„Spezielle Schmerzthe- rapie“ mit Fachgesellschaften diskutiert
„Spezielle Schmerzthe- rapie“ mit Fachgesellschaften diskutiert
„Spezielle Schmerzthe- rapie“ mit Fachgesellschaften diskutiert
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Nr. 2|2008<br />
N A C H R I C H T E N<br />
Zeitschrift der Österreichischen Schmerzgesellschaft<br />
P.b.b. 03Z034911 M – Verlagspostamt 1090 SCHMERZ<br />
u 13. INTERNATIONALES WIENER SCHMERZSYMPOSIUM:<br />
Von der akuten zur chronischen <strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />
u MIGRÄNE:<br />
Therapeutischer Problemfall<br />
u HIGHLIGHTS<br />
von den Südbahn-Schmerzgesprächen<br />
Ö S T E R R E I C H I S C H E S C H M E R Z G E S E L L S C H A F T SG
Fachkurzinformation siehe Seite 38
inhalt<br />
2|08<br />
8 Von der akuten zur chronischen <strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />
Bereits zum 13. Mal war das Internationale Wiener Schmerzsymposium<br />
aktuellen Themen zum Schmerz gewidmet, dem<br />
häufigsten Krankheitssymptom. Ein Highlight: Neue Ansätze<br />
in der postoperativen <strong>Schmerzthe</strong>rapie.<br />
18 Migräne<br />
Mit einer Prävalenz von bis zu<br />
14 Prozent ist Migräne extrem<br />
häufig. Doch nur eine Minderheit<br />
der Betroffenen erhält eine<br />
adäquate Therapie.<br />
News 4<br />
President’s Corner 6<br />
Berichte vom 13. Internationalen<br />
Wiener Schmerzsymposium<br />
Unzureichende Akutschmerzversorgung 10<br />
Iontophorese 12<br />
Magenschutz unter NSAR Therapie 16<br />
Schwerpunkt Migräne 18<br />
Bericht des Sekretärs 22<br />
Experten-Statement: Der Stellenwert von NSAR i.v.<br />
in Kombination <strong>mit</strong> krampflösenden Substanzen 23<br />
Berichte von den Südbahn-Schmerzgesprächen:<br />
Highlights 26<br />
Durchbruchschmerz 28<br />
Rheuma: Frühdiagnostik entscheidend 30<br />
Fachkurzinformation 37<br />
IMPRESSUM. SCHMERZ nachrichten. Zeitschrift der Österreichischen Schmerzgesellschaft.<br />
Herausgeber: Österreichische Schmerzgesellschaft, Porzellangasse 35 Top 3,<br />
1090 Wien, Präsident: Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Bach. Medieninhaber: B&K, Bettschart<br />
& Kofler Medien- und Kommunikations beratung GmbH; 1090 Wien, Porzellangasse 35/3,<br />
Tel.: (01) 319 43 78-0, Fax: (01) 319 43 78-20,E-Mail: office@bkkommunikation.at. Redak<br />
tionsko<strong>mit</strong>ee der ÖSG: Prim. Prof. Dr. Michael Bach, Prof. Dr. Rudolf Likar, Prim. Prof.<br />
Dr. Wilfried Ilias, Prim. Doz. Dr. Christian Lampl, Prof. Dr. Joachim Maly Chefredaktion:<br />
Mag. Roland Bettschart, Dr. Birgit Kofler Redaktion: Reno Barth, Barbara Hutter, Sigrun<br />
Rux Graphische Gestaltung: Patricio Handl Anzeigenabteilung: Mag. Elisabetta Dal Bello,<br />
Helmut Grussmann; 1090 Wien, Porzellangasse 35/3, Tel.: (01) 319 43 78-0, Fax: (01)<br />
319 43 78-20, E-Mail: office@bkkommunikation Vertrieb: Ilse Slawik Erscheinung: 4x<br />
jährlich. Preis: € 1,80 Jahresabo: € 5. Auflage: 18.000. Hersteller: Druckerei Berger.<br />
Verlags- und Herstellungsort: Wien. Verlagspostamt: 1090 Wien<br />
editorial<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe ÖSG-Mitglieder,<br />
Ein Schwerpunkt dieser Ausgabe<br />
der Schmerz Nachrichten<br />
ist das 13. Internationale Wiener<br />
Schmerzsymposium: So werden<br />
neuen iontophoretischen Anwendungen<br />
in der <strong>Schmerzthe</strong>rapie sowie<br />
dem Thema Magenschutz im Rahmen<br />
der NSAR-Behandlung ebenso wie einer<br />
aktuellen Umfrage unter österreichischen<br />
Spitalsärzten zum postoperativen<br />
Schmerzmanagement breiter<br />
Raum gewidmet. Weitere Themen befassen<br />
sich <strong>mit</strong> der Migräne- und Rheumatherapie; wie jedes Jahr<br />
berichten wir außerdem auch über die Südbahn Schmerzgespräche.<br />
Als Mitglied des Executive Boards der European Federation of<br />
IASP Chapters (EFIC) darf ich Ihnen auch kurz von neuen Entwicklungen<br />
in unseren großen Dachverbänden, der International<br />
Association for the Study of Pain (IASP) und unserer EFIC berichten.<br />
Statt bisher alle drei Jahre wird der Weltkongress der IASP<br />
in Zukunft im zweijährigen Rhythmus stattfinden. Diese Neuerung<br />
hat auch die EFIC aufgegriffen, die <strong>mit</strong> ihrem VI. Kongress<br />
„Pain in Europe“ 2009 in Lissabon und dann bereits 2011 und<br />
wieder 2013 tagen wird.<br />
Darüber hinaus unterziehen beide, IASP wie EFIC, gerade ihre<br />
Statuten einer Überarbeitung und Straffung, die im einen oder<br />
anderen Falle auch Auswirkungen auf die nationalen Schmerzgesellschaften<br />
haben könnten. Alles in allem befindet sich die internationale<br />
Schmerzszene gerade in einer Umbruchsituation,<br />
und die nächsten Jahre werden zeigen, in welche Richtungen sich<br />
die beiden Dachverbände entwickeln werden. Wir in der EFIC<br />
werden jedenfalls unsere Aktivitäten in Brüssel ebenso wie in<br />
den einzelnen Großregionen Europas erheblich verstärken. Ziel<br />
ist – so wie für die Anästhesie bereits seit Jahrzehnten etabliert –<br />
ein Europäisches Diplom für <strong>Schmerzthe</strong>rapie.<br />
Mit diesem Ausblick darf ich Ihnen eine anregende Lektüre dieser<br />
Ausgabe der Schmerz Nachrichten wünschen und verbleibe<br />
Mit herzlichen kollegialen Grüßen<br />
o. Univ.-Prof. DDr. Hans-Georg Kress,<br />
Schriftleitung, Vorstand der Abteilung für Spezielle Anästhesie und<br />
<strong>Schmerzthe</strong>rapie der Medizinischen Universität Wien<br />
SCHMERZ nachrichten 3
Diplomrichtlinien <strong>„Spezielle</strong> <strong>Schmerzthe</strong><strong>rapie“</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Fachgesellschaften</strong> <strong>diskutiert</strong><br />
B&K/Wustinger<br />
Univ.-Prof. Dr. Michael Bach<br />
Am 24. April fand auf Initiative<br />
der Österreichischen Schmerzgesellschaft<br />
(ÖSG) in der Ärztekammer<br />
ein Meeting <strong>mit</strong> Vorsitzenden<br />
der <strong>Fachgesellschaften</strong><br />
und Ausbildungscurricula zu<br />
den ÖÄK Diplomrichtlinien<br />
<strong>„Spezielle</strong> <strong>Schmerzthe</strong><strong>rapie“</strong><br />
statt.<br />
Die Implementierung eines Curriculums<br />
für spezielle Schmerzmedizin,<br />
das seit 14. Dezember<br />
2007 als Diplom der Österreichischen<br />
Ärztekammer approbiert<br />
wurde, ist ein wichtiges Anliegen<br />
der ÖSG. Dieser Diplomlehrgang<br />
vereint nun konzeptionell<br />
alle bisherigen schmerztherapeutischenAusbildungslehr-<br />
4<br />
SCHMERZ nachrichten<br />
gänge, die in den letzten Jahren in<br />
Österreich entstanden sind, in<br />
Form von zwei Modulen: ein interdisziplinäres<br />
theoretisches Basiscurriculum<br />
(120 EH) sowie ein<br />
Praktisches Modul (80 EH). Das<br />
ÖÄK-Curriculum, das in enger Zusammenarbeit<br />
<strong>mit</strong> der ÖSG entstanden<br />
ist, hat zum Ziel, eine qualitativ<br />
hochwertige schmerztherapeutische<br />
Ausbildung nach internationalen<br />
Richtlinien zu gewährleisten<br />
und gleichzeitig auf die Bedürfnisse<br />
unterschiedlicher Fachrichtungen<br />
und ärztlicher Berufsgruppen<br />
in Form eines Modulsystem<br />
Rücksicht zu nehmen.<br />
Das Curriculum Spezielle<br />
<strong>Schmerzthe</strong>rapie stellt eine Ergänzung<br />
und Vertiefung zu der<br />
seit Februar 2007 gültigen neuen<br />
Ärzte-Ausbildungsordnung der<br />
Österreichischen Ärztekammer<br />
dar: Hier wurde erstmals die fachspezifische<br />
<strong>Schmerzthe</strong>rapie als<br />
neuer Ausbildungsinhalt für alle<br />
Fächer eingeführt. ÖSG-Präsident<br />
Univ.-Prof. Dr. Michael Bach: „Dies<br />
ist aus unserer Sicht ein wegweisender<br />
Schritt zu einer qualitativ<br />
hochwertigen schmerztherapeutischen<br />
Ausbildung aller Ärzte, die<br />
zukünftig eine Ausbildung in<br />
Österreich absolvieren."<br />
UMIT startete Masterstudium<br />
für Physiotherapie Im März startete die Tiroler Gesundheitsuniversität<br />
UMIT in<br />
Hall in Tirol das Master-Studium<br />
„Orthopädische Physiothe<strong>rapie“</strong>.<br />
Das Studium ist für Physiotherapeuten,<br />
für Mediziner, für Logopäden<br />
und für Ergotherapeuten<br />
konzipiert, die Kenntnisse in<br />
Manueller Therapie vorweisen<br />
können.<br />
Ziel des dreijährigen berufsbegleitenden<br />
Studiums, das modular<br />
aufgebaut ist und <strong>mit</strong> dem<br />
akademischen Titel Master of<br />
Science abschließt, ist eine tiefer gehende Spezialisierung und da<strong>mit</strong><br />
verbunden ein Kompetenzerwerb in der Manuellen Therapie.<br />
Dabei steht das Management von Schmerz und anderen Symptomen<br />
der neuro-muskulären-skeletalen Dysfunktion der Wirbelsäule und<br />
Extre<strong>mit</strong>äten im Vordergrund. Weiters werden im Rahmen des Studiums<br />
überfachliche Kompetenzen in den Bereichen Management<br />
und Pädagogik, wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfahrungen<br />
für die berufliche Tätigkeit ver<strong>mit</strong>telt.<br />
news<br />
B&K/Wustinger<br />
Rudolf Likar<br />
zum Universitätsprofessor ernannt<br />
Dem Past President der Österreichischen<br />
Schmerzgesellschaft Dr. Rudolf Likar<br />
wurde kürzlich die Berufsbezeichnung<br />
„Universitäts-Professor“ verliehen. Prof.<br />
Likar habilitierte sich 1999 an der Medizinuniversität<br />
– damals Medizinischen<br />
Fakultät – Graz, baute am LKH Klagenfurt<br />
die angesehenen Bereiche Schmerzklinik<br />
und Palliativstation auf, und ist neben<br />
seinem jahrelangen Engagement in<br />
der österreichischen Schmerzgesellschaft<br />
auch in internationalen Gremien aktiv. Er ist der erste Mediziner<br />
im LKH Klagenfurt, dem „extern“ – also ohne ständige Tätigkeit<br />
an einer Medizinuniversität – diese Berufsbezeichnung verliehen<br />
wurde. Das Redaktionsteam der Schmerz Nachrichten gratuliert!<br />
Board von „Science“ aufgenommen<br />
Univ. Prof. Dr. Sandkühler, Leiter des<br />
Zentrums für Hirnforschung und Leiter<br />
der Abteilung für Neurophysiologie an<br />
der Medizinischen Universität Wien<br />
(MUW), wurde für 2008 neuerlich in den<br />
Redaktionsausschuss des weltweit führenden<br />
Wissenschaftsmagazins „Science“<br />
bestellt. „Science“ ist <strong>mit</strong> einem<br />
Impact Faktor von 30,0 vor „Nature“ (IF:<br />
26,7) die Nummer Eins in allen Wissenschaftsbereichen.<br />
Seit seinem Dienstantritt<br />
an der MUW im Jahr 2001 hat Professor<br />
Sandkühler zwei Arbeiten in „Science“ publiziert. Eine dritte<br />
Arbeit aus dem Jahr 1998 stammt noch aus seiner Zeit an der Universität<br />
Heidelberg. Das von Prof. Sandkühler geleitete interdisziplinäre<br />
Zentrum für Hirnforschung widmet sich überwiegend der translationalen<br />
Grundlagenforschung im Bereich der Neurowissenschaften.<br />
Die Forschungstätigkeiten <strong>mit</strong> un<strong>mit</strong>telbarem Bezug zu klinisch<br />
relevanten Fragestellungen umfassen die Bereiche Entstehung und<br />
Vermeidung chronischer Schmerzen, neurodegenerative und neuroimmunologische<br />
Erkrankungen sowie neurologische und neuropsychiatrische<br />
Erkrankungen.<br />
Sulzer Jürgen Sandkühler erneut in das Editorial<br />
Bewerbungen zum EFIC-Grünenthal Grant 2008<br />
Bewerbungen für den EFIC-Grünenthal Grant 2008 werden bis zum<br />
31. Mai 2008 entgegengenommen. Der <strong>mit</strong> insgesamt EUR 100.000<br />
dotierte Förderpreis wird jährlich von dem Pharmaunternehmen<br />
Grünenthal GmbH und der Europäischen Schmerzgesellschaft EFIC<br />
(European Federation of Chapters of the International Association<br />
for the Study of Pain, IASP) vergeben. Der Preis unterstützt junge<br />
Wissenschaftler aus EFIC-Ländern (www.EFIC.org) und fördert Projektideen<br />
zur Aufklärung von Schmerzmechanismen sowie zur innovativen,<br />
klinischen wie experimentellen Schmerzforschung. Projekte<br />
<strong>mit</strong> Tieren, Computer-Simulationen, etc. werden nicht berücksichtigt.<br />
Bewerbungen können online ausgefüllt werden. Anmeldeformular<br />
und weiterführende Informationen zum EFIC-Grünenthal<br />
Grant erhalten Sie unter www.e-g-g.info. Die Entscheidung über die<br />
Vergabe der Stipendien fällt das EFIC-Forschungsko<strong>mit</strong>ee, das sich<br />
aus international renommierten Schmerzspezialisten zusammensetzt.<br />
Die Gewinner werden im Sommer bekannt gegeben.
Biopsychosoziale Behandlung wirksam<br />
bei starken Rückenschmerzen<br />
Von einer multidisziplinären Therapie ihrer Beschwerden profitieren<br />
auch Patienten, die an besonders langwierigen und schweren<br />
chronischen Rückenchmerzen leiden. Das hat eine Studie der Orthopädischen<br />
Universitätsklinik Heidelberg ergeben, deren Ergebnisse<br />
in der Fachzeitschrift „Spine“ veröffentlicht worden sind.<br />
An der Studie unter Leitung von Prof. Dr. Marcus Schiltenwolf, Leiter<br />
der Sektion <strong>Schmerzthe</strong>rapie an der Orthopädischen Universitätsklinik<br />
Heidelberg, nahmen insgesamt 387 Patienten teil. Diese litten<br />
schon länger als drei Monate an chronischen Rückenschmerzen, waren<br />
deshalb schon mindestens sechs Wochen lang krank geschrieben<br />
und hatten auf Standardtherapien nicht angesprochen. Patienten,<br />
bei denen die Ursache der Rückenschmerzen eindeutig diagnostizierbar<br />
war, sei es wegen eines Tumors, einer Fraktur oder einer<br />
bakteriellen Entzündung, waren von der Teilnahme an der Studie<br />
ausgeschlossen. Nach dreiwöchiger multidisziplinärer Therapie wurden<br />
die Studienteilnehmer ohne weitere Behandlung aus der Klinik<br />
entlassen, sechs Monate nach Beginn der Therapie wurde deren Erfolg<br />
<strong>mit</strong> fünf standardisierten Schmerzskalen und Fragebögen abschließend<br />
gemessen. Dabei zeigte sich in allen Patientengruppen<br />
ein signifikanter Nutzen der multidisziplinären Therapie hinsichtlich<br />
der fünf Erfolgskriterien Arbeitsfähigkeit, Schmerzintensität,<br />
Zufriedenheit <strong>mit</strong> der Behandlung, gesundheitsbezogene Lebensqualität<br />
und Verbesserung der Rückenfunktion. „Insgesamt waren sechs<br />
Monate nach Behandlungsbeginn 67,4 Prozent der Patienten wieder<br />
arbeitsfähig – und zwar unabhängig vom ursprünglichen Schweregrad<br />
ihrer Schmerzen“, so Prof. Schiltenwolf. „Die multidisziplinäre<br />
Therapie zahlt sich deshalb, wenngleich sie kostspielig ist, auch bei<br />
Patienten <strong>mit</strong> besonders schweren chronischen Rückenschmerzen<br />
news<br />
Fachkurzinformation siehe Seite 39<br />
Charité-Forscher entschlüsseln<br />
Morphintoleranz<br />
Forscher der Charité - Universitätsmedizin<br />
Berlin haben jetzt<br />
herausgefunden, wie Patienten<br />
<strong>mit</strong> schweren, dauerhaften Entzündungsschmerzen<br />
länger von<br />
morphinhaltigen Präparaten<br />
profitieren können, berichten<br />
sie im „Journal of Clinical Investigation“.<br />
„Wir haben jetzt einen Weg gefunden,<br />
sowohl den Gewöhnungseffekt<br />
als auch die Nebenwirkungen<br />
auszuschalten“, erklärt<br />
Prof. Christoph Stein, Sprecher<br />
der klinischen Forschergruppe.<br />
Seine Gruppe entdeckte,<br />
dass der Schmerz im verletzten<br />
Gewebe durch die Aktivierung<br />
der Opioidrezeptoren außerhalb<br />
des Gehirns gestillt werden<br />
kann. Zellen im entzündeten<br />
Gewebe setzen dann körpereigene<br />
Endorphine frei, die den<br />
Schmerz zuverlässig lindern.<br />
Dieser Prozess sorgt außerdem<br />
dafür, dass die Erneuerung der<br />
Opioidrezeptoren erheblich beschleunigt<br />
wird und daher auch<br />
bei wiederholter Gabe von Morphin<br />
keine Toleranzwirkung eintritt.<br />
„Neue Medikamente, die gezielt<br />
auf Opioidrezeptoren außerhalb<br />
des Gehirns wirken, werden<br />
bereits klinisch erprobt“, sagt<br />
Prof. Stein. Ein weiterer Vorteil:<br />
Nebenwirkungen wie Atemstillstand,<br />
Magen-Darm-Blutungen<br />
oder Herzinfarkte, kommen nach<br />
bisherigen Erkenntnissen bei<br />
dieser neuen Medikamentengruppe<br />
nicht vor. „Für Patienten<br />
<strong>mit</strong> Arthritis, Tumorschmerz sowie<br />
entzündlichem Rücken- oder<br />
Nervenschmerz ist dies ein Hoffnungsschimmer“,<br />
meint Prof.<br />
Stein. „Sie haben Aussicht, die<br />
neuen Mittel dauerhaft zu vertragen.“<br />
/idw<br />
SCHMERZ nachrichten 5<br />
Anzeige
6<br />
PRESIDENT’S CORNER<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Bach<br />
Leiter der Abteilung für Psychiatrie am KH Steyr<br />
sowie des Zentrums für Psychosomatik, Enns<br />
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe ÖSG-Mitglieder!<br />
Seit Jahren ist eines der Hauptanliegen der Österreichischen<br />
Schmerzgesellschaft im Rahmen der jährlichen<br />
wissenschaftlichen Tagung, den interdisziplinären Gedanken<br />
zu präsentieren und die vielfältigen Aufgaben aller in<br />
der Diagnose und Therapie von Schmerzen beteiligten Personen<br />
transparent darzustellen.<br />
Unsere 16. Wissenschaftliche Jahrestagung, zu der ich Sie jetzt<br />
schon herzlich einladen möchte, steht diesmal im Zeichen<br />
„Schmerz und Rehabilitation: Lebensqualität – Ökonomie – Perspektiven“<br />
und findet von 29.-31. Mai 2008 in Zell am See statt.<br />
Das inhaltliche Programm unseres Kongresses zeigt einmal mehr<br />
die Bereitschaft zum Dialog zwischen unterschiedlich Betroffenen.<br />
Nicht nur, dass wieder zahlreiche Beiträge aus sämtlichen Fachgruppen,<br />
die <strong>mit</strong> Schmerzpatienten zu tun haben, geboten werden<br />
– um möglichst viele Betroffene in diese Problematik einzubeziehen,<br />
geht die ÖSG neue Wege und bietet erstmals die Möglichkeit<br />
der Teilnahme an einem Tetralog. Unter dem Titel „Schmerz – Was<br />
nun?“ werde Patienten, Angehörige, Schmerzexperten und Vertreter<br />
der Politik die Möglichkeit haben, ihre Perspektiven darzustellen.<br />
Im Mittelpunkt der Diskussion sollen Fragen stehen wie: Was<br />
möchten die Patienten und was brauchen sie? Was können Experten<br />
beitragen, um die Bedürfnisse der Patienten zu erfüllen? Was<br />
ist von Seiten der Gesundheitspolitik machbar?<br />
Ziel ist es, die Kommunikationsbasis und das Verständnis auf mehreren<br />
unterschiedlichen Ebenen zu verbessern. Diese Initiative ist<br />
bisher einzigartig in der Schmerzmedizin und soll, wenn sie erfolgreich<br />
