vgl. Abbildung 47). Während dieser Aufwärtstrend sich bei den deutschen<br />

Schulabgängerinnen/Schulabgängern im Jahr 2008 abschwächte, hielt er bei<br />

den ausländischen weiterhin an. Im Jahr 2009 erfüllte jede/r fünfte ausländische<br />

Schulabgänger/in die schulischen Voraussetzungen, ein Hochschulstudium<br />

in Deutschland aufzunehmen – erheblich weniger als bei den deutschen<br />

Schulabgängerinnen <strong>und</strong> -abgängern: Von ihnen war es jede/r zweite.<br />

Sowohl bei den Deutschen als auch bei den Ausländerinnen/Ausländern<br />

übertrifft die Quote der jungen Frauen (50% bzw. 22%) 60 die der jungen<br />

Männer (42% bzw. 19%).<br />

59 Durchschnitt der 18- bis unter 21-jährigen deutschen <strong>und</strong> ausländischen Wohnbevölkerung<br />

am 31.12. des Vorjahres; eigene Berechnungen auf Basis der Schulstatistik.<br />

60 Zur besseren Lesbarkeit werden Datenangaben im Text auf- oder abger<strong>und</strong>et. Beim Vergleich<br />

kleiner Werte werden Zahlen mit einer Stelle nach dem Komma zitiert.<br />

96


Abbildung 47: Studienberechtigtenquoten für ausländische <strong>und</strong> deutsche<br />

Schulabsolventen/-absolventinnen, 2000–2009 (in %)<br />

Studienberechtigtenquote (%)<br />

Studienberechtigtenquote (%)<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Ausländische SchulabsolventInnen<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Deutsche SchulabsolventInnen<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Alle Schulabschlüsse Männer Fachhochschulreife<br />

Frauen Fachhochschulreife Männer allgemeine & fachgeb.Hochschulreife<br />

Frauen allgemeine & fachgeb.Hochschulreife<br />

Bis 2006: Durchschnitt der 17- bis unter 20-jährigen (12 Jahre Schulzeit) bzw. 18- bis unter 21-jährigen<br />

(13 Jahre Schulzeit) ausländischen Wohnbevölkerung am 31.12. des jeweiligen Vorjahres. Ab 2007:<br />

Durchschnitt der 18- bis unter 21-jährigen (13 Jahre Schulzeit) ausländischen Wohnbevölkerung am<br />

31.12. des jeweiligen Vorjahres.<br />

fachgeb. = fachgeb<strong>und</strong>en<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt, Schulstatistik 2009; Sonderauswertung; eigene Darstellung<br />

Werden die unterschiedlichen Studienberechtigtenquoten der Abschluss-<br />

<strong>und</strong> Geschlechtergruppen im Jahr 2000 auf 0 gesetzt, so werden aufgr<strong>und</strong><br />

dieser gleichen Ausgangsbasis die Differenzen zwischen den zeitlichen Entwicklungen<br />

bei den unterschiedlichen Gruppen der ausländischen →Studienberechtigten<br />

deutlicher (vgl. Abbildung 48): Den größten Anstieg der<br />

Studienberechtigtenquote zwischen 2000 <strong>und</strong> 2009 verzeichnen die ausländischen<br />

Frauen mit allgemeiner <strong>und</strong> fachgeb<strong>und</strong>ener Hochschulreife. Die<br />

Männer erreichen geringere Zuwächse in diesem Abschlussbereich, ebenso<br />

wie bei der Fachhochschulreife. Auch bei ihnen ist jedoch der Anstieg der<br />

Studienberechtigtenquoten bei der allgemeinen <strong>und</strong> fachgeb<strong>und</strong>enen Hochschulreife<br />

ausgeprägter als bei der Fachhochschulreife.<br />

97


Abbildung 48: Studienberechtigtenquoten für ausländische Schulabsolventen/-absolventinnen,<br />

2000–2009 (Index: 2000 = 0; in %)<br />

fachgeb. = fachgeb<strong>und</strong>en<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt, Schulstatistik 2009; Sonderauswertung; eigene Darstellung<br />

Mehr als die Hälfte der ausländischen <strong>und</strong> fast drei Viertel der deutschen<br />

Studienberechtigten verfügten im Jahr 2009 über eine allgemeine bzw. fachgeb<strong>und</strong>ene<br />

Hochschulzugangsberechtigung, die überwiegend an allgemeinbildenden<br />

Schulen erworben wurde (vgl. Abbildung 49). Der Anteil der Studienberechtigten<br />

mit Fachhochschulreife fiel bei den ausländischen Studienberechtigten<br />

deutlich höher aus als bei den deutschen (42% zu 30%). Beide<br />

Gruppen erlangen diese Art der Hochschulzugangsberechtigung überwiegend<br />

an beruflichen Schulen – ein Hinweis auf die Bedeutung des „Zweiten<br />

Bildungswegs“ für den Bildungsaufstieg auch ausländischer Jugendlicher. 61<br />

Frauen besaßen – unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit – deutlich häufiger<br />

eine allgemeine bzw. fachgeb<strong>und</strong>ene Hochschulreife <strong>und</strong> seltener eine<br />

Fachhochschulreife als ihre jeweilige männliche Vergleichsgruppe (vgl. Abbildung<br />

49).<br />

61 Höhere Schulabschlüsse werden an beruflichen Schulen häufiger von Deutschen als von<br />

Ausländerinnen/Ausländern erworben. Ausländische Absolventinnen/Absolventen von beruflichen<br />

Schulen erreichen hingegen höhere Anteile beim Hauptschul- <strong>und</strong> mittleren Abschluss<br />

(vgl. Engels u.a. 2012, S. 38f.).<br />

98<br />

Studienberechtigtenquote (%)<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

‐5<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Männer Fachhochschulreife Frauen Fachhochschulreife<br />

Männer allgemeine & fachgeb.Hochschulreife Frauen allgemeine & fachgeb.Hochschulreife<br />

Abschlüsse insgesamt


Abbildung 49: Art der Hochschulzugangsberechtigung für ausländische<br />

<strong>und</strong> deutsche Studienberechtigte, 2009 (in %)<br />

A Weiblich<br />

A Männlich<br />

A Gesamt<br />

D Weiblich<br />

D Männlich<br />

D Gesamt<br />

Gesamt<br />

51<br />

43<br />

48<br />

61<br />

55<br />

60<br />

60<br />

Allg. = Allgemeinbildend, D = Deutsche, A = Ausländer/innen<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt, Schulstatistik 2009; eigene Darstellung<br />

Da die amtliche Statistik keine Auskunft über Studienberechtigte mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

gibt, muss auf repräsentative Erhebungen zurückgegriffen<br />

werden: Die 19. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks erfasst<br />

keine potenziell Studienberechtigten, sondern aktuell immatrikulierte Studierende<br />

mit (<strong>und</strong> ohne) Migrationshintergr<strong>und</strong>, die ihre Hochschulzugangsberechtigung<br />

in Deutschland erworben haben (vgl. Tabelle 4). Die<br />

Erhebung weist nur geringfügige Unterschiede hinsichtlich der Art der<br />

Hochschulzugangsberechtigung im Sommersemester 2009 nach (vgl. Tabelle<br />

5): 81% der Studierenden mit <strong>und</strong> 86% der Studierenden ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

verfügten über eine allgemeine oder fachgeb<strong>und</strong>ene Hochschulzugangsberechtigung.<br />

Deutsche Studierende mit mindestens einem<br />

ausländischen Elternteil sowie jene mit doppelter Staatsangehörigkeit besaßen<br />

sogar noch etwas häufiger diese Art der Hochschulzugangsberechtigung<br />

als Studierende ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> (90% bzw. 89% vs. 86%).<br />

Auch bzgl. der Fachhochschulreife fanden sich insgesamt kaum Unterschiede<br />

zwischen Studierenden mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. Bei<br />

detaillierter Betrachtung ergeben sich gleichwohl Differenzierungen: Eingebürgerte<br />

Studierende <strong>und</strong> Bildungsinländer/innen verfügten häufiger über<br />

eine Fachhochschulreife als Studierende ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> (vgl.<br />

Tabelle 5).<br />

11<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Allg. Schulen: Allgemeine & fachgeb<strong>und</strong>ene Hochschulreife<br />

Berufliche Schulen: Allgemeine & fachgeb<strong>und</strong>ene Hochschulreife<br />

Allg. Schulen: Fachhochschulreife<br />

Berufliche Schulen: Fachhochschulreife<br />

9<br />

8<br />

6<br />

11<br />

6<br />

6<br />

10<br />

10<br />

11<br />

3<br />

3<br />

3<br />

3<br />

34<br />

39<br />

36<br />

25<br />

31<br />

27<br />

27<br />

99


Tabelle 5: Studierende nach Art der Hochschulzugangsberechtigung<br />

in Abhängigkeit vom Migrationsstatus im Sommersemester<br />

2009 (in %)<br />

Eingebürgerte<br />

Elternteil m.<br />

ausl. Staatsangehörigkeit<br />

1<br />

Deutsche Studierende, bei denen mindestens ein Elternteil eine ausländische Staatsangehörigkeit hat<br />

1<br />

Doppelte<br />

Staatsangehörigkeit<br />

2<br />

BildungsinländerInnen<br />

insgesamt<br />

Hochschulzugangsberechtigung<br />

Allg. & fachge-<br />

Studierende ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>b<strong>und</strong>ene<br />

HZB<br />

78 90 89 77 81 86<br />

Fachhochschulreife<br />

21 10 9 21 17 13<br />

Andere HZB 1 0 2 2 1 1<br />

2 Neben der deutschen Staatsbürgerschaft noch eine weitere Staatsbürgerschaft<br />

Allg. = Allgemeine; HZB = Hochschulzugangsberechtigung<br />

Quelle: DSW/HIS 19. Sozialerhebung; eigene Darstellung<br />

a) B<strong>und</strong>esländer<br />

Zwischen den B<strong>und</strong>esländern gab es im Jahr 2009 teilweise erhebliche Unterschiede<br />

in der →Studienberechtigtenquote für ausländische Schulabgänger/innen<br />

(vgl. Abbildung 50).<br />

Besonders ins Auge fallen die Werte für das B<strong>und</strong>esland Sachsen: Die<br />

Studienberechtigtenquote für Ausländer/innen überstieg mit fast 50% deutlich<br />

die der anderen Länder <strong>und</strong> lag sogar über der sächsischen Landesquote<br />

für deutsche Schulabgänger/innen (36%). Dieser hohe Wert ist darauf<br />

zurückzuführen, dass in Sachsen seit 2008 auch Absolventinnen/Absolventen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> 62 als ausländische Absolventinnen/Absolventen<br />

erfasst werden, wodurch sich deren Anzahl nahezu vervierfacht hat<br />

(2007: 169, 2008: 403, 2009: 600). Bei einer Betrachtung, die nicht allein auf<br />

dem „Ausländerkonzept“ beruht, sondern den Migrationshintergr<strong>und</strong> einbezieht,<br />

stellt sich die <strong>Bildungssituation</strong> für die Bevölkerung mit ausländischen<br />

Wurzeln demnach weitaus positiver dar.<br />

Über dem b<strong>und</strong>esdeutschen Durchschnitt lagen zudem die Quoten für<br />

Hamburg, Hessen, das Saarland, Nordrhein-Westfalen <strong>und</strong> Mecklenburg-<br />

Vorpommern. Die Schlusslichter stellten Niedersachsen <strong>und</strong> Bayern bei den<br />

westdeutschen sowie Sachsen-Anhalt <strong>und</strong> Thüringen bei den ostdeutschen<br />

B<strong>und</strong>esländern dar.<br />

62 Als Schüler mit Migrationshintergr<strong>und</strong> fasst die sächsische Schulstatistik jene, die zwei- oder<br />

mehrsprachig aufwachsen <strong>und</strong> die selbst oder deren Eltern (bzw. ein Elternteil) oder Großeltern<br />

nach Deutschland zugewandert sind, ungeachtet ihrer gegenwärtigen Staatsangehörigkeit<br />

<strong>und</strong> ungeachtet des Aufenthaltsstatus (eine zeitliche Begrenzung gibt es nicht) (vgl. Statistisches<br />

Landesamt des Freistaats Sachsen 2011, S. 3).<br />

100<br />

Studierende mit Migrationshintergr<strong>und</strong>


Abbildung 50: Studienberechtigtenquote 2009 für ausländische<br />

Schulabgänger/innen nach B<strong>und</strong>esländern (in %)<br />

Sachsen<br />

Hamburg<br />

Hessen<br />

Saarland<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Länder insgesamt<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Brandenburg<br />

Bremen<br />

Baden-Württemberg<br />

Schleswig-Holstein<br />

Berlin<br />

Bayern<br />

Niedersachsen<br />

Thüringen<br />

Sachsen-Anhalt<br />

6,0<br />

Saarland doppelter Entlassungsjahrgang 2009; Mecklenburg-Vorpommern doppelter Entlassungsjahrgang<br />

2008<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt, Schulstatistik 2009; eigene Darstellung<br />

9,4<br />

12,8<br />

12,1<br />

3.3.1.2 Studierneigung <strong>und</strong> Ausbildungswege Studienberechtigter<br />

Nach dem Studienberechtigtenpanel 2008 der Hochschul-Information-System<br />

GmbH (HIS) (vgl. Heine/Quast 2009) 63 ist generell eine leichte Abnahme<br />

der Studierneigung festzustellen (vgl. Tabelle A-3.1). Jugendliche mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> zeigten im Jahr 2008 ein halbes Jahr vor Schulabgang<br />

ein etwas höheres Interesse an einem Studium als Jugendliche ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>: Gut die Hälfte hatte weitgehend feste Studienpläne<br />

<strong>und</strong> ein knappes Viertel noch unsichere Studienabsichten, so dass sich die<br />

Studierneigung zwischen 53% <strong>und</strong> 75% bewegte.<br />

Auch ein halbes Jahr nach Schulabgang ergaben sich nur geringe Differenzen<br />

zwischen Studienberechtigten mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

hinsichtlich der Entschlossenheit, ein Studium aufzunehmen (vgl. Tabelle<br />

A-3.2). Die →Brutto-Studierquote lag bei jenen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

mit 73% geringfügig höher als bei jungen Menschen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

(71%). 47% der Studienberechtigten mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

63 Die Repräsentativität der Bef<strong>und</strong>e hinsichtlich des Merkmals Migrationshintergr<strong>und</strong> ist in der<br />

Studie nicht gewährleistet.<br />

21,6<br />

20,8<br />

20,2<br />

19,4<br />

18,9<br />

18,6<br />

17,8<br />

17,7<br />

26,0<br />

25,4<br />

27,5<br />

33,8<br />

48,5<br />

101


gaben an, sich bereits immatrikuliert zu haben, bei jenen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

waren es 43%, 64 <strong>und</strong> weitere 26% planten sicher, ein Studium<br />

aufzunehmen (28% ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>).<br />

Für die Gruppe türkischer Jugendlicher mit Hochschulzugangsberechtigung<br />

bestätigen Kristen u.a. (2008) 65 , dass diese häufiger ein Studium ergreifen<br />

als deutsche Studienberechtigte, obgleich sie schlechtere Schulnoten<br />

aufweisen <strong>und</strong> auch hinsichtlich der sozialen Herkunft als benachteiligt gelten<br />

können.<br />

Ob die Studierneigung von Studienberechtigten mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

wesentlich vom Merkmal Migrationshintergr<strong>und</strong> abhängt oder ob<br />

hierauf weitere Variablen Einfluss nehmen, wird durch eine Auswertung des<br />

Studienberechtigtenpanels mittels logistischer Regressionsmodelle (vgl. Heine<br />

u.a. 2010, S. 50ff.) erhellt. Dabei diente die Entscheidung für (bereits immatrikuliert<br />

oder feste Studienabsicht) oder gegen (keine Studienaufnahme<br />

geplant oder „sehr unsicher“) die Aufnahme eines Hochschulstudiums ein<br />

halbes Jahr nach Schulabschluss als dichotome Kriteriumsvariable. Als unabhängige<br />

Variablen wurden in sukzessiv aufgebauten Modellen soziodemographische<br />

<strong>und</strong> bildungsbiographische Merkmale sowie Studien- <strong>und</strong><br />

Ausbildungswahlmotive, erwartete Studienkosten, Bücher im Elternhaus,<br />

Einschätzungen der Berufsaussichten <strong>und</strong> Probleme bei der Wahl des nachschulischen<br />

Werdegangs einbezogen. Die Ergebnisse zeigten, dass Studienberechtigte<br />

aus akademischen Elternhäusern unabhängig vom Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

ihre Entscheidung für ein Studium eher umsetzten als Befragte,<br />

deren Eltern keinen Hochschulabschluss hatten. Männer nahmen häufiger<br />

ein Studium auf als Frauen.<br />

Einen signifikanten Effekt hatte die Variable Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

wenn zusätzlich die besuchte Schulart <strong>und</strong> die Schulabschlussnote kontrolliert<br />

wurden: Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> hatten bei gleicher<br />

bildungsbiographischer Ausgangslage eine 1,4fach höhere Chance als Studienberechtigte<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>, ein Studium aufzunehmen. Dieser<br />

Effekt änderte sich unter Zunahme weiterer Kontrollvariablen nicht<br />

nennenswert, da sich die Studien- <strong>und</strong> Ausbildungsmotive, die erwarteten<br />

Studienkosten <strong>und</strong> Bildungserträge zwischen Studienberechtigten mit <strong>und</strong><br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> nicht systematisch unterscheiden. Wechselwirkungen<br />

zwischen der Variable Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> den übrigen unabhängigen<br />

Variablen wurden in diesen Berechnungen nicht berücksichtigt.<br />

Empirische Erhebungen, die unterschiedliche Wege Studienberechtigter<br />

in ihre nächste Zukunft einbeziehen – Studium, schulische Ausbildung, betriebliche<br />

Ausbildung –, kommen weitgehend übereinstimmend zum Ergebnis,<br />

dass es keine signifikanten bzw. nur geringe Unterschiede nach Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

gibt (vgl. Die Beauftragte der B<strong>und</strong>esregierung für Mi-<br />

64 Letztere leisteten allerdings zum Befragungszeitpunkt etwas häufiger Wehr- bzw. Zivildienst<br />

(15% ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> vs. 12% mit Migrationshintergr<strong>und</strong>), wodurch das Ergebnis<br />

relativiert wird.<br />

65 Die Studie analysiert frühere HIS-Datensätze <strong>und</strong> fokussiert auf Jugendliche mit türkischer<br />

Staatsangehörigkeit.<br />

102


gration, Flüchtlinge <strong>und</strong> Integration 2009, S. 152f. bzw. Heine/Quast 2009,<br />

S. 59f; Auswertung des AID:A – DJI-Surveys 2009).<br />

Nach Daten des DJI-Surveys AID:A für 18- bis 25-jährige Personen mit<br />

(Fach-)Hochschulreife, die sich derzeit in einer beruflichen Ausbildung befinden<br />

(N= 1.379; mit Migrationshintergr<strong>und</strong>: 16,4%), münden unter den<br />

Studienberechtigten Jugendliche ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> etwas häufiger<br />

in eine schulische oder betriebliche Berufsausbildung ein als Jugendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, d.h. Letztere nehmen häufiger ein Studium auf.<br />

Dies gilt für die jungen Männer mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> eher<br />

als für die jungen Frauen (vgl. Abbildung 51).<br />

Abbildung 51: Ausbildungsgänge von 18- bis 25-jährigen Studienberechtigten<br />

mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> nach Geschlecht,<br />

2009 (in %)<br />

Gesamt Ohne MH Mit MH<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Gesamt<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Gesamt<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Gesamt<br />

81<br />

74<br />

77<br />

74<br />

71<br />

72<br />

75<br />

71<br />

73<br />

MH = Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Quelle: AID:A – DJI-Survey 2009; eigene Auswertungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

Vor allem junge Erwachsene der ersten Generation von Migrantinnen/Migranten<br />

absolvieren häufiger ein Studium (80%; 2. Generation: 75%) <strong>und</strong><br />

seltener eine Lehre (13%; 2. Generation: 17%) als junge Frauen <strong>und</strong> Männer<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> (vgl. Abbildung 52). 66<br />

66 Eine Differenzierung nach Geschlecht <strong>und</strong> Generationenkonzept ist aufgr<strong>und</strong> geringer Fallzahlen<br />

nicht möglich.<br />

17<br />

18<br />

17<br />

16<br />

19<br />

17<br />

18<br />

15<br />

14<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3 2<br />

4<br />

3<br />

3<br />

4<br />

4<br />

4 3<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Studium Lehre <strong>Schulische</strong> Berufsausbildung Sonstiges<br />

4<br />

4<br />

103


Abbildung 52: Ausbildungsgänge von 18- bis 25-jährigen Studienberechtigten<br />

mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> nach<br />

Migrantengeneration, 2009 (in %)<br />

1. Generation<br />

2. Generation<br />

MH = Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Quelle: AID:A – DJI-Survey 2009; eigene Auswertungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich für die selektierte Gruppe<br />

der Jugendlichen, die über eine Hochschulzugangsberechtigung verfügen,<br />

nur geringfügige Unterschiede zwischen Personen mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

bzgl. der angestrebten <strong>und</strong> verwirklichten Ausbildungswege<br />

ergeben. Die gef<strong>und</strong>enen Differenzen deuten dabei auf eine höhere Studierneigung<br />

<strong>und</strong> Studierbereitschaft von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

hin. Für diesen positiven „ethnischen Effekt“, der sich in einigen<br />

Studien stärker auswirkt als die soziale Herkunft, können verschiedene Erklärungen<br />

angeführt werden (vgl. Kristen u.a. 2008): Mangelndes Wissen<br />

über das deutsche Ausbildungssystem <strong>und</strong> speziell über die gesellschaftlich<br />

anerkannte duale Ausbildung, antizipierter Studienerfolg aufgr<strong>und</strong> der Erfahrungen<br />

der Schullaufbahn, hohe Bildungsaspirationen, Bildungserfolg als<br />

Möglichkeit zum sozialen Aufstieg oder Furcht vor Diskriminierung bei<br />

Ausbildungsplatzsuche in der freien Wirtschaft.<br />

3.3.2 Studium<br />

Im folgenden Abschnitt wird die Situation von jungen Frauen <strong>und</strong> Männern<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> dargestellt, die an einer deutschen Hochschule<br />

immatrikuliert sind. Dies geschieht zunächst deskriptiv; anschließend werden<br />

Ergebnisse zu Studiengestaltung <strong>und</strong> -verlauf vorgestellt.<br />

104<br />

Ohne MH<br />

79,5<br />

75,4<br />

72,3<br />

16,7<br />

17,7<br />

12,5<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Studium Lehre <strong>Schulische</strong> Berufsausbildung Sonstiges<br />

6<br />

6<br />

4<br />

2<br />

4<br />

4


3.3.2.1 Studierendenzahlen<br />

Im Wintersemester 2009/2010 waren laut Hochschulstatistik insgesamt<br />

244.775 Studierende nicht-deutscher Staatsangehörigkeit an deutschen<br />

Hochschulen eingeschrieben (davon ca. 50% weiblich) <strong>und</strong> damit erneut<br />

mehr als in den beiden Vorjahren (vgl. Abbildung 53). Sie stellten damit fast<br />

12% aller Studierenden (davon 48% weiblich) (vgl. Abbildung A-3.1).<br />

Trotz der gestiegenen absoluten Zahl erhöhte sich der Anteil ausländischer<br />

Studierender nicht, denn auch die Zahl deutscher Studierender stieg.<br />

Bei den Studierenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit handelte es sich<br />

mehrheitlich (74%) um sog. →Bildungsausländer/innen (davon 51% Frauen).<br />

Nur 26% waren sog. →Bildungsinländer/innen (davon 47% Frauen),<br />

d.h. Personen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit, die ihre Hochschulzugangsberechtigung<br />

in Deutschland erworben haben. Sowohl bei den<br />

Bildungsausländerinnen <strong>und</strong> -ausländern als auch bei den Bildungsinländerinnen<br />

<strong>und</strong> -inländern ließ sich im Vergleich zum Jahr 2009 erneut ein Anstieg<br />

in den absoluten Zahlen feststellen (vgl. Abbildung 53), der bei den<br />

Letzteren jedoch größer ausfällt (+7,8%) als bei Ersteren (+0,6%).<br />

Im Folgenden wird das Augenmerk auf die Bildungsinländerinnen/-inländer<br />

gerichtet. Ihr Anteil an allen Studierenden lag im Wintersemester<br />

2009/2010, ähnlich wie in den vorhergehenden Jahren, bei 3 % (vgl. Abbildung<br />

A-3.1).<br />

Abbildung 53: Anzahl Studierender mit ausländischer Staatsangehörigkeit,<br />

Wintersemester 2000–2010 (abs.)<br />

300000<br />

250000<br />

200000<br />

150000<br />

100000<br />

50000<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

Ausländische Studierende insgesamt Bildungsausländer/innen Bildungsinländer/innen insg.<br />

Quelle: Statistische Ämter des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Länder, Hochschulstatistik; eigene Darstellung<br />

Zwischen den Jahren 2000 <strong>und</strong> 2010 nahm der Anteil der Bildungsinländer/innen<br />

um 2,2 Prozentpunkte zu, hingegen stieg der Anteil der deutschen<br />

Studierenden um 17,4 Prozentpunkte (vgl. Abbildung 54), wobei<br />

nach einem 2004 einsetzenden Rückgang ab 2008 wieder ein leichter Anstieg<br />

zu erkennen ist. Bei beiden Gruppen fallen die Zuwächse über die Zeit<br />

hinweg für die Frauen wesentlich höher aus als für die Männer. Während<br />

jedoch bei den deutschen Studierenden sowohl die Anzahl der männlichen<br />

als auch der weiblichen Studierenden im Vergleich zum Jahr 2000 gestiegen<br />

ist, erhöhten sich die Werte bei den Bildungsinländerinnen <strong>und</strong> -inländern<br />

nur in der Gruppe der jungen Frauen um etwa 18 Prozentpunkte, während<br />

bei den jungen Männern eine Abnahme von r<strong>und</strong> 9 Prozentpunkten zu ver-<br />

105


zeichnen war. Dadurch stieg der Anteil der weiblichen Studierenden unter<br />

den Bildungsinländerinnen <strong>und</strong> -inländern auf 47%.<br />

Abbildung 54: Prozentuale Veränderung der b<strong>und</strong>esweiten Studierendenzahlen,<br />

2000–2010<br />

Prozentuale Veränderung<br />

w = weiblich, m = männlich<br />

Quelle: Statistische Ämter des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Länder, Hochschulstatistik; eigene Berechnungen <strong>und</strong><br />

Darstellung<br />

Erweitert man die Bezugsgruppe <strong>und</strong> richtet den Blick nicht allein auf die<br />

Bildungsinländer/innen, sondern auf Studierende mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

insgesamt, so ergeben sich deutlich höhere Anteile an allen Studierenden<br />

als die in der amtlichen Statistik festgestellten 3%. Nach der 19. Sozialerhebung<br />

des Deutschen Studentenwerkes betrug im Sommersemester<br />

2009 der Anteil von Studierenden, die selbst <strong>und</strong>/oder bei denen mindestens<br />

ein Elternteil eine ausländische Staatsangehörigkeit hatte(n), 11% (vgl.<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung 2010c). 67 Dabei machten<br />

die Bildungsinländer/innen in dieser Erhebung lediglich einen Anteil von<br />

27% aller Studierenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong> aus. Werden auch Studierende<br />

berücksichtigt, deren Eltern zwar die deutsche Staatsangehörigkeit<br />

besitzen, aber im Ausland geboren wurden, <strong>und</strong> stellt man die Gruppe der<br />

67 Die Basis bildeten die so genannten Bildungsinländer/innen, also die Studierenden mit ausländischer<br />

Staatsangehörigkeit, die im deutschen Bildungssystem die Hochschulreife erworben<br />

haben. Hinzu kamen die deutschen Studierenden, die aufgr<strong>und</strong> der vorliegenden Angaben<br />

zur Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> eines etwaigen Wechsels der Staatsangehörigkeit als solche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> zu identifizieren waren. Ergänzend wurde nach der Staatsangehörigkeit<br />

der Eltern gefragt, damit auch diejenigen deutschen Studierenden erkannt werden<br />

können, deren Migrationshintergr<strong>und</strong> sich von der Herkunft der Eltern ableitet.<br />

106<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

-20<br />

-25<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

Bildungsinländer insg. Bildungsinländer m Bildungsinländerinnen w<br />

Deutsche insg. Deutsche m Deutsche w


20- bis unter 30-Jährigen in den Mittelpunkt, so erhöht sich der Anteil von<br />

Studierenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong> an allen Studierenden auf r<strong>und</strong><br />

17% (Sonderauswertung des →Mikrozensus 2008; Autorengruppe Bildungsberichterstattung<br />

2010, S. 124).<br />

Trotz der unterschiedlichen Werte zeigt sich in allen Datenquellen eine<br />

übereinstimmende Tendenz: Junge Erwachsene mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

sind – gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil von 23% in der Altersgruppe<br />

der 20- bis unter 30-Jährigen – an deutschen Hochschulen unterrepräsentiert<br />

(vgl. Die Beauftragte der B<strong>und</strong>esregierung für Migration, Flüchtlinge<br />

<strong>und</strong> Integration 2010; Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010, Tabelle<br />

F2-5A).<br />

3.3.2.2 Hochschulart <strong>und</strong> Fächerwahl<br />

Universitäten sind der Hochschulstatistik entsprechend die häufigsten Studienorte<br />

sowohl von Bildungsinländerinnen/Bildungsinländern (59%) als<br />

auch von deutschen Studierenden (66%), lediglich 38% bzw. 32% – darunter<br />

mehr Männer als Frauen – studierten im Wintersemester 2009/2010 an<br />

Fachhochschulen. Die Bildungsinländer/innen studierten zudem häufiger<br />

an Kunsthochschulen (4% gegenüber 1%) (vgl. Abbildung A-3.2).<br />

Die Zahl der immatrikulierten Bildungsinländer/innen ist im Wintersemester<br />

2008/2009 im Vergleich zum Vorjahr sowohl an Universitäten als<br />

auch an Fachhochschulen, die den größten Zulauf zu verzeichnen hatten<br />

(Männer +7,5%, Frauen +13%), gestiegen (vgl. Abbildung A-3.3).<br />

Die Fächerwahl differiert zwischen Bildungsinländern/Bildungsinländerinnen<br />

<strong>und</strong> deutschen Studierenden kaum, während sich z.T. deutliche Unterschiede<br />

in der Verteilung der Geschlechter auf die jeweiligen Fächer ergeben<br />

(vgl. Abbildung A-3.4). So wurden Studiengänge der Fächergruppe<br />

Sprach- <strong>und</strong> Kulturwissenschaften häufiger von Frauen als von Männern<br />

gewählt, Ingenieurwissenschaften demgegenüber wesentlich häufiger von<br />

Männern – jeweils unabhängig von der Staatsangehörigkeit. Ein unter geschlechts-<br />

<strong>und</strong> migrationsbezogenen Gesichtspunkten auffälliges Ergebnis<br />

lässt sich bei der Fächergruppe Rechts-, Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften<br />

feststellen: Bildungsinländerinnen wählten diese Fächergruppe mit<br />

38% proportional häufiger als deutsche Studentinnen (33%) <strong>und</strong> auch als<br />

ihre männlichen Kommilitonen (Bildungsinländer 32%, deutsche Studenten<br />

31%). Die Ergebnisse des Deutschen Studentenwerks (B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Bildung <strong>und</strong> Forschung 2010c) 68 weisen zwar ähnliche Tendenzen auf,<br />

ermöglichen jedoch eine zusätzliche Differenzierung nach Migrationsstatus.<br />

Sie weisen die Bildungsinländer/innen <strong>und</strong> Eingebürgerten als Gruppen<br />

aus, die am häufigsten <strong>und</strong> deutlich häufiger als die Studierenden ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Rechts- <strong>und</strong> Wirtschaftswissenschaften belegen. Studierende<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>, Studierende mit doppelter Staatsange-<br />

68 In der 19. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks werden die Fächergruppen nicht<br />

identisch zur amtlichen Statistik gebildet. So fehlen z.B. bei den Rechts- <strong>und</strong> Wirtschaftswissenschaften<br />

die Fächergruppen Sozialwissenschaften <strong>und</strong> Sozialwesen.<br />

107


hörigkeit <strong>und</strong> Studierende mit mindestens einem Elternteil mit ausländischer<br />

Staatsangehörigkeit unterscheiden sich nicht wesentlich in ihrer anteiligen<br />

Belegung einzelner Studienfächer.<br />

3.3.2.3 Demographische Merkmale der Studierenden<br />

a) Migrationsstatus<br />

Der 19. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW) entsprechend<br />

bildeten mit mehr als einem Drittel die Eingebürgerten die größte<br />

Gruppe der insgesamt 11% Studierenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, gefolgt<br />

von einem guten Viertel der Bildungsinländer/innen sowie der deutschen<br />

Studierenden mit mindestens einem Elternteil mit ausländischer Staatsangehörigkeit.<br />

Nur relativ wenige Studierende wiesen neben der deutschen noch<br />

eine weitere Staatsbürgerschaft auf (vgl. Abbildung 55).<br />

Abbildung 55: Studierende im Erststudium nach Migrationsstatus,<br />

2009 (in %)<br />

Quelle: DSW/HIS 19. Sozialerhebung; eigene Darstellung<br />

Der Frauenanteil lag bei den Bildungsinländerinnen/Bildungsinländern mit<br />

44% in dieser Stichprobe unter dem Durchschnitt von 48%. In der Gruppe<br />

der deutschen Studierenden mit mindestens einem ausländischen Elternteil<br />

lag er hingegen über dem Durchschnitt (52%) (vgl. B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Bildung <strong>und</strong> Forschung 2010c).<br />

Die Sonderauswertung des Mikrozensus 2008 (Autorengruppe Bildungsberichterstattung<br />

2010, S. 124) ergab, dass fast 17% aller Studierenden im<br />

Alter zwischen 20 <strong>und</strong> 30 Jahren einen Migrationshintergr<strong>und</strong> besitzen –<br />

deutlich weniger als es ihrem Bevölkerungsanteil von 23% entspräche.<br />

Nimmt man den unterschiedlichen Anteil von Studierenden an der jeweiligen<br />

Bevölkerungsgruppe in den Blick, so zeigt sich folgende Verteilung:<br />

Von den 20- bis unter 30-Jährigen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> studierten<br />

18,5%, von den jungen Leuten mit Migrationshintergr<strong>und</strong> waren es 12%.<br />

Die studierenden Eingebürgerten erreichten einen Anteil von r<strong>und</strong> 17%, die<br />

studierenden (Spät-)Aussiedler/innen von 15% an ihrer Bevölkerungsgruppe.<br />

Von den in Deutschland Geborenen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> studierten<br />

13%. Ein deutlich geringerer Studierendenanteil war mit 7% bei der<br />

108<br />

9<br />

27<br />

27<br />

Eingebürgerte Elternteil mit ausl. Staatsangehörigkeit<br />

Doppelte Staatsangehörigkeit Bildungsinländer/innen<br />

36


zugewanderten Bevölkerung dieser Altersgruppe mit einer ausländischen<br />

Staatsangehörigkeit zu verzeichnen.<br />

b) Soziale Herkunft<br />

Studierende mit Migrationshintergr<strong>und</strong> gehören mit 34% mehr als doppelt<br />

so oft einer niedrigen sozialen Herkunftsgruppe 69 an als jene ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

(13%) (vgl. Abbildung 56). Am höchsten sind diese Anteile<br />

bei den Eingebürgerten <strong>und</strong> den Bildungsinländerinnen/Bildungsinländern.<br />

Bei den Studierenden mit doppelter Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> den<br />

deutschen Studierenden mit mindestens einem ausländischen Elternteil unterscheiden<br />

sich die Verteilungen hingegen kaum von denen der Studierenden<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. Studierende mit doppelter Staatsangehörigkeit<br />

gehören sogar häufiger zur Herkunftsgruppe „hoch“ als Studierende<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Abbildung 56: Studierende nach Migrationsstatus <strong>und</strong> sozialer Herkunft,<br />

Erststudium (in %)<br />

Eingebürgerte<br />

Bildungsinländer/innen<br />

Elternteil mit ausl.<br />

Staatsangehörigkeit<br />

Doppelte<br />

Staatsangehörigkeit<br />

Mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

46<br />

44<br />

15<br />

17<br />

34<br />

13<br />

Quelle: DSW/HIS 19. Sozialerhebung; eigene Darstellung<br />

25<br />

27<br />

22<br />

Die soziale Zusammensetzung der Studierenden ergibt sich sowohl aus der<br />

sozialen Zusammensetzung der Bevölkerung als auch aus den unterschiedlichen<br />

→sozialgruppenspezifischen Bildungsbeteiligungsquoten (vgl. B<strong>und</strong>es-<br />

69 Die 19. Sozialerhebung des Studentenwerks erfasst die soziale Herkunft der Studierenden<br />

anhand von bildungsbezogenen <strong>und</strong> beruflichen Merkmalen ihrer Eltern. Durch die Kombination<br />

von Merkmalen zu den Bildungsabschlüssen <strong>und</strong> zur beruflichen Stellung beider Elternteile<br />

für die Bildung des statistischen Konstrukts „soziale Herkunftsgruppen“ werden unvollständige<br />

Angaben ausgeglichen, so dass für mehr als 99% der befragten Studierenden Informationen<br />

zur sozialen Herkunft vorliegen (vgl. BMBF 2010c). Kritisch ist anzumerken, dass<br />

die Klassifizierung in die Herkunftsgruppen nach der aktuellen beruflichen Tätigkeit der Eltern<br />

erfolgte. Gerade bei Migrantinnen/Migranten ist jedoch anzunehmen, dass diese häufig eine<br />

berufliche Tätigkeit ausüben, die ihren Bildungsqualifikationen nicht gerecht wird.<br />

22<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Niedrig Mittel Gehoben Hoch<br />

21<br />

21<br />

21<br />

24<br />

24<br />

20<br />

18<br />

40<br />

19<br />

36<br />

37<br />

24<br />

15<br />

17<br />

109


ministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung 2010c, S. 100ff.). 70 Wenn nun in<br />

den Gruppen der Bildungsinländer/innen <strong>und</strong> Eingebürgerten der Prozentsatz<br />

von Studierenden aus der Herkunftsgruppe „niedrig“ vergleichsweise<br />

hoch ausfällt, so kann dies zum einen damit erklärt werden, dass auch in<br />

den entsprechenden Bevölkerungsgruppen mehr Personen mit niedrigem<br />

sozialen Status zu finden sind <strong>und</strong> sich die Beteiligungsquoten somit nicht<br />

von denen anderer Gruppen unterscheiden. Jedoch könnten auch die Beteiligungsquoten<br />

differieren – <strong>und</strong> dafür sprechen die oben dargestellten Bef<strong>und</strong>e<br />

zur erhöhten Studierneigung von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

(vgl. Abschnitt 3.3.1.2) – <strong>und</strong> bei den Bildungsinländerinnen/Bildungsinländern<br />

sowie Eingebürgerten mehr Personen aus unteren sozialen<br />

Schichten als üblich den Hochschulzugang meistern. Dies wiederum ließe<br />

den Schluss zu, dass „Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> aus ärmeren,<br />

bildungsfernen Verhältnissen (...) besonders ehrgeizig <strong>und</strong> bildungsorientiert“<br />

sind (vgl. Pressemitteilung <strong>Deutsches</strong> Studentenwerk vom 03.11.2010)<br />

bzw. durch ein Studium ihren sozioökonomischen Status zu verbessern<br />

suchen. Demgegenüber befinden sich deutsche Studierende mit mindestens<br />

einem Elternteil ausländischer Staatsangehörigkeit sowie jene mit doppelter<br />

Staatsangehörigkeit überwiegend in sozioökonomisch günstigen Verhältnissen<br />

<strong>und</strong> suchen diesen Statusvorteil durch ein Studium abzusichern.<br />

Somit ergeben sich hinsichtlich der sozialen Lage bedeutsame Unterschiede<br />

sowohl zwischen Studierenden mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

als auch zwischen den Studierenden verschiedener Migrationsgruppen. Dies<br />

offenbart die Notwendigkeit einer differenzierten Darstellung der verschiedenen<br />

Gruppen von Studierenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong>. Die soziale<br />

Herkunft wiederum steht in Zusammenhang mit Bildungsbeteiligung <strong>und</strong><br />

-erfolg sowie zahlreichen Rahmenbedingungen des Studiums (Finanzierung<br />

etc.; vgl. B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung 2010c, S. 118ff.).<br />

Finden sich also diesbezüglich Unterschiede zwischen Personen mit <strong>und</strong><br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> bzw. zwischen den verschiedenen Gruppen<br />

von Studierenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, so können diese immer auch<br />

auf den sozialen Hintergr<strong>und</strong> zurückgeführt werden. Dies ist bei den im<br />

Folgenden vorgestellten Bef<strong>und</strong>en stets zu berücksichtigen.<br />

3.3.2.4 B<strong>und</strong>esländer<br />

Die höchsten Anteile von Bildungsinländerinnen <strong>und</strong> -inländern an allen<br />

Studierenden gab es im Wintersemester 2008/2009 in den B<strong>und</strong>esländern<br />

Hessen, Nordrhein-Westfalen sowie in den Stadtstaaten Hamburg, Bremen<br />

<strong>und</strong> Berlin. Mindestens einen Prozentpunkt unter dem B<strong>und</strong>esdurchschnitt<br />

lagen hingegen die ostdeutschen B<strong>und</strong>esländer sowie Schleswig-Holstein<br />

(vgl. Abbildung 57).<br />

70 So nahmen z.B. im Jahr 2007 nur 17% der Arbeiterkinder (entspricht Herkunftsgruppe „niedrig“)<br />

ein Hochschulstudium auf, während die relativ kleine Gruppe der Beamtenkinder eine<br />

→Übergangsquote von 67% aufwies <strong>und</strong> daher, gemessen an ihrem Anteil in der altersspezifischen<br />

Bevölkerung, an den Hochschulen überrepräsentiert war.<br />

110


Abbildung 57: Anteil der Bildungsinländer/innen an allen Studierenden<br />

nach B<strong>und</strong>esländern, Wintersemester 2008/2009 (in %)<br />

Hessen<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Hamburg<br />

Bremen<br />

Berlin<br />

Baden-Württemberg<br />

Länder Insgesamt<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Bayern<br />

Saarland<br />

Niedersachsen<br />

Brandenburg<br />

Schleswig-Holstein<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Sachsen<br />

Thüringen<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Quelle: Wissenschaft weltoffen 2010 (DAAD 2010); eigene Darstellung<br />

3.3.2.5 Herkunftsländer<br />

0,77<br />

0,67<br />

0,90<br />

0,84<br />

Laut amtlicher Statistik stellten die Studierenden mit türkischer Staatsangehörigkeit<br />

(28%) die mit Abstand größte Gruppe der Bildungsinländer/innen,<br />

gefolgt von Studierenden mit kroatischer (6%), italienischer (6%) <strong>und</strong><br />

griechischer (5%) Staatsangehörigkeit (vgl. Abbildung A.3-5).<br />

In der Stichprobe der 19. Sozialerhebung (vgl. B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Bildung <strong>und</strong> Forschung 2010c) wurden die Herkunftsländer der Studierenden<br />

mit unterschiedlichem Migrationsstatus erfasst (vgl. Tabelle 6). Dabei<br />

zeigen sich deutliche Differenzen in der Zusammensetzung der einzelnen<br />

Gruppen: Zur Gruppe der Eingebürgerten gehörten vor allem ehemalige<br />

Staatsangehörige der Russischen Föderation, sowie Studierende aus Polen,<br />

der Türkei <strong>und</strong> Kasachstan. Bei den Bildungsinländerinnen <strong>und</strong> -inländern<br />

waren die klassischen Anwerbestaaten stark vertreten. Deutsche Studierende,<br />

denen aufgr<strong>und</strong> der Staatsangehörigkeit der Eltern ein Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

zugeschrieben wurde, hatten zumeist ein Elternteil mit einer<br />

ausländischen Staatsangehörigkeit (97%). Dabei handelte es sich überwiegend<br />

um den Vater (58%); innerhalb von mehr als 60 Herkunftsnationen<br />

machten bei ihnen die Italiener <strong>und</strong> Österreicher die größten Gruppen aus.<br />

Die ausländischen Mütter stammten aus über 40 verschiedenen Staaten,<br />

wobei die Niederländerinnen, Österreicherinnen <strong>und</strong> Polinnen die größten<br />

Gruppen darstellten. Die Studierenden mit doppelter Staatsangehörigkeit<br />

wiesen neben der deutschen am häufigsten eine US-amerikanische, russische<br />

oder polnische Staatsangehörigkeit auf.<br />

1,87<br />

1,84<br />

2,05<br />

2,54<br />

2,52<br />

2,67<br />

2,95<br />

2,91<br />

3,28<br />

3,42<br />

3,62<br />

3,79<br />

4,74<br />

111


Tabelle 6: Die am stärksten vertretenen Herkunftsländer der Studierenden<br />

nach Migrationsstatus (in %)<br />

Quelle: DSW/HIS 19. Sozialerhebung; eigene Darstellung<br />

3.3.2.6 Studienverlauf <strong>und</strong> Studienabbruch<br />

a) Studiengang- <strong>und</strong> Hochschulwechsel<br />

Studierende mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> unterscheiden sich kaum,<br />

wenn es um einen Studiengang- oder Hochschulwechsel, um Studienunterbrechungen<br />

sowie studienbezogene Auslandsaufenthalte geht (vgl. B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Bildung <strong>und</strong> Forschung 2010d, S. 509f.). Allerdings differieren<br />

die Gründe, die für eine zeitweilige Studienunterbrechung angegeben<br />

werden: Studierende mit Migrationshintergr<strong>und</strong> nennen hierfür deutlich<br />

häufiger finanzielle Probleme als jene ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> (31% vs.<br />

17%).<br />

b) Studienabbruch<br />

Die →Studienabbruchquote für Bildungsinländer/innen, die überwiegend<br />

zwischen 2002 <strong>und</strong> 2004 mit dem Studium begannen (Bezugsgruppe: Absolventen<br />

2008) liegt mit über 40% relativ hoch, wobei die Unterschiede<br />

zwischen Männern <strong>und</strong> Frauen gering sind (vgl. Abbildung 58). 71 Trotz<br />

eines Rückgangs der Studienabbruchquote bleibt sie auch im Jahr 2008 auf<br />

einem sehr hohen Niveau: 4 von 10 verlassen die Hochschule ohne einen<br />

ersten Studienabschluss. Die Situation der deutschen Studierenden ist günstiger:<br />

2008 verließ ein Viertel die Hochschule ohne ersten Studienabschluss.<br />

71 Ein exakter Vergleich ist nicht möglich, da Studierende nicht berücksichtigt werden können,<br />

die während ihrer Studienzeit eingebürgert wurden. Es wird jährlich von einem Einbürgerungsanteil<br />

von 1% bis 3% der Bildungsinländer/innen ausgegangen.<br />

112<br />

Eingebürgerte Bildungsinländer/innen<br />

Elternteil mit ausl.<br />

Staatsangehörigkeit<br />

Doppelte<br />

Staatsangehörigkeit<br />

Vater Mutter<br />

22 Russische Föderation 25 Türkei 8 Italien 4 Niederlande 14 USA<br />

19 Polen 14 Ehemaliges Jugoslawien 8 Österreich 4 Österreich 12 Russische Föderation<br />

18 Türkei 7 Italien 4 Niederlande 4 Polen 12 Polen<br />

8 Kasachstan 7 Russische Föderation 4 USA 10 Italien<br />

6 Polen 7 Frankreich<br />

5 Ukraine 7 Österreich<br />

6 Schweiz


Abbildung 58: Studienabbruchquoten 1 der Bildungsinländer/innen <strong>und</strong><br />

deutschen Studierenden an deutschen Hochschulen nach<br />

Geschlecht <strong>und</strong> Absolventenjahrgängen (in %)<br />

Bildungsinländer/innen<br />

46<br />

45 45<br />

45 45<br />

45<br />

43<br />

42<br />

41<br />

25<br />

Insgesamt Männer Frauen<br />

22<br />

21<br />

24<br />

1<br />

Zur Berechnung des Studienabbruchs wird die Kohorte eines Absolventenjahrgangs mit der Kohorte<br />

der korrespondierenden Studienanfängerjahrgänge verglichen.<br />

Quelle: HIS Studienabbruchberechnungen 2010 (DAAD 2011, Abb. 81, S. 50)<br />

27<br />

Deutsche<br />

Studierende<br />

25<br />

Insgesamt Männer Frauen<br />

2002 2004 2006 2008<br />

Studienabbruchquote Bezugsgruppe Absolventen im Jahr<br />

Eine Differenzierung nach Herkunftsländern weist die höchsten Abbruchquoten<br />

für die Gruppe der serbischen Studierenden (60%) aus, gefolgt von<br />

den chinesischen <strong>und</strong> ukrainischen (vgl. Tabelle 7). Am seltensten brechen<br />

griechische Studierende ab (24%), auch die Abbruchquoten der Italiener/innen<br />

<strong>und</strong> der Studierenden mit Kroatischer Staatsbürgerschaft liegen noch unter<br />

einem Drittel. Die Geschlechterunterschiede fallen fast für alle Bildungsinländer/innen<br />

zugunsten der Frauen aus. Lediglich kroatische <strong>und</strong> türkische<br />

männliche Studierende erreichen geringfügig häufiger ein Examen als die<br />

Frauen derselben Staatsangehörigkeit. Um die 10 Prozentpunkte differieren<br />

die Abbruchquoten zwischen weiblichen <strong>und</strong> männlichen Studienabbrecherinnen<br />

<strong>und</strong> -abbrechern mit den Herkunftsländern China, Bosnien, Herzegowina,<br />

Polen <strong>und</strong> Serbien. Möglicherweise schlagen sich in den Geschlechterdifferenzen<br />

auch die unterschiedlichen Studienfachwahlen von jungen<br />

Frauen <strong>und</strong> Männer nieder, in denen die Abbruchquoten ebenfalls unterschiedlich<br />

sind (vgl. Deutscher Akademischer Austausch Dienst 2011, S.<br />

53).<br />

26<br />

23<br />

45<br />

18<br />

41<br />

15<br />

39<br />

113


Tabelle 7: Studienabbruchquote 1 der Bildungsinländer/innen an deutschen<br />

Hochschulen nach Geschlecht <strong>und</strong> den wichtigsten<br />

Herkunftsländern, Bezugsgruppe Absolventen 2008 (in %)<br />

Herkunftsland Insgesamt Männer Frauen<br />

Serbien 60 63 54<br />

Ukraine 48 49 48<br />

China 49 55 43<br />

Türkei 44 44 45<br />

Bosnien-Herzegowina 42 46 36<br />

Russland 42 42 42<br />

Polen 35 41 30<br />

Kroatien 30 34 25<br />

Italien 27 26 29<br />

Griechenland 24 26 21<br />

1<br />

Zur Berechnung des Studienabbruchs wird die Kohorte eines Absolventenjahrgangs mit der Kohorte<br />

der korrespondierenden Studienanfängerjahrgänge verglichen.<br />

Quelle: HIS Studienabbruchberechnungen 2010 (DAAD 2011, Abb. 83, S. 52)<br />

Die Ergebnisse zu den Studienabbruchquoten werfen die Frage auf, wieso<br />

Bildungsinländer/innen öfter scheitern. Da sie wie diese eine deutsche<br />

Hochschulzugangsberechtigung erworben haben, müssten sie ebenso wie<br />

„ihre deutschen Kommilitonen für ein Studium prädestiniert sein“ (ebd., S.<br />

52).<br />

Da die Studienabbruchquoten sich aus einer Gegenüberstellung von bestimmten<br />

Anfänger- <strong>und</strong> Absolventenjahrgängen ergeben, nicht aber aus<br />

der Verfolgung der Studienverläufe, sind die Aussagen über die Abbruchquoten<br />

bei Studierenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong> nur bedingt verlässlich.<br />

Eine Gegenüberstellung von Resultaten des DJI-Surveys AID:A ermöglicht<br />

eine individuelle Berechnung von Abbruchquoten. 72 Nach ihnen ergeben<br />

sich keine relevanten Unterschiede hinsichtlich des Anteils der →Studienabbrecher/innen<br />

zwischen jungen Erwachsenen mit (8%) <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

(9%). Die extreme Divergenz der bisher vorliegenden Untersuchungsergebnisse<br />

verdeutlicht den dringenden Bedarf an verlässlichen<br />

Daten zum Thema Studienabbruch.<br />

Mit jedem Abbruch ist eine persönliche Enttäuschung sowie ein volkswirtschaftlicher<br />

„Verlust an bereits investierten Mitteln <strong>und</strong> an dringend<br />

benötigten Qualifikationen <strong>und</strong> Ressourcen in der Wissensgesellschaft“<br />

(Meinhardt 2010, S. 24) verb<strong>und</strong>en. Für den Studienabbruch gibt es vielfältige<br />

Ursachen (vgl. Tinto 1993; Heublein u.a. 2010b), die auf einen Zusam-<br />

72 Anhand der offenen Angaben der Studienberechtigten im Alter von 18 bis 25 Jahren zur Erstausbildung<br />

lässt sich erschließen, ob es sich dabei um ein Studium oder eine berufliche Ausbildung<br />

handelt. Des Weiteren wurde nach dem aktuellen Status der Erstausbildung gefragt.<br />

Somit lässt sich der Anteil der jungen Frauen <strong>und</strong> Männer bestimmen, die ein Studium als<br />

Erstausbildung begonnen <strong>und</strong> bereits abgebrochen haben (Gesamtstichprobe N = 999; Migrationshintergr<strong>und</strong>:<br />

16,7%).<br />

114


menhang mit individuellen <strong>und</strong> institutionellen Gegebenheiten verweisen<br />

(vgl. Leichsenring u.a. 2010). Zu den Faktoren, die das Risiko eines Studienabbruchs<br />

speziell bei Personen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> erhöhen, gibt<br />

es bisher jedoch kaum wissenschaftliche Untersuchungen (vgl. Meinhardt/<br />

Zittlau 2009).<br />

Führt man sich aber vor Augen, dass die drei Hauptmotive des Studienabbruchs<br />

bei deutschen Studierenden Leistungsprobleme (20%), Probleme<br />

mit der Finanzierung (19%) <strong>und</strong> mangelnde Studienmotivation (18%) sind<br />

(vgl. Heublein u.a. 2010b, S. IV) <strong>und</strong> dass Studierende mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

häufiger von finanziellen Schwierigkeiten betroffen sind (vgl. Abschnitt<br />

3.3.2.7), dann darf angenommen werden, dass bei Letzteren finanzielle<br />

Gründe beim Verlassen der Hochschule eine wichtige Rolle spielen.<br />

Auch die Tatsache, dass Studierende mit Migrationshintergr<strong>und</strong> häufiger<br />

einer Erwerbstätigkeit nachgehen (müssen), wirkt sich wohl nachteilig auf<br />

die Studienleistungen aus <strong>und</strong> erhöht das Risiko eines Studienabbruchs,<br />

speziell in den neuen Studiengängen, die sich durch hohe <strong>und</strong> verdichtete<br />

Studienanforderungen auszeichnen (vgl. ebd., S. 143).<br />

Überdurchschnittlich hoch fallen die Abbruchquoten z.T. in den Natur-<br />

<strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften sowie in den Wirtschafts-, Sprach- <strong>und</strong> Kulturwissenschaften<br />

aus (vgl. ebd., S. IV). Wie in Abschnitt 3.3.2.2 dargestellt,<br />

fällt auch der Anteil der Studierenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong> speziell in<br />

den Ingenieurwissenschaften sowie Rechts- Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften<br />

etwas höher aus als der entsprechende Anteil der deutschen Studierenden.<br />

3.3.2.7 Finanzierung des Studiums<br />

Zwar verfügen Studierende mit Migrationshintergr<strong>und</strong> monatlich über etwas<br />

höhere Einnahmen als Studierende ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> (832<br />

vs. 810 Euro), jedoch unterscheiden sich die Einnahmequellen teilweise<br />

erheblich. So werden weniger Studierende mit als ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

von ihren Eltern unterstützt, der Betrag der elterlichen Unterstützung<br />

fällt erheblich geringer aus (387 vs. 450 €) (vgl. Tabelle 8) <strong>und</strong> damit<br />

auch der Eltern-Zuschuss zu den monatlichen Einnahmen (vgl. Abbildung<br />

59). Von den Studierenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong> nimmt deswegen ein<br />

größerer Anteil eine Förderung nach dem B<strong>und</strong>esausbildungsförderungsgesetz<br />

(→BAföG) in Anspruch oder trägt mit dem eigenen Verdienst zum<br />

Lebensunterhalt bei.<br />

Doch auch hier gibt es beträchtliche Unterschiede zwischen den Gruppen<br />

der Studierenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong>: So werden deutlich mehr<br />

Studierende mit doppelter Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> deutsche Studierende<br />

mit mindestens einem ausländischen Elternteil von ihren Eltern finanziell<br />

unterstützt als dies bei eingebürgerten Studierenden oder bei Bildungsinländerinnen<br />

<strong>und</strong> -inländern der Fall ist (vgl.<br />

). Studierende mit doppelter Staatsbürgerschaft erhalten durchschnittlich<br />

über die Hälfte ihrer monatlichen Einnahmen von ihren Eltern, während<br />

dieser Anteil bei eingebürgerten Studierenden nur halb so groß ist (vgl. Abbildung<br />

59). Bei Letzteren liegt hingegen die BAföG-Quote deutlich höher<br />

115


als bei den übrigen Migrantengruppen <strong>und</strong> die Förderung macht hier auch<br />

einen höheren Anteil an den monatlichen Einnahmen aus. 73<br />

Der eigene Verdienst stellt bei den Bildungsinländerinnen/Bildungsinländern<br />

mit einem Anteil von 35% am monatlichen Einkommen eine wichtigere<br />

Einnahmequelle dar als bei den übrigen Gruppen. Die geringste Rolle<br />

spielt der eigene Verdienst bei den Studierenden, die neben der deutschen<br />

noch eine weitere Staatsbürgerschaft hatten (doppelte Staatsbürgerschaft).<br />

Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Finanzierungsquellen kaum von<br />

den Studierenden ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> (vgl. Abbildung 59). Insgesamt<br />

gingen im Sommersemester 2009 gut zwei Drittel der Studierenden<br />

mit als auch ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> neben dem Studium einer Erwerbstätigkeit<br />

nach (vgl. Tabelle 8).<br />

Abbildung 59: Studierende nach Migrationshintergr<strong>und</strong> – Zusammensetzung<br />

der monatlichen Einnahmen nach Finanzierungsquellen,<br />

2009 (Anteil je Finanzierungsquelle in %)<br />

Quelle: DSW/HIS 19. Sozialerhebung; eigene Darstellung; Bezugsgruppe Normalstudent (Studierende,<br />

die nicht mehr im Elternhaus wohnen, ledig sind <strong>und</strong> sich im Erststudium befinden)<br />

73 Laut Statistischem B<strong>und</strong>esamt (2009a) erhielten 2009 31.623 Studierende ausländischer<br />

Herkunft BAföG – 13% mehr als im Vorjahr.<br />

116<br />

Eingebürgerte 832€<br />

Bildungsinländer/innen 822€<br />

Elternteil mit ausl. Staatsangehörigkeit 829€<br />

Doppelte Staatsangehörigkeit 862€<br />

Mit Migrationshintergr<strong>und</strong> 832€<br />

Ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> 810€<br />

27<br />

31<br />

41<br />

53<br />

35<br />

49<br />

29<br />

21<br />

23<br />

21<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Eltern BAföG Verdienst Übrige<br />

14<br />

13<br />

32<br />

35<br />

31<br />

25<br />

29<br />

27<br />

12<br />

13<br />

10<br />

11<br />

12<br />

7


Tabelle 8: Studierende nach Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Inanspruchnahme<br />

der hauptsächlichen Finanzierungsquellen 2009<br />

Eltern<br />

BAföG<br />

Verdienst<br />

Übrige<br />

Finanzierungsquelle<br />

Quelle: DSW/HIS 19. Sozialerhebung<br />

Von den durch das Statistische B<strong>und</strong>esamt erfassten ausländischen BAföG-<br />

Geförderten 74 stammt über die Hälfte aus dem europäischen Ausland außerhalb<br />

der EU; ein Fünftel aus EU-Staaten (vgl. Tabelle A-3.3). Die mit<br />

Abstand größte Gruppe weist die türkische Staatsangehörigkeit auf, gefolgt<br />

von Studierenden der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) <strong>und</strong> Studierenden<br />

mit ukrainischer Staatsangehörigkeit (vgl. Abbildung 60).<br />

Abbildung 60: Ausländische BAföG-Geförderte nach den 10 am stärksten<br />

vertretenen Herkunftsregionen, 2009 (abs.)<br />

Türkei<br />

GUS<br />

Ukraine<br />

Italien<br />

Polen<br />

Heimatlose Ausländer<br />

Griechenland<br />

Vietnam<br />

Asylberechtigte Ausländer<br />

Bosnien-Herzegowina<br />

Eingebürgerte<br />

1 381<br />

1 274<br />

1 042<br />

866<br />

826<br />

823<br />

795<br />

Elternteil<br />

m. ausl.<br />

Staatsang.<br />

2 047<br />

1 707<br />

Mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Doppelte<br />

Staatsang.<br />

Bildungsinländer/innen<br />

Insgesamt<br />

Stud. in % 71 82 85 71 76 88<br />

Betrag in € 316 414 533 363 387 450<br />

Stud. in % 49 34 25 33 37 28<br />

Betrag in € 498 506 467 520 503 420<br />

Stud. in % 71 69 68 67 69 65<br />

Betrag in € 377 343 344 421 375 317<br />

Stud. in % 32 42 28 37 36 47<br />

Betrag in € 304 196 210 291 254 199<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2009a; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

9 875<br />

Ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

74 Durch das Statistische B<strong>und</strong>esamt werden Deutsche <strong>und</strong> Ausländer/innen erfasst, die nach<br />

dem B<strong>und</strong>esausbildungsförderungsgesetz einen Anspruch auf Förderung haben. Für ausländische<br />

Staatsangehörige ist dieser Anspruch an aufenthaltsrechtliche gesetzliche Vorgaben<br />

geb<strong>und</strong>en. Diese Gruppe unterscheidet sich von der Gruppe der Bildungsinländer/innen, für<br />

deren Definition maßgeblich ist, dass sie die Hochschulberechtigung in Deutschland erworben<br />

hat, <strong>und</strong> von der Gruppe mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, für die Zuwanderung <strong>und</strong> die Abstammung<br />

von Zuwanderern maßgeblich ist.<br />

117


3.3.3 Studienabschluss<br />

3.3.3.1 Absolventenzahlen<br />

Im →Prüfungsjahr 2009 bestanden laut amtlicher Statistik (Prüfungsstatistik)<br />

338.656 Studierende ihre Abschlussprüfungen an einer deutschen<br />

Hochschule (Frauenanteil: 51%). Die Zahl der Absolventinnen/Absolventen<br />

stieg im letzten Jahrzehnt beständig an, wobei vor allem bei den ausländischen<br />

Studierenden eine rapide Zunahme zu beobachten ist. So hat<br />

sich die Zahl der Bildungsinländer/innen von einer niedrigen Ausgangsbasis<br />

um 63% auf 6.616 erhöht. In derselben Zeitspanne stieg die Zahl der<br />

deutschen Absolventinnen/Absolventen um 51% auf 304.945. Bei den<br />

Bildungsinländerinnen war damit im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um<br />

knapp 11%, bei den Bildungsinländern um 5% zu verzeichnen. Dadurch<br />

wurden die bisherigen Geschlechtsunterschiede nivelliert: In dieser Gruppe<br />

gab es nun ebenso viele erfolgreiche Hochschulabgängerinnen wie -abgänger.<br />

Angesichts des drohenden Fachkräftemangels zeichnet sich hier also eine<br />

positive Entwicklung ab.<br />

Trotz des Anstiegs der absoluten Zahlen betrug der Anteil der Bildungsinländer/innen<br />

an allen Absolventinnen/Absolventen in Deutschland im<br />

Jahr 2009 nur knapp 2% <strong>und</strong> lag somit etwa einen Prozentpunkt unter dem<br />

Anteil, den die Bildungsinländer/innen an den Studierenden insgesamt<br />

ausmachten (vgl. Abbildung 61). Dies deutet daraufhin, dass Bildungsinländer/innen<br />

überproportional häufig ohne Abschluss aus dem Studium ausscheiden.<br />

Der Anteil der Bildungsinländer/innen an allen Absolventinnen/Absolventen<br />

in Deutschland hat zudem in den letzten Jahren nicht<br />

zugenommen.<br />

Abbildung 61: Veränderung der b<strong>und</strong>esweiten Absolventenzahlen (Index:<br />

2000 = 0) <strong>und</strong> Anteil der Bildungsinländer/innen an allen<br />

Absolventen (in %), 2000–2009<br />

Quelle: Statistische Ämter des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Länder, Prüfungsstatistik; Wissenschaft weltoffen 2010<br />

(DAAD 2010); eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

118<br />

Veränderung in %<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

1,89<br />

2,13<br />

2,15<br />

2,33<br />

2,22<br />

2,15<br />

2,05 2,02 1,99 1,95<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Anteil Bildungsinländer/innen an allen AbsolventInnen Deutsche Bildungsinländer/innen insg.


