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Dokumentation 2003: "Blicke auf das Lager" (PDF, 2167

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<strong>Blicke</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Lager<br />

„Ich…weine, als müßte ich die unterdrückten Tränen nachweinen auch über <strong>das</strong> Nichtwissen, <strong>das</strong><br />

Nichtwissenwollen, der Mutter, des Vaters, des Bruders, was sie hätten wissen können, wissen müssen,<br />

in der Bedeutung von wissen, nach der althochdeutschen Wurzel, wizzan,: erblicken, sehen. Sie haben<br />

nicht gewußt, weil sie nicht sehen wollten, weil sie wegsahen.“<br />

Aus: Uwe Timm „Am Beispiel meines Bruders“<br />

Zwangsarbeit während der NS-Zeit gehörte lange Zeit zu den wissenschaftlich und<br />

öffentlich verdrängten Themen. Erst durch die Entschädigungsdebatte erfuhren viele<br />

jüngere Deutsche, <strong>das</strong>s es in der Zeit von 1939 bis 1945 zum massenhaften,<br />

zwangsweisen Arbeitseinsatz von nach Deutschland verschleppten Ausländern kam.<br />

Vor allem ausländischen Zeitzeugen ist es zu verdanken, <strong>das</strong>s heute ein realistisches<br />

und umfassendes Bild der NS-Zwangsarbeit überhaupt vermittelt werden kann.<br />

Mit der Aufforderung: <strong>Blicke</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Lager! drückt der Förderkreis sein Ziel aus, <strong>das</strong>s<br />

sich Deutsche auch mit diesem Teil ihrer Geschichte auseinandersetzen.<br />

Die im Rahmen der Zwangsarbeiter-Entschädigung <strong>auf</strong>gearbeiteten Archivbestände<br />

und Materialien, die von Zeitzeugen zur Verfügung gestellt wurden, dürfen jetzt nicht<br />

nur konserviert werden. Im Gegenteil sollen sie jetzt am authentischen Ort des<br />

Zwangsarbeiterlagers für pädagogische Bildungsarbeit genutzt werden.<br />

Die Betreiber der Werkstätten und medizinisch-sozialen Einrichtungen <strong>auf</strong> dem<br />

Gelände des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers waren bei einer gezielten Befragung<br />

nach ihrer Meinung, was mit den sechs heute noch leer stehenden Baracken passieren<br />

soll, unterschiedlicher Auffassung. Die meisten standen dem Projekt „neutral“<br />

gegenüber. Einige hingegen begrüßten unsere Initiative und hielten <strong>das</strong> Gelände als<br />

sehr geeigneten Ort, vor allem für Jugendliche, sich mit der Geschichte der<br />

Zwangsarbeit im NS-Staat auseinanderzusetzen.<br />

Das Motto „<strong>Blicke</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Lager“ beinhaltet, <strong>das</strong>s es mehrere, unterschiedliche<br />

Sichtweisen und Wahrnehmungen zum<br />

Lager, seiner Geschichte und seiner<br />

zukünftigen Nutzung gibt. Ehemalige<br />

Zwangsarbeiter, deutsche Zeitzeugen,<br />

Mitglieder des Förderkreises und Schüler<br />

nehmen es <strong>auf</strong>grund ihrer jeweiligen<br />

Erfahrungen unterschiedlich wahr. Diesen<br />

Erfahrungen und diesen zum Teil sehr<br />

persönlichen Meinungsbildern, die den<br />

Mitgliedern des Förderkreises gegenüber<br />

geäußert wurden, soll und wird <strong>das</strong><br />

zukünftige <strong>Dokumentation</strong>s- und<br />

Begegnungszentrum Rechnung tragen.<br />

Eingang am Tag der Auftaktveranstaltung<br />

Den folgenden Seiten sind einige Reflexionen über <strong>das</strong> Lager und seiner zukünftigen<br />

Nutzung zu entnehmen...<br />

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