ist, zu einer fixen Einrichtung der ÖSG-Jahrestagung<br />
werden. An dieser Stelle möchte ich allen Sponsoren, die uns die<br />
Organisation des Kongresses ermöglichen, meinen Dank aussprechen,<br />
aber auch den Moderatorinnen des „Round tables“ A.<br />
Krauss-Rirsch und I. Obermayer aus Wien, die sich im Rahmen<br />
von Selbsthilfegruppen sehr engagieren und dadurch einen guten<br />
Einblick in das Leben von Schmerzpatienten gewinnen konnten.<br />
Ich freue mich, möglichst viele von Ihnen in Zell am See begrüßen<br />
zu dürfen!<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Bach<br />
Präsident<br />
SCHMERZ nachrichten<br />
news<br />
Opioid-Ausschüttung im Gehirn<br />
bei Ausdauersport<br />
vor und nach einem zweistündi-<br />
Ausdauersport steht seit langem<br />
für Stressabbau, Angstlösung,<br />
Stimmungsaufhellung und verminderteSchmerzwahrnehmung.<br />
Die Ursache der Wirkungen<br />
auf die Befindlichkeit war<br />
aber bislang ungeklärt. Die beliebteste<br />
Theorie war und ist die<br />
„Endorphin-Hypothese“, die eine<br />
vermehrte Ausschüttung körpereigener<br />
Opioide im Gehirn<br />
mutmaßte. Da ein direkter Nachweis<br />
dieser Theorie bisher nicht<br />
erbracht werden konnte, löste<br />
sie in der wissenschaftlichen<br />
Fachwelt stets kontroverse Diskussionen<br />
aus.<br />
Forscher der Nuklearmedizin,<br />
Neurologie und Anästhesie der<br />
Technischen Universität München<br />
sowie der Universität Bonn<br />
haben die Endorphin-Theorie<br />
jetzt genauer unter die Lupe genommen.<br />
Dabei wurden zehn<br />
Athleten jeweils vor und nach einem<br />
zweistündigen Langstreckenlauf<br />
<strong>mit</strong>tels Positronen-<br />
Emissions-Tomographie (PET)<br />
untersucht. Eingesetzt wurden<br />
dazu [18F]Diprenorphine ([18F]-<br />
FDPN), das im Gehirn an Opiat-<br />
Rezeptoren bindet und dabei in<br />
Konkurrenz zu Endorphinen<br />
tritt. Durch Vergleich der Bilder<br />
gen Dauerlauf er<strong>mit</strong>telten die<br />
Forscher eine signifikant verminderte<br />
Bindung von<br />
[18F]FDPN. Das spricht im Umkehrschluss<br />
für eine vermehrte<br />
Ausschüttung körpereigener<br />
Opioide beim Ausdauerlauf.<br />
Prof. Dr. Thomas Tölle, der eine<br />
Forschungsgruppe „Funktionelle<br />
Bildgebung bei Schmerz“ an<br />
der TU München leitet: „Unsere<br />
Auswertungen zeigen, dass das<br />
erlebte Hochgefühl umso intensiver<br />
war, je geringer die<br />
[18F]FDPN Bindung in der PET-<br />
Messung war. Das bedeutet,<br />
dass das Ausmaß des Hoch- und<br />
Glücksgefühls nach dem Ausdauerlauf<br />
<strong>mit</strong> der Menge der<br />
ausgeschütteten Endorphine<br />
korrelierte. Dass die Endorphine<br />
auch in Hirnregionen freigesetzt<br />
werden, die eine zentrale<br />
Bedeutung für die Schmerzunterdrückung<br />
besitzen, war nicht<br />
ganz unerwartet, aber auch dieser<br />
Nachweis stand aus. Jetzt<br />
bleibt zu hoffen, dass diese Bilder<br />
auch unsere Schmerzpatienten<br />
beeindrucken und im Rahmen<br />
ihrer Möglichkeiten zur<br />
Aufnahme von Ausdauertraining<br />
motivieren.“/idw
Narkose<strong>mit</strong>tel Sevofluran verhindert<br />
schmerzhafte Erinnerungen<br />
Geringe Mengen eines häufig eingesetzten Anästhetikums können<br />
das Entstehen von schmerzhaften Erinnerungen verhindern. Wissenschaftler<br />
der University of California haben jetzt nachgewiesen,<br />
dass Sevofluran-Gas dafür sorgt, dass Patienten sich<br />
nicht an gefühlsmäßig aufgeladene Bilder erinneren. Scans<br />
zeigten, dass das Narkose<strong>mit</strong>tel die Signale zwischen zwei entscheidenden<br />
Bereichen des Gehirns beeinflusste. Die Forscher<br />
hoffen, dass diese Erkenntnisse in jenen seltenen Fällen helfen<br />
könnten, in denen sich Patienten trotz Narkose an Details von<br />
Operationen erinnern. Details der Studie wurden in den „Proceedings<br />
of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht.<br />
Die Wissenschaftler untersuchten<br />
die Auswirkungen<br />
von viel geringeren Mengen<br />
als normalerweise von einem<br />
chirurgischen Eingriff eingesetzt<br />
werden. Die Freiwilligen<br />
wurden entweder <strong>mit</strong><br />
dem Anästhetikum oder einem<br />
Placebo-Gas behandelt.<br />
Anschließend wurde ihnen<br />
eine Reihe von Fotografien<br />
gezeigt. Einige zeigten Alltägliches<br />
wie eine Tasse Kaffee.<br />
Andere sollten eine weitaus<br />
Hyppokampus<br />
stärkere emotionale Reaktion<br />
hervorrufen. Dazu gehörte<br />
zum Beispiel eine abgetrennte blutige Hand. Nach einer Woche wurden<br />
die Teilnehmer ersucht, sich an so viele Bilder wie möglich zu<br />
erinnern. Jene, die das Plazebo-Gas erhalten hatten, erinnerten sich<br />
durchschnittlich an rund 29 Prozent der stark emotionalen Bilder<br />
und zwölf Prozent der anderen. Jene, die <strong>mit</strong> Sevofluran behandelt<br />
worden waren, erinnerten sich nur an fünf Prozent der gefühlsmäßig<br />
aufgeladenen Bilder und zehn Prozent der anderen. Gehirnscans<br />
ergaben, dass das Gas anscheinend die Impulse zwischen<br />
Amygdala und Hippokampus beeinflussten. Beide Bereiche sind dafür<br />
bekannt, dass sie an der Verarbeitung von Gefühlen und Erinnerungen<br />
beteiligt sind. /pte<br />
Postmenopausalen Osteoporose:<br />
Neue Therapie<br />
Eine neue Therapie zur Behandlung der postmenopausalen Osteoporose<br />
wurde kürzlich bei einer Pressekonferenz in Wien vorgestellt:<br />
Zoledronsäure 5 mg (Handelsname Aclasta), eine kurze Infusion,<br />
die nur 1x jährlich intravenös verabreicht werden muss. Aclasta<br />
soll dadurch die Therapietreue der Patienten verbessern und zusätzlich<br />
hervorragende Wirksamkeitsdaten zur Vermeidung osteoporotischer<br />
Frakturen aufweisen. Speziell Wirbelkörperbrüche können<br />
<strong>mit</strong> der neuen Infusionstherapie besonders effektiv verhindert<br />
werden: „In der so genannten HORIZON-Studie, die bei mehr als<br />
7600 Patientinnen länger als drei Jahre durchgeführt wurde, konnten<br />
gegenüber einer Placebogruppe Wirbelkörperfrakturen um 70<br />
Prozent und Hüftfrakturen um 41 Prozent reduziert werden. Und<br />
das bei insgesamt guter Verträglichkeit. Es kann also von einer effizienten<br />
Reduktion des ‚Dominoeffektes‘ ausgegangen werden“, so<br />
Univ. Prof. Dr. Harald Dobnig, Leiter der Klinischen Abteilung für<br />
Endokrinologie und Nuklearmedizin an der Medizinischen Universitätsklinik<br />
Graz.<br />
news<br />
Transtec im Internet<br />
Immer mehr Patienten<br />
nutzen das Internet,<br />
um Diagnose<br />
und Therapie<br />
einer Erkrankung<br />
<strong>mit</strong> ihrem Arzt zu<br />
diskutieren. Im<br />
Bereich der<br />
<strong>Schmerzthe</strong>rapie,insbesondere<br />
zur richtigen<br />
Verwendung von<br />
Opioiden, hat die Firma Grünenthal<br />
Ges.m.b.H <strong>mit</strong> verschiedenen Initiativen zum Wissensmanagement<br />
beigetragen. Das international anerkannte Ausbildungsprogramm<br />
PAIN wurde von mehreren tausend Ärzten<br />
erfolgreich durchlaufen.<br />
Über neue Erkenntnisse schnell und umfassend zu informieren<br />
ist auch das Anliegen der neu gestalteten Homepage<br />
www.transtec-pflaster.at.<br />
Das neue Informations-Angebot von Grünenthal bietet alle<br />
notwendigen Informationen für die verschiedenen Fachgruppen<br />
an. Die klare Gliederung ermöglicht die schnelle Recherche<br />
zum Wirkstoff Buprenorphin, Informationen zum Produkt<br />
Transtec sind umfangreich zusammengefasst dargestellt<br />
und verweisen <strong>mit</strong> Literaturangaben auf weiterführende Quellen.<br />
Häufig gestellte Fragen werden ausführlich beantwortet<br />
und <strong>mit</strong> detaillierten Literaturzitaten untermauert. Eine konkrete<br />
Literaturanfrage kann ebenfalls online gestellt werden.<br />
Neben einem geplanten Transtec-Tutorial zur Weiterbildung –<br />
insbesondere für junge Ärzte – besteht auch die Möglichkeit,<br />
Serviceartikel wie Patiententagebücher, Opioid-Umrechnungstabellen<br />
oder VAS und NRS Skalen direkt herunter zu laden.<br />
Ein großer Teil der neuen Transtec-Homepage wendet sich an<br />
Patienten <strong>mit</strong> starken Schmerzen: Eine Europa-weite Befragung<br />
aus 2006 <strong>mit</strong> 15.000 Patienten hat wieder bestätigt, dass<br />
noch immer ein erheblicher Prozentsatz der Bevölkerung an<br />
starken und stärksten Schmerzen leidet. Das neue Online-<br />
Portal soll auch dazu beitragen, dass informierte Patienten in<br />
Absprache <strong>mit</strong> ihrem Arzt selbst entscheiden könne, welche<br />
Therapie sie wählen möchten, um die gewünschte Schmerzlinderung<br />
zu erreichen und so<strong>mit</strong> die Lebensqualität zu steigern.<br />
Die neue Transtec-Homepage ist ab sofort online: www.<br />
transtec-pflaster.at<br />
SCHMERZ nachrichten 7<br />
Promotion
B&K/Wustinger<br />
8<br />
13. INTERNATIONALES WIENER SCHMERZSYMPOSIUM<br />
29.2.-2.3.2008<br />
13. Wiener Internationales Schmerzsymposium<br />
JEDER ZWEITE CHRONISCHE SCHMERZ-<br />
PATIENT INFOLGE UNZUREICHENDER<br />
AKUTSCHMERZ-VERSORGUNG<br />
Zum 13. Mal war das Internationale Wiener Schmerzsymposium (29. Februar bis 2. März 2008) unter dem Vorsitz<br />
von O.Univ.-Prof. DDr. Hans-Georg Kress, Vorstand der Abteilung für Spezielle Anästhesie und <strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />
(AKH Wien), aktuellen Themen zum Schmerz gewidmet, dem häufigsten aller Krankheitssymptome.<br />
Nach den Fortschritten in der Therapie<br />
und im Verständnis chronischer<br />
Schmerzen in den vergangenen Jahren<br />
erleben wir derzeit wieder eine besondere<br />
Beachtung des akuten Schmerzes“, so<br />
Prof. Kress. „Zum einen ist die verlässliche<br />
Therapie des Akutschmerzes ein wesentlicher<br />
Bestandteil der Qualitätsziele modern<br />
geführter Kliniken. Zum anderen ist die<br />
Akut-<strong>Schmerzthe</strong>rapie <strong>mit</strong> Patienten-kontrollierter<br />
Schmerzkontrolle (PCA) bzw. geeigneten<br />
kurzwirksamen Schmerzmedikamenten<br />
und speziellen Applikationsformen<br />
schon lange fest etabliert, und kann durch<br />
die inzwischen angebotene Produktvielfalt<br />
unter den technischen und ökonomischen<br />
Voraussetzungen des jeweiligen Behandlungsumfeldes<br />
optimal verwendet werden.“<br />
Aus schmerzmedizinischer Sicht ist das Thema<br />
der Schmerz-Chronifizierung besonders<br />
relevant. „Un- oder unterbehandelter Akutschmerz<br />
weist die Tendenz auf, chronisch<br />
zu werden“, so Prof. Kress. „Nach den in einer<br />
aktuellen Umfrage erhobenen Erfahrungen<br />
von österreichischen Schmerzspezialisten<br />
hat fast jeder zweite Patient <strong>mit</strong> chronischen<br />
Schmerzen eine unzureichende Akutschmerztherapie<br />
als Ausgangspunkt seiner<br />
Beschwerden.“<br />
In einer wissenschaftlichen Untersuchung<br />
aus Großbritannien ließen sich bei 23 Prozent<br />
der chronischen Schmerzpatienten die<br />
Schmerzen auf ein Operationsereignis zurückführen.<br />
Fast 60 Prozent der operationsbedingten<br />
chronischen Schmerzen dauerten<br />
bereits länger als 24 Monate, drei Viertel davon<br />
kontinuierlich <strong>mit</strong> moderater (50 Prozent)<br />
bzw. starker Intensität (25 Prozent).<br />
SCHMERZ nachrichten<br />
„Schmerzen während und nach einer<br />
Operation müssten nicht sein: Peri- bzw.<br />
postoperative Schmerzen sind absehbar und<br />
vorübergehend, und es gibt hervorragende<br />
Möglichkeiten sie zu vermeiden.“<br />
O.Univ.-Prof. DDr. Hans-Georg Kress<br />
Und eine aktuelle wissenschaftliche Arbeit<br />
aus Italien zeigt, dass das Ausmaß der operativen<br />
Verletzung von Nerven während einer<br />
offenen Leistenbruch-Operation signifikant<br />
<strong>mit</strong> dem Auftreten postoperativer chronischer<br />
Schmerzen korreliert. Werden die Nerven<br />
vom Operateur nicht identifiziert, ist das relative<br />
Risiko nach sechs Monaten signifikant<br />
erhöht und korreliert direkt <strong>mit</strong> der Zahl<br />
durchtrennter Nerven. Prof. Kress: „Was
leibt ist die schlichte Erkenntnis, dass neben<br />
nervenschonenden Operationsverfahren<br />
vor allem eine frühzeitige, effektive postoperative<br />
<strong>Schmerzthe</strong>rapie potentiell zur Prävention<br />
chronischer Schmerzen beitragen kann.“<br />
ÖSTERREICHISCHE UMFRAGE: ZWEI DRITTEL<br />
LEIDEN UNTER POSTOPERATIVEM SCHMERZ.<br />
Aufschluss über die österreichische Situation<br />
beim postoperativen Schmerz gibt eine<br />
Umfrage des Meinungsforschungs-Institut<br />
IMAS, das im Auftrag der Österreichischen<br />
Schmerzgesellschaft (ÖSG) 1000 Österreicher<br />
über ihre Erfahrungen im Zusammenhang<br />
<strong>mit</strong> postoperativen Schmerzen befragte.<br />
Zwei Drittel hatten Schmerzen: 22 Prozent<br />
starke, 22 Prozent <strong>mit</strong>tlere, 23 Prozent<br />
schwache. Allerdings scheint die Aufklärungstätigkeit<br />
in den vergangenen Jahren<br />
zu einer Verbesserung geführt zu haben. Der<br />
Anteil der Patienten, die vom Arzt über die<br />
Möglichkeiten einer optimalen <strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />
vor der Operation informiert worden<br />
waren, betrug vor über 15 Jahren nur 28 Prozent,<br />
und steigerte sich bis zu 65 Prozent in<br />
jüngerer Vergangenheit.<br />
Prof. Kress: „Die Befragungsergebnisse sind<br />
aber insofern alarmierend, als Schmerzen<br />
während und nach einer Operation nicht<br />
sein müssten: Peri- bzw. postoperative<br />
Schmerzen sind absehbar und vorübergehend,<br />
und es gibt hervorragende Möglichkeiten<br />
sie zu vermeiden.“<br />
Es gehe hier jedoch nicht primär um individuelles<br />
schmerzmedizinisches Fehlverhalten<br />
von einzelnen Ärzten und schon gar<br />
nicht um individuelle Schuldzuweisungen,<br />
sondern in erster Linie um strukturelle Defizite<br />
in vielen Spitälern, betont Prof. Kress:<br />
„In vielen Krankenhäusern hängt die Qualität<br />
der postoperativen <strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />
sehr stark davon ab, ob dort schmerzmedizinisch<br />
engagierte Mediziner tätig sind und<br />
ob die Personalbesetzung ein postoperatives<br />
Engagement überhaupt ermöglicht oder<br />
nicht.“ Tatsächlich ist in Krankenhäusern<br />
häufig ungeklärt, wer für die postoperative<br />
Schmerzmedizin eigentlich zuständig ist. Zu<br />
fordern seien deshalb neben dem Herstellen<br />
einer klaren organisatorischen Struktur und<br />
einer Festlegung der Behandlungskonzepte<br />
für das postoperative Schmerzmanagement<br />
auch die Etablierung von 24-Stunden-<br />
Schmerz diensten, die für die <strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />
nicht nur auf einer Station, sondern in<br />
der gesamten Krankenanstalt verantwortlich<br />
sind.<br />
AKTUELLE BEFRAGUNG VON 50 SCHMERZSPE-<br />
ZIALISTEN. Meinungsforscher von Schütz Marketing<br />
Services in Wien haben jetzt österreichweit<br />
50 Spezialisten für akute und chronische<br />
<strong>Schmerzthe</strong>rapie zum Thema Schmerz<br />
befragt. Die wichtigsten Ergebnisse:<br />
B&K/Wustinger<br />
13. INTERNATIONALES WIENER SCHMERZSYMPOSIUM<br />
29.2.-2.3.2008<br />
Transkulturelle Aspekte: Andere Kulturen,<br />
anderes Schmerzempfinden<br />
Transkulturelle Faktoren spielen bei der somatoformen Schmerzstörung eine wichtige Rolle.<br />
Neben den sprachlichen Barrieren und kulturellen Unterschieden sind ein unterschiedlicher<br />
sozioökonomischer Status und unterschiedliche Schulbildung für das Erleben und Schildern<br />
von Beschwerden von grundlegender Bedeutung. Ein spezieller Workshop auf dem 13. Internatioanlen<br />
Wiener Schmerzsymposium widmete sich daher diesen Faktoren.<br />
„Somatische Symptome sind auch ein kultureller Ausdruck psychischer Befindlichkeit. Die<br />
Sprache seelischen Leids kann nicht vom jeweiligen kulturellen Referenzsystem getrennt<br />
interpretiert werden“, so Mag. Sanela Piralic Spitzl, Klinische und Gesundheitspsychologin,<br />
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Wien. „Es geht hierbei um eine Dekodierung<br />
der somatischen Symptome. Transkulturelle Kommunikation leistet einen wichtigen<br />
Beitrag zum Zuhören und Erfassen von verschiedenen Erklärungsansätzen über Krankheit<br />
und Schmerz. Die Untersuchung von Migranten erfordert daher eine transkulturelle Kompetenz.“<br />
Die Verhaltenstherapeutische Schmerzambulanz an der Universitätsklinik<br />
für Psychiatrie und Psychotherapie ist die erste derartige<br />
Anlaufstelle in Europa, die für PatientInnen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund<br />
– in konkreten Fall für PatientInnen aus dem ehemaligen<br />
Jugoslawien – ein muttersprachliches Behandlungsangebot<br />
anbietet. Seit mehr als 10 Jahren besteht eine interdisziplinäre<br />
enge Zusammenarbeit <strong>mit</strong> dem Schmerzzentrum an der Abteilung<br />
für Spezielle Anästhesie und <strong>Schmerzthe</strong>rapie am AKH, und<br />
zwar als institutionalisierter Konsiliar-Liaison-Dienst der Verhal-<br />
Mag. Sanela Piralic Spitzl<br />
tenstherapeutischen Ambulanz.<br />
„Gesundheitseinrichtungen <strong>mit</strong> transkultureller und sprachlicher Kompetenz tragen zu einer<br />
Minderung erwarteter psychischer Stigmata bei und wirken aufgrund dessen einer verspäteten<br />
Behandlungsintervention entgegen“, so Mag. Piralic Spitzl. „Denn worüber Patienten<br />
in ihrer Muttersprache nur äußerst zurückhaltend sprechen, sprechen sie für gewöhnlich in<br />
einem für sie als fremd empfundenen kulturellen Setting und in einer für sie nur begrenzt<br />
verständlichen Sprache überhaupt nicht an. Transkulturelle und sprachliche Kompetenz im<br />
Gesundheitsbereich wirken präventiv und verhindern so<strong>mit</strong>, dass das Gesundheitssystem<br />
selbst aufgrund inadäquater Maßnahmen zu weiteren Chronifizierungsprozessen beiträgt.<br />
u „Verhinderung einer Schmerz-Chronifizierung<br />
bei Akutschmerz“ hat für 94 Prozent<br />
hohe Priorität.<br />
u Die Konsequenzen einer unzureichenden<br />
Behandlung akuter Schmerzen werden<br />
dramatisch bewertet: Jeder zweite (49,7<br />
Prozent) chronische Schmerzpatient habe<br />
in seiner Krankengeschichte „eine unzureichende<br />
