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„Spezielle Schmerzthe- rapie“ mit Fachgesellschaften diskutiert

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Nr. 2|2008<br />

N A C H R I C H T E N<br />

Zeitschrift der Österreichischen Schmerzgesellschaft<br />

P.b.b. 03Z034911 M – Verlagspostamt 1090 SCHMERZ<br />

u 13. INTERNATIONALES WIENER SCHMERZSYMPOSIUM:<br />

Von der akuten zur chronischen <strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />

u MIGRÄNE:<br />

Therapeutischer Problemfall<br />

u HIGHLIGHTS<br />

von den Südbahn-Schmerzgesprächen<br />

Ö S T E R R E I C H I S C H E S C H M E R Z G E S E L L S C H A F T SG


Fachkurzinformation siehe Seite 38


inhalt<br />

2|08<br />

8 Von der akuten zur chronischen <strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />

Bereits zum 13. Mal war das Internationale Wiener Schmerzsymposium<br />

aktuellen Themen zum Schmerz gewidmet, dem<br />

häufigsten Krankheitssymptom. Ein Highlight: Neue Ansätze<br />

in der postoperativen <strong>Schmerzthe</strong>rapie.<br />

18 Migräne<br />

Mit einer Prävalenz von bis zu<br />

14 Prozent ist Migräne extrem<br />

häufig. Doch nur eine Minderheit<br />

der Betroffenen erhält eine<br />

adäquate Therapie.<br />

News 4<br />

President’s Corner 6<br />

Berichte vom 13. Internationalen<br />

Wiener Schmerzsymposium<br />

Unzureichende Akutschmerzversorgung 10<br />

Iontophorese 12<br />

Magenschutz unter NSAR Therapie 16<br />

Schwerpunkt Migräne 18<br />

Bericht des Sekretärs 22<br />

Experten-Statement: Der Stellenwert von NSAR i.v.<br />

in Kombination <strong>mit</strong> krampflösenden Substanzen 23<br />

Berichte von den Südbahn-Schmerzgesprächen:<br />

Highlights 26<br />

Durchbruchschmerz 28<br />

Rheuma: Frühdiagnostik entscheidend 30<br />

Fachkurzinformation 37<br />

IMPRESSUM. SCHMERZ nachrichten. Zeitschrift der Österreichischen Schmerzgesellschaft.<br />

Herausgeber: Österreichische Schmerzgesellschaft, Porzellangasse 35 Top 3,<br />

1090 Wien, Präsident: Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Bach. Medieninhaber: B&K, Bettschart<br />

& Kofler Medien- und Kommunikations beratung GmbH; 1090 Wien, Porzellangasse 35/3,<br />

Tel.: (01) 319 43 78-0, Fax: (01) 319 43 78-20,E-Mail: office@bkkommunikation.at. Redak<br />

tionsko<strong>mit</strong>ee der ÖSG: Prim. Prof. Dr. Michael Bach, Prof. Dr. Rudolf Likar, Prim. Prof.<br />

Dr. Wilfried Ilias, Prim. Doz. Dr. Christian Lampl, Prof. Dr. Joachim Maly Chefredaktion:<br />

Mag. Roland Bettschart, Dr. Birgit Kofler Redaktion: Reno Barth, Barbara Hutter, Sigrun<br />

Rux Graphische Gestaltung: Patricio Handl Anzeigenabteilung: Mag. Elisabetta Dal Bello,<br />

Helmut Grussmann; 1090 Wien, Porzellangasse 35/3, Tel.: (01) 319 43 78-0, Fax: (01)<br />

319 43 78-20, E-Mail: office@bkkommunikation Vertrieb: Ilse Slawik Erscheinung: 4x<br />

jährlich. Preis: € 1,80 Jahresabo: € 5. Auflage: 18.000. Hersteller: Druckerei Berger.<br />

Verlags- und Herstellungsort: Wien. Verlagspostamt: 1090 Wien<br />

editorial<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe ÖSG-Mitglieder,<br />

Ein Schwerpunkt dieser Ausgabe<br />

der Schmerz Nachrichten<br />

ist das 13. Internationale Wiener<br />

Schmerzsymposium: So werden<br />

neuen iontophoretischen Anwendungen<br />

in der <strong>Schmerzthe</strong>rapie sowie<br />

dem Thema Magenschutz im Rahmen<br />

der NSAR-Behandlung ebenso wie einer<br />

aktuellen Umfrage unter österreichischen<br />

Spitalsärzten zum postoperativen<br />

Schmerzmanagement breiter<br />

Raum gewidmet. Weitere Themen befassen<br />

sich <strong>mit</strong> der Migräne- und Rheumatherapie; wie jedes Jahr<br />

berichten wir außerdem auch über die Südbahn Schmerzgespräche.<br />

Als Mitglied des Executive Boards der European Federation of<br />

IASP Chapters (EFIC) darf ich Ihnen auch kurz von neuen Entwicklungen<br />

in unseren großen Dachverbänden, der International<br />

Association for the Study of Pain (IASP) und unserer EFIC berichten.<br />

Statt bisher alle drei Jahre wird der Weltkongress der IASP<br />

in Zukunft im zweijährigen Rhythmus stattfinden. Diese Neuerung<br />

hat auch die EFIC aufgegriffen, die <strong>mit</strong> ihrem VI. Kongress<br />

„Pain in Europe“ 2009 in Lissabon und dann bereits 2011 und<br />

wieder 2013 tagen wird.<br />

Darüber hinaus unterziehen beide, IASP wie EFIC, gerade ihre<br />

Statuten einer Überarbeitung und Straffung, die im einen oder<br />

anderen Falle auch Auswirkungen auf die nationalen Schmerzgesellschaften<br />

haben könnten. Alles in allem befindet sich die internationale<br />

Schmerzszene gerade in einer Umbruchsituation,<br />

und die nächsten Jahre werden zeigen, in welche Richtungen sich<br />

die beiden Dachverbände entwickeln werden. Wir in der EFIC<br />

werden jedenfalls unsere Aktivitäten in Brüssel ebenso wie in<br />

den einzelnen Großregionen Europas erheblich verstärken. Ziel<br />

ist – so wie für die Anästhesie bereits seit Jahrzehnten etabliert –<br />

ein Europäisches Diplom für <strong>Schmerzthe</strong>rapie.<br />

Mit diesem Ausblick darf ich Ihnen eine anregende Lektüre dieser<br />

Ausgabe der Schmerz Nachrichten wünschen und verbleibe<br />

Mit herzlichen kollegialen Grüßen<br />

o. Univ.-Prof. DDr. Hans-Georg Kress,<br />

Schriftleitung, Vorstand der Abteilung für Spezielle Anästhesie und<br />

<strong>Schmerzthe</strong>rapie der Medizinischen Universität Wien<br />

SCHMERZ nachrichten 3


Diplomrichtlinien <strong>„Spezielle</strong> <strong>Schmerzthe</strong><strong>rapie“</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Fachgesellschaften</strong> <strong>diskutiert</strong><br />