3.3.3.2 Hochschul- <strong>und</strong> Studienarten<br />

Während bei deutschen Studierenden der Abschluss des Studiums an einer<br />

Universität dominierte, legten Bildungsinländer/innen gleichermaßen erfolgreich<br />

Prüfungen an Universitäten <strong>und</strong> anderen Hochschularten ab (vgl.<br />

Abbildung 62). Dabei schlossen Frauen, unabhängig von der Staatsangehörigkeit,<br />

ihr Studium deutlich häufiger an einer Universität ab als die männliche<br />

Vergleichsgruppe.<br />

Abbildung 62: Absolventen/Absolventinnen im Prüfungsjahr 2009 nach<br />

Hochschularten <strong>und</strong> Geschlecht (in %)<br />

Deutsche Bildungsinländer<br />

Männlich<br />

Weiblich<br />

Insgesamt<br />

Männlich<br />

Weiblich<br />

Insgesamt<br />

45,5<br />

56,3<br />

50,9<br />

57,2<br />

68,9<br />

63,2<br />

Quelle: Wissenschaft weltoffen 2010 (DAAD 2010); eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

Die Differenzierung nach Studienarten zeigt, dass der Anteil der Bildungsinländer-Absolventinnen/-Absolventen,<br />

die 2009 ein Erststudium bzw. ein<br />

weiterführendes Studium abschlossen, etwas über den entsprechenden Anteilen<br />

bei deutschen Studierenden lag. Letztere schlossen hingegen häufiger<br />

ein Promotionsstudium ab (vgl. Abbildung A-3.6).<br />

Hinsichtlich der Fächergruppen, in denen Bildungsinländer/innen Abschlussprüfungen<br />

ablegten, zeigten sich 2009 keine gravierenden Differenzen<br />

gegenüber deutschen Absolventinnen <strong>und</strong> Absolventen (vgl. Abbildung<br />

63). Beide Gruppen legten am häufigsten ihre Prüfungen in der Fächergruppe<br />

Rechts-, Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften ab. Dabei fiel der<br />

Anteil der deutschen Absolventinnen/Absolventen, die diese Fächergruppen<br />

ablegten, an allen deutschen Absolventinnen/Absolventen des Prüfungsjahrs<br />

etwas geringer aus als dies bei den Bildungsinländer/innen der Fall<br />

war. Bei Ersteren gab es keine Geschlechterunterschiede, während bei den<br />

Bildungsinländerinnen <strong>und</strong> –inländern der Anteil der Frauen über dem der<br />

Männer lag. Unabhängig von der Nationalität zeigten sich Geschlechterunterschiede<br />

in den Fächergruppen Mathematik/Naturwissenschaften <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften,<br />

in denen die männlichen Absolventen häufiger ver-<br />

6,8<br />

8,5<br />

1,1<br />

10,2<br />

1,3<br />

1,5<br />

47,7<br />

33,5<br />

40,6<br />

41,6<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Universitäten Kunsthochschulen<br />

Fachhochschulen insgesamt Sonstige Hochschulen<br />

29,6<br />

35,5<br />

119


treten waren, <strong>und</strong> in Sprach- <strong>und</strong> Kulturwissenschaften mit einem Überhang<br />

an weiblichen Absolventinnen. Darüber hinaus absolvierten Bildungsinländer/innen<br />

zu einem größeren Anteil (Frauen: 10,2%, Männer: 28,4%)<br />

einen Studiengang der Ingenieurswissenschaften als deutsche Studierende<br />

(Frauen: 6,5%, Männer: 23,8%). Die Quoten für Absolventinnen/Absolventen<br />

der Fächergruppe Humanmedizin <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften<br />

fielen für ausländische Studierende nur unwesentlich geringer aus als für<br />

deutsche Studierende. Deutliche Unterschiede ergaben sich jedoch für die<br />

Fächergruppe Kunst <strong>und</strong> Kunstwissenschaften, die vor allem von Frauen<br />

studiert werden: Der Anteil von Absolventinnen/Absolventen dieser Fächergruppe<br />

fiel für Bildungsinländer/innen (11%) höher aus als für ihre<br />

deutschen Kommilitoninnen <strong>und</strong> Kommilitonen (4%).<br />

Abbildung 63: Bestandene Prüfungen nach Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> Fächergruppen,<br />

Prüfungsjahr 2009<br />

Insgesamt Deutsche Bildungsinländer<br />

Quelle: Statische Ämter des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Länder, Prüfungsstatistik; eigene Berechnungen <strong>und</strong><br />

Darstellung<br />

Die etwas höheren Absolventenquoten von Bildungsinländerinnen <strong>und</strong> -inländern<br />

in den Ingenieurwissenschaften können im Hinblick auf einen Ingenieurmangel<br />

in Deutschland als positiv bewertet werden. Angesichts des<br />

steigenden Anteils der Bevölkerung mit Migrationshintergr<strong>und</strong> wird hier ein<br />

Potenzial gesehen, welches es besser auszuschöpfen gilt (vgl. Fakultätentage<br />

der Ingenieurwissenschaften <strong>und</strong> der Informatik an Universitäten e.V.<br />

2010). Für die Attraktivität des Ingenieurstudiums für Studierende mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

werden unterschiedliche Begründungen genannt: Zum<br />

einen gelten die Ingenieurwissenschaften traditionell als Fächergruppe des<br />

„sozialen Aufstiegs“, sind die Absolventinnen/Absolventen dieser Studiengänge<br />

doch häufiger als in anderen Fächergruppen die ersten in ihrer Fami-<br />

120<br />

Männlich<br />

Weiblich<br />

Insgesamt<br />

Männlich<br />

Weiblich<br />

Insgesamt<br />

Männlich<br />

Weiblich<br />

Insgesamt<br />

Rechts-,<br />

Wirtschafts<strong>und</strong><br />

Sozialwiss.<br />

32,9<br />

34,1<br />

34,6<br />

34,4<br />

33,3<br />

35,4<br />

34,7<br />

34,0<br />

6,0<br />

38,0<br />

9,0<br />

27,0<br />

18,2<br />

8,7<br />

13,4<br />

26,5<br />

17,8<br />

20,9<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Sprach<strong>und</strong><br />

Kulturwiss.<br />

Ingenieurwiss.<br />

Mathematik,<br />

Naturwiss.<br />

28,4<br />

Humanmedizin/Ges<strong>und</strong>heitswiss.<br />

23,8<br />

24,7<br />

19,3<br />

15,0<br />

15,6<br />

Kunst,<br />

Kunstwiss.<br />

10,2<br />

6,5<br />

6,9<br />

11,4<br />

15,4<br />

13,4<br />

17,2<br />

13,5<br />

19,3<br />

21,1<br />

21,1<br />

17,2<br />

Agrar-, Forst<strong>und</strong>Ernährungswiss.<br />

5,6<br />

4,5<br />

8,8<br />

8,5<br />

3,4<br />

7,3<br />

7,0<br />

12,8<br />

5,7<br />

5,6<br />

10,6<br />

4,7<br />

3,7<br />

5,2<br />

8,5<br />

2,6<br />

2,9<br />

4,1<br />

Sport Veterinärmedizin


lie, die einen akademischen Abschluss erlangen (ebd., S. 6). Dabei spielt<br />

vermutlich der Praxisbezug, die Anschaulichkeit <strong>und</strong> die hohe „Verwertbarkeit<br />

des Studiums“ auf dem deutschen <strong>und</strong> internationalen Arbeitsmarkt<br />

(Karakaşoğlu-Aydın/Neumann 2001, S. 5) eine entscheidende Rolle. Auch<br />

sind diese Fächer zumeist nicht zulassungsbeschränkt, so dass den Schulnoten<br />

weniger Bedeutung zukommt. Des Weiteren erscheinen diese Studiengänge<br />

weniger sprachgeb<strong>und</strong>en als z.B. die Geisteswissenschaften <strong>und</strong> versprechen<br />

wegen der großen Nachfrage eine lukrative Zukunft (vgl. ebd.).<br />

Im Hinblick auf die Berufsaussichten kann auch angenommen werden, dass<br />

Bildungsinländer/innen Benachteiligungen bei der Arbeitsplatzvergabe bzw.<br />

Diskriminierung antizipieren <strong>und</strong> deshalb gerade solche Fachrichtungen<br />

wählen, in denen eine hohe Nachfrage an Arbeitskräften herrscht, um so<br />

ihre Chancen auf einen guten Arbeitsplatz zu erhöhen. Dass zudem der<br />

Frauenanteil bei den ausländischen Studierenden in dieser Fächergruppe<br />

höher ausfällt als bei den deutschen, könnte daran liegen, dass in den jeweiligen<br />

Herkunftskulturen diese Berufe nicht als männlich konnotiert verstanden<br />

<strong>und</strong> daher eher auch von Frauen gewählt werden (vgl. ebd.).<br />

Die Zahlen ausländischer Absolventinnen/Absolventen, die ihre Hochschulzugangsberechtigung<br />

in Deutschland erworben haben (Bildungsinländer/innen),<br />

sind zwischen dem Jahr 2000 <strong>und</strong> 2009 vor allem in den MINT-<br />

Fächern 75 (+138%), in den Rechts-, Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften<br />

(+87%) sowie in den Sprach- <strong>und</strong> Kulturwissenschaften (+72%) gestiegen<br />

(vgl. Abbildung 64).<br />

75 „MINT“ steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften <strong>und</strong> Technik.<br />

121


Abbildung 64: Entwicklung der Bildungsinländer-Absolventenzahlen nach<br />

Fächergruppen, 2000 bis 2009 (abs.)<br />

Das Fach Ges<strong>und</strong>heitspädagogik wechselte zum Wintersemester 2004/05 den Studienbereich von<br />

Erziehungswissenschaften zu Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften allgemein <strong>und</strong> damit die Fächergruppe von<br />

Sprach- <strong>und</strong> Kulturwissenschaften zu Humanmedizin/Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften. Ab Wintersemester<br />

2004/05 enthält die Fächergruppe Humanmedizin damit den neuen Studienbereich Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften<br />

allg. <strong>und</strong> ändert ihre Bezeichnung von Humanmedizin zu Humanmedzin/Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften.<br />

Quelle: Wissenschaft weltoffen 2010 (DAAD 2010); eigene Darstellung<br />

3.3.3.3 B<strong>und</strong>esländer<br />

Die Anteile der Bildungsinländer-Absolventinnen <strong>und</strong> -Absolventen lagen<br />

2009 in Hessen, den Stadtstaaten, Nordrhein-Westfalen <strong>und</strong> dem Saarland<br />

über dem B<strong>und</strong>esdurchschnitt. In den ostdeutschen B<strong>und</strong>esländern fällt die<br />

Quote am geringsten aus (vgl. Abbildung 65). Aussagekräftiger hinsichtlich<br />

des Studienerfolgs wären hier allerdings Quoten, welche die Absolventenzahlen<br />

in Relation zu den →Studienanfängerzahlen setzen. Diese liegen bisher<br />

jedoch nicht für Bildungsinländer/innen bzw. Studierende mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

vor.<br />

122<br />

Bildungsinländer-AbsolventInnen<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Sprach- <strong>und</strong> Kulturwiss. Sport<br />

Rechts-, Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialwiss. Mathematik, Naturwiss.<br />

Humanmedizin/Ges<strong>und</strong>heitswiss. Veterinärmedizin<br />

Agrar-, Forst- <strong>und</strong> Ernährungswiss. Ingenieurwiss.<br />

Kunst, Kunstwiss.


Abbildung 65: Anteil der Bildungsinländer/innen an Absolventinnen/Absolventen<br />

im jeweiligen B<strong>und</strong>esland 1 im Prüfungsjahr 2009<br />

(in %)<br />

Hessen<br />

Berlin<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Bremen<br />

Hamburg<br />

Saarland<br />

Länder Insgesamt (D)<br />

Baden-Württemberg<br />

Bayern<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Schleswig-Holstein<br />

Niedersachsen<br />

Brandenburg<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Thüringen<br />

Sachsen<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

1 Land der abgelegten Prüfung<br />

Quelle: Wissenschaft weltoffen 2010 (DAAD 2010); eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

3.3.3.4 Herkunftsländer<br />

Die häufigsten Staatsangehörigkeiten der Bildungsinländer-Absolventinnen/Absolventen<br />

sind mit der nationalen Verteilung der Studierenden nahezu<br />

identisch: Mit Abstand die größte Gruppe waren im Prüfungsjahr<br />

2009 Absolventinnen/Absolventen mit türkischer Staatsangehörigkeit, gefolgt<br />

von jenen aus den klassischen Anwerbestaaten wie Kroatien, Italien<br />

<strong>und</strong> Griechenland (vgl. Abbildung 66). Auffallend ist noch der im Vergleich<br />

zu den Studierendenzahlen (vgl. Abbildung A-3.4) erhöhte Anteil österreichischer<br />

Absolventinnen/Absolventen.<br />

Abbildung 66: Anteil der Bildungsinländer-Absolventen/-Absolventinnen<br />

im Prüfungsjahr 2009 nach den 10 am stärksten vertretenen<br />

Herkunftsländern (in %)<br />

Türkei<br />

Kroatien<br />

Italien<br />

Polen<br />

Griechenland<br />

Russische Föderation<br />

Ukraine<br />

Österreich<br />

China<br />

Bosnien <strong>und</strong> Herzegowina<br />

0,68<br />

0,62<br />

0,55<br />

0,46<br />

6,9<br />

6,4<br />

5,4<br />

5,4<br />

4,2<br />

3,5<br />

3,4<br />

3,2<br />

3,1<br />

2,05<br />

1,95<br />

1,90<br />

1,75<br />

1,61<br />

1,53<br />

1,43<br />

1,35<br />

2,61<br />

2,52<br />

2,51<br />

2,48<br />

Quelle: Wissenschaft weltoffen 2010 (DAAD 2010); eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

3,16<br />

21,4<br />

123


3.3.3.5 Einflüsse auf die Chance für einen Hochschulabschluss<br />

Eine Sonderauswertung auf Gr<strong>und</strong>lage der Daten des →Mikrozensus 2009<br />

zum Hochschulabschluss von jungen Erwachsenen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

die die Hochschulreife in Deutschland erworben haben (vgl. Engels<br />

u.a. 2012, S. 178ff.), bestätigt den Vorsprung der Frauen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

gegenüber den Männern mit Migrationshintergr<strong>und</strong>. Einwanderinnen<br />

aus Drittstaaten 76 haben geringere Chancen auf einen Hochschulabschluss<br />

als Frauen aus EU-27-Ländern. Hierfür sowie für die Geschlechterdifferenzen<br />

liefern weder der Familienstand noch das Einreisealter ausreichende<br />

Erklärungen – weitere Einflussfaktoren lassen sich aus dem Mikrozensus<br />

nicht ableiten.<br />

3.3.4 Berufseinmündung (Monika Stürzer)<br />

Trotz konjunktureller Schwankungen ist die Arbeitsmarktlage für Hochschulabsolventinnen<br />

<strong>und</strong> -absolventen insgesamt überwiegend gut (vgl. Autorengruppe<br />

Bildungsberichterstattung 2008; Bonin u.a. 2007). Mittlerweile<br />

wird sogar davon ausgegangen, dass vor allem in den MINT-Fächern (vgl.<br />

Abschnitt 3.3.3.2) der zunehmende Arbeitskräftebedarf nur gedeckt werden<br />

kann, „wenn das Angebot an Hochschulabsolventen technischer Studiengänge<br />

erhöht werden kann“ (Erdmann/Koppel 2010, S. 11). Dabei wird<br />

von einem „demografiebedingten Ersatzbedarf“ 77 <strong>und</strong> einem darüber hinausgehenden<br />

Zusatzbedarf ausgegangen, „der unter anderem aus dem langfristigen<br />

volkswirtschaftlichen Wachstum sowie dem Strukturwandel hin zu<br />

einer wissensintensiven Wirtschaft herrührt“ (ebd., S. 5). Somit sollte sich<br />

die Ausgangsposition am Arbeitsmarkt sowohl für Absolventinnen/Absolventen<br />

mit als auch für solche ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> in den technischen<br />

Fächern <strong>und</strong> den Naturwissenschaften positiv darstellen.<br />

In diesem Zusammenhang wird jedoch auch darauf hingewiesen, dass<br />

zwei Drittel der →Bildungsausländer/innen, die in Deutschland studiert<br />

haben, nach dem Studium das Land wieder verlassen (vgl. auch OECD<br />

2010 für das Jahr 2007) – nicht zuletzt auf Gr<strong>und</strong> von Restriktionen, „denen<br />

sich Absolventen aus Nicht-EU-Staaten beim Arbeitsmarktzutritt gegenübersehen“<br />

(Erdmann/Koppel 2010, S. 12). Erst seit dem Jahr 2005<br />

haben ausländische Studienabsolventinnen <strong>und</strong> -absolventen nach einem<br />

erfolgreichen Studienabschluss ein Jahr lang die Möglichkeit, „einen ihrer<br />

Ausbildung angemessenen Arbeitsplatz zu finden, <strong>und</strong> können nach erfolgreicher<br />

Arbeitsplatzsuche eine Aufenthaltserlaubnis (§ 18 AufenthG) oder<br />

76 Der Begriff „Drittstaatangehörige“ dient der Abgrenzung zum Begriff EU-Ausländer. Staatsbürger<br />

eines Drittstaates sind weder EU-, EWR-Bürger noch Schweizer.<br />

77 Mit „demografiebedingtem Ersatzbedarf“ meinen Erdmann <strong>und</strong> Koppel (2010), dass Personen,<br />

die aus dem Erwerbsleben ausscheiden, durch eine entsprechende Anzahl an Arbeitnehmer/inne/n<br />

der entsprechenden Qualifikationen ersetzt werden müssen.<br />

124


sogar eine Niederlassungserlaubnis (§ 19 AufenthG) erhalten“ 78 (Sachverständigenrat<br />

deutscher Stiftungen für Integration <strong>und</strong> Migration 2011, S.<br />

41). Seit Oktober 2007 müssen sie sich nun auch keiner „individuellen Vorrangprüfung“<br />

79 mehr unterziehen. Betrachtet man diese Hürden, so ist es<br />

nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass viele Bildungsausländer/innen aus Nicht-EU-<br />

Ländern nach dem Studium Deutschland wieder verlassen bzw. verlassen<br />

haben.<br />

Am 31.12.2009 waren 3.440 Personen im Ausländerzentralregister registriert,<br />

die eine Aufenthaltserlaubnis hatten, „die ihnen die Arbeitsplatzsuche<br />

nach dem Abschluss ihres Studiums in Deutschland ermöglicht“ (B<strong>und</strong>esministerium<br />

des Innern 2011, S. 65). Im Vergleich zum Vorjahr war diese<br />

Zahl um ein Viertel angestiegen. Der Männer- <strong>und</strong> Frauenanteil lag gleich<br />

hoch. Die meisten Aufenthaltserlaubnisse wurden an chinesische Staatsangehörige<br />

(1.169) erteilt, gefolgt von russischen (222), indischen (195) <strong>und</strong><br />

türkischen (165) Absolventinnen/Absolventen (ebd.).<br />

Die einzige Studie, die derzeit Aussagen über Erfolge <strong>und</strong> Orientierungen<br />

im Übergang in den Beruf für junge Erwachsene mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

trifft, ist das Kooperationsprojekt Absolventenstudien (KOAB). 80<br />

Die Unterschiede im Einmündungsverhalten sind KOAB zufolge zu wesentlich<br />

größeren Teilen von der Art der besuchten Hochschule (Fachhochschule<br />

oder Universität) abhängig, als davon, ob die befragten Personen<br />

über eigene Migrationserfahrungen 81 verfügen oder nicht (vgl. Abbildung<br />

67).<br />

Von den ehemaligen Fachhochschul-Studierenden waren sowohl die<br />

deutschen als auch die Personen mit Migrationserfahrung zu mehr als 80%<br />

eineinhalb Jahre nach Studienende regulär erwerbstätig. Bei den Universitätsabsolventinnen/-absolventen<br />

war dieser Anteil nur etwa halb so groß.<br />

Sie setzten zu wesentlich größeren Teilen ihre akademische Ausbildung<br />

fort: In beruflicher Ausbildung oder in einem Referendariat befand sich ein<br />

etwas höherer Anteil der Deutschen als der Personen mit Migrationserfah-<br />

78 Vor Inkrafttreten dieses Zuwanderungsgesetzes konnten ausländische IT-Kräfte – vor allem,<br />

wenn sie in Deutschland studiert hatten – in geringerer Anzahl über eine Green-Card-Regelung<br />

eine Arbeitserlaubnis erhalten (B<strong>und</strong>esministerium des Innern 2011, S. 64).<br />

79 „In einer Vorrangprüfung wird durch die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit geprüft, ob ein konkreter<br />

Arbeitsplatz, den der Antragsteller angibt, nicht auch mit deutschen Arbeitssuchenden besetzt<br />

werden könnte oder mit ausländischen, die hinsichtlich der Arbeitsaufnahme Deutschen rechtlich<br />

gleichgestellt sind oder einen unionsrechtlichen Vorrang haben. Findet sich ein passender<br />

Bewerber, wird dem Antragsteller kein Aufenthaltstitel erteilt“ (Sachverständigenrat deutscher<br />

Stiftungen für Integration <strong>und</strong> Migration 2011, S. 41).<br />

80 In der Studie wurden die Hochschulabsolventinnen/-absolventen des Jahrgangs 2007 1,5<br />

Jahre nach dem Abschluss zu ihrem Verbleib, zu ihrem beruflichen Erfolg <strong>und</strong> zu ihrer beruflichen<br />

Orientierung befragt.<br />

81 „Migrationserfahrung“ wird orientiert am Land des Erwerbs der Hochschulzugangsberechtigung,<br />

an der Zusammensetzung der Nationalität der Eltern <strong>und</strong> an der Staatsbürgerschaft der<br />

Studierenden zugeschrieben. Migrationserfahrungen haben Deutsche mit Migrationserfahrung<br />

in der Familie, wobei sie ebenso eine deutsche wie eine ausländische Staatsbürgerschaft haben<br />

können. Neben dieser Kategorie gibt es noch Deutsche <strong>und</strong> Ausländer/innen.<br />

125


ung. Fast ein Viertel der Universitätsabsolventinnen <strong>und</strong> -absolventen –<br />

egal ob mit oder ohne Migrationserfahrung – studierte weiterhin <strong>und</strong> war<br />

außerdem erwerbstätig. Arbeitssuchend waren in allen vier untersuchten<br />

Gruppen eineinhalb Jahre nach Studienende jeweils nur 2 bis 3% der Befragten.<br />

Abbildung 67: Verbleib von Hochschulabsolventen/-absolventinnen mit<br />

<strong>und</strong> ohne Migrationserfahrung ca. 1,5 Jahre nach dem<br />

Abschluss (in %)<br />

FH Universität<br />

Absolv. = Absolventinnen <strong>und</strong> Absolventen; ME = Migrationserfahrung; FH = Fachhochschule<br />

Quelle: Kooperationsprojekt Absolventenstudien (KOAB) (Heidemann 2010), Tab. 37, N = 27.744;<br />

eigene Darstellung<br />

Anhand von sieben Indikatoren wurde der berufliche Erfolg der Absolventinnen/Absolventen<br />

untersucht. Die Gruppe der mittlerweile regulär Erwerbstätigen<br />

wurde zur Dauer der Beschäftigungssuche, zu ihrem Einkommen,<br />

zur Art der Beschäftigung sowie zu ihrer beruflichen Zufriedenheit<br />

befragt (vgl. Tabelle 9 <strong>und</strong> Abbildung 68).<br />

Fachhochschulabsolventinnen/-absolventen <strong>und</strong> Deutsche fanden nach<br />

ihrem Abschluss etwas schneller eine Beschäftigung als Universitätsabsolventinnen/-absolventen<br />

<strong>und</strong> Personen mit Migrationserfahrung. Zum etwas<br />

höheren Bruttomonatseinkommen der Fachhochschulabsolventinnen <strong>und</strong><br />

-absolventen dürfte beitragen, dass sie häufiger als die Absolventinnen/Absolventen<br />

der Universität Vollzeit beschäftigt sind (vgl. Abbildung 68). Das<br />

höchste durchschnittliche Bruttomonatseinkommen haben die Fachhochschulabsolventinnen/-absolventen<br />

mit Migrationserfahrung.<br />

126<br />

Absolv. mit ME<br />

Deutsche<br />

Absolv. mit ME<br />

Deutsche<br />

43<br />

44<br />

82<br />

83<br />

16<br />

19<br />

24<br />

23<br />

1<br />

2<br />

6<br />

11<br />

6<br />

10<br />

6<br />

5<br />

3 3<br />

2 2<br />

3 3<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Reguläre Erwerbstätigkeit Berufl. Ausbildung/Referendariat<br />

Studium + Erwerbstätigkeit Nur Studium<br />

Arbeitssuche Sonstiges<br />

2 2


Tabelle 9: Beschäftigungssuche <strong>und</strong> Einkommen von Studienabsolventinnen/-absolventen<br />

mit <strong>und</strong> ohne Migrationserfahrung<br />

ca. 1,5 Jahre nach dem Abschluss (arithmet. Mittelwert)<br />

Dauer der Beschäftigungssuche<br />

(in Monaten)<br />

Bruttomonatseinkommen<br />

(absolut)<br />

Deutsche Migrationserfahrung<br />

2,7<br />

2.830<br />

FH Universität<br />

3<br />

2.934<br />

Deutsche Migrationserfahrung<br />

3,1<br />

2.784<br />

3,4<br />

2.770<br />

Quelle: Kooperationsprojekt Absolventenstudien (KOAB) (Heidemann 2010), Tab. 38, N = 13.498;<br />

eigene Darstellung<br />

Fachhochschulabsolventinnen <strong>und</strong> -absolventen sind eineinhalb Jahre nach<br />

dem Hochschulabschluss durchschnittlich erfolgreicher als Universitätsabsolventinnen/-absolventen<br />

(vgl. Abbildung 68). Unabhängig von Migrationserfahrungen<br />

sind sie zu diesem Zeitpunkt schon häufiger vollzeiterwerbstätig<br />

<strong>und</strong> gehen öfter einer unbefristeten Beschäftigung nach. Sie äußern<br />

häufiger, dass ihre Beschäftigung niveauadäquat ist, dass eine hohe<br />

Qualifikationsverwendung vorliegt <strong>und</strong> dass sie mit ihrer Arbeit zufrieden<br />

sind. Geringe Unterschiede zwischen Personen mit <strong>und</strong> ohne Migrationserfahrung<br />

zeigen sich nur darin, dass die Fachhochschulabsolventinnen/<br />

Fachhochschulabsolventen mit Migrationserfahrung am häufigsten von<br />

allen Gruppen unbefristet beschäftigt sind <strong>und</strong> dass die deutschen Universitätsabsolventinnen/-absolventen<br />

ihre Beschäftigung niveauadäquater einschätzen<br />

als ihre Ex-Kommilitoninnen <strong>und</strong> –Kommilitonen mit Migrationserfahrung.<br />

Abbildung 68: Beruflicher Erfolg von Hochschulabsolventinnen/<br />

-absolventen mit <strong>und</strong> ohne Migrationserfahrung<br />

ca. 1,5 Jahre nach dem Abschluss (in %)<br />

Berufszufriedenheit<br />

Hohe Qualifikationsverwendung<br />

Niveauadäquat beschäftigt<br />

Unbefristet beschäftigt<br />

Vollzeit beschäftigt<br />

78<br />

81<br />

83<br />

85<br />

79<br />

76<br />

81<br />

84<br />

85<br />

85<br />

87<br />

89<br />

89<br />

91<br />

FH = Fachhochschule<br />

Quelle: Heidemann (2010). Kooperationsprojekt Absolventenstudien (KOAB), Tab. 38, N = 13.498;<br />

eigene Darstellung<br />

63<br />

63<br />

Universität Migrationserfahrung Universität Deutsche<br />

FH Migrationserfahrung FH Deutsche<br />

85<br />

86<br />

93<br />

93<br />

127


Auch bezüglich der beruflichen Orientierungen ließen sich keine großen<br />

Unterschiede feststellen. Personen mit Migrationserfahrung wirken etwas<br />

karriereorientierter – Aspekte wie Aufstiegsmöglichkeiten, Einkommen sowie<br />

die Übernahme von Koordinations- <strong>und</strong> Lenkungsaufgaben sind für sie<br />

von größerer Bedeutung. Gleichzeitig ist ihnen aber auch die Vereinbarkeit<br />

von Familie <strong>und</strong> Beruf etwas wichtiger als Personen ohne Migrationserfahrung.<br />

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sich Absolventinnen/Absolventen<br />

mit Migrationserfahrung bezogen auf ihren Verbleib sowie ihren beruflichen<br />

Erfolg kaum von deutschen Absolventinnen/Absolventen unterscheiden.<br />

Die Art der besuchten Hochschule (Universität oder Fachhochschule)<br />

hat größeren Einfluss auf Verbleib <strong>und</strong> Erfolg der Absolventinnen/Absolventen<br />

als ihre Migrationserfahrung.<br />

3.4 Ausblick<br />

3.4.1 Zusammenfassung der Bef<strong>und</strong>e<br />

1. Junge Frauen <strong>und</strong> Männer mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sind gemessen an<br />

ihrem Bevölkerungsanteil bei den Studierenden unterrepräsentiert. Hierauf<br />

wirkt vor allem die Selektion in den vorangehenden Bildungsstufen<br />

ein.<br />

Die Bedeutung schulischer Selektionsprozesse zeigt sich u.a. in der geringeren<br />

Studienberechtigtenquote bei Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Hier zeichnet sich in den letzten Jahren aber ein positiver Trend ab.<br />

Verfügen Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> über die notwendigen<br />

Bildungsvoraussetzungen für ein Hochschulstudium, dann lassen die Bef<strong>und</strong>e<br />

sogar auf eine vergleichsweise höhere Studierneigung <strong>und</strong> Studierbereitschaft<br />

schließen (vgl. auch B<strong>und</strong>esamt für Migration <strong>und</strong> Flüchtlinge<br />

2010b, S. 56).<br />

2. Studierende mit Migrationshintergr<strong>und</strong> müssen ihr Studium unter ungünstigeren<br />

Rahmenbedingungen absolvieren als Studierende ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Ihre Abbruchquoten sind höher.<br />

Studierende mit Migrationshintergr<strong>und</strong> gehören vergleichsweise häufig einer<br />

niedrigen sozialen Herkunftsgruppe an. Entsprechend werden sie seltener<br />

von ihren Eltern finanziell unterstützt <strong>und</strong> sind daher häufiger auf eine<br />

BAföG-Förderung oder eigenen Verdienst zur Finanzierung ihres Studiums<br />

angewiesen. Diese ungünstigeren Rahmenbedingungen könnten auch zu<br />

den erhöhten Abbruchquoten von studierenden Bildungsinländerinnen <strong>und</strong><br />

-inländern beitragen. Anhand der amtlichen Statistik lässt sich jedoch auch<br />

ein positiver Trend zeigen: Immer mehr Bildungsinländer <strong>und</strong> vor allem<br />

Bildungsinländerinnen schließen ihr Studium erfolgreich ab.<br />

128


Hinsichtlich des Studienverlaufs lassen sich bezüglich objektiver Kriterien<br />

wie gewählte Hochschul- oder Abschlussart kaum Unterschiede zwischen<br />

Studierenden mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> ausmachen.<br />

3. Berufseinmündungsprozesse unterscheiden sich zwischen Absolventinnen/Absolventen<br />

eines Studiums mit <strong>und</strong> ohne Migrationserfahrung<br />

nur geringfügig.<br />

Beide Gruppen finden relativ bald eine Stelle mit ähnlich hohem Einkommen.<br />

Absolventinnen/Absolventen mit Migrationserfahrung wirken etwas<br />

karriereorientierter, legen gleichzeitig aber auch etwas mehr Wert auf die<br />

Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf.<br />

4. Immer wiederkehrende Ergebnismuster zeigen sich aufgr<strong>und</strong> der differenten<br />

Anwendung des „Ausländer-“ <strong>und</strong> des „Migrationskonzepts“ sowie<br />

im Kontext geschlechtsspezifischer <strong>und</strong> sozialer Konkretisierungen.<br />

Zum einen fallen bei einer Gegenüberstellung von Bildungsinländerinnen/<br />

Bildungsinländern <strong>und</strong> deutschen jungen Erwachsenen die Unterschiede<br />

deutlicher aus als bei einer Gegenüberstellung der jeweils gesamten Gruppen<br />

mit bzw. ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. Das heißt, die Situation an deutschen<br />

Hochschulen stellt sich für spezifische Gruppen von Personen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> oftmals positiver dar als es die amtliche Statistik mit<br />

ihrer Beschränkung auf Bildungsinländerinnen <strong>und</strong> -inländern widerspiegelt.<br />

Zum anderen finden sich häufig bedeutsame Geschlechterunterschiede, die<br />

vor allem einen Bildungsaufstieg der Frauen belegen. Des Weiteren ergeben<br />

sich deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Migrantengruppen<br />

hinsichtlich der sozialen Herkunft, was die Bedeutsamkeit der Differenzierungskriterien<br />

Geschlecht <strong>und</strong> soziale Lage unterstreicht.<br />

3.4.2 Bewertung der Datenlage<br />

1. Die amtliche Hochschulstatistik erfasst nur einen Bruchteil der Studierenden<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Die Datenlage zu Studierenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong> ist insgesamt als<br />

verbesserungswürdig zu bezeichnen. Zwar liegt mit der amtlichen Hochschulstatistik<br />

eine Vollerhebung mit präzisen objektiven Daten zum Hochschulstudium<br />

vor, jedoch erfasst diese lediglich das Merkmal Staatsangehörigkeit<br />

<strong>und</strong> kann somit nur Auskunft über eine Teilgruppe der hier betrachteten<br />

Studierenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong> geben: die sog. Bildungsinländer/innen.<br />

Laut der 19. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks<br />

machen Bildungsinländer/innen lediglich einen Anteil von 27% an den Studierenden<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> aus, d.h. 73% besitzen die deutsche<br />

Staatsangehörigkeit. Deren erfolgreiche Bildungskarrieren hin zum <strong>und</strong> im<br />

Hochschulstudium bleiben jedoch in der Hochschulstatistik „unsichtbar“.<br />

129


2. Daten, die sich am Zuwanderungs- bzw. Migrationskonzept orientieren,<br />

bieten differenzierte Resultate <strong>und</strong> erfassen viele Themenfelder. Variierende<br />

Definitionen von „Migrationshintergr<strong>und</strong>“ erschweren jedoch die<br />

Vergleichbarkeit der Ergebnisse.<br />

Um verlässlichere Aussagen über alle Studierenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

zu treffen, sind demnach weitere empirische Erhebungen notwendig,<br />

welche die entsprechenden Merkmale abfragen. Die Sozialerhebung des<br />

Deutschen Studentenwerks (vgl. B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />

2010c) leistet dies, deckt eine Vielzahl von Themenbereichen ab<br />

<strong>und</strong> ermöglicht so neue Einblicke in die Situation von Studierenden mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> an deutschen Hochschulen <strong>und</strong> deren Lebensbedingungen.<br />

Auch in einigen Erhebungen der HIS-Studierendenforschung werden<br />

Variablen zur Konstruktion des Migrationshintergr<strong>und</strong>es abgefragt.<br />

Hier erschweren jedoch unterschiedliche Definitionen bzw. Operationalisierungen<br />

von Migrationshintergr<strong>und</strong> einen Vergleich der Bef<strong>und</strong>e bzw.<br />

die Ergebnisse werden nicht konsequent nach diesem Differenzierungskriterium<br />

ausgewiesen. Ein generelles Problem solcher Erhebungen ist die<br />

Erreichbarkeit von Migrantinnen/Migranten, so dass die Repräsentativität<br />

der Daten hinsichtlich des Merkmals Migrationshintergr<strong>und</strong> meist nicht<br />

gewährleistet ist <strong>und</strong> die Bef<strong>und</strong>e nur eingeschränkt Gültigkeit besitzen.<br />

3. Es fehlt an Aussagen zur Situation von Studierenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

im Studium sowie an differenzierten Analysen, die auch Wechselwirkungen<br />

unterschiedlicher Rahmenbedingungen im Zusammenhang<br />

mit dem Hochschulzugang sowie für Studienverläufe <strong>und</strong> Studienabschlüsse<br />

erfassen.<br />

Für viele Themenfelder im Bereich Studium, wie z.B. Wahrnehmung der<br />

Studienanforderungen <strong>und</strong> -qualität oder spezielle Unterstützungsbedarfe,<br />

liegen bisher kaum belastbare Daten für Studierende mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

vor. Hier könnte leicht Abhilfe geschaffen werden, indem bestehende<br />

Untersuchungsreihen auch den Migrationshintergr<strong>und</strong> mit erhoben würden.<br />

Hinsichtlich der Berücksichtigung weiterer Differenzierungskriterien<br />

(z.B. Region, sozioökonomischer Status) ist festzuhalten, dass aufgr<strong>und</strong> der<br />

Datenlage eine Kombination mehrerer Merkmale kaum möglich ist. Daher<br />

bleibt auch die Erklärungskraft einzelner Variablen für herausgearbeitete<br />

Unterschiede unklar. Die 19. Sozialerhebung (ebd.) zeigt, dass die soziale<br />

Herkunft eine entscheidende Rolle spielt <strong>und</strong> deshalb bei weiteren Studien<br />

<strong>und</strong> Analysen unbedingt berücksichtigt werden sollte.<br />

130


3.4.3 Forschungsbedarf<br />

1. Verbesserung der Datenbasis der amtlichen Hochschulstatistik auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage des Zuwanderungs- bzw. Migrationskonzepts.<br />

Um einen umfassenderen Einblick über die Studienbeteiligung, -verläufe<br />

<strong>und</strong> -erfolge von jungen Erwachsenen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> zu gewinnen,<br />

wäre eine Ausweitung der Hochschulstatistik auf weitere Variablen zur<br />

Bestimmung des Migrationshintergr<strong>und</strong>es (z.B. Geburtsland der Eltern)<br />

wünschenswert. Vor dem Hintergr<strong>und</strong>, dass die Datenerhebung im Zuge<br />

der Einschreibung an der Hochschule bzw. der Anmeldung zu den Prüfungen<br />

erfolgt, stellt sich jedoch die Frage, inwieweit eine solche Erweiterung<br />

umsetzbar <strong>und</strong> inwieweit mit validen Angaben zu rechnen ist. Von Wissenschaftlern<br />

<strong>und</strong> Wissenschaftlerinnen wird darauf hingewiesen, dass eine solche<br />

Abfrage auch als stigmatisierend empf<strong>und</strong>en werden könnte (vgl. Settelmeyer/Erbe<br />

2010).<br />

2. Erforschung von Studienbedingungen <strong>und</strong> -orientierungen.<br />

Werden neben strukturellen Bedingungen auch subjektive Erfahrungen <strong>und</strong><br />

Wahrnehmungen der Studierenden erhoben, so werden Gestaltungsmöglichkeiten<br />

erfolgsversprechender Studienbedingungen erweitert. Bef<strong>und</strong>e<br />

aus detaillierten Erhebungen zu diesem Themenfeld könnten so zur Erhöhung<br />

des Studienerfolgs von Studierenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong> beitragen.<br />

Dies ist gerade auch im Hinblick auf Studierende mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

von besonderem Interesse: Studienberechtigte mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

haben die Selektion der vorangegangenen Bildungsstufen erfolgreich<br />

durchlaufen <strong>und</strong> sind, wie die Ergebnisse zur Studierbereitschaft<br />

zeigen, motiviert ein Studium aufzunehmen. Während des Studiums scheinen<br />

sie aber mit speziellen Problemen konfrontiert zu sein, zumindest deuten<br />

darauf die höheren Abbruchquoten von Bildungsinländerinnen <strong>und</strong> -inländern<br />

hin. In diesem Themenfeld besteht nach Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

differenzierter Forschungsbedarf sowohl hinsichtlich verlässlicher Daten zu<br />

den Abbruchraten als auch zu den Gründen für Studienabbrüche.<br />

3. Berücksichtigung der Studienreform <strong>und</strong> der besonderen Bildungswege<br />

von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> zur (Fach-)Hochschulreife.<br />

Im Hinblick auf den derzeitigen Reformprozess an deutschen Hochschulen<br />

wäre eine weitere dringende Forschungsfrage, inwieweit die im Leuvener<br />

Kommuniqué (vgl. B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung 2009b)<br />

propagierte höhere Zugangs- <strong>und</strong> Ergebnisgerechtigkeit durch die Studienreform<br />

erreicht werden kann. Werden die Studierenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

auch in den Bachelor- <strong>und</strong> Masterstudiengängen unterrepräsentiert<br />

sein? Da zudem bekannt ist, dass Personen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> Bildungsabschlüsse<br />

häufig nachholen (vgl. Beicht/Granato 2011, S. 26f.), sollte<br />

zudem untersucht werden, inwiefern die Angebote der Hochschulen für<br />

beruflich qualifizierte Bewerber auch diese Zielgruppe ansprechen.<br />

131


4 Jugendarbeit (Vicki Täubig)<br />

Dass diese auf <strong>Bildungssituation</strong>en <strong>und</strong> -chancen fokussierende Veröffentlichung<br />

ein Kapitel zu Jugendarbeit enthält, ist Resultat einer Kontroverse<br />

der letzten Jahre, die – mittlerweile entschieden – Jugendarbeit als „Bildung“<br />

bezeichnet (vgl. B<strong>und</strong>esministerium für Familie, Senioren, Frauen<br />

<strong>und</strong> Jugend 2005; Müller u.a. 2005; Rauschenbach 2009). Formale Bildung<br />

wird im aktuellen Diskurs als gr<strong>und</strong>legende, aber nicht hinreichende Bedingung<br />

für gesellschaftliche Teilhabe <strong>und</strong> gelingende Lebensführung betrachtet.<br />

In diesem Kontext erhält die Jugendarbeit als Ort non-formaler Bildung<br />

eine Aufwertung.<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit ist eine Leistung nach dem →Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfegesetz<br />

(KJHG, Achtes Sozialgesetzbuch: SGB VIII), das alle sich<br />

„gewöhnlich“ in der BRD aufhaltenden oder „geduldeten“ jungen Menschen<br />

sowie deren Personensorgeberechtigten (meist die Eltern) <strong>und</strong> auch<br />

im Ausland lebende Deutsche als Anspruchsberechtigte benennt (vgl. KJHG<br />

§ 6). 82 Angebote der Jugendarbeit müssen von den öffentlichen Trägern der<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfe gewährleistet werden; ein individuell einklagbarer<br />

Rechtsanspruch besteht nicht. Jugendarbeit umfasst die Schwerpunkte <strong>außerschulische</strong><br />

Jugendbildung, Jugendarbeit in Sport, Spiel <strong>und</strong> Geselligkeit,<br />

arbeitswelt-, schul- <strong>und</strong> familienbezogene Jugendarbeit, internationale Jugendarbeit,<br />

Jugenderholung <strong>und</strong> Jugendberatung (vgl. KJHG § 11).<br />

In diesem Kapitel wird die Teilhabe von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

an Jugendarbeit in den Mittelpunkt gestellt. Nach den wichtigsten<br />

Ergebnissen im Überblick (Abschnitt 4.1) behandelt der folgende Punkt<br />

4.2 die Auswahl <strong>und</strong> Darstellung der Forschungsarbeiten, die diesen Ergebnissen<br />

zugr<strong>und</strong>eliegen. Daran schließen – nach Handlungsfeldern der Jugendarbeit<br />

differenziert – die detaillierten Bef<strong>und</strong>e an (Abschnitt 4.3), wobei<br />

Jugendverbandsarbeit <strong>und</strong> freiwilliges Engagement (4.3.1) gemeinsam<br />

betrachtet werden. Im Ausblick des Kapitels (Abschnitt 4.4) werden die<br />

Ergebnisse zusammenfassend reflektiert, die Datenlage zur Teilhabe von<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> an der Jugendarbeit bewertet sowie<br />

der Forschungsbedarf benannt.<br />

82 „Junge Menschen“ sind nach dem KJHG § 7 Personen unter 27 Jahre. Im Folgenden wird<br />

aufgr<strong>und</strong> der hier interessierenden Altersgruppe von „Jugendarbeit“ (nicht von Kinder- <strong>und</strong><br />

Jugendarbeit) gesprochen.<br />

132


4.1 Die wichtigsten Ergebnisse<br />

1. Aussagekräftige Daten zum Thema<br />

Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in der<br />

Jugendarbeit sind rar. Die meisten Daten liegen<br />

für die Jugendverbandsarbeit <strong>und</strong> das<br />

ehrenamtliche Engagment vor.<br />

2. Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sind<br />

in der Jugendverbandsarbeit, der Jugenderholung,<br />

der internationalen Jugendarbeit <strong>und</strong> der<br />

<strong>außerschulische</strong>n Bildungsarbeit unterrepräsentiert.<br />

3. In der offenen <strong>und</strong> mobilen Jugendarbeit/<br />

Streetwork sind Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

überproportional vertreten.<br />

4. Der Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

ist unter den Aktiven in Verbänden,<br />

Vereinen oder anderen Organisationen höher<br />

als unter deren Mitgliedern <strong>und</strong> den ehrenamtlich<br />

Engagierten.<br />

5. Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sind<br />

seltener aktiv oder ehrenamtlich engagiert als<br />

Jugendliche ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. Sie<br />

sind auch nicht so häufig Mitglied in einem<br />

Jugendverband.<br />

133


134<br />

6. 14- bis 17-Jährige mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

übernehmen in Organisationen <strong>und</strong> Verbänden<br />

ebenso häufig Leitungsfunktionen wie Gleichaltrige<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

7. Es besteht auch bei Jugendlichen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> ein deutlicher Zusammenhang<br />

zwischen höheren Bildungsgängen<br />

bzw. -abschlüssen <strong>und</strong> der Einbindung in die<br />

Jugendverbandsarbeit, die Jugenderholung <strong>und</strong><br />

die internationale Jugendarbeit.<br />

8. Selbst wenn Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

über eine hohe formale Bildung<br />

verfügen, sind sie seltener als jene ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> gleichen Bildungsniveaus<br />

ehrenamtlich engagiert oder üben Funktionen in<br />

Verbänden <strong>und</strong> Organisationen aus.<br />

9. In der Jugendarbeit weist nur ein sehr<br />

geringer Anteil des Personals einen Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

auf.


4.2 Datenquellen<br />

Da Forschungsarbeiten zur Teilhabe von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

in der Jugendarbeit sich häufig auf kleinräumige Bereiche beziehen,<br />

so dass ihnen eine nur eingeschränkte Aussagekraft zukommt, wurde<br />

eine Auswahl vorgenommen. Welche Kriterien auswahlrelevant waren <strong>und</strong><br />

welche Untersuchungen berücksichtigt wurden, wird im Abschnitt 4.2.1<br />

vorgestellt. Die Benennung der verwendeten Datenquellen nach zentralen<br />

Merkmalen erfolgt im Abschnitt 4.2.2.<br />

4.2.1 Datenauswahl<br />

Der Abschnitt 4.2.2 bietet in tabellarischer Form einen Überblick über alle<br />

für das Kapitel „Jugendarbeit“ herangezogenen Datenquellen. Diese Quellen<br />

erfüllen zwei Kriterien:<br />

� Sie treffen Aussagen über die Teilhabe an Jugendarbeit von Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> im Vergleich zu Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

� Es handelt sich um quantitative Erhebungen.<br />

Diese Kriterien sind an der Forschungsrealität orientiert: Die unzulängliche<br />

Datenlage erlaubt nicht, strenge Maßstäbe anzulegen, wie etwa eine klare<br />

Definition von Migrationshintergr<strong>und</strong> oder eine b<strong>und</strong>esweite Aussagekraft<br />

der Erhebung.<br />

Als Gr<strong>und</strong>stock bei der Datenauswahl diente der Forschungsüberblick<br />

„Das Wissen zur Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit“ (Buschmann 2009), der die<br />

empirische Forschung von 1998 bis 2008 zur Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit<br />

systematisch erfasst. Von den dort referierten 90 Studien beziehen sich elf<br />

auf das Querschnittthema „Integration von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>“, zwei weitere beinhalten kleinere Verweise auf die<br />

Erhebung des Merkmals Migrationshintergr<strong>und</strong> (oder zumindest der Staatsangehörigkeit)<br />

(vgl. Abbildung A-4.1). Für den vorliegenden Bericht werden<br />

aus diesem F<strong>und</strong>us die elf Untersuchungen berücksichtigt, die (auch) quantitativ<br />

angelegt waren. Selbst recherchierte Erhebungen sowie die großen<br />

Datensätze „Freiwilligensurvey“ <strong>und</strong> der Survey des Deutschen Jugendinstituts<br />

(DJI) „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ (AID:A) ergänzen<br />

die letztendlich 17 Datenquellen dieses Kapitels (vgl. Abbildung 69). Die<br />

meisten Studien finden sich im Bereich der Jugendverbandsarbeit <strong>und</strong> dem<br />

freiwilligen Engagement. Über die weiteren Handlungsfelder geben lediglich<br />

jeweils zwei, über die <strong>außerschulische</strong> Jugendarbeit eine Studie Auskunft.<br />

Die in Abbildung 69 nicht berücksichtigte Untersuchung „AID:A – DJI-<br />

Survey“ wird sowohl für die offene Jugendarbeit als auch für das Engagement<br />

in Vereinen <strong>und</strong> Verbänden herangezogen.<br />

135


Abbildung 69: Die im Jugend-Migrationsreport verwendeten Studien zur<br />

Jugendarbeit nach Handlungsfeldern (abs.)<br />

JVA= Jugendverbandsarbeit<br />

4.2.2 Die Studien auf einen Blick<br />

In der folgenden Übersicht (Tabelle 10) werden neben Angaben zum Erhebungsjahr,<br />

zur Stichprobe <strong>und</strong> zur Reichweite der Untersuchung sowie zur<br />

Definition des Migrationshintergr<strong>und</strong>es auch inhaltliche Kategorien aufgegriffen.<br />

Die Markierung der Kategorie „Strukturelle Ebene“ (X) gibt wieder,<br />

dass Studien die Ausrichtung von Strukturen der Jugendarbeit auf<br />

Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> untersuchten. In den Kategorien<br />

Teilnehmende, Engagierte <strong>und</strong> Personal wird angegeben, ob zu diesen<br />

Gruppen in den Untersuchungen Aussagen vorliegen.<br />

136<br />

2<br />

2<br />

2<br />

1<br />

2<br />

JVA + Freiwilliges Engagement Offene Jugendarbeit<br />

Mobile Jugendarbeit/Streetwork Jugenderholung<br />

Internationale Jugendbegegnung Außerschulische Jugendarbeit<br />

7


Tabelle 10: Verwendete Datenquellen im Kapitel Jugendarbeit nach<br />

zentralen Merkmalen<br />

83<br />

Studie Erhebungsjahr(e)<br />

AID:A – DJI-Survey<br />

2009<br />

(<strong>Deutsches</strong> Jugendinstitut)(Rauschenbach/Bien<br />

2012)<br />

2009<br />

84<br />

N Reichweite<br />

6.958 14- bis<br />

25-Jährige<br />

Jugendverbandsarbeit <strong>und</strong> freiwilliges Engagement<br />

DJI-Jugendringerhebung<br />

(Gragert<br />

u.a. 2006; Seckinger<br />

u.a. 2012)<br />

Jugendverbandsarbeit<br />

in der Großstadt<br />

– Perspektiven<br />

für Mitgliedschaft<br />

<strong>und</strong> Ehrenamt<br />

am Beispiel<br />

der Jugendfeuerwehr<br />

Hamburg<br />

(Richter u.a. 2007)<br />

Jugendverbandsarbeit<br />

auf dem Lande.<br />

Perspektiven<br />

für Mitgliedschaft<br />

<strong>und</strong> Ehrenamt am<br />

Beispiel Schleswig-<br />

Holstein (Richter<br />

u.a. 2008)<br />

Studie zu Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

in<br />

Berliner Jugendverbänden(Assmann<br />

u.a. 2011)<br />

2004<br />

2010<br />

2004/<br />

2005<br />

2006/<br />

2007<br />

2009/<br />

2010<br />

215 Jugendringe<br />

223 Jugendringe<br />

650 Mitglieder<br />

248 ehemalige<br />

Mitglieder<br />

247 Mitarbeitende<br />

1.116 Jugendliche<br />

23 Jugendverbände<br />

B<br />

B<br />

L/<br />

R<br />

L<br />

L/<br />

R<br />

Ebene<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>-Definition Strukturelle<br />

In den auf AID:A-Daten basierenden<br />

Analysen wird einer Person dann Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

zugeschrieben, wenn<br />

sie selbst oder mindestens ein Elternteil<br />

nicht in Deutschland geboren ist; es wird<br />

unterschieden nach erster Migrationsgeneration<br />

(Geburt der Zielperson im<br />

Ausland, die mit eigener Einwanderung<br />

gleichgesetzt wird) <strong>und</strong> zweiter Migrationsgeneration<br />

(Geburt mindestens eines<br />

Elternteils im Ausland, was mit dessen<br />

Einwanderung gleichgesetzt wird)<br />

Die Klassifizierung „Migrationshintergr<strong>und</strong>“<br />

erfolgt durch die Befragten<br />

Jugendliche ohne deutsche Staatsangehörigkeit<br />

oder Jugendliche, die selbst<br />

oder deren Eltern nicht in Deutschland<br />

geboren sind<br />

Jugendliche, von denen mindestens ein<br />

Elternteil nicht in Deutschland geboren<br />

wurde<br />

Es wird keine Definition erwähnt; wahrscheinlich<br />

erfolgt die Zuordnung durch<br />

die Befragten<br />

83 Bei längsschnittlichen Erhebungen sind hier nur die für den Jugendmigrations-Report relevanten<br />

Wellen aufgeführt.<br />

84 B = B<strong>und</strong>, L = B<strong>und</strong>esland, R = Region.<br />

137<br />

Teilnehmende/Mitglieder<br />

Engagierte/Ehrenamtliche<br />

X X<br />

Personal/Hauptamtliche<br />

X X X X<br />

X X X<br />

X X<br />

X X


Jugendverbandsarbeit <strong>und</strong> freiwilliges Engagement<br />

DJI-Jugendverbandserhebung.<br />

Bef<strong>und</strong>e zu Strukturmerkmalen<br />

<strong>und</strong><br />

Herausforderungen<br />

(Seckinger u.a.<br />

2009)<br />

Freiwilligensurvey<br />

Juleica-Report<br />

2011 zur Datenbank<br />

des DBJR 86<br />

(Pothmann/Sass<br />

2011)<br />

138<br />

2007/<br />

2008<br />

1999<br />

2004<br />

2009<br />

Seit<br />

1999<br />

352 Jugendverbände<br />

15.000<br />

15.000<br />

20.000 (davon<br />

2.815 14- bis<br />

24-Jährige)<br />

Offene Angebote der Jugendarbeit (in Einrichtungen)<br />

Strukturdatenerhebung<br />

offene Kinder-<br />

<strong>und</strong> Jugendarbeit in<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

(MSJK 2004,<br />

MGFFI 2006,<br />

LVR/LWL 2010) 87<br />

Wie attraktiv <strong>und</strong><br />

partizipativ sind<br />

Münchens Freizeitstätten?<br />

(Klöver/Straus<br />

2005)<br />

2003<br />

2005<br />

2009<br />

2002/<br />

2004<br />

119 Jugendämter<br />

138 Jugendämter<br />

140 Jugendämter<br />

2.092 Jugendliche<br />

B<br />

B<br />

B<br />

L<br />

R<br />

Die Klassifizierung „Migrationshintergr<strong>und</strong>“<br />

erfolgt durch die Befragten<br />

2004 <strong>und</strong> 2009: ausländische Staatsangehörigkeit,<br />

Geburt im Ausland <strong>und</strong><br />

mindestens ein ebenfalls im Ausland<br />

geborener Elternteil oder Geburt beider<br />

Elternteile im Ausland 85<br />

Geburt im Ausland; erhoben wird auch<br />

die Familiensprache<br />

Jugendliche, „die aus Zuwandererfamilien<br />

sowohl nicht-deutscher Herkunft<br />

(Arbeitsemigranten/Flüchtlinge) als auch<br />

deutscher Herkunft (Aussiedler) stammen.<br />

Entscheidend ist hier, dass die<br />

Elterngeneration zugewandert ist“<br />

(MSJK 2004, S. 131);<br />

„Zuwanderungshintergr<strong>und</strong>“ (vgl.<br />

LVR/LWL 2010): für Stammbesucher/<br />

innen qua Einschätzung der Befragten;<br />

für Mitarbeiter/innen Geburt außerhalb<br />

Deutschlands<br />

Keine Definition. Parallel <strong>und</strong> anscheinend<br />

synonym wird von „Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong>“, „jungen<br />

MigrantInnen“ <strong>und</strong> „nicht-deutschen<br />

Jugendlichen“ gesprochen. Gegenübergestellt<br />

werden „deutsche Jugendliche“;<br />

ebenso wird nach „Nationalität“ klassifiziert<br />

<strong>und</strong> der (nicht-)deutsche Pass<br />

angeführt<br />

X X X X<br />

X<br />

X X<br />

X<br />

X<br />

X<br />

X X<br />

85 Diese Definition von Migrationshintergr<strong>und</strong> wurde mit dem Freiwilligensurvey 2004 eingeführt<br />

(vgl. Gensicke u.a. 2006). Damit wurde eine Verengung vom „weitestgehenden Migrationshintergr<strong>und</strong>“<br />

(ebd., S. 308) vorgenommen, der auch in Deutschland geborene deutsche<br />

Staatsangehörige mit einem im Ausland geborenen Elternteil einschloss.<br />

86 DBJR = Deutscher B<strong>und</strong>esjugendring.<br />

87 MSJK = Ministerium für Schule, Jugend <strong>und</strong> Kinder des Landes Nordrhein-Westfalen; MGFFI<br />

= Ministerium für Generationen, Familie, Frauen <strong>und</strong> Integration des Landes Nordrhein-<br />

Westfalen; LVR/LWL = Landschaftsverband Rheinland Landesjugendamt/Landschaftsverband<br />