Akutschmerz-Versorgung<br />
als Ausgangspunkt“.<br />
u Allerdings treten bei 49 Prozent der postoperativen<br />
Schmerzpatienten „analgetische<br />
Lücken auf“.<br />
u Insgesamt 66 Prozent meinten, der „zu<br />
geringe Einsatz patientenkontrollierter<br />
Therapiekonzepte“ sei „sehr stark“ oder<br />
„stark“ für analgetische Lücken verantwortlich.<br />
u 58 Prozent sehen „sehr stark“ oder<br />
„stark“ das „Fehlen von Akutschmerzdiensten“<br />
als Ursache analgetischer Lücken,<br />
66 Prozent „das Fehlen von Stati-<br />
ons- bzw. Abteilungs-übergreifenden<br />
Konzepten zur Akutschmerzthe<strong>rapie“</strong>, 76<br />
Prozent „mangelhaft verzahnte Schnittstellen<br />
OP – Aufwachraum – periphere<br />
Station“.<br />
MULTIDISZIPLINÄRE KOOPERATION WÜNSCHENS-<br />
WERT. „Diese Antworten machen deutlich,<br />
dass das Problem nicht in mangelnder Einsicht<br />
oder fachlichem Unvermögen liegt, sondern<br />
wir es hier sehr häufig <strong>mit</strong> organisatorischen<br />
Defiziten zu tun haben, die eine konsequente<br />
Umsetzung des schmerzmedizinischen<br />
Wissens in die Praxis der Krankenhäuser<br />
behindern“, folgert Prof. Kress. Tatsächlich<br />
sei in Krankenhäusern häufig ungeklärt,<br />
wer für die postoperative Schmerzmedizin eigentlich<br />
zuständig ist. Zu fordern sei deshalb<br />
neben dem Herstellen einer klaren organisatorischen<br />
Struktur und einer Festlegung der<br />
Behandlungskonzepte für das postoperative<br />
Schmerzmanagement auch die Etablierung<br />
SCHMERZ nachrichten 9
Promotion<br />
Hydromorphon stellt vor allem bei chronischen Schmerzpatienten<br />
eine wertvolle Behandlungsoption dar. Sein vorteilhaftes<br />
pharmakokinetisches Profil ermöglicht ein rasches Auftitrieren<br />
ohne Zunahme Opioid-typischer Nebenwirkungen.<br />
Hydromorphon retard: auch hochdosiert gut verträglich<br />
Für Hydromorphon konnte in sehr hohen Dosisbereichen gute<br />
Verträglichkeit nachgewiesen werden. 1 Eine prospektive, multizentrische<br />
Studie inkludierte 567 multimorbide Patienten in einem<br />
Durchschnittsalter von 63,5 Jahren <strong>mit</strong> starken Schmerzen<br />
im Stütz- und Bewegungsapparat, Tumor-assoziierten Schmerzen<br />
und neuropathischen Schmerzen. Die Ausgangsdosierung<br />
betrug 2 x 4-8 mg (im Mittel 12,4 ± 12,9 mg) Hydromorphon in<br />
Retardform und wurde im Verlauf individuell an die Schmerzsituation<br />
angepasst. Die durchschnittliche Dosis am Ende der Studie<br />
lag bei 22-74 mg ohne Anstieg von opioid-induzierten Nebenwirkungen.<br />
Die Schmerzintensität konnte im Durchschnitt<br />
um 70 Prozent reduziert und die Lebensqualität der Patienten<br />
deutlich gesteigert werden. Der zusätzliche Analgetikabedarf<br />
sank um fast 40 Prozent. Typische Opioid-assoziierte Nebenwirkungen,<br />
welche schon vor Therapiebeginn <strong>mit</strong> Hydromorphon<br />
bestanden, wurden im Verlauf der Therapie um 88,6 Prozent reduziert.<br />
Ideale pharmakokinetische Eigenschaften<br />
Ganz entscheidend für die gute Verträglichkeit von Hydromorphon<br />
auch bei Polymedikation ist die geringe Plasmaeiweißbindung<br />
von 8 Prozent. 2 Die von Cytochrom P450 weitgehend unabhängige<br />
Metabolisierung 3 trägt zur guten Kombinierbarkeit<br />
<strong>mit</strong> anderen Medikamenten bei. Da Hydromorphon im Gegensatz<br />
zu Morphin oder Tramadol keine klinisch relevanten aktiven<br />
Metaboliten bildet, ist das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen<br />
aufgrund einer Kumulation minimal. 4 Hydromorphon ist daher<br />
auch für Patienten <strong>mit</strong> Mehrfacherkrankungen oder eingeschränkter<br />
Nierenfunktion gut verträglich.<br />
Hydromorphon ist in Österreich als Hydal® retard Kapseln bzw.<br />
Hydal® Kapseln zugelassen, Mundipharma Ges.m.b.H., Wien<br />
Quellen:<br />
1) Nadstawek J et al, The Pain Clinic 2006<br />
2) Parab PV et al., Pharm Ind1987<br />
3) Armstrong SC et al., Psychosomatics 2003<br />
4) Ashby M et al., J Pain Symptom Manage 1997;14:157-167<br />
10<br />
13. INTERNATIONALES WIENER SCHMERZSYMPOSIUM<br />
29.2.-2.3.2008<br />
Effektive <strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />
durch adäquate Dosierung<br />
Abb.: Opioidtypische Nebenwirkungen vor und während der Therapie <strong>mit</strong><br />
Hydromorphon 2-mal täglich 1<br />
SCHMERZ nachrichten<br />
B&K/Wustinger<br />
Invasive <strong>Schmerzthe</strong>rapie:<br />
Möglichkeiten werden zu<br />
wenig genutzt<br />
Univ.-Prof. Dr. Sabine<br />
Sator-Katzenschlager<br />
von 24-Stunden-Schmerz diens -<br />
ten, die für die <strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />
nicht nur auf einer Station, sondern<br />
im gesamten Krankenhaus<br />
verantwortlich sind.<br />
Prof. Kress: „Geboten sind hier<br />
also Schritte und Aktivitäten,<br />
die dazu führen, dass das aktuelle<br />
schmerzmedizinische Wissen<br />
über postoperative <strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />
konsequent in der Realität<br />
der Krankenhäuser umgesetzt<br />
wird. Dafür wird eine konstruktive<br />
Kooperation zum Beispiel<br />
zwischen Anästhesisten,<br />
Chirurgen, Pflegepersonen etc.<br />
erforderlich sein.“<br />
Im Vergleich zu früheren Umfrageergebnissen<br />
sei es als insgesamt<br />
eher positiv zu werten,<br />
dass 54 Prozent der Befragten<br />
auf die Frage „gibt es auf allen<br />
Stationen Ihres Krankenhauses<br />
ein festgelegtes Behandlungsschema<br />
(Stufenschema) für postoperative<br />
Schmerzen“ <strong>mit</strong> „auf<br />
allen“ antworteten, und immer-<br />
„Die richtige Indikation spielt in der<br />
sinnvollen und sicheren Anwendung invasiver<br />
<strong>Schmerzthe</strong>rapien eine wichtige<br />
Rolle“, betonte Univ.-Prof. Dr. Sabine<br />
Sator-Katzenschlager, Klinische Abteilung<br />
für Spezielle Anästhesie und<br />
<strong>Schmerzthe</strong>rapie, Medizinische Universität<br />
Wien, bei einer Pressekonferenz<br />
anlässlich des 13. Internationalen Wiener<br />
Schmersymposiums. „Wir lehnen an<br />
unserem akademischen Zentrum be-<br />
wusst die ungezielte, unkritische Anpreisung invasiver Behandlungsoptionen<br />
als Allheil<strong>mit</strong>tel für praktisch alle Formen chronischer<br />
Schmerzen ab. Durch neue Forschungen im klinischen und<br />
experimentellen Bereich sind jetzt klare Indikationen für diese Therapieoptionen<br />
herausgearbeitet worden.“ Dieser neue Wissensstand<br />
habe aber im Bereich der niedergelassenen Ärztinnen und<br />
Ärzte noch nicht ausreichend Verankerung gefunden, kritisiert die<br />
Expertin: „Viele Betroffene, denen wirksam geholfen werden könnte,<br />
müssen sich daher noch immer <strong>mit</strong> suboptimalen Therapien<br />
zufrieden geben.“<br />
Wenn die Ausschöpfung nicht-invasiver Verfahren der <strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />
keine ausreichende Linderung erzielen kann, kommen<br />
heute vor allem Blockaden am sympathischen Nervensystem, intrathekale<br />
Verfahren sowie Spinal-Cord-Stimulation bzw. Subkutane-Nerven-Stimulation<br />
zur Anwendung.<br />
hin 34 Prozenten <strong>mit</strong> „einigen“,<br />
so Prof. Kress.<br />
VON DER AKUTEN ZUR CHRONI-<br />
SCHEN SCHMERZTHERAPIE. Das 13.<br />
Wiener Internationale Schmerzsymposium<br />
stand unter dem Motto<br />
„Von der akuten zur chronischen<br />
<strong>Schmerzthe</strong><strong>rapie“</strong>. Die Themenpalette<br />
beim Symposium<br />
reichte von der Bedeutung des<br />
Akutschmerzes für eine nachfolgende<br />
Schmerzchronifizierung<br />
über Diagnostik und Therapie typischer<br />
chronischer schmerzhafter<br />
Erkrankungen, bis hin zu neurochirurgischenBehandlungsverfahren<br />
als Bestandteil der aktuellen<br />
<strong>Schmerzthe</strong>rapie etwa bei Trigeminusneuralgie.<br />
Wie in den<br />
vergangenen Jahren wurden alle<br />
Vorträge und Workshop-Manuskripte<br />
in einem Kompendium<br />
„Update <strong>Schmerzthe</strong><strong>rapie“</strong> zusammengestellt,<br />
das bei Pabst Publishers<br />
bezogen werden kann.<br />
Dr. Birgit Kofler
Fachkurzinformation siehe Seite 38
Es gibt mehrere Wege, auf denen<br />
Strom Substanzen durch die Haut-<br />
Barriere schleusen kann. Der Transport<br />
kann durch Shunts wie Schweißdrüsen<br />
oder Haarfolikel erfolgen, oder über interzelluläre<br />
Pfade, möglicherweise aber auch<br />
transzellulär. Iontophorese setzt nicht zuletzt<br />
auch die Bereitschaft der Wirkstoffmoleküle<br />
voraus, in einem elektrischen Feld zu<br />
wandern. Elektrisch geladene Moleküle tun<br />
dies naturgemäß leichter.<br />
Ein Problem der Iontophorese stellt die Gefahr<br />
von Verätzungen dar. Diese entstehen<br />
durch die Ansammlung von OH- Ionen (basisch)<br />
an der Kathode und H+ Ionen (sauer)<br />
an der Anode. Dosierung und Behandlungsdauer<br />
müssen daher genau eingehalten werden.<br />
Neben der Stromdichte und den elektrischen<br />
Eigenschaften des Wirkstoffmoleküls<br />
sind jedoch noch einige weitere Faktoren<br />
für die Transportrate in die Haut verantwortlich,<br />
wie Dr. Othmar Schuhfried von der<br />
Universitätsklinik für Physikalische Medizin<br />
und Rehabilitation der Medizinischen<br />
Universität Wien in einem Vortrag beim 13.<br />
Wiener Internationalen Schmerzsymposium<br />
betonte: „Dazu gehören die Vaskularisation<br />
der Haut unter der Elektrode, die Konzentration<br />
des Wirkstoffs in der Lösung, die Molekülgröße,<br />
den Hydratationszustand der<br />
Haut sowie die Größe der Elektroden.“<br />
VIELE LOKALE OPTIONEN. Iontophorese wird<br />
in der <strong>Schmerzthe</strong>rapie vorwiegend lokal<br />
eingesetzt. Abhängig vom verwendeten Me-<br />
12<br />
13. INTERNATIONALES WIENER SCHMERZSYMPOSIUM<br />
29.2.-2.3.2008<br />
SCHMERZ nachrichten<br />
STROM BRINGT FENTANYL<br />
DURCH DIE HAUT<br />
Die Iontophorese basiert auf einem einfachen, physikalischen Prinzip: Ionen, also elektrisch<br />
geladene Moleküle, wandern bei Anlegen einer Spannung zur entgegengesetzt geladenen Elektrode.<br />
Dieses Prinzip kann genützt werden, um Substanzen durch die Haut einzubringen. Ionsys,<br />
ein neues System zur Behandlung von postoperativem Schmerz, nützt dieses Prinzip für die<br />
Applikation von Fentanyl, berichteten Experten auf dem 13. Wiener Internationalen Schmerzsymposium<br />
Anfang März in Wien.<br />
dikament liegt die Eindringtiefe zwischen<br />
zwei bis drei Millimeter (Salicylat) und größeren<br />
Tiefen bis an die Sehnen und Knorpel<br />
(Dexamethason-Phopshat). Mögliche Indikationen<br />
sind die lokale Hautanästhesie vor<br />
kleinen chirurgischen Eingriffen, Neuralgien<br />
oder Tinnitus, wobei die Lokalanästhetika<br />
Lidocain oder Procain eingesetzt werden.<br />
Nichtsteroidale Antiphlogistika wie Diclofenac,<br />
Indometacin, Piroxicam, Flufenaminsäure<br />
etc. finden zum Beispiel bei rheumatischen<br />
Gelenksschmerzen oder Epicondylitis<br />
humeroradialis Anwendung. Mittels<br />
Iontophorese konnte für Diclofenac eine er-<br />
„Dank eines neu entwickelten Applikators<br />
kann Fentanyl <strong>mit</strong>tels Iontophorese nun<br />
auch zur Behandlung postoperativer<br />
Schmerzen verwendet werden.“<br />
Dr. Othmar Schuhfried<br />
reichte Konzentration in der Synovia des<br />
Kniegelenks von 424,9 ng/ml bei einer Serumkonzentration<br />
von 147,3 ng/ml nachgewiesen<br />
werden.<br />
Auch Kortikosteroide wie Dexamethason<br />
undMethyprednisolon können <strong>mit</strong>tels<br />
Gleichstrom in die Haut transportiert werden.<br />
Dies kann indiziert sein bei myofaszialen<br />
Schmerzzuständen, Schulter-Tendinitis,<br />
rheumatischer Arthritis des Kniegelenks sowie<br />
medialer oder lateraler Epicondylitis.<br />
„Eine innovative Form der Schmerzbehandlung<br />
<strong>mit</strong>tels Iontophorese stellt die Applikation<br />
von Vinca-Alkaloiden dar“, berichtete<br />
Dr. Schuhfried. „Diese konnten in Tierexperimenten<br />
<strong>mit</strong>tels Gleichstrom an die<br />
Nozizeptoren des primären Neurons gebracht<br />
werden. Diese Methode kann indiziert<br />
sein bei stärksten chronischen<br />
Schmerzen etwa im Rahmen einer Post-Zoster<br />
Neuralgie.“ Kontraindikationen gegen<br />
die Iontophorese bestehen, wenn entweder<br />
der Einsatz des Pharmakons auch auf anderem<br />
Verabreichungsweg kontraindiziert<br />
wäre, etwa bei einer Allergie, oder das Anlegen<br />
von Strom vermieden werden muss,
Fachkurzinformation siehe Seite 39
14<br />
13. INTERNATIONALES WIENER SCHMERZSYMPOSIUM<br />
29.2.-2.3.2008<br />
zum Beispiel bei Trägern von Herzschrittmachern.<br />
Dr. Schuhfried: „Nicht zuletzt ist<br />
auch die Applikation von Opioiden <strong>mit</strong>tels<br />
Iontophorese möglich, wobei die erreichten<br />
Dosierungen besonders bei Fentanyl direkt<br />
proportional zur Stromintensität sind. Dank<br />
eines neu entwickelten Applikators kann<br />
Fentanyl <strong>mit</strong>tels Iontophorese nun auch zur<br />
Behandlung postoperativer Schmerzen verwendet<br />
werden.“<br />
POSTOPERATIVER SCHMERZ OFT UNKONTROL-<br />
LIERT. Bedarf dafür besteht, denn eine unnotwendig<br />
hohe Zahl von Patienten leidet nach<br />
operativen Eingriffen unter Schmerzen. Dies<br />
ist nicht nur unangenehm, sondern birgt<br />
auch das Risiko der Schmerz-Chronifizierung<br />
<strong>mit</strong> schlimmstenfalls lebenslangen Folgen.<br />
Univ.-Prof. Dr. Narinder Rawal vom Department<br />
of Anesthesiology and Intensive Care<br />
am Universitätsspital Orebro in Schweden<br />
verwies auf dem 13. Internationalen Wiener<br />
Schmerzsymposium auf Daten aus dem Jahr<br />
2003, denen zufolge 39 Prozent der chirurgischen<br />
Patienten nach dem Eingriff unter<br />
schweren bis extremen postoperativen<br />
Schmerzen leiden: „Eine Reihe von Faktoren<br />
sind für diesen Missstand verantwortlich, namentlich<br />
das Fehlen eines organisierten<br />
Akutschmerz-Dienstes, der Mangel an qualifiziertem<br />
Personal, ein Mangel an Personal<br />
im Allgemeinen, die Kosten von Schmerzpumpen,<br />
mangelnde Kooperation zwischen<br />
Chirurgen und Anästhesisten sowie die in<br />
SCHMERZ nachrichten<br />
manchen Ländern sehr restriktive Verschreibungspraxis<br />
für Opioide.“ Patientenkontrollierte<br />
Systeme (Schmerzpumpe, PCA) können<br />
hier Abhilfe schaffen, weil sie unter anderem<br />
die regelmäßige Analgetika-Applikation<br />
personalunabhängiger machen. Darüber<br />
hinaus geben diese Systeme den Patienten<br />
das Gefühl der Selbstbestimmung und<br />
sorgen für geringere Schwankungen in den<br />
Plasma-Konzentrationen der Schmerz<strong>mit</strong>tel.<br />
Opioid-PCA Systeme können über unterschiedliche<br />
Routen arbeiten. Es gibt intravenöse<br />
oder epidurale Systeme ebenso wie perineurale<br />
oder intraartikulare.<br />
„Leider ist auch die PCA nicht frei von Nachteilen.<br />
An oberster Stelle steht dabei der hohe<br />
Preis der Geräte“, so Prof. Rawal. „Weiters<br />
besteht bei Fehlern in Programmierung<br />
oder Handhabung die Gefahr der Überdosierung<br />
und nicht zuletzt ist die Mitwirkung<br />
des Patienten erforderlich.“ Prof. Rawal verwies<br />
auf Daten der amerikanischen FDA, die<br />
sehr große Schwankungen in den verfügbaren<br />
Zahlen erkennen lassen, die vermutlich<br />
darauf zurückgeführt werden können, dass<br />
ein hoher Prozentsatz der Todesfälle durch<br />
postoperative Schmerz<strong>mit</strong>telüberdosierung<br />
nicht korrekt gemeldet wird. Das Risiko an<br />
der Schmerzbehandlung <strong>mit</strong>tels Opioid-PCA<br />
zu sterben dürfte irgendwo zwischen<br />
1:33.000 und 1: 338:000 liegen. Das ist zwar<br />
nicht viel, angesichts des häufigen Einsatzes<br />
dürfte es jedoch zu bis zu 600 Todesfällen<br />
in den USA pro Jahr kommen.<br />
„Leider ist auch die PCA nicht frei von<br />
Nachteilen. An oberster Stelle steht dabei<br />
der hohe Preis der Geräte.“<br />
Univ.-Prof. Dr. Narinder Rawal<br />
IONTOPHORESE MIT FENTANYL. Als Alternative<br />
bietet sich nun die transdermale Applikation<br />
von Fentanyl <strong>mit</strong>tel Iontophorese an.<br />
Fentanyl ist für diese Form der Verabreichung<br />
besonders geeignet, weil es als Chlorid<br />
vorliegt und daher elektrisch stark geladen<br />
ist.<br />
Das Ergebnis dieser Überlegungen ist Ionsys,<br />
das erste nadelfreie Patienten-aktivierte<br />
transdermale System zur Behandlung akuter<br />
postoperativer Schmerzen. Es handelt<br />
sich dabei um ein selbstklebendes, pflasterähnliches<br />
System, <strong>mit</strong> dem Patienten die<br />
Abgabe von Fentanyl durch die Haut in das<br />
Blut selbst kontrollieren können. Auf Knopfdruck<br />
gibt das System exakt 40 μg Fentanyl<br />
ab, bis zu sechs Boli in je zehnminütigem<br />
Abstand pro Stunde. Mit Hilfe einer eingebauten<br />
Batterie wird, gesteuert über einen<br />
eingebauten elektronischen Schaltkreis,<br />
Fentanyl <strong>mit</strong>tels eines Elektrotransportsystems<br />
<strong>mit</strong> Hilfe von nicht spürbaren minimalen<br />
Strömen (170 μA) sehr rasch in das Blut<br />
abgegeben. Insgesamt können aus dem<br />
scheckkartengroßen Pflaster bis zu 80 Einzeldosen<br />
über insgesamt 24 Stunden abgerufen<br />
werden.<br />
Bislang liegen Daten aus drei Studien vor,<br />
in denen Ionsys <strong>mit</strong> intravenöser Morphin-<br />
Applikation <strong>mit</strong>tels PCA verglichen wurde.<br />
Die Studien zeigten, dass Ionsys hinsichtlich<br />
aller Parameter (Wirksamkeit, Nebenwirkungen)<br />
der Morphin-PCA äquivalent<br />
war. Dies zeigte auch die FEN-PPA-401 Studie,<br />
die in 51 Zentren in elf europäischen<br />
Ländern durchgeführt wurde. Prof. Rawal:<br />
„Fentanyl <strong>mit</strong>tels Iontophorese appliziert ist<br />
eine beeindruckende Technik - nadelfrei,<br />
vorprogrammiert und unabhängig. Hinsichtlich<br />
der Wirkung ist es <strong>mit</strong> intravenöser<br />
Morphin-PCA vergleichbar. Das System<br />
vermeidet die Gefahr von Programmierungsfehlern,<br />
die bei der PCA besteht.“<br />
Reno Barth
Fachkurzinformation siehe Seite 38
Die Blockade der Prostaglandin-Produktion,<br />
zu der es vor allem im Magen,<br />
aber auch in Duodenum und<br />
Rektum, kommt, führt zum Verlust protektiver<br />