B&K/Wustinger<br />

Univ.-Prof. Dr. Michael Bach<br />

Am 24. April fand auf Initiative<br />

der Österreichischen Schmerzgesellschaft<br />

(ÖSG) in der Ärztekammer<br />

ein Meeting <strong>mit</strong> Vorsitzenden<br />

der <strong>Fachgesellschaften</strong><br />

und Ausbildungscurricula zu<br />

den ÖÄK Diplomrichtlinien<br />

<strong>„Spezielle</strong> <strong>Schmerzthe</strong><strong>rapie“</strong><br />

statt.<br />

Die Implementierung eines Curriculums<br />

für spezielle Schmerzmedizin,<br />

das seit 14. Dezember<br />

2007 als Diplom der Österreichischen<br />

Ärztekammer approbiert<br />

wurde, ist ein wichtiges Anliegen<br />

der ÖSG. Dieser Diplomlehrgang<br />

vereint nun konzeptionell<br />

alle bisherigen schmerztherapeutischenAusbildungslehr-<br />

4<br />

SCHMERZ nachrichten<br />

gänge, die in den letzten Jahren in<br />

Österreich entstanden sind, in<br />

Form von zwei Modulen: ein interdisziplinäres<br />

theoretisches Basiscurriculum<br />

(120 EH) sowie ein<br />

Praktisches Modul (80 EH). Das<br />

ÖÄK-Curriculum, das in enger Zusammenarbeit<br />

<strong>mit</strong> der ÖSG entstanden<br />

ist, hat zum Ziel, eine qualitativ<br />

hochwertige schmerztherapeutische<br />

Ausbildung nach internationalen<br />

Richtlinien zu gewährleisten<br />

und gleichzeitig auf die Bedürfnisse<br />

unterschiedlicher Fachrichtungen<br />

und ärztlicher Berufsgruppen<br />

in Form eines Modulsystem<br />

Rücksicht zu nehmen.<br />

Das Curriculum Spezielle<br />

<strong>Schmerzthe</strong>rapie stellt eine Ergänzung<br />

und Vertiefung zu der<br />

seit Februar 2007 gültigen neuen<br />

Ärzte-Ausbildungsordnung der<br />

Österreichischen Ärztekammer<br />

dar: Hier wurde erstmals die fachspezifische<br />

<strong>Schmerzthe</strong>rapie als<br />

neuer Ausbildungsinhalt für alle<br />

Fächer eingeführt. ÖSG-Präsident<br />

Univ.-Prof. Dr. Michael Bach: „Dies<br />

ist aus unserer Sicht ein wegweisender<br />

Schritt zu einer qualitativ<br />

hochwertigen schmerztherapeutischen<br />

Ausbildung aller Ärzte, die<br />

zukünftig eine Ausbildung in<br />

Österreich absolvieren."<br />

UMIT startete Masterstudium<br />

für Physiotherapie Im März startete die Tiroler Gesundheitsuniversität<br />

UMIT in<br />

Hall in Tirol das Master-Studium<br />

„Orthopädische Physiothe<strong>rapie“</strong>.<br />

Das Studium ist für Physiotherapeuten,<br />

für Mediziner, für Logopäden<br />

und für Ergotherapeuten<br />

konzipiert, die Kenntnisse in<br />

Manueller Therapie vorweisen<br />

können.<br />

Ziel des dreijährigen berufsbegleitenden<br />

Studiums, das modular<br />

aufgebaut ist und <strong>mit</strong> dem<br />

akademischen Titel Master of<br />

Science abschließt, ist eine tiefer gehende Spezialisierung und da<strong>mit</strong><br />

verbunden ein Kompetenzerwerb in der Manuellen Therapie.<br />

Dabei steht das Management von Schmerz und anderen Symptomen<br />

der neuro-muskulären-skeletalen Dysfunktion der Wirbelsäule und<br />

Extre<strong>mit</strong>äten im Vordergrund. Weiters werden im Rahmen des Studiums<br />

überfachliche Kompetenzen in den Bereichen Management<br />

und Pädagogik, wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfahrungen<br />

für die berufliche Tätigkeit ver<strong>mit</strong>telt.<br />

news<br />

B&K/Wustinger<br />

Rudolf Likar<br />

zum Universitätsprofessor ernannt<br />

Dem Past President der Österreichischen<br />

Schmerzgesellschaft Dr. Rudolf Likar<br />

wurde kürzlich die Berufsbezeichnung<br />

„Universitäts-Professor“ verliehen. Prof.<br />

Likar habilitierte sich 1999 an der Medizinuniversität<br />

– damals Medizinischen<br />

Fakultät – Graz, baute am LKH Klagenfurt<br />

die angesehenen Bereiche Schmerzklinik<br />

und Palliativstation auf, und ist neben<br />

seinem jahrelangen Engagement in<br />

der österreichischen Schmerzgesellschaft<br />

auch in internationalen Gremien aktiv. Er ist der erste Mediziner<br />

im LKH Klagenfurt, dem „extern“ – also ohne ständige Tätigkeit<br />

an einer Medizinuniversität – diese Berufsbezeichnung verliehen<br />

wurde. Das Redaktionsteam der Schmerz Nachrichten gratuliert!<br />

Board von „Science“ aufgenommen<br />

Univ. Prof. Dr. Sandkühler, Leiter des<br />

Zentrums für Hirnforschung und Leiter<br />

der Abteilung für Neurophysiologie an<br />

der Medizinischen Universität Wien<br />

(MUW), wurde für 2008 neuerlich in den<br />

Redaktionsausschuss des weltweit führenden<br />

Wissenschaftsmagazins „Science“<br />

bestellt. „Science“ ist <strong>mit</strong> einem<br />

Impact Faktor von 30,0 vor „Nature“ (IF:<br />

26,7) die Nummer Eins in allen Wissenschaftsbereichen.<br />

Seit seinem Dienstantritt<br />

an der MUW im Jahr 2001 hat Professor<br />

Sandkühler zwei Arbeiten in „Science“ publiziert. Eine dritte<br />

Arbeit aus dem Jahr 1998 stammt noch aus seiner Zeit an der Universität<br />

Heidelberg. Das von Prof. Sandkühler geleitete interdisziplinäre<br />

Zentrum für Hirnforschung widmet sich überwiegend der translationalen<br />

Grundlagenforschung im Bereich der Neurowissenschaften.<br />

Die Forschungstätigkeiten <strong>mit</strong> un<strong>mit</strong>telbarem Bezug zu klinisch<br />

relevanten Fragestellungen umfassen die Bereiche Entstehung und<br />

Vermeidung chronischer Schmerzen, neurodegenerative und neuroimmunologische<br />

Erkrankungen sowie neurologische und neuropsychiatrische<br />

Erkrankungen.<br />

Sulzer Jürgen Sandkühler erneut in das Editorial<br />

Bewerbungen zum EFIC-Grünenthal Grant 2008<br />

Bewerbungen für den EFIC-Grünenthal Grant 2008 werden bis zum<br />

31. Mai 2008 entgegengenommen. Der <strong>mit</strong> insgesamt EUR 100.000<br />

dotierte Förderpreis wird jährlich von dem Pharmaunternehmen<br />

Grünenthal GmbH und der Europäischen Schmerzgesellschaft EFIC<br />

(European Federation of Chapters of the International Association<br />

for the Study of Pain, IASP) vergeben. Der Preis unterstützt junge<br />

Wissenschaftler aus EFIC-Ländern (www.EFIC.org) und fördert Projektideen<br />

zur Aufklärung von Schmerzmechanismen sowie zur innovativen,<br />

klinischen wie experimentellen Schmerzforschung. Projekte<br />

<strong>mit</strong> Tieren, Computer-Simulationen, etc. werden nicht berücksichtigt.<br />

Bewerbungen können online ausgefüllt werden. Anmeldeformular<br />

und weiterführende Informationen zum EFIC-Grünenthal<br />

Grant erhalten Sie unter www.e-g-g.info. Die Entscheidung über die<br />

Vergabe der Stipendien fällt das EFIC-Forschungsko<strong>mit</strong>ee, das sich<br />

aus international renommierten Schmerzspezialisten zusammensetzt.<br />

Die Gewinner werden im Sommer bekannt gegeben.