Westfalen-Lippe Landesjugendamt<br />

X<br />

X<br />

X


Mobile Jugendarbeit/Streetwork<br />

Was machen<br />

Streetwork <strong>und</strong><br />

Mobile Jugendarbeit?<br />

(Krebs 2004)<br />

Evaluation der<br />

Streetwork <strong>und</strong> der<br />

mobilen Jugendarbeit<br />

in Berlin<br />

(Tossmann u.a.<br />

2007)<br />

Jugenderholung<br />

Freizeitenevaluation<br />

2001 (Ilg<br />

2002)<br />

Freizeitenevaluation<br />

2005 (Ilg 2008)<br />

2001/<br />

2002<br />

2006<br />

2001<br />

2005<br />

Internationale Jugendbegegnung<br />

Evaluation internationalerJugendbegegnungen<br />

(Dubiski/Ilg 2008)<br />

Langzeitwirkungen<br />

der Teilnahme an<br />

internationalen<br />

Jugendbegegnungen<br />

(Thomas u.a.<br />

2007)<br />

2005/<br />

2006<br />

2004<br />

139 Projekte B<br />

135 jugendliche<br />

Klientinnen/<br />

Klienten<br />

1.336 Teilnehmende<br />

<strong>und</strong> 330<br />

Mitarbeitende in<br />

41 Freizeiten<br />

806 Teilnehmende<br />

<strong>und</strong> 102<br />

Mitarbeitende in<br />

24 Freizeiten<br />

671 Teilnehmende<br />

<strong>und</strong> 135<br />

Mitarbeitende in<br />

4 Begegnungen<br />

532 ehemalige<br />

Teilnehmer/innen<br />

Außerschulische Jugendbildung<br />

1999 7.908 Teilnehmende,<br />

2.267<br />

Mitarbeitende,<br />

2.058 Maßnahmen<br />

Sind wir gut? Jugendkulturarbeit<br />

auf dem Prüfstand<br />

(Landesvereinigung<br />

Kulturelle<br />

Jugendarbeit e.V.<br />

NRW 2000; 2001;<br />

2006)<br />

2000<br />

2004<br />

7.043 Teilnehmende,<br />

2.267<br />

Mitarbeitende,<br />

2.688 Maßnahmen<br />

5.394 Teilnehmende,<br />

2.028<br />

Mitarbeitende,<br />

3.214 Maßnahmen<br />

L/<br />

R<br />

L<br />

B<br />

B<br />

B<br />

L<br />

Laut Fragebogen in Deutschland geboren<br />

oder zugewandert; erhoben wird<br />

auch das Herkunftsland<br />

Mindestens ein Elternteil stammt nicht<br />

aus Deutschland<br />

Keine Verwendung des Begriffs „Migrationshintergr<strong>und</strong>“.<br />

Staatsangehörigkeit<br />

<strong>und</strong> Religionszugehörigkeit von Teilnehmenden<br />

<strong>und</strong> Mitarbeitenden wurden<br />

erfasst<br />

Unter der Überschrift „Migrationshintergr<strong>und</strong>“<br />

wurden die Staatsangehörigkeit,<br />

Deutschland als Geburtsland der Eltern,<br />

die Alltagssprache außer Deutsch sowie<br />

die Religionszugehörigkeit erfasst; für<br />

die Mitarbeiter/innen wurden nur Staatsangehörigkeit<br />

<strong>und</strong> Religionszugehörigkeit<br />

erhoben<br />

Erhoben wurden die Staatsangehörigkeit,<br />

das Geburtsland <strong>und</strong> die Religionszugehörigkeit<br />

der Teilnehmenden <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter/innen; die Teilnehmenden<br />

wurden außerdem nach der Sprache<br />

gefragt, die sie im Familien- oder<br />

Fre<strong>und</strong>eskreis sprechen<br />

Keine Verwendung des Begriffs „Migrationshintergr<strong>und</strong>“;<br />

erhoben wurden<br />

Geburt <strong>und</strong> Aufwachsen in Deutschland<br />

sowie die (nicht-)deutsche Herkunft der<br />

Eltern<br />

Die Klassifizierung „Teilnehmende mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>“ erfolgt durch die<br />

befragten Seminarleiter/innen<br />

139<br />

X<br />

X<br />

X X<br />

X X<br />

X X<br />

X<br />

X


4.3 Bef<strong>und</strong>e<br />

Die folgende Darstellung der Bef<strong>und</strong>lage zur Teilhabe von Jugendlichen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> in der Jugendarbeit orientiert sich an deren Organisationsformen<br />

bzw. Handlungsfeldern <strong>und</strong> gliedert sich in<br />

� Jugendverbandsarbeit <strong>und</strong> freiwilliges Engagement<br />

� Offene Angebote (in Einrichtungen)<br />

� Mobile Jugendarbeit/Streetwork<br />

� Jugenderholung<br />

� Internationale Jugendbegegnung<br />

� Außerschulische Jugendbildung<br />

4.3.1 Jugendverbandsarbeit <strong>und</strong> freiwilliges Engagement<br />

Jugendverbandsarbeit ist eine Organisationsform von Jugendarbeit <strong>und</strong> liegt<br />

zum Teil zu den Handlungsfeldern der Jugendarbeit quer. Angebote der<br />

Jugendverbandsarbeit werden überwiegend ehrenamtlich von Jugendlichen,<br />

die Mitglied in einem →Jugendverband sind, organisiert <strong>und</strong> richten sich an<br />

die eigenen Mitglieder, aber auch an andere Jugendliche (vgl. →KJHG § 12;<br />

Rätz-Heinisch u.a. 2009; Thole 2000).<br />

Jugendverbandsarbeit, Mitgliedschaft, Ehrenamt <strong>und</strong> freiwilliges Engagement<br />

überschneiden sich praktisch <strong>und</strong> begrifflich sehr stark. Als Freiwilliges<br />

Engagement werden „freiwillig übernommene Aufgaben <strong>und</strong> Arbeiten<br />

verstanden, die über einen längeren Zeitraum mit einer gewissen Regelmäßigkeit<br />

unbezahlt oder gegen geringe Aufwandsentschädigung im Kontext<br />

einer Organisation ausgeübt werden“ (Düx u.a. 2008, S. 28). Freiwilliges<br />

Engagement findet auch in Organisationen statt, die nicht der Jugendverbandsarbeit<br />

zuzurechnen sind, wie z.B. Gewerkschaften. Die Teilnahme an<br />

Angeboten gilt – als eine Art Vorstufe zu „echtem“ freiwilligen Engagement<br />

– als bildungsrelevant (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung<br />

2008). Es wird nach einer „2-Stufen-Methode“ (B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Familien, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend 2010, S. 63) zwischen Gemeinschaftsaktivität<br />

<strong>und</strong> freiwilligem Engagement unterschieden (vgl. auch Gensicke<br />

u.a. 2006). Beispielsweise wäre das Fußballspielen als Mitglied eines Sportvereins<br />

eine Gemeinschaftsaktivität; das Trainieren dieser Mannschaft freiwilliges<br />

Engagement.<br />

Die Bef<strong>und</strong>e zur Teilhabe von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

an Jugendverbandsarbeit <strong>und</strong> freiwilligem Engagement 88 werden in folgender<br />

Gliederung präsentiert:<br />

88 Das zeitlich begrenzte Engagement in Freiwilligendiensten wird hier nicht betrachtet. Es<br />

werden im Jugend-Migrationsreport dauerhafte, neben formaler Ausbildung bzw. Erwerbstätigkeit<br />

stattfindende Formen von Engagement fokussiert. Anzumerken ist, dass Jugendliche<br />

„nichtdeutscher Herkunft“ (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010, S. 83) in den Freiwilligendiensten<br />

(FSJ, FÖJ oder „Weltwärts“) unterrepräsentiert sind.<br />

140


� Strukturelle Ebene – interkulturelle Öffnung von Verbänden <strong>und</strong> Jugendringen<br />

� Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> als Teilnehmende/Aktive<br />

� Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> als Mitglieder<br />

� Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> als ehrenamtlich Engagierte<br />

� Engagementbereitschaft von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

� Umsetzung demokratischer Prinzipien <strong>und</strong> Mitbestimmung.<br />

4.3.1.1 Strukturelle Ebene – interkulturelle Öffnung von Verbänden <strong>und</strong><br />

Jugendringen<br />

Jugendringe sind Zusammenschlüsse von →Jugendverbänden auf B<strong>und</strong>es-,<br />

Landes-, Gebietskörperschafts- <strong>und</strong> Ortsebene. Sie vertreten die Interessen<br />

von Verbänden <strong>und</strong> erleichtern ihnen den Zugang zur Jugendhilfeverwaltung<br />

(vgl. Gragert u.a. 2006).<br />

Nach der 2010 durchgeführten Jugendringerhebung des Deutschen Jugendinstituts<br />

(DJI; vgl. Seckinger u.a. 2012) verfügen 32% aller Jugendringe<br />

in Deutschland – wie bereits 2004 (vgl. Gragert u.a. 2006) – über einen Mitgliedsverband<br />

89 , der überwiegend Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

organisiert. Das sind durchschnittlich 2,4% der Jugendverbände. In kreisfreien<br />

Städten <strong>und</strong> kreisangehörigen Gemeinden mit eigenem Jugendamt<br />

(Stadtjugendringe) findet sich häufiger mindestens ein überwiegend mit<br />

bzw. für Migrantinnen/Migranten organisierter Mitgliedsverband als in<br />

Kreisjugendringen (vgl. Abbildung 70) 90 .<br />

Verbände, die überwiegend Migrantinnen/Migranten organisieren, werden<br />

aufgr<strong>und</strong> „formaler Aufnahmekriterien“ <strong>und</strong> einer „nicht immer offensiv<br />

signalisierten Offenheit der Jugendringe“ (Gragert u.a. 2006, S. 68)<br />

kaum von Jugendringen repräsentiert. In den vergangenen Jahren zeichnen<br />

sich hier jedoch Veränderungen ab, die mit Initiativen auf lokaler, Landes-<br />

<strong>und</strong> B<strong>und</strong>esebene zur Vereinfachung des Zugangs von Vereinen für Jugendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> einhergehen. So hat beispielsweise der<br />

Deutsche B<strong>und</strong>esjugendring (DBJR) im Oktober 2011 den „B<strong>und</strong> der<br />

Alevitischen Jugendlichen in Deutschland“ (DBAJ) als Vollmitglied aufgenommen.<br />

91 Migrantenjugendselbstorganisationen (MJSO) bzw. Vereine<br />

Jugendlicher mit Migrationshintergr<strong>und</strong> (VJM), die sich neben den „anerkannten“<br />

Jugendverbänden entwickeln, sind bisher kaum Forschungsgegenstand<br />

(vgl. Jagusch 2011), was auch auf Feldzugänge innerhalb der etablierten<br />

Strukturen der Jugendverbände, z.B. über die Jugendringe, zurückzuführen<br />

ist.<br />

89 Die 223 befragten Jugendringe organisieren durchschnittlich jeweils 29 Mitgliedsverbände.<br />

90 Zur besseren Lesbarkeit werden Datenangaben im Text auf- oder abger<strong>und</strong>et. Beim Vergleich<br />

kleiner Werte werden Zahlen mit einer Stelle nach dem Komma zitiert.<br />

91 Damit fand ein Statuswechsel von der Anschluss- zur Vollmitgliedschaft im DBJR statt. Mehrere<br />

Migrantenjugendselbstorganisationen sind indirekt über die „djo-Deutsche Jugend in Europa“<br />

im DBJR vertreten (vgl. Jagusch 2011).<br />

141


Abbildung 70: Durchschnittlicher Anteil der Jugendverbände, die sich<br />

überwiegend an Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

richten (in %)<br />

N = 223<br />

Quelle: DJI-Jugendringbefragung 2010; Seckinger u.a. 2012; eigene Darstellung<br />

Die DJI-Jugendverbandserhebung 2007/2008 92 (vgl. Seckinger u.a. 2009)<br />

ergänzt die Jugendringbefragung u.a. um genauere Informationen über den<br />

Tätigkeitsstatus von Personen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in den Jugendverbänden<br />

vor Ort (vgl. Tabelle 11). 93 Danach ist der Anteil von Personen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> desto geringer, je intensiver bzw. verantwortungsvoller<br />

die Aufgaben <strong>und</strong> Funktionen im Verband werden: Während noch<br />

71% der Jugendverbände angeben, Teilnehmer/innen oder Mitglieder hätten<br />

einen Migrationshintergr<strong>und</strong>, wird diese Aussage nur noch von 40% der<br />

Jugendverbände für ihre Ehrenamtlichen getroffen. Im Vorstand <strong>und</strong> unter<br />

den Hauptamtlichen finden sie sich zu noch geringeren Anteilen. Die Unterschiede<br />

zwischen Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland können auf die sehr unterschiedlichen<br />

Bevölkerungsanteile von jungen Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

in diesen Regionen zurückgeführt werden.<br />

92 B<strong>und</strong>esweit wurden 352 Verbände – u.a. zur interkulturellen Öffnung – befragt. Die Erhebung<br />

ist repräsentativ für in Kreis- <strong>und</strong> Stadtjugendringen organsierte Jugendverbände.<br />

93 Die Hälfte der Verbände hat hierzu keine Auskunft gegeben. Dies wird u.a. auf Verständnisprobleme<br />

mit dem Begriff „Migrationshintergr<strong>und</strong>“ bzw. die mangelnde Dokumentation dieses<br />

Mitgliedermerkmals bei den Jugendverbänden zurückgeführt.<br />

142<br />

Gesamt<br />

Stadtjugendringe<br />

Kreisjugendringe<br />

1,3<br />

2,4<br />

7,2


Tabelle 11: Anteil der Jugendverbände mit Mitgliedern/Teilnehmern,<br />

Ehrenamtlichen, Vorständen <strong>und</strong> Hauptamtlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

in Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland (in %)<br />

MigrantInnen…<br />

Ost West Insgesamt<br />

... bei den Mitgliedern/Teilnehmern* 51 80 71<br />

... bei den Ehrenamtlichen* 26 45 40<br />

... im Vorstand* 3 19 14<br />

... bei den Hauptamtlichen 3 7 6<br />

*Ost-West-Unterschied signifikant<br />

Quelle: DJI-Jugendverbandserhebung 2008, Seckinger u.a. 2009, S. 88<br />

Relativ gering ist nach Einschätzung der befragten Jugendverbände auch<br />

der Anteil ihrer Mitglieder mit Migrationshintergr<strong>und</strong>: Bei fast der Hälfte<br />

lag er unter 5%, knapp ein Drittel hatte gar keine Mitglieder mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Lediglich in einem Fünftel der Jugendverbände waren es<br />

zwischen 5% <strong>und</strong> 25% (vgl. Tabelle 12).<br />

Tabelle 12: Jugendverbände nach dem Anteil von Migranten unter den<br />

Mitgliedern in Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland (in %)<br />

Ost West Insgesamt<br />

0% (keine Migranten) 53 21 30<br />

Mehr als 0% bis unter 5% 37 49 46<br />

5% bis unter 25% 9 23 19<br />

25% bis unter 50% 1 3 2<br />

50% bis unter 100% 0 4 3<br />

100% (ausschließlich Migranten) 0 0 0<br />

Gesamt<br />

100<br />

100<br />

100<br />

Absolute Zahl der Verbände (N)<br />

87<br />

213<br />

300<br />

Ost-West-Unterschied signifikant (0.01)<br />

Quelle: DJI-Jugendverbandserhebung 2008, Seckinger u.a. 2009, S. 87<br />

Eine auf den Raum Berlin begrenzte explorative Studie bestätigt, dass Jugendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in den Verbänden hauptsächlich als<br />

Teilnehmer/innen oder Besucher/innen vorkommen. Allerdings übernehmen<br />

sie Verbandsfunktionen in einem Drittel der Verbände, also in deutlich<br />

mehr Fällen als in der b<strong>und</strong>esweiten DJI-Erhebung (vgl. Assmann u.a.<br />

2011).<br />

143


4.3.1.2 Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> als Teilnehmende/Aktive<br />

Nach dem Freiwilligensurvey 2009 (vgl. Picot/Sozialwissenschaftliche Projekte<br />

2011) sind zwei Drittel der befragten 14- bis 24-Jährigen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

in öffentliche Aktivitäten als Engagierte <strong>und</strong> Aktive eingeb<strong>und</strong>en.<br />

94 Wie im Jahr 2004 gaben auch fünf Jahre später 41% an, ausschließlich<br />

aktiv zu sein. Dabei war der Anteil der Aktiven bei den Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> lediglich 3% niedriger als bei den Gleichaltrigen<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Demgegenüber beschrieben sich in dem DJI-Survey AID:A aus dem Jahr<br />

2009 57% der 14- bis 25-Jährigen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> als aktiv, bei<br />

den Jugendlichen <strong>und</strong> jungen Erwachsenen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> waren<br />

es 70%. 95 Dabei nannten Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, die in<br />

Deutschland geboren wurden (zweite Generation), etwas häufiger Aktivitäten<br />

als Jugendliche der ersten Generation (vgl. Abbildung 71).<br />

Abbildung 71: Aktivität in Gruppen, Vereinen, Verbänden oder Organisationen<br />

nach Migrationshintergr<strong>und</strong> (in %)<br />

MH = Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Quelle: AID:A – DJI-Survey 2009; N = 6.906<br />

94 Bislang fanden drei Erhebungen des Freiwilligensurvey statt: 1999, 2004 <strong>und</strong> 2009. Der Datensatz<br />

ist für die Gruppe der Personen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> nicht repräsentativ. Dies<br />

wird auf die ausschließliche Befragung in deutscher Sprache zurückgeführt, was mit einer<br />

Teilnahme von besser integrierten Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> gleichgesetzt wird<br />

(vgl. Gensicke u.a. 2006; B<strong>und</strong>esministerium für Familien, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend<br />

2010).<br />

95 Ausgewertet wurde die Frage: „Sagen Sie mir bitte, ob Sie in den folgenden Vereinen oder<br />

Verbänden aktiv sind. Sind Sie aktiv in...“ (ab 18 Jahre) bzw. „Ich lese Dir nun eine Reihe von<br />

Vereinen <strong>und</strong> Gruppen vor. Sage mir bitte jeweils, ob Du dort aktiv bist oder nicht. Bist Du aktiv<br />

in ...“ (14-17 Jahre). Jugendliche unter 18 Jahren wurden nicht nach politischen Organisationen,<br />

Parteien, Berufsverbänden <strong>und</strong> Gewerkschaften gefragt. Diese Ungleichheit der Antwortoptionen<br />

bleibt in allen Gesamtauswertungen unberücksichtigt.<br />

144<br />

Gesamt<br />

Ohne MH<br />

Mit MH<br />

Mit MH 1. Generation<br />

Mit MH 2. Generation<br />

53<br />

57<br />

59<br />

67<br />

70


Am häufigsten waren 14- bis 25-Jährige mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in<br />

Sportvereinen aktiv, ihr Anteil lag allerdings um 10 Prozentpunkte niedriger<br />

als bei den Gleichaltrigen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> (vgl. Abbildung 72).<br />

Auch in anderen Bereichen blieb die Aktivität der Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

hinter der der Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

zurück; in Gesangs- <strong>und</strong> Musikvereinen sowie Theatergruppen um 8 Prozentpunkte.<br />

Abbildung 72: Aktivität in Gruppen, Vereinen, Verbänden oder Organisationen<br />

nach Bereich <strong>und</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> (in %)<br />

Anderer<br />

Verein/Verband<br />

Bürgerinitiative<br />

Politische<br />

Organisation/Partei*<br />

Heimat-/Bürger-<br />

/Schützenverein<br />

Gewerkschaft/<br />

Berufsverband*<br />

Freiwillige Feuerwehr/<br />

THW/DLRG<br />

Kirchliche/religiöse<br />

Gruppe<br />

Gesangsverein/<br />

Musikverein/Theatergruppe<br />

Sportverein<br />

1<br />

1<br />

1<br />

4<br />

4<br />

4<br />

* nur 18- bis 25-Jährige (N = 4.312)<br />

THW = Technisches Hilfswerk; DLRG = Deutsche Lebensrettungsgesellschaft; MH = Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Quelle: AID:A – DJI-Survey 2009; N = 6.574<br />

2<br />

4<br />

6<br />

5<br />

5<br />

7<br />

6<br />

8<br />

10<br />

9<br />

13<br />

12<br />

11<br />

14<br />

14<br />

14<br />

19<br />

17<br />

Mit MH Ohne MH Gesamt<br />

Die zusätzliche Differenzierung nach dem Geschlecht der Aktiven zeigt den<br />

stärksten Kontrast zwischen männlichen Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

(73%) <strong>und</strong> weiblichen Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

(48%). Der Anteil der weiblichen Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

ist jedoch auch gegenüber den weiblichen Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

um fast 20 Prozentpunkte geringer (vgl. Abbildung 73). Männliche<br />

Jugendliche finden sich deutlich häufiger als weibliche in der Freiwilligen<br />

Feuerwehr, der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft <strong>und</strong> dem Technischen<br />

Hilfswerk. Eine weibliche Domäne scheinen Gesangs- <strong>und</strong> Musikvereine<br />

sowie Theatergruppen zu sein. Diese Geschlechterunterschiede zeigen<br />

sich unabhängig vom Migrationshintergr<strong>und</strong> der Jugendlichen.<br />

42<br />

52<br />

50<br />

145


Abbildung 73: Aktivität in Gruppen, Vereinen, Verbänden oder Organisationen<br />

nach Geschlecht <strong>und</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> (in %)<br />

Freiwillige<br />

Feuerwehr/<br />

DLRG/THW<br />

Gesangsverein/<br />

Musikverein/<br />

Theatergruppe<br />

THW = Technisches Hilfswerk; DLRG = Deutsche Lebensrettungsgesellschaft; MH = Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Quelle: AID:A – DJI-Survey 2009; N = 6.906<br />

Jugendliche mit einem höheren erreichten oder angestrebten Schulabschluss<br />

zählen nach dem DJI-Survey AID:A häufiger zu den Aktiven als Jugendliche<br />

mit niedrigerem Schulabschluss: Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

blieben innerhalb der Schulformen immer hinter der Aktivität ihrer<br />

(ehemaligen) Mitschüler/innen zurück.<br />

Die aktiven 14- bis 17-Jährigen mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> gehörten<br />

häufiger Haushalten mit einem höheren sozioökonomischen Status<br />

an als nicht aktive Jugendliche. Der Mittelwert des →HISEI beträgt für die<br />

Gruppe der aktiven Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> 55,9, der<br />

nicht-aktiven Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> 49,2, der aktiven<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> 50,8 <strong>und</strong> der nicht-aktiven Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> 40,9. Demnach verfügen die Aktiven mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> über den durchschnittlich fast gleichen höchsten<br />

sozioökonomischen Status in ihrem Haushalt wie die nicht-aktiven Jugendlichen<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

146<br />

Alle Engagementbereiche<br />

Sportverein<br />

Weiblich<br />

Männlich<br />

Weiblich<br />

Männlich<br />

Weiblich<br />

Männlich<br />

Weiblich<br />

Männlich<br />

2<br />

6<br />

6<br />

5<br />

9<br />

13<br />

11<br />

14<br />

14<br />

13<br />

24<br />

22<br />

32<br />

47<br />

44<br />

48<br />

Mit MH Ohne MH Gesamt<br />

50<br />

56<br />

55<br />

63<br />

64<br />

67<br />

73<br />

71


4.3.1.3 Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> als Mitglieder<br />

Vereinsmitgliedschaften – als eine Form der Aktivität <strong>und</strong> mögliche „Vorstufe“<br />

von freiwilligem Engagement – kommen bei jungen Menschen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> seltener vor als bei jungen Menschen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

(vgl. Picot/Sozialwissenschaftliche Projekte 2011): Während<br />

31% der 14- bis 24-Jährigen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> im Freiwilligensurvey<br />

2009 eine Vereinsmitgliedschaft angaben, bejahten dies nur 16%<br />

der jungen Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>. Sportvereine stellten für<br />

drei Viertel der jungen Vereinsmitglieder mit Migrationshintergr<strong>und</strong> ihren<br />

Verein dar. Bei jungen Vereinsmitgliedern ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> zeigt<br />

sich eine geringere Dominanz der Sportvereine – <strong>und</strong> damit eine buntere<br />

Vereinslandschaft: Nur 63% der Mitgliedschaften entfallen für Jugendliche<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> auf Sportvereine. 96<br />

Zwischen dem Anteil von Vereinsmitgliedschaften in der ersten <strong>und</strong><br />

zweiten Generation 14- bis 17-Jähriger mit Migrationshintergr<strong>und</strong> gibt es,<br />

dem Freiwilligensurvey 2009 folgend, kaum Unterschiede (21% gegenüber<br />

22%). 97<br />

Einen signifikanten Unterschied zwischen Stadt <strong>und</strong> Land bei der Vereinsmitgliedschaft<br />

stellt die Untersuchung „Jugendverbandsarbeit auf dem<br />

Lande“ (vgl. Richter u.a. 2008) heraus, die in Schleswig-Holstein durchgeführt<br />

wurde (vgl. Tabelle 13). Von den Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

die in Städten mit über 10.000 Einwohnerinnen/Einwohnern lebten,<br />

war die Hälfte, von den Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> auf dem<br />

Land waren zwei Drittel Vereinsmitglieder. Auf dem Land bestand bezüglich<br />

der Vereinsmitgliedschaft nur ein geringer Unterschied zwischen Jugendlichen<br />

mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. 98 Daten einer Hamburger<br />

Untersuchung belegen eine Unterrepräsentanz junger ausländischer Menschen<br />

in der Jugendfeuerwehr Hamburg. Bei einem gleichaltrigen Ausländeranteil<br />

von 17% in Hamburg hatten lediglich 4% der Mitglieder 2005<br />

nicht die deutsche Staatsangehörigkeit (vgl. Richter u.a. 2007).<br />

96 Dies soll nicht den Blick dafür verstellen, dass insgesamt Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

seltener in Sportvereinen Mitglieder sind als Gleichaltrige ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

(vgl. auch Schmidt u.a. 2009).<br />

97 Berechnungen des Instituts für Sozialforschung <strong>und</strong> Gesellschaftspolitik GmBH im Zweiten<br />

Integrationsindikatorenbericht (Engels u.a. 2012, S. 106, Tab. 39). Zur ersten Generation zählen<br />

Jugendliche mit eigener Migrationserfahrung, zur zweiten Generation Jugendliche ohne<br />

Migrationserfahrung (mindestens ein Elternteil im Ausland geboren) (vgl. ebd., S. 103).<br />

98 Sportvereine sind auch in dieser Untersuchung die am stärksten frequentierten Vereine:<br />

Insgesamt entfallen knapp 44% der Mitgliedschaften auf Sportvereine.<br />

147


Tabelle 13: Vereinsmitgliedschaft von Jugendlichen in der Stadt <strong>und</strong> auf<br />

dem Land nach Migrationshintergr<strong>und</strong> (in %)<br />

Stadt (über 10.000 Ew.) Land (bis 10.000 Ew.)<br />

Ohne MH Mit MH Ohne MH Mit MH<br />

Vereinsmitglieder 68 51 69 67<br />

Nicht-Mitglieder 32 49 31 33<br />

Ew. = Einwohner; MH = Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Quelle: Richter u.a. 2008, S. 32; N = 1.116; eigene Darstellung<br />

a) Zugang zu Jugendverbänden<br />

Am Beispiel der Hamburger Jugendfeuerwehr lassen sich Unterschiede zwischen<br />

Jugendlichen mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> im Zugang zu<br />

einem →Jugendverband darstellen (ebd.): Während 55% der Jugendlichen<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> über Eltern, Geschwister <strong>und</strong> weitere Verwandte<br />

zur Jugendfeuerwehr kamen, war dies für lediglich 41% der Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> der Weg in den Jugendverband. Der elterliche<br />

Einfluss allein differierte noch stärker: 39% der Jugendlichen ohne<br />

<strong>und</strong> 24% der Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> wurden von ihren<br />

Eltern angeregt, in die Jugendfeuerwehr einzutreten. Der Zugang wurde bei<br />

ihnen auch weniger durch die Vorbildfunktion von anderen Verwandten<br />

motiviert. Bei Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> lag der Anteil derer,<br />

die Verwandte in einer Feuerwehr hatten, bei einem Drittel, bei Jugendlichen<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> bei der Hälfte. Der Einfluss von Verwandten<br />

zeigt sich auch darin, dass der mit 18 Jahren zukünftige Übertritt<br />

in die Erwachsenenorganisation für 62% der jugendlichen Mitglieder mit<br />

Verwandten in der Feuerwehr <strong>und</strong> für 47% der jugendlichen Mitglieder<br />

ohne Verwandte in der Feuerwehr selbstverständlich war. So wollten 42%<br />

der Jugendlichen mit <strong>und</strong> 66% der Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

selbstverständlich übertreten.<br />

b) Gründe für die Mitgliedschaft im Jugendverband<br />

Als Gründe für eine Mitgliedschaft im Jugendverband gelten die inhaltliche<br />

Arbeit („Sachorientierung“ – ebd., S. 43), Geselligkeit sowie eine soziale<br />

Orientierung. Nach der Studie „Jugendverbandsarbeit in der Großstadt“<br />

(vgl. ebd.) unterscheiden sich die Mitgliedschaftsgründe zwischen Jugendlichen<br />

mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> nicht. Allein die Vorbereitung<br />

auf die Erwachsenenorganisation war Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

wichtiger als Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> (53% zu 39%).<br />

148


Auch in der Studie „Jugendverbandsarbeit auf dem Lande“ werden<br />

„kaum“ Unterschiede zwischen Jugendlichen mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

in ihren Beitrittsgründen festgestellt (Richter u.a. 2008, S. 38). 99<br />

Ohne dass Vergleiche zwischen den Studien <strong>und</strong> damit zu Jugendlichen<br />

mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> möglich wären, soll auf Ergebnisse<br />

hingewiesen werden, die für Jugendliche mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

die Bedeutung des Gemeinschaftsgefühls <strong>und</strong> adoleszenzspezifische<br />

Anerkennungserfahrungen sowie für Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

darüber hinaus die Stärkung im Umgang mit Ausgrenzungserfahrungen in<br />

Jugendverbänden hervorheben (vgl. Fauser 2008; Hafenegger 2010; Jagusch<br />

2011).<br />

4.3.1.4 Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> als ehrenamtlich Engagierte<br />

Für junge Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> scheint sich eine Aktivität<br />

in Vereinen oder Organisationen weniger häufig mit einem Engagement zu<br />

verbinden als für jene ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>: Von den gut 60% der<br />

aktiven 14- bis 24-Jährigen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> engagierten sich laut<br />

Freiwilligensurvey 2009 22%, von den knapp 80% Aktiven ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

waren es 38% (Picot/Sozialwissenschaftliche Projekte<br />

2011, S. 21). Wie bereits 2004 lag demnach der Anteil der Engagierten mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> auch 2009 um mehr als 15 Prozentpunkte unter dem<br />

der Gleichaltrigen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Im DJI-Survey AID:A fanden sich 2009 unter den befragten 14- bis 25-<br />

Jährigen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> 19%, die in einem Verein, Verband,<br />

einer Gruppe oder Organisation ein Amt, eine Funktion oder eine Aufgabe<br />

ausübten. Bei jenen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> waren es 27%. Auch hier<br />

unterschieden sich die Jugendlichen der ersten <strong>und</strong> zweiten Migrantengeneration<br />

nicht nennenswert.<br />

Geringere Differenzen als in der Gruppe der 14- bis 24-Jährigen ergeben<br />

sich nach dem Freiwilligensurvey 2009 in der Engagementquote der 14- bis<br />

17-Jährigen: 2009 beteiligten sich 26% mit <strong>und</strong> 36% ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

am freiwilligen Engagement. Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

der ersten <strong>und</strong> zweiten Generation unterschieden sich hier nicht nennenswert<br />

(Engels u.a. 2012, S. 106f., Tabelle 41).<br />

Als intensive Form gesellschaftlicher Beteiligung kann die Übernahme<br />

von Leitungsfunktionen in der Freiwilligenarbeit gewertet werden. Im Freiwilligensurvey<br />

2009 unterschieden sich die 14- bis 17-jährigen Jugendlichen<br />

mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> in diesem Bereich nicht voneinander<br />

(jeweils 8%). Unter den Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> erwies sich<br />

die Gruppe der selbst zugewanderten Jugendlichen (erste Generation; 11%)<br />

als etwas aktiver als die Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, die in<br />

99 Die Jugendlichen beschreiben sogenannte „Ich-bezogene Motive“, z.B. Fre<strong>und</strong>e treffen oder<br />

Spaßhaben <strong>und</strong> zusammen feiern, als wichtiger als gesellschaftliches Engagement, wozu z.B.<br />

„mit Gleichgesinnten zusammen sein“, „berufliche Kontakte knüpfen“ oder „Zielidentifikation“<br />

gezählt wurden.<br />

149


Deutschland geboren waren (zweite Generation; 7%) (ebd., S. 108f., Tabelle<br />

43). 100<br />

Dass sich je nach Engagementbereich Unterschiede im Ehrenamt ergeben,<br />

legt die Untersuchung „Jugendarbeit in der Großstadt“ (vgl. Richter<br />

u.a. 2007) nahe. Danach zeigen sich bei den knapp ein Drittel ehrenamtlich<br />

tätigen Jugendlichen der Hamburger Jugendfeuerwehr keine Unterschiede<br />

im Ehrenamtlichenanteil nach Migrationshintergr<strong>und</strong>. Auch der Freiwilligensurvey<br />

2009 stellt in bestimmten Bereichen – Schule <strong>und</strong> Kindergarten<br />

sowie Kirche <strong>und</strong> Religion – keine oder nur geringe Differenzen im Engagement<br />

Jugendlicher mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> fest (vgl. Picot/Sozialwissenschaftliche<br />

Projekte 2011, S. 22).<br />

Weibliche Jugendliche mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> üben nach<br />

dem AID:A – DJI-Survey 2009 seltener Funktionen aus als männliche. Dabei<br />

ist die Differenz zwischen den weiblichen Jugendlichen mit oder ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> (15% zu 24%) größer als zwischen den männlichen<br />

(24% zu 29%). Weibliche Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> stellen<br />

demnach mit 15% nur gut halb so viele Funktionsträgerinnen wie männliche<br />

Jugendliche ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Auf den Zusammenhang von Geschlechterdifferenzen mit dem Alter bei<br />

der Engagementquote weisen die Ergebnisse des Freiwilligensurveys hin<br />

(vgl. Abbildung 74): Während bei den 14- bis 19-jährigen Jugendlichen die<br />

Quote zwischen den Geschlechtern fast ausgewogen ist, liegt der Frauenanteil<br />

bei den 20- bis 24-Jährigen deutlich unter dem der Männer (28% zu<br />

40%). Kreuzt man die Daten zur Engagementquote zusätzlich zu Alter <strong>und</strong><br />

Geschlecht mit dem Migrationshintergr<strong>und</strong>, so bestätigen diese Ergebnisse<br />

in der Tendenz die oben beschriebenen Geschlechtseffekte auch für junge<br />

Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>. 101 Des Weiteren zeigt sich – für die<br />

einzelnen Betrachtungsgruppen statistisch unterschiedlich sicher – eine Differenz<br />

im Engagement nach Migrationshintergr<strong>und</strong>, die bis zur Halbierung<br />

der Engagementquote etwa bei den 14- bis 19-jährigen männlichen Jugendlichen<br />

<strong>und</strong> den 20- bis 24-jährigen jungen Frauen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

gegenüber den gleichgeschlechtlichen Gleichaltrigen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

führt.<br />

100 Berechnungen des Instituts für Sozialforschung <strong>und</strong> Gesellschaftspolitik GmBH im Zweiten<br />

Integrationsindikatorenbericht (Engels u.a. 2012, S. 108f., Tab. 43).<br />

101 Die Ergebnisse sind aufgr<strong>und</strong> der geringen Zellenbesetzungen vorsichtig zu bewerten.<br />

150


Abbildung 74: Engagementquote nach Alter, Geschlecht <strong>und</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

(in %)<br />

20-24 Jahre 14-19 Jahre<br />

w<br />

m<br />

w<br />

m<br />

w = weiblich, m = männlich; MH = Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Quelle: Freiwilligensurvey 2009; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung 102<br />

Der formale Bildungsstatus hat großen Einfluss auf das freiwillige Engagement<br />

(vgl. Engels u.a. 2012; Picot/Sozialwissenschaftliche Projekte 2011; Autorengruppe<br />

Bildungsberichterstattung 2010). Je höher der erreichte oder angestrebte<br />

Schulabschluss, desto größer der Anteil der Engagierten. Von den<br />

jungen Menschen mit maximal (zukünftigem) Hauptschulabschluss ist es im<br />

Zeitverlauf betrachtet immer wenigeren möglich, sich in die Strukturen der<br />

Zivilgesellschaft zu integrieren (1999 noch 35%; im Jahr 2009 nur 19%).<br />

Nach dem Freiwilligensurvey 2009 bleiben junge Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

auch bei hoher formaler Bildung 103 hinter dem Engagement<br />

der Vergleichsgruppe zurück (vgl. Abbildung 75). Verfügen sie nicht<br />

über eine hohe formale Bildung, so findet nur ein geringer Anteil Zugang<br />

zum freiwilligen Engagement.<br />

Abbildung 75: Freiwillig Engagierte nach formaler Bildung <strong>und</strong><br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> (in %)<br />

18<br />

14<br />

Mit MH Ohne MH<br />

Hohe formale Bildung Keine hohe formale Bildung<br />

MH = Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Quelle: Freiwilligensurvey 2009; N = 2.619; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

20<br />

25<br />

102 In den eigenen Berechnungen wurde, wenn nicht anders angegeben, die Migrationshintergr<strong>und</strong>-Definition<br />

des Freiwilligensurveys (vgl. Gensicke u.a. 2006; B<strong>und</strong>esministerium für Familie,<br />

Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend 2010) verwendet.<br />

103 „Hohe formale Bildung“ fasst in einer altersdynamischen Operationalisierung des formalen<br />

Bildungsstatus die Befragten zusammen, die ein Gymnasium besuchen, Abitur oder Hochschulabschluss<br />

haben.<br />

29<br />

31<br />

Mit MH Ohne MH<br />

31<br />

34 46<br />

39<br />

40<br />

42<br />

151


Diese Tendenz wird durch den DJI-Survey AID:A aus dem Jahr 2009 im<br />

Hinblick auf den erreichten oder angestrebten Schulabschluss bestätigt (vgl.<br />

Abbildung 76).<br />

Abbildung 76: Übernahme von Funktionen in Vereinen, Verbänden, Gruppen<br />

oder Organisationen nach Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

erreichtem oder angestrebtem Schulbesuch (in %)<br />

MH = Migrationshintergr<strong>und</strong>; HS-Abschluss = Hauptschulabschluss; FH-Reife = Fachhochschulreife<br />

Quelle: AID:A – DJI-Survey 2009; N = 6.502<br />

Ehrenamtlichenfortbildung Juleica<br />

Ehrenamtliche Mitarbeiter/innen in der Jugend(verbands)arbeit 104 erhalten<br />

mit der →Juleica (Jugendleiter/in-Card) den Nachweis der Teilnahme an<br />

einer Ausbildung nach festgeschriebenen Standards. Die Auswertung der<br />

Juleica-Meldebögen (vgl. Pothmann/Sass 2011) ergab, dass lediglich 3% der<br />

Jugendleiter/innen nicht in Deutschland geboren wurden <strong>und</strong> 2% in der<br />

Familie nicht überwiegend Deutsch sprechen (vgl. Abbildung 77). 105<br />

B<strong>und</strong>esländerdifferenzen zeigen sich nicht nur hinsichtlich der Institutionalisierung<br />

der Juleica, die sich an sehr unterschiedlich hohen Antragszahlen<br />

ablesen lässt (vgl. ebd.; Tabelle A-4.1), sondern auch bezüglich des<br />

Anteils von Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> 106 an Juleica-Antragstellerinnen<br />

<strong>und</strong> -antragstellern. So beträgt deren Anteil in Hamburg r<strong>und</strong> 8%, in<br />

Berlin 5%, in Bremen 3% <strong>und</strong> in Brandenburg knapp 4%, in Nordrhein-<br />

Westfalen etwas unter 2%.<br />

104 Jugendleiter/innen werden nicht nur, aber zu einem sehr wesentlichen Teil über Jugendverbände<br />

rekrutiert.<br />

105 Der geringe Anteil von Juleica-Inhaber/inne/n mit Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong>/oder zu kleine<br />

Fallzahlen lassen häufig keine sicheren Aussagen zu Jugendleiter/inne/n mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

im Vergleich zu Jugendleiter/inne/n ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> zu.<br />

106 Migrationshintergr<strong>und</strong> bedeutet hier: nicht in Deutschland geboren <strong>und</strong> in der Familie wird<br />

nicht deutsch gesprochen.<br />

152<br />

Mit MH<br />

Ohne MH<br />

15<br />

22<br />

17<br />

Keinen oder HS-Abschluss Mittlerer Abschluss FH-Reife/Abitur<br />

23<br />

27<br />

29


Abbildung 77: Personen mit einer Juleica nach Familiensprache<br />

(N = 24.400) <strong>und</strong> Geburtsland (N = 24.404),<br />

Januar 2010 – Dezember 2010 (in %)<br />

Familiensprache (%)<br />

1,9 %<br />

98,1 %<br />

Familiensprache Deutsch<br />

Familiensprache nicht Deutsch<br />

Geburtsland (%)<br />

2,7 %<br />

In Deutschland geboren<br />

97,3 %<br />

Nicht in Deutschland geboren<br />

Quelle: Datenbank des Deutschen B<strong>und</strong>esjugendringes zu den Jugendleitern/Jugenleiterinnen mit einer<br />

Juleica (Stand 31.12.2010); Zusammenstellung <strong>und</strong> Berechnung Arbeitsstelle Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfestatistik<br />

(Pothmann/Sass 2011, S. 22); eigene Darstellung<br />

Das Durchschnittsalter bei der Beantragung einer Juleica lag 2010 bei Menschen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> höher (25,1 Jahre) als bei Menschen ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> (22,9 Jahre). 107 Entgegen der Daten zu den Aktiven<br />

<strong>und</strong> ehrenamtlich Engagierten erweist sich der Frauenanteil an den Jugendleiterinnen/Jugendleitern<br />

größer als der der Männer, wobei die Geschlechterdifferenz<br />

bei jenen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> noch etwas größer ist (vgl.<br />

Tabelle A-4.2).<br />

Dass sich Menschen mit hoher formaler Bildung häufiger engagieren,<br />

bestätigt auch der Juleica-Report (vgl. Pothmann/Sass 2011). Knapp ein<br />

Drittel der Jugendleiter/innen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> hat Abitur – genau<br />

wie jene ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. Hauptschulabsolventinnen <strong>und</strong><br />

-absolventen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> beantragen noch seltener als jene<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> eine Juleica (vgl. Tabelle A-4.3).<br />

4.3.1.5 Engagementbereitschaft von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Der Freiwilligensurvey 2009 stellt zwar einen deutlich geringeren Anteil der<br />

Engagierten mit gegenüber denen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> fest (vgl.<br />

Abbildung 78), bei der Engagementbereitschaft äußern sich jedoch die 14-<br />

bis 24-Jährigen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> positiver. Sie waren etwas häufi-<br />

107 Bef<strong>und</strong>e, die über die Ergebnisse im Juleica-Report 2011 hinausgehen (Pothmann/Sass<br />

2011), basieren auf Sonderauswertungen der Arbeitsstelle Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfestatistik<br />

des Forschungsverb<strong>und</strong>s TU Dortm<strong>und</strong>/DJI e.V. Das Durchschnittsalter wurde für den Zeitraum<br />

Oktober bis Dezember 2010 (N =7.214) berechnet.<br />

153


ger als die Gleichaltrigen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> „bestimmt“ <strong>und</strong><br />

„eventuell“ bereit, sich ehrenamtlich zu engagieren (54% gegenüber 48%).<br />

Junge nicht engagierte Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> waren 2009 zu<br />

einem höheren Anteil als 2004 „eventuell bereit“ sich freiwillig zu engagieren,<br />

was auch – in einem höheren Wertebereich – für die Gleichaltrigen<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> gilt. Hingegen ging der Anteil derer, die „bestimmt<br />

bereit“ für freiwilliges Engagement waren, in beiden Gruppen leicht<br />

zurück. Ein Viertel der jungen Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> – <strong>und</strong><br />

damit deutlich mehr als die 14% der jungen Menschen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

– fand sich „nicht bereit“ für Engagement.<br />

Abbildung 78: Engagement <strong>und</strong> Engagementbereitschaft 14- bis 24-<br />

Jähriger 2004 <strong>und</strong> 2009 nach Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

(in %)<br />

MH = Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Quelle: Freiwilligensurvey 2009, vgl. Picot/Sozialwissenschaftliche Projekte 2011; eigene Darstellung<br />

4.3.1.6 Umsetzung demokratischer Prinzipien <strong>und</strong> Mitbestimmung<br />

Formale Strukturprinzipien demokratischen Entscheidens, z.B. Mehrheits-<br />

<strong>und</strong> Konsensprinzip oder Meinungsfreiheit, werden in ihrer Verwirklichung<br />

von Jugendlichen mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> in der Hamburger<br />

Jugendfeuerwehr nach der Untersuchung von Richter <strong>und</strong> seinen Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern<br />

sehr ähnlich wahrgenommen (vgl. Richter u.a. 2007).<br />

Lediglich der Aussage, Minderheiten würde eine besondere Aufmerksamkeit<br />

in ihrem Jugendverband geschenkt, stimmte ein höherer Anteil an Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> (48%) „weniger“ oder „überhaupt nicht“<br />

zu als dies bei Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> (39%) der Fall war.<br />

Bei der Bewertung von Mitbestimmungsmöglichkeiten für jugendliche<br />

Mitglieder in der Hamburger Feuerwehr (vgl. Tabelle A-4.4) gibt es Unterschiede<br />

zwischen Jugendlichen mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> von<br />

154<br />

31<br />

29<br />

18<br />

24<br />

39<br />

15<br />

18 16<br />

22 22 38 38<br />

2004 2009 2004 2009<br />

Mit MH Ohne MH<br />

Engagiert Bestimmt bereit Eventuell bereit Nicht bereit<br />

20<br />

24<br />

14<br />

32


„jeweils zehn bis zwanzig Prozentpunkten Differenz“ (ebd., S. 63). Mehr<br />

Jugendliche mit als Jugendliche ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> sehen einen<br />

großen Einfluss hinsichtlich der Kategorien Ausschluss von Mitgliedern,<br />

Gruppenraumgestaltung, Anschaffung von Geräten sowie der Veranstaltungsdurchführung<br />

auf Direktions- oder Landesebene.<br />

4.3.2 Offene Angebote (in Einrichtungen)<br />

Jugendzentrum, Jugendhaus <strong>und</strong> Jugendclub heißen die großen Einrichtungen<br />

der offenen Jugendarbeit. Auch Abenteuer- <strong>und</strong> Bauspielplätze oder<br />

Treffs für spezielle Zielgruppen, wie z.B. Mädchentreffs, sind Orte der offenen<br />

Jugendarbeit. „Offen“ heißt zunächst einmal, dass jede/r kommen<br />

(<strong>und</strong> wieder gehen) kann, was sich letztlich in variablen Öffnungszeiten <strong>und</strong><br />

Inhalten niederschlägt (vgl. Sturzenhecker 2005). Die Bef<strong>und</strong>e sind wie<br />

folgt geordnet:<br />

� Strukturelle Ebene: Angebote<br />

� Teilnehmende<br />

� Personal<br />

4.3.2.1 Strukturelle Ebene: Angebote<br />

In der zweiten Strukturdatenerhebung der →offenen Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit<br />

(OKJA) für Nordrhein-Westfalen (NRW) wird von den befragten<br />

Jugendämtern für 34% der Jugendhäuser ein „besonderer Arbeitsansatz“<br />

hinsichtlich der „BesucherInnen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>“ genannt. Des<br />

Weiteren werden „besondere pädagogische Maßnahmen“ erhoben, die auf<br />

eine gemeinsame Nutzung der OKJA durch Jugendliche mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

abzielen:<br />

� „Spezielle Schulaufgabenhilfen mit Sprachförderung,<br />

� Bewerbungshilfen im Übergang Schule <strong>und</strong> Beruf,<br />

� Sprachförderung mit jugendlichen MigrantInnen,<br />

� ‚Gesicherte‘ Ganztagsbetreuung an einer Hauptschule,<br />

� Förderung von ausländischen Kindern, die nicht den Kindergarten besuchen,<br />

� Internationales Kinder- <strong>und</strong> Familienfest,<br />

� Interkultureller Mädchentreff,<br />

� ‚Aussiedlersport‘,<br />

� Mobile Jugendarbeit mit Schwerpunkt russlanddeutsche Jugendliche,<br />

� Erstellung eines Films mit Interviews durch russische Migrantenjugendliche,<br />

� Internetcafe mit türkischen, kurdischen Jugendlichen <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

aus der ehemaligen Sowjetunion oder<br />

� Deeskalationstraining in Kooperation mit Schulen“ (Ministerium für<br />

Schule, Jugend <strong>und</strong> Kinder des Landes Nordrhein-Westfalen 2004, S.<br />

38f.).<br />

Im breiten Spektrum fällt die Dominanz der die formale Bildung unterstützenden<br />

<strong>und</strong> ergänzenden Maßnahmen auf.<br />

Die Münchner Evaluationsstudie (Klöver/Straus 2005) arbeitet heraus,<br />

dass sich die Vorlieben für Angebote signifikant nach Geschlecht <strong>und</strong> Nati-<br />

155


onalität unterscheiden. Die unterschiedlichen Präferenzen von Jugendlichen<br />

mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> bzw. nach Geschlecht für die Angebote<br />

werden für die Bereiche „Bewegung/Sport“ <strong>und</strong> „Entspannen/Abhängen“<br />

durch eine Rangordnung herausgestellt. Beispielsweise<br />

� erreicht Hip-Hop bei nicht-deutschen Mädchen Rangplatz 5, bei nichtdeutschen<br />

Jungen Rangplatz 10 <strong>und</strong> bei deutschen Mädchen <strong>und</strong> Jungen<br />

die Rangplätze 10 <strong>und</strong> 13;<br />

� ist bei Fuß- <strong>und</strong> Basketball die Beliebtheit klar geschlechtsspezifisch:<br />

Deutsche <strong>und</strong> nicht-deutsche Jungen geben die Rangplätze 4 <strong>und</strong> 2 an;<br />

deutsche <strong>und</strong> nicht-deutsche Mädchen die Rangplätze 16 <strong>und</strong> 15;<br />

� erhält Tanzen die Rangplätze 4 (deutsche Mädchen), 5 (nicht-deutsche<br />

Mädchen), 15 (deutsche Jungen) <strong>und</strong> 13 (nicht-deutsche Jungen);<br />

� belegt Nichts-tun bei den weiblichen deutschen Jugendlichen einen der<br />

ersten fünf Rangplätze <strong>und</strong> bei den nicht-deutschen männlichen Jugendlichen<br />

Platz 13.<br />

Nicht-deutsche Jugendliche erwiesen sich in München als mobiler als deutsche:<br />

Freizeitstätten außerhalb des eigenen Stadtteils wurden von ihnen zu<br />

69% genutzt, bei den deutschen Jugendlichen zu 53%. Die Studie ermittelte<br />

insgesamt ein schlechtes Image von Jugendfreizeitstätten unter den Jugendlichen,<br />

das auf Hörensagen beruhe. Bei Mädchen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

waren diese Pauschalurteile am wenigsten ausgeprägt.<br />

4.3.2.2 Teilnehmende<br />

Bestimmte Jugendcliquen können Jugendzentren dominieren. Dies wurde<br />

von 54% der in der DJI-Jugendringerhebung 2004 befragten Jugendringe<br />

als Schwierigkeit für die Arbeit in ihren offenen Einrichtungen dargestellt<br />

(vgl. Gragert u.a. 2006). Davon gaben 90% an, dass es sich bei diesen<br />

Gruppen um Aussiedlerjugendliche handle. Ein gemessen an ihrem Bevölkerungsteil<br />

überproportionales Auftreten von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

in offenen Einrichtungen bescheinigen auch die Strukturdatenerhebungen<br />

der OKJA für NRW (vgl. Ministerium für Schule, Jugend <strong>und</strong><br />

Kinder des Landes Nordrhein-Westfalen 2004; Ministerium für Generationen,<br />

Familie, Frauen <strong>und</strong> Integration des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

2006; Landschaftsverband Rheinland Landesjugendamt/Landschaftsverband<br />

Westfalen-Lippe Landesjugendamt 2010). In NRW betrug im Jahr 2008 der<br />

Anteil der jungen Menschen mit „Zuwanderungshintergr<strong>und</strong>“ an den<br />

Stammbesuchern <strong>und</strong> -besucherinnen 108 42%. 109 2002 wurden durch-<br />

108 Als Stammbesucher/innen werden regelmäßig an Angeboten der OKJA teilnehmende <strong>und</strong> den<br />

Mitarbeiter/inne/n in den Einrichtungen auch in ihren persönlichen Bezügen bekannte Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche bezeichnet. Über die Hälfte der 207.900 Stammbesucher/innen (entspricht<br />

5% der 6- bis 26-jährigen Bevölkerung) war zwischen 6 <strong>und</strong> 14 Jahren alt <strong>und</strong> das Verhältnis<br />

von weiblichen zu männlichen Jugendlichen betrug 1:2 (vgl. Landschaftsverband Rheinland<br />

Landesjugendamt/Landschaftsverband Westfalen-Lippe Landesjugendamt 2010).<br />

109 2004 41%. Als Vergleichsangabe wird auf den Bef<strong>und</strong> der PISA-Studie 2000 zurückgegriffen,<br />

die für NRW ermittelte, dass r<strong>und</strong> 32% der 15-jährigen Schüler/innen einen Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

haben.<br />

156


schnittlich 37% angegeben, das waren je nach Einrichtung zwischen r<strong>und</strong><br />

88% <strong>und</strong> 8%. Diese große Streuung wird mit dem regional – vor allem zwischen<br />

Großstädten <strong>und</strong> Landkreisen – unterschiedlichen Bevölkerungsanteil<br />

von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> erklärt. In den Landkreisen<br />

hatte 2008 gut ein Drittel der Stammbesucher/innen der offenen Kinder-<br />

<strong>und</strong> Jugendarbeit einen Migrationshintergr<strong>und</strong> (35%), in den Mittelstädten<br />

waren es r<strong>und</strong> 42% <strong>und</strong> in den Großstädten 47%. Die Evaluationsstudie für<br />

die Münchner Freizeitstätten kommt anhand der Mitarbeiterangaben zu<br />

dem Schluss, dass zwei Drittel der insgesamt 11% Stammbesucher/innen<br />

unter den befragten 14- bis 19-Jährigen 110 Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

sind, so dass der Stammbesucher die Merkmale „männlich, aus der<br />

Hauptschule <strong>und</strong> mit Migrationshintergr<strong>und</strong>“ (ebd., S. 8) aufweise. Da<br />

Stammbesucher/innen von Freizeitstätten weniger häuslich orientiert seien<br />

<strong>und</strong> weniger Zeit vor PC <strong>und</strong> Fernseher als Nicht-Nutzer/innen von Freizeitstätten<br />

verbrächten, wird von sich verstärkenden Unterschieden zwischen<br />

„deutschen“ <strong>und</strong> „nicht-deutschen“ Jugendlichen gesprochen. Jugendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> „junge bildungsferne Deutsche“<br />

111 – beides Gruppen, „die wenig zu Hause hält“ (ebd., S. 11) – träfen<br />

somit in Freizeitstätten zusammen.<br />

Im DJI-Survey AID:A von 2009 bejahten 24% der Jugendlichen die Frage,<br />

ob sie im letzten Jahr Einrichtungen der →offenen Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit<br />

nutzten. 112 Die Teilnahmequoten von 34% bei den 14-Jährigen gehen<br />

mit steigendem Alter auf 10% bei den 24-Jährigen zurück. Ebenso bestätigt<br />

sich der Bef<strong>und</strong>, dass offene Jugendarbeit stärker männliche Jugendliche<br />

erreicht: R<strong>und</strong> 28% der männlichen Jugendlichen stehen hier fast 19% der<br />

weiblichen gegenüber (vgl. Abbildung 79). 113<br />

110 Das Geschlechterverhältnis unterscheidet sich nicht von dem in der NRW-Erhebung. Zu<br />

bedenken ist, dass lediglich Haupt- <strong>und</strong> Realschulbesucher/innen in die Erhebung einbezogen<br />

waren.<br />

111 67% der Stammbesucher/innen waren Hauptschüler/innen; die auch befragten Real-, Berufs<strong>und</strong><br />

Gymnasialschüler/innen verteilten sich auf 33%.<br />

112 Die folgenden Ergebnisse beziehen sich auf die Frage „Welche Einrichtungen hast Du in den<br />

letzten 12 Monaten genutzt?“ (14- bis 17-Jährige) bzw. „Sagen Sie mir bitte, ob Sie einige der<br />

folgenden Angebote in den letzten 12 Monaten genutzt haben?“ (18- bis 25-Jährige). Eine der<br />

Auswahloptionen lautete „Jugendzentrum, Jugendclub, Jugendtreff“.<br />

113 Hinsichtlich des →HISEI, der ausschließlich für 14- bis 17-Jährige ermittelt wurde, ergibt sich<br />

kein signifikanter Unterschied zwischen Teilnehmenden <strong>und</strong> Nicht-Teilnehmenden.<br />

157


Abbildung 79: Teilnahme an offener Jugendarbeit nach Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> Geschlecht (in %)<br />

MH = Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Quelle: AID:A – DJI-Survey 2009; N = 6.624<br />

Eine Überrepräsentanz von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in Einrichtungen<br />

der offenen Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit lässt sich anhand der Daten<br />

des DJI-Survey AID:A jedoch nicht bestätigen. Der Bildungsbias der<br />

Stichprobe scheint hier „durchzuschlagen“: Jugendliche, die (Fach-)Abitur<br />

besitzen oder anstreben, stellen in der Stichprobe einen Anteil von fast zwei<br />

Dritteln. Die Differenzierung nach erreichtem oder angestrebtem Schulabschluss<br />

zeigt allerdings in der Gruppe „keinen oder Hauptschulabschluss“<br />

fast doppelt so häufig Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> als Nutzer/innen<br />

der offenen Jugendarbeit wie Jugendliche ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

In den anderen Schularten sind die Unterschiede deutlich geringer (vgl. Abbildung<br />

80). 114<br />

Abbildung 80: Nutzer/innen von Einrichtungen offener Jugendarbeit nach<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> nach erreichtem bzw.<br />

angestrebtem Schulabschluss (in %)<br />

MH = Migrationshintergr<strong>und</strong>; HS-Abschluss = Hauptschulabschluss ;<br />

FH-Reife = Fachhochschulreife<br />

Quelle: AID:A – DJI-Survey 2009; N = 1.537 (Nutzer/innen)<br />

114 Auch hier ergibt sich kein signifikanter Unterschied zwischen Teilnehmenden <strong>und</strong> Nicht-<br />

Teilnehmenden hinsichtlich des HISEI.<br />

158<br />

19<br />

Nutzer/innen mit MH<br />

Nutzer/innen ohne MH<br />

28 28<br />

17<br />

Ohne MH Mit MH<br />

14<br />

8<br />

Weiblich Männlich<br />

29<br />

27<br />

Kein/HS-Abschluss Mittlerer Abschluss FH-Reife/Abitur<br />

59<br />

63


4.3.2.3 Personal<br />

Den Anteil von Personal mit Migrationshintergr<strong>und</strong> erhoben die zweite <strong>und</strong><br />

vierte Strukturdatenerhebung der offenen Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit für<br />

NRW: Im Jahr 2004 waren 5% <strong>und</strong> im Jahr 2008 7% der Mitarbeiter/innen<br />

nicht in Deutschland geboren (vgl. Ministerium für Schule, Jugend <strong>und</strong><br />

Kinder des Landes Nordrhein-Westfalen 2004; Landschaftsverband Rheinland<br />

Landesjugendamt/Landschaftsverband Westfalen-Lippe Landesjugendamt<br />

2010).<br />

4.3.3 Mobile Jugendarbeit/Streetwork<br />

Mobile Jugendarbeit <strong>und</strong> Streetwork 115 richten sich an (zumeist) junge<br />

Menschen, für deren Alltag der „öffentliche Raum“ ein zentraler Ort ist<br />

<strong>und</strong> die von anderen sozialen Leistungen bzw. Leistungen der Jugendhilfe<br />

kaum erreicht werden. Die Jugendlichen werden auf der Straße, an ihren<br />

Treffpunkten mit dem Angebot „konfrontiert“. Die hier berücksichtigten<br />

Studien geben Auskunft über die Adressatinnen/Adressaten <strong>und</strong> das Klientel<br />

der aufsuchenden Arbeit.<br />

Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten sind nach der Untersuchung „Was machen<br />

Streetwork <strong>und</strong> Mobile Jugendarbeit?“ (vgl. Krebs 2004) die am häufigsten<br />

genannte Zielgruppe der →mobilen Jugendarbeit. Genannt werden unter<br />

anderem Türken/Türkinnen, Asylbewerber/innen, Spätaussiedler/innen. Für<br />

die Streetwork hingegen kommen die Zielgruppen Drogenkonsumentinnen/-konsumenten<br />

<strong>und</strong> Skater/innen bzw. Punks vor den Migrantinnen/<br />

Migranten. Die Abfrage, mit wem die Kontakte in der mobilen Jugendarbeit<br />

oder Streetwork (tatsächlich) stattfinden, zeigt einen weniger stark ausgeprägten<br />

Anteil der aufsuchenden Jugendarbeit mit Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten.<br />

In Ostdeutschland waren 18% <strong>und</strong> in Westdeutschland 54% der<br />

„erreichten“ Adressatinnen/Adressaten Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Als Herkunftsländer wurden für die westdeutschen B<strong>und</strong>esländer am<br />

häufigsten die Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS), Türkei <strong>und</strong> Ex-<br />

Jugoslawien genannt. Die erreichten Adressaten <strong>und</strong> Adressatinnen waren<br />

überwiegend männlichen Geschlechts. 116<br />

Nach Angaben der Berliner Evaluationsstudie zu mobiler Jugendarbeit<br />

<strong>und</strong> Streetwork (vgl. Tossmann u.a. 2007) ist das Herkunftsland mindestens<br />

eines Elternteils von 53% der Klientel nicht Deutschland <strong>und</strong> 25% der Befragten<br />

besitzen eine andere als die deutsche Staatsangehörigkeit (vgl. Ab-<br />

115 Mobile Jugendarbeit <strong>und</strong> Streetwork haben unterschiedliche Wurzeln, sind heute aber nicht<br />

mehr voneinander abgrenzbar (vgl. B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft (BAG) Streetwork/Mobile Jugendarbeit<br />

e.V. 2011; Krebs 2004).<br />

116 Widersprüchliche Angaben zum Geschlecht führen zu dieser Pauschalaussage ohne Prozentangabe.<br />

Die Aussagekraft der Untersuchung insgesamt scheint begrenzt; es werden diverse<br />

methodische Fehler reflektiert, z.B. in der Fragestellung zur Herkunft der Migrantinnen/Migranten.<br />

Die Ergebnisse werden in Ermangelung anderer Untersuchungen dennoch<br />

präsentiert.<br />

159


ildung 81). Die Stichprobe entspricht damit dem allgemein angenommen<br />

Verhältnis von Staatsangehörigkeit zu Migrationshintergr<strong>und</strong> (1:2), wobei<br />

die Prozentzahlen der Klientel mobiler Jugendarbeit bzw. Streetwork mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> wesentlich höher liegen als in der Bevölkerung. 117<br />

Auf Deutschland als häufigstem Herkunftsland der Eltern (47%) folgen die<br />

Türkei (21%) <strong>und</strong> die Staaten des ehemaligen Jugoslawien (9%). Die gleiche<br />

Reihenfolge ergibt sich auch bei der Staatsangehörigkeit: Einen deutschen<br />

Pass hatten 75%, einen türkischen Pass 10% <strong>und</strong> einen Pass der Staaten des<br />

ehemaligen Jugoslawiens 7% der Befragten. Neben deutscher Staatsangehörigkeit<br />

(53%) verfügten 40% der Befragten mit „ausländischer Herkunft“<br />

über eine Aufenthaltserlaubnis, 4% hatten keine Aufenthaltserlaubnis (z.B.<br />

eine „Duldung“) <strong>und</strong> 3% konnten ihren rechtlichen Status nicht benennen.<br />

Die meisten Jugendlichen mit Aufenthaltserlaubnis besaßen auch eine Arbeitserlaubnis.<br />

So kommt die Studie bezüglich des Rechtsstatus zu dem<br />

Schluss, dass von den befragten Klientinnen <strong>und</strong> Klienten mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

„eine deutliche Mehrheit somit über dieselben formalen Verwirklichungschancen<br />

im Bildungs- <strong>und</strong> Erwerbssystem wie Altersgenossen<br />

heimischer Herkunft“ verfügt (ebd., S. 48).<br />

Abbildung 81: Klientel von mobiler Jugendarbeit <strong>und</strong> Streetwork nach<br />