Faktoren der Schleimhaut und da<strong>mit</strong> zu<br />
einem erhöhten Risiko von Schleimhaut-Läsionen.<br />
Die Probleme <strong>mit</strong> NSAR können sich<br />
klinisch sowohl in Symptomen als auch in Erosionen<br />
und Ulzera äußern, wobei bei letzteren<br />
immer die Gefahr der lebensgefährlichen<br />
Blutung besteht. Allerdings treten Symptome<br />
und Erosionen nicht immer gemeinsam auf.<br />
Fünf bis 20 Prozent der Patienten unter NSAR-<br />
Therapie zeigen Symptome, rund 20 Prozent<br />
entwickeln Erosionen. Leider sind nur rund<br />
50 Prozent der Patienten <strong>mit</strong> Erosionen und<br />
Ulzera auch symptomatisch. Laut einer Studie<br />
des amerikanischen National Center for<br />
Health Statistics aus dem Jahr 1998 kommt es<br />
in den USA jährlich zu mehr als 15.000 Todefällen<br />
durch NSAR-Nebenwirkungen. Da<strong>mit</strong><br />
lagen diese in den späten 1990er Jahren ungefähr<br />
gleichauf <strong>mit</strong> HIV und forderten deutlich<br />
mehr Opfer als viele Malignome wie zum<br />
Beispiel das Zervixkarzinom.<br />
Das Risiko der chronischen NSAR-Therapie<br />
ist also beträchtlich. Univ.-Prof. Dr. Heinz<br />
Hammer von der Klinischen Abteilung für<br />
Gastroenterologie und Hepatologie der Medizinischen<br />
Universitätsklinik Graz betonte<br />
dazu in seinem Vortrag auf dem 13. Wiener<br />
Internationalen Schmerzsymposium: „Einer<br />
von 19 Patienten beendet, so die VIGOR-Studie,<br />
die Einnahme von Naproxen wegen gastrointestinaler<br />
Nebenwirkungen. In MUCO-<br />
SA, einer Prophylaxestudie, stiegen innerhalb<br />
von sechs Monaten 20 Prozent der Patienten<br />
wegen gastrointestinaler Nebenwirkungen<br />
aus. Und im VIGOR-Kollektiv entwickelte<br />
schließlich einer von 22 Patienten unter<br />
Naproxen ein symptomatisches Ulkus.“<br />
Haben die Patienten zusätzliche Risikofak-<br />
16<br />
13. INTERNATIONALES WIENER SCHMERZSYMPOSIUM<br />
29.2.-2.3.2008<br />
NSAR-THERAPIE<br />
AUF DEN MAGEN ACHTEN<br />
Nichtsteroidale Antirheumatika sind <strong>mit</strong> Abstand die am meisten eingesetzten Schmerz<strong>mit</strong>tel.<br />
Harmlos sind sie keineswegs. Insbesondere bei Risikopatienten sollte eine längerdauernde Therapie<br />
<strong>mit</strong> NSAR daher unter Magenschutz erfolgen.<br />
SCHMERZ nachrichten<br />
„PPI sind die wirksamste Methode zur Förderung<br />
der Abheilung von NSAR-assoziierten<br />
peptischen Ulzera sowie zur Reduktion des Rezidivrisikos,<br />
wenngleich auch <strong>mit</strong> den PPI kein<br />
100prozentiger Schutz erreicht werden kann.“<br />
Univ.-Prof. Dr. Heinz Hammer<br />
toren, so wird es wirklich gefährlich. Laut<br />
Prof. Hammer entwickelte im MUCOSA-Kollektiv<br />
einer von 11 Patienten <strong>mit</strong> vier Risikofaktoren<br />
eine bedrohliche Komplikation.<br />
Die Wahrscheinlichkeit an längerer NSAR-<br />
Einnahme (zwei Monate) zu sterben, wird<br />
zwischen 1:909 und 1:2500 angegeben.<br />
RISIKOFAKTOR KOMEDIKATION. Das Alter<br />
spielt dabei eine wichtige Rolle. Vor allem<br />
die besonders gefürchteten schmerzlosen Ulkus-Blutungen<br />
sind bei Patienten über 70<br />
Jahren besonders häufig. Weitere Risikofaktoren<br />
sind Ulzera und Blutungen in der<br />
Anamnese sowie Herzkrankheit. Ebenfalls<br />
zu beachten ist eine allfällige Komedikation,<br />
beispielsweise <strong>mit</strong> SSRI, die ebenfalls das<br />
Blutungsrisiko erhöhen kann.<br />
Auch die Wahl des NSAR hat Einfluss auf die<br />
Wahrscheinlichkeit eines Ulkus, wobei Aspirin<br />
besonders schlecht, Fenoprofen, Diclofenac<br />
und Naproxen hingegen am besten abschneiden.<br />
Weiters spielt der Magen pH-<br />
Wert eine wichtige Rolle in dem Sinn, dass<br />
bei sehr niedrigem pH (sauer) die Wahrscheinlichkeit<br />
von Läsionen steigt. Auch die<br />
Eradikation einer allfälligen Infektion <strong>mit</strong><br />
Helicobacter pylori senkt das Risiko von<br />
Komplikationen beträchtlich.<br />
Ebenfalls eine wichtige Rolle im Management<br />
von Risikopatienten sollte der Einsatz von<br />
Magenschutz <strong>mit</strong> Protonenpumpeninhibitoren<br />
spielen. Prof. Hammer: „PPI sind die wirksamste<br />
Methode zur Förderung der Abheilung<br />
von NSAR-assoziierten peptischen Ulzera<br />
sowie zur Reduktion des Rezidivrisikos,<br />
wenngleich auch <strong>mit</strong> den PPI kein 100prozentiger<br />
Schutz erreicht werden kann.“<br />
Leider gibt es in der Praxis beim Einsatz von<br />
Magenschutz grobe Mängel, wie eine Studie<br />
des Ludwig-Boltzmann-Instituts aus dem<br />
Jahr 2001 zeigte. Diesen Daten zufolge erhalten<br />
zwei Drittel der Risikopatienten überhaupt<br />
keinen Magenschutz, nur einer von<br />
fünf bekommt einen PPI. Das hat Folgen,<br />
denn in Österreich müssen zurzeit drei Prozent<br />
der Patienten unter NSAR-Therapie innerhalb<br />
eines Jahres hospitalisiert werden.<br />
Da selbst unter Magenschutz <strong>mit</strong> PPI noch<br />
ein gewisses Risiko besteht, empfiehlt Prof.<br />
Hammer bei Patienten <strong>mit</strong> sehr hohem Risiko<br />
die Kombination von Coxiben <strong>mit</strong> PPI.<br />
Reno Barth
Fachkurzinformation siehe Seite 39
Migräne ist eine häufige, chronische<br />
und unterdiagnostizierte Erkrankung.<br />
„Allerdings definieren wir<br />
bei der Migräne die Chronizität etwas anders<br />
als bei anderen Schmerzsyndromen“,<br />
betonte Univ.-Prof. Dr. Christian Wöber von<br />
der Universitätsklinik für Neurologie der<br />
Medizinischen Universität Wien in seinem<br />
Vortrag auf dem 13. Wiener Internationalen<br />
Schmerzsymposium. „Wir sprechen von<br />
chronischer Migräne, wenn sie an 15 Tagen<br />
im Monat vorhanden ist. Es muss also kein<br />
tägliches Auftreten gegeben sein.“ Die Prävalenz<br />
der Migräne liegt in Europa zwischen<br />
10 und 14 Prozent, wobei Frauen wesentlich<br />
häufiger betroffen sind als Männer. Die Erkrankung<br />
ist so belastend, dass die WHO die<br />
Migräne vor kurzem <strong>mit</strong> einer Tetraplegie<br />
verglichen hat. Prof. Wöber: „Das klingt zunächst<br />
etwas hoch gegriffen, man sollte jedoch<br />
bedenken, dass Patienten <strong>mit</strong> einer<br />
schweren Migräne tatsächlich immobilisiert<br />
sind.“ Was die Kosten angeht, wird Migräne<br />
heute nach der Demenz als zweitteuerste<br />
neurologische Erkrankung eingestuft, wobei<br />
hauptsächlich sekundäre Kosten, etwa<br />
durch Krankenstandstage, ins Gewicht fallen.<br />
Dabei wäre eine Migräne heute eigentlich<br />
gut behandelbar. Allerdings sind die modernen<br />
Medikamente zum Teil sehr teuer. Prof.<br />
Wöber: „Das Problem ist, dass Krankenkassen<br />
nur die Medikamentenkosten sehen und<br />
daher kostengünstigere Medikamente bevorzugen.<br />
Dabei werden die indirekten Kosten<br />
nicht berücksichtig. Wäre das der Fall, würde<br />
man einen wesentlichen Kosten-Nutzen-<br />
Vorteil für die neuen, teureren Medikamente<br />
erkennen.“<br />
ZMM<br />
18<br />
SCHMERZ nachrichten<br />
THERAPEUTISCHER<br />
PROBLEMFALL MIGRÄNE<br />
Mit einer Prävalenz von bis zu 14 Prozent der Bevölkerung ist Migräne eine extrem häufige<br />
Erkrankung. Dennoch steht es <strong>mit</strong> Diagnostik und Therapie nicht zum Besten. Nur<br />
eine Minderheit der Betroffenen erhält eine adäquate Therapie, eine Prophylaxe erfolgt<br />
nur in Einzelfällen. Die Erstattungspraxis der Krankenkassen trägt weiter zur Komplizierung<br />
der Situation bei.<br />
NUR EINE MINDERHEIT WIRD RICHTIG THERA-<br />
PIERT. Die Probleme <strong>mit</strong> der Migräne beginnen<br />
allerdings schon bei der Diagnose. Von<br />
100 Patienten <strong>mit</strong> schwerer Migräne waren<br />
26 noch nie wegen ihrer Kopfschmerzen<br />
beim Allgemeinmediziner und 33 noch nie<br />
beim Neurologen. Insofern verwundert es<br />
nicht, dass von diesen 100 Patienten 77 eine<br />
unzureichende Akutmedikation und 86<br />
keine prophylaktischen Medikamente bekommen.<br />
„Migränetherapie ist immer individuell zu<br />
gestalten, es gibt kein starres Schema<br />
und keine klare Richtlinie, was wann<br />
gemacht werden soll.“<br />
Univ.-Prof. Dr. Christian Wöber<br />
BilderBoxCom/Montage<br />
Prinzipiell stehen als Optionen Akuttherapie<br />
und Prophylaxe zur Verfügung, wobei es<br />
medikamentöse und nicht medikamentöse<br />
Möglichkeiten gibt. Prof. Wöber: „Migränetherapie<br />
ist immer individuell zu gestalten,<br />
es gibt kein starres Schema und keine klare<br />
Richtlinie, was wann gemacht werden soll.“<br />
Erforderlich sind eine gesicherte Diagnose,<br />
ein Kopfschmerzkalender und schließlich eine<br />
ausführliche Anamnese, die für die Planung<br />
der Therapie entscheidend ist. Das<br />
Therapieziel ist die Rückkehr zur üblichen<br />
Tätigkeit innerhalb von zwei Stunden. Prof.<br />
Wöber: „Oft zeigt die Anamnese, dass die Patienten<br />
ihre Medikamente in zu niedriger<br />
Dosierung und zum falschen Zeitpunkt einnehmen.<br />
Da braucht man dann nicht gleich<br />
ein Triptan, sondern sollte zunächst einmal<br />
versuchen, die Einnahme der konventionellen<br />
Analgetika zu optimieren.“<br />
Wichtiger Bestandteil der Attackentherapie<br />
sind Allgemeinmaßnahmen wie Ruhe und<br />
Reizabschirmung, die in der Realität allerdings<br />
oft schwer durchführbar sind. Prof.<br />
Wöber: „Da gibt es sehr eindrucksvolle Patientenberichte.<br />
Manche erzählen, dass sie<br />
irgendwie über die Runden kommen, wenn<br />
sie ihr Medikament am Arbeitsplatz einnehmen,<br />
wenn sie zu Hause sind und sich nach<br />
der Einnahme des selben Medikaments zwei<br />
Stunden hinlegen können, erholen sie sich<br />
aber viel besser.“ Fallweise können auch Antiemetika<br />
zum Einsatz kommen. Zur Wahl<br />
stehen Metoclopramid, Domperidon und Ondansetron.<br />
In der Therapie sind die NSAR Acetylsalicylsäure,<br />
Ibuprofen und Diclofenac erste Wahl,<br />
als zweite Wahl werden Paracetamol, Ketoprofen<br />
und Metamizol eingestuft, zu denen<br />
weniger eindeutige Studienergebnisse vorliegen.<br />
Reichen diese Medikamente nicht<br />
aus, so ist der Einsatz von Triptanen indiziert.<br />
Prof. Wöber: „Wenn ein Patient zwei<br />
NSAR in ausreichend hoher Dosis zum optimalen<br />
Zeitpunkt versucht hat, so hat es keinen<br />
Sinn, weiter NSAR oder Analgetika zu<br />
versuchen.“<br />
GALENIK NACH BEDARF. Bei den Triptanen besteht<br />
eine große Auswahl, nicht zuletzt auch<br />
hinsichtlich der Galenik, so dass die Mög-
lichkeit einer individuellen Therapiegestaltung<br />
besteht. Prof.<br />
Wöber: „Wenn ein Patient unter<br />
plötzlich auftretenden Attacken<br />
leidet, wird man eher zu einem<br />
Nasenspray greifen, entwickeln<br />
sich die Anfälle langsam, so findet<br />
man meist <strong>mit</strong> oraler Einnahme<br />
das Auslangen.“ Zur Verfügung<br />
stehen Sumatriptan (Tablette,<br />
Nasenspray, Suppositorium,<br />
Ampulle), Zol<strong>mit</strong>riptan (Tablette,<br />
Schmelztablette, Nasenspray),<br />
Naratriptan (Tablette), Rizatriptan<br />
(Tablette, Schmelztablette),<br />
Eletriptan (Tablette) und<br />
Frovatriptan (Tablette). Ergotamine<br />
als die „klassischen“ Migränemedikamente<br />
sind heute,<br />
angesichts der Überlegenheit<br />
der Triptane, nicht mehr indiziert.<br />
In Diskussion ist die Frage nach<br />
dem optimalen Timing der Attackentherapie.<br />
Eine möglichst<br />
frühe Therapie soll eine geringere<br />
maximale Schmerzintensität,<br />
weniger Begleitsymptome,<br />
bessere Resorption oraler Medikamente,<br />
rascheres Abklingen<br />
der Attacke sowie einen geringeren<br />
Medikamentenbedarf<br />
bringen. Dagegen wird ins Treffen<br />
geführt, dass eine sehr frühe<br />
Einnahme der Medikamente<br />
zum unnötigen Gebrauch von<br />
Migränemedikamenten bei banalen<br />
Kopfschmerzen, die sich<br />
nicht zur Attacke entwickeln,<br />
führen könne. Anhand der aktuellen<br />
Studienlage könne diese<br />
Frage, so Prof. Wöber, nicht beantwortet<br />
werden: „Es gibt keine<br />
adäquate Studie, die zweifelsfrei<br />
die Überlegenheit einer frühen<br />
Therapie zeigt.“ Die Attackentherapie<br />
sollte also erfolgen,<br />
sobald das Auftreten einer Attacke<br />
als sehr wahrscheinlich eingestuft<br />
wird. Triptane sollten<br />
niemals während der Aura eingenommen<br />
werden, da sie zu<br />
diesem Zeitpunkt wirkungslos<br />
sind. Das Kriterium für die<br />
Wirksamkeit der Medikation ist<br />
heute das Abklingen der Attacke<br />
innerhalb von zwei Stunden<br />
nach Medikamenteneinnahme,<br />
wobei die Attacke innerhalb von<br />
24 Stunden nicht mehr auftritt.<br />
Das kann auch <strong>mit</strong> Triptanen<br />
durchaus nicht immer erreicht<br />
werden. Als Alternative ist die<br />
Kombination von Triptanen und<br />
NSAR möglich. Für Sumatriptan<br />
und Naproxen konnte in zwei<br />
Studien die Überlegenheit gegenüber<br />
Sumatriptan Monotherapie,<br />
Naproxen Monotherapie und Placebo<br />
nachgewiesen werden.<br />
PROPHYLAXE REDUZIERT ANFÄLLE.<br />
Bei sehr häufigen Attacken kann<br />
eine medikamentöse Prophylaxe<br />
indiziert sein. Empfehlung zur<br />
Prophylaxe besteht bei mehr als<br />
drei bis vier Attacken pro Monat.<br />
Erforderlich ist eine ausführliche<br />
Anamnese zur bisherigen Therapie.<br />
Das Therapieziel ist eine<br />
Reduktion der Anfallshäufigkeit<br />
um mindestens 50 Prozent. Auch<br />
hier ist eine individuelle Therapieplanung<br />
erforderlich. Neben<br />
der medikamentösen Prophylaxe<br />
sind immer allgemeine Maßnahmen<br />
erforderlich. Dazu gehören<br />
regelmäßiges Essen, Trinken<br />
und Schlafen ebenso wie das<br />
Vermeiden von Triggerfaktoren<br />
und Ausdauersport. In der medikamentösen<br />
Prophylaxe sind Be-<br />
ta-Blocker, Kalziumkanalblocker<br />
oder Antiepileptika erste Wahl,<br />
als Mittel der zweiten Wahl<br />
kommt A<strong>mit</strong>riptylin in Frage.<br />
Auch Entspannungstraining,<br />
Biofeedback, Verhaltenstherapie<br />
und Akupunktur dürften einen<br />
Einfluss haben. Unter den<br />
pflanzlichen Wirkstoffen gibt es<br />
Studien für Pestwurz und Mutterkraut,<br />
deren Nebenwirkungen<br />
allerdings nicht unterschätzt<br />
werden dürfen.<br />
Reno Barth<br />
SCHMERZ nachrichten 19
in schneller Wirkungseintritt und<br />
Schmerzfreiheit sind für Migränepatienten<br />
die wesentlichen Anforderungen<br />
an eine geeignete Akuttherapie. Seit<br />
dem Einsatz der ersten Triptane vor 25 Jahren<br />
wurde diese Substanzgruppe laufend erforscht<br />
und weiter entwickelt und hat sich<br />
nun zum Goldstandard in der Behandlung<br />
von Migräneattacken etabliert. Triptane wirken<br />
direkt auf den lokalen Schmerzherd und<br />
lindern auch die auftretenden Nebenerscheinungen<br />
der Migräne wie Übelkeit, Erbrechen<br />
sowie Licht- und Geruchsempfindlichkeit.<br />
JEDEM PATIENTEN „SEIN“ TRIPTAN. Heute stehen<br />
verschiedene Triptane zur Verfügung,<br />
die individuell nach den Bedürfnissen des<br />
einzelnen Migräne-Patienten verordnet werden<br />
können. „Im Vordergrund stehen der rasche<br />
Wirkungseintritt sowie der Wunsch<br />
nach guter Verträglichkeit und Sicherheit<br />
der Wirkung“, sagt Dr. Gerald Huber, Abteilung<br />
für allgemeine Neurologie und<br />
Schmerzmedizin, Krankenhaus der Barmherzigen<br />
Brüder, Linz. „Mittlerweile erleichtern<br />
auch die unterschiedlichen Applikationsformen<br />
das Migränemanagement.“ Die<br />
Möglichkeiten reichen von Schmelztabletten<br />
über Zäpfchen und Nasenspray bis zur<br />
subkutanen Injektion <strong>mit</strong> Autoinjektor.<br />
„Die kürzeste Zeit bis zum Wirkungseintritt<br />
ist <strong>mit</strong> rund zehn Minuten nach einer subkutanen<br />
Injektion von Sumatriptan zu erwarten“,<br />
erklärt Dr. Huber. „Die oralen Darreichungsformen<br />
benötigen mehr Zeit, um<br />
Kopfschmerzfreiheit und Besserung der Begleitsymptome<br />
zu erreichen. Das kann bis<br />
zu 60 Minuten für Sumatriptan und Zol<strong>mit</strong>riptan<br />
dauern.“ Etwas schneller wirken Rizatriptan<br />
und Eletriptan, aber auch der Zol-<br />
20 SCHMERZ nachrichten<br />
TRIPTANE –<br />
SCHNELL UND SICHER<br />
Migräneattacken sollten möglichst frühzeitig medikamentös behandelt werden.<br />
Laut Empfehlung der Österreichischen Kopfschmerz-Gesellschaft gelten<br />
Triptane dabei als Therapieoption der ersten Wahl.<br />
E BilderBoxCom<br />
<strong>mit</strong>riptan-Nasenspray. Frovatriptan erweist<br />
sich als günstig bei lang dauernden Migräneattacken<br />
<strong>mit</strong> langsamem Beginn: Die Wirkung<br />
tritt verzögert ein, durch die lange<br />
Halbwertzeit von Frovatriptan ist jedoch eine<br />
lange Wirkdauer gewährleistet.<br />
Schmelztabletten haben sich bei Bestehen<br />
einer begleitenden Übelkeit bewährt, da<br />
durch den raschen Zerfall der Lyotablette auf<br />
der Zunge keine zusätzliche Flüssigkeit bei<br />
der Einnahme nötig ist und dadurch kein<br />
Brechreiz ausgelöst wird. Die Verordnung<br />
eines Zäpfchens bewährt sich besonders,<br />
wenn ein frühes Erbrechen am Anfang der<br />
Attacke eine orale Medikation in Frage stellt.<br />
„Spricht ein Patient auf die erste Dosis nicht<br />
sofort an, sollten zumindest drei Migräneattacken<br />
abgewartet werden, bevor ein Substanzwechsel<br />
durchgeführt wird“, betont Dr.<br />
Huber. „Unter Umständen ist auch eine Do-<br />
„Im Vordergrund stehen der rasche Wirkungseintritt<br />
sowie der Wunsch nach guter<br />
Verträglichkeit und Sicherheit der Wirkung.“<br />
Dr. Gerald Huber<br />
siserhöhung erforderlich.“ Prinzipiell gilt:<br />
Wenn ein Triptan nicht sofort wirkt, ist eine<br />
Wiederholung nach zwei Stunden angezeigt,<br />
dann jedoch muss eine Pause von mindestens<br />
24 Stunden eingehalten werden.<br />
KEINE TRIPTANE WÄHREND DER AURA. Bei Migräne<br />
<strong>mit</strong> Aura sollten während der Auraphase<br />
keine Triptane eingenommen werden.<br />
Dr. Huber: „Die Aura selbst entsteht durch<br />
Gefäßengstellung. Die gefäßverengende Wirkung<br />
der Triptane würde jedoch die Wirkung<br />
insgesamt potenzieren.“ Daher empfiehlt<br />
es sich, die Aura abklingen zu lassen<br />
und die Triptane erst danach einzunehmen,<br />