Biopsychosoziale Behandlung wirksam<br />

bei starken Rückenschmerzen<br />

Von einer multidisziplinären Therapie ihrer Beschwerden profitieren<br />

auch Patienten, die an besonders langwierigen und schweren<br />

chronischen Rückenchmerzen leiden. Das hat eine Studie der Orthopädischen<br />

Universitätsklinik Heidelberg ergeben, deren Ergebnisse<br />

in der Fachzeitschrift „Spine“ veröffentlicht worden sind.<br />

An der Studie unter Leitung von Prof. Dr. Marcus Schiltenwolf, Leiter<br />

der Sektion <strong>Schmerzthe</strong>rapie an der Orthopädischen Universitätsklinik<br />

Heidelberg, nahmen insgesamt 387 Patienten teil. Diese litten<br />

schon länger als drei Monate an chronischen Rückenschmerzen, waren<br />

deshalb schon mindestens sechs Wochen lang krank geschrieben<br />

und hatten auf Standardtherapien nicht angesprochen. Patienten,<br />

bei denen die Ursache der Rückenschmerzen eindeutig diagnostizierbar<br />

war, sei es wegen eines Tumors, einer Fraktur oder einer<br />

bakteriellen Entzündung, waren von der Teilnahme an der Studie<br />

ausgeschlossen. Nach dreiwöchiger multidisziplinärer Therapie wurden<br />

die Studienteilnehmer ohne weitere Behandlung aus der Klinik<br />

entlassen, sechs Monate nach Beginn der Therapie wurde deren Erfolg<br />

<strong>mit</strong> fünf standardisierten Schmerzskalen und Fragebögen abschließend<br />

gemessen. Dabei zeigte sich in allen Patientengruppen<br />

ein signifikanter Nutzen der multidisziplinären Therapie hinsichtlich<br />

der fünf Erfolgskriterien Arbeitsfähigkeit, Schmerzintensität,<br />

Zufriedenheit <strong>mit</strong> der Behandlung, gesundheitsbezogene Lebensqualität<br />

und Verbesserung der Rückenfunktion. „Insgesamt waren sechs<br />

Monate nach Behandlungsbeginn 67,4 Prozent der Patienten wieder<br />

arbeitsfähig – und zwar unabhängig vom ursprünglichen Schweregrad<br />

ihrer Schmerzen“, so Prof. Schiltenwolf. „Die multidisziplinäre<br />

Therapie zahlt sich deshalb, wenngleich sie kostspielig ist, auch bei<br />

Patienten <strong>mit</strong> besonders schweren chronischen Rückenschmerzen<br />

news<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 39<br />

Charité-Forscher entschlüsseln<br />

Morphintoleranz<br />

Forscher der Charité - Universitätsmedizin<br />

Berlin haben jetzt<br />

herausgefunden, wie Patienten<br />

<strong>mit</strong> schweren, dauerhaften Entzündungsschmerzen<br />

länger von<br />

morphinhaltigen Präparaten<br />

profitieren können, berichten<br />

sie im „Journal of Clinical Investigation“.<br />

„Wir haben jetzt einen Weg gefunden,<br />

sowohl den Gewöhnungseffekt<br />

als auch die Nebenwirkungen<br />

auszuschalten“, erklärt<br />

Prof. Christoph Stein, Sprecher<br />

der klinischen Forschergruppe.<br />

Seine Gruppe entdeckte,<br />

dass der Schmerz im verletzten<br />

Gewebe durch die Aktivierung<br />

der Opioidrezeptoren außerhalb<br />

des Gehirns gestillt werden<br />

kann. Zellen im entzündeten<br />

Gewebe setzen dann körpereigene<br />

Endorphine frei, die den<br />

Schmerz zuverlässig lindern.<br />

Dieser Prozess sorgt außerdem<br />

dafür, dass die Erneuerung der<br />

Opioidrezeptoren erheblich beschleunigt<br />

wird und daher auch<br />

bei wiederholter Gabe von Morphin<br />

keine Toleranzwirkung eintritt.<br />

„Neue Medikamente, die gezielt<br />

auf Opioidrezeptoren außerhalb<br />

des Gehirns wirken, werden<br />

bereits klinisch erprobt“, sagt<br />

Prof. Stein. Ein weiterer Vorteil:<br />

Nebenwirkungen wie Atemstillstand,<br />

Magen-Darm-Blutungen<br />

oder Herzinfarkte, kommen nach<br />

bisherigen Erkenntnissen bei<br />

dieser neuen Medikamentengruppe<br />

nicht vor. „Für Patienten<br />

<strong>mit</strong> Arthritis, Tumorschmerz sowie<br />

entzündlichem Rücken- oder<br />

Nervenschmerz ist dies ein Hoffnungsschimmer“,<br />

meint Prof.<br />

Stein. „Sie haben Aussicht, die<br />

neuen Mittel dauerhaft zu vertragen.“<br />

/idw<br />

SCHMERZ nachrichten 5<br />

Anzeige


6<br />

PRESIDENT’S CORNER<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Bach<br />