Herkunftsland der Eltern <strong>und</strong> Staatsangehörigkeit (in %)<br />

Quelle: Tossmann u.a. 2007, S. 47; eigene Darstellung<br />

Bezogen auf Geschlechterunterschiede wird dargestellt, dass die Klientel<br />

von mobiler Jugendarbeit <strong>und</strong> Streetwork mit Migrationshintergr<strong>und</strong> einen<br />

deutlich höheren Anteil an männlichen Jugendlichen (78%) hat als die<br />

Gruppe ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> (67%). 118<br />

Bezüglich der aktuell besuchten Schulform <strong>und</strong> der Teilhabe an Ausbildung<br />

zeigte sich kein Unterschied zwischen Jugendlichen mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Bei der Höhe des erreichten Schulabschlusses blieben<br />

die Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> jedoch signifikant hinter denen<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> zurück. Zur Bedeutung der deutschen Sprache<br />

im familiären Alltag gaben 49% der Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

117 Zum Bevölkerungsanteil von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> vgl. Einleitung.<br />

118 Es wird von „ausländischer Herkunft“ <strong>und</strong> „deutschem Hintergr<strong>und</strong>“ gesprochen, aber wahrscheinlich<br />

ist Migrationshintergr<strong>und</strong> gemeint (ebd., S. 23).<br />

160<br />

Türkei<br />

21%<br />

Herkunftsland der Eltern<br />

Ehem.<br />

Jugoslawien<br />

9%<br />

Libanon<br />

6% EU-Land<br />

6%<br />

Anderes<br />

Land<br />

12%<br />

Deutschland<br />

46%<br />

Staatsangehörigkeit<br />

Türkei<br />

10%<br />

Ehem.<br />

Jugoslawien<br />

7%<br />

Anderes<br />

Land<br />

4%<br />

Weiß nicht<br />

4%<br />

Deutschland<br />

75%


an, dass Deutsch in der Familie als Zweitsprache fungiere. Waren beide<br />

Eltern „nicht deutscher Herkunft“ 119 (ebd., S. 48), galt dies für 61%.<br />

Hinsichtlich der Delinquenzrate, die in der Studie als ausgeübte Körperverletzung<br />

in den letzten zwölf Monaten oder als Gerichtsverhandlung operationalisiert<br />

<strong>und</strong> für 41% der 10- bis 25-jährigen Klientel von mobiler Jugendarbeit<br />

<strong>und</strong> Streetwork konstatiert wurde, zeigen sich keine Unterschiede<br />

nach deutscher oder nicht-deutscher Staatsangehörigkeit oder Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Als weiteres Problemfeld wird für 37% riskanter Alkoholkonsum<br />

ermittelt. Der Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

lag in diesem Kontext bei etwa der Hälfte (24%) der Jugendlichen<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> (52%). Das Zusammensein mit der Familie<br />

wurde von den Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> positiver gesehen:<br />

Jugendliche ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> sind weniger gern mit ihrer Familie<br />

zusammen als Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong>. 120<br />

4.3.4 Jugenderholung<br />

Die →Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfestatistik (vgl. Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2009b)<br />

umschreibt das Handlungsfeld der Jugenderholung mit den Beispielen<br />

Stadtranderholungen, Wanderungen, Ferienlager <strong>und</strong> (in Jugendherbergen)<br />

durchgeführte Freizeiten. 121 Bef<strong>und</strong>e können zu Teilnehmenden <strong>und</strong> Personal<br />

von Jugenderholung präsentiert werden.<br />

a) Teilnehmende<br />

Die mit der Freizeitenevaluation 2005 untersuchten Freizeiten (Ilg 2008)<br />

führten die Jugendlichen an Ziele in Deutschland <strong>und</strong> Europa. Die befragten<br />

Jugendlichen wiesen ein Durchschnittsalter von 15 Jahren auf, wobei<br />

drei Viertel der Teilnehmenden zwischen 14 <strong>und</strong> 17 Jahre alt waren. Die<br />

Hälfte der Teilnehmenden war weiblich. In 40% der Freizeiten stellten die<br />

Angehörigen eines Geschlechts mehr als zwei Drittel der Teilnehmenden.<br />

Die Teilnehmenden der Freizeitenevaluation 2005 (ebd.) hatten 14 verschiedene<br />

Staatsangehörigkeiten; bei 97% der Teilnehmenden war dies die<br />

deutsche. Der Aussage „Meine Eltern sind beide in Deutschland geboren“<br />

stimmten 12% der Teilnehmenden nicht zu. 9% gaben eine andere Alltagssprache<br />

als Deutsch an. Die häufigsten nicht deutschen Alltagssprachen<br />

waren Russisch (1,7%) <strong>und</strong> Polnisch (1,4%), wobei davon ausgegangen<br />

wird, dass hinter den Russischsprachigen Aussiedlerjugendliche stehen.<br />

Auffallend ist, dass sich unter den Befragten lediglich eine Person mit türkischer<br />

Staatsangehörigkeit befand <strong>und</strong> dass nur vier Personen aus der Stich-<br />

119 Die Bezeichnung „nicht deutsche Herkunft“ ist hier verwirrend. Wahrscheinlich sind Jugendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> gemeint, deren beide Eltern nicht aus Deutschland stammen<br />

(vgl. Tabelle 9).<br />

120 In der Wiedergabe wird wiederum vom „gemeinten“ Migrationshintergr<strong>und</strong> ausgegangen.<br />

121 Freizeiten meint „mit Gruppen durchgeführte, nicht am Heimatort stattfindende Aktivitäten, die<br />

mehr als zwei Tage dauern <strong>und</strong> deren Zielsetzung über die bloße Organisation eines gemeinsamen<br />

Urlaubs hinaus pädagogisch begründet ist“ (Ilg 2007, S. 272; zit. nach Ilg 2008, S. 15).<br />

161


probe in der Familie Türkisch sprechen. Damit sind Jugendliche türkischer<br />

Herkunft stark unterrepräsentiert. Der geringe Anteil von Teilnehmenden<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> korrespondiert mit der Tatsache, dass Jugendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> an Gymnasien unter- <strong>und</strong> an Haupt- <strong>und</strong><br />

Förderschulen überrepräsentiert sind, denn unter den 16-jährigen Teilnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Teilnehmern an den Freizeiten besuchte ein relativ hoher<br />

Anteil das Gymnasium (44%), während es kaum Haupt- (10%) <strong>und</strong> Sonderschüler/innen<br />

(3%) gab.<br />

Die Religions- bzw. Konfessionszugehörigkeit der Teilnehmenden bemaß<br />

sich in folgenden Anteilen: 46% evangelisch, 31% katholisch, 20%<br />

ohne <strong>und</strong> 0,6% mit islamischer Religionszugehörigkeit. Bei der Freizeitenevaluation<br />

2001 (vgl. Ilg 2002), die sich ausschließlich auf das evangelische<br />

Jugendwerk Baden-Württemberg bezog, waren 76% evangelische, 17% katholische<br />

sowie 5% nicht-religiöse Teilnehmende zu verzeichnen. 122<br />

b) Personal<br />

Von den 102 befragten Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern hatte in der Freizeitenevaluation<br />

2005 (vgl. Ilg 2008) ein Mitarbeiter keine deutsche Staatsangehörigkeit<br />

<strong>und</strong> gab zugleich muslimische Religionszugehörigkeit an. Bei<br />

der Freizeitenevaluation 2001 (vgl. Ilg 2002) hatten von 330 Mitarbeitern/<br />

Mitarbeiterinnen 2% eine ausländische Staatsangehörigkeit. Auf 4% entfiel<br />

keine oder eine andere Religionszugehörigkeit als die zur evangelischen<br />

oder katholischen Konfession.<br />

4.3.5 Internationale Jugendbegegnung<br />

Internationale Jugendbegegnungen werden in der →Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfestatistik<br />

(vgl. Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2009b) als „Maßnahmen im In-<br />

<strong>und</strong> Ausland, an denen Deutsche <strong>und</strong> Ausländer teilnehmen“ definiert. Es<br />

ist anzunehmen, dass in beiden Gruppen jeweils Jugendliche mit <strong>und</strong> ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> aus den jeweiligen Teilnahmeländern vertreten sind.<br />

Vorliegende Daten beschreiben die Teilnehmenden <strong>und</strong> das Personal der<br />

internationalen Begegnungen.<br />

a) Teilnehmende<br />

Daten zu Teilnehmenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong> an internationalen<br />

Jugendbegegnungen liegen aus empirischen Erhebungen nur sehr eingeschränkt<br />

vor. So finden sich zu der Evaluation internationaler Jugendbegegnungen<br />

(vgl. Dubiski/Ilg 2008) lediglich in einer Veröffentlichung die<br />

Aussagen, dass Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> „in hohem Maße unterrepräsentiert“<br />

sind <strong>und</strong> „Jugendliche aus ‚klassischen Anwerbeländern‘<br />

bei internationalen Jugendbegegnungen kaum vorkommen“ (Thimmel/Ilg<br />

122 Aufgr<strong>und</strong> ihrer Ähnlichkeit zur Freizeitenevaluation 2005 werden die weiteren Ergebnisse der<br />

Freizeitenevaluation 2001 nicht im Detail wiedergegeben. Der Prozentsatz der ausländischen<br />

Staatsangehörigen betrug unter den Teilnehmenden weniger als 2%.<br />

162


2008, S. 115 <strong>und</strong> 111).<br />

Die Untersuchung zu den Langzeitwirkungen der Teilnahme an internationalen<br />

Jugendbegegnungen (vgl. Thomas u.a. 2007) macht genauere Angaben<br />

zu einem eventuellen „Migrationshintergr<strong>und</strong>“ der Teilnehmer/innen.<br />

In Anbetracht einer Überzahl von in Deutschland geborenen (97%)<br />

<strong>und</strong> aufgewachsenen (96%) Jugendlichen bzw. 93% Jugendlichen, deren<br />

beide Elternteile in Deutschland geboren sind, wird eine „deutsch-sozialisierte<br />

Stichprobe“ bilanziert (ebd., S. 93).<br />

b) Personal<br />

Die 135 Mitarbeiter/innen, die in der Evaluation internationaler Jugendbegegnungen<br />

befragt wurden, hatten zu fast 4% nicht die Staatsangehörigkeit<br />

der „Stammländer“ Frankreich, Polen oder Deutschland (vgl. Dubiski/Ilg<br />

2008).<br />

4.3.6 Außerschulische Jugendbildung<br />

Lässt sich <strong>außerschulische</strong> Jugendbildung (vgl. Lüders/Behr-Heintze 2009)<br />

als Querschnittsaufgabe nur schwer von anderen Formen <strong>und</strong> Orten der<br />

Jugendhilfe resp. der Jugendarbeit abgrenzen, so wird themenbezogen aus<br />

der im →KJHG genannten Reihe „allgemeiner, politischer, sozialer, ges<strong>und</strong>heitlicher,<br />

kultureller, naturk<strong>und</strong>licher <strong>und</strong> technischer Bildung“ die<br />

größte Bedeutung der politischen <strong>und</strong> der kulturellen Jugendbildung beigemessen.<br />

Angesichts ansonsten fehlender Daten kann für die <strong>außerschulische</strong><br />

Bildungsarbeit nur zu Teilnehmenden an kultureller Jugendbildung<br />

berichtet werden.<br />

Der Anteil der Teilnehmenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong> an Jugendkulturarbeit<br />

stieg in NRW von r<strong>und</strong> 11% im Jahr 1999 auf 17% im Jahr 2000<br />

<strong>und</strong> knapp 18% im Jahr 2004 an (vgl. Landesvereinigung Kulturelle Jugendarbeit<br />

e.V. NRW 2006). 123 Nach Daten des →Mikrozensus 2005 hatten in<br />

diesem B<strong>und</strong>esland r<strong>und</strong> 33% der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen von 6 bis 24<br />

Jahren einen Migrationshintergr<strong>und</strong> (vgl. Statistische Ämter des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong><br />

der Länder 2009), so dass – auch wenn die Daten nicht direkt aufeinander<br />

bezogen werden können – von einer Unterrepräsentanz der Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in der Jugendkulturarbeit auszugehen<br />

ist.<br />

123 Im Jahr 2004 nahmen an der Jugendkulturarbeit in NRW Kinder <strong>und</strong> Jugendliche gleichermaßen<br />

teil (vgl. ebd.): 47% der befragten Teilnehmer/innen waren zwischen 6 <strong>und</strong> 13 Jahre,<br />

25% zwischen 14 <strong>und</strong> 17 Jahre sowie 25% zwischen 17 <strong>und</strong> 26 Jahre alt.<br />

163


4.4 Ausblick<br />

4.4.1 Zusammenfassung der Bef<strong>und</strong>e<br />

1. Die Forschung zur Teilhabe von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

an der Jugendverbandsarbeit <strong>und</strong> am freiwilligen Engagement weist tendenziell<br />

auf Divergenzen in der regionalen Verteilung hin. 124<br />

Jugendverbände organisieren in kreisfreien Städten unter ihren Mitgliedern<br />

prozentual mehr Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> als Jugendverbände<br />

in Landkreisen (vgl. Seckinger u.a. 2012). Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

die auf dem Land leben, gehören häufiger als Mitglied einem<br />

Verein an als Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, die in der Stadt leben<br />

(vgl. Richter u.a. 2007). Auch zeigt sich nach dieser Untersuchung nur ein<br />

geringer Unterschied zwischen Jugendlichen mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

in der Vereinsmitgliederquote; wohl aber ein deutlicher zwischen<br />

Jugendlichen mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> in größeren Städten.<br />

Nach B<strong>und</strong>esländern sehr unterschiedliche Anteile von Jugendlichen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> ergeben sich für Antragsteller/innen der Juleica.<br />

2. Das Geschlecht <strong>und</strong> die besuchte Schulform bzw. der Schulabschluss<br />

erweisen sich als wichtige Indikatoren für die Teilhabe von Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> an Jugendarbeit.<br />

Offene <strong>und</strong> mobile Angebote der Jugendarbeit werden häufiger von männlichen<br />

Jugendlichen <strong>und</strong> von Jugendlichen mit niedriger Schulbildung in<br />

Anspruch genommen. In den Handlungsfeldern der Jugenderholung <strong>und</strong><br />

der internationalen Jugendbegegnung stellen Gymnasiasten <strong>und</strong> Gymnasiastinnen<br />

das Gros der Teilnehmenden. Für Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

die an Gymnasien stark unterrepräsentiert sind (vgl. Kapitel 1 Schule),<br />

ergeben sich dadurch Hürden für einen Zugang zu diesen Jugendhilfe-<br />

Angeboten.<br />

Es gibt Hinweise darauf, dass auch dort, wo einen Angleichung im schulischen<br />

Bildungsniveau stattfindet, Jugendliche mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

unterschiedliche Teilnahmequoten in der Jugendarbeit erreichen.<br />

Im freiwilligen Engagement oder bei Funktionsübernahmen in Organisationen<br />

bleiben auch die jungen Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> mit hoher<br />

formaler Bildung hinter der Vergleichsgruppe zurück. Die schulische<br />

Bildung als alleiniger Integrationsmotor scheint hier zu scheitern.<br />

124 Die Bef<strong>und</strong>e können keinesfalls direkt aufeinander bezogen werden. Dazu sind die Untersuchungen<br />

(des gesamten Kapitels) zu heterogen.<br />

164


3. Der Zugang zur Jugendarbeit findet wesentlich über soziale Netzwerke<br />

statt, wobei der Familie <strong>und</strong> der Peergroup eine Schlüsselrolle zukommt. Er<br />

ist außerdem abhängig vom familialen gesellschaftlichen Status.<br />

Der Zugang zur traditionell verankerten Jugendverbandsarbeit erfolgt häufig<br />

über Verwandtschaftsbeziehungen. Die Teilnahme an internationalen<br />

Jugendbegegnungen regen vor allem Lehrer/innen an oder sie wird durch<br />

Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>innen motiviert. Die an der Differenzlinie Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

nach Handlungsfeldern der Jugendarbeit entmischten<br />

Zielgruppen stehen demnach neben der formalen <strong>Bildungssituation</strong> auch in<br />

Zusammenhang mit der Familie. Geben Eltern ihre Mitgliedschaft beispielsweise<br />

in der Freiwilligen Feuerwehr an ihre Kinder weiter, ist im engen<br />

Sinne von einer „Vererbung“ von Bildung zu sprechen.<br />

Desgleichen ist in einem weiteren Sinne für den non-formalen Bildungsbereich<br />

der Jugendarbeit von „Bildungsvererbung“ zu sprechen, wenn der<br />

Zugang zur Jugendarbeit an die gesellschaftliche Position der Familie (Sozialraum,<br />

besuchte Schulform) geknüpft ist. So werden Formen der Jugendarbeit,<br />

die vor allem von Jugendlichen mit einem höheren gesellschaftlichen<br />

Status genutzt werden, für Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> zum<br />

hochschwelligen Angebot.<br />

4. Die Chancen von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> zur Partizipation<br />

an den Bildungspotenzialen der Jugendarbeit sind unzureichend.<br />

Die Forschung zur Jugendverbandsarbeit belegt die „biografische Nachhaltigkeit“<br />

(Kreher 2008) von Jugendarbeit auch im Hinblick auf eine erfolgreiche<br />

Berufsbiografie. Rahmungen der Jugendverbandsarbeit als „biografisch<br />

bedeutsame Lebensorte“ (Lehmann/Mecklenburg 2006), in denen<br />

„adoleszenzspezifische Anerkennungspraxen“ (Jagusch 2011) wirken, weisen<br />

nicht nur auf horizontale Übergänge im Bildungssystem (von der Schule<br />

zur Jugendarbeit) hin, sondern auch auf vertikale Übergänge (nach Schule<br />

<strong>und</strong> Jugendverbandsarbeit in die Berufsausbildung). Anhand der zur Verfügung<br />

stehenden Daten zum freiwilligen Engagement, zur Teilnahme an Jugendverbandsarbeit,<br />

Jugenderholung, internationalen Jugendbegegnungen<br />

<strong>und</strong> an der <strong>außerschulische</strong>n Jugendbildung ist im Hinblick auf Jugendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> zu resümieren, „dass die darin liegenden Bildungspotenziale<br />

ebenso ungenutzt bleiben wie die damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Möglichkeiten sozialer Integration“ (Autorengruppe Bildungsberichterstattung<br />

2010, S. 80).<br />

Der Elfte Kinder- <strong>und</strong> Jugendbericht der B<strong>und</strong>esregierung rügt pauschal<br />

die „mangelnde Partizipation von Zugewanderten an der Jugendarbeit“<br />

(B<strong>und</strong>esministerium für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend 2002, S.<br />

215). Es zeigen sich jedoch auch handlungsfeldspezifische Unterschiede<br />

innerhalb der Jugendarbeit entlang der Differenzlinie Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

165


4.4.2 Bewertung der Datenlage<br />

1. Es liegen nur wenige Untersuchungen vor, die die Beteiligung von Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> an der Jugendarbeit berücksichtigen.<br />

Der Anspruch dieser Veröffentlichung, die <strong>Bildungssituation</strong> von Jugendlichen<br />

mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> vergleichend <strong>und</strong> nach weiteren<br />

Kriterien (Geschlecht, Alter, sozioökonomischem Status, sogenanntem<br />

Herkunftsland <strong>und</strong> Region) differenzierend darzustellen, ist für die Jugendarbeit<br />

nur sehr begrenzt zu erfüllen. Die unzureichende Datenlage für die<br />

Jugendarbeit generell potenziert sich für die hier verfolgte spezifische Fragestellung<br />

<strong>und</strong> kann nach wie vor als „äußerst unbefriedigend“ (ebd., S.<br />

214) bezeichnet werden.<br />

2. Die Reichweite der Erhebungen ist unzureichend, die Vergleichbarkeit<br />

der Daten ist eingeschränkt.<br />

Die vorliegenden Untersuchungen zur Jugendarbeit haben häufig nur eine<br />

regional begrenzte Reichweite. Die wenigen b<strong>und</strong>esweit gültigen Studien<br />

wählen vor allem Zugänge über die etablierten Strukturen der Jugend-<br />

(verbands)arbeit <strong>und</strong> erreichen so beispielsweise kaum die Vereine Jugendlicher<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong>. Die oftmals auf ein spezifisches Handlungsfeld<br />

begrenzten Studien spiegeln zudem eher die Heterogenität der<br />

Praxis der Jugendarbeit wider, als dass sie einen umfassenden Einblick ermöglichen<br />

würden.<br />

Die Kategorie „Migrationshintergr<strong>und</strong>“ wird in einigen Studien unreflektiert<br />

<strong>und</strong> ungenau verwendet, häufig wird befragten Jugendlichen oder Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern<br />

eine Definition überlassen. Dies steht im engen<br />

Zusammenhang mit Paradigmen der Jugendarbeit wie Offenheit <strong>und</strong> damit<br />

einhergehende Niedrigschwelligkeit, die einer Forschung Grenzen setzen,<br />

die Merkmale wie Migrationshintergr<strong>und</strong> möglichst präzise erheben will.<br />

Eine Folge dieser Besonderheiten des Feldes <strong>und</strong> Mängel der Erhebungen<br />

ist die fehlende Vergleichbarkeit der Daten. Selten werden diese zudem<br />

– auch aufgr<strong>und</strong> zu kleiner Stichproben – nach Differenzierungskriterien<br />

aufgeschlüsselt, wie z.B. nach dem (familiären) Herkunftsland der Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> (vgl. auch Bruhns 2012).<br />

4.4.3 Forschungsbedarf<br />

1. Durchführung von Sek<strong>und</strong>äranalysen zum Wissen über die Teilhabe<br />

von Jugendlichen mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Um das Wissen über die Teilhabe von Jugendlichen mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

im Vergleich zu f<strong>und</strong>ieren, ist es zunächst einmal sinnvoll,<br />

über Sek<strong>und</strong>äranalysen erhobene, aber bezüglich dieser Fragestellung bisher<br />

brachliegende Daten zu nutzen.<br />

166


2. Reflexion der gesellschaftlichen Einbettung der Jugendarbeit.<br />

Während der Angebotsstruktur der Jugendarbeit bereits Erklärungsgehalt<br />

beigemessen wird (vgl. BMFSFJ 2002), wird die gesellschaftliche Einbettung<br />

der Jugendarbeit bisher kaum reflektiert. Forschungsansätze, wie den der<br />

„institutionellen Diskriminierung“, auf die Teilhabe von Jugendlichen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> an Jugendarbeit zu übertragen, scheint eine lohnende<br />

Herausforderung zu sein, wie Dubiski (2010) ansatzweise für die internationale<br />

Jugendarbeit darlegen kann.<br />

3. Forschung interkulturell öffnen.<br />

Vor allem die Forschung zur Jugendverbandsarbeit erfährt Beschränkungen<br />

durch einen Zugang, der über die „etablierten“ Strukturen der Jugendarbeit<br />

hergestellt wird. Die anscheinend wachsende Bedeutung von Vereinen von<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> – gesicherte Bef<strong>und</strong>e dazu gibt es nicht –<br />

spricht dafür, auch Jugend(verbands)arbeitsforschung inhaltlich <strong>und</strong> thematisch<br />

„interkulturell zu öffnen“, d.h. über die etablierten Strukturen hinaus<br />

zu verbreitern.<br />

167


5 Resümee (Kirsten Bruhns)<br />

5.1 Bildung <strong>und</strong> Ausbildung in Deutschland:<br />

Einbahnstraße, Kreisverkehr oder Startrampe<br />

für Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong>?<br />

Der Besuch weiterführender Schulen, der Zugang in eine vollqualifizierende<br />

berufliche Ausbildung sowie zur Hochschulbildung ist in Deutschland wesentlich<br />

an den vorherigen Schulerfolg geknüpft. In den Bildungschancen<br />

von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> spiegelt sich demnach die in<br />

den vorgängigen Bildungsstufen erfolgte Selektion wider. So beeinflusst der<br />

Wechsel in eine weiterführende Schulart das Niveau des Schulabschlusses,<br />

das bedeutsam für die Aufnahme einer beruflichen Ausbildung oder eines<br />

Studiums ist (vgl. Diefenbach 2010; Ditton 1992). Die Möglichkeiten zum<br />

späteren Bildungsaufstieg innerhalb des Schulsystems <strong>und</strong> zur dementsprechenden<br />

Korrektur eines Bildungsweges sind für Haupt- <strong>und</strong> Realschülerinnen<br />

<strong>und</strong> -schüler zwar theoretisch gegeben, können aber in der Praxis<br />

nur selten umgesetzt werden. Nur wenige Schüler/innen wechseln im Verlauf<br />

des Sek<strong>und</strong>arbereichs I die Schulform <strong>und</strong> die Wechsel erfolgen häufiger<br />

in eine niedrigere als in eine höhere Schulform (Konsortium Bildungsberichterstattung<br />

2006).<br />

Für Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in Deutschland scheinen sich<br />

vor diesem Hintergr<strong>und</strong> ungünstige Zukunftschancen abzuzeichnen. Ihre<br />

schulische <strong>Bildungssituation</strong> zeigt sich als eine deutliche Unterrepräsentanz<br />

in gymnasialen Bildungsgängen, einen überproportionalen Anteil an Hauptschulen<br />

<strong>und</strong> an Förderschulen, insbesondere in solchen mit dem Förderschwerpunkt<br />

Lernen. Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> verlassen die<br />

Schule, verglichen mit ihrem Anteil an allen Schulabgängerinnen <strong>und</strong> Schulabgängern,<br />

unverhältnismäßig selten mit einem Abitur <strong>und</strong> häufig ohne<br />

Schulabschluss oder mit einem Hauptschulabschluss.<br />

Im Anschluss an die allgemeinbildende Schule bestehen vielfältige berufliche<br />

Lern- <strong>und</strong> Ausbildungsmöglichkeiten. Dieser Übergang von der allgemeinbildenden<br />

Schule in die berufliche Erstausbildung, die sog. „erste<br />

Schwelle“, ist für die Betrachtung von Bildungschancen <strong>und</strong> -prozessen von<br />

besonderer Bedeutung, steht er „doch am vorläufigen ‚Ende‘ einer Reihe<br />

nacheinander durchlaufener Bildungsinstitutionen <strong>und</strong> ist gleichzeitig ‚Bindeglied‘<br />

<strong>und</strong> zentrale Voraussetzung für eine berufliche Integration“<br />

(Beicht/Granato 2009, S. 7). Aufgr<strong>und</strong> sowohl qualitativer als auch quantitativer<br />

Passungsprobleme zwischen Bildungsangebot <strong>und</strong> -nachfrage (vgl.<br />

Ulrich 2008, S. 1) vollziehen weniger Jugendliche den direkten Übergang in<br />

eine vollqualifizierende berufliche Erstausbildung, sondern durchlaufen<br />

verschiedene „Zwischenschritte“ (Beicht/Granato 2009, S. 8). Die Übergangswege<br />

werden dadurch länger <strong>und</strong> weniger absehbar bzw. komplexer,<br />

was für die Jugendlichen mit Unsicherheit verb<strong>und</strong>en ist (vgl. Granato<br />

2010). Hiervon sind Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> deutlich häufi-<br />

168


ger als Jugendliche ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> betroffen: Sie münden zu<br />

einem geringeren Anteil direkt nach der Schule in eine vollqualifizierende<br />

Ausbildung ein. Im deutschen dualen Ausbildungssystem sind ausländische<br />

Jugendliche nicht allein gegenüber deutschen Auszubildenden, sondern<br />

auch im Verhältnis zu ihrem Anteil an der Bevölkerung gleichen Alters unterrepräsentiert.<br />

Hochschulen stehen nur einem Teil der Bevölkerung offen, nämlich denjenigen,<br />

welche die vorherigen Stufen des Bildungssystems bereits erfolgreich<br />

durchlaufen haben <strong>und</strong> somit die notwendigen Voraussetzungen für<br />

ein Hochschulstudium nachweisen können. Studienberechtigte mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

stellen demnach eine bereits stark selektierte Gruppe dar (vgl.<br />

Reimer/Schindler 2010, S. 251): Sie haben sich trotz oftmals ungleicher<br />

Bildungschancen in der Schule durchgesetzt <strong>und</strong> zeichnen sich dadurch<br />

durch spezielle Eigenschaften <strong>und</strong> Fähigkeiten aus (vgl. Karakaşoğlu-<br />

Aydın/Neumann 2001, S. 8). Zum anderen bedeutet dies aber auch, dass<br />

„die bis zum Erwerb der Hochschulreife akkumulierte Ungleichheit (…)<br />

somit Ausgangspunkt für das weitere Bildungsgeschehen“ ist (Reimer/<br />

Schindler 2010, S. 251).<br />

Der Erwerb eines Hochschulabschlusses ist in Deutschland noch immer<br />

„die wichtigste Voraussetzung für die Ausübung einer Profession“ (Leuze<br />

2010, S. 28) <strong>und</strong> mit „erhöhten Berufs- <strong>und</strong> Lebenschancen“ verb<strong>und</strong>en<br />

(Leichsenring u.a. 2010, S. 5). Ein Hochschulstudium stellt damit eine entscheidende<br />

Weiche für den weiteren Lebensverlauf dar. Neben dieser individuellen<br />

Komponente sind Hochschulen, als Orte der Wissensproduktion<br />

<strong>und</strong> Wissensdistribution (vgl. Konsortium Bildungsberichterstattung 2006,<br />

S. 101), aber auch von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung (vgl. Statistisches<br />

B<strong>und</strong>esamt u.a. 2008, S. 59). Angesichts des drohenden Fachkräftemangels<br />

aufgr<strong>und</strong> des demografischen Wandels <strong>und</strong> des steigenden Bedarfs<br />

an hochqualifizierten Arbeitskräften stellt die dringlichste Aufgabe wohl<br />

eine Erhöhung der Absolventenzahlen dar (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung<br />

2008, S. 117). Gerade Jugendliche aus bisher „bildungsfernen“<br />

Schichten sollen für ein Hochschulstudium gewonnen <strong>und</strong> damit deren<br />

Potenziale besser ausgeschöpft werden. In diesem Kontext sind verstärkt<br />

auch junge Frauen <strong>und</strong> Männer mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in der<br />

Hochschulbildung in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt<br />

(vgl. B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung 2006b, S. 39f.; The<br />

Boston Consulting Group 2009).<br />

Junge Erwachsene mit ausländischer Staatsangehörigkeit, die ihre Hochschulzugangsberechtigung<br />

in Deutschland erworben haben („Bildungsinländer/innen“),<br />

sind unter den Hochschulberechtigten, den Studienanfängerinnen<br />

<strong>und</strong> -anfängern, den Studierenden sowie den Studienabsolventinnen<br />

<strong>und</strong> -absolventen jedoch unterrepräsentiert. Nach dem Studium ergeben<br />

sich bezüglich des Verbleibs <strong>und</strong> des beruflichen Erfolgs hingegen kaum<br />

Unterschiede zwischen Absolventinnen <strong>und</strong> Absolventen mit <strong>und</strong> ohne<br />

Migrationserfahrung.<br />

Berufliche Bildungsabschlüsse die zentrale Gr<strong>und</strong>lage für ein existenzsicherndes<br />

Dasein. Wie die Erwerbslosenstatistik zeigt, geht ein höheres Risiko,<br />

arbeitslos zu werden, vor allem mit einer fehlenden beruflichen Qualifi-<br />

169


kation ein. Junge Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sind diesem Risiko<br />

besonders ausgesetzt, denn sie haben deutlich häufiger keinen beruflichen<br />

Bildungsabschluss als junge Erwachsene ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. In<br />

der Gruppe jener, die einen beruflichen Bildungsabschluss erlangen, überr<strong>und</strong>en<br />

25- bis unter 35-Jährige mit Migrationshintergr<strong>und</strong> jedoch bei den<br />

Fachhochschul- <strong>und</strong> Hochschulabschlüssen die Gleichaltrigen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> auch in Berufen, die eine abgeschlossene Lehre voraussetzten<br />

sind sie ähnlich gut repräsentiert.<br />

Formale Bildung gilt als die gr<strong>und</strong>legende, aber nicht hinreichende Bedingung<br />

für eine gesellschaftliche Teilhabe <strong>und</strong> gelingende Lebensführung.<br />

Anknüpfend an den Leitspruch „Bildung ist mehr als Schule“ (B<strong>und</strong>esjugendkuratorium<br />

u.a. 2002) wurden Formen der non-formalen <strong>und</strong> informellen<br />

Bildung aufgewertet. In den Fokus geriet auch der „Bildungsort Jugendarbeit“,<br />

dem eigene <strong>und</strong> unterstützende Bildungsfunktionen zugeschrieben<br />

werden (vgl. Rauschenbach 2009; B<strong>und</strong>esministerium für Familien, Senioren,<br />

Frauen <strong>und</strong> Jugend 2005; Müller u.a. 2005). Empirische Untersuchungen<br />

belegen insbesondere Bildungseffekte des ehrenamtlichen bzw. freiwilligen<br />

Engagements in Gruppen, Vereinen <strong>und</strong> anderen Organisationen<br />

(Düx u.a. 2008; Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010).<br />

Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sind in die unterschiedlichen Angebote<br />

der Jugendarbeit nicht gleichermaßen eingeb<strong>und</strong>en. Außerschulische<br />

Bildungschancen durch Beteiligung <strong>und</strong> Engagement in der verbandlichen<br />

Jugendarbeit, in Jugendfreizeiten <strong>und</strong> Jugendbildung realisieren sie, den<br />

raren empirischen Bef<strong>und</strong>en folgend, im Verhältnis zur Gruppe der Gleichaltrigen<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> seltener. Demgegenüber sind sie in der<br />

offenen Jugendarbeit sowie als Adressatinnen <strong>und</strong> Adressaten der mobilen<br />

Jugendarbeit relativ stark vertreten.<br />

Die skizzierten Bef<strong>und</strong>e zur <strong>Bildungssituation</strong> <strong>und</strong> den Bildungschancen<br />

von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> bzw. zu ausländischen Jugendlichen<br />

werden in der Tendenz sowohl durch die Daten der amtlichen Statistik<br />

als auch durch repräsentative Erhebungen bestätigt. Die <strong>Bildungssituation</strong><br />

der Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> erweist sich jedoch auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage von repräsentativen Erhebungen nach einem Zuwanderungs-<br />

bzw. Migrationskonzept, in dem auch deutsche Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

berücksichtigt werden, in der Regel als günstiger als bei einer<br />

Beschränkung auf das immer noch überwiegend von der amtlichen Statistik<br />

verwendete Staatsbürgerschaftskonzept.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der ineinandergreifenden Stufen von Bildungs-<br />

<strong>und</strong> Ausbildungs-„Karrieren“ erscheinen die Bildungsverläufe von Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> auf den ersten Blick als prekär – insbesondere<br />

unter der Annahme irreversibler Kanalisierungen durch Schule <strong>und</strong><br />

Ausbildung. Im öffentlichen, fachlichen <strong>und</strong> politischen Bildungs- <strong>und</strong> Integrationsdiskurs<br />

werden Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> deswegen<br />

teilweise dramatisierend als „Problemgruppe“ des deutschen Bildungs- <strong>und</strong><br />

Ausbildungssystems etikettiert <strong>und</strong> Fördermaßnahmen werden zum Abbau<br />

von Defiziten gefordert <strong>und</strong> konzipiert.<br />

Zu wenig reflektiert wird dabei oft, dass Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

keine homogene Gruppe bilden <strong>und</strong> dass die Konstruktion einer<br />

170


einheitlichen (Aus-)<strong>Bildungssituation</strong> Widersprüchliches <strong>und</strong> Ungleichzeitigkeiten<br />

bis zur Unkenntlichkeit vermengt. Dies belegen Analysen, die Details<br />

aus den jeweiligen Bildungsbereichen, regionale, herkunfts- <strong>und</strong> migrationsbezogene<br />

sowie geschlechtsspezifische Unterschiede darstellen. Die<br />

Rekonstruktion zeitlicher Entwicklungen deckt zusätzlich Potenziale <strong>und</strong><br />

Trends auf, die unter einer Problemperspektive unsichtbar bleiben. Derartige<br />

Differenzierungen sind die Gr<strong>und</strong>lage für eine zielgruppenspezifische<br />

Unterstützung individueller Potenziale von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> für eine bildungsförderliche Gestaltung struktureller Rahmenbedingungen.<br />

Ziel der Zusammenstellung von Bef<strong>und</strong>en zur Situation <strong>und</strong> zu den<br />

Chancen von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> im Bildungs- <strong>und</strong><br />

Ausbildungssystem wäre es, ein hinreichend differenziertes <strong>und</strong> dennoch<br />

ganzheitliches Bild zu schaffen. Angesichts der unzureichenden Datenlage<br />

<strong>und</strong> nur schwer vergleichbarer Resultate kann jedoch lediglich von einem<br />

unvollständigen Puzzle gesprochen werden, in dem manche der eingefügten<br />

Teile sich zudem nicht lückenlos zusammenfügen.<br />

5.2 Bildungs- <strong>und</strong> Ausbildungschancen –<br />

wohnortgeb<strong>und</strong>en?<br />

Die Bildungs- <strong>und</strong> Ausbildungssituation von Jugendlichen <strong>und</strong> jungen Erwachsenen<br />

mit einer ausländischen Staatsbürgerschaft ist innerhalb<br />

Deutschlands nicht einheitlich. Dazu trägt im schulischen Bildungswesen<br />

das föderale System der B<strong>und</strong>esrepublik bei, das die Hoheit über diesen<br />

Bereich den B<strong>und</strong>esländern überträgt – mit dem Effekt teilweise erheblicher<br />

Unterschiede in der Schulstruktur. In B<strong>und</strong>esländern, in denen es keine<br />

Hauptschule gibt 125 , wie etwa in den östlichen B<strong>und</strong>esländern, besuchen<br />

in der Sek<strong>und</strong>arstufe I deutlich mehr der ausländischen Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler ein Gymnasium als in B<strong>und</strong>esländern, in denen noch Hauptschulen<br />

als eigener Schulzweig bedeutsam sind. 126 Gleichwohl differieren auch in<br />

den östlichen B<strong>und</strong>esländern die Anteile der ausländischen Schüler/innen<br />

in den Schularten teilweise erheblich. Große Unterschiede gibt es ebenfalls<br />

beim jeweils landesspezifisch ausgewiesenen sonderpädagogischen Förderbedarf<br />

für ausländische Kinder <strong>und</strong> Jugendliche. Hier besteht Klärungsbedarf,<br />

„will man nicht einer naturalistischen Fehlinterpretation aufsitzen,<br />

dass Kinder aus den verschiedenen B<strong>und</strong>esländern eben verschieden begabt<br />

seien <strong>und</strong> deshalb die ermittelten Landesunterschiede naturgegeben seien“<br />

(Wocken 2005, S.7).<br />

125 An ihre Stelle treten die schulartunabhängige Orientierungsstufe, Integrierte Gesamtschulen<br />

oder Schularten mit mehreren Bildungsgängen.<br />

126 Möglicherweise spielt in den östlichen B<strong>und</strong>esländern auch die gegenüber den westlichen<br />

B<strong>und</strong>esländern andere nationale Zusammensetzung der Schülerschaft eine Rolle.<br />

171


Weitgehend unabhängig von den Länderunterschieden im Gymnasialbesuch<br />

fallen die b<strong>und</strong>eslandspezifischen Studienberechtigtenquoten ausländischer<br />

Schulabgänger/innen aus. Sie sind in den Ländern mit einem<br />

drei- <strong>und</strong> mehrgliedrigen Schulsystem am höchsten: Über dem B<strong>und</strong>esdurchschnitt<br />

liegen die Quoten in Hessen, dem Saarland, Nordrhein-<br />

Westfalen, Sachsen 127 , Mecklenburg-Vorpommern <strong>und</strong> Hamburg.<br />

Einen Beitrag zur Aufklärung der Unterschiede in der schulischen Bildung<br />

von ausländischen Schülern <strong>und</strong> Schülerinnen zwischen den B<strong>und</strong>esländern<br />

könnten empirische Erhebungen leisten, die den Einfluss der landesspezifischen<br />

Schulstrukturen, unterschiedlicher Übergangsregelungen für<br />

den Übertritt von der Primar- in die Sek<strong>und</strong>arstufe oder von Leistungs- <strong>und</strong><br />

Verhaltensansprüchen auf die Bildungschancen von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> analysieren. Auch die Zusammensetzung<br />

der Schülerschaft mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>, migrationsspezifische<br />

Erfahrungen von Schülern <strong>und</strong> Schülerinnen unterschiedlicher (familiärer)<br />

Herkunft sowie mit verschiedenem Migrationsstatus könnten eine Rolle<br />

für regionale Differenzen zwischen den Bildungschancen von Jugendlichen<br />

mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> spielen. Ungeklärt ist zudem die<br />

Frage, inwieweit Migrationserfahrungen der – landesspezifisch ebenfalls<br />

sehr ungleich verteilten – Lehrkräfte, aber auch bislang nicht erfasste interkulturelle<br />

Kompetenzen des pädagogischen Personals die Bildungsverläufe<br />

von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> beeinflussen.<br />

Für den Ausbildungsbereich liegen b<strong>und</strong>eslandbezogene Daten zum Anteil<br />

der Auszubildenden, zu vorzeitigen Vertragsauflösungen des Ausbildungsverhältnisses<br />

<strong>und</strong> zum Prüfungserfolg Auszubildender vor. Die Ausbildungsbeteiligungsquoten<br />

zeigen, dass in Ostdeutschland noch sehr viel<br />

stärker als in Westdeutschland ein eklatantes Ungleichgewicht in den Teilhabechancen<br />

ausländischer Jugendlicher in der dualen Berufsausbildung<br />

vorliegt. Zur Erhellung der Ursachen für derartige Diskrepanzen mangelt es<br />

an empirischen Untersuchungen, die neben strukturellen Rahmenbedingungen<br />

auch betriebliche <strong>und</strong> individuelle Verläufe in den Blick nehmen <strong>und</strong><br />

dadurch Benachteiligungsbedingungen <strong>und</strong> Fördermöglichkeiten aufdecken<br />

könnten. Dies gilt auch für Bef<strong>und</strong>e, nach denen der Ausländeranteil bei<br />

vorzeitigen Auflösungen von Ausbildungsverträgen in Hamburg, Baden-<br />

Württemberg <strong>und</strong> Bayern am höchsten ist <strong>und</strong> nach denen ausländische<br />

Teilnehmer/innen an Ausbildungsabschlussprüfungen höhere Erfolgsquoten<br />

in Brandenburg, Thüringen sowie Mecklenburg-Vorpommern <strong>und</strong> deutlich<br />

niedrigere in Sachsen <strong>und</strong> Berlin erzielten.<br />

B<strong>und</strong>eslandspezifische Daten zur Teilhabe von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

an der Jugendarbeit liegen in Ermangelung entsprechender<br />

Differenzierungskategorien der amtlichen Statistik nicht vor. Einen Anhaltspunkt<br />

für Unterschiede im ehrenamtlichen Engagement von Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> zwischen den Ländern bieten Bef<strong>und</strong>e zum<br />

127 Sachsen kommt im Ländervergleich ein Sonderstatus zu. Hier werden nicht Schüler/innen <strong>und</strong><br />

Studienberechtigte mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit, sondern mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

erfasst.<br />

172


Anteil der im Ausland geborenen Jugendlichen, die 2010 nach einer Qualifizierung<br />

zur Jugendgruppenleitung eine Jugendleitercard (Juleica) erhalten<br />

haben. Die sich hier zeigenden Differenzen zwischen den B<strong>und</strong>esländern<br />

korrespondieren nicht mit dem unterschiedlichen Anteil der Jugendlichen<br />

an der Bevölkerung. Inwieweit sich in den Unterschieden möglicherweise<br />

Diskrepanzen in jugendpolitisch motivierten Initiativen von Jugendverbänden<br />

<strong>und</strong> ihren Vertretungsorganisationen (B<strong>und</strong>es-, Landes- <strong>und</strong> kommunale<br />

Jugendringe) ausdrücken, ist empirisch bislang nicht geprüft. Auf einer<br />

kleinräumigeren Ebene zeichnen sich regionale Disparitäten darin ab, dass<br />

Jugendverbände in Deutschland unter ihren Mitgliedern in kreisfreien Städten<br />

prozentual mehr Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> organisieren als<br />

Jugendverbände in Landkreisen. Dass dies möglicherweise nicht überall gilt,<br />

legen Ergebnisse für Schleswig-Holstein nahe, wo Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

häufiger Vereinsmitglied in einem Jugendverband sind,<br />

wenn sie auf dem Land als wenn sie in der Stadt leben. Für die Interpretation<br />

derartiger Differenzen mangelt es derzeit noch an Analysen, die politische,<br />

institutionelle, verbandsorganisatorische sowie sozialräumliche <strong>und</strong><br />

adressatenbezogene Rahmenbedingungen berücksichtigen.<br />

In den B<strong>und</strong>esländer-Daten zeichnen sich über die Bereiche hinaus keine<br />

Konsistenzen ab i.S. durchgängig günstiger oder ungünstiger Bedingungen<br />

für Bildung <strong>und</strong> Ausbildung von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Dies weist auf die Bedeutung institutioneller <strong>und</strong> struktureller Faktoren in<br />

der schulischen Bildung, im <strong>außerschulische</strong>n Bildungsbereich Jugendarbeit<br />

<strong>und</strong> in der dualen Berufsausbildung hin, die Entwicklungen bereichsspezifisch<br />

unterschiedlich <strong>und</strong> unabhängig von individuellen Voraussetzungen<br />

der Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> beeinflussen.<br />

5.3 „Migrationshintergr<strong>und</strong>“ – eine komplexe<br />

Kategorie<br />

Hinter dem Begriff „Migrationshintergr<strong>und</strong>“ verbergen sich sehr unterschiedliche<br />

Gruppen. Je nach Definition wird rekurriert auf die eigene Zuwanderung<br />

oder die von Eltern <strong>und</strong> Großeltern aus dem Ausland bzw. aus<br />

spezifischen Herkunftsländern. Die Sozialisation in einer anderen als der<br />

deutschen Sprache bzw. deren überwiegender Gebrauch im Alltag ist ein<br />

weiteres Bestimmungsmerkmal von „Migrationshintergr<strong>und</strong>“. Schließlich<br />

werden auch mit rechtlichen Regelungen verb<strong>und</strong>ene Merkmale zur Differenzierung<br />

herangezogen, z.B. die Einbürgerung oder der (Spät-)Aussiedlerstatus.<br />

In der amtlichen Statistik werden Personen zudem nach der<br />

nicht deutschen <strong>und</strong> nach Herkunftsländern differenzierte Staatsangehörigkeit<br />

unterschieden. Mit derartigen Zuschreibungen sind Implikationen verb<strong>und</strong>en,<br />

die nicht allein für die Anlage von Untersuchungen oder die Vergleichbarkeit<br />

von Daten Bedeutung haben. Je weiter sie differenziert werden,<br />

desto eher wird der Heterogenität der ausländischen bzw. der Bevölkerung<br />

„mit Migrationshintergr<strong>und</strong>“ entsprochen <strong>und</strong> irreführende Verallgemeinerungen<br />

können vermieden werden. Eine entsprechende Differenzierung<br />

ist deswegen ein notwendiger erster Schritt bei der Analyse der Situa-<br />

173


tion <strong>und</strong> der Chancen von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> im Bildungs-<br />

<strong>und</strong> Ausbildungssystem. Auch wenn die Datenlage unbefriedigend<br />

ist, ergeben sich aus Einzelbef<strong>und</strong>en doch Hinweise auf Unterschiede nach<br />

herkunftsbezogenem Migrationshintergr<strong>und</strong> bzw. Staatsangehörigkeit sowie<br />

nach unterschiedlichem Migrationsstatus.<br />

5.3.1 Differenzierung nach Herkunftsländern – kulturelle<br />

Konstruktionen?<br />

Mit einer nach Herkunftsgruppen detaillierten Analyse ist – evtl. noch stärker<br />

als mit Bezug auf einen doch mehr oder weniger diffusen Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

– die Gefahr der Kulturalisierung verb<strong>und</strong>en, insbesondere von<br />

Problemen <strong>und</strong> negativen Entwicklungen. Im schlimmsten Fall werden dadurch<br />

abwertende Stereotype bestätigt <strong>und</strong> Vorurteile verstärkt. Deswegen<br />

ist es notwendig, daran zu erinnern, dass auch nationale, ethnische oder<br />

kulturelle Gruppen keine Einheit bilden <strong>und</strong> Pauschalurteile nicht rechtfertigen.<br />

Mit dem Hinweis auf Aussagen zu „den Deutschen“ dürfte dies<br />

nachvollziehbar sein.<br />

Wird die Gruppe der Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> hier dennoch<br />

nach (familialen) Herkunftsländern differenziert, so ist dies als Versuch<br />

zu verstehen, grobe Verallgemeinerungen aufzubrechen <strong>und</strong> die Heterogenität<br />

dieser Gruppe zu belegen. Letztlich kann der Gefahr einer Kulturalisierung<br />

der Ergebnisse jedoch nur begegnet werden, wenn weitere<br />

Faktoren für die jeweiligen <strong>Bildungssituation</strong>en <strong>und</strong> -chancen analysiert<br />

werden. Dies beinhaltet eine Überprüfung von strukturellen Rahmungen<br />

von Bildungsverläufen, den kulturellen, sozialen <strong>und</strong> ökonomischen Ressourcen<br />

der Jugendlichen sowie von individuellen <strong>und</strong> kollektiven Erfahrungen<br />

im Migrationsprozess wie auch beim Aufwachsen in Deutschland.<br />

Ein solches Vorhaben ist ein Zukunftsprojekt, das hohe Erträge verspricht:<br />

Seine Ergebnisse könnten dazu beitragen, Potenziale effektiv <strong>und</strong> zielgenau<br />

zu unterstützen bzw. Förderbedarfe detailliert zu identifizieren. Als richtungsweisend<br />

können auch Ansätze gewertet werden, die die Herkunft von<br />

Migrantengruppen statt nach Nationalitäten nach dem Bruttosozialprodukt<br />

der jeweiligen Herkunftsländer sortieren (vgl. Berngruber u.a. 2012). Sie<br />

verknüpfen die Herkunft von vornherein mit einem wesentlichen strukturellen<br />

Merkmal – der wirtschaftlichen Prosperität des Herkunftslandes –<br />

<strong>und</strong> könnten so dazu beitragen, Kulturalisierungen vorzubeugen.<br />

Ergebnisse der amtlichen Statistik bestätigen Unterschiede in den Bildungschancen<br />

von ausländischen Jugendlichen mit verschiedenen Staatsangehörigkeiten.<br />

So besucht von den vietnamesischen Schüler/innen ein<br />

höherer Prozentanteil das Gymnasium, als dies bei den deutschen der Fall<br />

ist, <strong>und</strong> die Distanz der Jugendlichen mit einem Pass der Russischen Föderation<br />

zu den deutschen ist nicht sehr hoch. In beiden Gruppen gehen –<br />

ebenso wie Schüler/innen aus der Ukraine, aus Polen <strong>und</strong> dem Iran – Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche zudem seltener als deutsche Schüler/innen auf Förderschulen.<br />

Auf der anderen Seite ist an Hauptschulen der Anteil von Jugendlichen<br />

mit serbischer, italienischer <strong>und</strong> türkischer Staatsangehörigkeit am<br />

größten. Auch von den griechischen Jugendlichen besucht ein relativ hoher<br />

174


Anteil eine Hauptschule. Sie sind allerdings am Gymnasium stärker als die<br />

letztgenannten Gruppen vertreten. Unter den Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern an<br />

Förderschulen ist der Anteil der albanischen <strong>und</strong> italienischen sowie der<br />

Schüler/innen aus dem ehemaligen Jugoslawien mehr als doppelt so hoch<br />

wie bei den deutschen Jugendlichen. Von den italienischen, türkischen <strong>und</strong><br />

griechischen Schüler/innen werden gleichzeitig häufiger als von den deutschen<br />

mittlere Bildungswege (Realschule) eingeschlagen.<br />

Repräsentative Untersuchungen berücksichtigen auch die in der amtlichen<br />

Statistik nicht erscheinenden Deutschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> können die Bildungs- <strong>und</strong> Ausbildungslage von Jugendlichen <strong>und</strong> jungen<br />

Erwachsenen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> genauer analysieren. Dies<br />

kann dazu beitragen, Etikettierungen bestimmter Herkunftsgruppen als<br />

„Problemgruppen“ in Frage zu stellen. Als solche wird vor allem die Gruppe<br />

der jungen Menschen mit türkischem Migrationshintergr<strong>und</strong> wahrgenommen:<br />

Sie haben am häufigsten von allen Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

keinen Schulabschluss oder verfügen nur über einen für den<br />

späteren Ausbildungs- <strong>und</strong> Arbeitsmarkt weniger gut zu vermarktenden<br />

Hauptschulabschluss. Unter den Adressatinnen <strong>und</strong> Adressaten mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

in der auf „Problemgruppen“ spezialisierten mobilen Jugendarbeit<br />

bzw. Streetwork sind sie ebenfalls am häufigsten vertreten.<br />

Dies ist jedoch auch nicht anders zu erwarten, bilden Jugendliche mit<br />

(familialer) türkischer Herkunft doch die größte Gruppe unter allen Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in Deutschland. Erst durch den Bezug auf<br />

eine Referenzgruppe – die gleichaltrige Bevölkerung oder die Schülerschaft<br />

gleicher sozialer Herkunft – lässt sich ihre Position realistisch einschätzen.<br />

Dadurch relativiert sich das Bild der „Problemgruppe“ – selbst wenn lediglich<br />

„Ausländerdaten“ zur Verfügung stehen. Dazu tragen auch vertiefende<br />

Analysen bei, die zeigen, dass junge Menschen mit türkischem Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

viel Initiative zeigen, um Hürden in ihrer Bildungs- <strong>und</strong> Ausbildungslaufbahn<br />

zu überwinden:<br />

� Obwohl Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler mit türkischem Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

im Vergleich zur Gruppe der Aussiedler/innen <strong>und</strong> Schüler/innen<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> am seltensten eine Empfehlung für den<br />

Übertritt von der Gr<strong>und</strong>schule in das Gymnasium erhalten, entscheidet<br />

sich von ihnen bzw. ihren Eltern ein höherer Anteil dennoch dafür, auf<br />

das Gymnasium zu gehen, als Schüler/innen der Vergleichsgruppen mit<br />

gleichen Voraussetzung.<br />

� Im Übergangssystem zwischen Schule <strong>und</strong> Ausbildung realisieren Hauptschülerinnen<br />

<strong>und</strong> -schüler mit türkischem Migrationshintergr<strong>und</strong>, die am<br />

Ende der Schulzeit planen, eine berufliche Ausbildung zu beginnen,<br />

ebenso erfolgreich ihre Pläne wie Hauptschüler/innen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> erfolgreicher als italienische Jugendliche, Aussiedler/innen<br />

<strong>und</strong> Jugendliche aus dem ehemaligen Jugoslawien.<br />

� Im Vergleich zu Studienberechtigten ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> nehmen<br />

junge türkische Studienberechtigte häufiger auch dann ein Studium<br />

auf, wenn sie schlechtere Schulnoten als diese aufweisen <strong>und</strong> aus schwierigeren<br />

sozioökonomischen Verhältnissen kommen.<br />

175


5.3.2 Generationenfolgen – Garanten für Annäherungsprozesse?<br />

Nach Migrationsstatus differenzierende Analysen zu Schulabschlüssen 25-<br />

bis 35-Jähriger legen die Schlussfolgerung nahe, dass der höchste Schulabschluss<br />

(Abitur) in der ersten Migrantengeneration (mit Migrationserfahrung)<br />

häufiger erworben wird, als dies bei den in Deutschland geborenen<br />

jungen Erwachsenen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> der Fall ist (ohne eigene<br />

Migrationserfahrung, zweite, teilweise dritte Migrantengeneration). Auch<br />

der geringe Anteil der Studierenden unter den in Deutschland geborenen<br />

20- bis 30-Jährigen gegenüber dem der (Spät-)Aussiedler/innen <strong>und</strong> der<br />

Eingebürgerten – Parallelen hierzu gibt es beim Abitur – weist auf geringere<br />

Bildungschancen von jungen Erwachsenen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> hin,<br />

die in Deutschland geboren, aufgewachsen <strong>und</strong> zur Schule gegangen sind.<br />

Dass von den im Ausland geborenen Ausländern/Ausländerinnen allerdings<br />

noch deutlich weniger studieren, stellt diese These in Frage. Außerdem finden<br />

sich in den Migrantengruppen mit den meisten Abiturienten <strong>und</strong> Abiturientinnen<br />

– das sind selbst Zugewanderte <strong>und</strong> aus dieser Gruppe jene ausländischer<br />

Staatsangehörigkeit sowie Eingebürgerte – zugleich die meisten<br />

Schulabgängerinnen <strong>und</strong> Schulabgängern ohne Abschluss. Für eine befriedigende<br />

Erklärung derartiger Bildungsunterschiede sind zusätzliche Informationen<br />

erforderlich, z.B. zur Aufenthaltsdauer in Deutschland, zum Alter<br />

bei der Zuwanderung, zu differierenden familialen Ressourcen (u.a. Bildungsniveau,<br />

Einkommen, Beruf), zu regionalen Herkunftsdifferenzen <strong>und</strong><br />

sozialisationsrelevanten kollektiven bzw. familiären Traditionen.<br />

Auf Basis einer an der familiären Zuwanderung orientierten Unterscheidung<br />

nach Generationen zeigen sich bei den in Deutschland geborenen<br />

Jugendlichen (zweite <strong>und</strong> dritte Generation) Annäherungen an jene ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>. Beispielsweise sind in der zweiten Migrantengeneration<br />

mehr 14- bis 24-Jährige in Gruppen, Vereinen, Verbänden oder Organisationen<br />

aktiv als in der ersten Migrantengeneration. Auch unterscheiden<br />

sich Jugendliche der dritten Generation in der Beteiligung an einer auf<br />

das Abitur ausgerichteten Bildungslaufbahn kaum mehr von den Jugendlichen<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. Wenn nur ein Elternteil von Seiten der<br />

zugewanderten Großeltern im Ausland geboren ist, besuchen sie sogar häufiger<br />

das Gymnasium als diese. Jugendliche der zweiten Generation mit<br />

lediglich einem außerhalb Deutschlands geborenen Elternteil gehen ebenso<br />

häufig auf ein Gymnasium wie Jugendliche ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Klassenwiederholungen verringern sich ebenfalls von der ersten bis zur<br />

dritten Generation. Derartige Ergebnisse erfordern weitere Klärung, <strong>und</strong><br />

zwar im größeren Kontext des Wandels von Lebenslagen <strong>und</strong> Lebensführungsmustern<br />

von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

176


5.4 Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> sozialer Hintergr<strong>und</strong><br />

– alternative oder komplementäre<br />

Einflussfaktoren?<br />

Auf der Suche nach Erklärungen für die gegenüber Gleichaltrigen ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> schwierigere Situation von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

in Bildung <strong>und</strong> Ausbildung sowie für ihre geringeren Bildungs-<br />

<strong>und</strong> Ausbildungschancen hat sich der Blick vor allem auf den Beitrag<br />

von Leistungen <strong>und</strong> Leistungsbewertungen sowie – unterschiedlich<br />

weitreichend <strong>und</strong> differenziert – auf soziale, kulturelle <strong>und</strong> ökonomische<br />

Ressourcen der jungen Menschen <strong>und</strong> ihrer Familien gerichtet. Die Bef<strong>und</strong>e<br />

repräsentativer Studien belegen Zusammenhänge zwischen vorgängigen<br />

Leistungen sowie den vorhandenen Ressourcen einerseits <strong>und</strong> dem Zugang<br />

zum schulischen Sek<strong>und</strong>arbereich, zur vollqualifizierenden Ausbildung sowie<br />

zum Studium andererseits. Nicht immer aber lassen sich ungünstigere<br />

Bildungs- <strong>und</strong> Ausbildungsverläufe der jungen Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

durch solche Analysen vollständig aufklären.<br />

Für Kinder mit türkischem Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> aus Familien von<br />

(Spät-)Aussiedlern ist die Chance, dass sie von der Gr<strong>und</strong>schule ins Gymnasium<br />

übertreten, fast ebenso hoch wie für Kinder ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

wenn sie den gleichen sozioökonomischen Status wie diese haben.<br />

Verfügen die Kinder in Tests <strong>und</strong> Schulnoten zusätzlich über gleich gute<br />

Leistungen, so wächst die Chance, dass Kinder mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

häufiger als jene ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> ins Gymnasium übertreten. In<br />

der gymnasialen Oberstufe verliert der Migrationshintergr<strong>und</strong> an Bedeutung,<br />

wenn der Einfluss des Geschlechts, des Wohnorts <strong>und</strong> der sozialen<br />

Herkunft berücksichtigt wird. Mädchen aus Großstädten mit erwerbstätigen<br />

Eltern eines höheren Bildungsniveaus haben eine höhere Chance zu deren<br />

Besuch als andere. Bei Jugendlichen aus Familien, die aus Drittstaaten zugereist<br />

sind, behält der Migrationshintergr<strong>und</strong> allerdings seine Bedeutung für<br />

den Besuch der gymnasialen Oberstufe.<br />

Deutliche Anzeichen gibt es auch für einen Zusammenhang zwischen<br />

schulischen Bildungsabschlüssen <strong>und</strong> dem sozioökonomischen Status. Je<br />

höher der sozioökonomische Status ist, desto höher ist auch der Anteil der<br />

Schüler/innen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, die ein Abitur haben oder das<br />

Gymnasium besuchen. Bei einem hohen sozioökonomischen Status der<br />

Jugendlichen mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> hängt das Erreichen dieser<br />

Bildungsabschlüsse bzw. Bildungsgänge nicht mehr vom Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

ab. In den darunter liegenden Bildungsgängen sind die Schulabschlüsse<br />

von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> jedoch trotz eines<br />

gleichen sozioökonomischen Status niedriger als die der Jugendlichen ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>. Mit anderen Worten: Hier erklärt der sozioökonomische<br />

Status Unterschiede nicht, die Variable „Migrationshintergr<strong>und</strong>“<br />

behält zunächst ihre Bedeutung.<br />

Im Ausbildungsbereich wurden Unterschiede in den Chancen von Jugendlichen<br />

mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>, in eine vollqualifizierende<br />

177


Ausbildung einzumünden, mit einem sehr differenzierten ressourcenorientierten<br />

Ansatz untersucht (vgl. Beicht/Granato 2009; Beicht u.a. 2008). Zunächst<br />

stellten die Wissenschaftler/innen fest, dass individuelle Ausbildungspläne<br />

<strong>und</strong> Strategien bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz sich<br />

nicht nach Migrationshintergr<strong>und</strong> unterscheiden. Dass das Ziel einer vollqualifizierenden<br />