um da<strong>mit</strong> den Kopfschmerz positiv zu beeinflussen.<br />
Prinzipiell besteht das Risiko, dass Triptane<br />
nicht nur intrakranielle, sondern auch kardiovaskuläre<br />
Gefäße verengen. Bei unkontrollierter<br />
Hypertonie sind Triptane kontraindiziert.<br />
Auch Patienten <strong>mit</strong> nachgewiesener<br />
koronarer Herzkrankheit – einschließlich<br />
ischämischer Herzerkrankungen wie<br />
Angina pectoris und Myokardinfarkt – in der<br />
Anamnese oder nachgewiesener stiller<br />
Ischämie dürfen keine Triptane einnehmen.<br />
Eine kardiovaskuläre Untersuchung vor Beginn<br />
der Triptantherapie ist in jedem Fall erforderlich.<br />
Sigrun Rux
SCHMERZ nachrichten 21
B E R I C H T<br />
des Sekretärs Prim. Univ.-Doz. Dr. Christian Lampl<br />
Prozessqualität im schmerzarmen Krankenhaus<br />
Wenn man über das moderne, schmerzarme Krankenhaus<br />
spricht, kommt man am Begriff Prozessqualität<br />
nicht vorbei. Mit diesem Qualitätsmanagement-Tool<br />
wird überprüft, ob die geschaffenen Voraussetzungen auch tatsächlich<br />
in die Tat umgesetzt werden. Als Beispiele sind Maßnahmen<br />
zur Schmerzprophylaxe oder die Lagerung des Patienten<br />
aber auch physikalische Maßnahmen zu nennen. Ebenso ist<br />
zu hinterfragen, ob versucht wurde, Drainagen oder ähnliches<br />
zu vermeiden, oder ob das Schmerzkonzept präoperativ schriftlich<br />
entsprechend festgelegter Standards niedergelegt wurde, ob<br />
spezielle Verfahren der <strong>Schmerzthe</strong>rapie, zum Beispiel epidurale<br />
Verfahren, in den OP-Plan aufgenommen wurden. Wurde der<br />
Patient im Aufwachraum nach seinen Schmerzen befragt und<br />
schmerzfrei auf die Station verlegt? Wie sieht es <strong>mit</strong> der Überwachung<br />
therapiespezifischer Nebenwirkungen aus? Und in welcher<br />
Weise wurde auf hohe Schmerzzahlen unter Standardtherapie<br />
durch das betreuende Personal reagiert?<br />
In jedem Fall setzt Prozessqualität auf eine gute Dokumentation,<br />
was wiederum eine geeignete Infrastruktur, etwa eine gut<br />
entwickelte Software, voraussetzt. Ebenso ist Flexibilität im Umgang<br />
<strong>mit</strong> Patienten gefordert. Auf neue Anforderungen sollte<br />
man <strong>mit</strong> neuen Lösungsansätzen reagieren, anstatt allzu lange<br />
an alten Dogmen festzuhalten oder „Dienst nach Vorschrift“ zu<br />
verrichten. Bewährte Ansätze, sogenannte „Best Practices“, sollen<br />
unter den Mitarbeitern ausgetauscht und etabliert werden,<br />
anstatt Vorgaben von oben zu diktieren. Derartige neue Prozesse<br />
lassen in den meisten Fällen mehr Spielraum für lokale Alternativen<br />
und Kreativität.<br />
Ein Qualitätsbericht stellt den Stand und die durchgeführten<br />
Maßnahmen der Qualitätssicherung eines schmerzarmen Krankenhauses<br />
dar und dient da<strong>mit</strong> als Leistungsnachweis. So kann<br />
ein Krankenhaus den Bericht auch zur Darstellung seiner eigenen<br />
Leistungsfähigkeit im Sinne von positivem Image gegenüber<br />
Einweisern, Kooperationspartnern, Patienten, eigenen Mitarbeitern<br />
und anderen interessierten Gruppen nutzen.<br />
22 SCHMERZ nachrichten<br />
Mit besten Grüßen<br />
Prim. Univ.-Doz. Dr. Christian Lampl<br />
Sekretär der Österreichischen Schmerzgesellschaft<br />
29. bis 31. Mai 2008 16.<br />
Wissenschaftliche Tagung der<br />
Österreichischen Schmerzgesellschaft,<br />
Zell am See<br />
Information: vermed G.m.b.H<br />
E-Mail: office@vermed.at<br />
Tel.: +43-316 / 42 60 82<br />
Fax: +43-316 / 42 60 71<br />
www.oesg.at<br />
24. Mai 2008<br />
Frühjahrestagung der Österreichischen<br />
Gesellschaft für Rheumatologie<br />
und Rehabilitation,<br />
Drei Länder Treffen<br />
Pörtschach<br />
Ärztezentrale Med.Info,<br />
Helferstorferstrasse 4, 1014 Wien<br />
Tel: +43/1/531 16 - 33<br />
Fax: 43/1/531 16 - 61<br />
E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />
22. - 24. Mai 2008 9.<br />
Interdisziplinärer Workshop<br />
„Anatomie in der Regionalanästhesie<br />
/ <strong>Schmerzthe</strong><strong>rapie“</strong>,<br />
Graz<br />
Information: Renate Zöhrer<br />
Univ. Klinik für Anästhesiologie<br />
und Intensivmedizin Graz<br />
Tel.: +43 316 385-2829<br />
Fax +43 316 385-3420<br />
29. Mai - 01. Juni 2008<br />
13th International Pain Clinic<br />
Congress<br />
World Society of Pain Clinicians,<br />
Seoul/Korea<br />
www.pain-wspc2008.org/<br />
6. - 11.Juni 2008<br />
ENS 2008 - 18th Meeting of the<br />
European Neurological Society<br />
Nizza<br />
ENS 2008 c/o AKM Congress<br />
Service P.O. Box Clarastrasse 57<br />
4005 Basel, Schweiz<br />
Tel: +41 (0) 61 686 77 11<br />
Fax: +41 (0) 61 686 77 88<br />
E-Mail: info@akm.ch<br />
www.ensinfo.com<br />
12. - 13. Juni 2008<br />
3. Internationalen Palliative<br />
Care Kongress<br />
Friedrichshafen, Bodensee<br />
E-Mail: info@agendum.de<br />
www.agendum.de<br />
23.-28. Juni 2008<br />
Basiskurs <strong>Schmerzthe</strong>rapie A,<br />
Pörtschach<br />
Information: Ärztekammer für<br />
TERMINE<br />
Kärnten, Petra Spendier,<br />
Tel.: 0463/5856-17, Fax: DW 45<br />
E-Mail: fortbildung@aekktn.at<br />
17.-22. August 2008<br />
12th World Congress on Pain ,<br />
Glasgow/Scotland<br />
Information: www.iasp-pain.org<br />
E-Mail: iaspdesk@iasp-pain.org<br />
3. Oktober 2008 - 17. Mai 2009<br />
INTERDISZIPLINÄRER ZERTIFI-<br />
KATSKURS SCHMERZMEDIZIN<br />
Grundkurs 6, Bad Aussee<br />
Termine: 3. - 5. Oktober 2008<br />
7. - 9. November 2008<br />
16. - 18. Jänner 2009<br />
17. - 19. April 2009<br />
15. - 17. Mai 2009<br />
www.oegari.at/weiterbildung.asp<br />
10. - 11. Oktober 2008<br />
Jahrestagung der Österreichischen<br />
Gesellschaft für<br />
Physikalische Medizin und<br />
Rehabilitation<br />
Linz<br />
www.oegpmr.at<br />
17.Oktober - 26.Oktober 2008<br />
5. Interdisziplinärer Kurs über<br />
<strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />
„Salzburger Kompatkseminar<br />
Spezielle <strong>Schmerzthe</strong><strong>rapie“</strong>,<br />
Salzburg<br />
Information:OÄ Dr. Helga Schuckall,<br />
MSc, MBA,<br />
Interdisziplinäre Schmerzambulanz<br />
der Salzburger Landeskliniken,<br />
Tel.: 0662/4482-2786,<br />
E-mail: schmerzambulanz@salk.at<br />
www.schmerzambulanzsalzburg.at/<br />
28. - 29. November 2008<br />
Jahrestagung der Österreichischen<br />
Gesellschaft für Rheumatologie<br />
und Rehabilitation<br />
Ort: Wien, Tech Gate Vienna<br />
Ärztezentrale Med.Info,<br />
Tel: +43/1/53116-33<br />
Fax: +43/1/53116-61<br />
E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />
www.rheumatologie.at<br />
Beginn: September 2009<br />
(berufsbegleitend, 2 Jahre)<br />
2. Universitätslehrgang ismed<br />
(postgradueller ULG für interdisziplinäre<br />
Schmerzmedizin)<br />
Medizinische Universität Wien<br />
Information/Anmeldung:<br />
www.meduniwien.ac.at/ismed<br />
ismed@meduniwien.ac.at
NSAR<br />
UNVERZICHTBAR IM KAMPF<br />
GEGEN SCHMERZ UND<br />
ENTZÜNDUNG<br />
Sie sind zu Unrecht vorübergehend ins Gerede gekommen: Nichtsteroidale Antirheumatika sind<br />
in der <strong>Schmerzthe</strong>rapie durch ihren raschen Wirkeintritt und ihre antiphlogistische Wirkung<br />
unverändert von zentraler Bedeutung, sagt Schmerz-Spezialist Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar.<br />
Das Kind <strong>mit</strong> dem Bade auszuschütten,<br />
ist selten vernünftig. Das gilt<br />
auch für die zeitweise recht heftig<br />
geführte Diskussion im Zusammenhang <strong>mit</strong><br />
COX-2-Inhibitoren, im Zuge derer herkömmliche<br />
nichtsteriodale Antirheumatika (NSAR)<br />
aufgrund ihrer gastrointenstinalen Nebenwirkungen<br />
starker Kritik ausgesetzt waren.<br />
Seither wurden aufgrund kardiovaskulärer<br />
Nebenwirkungen und einer erhöhten Inzidenz<br />
von Schlaganfällen COX-2-Hemmer<br />
wieder vom Markt genommen, und herkömmliche<br />
NSAR sind vielfach so unentbehrlich<br />
wir ursprünglich.<br />
Durch die negative Publicity-Welle wurden<br />
NSAR bisweilen zurückhaltend eingesetzt,<br />
und im Gegenzug der Einsatz von Opioiden<br />
forciert. Letztere verursachen keine Organschädigung,<br />
sind aber Restriktionen in der<br />
praktischen Anwendung unterworfen, wie<br />
dem Ausstellen eines Sucht<strong>mit</strong>telrezeptes –<br />
trotz Vereinfachung immer noch eine<br />
Hemmschwelle.<br />
Nur <strong>mit</strong> Opioiden alleine fände die moderne<br />
Schmerzmedizin aber auch nicht das Auslangen,<br />
bestätigt Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar<br />
vom LKH Klagenfurt den unverändert zentralen<br />
Stellenwert von NSAR: „Es gibt Indikationen,<br />
wo ich NSAR brauche. Dort, wo ein<br />
Entzündungsgeschehen ist, sei es bei einer<br />
rheumatoiden Arthritis, sei es beim aktiven<br />
Schub einer Arthrose, sei es postoperativ, wo<br />
nach einer Operation viel Cyclooxygenase<br />
freigesetzt wird, wird eine gute Schmerzhemmung<br />
benötigt. Da gibt es eben keine<br />
Medikamente, die herkömmlichen NSAR<br />
oder COX-2-Hemmern ebenbürtig sind.“<br />
Als sinnvolles Konzept sieht Prof. Likar den<br />
Einsatz von NSAR-Kombinationspräparaten,<br />
in denen einen zentral relaxierende Substanz,<br />
etwa Orphenadrin, enthalten ist. Hier<br />
vor allem i.v., weil die Bioverfügbarkeit beim<br />
Patienten da<strong>mit</strong> besser sei. Diese kurzfristige<br />
Schmerzkontrolle und sehr effiziente Linderung<br />
bei akutem Schmerz beugt auch einer<br />
eventuellen Chronifizierung des<br />
Schmerzes vor.<br />
Geht es allerdings rein um die Entzündung<br />
und ist der Schmerz nicht so ausgeprägt, wären<br />
manchmal NSAR ausreichend. „Man<br />
„Man sollte bei Nicht-Tumorschmerzen das<br />
gleiche Konzept verfolgen wie bei Opioiden,<br />
nämlich immer wieder einmal zu versuchen,<br />
auszuschleusen und abzusetzen. Das ist das<br />
Geheimnis.“<br />
Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar<br />
sollte bei Nicht-Tumorschmerzen das gleiche<br />
Konzept verfolgen wie bei Opioiden“,<br />
schlägt der Schmerzexperte vor. „Nämlich<br />
immer wieder einmal zu versuchen, auszuschleusen<br />
und abzusetzen. Das ist das Geheimnis.“<br />
Diese kontrollierten Pausen sind Teil eines<br />
Gleichgewichts. Bei bestimmten klar definierten<br />
Indikationen kann auch einmal die<br />
Therapie reduziert werden, wenn der Patient<br />
die Schmerzstillung als ausreichend empfindet.<br />
So unumgänglich NSAR etwa im postoperativen<br />
Bereich sind für die ersten fünf<br />
Tage nach dem Eingriff, so genau muss Wirkung<br />
und Nebenwirkung auf Magenschleimhaut,<br />
Nieren und Blutgerinnung verfolgt<br />
werden, wenn sie längere Zeit verabreicht<br />
werden. Die rechtzeitige Kombination <strong>mit</strong><br />
Cyprostol oder einem Protonenpumpenhemmer<br />
kann Schädigungen etwa der Magenschleimhaut<br />
hintanhalten.<br />
Für den richtigen Zeitpunkt plädiert hier<br />
auch Univ. Prof. Dr. Likar: „Bei einer großen<br />
Entzündung sollte man NSAR rechtzeitig einsetzen,<br />
um die Entzündung zu hemmen, und<br />
dann daran denken, sie wieder abzusetzen.“<br />
Sigrun Rux<br />
SCHMERZ nachrichten 23
1. PROBLEMSTELLUNG: NSAR i.v. IN DER AKUT-<br />
SCHMERZTHERAPIE. Nichtsteroidale Antirheumatika<br />
(NSAR) haben heute aufgrund ihrer<br />
analgetischen und antiphlogistischen<br />
Wirksamkeit in der Behandlung von zahlreichen<br />
akuten und chronischen Schmerzformen<br />
einen zentralen Stellenwert. In der<br />
Akutschmerztherapie, zum Beispiel periund<br />
postoperativ, ist der i.v.-Einsatz von<br />
NSAR bedeutsam. Hier spielen insbesondere<br />
NSAR <strong>mit</strong> kurzer Halbwertszeit, die aufgrund<br />
einer leichteren Steuerbarkeit entsprechend<br />
dem jeweiligen Krankheitszustand<br />
eingesetzt werden können, eine Rolle,<br />
ggf. als Kombinationspräparat <strong>mit</strong> einem<br />
zentral wirksamen Muskelrelaxans oder<br />
Orphenadrincitrat.<br />
Der rasche Wirkeintritt <strong>mit</strong>tels Infusion sowie<br />
das infolge der Wirkstoffkombination<br />
ausgeweitete Wirkspektrum ermöglichen eine<br />
kurzfristige Schmerzkontrolle. Es kann<br />
davon ausgegangen werden, dass eine rasch<br />
einsetzende Schmerzlinderung in einer Reihe<br />
von Fällen einer Schmerz-Chronifizierung<br />
vorbeugen kann.<br />
Im Folgenden werden auf der Grundlage wissenschaftlicher<br />
Evidenz und ärztlicher Erfahrung<br />
zentrale Fragen im Zusammenhang<br />
<strong>mit</strong> NSAR i.v. in Kombination <strong>mit</strong> krampflösenden<br />
Substanzen <strong>diskutiert</strong> und der Einsatz<br />
solcher Kombinationen evaluiert.<br />
2. NSAR i.v.: RASCHER WIRKUNGSEINTRITT BEI<br />
AKUTEM SCHMERZ. Ein zentrales Argument für<br />
den Einsatz von NSAR i.v. ist der rasche Wirkungseintritt<br />
nach etwa zehn Minuten. NSAR<br />
i.v. haben sich in einer Reihe von Indikationen<br />
hervorragend bewährt. Generell gilt dies<br />
für praktisch alle Formen des Akutschmerzes,<br />
also zum Beispiel sämtliche Schmerzen<br />
im muskuloskelettalen Bereich, Schmerzen<br />
im unfallchirurgischen Bereich, Schmerzen<br />
im gynäkologischen Bereich, Schmerzen im<br />
zahnärztlicher Bereich, Nieren- und Gallenkoliken,<br />
Migräneanfälle, etc. Besonders hervorzuheben<br />
ist der Stellenwert von NSAR i.v.<br />
bei kleineren Eingriffen bis hin zu <strong>mit</strong>telschweren<br />
Operationen, bezogen auf den Zeitraum<br />
der therapiebedürftigen Schmerzen<br />
nach der Operation, also ein bis fünf Tage.<br />
24 SCHMERZ nachrichten<br />
Experten-Statement<br />
DER STELLENWERT VON NSAR i.v. IN<br />
KOMBINATION MIT KRAMPFLÖSENDEN<br />
SUBSTANZEN IN DER MODERNEN<br />
SCHMERZMEDIZIN<br />
NSAR i.v. sollten nur bei Patienten eingesetzt<br />
werden, die keine Kontraindikationen<br />
in Bezug auf vorbestehende Organdysfunktionen<br />
(Niere, Leber, Gastrointestinaltrakt,<br />
eventuell Herz-Kreislauf-Erkrankungen), erhöhte<br />
Blutungsrisiken oder Wundheilungsstörungen<br />
aufweisen. Vorsicht ist weiters geboten<br />
beim frühzeitigen postoperativen Einsatz<br />
nach Eingriffen <strong>mit</strong> erhöhtem Blutungsrisiko,<br />
wie z.B. urologische und neurochirurgische<br />
Operationen oder nach Tonsillektomien.<br />
Die Auswirkung eines NSAR auf das<br />
Blutungsrisiko ist auch abhängig von der<br />
Halbwertszeit des jeweiligen Medikaments,<br />
Medikamenten <strong>mit</strong> kurzer Halbwertszeit ist<br />
der Vorzug zu geben.<br />
3. BREITE PALETTE VON NSAR i.v. ERLEICHTERT<br />
WECHSEL DER DARREICHUNGSFORM OHNE<br />
WIRKSTOFFWECHSEL. Im anglosächsischen<br />
Raum etwa stehen derzeit für die Verabreichung<br />
von NSAR i.v. nur Ketorolac und Valdecoxib<br />
zur Verfügung, und es sprechen eine<br />
Reihe stichhaltiger Argumente dafür,<br />
dass heute in Festland-Europa eine breitere<br />
Produktpalette verfügbar ist.<br />
NSAR sind – bei gleichem Wirkmechanismus<br />
– chemisch unterschiedliche Substanzen, Patienten<br />
sprechen individuell unterschiedlich<br />
auf die einzelnen Wirkstoffe an. Da Patienten<br />
grundsätzlich immer nur ein NSAR gegeben<br />
werden sollte, ist aus schmerzmedizinischer<br />
Sicht eine Vielzahl von verfügbaren<br />
NSAR zur i.v.-Applikation wünschenswert,<br />
da<strong>mit</strong> bei einem Wechsel der Darreichungsform<br />
nicht auch ein Wechsel des Wirkstoffes<br />
erforderlich wird. Wünschenswert ist also zumindest<br />
ein Vertreter aus jeder NSAR-Substanzgruppe,<br />
wodurch i.v.-Präparate je nach<br />
individueller Wirksamkeit und Verträglichkeit<br />
eingesetzt werden könnten, wobei eine<br />
kurze Halbwertszeit als Vorteil erachtet wird.<br />
4. VORTEILE DER INTRAVENÖSEN GABE GEGEN-<br />
ÜBER ANDEREN APPLIKATIONSFORMEN. Die Gabe<br />
von NSAR i.v. hat gegenüber einer enteralen<br />
Applikation in der Akutschmerztherapie<br />
einige Vorteile: So ist die Anschlagszeit<br />
deutlich kürzer, dazu kommen die bessere<br />
Steuerbarkeit und eventuell ein höherer Placeboeffekt.<br />
Im Bereich der unerwünschten<br />
Wirkungen besteht generell der Eindruck einer<br />
besseren gastrointestinalen Verträglichkeit.<br />
NSAR i.v. weisen gruppenspezifische<br />
Nebenwirkungen auf, allerdings sind diese<br />
insgesamt relativ selten. Am häufigsten wurden<br />
allergische Reaktionen beobachtet.<br />
5. DIE KOMBINATION VON NSAR MIT KRAMPF-<br />
LÖSENDEN SUBSTANZEN.Für die Kombination<br />
von NSAR <strong>mit</strong> Muskelrelaxantien bzw.<br />
<strong>mit</strong> Orphenadrincitrat sprechen eine Reihe<br />
von Argumenten: Zum Beispiel kann da<strong>mit</strong><br />
bei Schmerzverspannungen der Kreislauf<br />
von Schmerz und Verspannung unterbrochen<br />
werden. Bei reflektorischen muskulären<br />
Spannungszuständen bei Gelenk- und<br />
Wirbelsäulenproblemen kann diese Wirkstoffkombination<br />
zu einer Muskelrelaxierung<br />
und so<strong>mit</strong> auch zu einer effektiveren<br />
Schmerzlinderung führen.<br />
Im Fall der Kombination von Diclofenac-Natrium<br />
und Orphenadrincitrat kommt noch<br />
eine antihistaminische Wirkung dazu, der<br />
da<strong>mit</strong> verbundene abschwellende Effekt<br />
kann bei Schmerzformen <strong>mit</strong> autoimmunologischer<br />
Komponente relevant sein. Dieser<br />
Synergismus erfolgt bei einer Kombination<br />
<strong>mit</strong> einem reinen Muskelrelaxanz nicht.<br />
Patienten <strong>mit</strong> NSAR sollten zusätzlich Protonenpumpen-Inhibitoren<br />
(PPI) verabreicht<br />
werden, diese verlangsamen allerdings die<br />
Metabolisierung der Muskelrelaxanzien.<br />
Orphenadrincitrat unterliegt jedoch einer<br />
anderen Metabolisierung, und weist daher<br />
in Kombination <strong>mit</strong> Diclofenac einen weiteren<br />
Vorteil auf.<br />
Unverändert gelten auch bei solchen Wirkstoffkombinationen<br />
die in Punkt 2. genannten<br />
Hinweise auf Kontraindikationen.<br />
Ein Teilnehmer an diesem Positionspapier<br />
berichtet, dass seine persönlichen Erfahrungen<br />
im neurologischen Bereich den Einsatz<br />
der Kombination Diclofenac-Natrium <strong>mit</strong><br />
Orphenadrincitrat insofern als li<strong>mit</strong>iert erscheinen<br />
lassen, als es dadurch besonders<br />
bei älteren Patienten zu Beinödemen gekommen<br />
ist.