Leiter der Abteilung für Psychiatrie am KH Steyr<br />

sowie des Zentrums für Psychosomatik, Enns<br />

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe ÖSG-Mitglieder!<br />

Seit Jahren ist eines der Hauptanliegen der Österreichischen<br />

Schmerzgesellschaft im Rahmen der jährlichen<br />

wissenschaftlichen Tagung, den interdisziplinären Gedanken<br />

zu präsentieren und die vielfältigen Aufgaben aller in<br />

der Diagnose und Therapie von Schmerzen beteiligten Personen<br />

transparent darzustellen.<br />

Unsere 16. Wissenschaftliche Jahrestagung, zu der ich Sie jetzt<br />

schon herzlich einladen möchte, steht diesmal im Zeichen<br />

„Schmerz und Rehabilitation: Lebensqualität – Ökonomie – Perspektiven“<br />

und findet von 29.-31. Mai 2008 in Zell am See statt.<br />

Das inhaltliche Programm unseres Kongresses zeigt einmal mehr<br />

die Bereitschaft zum Dialog zwischen unterschiedlich Betroffenen.<br />

Nicht nur, dass wieder zahlreiche Beiträge aus sämtlichen Fachgruppen,<br />

die <strong>mit</strong> Schmerzpatienten zu tun haben, geboten werden<br />

– um möglichst viele Betroffene in diese Problematik einzubeziehen,<br />

geht die ÖSG neue Wege und bietet erstmals die Möglichkeit<br />

der Teilnahme an einem Tetralog. Unter dem Titel „Schmerz – Was<br />

nun?“ werde Patienten, Angehörige, Schmerzexperten und Vertreter<br />

der Politik die Möglichkeit haben, ihre Perspektiven darzustellen.<br />

Im Mittelpunkt der Diskussion sollen Fragen stehen wie: Was<br />

möchten die Patienten und was brauchen sie? Was können Experten<br />

beitragen, um die Bedürfnisse der Patienten zu erfüllen? Was<br />

ist von Seiten der Gesundheitspolitik machbar?<br />

Ziel ist es, die Kommunikationsbasis und das Verständnis auf mehreren<br />

unterschiedlichen Ebenen zu verbessern. Diese Initiative ist<br />

bisher einzigartig in der Schmerzmedizin und soll, wenn sie erfolgreich<br />

ist, zu einer fixen Einrichtung der ÖSG-Jahrestagung<br />

werden. An dieser Stelle möchte ich allen Sponsoren, die uns die<br />

Organisation des Kongresses ermöglichen, meinen Dank aussprechen,<br />

aber auch den Moderatorinnen des „Round tables“ A.<br />

Krauss-Rirsch und I. Obermayer aus Wien, die sich im Rahmen<br />

von Selbsthilfegruppen sehr engagieren und dadurch einen guten<br />

Einblick in das Leben von Schmerzpatienten gewinnen konnten.<br />

Ich freue mich, möglichst viele von Ihnen in Zell am See begrüßen<br />

zu dürfen!<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Bach<br />

Präsident<br />

SCHMERZ nachrichten<br />

news<br />

Opioid-Ausschüttung im Gehirn<br />

bei Ausdauersport<br />

vor und nach einem zweistündi-<br />

Ausdauersport steht seit langem<br />

für Stressabbau, Angstlösung,<br />

Stimmungsaufhellung und verminderteSchmerzwahrnehmung.<br />

Die Ursache der Wirkungen<br />

auf die Befindlichkeit war<br />

aber bislang ungeklärt. Die beliebteste<br />

Theorie war und ist die<br />

„Endorphin-Hypothese“, die eine<br />

vermehrte Ausschüttung körpereigener<br />

Opioide im Gehirn<br />

mutmaßte. Da ein direkter Nachweis<br />

dieser Theorie bisher nicht<br />

erbracht werden konnte, löste<br />

sie in der wissenschaftlichen<br />

Fachwelt stets kontroverse Diskussionen<br />

aus.<br />

Forscher der Nuklearmedizin,<br />

Neurologie und Anästhesie der<br />

Technischen Universität München<br />

sowie der Universität Bonn<br />

haben die Endorphin-Theorie<br />

jetzt genauer unter die Lupe genommen.<br />

Dabei wurden zehn<br />

Athleten jeweils vor und nach einem<br />

zweistündigen Langstreckenlauf<br />

<strong>mit</strong>tels Positronen-<br />

Emissions-Tomographie (PET)<br />

untersucht. Eingesetzt wurden<br />

dazu [18F]Diprenorphine ([18F]-<br />

FDPN), das im Gehirn an Opiat-<br />

Rezeptoren bindet und dabei in<br />

Konkurrenz zu Endorphinen<br />

tritt. Durch Vergleich der Bilder<br />

gen Dauerlauf er<strong>mit</strong>telten die<br />

Forscher eine signifikant verminderte<br />

Bindung von<br />

[18F]FDPN. Das spricht im Umkehrschluss<br />

für eine vermehrte<br />

Ausschüttung körpereigener<br />

Opioide beim Ausdauerlauf.<br />

Prof. Dr. Thomas Tölle, der eine<br />

Forschungsgruppe „Funktionelle<br />

Bildgebung bei Schmerz“ an<br />

der TU München leitet: „Unsere<br />

Auswertungen zeigen, dass das<br />

erlebte Hochgefühl umso intensiver<br />

war, je geringer die<br />

[18F]FDPN Bindung in der PET-<br />

Messung war. Das bedeutet,<br />

dass das Ausmaß des Hoch- und<br />

Glücksgefühls nach dem Ausdauerlauf<br />

<strong>mit</strong> der Menge der<br />

ausgeschütteten Endorphine<br />

korrelierte. Dass die Endorphine<br />

auch in Hirnregionen freigesetzt<br />

werden, die eine zentrale<br />

Bedeutung für die Schmerzunterdrückung<br />

besitzen, war nicht<br />

ganz unerwartet, aber auch dieser<br />

Nachweis stand aus. Jetzt<br />

bleibt zu hoffen, dass diese Bilder<br />

auch unsere Schmerzpatienten<br />

beeindrucken und im Rahmen<br />

ihrer Möglichkeiten zur<br />

Aufnahme von Ausdauertraining<br />

motivieren.“/idw


Narkose<strong>mit</strong>tel Sevofluran verhindert<br />

schmerzhafte Erinnerungen<br />

Geringe Mengen eines häufig eingesetzten Anästhetikums können<br />

das Entstehen von schmerzhaften Erinnerungen verhindern. Wissenschaftler<br />

der University of California haben jetzt nachgewiesen,<br />

dass Sevofluran-Gas dafür sorgt, dass Patienten sich<br />

nicht an gefühlsmäßig aufgeladene Bilder erinneren. Scans<br />

zeigten, dass das Narkose<strong>mit</strong>tel die Signale zwischen zwei entscheidenden<br />

Bereichen des Gehirns beeinflusste. Die Forscher<br />

hoffen, dass diese Erkenntnisse in jenen seltenen Fällen helfen<br />

könnten, in denen sich Patienten trotz Narkose an Details von<br />

Operationen erinnern. Details der Studie wurden in den „Proceedings<br />

of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht.<br />

Die Wissenschaftler untersuchten<br />

die Auswirkungen<br />

von viel geringeren Mengen<br />

als normalerweise von einem<br />

chirurgischen Eingriff eingesetzt<br />

werden. Die Freiwilligen<br />

wurden entweder <strong>mit</strong><br />

dem Anästhetikum oder einem<br />

Placebo-Gas behandelt.<br />

Anschließend wurde ihnen<br />

eine Reihe von Fotografien<br />

gezeigt. Einige zeigten Alltägliches<br />

wie eine Tasse Kaffee.<br />

Andere sollten eine weitaus<br />

Hyppokampus<br />

stärkere emotionale Reaktion<br />

hervorrufen. Dazu gehörte<br />

zum Beispiel eine abgetrennte blutige Hand. Nach einer Woche wurden<br />

die Teilnehmer ersucht, sich an so viele Bilder wie möglich zu<br />

erinnern. Jene, die das Plazebo-Gas erhalten hatten, erinnerten sich<br />

durchschnittlich an rund 29 Prozent der stark emotionalen Bilder<br />

und zwölf Prozent der anderen. Jene, die <strong>mit</strong> Sevofluran behandelt<br />

worden waren, erinnerten sich nur an fünf Prozent der gefühlsmäßig<br />

aufgeladenen Bilder und zehn Prozent der anderen. Gehirnscans<br />

ergaben, dass das Gas anscheinend die Impulse zwischen<br />

Amygdala und Hippokampus beeinflussten. Beide Bereiche sind dafür<br />

bekannt, dass sie an der Verarbeitung von Gefühlen und Erinnerungen<br />

beteiligt sind. /pte<br />

Postmenopausalen Osteoporose:<br />

Neue Therapie<br />

Eine neue Therapie zur Behandlung der postmenopausalen Osteoporose<br />

wurde kürzlich bei einer Pressekonferenz in Wien vorgestellt:<br />

Zoledronsäure 5 mg (Handelsname Aclasta), eine kurze Infusion,<br />

die nur 1x jährlich intravenös verabreicht werden muss. Aclasta<br />

soll dadurch die Therapietreue der Patienten verbessern und zusätzlich<br />

hervorragende Wirksamkeitsdaten zur Vermeidung osteoporotischer<br />

Frakturen aufweisen. Speziell Wirbelkörperbrüche können<br />

<strong>mit</strong> der neuen Infusionstherapie besonders effektiv verhindert<br />

werden: „In der so genannten HORIZON-Studie, die bei mehr als<br />

7600 Patientinnen länger als drei Jahre durchgeführt wurde, konnten<br />

gegenüber einer Placebogruppe Wirbelkörperfrakturen um 70<br />

Prozent und Hüftfrakturen um 41 Prozent reduziert werden. Und<br />

das bei insgesamt guter Verträglichkeit. Es kann also von einer effizienten<br />