Ausbildung erreicht wird, konnte wesentlich auf eine gute<br />

schulische Vorbildung, einen höheren Sozialstatus der Familie <strong>und</strong> eine gute<br />

soziale Einbindung zurückgeführt werden. Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

die einen Ausbildungsplatz suchen, erfüllen diese Bedingungen<br />

jedoch seltener als jene ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>, was ihre Chancen<br />

mindert. Sie münden aber auch dann seltener in eine vollqualifizierende<br />

Berufsausbildung ein, wenn sie über die gleichen Ressourcen <strong>und</strong> schulischen<br />

Qualifikationen wie Jugendliche ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> verfügen<br />

<strong>und</strong> sich zusätzlich nicht in weiteren, die Lebensführung <strong>und</strong> Lebenslage<br />

bestimmende Faktoren von diesen unterscheiden, wie z.B. Wohnregion,<br />

Siedlungsdichte <strong>und</strong> Zeitpunkt des Schulabschlusses. Dem Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

kommt demnach immer noch ein eigener, wenn auch geringerer<br />

Erklärungswert zu, solange nicht weitere Einflüsse auf die Einmündung in<br />

Ausbildung identifiziert werden können.<br />

Die Relevanz schulischer Leistungen für den Hochschulzugang bestätigen<br />

Untersuchungsergebnisse, nach denen türkische Jugendliche deutlich<br />

höhere Chancen haben, ein Studium aufzunehmen als deutsche Jugendliche,<br />

wenn sie gleiche Schulabschlüsse <strong>und</strong> Abschlussnoten wie diese vorweisen<br />

können. Gleichzeitig weisen empirische Bef<strong>und</strong>e darauf hin, dass die Studierneigung<br />

<strong>und</strong> -bereitschaft von Studienberechtigten mit einem türkischen<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> nicht beeinträchtigt wird, wenn sie schlechtere<br />

Schulnoten haben <strong>und</strong> unter schwierigeren sozialen Bedingungen leben als<br />

jene ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. Sie beginnen vielmehr häufiger als diese<br />

ein Studium.<br />

Auf höhere sozioökonomische Belastungen von Studierenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

gegenüber ihren Kommilitoninnen <strong>und</strong> Kommilitonen<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> weist hin, dass ihre Eltern sie seltener finanziell<br />

unterstützen <strong>und</strong> dass sie häufiger auf eine BAföG-Förderung sowie<br />

einen eigenen Verdienst zur Finanzierung ihres Studiums angewiesen sind.<br />

Möglicherweise liegen in diesen ungünstigeren Studienbedingungen Gründe<br />

für erhöhte Abbruchquoten von Studierenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

auf die es – empirisch allerdings noch nicht ausreichend erhärtete – Hinweise<br />

gibt.<br />

In den Handlungsfeldern der Jugendverbandsarbeit, der Jugenderholung<br />

<strong>und</strong> internationalen Jugendbegegnung stellen Gymnasiasten <strong>und</strong> Gymnasiastinnen<br />

das Gros der Teilnehmenden. Die Unterrepräsentanz von Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> dieses Bildungsniveaus scheint hier zum<br />

Ausschluss dieser Gruppe beizutragen. Es gibt jedoch auch Hinweise darauf,<br />

dass Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> selbst dann geringere<br />

Teilnahmequoten in der Jugendarbeit erreichen, wenn sie über den gleichen<br />

Bildungshintergr<strong>und</strong> verfügen wie Jugendliche ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Dies zeigt sich im freiwilligen Engagement oder bei Funktionsübernahmen<br />

in Organisationen. Lediglich in den offenen Angeboten von Jugendhäusern<br />

178


<strong>und</strong> ähnlichen Einrichtungen sowie in der mobilen Jugendarbeit/Streetwork<br />

sind Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> überproportional zu ihrem Bevölkerungsanteil<br />

vertreten. Dies sind zugleich die Angebote, die häufiger<br />

von Jugendlichen mit niedrigerer Schulbildung in Anspruch genommen<br />

werden.<br />

Diese Ergebnisse verdeutlichen, wie bedeutend (familiale) soziale, kulturelle<br />

<strong>und</strong> ökonomische Ressourcen für die Bildungs- <strong>und</strong> Ausbildungschancen<br />

von Jugendlichen unabhängig von ihrem Migrationsstatus sind. In einer<br />

Gesellschaft, in der Zugewanderte <strong>und</strong> ihre Nachkommen häufiger als Personen<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> nur einen eingeschränkten Zugang zu<br />

derartigen Ressourcen haben, ist es deswegen nicht erstaunlich, dass Jugendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> ihre Bildungspotenziale weder gleichermaßen<br />

entwickeln noch nutzen können wie Gleichaltrige ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Dennoch behält der Migrationshintergr<strong>und</strong> teilweise einen – wenn auch<br />

angesichts anderer Faktoren verringerten – Erklärungswert für Ungleichheiten<br />

im Bildungs- bzw. Ausbildungsbereich. Dahinter werden strukturelle,<br />

kollektive <strong>und</strong> individuelle Diskriminierungen vermutet, die eine Negativ-<br />

Selektion im Bildungsverlauf bedingen. An empirischen Überprüfungen<br />

derartiger Thesen mangelt es bislang jedoch, z.B. durch die wissenschaftliche<br />

Analyse der Bewerberauswahl an Berufsfachschulen <strong>und</strong> in Betrieben<br />

(vgl. Beicht/Granato 2011). Viele Forschungsthemen, die Selektionsprozesse<br />

aufdecken könnten, sind bislang noch gar nicht oder nicht ausreichend<br />

analysiert. Hierzu gehören u.a. Klassenwiederholungen von Kindern <strong>und</strong><br />

Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, das eklatante Ungleichgewicht<br />

zwischen ausländischen <strong>und</strong> deutschen Schüler/innen bei der Zuweisung in<br />

Förderschulen, vor allem des Schwerpunkts Lernen, die gegenüber der<br />

deutschen Vergleichsgruppe häufigeren vorzeitigen Auflösungen von Ausbildungsverträgen<br />

durch ausländische Auszubildende oder Studienabbrüche<br />

bei ausländischen Studierenden.<br />

Gleichzeitig mangelt es an Studien, die im Zusammenhang mit ungleichen<br />

Ressourcen, Selektionsmechanismen bzw. strukturellen Hürden die<br />

vermeintliche Homogenität der Gruppe mit Migrationszugehörigkeit durch<br />

differenzierte Analysen in Frage stellen bzw. auflösen, indem sie den Migrationsstatus,<br />

das Herkunftsland bzw. die Herkunftskultur sowie das Geschlecht<br />

berücksichtigen.<br />

5.5 Geschlechterdifferenzen – nicht nur<br />

Gewinnerinnen <strong>und</strong> Verlierer<br />

Unter einer geschlechterdifferenzierten Perspektive zeigen sich im Vergleich<br />

der unterschiedlichen Bildungs- <strong>und</strong> Ausbildungsbereiche gegenläufige<br />

Tendenzen. Während unter den jungen Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

bzw. mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit Mädchen <strong>und</strong> junge<br />

Frauen gegenüber Jungen <strong>und</strong> jungen Männern in der Schule <strong>und</strong> im Studium<br />

als Gewinnerinnen des Bildungswettlaufs erscheinen, trifft dies für die<br />

duale Berufsausbildung nicht zu. In der Jugendarbeit divergieren die Ergeb-<br />

179


nisse je nach Handlungsfeld, ohne dass – aufgr<strong>und</strong> mangelnder Analysen zu<br />

deren Bildungseffekten – entschieden werden könnte, ob <strong>und</strong> welche<br />

Gruppe hier bildungsbezogen mehr profitiert. Soweit detaillierte Daten zum<br />

allgemeinbildenden Schulsystem, zur beruflichen Ausbildung <strong>und</strong> zum Studium<br />

vorliegen, deuten sich jedoch vereinzelt auch für die o.g. Tendenzen<br />

differenzierte Ergebnisse an.<br />

Vorsprünge in den jeweiligen Bereichen müssen jedoch nicht einhergehen<br />

mit besseren Bildungschancen junger Frauen oder Männer mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

bzw. ausländischer Staatsangehörigkeit gegenüber weiblichen<br />

<strong>und</strong> männlichen Jugendlichen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> bzw. mit<br />

deutscher Staatsangehörigkeit. Zudem ist zu berücksichtigen, dass eine einfache<br />

Unterscheidung nach Migrationshintergr<strong>und</strong> oder Staatsangehörigkeit<br />

die <strong>Bildungssituation</strong> <strong>und</strong> die Bildungschancen von weiblichen <strong>und</strong> männlichen<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> allenfalls oberflächlich erfasst.<br />

Werden Geschlechterunterschiede vernachlässigt, so besteht deswegen<br />

die Gefahr, dass Bildungspotenziale falsch eingeschätzt <strong>und</strong> Unterstützungsangebote<br />

nicht ausreichend spezifiziert werden.<br />

Im allgemeinbildenden Schulsystem besuchen von den ausländischen<br />

Mädchen <strong>und</strong> jungen Frauen anteilig mehr das Gymnasium <strong>und</strong> legen öfter<br />

die (Fach-)Hochschulreife ab, als dies bei den ausländischen Jungen <strong>und</strong><br />

jungen Männern der Fall ist. Diese Tendenz findet sich auch bei einer weitergehenden<br />

Differenzierung nach Staatsangehörigkeit bei den Angehörigen<br />

aller anderen erfassten Länder.<br />

Der Vergleich mit deutschen Schulabgängerinnen <strong>und</strong> Schulabgängern<br />

zeigt allerdings, dass deutsche weibliche Jugendliche gegenüber der männlichen<br />

deutschen Vergleichsgruppe einen noch höheren Bildungsvorsprung<br />

haben als dies bei den ausländischen Schulabsolventinnen der Fall ist. Beim<br />

mittleren Bildungsabschluss (Realschule) <strong>und</strong> bei jenen ohne Hauptschulabschluss<br />

sind die Differenzen gegenüber den männlichen Jugendlichen in der<br />

Gruppe der deutschen Schulabgängerinnen jedoch geringer als bei den ausländischen.<br />

Die schulischen Voraussetzungen beeinflussen sowohl Berufswünsche<br />

als auch Chancen, in unterschiedliche Ausbildungsgänge einzumünden.<br />

Gleichwohl determiniert der Schulabschluss nicht den weiteren Bildungs-<br />

bzw. Ausbildungsweg. Darauf weisen Daten hin, nach denen Jugendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> unabhängig von ihrem Schulabschluss geringere<br />

Chancen haben, in eine vollqualifizierende Berufsausbildung einzumünden<br />

(B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung 2010a). So ist für junge Frauen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

trotz ihrer höheren Schulabschlüsse die Hürde der sog.<br />

ersten Schwelle höher als für junge Männer mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Wird ausschließlich der Übergang in eine betriebliche Berufsausbildung<br />

betrachtet, d.h. außerbetriebliche oder schulische Formen werden ausgeklammert,<br />

so verringert sich die Aussicht der jungen Frauen auf Einmündung<br />

in Ausbildung nochmals erheblich.<br />

Nach einer die Bildungs- <strong>und</strong> Ausbildungsverläufe von Hauptschülerinnen<br />

<strong>und</strong> Hauptschülern begleitenden Paneluntersuchung sind hingegen die<br />

weiblichen Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, die eine berufliche<br />

Ausbildung im dualen System planen – dies ist seltener als bei den männli-<br />

180


chen Jugendlichen der Fall –, direkt nach Schulabschluss erfolgreicher bei<br />

der Realisierung dieses Wunsches als die männlichen Schulabgänger mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> (vgl. Kuhnke/Müller 2009). Beide Gruppen sind<br />

jedoch weniger erfolgreich als Jugendliche ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. Die<br />

Chancen für den Übergang in Ausbildung unterscheiden sich dieser Studie<br />

zufolge nicht nur nach Geschlecht, sondern zusätzlich nach (familiärem)<br />

Herkunftsland. So gelang es z.B. jungen Frauen mit osteuropäischem Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

ähnlich häufig wie Frauen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

ihre Ausbildungspläne zu verwirklichen.<br />

Unter den Gruppen, die den Sprung in ein betriebliches Ausbildungsverhältnis<br />

geschafft haben, erreichen die weiblichen ausländischen Jugendlichen<br />

geringere Ausbildungsbeteiligungsquoten als männliche ausländische<br />

Jugendliche. Dabei ist die prozentuale Differenz zwischen den jungen Frauen<br />

<strong>und</strong> Männern größer als bei den deutschen Jugendlichen. Aus den Geschlechterdifferenzen<br />

bei den Schulabschlüssen ergeben sich hierfür keine<br />

plausiblen Erklärungen <strong>und</strong> dass ausländische Frauen mit einer Hochschulzugangsberechtigung<br />

seltener ein Studium als deutsche Frauen aufnehmen,<br />

würde eher die Annahme nahelegen, dass die geschlechtsspezifischen Unterschiede<br />

bei den ausländischen Auszubildenden geringer als bei den deutschen<br />

ist. Gründe für den gegenüber der deutschen Vergleichsgruppe deutlich<br />

geringeren Anteil weiblicher als männlicher Jugendlicher in der dualen<br />

Berufsausbildung könnten vertiefende empirische Untersuchungen liefern,<br />

die sich auf die Geschlechterperspektive konzentrieren.<br />

Geschlechtsspezifische Unterschiede finden sich auch in den Zuständigkeitsbereichen,<br />

in den Berufsgruppen <strong>und</strong> in den einzelnen Berufen der<br />

dualen Ausbildung. Die Platzierung sowohl männlicher als auch weiblicher<br />

Auszubildender mit ausländischer Staatsangehörigkeit entspricht der geschlechtsspezifischen<br />

Segregation der Ausbildungsbereiche. Unterschieden<br />

werden von einem Geschlecht dominierte, überwiegend von einem Geschlecht<br />

ausgeübte <strong>und</strong> gemischtgeschlechtliche Ausbildungsbereiche. Im Zuständigkeitsbereich<br />

mit dem größten Anteil Auszubildender, in Industrie <strong>und</strong> Handel,<br />

waren – in Relation zur Gesamtgruppe der weiblichen Auszubildenden –<br />

ausländische Frauen anders als die deutschen seltener als Männer vertreten.<br />

Männliche Auszubildende absolvierten – unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit<br />

– fast ausschließlich in den Bereichen Industrie <strong>und</strong> Handel sowie<br />

Handwerk eine Ausbildung. In welchem Umfang weibliche <strong>und</strong> männliche<br />

Jugendliche zum hohen Anteil von ausländischen Auszubildenden in den<br />

(theoriegeminderten) zweijährigen Ausbildungsberufen gehören, die speziell<br />

für benachteiligte Jugendliche entwickelt wurden (B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung<br />

2011), ist nicht ausgewiesen.<br />

In ihrer Ausbildung konzentrieren sich ausländische weibliche Auszubildende<br />

stärker noch als männliche auf einige wenige Berufe. Die fünf von<br />

ausländischen Frauen am häufigsten ausgeübten Ausbildungsberufe werden<br />

als Berufe charakterisiert, die „zumindest teilweise (…) nur wenige Aufstiegsmöglichkeiten<br />

bieten“ (Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für<br />

Integration <strong>und</strong> Migration 2010, S. 163). Interpretiert werden solche Konzentrationen<br />

zum einen als Folge einer niedrigen schulischen Vorbildung,<br />

denn diese Berufe setzten „tendenziell eher geringe formale Qualifikatio-<br />

181


nen“ voraus (Siegert 2009, S. 36). Zum anderen werden Verdrängungstendenzen<br />

vermutet, die ausländischen Jugendlichen nur in jenen Ausbildungsberufen<br />

eine Chance auf einen Ausbildungsplatz eröffnen, die von deutschen<br />

Jugendlichen wenig nachgefragt werden. Auch ein Mangel an Informationen<br />

über die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten könnte ein möglicher<br />

Gr<strong>und</strong> sein.<br />

Im Geschlechtervergleich lässt sich der fehlende zwingende Zusammenhang<br />

zwischen Schulabschluss <strong>und</strong> weiterer Ausbildung auch dadurch verdeutlichen,<br />

dass 18- bis 25-jährige junge Frauen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

die über eine Hochschulzugangsberechtigung verfügen, in Relation zur<br />

männlichen Vergleichsgruppe seltener ein Studium aufnehmen. Die weiblichen<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> dieses Bildungsniveaus münden<br />

häufiger in eine schulische oder betriebliche Berufsausbildung ein.<br />

Unter den ausländischen Studierenden (Bildungsinländer/innen) bzw.<br />

den Studierenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, die in Deutschland ihre<br />

Hochschulzugangsberechtigung erworben haben, liegt der Frauenanteil<br />

knapp unter der Hälfte. Wird nach Migrationshintergr<strong>und</strong> differenziert, so<br />

zeigt sich die Situation an deutschen Hochschulen für spezifische Gruppen<br />

junger Frauen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> positiver als es die Hochschulstatistik<br />

widerspiegelt. Beispielsweise lag der Frauenanteil in der Gruppe der<br />

deutschen Studierenden mit mindestens einem ausländischen Elternteil über<br />

dem Durchschnitt aller weiblichen Studierenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Von den Fächergruppen wählen Bildungsinländerinnen am häufigsten<br />

Rechts-, Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften – häufiger als deutsche Studentinnen<br />

<strong>und</strong> auch als ihre männlichen Kommilitonen mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Auffallend ist der gegenüber den deutschen Studierenden<br />

höhere Anteil der Bildungsinländerinnen <strong>und</strong> Bildungsinländer, die den<br />

Studiengang der Ingenieurswissenschaften absolvieren, wobei hier der Anteil<br />

der Männer über dem der Frauen liegt. Der gegenüber deutschen Frauen/Frauen<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> höhere Anteil von Bildungsinländerinnen<br />

in diesem Fach wird damit erklärt, dass möglicherweise in den<br />

jeweiligen Herkunftskulturen Berufe dieser Fächergruppe nicht als männlich<br />

konnotiert verstanden <strong>und</strong> daher eher auch von Frauen gewählt werden<br />

(Karakaşoğlu-Aydın/Neumann 2001). Eine Überprüfung dieser Interpretation<br />

erfordert eine weitere Differenzierung nach Staatsangehörigkeit <strong>und</strong><br />

eine darauf bezogene Analyse von geschlechterbezogenen Berufsbildern<br />

<strong>und</strong> -praxen.<br />

Zwischen den Studienabbruchquoten weiblicher <strong>und</strong> männlicher Bildungsinländer/innen<br />

gibt es auf den ersten Blick keine Unterschiede. Eine<br />

Differenzierung nach Herkunftsländern zeigt aber, dass weibliche Studierende<br />

mit chinesischer, polnischer oder einer Staatsbürgerschaft aus Bosnien-Herzegowina<br />

erheblich seltener als ihre männlichen Kommilitonen gleicher<br />

Staatsangehörigkeit ihr Studium abbrechen, während die Studienabbruchquoten<br />

bei den Frauen mit italienischem <strong>und</strong> türkischem Pass über<br />

denen der jungen Männer liegen.<br />

Entsprechend der stark am Fächerangebot orientierten Wahl der Hochschulart<br />

schließen ausländische Frauen – wie auch deutsche – im Vergleich<br />

zu ihren männlichen Kommilitonen das Studium deutlich häufiger an einer<br />

182


Universität <strong>und</strong> seltener an einer Fachhochschule ab. Dabei fällt die prozentuale<br />

Differenz zwischen den Absolventinnen <strong>und</strong> Absolventen ausländischer<br />

Staatsangehörigkeit bei den Fachhochschulabschlüssen etwas größer<br />

aus als bei den Deutschen. Diese Daten korrespondieren mit den Ergebnissen<br />

aus der Analyse der Schulabschlüsse. Vor dem Hintergr<strong>und</strong>, dass Fachhochschul-<br />

gegenüber Universitätsabsolventinnen <strong>und</strong> -absolventen schneller<br />

<strong>und</strong> erfolgreicher in den Beruf einmünden, kann angenommen werden,<br />

dass sich weibliche Studierende mit ausländischer Staatsangehörigkeit höheren<br />

Hürden bei der Verwertung ihrer akademischen Abschlüsse nach dem<br />

Studium gegenübersehen als die männlichen Absolventen.<br />

Die Datenlage zur Jugendarbeit erlaubt zum einen nur einen eingeschränkten<br />

<strong>und</strong> in bestimmten Feldern lediglich punktuellen Einblick in<br />

geschlechtsspezifische Unterschiede. Zum anderen sind die Ergebnisse in<br />

ihrer Tendenz z.T. uneinheitlich, was auf weiteren Forschungsbedarf hinweist.<br />

Zunächst deuten die Daten zur Beteiligung <strong>und</strong> zum freiwilligen Engagement<br />

in Vereinen, Verbänden, Gruppen sowie Organisationen darauf<br />

hin, dass weibliche Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sowohl seltener<br />

aktiv als auch engagiert sind. Die altersspezifische Differenzierung ehrenamtlichen<br />

Engagements schränkt dieses Ergebnis jedoch auf die „Älteren“<br />

ein, auf junge Frauen zwischen 20 <strong>und</strong> 24 Jahren, möglicherweise aufgr<strong>und</strong><br />

einer stärkeren Orientierung auf Partnerschaft, Mutterschaft <strong>und</strong> beruflicher<br />

Qualifizierung als bei den jungen Männern (vgl. Picot/Sozialwissenschaftliche<br />

Projekte 2011). Zudem variiert die allgemeine Aussage interessenbezogen<br />

– sie gilt nicht für Gesangs- <strong>und</strong> Musikvereine sowie Theatergruppen,<br />

in denen weibliche Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> häufiger<br />

als die männlichen aktiv sind. Schließlich erwerben junge Frauen häufiger<br />

als junge Männer mit Migrationshintergr<strong>und</strong> Jugendleitercards. Übereinstimmend<br />

für beide Geschlechter zeichnet sich hingegen ab, dass der Zugang<br />

der Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sowohl zu Aktivitäten als<br />

auch zu ehrenamtlichen Aufgaben <strong>und</strong> Funktionen <strong>und</strong> zur Jugendleiter-<br />

Ausbildung gegenüber den jungen Menschen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

eingeschränkt ist. Die geschlechtsspezifischen Differenzen sind bei den<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in diesen Beteiligungsformen ausgeprägter<br />

als bei jenen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Wie in der offenen Jugendarbeit sind auch in der mobilen Jugendarbeit<br />

Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> relativ gut vertreten. Mädchen <strong>und</strong><br />

junge Frauen werden hier generell seltener erreicht als Jungen <strong>und</strong> junge<br />

Männer. Für Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> ist diese Tendenz in<br />

der offenen Jugendarbeit belegt. Erklärungsansätze hierfür weisen auf das<br />

von weiblichen Jugendlichen abgelehnte Milieu in den Einrichtungen <strong>und</strong><br />

auf deren Präferenzen für die Freizeitgestaltung in privaten Kontexten hin<br />

(Boos-Nünning/Karakaşoğlu 2004).<br />

Die Erklärung geschlechtsspezifischer Differenzen in der Jugendarbeit<br />

ist nicht nur hinsichtlich der Gruppe der Jugendlichen ohne, sondern auch<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> unzureichend. Allgemein mangelt es an aussagekräftigen<br />

Studien zum Handlungsfeld der Jugendarbeit, die derartige Unterschiede<br />

ausreichend vertiefen.<br />

183


5.6 Die zeitliche Entwicklung von Potenzialen <strong>und</strong><br />

Chancen in Bildung <strong>und</strong> Ausbildung<br />

Gegenüber früheren Jahren hat sich die schulische Situation von Jugendlichen<br />

mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit verbessert. Bei den Schulabschlüssen<br />

holten die ausländischen Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler in Deutschland<br />

seit 1992 deutlich auf: Der Anteil jener, die die Schule ohne Abschluss<br />

oder mit Hauptschulabschluss verlassen, verringerte sich, der Anteil der<br />

Realschulabsolventinnen <strong>und</strong> -absolventen nahm zu <strong>und</strong> auch bei den<br />

Schulabgängerinnen/Schulabgängern mit Fachhochschul- <strong>und</strong> Hochschulreife<br />

war ein Anstieg zu beobachten. Insbesondere ausländische weibliche<br />

Jugendliche haben in der Schulbildung <strong>und</strong> beim Hochschulzugang bemerkenswerte<br />

Zuwächse zu verzeichnen. Im Vergleich mit den jungen Männern<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> verringerte sich ihr Anteil bei den Hauptschulabschlüssen<br />

deutlicher <strong>und</strong> stieg bei der (Fach-)Hochschulreife stärker an.<br />

Diese positiven Entwicklungen sind Teil eines allgemeinen Trends, der<br />

auch deutsche Jugendliche betrifft. Deswegen bleiben die Bildungschancen<br />

der Jugendlichen mit ausländischer Staatsangehörigkeit trotz der positiven<br />

zeitlichen Entwicklung teilweise weiterhin hinter denen der Jugendlichen<br />

mit deutscher Staatsangehörigkeit zurück. Der Abstand zwischen den beiden<br />

Gruppen verringerte sich bei Abschlüssen ohne <strong>und</strong> mit Hauptschulabschluss,<br />

die Differenzen sind jedoch noch deutlich ausgeprägt. Bei Realschulabschlüssen<br />

hat sich die Distanz demgegenüber erheblich vermindert<br />

<strong>und</strong> bei der Fachhochschulreife liegen beide Gruppen gleichauf. Nicht aufgeholt<br />

haben die ausländischen Schüler/innen aber beim höchsten Schulabschluss,<br />

dem Abitur. Hier hat sich der Vorsprung der deutschen Schulabgängerinnen<br />

<strong>und</strong> -abgänger über die Zeit sogar noch vergrößert.<br />

Im Ausbildungsbereich entwickelte sich die Situation der Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer generellen Abnahme<br />

von Ausbildungsverhältnissen weniger günstig. Seit 2006 nahm die Ausbildungsbeteiligungsquote<br />

jedoch nach einer längeren Talfahrt wieder zu. Vor<br />

allem in den letzten zwei Jahren vor 2009 fanden mehr ausländische Jugendliche<br />

Zugang zur dualen Ausbildung. Die Geschlechterdifferenzen haben<br />

sich bei den ausländischen Jugendlichen im Zeitverlauf verringert. Bis<br />

2004 sanken die Anteile der männlichen Jugendlichen deutlich stärker als<br />

die der weiblichen Jugendlichen, seitdem verläuft die Entwicklung in etwa<br />

parallel. Trotzdem liegen die Ausbildungsbeteiligungsquoten der ausländischen<br />

Jugendlichen noch erheblich unter denen der deutschen. Der prozentuale<br />

Abstand zwischen den ausländischen <strong>und</strong> deutschen Frauen hat sich<br />

zwischen 1992 <strong>und</strong> 2009 jedoch verringert, bei den Männern blieb er unverändert.<br />

Für einen sich fortsetzenden positiven Trend spricht, dass angesichts<br />

der demografischen Entwicklung mit einem weiteren Bewerberrückgang<br />

gerechnet werden kann, der Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

mehr Chancen eröffnet, vor allem auch vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Tendenz<br />

zu höheren Schulabschlüssen <strong>und</strong> zur Hochschulausbildung dieser Gruppe<br />

(vgl. B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung 2011, S. 149).<br />

184


Zwischen 2000 <strong>und</strong> 2010 erhöhte sich auch die Zahl der Studierenden<br />

mit deutscher Hochschulberechtigung, ihr Anteil an allen Studierenden<br />

wuchs hingegen kaum. Gegenüber dem Vorjahr war im Wintersemester<br />

2008/2009 ihr Zulauf zu den Fachhochschulen stärker als zu den Universitäten<br />

gestiegen. Der Anteil der ausländischen Studien-Absolventinnen <strong>und</strong><br />

-Absolventen unter den Bildungsinländer/innen erhöhte sich – von einer<br />

niedrigen Ausgangsbasis – stärker als bei den Abgängerinnen <strong>und</strong> Abgängern<br />

insgesamt. Vor allem in den MINT 128 -Fächern, in den Rechts-, Wirtschafts-<br />

<strong>und</strong> Sozialwissenschaften sowie in den Sprach- <strong>und</strong> Kulturwissenschaften<br />

waren kräftige Steigerungen zu beobachten. Sowohl bei den deutschen<br />

als auch bei den ausländischen Absolventinnen <strong>und</strong> Absolventen fallen<br />

die Zuwächse über die Zeit hinweg für die Frauen wesentlich höher aus<br />

als für die Männer. Während jedoch bei den deutschen Studierenden sowohl<br />

die Anzahl der männlichen als auch der weiblichen Studierenden im<br />

Vergleich zum Jahr 2000 gestiegen ist, erhöhten sich die Werte bei den Bildungsinländerinnen<br />

<strong>und</strong> -inländer nur in der Gruppe der jungen Frauen,<br />

während sie bei den jungen Männern sanken.<br />

5.7 Datenlage – Datenbedarf<br />

Eine Beschreibung <strong>und</strong> Erklärung der (Aus-)<strong>Bildungssituation</strong> <strong>und</strong> der<br />

(Aus-)Bildungschancen von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> kann<br />

derzeit nicht auf einer Datenlage aufbauen, die umfassende <strong>und</strong> gut vergleichbare<br />

Bef<strong>und</strong>e zur Verfügung stellt. Zwar legt die amtliche Statistik<br />

Vollerhebungen mit präzisen Daten zum Besuch <strong>und</strong> zu Abschlüssen im<br />

allgemeinbildenden Schulsystem, zur Beteiligung an der Berufsausbildung<br />

<strong>und</strong> zum Hochschulstudium vor, sie erfasst überwiegend jedoch lediglich<br />

das Merkmal Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> kann somit nur Auskunft über eine<br />

Teilgruppe der jungen Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> geben, über<br />

ausländische Jugendliche <strong>und</strong> junge Erwachsene. Wie Vergleiche mit repräsentativen<br />

Untersuchungen nahelegen, ist diese Teilgruppe in den einzelnen<br />

Bildungsbereichen weniger erfolgreich als die Gesamtgruppe der Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, zu der auch deutsche Jugendliche aus zugewanderten<br />

Familien gehören. Die amtliche Statistik dürfte deswegen die<br />

Bildungspotenziale der Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> nur unzureichend<br />

abbilden.<br />

Für die Zukunft sind Korrekturen der amtlichen Statistik zu erwarten,<br />

denn sowohl auf Landes- als auch auf B<strong>und</strong>esebene gibt es Initiativen zur<br />

Erweiterung <strong>und</strong> Vereinheitlichung der Daten, die sich an der Erfassung<br />

von Personen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> nach dem Vorbild des Mikrozensus<br />

orientieren (vgl. Die Beauftragte der B<strong>und</strong>esregierung für Migration,<br />

Flüchtlinge <strong>und</strong> Integration 2010, S. 57).<br />

128 „MINT“ steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften <strong>und</strong> Technik.<br />

185


Der Mikrozensus sowie weitere repräsentative Erhebungen geben einen<br />

genaueren Eindruck von der Bildungslage von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Kritsch anzumerken ist jedoch, dass unterschiedliche Definitionen<br />

bzw. Operationalisierungen von „Migrationshintergr<strong>und</strong>“ einen Vergleich<br />

der Bef<strong>und</strong>e erschweren. Zudem wird in Veröffentlichungen das<br />

Merkmal „mit“ oder „ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>“ – wesentlich aufgr<strong>und</strong><br />

geringer Fallzahlen – oft nicht weiter differenziert, so dass Aussagen zum<br />

Migrationsstatus, zur nationalen Herkunft, zu Geschlechterdifferenzen <strong>und</strong><br />

zum sozioökonomischen Hintergr<strong>und</strong> nur teilweise möglich sind. Der weitergehende<br />

Anspruch, diese Variablen – gegebenenfalls auch noch regional<br />

differenziert – miteinander in Beziehung zu setzen, stößt auf noch größere<br />

Hindernisse. So entsteht ein lückenhaftes <strong>und</strong> nicht immer passgenaues<br />

Puzzle mit Daten zu unterschiedlich definierten <strong>und</strong> spezifizierten Bevölkerungsgruppen.<br />

Sowohl die verallgemeinernde als auch differenzierende Darstellung<br />

zum Stand <strong>und</strong> zur Entwicklung der <strong>Bildungssituation</strong> <strong>und</strong> von<br />

Bildungschancen der Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> stößt deswegen<br />

an Grenzen. Sie kann die Bildungs- <strong>und</strong> Ausbildungswirklichkeit lediglich<br />

annähernd beschreiben.<br />

Zudem mangelt es an vertiefenden Analysen zu Einflussfaktoren. Erst<br />

vor ihrem Hintergr<strong>und</strong> zeigt sich, inwieweit der Migrationshintergr<strong>und</strong> oder<br />

auch weitere Kategorisierungen, etwa nach Herkunftsland, Aufenthaltsdauer<br />

oder Migrantengeneration, Bildungs- <strong>und</strong> Ausbildungschancen erklären<br />

oder inwieweit hier andere Faktoren Einfluss nehmen, wie z.B. sozioökonomischer<br />

Status oder institutionelle Rahmenbedingungen. Die vorliegenden<br />

Daten weisen darauf hin, dass die Tatsache des Migrationshintergr<strong>und</strong>es<br />

als solche Unterschiede in den Bildungschancen nicht ausreichend erklären<br />

kann. Auch was sich hinter einem weiterhin wirksamen Einfluss von<br />

„Migrationshintergr<strong>und</strong>“ auf (Aus-)Bildungschancen <strong>und</strong> -risiken verbirgt,<br />

ist noch nicht genügend geklärt.<br />

186


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B<strong>und</strong>eszentrale für politische Bildung (bpb)/Statistisches B<strong>und</strong>esamt (Destatis)/Wissenschaftszentrum<br />

Berlin für Sozialforschung (WZB) in Zusammenarbeit mit Das soziooekonomische Panel<br />

(SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) (Hrsg.) (2011): Datenreport<br />

2011. Ein Sozialbericht für die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Band I. Bonn<br />

B<strong>und</strong>-Länder-Kommission für Bildungsplanung <strong>und</strong> Forschungsförderung (Hrsg.) (2003): Perspektiven<br />

für die duale Bildung im tertiären Bereich. Bericht der B<strong>und</strong>-Länder-Kommission, H. 110.<br />

Bonn<br />

Buschmann, Mirja (2009): Das Wissen zur Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit. Die empirische Forschung<br />

1998-2008. Ein kommentierter Überblick für die Praxis. Neuss<br />

Bylinski, Ursula/Lippegaus-Grünau, Petra/Materna, Thomas (2010): Regelangebote <strong>und</strong> Programme<br />

der Benachteiligtenförderung. In: Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2010: Informationen<br />

<strong>und</strong> Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Bonn, S. 251–261<br />

Cortina, Kai S./Trommer, Luitgard (2003): Bildungswege <strong>und</strong> Bildungsbiographien in der Sek<strong>und</strong>arschule.<br />

In: Cortina, Kai S. u.a. (Hrsg.): Das Bildungswesen in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland.<br />

Strukturen <strong>und</strong> Entwicklungen im Überblick. Hamburg, S. 342–391<br />

Deutscher Akademischer Austausch Dienst (DAAD) (Hrsg.) (2010): Wissenschaft weltoffen 2010.<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten zur Internationalität von Studium <strong>und</strong> Forschung in Deutschland. Bielefeld<br />

Deutscher Akademischer Austausch Dienst (DAAD) (Hrsg.) (2011): Bildungsinländer 2011. Daten<br />

<strong>und</strong> Fakten zur Situation von ausländischen Studierenden mit deutscher Hochschulzugangsberechtigung.<br />

Bonn<br />

Die Beauftragte der B<strong>und</strong>esregierung für Migration, Flüchtlinge <strong>und</strong> Integration (2009): Integration<br />

in Deutschland. Erster Integrationsindikatorenbericht: Erprobung des Indikatorensets <strong>und</strong> Bericht<br />

zum b<strong>und</strong>esweiten Integrationsmonitoring. Berlin<br />

Die Beauftragte der B<strong>und</strong>esregierung für Migration, Flüchtlinge <strong>und</strong> Integration (2010): 8. Bericht<br />

der Beauftragten der B<strong>und</strong>esregierung für Migration, Flüchtlinge <strong>und</strong> Integration über die Lage<br />

der Ausländerinnen <strong>und</strong> Ausländer in Deutschland. Berlin<br />

Diefenbach, Heike (2010): Kinder <strong>und</strong> Jugendliche aus Migrantenfamilien im deutschen Bildungssystem.<br />

Erklärungen <strong>und</strong> empirische Bef<strong>und</strong>e. 3. Auflage. Wiesbaden<br />

Ditton, Hartmut (1992): Ungleichheit <strong>und</strong> Mobilität durch Bildung. Theorie <strong>und</strong> empirische Untersuchung<br />

über sozialräumliche Aspekte von Bildungsentscheidungen. Weinheim/München<br />

189


Dubiski, Judith (2010): Institutionelle Diskriminierung in der Internationalen Jugendarbeit? In: IJAB<br />

(Hrsg.): Forum Jugendarbeit International 2008-2010. Internationale Jugendarbeit <strong>und</strong> Chancengleichheit.<br />

Bonn, S. 385–397<br />

Dubiski, Judith/Ilg, Wolfgang (Hrsg.) (2008): Evaluation Internationaler Jugendbegegnungen. Ein<br />

Verfahren zur Auswertung von Begegnungen. Eine Publikation des DFJW <strong>und</strong> DPJW. Berlin<br />

Düx, Wiebken/Prein, Gerald/Sass, Erich/Tully, Claus J. (2008): Kompetenzerwerb im freiwilligen<br />

Engagement. Eine empirische Studie zum informellen Lernen im Jugendalter. Wiesbaden<br />

Engels, Dietrich/Höhne, Jutta/Köller/, Regine/Koopmans, Ruud (2012): Zweiter Integrationsindikatorenbericht.<br />

Erstellt für die Beauftragte der B<strong>und</strong>esregierung für Migration, Flüchtlinge <strong>und</strong> Integration.<br />

Köln/Berlin<br />

Erdmann, Vera/Koppel, Oliver (2010): Demografische Herausforderung: MINT-Akademiker. In: IW-<br />

Trends – Vierteljahresschrift zur empirischen Wirtschaftsforschung aus dem Institut der deutschen<br />

Wirtschaft Köln, 37. Jg., Heft 4/2010, S. 1–16<br />

Europäisches Forum für Migrationsstudien (efm) (2009): Förderunterricht für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong>. Evaluation des Projekts der Stiftung Mercator. Kurzfassung.<br />

Bamberg. www.mercator-foerderunterricht.de/projekt/evaluation.html<br />

Europäische Kommission (Hrsg.) (2009): Strukturen der allgemeinen <strong>und</strong> beruflichen Bildung in<br />

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eacea.ec.europa.eu/education/eurydice/documents/eurybase/structures/041_DE_DE.pdf<br />

(30.03.2011)<br />

Expertenkommission Forschung <strong>und</strong> Innovation (EFI) (Hrsg.) (2010): Gutachten zu Forschung,<br />

Innovation <strong>und</strong> technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands 2010. Berlin.<br />

Fakultätentage der Ingenieurwissenschaften <strong>und</strong> der Informatik an Universitäten e.V. (4ing)<br />

(Hrsg.) (2010). Ingenieurwissenschaften. Attraktive Studiengänge <strong>und</strong> Berufe auch für Menschen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong>? München<br />

Fauser, Katrin (2008): Gemeinschaft aus Sicht von Jugendlichen. Eine empirische Untersuchung<br />

über die Rolle von Gemeinschaft für das Nutzungsverhalten von Jugendlichen in einem Jugendverband.<br />

Leverkusen-Opladen<br />

Fest, Manfred/Freitag, Hans-Werner/Fritzsch, Birgit/Skripski, Barbara (2010): Zuordnung der<br />

beruflichen Bildungsgänge nach der ISCED auf Länderebene – Anschlussfähigkeit an die nationale<br />

<strong>und</strong> internationale Bildungsberichterstattung. In: BMBF (Hrsg.): Indikatorenentwicklung<br />

für die Bildungsberichterstattung in Deutschland. Gr<strong>und</strong>lagen, Ergebnisse, Perspektiven.<br />

Bonn/Berlin<br />

Friedrich, Michael (2006): Jugendliche in Ausbildung. Wunsch <strong>und</strong> Wirklichkeit. In: Berufsbildung<br />

in Wissenschaft <strong>und</strong> Praxis, 35. Jg., H. 3, S.7–11<br />

Friedrich, Michael (2009): Berufliche Pläne <strong>und</strong> realisierte Bildungs- <strong>und</strong> Berufswege nach Verlassen<br />

der Schule: Ergebnisse der BIBB-Schulabgängerbefragung 2004 bis 2006. Bielefeld<br />

Gensicke, Thomas/Picot, Sibylle/Geiss, Sabine (2006): Freiwilliges Engagement in Deutschland<br />

1999 – 2004. Ergebnisse der repräsentativen Trenderhebung zu Ehrenamt, Freiwilligenarbeit<br />

<strong>und</strong> bürgerschaftlichem Engagement. Wiesbaden<br />

Gerlach, Julia (2007): Die Traumschule. Deutsch-türkische Bildungsbürger gründen Privatgymnasien<br />

<strong>und</strong> Internate für ihre Kinder. Vom deutschen Schulsystem sind sie enttäuscht. In: DIE<br />

ZEIT, 12.08.2007, Nr. 33<br />

Gragert, Nicola/Pluto, Liane/Santen, Eric van/Seckinger, Mike (2006): Jugendringe im Visier.<br />

Befragung zu Strukturen, Funktionen <strong>und</strong> Handlungsmöglichkeiten. München<br />

Granato, Mona (2010): Einwanderungsland Deutschland: Potenziale der Vielfalt statt Bildungsarmut.<br />

In: <strong>Deutsches</strong> Jugendinstitut: Aufwachsen in Deutschland mit fremden Wurzeln – Alltagswelten<br />

von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>. DJI Online Thema<br />

2010/08. Blick von außen<br />

Granato, Mona/Ulrich, Joachim Gerd (2009): Junge Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> auf dem<br />

Weg in eine berufliche Ausbildung – Integrationspotenzial des Ausbildungssystems? In:<br />

Lassnigg, Lorenz/Babel, Helene/Gruber, Elke/Markowitsch, Jörg (Hrsg.): Öffnung von Arbeitsmärkten<br />

<strong>und</strong> Bildungssystemen. Beiträge zur Berufsbildungsforschung. Innsbruck, S. 40–56<br />

Gresch, Cornelia/Becker, Michael (2010): Kapitel 8. Sozial- <strong>und</strong> leistungsbedingte Disparitäten im<br />

Übergangsverhalten bei türkischstämmigen Kindern <strong>und</strong> Kindern aus (Spät-)Aussiedlerfamilien.<br />

In: BMBF (Hrsg.): Der Übergang von der Gr<strong>und</strong>schule in die weiterführende Schule.<br />

Leistungsgerechtigkeit <strong>und</strong> regionale, soziale <strong>und</strong> ethnisch-kulturelle Disparitäten. Bonn/<br />

Berlin<br />

Gresch, Cornelia/Baumert, Jürgen/Maaz, Kai (2010): Empfehlungsstatus, Übergangsempfehlung<br />

<strong>und</strong> der Wechsel in die Sek<strong>und</strong>arstufe I: Bildungsentscheidungen <strong>und</strong> soziale Ungleichheit. In:<br />

Zeitschrift für Erziehungswissenschaft (ZfE), Sonderheft „Bildungsentscheidungen“<br />

Hafeneger, Benno (2010): Jugendverbände. Anmerkungen zur Standortbestimmung. In: deutsche<br />

jugend, 58. Jg., Heft 12, S. 515–521<br />

190


Heidemann, Lutz (2010): Studienbedingungen <strong>und</strong> Berufserfolg – Das Kooperationsprojekt Absolventenstudien<br />

(KOAB). Ergebnisse der Befragung des Jg. 2007 zu Geschlecht, familiärer Situation<br />

<strong>und</strong> Migration. Vortrag auf der 11. Jahrestagung des „Arbeitskreises Evaluation <strong>und</strong> Qualitätssicherung<br />

Berliner <strong>und</strong> Brandenburger Hochschulen“<br />

Heine, Christoph/Quast, Heiko (2009): Studierneigung <strong>und</strong> Berufsausbildungspläne: Studienberechtigte<br />

2008 ein halbes Jahr vor Schulabgang. HIS: Forum Hochschule<br />

Heine, Christoph/Quast, Heiko/Beuße, Mareike (2010): Studienberechtigte 2008 ein halbes Jahr<br />

nach Schulabschluss: Übergang in Studium, Beruf <strong>und</strong> Ausbildung. HIS: Forum Hochschule<br />

Heublein, Ulrich/Schmelzer, Robert/Sommer, Dieter/Wank, Johanna (2008): Die Entwicklung der<br />

Schw<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Studienabbruchquoten an den deutschen Hochschulen. Statistische Berechnungen<br />

auf der Basis des Absolventenjahrgangs 2006. HIS Projektbericht<br />

Heublein, Ulrich/Hutzsch, Christopher/Schreiber, Jochen/Sommer, Dieter/Besuch, Georg (2010b):<br />

Ursachen des Studienabbruchs in Bachelor- <strong>und</strong> in herkömmlichen Studiengängen. Ergebnisse<br />

einer b<strong>und</strong>esweiten Befragung von Exmatrikulierten des Studienjahres 2007/08. HIS Projektbericht<br />

Hinz, Andreas (o.J.): Inklusion – mehr als nur ein neues Wort? In: Deutscher Bildungsserver.<br />

www.bildungsserver.de unter „Inklusion“ oder direkt über:<br />

www.gemeinsamleben.rheinlandpfalz.de/Hinz_Inklusion_pdf (14.02.2011)<br />

Hippach-Schneider, Ute/Krause, Martina/Woll, Christian. (2007): Berufsbildung in Deutschland.<br />

Kurzbeschreibung. Cedefop Panorame series 136<br />

Hochschulrektorenkonferenz (2009). Zum Bologna-Prozess nach 2010. Entschließung der 5. (a.o.)<br />

Mitgliederversammlung am 27.01.2009.<br />

www.hrk.de/de/download/dateien/Entschliessung_Bologna.pdf (30.03.2011)<br />

Ilg, Wolfgang (2002): Freizeiten auswerten – Perspektiven gewinnen. Gr<strong>und</strong>lagen, Ergebnisse <strong>und</strong><br />

Anleitung zur Evaluation von Jugendreisen im Evangelischen Jugendwerk in Württemberg.<br />

Bielefeld<br />

Ilg, Wolfgang (2008): Evaluation von Freizeiten <strong>und</strong> Jugendreisen. Einführung <strong>und</strong> Ergebnisse<br />

zum b<strong>und</strong>esweiten Standard-Verfahren. Hannover<br />

Institut für Sozialforschung <strong>und</strong> Gesellschaftspolitik/Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung<br />

GmbH (2009): Integration in Deutschland. Erster Integrationsindikatorenbericht: Erprobung<br />

des Indikatorensets <strong>und</strong> Bericht zum b<strong>und</strong>esweiten Integrationsmonitoring. Erstellt für<br />

die Beauftragte der B<strong>und</strong>esregierung für Migration, Flüchtlinge <strong>und</strong> Integration<br />

Jagusch, Birgit (2011): Praxen der Anerkennung. „Das ist unser Geschenk an die Gesellschaft“.<br />

Vereine von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> zwischen Anerkennung <strong>und</strong> Exklusion.<br />

Schwalbach/Ts.<br />

Karakaşoğlu-Aydın, Yasemin/Neumann, Ursula (2001). Bildungsinländerinnen <strong>und</strong> Bildungsinländer.<br />

Situation, Datenlage <strong>und</strong> bildungspolitische Anregungen. In: Forum Bildung (Hrsg.): Materialien<br />

des Forum Bildung: Bildung <strong>und</strong> Qualifizierung von Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten. Anhörung<br />

des Forum Bildung am 21. Juni 2001. Berlin, S. 61–74<br />

Klemm, Klaus (2010): Gemeinsam lernen. Inklusion leben. Status Quo <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

inklusiver Bildung in Deutschland<br />

Klöver, Barbara/Straus, Florian (2005): Wie attraktiv <strong>und</strong> partizipativ sind Münchens Freizeitstätten?<br />

Zusammenfassende Ergebnisse einer (etwas anderen) Evaluationsstudie. München<br />

Konsortium Bildungsberichterstattung (2006): Bildung in Deutschland. Ein indikatorengestützter<br />

Bericht mit einer Analyse zu Bildung <strong>und</strong> Migration. Bielefeld<br />

Krebs, Wolfgang (2004): Was machen Streetwork <strong>und</strong> Mobile Jugendarbeit – eine empirische<br />

Untersuchung im Auftrag der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Streetwork/Mobile Jugendarbeit e.V.<br />

Gelnhausen<br />

Kreher, Thomas (2008): Jugendverbände, Kompetenzentwicklung <strong>und</strong> biografische Nachhaltigkeit.<br />

In: Lindner, Werner (Hrsg.): Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit wirkt. Aktuelle <strong>und</strong> ausgewählte Evaluationsergebnisse<br />

der Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit. Wiesbaden, S.109–123<br />

Kristen, Cornelia/Reimer, David/Kogan, Irena (2008): Higher Education Entry of Turkish Immigrant<br />

Youth in Germany. In: International Journal of Comparative Sociology, H. 49, S. 127–151<br />

Krüger, Helga (2004): Zur Datenlage vollzeitschulischer Berufsausbildung. In: Baethge, Martin/<br />

Buss, Klaus-Peter/Lanfer, Carmen (Hrsg.): Expertisen zu den konzeptionellen Gr<strong>und</strong>lagen für<br />

einen nationalen Bildungsbericht – Berufliche Bildung <strong>und</strong> Weiterbildung/Lebenslanges Lernen.<br />

Bildungsreform Band 8. Bonn, S. 141–164<br />

Kuhnke, Ralf (2006): Indikatoren zur Erfassung des Migrationshintergr<strong>und</strong>es. München<br />

Kuhnke, Ralf/Müller, Matthias (2009): Lebenslagen <strong>und</strong> Wege von Migrantenjugendlichen im<br />

Übergang Schule-Beruf: Ergebnisse aus dem DJI-Übergangspanel. DJI Wissenschaftliche<br />

Texte 3/2009. München<br />

Kutscha, Günter (2004): Berufsvorbereitung <strong>und</strong> Förderung benachteiligter Jugendlicher (2004).<br />

In: B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung (Hrsg.): Expertisen zu den konzeptionellen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen für einen Nationalen Bildungsbericht – Berufliche Bildung <strong>und</strong> Weiterbildung/<br />

Lebenslanges Lernen. Reihe Bildungsreform, Band 8. Bonn, S. 165–-195<br />

191


Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit/Streetwork Baden-Württemberg (2005): Was<br />

leistet Mobile Jugendarbeit? Ein Portrait Mobiler Jugendarbeit in Baden-Württemberg,<br />

www.lag-mobil.de (21.08.2010)<br />

Landesjugendring (LJR) Niedersachsen e.V. (2011): Juleica.de – das Online-Portal r<strong>und</strong> um die<br />

Jugendleiter/in Card. www.juleica.de (30.03.2011)<br />

Landesvereinigung Kulturelle Jugendarbeit (LKJ) e.V. NRW (2000): Jugendkulturarbeit auf dem<br />

Prüfstand. Sind wir gut? Bericht zum Wirksamkeitsdialog in der kulturellen Jugendarbeit.<br />

Dortm<strong>und</strong><br />

Landesvereinigung Kulturelle Jugendarbeit (LKJ) e.V. NRW (2001): Jugendkulturarbeit auf dem<br />

Prüfstand. Sind wir gut? Bericht zum Wirksamkeitsdialog in der kulturellen Jugendarbeit/Teil II.<br />

Fortschreibung 2000. Dortm<strong>und</strong><br />

Landesvereinigung Kulturelle Jugendarbeit (LKJ) e.V. NRW (2006): Jugendkulturarbeit auf dem<br />

Prüfstand. Sind wir gut? Bericht zum Wirksamkeitsdialog in der kulturellen Jugendarbeit/Teil<br />

III. Dortm<strong>und</strong><br />

Landschaftsverband Rheinland Landesjugendamt (LVR)/Landschaftsverband Westfalen-Lippe<br />

Landesjugendamt (LWL) (Hrsg.) (2010): Entwicklungslinien der offenen Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit.<br />

Bef<strong>und</strong>e der 4. Strukturdatenerhebung zum Berichtsjahr 2008 für Nordrhein-Westfalen.<br />

Münster/Köln<br />

Lehmann, Rainer H./Peek, Rainer (1997): Aspekte der Lernausgangslage von Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schülern der fünften Klassen an Hamburger Schulen. Bericht über die Untersuchung im September<br />

1996 (unveröffentlichter Forschungsbericht). Hamburg<br />

Lehmann, Tobias/Mecklenburg, Katharina (2006): Jugendverbände als biografisch bedeutsame<br />

Lebensorte. Baltmannsweiler<br />

Leichsenring, Hannah/Sippel, Sonia/Hachmeister, Cort-Denis (2010): CHE QUEST – Ein Fragebogen<br />

zum Adaptionsprozess zwischen Studierenden <strong>und</strong> Hochschule. Version 3.0. Konstruktion<br />

<strong>und</strong> Validierung. www.che.de/downloads/QUEST_Beschreibung_Vers_3_0.pdf (21.02.2011)<br />

Leuze, Katrin (2010): Interne Arbeitsmärkte <strong>und</strong> die Karrieremobilität von Akademikerinnen <strong>und</strong><br />

Akademikern in Deutschland <strong>und</strong> Großbritannien. Beiträge zur Hochschulforschung, H. 4,<br />

S. 24–48<br />

Lex, Tilly/Geier, Boris (2010): Übergangssystem in der beruflichen Bildung: Wahrnehmung einer<br />

zweiten Chance oder Risiken des Ausstiegs? In: Bosch, Gerhard/Krone, Sirikit/Langer, Dirk<br />

(Hrsg): Das Berufsbildungssystem in Deutschland. Aktuelle Entwicklungen <strong>und</strong> Standpunkte.<br />

Wiesbaden, S. 165–187<br />

Schier, Friedel (2011): Bessere Chancen für volle berufliche Qualifizierung – Junge Leute profitieren<br />

vom demografischen Wandel. Pressemitteilung BIBB, 11.11.2010<br />

Lindner, Werner (Hrsg.) (2008): Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit wirkt. Aktuelle <strong>und</strong> ausgewählte Evaluationsergebnisse<br />

der Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit. Wiesbaden<br />

Lüders, Christian/Behr-Heintze, Andrea (2009): Außerschulische Jugendbildung. In: Tippelt, Rudolf/Schmidt,<br />

Bernhard (Hrsg.): Handbuch Bildungsforschung. 2. Aufl. Wiesbaden, S. 445–466<br />

Meinhardt, Rolf (2010): Studienprobleme von BildungsinländerInnen <strong>und</strong> Unterstützungsangebote<br />

durch HochschullotsInnen. Ergebnisse einer empirischen Pilotstudie. In: Migration <strong>und</strong> Soziale<br />

Arbeit, H. 1, S. 19-25<br />

Meinhardt, Rolf/Zittlau, Birgit (2009): BildungsinländerInnen an deutschen Hochschulen am Beispiel<br />

der Universität Oldenburg. Eine empirische Studie zu den erfolgshemmenden Faktoren<br />

im Studienverlauf <strong>und</strong> Empfehlungen zur Verbesserung der Studienleistungen durch HochschullotsInnen.<br />

Oldenburg<br />

Ministerium für Generationen, Familie, Frauen <strong>und</strong> Integration des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

(MGFFI) (Hrsg.) (2006): Entwicklungslinien der Offenen Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit – Bef<strong>und</strong>e<br />

zur dritten Strukturdatenerhebung zum Berichtsjahr 2004 für Nordrhein-Westfalen. Dortm<strong>und</strong><br />

Ministerium für Schule, Jugend <strong>und</strong> Kinder des Landes Nordrhein-Westfalen (MSJK) (Hrsg.)<br />

(2004): Die Offene Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit in Nordrhein-Westfalen – Bef<strong>und</strong>e der zweiten<br />

Strukturdatenerhebung zum Berichtsjahr 2002. Düsseldorf<br />

Müller, Burkhard (2007): Der pädagogische Auftrag der Jugendarbeit <strong>und</strong> die sozialpädagogische<br />

Verantwortung der Schule. In: Zeller, Maren (Hrsg.): Die sozialpädagogische Verantwortung<br />

der Schule. Baltmannsweiler, S. 99–118<br />

Müller, Burkhard/Schmidt, Susanne/Schulz, Marc (2005): Wahrnehmen können. Jugendarbeit <strong>und</strong><br />

informelle Bildung. Freiburg<br />

Nold, Daniela (2010): Sozioökonomischer Status von Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern 2008. Ergebnisse<br />

des Mikrozensus. In: Wirtschaft <strong>und</strong> Statistik, H. 2, S. 138–149<br />

OECD (2010): International Migration Outlook: SOPEMI 2010. OECD Publishing. Paris<br />

Otyakmaz, Berrin Özlem (2003): Lebenswelten jugendlicher Migrantinnen – Konsequenzen für die<br />

interkulturelle Mädchenarbeit. In LAG Mädchenpolitik Baden-Württemberg (Hrsg.): Reader zur<br />

Arbeit mit Mädchen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>. Stuttgart, S. 8–17<br />

Peucker, Christian (2010): Mut zur interkulturellen Öffnung!? Ergebnisse einer b<strong>und</strong>esweiten<br />

Erhebung bei Jugendverbänden. In: deutsche jugend, 58. Jg., H. 12, S. 531–539<br />

192


Picot, Sibylle/Sozialwissenschaftliche Projekte (2011): Jugend in der Zivilgesellschaft. Freiwilliges<br />

Engagement Jugendlicher von 1999 bis 2009. Gütersloh<br />

Pothmann, Jens/Sass, Erich (2011): Juleica-Report 2011. Lebenslagen <strong>und</strong> Engagement von<br />

Jugendleiterinnen <strong>und</strong> Jugendleitern. Berlin<br />

Powell, Justin J.W/Wagner, Sandra J. (2002): Zur Entwicklung der Überrepräsentanz von Migrantenjugendlichen<br />

an Sonderschulen in der BRD seit 1991. In: Gemeinsam Leben 10. Jg., H. 2,<br />

S. 66–71<br />

Pressemitteilung des Deutschen Studentenwerks vom 03.11.2010. www.studentenwerke.de/<br />

presse/2010/031110a.pdf (30.03.2011)<br />

Rätzsch-Heinisch, Regina/Schröer, Wolfgang/Wolff, Mechthild (Hrsg.) (2009): Lehrbuch Kinder-<br />

<strong>und</strong> Jugendhilfe – Gr<strong>und</strong>lagen, Handlungsfelder, Strukturen. Weinheim/München<br />

Rauschenbach, Thomas (2009): Zukunftschance Bildung. Familie, Jugendhilfe <strong>und</strong> Schule in<br />

neuer Allianz. Weinheim/München<br />

Rauschenbach, Thomas/Bien, Walter (Hrsg.) (2012): Aufwachsen in Deutschland. AID:A – Der<br />

neue DJI-Survey. Weinheim/Basel<br />

Reimer, David/Steffen Schindler (2010): Soziale Ungleichheit <strong>und</strong> differenzierte Ausbildungsentscheidungen<br />

beim Übergang zur Hochschule. In: Becker, Birgit/Reimer, David (Hrsg.): Vom<br />

Kindergarten bis zur Hochschule. Die Generierung von ethnischen <strong>und</strong> sozialen Disparitäten in<br />

der Bildungsbiographie. Wiesbaden, S. 251–283<br />

Richter, Helmut/Jung, Michael/Riekmann, Wibke (2007): Jugendverbandsarbeit in der Großstadt.<br />

Perspektiven von Mitgliedschaft <strong>und</strong> Ehrenamt am Beispiel der Jugendfeuerwehr Hamburg.<br />

Hamburg<br />

Richter, Helmut/Buddeberg, Klaus/Richter, Elisabeth/Riekmann, Wibke (2008): Jugendverbandsarbeit<br />

auf dem Lande. Perspektiven für Mitgliedschaft <strong>und</strong> Ehrenamt am Beispiel Schleswig-<br />

Holstein. Langfassung. Kiel<br />

Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration <strong>und</strong> Migration (SVR) (2010): Einwanderungsgesellschaft<br />

2010. Jahresgutachten 2010 mit Migrationsbarometer. Berlin<br />

Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration <strong>und</strong> Migration (SVR) (2011): Migrationsland<br />

2011. Jahresgutachten 2011 mit Migrationsbarometer. Berlin<br />

Santen, Eric van (2010): Weniger Jugendliche, weniger Jugendarbeit? Demografische Veränderung<br />

als Herausforderung für die Jugendarbeit. In: deutsche Jugend. 58. Jg., H. 4, S. 167–177<br />

Schauenberg, Magdalena/Ditton, Hartmut (2005): Zur Reproduktion von Bildungsungleichheit beim<br />

Übertritt auf weiterführende Schulen. In: Rehberg, Karl-Siegbert (Hrsg.): Soziale Ungleichheit<br />

– Kulturelle Unterschiede. Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für<br />

Soziologie in München 2004. Frankfurt<br />

Schmidt, Daniel (2008): Die neue Berufsbildungsstatistik ab 2007: Erweiterte Möglichkeiten für<br />

eine Analyse der dualen Berufsausbildung. In: Wirtschaft <strong>und</strong> Statistik 60/11, S. 982–992<br />

Schmidt, Werner/Hartmann-Tews, Ilse/Brettschneider, Wolf-Dietrich (2009): Erster Deutscher<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendsportbericht. 3. Aufl., Schorndorf<br />

Schöngen, Klaus (2003): Ausbildungsvertrag gelöst = Ausbildung abgebrochen? Ergebnisse einer<br />

Befragung. In: Berufsbildung in Wissenschaft <strong>und</strong> Praxis 32/5, S. 35–39<br />

Seckinger, Mike/Pluto, Liane/Peucker, Christian/Gadow, Tina (2009): DJI-Jugendverbandserhebung.<br />

Bef<strong>und</strong>e zu Strukturmerkmalen <strong>und</strong> Herausforderungen. München<br />

Seckinger, Mike/Pluto, Liane/Peucker, Christian/Gadow, Tina (2012): Jugendringe – Kristallisationskerne<br />

der örtlichen Jugendarbeit. München (im Erscheinen)<br />

Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, Dokumentations- <strong>und</strong> Bildungsinformationsdienst (Hrsg.) (2009): Gr<strong>und</strong>struktur<br />

des Bildungswesens in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, IVC/Statistik (2010a): Sonderpädagogische Förderung in allgemeinen Schulen<br />

(ohne Förderschulen) 2009/2010. Berlin, 22.12.2010<br />

Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, IVC/Statistik (2010b): Sonderpädagogische Förderung in Förderschulen (Sonderschulen)<br />

2009/2010. Berlin, 22.12.2010<br />

Settelmeyer, Anke/Erbe, Jessica (2010): Migrationshintergr<strong>und</strong>. Zur Operationalisierung des Begriffs<br />

in der Berufsbildungsforschung. Wissenschaftliches Diskussionspapier 112, B<strong>und</strong>esinstitut<br />

für Berufsbildung. Bonn<br />

Siegert, Manuel (2009): Berufliche <strong>und</strong> akademische Ausbildung von Migranten in Deutschland.<br />