Pressefotos.at<br />
Die Autoren:<br />
Prim. Univ.-Prof.<br />
Dr. Hans Bröll<br />
Rheuma-Zentrum<br />
Wien-Oberlaa<br />
Prim. Univ.-Doz.<br />
Dr. Martin Friedrich<br />
Abteilung für Orthopädische<br />
<strong>Schmerzthe</strong>rapie,<br />
Orthopädisches Spital,<br />
Speising<br />
Prim. Univ.-Prof.<br />
Dr. Wilfried Ilias<br />
Abteilung für Anästhesiologie,<br />
Intensivmedizin<br />
und <strong>Schmerzthe</strong>rapie,<br />
Krankenhaus der Barmherzigen<br />
Brüder, Wien<br />
OA Dr. Wolfgang<br />
Jaksch<br />
Abteilung für Anästhesiologie<br />
und allg.<br />
Intensivmedizin,<br />
Wilhelminenspital, Wien<br />
Prim. Univ.-Prof.<br />
Dr. Walter Klimscha<br />
Abt. f. Anästhesiologie<br />
und allg. Intensivmedizin,<br />
Donauspital SMZ<br />
Ost, Wien<br />
Beim Einsatz von NSAR kommt es zu gruppenimmanenten<br />
Hemmung der Natriumausscheidung<br />
durch Interferenz <strong>mit</strong> der Nierendurchblutung<br />
(Folge der Prostaglandin I<br />
Synthesehemmung), aber auch einer direkten<br />
Einwirkung auf das Nierenepithel. Die<br />
Ausbildung von Knöchelödemen ist so<strong>mit</strong> eine<br />
Nebenwirkung, welche nicht Orphenadrin-,<br />
sondern Diclofenac- bzw. NSAR-spezifisch<br />
ist.<br />
6. ERFAHRUNGEN MIT MONOSUBSTANZEN UND<br />
KOMBINATIONSPRÄPARATEN. Die persönlichen<br />
Erfahrungen der Mehrzahl der an diesem<br />
Expertenstatement <strong>mit</strong>wirkenden Mediziner<br />
sprechen dafür, dass die Kombination<br />
von NSAR und Muskelrelaxantien wie z.<br />
B. Diclofenac und Orphenadrincitrat bei Indikationen<br />
wie Ischialgien oder akuten Periarthropatien<br />
besser wirksam ist als ein<br />
NSAR i.v. alleine. Auch bei anderen akuten<br />
Univ.-Prof. DDr.<br />
Hans-Georg Kress<br />
Abteilung für Spezielle<br />
Anästhesie und<br />
<strong>Schmerzthe</strong>rapie,<br />
Medizinische Universität<br />
/ AKH Wien<br />
Prim. Univ.-Doz.<br />
Dr. Christian Lampl<br />
Abteilung für<br />
Allgemeine Neurologie<br />
<strong>mit</strong> Schmerzmedizin,<br />
KH der Barmherzigen<br />
Brüder, Linz<br />
Prim. Dr.<br />
Burkhart Leeb<br />
Leiter der HUMANIS<br />
Klinik in Stockerau<br />
Univ.-Doz.<br />
Dr. Rudolf Likar<br />
Zentrum für Interdisziplinäre<br />
<strong>Schmerzthe</strong>rapie,<br />
Onkologie und Palliativmedizin,<br />
LKH Klagenfurt<br />
Univ.-Prof.<br />
Dr. Bela Teleky<br />
Klinische Abteilung<br />
für Allgemeinchirurgie,<br />
Univ.-Klink für Chirurgie,<br />
Medizinische Universität<br />
/ AKH Wien<br />
Schmerzsituationen wird die Kombination<br />
als potenter beschrieben, Patienten empfinden<br />
auf Befragung die Kombinationstherapie<br />
oft als entspannend bzw. wärmend.<br />
7. FERTIGE INFUSION VS. NSAR IN AMPULLEN-<br />
FORM. Ein praktischer Vorteil der Verfügbarkeit<br />
eines NSAR-Kombinationspräparats als<br />
fertige Infusion gegenüber einem NSAR in<br />
Ampullenform ist die Einfachheit der Zubereitung.<br />
Eine fertige Infusion schließt Kompatibilitätsprobleme<br />
beim Vermischen aus,<br />
ist für Pflegepersonen vorteilhaft und bringt<br />
zudem einen Zeitgewinn. Die Erfahrung<br />
zeigt, dass einfach anwendbare Verabreichungen<br />
angesichts der Überlastung des<br />
Pflegepersonals dem Patienten eher gegeben<br />
werden, insbesondere im postoperativen<br />
Bereich. Aus wirtschaftlicher Sicht sind<br />
die höheren Kosten von NSAR-Kombinationspräparaten<br />
als fertige Infusion anzufüh-<br />
ren.<br />
8. ZENTRAL WIRKSAME MUSKELRELAXANTIEN<br />
UND ORPHENADRINCITRAT. Der sedierende Effekt<br />
der Benzodiazepine kann bei akuten<br />
Schmerzen von Vorteil sein und zu einer besseren<br />
Schlafqualität beitragen. Ihre sedierende<br />
Wirkung kann Benzodiazepine als weiteren<br />
Kombinationspartner bei Wirbelsäulenpatienten<br />
geeignet erscheinen lassen und einen<br />
zusätzlichen Ansatzpunkt für eine<br />
schmerzlindernde Wirkung bieten. Allerdings<br />
ist Sedierung nicht immer erwünscht.<br />
Für den Einsatz von Kombinationspräparaten<br />
<strong>mit</strong> Orphenadrincitrat sprechen gegenüber<br />
dem Einsatz von zentral wirksamen Relaxantien<br />
wie Benzodiazepinen folgende Argumente:<br />
Bei Orphenadrincitrat kommt es<br />
nicht zu hang-over, außerdem wird der Abbau<br />
von Benzodiazepinen durch die Kombination<br />
<strong>mit</strong> PPI verändert. NSAR-Benzodiazepin-Kombinationen<br />
sind in Kombination <strong>mit</strong><br />
Opioiden in Bezug auf unerwünschte Interaktionen<br />
schwerer einschätzbar als NSAR-<br />
Kombinationen <strong>mit</strong> Orphenadrincitrat: Zum<br />
einen aufgrund der längeren Halbwertszeit<br />
von Benzodiazepinen. Zum anderen können<br />
Benzodiazepine in Kombination <strong>mit</strong> Opioiden<br />
i.v. zu einer verstärkten Beeinträchtigung<br />
der Atmung führen. Orphenadrincitrat<br />
kann deshalb für Kombinationen <strong>mit</strong> Opioiden<br />
als besser geeignet erachtet werden.<br />
9. SCHLUSSFOLGERUNG UND ZUSAMMENFAS-<br />
SUNG. NSAR i.v. haben sich u.a. wegen des<br />
raschen Wirkungseintritts in der Behandlung<br />
von akutem Schmerz in einer Reihe von<br />
Indikationen sehr gut bewährt. Eine möglichst<br />
breite Palette von NSAR i.v. ist wünschenswert,<br />
weil dadurch individuell der<br />
Wechsel der Darreichungsform ohne einen<br />
Wechsel des Wirkstoffes ermöglicht wird.<br />
Substanzen <strong>mit</strong> kurzer Halbwertszeit sind<br />
von Vorteil.<br />
Für die Kombination von NSAR <strong>mit</strong> Muskelrelaxanzien<br />
bzw. Orphenadrincitrat sprechen<br />
folgende Argumente: Die Kombination<br />
von NSAR und Orphenadrincitrat i.v. hat aufgrund<br />
ihrer krampflösenden, schmerzstillenden<br />
und entzündungshemmenden Wirkung,<br />
sowie einer darüber hinaus bestehenden<br />
synergistischen Wirksamkeit ihren Stellenwert<br />
in der Behandlung einer Reihe von<br />
akuten Schmerzen: Argumente dafür sind z.<br />
B. rascher Wirkeintritt, gute Steuerbarkeit<br />
infolge kurzer Halbwertszeit, keine sedierende<br />
Wirkung, gute Kombinierbarkeit <strong>mit</strong><br />
Opioiden. Der Einsatz von Kombinationspräparaten<br />
<strong>mit</strong> Orphenadrincitrat bringt deshalb<br />
auch Vorteile gegenüber dem Einsatz<br />
von Kombinationen <strong>mit</strong> zentral wirksamen<br />
Relaxantien wie Benzodiazepinen.<br />
Als Vorteile eines fertigen NSAR-Kombinationspräparates<br />
können die Einfachheit der<br />
Zubereitung, das Vermeiden von Kompatibilitätsproblemen<br />
beim Vermischen, andere<br />
organisatorische Gesichtspunkte und Zeitgewinn<br />
angeführt werden.<br />
SCHMERZ nachrichten 25
Südbahn Schmerzgespräche 2008, Reichenau an der Rax<br />
Physikalische Medizin<br />
„Die Möglichkeiten der physikalischen Medizin<br />
und Rehabilitation werden selten voll<br />
ausgeschöpft“, so Prim. Dr. Angelika Karner-<br />
Nechvile, Physikalische Medizin im KH Wr.<br />
Neustadt. „Nicht zuletzt deshalb, weil die<br />
Möglichkeiten der immer umfangreicheren<br />
Angebote physikalisch technischer Maßnahmen<br />
nicht ausreichend bekannt sind.“ Wichtig<br />
ist auch zu ver<strong>mit</strong>teln, dass vor allem ältere<br />
Menschen durch richtiges Gehtraining<br />
und Bewegungstraining wieder an Beweglichkeit<br />
gewinnen, vor allem aber durch die<br />
erworbene Körperkontrolle weniger sturzgefährdet<br />
sind. Dabei ist hervorzuheben,<br />
dass derartige Maßnahmen durch Wiederholung<br />
zu festigen sind und der Stellenwert<br />
der Gruppentherapie zunehmend an Bedeutung<br />
gewinnt.<br />
Palliativmedizin<br />
Die Einrichtung eines palliativmedizinischen<br />
Zentrums in Waidhofen/Thaya lässt<br />
offenkundig werden, dass die Lebensqualität<br />
von Menschen auch <strong>mit</strong> nicht mehr sanierbaren<br />
Tumorerkrankungen bis zum letzten<br />
Augenblick zentrales Anliegen sein<br />
muss. Ein menschliches Umfeld, ärztliche<br />
Kompetenz, wirksame <strong>Schmerzthe</strong>rapie und<br />
menschliche Zuwendung sowie ein funktio-<br />
26 SCHMERZ nachrichten<br />
HIGHLIGHTS<br />
DER 4. SÜDBAHN<br />
SCHMERZGESPRÄCHE<br />
In Rahmen der Südbahn-Schmerzgespräche, die von 4. bis<br />
6. April in Reichenau an der Rax unter der Leitung von Prim.<br />
Univ.-Prof. Dr. Wilfried Ilias stattfanden, gab es wieder viel<br />
Neues zum Thema chronische Schmerzerkrankungen.<br />
SchmerzNachrichten fasst einige der einige der Highlights<br />
zusammen.<br />
Univ.-Prof. Dr. Wilfried Ilias<br />
nelles Umfeld, insbesondere was die enge<br />
Betreuung der Patienten ermöglicht, sind die<br />
wesentlichen Aufgaben der Palliativmedizin.<br />
Dass diese Aufgaben nicht nur eine medizinische<br />
Zielsetzung sind, sondern auch praktisch<br />
umgesetzt werden können, zeigte bei<br />
den Südbahn-Schmerzgesprächen Prim. Dr.<br />
Peter Preis, Leiter der Abt. Palliativmedizin<br />
im LKH Waidhofen/Thaya, anhand von Beispielen<br />
eindrucksvoll.<br />
Neurochirurgie<br />
Dr. Johannes Blauensteiner zeigte bei der<br />
Tagung aus neurochirurgischer Sicht, dass<br />
durch neue, minimal-invasive Operationstechniken<br />
Erfolge auch bei scheinbar aussichtslosen<br />
Fällen in der Bandscheibenchirurgie,<br />
insbesondere der Hals- und Lendenwirbelsäule,<br />
verzeichnet werden können.<br />
Seit kurzen steht ein neues HWS-Bandscheibeninterponat<br />
zur Verfügung, das<br />
durch eine teilflexible Befestigung <strong>mit</strong>tels<br />
Dacronband und einem komprimierbaren<br />
Bandscheibenkern die Beweglichkeit in den<br />
operierten Segmenten erhalten kann. Die<br />
vorgestellten Daten zeigen, dass im Gegensatz<br />
zu den Metallimplantaten dieses Kunststoffimplantat<br />
auch noch einige Jahre nach<br />
Implantation zu keiner Verknöcherung beziehungsweise<br />
Verblockung der operierten<br />
Segmente kommt. Die Abstandhalter werden<br />
zwischen die Dornfortsätze zur Erweiterung<br />
beziehungsweise Aufspreizung der<br />
Foramina intervertebralia eingebracht und<br />
helfen, bei richtiger Indikation Radikulopathien<br />
zu beseitigen. Voraussetzung dafür ist<br />
allerdings, dass keine Gleittendenz der Wirbelkörper<br />
besteht.<br />
Postoperative<br />
<strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />
Neue pharmakologische Daten präsentierte<br />
bei den Südbahn-Schmerzgesprächen Univ.-<br />
Prof. Dr. Josef Donnerer, Institut für Pharmakologie,<br />
MedUni Graz: Nicht nur NSAR<br />
können <strong>mit</strong> der Blutgerinnung postoperativ<br />
interferieren, auch das bisher als unbedenklich<br />
geltende Paracetamol kann insbesondere<br />
bei antikoagulierten Patienten zur Gerinnungsverlängerung<br />
führen. Auch wenn dies<br />
keine panikartige Konzeptänderung der<br />
postoperativen <strong>Schmerzthe</strong>rapie <strong>mit</strong>tels Paracetamol<br />
herbeiführen solle, so der Experte,<br />
sei doch der unbefangene Einsatz von Paracetamol<br />
bei Patienten <strong>mit</strong> postoperativer<br />
Blutungsneigung zumindest zu hinterfragen.<br />
Jedenfalls sei eine enge Kontrolle der<br />
Blutgerinnung zu empfehlen.<br />
Radionukleotide<br />
Die Injektion von Radionukleotiden in chronisch<br />
entzündlich veränderten Gelenken, so<br />
Experten bei den Südbahn-Schmerzgesprächen,<br />
kann bei richtiger Indikationsstellung<br />
dauerhaft Schmerzen beseitigen. Voraussetzung<br />
dafür ist eine exakte Indikationsstellung<br />
und eine ebenso exakte Injektion der<br />
jeweiligen Radionukleotide (Erbium). Diese<br />
muss vom Radiologen, dem die Durchführung<br />
obliegt, bestätigt werden. Aufgrund der<br />
besonderen Wirkweise ist aber nicht <strong>mit</strong> einer<br />
schlagartigen Schmerzbeseitigung zu<br />
rechnen: Die Wirkung dieser Therapie tritt<br />
erst nach etwa zwei Wochen ein - dafür aber<br />
dauerhaft.
Fachkurzinformation siehe Seite 38
Südbahn Schmerzgespräche 2008, Reichenau an der Rax<br />
DURCHBRUCHSCHMERZEN:<br />
THERAPIE NACH BEDARF<br />
Schmerzen gehören zu den häufigsten Komplikationen im Rahmen von Krebserkrankungen.<br />
Besonders schwierig zu therapieren sind anfallsartig und periodisch auftretende Schmerzattacken<br />
oder Durchbruchschmerzen. Zweckmäßige Therapieoptionen wurden im Rahmen der<br />
Südbahn Schmerzgespräche vorgestellt.<br />
Trotz adäquater Dauertherapie <strong>mit</strong><br />
Opioiden kommt es bei rund 60 Prozent<br />
aller Tumorpatienten zu attackenartig<br />
auftretenden vorübergehenden<br />
Schmerzspitzen von etwa 30 Minuten Dauer.<br />
Für den Patienten meist nicht vorhersehbar,<br />
stellen diese Durchbruchschmerzen, die<br />
ein bis sechs Mal am Tag auftreten können,<br />
eine große Belastung dar. „Für den Behandler<br />
ergeben sich sowohl in der Differentialdiagnose<br />
und Abgrenzung zu lanzierenden<br />
neuropathischen Schmerzen wie auch in der<br />
Therapie große Probleme“, erläutert Prim.<br />
Univ.-Prof. Dr. Johannes Meran, Vorstand der<br />
Abteilung für Innere Medizin, Krankenhaus<br />
der Barmherzigen Brüder, Wien.<br />
THERAPIE MIT HINDERNISSEN. „Durchbruchschmerzen<br />
sind an sich ein therapeutisches<br />
Problem,“ so Prof. Meran. „Denn das Wirkmaximum<br />
vieler Medikamente wird oft erst<br />
bei Abklingen der Schmerzattacke erreicht.“<br />
Der bisherige Standard ist die Gabe von<br />
nicht retardierten (immediate release) Opioiden<br />
additiv zur lang wirksamen Basismedikation.<br />
Aufgrund der Pharmakokinetik oraler<br />
Präparationen beträgt die Zeit bis zum<br />
Wirkungseintritt meist rund 30 Minuten, die<br />
Wirkdauer aber – je nach verwendetem<br />
Opioid – vier bis acht Stunden. Im Hinblick<br />
auf die erwähnte Schmerzcharakteristik<br />
kann so<strong>mit</strong> weder eine rasche Schmerzcoupierung<br />
noch eine gute Schmerzsteuerung<br />
erreicht werden.<br />
Im Sinne der optimalen, patientengesteuerten<br />
Analgesie sind daher Präparate <strong>mit</strong> raschem<br />
Wirkungseintritt sowie kurzer Wirkdauer<br />
gefordert. „Neben der intravenösen<br />
Applikation besteht die Möglichkeit der Implantation<br />
intrathekaler oder epiduraler<br />
28 SCHMERZ nachrichten<br />
Fentanyl Stick<br />
Schmerzpumpen“, berichtet der Schmerzexperte.<br />
„Dabei haben die Patienten die Möglichkeit,<br />
sich einen zusätzlichen Bolus ihrer<br />
Schmerzmedikation zu verabreichen.“ Diese<br />
sehr effektive und in zahlreichen klinischen<br />
Studien belegte Methode hat jedoch,<br />
wie alle invasiven Eingriffe, auch Nachteile,<br />
wie etwa die Infektionsgefahr.<br />
TRANSMUKOSALE APPLIKATION: RASCH UND<br />
EFFIZIENT. Als nicht invasive und einfach<br />
praktikable Alternative haben sich daher in<br />
den letzten Jahren vermehrt transmukosale<br />
Applikationsformen etabliert, die sowohl einen<br />
raschen Wirkungseintritt als auch eine<br />
kurze Wirkdauer garantieren können. „Die<br />
transmukosale Applikationsform verspricht<br />
eine kurze Anschlagzeit und gute Steuerbar-<br />
„Durchbruchschmerzen sind an sich ein therapeutisches<br />
Problem, denn das Wirkmaximum<br />
vieler Medikamente wird oft erst bei Abklingen<br />
der Schmerzattacke erreicht.“<br />
Univ.-Prof. Dr. Johannes Meran<br />
keit dieser Analgetika und kann daher beim<br />
Durchbruchschmerz als Mittel der Wahl betrachtet<br />
werden“, so Prim. Meran. „Aufgrund<br />
ihres Lösungskoeffizienten sind die meisten<br />
Morphinderivate allerdings nur mäßig gut<br />
resorbierbar, lediglich Fentanyl und Buprenorphin<br />
erfüllen die diesbezüglichen Voraussetzungen.“<br />
Bereits seit einigen Jahren<br />
ist Buprenorphin in Form von sublingual<br />
Tabletten verfügbar. Es folgte Fentanyl als<br />
orales transmukosales therapeutisches System<br />
(oTTS), das in mehreren Untersuchungen<br />
sowohl seine analgetische Äquipotenz<br />
zu intravenös verabreichtem Morphin als<br />
auch den gleich raschen Wirkungseintritt<br />
belegte. Durch Reiben des Sticks an der<br />
Mundschleimhaut löst sich die Matrix, in die<br />
das Fentanylcitrat eingebettet ist, auf. Dabei<br />
wird Fentanyl kontinuierlich innerhalb von<br />
15 Minuten frei gesetzt, die schmerzlindernde<br />
Wirkung setzt innerhalb von fünf Minuten<br />
ein. Als Startdosis wird in der Regel etwa<br />
20 Prozent von der Tagesdosis der Dauermedikation<br />
gewählt.<br />
Weitere orale und nasale Applikationsformen<br />
der transmukosalen Opioidtherapie stehen<br />
vor der Zulassung.<br />
Sigrun Rux
Termine Wochenseminare:<br />
ÖÄK-Diplom Neuraltherapie<br />
Termine 2008<br />
Seminare 1-3 22.-26.09.2008 Weitra<br />
Seminare 4-6 24.-28.09.2008 Weitra<br />
Veranstalter:<br />
Österreichische Medizinische Gesellschaft<br />
für Neuraltherapie und Regulationsforschung<br />
Tannenweg 5, A-2451 Hof am Leithaberge<br />
Seminargebühren: (für Mitglieder der ÖNR)<br />
Wochenendseminar € 210,--<br />
Wochenseminar € 630,--<br />
Praxisseminar € 250,--<br />
Diplomprüfungs-Vorbereitungsseminar € 320,--<br />
Auskünfte und Seminaranmeldungen:<br />
Sekretariat der ÖNR, Frau Simone Paumann,<br />
Bahnhofbichl 13, A-6391 Fieberbrunn<br />
Tel.: +43(0)5354-52120, Fax: +43(0)5354-5300-731<br />
E-Mail: oenr@tirol.com<br />
Ganzheitlich im Denkansatz<br />
Zielsicher in Diagnostik und Therapie<br />
Praxisorientiert und effizient<br />
Termine Wochenendseminare<br />
Seminar 2 06./07. 09. 2008 Graz<br />
Seminar 3 29./30. 11. 2008 Graz<br />
Praxisseminar 31. 05./01. 06. 2008 Zell/See<br />
18./19. 10. 2008 Wien<br />
Seminar 4 08./09. 11. 2008 Kitzbühel<br />
Seminar 5 26./27. 04. 2008 Wien<br />
29./30. 11. 2008 Kitzbühel<br />
Seminar 6 16./17. 02. 2008 Wien<br />
25./26. 09. 2008 Weitra<br />
Seminar 7 26./27. 04. 2008 Reichenau<br />
18./19. 10. 2008 Kitzbühel<br />
Zahnheilkunde 07./08. 11. 2008 Wien (ZIV)<br />
Diplomprüfung 06. 06. 2008 Wien<br />
19. 09. 2008 Wien<br />
21. 11. 2008 Wien<br />
www.neuraltherapie.at<br />
Fachkurzinformation siehe Seite 39
B&K/Wustinger<br />
RHEUMA<br />
FRÜHDIAGNOSTIK ENTSCHEIDEND<br />
Wenn die Schäden durch rheumatische Erkrankungen noch sehr gering sind oder überhaupt fehlen,<br />
besteht bei Frühinterventionen die Chance, die Progression zu verhindern.<br />
Erstsymptome sind keinesfalls harmlos,<br />
sie weisen auf den Beginn <strong>mit</strong>unter<br />
schwerwiegender Krankheiten<br />
hin. Am Anfang rheumatischer Erkrankungen<br />
stehen häufig wenig differenzierte<br />
Frühmanifestationen, die von Arzt<br />
und Patient <strong>mit</strong>unter falsch eingeschätzt<br />
werden können. Dessen ungeachtet sind Behandlungserfolge<br />
tendenziell umso eher zu<br />
erzielen, je früher die Diagnose und da<strong>mit</strong><br />
eine richtige Therapie erfolgt.<br />
30 SCHMERZ nachrichten<br />
FRÜHARTHRITIS - EIN POTENZIELL REVERSI-<br />
BLES KRANKHEITSBILD. Die Rheumatoide Arthritis<br />
(RA) ist die häufigste chronisch-entzündliche<br />
Gelenkerkrankung im Erwachsenenalter,<br />
wobei die entzündliche Aktivität<br />
besonders in der Anfangsphase der Erkrankung<br />
stärker ausgeprägt ist. In der westlichen<br />
Bevölkerung sind 0,5 Prozent betroffen.<br />
Die chronische, schubverlaufende Erkrankung<br />
führt zu erosiven Knochenveränderungen<br />
<strong>mit</strong> nachfolgenden Destruktionen<br />
„Obwohl serologische Marker, die eine Diagnose<br />
unterstützen können, zur Verfügung<br />
stehen, sollte betont werden, dass die<br />
Diagnose einer RA hauptsächlich klinisch<br />
erfolgt, basierend auf einer ausführlichen<br />
Anamnese und körperlichen Untersuchung.“<br />
Univ.- Prof. Dr. Marcus Köller<br />
und Funktionseinbußen in den befallenen<br />
Gelenken. Ist die gelenkzerstörende Phase<br />
einmal eingetreten, fallen die Erfolge der Behandlung<br />
geringer aus, und bleibende Einschränkungen<br />
vor allem der Lebensqualität<br />
sind die Folge.<br />
Bei der Früharthritis – im Allgemeinen definiert<br />
als eine Arthritis <strong>mit</strong> einer Beschwerdedauer<br />
von maximal zwölf bis 16 Wochen<br />
– handelt es sich nicht um eine eigene<br />
Krankheitsentität. „Der Begriff bezeichnet<br />
lediglich ein Krankheitsstadium, in dem die<br />
Schäden noch sehr gering sind oder gänzlich<br />
fehlen“, erklärt Univ.- Prof. Dr. Marcus<br />