Reduktion des ‚Dominoeffektes‘ ausgegangen werden“, so<br />

Univ. Prof. Dr. Harald Dobnig, Leiter der Klinischen Abteilung für<br />

Endokrinologie und Nuklearmedizin an der Medizinischen Universitätsklinik<br />

Graz.<br />

news<br />

Transtec im Internet<br />

Immer mehr Patienten<br />

nutzen das Internet,<br />

um Diagnose<br />

und Therapie<br />

einer Erkrankung<br />

<strong>mit</strong> ihrem Arzt zu<br />

diskutieren. Im<br />

Bereich der<br />

<strong>Schmerzthe</strong>rapie,insbesondere<br />

zur richtigen<br />

Verwendung von<br />

Opioiden, hat die Firma Grünenthal<br />

Ges.m.b.H <strong>mit</strong> verschiedenen Initiativen zum Wissensmanagement<br />

beigetragen. Das international anerkannte Ausbildungsprogramm<br />

PAIN wurde von mehreren tausend Ärzten<br />

erfolgreich durchlaufen.<br />

Über neue Erkenntnisse schnell und umfassend zu informieren<br />

ist auch das Anliegen der neu gestalteten Homepage<br />

www.transtec-pflaster.at.<br />

Das neue Informations-Angebot von Grünenthal bietet alle<br />

notwendigen Informationen für die verschiedenen Fachgruppen<br />

an. Die klare Gliederung ermöglicht die schnelle Recherche<br />

zum Wirkstoff Buprenorphin, Informationen zum Produkt<br />

Transtec sind umfangreich zusammengefasst dargestellt<br />

und verweisen <strong>mit</strong> Literaturangaben auf weiterführende Quellen.<br />

Häufig gestellte Fragen werden ausführlich beantwortet<br />

und <strong>mit</strong> detaillierten Literaturzitaten untermauert. Eine konkrete<br />

Literaturanfrage kann ebenfalls online gestellt werden.<br />

Neben einem geplanten Transtec-Tutorial zur Weiterbildung –<br />

insbesondere für junge Ärzte – besteht auch die Möglichkeit,<br />

Serviceartikel wie Patiententagebücher, Opioid-Umrechnungstabellen<br />

oder VAS und NRS Skalen direkt herunter zu laden.<br />

Ein großer Teil der neuen Transtec-Homepage wendet sich an<br />

Patienten <strong>mit</strong> starken Schmerzen: Eine Europa-weite Befragung<br />

aus 2006 <strong>mit</strong> 15.000 Patienten hat wieder bestätigt, dass<br />

noch immer ein erheblicher Prozentsatz der Bevölkerung an<br />

starken und stärksten Schmerzen leidet. Das neue Online-<br />

Portal soll auch dazu beitragen, dass informierte Patienten in<br />

Absprache <strong>mit</strong> ihrem Arzt selbst entscheiden könne, welche<br />

Therapie sie wählen möchten, um die gewünschte Schmerzlinderung<br />

zu erreichen und so<strong>mit</strong> die Lebensqualität zu steigern.<br />

Die neue Transtec-Homepage ist ab sofort online: www.<br />

transtec-pflaster.at<br />

SCHMERZ nachrichten 7<br />

Promotion


B&K/Wustinger<br />

8<br />

13. INTERNATIONALES WIENER SCHMERZSYMPOSIUM<br />

29.2.-2.3.2008<br />

13. Wiener Internationales Schmerzsymposium<br />

JEDER ZWEITE CHRONISCHE SCHMERZ-<br />

PATIENT INFOLGE UNZUREICHENDER<br />

AKUTSCHMERZ-VERSORGUNG<br />

Zum 13. Mal war das Internationale Wiener Schmerzsymposium (29. Februar bis 2. März 2008) unter dem Vorsitz<br />

von O.Univ.-Prof. DDr. Hans-Georg Kress, Vorstand der Abteilung für Spezielle Anästhesie und <strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />

(AKH Wien), aktuellen Themen zum Schmerz gewidmet, dem häufigsten aller Krankheitssymptome.<br />

Nach den Fortschritten in der Therapie<br />

und im Verständnis chronischer<br />

Schmerzen in den vergangenen Jahren<br />

erleben wir derzeit wieder eine besondere<br />

Beachtung des akuten Schmerzes“, so<br />

Prof. Kress. „Zum einen ist die verlässliche<br />

Therapie des Akutschmerzes ein wesentlicher<br />

Bestandteil der Qualitätsziele modern<br />

geführter Kliniken. Zum anderen ist die<br />

Akut-<strong>Schmerzthe</strong>rapie <strong>mit</strong> Patienten-kontrollierter<br />