In: B<strong>und</strong>esamt für Migration <strong>und</strong> Flüchtlinge (Hrsg.): Working Paper 22 der Forschungsgruppe<br />

des B<strong>und</strong>esamtes aus der Reihe „Integrationsreport“, Teil 5<br />

Spiewak, Martin (2007): Die klugen Migranten. Artikel in „Zeit online“ vom 05. Juli 2007.<br />

www.zeit.de/2007/28/Migrantenstudenten (30.03.2011)<br />

193


Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland (KMK)<br />

(Hrsg.) (2009a): Das Bildungswesen in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland 2008: Darstellung der<br />

Kompetenzen, Strukturen <strong>und</strong> bildungspolitischen Entwicklungen für den Informationsaustausch<br />

in Europa. Bonn<br />

Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland (KMK)<br />

(Hrsg.) (2009b): Weiterentwicklung des Bologna-Prozesses. Beschluss der 327. Kultusministerkonferenz<br />

am 15.10.2009<br />

www.kmk.org/presse-<strong>und</strong>-aktuelles/meldung/weiterentwicklung-des-bologna-prozesses.html<br />

(22.02.2011)<br />

Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland (KMK)<br />

(2010a): Ländergemeinsame Strukturvorgaben für die Akkreditierung von Bachelor- <strong>und</strong> Masterstudiengängen.<br />

Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 10.10.2003 i.d.F. vom<br />

04.02.2010<br />

www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2003/2003_10_10-<br />

Laendergemeinsame-Strukturvorgaben.pdf (30.03.2011)<br />

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(2010b): Rahmenvorgaben für die Einführung von Leistungspunktsystemen <strong>und</strong> die Modularisierung<br />

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22.10.2010<br />

www.akkreditierungsrat.de/fileadmin/Seiteninhalte/Dokumente/kmk/KMK_041022_Leistungspunktsysteme.pdf<br />

(30.03.2011)<br />

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Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2007): Bildung <strong>und</strong> Kultur. Berufliche Bildung. Fachserie 11, Reihe 2,<br />

Wiesbaden<br />

Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2009a): Bildung <strong>und</strong> Kultur. Ausbildungsförderung nach dem B<strong>und</strong>esausbildungsförderungsgesetz<br />

(BAföG), Fachserie 11 Reihe 7, Wiesbaden<br />

Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2009b): Statistiken der Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfe. Maßnahmen der Jugendarbeit<br />

2008. Wiesbaden<br />

Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2009c): Hochschulstandort Deutschland. Wiesbaden<br />

Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2009d): Bildung <strong>und</strong> Kultur. Nichtmonetäre hochschulstatistische Kennzahlen<br />

1980-2008. Fachserie 11, Reihe 4.3.1. Wiesbaden<br />

Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010): Übersicht über die Schulartengliederung <strong>und</strong> institutionelle Zuordnung<br />

in den Statistiken der allgemeinen Schulen, Schuljahr 2009/10. In: Fachserie 11, Reihe<br />

1, 2009/10. Wiesbaden<br />

Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010a): Bevölkerung mit Migrationshintergr<strong>und</strong> – Ergebnisse des Mikrozensus<br />

2009. Fachserie 1, Reihe 2.2. Wiesbaden<br />

Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010b): Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Schuljahr<br />

2009/10. Fachserie 11, Reihe 1. Wiesbaden<br />

Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010c): Bildung <strong>und</strong> Kultur. Prüfungen an Hochschulen 2009. Fachserie<br />

11, Reihe 4.2. Wiesbaden<br />

Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010d): Bildung <strong>und</strong> Kultur. Studierende an Hochschulen Wintersemester<br />

2009/2010. Fachserie, 11 Reihe 4.1. Wiesbaden<br />

Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010e): Bildung <strong>und</strong> Kultur: Berufliche Schulen Schuljahr 2009/2010.<br />

Fachserie 11, Reihe 2. Wiesbaden<br />

Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010f): Bildung <strong>und</strong> Kultur: Berufliche Bildung 2009. Fachserie 11,<br />

Reihe 3. Wiesbaden<br />

Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010g): Hochschulen auf einen Blick. Wiesbaden<br />

Statistisches B<strong>und</strong>esamt (destatis)/Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen<br />

(GESIS)/Zentrum für Sozialindikatorenforschung/Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung<br />

(WZB) (Hrsg.) (2008): Datenreport 2008. Ein Sozialbericht für die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

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The Boston Consulting Group (Hrsg.) (2009): Standortfaktor Bildungsintegration. Bildungschancen<br />

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194


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Thole, Werner (2000): Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit. Eine Einführung. Weinheim/München<br />

Thomas, Alexander/Chang, Celine/Abt, Heike (2007): Erlebnisse, die verändern. Langzeitwirkungen<br />

der Teilnahme an internationalen Jugendbegegnungen. Göttingen<br />

Tillmann, Klaus-Jürgen (2007): Kann man in heterogenen Lerngruppen alle Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler fördern? Der Blick der Bildungsforschung in das Regelschulsystem. Vortrag auf dem<br />

Symposium des VdS auf der DIDACTA am 1.3.2007 in Köln<br />

Tinto, Vincent (1993): Leaving College: Rethinking the Causes and Cures of Student Attrition.<br />

Second Edition. Chicago<br />

Tossmann, Peter/Tensil, Marc-Dennan/Jonas, Benjamin (2007): Evaluation der Streetwork <strong>und</strong> der<br />

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Neuerungen der Berufsbildungsstatistik aus 2007 ermöglichen erstmals genauere Berechnung<br />

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www.bibb.de/dokumente/pdf/a21_ausweitstat_informationsbeitrag-uhlygericke_neuberechnung<br />

-ausbildungsbeteiligungsquote-2010.pdf (13.03.2011)<br />

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der Berufsausbildung verdrängt? BWP 35, S. 51–55<br />

Uhly, Alexandra/Gericke, Naomi/Lohmüller, Lydia/ Arenz, Ute M. (2010): Schaubilder zur Berufsausbildung<br />

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2010, BIBB<br />

www.bibb.de/dokumente/pdf/schaubilder_gesamtausgabe _2010.pdf (17.03.2011)<br />

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BWPSpezial<br />

Ulrich, Joachim Gerd/Granato, Mona (2006): “Also, was soll ich noch machen, damit die mich<br />

nehmen?“ Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> ihre Ausbildungschancen. In: Friedrich-<br />

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Wirringa, Mareke (2010): <strong>Schulische</strong>r Abstieg: Wie Jugendliche die Ursachen sehen (Bildung <strong>und</strong><br />

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Wolf, Christof (1995): Sozio-ökonomischer Status <strong>und</strong> berufliches Prestige: Ein kleines Kompendium<br />

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195


Verzeichnis der Tabellen <strong>und</strong> Abbildungen<br />

Verzeichnis der Tabellen im Text<br />

Tabelle 1: Verwendete Datenquellen im Kapitel Schule nach zentralen<br />

Merkmalen 17<br />

Tabelle 2: Verwendete Datenquellen im Kapitel Berufliche Ausbildung<br />

nach zentralen Merkmalen 62<br />

Tabelle 3: Teilnahmen an Abschlussprüfungen in der beruflichen Aus-<br />

bildung <strong>und</strong> Prüfungserfolg nach Staatsangehörigkeit <strong>und</strong><br />

Geschlecht, 2009 81<br />

Tabelle 4: Verwendete Datenquellen im Kapitel Studium nach zentralen<br />

Merkmalen 94<br />

Tabelle 5: Studierende nach Art der Hochschulzugangsberechtigung in<br />

Abhängigkeit vom Migrationsstatus im Sommersemester<br />

2009 (in %) 100<br />

Tabelle 6: Die am stärksten vertretenen Herkunftsländer der Studie-<br />

renden nach Migrationsstatus (in %) 112<br />

Tabelle 7: Studienabbruchquote 1 der Bildungsinländer/innen an deut-<br />

schen Hochschulen nach Geschlecht <strong>und</strong> den wichtigsten<br />

Herkunftsländern, Bezugsgruppe Absolventen 2008 (in %) 114<br />

Tabelle 8: Studierende nach Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Inanspruch-<br />

nahme der hauptsächlichen Finanzierungsquellen 2009 117<br />

Tabelle 9: Beschäftigungssuche <strong>und</strong> Einkommen von<br />

Studienabsolventinnen/-absolventen mit <strong>und</strong> ohne<br />

Migrationserfahrung ca. 1,5 Jahre nach dem Abschluss<br />

(arithmet. Mittelwert) 127<br />

Tabelle 10: Verwendete Datenquellen im Kapitel Jugendarbeit nach<br />

zentralen Merkmalen 137<br />

Tabelle 11: Anteil der Jugendverbände mit Mitgliedern/Teilnehmern,<br />

Ehrenamtlichen, Vorständen <strong>und</strong> Hauptamtlichen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> in Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland (in %) 143<br />

Tabelle 12: Jugendverbände nach dem Anteil von Migranten unter den<br />

Mitgliedern in Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland (in %) 143<br />

Tabelle 13: Vereinsmitgliedschaft von Jugendlichen in der Stadt <strong>und</strong><br />

auf dem Land nach Migrationshintergr<strong>und</strong> (in %) 148<br />

Verzeichnis der Abbildungen im Text<br />

Abbildung 1: Jugendliche im Alter von 15 bis unter 25 Jahren nach<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>, Migrationserfahrung <strong>und</strong><br />

Staatsangehörigkeit im Jahr 2009 (in %) 12<br />

Abbildung 2: Schüler/innen an allgemeinbildenden Schulen nach Schul-<br />

arten <strong>und</strong> Staatsangehörigkeit, Schuljahr 2009/10 (in %) 20<br />

196


Abbildung 3: Schüler/innen nach besuchter Schulart 1 <strong>und</strong> Migrations-<br />

hintergr<strong>und</strong>, 2009 (in %) 21<br />

Abbildung 4: Anteile ausländischer Schüler/innen an allen Schülern/<br />

Schülerinnen nach B<strong>und</strong>esländern im Schuljahr<br />

2009/10 (in %) 22<br />

Abbildung 5: Ausländische Schüler/innen nach Herkunftsregionen<br />

2003 bis 2009 (abs.) 23<br />

Abbildung 6: Anteile der Schüler/innen mit Gymnasialempfehlung <strong>und</strong><br />

tatsächlichem Übergang auf das Gymnasium nach<br />

Migrationsstatus (in %) 24<br />

Abbildung 7: Ausländische <strong>und</strong> deutsche Schüler/innen im Sek<strong>und</strong>ar-<br />

bereich nach Schularten im Schuljahr 2009/10 (in %) 26<br />

Abbildung 8: Schüler/innen im Sek<strong>und</strong>arbereich nach Staatsangehörig-<br />

keit <strong>und</strong> Schularten im Schuljahr 2009/10 (in %) 27<br />

Abbildung 9: Prozentuale Veränderung des Schulbesuchs von deutschen<br />

<strong>und</strong> ausländischen Schülern/Schülerinnen an allgemein-<br />

bildenden Schulen zwischen 1992 <strong>und</strong> 2008 28<br />

Abbildung 10:Deutsche <strong>und</strong> ausländische Schüler/innen im Sek<strong>und</strong>ar-<br />

bereich I im gesamten B<strong>und</strong>esgebiet nach Schularten,<br />

Schuljahr 2009/10 (in %) 29<br />

Abbildung 11:Deutsche <strong>und</strong> ausländische Schüler/innen im Sek<strong>und</strong>ar-<br />

bereich I in Berlin, Hamburg <strong>und</strong> Bremen nach Schularten,<br />

Schuljahr 2009/10 (in %) 30<br />

Abbildung 12:Deutsche <strong>und</strong> ausländische Schüler/innen im Sek<strong>und</strong>ar-<br />

bereich I in den westlichen B<strong>und</strong>esländern (ohne Stadt-<br />

staaten) nach Schularten, Schuljahr 2009/10 (in %) 31<br />

Abbildung 13:Deutsche <strong>und</strong> ausländische Schüler/innen im Sek<strong>und</strong>ar-<br />

bereich I in den östlichen B<strong>und</strong>esländern nach Schularten,<br />

Schuljahr 2009/10 (in %) 32<br />

Abbildung 14:Anteil der Ausländer/innen an allen Absolventinnen/Absol-<br />

venten im Schuljahr 2009/10 nach Abschlussarten (in %) 34<br />

Abbildung 15:Schulabgänger/innen 1 des Abgangsjahres 2009 nach<br />

Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> Abschlussarten (in % der<br />

ausländischen bzw. deutschen Schulabgänger/innen) 35<br />

Abbildung 16:Anteile <strong>und</strong> Veränderung der Anteile ausländischer <strong>und</strong><br />

deutscher Schulabgänger/innen ohne Hauptschulabschluss<br />

in den Jahren 1992, 1999, 2009 nach Geschlecht (in %) 36<br />

Abbildung 17:Anteile <strong>und</strong> Veränderung der Anteile ausländischer <strong>und</strong><br />

deutscher Schulabgänger/innen mit Hauptschulabschluss<br />

in den Jahren 1992, 1999, 2009 nach Geschlecht (in %) 37<br />

Abbildung 18:Anteile <strong>und</strong> Veränderung der Anteile ausländischer <strong>und</strong><br />

deutscher Schulabgänger/innen mit Realschulabschluss<br />

in den Jahren 1992, 1999, 2009 nach Geschlecht (in %) 38<br />

Abbildung 19:Anteile <strong>und</strong> Veränderung der Anteile ausländischer <strong>und</strong><br />

deutscher Schulabgänger/innen mit Fachhochschulreife<br />

in den Jahren 1992, 1999, 2009 nach Geschlecht (in %) 39<br />

197


Abbildung 20:Anteile <strong>und</strong> Veränderung der Anteile ausländischer <strong>und</strong> deutscher<br />

Schulabgänger/innen mit Allgemeiner Hochschulreife<br />

in den Jahren 1992, 1999, 2009 nach Geschlecht (in %) 40<br />

Abbildung 21:Schulabschlüsse 25- bis unter 35-Jähriger nach Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

1 , Migrationsstatus <strong>und</strong> Geschlecht, 2009 (in %) 43<br />

Abbildung 22:Abitur/Gymnasiumsbesuch 11- bis 17-Jähriger nach Bildung<br />

der Eltern, Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Migrantengeneration<br />

(in %) 45<br />

Abbildung 23:Ausländische <strong>und</strong> deutsche Schüler/innen an Förderschulen<br />

nach Förderschwerpunkten im Schuljahr 2009/10 (in %) 46<br />

Abbildung 24:Förderschulbesuchsquoten nach ausgewählten Nationalitäten,<br />

2008 (in %) 47<br />

Abbildung 25:Ausländische <strong>und</strong> deutsche Integrationsschüler/innen an<br />

allgemeinbildenden Schulen nach Förderschwerpunkten im<br />

Schuljahr 2009/10 (in %) 48<br />

Abbildung 26:Ausländische <strong>und</strong> deutsche Integrationsschüler/innen an<br />

allgemeinbildenden Schulen nach Schularten im Schuljahr<br />

2009/10 (in %) 49<br />

Abbildung 27:Zustimmung zur Aussage „Das Wichtigste in der Schule<br />

sind für mich die Noten <strong>und</strong> Zeugnisse“ (in %) 50<br />

Abbildung 28:Häufigkeit, mit der schon einmal eine Klasse wiederholt<br />

wurde (in %) 51<br />

Abbildung 29:Ausländische voll- <strong>und</strong> teilzeitbeschäftigte Lehrkräfte <strong>und</strong><br />

ausländische Schüler/innen nach B<strong>und</strong>esländern, Schuljahr<br />

2009/2010 (in %) 52<br />

Abbildung 30:Lehrkräfte an deutschen Schulen nach Staatsangehörigkeit 1<br />

im Schuljahr 2009/10 (absolut) 53<br />

Abbildung 31:Deutsche <strong>und</strong> ausländische Anfänger/innen 1 nach Sektoren,<br />

2009 (in %) 65<br />

Abbildung 32:Verteilung der Anfänger/innen auf die Sektoren* des<br />

beruflichen Ausbildungssystems nach Staatsangehörigkeit,<br />

2009 (in %) 66<br />

Abbildung 33:Anteil der nicht studienberechtigten Jugendlichen in vollqualifizierender<br />

beruflicher Ausbildung bzw. im Übergangssystem<br />

nach Migrationshintergr<strong>und</strong> bis zu 3 Jahre nach<br />

dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule (in %) 67<br />

Abbildung 34:Anteil der Hauptschüler/innen, die eine berufliche<br />

Ausbildung anstrebten bzw. erreichten, nach Geschlecht<br />

<strong>und</strong> Migrationsteilgruppen (in %) 69<br />

Abbildung 35:Zahl der ausländischen Auszubildenden <strong>und</strong> Ausländeranteil<br />

an allen Auszubildenden, Deutschland, 1999–2009 71<br />

Abbildung 36:Anteile ausländischer Auszubildender an allen Auszubildenden<br />

der verschiedenen B<strong>und</strong>esländer nach<br />

Geschlecht, 2009 (in %) 72<br />

Abbildung 37:Ausländeranteil an allen Auszubildenden nach<br />

Zuständigkeitsbereichen 1 , 1999–2000 (in %) 73<br />

Abbildung 38:Deutsche <strong>und</strong> ausländische Auszubildende nach<br />

Zuständigkeitsbereichen, 2009 (in %) 74<br />

198


Abbildung 39:Ausländeranteil nach Berufsgruppen, 2006 <strong>und</strong> 2009<br />

(in % aller Auszubildenden) 74<br />

Abbildung 40:Ausbildungsbeteiligungsquoten (Berechnungsweise 2) nach<br />

Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> Geschlecht, 1993–2008 (in %) 76<br />

Abbildung 41:Ausbildungsbeteiligungsquoten (Berechnungsweise 1) nach<br />

Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> Geschlecht, 2007–2009 (in %) 77<br />

Abbildung 42:Vorzeitige Vertragslösungen nach Staatsangehörigkeit<br />

<strong>und</strong> Zeitpunkt der Lösung, 2009 (in %) 79<br />

Abbildung 43:Ausländeranteil an bestehenden Ausbildungsverträgen<br />

<strong>und</strong> vorzeitigen Vertragslösungen nach B<strong>und</strong>esländern,<br />

2009 (in %) 80<br />

Abbildung 44:Erfolgsquoten 1 nach Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esland,<br />

2009 (in %) 82<br />

Abbildung 45:Erfolgsquoten nach Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esland,<br />

2009 (in %) 83<br />

Abbildung 46:Berufliche Bildungsabschlüsse 25- bis unter 35-Jähriger<br />

nach Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Art des Bildungsabschlusses,<br />

2009 (in % der altersentsprechenden Bevölkerung 1<br />

<strong>und</strong> der Personen gleichen Alters <strong>und</strong> Migrationsstatus<br />

mit beruflichem Bildungsabschluss) 85<br />

Abbildung 47:Studienberechtigtenquoten für ausländische <strong>und</strong> deutsche<br />

Schulabsolventen/-absolventinnen, 2000–2009 (in %) 97<br />

Abbildung 48:Studienberechtigtenquoten für ausländische Schulabsolventen/-absolventinnen,<br />

2000–2009<br />

(Index: 2000 = 0; in %) 98<br />

Abbildung 49:Art der Hochschulzugangsberechtigung für ausländische<br />

<strong>und</strong> deutsche Studienberechtigte, 2009 (in %) 99<br />

Abbildung 50:Studienberechtigtenquote 2009 für ausländische<br />

Schulabgänger/innen nach B<strong>und</strong>esländern (in %) 101<br />

Abbildung 51:Ausbildungsgänge von 18- bis 25-jährigen Studienberechtigten<br />

mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> nach Geschlecht,<br />

2009 (in %) 103<br />

Abbildung 52:Ausbildungsgänge von 18- bis 25-jährigen Studienberechtigten<br />

mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> nach Migrantengeneration,<br />

2009 (in %) 104<br />

Abbildung 53:Anzahl Studierender mit ausländischer Staatsangehörigkeit,<br />

Wintersemester 2000–2010 (abs.) 105<br />

Abbildung 54:Prozentuale Veränderung der b<strong>und</strong>esweiten Studierendenzahlen,<br />

2000–2010 106<br />

Abbildung 55:Studierende im Erststudium nach Migrationsstatus,<br />

2009 (in %) 108<br />

Abbildung 56:Studierende nach Migrationsstatus <strong>und</strong> sozialer Herkunft,<br />

Erststudium (in %) 109<br />

Abbildung 57:Anteil der Bildungsinländer/innen an allen Studierenden<br />

nach B<strong>und</strong>esländern, Wintersemester 2008/2009 (in %) 111<br />

Abbildung 58:Studienabbruchquoten 1 der Bildungsinländer/innen <strong>und</strong><br />

deutschen Studierenden an deutschen Hochschulen nach<br />

Geschlecht <strong>und</strong> Absolventenjahrgängen (in %) 113<br />

199


Abbildung 59:Studierende nach Migrationshintergr<strong>und</strong> – Zusammen-<br />

setzung der monatlichen Einnahmen nach Finanzierungs-<br />

quellen, 2009 (Anteil je Finanzierungsquelle in %) 116<br />

Abbildung 60:Ausländische BAföG-Geförderte nach den 10 am stärksten<br />

vertretenen Herkunftsregionen, 2009 (abs.) 117<br />

Abbildung 61:Veränderung der b<strong>und</strong>esweiten Absolventenzahlen<br />

(Index: 2000 = 0) <strong>und</strong> Anteil der Bildungsinländer/innen<br />

an allen Absolventen (in %), 2000–2009 118<br />

Abbildung 62:Absolventen/Absolventinnen im Prüfungsjahr 2009 nach<br />

Hochschularten <strong>und</strong> Geschlecht (in %) 119<br />

Abbildung 63:Bestandene Prüfungen nach Staatsangehörigkeit <strong>und</strong><br />

Fächergruppen, Prüfungsjahr 2009 120<br />

Abbildung 64:Entwicklung der Bildungsinländer-Absolventenzahlen<br />

nach Fächergruppen, 2000 bis 2009 (abs.) 122<br />

Abbildung 65:Anteil der Bildungsinländer/innen an Absolventinnen/<br />

Absolventen im jeweiligen B<strong>und</strong>esland 1 im Prüfungsjahr<br />

2009 (in %) 123<br />

Abbildung 66:Anteil der Bildungsinländer-Absolventen/-Absolventinnen<br />

im Prüfungsjahr 2009 nach den 10 am stärksten vertre-<br />

tenen Herkunftsländern (in %) 123<br />

Abbildung 67:Verbleib von Hochschulabsolventen/-absolventinnen mit<br />

<strong>und</strong> ohne Migrationserfahrung ca. 1,5 Jahre nach dem<br />

Abschluss (in %) 126<br />

Abbildung 68:Beruflicher Erfolg von Hochschulabsolventinnen/-absol-<br />

venten mit <strong>und</strong> ohne Migrationserfahrung ca. 1,5 Jahre<br />

nach dem Abschluss (in %) 127<br />

Abbildung 69:Die im Jugend-Migrationsreport verwendeten Studien zur<br />

Jugendarbeit nach Handlungsfeldern (abs.) 136<br />

Abbildung 70:Durchschnittlicher Anteil der Jugendverbände, die sich<br />

überwiegend an Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

richten (in %) 142<br />

Abbildung 71:Aktivität in Gruppen, Vereinen, Verbänden oder<br />

Organisationen nach Migrationshintergr<strong>und</strong> (in %) 144<br />

Abbildung 72:Aktivität in Gruppen, Vereinen, Verbänden oder Organi-<br />

sationen nach Bereich <strong>und</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> (in %) 145<br />

Abbildung 73:Aktivität in Gruppen, Vereinen, Verbänden oder Organisa-<br />

tionen nach Geschlecht <strong>und</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> (in %) 146<br />

Abbildung 74:Engagementquote nach Alter, Geschlecht <strong>und</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

(in %) 151<br />

Abbildung 75:Freiwillig Engagierte nach formaler Bildung <strong>und</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

(in %) 151<br />

Abbildung 76:Übernahme von Funktionen in Vereinen, Verbänden,<br />

Gruppen oder Organisationen nach Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> erreichtem oder angestrebtem Schulbesuch (in %) 152<br />

Abbildung 77:Personen mit einer Juleica nach Familiensprache<br />

(N = 24.400) <strong>und</strong> Geburtsland (N = 24.404),<br />

Januar 2010 – Dezember 2010 (in %) 153<br />

200


Abbildung 78:Engagement <strong>und</strong> Engagementbereitschaft<br />

14- bis 24-Jähriger 2004 <strong>und</strong> 2009 nach Migrations-<br />

hintergr<strong>und</strong> (in %) 154<br />

Abbildung 79:Teilnahme an offener Jugendarbeit nach Migrations-<br />

hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Geschlecht (in %) 158<br />

Abbildung 80:Nutzer/innen von Einrichtungen offener Jugendarbeit<br />

nach Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> nach erreichtem bzw.<br />

angestrebtem Schulabschluss (in %) 158<br />

Abbildung 81:Klientel von mobiler Jugendarbeit <strong>und</strong> Streetwork nach<br />

Herkunftsland der Eltern <strong>und</strong> Staatsangehörigkeit (in %) 160<br />

201


Anhang<br />

I. Tabellen- <strong>und</strong> Abbildungen<br />

A. Verzeichnis der Tabellen <strong>und</strong> Abbildungen<br />

im Anhang<br />

Tabelle A-3.1: Studienberechtigte ein halbes Jahr vor Schulabgang:<br />

Bandbreite der Studierneigung nach Migrationshinter-<br />

gr<strong>und</strong> (in %) 206<br />

Tabelle A-3.2: Studienberechtigte ein halbes Jahr nach Schulabgang:<br />

Bandbreite der Studierquote nach Migrationshinter-<br />

gr<strong>und</strong> (in % aller Studienberechtigten) 206<br />

Tabelle A-3.3: Ausländische BAföG-Geförderte 2009 nach dem<br />

Herkunftskontinent 207<br />

Tabelle A-4.1: Zahl der zwischen Oktober <strong>und</strong> Dezember 2010 ausgestellten<br />

Juleicas nach B<strong>und</strong>esländern für Personen mit<br />

<strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> (Geburt im Ausland) 207<br />

Tabelle A-4.2: Personen mit einer Juleica nach Geschlecht <strong>und</strong><br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>, Oktober bis Dezember 2010<br />

(in %) 208<br />

Tabelle A-4.3: Personen mit einer Juleica im Alter von 20 Jahren<br />

<strong>und</strong> älter nach höchstem erreichten Bildungsab-<br />

schluss <strong>und</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> (Geburt in<br />

Deutschland); Oktober bis Dezember 2010 208<br />

Tabelle A-4.4: Möglichkeiten der Mitbestimmung aus Sicht von<br />

Jugendfeuerwehrmitgliedern in % 209<br />

Abbildung A-1.1: Ausländische <strong>und</strong> deutsche Schüler/innen an Abend-<br />

schulen, Schuljahr 2009/10 (in %) 210<br />

Abbildung A-1.2: Schüler/innen an Hauptschulen <strong>und</strong> Gymnasien nach<br />

Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> Geschlecht, Schuljahr<br />

2006/07 (in %) 210<br />

Abbildung A-1.3: Ausländische Schüler/innen im Sek<strong>und</strong>arbereich I<br />

nach Schularten, 1992 bis 2009 (in %) 211<br />

Abbildung A-1.4: Deutsche Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler im Sek<strong>und</strong>ar-<br />

bereich I nach Schularten, 1992 bis 2009 (in %) 211<br />

Abbildung A-1.5: Ausländische <strong>und</strong> deutsche Schüler/innen im<br />

Sek<strong>und</strong>arbereich II nach Schularten, Schuljahr<br />

2009/10 (in %) 212<br />

Abbildung A-1.6: Schulabschlüsse der 18- bis unter 21-jährigen<br />

Bevölkerung ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> nach<br />

sozioökonomischem Status, 2008 (in %) 213<br />

203


Abbildung A-1.7: Schulabschlüsse der 18- bis unter 21-jährigen<br />

Bevölkerung mit Migrationshintergr<strong>und</strong> nach<br />

sozioökonomischem Status, 2008 (in %) 213<br />

Abbildung A-1.8: Abitur 11- bis 32-Jähriger nach Bildung der Eltern,<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Migrantengeneration<br />

(in %) 214<br />

Abbildung A-1.9: Zustimmung zur Aussage "Alles in allem gehe ich<br />

gerne zur Schule" (in %) 214<br />

Abbildung A-1.10: Zustimmung zur Aussage „Die Anforderungen der<br />

Schule sind für mich eine große Belastung“ (in %) 215<br />

Abbildung A-1.11: Zustimmung zur Aussage „Das Lernen für die Schule<br />

fällt mir leicht“ (in %) 215<br />

Abbildung A-2.1: Wahrscheinlichkeit der Einmündung in eine<br />

vollqualifizierende Berufsausbildung –<br />

nichtstudienberechtigte Jugendliche mit <strong>und</strong> ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> 216<br />

Abbildung A-2.2: Wahrscheinlichkeit der Einmündung in eine betriebliche,<br />

außerbetriebliche oder schulische Berufsausbildung<br />

nach Verlassen des allgemeinbildenden Schulsystems<br />

nach Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Geschlecht (in %) 216<br />

Abbildung A-2.3: Wahrscheinlichkeit der Einmündung in eine betriebliche<br />

Berufsausbildung nach Verlassen des allgemeinbilden-<br />

den Schulsystems nach Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Geschlecht (in %) 217<br />

Abbildung A-2.4: Übertrittswahrscheinlichkeit in Ausbildung nach<br />

Herkunft 217<br />

Abbildung A-2.5: Die zehn Ausbildungsberufe mit der höchsten Anzahl<br />

ausländischer Auszubildender im Jahr 2009 (abs.) 218<br />

Abbildung A-2.6: Die zehn Ausbildungsberufe mit der höchsten Anzahl<br />

deutscher Auszubildender im Jahr 2009 (abs.) 218<br />

Abbildung A-2.7: Vertragslösungsquoten nach Zuständigkeitsbereichen<br />

<strong>und</strong> Staatsangehörigkeit im Jahr 2009 (in %) 219<br />

Abbildung A-2.8: Berufliche Bildungsabschlüsse 25- bis unter 35-Jähriger<br />

nach Migrationsstatus <strong>und</strong> Art des Bildungsabschlusses,<br />

2009 (in % der altersentsprechenden Bevölkerung 1 ) 219<br />

Abbildung A-2.9: Berufliche Bildungsabschlüsse 25- bis unter 35-Jähriger<br />

nach Migrationserfahrung <strong>und</strong> Art des Bildungsabschlus-<br />

ses, 2009 (in % der Personen gleichen Alters <strong>und</strong><br />

Migrationsstatus mit beruflichem Bildungsabschluss) 1 220<br />

Abbildung A-3.2: Anteil Bildungsausländer/innen <strong>und</strong> -inländer/innen<br />

an Studierenden, Wintersemester 2000–2010 (in %) 220<br />

Abbildung A-3.3: Deutsche <strong>und</strong> ausländische Studierende nach Hochschularten,<br />

Wintersemester 2009/10 (in %) 221<br />

Abbildung A-3.4: Bildungsinländer/innen nach Hochschulart <strong>und</strong><br />

Geschlecht (abs.) 221<br />

204


Abbildung A-3.5: Alle Studierenden, deutsche Studierende <strong>und</strong><br />

Bildungsinländer/innen nach Fächergruppen, Winter-<br />

semester 2009/10 222<br />

Abbildung A-3.6: Anteil ausländischer Studierender im Wintersemester<br />

2009/10 nach den 10 am stärksten vertretenen<br />

Herkunftsländern (in %) 222<br />

Abbildung A-3.7: Absolventinnen/Absolventen im Prüfungsjahr 2009<br />

nach Studienarten (in %) 223<br />

205


B. Tabellenanhang<br />

Tabelle A-3.1: Studienberechtigte ein halbes Jahr vor Schulabgang:<br />

Bandbreite der Studierneigung nach Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

(in %)<br />

Nicht-Migranten<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Migranten<br />

Studierneigung 1) 2005 2006 2008 2005 2006 2008<br />

Minimum 2) 62 63 51 68 66 53<br />

Maximum 3) 71 75 71 76 77 75<br />

Kein Studium 26 16 27 22 13 23<br />

Keine Vorstellung 3 9 2 2 9 1<br />

1) Ohne Studium an Verwaltungsfachhochschulen <strong>und</strong> Berufsakademien<br />

2) Studienabsicht sicher, wahrscheinlich<br />

3) Einschließlich Studienabsicht unsicher<br />

Quelle: HIS-Studienberechtigtenbefragungen (Heine/Quast 2009)<br />

Tabelle A-3.2: Studienberechtigte ein halbes Jahr nach Schulabgang:<br />

Bandbreite der Studierquote nach Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

(in % aller Studienberechtigten)<br />

Bandbreite der<br />

Studierquote 1)<br />

206<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Ohne MH Mit MH<br />

Jahrgang 2004 2005 2006 2008 2004 2005 2006 2008<br />

Kernquote 70 68 67 71 75 79 72 73<br />

Studienaufnahme bereits<br />

erfolgt<br />

37 42 40 43 40 54 46 47<br />

Studienaufnahme sicher<br />

geplant<br />

33 26 27 28 35 25 25 26<br />

Maximalquote 76 75 74 78 82 83 79 81<br />

Studienaufnahme wahrscheinlich<br />

4 5 4 5 4 3 5 5<br />

Studienaufnahme alternativ<br />

geplant<br />

2 2 2 1 3 0 2 2<br />

Keine Studienaufnahme geplant<br />

24 25 26 22 18 17 21 19<br />

Die Bandbreite der Studierquote erfasst auch den Anteil derjenigen, die sich bezüglich einer Studienaufnahme<br />

noch unsicher sind <strong>und</strong> „wahrscheinlich“ studieren werden bzw. ein Studium „alternativ“ in<br />

Erwägung ziehen (Maximalquote)<br />

1) Studienaufnahme ohne Verwaltungsfachhochschulen, Hochschulen der B<strong>und</strong>eswehr <strong>und</strong> Berufsakademien<br />

Quelle: HIS-Studienberechtigtenbefragungen (Heine u.a. 2010); eigene Darstellung


Tabelle A-3.3: Ausländische BAföG-Geförderte 2009 nach dem<br />

Herkunftskontinent<br />

Herkunftskontinent absolut %<br />

Übriges Europa 17.139 54,2<br />

EU 6.411 20,3<br />

Asien 3.932 12,4<br />

Heimatlos/asylberechtigt 2.077 6,6<br />

Afrika 1.505 4,8<br />

Amerika 515 1,6<br />

Ohne Angaben 212 0,7<br />

Australien <strong>und</strong> Ozeanien 44 0,1<br />

Summe 31.623 100<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2009c; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

Tabelle A-4.1: Zahl der zwischen Oktober <strong>und</strong> Dezember 2010 ausgestellten<br />

Juleicas nach B<strong>und</strong>esländern für Personen mit<br />

<strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> (Geburt im Ausland)<br />

Ohne<br />

MH Mit MH<br />

Insgesamt<br />

Ohne<br />

MH Mit MH<br />

Anzahl absolut Verteilung in %<br />

Sachsen 215 0 215 100,0 0,0<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Schleswig-<br />

397 4 401 99,0 1,0<br />

Holstein<br />

Nordrhein-<br />

510 8 518 98,5 1,5<br />

Westfalen<br />

Mecklenburg-<br />

297 5 302 98,3 1,7<br />

Vorpommern 56 1 57 98,2 1,8<br />

Sachsen-Anhalt 137 3 140 97,9 2,1<br />

Bayern 1126 26 1152 97,7 2,3<br />

Bremen 38 1 39 97,4 2,6<br />

Hessen<br />

Baden-<br />

614 18 632 97,2 2,8<br />

Württemberg 990 30 1020 97,1 2,9<br />

Niedersachsen 1835 55 1890 97,1 2,9<br />

Thüringen 136 4 140 97,1 2,9<br />

Saarland 63 2 65 96,9 3,1<br />

Brandenburg 158 6 164 96,3 3,7<br />

Berlin 257 13 270 95,2 4,8<br />

Hamburg 192 17 209 91,9 8,1<br />

Quelle: Datenbank des Deutschen B<strong>und</strong>esjugendringes zu den Jugendleiterinnen/Jugendleitern mit<br />

einer Juleica (Stand 31.12.2010); Zusammenstellung <strong>und</strong> Berechnung Arbeitsstelle Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfestatistik<br />

(Pothmann/Sass 2011); eigene Darstellung<br />

207


Tabelle A-4.2: Personen mit einer Juleica nach Geschlecht <strong>und</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

Oktober bis Dezember 2010<br />

(in %)<br />

MH = Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Quelle: Datenbank des Deutschen B<strong>und</strong>esjugendringes zu den Jugendleiterinnen/Jugendleitern mit<br />

einer Juleica (Stand 31.12.2010); Zusammenstellung <strong>und</strong> Berechnung Arbeitsstelle Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfestatistik<br />

(Pothmann/Sass 2011); eigene Darstellung<br />

MH = Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Quelle: Datenbank des Deutschen B<strong>und</strong>esjugendringes zu den Jugendleiterinnen/Jugendleitern mit<br />

einer Juleica (Stand 31.12.2010); Zusammenstellung <strong>und</strong> Berechnung Arbeitsstelle Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfestatistik<br />

(Pothmann/Sass 2011); eigene Darstellung<br />

208<br />

Ohne MH Mit MH<br />

Männlich 45,5 42,0<br />

Weiblich 54,5 58<br />

Tabelle A-4.3: Personen mit einer Juleica im Alter von 20 Jahren <strong>und</strong><br />

älter nach höchstem erreichten Bildungsabschluss <strong>und</strong><br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> (Geburt in Deutschland); Oktober<br />

bis Dezember 2010<br />

ohne MH mit MH ohne MH mit MH<br />

Anzahl absolut Verteilung in Spalten-%<br />

Abitur 1033 37 31,6 32,7<br />

Realschule 783 19 24,0 16,8<br />

Fachhochschulreife<br />

Anderer<br />

425 17 13,0 15,0<br />

Bildungsabschluss 139 15 4,3 13,3<br />

Dipl. Uni/Master 203 13 6,2 11,5<br />

Dipl. FH/Bachelor 329 7 10,1 6,2<br />

Hauptschule<br />

Noch kein Schul-<br />

219 2 6,7 1,8<br />

abschluss 5 2 0,2 1,8<br />

Techniker 46 1 1,4 0,9<br />

Meister 82 0 2,5 0,0<br />

Insgesamt 3264 113 100,0 100,0


Tabelle A-4.4: Möglichkeiten der Mitbestimmung aus Sicht von<br />

Jugendfeuerwehrmitgliedern in %<br />

Mitbestimmung großer Einfluss wenig Einfluss kein Einfluss<br />

Aufnahme neuer Mitglieder 68 26 6<br />

Lösung von Problemen in der<br />

Gruppe 48 44 8<br />

Ausschluss von Mitgliedern 42 41 17<br />

Festlegung von Themen <strong>und</strong><br />

Gruppenaktivitäten 41 53 6<br />

Verteilung von Aufgaben 35 53 12<br />

Festlegung von Regeln für die<br />

Gruppe 33 51 16<br />

Festlegung des Ablaufs von<br />

Einsatzübungen 25 52 23<br />

Gestaltung der Website der<br />

JF 1<br />

25 35 41<br />

Anschaffung von Geräten 25 46 30<br />

Gestaltung des<br />

Gruppenraumes 21 46 33<br />

Veranstaltungen auf<br />

Direktions- oder<br />

Landesebene 13 40 48<br />

1 Nur Personen, deren Jugendfeuerwehr (JF) über eine eigene Website verfügt<br />

Aufgr<strong>und</strong> von R<strong>und</strong>ungen ergeben die Zellensummen nicht in allen Fällen genau 100 Prozent<br />

Anordnung in absteigender Reihenfolge der Werte der Kategorie "großer Einfluss"<br />

Quelle: Richter u.a. 2007<br />

209


C. Abbildungsanhang<br />

Abbildung A-1.1: Ausländische <strong>und</strong> deutsche Schüler/innen an Abendschulen,<br />

Schuljahr 2009/10 (in %)<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt: Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Fachserie 11. Reihe<br />

1, Tab. 3.2; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

Abbildung A-1.2: Schüler/innen an Hauptschulen <strong>und</strong> Gymnasien nach<br />

Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> Geschlecht, Schuljahr 2006/07<br />

(in %)<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

17<br />

42<br />

210<br />

57,6 77,0 86,7 93,7<br />

42,4 23,0 13,3 6,3<br />

Abendhauptschulen Abendrealschulen Abendgymnasien Kollegs<br />

13<br />

47<br />

55<br />

11<br />

50<br />

Ausländische Schüler/innen Deutsche Schüler/innen<br />

15<br />

48<br />

14<br />

42<br />

16<br />

44<br />

12<br />

0<br />

J M J M J M J M J M J M J M<br />

Deutschland Serbien/<br />

Italien Türkei Griechenland Polen Russ. Föderation<br />

Montenegro<br />

Hauptschulen Gymnasien<br />

Quelle: B<strong>und</strong>esamt für Migration <strong>und</strong> Flüchtlinge (BAMF) (2008): <strong>Schulische</strong> Bildung von Migranten in<br />

Deutschland, Working Paper 13; eigene Darstellung<br />

39<br />

15<br />

42<br />

22<br />

37<br />

25<br />

33<br />

27<br />

24<br />

35<br />

27<br />

38<br />

19<br />

45


60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Abbildung A-1.3: Ausländische Schüler/innen im Sek<strong>und</strong>arbereich<br />

I nach Schularten, 1992 bis 2009 (in %)<br />

1992 1995 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Quelle. Statistisches B<strong>und</strong>esamt: Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Fachserie 11, Reihe<br />

1, Tab. 4.1.1, Ausländische Schüler/innen 1992 bis 2009 nach Schularten, Bildungsbereichen <strong>und</strong><br />

Ländern; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung.<br />

Abbildung A-1.4: Deutsche Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler im<br />

Sek<strong>und</strong>arbereich I nach Schularten, 1992 bis 2009<br />

(in %)<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Ausländer/innen an Hauptschulen Ausländer/innen an Realschulen<br />

Ausländer/innen an Gymnasien Ausländer/innen an sonstigen Schulen<br />

1992 1995 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Deutsche an Hauptschulen Deutsche an Realschulen<br />

Deutsche an Gymnasien Deutsche an sonstigen Schulen<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt: Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Fachserie 11, Reihe<br />

1, Tab. 3.3; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

211


Abbildung A-1.5: Ausländische <strong>und</strong> deutsche Schüler/innen im<br />

Sek<strong>und</strong>arbereich II nach Schularten,<br />

Schuljahr 2009/10 (in %)<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt: Bildung <strong>und</strong> Kultur. Allgemeinbildende Schulen, Fachserie 11, Reihe<br />

1, Tab. 3.3; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

212<br />

18,6 18,1 9,2 9,1<br />

81,4 81,9 90,8 90,9<br />

Ausländische<br />

Schülerinnen<br />

Ausländische<br />

Schüler<br />

Deutsche<br />

Schülerinnen<br />

Gymnasien Sonstige<br />

Deutsche Schüler


Abbildung A-1.6: Schulabschlüsse der 18- bis unter 21-jährigen Bevölkerung<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> nach sozioökonomischem<br />

Status, 2008 (in %)<br />

Sonst. allg.bild. Schulen = sonstige allgemeinbildende Schulen<br />

Quelle: Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2010): Bildung in Deutschland 2010; Abb. D7-3; leicht<br />

abgeänderte Darstellung<br />

Abbildung A-1.7: Schulabschlüsse der 18- bis unter 21-jährigen Bevölkerung<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> nach sozioökonomischem<br />

Status, 2008 (in %)<br />

Sozio-ökonomischer Status<br />

Sozio-ökonomischer Status<br />

Hoch<br />

Mittel<br />

Niedrig<br />

Insgesamt<br />

Hoch<br />

Mittel<br />

Niedrig<br />

Insgesamt<br />

4<br />

3<br />

4<br />

4<br />

5<br />

15<br />

17<br />

Sonst. allg.bild. Schulen = sonstige allgemeinbildende Schulen<br />

31<br />

23<br />

4<br />

Quelle: Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2010): Bildung in Deutschland 2010; Abb. D7-3; leicht<br />

abgeänderte Darstellung<br />

27<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Ohne Hauptschulabschluss Mit Hauptschulabschluss<br />

Mit Mittlerem Abschluss Mit Fachhochschulreife<br />

Mit allgemeiner Hochschulreife Noch im Gymnasium<br />

Noch in sonst. allg.bild. Schulen<br />

6<br />

7<br />

7<br />

15<br />

21<br />

28<br />

14<br />

34<br />

28<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Ohne Hauptschulabschluss Mit Hauptschulabschluss<br />

Mit Mittlerem Abschluss Mit Fachhochschulreife<br />

Mit allgemeiner Hochschulreife Noch im Gymnasium<br />

Noch in sonst. allg.bild. Schulen<br />

29<br />

38<br />

35<br />

4<br />

26<br />

5<br />

4<br />

4<br />

11<br />

29<br />

14<br />

15<br />

9<br />

3<br />

42<br />

6<br />

42<br />

34<br />

3<br />

22<br />

18<br />

6<br />

13<br />

21<br />

21<br />

10<br />

6<br />

7<br />

7<br />

3<br />

3<br />

3<br />

3<br />

213


Abbildung A-1.8: Abitur 11- bis 32-Jähriger nach Bildung der Eltern,<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Migrantengeneration<br />

(in %)<br />

Kein<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Lesehinweis: 2. Generation 1 Elternteil = das Kind gehört der zweiten Migrantengeneration an <strong>und</strong> ein<br />

Elternteil ist im Ausland geboren, beide Eltern = beide Eltern sind im Ausland geboren<br />

Quelle: AID:A – DJI-Survey 2009 (Berngruber u.a. 2012, S. 61, Abb. 3)<br />

Abbildung A-1.9: Zustimmung zur Aussage "Alles in allem gehe ich gerne<br />

zur Schule" (in %)<br />

MH= Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Quelle: DJI-AID:A – Survey 2009; N = 3.216<br />

214<br />

2. Generation<br />

1 Elternteil<br />

2. Generation<br />

beide Eltern<br />

1. Generation<br />

Kein MH<br />

3. Generation<br />

2. Generation<br />

1. Generation<br />

Gesamt<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

Anteil Abitur der Kinder<br />

35<br />

35<br />

38<br />

32<br />

35<br />

Kein Elternteil Abitur Mindestens ein Elternteil Abitur<br />

46<br />

50<br />

47<br />

42<br />

47<br />

16<br />

18<br />

18<br />

18 1<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Trifft voll <strong>und</strong> ganz zu Trifft eher zu<br />

Trifft eher nicht zu Trifft überhaupt nicht zu<br />

17<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2


Abbildung A-1.10: Zustimmung zur Aussage „Die Anforderungen der<br />

Schule sind für mich eine große Belastung“ (in %)<br />

Kein MH<br />

3. Generation<br />

2. Generation<br />

1. Generation<br />

Gesamt<br />

MH= Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Quelle: DJI-AID:A – Survey 2009; N = 3.213<br />

Abbildung A-1.11: Zustimmung zur Aussage „Das Lernen für die Schule<br />

fällt mir leicht“ (in %)<br />

Kein MH<br />

3. Generation<br />

2. Generation<br />

1. Generation<br />

Gesamt<br />

26<br />

30<br />

28<br />

29<br />

27<br />

MH= Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

2<br />

1<br />

2<br />

2<br />

5<br />

19<br />

22<br />

22<br />

17<br />

20<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Quelle: DJI-AID:A – Survey 2009; N = 3.215<br />

Trifft voll <strong>und</strong> ganz zu Trifft eher zu<br />

Trifft eher nicht zu Trifft überhaupt nicht zu<br />

51<br />

50<br />

46<br />

51<br />

50<br />

21<br />

200,3<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Trifft voll <strong>und</strong> ganz zu Trifft eher zu<br />

50<br />

48<br />

54<br />

53<br />

Trifft eher nicht zu Trifft überhaupt nicht zu<br />

55<br />

21<br />

23<br />

21<br />

24<br />

28<br />

28<br />

25<br />

25<br />

2<br />

1<br />

2<br />

1<br />

215


Abbildung A-2.1: Wahrscheinlichkeit der Einmündung in eine vollqualifizierende<br />

Berufsausbildung – nichtstudienberechtigte<br />

Jugendliche mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Abbildung A-2.2: Wahrscheinlichkeit der Einmündung in eine betriebliche,<br />

außerbetriebliche oder schulische Berufsausbildung<br />

nach Verlassen des allgemeinbildenden Schulsystems<br />

nach Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Geschlecht (in %)<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

Basis: Personen der Geburtsjahrgänge 1982 bis 1988, die die allgemeinbildende Schule vor dem Jahr<br />

2006 verlassen haben <strong>und</strong> bei Schulende einen betrieblichen, außerbetrieblichen oder schulischen<br />

Ausbildungsplatz suchten (n ungewichtet = 3.533)<br />

MH= Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Quelle: Berufsbildungsbericht 2011, S. 190; eigene Darstellung<br />

216<br />

12 24<br />

Monate nach Schulende<br />

36<br />

90,2<br />

85,4<br />

73,3<br />

70,9<br />

Männer mit MH Frauen mit MH Männer ohne MH Frauen ohne MH


Abbildung A-2.3: Wahrscheinlichkeit der Einmündung in eine betriebliche<br />

Berufsausbildung nach Verlassen des allgemeinbildenden<br />

Schulsystems nach Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Geschlecht<br />

(in %)<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

MH= Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Quelle: Berufsbildungsbericht 2011, S. 190; eigene Darstellung<br />

Basis: Personen der Geburtsjahrgänge 1982 bis 1988, die die allgemeinbildende Schule vor dem Jahr<br />

2006 verlassen haben <strong>und</strong> bei Schulende einen betrieblichen Ausbildungsplatz suchten (n ungewichtet<br />

= 2.935)<br />

Abbildung A-2.4: Übertrittswahrscheinlichkeit in Ausbildung nach Herkunft<br />

Dargestellt als eins minus die kumulative Überlebensfunktion (Kaplan-Meier)<br />

Quelle: Lex/Geier (2010)<br />

12 24<br />

Monate nach Schulende<br />

36<br />

86,4<br />

71,8<br />

66,5<br />

59,1<br />

Männer mit MH Frauen mit MH Männer ohne MH Frauen ohne MH<br />

217


Abbildung A-2.5: Die zehn Ausbildungsberufe mit der höchsten Anzahl<br />

ausländischer Auszubildender im Jahr 2009 (abs.)<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt, Berufsbildungsstatistik 2009; eigene Darstellung<br />

Abbildung A-2.6: Die zehn Ausbildungsberufe mit der höchsten Anzahl<br />

deutscher Auszubildender im Jahr 2009 (abs.)<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt, Berufsbildungsstatistik 2009; eigene Darstellung<br />

218<br />

Friseur/in<br />

Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel<br />

Verkäufer/in<br />

Medizinische(r) Fachangestellte(r)<br />

Zahnmedizinische(r) Fachangestellte(r)<br />

Kraftfahrzeugmechatroniker/in<br />

Bürokaufmann/-kauffrau<br />

Kaufmann/Kauffrau für<br />

Bürokommunikation<br />

Fachverkäufer/in im<br />

Lebensmittelhandwerk<br />

Anlagenmechaniker/in für Sanitär-,<br />

Heizungs- <strong>und</strong> Klimatechnik<br />

Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel<br />

Kraftfahrzeugmechatroniker/in<br />

Bürokaufmann/-kauffrau<br />

Industriekaufmann/-kauffrau<br />

Industriemechaniker/in<br />

Verkäufer/in<br />

Kaufmann/Kauffrau im Groß- <strong>und</strong><br />

Außenhandel<br />

Medizinische(r) Fachangestellte(r)<br />

Koch/Köchin<br />

Bankkaufmann/-kauffrau<br />

238<br />

877<br />

2 710<br />

1 960<br />

23<br />

14<br />

2 862<br />

739<br />

559<br />

1 759<br />

29 971<br />

61 456<br />

14 485<br />

19 111<br />

48 300<br />

14 502<br />

21 424<br />

394<br />

14 361<br />

27 373<br />

1 518<br />

1 688<br />

10<br />

1 716<br />

20 275<br />

28 038<br />

16 753<br />

37 125<br />

8 741<br />

30<br />

3 588<br />

3 540<br />

39 922<br />

32 483<br />

2 666<br />

4 612<br />

2 642<br />

Männlich Weiblich<br />

2 393<br />

39 845<br />

1 745<br />

Männlich Weiblich


Abbildung A-2.7: Vertragslösungsquoten nach Zuständigkeitsbereichen<br />

<strong>und</strong> Staatsangehörigkeit im Jahr 2009 (in %)<br />

Insgesamt<br />

Handwerk<br />

Landwirtschaft<br />

Industrie <strong>und</strong><br />

Handel<br />

Freie Berufe<br />

Hauswirtschaft<br />

Öffentlicher Dienst<br />

Hinweise: Schichtenmodell nach neuer Berechnungsweise; in % der begonnen Ausbildungsverträge;<br />

Bzgl. der Daten zur Land/Hauswirtschaft liegen wohl für einige B<strong>und</strong>esländer Meldefehler vor (vgl.<br />

B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung 2009, S. 19)<br />

Quelle: BIBB 2011, S. 185; eigene Darstellung<br />

Abbildung A-2.8: Berufliche Bildungsabschlüsse 25- bis unter 35-Jähriger<br />

nach Migrationsstatus <strong>und</strong> Art des Bildungsabschlusses,<br />

2009 (in % der altersentsprechenden Bevölkerung 1 )<br />

85<br />

62<br />

5,3<br />

5,0<br />

60<br />

69<br />

Mit beruflichem Bildungsabschluss Ohne Abschluss<br />

Ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> Mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Eigene Migrationserfahrung Ohne eigene Migrationserfahrung<br />

1 Ausschließlich Bevölkerung mit Angabe zu den beruflichen Abschlüssen<br />

In der Kategorie „ohne Abschluss“ wurden die noch in Ausbildung befindlichen Personen nicht berücksichtigt<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010): Bevölkerung mit Migrationshintergr<strong>und</strong> – Ergebnisse des Mikrozensus<br />

– Fachserie 1, Reihe. 2.2, 2009, Tab. 9A; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

18,5<br />

19,9<br />

9<br />

21,8<br />

21,1<br />

21,5<br />

22,6<br />

Ausländer/innen Deutsche<br />

23,9<br />

31<br />

26,2<br />

25,4<br />

27,4<br />

27,4<br />

33<br />

32,5<br />

22<br />

219


Abbildung A-2.9: Berufliche Bildungsabschlüsse 25- bis unter 35-Jähriger<br />

nach Migrationserfahrung <strong>und</strong> Art des Bildungsabschlusses,<br />

2009 (in % der Personen gleichen Alters <strong>und</strong><br />

Migrationsstatus mit beruflichem Bildungsabschluss) 1<br />

1 Ausschließlich Bevölkerung mit Angabe zu den beruflichen Abschlüssen<br />

** Praktikum/BVJ = Anlern-/Berufspraktikum/Berufsvorbereitungsjahr<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2010): Bevölkerung mit Migrationshintergr<strong>und</strong> – Ergebnisse des Mikrozensus<br />

– Fachserie 1, Reihe. 2.2, 2009, Tab. 9A; eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

Abbildung A-3.1: Anteil Bildungsausländer/innen <strong>und</strong> -inländer/innen an<br />

Studierenden, Wintersemester 2000–2010 (in %)<br />

Anteil an allen Studierenden<br />

Quelle: Statistische Ämter des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Länder, Hochschulstatistik; Wissenschaft weltoffen 2010<br />

(DAAD 2010)<br />

220<br />

Universität<br />

Fachhochschule<br />

Meister/Techniker/<br />

Fachschule<br />

Berufsqualifizierender<br />

Abschluss<br />

Lehre o.ä.<br />

Praktikum/BVJ**<br />

0<br />

2<br />

5<br />

3<br />

0<br />

3<br />

6<br />

8<br />

10<br />

Ohne eigene Migrationserfahrung Mit eigener Migrationserfahrung<br />

6,4 7,0 7,6 8,4 8,9 9,5 9,5 9,5 9,2 8,9 8,5<br />

3,5 3,4 3,4 3,3 3,3 3,0 3,0 2,9 2,9 2,9 3,0<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

Anteil Bildungsinländer/innen Anteil Bildungsausländer/innen<br />

24<br />

58<br />

75


Abbildung A-3.2: Deutsche <strong>und</strong> ausländische Studierende nach Hochschularten,<br />

Wintersemester 2009/10 (in %)<br />

Fachhochschulen einschließlich Verwaltungsfachhochschulen; Universitäten einschließlich<br />

Pädagogische <strong>und</strong> Theologische Hochschulen<br />

Quelle: Statistische Ämter des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Länder, Hochschulstatistik; eigene Berechnungen <strong>und</strong><br />

Darstellung<br />

Abbildung A-3.3: Bildungsinländer/innen nach Hochschulart <strong>und</strong> Geschlecht<br />

(abs.)<br />

20000<br />

18000<br />

16000<br />

14000<br />

12000<br />

10000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

Deutsche gesamt<br />

Weibliche Deutsche<br />

Männliche Deutsche<br />

BildungsinländerInnen<br />

gesamt<br />

Bildungsinländerinnen<br />

0<br />

Bildungsinländer<br />

Gesamt<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Universitäten Frauen Fachhochschulen Frauen Kunsthochschulen Frauen<br />

Universitäten Männer Fachhochschulen Männer Kunsthochschulen Männer<br />

Universitäten einschließlich Pädagogische <strong>und</strong> Theologische Hochschulen<br />

Quelle: Wissenschaft weltoffen 2010 (DAAD 2010)<br />

66<br />

72<br />

61<br />

59<br />

65<br />

53<br />

67<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Universitäten gesamt Kunsthochschule Fachhochschulen (mit Verwaltungsfachhochschulen)<br />

3<br />

4<br />

1<br />

1<br />

5<br />

2<br />

1<br />

32<br />

27<br />

37<br />

38<br />

31<br />

44<br />

32<br />

221


Abbildung A-3.4: Alle Studierenden, deutsche Studierende <strong>und</strong> Bildungsinländer/innen<br />

nach Fächergruppen, Wintersemester<br />

2009/10<br />

Gesamt Deutsch Bildungsinländer<br />

m<br />

w<br />

i<br />

m<br />

w<br />

i<br />

m<br />

w<br />

i<br />

Quelle: Statistische Ämter des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Länder, Hochschulstatistik; eigene Berechnungen <strong>und</strong><br />

Darstellung<br />

Abbildung A-3.5: Anteil ausländischer Studierender im Wintersemester<br />

2009/10 nach den 10 am stärksten vertretenen Herkunftsländern<br />

(in %)<br />

Quelle: Wissenschaft weltoffen 2010 (DAAD 2010); eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

222<br />

31,7<br />

30,8<br />

30,1<br />

33,1<br />

31,9<br />

33,1<br />

31,5<br />

Türkei<br />

Kroatien<br />

Italien<br />

Griechenland<br />

Russische Föderation<br />

Polen<br />

34,7<br />

Ukraine<br />

Bosnien <strong>und</strong> Herzegowina<br />

Serbien<br />

China<br />

7,6<br />

11,0<br />

38,1<br />

11,2<br />

28,9<br />

19,6<br />

28,6<br />

19,4<br />

14,5<br />

22,2<br />

3,2<br />

2,6<br />

2,6<br />

4,5<br />

4,5<br />

3,9<br />

5,5<br />

5,5<br />

4,9<br />

32,2<br />

26,8<br />

27,6<br />

22,6<br />

17,5<br />

18,1<br />

11,8<br />

7,3<br />

7,8<br />

13,8<br />

17,8<br />

13,8<br />

14,2<br />

21,4<br />

21,3<br />

17,7<br />

20,5<br />

17,5<br />

7,8<br />

7,5<br />

5,0<br />

5,7<br />

5,6<br />

3,7<br />

2,6 4,1<br />

3,8 2,5<br />

4,8<br />

3,6<br />

3,9 2,7<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Rechts-,<br />

Wirtschafts<strong>und</strong><br />

Sozialwiss.<br />

Sprach<strong>und</strong>Kulturwiss.<br />

Ingenieurwiss.<br />

Mathematik,Naturwiss.<br />

Humanmedizin/Ges<strong>und</strong>heitswiss.<br />

Kunst,<br />

Kunstwiss.<br />

Agrar-, Forst<strong>und</strong>Ernährungswiss.<br />

Sport Veterinärmedizin<br />

5,1<br />

7,4<br />

3,8<br />

5,6<br />

Sonstige<br />

Fächer<br />

27,6


Abbildung A-3.6: Absolventinnen/Absolventen im Prüfungsjahr 2009 nach<br />

Studienarten (in %)<br />

Deutsche Bildungsinländer<br />

Männlich<br />

Weiblich<br />

Insgesamt<br />

Männlich<br />

Weiblich<br />

Insgesamt<br />

91,4<br />

90,8<br />

91,1<br />

85,9<br />

88,0<br />

87,0<br />

Quelle: Wissenschaft weltoffen 2010 (DAAD 2010); eigene Berechnungen <strong>und</strong> Darstellung<br />

Abbildung A-4.1: Studien zur Jugendarbeit nach berücksichtigtem Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

(in %)<br />

MH = Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

70% 80% 90% 100%<br />

77<br />

Quelle: „Das Wissen zur Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit“ (Buschmann 2009); eigene Darstellung<br />

6,2<br />

6,0<br />

5,9<br />

7,2<br />

8,2<br />

7,7<br />

1,4<br />

1,0<br />

1,2<br />

7,9<br />

6,2<br />

7,0<br />

Erststudium Weiterführendes Studium Promotionsstudium<br />

Zu Jugendlichen mit MH qualitativ Zu Jugendlichen mit MH quantitativ<br />

Ohne Berücksichtigung MH<br />

2<br />

11<br />

223


II. Gr<strong>und</strong>strukturen des formalen Bildungs-<br />

<strong>und</strong> Ausbildungssystems in Deutschland<br />

A. Gr<strong>und</strong>struktur des allgemeinbildenden<br />

Schulsystems<br />

Die heute verbreitete Mehrgliedrigkeit des deutschen Schulsystems entstand<br />

aus seiner Dreigliedrigkeit. Da sich die westlichen B<strong>und</strong>esländer auf Gr<strong>und</strong><br />

ihrer Bildungssouveränität <strong>und</strong> getrennt von den östlichen B<strong>und</strong>esländern<br />

unterschiedlich entwickelten, gibt es mittlerweile zwei-, drei-, vier- <strong>und</strong><br />

fünfgliedrige Schulsysteme in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. 1 Traditionell<br />

dreigliedrig sind die Schulen heute in keinem B<strong>und</strong>esland mehr organisiert.<br />