Köller, Klinische Abteilung für Rheumatologie,<br />
Universitätsklinik für Innere Medizin<br />
III, Wien. „Bei Frühintervention besteht eine<br />
reelle Chance, die Progression zu verhindern,<br />
vor allem wenn der Therapiebeginn innerhalb<br />
der ersten drei Monate nach Beginn<br />
der Beschwerden einsetzt.“ Eine frühe Therapie<br />
ist vor allem bei Patienten <strong>mit</strong> Risiko-
Fachkurzinformation siehe Seite 39
Fachkurzinformation siehe Seite 30<br />
faktoren für einen chronisch-destruierenden<br />
Verlauf notwendig.<br />
UNDIFFERENZIERTE ARTHRITIS.<br />
Die klinische Diagnose RA ist<br />
speziell in frühen Krankheitsphasen<br />
schwierig, da häufig die<br />
Klassifikations-Kriterien des<br />
American College of Rheumatology<br />
(ACR) zu diesem Zeitpunkt<br />
nicht erfüllt sind. Insbesondere<br />
Rheumaknoten treten erst im<br />
späteren Krankheitsverlauf auf.<br />
Prof. Köller: „Auch der Rheumafaktor,<br />
der bei rund 75 Prozent<br />
aller Rheumapatienten zu fin-<br />
Risikofaktoren für<br />
die Entwicklung einer<br />
Rheumatoiden Arthritis<br />
bei Vorliegen einer<br />
undifferenzierter<br />
Arthritis<br />
u Geschlecht (weiblich)<br />
u Alter<br />
u Synovitis der Hände oder<br />
Füße<br />
u Hohe Anzahl synovitisch<br />
geschwollener Gelenke<br />
u Erhöhte Entzündungsparameter<br />
u Morgensteifigkeit<br />
u Positiver Rheumafaktor<br />
u Positive Anti-CCP Antikörper<br />
den ist, kann in der Anfangsphase<br />
nur bei der Hälfte der Patienten<br />
nachgewiesen werden.“<br />
In diesem Fall spricht man von<br />
einer undifferenzierten Arthritis<br />
(UA). Das Therapieziel bei einer<br />
UA ist insbesondere die Prävention<br />
der Chronifizierung und<br />
der Entwicklung einer RA. „Es<br />
ist daher erforderlich, Prädiktoren<br />
zu etablieren, die das Risiko<br />
für eine Entwicklung zur RA hin<br />
vorhersagen, sowie Medikamente<br />
einzusetzen, welche die Differenzierung<br />
der Arthritis in eine<br />
RA verhindern,“ betont der Experte.<br />
„Die größte Herausforderung<br />
für den Kliniker besteht darin,<br />
die RA von anderen Formen<br />
einer Arthritis zu unterscheiden,<br />
die einige gemeinsame<br />
Symptome aufweisen, aber hinsichtlich<br />
Prognose und Therapie<br />
stark voneinander abweichen.“<br />
Zur Zeit beträgt die <strong>mit</strong>tlere Verzögerung<br />
von der anfänglichen<br />
Symptomatik bis zur Diagnose<br />
etwa neun Monate.<br />
ERWEITERTE DIAGNOSEMÖGLICH-<br />
KEITEN. Konsens besteht heute<br />
über eine rasche Risikostratifizierung<br />
anhand der verfügbaren<br />
diagnostischen Information: Der<br />
Nachweis von IgM - oder IgA-<br />
Rheumafaktoren, CCP-Antikörpern,<br />
erhöhten Akute-Phaseparameter<br />
(BSG oder CRP) beziehungsweise<br />
radiologisch nachweisbare<br />
Erosionen sind unab
Fachkurzinformation siehe Seite 38
Modifizierte New-York-Kriterien von 1984<br />
Klinische Kriterien<br />
u tiefsitzender Rückenschmerz und Steifigkeit für länger als drei<br />
Monate <strong>mit</strong> Besserung durch Bewegung, aber nicht durch Ruhe<br />
u Bewegungseinschränkung der LWS in sagittaler und frontaler<br />
Ebene<br />
u Einschränkung der Thoraxexkursion (alters- und geschlechtsabhängig)<br />
Radiologisches Kriterium:<br />
Bilaterale Sakroiliitis, mind. Grad 2 oder unilaterale Sakroiliitis Grad<br />
3-4<br />
Gesicherte Diagnose: wenn das radiologische Kriterium und zumindest<br />
ein klinische Kriterium erfüllt sind<br />
Wahrscheinliche Diagnose:<br />
u wenn drei klinische Kriterien erfüllt sind<br />
u wenn nur das radiologische Kriterium erfüllt ist<br />
hängige Prädiktoren für eine fortschreitende<br />
Gelenkdestruktion.<br />
Ein weiteres zusätzliches diagnostisches<br />
Werkzeug stellen heute<br />
bildgebende Verfahren dar: Nativradiologisch<br />
zeigen maximal<br />
20 Prozent der Patienten <strong>mit</strong> einer<br />
frühen Arthritis erosive Veränderungen.<br />
Mit der kontrast<strong>mit</strong>telunterstützten<br />
Mag netresonanztomographie,Power-Doppler-<br />
oder Kontrast<strong>mit</strong>tel-Sonogra-<br />
phie stehen Verfahren zur Verfügung,<br />
die sowohl eine synoviale<br />
Inflammation als auch nativradiologisch<br />
nicht sichtbare ossäre<br />
und chondrale Defekte erfassen.<br />
„Obwohl serologische Marker,<br />
die eine Diagnose unterstützen<br />
können, zur Verfügung stehen,<br />
sollte betont werden, dass die Diagnose<br />
einer RA hauptsächlich<br />
klinisch erfolgt, basierend auf einer<br />
ausführlichen Anamnese<br />
Roche
Fachkurzinformation siehe Seite 39
und körperlichen Untersuchung“, erklärt<br />
Prof. Köller. Die Kombination aus einer objektivierbaren<br />
Schwellung eines oder mehrerer<br />
Gelenke, besonders an Händen und<br />
Fingern, zusammen <strong>mit</strong> serologischen Entzündungszeichen,<br />
legt die Verdachtsdiagnose<br />
einer RA nahe. Eine Indikation ist außerdem<br />
der Nachweis einer Synovitis bei Früharthritis<br />
(im Sinne einer frühen RA oder zur<br />
Abklärung einer undifferenzierten Arthritis).<br />
METHOTREXAT FRÜH EINSETZEN. Der Beginn<br />
einer adäquaten krankheitsmodulierenden<br />
Basistherapie (DMARD) ist unter anderem<br />
vom Risikoprofil abhängig. Ungünstige Prädiktoren<br />
sind Alter, Geschlecht, Befall der<br />
36 SCHMERZ nachrichten<br />
Hände, positiver Rheumafaktor und der<br />
Nachweis von Antikörpern gegen cyclisches<br />
citrulliniertes Peptid (Anti-CCP).<br />
„Patienten <strong>mit</strong> einer persistierenden Arthritis<br />
in zwei oder mehr Gelenken sollen innerhalb<br />
von sechs Wochen bei einem Rheumatologen<br />
vorstellig werden“, so die Empfehlung<br />
von Prof. Köller. „Bei einem Risiko für<br />
die Entwicklung eines erosiven Verlaufs<br />
oder auch einer RA sollte eine Therapie <strong>mit</strong><br />
einem DMARD begonnen werden, wobei Methotrexat<br />
als Mittel der Wahl gilt.“ Die Dokumentation<br />
des Gelenkstatus <strong>mit</strong> synovitischen<br />
Schwellungen und Druckdolenz, sowie<br />
die regelmäßige Kontrolle von Entzündungsparametern,<br />
Röntgenaufnahmen und<br />
„Leitsymptom ist der entzündliche Rückenschmerz,<br />
aber trotz der frühen Manifestation<br />
des Rückenschmerzes und des chronischen<br />
Verlaufs wird bei Rückenschmerzen noch zu<br />
selten an Morbus Bechterew gedacht.“<br />
Dr. Theresa Kapral<br />
die Einschätzung der Krankheitsaktivität<br />
durch Patient und Arzt sind essentiell bei<br />
den Verlaufskontrollen, um das Therapieziel<br />
- eine Remission - zu erreichen.<br />
FRÜHE MANIFESTATIONEN DER SPONDYLOAR-<br />
THRITIS. Eine Herausforderung für Rheumatologen<br />
und Allgemeinmediziner stellt auch<br />
die Diagnose der ankylosierenden Spondylitis<br />
(AS) aufgrund ihrer viele Jahre dauern-<br />
ACR-Klassifikationskriterien<br />
der RA (Arthritis Rheum 1988;<br />
31: 315-324)<br />
(4 Kriterien über mindestens 6 Wochen)<br />
u Morgensteifigkeit > 1h<br />
u Synovitis der Hände (Carpus, MCP-,<br />
PIP-Gelenke)<br />
u Symmetrischer Befall<br />
u Positiver RF<br />
u Rheumaknoten<br />
u Synovitis ≥3 Gelenkregionen<br />
u Radiologische Veränderungen (Erosionen,<br />
Usuren, periartikuläre Osteopenie)<br />
Roche
den Latenz vom Auftreten der ersten klinischen<br />
Symptome bis zum radiologischen<br />
Nachweis einer Sakroiliitis dar. Die Prävalenz<br />
der Erkrankung in Europa liegt zwischen<br />
0,2 und einem Prozent. AS und andere<br />
Spondylarthropathien machen insgesamt<br />
bis zu fünf Prozent der Patienten <strong>mit</strong> chronischem<br />
Rückenschmerz in der ärztlichen Praxis<br />
aus. „Leitsymptom ist der entzündliche<br />
Rückenschmerz, aber trotz der frühen Manifestation<br />
des Rückenschmerzes und des chronischen<br />
Verlaufs wird bei Rückenschmerzen<br />
noch zu selten an Morbus Bechterew gedacht“,<br />
so die Erfahrung von Dr. Theresa Kapral,<br />
Klinische Abteilung für Rheumatologie,<br />
Universitätsklinik für Innere Medizin III,<br />
Wien. In der Regel vergehen durchschnittlich<br />
fünf bis zehn Jahre, bis nach Symptombeginn<br />
eine Diagnose gestellt wird. Einer der<br />
Gründe dafür ist laut Dr. Kapral darin zu sehen,<br />
dass die pathognomonischen Veränderungen<br />
an den Sakro-Iliakal-Gelenken oft<br />
spät im Röntgenbild zu sehen sind. Die modifizierten<br />
„New York Kriterien“ (siehe Tabelle),<br />
die auf radiologische Veränderungen<br />
abzielen, sind daher für die Frühdiagnostik<br />
bei Morbus Bechterew nicht geeignet.<br />
Der entzündliche Rückenschmerz tritt im<br />
Gegensatz zu Rückenschmerzen auf der<br />
Grundlage degenerativer Wirbelsäulenveränderungen<br />
vor allem bei Ruhigstellung des<br />
Achsenskeletts auf. Er verstärkt sich typischerweise<br />
während des Schlafes in der<br />
Nacht oder auch während längerer Ruhephasen<br />
tagsüber und bessert sich durch körperliche<br />
Bewegung. Bei Patienten <strong>mit</strong> Rückenschmerzen<br />
nicht-entzündlicher Genese<br />
erfolgt eher eine Schmerzzunahme durch<br />
Bewegung und eine Besserung in Ruhe.<br />
FRÜHDIAGNOSTIK ENTSCHEIDEND. Bei den<br />
Spondyloarthritiden werden axiale Manifestationen,<br />
welche zwischen 70 und 85 Prozent<br />
der Fälle ausmachen, von selteneren<br />
peripheren Formen unterschieden. Eine frühe<br />
axiale Spondyloarthritis definiert sich<br />
über beginnenden Rückenschmerz bei vorerst<br />
fehlenden radiologischen Zeichen. Im<br />
Verlauf von etwa fünf bis zehn Jahren treten<br />
im Wirbelsäulenröntgen die Merkmale einer<br />
Sacroiliitis auf. „Schon viel früher können<br />
aktive entzündliche Prozesse im MR-Tomogramm<br />
erkannt werden“, so Dr. Kapral.<br />
Als Faktoren, die <strong>mit</strong> einer raschen Progression<br />
der Erkrankung assoziiert sind, nennt<br />
die Rheumatologin das männliche Geschlecht<br />
und eine Mitbeteiligung des Hüftgelenks.<br />
Anamnestisch sind mehrere Indikatoren für<br />
eine Frühdiagnose hilfreich, etwa die Tatsache,<br />
dass ein Mitglied der Familie bereits diese<br />
Erkrankung hat, was bei etwa einem Drittel<br />
der Patienten der Fall ist, sowie das gute Ansprechen<br />
auf nichtsteroidale Anti phlogistika<br />
<strong>mit</strong> einer Sensitivität von 80 Prozent.<br />
„Der Therapieerfolg ist bei frühzeitigem Be-<br />
ginn ausgezeichnet“, betont Dr. Kapral. „Im<br />
Vergleich zum chronischen Rückenschmerzsyndrom<br />
gibt es hocheffiziente Therapieoptionen.“<br />
Möglichst intensive physikalische<br />
Therapie und nichtsteroidale Antirheumatika<br />
sind sinnvoll, 60 bis 80 Prozent der Patienten<br />
sprechen auf diese Behandlung an.<br />
Wenn nichtsteroidale Antirheumatika als alleinige<br />
Therapie nicht ausreichen, stehen<br />
TNF- -Inhibitoren wie Infliximab und Etanercept<br />
zur Verfügung. Sie bremsen die<br />
Krankheitsaktivität nachhaltig und führen<br />
zu einer anhaltenden Besserung der klinischen<br />
Situation, welche durch funktionelle<br />
Parameter wie den BASFI-Index (Bath Ankylosing<br />
Spondylitis Functional Index) belegbar<br />
ist. Antirheumatika wie Methotrexat<br />
oder Cyclophosphamid sind bei der axialen<br />
Spondyloarthritis in der Regel nicht wirksam,<br />
sie kommen jedoch bei den peripheren<br />
Formen zum Einsatz.<br />
Sigrun Rux<br />
SCHMERZ nachrichten 37<br />
BilderBoxCom
38 SCHMERZ nachrichten<br />
FACHKURZINFORMATIONEN<br />
Deflamat D.R.S. 75 mg-Kapseln. Zusammensetzung: 1 Kapsel enthält insgesamt 75 mg Diclofenac (50 mg in retardierter und 25 mg in magensaftresistenter Form). Anwendungsgebiete: Schmerzhafte entzündliche Affektionen bei entzündlichem<br />
und degenerativem Rheumatismus wie chronische Polyarthritis, juvenile chronische Polyarthritis, Spondylarthritis ankylosans, Arthrosen, Spondylarthrosen, extraartikulärer Rheumatismus sowie bei akutem Gichtanfall, nicht<br />
rheumatischen entzündlichen Schmerz- und Schwellungszuständen, posttraumatischen und postoperativen Schmerzen, zahnärztlichen Eingriffen, adjuvante <strong>Schmerzthe</strong>rapie. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile<br />
des Arznei<strong>mit</strong>tels, Patienten, bei denen nach Acetylsalicylsäure oder anderen Medikamenten <strong>mit</strong> hemmendem Effekt auf die Prostaglandinsynthetase ein Asthmaanfall, Urtikaria oder akute Rhinitis aufgetreten sind, Ulcus ventriculi<br />
und duodeni, Porphyrie, hämorrhagische Diathese, Hämatopoesestörungen, Thrombozytopenie/Gerinnungsstörungen, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren. Pharmakodynamische Eigenschaften:<br />
Pharmakotherapeutische Gruppe: Diclofenac ist ein nichtsteroidaler Wirkstoff, der sich über die Prostaglandin-Synthesehemmung in den üblichen tierexperimentellen Entzündungsmodellen als wirksam erwies. ATC-Code M01AB05.<br />
Hilfsstoffe: Mikrokristalline Cellulose, Polyvidon, hochdisperses Siliciumdioxid, Propylenglycol, Eudragit RL, RS und L, Dibutylphthalat, Talkum, Indigotin E 132, Titandioxid E171, Gelatine, gereinigtes Wasser, Drucktinte: Shellac, Sojalecithin,<br />
Antifoam und Titandioxid. Name und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers: Hersteller: Astellas Pharma Deutschland G.m.b.H., München, Zulassungsinhaber: Astellas Pharma GesmbH, Wien. Tel.: (1) 877 26<br />
68-0, Fax: (1) 877 16 36. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rp, apothekenpflichtig. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und den besonderen Warnhinweisen zur sicheren Anwendung sind der<br />
„Austria Codex-Fachinformation“ zu entnehmen.<br />
Dolgit-Creme, Arzneiform: O/W-Emulsion. Zusammensetzung: 100 g Creme enthalten 5g Ibuprofen, 0,15 g p-Hydroxybenzoesäuremethylester-Natriumsalz. Anwendungsgebiete: Zur äußerlichen symptomatischen oder<br />
unterstützenden Therapie bei rheumatischen und degenerativen Affektionen des Bewegungsapparates (Muskelrheumatismus, Gelenksrheumatismus, Arthrosen); Entzündungen und Schwellungen gelenknaher Weichteile<br />
(wie Sehnen, Sehnenscheiden, Bänder, Schleimbeutel, Gelenkskapsel); Lumbago; stumpfe Traumen wie Prellungen, Verstauchungen, Zerrungen (Sport- und Unfallverletzungen). Gegenanzeige: Überempfindlichkeit gegen<br />
Ibuprofen oder einen anderen Bestandteil des Präperats. Nicht auf offene Wunden oder erkrankte Hautareale auftragen. Vorsicht ist geboten bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Acetylsalicylsäure oder andere nichtsteroidale<br />
Antirheumatika, bekannter Allergieneigung oder Asthma. Schwangerschaft und Stillperiode: Teratogene oder embryotoxische Effekte sind nicht bekannt. Ibuprofen kann die Placenta-Schranke passieren und in die<br />
Muttermilch übertreten. Nicht während der letzten Wochen einer Schwangerschaft (erhöhte Blutungasneigung) oder während der Stillperiode anwenden. In der übrigen Zeit der Schwangerschaft nicht großflächig oder über<br />
längere Zeit anwenden. Packungsgrössen: 40 g kassenfrei und 100 g. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Gewöhnungseffekten und zu besonderen Warnhinweisen zur sicheren Anwendung<br />
sind der „Austria Codex-Fachinformation” zu entnehmen. Hersteller: Dolorgiet/St.Augustin. Vertrieb: Sanova Pharma GesmbH/Wien. Rp, apothekenpflichtig.<br />
Durogesic 12μg/h-Depotpflaster, Durogesic 25μg/h-Depotpflaster, Durogesic 50μg/h-Depotpflaster, Durogesic 75μg/h-Depotpflaster, Durogesic 100μg/h-Depotpflaster. Qualitative und quantitative<br />
Zusammensetzung:Durogesic 12µg/h: 1 Transdermales Pflaster <strong>mit</strong> 5,25 cm² Wirkfläche enthält 2,1 mg Fentanyl (entsprechend 12,5µg/h Wirkstoff-Freisetzung).Durogesic 25µg/h: 1 Transdermales Pflaster <strong>mit</strong><br />
10,5cm² Wirkfläche enthält 4,2mg Fentanyl (entsprechend 25 g/h Wirkstoff-Freisetzung). Durogesic 50µg/h: 1 Transdermales Pflaster <strong>mit</strong> 21cm² Wirkfläche enthält 8,4mg Fentanyl (entsprechend 50 g/h Wirkstoff-Freisetzung).<br />
Durogesic 75µg/h: 1 Transdermales Pflaster <strong>mit</strong> 31,5cm² Wirkfläche enthält 12,6mg Fentanyl (entsprechend 75 g/h Wirkstoff-Freisetzung). Durogesic 100µg/h: 1 Transdermales Pflaster <strong>mit</strong> 42cm² Wirkfläche<br />
enthält 16,8mg Fentanyl (entsprechend 100 g/h Wirkstoff-Freisetzung). Sonstige Bestandteile:Trägerschicht: Polyethylenterephthalat/Ethylvinylacetat-Folie, Orange (Durogesic 12µg/h)/ Rote (Durogesic 25µg/h)/ Grüne<br />
(Durogesic 50µg/h)/ Blaue (Durogesic 75µg/h)/ Graue (Durogesic 100µg/h) Drucktinte. Wirkstoffhaltige Schicht: Adhäsives Polyacrylat. Schutzfolie: Polyesterfolie, silikonisiert. Anwendungsgebiet: Durogesic<br />
12µg/h: Chronische Schmerzen, die nur <strong>mit</strong> Opiatanalgetika ausreichend behandelt werden können und einer längeren, kontinuierlichen Behandlung bedürfen bei Patienten ab 2 Jahren. Durogesic 25-100µg/h: Chronische<br />
Schmerzen, die nur <strong>mit</strong> Opiatanalgetika ausreichend behandelt werden können und einer längeren, kontinuierlichen Behandlung bedürfen. Hinweis: In den durchgeführten Studien war eine Zusatzmedikation <strong>mit</strong> schnellfreisetzenden<br />
morphinhaltigen Arznei<strong>mit</strong>teln bei fast allen Patienten zur Kupierung von Schmerzspitzen erforderlich. Gegenanzeigen: Durogesic darf nicht angewendet werden: Bei kurzfristigen Schmerzzuständen, zB:<br />
nach operativen Eingriffen. Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Fentanyl, gegen andere Opiate oder gegen sonstige Bestandteile des Pflasters. Bei gleichzeitiger Anwendung von Monoaminooxidase (MAO)<br />
– Hemmern oder innerhalb von 14 Tagen nach Beendigung einer Therapie <strong>mit</strong> MAO – Hemmern. Bei schwer beeinträchtigter ZNS-Funktion. Weitere Angaben zu besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die<br />
Anwendung, Wechselwirkungen <strong>mit</strong> anderen Mitteln und sonstige Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und zu Gewöhnungseffekten und Abhängigkeit sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Abgabe: SG,<br />
apothekenpflichtig ATC Code: N02AB03. Zulassungsinhaber: Janssen-Cilag Pharma, 1232 Wien. Stand: 19.10.2007<br />
Hydal® 1,3 mg, 2,6 mg Kapseln. Packungsgrößen: 10 und 30 Kapseln. Zusammensetzung: Je 1 Hartkapsel enthält 1,3 mg (2,6 mg) Hydromorphon-Hydrochlorid. Sonstige Bestandteile: Pellets: Lactose wasserfrei, 39,5<br />
mg (1,3 mg Kapsel) bzw. 78,7 mg (2,6 mg Kapsel), Cellulose. Kapsel: Gelatine, Natriumdodecylsulfat, gereinigtes Wasser, Titandioxid (E171), Erythrosin (E 127), Eisenoxid gelb (E 172). Markierungstinte: Schellack, Eisenoxid schwarz<br />
(E 172), Propylenglycol. Hydal® retard 2 mg, 4 mg, 8 mg, 16 mg, 24 mg Kapseln Packungsgrößen: 10 und 30 Kapseln. Zusammensetzung: Je 1 Kapsel enthält 2 mg (4 mg, 8 mg, 16 mg, 24 mg) Hydromorphon-Hydrochlorid.<br />
Sonstige Bestandteile:Retard-Pellets: Mikrokristalline Cellulose, Hypromellose, Ethylcellulose, hochdisperses Siliciumdioxid, Dibutyl-sebacat. Kapsel: Gelatine (enthaltend: Natriumdodecylsulfat), Wasser, Titandioxid (E171),<br />
sowie zusätzlich bei 2 mg: Chinolingelb (E 104), 4 mg: Erythrosin (E127), Indigocarmin (E132), 8 mg: Erythrosin (E 127), 16 mg: Eisenoxid rot, gelb und schwarz (E 172), 24 mg: Indigocarmin (E 132). Markierungstinte: Schellack,<br />
Propylenglycol, Eisenoxid schwarz (E 172). Pharmakotherapeutische Gruppe: Opioidalkaloid ATC-Code: N02A A 03. Anwendungsgebiete: Behandlung von starken Schmerzen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber<br />
Hydromorphon oder einem der sonstigen Bestandteile von Hydal® Kapseln bzw. Hydal® retard Kapseln. Atemdepression <strong>mit</strong> Hypoxie, schwere obstruktive Atemwegserkrankungen, Koma, Begleittherapie <strong>mit</strong><br />
Monoaminooxidase-Hemmern oder innerhalb zwei Wochen nach deren Absetzen, paralytischer Ileus, akutes Abdomen. Pharmazeutischer Unternehmer: Mundipharma Ges.m.b.H., Wien; Verschreibungspflicht / Abgabe:<br />
SG, apothekenpflichtig; Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen <strong>mit</strong> anderen Mitteln, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte den Fachinformationen.<br />
Stand der Information: Hydal® retard 2 mg 4 mg, 8 mg, 16 mg, 24 mg Kapseln: 7/2007; Hydal® 1,3 mg und 2,6 mg Kapseln: 10/2007.
