Welchen Naturschutz wollen wir? - beim DNR
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<strong>Naturschutz</strong> und Armutsbekämpfung:<br />
Überforderung oder Notwendigkeit?<br />
Manfred Niekisch<br />
Schwierige<br />
Begriffsbestimmungen<br />
Die ersten Schwierigkeiten bei der Behand-<br />
lung der Beziehungen zwischen <strong>Naturschutz</strong><br />
undArmutsbekämpfung ergebensichbereits<br />
bei der definitorischen Erfassung beider Be-<br />
griffe. Die Frage was „Natur“ eigentlich ist,<br />
kann zwar beschreibend beantwortet wer-<br />
den beispielsweise mit den Begriffen von bi-<br />
ologischer Vielfalt, Lebensprozessen, natür-<br />
lichen Ressourcen,naturnahenLandschaften,<br />
doch geht das Verständnis, was Natur und<br />
<strong>Naturschutz</strong> sind, dochweitauseinander.Bei-<br />
spielsweise gelten anthropogen überformte<br />
Landschaften wie artenarme Nadelwälder<br />
oder Getreidefelder mit Klatschmohn und<br />
Kornblume vielen Menschen durchaus als<br />
Natur, währendsie aber nursehr bedingt oder<br />
gar nicht Gegenstand der <strong>Naturschutz</strong>arbeit<br />
sind. Derartige Diskussionen enden meist in<br />
der Feststellung, dass <strong>Naturschutz</strong> eben der<br />
Schutz der Natur sei und der Begriff „Natur“<br />
kaum objektivfassbar ist, ebenso wieder Be-<br />
griff„Landschaft“etwas beschreibt,das allein<br />
in derSicht desMenschen, im Kopf entsteht.<br />
Auch wenn „Armut“ auf den ersten Blick viel<br />
besser definierbar erscheint, stellt sich doch<br />
schnell heraus, wie sehr dieser Zustand von<br />
den Bezugsgrößen, vom Umfeld abhängt. Die<br />
früher und noch immer bei der Weltbank und<br />
anderen Finanzeinrichtungen gebräuchliche<br />
grobe Definition der „Schallgrenze“ von Ar-<br />
mut bei weniger als einem US-Dollar pro Tag<br />
undKopferweist sich schnellals völlig unzu-<br />
reichend, da sie beispielsweise Subsistenz-<br />
<strong>wir</strong>tschaften ohne monetäre Mittel nicht rich-<br />
tig erfassen und bewerten lässt imVergleich<br />
zu armenGruppen in Industriegesellschaften.<br />
Auch die inzwischen sehr komplexen Indika-<br />
torenpakete zur Erfassung und Definition von<br />
Armutlassensehr viel Raum fürInterpretati-<br />
on undFehlinterpretation. Armut<strong>wir</strong>dgrund-<br />
sätzlich gemessen im Bezug auf den Zustand<br />
und die Standards der menschlichen Gesell-<br />
schaft in einem politisch oder geografisch<br />
definierten Raum. Der Mangel ansozialen,<br />
kulturellen, materiellenChancen undMitteln,<br />
ein Leben zu führen, das gewissen Minimal-<br />
standards entspricht, oder der Ausschluß<br />
von einem Minimum an akzeptablen Lebens-<br />
bedingungen, wie sie in einem Land gelten,<br />
sind im Zusammenhang mit einer Umorien-<br />
tierung der Definition von Armut, weg vom<br />
rein monetären Maß, angemessenere und<br />
umfassendere Beschreibungen und entspre-<br />
chen einerstärker ökologischen, holistischen<br />
Sichtweise,zeigenabernach wievor diegroße<br />
Relativitätdes Begriffs.<br />
Nun können und sollen sich diese Ausfüh-<br />
rungen aber nicht damit befassen, die Be-<br />
griffe „Armut“ und „Natur“ beziehungswei-<br />
se „Armutsbekämpfung“ und „<strong>Naturschutz</strong>“<br />
umfassend zubeschreiben oder gar neu zu