Sachsen ist das einzige zweigliedrige Schulsystem. 2 Hier verteilen sich<br />

die Schüler/innen auf →Mittelschulen (als →Schulart mit mehreren Bildungsgängen)<br />

<strong>und</strong> →Gymnasien. Die anderen östlichen B<strong>und</strong>esländer außer Berlin<br />

sind dreigliedrig in dem Sinne, dass es über Schularten mit mehreren Bildungsgängen<br />

<strong>und</strong> Gymnasien hinaus noch →Gesamtschulen gibt; es handelt<br />

sich hier also um keine Dreigliedrigkeit im klassischen Sinne. Hauptschulen<br />

sind nur in den westlichen B<strong>und</strong>esländern <strong>und</strong> in Berlin vertreten. Hier ist<br />

am häufigsten eine Viergliedrigkeit dergestalt vorhanden, dass über die traditionelle<br />

Dreigliedrigkeit hinaus noch Gesamtschulen zur Verfügung stehen.<br />

Hamburg, Rheinland-Pfalz <strong>und</strong> das Saarland sind fünfgliedrig, da sie<br />

darüber hinaus Schulen mit mehreren Bildungsgängen nachweisen. 3<br />

Aus dem hier Dargestellten resultiert, dass sich die schulische Situation<br />

für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche je nach B<strong>und</strong>esland völlig unterschiedlich darstellen<br />

kann.<br />

Für die folgende Grafik wurden die Angaben, die das allgemeinbildende<br />

Schulsystem in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland betreffen, aus einer Veröffentlichung<br />

des Sekretariats der Ständigen Konferenz der Kultusminister<br />

der Länder zur Gr<strong>und</strong>struktur des Bildungswesens ausgewählt <strong>und</strong> separat<br />

dargestellt. Die vielen ebenfalls übernommenen Erläuterungspunkte im<br />

Anschluss zeigen, wie komplex <strong>und</strong> erklärungsbedürftig diese Struktur ist.<br />

1 In dieser Zählweise sind Gr<strong>und</strong>schulen, Förderschulen <strong>und</strong> private Schulen noch nicht enthalten.<br />

2 Vgl. für die folgenden Ausführungen: Übersicht über die Schulartengliederung <strong>und</strong> institutionelle<br />

Zuordnung in den Statistiken der allgemeinen Schulen, Schuljahr 2009/10 in: Fachserie<br />

11, Reihe 1 des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes.<br />

3 Die einzige Ausnahme bildet Bremen mit Hauptschulen, Schularten mit mehreren Bildungsgängen,<br />

Gymnasien <strong>und</strong> Gesamtschulen.<br />

224


Gr<strong>und</strong>struktur des allgemeinbildenden Schulsystems in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland<br />

Fachhoch- Allgemeine<br />

schulreife Hochschulreife<br />

13<br />

12 Sek<strong>und</strong>ar- Fachoberschule 8 Gymnasiale<br />

11<br />

10<br />

bereich II<br />

2) 7<br />

Oberstufe<br />

Mittlerer Schulabschluss (Realschulabschluss)<br />

nach 10 Jahren, erster allgemeiner Schulabschluss<br />

(Hauptschulabschluss) nach 9 Jahren 6<br />

10<br />

9<br />

10. Schuljahr<br />

8 Hauptschule 4 Realschule 4 Gesamt- Gymnasium 5<br />

7 Sek<strong>und</strong>ar- Sonder- schule 5<br />

6 bereich I schule 2 Orientierungsstufe 3<br />

5<br />

4<br />

3 Primar- Sonder- Gr<strong>und</strong>schule 1<br />

2 bereich schule 2<br />

1<br />

Jahr- Sondergangs-<br />

Elementar- kinder- Kindergarten<br />

stufe bereich garten (freiwillig)<br />

Quelle: Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, Dokumentations- <strong>und</strong> Bildungsinformationsdienst 2009<br />

Erläuterungen zu Abbildung 79:<br />

Elementarbereich: In einigen Ländern bestehen besondere Formen des<br />

Übergangs vom Kindergarten in die Gr<strong>und</strong>schule (Vorklassen, Schulkindergärten).<br />

In Berlin <strong>und</strong> Brandenburg umfasst die Gr<strong>und</strong>schule sechs Jahrgangsstufen.<br />

Sonderschule: Beschulung von Behinderten entsprechend den Behinderungsarten<br />

in Sonderformen der allgemeinbildenden <strong>und</strong> beruflichen Schulen,<br />

teilweise auch integrativ zusammen mit Nichtbehinderten. Schulbezeichnung<br />

nach Landesrecht unterschiedlich (Förderschule / Schule für<br />

Behinderte / Sonderschule / Förderzentrum). Die Förderschule mit dem<br />

Förderschwerpunkt „Lernen“ (Schule für Lernbehinderte) hat einen schulspezifischen<br />

Abschluss.<br />

Orientierungsstufe: Nicht in allen Ländern existiert eine Orientierungsstufe.<br />

Gleichwohl bilden die Jahrgangsstufen 5 <strong>und</strong> 6 unabhängig von ihrer organisatorischen<br />

Zuordnung eine Phase besonderer Förderung, Beobachtung<br />

<strong>und</strong> Orientierung über den weiteren Bildungsgang mit seinen fachlichen<br />

Schwerpunkten.<br />

Sek<strong>und</strong>arbereich: Die Bildungsgänge der Hauptschule <strong>und</strong> der Realschule<br />

werden auch an Schularten mit mehreren Bildungsgängen mit nach Ländern<br />

unterschiedlichen Bezeichnungen angeboten. Hierzu zählen die Mittelschule<br />

(Sachsen), Regelschule (Thüringen), Sek<strong>und</strong>arschule (Bremen, Sachsen-<br />

225


Anhalt), Erweiterte Realschule (Saarland), Integrierte Haupt- <strong>und</strong> Realschule<br />

(Hamburg), Oberschule (Brandenburg), Duale Oberschule (Rheinland-<br />

Pfalz), Verb<strong>und</strong>ene oder Zusammengefasste Haupt- <strong>und</strong> Realschule (Berlin,<br />

Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen) <strong>und</strong> Regionale Schule<br />

(Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz), Regionalschule (Schleswig-<br />

Holstein), Gemeinschaftsschule (Schleswig-Holstein) sowie die Gesamtschule.<br />

Gesamtschulen: Der Bildungsgang des Gymnasiums wird auch an Gesamtschulen<br />

angeboten. In der kooperativen Gesamtschule sind drei Bildungsgänge<br />

(der Hauptschule, der Realschule <strong>und</strong> des Gymnasiums) pädagogisch<br />

<strong>und</strong> organisatorisch zusammengefasst, in der integrierten Gesamtschule<br />

bilden sie eine pädagogische <strong>und</strong> organisatorische Einheit. Die Einrichtung<br />

von Gesamtschulen ist nach dem Schulrecht der Länder unterschiedlich<br />

geregelt.<br />

Erster allgemeinbildender Schulabschluss: Die allgemeinbildenden Schulabschlüsse<br />

nach Jahrgangsstufe 9 <strong>und</strong> 10 tragen in einzelnen Ländern besondere<br />

Bezeichnungen. Der nachträgliche Erwerb dieser Abschlüsse an<br />

Abendschulen <strong>und</strong> beruflichen Schulen ist möglich.<br />

Allgemeine Hochschulreife: Zugangsvoraussetzung ist die formelle Berechtigung<br />

zum Besuch der gymnasialen Oberstufe, die nach Jahrgangsstufe 9<br />

oder 10 erworben wird. „Die Dauer der Schulzeit bis zur Erlangung der<br />

Allgemeinen Hochschulreife beträgt 12 oder 13 Schuljahre. (…) Nahezu alle<br />

Länder haben in den vergangenen Jahren begonnen, die Schulzeit am Gymnasium<br />

von 9 auf 8 Jahre (G8), in der Regel aufsteigend von Jahrgangsstufe<br />

5 an, zu verkürzen, bzw. dies angekündigt“ (http://www.kmk.org/bildungschule/allgemeine-bildung/sek<strong>und</strong>arstufe-ii-gymnasiale-oberstufe.html;<br />

14.07.2011).<br />

Fachoberschule: Die Fachoberschule ist eine zweijährige Schulart, die aufbauend<br />

auf dem Mittleren Schulabschluss mit Jahrgangsstufe 11 <strong>und</strong> 12 zur<br />

Fachhochschulreife führt. Für Absolventen mit Mittlerem Schulabschluss<br />

<strong>und</strong> einer beruflichen Erstausbildung ist der unmittelbare Eintritt in Jahrgangsstufe<br />

12 der Fachoberschule möglich. Die Länder können auch eine<br />

Jahrgangsstufe 13 einrichten. Der Besuch der Jahrgangsstufe 13 führt zur<br />

Fachgeb<strong>und</strong>enen Hochschulreife <strong>und</strong> unter bestimmten Voraussetzungen<br />

zur Allgemeinen Hochschulreife.<br />

B. Das deutsche Berufsbildungssystem<br />

Durch die „Sukzessivität <strong>und</strong> teilweise Parallelität von allgemeinbildenden<br />

<strong>und</strong> berufsbildenden Bildungsgängen <strong>und</strong> -stufen im nationalen föderalen<br />

Bildungssystem“ (Fest u.a. 2010, S. 95) ist es schwierig, einen Überblick<br />

über die Vielfalt an beruflichen Ausbildungsgängen zu gewinnen. Deshalb<br />

erfolgt hier keine umfassende Darstellung, sondern nur eine Vorstellung<br />

wesentlicher Elemente des deutschen Berufsbildungssystems.<br />

226


Vollqualifizierende Ausbildungsgänge in Betrieben <strong>und</strong> Behörden<br />

Zentrales Element der deutschen Berufsausbildung ist das sog. duale Berufsausbildungssystem<br />

(kurz: duales System), in dessen Ausbildungsgängen Jugendliche<br />

die Befähigung erhalten sollen, als qualifizierte Fachkräfte einen<br />

von derzeit 349 anerkannten Ausbildungsberufen (Stand: 01.08.2010; vgl.<br />

www2.bibb.de/tools/aab/aabberufeliste.php; 15.02.2011) auszuüben (vgl.<br />

Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland [KMK] 2009a, S. 115ff.). Die je nach Beruf zwei- bis dreijährige<br />

Ausbildung zeichnet sich durch „die Komplementarität von Lernen in<br />

der Schule <strong>und</strong> Lernen am Arbeitsplatz“ aus (OECD 2010, S. 12). Daher<br />

leitet sich der Name „duale Ausbildung“ ab.<br />

3-4 Tage in der Woche verbringen die Auszubildenden im Ausbildungsbetrieb,<br />

bis zu zwei Tage in der Woche in der Berufsschule. Im Betrieb erwerben<br />

sie nach einem individuellen Ausbildungsplan berufliche Handlungskompetenzen<br />

<strong>und</strong> sammeln praktische Erfahrungen (vgl. Hochschulrektorenkonferenz<br />

[HRK] 2009, S. 115). In der Schule werden fachtheoretische<br />

als auch allgemeinbildende Inhalte vermittelt (Hippach-Schneider u.a.,<br />

2007, S. 28; Baethge 2008 S. 547). Welche Fertigkeiten, Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

Kenntnisse in der betrieblichen Ausbildung zu vermitteln sind, wird in verbindlichen<br />

Ausbildungsordnungen festgelegt, wodurch ein einheitlicher<br />

nationaler Standard geschaffen wird. Auch für den Unterricht in der Berufsschule<br />

wird ein mit den Ausbildungsordnungen abgestimmter Rahmenlehrplan<br />

erstellt (vgl. Hippach-Schneider u.a. 2007, S. 26f.; HRK 2009, S.<br />

115f.). Die ordnungsgemäße Ausbildung sowie die Eignung der Ausbildungsbetriebe<br />

<strong>und</strong> des betrieblichen Ausbildungspersonals werden von den<br />

zuständigen Kammern überwacht (vgl. B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong><br />

Forschung [BMBF], 2010b, S. 8). Somit liegt die politische Steuerung <strong>und</strong><br />

Kontrolle in der gemeinsamen Verantwortung von Staat <strong>und</strong> Tarifpartnern<br />

(Baethge u.a. 2007, S. 14).<br />

Falls Unternehmen Schwierigkeiten haben, eine umfassende Ausbildung<br />

anzubieten (z.B. Fehlen von Ausbildungspersonal), so gibt es zum einen die<br />

Möglichkeit, dass sich mehrere Betriebe zu sog. „Ausbildungsverbünden“<br />

zusammenschließen, zum anderen können Ausbildungsabschnitte an sog.<br />

„überbetrieblichen Berufsbildungsstätten“ absolviert werden (vgl. Hippach-<br />

Schneider u.a. 2007, S. 28).<br />

Zugangsvoraussetzung für eine Ausbildung im dualen System ist, dass<br />

die Vollzeitschulpflicht erfüllt ist (vgl. HRK, 2009, S. 115). Am Ende der<br />

Ausbildung erfolgt eine Abschluss- oder Gesellenprüfung vor den für die<br />

Berufsbildung zuständigen Stellen (z.B. Industrie- <strong>und</strong> Handelskammern,<br />

Handwerkskammern), die sich aus praktischen, schriftlichen <strong>und</strong> mündlichen<br />

Teilprüfungen zusammensetzen kann (HRK 2009, S. 136). Sie kann<br />

zweimal wiederholt werden <strong>und</strong> ihr Bestehen wird durch ein Prüfungszeugnis<br />

dokumentiert. Auch von der Berufsschule wird bei ausreichenden Leistungen<br />

ein Abschlusszeugnis ausgestellt, das den Hauptschulabschluss mit<br />

einschließt <strong>und</strong> gegebenenfalls auch einen mittleren Schulabschluss bzw. die<br />

Fachhochschulreife einschließen kann (vgl. KMK 2009a, S. 136). Der erfolgreiche<br />

Abschluss der Ausbildung „befähigt zur unmittelbaren Berufsausbildung<br />

als qualifizierte Fachkraft“ (HRK 2009, S. 115).<br />

227


Gr<strong>und</strong>lage für die Ausbildung ist ein privatrechtlicher Berufsausbildungsvertrag,<br />

der zwischen dem anerkannten Ausbildungsbetrieb <strong>und</strong> dem<br />

Jugendlichen abgeschlossen wird (vgl. Hippach-Schneider u.a. 2007, S.<br />

26f.). Die Betriebe übernehmen die Kosten der „betrieblichen Ausbildung“<br />

<strong>und</strong> zahlen dem Auszubildenden eine Ausbildungsvergütung. Wird das<br />

Ausbildungsverhältnis hingegen (nahezu) vollständig durch staatliche Programme<br />

oder auf gesetzlicher Gr<strong>und</strong>lage mit öffentlichen Mitteln bzw. Mitteln<br />

der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit finanziert, so spricht man von „außerbetrieblichen<br />

Ausbildungsverhältnissen" 4 (vgl. B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung<br />

[BIBB] 2010a, S. 27/S. 125).<br />

Zum dualen System kann auch das →Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr in kooperativer<br />

Form gezählt werden, wenn dieses auf die Berufsausbildung angerechnet<br />

wird (vgl. http://www.good-practice.de/2759.php#glossar2871;<br />

23.03.2011).<br />

Auch die Beamtenausbildung für den mittleren Dienst zählt zu den vollqualifizierenden<br />

Ausbildungsgängen (vgl. integrierte Ausbildungsberichterstattung)<br />

<strong>und</strong> ist ebenfalls dual organisiert. Die praktische Qualifizierung erfolgt<br />

bei Ausbildungsbehörden des B<strong>und</strong>es, der Länder oder der Kommunalverwaltungen,<br />

die theoretische Unterrichtung an Verwaltungsschulen<br />

(vgl. Anger u.a. 2007, S. 10). Zulassungsvoraussetzung (außer für die Ausbildung<br />

im technischen Dienst) für den mittleren Dienst ist ein Realschulabschluss<br />

oder ein Hauptschulabschluss in Verbindung mit einer abgeschlossenen<br />

förderlichen Berufsausbildung oder ein als gleichwertig anerkannter<br />

Bildungsstand. Darüber hinaus müssen bestimmte beamtenrechtliche<br />

Voraussetzungen erfüllt sein, wie z.B. der Besitz der deutschen Staatsangehörigkeit<br />

bzw. derjenigen eines anderen Staates der Europäischen Union<br />

5 (vgl. www.arbeitsagentur.de/nn_26138/Navigation/zentral/Buerger/<br />

Ausbildung/Berufsausbildung/Ausbildung-oeffentlicher-Dienst/Ausbil<br />

dung-oeffentlicher-Dienst-Nav.html#d1.3; 23.03.2011). In der Integrierten<br />

Ausbildungsberichterstattung wird davon ausgegangen, dass nur deutsche<br />

Staatsangehörige für den mittleren Dienst ausgebildet werden. 6<br />

Daneben existieren branchen- oder unternehmensspezifische Ausbildungsgänge,<br />

die nicht nach BBiG oder HwO geregelt sind, z.B. Berufe der Luftverkehrsbranche<br />

(Piloten, Fluglotsen etc.), aber auch solche der Medienbranche<br />

(Kameraleute, Mediendesigner etc.) (vgl. Anger u.a. 2007, S. 10). Da für<br />

diesen Bereich keine zentrale Datenerfassung erfolgt, er quantitativ eher<br />

von geringer Bedeutung ist <strong>und</strong> auch die Anerkennung der einzelnen Abschlüsse<br />

problematisch ist, wird dieser Zweig in den folgenden Ausführungen<br />

nicht weiter berücksichtigt (ebd., S. 44).<br />

4 Die Unterscheidung erfolgt also nach der Form der Finanzierung <strong>und</strong> bezieht sich nicht auf<br />

den Lernort. Auch außerbetriebliche Auszubildende absolvieren Ausbildungsphasen in Betrieben.<br />

5 vgl. www.arbeitsagentur.de/nn_26138/Navigation/zentral/Buerger/Ausbildung/Berufsausbildun<br />

g/Ausbildung-oeffentlicher-Dienst/Ausbildung-oeffentlicher-Dienst-Nav.html#d1.3<br />

6 vgl. http://www.statistik-hessen.de/themenauswahl/bildung-kultur-rechtspflege/landesdaten/<br />

bildung/iab/integrierte-ausbildungberichterstattung-b<strong>und</strong>/anfaenger-im-ausbildungsgeschehen<br />

-nach-sektoren-konten-fuer-deutsche-<strong>und</strong>-auslaender/index.html<br />

228


Vollqualifizierende schulische Ausbildungsgänge<br />

Eine vollqualifizierende Ausbildung kann ferner im sog. Schulberufssystem<br />

erfolgen (vgl. Krüger 2004, S. 145). Das Niveau einer solchen Ausbildung<br />

wird als dem einer dualen Berufsausbildung gleichwertig angesehen<br />

(Baethge 2008, S. 543). Die schulischen Ausbildungsgänge enthalten auch<br />

Praxisanteile, die im Umfang denen im dualen System kaum nachstehen<br />

(vgl. Krüger 2004, S. 151f.). Hier ist „der Ausbildungsträger für die gesamte<br />

Ausbildung einschließlich der fachpraktischen Phasen allein verantwortlich“<br />

(Beicht/Ulrich 2008, S. 19). 7 Dies hat zur Folge, dass die Struktur, die Qualität<br />

<strong>und</strong> die Inhalte der Bildungsgänge sehr heterogen ausfallen <strong>und</strong> sowohl<br />

zwischen den B<strong>und</strong>esländern als auch zwischen privaten/öffentlichen Trägern<br />

erheblich variieren (vgl. Krüger 2004, S. 152). Die Ausbildung erfolgt<br />

an sog. Berufsfachschulen in Vollzeit. Nach Baethge (2008, S. 578) lassen sich<br />

drei Typen von vollqualifizierenden Berufsfachschulen unterscheiden:<br />

Schulen für anerkannte Ausbildungsberufe gemäß Berufsbildungsgesetz<br />

(BBiG) bzw. Handwerksordnung (HwO), Schulen für Berufe außerhalb des<br />

Berufsbildungsgesetzes bzw. der Handwerksordnung <strong>und</strong> Schulen für Berufe<br />

im Ges<strong>und</strong>heitswesen. 8 Zudem zählt die Integrierte Ausbildungsberichterstattung<br />

auch Bildungsgänge an Berufsfachschulen <strong>und</strong> →Fachgymnasien,<br />

die sowohl einen Berufsabschluss als auch eine Hochschulzugangsberechtigung<br />

vermitteln, zu diesem Sektor.<br />

Vollqualifizierende Berufsfachschulen bieten ein breites Spektrum an<br />

Bildungsangeboten. Schwerpunktmäßig sind hier Berufe des Sozial- <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitswesens sowie kaufmännische <strong>und</strong> technische Assistentenberufe<br />

vertreten (vgl. KMK 2009a, S. 113; Beicht/Ulrich 2008, S. 199). Die schulischen<br />

Bildungsgänge dauern je nach Fachrichtung zwischen einem <strong>und</strong> drei<br />

Jahren (vgl. KMK 2009a, S. 113). Unter bestimmten Voraussetzungen (vgl.<br />

KMK: Vereinbarung über den Erwerb der Fachhochschulreife in beruflichen<br />

Bildungsgängen) kann auch eine Fachhochschulreife erworben werden.<br />

Berufsfachschulen können ohne vorherige praktische Berufsausbildung<br />

besucht werden, setzen – bis auf wenige Ausnahmen – aber einen Mittleren<br />

Schulabschluss voraus (vgl. Krüger 2004, S. 151). Schüler/innen von Berufsfachschulen<br />

haben Anspruch auf BAföG <strong>und</strong> müssen evtl. Schulgeld<br />

zahlen, erhalten in der Regel aber keine Ausbildungsvergütung von einem<br />

Betrieb (Ausnahme: Krankenpflegeausbildung) (vgl. Baethge 2008, S. 57).<br />

Die Berufsfachschulen decken Beschäftigungsbereiche ab, die nicht in<br />

das duale System eingeb<strong>und</strong>en sind <strong>und</strong> stellen somit keinen Ersatz der<br />

dualen Ausbildung, sondern „einen eigenständigen Beitrag zum deutschen<br />

7 Zuständig sind entweder die Kultusministerien der Länder oder freigemeinnützige bzw. öffentlich-rechtliche<br />

Träger (vgl. Krüger 2004, S. 151).<br />

8 In der Integrierten Ausbildungsberichterstattung werden diese unter dem Konto „Landes- oder<br />

b<strong>und</strong>esrechtlich geregelte Ausbildung in Berufen des Ges<strong>und</strong>heits-, Erziehungs- <strong>und</strong> Sozialwesens“<br />

geführt. In einigen Ländern findet die Ausbildung in Ges<strong>und</strong>heitsdienstberufen (unterhalb<br />

der akademischen Ebene) nicht in Schulen des Ges<strong>und</strong>heitswesens, sondern in Berufsfachschulen<br />

oder Fachschulen statt (vgl. Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2010, S. 9).<br />

229


Berufsbildungssystem“ dar (ebd., S. 579), der mit der zunehmenden<br />

Tertiarisierung des Arbeitsmarkts immer mehr an Bedeutung gewinnt (vgl.<br />

Krüger 2004, S. 160). Im Gegensatz zur dualen Ausbildung sind die Berufsbezeichnungen,<br />

nicht aber die Tätigkeitsprofile der schulischen Abschlüsse<br />

geschützt, d.h. es können für entsprechende Tätigkeiten auch ungelernte<br />

bzw. fachfremd ausgebildete Personen eingestellt werden. Zudem ist die<br />

Mindestentlohnung nur zum Teil tariflich festgesetzt. Somit sind die Schulberufsausbildungen<br />

gewissen Benachteiligungen ausgesetzt (vgl. ebd., S.<br />

152f.).<br />

Integration in Ausbildung<br />

Neben vollqualifizierenden Ausbildungsgängen existieren Bildungsangebote,<br />

welche zu keinem anerkannten Ausbildungsabschluss führen, sondern<br />

dazu dienen, „Jugendliche auf eine berufliche Ausbildung oder berufliche<br />

Tätigkeit vorzubereiten <strong>und</strong> sie in den Ausbildungs- oder Arbeitsmarkt zu<br />

integrieren“ (vgl. Anger u.a. 2007, S. 49). Der Bildungsbericht (vgl. Konsortium<br />

Bildungsberichterstattung 2006, S. 79) nennt diesen Sektor des Berufsbildungssystems<br />

„Übergangssystem“, in der Integrierten Ausbildungsberichterstattung<br />

wird er unter der Bezeichnung „Integration in Ausbildung<br />

(Übergangsbereich)“ geführt. 9 Unter diesen Bereich wird eine Vielzahl von<br />

Maßnahmen verschiedener Bildungsträger, wie Schulen, Betriebe <strong>und</strong> freie<br />

Träger (vgl. Kutscha 2004, S. 165) subsumiert, die sich an Jugendliche mit<br />

maximal mittlerem Schulabschluss richten <strong>und</strong> als Bindeglied zwischen dem<br />

allgemeinbildenden Schulsystem <strong>und</strong> dem vollqualifizierenden Berufsbildungssystem<br />

fungieren (vgl. Ulrich 2008, S. 2f.). Nach Beicht (2010, S. 90)<br />

lassen sich dabei drei zentrale Funktionen der Bildungsmaßnahmen des<br />

Übergangsbereichs unterscheiden: Zum einen sollen sie Jugendlichen die<br />

erforderlichen Voraussetzungen zur Aufnahme einer Berufsausbildung<br />

vermitteln, sie also zur →„Ausbildungsreife“ führen. Zum anderen ermöglichen<br />

sie über den Erwerb von beruflichen Gr<strong>und</strong>kenntnissen hinaus auch<br />

den nachträglichen Erwerb von (höherwertigen) Schulabschlüssen. Drittens<br />

dienen sie ausbildungsreifen Jugendlichen als „Überbrückung bis zum Einstieg<br />

in eine Berufsausbildung“ (ebd., S. 90).<br />

Inwieweit die Bildungsgänge des Übergangssystems tatsächlich die Ausbildungschancen<br />

verbessern oder nur als „Warteschleifen“ zu betrachten<br />

sind, ist umstritten (vgl. Ulrich 2008; Baethge u.a. 2007).<br />

Den größten Anteil am Übergangsbereich stellen ein- bis zweijährige<br />

vollzeitschulische Bildungsmaßnahmen an Berufsfachschulen dar, die keinen beruflichen<br />

Abschluss, aber eine berufliche Gr<strong>und</strong>bildung vermitteln (teilqualifizierende<br />

Berufsfachschule). Sie dienen vor allem der Erfüllung der Berufsschulpflicht<br />

oder dem Erwerb eines mittleren Schulabschlusses. Die<br />

Ausgestaltung dieser Bildungsgänge unterscheidet sich stark zwischen den<br />

einzelnen B<strong>und</strong>esländern; so kann der erfolgreiche Besuch bestimmter Bildungsgänge<br />

in einigen Ländern auch auf die Ausbildungszeit einer dualen<br />

Berufsausbildung angerechnet werden (vgl. Baethge u.a. 2007, S. 22f.).<br />

9 Die Bezeichnung dieses Bereichs ist umstritten (vgl. hierzu Anger u.a. 2007, S. 49). Im Bildungsbericht<br />

ist vom Übergangssystem die Rede.<br />

230


Einen großen Stellenwert im Übergangsbereich nehmen auch die von<br />

der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit initiierten <strong>und</strong> finanzierten berufsvorbereitenden<br />

Bildungsmaßnahmen (BvB, nach SGB II § 61) ein. Sie richten sich an Jugendliche<br />

unter 25 Jahren, die ihre Schulpflicht erfüllt <strong>und</strong> noch keine Ausbildung<br />

abgeschlossen haben (Bylinski u.a. 2010, S. 255). Die Teilnehmer/innen<br />

durchlaufen entsprechend ihres jeweils festgestellten individuellen Förderbedarfs<br />

die Qualifizierungsebenen Eignungsanalyse, Gr<strong>und</strong>stufe (Kernelement<br />

Berufsorientierung/Berufswahl), Förderstufe (Kernelement Berufliche<br />

Gr<strong>und</strong>fertigkeiten) <strong>und</strong> Übergangsqualifizierung (Kernelement Berufs- <strong>und</strong><br />

betriebsorientierte Qualifizierung), wobei eine sozial-pädagogische Unterstützung<br />

erfolgt. Auch kann auf den nachträglichen Erwerb des Hauptschulabschlusses<br />

vorbereitet werden. Die Förderdauer beträgt in der Regel<br />

zehn Monate (für den ganzen Abschnitt vgl. ebd., S. 255).<br />

Des Weiteren finden sich an Berufsschulen spezielle Bildungsgänge für<br />

Schüler/innen ohne Ausbildungsvertrag, die ihre Schulpflicht noch zu erfüllen<br />

haben. Sie dienen der Vorbereitung auf die Aufnahme einer Berufstätigkeit<br />

oder Berufsausbildung bzw. dem Erwerb eines Hauptschulabschlusses (vgl.<br />

Baethge u.a. 2007, S. 23).<br />

Ebenfalls den Berufsschulen zugeordnet werden das sog. Berufsvorbereitungsjahr<br />

(BVJ) <strong>und</strong> das Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr (BGJ) (vgl. Statistisches B<strong>und</strong>esamt<br />

2010e). Beim Berufsvorbereitungsjahr handelt es sich um einen zumeist<br />

einjährigen Bildungsgang in vollzeitschulischer Form, der vor allem für Jugendliche<br />

ohne Schulabschluss oder mit Sonderschulabschluss eingerichtet<br />

wurde, die die Voraussetzungen für die Berufsfachschule oder das BGJ also<br />

nicht erfüllen. Die Jugendlichen sollen auf die Anforderungen einer beruflichen<br />

Ausbildung vorbereitet werden <strong>und</strong> können einen Hauptschulabschluss<br />

erwerben (vgl. Hippach-Schneider u.a. 2007, S. 30). Unterrichtet<br />

wird Fachpraxis, Fachtheorie <strong>und</strong> Allgemeinbildung (vgl. GPC Glossar;<br />

http://www.good-practice.de/glossar.php; 23.03.2011).<br />

Das Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr hingegen richtet sich vorwiegend an Jugendliche<br />

mit Hauptschulabschluss, die keinen Ausbildungsplatz gef<strong>und</strong>en haben<br />

<strong>und</strong> vermittelt diesen eine berufsfeldbezogene Gr<strong>und</strong>bildung (z.B. Elektrotechnik).<br />

Es kann in Form eines Vollzeitschuljahres oder in kooperativer<br />

Form im Betrieb <strong>und</strong> in der Schule absolviert werden (vgl. Hippach-<br />

Schneider u.a. 2007, S. 30). Es kann zudem ein mittlerer Schulabschluss<br />

erworben werden. Das BGJ kann auf die Dauer einer Berufsausbildung im<br />

dualen System angerechnet werden.<br />

Im Jahr 2004 wurde als weitere Maßnahme im Übergangssystem noch<br />

die betriebliche Einstiegsqualifizierung (EQ) für Jugendliche ohne Ausbildungsplatz<br />

eingeführt. Dabei handelt es sich um ein 6- bis 12-monatiges<br />

Praktikum in einem Betrieb, welches auf einen dualen Ausbildungsberuf<br />

vorbereiten soll. Die Vergütung der Teilnehmer/innen einschließlich der<br />

Sozialversicherungsbeiträge wird den Betrieben durch die B<strong>und</strong>esagentur<br />

für Arbeit erstattet (vgl. ebd., S. 30f.).<br />

Auf weitere Ausbildungsgänge des Übergangssystem, die quantitativ nur<br />

einen sehr geringen Anteil ausmachen (wie Praktikum vor der Erzieherausbildung),<br />

sowie auf spezielle Förderprogramme für Menschen mit Beeinträchtigungen<br />

wird hier nicht näher eingegangen.<br />

231


Studienqualifizierende berufliche Schulen<br />

Ein weiterer Bereich beruflicher Bildung umfasst Ausbildungsgänge an beruflichen<br />

Schulen, die studienqualifizierende Abschlüsse vermitteln (vgl.<br />

Anger u.a. 2007, S. 48) <strong>und</strong> im Unterschied zur allgemeinbildenden gymnasialen<br />

Oberstufe explizit einen beruflichen Bezug aufweisen. 10 Hierzu zählen<br />

nach der Integrierten Ausbildungsberichterstattung Fachoberschulen,<br />

Fachgymnasien <strong>und</strong> auch Berufsfachschulen, wenn an Letzteren eine Hochschulzugangsberechtigung<br />

vermittelt wird. Nicht in der Integrierten Ausbildungsberichterstattung<br />

erfasst, aber dennoch diesem Bereich zuzurechnen,<br />

sind Berufsoberschulen/Technische Oberschulen, Fachschulen <strong>und</strong> Fachakademien,<br />

die bereits eine berufliche Erstausbildung voraussetzen.<br />

Fachoberschulen vermitteln allgemeine sowie fachtheoretische <strong>und</strong> fachpraktische<br />

Kenntnisse sowie Fähigkeiten <strong>und</strong> führen zu einer Fachhochschulreife.<br />

Sie setzen einen Mittleren Schulabschluss voraus <strong>und</strong> umfassen<br />

in der Regel die Jahrgangsstufen 11 <strong>und</strong> 12. 11 Bei einer einschlägigen abgeschlossenen<br />

Berufsausbildung bzw. durch hinreichende Berufserfahrung<br />

kann direkt in die 12. Jahrgangsstufe eingetreten werden. Bei Fachoberschulen<br />

lassen sich die Fachrichtungen Wirtschaft <strong>und</strong> Verwaltung, Technik,<br />

Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales, Gestaltung, Ernährung <strong>und</strong> Hauswirtschaft sowie<br />

Agrarwirtschaft unterscheiden. Unterrichtet werden die Fächer Deutsch,<br />

Fremdsprache, Mathematik, Naturwissenschaften, Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> ein fachrichtungsbezogenes Fach. Die praktische Ausbildung<br />

findet in der elften Jahrgangsstufe als gelenktes Praktikum in Betrieben oder<br />

gleichwertigen Einrichtungen statt (für den ganzen Absatz vgl. KMK 2009a,<br />

S. 113f; Hippach-Schneider u.a. 2007, S. 29; Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2010f,<br />

S. 10).<br />

Fachgymnasien (in einigen B<strong>und</strong>esländern auch als Berufliche Gymnasien bezeichnet)<br />

bieten eine gymnasiale Oberstufe (Jahrgangsstufen 11-13), in der<br />

neben den Inhalten eines allgemeinbildenden Gymnasiums auch berufsbezogene<br />

Fachrichtungen <strong>und</strong> Schwerpunkte wie Wirtschaft, Technik, Ernährung<br />

<strong>und</strong> Hauswirtschaft, Agrarwirtschaft sowie Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales<br />

angeboten werden. Aufbauend auf einem Schulabschluss, der zum Eintritt<br />

in die gymnasiale Oberstufe berechtigt 12 , führt das Fachgymnasium in der<br />

Regel zu einer Allgemeinen Hochschulreife. Dabei wird aus einer Fachrichtung<br />

ein zweites Fach mit erhöhtem Anforderungsniveau gewählt <strong>und</strong> im<br />

Abitur abgeprüft. Zum Teil kann an Fachgymnasien in doppeltqualifizierenden<br />

Studiengängen sowohl eine Hochschulzugangsberechtigung als auch<br />

ein beruflicher Abschluss nach Landesrecht erworben werden (für den gesamten<br />

Absatz vgl. KMK 2009a, S. 114).<br />

10 Zu diesem Sektor der Integrierten Ausbildungsberichterstattung zählt auch die Sek<strong>und</strong>arstufe<br />

II an allgemeinbildenden Schulen (vgl. Punkt II.A.: Gr<strong>und</strong>struktur des allgemeinbildenden<br />

Schulsystems).<br />

11 Es kann auch eine 13. Jahrgangsstufe eingerichtet werden, die zur Fachgeb<strong>und</strong>enen <strong>und</strong> bei<br />

ausreichenden Fremdsprachenkenntnissen auch zur Allgemeinen Hochschulreife führt.<br />

12 Dabei kann es sich um einen Mittleren Schulabschluss mit besonderem Leistungsprofil oder<br />

einem gleichwertigen Abschluss handeln.<br />

232


Berufsoberschulen wurden in einigen Ländern eingerichtet, „um den Absolventen<br />

einer Berufsausbildung im dualen System den Erwerb der Hochschulreife<br />

zu ermöglichen“ (ebd.). In zwei Jahren (Vollzeitunterricht) führen<br />

diese Schulen zu einer Fachgeb<strong>und</strong>enen Hochschulreife oder – nach<br />

Nachweis einer zweiten Fremdsprache – auch zu einer Allgemeinen Hochschulreife.<br />

Zugangsvoraussetzung sind ein Mittlerer Schulabschluss oder ein<br />

gleichwertiger Bildungsstand <strong>und</strong> eine erfolgreich abgeschlossene Berufsausbildung<br />

von mindestens zwei Jahren Dauer bzw. eine mindestens fünfjährige<br />

Berufstätigkeit. Folgende Ausbildungsrichtungen werden angeboten:<br />

Technik, Wirtschaft, Agrarwirtschaft, Ernährung <strong>und</strong> Hauswirtschaft, Sozialwesen<br />

sowie Gestaltung. Diesen werden die Schüler/innen entsprechend<br />

ihrer bereits absolvierten beruflichen Erstausbildung oder Berufstätigkeit<br />

zugeordnet (vgl. für den gesamten Absatz KMK 2009a, S. 114f.; Hippach-<br />

Schneider u.a. 2007, S. 30).<br />

Fachschulen sind nach der Internationalen Standardklassifikation für das<br />

Bildungswesen ISCED dem →tertiären Bildungsbereich zuzuordnen <strong>und</strong><br />

dienen der beruflichen Weiterbildung. Sie dauern bis zu drei Jahren <strong>und</strong><br />

setzen gr<strong>und</strong>sätzlich eine abgeschlossene Berufsausbildung <strong>und</strong> entsprechende<br />

Berufserfahrung voraus. Sie vermitteln eine weitergehende fachliche<br />

Fortbildung im Beruf (z.B. Meisterschulen, Technikerschulen) <strong>und</strong> umfassen<br />

einen fachrichtungsübergreifenden <strong>und</strong> fachrichtungsbezogenen Unterricht.<br />

Über eine Ergänzungsprüfung ist zusätzlich der Erwerb der Fachhochschulreife<br />

möglich (vgl. für den gesamten Abschnitt KMK 2009a, S.<br />

173f.). Die nur in Bayern eingerichteten Fachakademien vertiefen in zwei bis<br />

drei Jahren eine vorherige Berufsausbildung, erweitern die Allgemeinbildung<br />

<strong>und</strong> sollen auf eine gehobene berufliche Laufbahn mit staatlich festgelegter<br />

Berufsbezeichnung vorbereiten. Zugangsvoraussetzungen sind ein<br />

Mittlerer Schulabschluss sowie eine einschlägige berufliche Fortbildung.<br />

Auch kann an Fachakademien über eine Ergänzungsprüfung die Fachhochschulreife<br />

oder die Fachgeb<strong>und</strong>ene Hochschulreife erworben werden (vgl.<br />

für den gesamten Abschnitt Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2010f, S. 10; Bayerisches<br />

Staatsministerium für Unterricht <strong>und</strong> Kultus 2010, S. 28).<br />

C. Gr<strong>und</strong>struktur des Hochschulsystems<br />

Hochschularten <strong>und</strong> -abschlüsse<br />

Im →tertiären Bildungsbereich lassen sich in Deutschland verschiedene<br />

Arten von anerkannten Hochschulen unterscheiden. 13 Sie befinden sich in<br />

unterschiedlicher Trägerschaft (staatlich, privat, kirchlich), führen jedoch<br />

stets zu einem landesrechtlich anerkannten Abschluss. Dieser kann sowohl<br />

durch ein Präsenzstudium als auch durch ein Fernstudium erworben werden<br />

(HRG § 13). Der Zugang zur Hochschule ist jeweils an spezifische Vo-<br />

13 Auf Einrichtungen außerhalb des Hochschulbereichs, die nach der ISCED ebenfalls dem<br />

tertiären Bereich zugerechnet werden, wie Fachakademien <strong>und</strong> Fachschulen, wird hier nicht<br />

näher eingegangen.<br />

233


aussetzungen geknüpft.<br />

Universitäten bieten ein umfassendes Fächerspektrum an, zeichnen sich<br />

traditionsgemäß durch Gr<strong>und</strong>lagenforschung <strong>und</strong> die Ausbildung des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses aus <strong>und</strong> besitzen das Promotionsrecht. Andere,<br />

ihnen gleichgestellte wissenschaftliche Hochschulen setzen einen inhaltlichen<br />

Schwerpunkt, wie z.B. die Technischen Universitäten auf die Ingenieurwissenschaften,<br />

oder beschränken sich auf bestimmte Fachrichtungen, wie<br />

z.B. Humanmedizin, Theologie (vgl. Ständige Konferenz der Kultusminister<br />

der Länder in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland [KMK] 2009a, S. 156).<br />

Fachhochschulen bieten ein anwendungsorientiertes Studium, überwiegend<br />

in den ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen, in den Wirtschaftswissenschaften,<br />

im Sozialwesen sowie im Informations- <strong>und</strong> Kommunikationswesen.<br />

Sowohl die Gestaltung der Studiengänge, z.B. durch die Integration<br />

von Praxissemestern außerhalb der Hochschule, als auch der Forschungs-<br />

<strong>und</strong> Entwicklungsbereich sind an der beruflichen Praxis ausgerichtet (vgl.<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung [BMBF] 2008b, S. 29). Eine<br />

spezielle Form stellen hierbei die Verwaltungsfachhochschulen dar, an denen<br />

Nachwuchskräfte für den gehobenen nichttechnischen Dienst des B<strong>und</strong>es<br />

<strong>und</strong> der Länder ausgebildet werden (KMK 2009a, S. 157).<br />

Im Zuge der →Bologna-Erklärung ist davon auszugehen, dass die Funktionsüberschneidungen<br />

zwischen beiden Hochschularten zunehmen <strong>und</strong><br />

sich die Unterscheidung zwischen „praxisorientierten“ Fachhochschulen<br />

<strong>und</strong> „forschungsorientierten“ Universitäten nicht mehr aufrechterhalten<br />

lässt (vgl. Alesi/Merkator 2010, S. 118ff.).<br />

Kunsthochschulen bieten Studiengänge in den bildenden, gestalterischen<br />

<strong>und</strong> darstellenden Künsten sowie in den musikalischen Fächern an, zum<br />

Teil auch in den zugehörigen wissenschaftlichen Disziplinen (z.B. Kunstgeschichte,<br />

Musikpädagogik). Sie bereiten auf künstlerische <strong>und</strong> kunstpädagogische<br />

Berufe vor (KMK 2009a, S. 155).<br />

Bei den Studienabschlüssen ist zwischen Hochschulprüfungen, Staatsprüfungen,<br />

kirchlichen <strong>und</strong> künstlerischen Prüfungen zu unterscheiden,<br />

durch welche in der Regel ein berufsqualifizierender Abschluss erworben<br />

wird (vgl. Europäische Kommission 2009, S. 48). Nach dem erfolgreichen<br />

Abschluss eines gr<strong>und</strong>ständigen Studiums besteht anschließend die Möglichkeit<br />

zur Promotion an einer Universität.<br />

Hochschulprüfungen gehen mit der Verleihung eines akademischen<br />

Grades einher. Die bisherigen Abschlüsse wie Diplom bzw. Magister werden<br />

gemäß der Bologna-Erklärung der Bildungsminister durch ein zweistufiges<br />

Graduierungssystem mit Bachelor- <strong>und</strong> Master-Abschlüssen abgelöst.<br />

Der Bachelor-Abschluss stellt einen ersten berufsqualifizierenden Abschluss<br />

dar <strong>und</strong> verleiht gr<strong>und</strong>sätzlich dieselben Berechtigungen wie ein Diplomabschluss<br />

an einer Fachhochschule, wohingegen der Mastergrad dem Diplom-<br />

bzw. Magisterabschluss im herkömmlichen Graduierungssystem entspricht<br />

(vgl. ebd., S. 195). Im Zuge der Strukturreform wurden nicht nur die Studienabschlüsse,<br />

sondern auch die Struktur <strong>und</strong> die Inhalte des Studiums verändert<br />

(s.u.).<br />

Mit einer Staatsprüfung werden Studiengänge abgeschlossen, die zu Berufen<br />

führen, an denen ein besonderes öffentliches Interesse besteht (z.B.<br />

234


Medizin, Pharmazie, Rechtswissenschaften <strong>und</strong> z.T. Studiengänge für den<br />

Lehrerberuf). Hier wirken bei den Prüfungen auch Vertreter von staatlichen<br />

Prüfungsämtern auf Landesebene mit. Vor allem für angehende Lehrer/innen<br />

<strong>und</strong> Juristen/Juristinnen ist zusätzlich nach der ersten Staatsprüfung<br />

ein Vorbereitungsdienst (Referendariat) vorgesehen, der mit einer weiteren<br />

Staatsprüfung abschließt. Die Kirchlichen Prüfungen im theologischen<br />

Vollstudium werden auf Gr<strong>und</strong>lage einer von der Kirchenbehörde erlassenen<br />

Prüfungsordnung abgenommen. Künstlerischer Abschluss eines gr<strong>und</strong>ständigen<br />

Studiengangs ist in der Regel das Diplom, allerdings wurde auch<br />

hier 2004 die Akkreditierung von Bachelor- <strong>und</strong> Masterstudiengängen beschlossen.<br />

Weiterführende Studiengänge schließen mit einer Abschlussprüfung,<br />

dem Konzertexamen oder einem weiteren Diplom oder Master ab<br />

(vgl. für den gesamten Absatz BMBF 2008b, S. 31f.; KMK 2009b, S. 180).<br />

Eine Sonderform stellen die sog. Dualen Studiengänge dar, die insbesondere<br />

an Fachhochschulen angeboten werden <strong>und</strong> sich durch eine Kombination<br />

der Lernorte Betrieb <strong>und</strong> Hochschule auszeichnen (vgl. B<strong>und</strong>-Länder-<br />

Kommission für Bildungsplanung <strong>und</strong> Forschungsförderung 2003, S.<br />

12ff.). 14 Nach strukturellen Gesichtspunkten lassen sich diese in drei Kategorien<br />

unterteilen: Bei ausbildungsintegrierenden dualen Studiengängen ist eine<br />

berufliche Ausbildung mit einem berufsbildenden Abschluss in das Vollzeit-Studium<br />

integriert, d.h. die Absolventen <strong>und</strong> Absolventinnen erhalten<br />

zwei berufsqualifizierende Abschlüsse. In praxisintegrierenden dualen Studiengängen<br />

absolvieren die Studierenden über die normalerweise im Fachhochschulstudium<br />

vorgesehenen Praxissemester hinaus weitere Praxiszeiten in<br />

einem Betrieb, ohne dass damit ein weiterer berufsbildender Abschluss einhergehen<br />

muss. Berufsintegrierende duale Studiengänge verbinden ein Studium<br />

mit einer beruflichen Teilzeittätigkeit, so dass die Studierenden zugleich<br />

berufstätig sind.<br />

Zulassungsvoraussetzungen<br />

Die Zulassung zum Studium an einer deutschen Hochschule setzt eine Studien-<br />

oder Hochschulzugangsberechtigung voraus, wobei sich folgende Arten<br />

unterscheiden lassen (vgl. BMBF 2008a, S. 29f.): Mit einem Zeugnis der<br />

Allgemeinen Hochschulreife (Abitur) besteht gr<strong>und</strong>sätzlich eine Studienberechtigung<br />

für alle Hochschulen ohne Beschränkung auf bestimmte Fächer oder<br />

Fachgebiete (Ausnahmen siehe unten). Mit einer Fachgeb<strong>und</strong>enen Hochschulreife<br />

hingegen können nur bestimmte Studiengänge an Universitäten <strong>und</strong> Fachhochschulen<br />

besucht werden. Das Zeugnis der Fachhochschulreife (Fachabitur)<br />

wiederum ermöglicht den Zugang zu Fachhochschulstudiengängen. Darüber<br />

hinaus werden vor allem an Kunsthochschulen Studienberechtigungen<br />

ohne formale Hochschulzugangsberechtigung aufgr<strong>und</strong> von Begabten- bzw.<br />

Eignungsprüfungen erteilt.<br />

14 In einigen B<strong>und</strong>esländern wird ein solches Konzept an sog. Berufsakademien verfolgt. Die<br />

Studierenden stehen hier gleichzeitig in einem Ausbildungsverhältnis mit einem Betrieb oder<br />

einer vergleichbaren Einrichtung <strong>und</strong> absolvieren im Wechsel Studienphasen an der Studienakademie<br />

<strong>und</strong> berufspraktische Phasen in der Ausbildungsstätte (vgl. KMK 2009a, S. 173).<br />

235


Bildungsinländer/innen, also Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit,<br />

die ihre Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland erworben<br />

haben, sind seit 1992 deutschen Staatsangehörigen zulassungsrechtlich<br />

gleichgestellt (vgl. Verordnung über die zentrale Vergabe von Studienplätzen<br />

durch die Stiftung für Hochschulzulassung, § 2).<br />

In allen B<strong>und</strong>esländern bestehen zudem für beruflich qualifizierte Bewerber/innen<br />

ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung weitere<br />

Möglichkeiten, ein Studium aufzunehmen (vgl. KMK 2009a, S. 158f.). So<br />

erhalten Absolventinnen <strong>und</strong> Absolventen der Meisterprüfung <strong>und</strong> gleichgestellter<br />

beruflicher Fortbildungsprüfungen sowie Absolventen/Absolventinnen<br />

von Fachschulen bzw. Fachakademien zumindest einen fachgeb<strong>und</strong>enen<br />

Zugang zur Fachhochschule. Die hierfür erforderlichen Kenntnisse<br />

<strong>und</strong> Fähigkeiten sind durch ein Aufnahme- oder Prüfungsverfahren an der<br />

Hochschule nachzuweisen.<br />

Zusätzlich zur Hochschulzugangsberechtigung müssen bisweilen weitere<br />

Voraussetzungen für die Studienaufnahme erfüllt sein (vgl. BMBF 2008a, S.<br />

30). So wird an Kunsthochschulen ein Nachweis der künstlerischen Eignung<br />

verlangt <strong>und</strong> in bestimmten Studiengängen werden studiengangsbezogene<br />

Eignungsfeststellungen bzw. die Erfüllung weiterer Voraussetzungen,<br />

wie z.B. studienspezifische Praktika, gefordert.<br />

Für etwa die Hälfte aller Studiengänge wird der Zugang zum Studium<br />

durch weitere Zulassungsbeschränkungen erschwert (vgl. KMK 2009a, S.<br />

159f.): durch b<strong>und</strong>esweite Auswahlverfahren in einigen wenigen Studiengängen<br />

(z.B. Medizin), in denen die Bewerberzahl die Anzahl der Studienplätze<br />

übersteigt, <strong>und</strong> durch örtliche Zulassungsbeschränkungen (z.B. Psychologie),<br />

in denen die Hochschule eigenständig über die Zulassung der<br />

Bewerber/innen entscheidet (z.B. Psychologie). Auswahlkriterien für die<br />

verschiedenen Auswahlverfahren sind vor allem die Durchschnittsnote im<br />

Abiturzeugnis, die Wartezeit zwischen dem Abitur <strong>und</strong> der Bewerbung an<br />

der Hochschule, das Ergebnis eines fachspezifischen Studierfähigkeitstests<br />

oder eines Auswahlgesprächs, die Berufsausbildung oder Berufstätigkeit des<br />

Bewerbers sowie soziale Kriterien.<br />

Ausländische Studienbewerber/innen, die nicht über eine deutsche<br />

Hochschulzugangsberechtigung verfügen, müssen einen Sek<strong>und</strong>arschulabschluss<br />

nachweisen, der im Herkunftsland zur Studienaufnahme berechtigt,<br />

<strong>und</strong> ggf. zusätzlich eine Aufnahmeprüfung oder Einschreibung an einer<br />

Hochschule des Herkunftslandes. Werden die vorgewiesenen Abschlüsse<br />

nicht als der deutschen Hochschulreife gleichwertig anerkannt, müssen die<br />

Bewerber/innen zudem ein Teilstudium an einer Hochschule des Herkunftslandes<br />

nachweisen oder eine Feststellungsprüfung an einem<br />

→Studienkolleg ablegen. Außerdem wird von ausländischen Studienbewerbern<br />

<strong>und</strong> -bewerberinnen eine Bescheinigung ausreichender Deutschkenntnisse<br />

verlangt (vgl. KMK 2009a, S. 159).<br />

236


Aktuelle Entwicklungen<br />

Im Zuge des sog. Bologna-Prozesses mit dem Ziel, bis 2010 einen gemeinsamen<br />

europäischen Hochschulraum zu verwirklichen, wurde eine gr<strong>und</strong>legende<br />

Umstrukturierung des Studiensystems <strong>und</strong> der Studieninhalte vorgenommen<br />

(vgl. BMBF 2009b, c). Die bisherigen Studiengänge <strong>und</strong> Abschlüsse<br />

werden dabei von einem gestuften Graduierungssystem mit Bachelor-<br />

<strong>und</strong> Masterstudiengängen bzw. -abschlüssen abgelöst. Im Wintersemester<br />

2009/10 waren bereits 79% aller Studiengänge in Deutschland umgestellt<br />

(vgl. Europäische Kommission 2009, S. 48).<br />

Die Planung <strong>und</strong> Konzeption der neuen Studiengänge obliegt dabei den<br />

einzelnen Hochschulen, jedoch müssen die Studiengänge anschließend akkreditiert<br />

werden (vgl. www.bolognanet.hrk.de; 18.11.2010). Die ländergemeinsamen<br />

Strukturvorgaben sehen vor, dass ein Bachelorstudium „wissenschaftliche<br />

Gr<strong>und</strong>lagen, Methodenkompetenz <strong>und</strong> berufsfeldbezogene Qualifikationen<br />

entsprechend dem Profil der Hochschule <strong>und</strong> des Studiengangs“<br />

(KMK 2010a, S. 5) in 6-8 Semestern vermittelt <strong>und</strong> zu einem ersten<br />

vollwertigen berufsqualifizierenden Abschluss führt. Ein solcher berufsqualifizierender<br />

Hochschulabschluss stellt wiederum die Voraussetzung für<br />

einen Masterstudiengang dar, welcher der „fachlichen <strong>und</strong> wissenschaftlichen<br />

Spezialisierung“ innerhalb von 2-4 Semestern dient (ebd., S. 5).<br />

Die neuen Studiengänge sind modularisiert, d. h. sie setzen sich aus thematisch<br />

<strong>und</strong> zeitlich abger<strong>und</strong>eten, in sich geschlossenen <strong>und</strong> mit Leistungspunkten<br />

belegten Studieneinheiten zusammen (KMK 2010b, S. 1). Die<br />

Module werden mit einer Prüfung abgeschlossen, deren Ergebnis in das<br />

Abschlusszeugnis eingeht. Die Prüfungen werden also gr<strong>und</strong>sätzlich studienbegleitend<br />

durchgeführt. Zudem sind die gestuften Studiengänge mit einem<br />

Leistungspunktesystem (European Credit Transfer System; ECTS)<br />

versehen, welches als quantitatives Maß für die Gesamtbelastung der Studierenden<br />

gilt.<br />

Der Bologna-Prozess verfolgt vielfältige Ziele, die seit 1999 auch stetig<br />

ergänzt wurden (vgl. www.bmbf.de/pubRD/leuvener_communique.pdf;<br />

30.03.2011; EFI 2010, S. 53f.): So soll z.B. durch die Einführung der neuen<br />

Abschlüsse sowie durch die Modularisierung <strong>und</strong> das Leistungspunktesystem<br />

die Kompatibilität <strong>und</strong> internationale Vergleichbarkeit der verschiedenen<br />

Hochschulsysteme erleichtert <strong>und</strong> so die internationale Mobilität der<br />

Studierenden <strong>und</strong> des wissenschaftlichen Personals verstärkt werden. Des<br />

Weiteren wurde prognostiziert, dass durch die verminderte Studiendauer<br />

mehr Personen für ein Studium gewonnen, die Abbruchraten verringert <strong>und</strong><br />

so dem drohenden Fachkräftemangel entgegengetreten werden könnte.<br />

Durch das Schaffen von Studienangeboten, die an beruflichen Qualifikationen<br />

<strong>und</strong> Erfahrungen anknüpfen, bzw. durch Verfahren für die Anerkennung<br />

außerhalb der Hochschule erworbener Kenntnisse soll das lebenslange<br />

Lernen <strong>und</strong> die Durchlässigkeit <strong>und</strong> Verzahnung von beruflicher Bildung<br />

<strong>und</strong> Hochschulbildung verstärkt werden. Auch soll die Berufsqualifizierung/Beschäftigungsfähigkeit<br />

der Absolventen/Absolventinnen im Studium<br />

mehr Raum einnehmen <strong>und</strong> die Studierenden damit besser auf den Arbeitsmarkt<br />

vorbereitet werden. Die Studienreform soll zudem zu einer höheren<br />

Zugangs- <strong>und</strong> Ergebnisgerechtigkeit führen, d.h. für bislang unterre-<br />

237


präsentierte Gruppen sollen soziale Hindernisse beseitigt <strong>und</strong> eine gleichberechtigte<br />

Teilhabe an der Hochschulbildung ermöglicht werden (vgl.<br />

www.bmbf.de/ pubRD/leuvener_communique.pdf; 30.03.2011).<br />

Eine weitere Neuerung stellte die Einführung von Studiengebühren in einigen<br />

B<strong>und</strong>esländern dar. Nachdem das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht im Jahr<br />

2005 die im Hochschulrahmengesetz festgeschriebene Gebührenfreiheit für<br />

das Erststudium für nichtig erklärt hat, liegt es nun im Ermessen der Länder,<br />

Studiengebühren zu erheben (vgl. Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2009c, S.<br />

32). Von dieser Möglichkeit haben seit dem Wintersemester 2006/2007<br />

sieben B<strong>und</strong>esländer zumindest zeitweise Gebrauch gemacht <strong>und</strong> von den<br />

Studierenden in der Regel 500 Euro Studiengebühren pro Semester zusätzlich<br />

zu den Verwaltungsgebühren verlangt (Stifterverband für die Deutsche<br />

Wissenschaft 2010, S. 18f.). Mittlerweile sind die Studiengebühren mit Ausnahme<br />

von Bayern <strong>und</strong> Niedersachsen wieder abgeschafft worden. Um die<br />

Finanzierung der Ausbildung, unabhängig von der finanziellen Situation der<br />

Familie, zu sichern, erfolgten in den Jahren 2008 <strong>und</strong> 2010 auch umfangreiche<br />

Änderungen des B<strong>und</strong>esausbildungsförderungsgesetzes (BAföG) (vgl.<br />

KMK 2009a, S. 163). Danach können z.B. Studierende mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

unabhängig vom Nachweis einer mehrjährigen Erwerbstätigkeit<br />

der Eltern die Ausbildungsförderung erhalten, wenn eine längerfristige<br />

Bleibeperspektive in Deutschland gegeben ist (vgl. BMBF 2008c, S. 7).<br />

238


III. Glossar<br />

Ausbildungsberufe<br />

Ausbildungsberufe werden im Rahmen von Ausbildungsverhältnissen im<br />

dualen Ausbildungssystem erlernt. Anerkannte Ausbildungsberufe werden<br />

durch Ausbildungsordnungen nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) oder<br />

der Handwerksordnung (HwO) geregelt <strong>und</strong> staatlich anerkannt. In ihnen<br />

werden die Befähigungen festgelegt, die durch die Ausbildung erworben<br />

werden. Neue oder modernisierte Ausbildungsordnungen werden in den<br />

Rahmenlehrplänen der Länder (Kultusministerkonferenz) in einem mehrstufigen<br />

Verfahren abgestimmt. Beteiligt sind die an der beruflichen Bildung<br />

Beteiligten, also Arbeitgeber, Gewerkschaften, B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Länder. Das<br />

Verzeichnis der anerkannten Ausbildungsberufe wird vom B<strong>und</strong>esinstitut<br />

für Berufsbildung herausgegeben (B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung: http://<br />

www.bibb.de/; 23.05.2011).<br />

Ausbildungsbeteiligungsquote<br />

„Die Ausbildungsbeteiligungsquote dient als Indikator für die Integration<br />

der Jugendlichen in die duale Berufsausbildung. Sie gibt den rechnerischen<br />

Anteil derjenigen innerhalb der Wohnbevölkerung an, die einen Vertrag im<br />

dualen System abschließen. Sie berechnet sich auf Basis der Daten der Berufsbildungsstatistik<br />

<strong>und</strong> der Bevölkerungsfortschreibung der statistischen<br />

Ämter des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Länder, jeweils zum Stichtag 31. Dezember. (...)<br />

Die Berechnung der Ausbildungsbeteiligung erfolgt durch Addition der<br />

Teilquoten für die einzelnen Ausbildungsgruppen“ (B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung<br />

2011, S. 149f.). Die herkömmliche Berechnungsweise bezieht<br />

die Anzahl der ausländischen Auszubildenden (Bestandszahlen über alle<br />

Ausbildungsjahre hinweg) auf die Bevölkerung im ausbildungsrelevanten<br />

Alter (Uhly/Gericke 2010). „Durch die Umstellung auf eine Individualdatenerfassung<br />

(konnte) die Berechnung der Ausbildungsbeteiligungsquote<br />

basierend auf Neuabschlusszahlen auf differenzierte Personengruppen ausgeweitet<br />

werden“ (ebd., S. 147). Als Indikator für den Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

wird die ausländische Staatsangehörigkeit erfasst.<br />

Ausbildungsgeschehen<br />

„Ausbildungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsangebote (…) werden zum Ausbildungsgeschehen<br />

zusammengefasst.“ Sie bilden in formalisierter <strong>und</strong> quantitativ<br />

erfassbarer Form „den sog. Kernbereich (des Ausbildungsgeschehens, d.<br />

Verf.). Über die Erfassung aller Qualifizierungswege von jungen Menschen<br />

nach Verlassen der allgemeinbildenden Schule werden zusätzlich jene Personen<br />

aus der Altersgruppe nachgewiesen, die sich noch in der Sek<strong>und</strong>arstufe<br />

I oder bereits im Erwerbsleben befinden. Der Verbleib eines Altersjahrgangs<br />

soll so vollständig dokumentiert werden. (...) Das Ausbildungsgeschehen<br />

wird in vier →Sektoren erfasst“ (BIBB 2011, S. 235f.).<br />

239


Ausbildungsreife<br />

„Eine Person kann als ausbildungsreif bezeichnet werden, wenn sie die allgemeinen<br />