FACHKURZINFORMATIONEN<br />
IONSYS TM 40 Mikrogramm pro Dosis iontophoretisches transdermales System. Zusammensetzung: 1 System IONSYS TM enthält 10,8 mg Fentanylhydrochlorid entsprechend 9,7 mg Fentanyl und setzt pro Dosis 40<br />
Mikrogramm Fentanyl frei, bis zu einem Maximum von 3,2 mg (80 Dosen). Sonstige Bestandteile: Gehäuse-Unterteil: glycolmodifiziertes Poly(ethylenterephthalat), Anoden-Hydrogel: gereinigtes Wasser, Natriumhydroxid,<br />
Polacrilin und Poly(vinylalkohol), Kathoden-Hydrogel: Natriumcitrat 2 H2O, Poly(vinylalkohol), Citronensäure, Cetylpyridiniumchlorid 1 H2O, gereinigtes Wasser und Natriumchlorid, Anoden-Elektrode: Silberfolie und elektrisch<br />
leitendes Klebeband (ECAT), Kathoden-Elektrode: Trilaminat aus Silberchlorid-Verbundmaterial, Silberfolie, ECAT, Hautklebstoff: Polybuten, Harzester, Schutzfolie: Polyesterfilm, Silikon. Anwendungsgebiet: IONSYS TM<br />
ist indiziert für die Behandlung akuter, mäßiger bis starker postoperativer Schmerzen ausschließlich in einem Krankenhaus. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder gegen einen der sonstigen Bestandteile.<br />
Weitere Angaben zu besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen <strong>mit</strong> anderen Mitteln und sonstige Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und zu<br />
Gewöhnungseffekten und Abhängigkeit sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Abgabe: SG, apothekenpflichtig. ATC Code: N02AB03 Zulassungsinhaber: Janssen-Cilag International NV, 2340-<br />
Beerse, Belgien. Stand: November 2007<br />
LYRICA 25 mg/50 mg/75 mg/100 mg/150 mg/200 mg/300 mg Hartkapseln. Zusammensetzung: 1 Hartkapsel enthält 25 mg/50 mg/75 mg/100 mg/150 mg/200 mg/300 mg Pregabalin. Sonstige Bestandteile: Kapselinhalt:<br />
Lactose-Monohydrat, Maisstärke, Talkum. Kapselhüllen: 25 mg, 50 mg und 150 mg: Gelatine, Titandioxid (E 171), Natriumdodecylsulfat, Hochdisperses Siliciumdioxid, Gereinigtes Wasser; 75 mg, 100 mg, 200 mg und<br />
300 mg: Gelatine, Titandioxid (E 171), Natriumdodecylsulfat, Hochdisperses Siliciumdioxid, Eisen(III)-oxid (E 172), Gereinigtes Wasser. Drucktinte: Schellack, Eisen(II,III)-oxid (E 172), Propylenglycol, Kaliumhydroxid. Anwendungs -<br />
gebiete: Neuropathische Schmerzen: Lyrica wird angewendet zur Behandlung von peripheren und zentralen neuropathischen Schmerzen im Erwachsenenalter. Epilepsie: Lyrica wird angewendet zur Zusatztherapie von partiellen<br />
Anfällen <strong>mit</strong> und ohne sekundäre Generalisierung im Erwachsenenalter. Generalisierte Angststörungen: Lyrica wird angewendet zur Behandlung von generalisierten Angststörungen bei Erwachsenen. Gegenanzeigen:<br />
Überempfindlichkeit gegen den arzneilich wirksamen Bestandteil oder einen der sonstigen Bestandteile. Pharmakotherapeutische Gruppe Antiepileptika, ATC-Code: N03AX16. Pharmazeutischer Unternehmer: Pfizer Li<strong>mit</strong>ed,<br />
Ramsgate Road, Sandwich, Kent CT13 9NJ, Vereinigtes Königreich. Stand der Information: Juni 2007. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Informationen zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen<br />
für die Anwendung, Wechselwirkungen <strong>mit</strong> anderen Mitteln, Schwangerschaft und Stillzeit und Nebenwirkungen sind der Austria-Codex-Fachinformation zu entnehmen.<br />
MabThera 100 mg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung. MabThera 500 mg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Eine Durchstechflasche zum<br />
einmaligen Gebrauch enthält 100 mg Rituximab in 10 ml. Eine Durchstechflasche zum einmaligen Gebrauch enthält 500 mg Rituximab in 50 ml. Die Lösung enthält 10 mg/ml Rituximab. Rituximab ist ein gentechnisch hergestellter<br />
monoklonaler chimärer Antikörper (Maus/Mensch), ein glykosyliertes Immunglobulin. Seine konstanten Bereiche bestehen aus humanem IgG 1 , die variablen Bereiche aus murinen leichten und schweren Kettensequenzen.<br />
Der Antikörper wird in einer Zellkultur aus Säugetierzellen (Ovarialzellen des chinesischen Hamsters) hergestellt und durch Affinitäts- und Ionenaustauscher-Chromatographie gereinigt, einschließlich spezifischer Schritte zur<br />
Virusinaktivierung und -entfernung. Anwendungsgebiete: Non-Hodgkin-Lymphom: MabThera ist in Kombination <strong>mit</strong> einer Chemotherapie für die Erstbehandlung von Patienten <strong>mit</strong> follikulärem Lymphom im Stadium III-IV angezeigt.<br />
MabThera ist für die Erhaltungstherapie bei Patienten <strong>mit</strong> rezidivierendem/refraktärem follikulärem Lymphom angezeigt, die auf eine Induktionstherapie, bestehend aus einer Chemotherapie <strong>mit</strong> oder ohne MabThera,<br />
angesprochen haben. MabThera ist als Monotherapie für die Behandlung von Patienten <strong>mit</strong> follikulärem Lymphom im Stadium III-IV angezeigt, die gegen eine Chemotherapie resistent sind oder nach einer solchen einen zweiten<br />
oder neuerlichen Rückfall haben. MabThera ist für die Behandlung von Patienten <strong>mit</strong> CD20-positivem, großzellig diffusem B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom in Kombination <strong>mit</strong> einer CHOP-Chemotherapie angezeigt. Für weitere<br />
Informationen siehe veröffentlichte Fachinformation Abschnitt „Pharmakodynamische Eigenschaften“. Rheumatoide Arthritis: MabThera in Kombination <strong>mit</strong> Methotrexat ist für die Behandlung erwachsener Patienten <strong>mit</strong><br />
schwerer aktiver rheumatoider Arthritis angezeigt, die ungenügend auf andere krankheitsmodifizierende Antirheumatika („disease modifying antirheumatic drugs“ [DMARDs]) einschließlich einer oder mehrerer Therapien <strong>mit</strong><br />
Tumornekrosefaktor(TNF)-Hemmern angesprochen oder diese nicht vertragen haben. Gegenanzeigen: Gegenanzeigen beim Non-Hodgkin-Lymphom: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile<br />
dieses Arznei<strong>mit</strong>tels oder gegen Maus-Proteine. Gegenanzeigen bei rheumatoider Arthritis: - Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile dieses Arznei<strong>mit</strong>tels oder gegen Maus-Proteine. -<br />
Aktive, schwere Infektionen (siehe veröffentlichte Fachinformation Abschnitt „Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“). - Schwere Herzinsuffizienz (NYHA Klasse IV) oder schwere, unkontrollierte<br />
Herzerkrankungen. Liste der sonstigen Bestandteile: Natriumcitrat, Polysorbat 80, Natriumchlorid, Natriumhydroxid, Salzsäure, Wasser für Injektionszwecke. Inhaber der Zulassung: Roche Registration Li<strong>mit</strong>ed, 6 Falcon<br />
Way, Shire Park, Welwyn Garden City, AL7 1TW, Vereinigtes Königreich. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Pharmakotherapeutische Gruppe:<br />
Antineoplastische Substanzen,ATC-Code: L01X C02. Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen <strong>mit</strong> anderen Arznei<strong>mit</strong>teln und sonstige Wechselwirkungen sowie<br />
Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />
Transtec 35 µg, Z.Nr.: 1-24396/ Transtec 52,5 µg, Z.Nr.: 1-24397/ Transtec 70 µg, Z.Nr.: 1-24398. Zusammensetzung: Ein transdermales Pflaster enthält 20 mg/ 30 mg / 40 mg Buprenorphin. Hilfsstoffe: Adhäsive Matrix<br />
(Buprenorphin enthaltend): [(Z)-Octadec-9-en-1-yl]oleat, Povidon K90, 4-Oxopentansäure, Poly[acrylsäure-co-butylacrylat-co-(2-ethylhexyl) acrylat-co-vinylacetat] (5:15:75:5), vernetzt. Adhäsive Matrix (ohne Buprenorphin):<br />
Poly[acrylsäure-co- butylacrylat-co- (2-ethylhexyl)acrylat-co-vinylacetat] (5:15:75:5), vernetzt. Trennfolie zwischen den beiden adhäsiven Matrices <strong>mit</strong>/ohne Buprenorphin: Poly(ethylenterephthalat)-Folie Abdeckgewebe (rückseitig):<br />
Poly(ethylenterephthalat)-Gewebe. Abdeckfolie (vorderseitig/die adhäsive Buprenorphin enthaltende Matrix abdeckend) (wird vor der Anwendung des Pflasters entfernt): Poly(ethylenterephthalat)-Folie, silikonisiert,<br />
einseitig <strong>mit</strong> Aluminium beschichtet. ATC-Code: N02AE (Opioid-Analgetikum). Anwendungsgebiete: Mäßig starke bis starke Tumorschmerzen sowie starke Schmerzen bei ungenügender Wirksamkeit nicht-opioider Analgetika.<br />
Transtec ist für die Behandlung akuter Schmerzen nicht geeignet. Gegenanzeigen: Transtec darf nicht angewendet werden: bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Buprenorphin oder einen der sonstigen<br />
Bestandteile, bei opioidabhängigen Patienten und zur Drogensubstitution, bei Krankheitszuständen, bei denen eine schwergradige Störung des Atemzentrums und der Atemfunktion vorliegt oder sich entwickeln kann, bei Patienten,<br />
die MAO-Hemmer erhalten oder innerhalb der letzten 2 Wochen erhalten haben, bei Patienten <strong>mit</strong> Myasthenia gravis, bei Patienten <strong>mit</strong> Delirium tremens, in der Schwangerschaft. Packungsgrößen: Packungen <strong>mit</strong> 4<br />
einzeln versiegelten Pflastern. Abgabe: SG, apothekenpflichtig Pharmazeutischer Unternehmer: Grünenthal Ges.m.b.H., A 2345 Brunn am Gebirge, Österreich. Hersteller: Grünenthal GmbH, 52078 Aachen, Deutschland. Weitere<br />
Angaben zu Dosierung, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und zu den besonderen Warnhinweisen zur sicheren Anwendung sind der Austria-Codex-Fachinformation zu entnehmen. Stand Jänner 2008.<br />
Voltaren ® retard 100 mg – Filmtabletten. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Eine Filmtablette enthält: Diclofenac-Natrium 100 mg. Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt<br />
6.1. Liste der sonstigen Bestandteile: Kolloidale Kieselsäure, Cetylalkohol, Magnesiumstearat, Polyvinylpyrrolidon, Saccharose, Hydroxypropylmethylcellulose, Polysorbat 80, rotes Eisenoxid (E 172), Talk, Titandioxid (E 171),<br />
Polyethylenglycol 8000. Anwendungsgebiete: Schmerzhafte Affektionen bei entzündlichen und degenerativen rheumatischen Erkrankungen wie chronische Polyarthritis, Spondylarthritis ankylosans, Arthrosen, Spondylarthrosen<br />
und Spondylarthritis; Spondylogene Schmerzsyndrome; extraartikulärer Rheumatismus; schmerzhafte, posttraumatische und postoperative Entzündungs- und Schwellungszustände; schmerzhafte, entzündliche Zustände in der<br />
Gynäkologie (z.B. Adnexitis); primäre Dysmenorrhoe. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile des Präparates; Aktive Magen- oder Darmulzeration, Blutung oder Perforation;<br />
letztes Trimenon der Schwangerschaft (siehe Abschnitt 4.6 „Schwangerschaft und Stillzeit“); schwere Leber-, Nieren- oder Herzinsuffizienz (siehe Abschnitt 4.4 „Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“);<br />
Patienten, bei denen nach Einnahme von Acetylsalizylsäure oder anderen nicht-steroidalen Antirheumatika Asthmaanfälle ausgelöst oder verstärkt wurden, Urtikaria oder akute Rhinitis auftraten; Störungen der Haematopoese,<br />
Porphyrie, hämorrhagische Diathese. Therapeutische Klasse: Nichtsteroidales Antirheumatikum (NSAR). Inhaber der Zulassung: Novartis Pharma GmbH, Wien, Tel: 0043186657 – 0, Fax: 00431866 57 – 665.Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht:<br />
Rp, apothekenpflichtig. Weitere Informationen zu den Abschnitten Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkung <strong>mit</strong> anderen Mitteln, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte<br />
entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation.<br />
Xyloneural-Ampullen/Xyloneural-Durchstichflasche. Zusammensetzung: 1 ml enthält: Lidocainhydrochlorid 10,0 mg, Hilfsstoffe: Natriumchlorid. 6,0 mg in Aqua ad inject. Durchstichflasche: p-Hydroxybenzoesäuremethylester<br />
1,0 mg. Anwendungsgebiete: Xyloneural eignet sich für die Anwendungsverfahren der Neuraltherapie. Erkrankungen der Wirbelsäule: HWS-Syndrom, BWS-Syndrom, LWS-Syndrom, Lumbago, Ischialgie. Erkrankungen der Extre<strong>mit</strong>äten:<br />
Schulter-Arm-Syndrom, Epikondylitis; Koxarthrose, Gonarthrose. Beschwerden im Kopfbereich: Kopfschmerzen verschiedener Genese, bei Migräne als Adjuvans, Schwindelanfälle, Tinnitus. Andere Anwendungen der<br />
Neuraltherapie: Psychovegetative Organbeschwerden (z.B. Reizblase), Triggerpunktbehandlungen, Neuritiden, Neuralgien, Myogelosen, Narbenschmerzen, Weichteilrheumatismus. Eine ausführliche Beschreibung der Anwendungsmöglichkeiten<br />
für Xyloneural und der richtigen Injektionstechnik ist dem wissenschaftlichen Informationsmaterial der Fa. Gebro, 6391 Fieberbrunn, zu entnehmen. Therapieformen: Lokaltherapie: Behandlung am Locus<br />
dolendi. Segmenttherapie: Segmentale Behandlung über das zugehörige Metamer (Dermatom, Myotom u.a.). Störfeldsuche/Störfeldtherapie: Probatorische und therapeutische Injektion an das Störfeld. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit<br />
gegenüber einem Bestandteil des Präparates bzw. gegenüber anderen Lokalanästhetika vom Amidtyp; Hochgradige Formen von Bradykardie, AV-Block II. und III. Grades und andere Überleitungsstörungen; Manifeste<br />
Herzmuskelinsuffizienz; Schwere Hypotonie. Vorsicht bei: Einschränkungen der Leber- und Nierenfunktion (wiederholte Anwendung kann zu Kumulation führen), gleichzeitiger Medikation <strong>mit</strong> Antiarrhythmika, Störung<br />
der Blutgerinnung. Schwangerschaft und Stillperiode: Lidocain kann in der Schwangerschaft und Stillperiode gegeben werden. Die vorgeschriebene Grenzdosis sollte unbedingt beachtet werden. Pharmakotherapeutische<br />
Gruppe: Lokalanästhetika, injizierbare, speziell für die Neuraltherapie. ATC-Code: N01BB02. Abgabe: Rezeptpflichtig, apothekenpflichtig. Packungsgrößen: 5 Ampullen zu 5 ml, 50 Ampullen zu 5 ml; 1 Durch- stichflasche zu<br />
50 ml. Kassenstatus: 5 Ampullen zu 5 ml: Green Box. Zulassungsinhaber: Gebro Pharma GmbH, 6391 Fieberbrunn. Stand: 06.04.2006. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen <strong>mit</strong> anderen Mitteln,<br />
Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung siehe Austria-Codex-Fachinformation.<br />
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