Schmerzkontrolle (PCA) bzw. geeigneten<br />

kurzwirksamen Schmerzmedikamenten<br />

und speziellen Applikationsformen<br />

schon lange fest etabliert, und kann durch<br />

die inzwischen angebotene Produktvielfalt<br />

unter den technischen und ökonomischen<br />

Voraussetzungen des jeweiligen Behandlungsumfeldes<br />

optimal verwendet werden.“<br />

Aus schmerzmedizinischer Sicht ist das Thema<br />

der Schmerz-Chronifizierung besonders<br />

relevant. „Un- oder unterbehandelter Akutschmerz<br />

weist die Tendenz auf, chronisch<br />

zu werden“, so Prof. Kress. „Nach den in einer<br />

aktuellen Umfrage erhobenen Erfahrungen<br />

von österreichischen Schmerzspezialisten<br />

hat fast jeder zweite Patient <strong>mit</strong> chronischen<br />

Schmerzen eine unzureichende Akutschmerztherapie<br />

als Ausgangspunkt seiner<br />

Beschwerden.“<br />

In einer wissenschaftlichen Untersuchung<br />

aus Großbritannien ließen sich bei 23 Prozent<br />

der chronischen Schmerzpatienten die<br />

Schmerzen auf ein Operationsereignis zurückführen.<br />

Fast 60 Prozent der operationsbedingten<br />

chronischen Schmerzen dauerten<br />

bereits länger als 24 Monate, drei Viertel davon<br />

kontinuierlich <strong>mit</strong> moderater (50 Prozent)<br />

bzw. starker Intensität (25 Prozent).<br />

SCHMERZ nachrichten<br />

„Schmerzen während und nach einer<br />

Operation müssten nicht sein: Peri- bzw.<br />

postoperative Schmerzen sind absehbar und<br />

vorübergehend, und es gibt hervorragende<br />

Möglichkeiten sie zu vermeiden.“<br />

O.Univ.-Prof. DDr. Hans-Georg Kress<br />

Und eine aktuelle wissenschaftliche Arbeit<br />

aus Italien zeigt, dass das Ausmaß der operativen<br />

Verletzung von Nerven während einer<br />

offenen Leistenbruch-Operation signifikant<br />

<strong>mit</strong> dem Auftreten postoperativer chronischer<br />

Schmerzen korreliert. Werden die Nerven<br />

vom Operateur nicht identifiziert, ist das relative<br />

Risiko nach sechs Monaten signifikant<br />

erhöht und korreliert direkt <strong>mit</strong> der Zahl<br />

durchtrennter Nerven. Prof. Kress: „Was


leibt ist die schlichte Erkenntnis, dass neben<br />

nervenschonenden Operationsverfahren<br />

vor allem eine frühzeitige, effektive postoperative<br />

<strong>Schmerzthe</strong>rapie potentiell zur Prävention<br />

chronischer Schmerzen beitragen kann.“<br />

ÖSTERREICHISCHE UMFRAGE: ZWEI DRITTEL<br />

LEIDEN UNTER POSTOPERATIVEM SCHMERZ.<br />

Aufschluss über die österreichische Situation<br />

beim postoperativen Schmerz gibt eine<br />

Umfrage des Meinungsforschungs-Institut<br />

IMAS, das im Auftrag der Österreichischen<br />

Schmerzgesellschaft (ÖSG) 1000 Österreicher<br />

über ihre Erfahrungen im Zusammenhang<br />

<strong>mit</strong> postoperativen Schmerzen befragte.<br />

Zwei Drittel hatten Schmerzen: 22 Prozent<br />

starke, 22 Prozent <strong>mit</strong>tlere, 23 Prozent<br />

schwache. Allerdings scheint die Aufklärungstätigkeit<br />

in den vergangenen Jahren<br />

zu einer Verbesserung geführt zu haben. Der<br />

Anteil der Patienten, die vom Arzt über die<br />

Möglichkeiten einer optimalen <strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />

vor der Operation informiert worden<br />

waren, betrug vor über 15 Jahren nur 28 Prozent,<br />

und steigerte sich bis zu 65 Prozent in<br />

jüngerer Vergangenheit.<br />

Prof. Kress: „Die Befragungsergebnisse sind<br />

aber insofern alarmierend, als Schmerzen<br />

während und nach einer Operation nicht<br />

sein müssten: Peri- bzw. postoperative<br />

Schmerzen sind absehbar und vorübergehend,<br />

und es gibt hervorragende Möglichkeiten<br />

sie zu vermeiden.“<br />

Es gehe hier jedoch nicht primär um individuelles<br />

schmerzmedizinisches Fehlverhalten<br />

von einzelnen Ärzten und schon gar<br />

nicht um individuelle Schuldzuweisungen,<br />

sondern in erster Linie um strukturelle Defizite<br />

in vielen Spitälern, betont Prof. Kress:<br />

„In vielen Krankenhäusern hängt die Qualität<br />

der postoperativen <strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />

sehr stark davon ab, ob dort schmerzmedizinisch<br />

engagierte Mediziner tätig sind und<br />

ob die Personalbesetzung ein postoperatives<br />

Engagement überhaupt ermöglicht oder<br />

nicht.“ Tatsächlich ist in Krankenhäusern<br />

häufig ungeklärt, wer für die postoperative<br />

Schmerzmedizin eigentlich zuständig ist. Zu<br />

fordern seien deshalb neben dem Herstellen<br />

einer klaren organisatorischen Struktur und<br />

einer Festlegung der Behandlungskonzepte<br />

für das postoperative Schmerzmanagement<br />

auch die Etablierung von 24-Stunden-<br />

Schmerz diensten, die für die <strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />

nicht nur auf einer Station, sondern in<br />

der gesamten Krankenanstalt verantwortlich<br />

sind.<br />

AKTUELLE BEFRAGUNG VON 50 SCHMERZSPE-<br />

ZIALISTEN. Meinungsforscher von Schütz Marketing<br />

Services in Wien haben jetzt österreichweit<br />

50 Spezialisten für akute und chronische<br />

<strong>Schmerzthe</strong>rapie zum Thema Schmerz<br />

befragt. Die wichtigsten Ergebnisse:<br />

B&K/Wustinger<br />

13. INTERNATIONALES WIENER SCHMERZSYMPOSIUM<br />

29.2.-2.3.2008<br />

Transkulturelle Aspekte: Andere Kulturen,<br />

anderes Schmerzempfinden<br />

Transkulturelle Faktoren spielen bei der somatoformen Schmerzstörung eine wichtige Rolle.<br />

Neben den sprachlichen Barrieren und kulturellen Unterschieden sind ein unterschiedlicher<br />

sozioökonomischer Status und unterschiedliche Schulbildung für das Erleben und Schildern<br />

von Beschwerden von grundlegender Bedeutung. Ein spezieller Workshop auf dem 13. Internatioanlen<br />

Wiener Schmerzsymposium widmete sich daher diesen Faktoren.<br />

„Somatische Symptome sind auch ein kultureller Ausdruck psychischer Befindlichkeit. Die<br />

Sprache seelischen Leids kann nicht vom jeweiligen kulturellen Referenzsystem getrennt<br />

interpretiert werden“, so Mag. Sanela Piralic Spitzl, Klinische und Gesundheitspsychologin,<br />

Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Wien. „Es geht hierbei um eine Dekodierung<br />

der somatischen Symptome. Transkulturelle Kommunikation leistet einen wichtigen<br />

Beitrag zum Zuhören und Erfassen von verschiedenen Erklärungsansätzen über Krankheit<br />

und Schmerz. Die Untersuchung von Migranten erfordert daher eine transkulturelle Kompetenz.“<br />

Die Verhaltenstherapeutische Schmerzambulanz an der Universitätsklinik<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie ist die erste derartige<br />

Anlaufstelle in Europa, die für PatientInnen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund<br />

– in konkreten Fall für PatientInnen aus dem ehemaligen<br />

Jugoslawien – ein muttersprachliches Behandlungsangebot<br />

anbietet. Seit mehr als 10 Jahren besteht eine interdisziplinäre<br />

enge Zusammenarbeit <strong>mit</strong> dem Schmerzzentrum an der Abteilung<br />

für Spezielle Anästhesie und <strong>Schmerzthe</strong>rapie am AKH, und<br />

zwar als institutionalisierter Konsiliar-Liaison-Dienst der Verhal-<br />

Mag. Sanela Piralic Spitzl<br />

tenstherapeutischen Ambulanz.<br />

„Gesundheitseinrichtungen <strong>mit</strong> transkultureller und sprachlicher Kompetenz tragen zu einer<br />

Minderung erwarteter psychischer Stigmata bei und wirken aufgrund dessen einer verspäteten<br />

Behandlungsintervention entgegen“, so Mag. Piralic Spitzl. „Denn worüber Patienten<br />

in ihrer Muttersprache nur äußerst zurückhaltend sprechen, sprechen sie für gewöhnlich in<br />

einem für sie als fremd empfundenen kulturellen Setting und in einer für sie nur begrenzt<br />

verständlichen Sprache überhaupt nicht an. Transkulturelle und sprachliche Kompetenz im<br />