Merkmale der Bildungs- <strong>und</strong> Arbeitsfähigkeit erfüllt <strong>und</strong> die Mindestvoraussetzungen<br />

für den Einstieg in die berufliche Ausbildung mitbringt.<br />

Dabei wird von den spezifischen Anforderungen einzelner Berufe<br />

abgesehen, die zur Beurteilung der Eignung für den jeweiligen Beruf herangezogen<br />

werden (Berufseignung). Fehlende Ausbildungsreife zu einem gegebenen<br />

Zeitpunkt schließt nicht aus, dass diese zu einem späteren Zeitpunkt<br />

erreicht werden kann“ (B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit 2006, S. 139).<br />

BAföG<br />

Mit „BAföG“ wird das B<strong>und</strong>esgesetz über individuelle Förderung der Ausbildung<br />

(B<strong>und</strong>esausbildungsförderungsgesetz) abgekürzt. Im BAföG sind<br />

die Möglichkeiten <strong>und</strong> Bedingungen für die finanzielle Förderung von Bildungs-<br />

<strong>und</strong> Ausbildungsgängen festgelegt. Die letzte Änderung im Jahr<br />

2011 erweiterte die Anspruchsberechtigung von ausländischen Studierenden.<br />

Für die Gewährleistung von Ausbildungsförderung für ausländische<br />

Staatsangehörige sind aufenthaltsrechtliche Bestimmungen (z.B. im Rahmen<br />

der EU-Freizügigkeitsregelung, einer Niederlassungserlaubnis oder des<br />

Asylrechts) bzw. die „Bleibeperspektive“ der Betreffenden von zentraler<br />

Bedeutung (vgl. BAföG § 8 Abs. 1): „Vom Gr<strong>und</strong>satz förderungsberechtigt<br />

sind Ausländer/innen, die eine Bleibeperspektive in Deutschland haben <strong>und</strong><br />

bereits gesellschaftlich integriert sind. Dies sind beispielsweise Personen mit<br />

einem Daueraufenthaltsrecht nach dem Freizügigkeitsgesetz/EU, einer Erlaubnis<br />

zum Daueraufenthalt-EG oder einer Niederlassungserlaubnis“<br />

(B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung, Dezember 2011;<br />

http://www.das-neue-bafoeg.de/de/370.php; 30.03.2011).<br />

Berufsberatungsstatistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />

„Im Rahmen der Berufsberatungsstatistik werden alle Betriebe <strong>und</strong> Ausbildungsstellenbewerber<br />

erfasst, welche die Leistungen der B<strong>und</strong>esagentur für<br />

Arbeit in Anspruch nehmen. Die Statistik entsteht auf der Basis von Informationen,<br />

die im Rahmen der Geschäftsprozesse der Ausbildungsvermittlung<br />

der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit sowie der Arbeitsgemeinschaften (AR-<br />

GEn) gewonnen werden. Erfasst werden u.a. folgende Merkmale der Bewerber:<br />

Schulabschluss, besuchte Schule, Schulabgangsjahr, Alter, Geschlecht,<br />

Behinderung, Vermittlungswunsch, Nationalität. Da auch die Nationalität<br />

der Bewerber erhoben wird, sind entsprechend differenzierte Analysen<br />

möglich. Doch auch hier stellt sich das beschriebene Problem der<br />

eingeschränkten Differenzierbarkeit der jungen Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Hinzu kommt, dass nicht alle Betriebe <strong>und</strong> Ausbildungsstellenbewerber<br />

die Leistungen der BA in Anspruch nehmen, wodurch die Statistik<br />

nur einen Teilausschnitt des Lehrstellenmarktes widerspiegelt“ (Siegert<br />

2009, S. 19).<br />

Berufsbildungsstatistik<br />

Bei der Berufsbildungsstatistik (vgl. Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2010f, S. 5ff.)<br />

handelt es sich um eine jährliche Vollerhebung zum Stichtag 31. Dezember.<br />

240


Diese erfasst Jugendliche mit Ausbildungsvertrag, die zum Stichtag eine<br />

Ausbildung im dualen System absolvieren, die im Berichtszeitraum (Kalenderjahr)<br />

ein Ausbildungsverhältnis angetreten bzw. vorzeitig gelöst haben<br />

oder die an einer →Berufsausbildungsvorbereitung teilgenommen haben.<br />

Ebenso erfasst werden Teilnehmende an Prüfungen, Ausbildungspersonal<br />

<strong>und</strong> Ausbildungsberater/innen. Für die zuletzt genannten Gruppen liegen<br />

keine Informationen zum Migrationshintergr<strong>und</strong> bzw. zur Staatsangehörigkeit<br />

vor. Auskunftspflichtig sind die für die Berufsausbildung zuständigen<br />

Stellen (Kammern), welche die Daten elektronisch an das statistische B<strong>und</strong>esamt<br />

liefern. Im Jahr 2007 erfolgte eine umfassende Revision der Berufsbildungsstatistik,<br />

die u.a. eine Erweiterung des Merkmalskatalogs als auch<br />

die Umstellung von einer Aggregat- auf eine Individualdatenerfassung einschloss<br />

(vgl. Schmidt 2008; B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung 2010b, S.<br />

78ff.). Dadurch kommt es zu Einschränkungen in der zeitlichen Vergleichbarkeit<br />

der Ergebnisse. Nachdem die anfänglichen Schwierigkeiten dieser<br />

Umstellung nun weitgehend gelöst sind (vgl. Schmidt 2008, S. 988), gelten<br />

die aktuellen Daten aus dem Jahr 2009 als relativ vollständig <strong>und</strong> belastbar<br />

(vgl. Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2010f, S. 7). 15<br />

Erfasst werden demografische Merkmale der Auszubildenden sowie u.a.<br />

Angaben zur schulischen <strong>und</strong> beruflichen Vorbildung, zum Ausbildungsberuf,<br />

zum Ort <strong>und</strong> zum Wirtschaftszweig der Ausbildung, zum Ausbildungsjahr,<br />

-beginn <strong>und</strong> zur Ausbildungsdauer, zur vorzeitigen Auflösung des Berufsausbildungsverhältnisses<br />

<strong>und</strong> zur Abschlussprüfung. Die Daten zu den<br />

Teilnehmenden an einer Berufsausbildungsvorbereitung umfassen deren<br />

Geschlecht, Geburtsjahr, Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> gewählte Berufsrichtung.<br />

Die Daten werden in der Fachserie 11 Reihe 3 des statistischen B<strong>und</strong>esamtes<br />

veröffentlicht. Zudem werden sie an das B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung<br />

(BIBB) u.a. zum Zwecke der Erstellung des Berufsbildungsberichtes<br />

übermittelt <strong>und</strong> dort in den Schaubildern zur Berufsausbildung <strong>und</strong> im<br />

Datensystem Auszubildender (www.bibb.de/dazubi) aufbereitet <strong>und</strong> zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

Berufsvorbereitende Maßnahme<br />

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen sind Qualifizierungsmaßnahmen,<br />

die Jugendlichen einen besseren Zugang zur Ausbildung oder zur Beschäftigung<br />

eröffnen sollen. „Für Jugendliche, die bisher noch ohne Schulabschluss<br />

sind, bietet die Maßnahme außerdem die Möglichkeit, sich auf den<br />

Erwerb eines Hauptschulabschlusses oder eines gleichwertigen Schulabschlusses<br />

vorzubereiten. In den Maßnahmen wird ein breit gefächertes Angebot<br />

vorgehalten, das auf die individuellen Fähigkeiten <strong>und</strong> Bedürfnisse<br />

der Teilnehmer ausgerichtet <strong>und</strong> flexibel gestaltet wird. (…) Im Regelfall<br />

dauert die Teilnahme an einer Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme bis<br />

zu 10 Monate, in Ausnahmefällen bis zu 18 Monate. Während der Teilnahme<br />

an einer Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme haben die Jugendlichen<br />

Anspruch auf Berufsausbildungsbeihilfe.“<br />

15 Für Einschränkungen siehe Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2010f, S. 7f.<br />

241


(http://www.arbeitsagentur.de/nn_26268/zentraler-Content/A05-Berufl-<br />

Qualifizierung/A051-Jugendliche/Allgemein/Berufsvorbereitende-<br />

Bildungsmassnahmen.html; 18.02.2011).<br />

Bildungsausländer/innen<br />

Als Bildungsausländer/innen werden in der amtlichen Statistik die ausländischen<br />

Studienanfänger/innen, Studierenden <strong>und</strong> Absolventinnen/Absolventen<br />

nachgewiesen, die ihre Hochschulzugangsberechtigung im Ausland<br />

bzw. an einem →Studienkolleg erworben haben (Statistisches B<strong>und</strong>esamt<br />

2010d, S. 11).<br />

Bildungsinländer/innen<br />

Als Bildungsinländer/innen werden in der amtlichen Statistik die ausländischen<br />

Studienanfänger/innen, Studierenden <strong>und</strong> Absolventinnen/Absolventen<br />

nachgewiesen, die ihre Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland,<br />

aber nicht an einem Studienkolleg, erworben haben (Statistisches<br />

B<strong>und</strong>esamt 2010d, S. 11).<br />

Bologna-Erklärung bzw. Bologna-Prozess<br />

Die für das Hochschulwesen zuständigen Ministerinnen <strong>und</strong> Minister von<br />

29 europäischen Staaten haben in einer gemeinsamen Erklärung am<br />

19. Juni 1999 in Bologna beschlossen, bis zum Jahr 2010 einen Europäischen<br />

Hochschulraum zu verwirklichen <strong>und</strong> zu diesem Zweck auf eine Vereinheitlichung<br />

der jeweiligen Hochschulsysteme in Europa hinzuarbeiten<br />

(siehe www.bolognanet.hrk.de/glossar/details/bologna-erklaerung<br />

bologna-prozess.html; 30.03.2011) (vgl. ausführlich Abschnitt II.C.).<br />

Brutto-Studierquote<br />

Die Brutto-Studierquote entspricht dem Anteil all jener Hochschulzugangsberechtigten<br />

eines Jahrgangs, die ein Studium an einer Hochschule aufnehmen<br />

(werden), unabhängig vom erfolgreichen Abschluss dieses Studiums.<br />

Sie ergibt sich aus dem Anteil derer, die zum jeweiligen Befragungszeitpunkt<br />

bereits ein Studium aufgenommen haben <strong>und</strong> dem Anteil derer, die<br />

feste Studienabsichten für die Folgezeit bek<strong>und</strong>en (vgl. Heine u.a. 2010).<br />

Duale Berufsausbildung / Duales Berufsausbildungssystem<br />

Das duale Berufsausbildungssystem ist gekennzeichnet durch die Parallelität<br />

der Ausbildung in einem Betrieb <strong>und</strong> einer Berufsschule bzw. Berufsakademie<br />

(→tertiärer Bildungsbereich). Voraussetzung für eine duale Ausbildung<br />

ist ein Berufsausbildungsvertrag. „Der Zugang zum dualen System der<br />

Berufsausbildung ist formal an keinen Schulabschluss geb<strong>und</strong>en; gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

steht die Ausbildung jedem offen.<br />

Im dualen System wird<br />

� zum Facharbeiter/zur Facharbeiterin der Industrie,<br />

� zum Fachangestellten/zur Fachangestellten in Wirtschaft <strong>und</strong> Verwaltung,<br />

� zum Gesellen/zur Gesellin im Handwerk<br />

ausgebildet.<br />

242


Für die 349 staatlich anerkannten Ausbildungsberufe, die derzeit zur Wahl<br />

stehen, wurden vom jeweils zuständigen Fachministerium (in der Regel das<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft <strong>und</strong> Technologie im Einvernehmen mit<br />

dem B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung) Ausbildungsordnungen<br />

erlassen“ (BIBB 2010c, S. 5) (vgl. ausführlich Abschnitt II.B.).<br />

Förderschulbesuchsquote<br />

Die Förderschulbesuchsquote entspricht dem Anteil der Schüler/innen in<br />

Förderschulen an den Schülern/Schülerinnen mit Vollzeitschulpflicht (1.<br />

bis 10. Jahrgangsstufe <strong>und</strong> Förderschulen).<br />

G 8<br />

G8, das 8-jährige Gymnasium, wurde in den einzelnen B<strong>und</strong>esländern zu<br />

unterschiedlichen Zeitpunkten eingeführt. In einigen östlichen B<strong>und</strong>esländern<br />

wurde das Abitur nach der 12. Klasse wie vor der Wende beibehalten.<br />

Von den westlichen B<strong>und</strong>esländern war das Saarland im Jahr 2001 das erste,<br />

das diese Reform umsetzte. Bis auf Rheinland-Pfalz, wo das G8 bisher nur<br />

an Ganztagsschulen etabliert ist, haben nach <strong>und</strong> nach auch alle anderen<br />

B<strong>und</strong>esländer ihre Gymnasien auf 8 Jahre verkürzt. Viele Eltern <strong>und</strong> Verbände<br />

hatten/haben Sorge, dass eine Verkürzung der Gymnasialzeit für die<br />

Schüler/innen mehr Stress <strong>und</strong> weniger Freizeit bringt, <strong>und</strong> es gab/gibt<br />

entsprechende Proteste.<br />

Gesamtschule<br />

Gesamtschulen sind Schularten des Sek<strong>und</strong>arbereichs I mit mehreren Bildungsgängen,<br />

die zu unterschiedlichen Abschlüssen führen (Hauptschulabschluss,<br />

Mittlerer Schulabschluss, Berechtigung zum Übergang in die gymnasiale<br />

Oberstufe). Sie sind entweder als kooperative Gesamtschulen oder<br />

als integrierte Gesamtschulen eingerichtet. Im kooperativen Typ wird der<br />

Unterricht in Jahrgangsklassen erteilt, die auf die unterschiedlichen Abschlüsse<br />

bezogen sind. Im integrierten Typ wird in den Kernfächern ein<br />

leistungsdifferenzierter Unterricht in Kursen erteilt, während die Schüler/innen<br />

eines Jahrgangs im Übrigen gemeinsam unterrichtet werden. Gesamtschulen<br />

können auch den Sek<strong>und</strong>arbereich II in Form der gymnasialen<br />

Oberstufe umfassen.<br />

Gymnasium<br />

Gymnasien sind weiterführende Schulen, die im Normalfall unmittelbar an<br />

die Gr<strong>und</strong>schulen, aber auch – ähnlich wie bei den Realschulen – an die<br />

→Orientierungsstufe anschließen. Die Schulbesuchsdauer beträgt zwischen<br />

sieben <strong>und</strong> neun Jahren. Das Abschlusszeugnis des Gymnasiums gilt als<br />

Befähigungsnachweis für das Studium an Hochschulen. Gymnasialförderschulen<br />

sind den Förderschulen zugeordnet.<br />

Die 9-jährigen Gymnasien (G9-Gymnasien) umfassen die Klassen 5./7.<br />

bis 10. im Sek<strong>und</strong>arbereich I <strong>und</strong> die Jahrgangsstufen 11. bis 13. im Sek<strong>und</strong>arbereich<br />

II.<br />

In 8-jährigen Gymnasien (G8-Gymnasien) treten an die Stelle der Jahrgangsstufen<br />

11 bis 13 die Einführungsphase E sowie die Qualifizierungs-<br />

243


phasen Q1 <strong>und</strong> Q2. Diese werden gr<strong>und</strong>sätzlich in der gymnasialen Oberstufe<br />

<strong>und</strong> damit im Sek<strong>und</strong>arbereich II nachgewiesen. Damit umfasst der<br />

Sek<strong>und</strong>arbereich I der achtjährigen Gymnasien nur noch die Klassenstufen<br />

5 bis 9.<br />

Hauptschule<br />

Hauptschulen (5. bzw. 7. bis 9. bzw. 10. Klassenstufe) vermitteln eine allgemeine<br />

Bildung als Gr<strong>und</strong>lage für eine praktische Berufsausbildung <strong>und</strong><br />

bereiten in der Regel auf den Besuch der Berufsschule vor. Der Abschluss<br />

der Hauptschule wird häufig auch als Berufsschulreife gewertet.<br />

HISEI<br />

Abkürzung für Highest International Socio-Economic-Index of occupational<br />

status (vgl. Wolf 1995). Die von Ganzeboom, de Graaf, Treimann<br />

<strong>und</strong> de Leeuw entwickelte ISEI-Skala misst den sozioökonomischen Status<br />

auf Einkommen, Bildung <strong>und</strong> Beruf basierend. Dabei geht man „davon aus,<br />

dass Schul- <strong>und</strong> Berufsbildung über Berufe in Einkommen <strong>und</strong> Chancen<br />

zur Teilhabe an Macht umgesetzt werden; da Berufe bestimmte Qualifikationen<br />

voraussetzen <strong>und</strong> zu bestimmten Einkommen führen, sind sie als<br />

Vermittler zwischen Bildungsabschlüssen <strong>und</strong> Einkommenslagen zu betrachten“<br />

(Baumert/Schümer 2001, S. 327). Anhand der ISEI-Skala wird<br />

erhobenen Berufen ein bestimmter Wert zwischen 16 <strong>und</strong> 90 zugewiesen,<br />

z.B. für Pflegepersonal 39 oder für Bauingenieure 73. Je höher dieser Wert<br />

ist, desto höher ist der sozioökonomische Status. Der HISEI gibt dann den<br />

höchsten sozioökonomischen Status in einem Haushalt an.<br />

Inklusion<br />

Der Begriff Inklusion kommt aus dem anglo-amerikanischen Raum <strong>und</strong> hat<br />

in der Integrationspädagogik im vergangenen Jahrzehnt zunehmend an Bedeutung<br />

gewonnen. Im Gegensatz zu Integration wird bei Inklusion „von<br />

einer untrennbaren heterogenen Lerngruppe <strong>und</strong> nicht von zweien ausgegangen,<br />

wird nicht nur (Nicht-)Behinderung beachtet, sondern es werden<br />

viele Dimensionen vorhandener Heterogenität zusammengedacht – Möglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Einschränkungen, Geschlechterrollen, sprachlich-kulturelle<br />

<strong>und</strong> ethnische Hintergründe, soziale Milieus, sexuelle Orientierungen, politisch-religiöse<br />

Überzeugungen <strong>und</strong> was auch immer mehr“ (Hinz o.J., S. 1).<br />

Das Konzept Inklusion versteht sich systemisch.<br />

Integrierte Ausbildungsberichterstattung<br />

Ziel einer integrierten Ausbildungsberichterstattung ist die b<strong>und</strong>esweite<br />

„möglichst aktuell(e), vollständig(e) <strong>und</strong> transparent(e)“ Abbildung von<br />

„Strukturen <strong>und</strong> Entwicklungen des beruflichen (Aus-)Bildungsgeschehens“<br />

(B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung 2011, S. 235). Mit dem Berufsbildungsbericht<br />

werden vom BIBB erste Ergebnisse der Ausbildungsberichterstattung<br />

vorgestellt. Sie beziehen sich auf das gesamte →Ausbildungsgeschehen mit<br />

seinen einzelnen →Sektoren.<br />

244


Interkulturelle Öffnung der Jugendverbandsarbeit<br />

Die Interkulturelle Öffnung kann vier Dimensionen umfassen: 1. Die Integration<br />

von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in die „etablierten“<br />

oder auch „anerkannten“ Jugendverbände; 2. Gründung von „Migrantenjugendselbstorganisationen“<br />

(MJSO) bzw. „Vereinen von Jugendlichen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>“ (VJM); 3. Zusammenarbeit der etablierten Jugendverbände<br />

mit MJSO/VJM sowie 4. Öffnung der MSJO gegenüber den etablierten<br />

Verbänden <strong>und</strong> weiteren Zielgruppen (vgl. Peuker 2010/Jagusch<br />

2011).<br />

Ius-Soli-Prinzip<br />

Bezieht sich auf den Erwerb der Staatsangehörigkeit aufgr<strong>und</strong> des Geburtsortes:<br />

„Seit dem 1. Januar 2000 erwerben in Deutschland geborene Kinder,<br />

deren beide Elternteile noch Ausländer sind, (...) bereits mit der Geburt<br />

kraft Gesetzes die deutsche Staatsangehörigkeit“ (B<strong>und</strong>esministerium des<br />

Innern o.J., S. 76).<br />

In § 4 Abs. 3 StAG wird als Bedingungen formuliert, dass ein Elternteil<br />

„seit acht Jahren rechtmäßig seinen gewöhnlichen Aufenthalt im Inland“<br />

<strong>und</strong> ein „unbefristetes Aufenthaltsrecht“ haben muss. Ein unbefristetes Aufenthaltsrecht<br />

haben:<br />

� Ausländer(innen) mit einer Niederlassungserlaubnis,<br />

� Ausländer(innen) mit einer Erlaubnis zum Daueraufenthalt-EG,<br />

� Freizügigkeitsberechtigte EU-Bürger <strong>und</strong> ihre Familienangehörigen,<br />

� Freizügigkeitsberechtigte Staatsangehörige der EWR-Staaten (Island,<br />

Norwegen, Liechtenstein) <strong>und</strong> ihre Familienangehörigen,<br />

� freizügigkeitsberechtigte Staatsangehörige der Schweiz <strong>und</strong> ihre Familienangehörigen,<br />

� Staatenlose, die unter § 1 des Gesetzes über die Rechtstellung heimatloser<br />

Ausländer fallen,<br />

� Türkische Staatsangehörige, die unter Art. 6 <strong>und</strong> 7 ARB 1/80 fallen, <strong>und</strong><br />

ihre Familienangehörigen.<br />

Juleica<br />

Kurzfassung für Jugendleiter/in-Card. „Die Jugendleiter/In-Card (Juleica)<br />

ist der b<strong>und</strong>esweit einheitliche Ausweis für ehrenamtliche Mitarbeiter/innen<br />

in der Jugendarbeit. Sie dient zur Legitimation <strong>und</strong> als Qualifikationsnachweis<br />

der Inhaber/innen.“ „JedeR Juleica-InhaberIn hat eine Ausbildung<br />

nach festgeschriebenen Standards absolviert: mindestens 40 St<strong>und</strong>en<br />

haben sich alle mit Gruppenpädagogik, Aufsichtspflicht, Lebenswelten<br />

von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen, Methoden <strong>und</strong> vielen anderen Themenbereichen<br />

beschäftigt“ (Landesjugendring (LJR) Niedersachsen e.V. 2011).<br />

Jugendverband<br />

„Ein Jugendverband ist eine eigenständige Organisation von Kindern <strong>und</strong><br />

Jugendlichen mit einem demokratisch strukturierten Aufbau. Ein Jugendverband<br />

verfolgt das Ziel, die Interessen seiner Mitglieder in der Gesellschaft<br />

zu vertreten <strong>und</strong> fördert durch eine vielfältige Bildungsarbeit (d.h.<br />

→Jugendverbandsarbeit) die Herausbildung einer persönlichen Identität<br />

245


<strong>und</strong> Werteorientierung junger Menschen.<br />

Wesens- <strong>und</strong> Strukturmerkmale von Jugendverbandsarbeit sind:<br />

� Eigenständigkeit<br />

� Freiwilligkeit<br />

� Ehrenamtliches Engagement<br />

� Partizipation (Mit-Verantwortung <strong>und</strong> Mit-Entscheidung)<br />

� Interessenvertretung (politisches Mandat/ Jugendpolitik)<br />

� Selbstbestimmung<br />

� Orientierung an den Interessen <strong>und</strong> Lebenswelten von Kindern<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen<br />

� Bildungsangebote zur Förderung der Persönlichkeitsentwicklung<br />

� Gr<strong>und</strong>sätzlich offenes Angebot für alle Kinder <strong>und</strong> Jugendliche.“<br />

http://www.jugendnetz-berlin.de/ger/adressbuch/promix/08jugendver<br />

band.php?navanchor=1010052 (16.07.2011).<br />

Die gesetzliche Gr<strong>und</strong>lage für die Arbeit der Jugendverbände ist im<br />

→KJHG §§ 11 <strong>und</strong> 12 festgelegt.<br />

Jugendverbandsarbeit<br />

„In Jugendverbänden <strong>und</strong> Jugendgruppen wird Jugendarbeit von jungen<br />

Menschen selbst organisiert, gemeinschaftlich gestaltet <strong>und</strong> mitverantwortet.<br />

Ihre Arbeit ist auf Dauer angelegt <strong>und</strong> in der Regel auf die eigenen Mitglieder<br />

ausgerichtet, sie kann sich aber auch an junge Menschen wenden, die<br />

nicht Mitglieder sind. Durch Jugendverbände <strong>und</strong> ihre Zusammenschlüsse<br />

werden Anliegen <strong>und</strong> Interessen junger Menschen zum Ausdruck gebracht<br />

<strong>und</strong> vertreten“ (KJHG § 12 Abs. 2). Jugendverbandsarbeit <strong>und</strong> sonstige<br />

Jugendarbeit unterscheiden sich anhand der Merkmale Haupt- vs. Ehrenamtlichkeit<br />

sowie Offenheit vs. Mitgliedschaft, wobei hier keine absolute<br />

Trennschärfe vorliegt: So sind Angebote der Jugendverbandsarbeit überwiegend<br />

ehrenamtlich von Jugendlichen organisiert, die Mitglied in einem Jugendverband<br />

sind, <strong>und</strong> richten sich vordergründig an die eigenen Mitglieder.<br />

Die sonstige Jugendarbeit wird eher von professionellen sozialpädagogischen<br />

Fachkräften gestaltet <strong>und</strong> richtet sich an alle Jugendlichen (vgl. Rätz-<br />

Heinisch u.a. 2009; Thole 2000).<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfegesetz (KJHG)<br />

Unter dem Leitsatz „Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner<br />

Entwicklung <strong>und</strong> auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen <strong>und</strong><br />

gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit“ (§ 1 Abs. 1) regelt das KJHG bzw.<br />

das SGB VIII z.B. Tageseinrichtungen für Kinder, die Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit,<br />

die Hilfen zur Erziehung (z.B. Heimerziehung, Erziehungsberatung),<br />

den Kinder- <strong>und</strong> Jugendschutz.<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfestatistik (KJH-Statistik)<br />

Die KJH-Statistik ist eine amtliche Statistik, die auf dem →KJHG bzw.<br />

SGB VIII (§§ 98ff.) basiert. Sie „erfasst wesentliche Leistungen <strong>und</strong> Aufgaben<br />

der Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfe […] Die Erhebungsergebnisse, die von<br />

den Statistischen Landesämtern <strong>und</strong> dem Statistischen B<strong>und</strong>esamt veröffentlicht<br />

werden, dienen u.a. der Weiterentwicklung des SGB VIII, der So-<br />

246


zialberichterstattung auf den Ebenen des B<strong>und</strong>es, der Länder <strong>und</strong> der Gemeinden,<br />

der Jugendhilfeplanung <strong>und</strong> der sek<strong>und</strong>äranalytischen Forschung“<br />

(Arbeitsstelle KJH-Statistik 2011).<br />

Mikrozensus<br />

Der Mikrozensus ist die amtliche Repräsentativstatistik des Statistischen<br />

B<strong>und</strong>esamtes. Er liefert statistische Informationen über die wirtschaftliche<br />

<strong>und</strong> soziale Lage der Bevölkerung, über die Erwerbstätigkeit sowie den Arbeitsmarkt<br />

<strong>und</strong> die Ausbildung. Jährlich sind an der Erhebung 1 % aller<br />

Haushalte in Deutschland beteiligt (laufende Haushaltsstichprobe). Insgesamt<br />

nehmen r<strong>und</strong> 390.000 Haushalte mit 830.000 Personen am Mikrozensus<br />

teil (Zufallsstichprobe), darunter etwa 160.000 Personen in r<strong>und</strong> 70.000<br />

Haushalten in den neuen B<strong>und</strong>esländern <strong>und</strong> Berlin-Ost. Ein fester Kern<br />

von Fragen im Mikrozensus, die überwiegend mit Auskunftspflicht belegt<br />

sind, wird jährlich wiederholt. Zusätzlich werden im vierjährigen Rhythmus<br />

Zusatzfragenprogramme eingestellt, die teilweise von der Auskunftspflicht<br />

befreit sind. Auf der Gr<strong>und</strong>lage der Erhebungen werden die Ergebnisse der<br />

letzten Volkszählung fortgeschrieben. Der Mikrozensus wird seit 1957, in<br />

den Neuen B<strong>und</strong>esländern seit 1991 durchgeführt. Die Durchführung der<br />

Befragung <strong>und</strong> die Aufbereitung erfolgt durch die Statistischen Ämter der<br />

Länder (dezentrale Statistik); Organisation <strong>und</strong> technische Vorbereitung<br />

liegen beim Statistischen B<strong>und</strong>esamt.<br />

Mittelschule<br />

Die Mittelschule ist eine Schulart des Sek<strong>und</strong>arbereichs I in Sachsen, an der<br />

die Bildungsgänge von Hauptschule <strong>und</strong> Realschule angeboten werden.<br />

Mobile Jugendarbeit<br />

„Mobile Jugendarbeit (…) findet ihre gesetzliche Gr<strong>und</strong>lage überwiegend in<br />

§ 11 <strong>und</strong> § 13 SGB VIII/KJHG. Während sich die Aufgabe gemäß § 11<br />

SGB VIII/KJHG (Jugendarbeit) an alle Jugendlichen richtet, soll Jugendsozialarbeit<br />

(§ 13 SGB VIII/KJHG) zum Ausgleich sozialer Benachteiligungen<br />

oder zur Überwindung individueller Beeinträchtigungen von jungen<br />

Menschen beitragen, die in erhöhtem Maße auf Unterstützung angewiesen<br />

sind. (…)<br />

Die Mobile Jugendarbeit richtet sich an gesellschaftlich, sozial <strong>und</strong> familiär<br />

benachteiligte Jugendliche <strong>und</strong> junge Erwachsene beiderlei Geschlechts.<br />

Häufig haben junge Menschen, deren subjektive <strong>und</strong> objektive Lebensperspektiven<br />

verstellt <strong>und</strong> oft aussichtslos sind, der Arbeitswelt, der Schule <strong>und</strong><br />

teils auch ihren Familien den Rücken gekehrt. Konventionelle Angebote<br />

vor Ort erreichen diese Jugendlichen nicht oder nur unzulänglich. Die Verlagerung<br />

des Lebensmittelpunktes auf die Straße ist verb<strong>und</strong>en mit dem<br />

Risiko einer biografischen Weichenstellung in Richtung eines gesellschaftlichen<br />

<strong>und</strong> sozialen Abstiegs. Streetwork ermöglicht den Zugang zu diesen<br />

Jugendlichen <strong>und</strong> jungen Erwachsenen <strong>und</strong> bildet den Ausgangspunkt für<br />

vielfältige Unterstützungsleistungen für Einzelne <strong>und</strong> Gruppen. Gleichzeitig<br />

richtet Mobile Jugendarbeit den Blick immer auch auf das Gemeinwesen,<br />

um die Lebensbedingungen für junge Menschen in ihrem Lebensumfeld zu<br />

247


verbessern“ (Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit/Streetwork<br />

Baden-Württemberg u.a. 2005).<br />

Neuabschlüsse bzw. „Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge“<br />

„Neuabschlüsse sind definiert als die in das Verzeichnis der Berufsausbildungsverhältnisse<br />

nach Berufsbildungsgesetz (BBiG) oder Handwerksordnung<br />

(HwO) eingetragenen Berufsausbildungsverträge, bei denen das Ausbildungsverhältnis<br />

im jeweiligen Kalenderjahr begonnen hat <strong>und</strong> die am<br />

31.12. noch bestehen (Definition bis 2006) bzw. die bis zum 31.12. nicht<br />

gelöst wurden (Definition seit 2007).<br />

Es ist zu beachten, dass Neuabschlüsse nicht mit Ausbildungsanfängern<br />

gleichzusetzen sind. Ausbildungsverträge werden auch dann neu abgeschlossen,<br />

wenn sogenannte Anschlussverträge vorliegen (nach Abschluss<br />

einer dualen Berufsausbildung in einem der zweijährigen Berufe wird die<br />

Ausbildung in einem weiteren Ausbildungsberuf fortgeführt) oder wenn<br />

nach Abschluss einer dualen Berufsausbildung noch eine Zweitausbildung<br />

begonnen wird. Schließlich schließt auch ein Teil derjenigen mit vorzeitiger<br />

Lösung eines Ausbildungsvertrages erneut einen Ausbildungsvertrag ab (bei<br />

Wechsel des Ausbildungsbetriebs <strong>und</strong>/oder des Ausbildungsberufs)“<br />

(Uhly/Gericke 2010, S. 2).<br />

Offene Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit<br />

„Die Offene Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit ist heute unentbehrlicher Bestandteil<br />

der sozialen Infrastruktur von Städten <strong>und</strong> Gemeinden, um den Auftrag des<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfegesetzes § 11 zu erfüllen, ‚die erforderlichen Angebote<br />

der Jugendarbeit zur Verfügung zu stellen‘. Als Angebotsform steht es<br />

gleichberechtigt neben der verbandlichen Jugendarbeit mit ihrer verbindlichen,<br />

wertgeb<strong>und</strong>enen Ausrichtung. Offene Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit richtet<br />

sich nach dem gesetzlichen Auftrag gr<strong>und</strong>sätzlich an alle Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendlichen. (…)<br />

Zu den gemeinsamen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Merkmalen Offener Kinder- <strong>und</strong><br />

Jugendarbeit zählen<br />

� öffentliche Innen- <strong>und</strong> Außenräume für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche schaffen<br />

<strong>und</strong> zugänglich halten<br />

� aktive Beteiligung ermöglichen<br />

� die unterschiedlichen Interessen <strong>und</strong> Lebenslagen von Mädchen <strong>und</strong><br />

Jungen berücksichtigen <strong>und</strong> thematisieren<br />

� demokratisches Handeln zu unterstützen<br />

� Eigenverantwortung entwickeln <strong>und</strong> fördern<br />

� ein niedrigschwelliges Angebot bereithalten<br />

� sich im Interesse von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen in die Gestaltung der<br />

Gesellschaft einmischen<br />

� junge Menschen zu Engagement <strong>und</strong> Partizipation auffordern, durch<br />

Eröffnung von Möglichkeiten, Verantwortung <strong>und</strong> Leitung zu übernehmen,<br />

Meinungen zu artikulieren <strong>und</strong> zu diskutieren, Einfluss zu nehmen<br />

<strong>und</strong> mitzuentscheiden<br />

248


� durch <strong>außerschulische</strong> Bildung, Erwerb von sozialen <strong>und</strong> kulturellen<br />

Schlüsselqualifikationen“ (Arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe 2005, S.<br />

1f.).<br />

Orientierungsstufe<br />

Die schulische Orientierungsstufe ist die Zusammenfassung der Klassenstufen<br />

5 <strong>und</strong> 6, die entweder den weiterführenden Schulen zugeordnet (schulartabhängige<br />

Orientierungsstufe) oder von ihnen getrennt (schulartunabhängige<br />

Orientierungsstufe) sind. Sie dient der Förderung <strong>und</strong> Orientierung<br />

der Schüler auf die weitere Schullaufbahn.<br />

Prüfungen<br />

„Die Ausbildung in anerkannten Ausbildungsberufen schließt mit einer<br />

Abschluss- oder Gesellenprüfung ab. (…) In der Abschlussprüfung wird<br />

durch einen Prüfungsausschuss der zuständigen Stelle festgestellt, ob der<br />

Prüfling die berufliche Handlungsfähigkeit erworben hat. Einzelheiten über<br />

Prüfungsgegenstand <strong>und</strong> -verfahren können der jeweiligen Ausbildungsordnung<br />

<strong>und</strong> der Prüfungsordnung der zuständigen Stelle entnommen werden“<br />

(B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung 2010b, S. 24). „‚Zuständige<br />

Stelle‘ für die Berufsausbildung sind in den meisten Wirtschafts- <strong>und</strong> Berufszweigen<br />

die jeweiligen Kammern, z.B. die Industrie- <strong>und</strong> Handelskammern,<br />

die Handwerkskammern, die Landwirtschaftskammern, (…) (sowie<br />

die) von den obersten B<strong>und</strong>esbehörden <strong>und</strong> von den Landesbehörden benannten<br />

zuständigen Stellen (Behörden) des öffentlichen Dienstes“ (ebd., S.<br />

47).<br />

„Zur Abschlussprüfung wird zugelassen, wer die Ausbildungszeit zurückgelegt<br />

hat oder wessen Ausbildungszeit spätestens zwei Monate nach<br />

dem Prüfungstermin endet. Außerdem müssen die Prüflinge an vorgeschriebenen<br />

Zwischenprüfungen teilgenommen sowie vorgeschriebene<br />

schriftliche Ausbildungsnachweise (...) geführt haben. (…) Absolventen<br />

vollzeitschulischer Berufsausbildungen sind zur Abschlussprüfung zuzulassen,<br />

wenn diese Bildungsgänge der Berufsausbildung in einem anerkannten<br />

Ausbildungsberuf entsprechen. (…) Berufstätige ohne Berufsausbildung<br />

sind ebenfalls zur Abschlussprüfung zuzulassen, wenn sie nachweisen können,<br />

dass sie mindestens das Eineinhalbfache der Zeit, die als Ausbildungszeit<br />

vorgeschrieben ist, in dem Beruf tätig gewesen sind, in dem die Prüfung<br />

abgelegt werden soll“ (ebd., S. 25). „Nach bestandener Prüfung erhält der<br />

Prüfling von der zuständigen Stelle ein Prüfungszeugnis (…). Vom Ausbildenden<br />

wird ebenfalls ein Zeugnis ausgestellt“ (ebd., S. 24).<br />

Prüfungsjahr<br />

Ein Prüfungsjahr umfasst im Studium das jeweilige Wintersemester sowie<br />

das nachfolgende Sommersemester; z.B. Zahl der „Absolventen 2008“ ist<br />

die Summe der Zahl der Absolventen des Wintersemesters 2007/2008 <strong>und</strong><br />

des Sommersemesters 2008 (vgl. Deutscher Akademischer Austauschdienst<br />

2010).<br />

249


Realschule<br />

Realschulen (5. bzw. 7. bis 10. Klassenstufe) sind weiterführende Schulen,<br />

die unmittelbar im Anschluss an die vierjährige Gr<strong>und</strong>schule oder aber nach<br />

Abschluss der Orientierungsstufe besucht werden können. Die Schulbesuchsdauer<br />

beträgt zwischen vier <strong>und</strong> sechs Jahren. Der Realschulabschluss<br />

eröffnet u.a. den Zugang zu den Fachoberschulen; er wird deshalb auch als<br />

Fachoberschulreife bezeichnet. Außerdem besteht für Absolventen/Absolventinnen<br />

<strong>und</strong> Abgänger/innen mit Realschulabschluss die Möglichkeit des<br />

Übergangs auf Gymnasien in Aufbauform. Die in Bayern eingerichteten<br />

„drei- <strong>und</strong> vierstufigen Wirtschaftsschulen“ werden zusammen mit den Realschulen<br />

ausgewiesen. Die Realförderschulen sind den Förderschulen zugeordnet.<br />

Schularten mit mehreren Bildungsgängen<br />

Schularten mit mehreren Bildungsgängen (5. bzw. 7. bis 9. bzw. 10. Klassenstufe)<br />

vermitteln eine allgemeine Bildung <strong>und</strong> schaffen die Voraussetzung<br />

für die berufliche Qualifizierung. Ab der 7. Klassenstufe beginnt eine<br />

Differenzierung. Die Schüler erwerben mit erfolgreichem Besuch der 9.<br />

Klassenstufe den Hauptschulabschluss <strong>und</strong> mit erfolgreichem Besuch der<br />

10. Klassenstufe <strong>und</strong> bestandener Prüfung den Realschulabschluss.<br />

Schulkindergarten<br />

Schulkindergärten sind schulische Einrichtungen der vorschulischen Erziehung,<br />

die von schulpflichtigen, aber noch nicht schulreifen Kindern besucht<br />

werden. In der Regel sind die Schulkindergärten den Gr<strong>und</strong>- bzw. Sonderschulen<br />

angegliedert.<br />

In Bayern zählen laut Kindergartengesetz die Schulkindergärten nicht<br />

zum Schulbereich. Die statistischen Ergebnisse dieses Landes werden deshalb<br />

nicht in der Schul-, sondern in der Kindergartenstatistik nachgewiesen.<br />

Sektoren des Ausbildungsgeschehens<br />

Strukturelement des →Ausbildungsgeschehens. Die vier Sektoren des Ausbildungsgeschehens<br />

sind „Berufsausbildung“, „Integration in Berufsausbildung“<br />

(Übergangsbereich), Erwerb der Hochschulberechtigung <strong>und</strong> Studiengänge.<br />

Ihre Gliederung erfolgt nach ihren unterschiedlichen Zielsetzungen.<br />

Jedem Sektor sind unterschiedliche „Konten“ zugeordnet, in denen<br />

„Bildungsprogramme mit ähnlichem berufspädagogischen Inhalt in einheitlichen<br />

Klassen nach dem International Standard Classification of Education<br />

(ISCED)“ zusammengefasst sind (B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung 2011, S.<br />

236f.). Zu den Konten des Sektors Berufsausbildung gehören u.a. die anerkannten<br />

Ausbildungsberufe, vollqualifizierende Berufsabschlüsse an Berufsfachschulen<br />

<strong>und</strong> berufsabschlussvermittelnde Bildungsgänge an Berufsfachschulen<br />

<strong>und</strong> Fachgymnasien (ebd.).<br />

Sek<strong>und</strong>arbereich I<br />

Im Sek<strong>und</strong>arbereich I bauen die allgemeinbildenden Schulen auf der gemeinsamen<br />

Gr<strong>und</strong>schule auf. Traditionell handelte es sich dabei um Hauptschule,<br />

Realschule <strong>und</strong> Gymnasium. Erweitert wurde dieses Angebot um<br />

250


neue Schularten, die nach Ländern teils unterschiedliche Bezeichnungen<br />

haben. Häufig werden in diesen Bildungsgängen Hauptschule <strong>und</strong> Realschule<br />

pädagogisch <strong>und</strong> organisatorisch zusammengefasst; dazu gehören die<br />

Mittelschule, die Regelschule, die Sek<strong>und</strong>arschule, die Integrierte Haupt-<br />

<strong>und</strong> Realschule, die Verb<strong>und</strong>ene Haupt- <strong>und</strong> Realschule, die Regionale<br />

Schule <strong>und</strong> die Erweiterte Realschule. Die Gestaltung der Schularten <strong>und</strong><br />

Bildungsgänge des Sek<strong>und</strong>arbereichs I geht vom Gr<strong>und</strong>satz einer allgemeinen<br />

Gr<strong>und</strong>bildung, einer individuellen Schwerpunktsetzung <strong>und</strong> einer leistungsgerechten<br />

Förderung aus.<br />

Sek<strong>und</strong>arbereich II<br />

Die Bildungs- <strong>und</strong> Ausbildungseinrichtungen für die 16- bis 19-Jährigen im<br />

Sek<strong>und</strong>arbereich II umfassen allgemeinbildende <strong>und</strong> berufliche Schulen in<br />

Voll- <strong>und</strong> Teilzeitform sowie die Ausbildungsbetriebe des dualen Systems.<br />

Sozialgruppenspezifische Bildungsbeteiligungsquote<br />

„Anteil der Studienanfänger/innen einer sozialen Gruppe (z. B. Akademikerkinder)<br />

an der altersgleichen Bevölkerung derselben Gruppe“ (B<strong>und</strong>eministerium<br />

für Bildung <strong>und</strong> Forschung 2010c, S. 73).<br />

Statistik der beruflichen Schulen<br />

„In Deutschland liegt die Zuständigkeit für das Bildungswesen im Wesentlichen<br />

bei den B<strong>und</strong>esländern, weshalb auch die Bildungsstatistik, zu der die<br />

Statistik der beruflichen Schulen gehört, in deren Kompetenzbereich fällt.<br />

Bei der b<strong>und</strong>esweiten Statistik der allgemeinbildenden <strong>und</strong> beruflichen<br />

Schulen handelt es sich somit um eine koordinierte Länderstatistik, die auf<br />

Vereinbarungen mit der Kultusministerkonferenz in Verbindung mit § 3<br />

Absatz 2a B<strong>und</strong>esstatistikgesetz (BStatG) basiert (Statistisches B<strong>und</strong>esamt<br />

2007, S. 8). Die Daten zu Schülern <strong>und</strong> Lehrkräften an öffentlichen <strong>und</strong><br />

nicht öffentlichen Schulen werden in der Regel jährlich im Rahmen einer<br />

Totalerhebung zu Beginn eines Schuljahres gewonnen. Für die öffentlichen<br />

Schulen <strong>und</strong> die privaten Ersatzschulen (mit Ausnahme der Schulen des<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesens) besteht dabei Auskunftspflicht. Die Informationen zu<br />

den beruflichen Schulen werden jährlich vom Statistischen B<strong>und</strong>esamt im<br />

Rahmen der Fachserie 11 Reihe 2 veröffentlicht. Anhand der Statistik der<br />

beruflichen Schulen kann untersucht werden, wie sich die deutschen <strong>und</strong><br />

ausländischen Berufsschüler auf die einzelnen beruflichen Schulen verteilen.<br />

(…) im Rahmen der Statistik der beruflichen Schulen (wird) lediglich das<br />

Merkmal ‚Staatsangehörigkeit‘ erhoben (…), wodurch es zu der bereits beschriebenen<br />

eingeschränkten Differenzierbarkeit der jungen Menschen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> kommt“ (Siegert 2009, S. 19).<br />

Studienabbrecher<br />

„Studienabbrecher sind ehemalige Studierende, die zwar durch Immatrikulation<br />

ein Erststudium an einer deutschen Hochschule aufgenommen haben,<br />

dann aber das Hochschulsystem endgültig ohne (erstes) Abschlussexamen<br />

verlassen“ (Heublein u.a. 2008, S. 66).<br />

251


Studienabbruchquote<br />

„Die Studienabbruchquote ist der Anteil der Studienanfänger eines Jahrgangs,<br />

die ihr Erststudium beenden, ohne es mit einem Examen abzuschließen.<br />

Ihre Berechnung erfolgt beim HIS-Verfahren über den Kohortenvergleich<br />

eines Absolventenjahrgangs mit den korrespondierenden Studienanfängerjahrgängen.<br />

Die Abbruchquote gibt demnach den relativen Umfang<br />

nicht erreichter Abschlussprüfungen unter den Studienanfängerinnen <strong>und</strong><br />

-anfängern dieser Studienjahre wieder. Studierende, die nur einen Studiengang,<br />

Fach- oder Hochschulwechsel vollziehen, sind nicht als Studienabbrecher<br />

zu verstehen“ (Heublein u.a. 2008, S. 67).<br />

Studienanfänger/innen<br />

Studienanfänger/innen sind Studierende im ersten Hochschulsemester oder<br />

im ersten Semester eines bestimmten Studienganges. In diesem Bericht<br />

werden als Studienanfänger/innen Studierende bezeichnet, die im 1. Hochschulsemester<br />

an einer Hochschule im B<strong>und</strong>esgebiet eingeschrieben sind,<br />

sog. Erstimmatrikulierte (vgl. Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2010d, S. 11).<br />

Studienberechtigte<br />

„Zu den studienberechtigten Schulabgängern (...) zählen Schulentlassene<br />

des allgemeinen <strong>und</strong> beruflichen Schulwesens mit Allgemeiner Hochschulreife<br />

(einschl. der fachgeb<strong>und</strong>enen Hochschulreife) oder mit Fachhochschulreife“<br />

(Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2009d, S. 8).<br />

Studienberechtigtenquote<br />

Die Studienberechtigtenquote gibt an, wie hoch der Anteil der Schulabgänger/innen<br />

mit Allgemeiner, Fachgeb<strong>und</strong>ener oder Fachhochschulreife an<br />

der altersspezifischen Bevölkerung ist. Dazu wird die Zahl der altersspezifischen<br />

Bevölkerung am 31. Dezember des Jahres, das dem Berichtsjahr voraus<br />

geht, anhand der Bevölkerungsstatistik berechnet. Für das Jahr 2009<br />

werden also die Zahlen derjenigen addiert, die zum 31. Dezember 2008 18,<br />

19 oder 20 Jahre alt waren, <strong>und</strong> daraus ein Durchschnitt gebildet (bis 2006:<br />

Durchschnitt der 17- bis unter 20-Jährigen (12 Jahre Schulzeit) bzw. 18- bis<br />

unter 21-Jährigen (13 Jahre Schulzeit). Die Zahl der Studienberechtigten<br />

kann der Schulstatistik für das Schuljahr, das im jeweiligen Berichtsjahr endet,<br />

entnommen werden (www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/<br />

destatis/Internet/DE/Presse/abisz/Hochschulstatistik__Quoten,templateI<br />

d=renderPrint.psml; 30.03.2011)..<br />

Studienjahr<br />

„Ein Studienjahr umfasst das Sommersemester <strong>und</strong> das folgende Wintersemester,<br />

z.B. Studienjahr 2009 = Sommersemester 2009 <strong>und</strong> Wintersemester<br />

2009/10“ (Statistisches B<strong>und</strong>esamt, Fachserie 11, Reihe 4.1).<br />

Studienkolleg<br />

An Studienkollegs können ausländische Studienbewerber/innen, deren<br />

Schulabschlusszeugnis nicht zum direkten Fachstudium an einer deutschen<br />

Hochschule berechtigt, an einer Art Vorstudium teilnehmen <strong>und</strong> die „Prü-<br />

252


fung zur Feststellung der Eignung ausländischer Studienbewerber für die<br />

Aufnahme eines Studiums an Hochschulen in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland“<br />

ablegen. Bei erfolgreichem Bestehen erhalten sie ein Zeugnis, welches<br />

die Bewerbung um einen Studienplatz erlaubt. Zudem sind die Studienkollegs<br />

auch für die Abnahme der „Deutschen Sprachprüfung für den Hochschulzugang“<br />

(DSH) zuständig (www.studienkollegs.de/de/; 24.02.2011)<br />

Tertiärer Bildungsbereich<br />

Der tertiäre Bereich umfasst die Hochschulen sowie sonstige Einrichtungen,<br />

die berufsqualifizierende Studiengänge für Absolventen des Sek<strong>und</strong>arbereichs<br />

II mit Hochschulzugangsberechtigung anbieten.<br />

So stehen Hochschulzugangsberechtigten in einigen Ländern als Alternative<br />

zum Hochschulstudium die Berufsakademien offen.<br />

Die Fachschulen, die Fachakademien in Bayern sowie die zwei- <strong>und</strong> dreijährigen<br />

Schulen des Ges<strong>und</strong>heitswesens gehören nach der Internationalen<br />

Standardklassifikation für das Bildungswesen ISCED (International Standard<br />

Classification of Education) ebenfalls zum tertiären Bereich (aus Ständige<br />

Konferenz der Kultusminister der Länder in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland 2009a, S. 36f.).<br />

TIMSS<br />

Die TIMSS-Studien (TIMSS = Trends in International Mathematics and<br />

Science Study) der IEA (International Association for the Evaluation of<br />

Educational Achievement) werden seit 1995 alle vier Jahre als international<br />

vergleichende Schulleistungsstudien durchgeführt.<br />

Übergangsquote<br />

„Die Übergangsquote gibt an, wie hoch der Anteil der Schulabsolventen,<br />

die im Laufe der Zeit ein Studium an deutschen Hochschulen beginnen, an<br />

allen Studienberechtigten eines Jahrgangs ist. Dabei wird auch berücksichtigt,<br />

dass der Studienbeginn zeitversetzt erfolgen kann. Entsprechend dient<br />

die Übergangsquote als Maß für die Ausschöpfung des Potenzials der Studienberechtigten“<br />

(Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2010g, S. 6).<br />

Übergangssystem<br />

Das Übergangssystem bezeichnet ein System von Angeboten zur Verbesserung<br />

der Chancen für Ausbildung oder Beschäftigung für Jugendliche, die<br />

nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule in ihrer Ausbildungsplatzsuche<br />

nicht erfolgreich waren. Die Bildungsgänge im Übergangssystem<br />

bieten berufsvorbereitende <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>bildende Maßnahmen; zu einem berufsqualifizierenden<br />

Abschluss führen sie nicht (vgl. B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung<br />

2011, S. 155). Die Erfassung von Ereignissen <strong>und</strong> Maßnahmen<br />

durch die Berufsbildungsstatistik ist eingeschränkt. Hier werden „nur Maßnahmen<br />

des Übergangssystems gemeldet, die 6 Monate dauern <strong>und</strong> von den<br />

Auszubildenden tatsächlich abgeschlossen werden“ (ebd.). Tiefergehend<br />

sind empirische Analysen, die Verläufe zwischen Schulabgang <strong>und</strong> Ausbildungseintritt<br />

bzw. Erwerbsaufnahme detailliert verfolgen (vgl. <strong>Deutsches</strong><br />

Jugendinstitut, Veröffentlichungsreihe Übergänge in Arbeit;<br />

253


(http://www.dji.de/cgi-bin/projekte/output.php?projekt=9).<br />

Vorklasse<br />

Vorklassen werden von schulreifen, aber noch nicht schulpflichtigen Kindern<br />

besucht. Organisatorisch sind diese Klassen großenteils mit Gr<strong>und</strong>-,<br />

Förder- oder Gesamtschulen verb<strong>und</strong>en. Hier sind auch die Eingangsstufen<br />

in Hessen zugeordnet, in die fünfjährige Kinder ohne Feststellung der<br />

Schulfähigkeit aufgenommen werden.<br />

Vertragslösungen<br />

Als Vertragslösungen gelten „vor Ablauf der im Berufsausbildungsvertrag<br />

genannten Ausbildungszeit gelöste Ausbildungsverträge im jeweiligen Berichtsjahr.<br />

Hierbei ist zu beachten, dass eine Vertragslösung nicht unbedingt<br />

einen Abbruch der Berufsausbildung bedeutet; auch Betriebs- oder Berufswechsel<br />

innerhalb des dualen Systems können mit Vertragslösungen einhergehen.<br />

Vertragslösungen können unterschiedliche Ursachen haben (z. B.<br />

auch Betriebsschließungen) <strong>und</strong> können sowohl durch den Ausbildungsbetrieb<br />

als auch den Auszubildenden erfolgen“ (B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung<br />

2009, S. 18).<br />

Vertragslösungsquote<br />

„Die Lösungsquote wird gemäß Schichtenmodell als Summe der Teilquoten<br />

folgendermaßen neu berechnet:<br />

254<br />

2009 2009 2009<br />

Lösungen im aktuellen<br />

Berichtsjahr, die Beginn<br />

des Ausbildungsvertrages<br />

in (1) hatten<br />

Lösungen im aktuellen<br />

Berichtsjahr, die Beginn<br />

des Ausbildungsvertrages<br />

in (t-1) hatten<br />

LQneu = + +<br />

Anzahl der begonnenenAusbildungsverträge<br />

im aktuellen<br />

Berichtsjahr (1)<br />

Anzahl der begonnenenAusbildungsverträge<br />

im Vorjahr (t-1)<br />

Lösungen im aktuellen<br />

Berichtsjahr, die Beginn<br />

des Ausbildungsvertrages<br />

in (t-2) oder<br />

früher hatten<br />

Anzahl der begonnenenAusbildungsverträge<br />

im Vorvorjahr<br />

(t-2) oder früher<br />

2009 2008 2007<br />

Aus dem jeweils aktuellen Berichtsjahr stammen die Lösungsdaten. Diese<br />

werden nicht nach Ausbildungsjahren differenziert (Ausbildungsjahr, in<br />

dem derjenige war, dessen Vertrag gelöst wurde), sondern nach dem Jahr, in<br />

dem der Beginn des in z. B. 2009 gelösten Vertrags war. Die Daten zu den<br />

begonnenen Ausbildungsverträgen stammen aus den verschiedenen Berichtsjahren.<br />

Da Angaben über Beginn <strong>und</strong> Ende der Ausbildungsverträge<br />

erst ab dem Berichtsjahr 2007 vorliegen, können für das Berichtsjahr 2009<br />

nur drei Teilquoten berechnet werden. In der letzten Teilquote werden alle<br />

Lösungen, die den Vertragsbeginn in 2007 oder früher hatten, zusammengefasst.<br />

Ab dem Berichtsjahr 2010 können vier Teilquoten berechnet werden“<br />

(B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung 2009, S. 23).


Zuständigkeitsbereiche<br />

„Maßgeblich für die Zuordnung der Auszubildenden zu den Zuständigkeitsbereichen<br />

ist i.d.R. die Art des Ausbildungsberufs <strong>und</strong> nicht der Ausbildungsbetrieb.<br />

So sind z.B. alle Auszubildenden, die im öffentlichen<br />

Dienst in Berufen der gewerblichen Wirtschaft ausgebildet werden, in der<br />

Berufsbildungsstatistik den Bereichen IH (Industrie <strong>und</strong> Handel, d. Verf.)<br />

<strong>und</strong> Hw (Handwerk, d. Verf.) (je nach zuständiger Stelle) zugeordnet. Ausnahmen<br />

bestehen für Auszubildende, die in einem Handwerksbetrieb in<br />

einem Beruf des Bereichs IH ausgebildet werden (Industrieberuf im Handwerk);<br />

bei der Aggregierung der Auszubildenden für die Bereiche sind sie<br />

dem Handwerk zugeordnet. Gleiches gilt für Handwerksberufe, die in IH-<br />

Betrieben ausgebildet werden (Handwerksberuf in der Industrie). In der<br />

Aggregierung sind diese Auszubildenden dem Bereich IH zugerechnet.<br />

Die Rede ist deshalb von ‚Zuständigkeitsbereichen‘ <strong>und</strong> nicht von Ausbildungsbereichen,<br />

weil die tatsächliche Ausbildungsleistung in einzelnen<br />

Bereichen nicht mit den Zählergebnissen nach Zuständigkeiten übereinstimmen<br />

muss. So sind z.B. in einigen Ländern die Industrie- <strong>und</strong> Handelskammern<br />

auch die zuständige Stelle für den Ausbildungsbereich Hauswirtschaft,<br />

<strong>und</strong> eine klare Aufteilung nach Ausbildungsbereichen ist nicht immer<br />

möglich. Zudem fallen Ausbildungsverträge, die der öffentliche Dienst<br />

oder die freien Berufe in den Ausbildungsberufen von Industrie, Handel<br />

oder Handwerk abschließen, nicht in ihren eigenen Zuständigkeitsbereich,<br />

sondern werden Industrie <strong>und</strong> Handel oder Handwerk zugerechnet. Seit<br />

2007 erfasst die Berufsbildungsstatistik auch das Betriebsmerkmal ‚Zuständigkeit<br />

zum öffentlichen Dienst‘; im Jahr 2008 kommen zu den 38.043 Auszubildenden<br />

in Berufen des öffentlichen Dienstes mindestens weitere<br />

18.882 Auszubildende, die in Betrieben des öffentlichen Dienstes in Berufen<br />

der anderen Zuständigkeitsbereiche ausgebildet werden“ (B<strong>und</strong>esinstitut<br />

für Berufsbildung 2011, S. 34).<br />

255


IV. Abkürzungsverzeichnis<br />

abs. absolut<br />

AGJ Arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe<br />

AID:A „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ – Survey des<br />

Deutschen Jugendinstituts<br />

ARGEn B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit sowie der Arbeitsgemeinschaften<br />

AufenthG Aufenthaltsgesetz (Gesetz über den Aufenthalt, die Erwerbstätigkeit<br />

<strong>und</strong> die Integration von Ausländern im B<strong>und</strong>esgebiet)<br />

BA B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />

BAföG B<strong>und</strong>esausbildungsförderungsgesetz<br />

BAMF B<strong>und</strong>esamt für Migration <strong>und</strong> Flüchtlinge<br />

BBIB B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung<br />

BBiG Berufsbildungsgesetz<br />

BGJ Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr<br />

BIBB B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung<br />

BMBF B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />

BMFSFJ B<strong>und</strong>esministerium für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend<br />

BMI B<strong>und</strong>esministerium des Innern<br />

BstatG B<strong>und</strong>esstatistikgesetz (Gesetz über die Statistik für B<strong>und</strong>eszwecke)<br />

BvB Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen<br />

BVJ Berufsvorbereitungsjahr<br />

CAPI Computer Assisted Personal Interviewing (rechner-unterstützte<br />

persönliche Befragung)<br />

DAAD Deutscher Akademischer Austausch Dienst<br />

DAZUBI Datensystem Auszubildende<br />

DBJR Deutscher B<strong>und</strong>esjugendring<br />

DJI <strong>Deutsches</strong> Jugendinstitut<br />

DL Dienstleistung<br />

DSH Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang<br />

DSW <strong>Deutsches</strong> Studentenwerk<br />

ECTS European Credit Transfer System<br />

EFI Expertenkommission Forschung <strong>und</strong> Innovation<br />

EQ Einstiegsqualifizierung<br />

FÖJ Freiwilliges Ökologisches Jahr<br />

FSJ Freiwilliges Soziales Jahr<br />

GPC Good Practice Center<br />

GUS Gemeinschaft unabhängiger Staaten<br />

HIS Hochschul-Informations-System GmbH<br />

HISEI Highest International Socio-Economic-Index of occupational<br />

status<br />

HRG Hochschulrahmengesetz<br />

HRK Hochschulrektorenkonferenz<br />

Hw Handwerk<br />

HwO Handwerksordnung<br />

256


HZB Hochschulzugangsberechtigung<br />

IEA International Association for the Evaluation of Educational<br />

Achievement<br />

IGLU Internationale Gr<strong>und</strong>schul-Lese-Untersuchung<br />

IH Industrie <strong>und</strong> Handel<br />

ISCED International Standard Classification of Education<br />

JA Jugendarbeit<br />

Juleica Jugendleiter/In-Card<br />

KJHG Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfegesetz (SGB VIII)<br />

KMK Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

KOAB Kooperationsprojekt Absolventenstudien (Internationales<br />

Zentrum für Hochschulforschung Kassel)<br />

LAU Lernausgangslage <strong>und</strong> der Lernentwicklung<br />

LJR Landesjugendring<br />

LKJ Landesvereinigung Kulturelle Jugendarbeit<br />

LVR Landschaftsverband Rheinland Landesjugendamt<br />

LWL Landschaftsverband Westfalen-Lippe<br />

MGFFI Ministerium für Generationen, Familie, Frauen <strong>und</strong> Integration<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

MJSO Migrantenjugendselbstorganisation<br />

MSJK Ministerium für Schule, Jugend <strong>und</strong> Kinder<br />

NRW Nordrhein-Westfalen<br />

OECD Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit <strong>und</strong> Entwicklung<br />

OKJA Offene Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit<br />

PISA Programme for International Student Assessment<br />

RAM Repräsentativbefragung „Ausgewählte Migrantengruppen in<br />

Deutschland“<br />

SGB Sozialgesetzbuch<br />

StAG Staatsangehörigkeitsgesetz<br />

TIMSS Trends in International Mathematics and Science Study<br />

VJM Vereine Jugendlicher mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

vs. versus<br />

257


<strong>Deutsches</strong> Jugendinstitut<br />

Nockherstr.2<br />

81541 München<br />

Telefon +49(0)89 62306-0<br />

Fax +49(0)89 62306-162<br />

www.dji.de

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