Gesundheitsbereich wirken präventiv und verhindern so<strong>mit</strong>, dass das Gesundheitssystem<br />

selbst aufgrund inadäquater Maßnahmen zu weiteren Chronifizierungsprozessen beiträgt.<br />

u „Verhinderung einer Schmerz-Chronifizierung<br />

bei Akutschmerz“ hat für 94 Prozent<br />

hohe Priorität.<br />

u Die Konsequenzen einer unzureichenden<br />

Behandlung akuter Schmerzen werden<br />

dramatisch bewertet: Jeder zweite (49,7<br />

Prozent) chronische Schmerzpatient habe<br />

in seiner Krankengeschichte „eine unzureichende<br />

Akutschmerz-Versorgung<br />

als Ausgangspunkt“.<br />

u Allerdings treten bei 49 Prozent der postoperativen<br />

Schmerzpatienten „analgetische<br />

Lücken auf“.<br />

u Insgesamt 66 Prozent meinten, der „zu<br />

geringe Einsatz patientenkontrollierter<br />

Therapiekonzepte“ sei „sehr stark“ oder<br />

„stark“ für analgetische Lücken verantwortlich.<br />

u 58 Prozent sehen „sehr stark“ oder<br />

„stark“ das „Fehlen von Akutschmerzdiensten“<br />

als Ursache analgetischer Lücken,<br />

66 Prozent „das Fehlen von Stati-<br />

ons- bzw. Abteilungs-übergreifenden<br />

Konzepten zur Akutschmerzthe<strong>rapie“</strong>, 76<br />

Prozent „mangelhaft verzahnte Schnittstellen<br />

OP – Aufwachraum – periphere<br />

Station“.<br />

MULTIDISZIPLINÄRE KOOPERATION WÜNSCHENS-<br />

WERT. „Diese Antworten machen deutlich,<br />

dass das Problem nicht in mangelnder Einsicht<br />

oder fachlichem Unvermögen liegt, sondern<br />

wir es hier sehr häufig <strong>mit</strong> organisatorischen<br />

Defiziten zu tun haben, die eine konsequente<br />

Umsetzung des schmerzmedizinischen<br />

Wissens in die Praxis der Krankenhäuser<br />

behindern“, folgert Prof. Kress. Tatsächlich<br />

sei in Krankenhäusern häufig ungeklärt,<br />

wer für die postoperative Schmerzmedizin eigentlich<br />

zuständig ist. Zu fordern sei deshalb<br />

neben dem Herstellen einer klaren organisatorischen<br />

Struktur und einer Festlegung der<br />

Behandlungskonzepte für das postoperative<br />

Schmerzmanagement auch die Etablierung<br />

SCHMERZ nachrichten 9


Promotion<br />

Hydromorphon stellt vor allem bei chronischen Schmerzpatienten<br />

eine wertvolle Behandlungsoption dar. Sein vorteilhaftes<br />

pharmakokinetisches Profil ermöglicht ein rasches Auftitrieren<br />

ohne Zunahme Opioid-typischer Nebenwirkungen.<br />

Hydromorphon retard: auch hochdosiert gut verträglich<br />

Für Hydromorphon konnte in sehr hohen Dosisbereichen gute<br />

Verträglichkeit nachgewiesen werden. 1 Eine prospektive, multizentrische<br />

Studie inkludierte 567 multimorbide Patienten in einem<br />

Durchschnittsalter von 63,5 Jahren <strong>mit</strong> starken Schmerzen<br />

im Stütz- und Bewegungsapparat, Tumor-assoziierten Schmerzen<br />

und neuropathischen Schmerzen. Die Ausgangsdosierung<br />

betrug 2 x 4-8 mg (im Mittel 12,4 ± 12,9 mg) Hydromorphon in<br />

Retardform und wurde im Verlauf individuell an die Schmerzsituation<br />

angepasst. Die durchschnittliche Dosis am Ende der Studie<br />

lag bei 22-74 mg ohne Anstieg von opioid-induzierten Nebenwirkungen.<br />

Die Schmerzintensität konnte im Durchschnitt<br />

um 70 Prozent reduziert und die Lebensqualität der Patienten<br />

deutlich gesteigert werden. Der zusätzliche Analgetikabedarf<br />

sank um fast 40 Prozent. Typische Opioid-assoziierte Nebenwirkungen,<br />

welche schon vor Therapiebeginn <strong>mit</strong> Hydromorphon<br />

bestanden, wurden im Verlauf der Therapie um 88,6 Prozent reduziert.<br />

Ideale pharmakokinetische Eigenschaften<br />

Ganz entscheidend für die gute Verträglichkeit von Hydromorphon<br />

auch bei Polymedikation ist die geringe Plasmaeiweißbindung<br />

von 8 Prozent. 2 Die von Cytochrom P450 weitgehend unabhängige<br />

Metabolisierung 3 trägt zur guten Kombinierbarkeit<br />

<strong>mit</strong> anderen Medikamenten bei. Da Hydromorphon im Gegensatz<br />

zu Morphin oder Tramadol keine klinisch relevanten aktiven<br />

Metaboliten bildet, ist das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen<br />

aufgrund einer Kumulation minimal. 4 Hydromorphon ist daher<br />

auch für Patienten <strong>mit</strong> Mehrfacherkrankungen oder eingeschränkter<br />

Nierenfunktion gut verträglich.<br />

Hydromorphon ist in Österreich als Hydal® retard Kapseln bzw.<br />

Hydal® Kapseln zugelassen, Mundipharma Ges.m.b.H., Wien<br />

Quellen:<br />

1) Nadstawek J et al, The Pain Clinic 2006<br />

2) Parab PV et al., Pharm Ind1987<br />

3) Armstrong SC et al., Psychosomatics 2003<br />

4) Ashby M et al., J Pain Symptom Manage 1997;14:157-167<br />

10<br />

13. INTERNATIONALES WIENER SCHMERZSYMPOSIUM<br />

29.2.-2.3.2008<br />

Effektive <strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />

durch adäquate Dosierung<br />

Abb.: Opioidtypische Nebenwirkungen vor und während der Therapie <strong>mit</strong><br />

Hydromorphon 2-mal täglich 1<br />

SCHMERZ nachrichten<br />

B&K/Wustinger<br />

Invasive <strong>Schmerzthe</strong>rapie:<br />

Möglichkeiten werden zu<br />

wenig genutzt<br />

Univ.-Prof. Dr. Sabine<br />

Sator-Katzenschlager<br />

von 24-Stunden-Schmerz diens -<br />

ten, die für die <strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />

nicht nur auf einer Station, sondern<br />

im gesamten Krankenhaus<br />

verantwortlich sind.<br />

Prof. Kress: „Geboten sind hier<br />

also Schritte und Aktivitäten,<br />

die dazu führen, dass das aktuelle<br />

schmerzmedizinische Wissen<br />

über postoperative <strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />

konsequent in der Realität<br />

der Krankenhäuser umgesetzt<br />

wird. Dafür wird eine konstruktive<br />

Kooperation zum Beispiel<br />

zwischen Anästhesisten,<br />

Chirurgen, Pflegepersonen etc.<br />

erforderlich sein.“<br />

Im Vergleich zu früheren Umfrageergebnissen<br />

sei es als insgesamt<br />

eher positiv zu werten,<br />

dass 54 Prozent der Befragten<br />

auf die Frage „gibt es auf allen<br />

Stationen Ihres Krankenhauses<br />

ein festgelegtes Behandlungsschema<br />

(Stufenschema) für postoperative<br />

Schmerzen“ <strong>mit</strong> „auf<br />

allen“ antworteten, und immer-<br />

„Die richtige Indikation spielt in der<br />

sinnvollen und sicheren Anwendung invasiver<br />

<strong>Schmerzthe</strong>rapien eine wichtige<br />

Rolle“, betonte Univ.-Prof. Dr. Sabine<br />

Sator-Katzenschlager, Klinische Abteilung<br />

für Spezielle Anästhesie und<br />

<strong>Schmerzthe</strong>rapie, Medizinische Universität<br />

Wien, bei einer Pressekonferenz<br />

anlässlich des 13. Internationalen Wiener<br />

Schmersymposiums. „Wir lehnen an<br />

unserem akademischen Zentrum be-<br />

wusst die ungezielte, unkritische Anpreisung invasiver Behandlungsoptionen<br />

als Allheil<strong>mit</strong>tel für praktisch alle Formen chronischer<br />

Schmerzen ab. Durch neue Forschungen im klinischen und<br />

experimentellen Bereich sind jetzt klare Indikationen für diese Therapieoptionen<br />

herausgearbeitet worden.“ Dieser neue Wissensstand<br />

habe aber im Bereich der niedergelassenen Ärztinnen und<br />

Ärzte noch nicht ausreichend Verankerung gefunden, kritisiert die<br />

Expertin: „Viele Betroffene, denen wirksam geholfen werden könnte,<br />

müssen sich daher noch immer <strong>mit</strong> suboptimalen Therapien<br />

zufrieden geben.“<br />

Wenn die Ausschöpfung nicht-invasiver Verfahren der <strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />

keine ausreichende Linderung erzielen kann, kommen<br />

heute vor allem Blockaden am sympathischen Nervensystem, intrathekale<br />

Verfahren sowie Spinal-Cord-Stimulation bzw. Subkutane-Nerven-Stimulation<br />

zur Anwendung.<br />

hin 34 Prozenten <strong>mit</strong> „einigen“,<br />

so Prof. Kress.<br />

VON DER AKUTEN ZUR CHRONI-<br />

SCHEN SCHMERZTHERAPIE. Das 13.<br />

Wiener Internationale Schmerzsymposium<br />

stand unter dem Motto<br />

„Von der akuten zur chronischen<br />

<strong>Schmerzthe</strong><strong>rapie“</strong>. Die Themenpalette<br />

beim Symposium<br />

reichte von der Bedeutung des<br />

Akutschmerzes für eine nachfolgende<br />

Schmerzchronifizierung<br />

über Diagnostik und Therapie typischer<br />

chronischer schmerzhafter<br />

Erkrankungen, bis hin zu neurochirurgischenBehandlungsverfahren<br />

als Bestandteil der aktuellen<br />

<strong>Schmerzthe</strong>rapie etwa bei Trigeminusneuralgie.<br />

Wie in den<br />

vergangenen Jahren wurden alle<br />

Vorträge und Workshop-Manuskripte<br />

in einem Kompendium<br />

„Update <strong>Schmerzthe</strong><strong>rapie“</strong> zusammengestellt,<br />

das bei Pabst Publishers<br />

bezogen werden kann.<br />

Dr. Birgit Kofler


Fachkurzinformation siehe Seite 38


Es gibt mehrere Wege, auf denen<br />

Strom Substanzen durch die Haut-<br />

Barriere schleusen kann. Der Transport<br />

kann durch Shunts wie Schweißdrüsen<br />

oder Haarfolikel erfolgen, oder über interzelluläre<br />

Pfade, möglicherweise aber auch<br />

transzellulär. Iontophorese setzt nicht zuletzt<br />

auch die Bereitschaft der Wirkstoffmoleküle<br />

voraus, in einem elektrischen Feld zu<br />

wandern. Elektrisch geladene Moleküle tun<br />

dies naturgemäß leichter.<br />

Ein Problem der Iontophorese stellt die Gefahr<br />

von Verätzungen dar. Diese entstehen<br />

durch die Ansammlung von OH- Ionen (basisch)<br />

an der Kathode und H+ Ionen (sauer)<br />

an der Anode. Dosierung und Behandlungsdauer<br />

müssen daher genau eingehalten werden.<br />

Neben der Stromdichte und den elektrischen<br />

Eigenschaften des Wirkstoffmoleküls<br />

sind jedoch noch einige weitere Faktoren<br />

für die Transportrate in die Haut verantwortlich,<br />

wie Dr. Othmar Schuhfried von der<br />

Universitätsklinik für Physikalische Medizin<br />

und Rehabilitation der Medizinischen<br />

Universität Wien in einem Vortrag beim 13.<br />

Wiener Internationalen Schmerzsymposium<br />

betonte: „Dazu gehören die Vaskularisation<br />

der Haut unter der Elektrode, die Konzentration<br />

des Wirkstoffs in der Lösung, die Molekülgröße,<br />

den Hydratationszustand der<br />

Haut sowie die Größe der Elektroden.“<br />

VIELE LOKALE OPTIONEN. Iontophorese wird<br />

in der <strong>Schmerzthe</strong>rapie vorwiegend lokal<br />

eingesetzt. Abhängig vom verwendeten Me-<br />

12<br />

13. INTERNATIONALES WIENER SCHMERZSYMPOSIUM<br />

29.2.-2.3.2008<br />

SCHMERZ nachrichten<br />

STROM BRINGT FENTANYL<br />

DURCH DIE HAUT<br />

Die Iontophorese basiert auf einem einfachen, physikalischen Prinzip: Ionen, also elektrisch<br />

geladene Moleküle, wandern bei Anlegen einer Spannung zur entgegengesetzt geladenen Elektrode.<br />

Dieses Prinzip kann genützt werden, um Substanzen durch die Haut einzubringen. Ionsys,<br />

ein neues System zur Behandlung von postoperativem Schmerz, nützt dieses Prinzip für die<br />

Applikation von Fentanyl, berichteten Experten auf dem 13. Wiener Internationalen Schmerzsymposium<br />

Anfang März in Wien.<br />

dikament liegt die Eindringtiefe zwischen<br />

zwei bis drei Millimeter (Salicylat) und größeren<br />

Tiefen bis an die Sehnen und Knorpel<br />

(Dexamethason-Phopshat). Mögliche Indikationen<br />

sind die lokale Hautanästhesie vor<br />

kleinen chirurgischen Eingriffen, Neuralgien<br />

oder Tinnitus, wobei die Lokalanästhetika<br />

Lidocain oder Procain eingesetzt werden.<br />

Nichtsteroidale Antiphlogistika wie Diclofenac,<br />

Indometacin, Piroxicam, Flufenaminsäure<br />

etc. finden zum Beispiel bei rheumatischen<br />

Gelenksschmerzen oder Epicondylitis<br />

humeroradialis Anwendung. Mittels<br />

Iontophorese konnte für Diclofenac eine er-<br />

„Dank eines neu entwickelten Applikators<br />

kann Fentanyl <strong>mit</strong>tels Iontophorese nun<br />

auch zur Behandlung postoperativer<br />

Schmerzen verwendet werden.“<br />

Dr. Othmar Schuhfried<br />

reichte Konzentration in der Synovia des<br />

Kniegelenks von 424,9 ng/ml bei einer Serumkonzentration<br />

von 147,3 ng/ml nachgewiesen<br />

werden.<br />

Auch Kortikosteroide wie Dexamethason<br />

undMethyprednisolon können <strong>mit</strong>tels<br />

Gleichstrom in die Haut transportiert werden.<br />

Dies kann indiziert sein bei myofaszialen<br />

Schmerzzuständen, Schulter-Tendinitis,<br />

rheumatischer Arthritis des Kniegelenks sowie<br />

medialer oder lateraler Epicondylitis.<br />

„Eine innovative Form der Schmerzbehandlung<br />

<strong>mit</strong>tels Iontophorese stellt die Applikation<br />

von Vinca-Alkaloiden dar“, berichtete<br />

Dr. Schuhfried. „Diese konnten in Tierexperimenten<br />

<strong>mit</strong>tels Gleichstrom an die<br />

Nozizeptoren des primären Neurons gebracht<br />

werden. Diese Methode kann indiziert<br />

sein bei stärksten chronischen<br />

Schmerzen etwa im Rahmen einer Post-Zoster<br />

Neuralgie.“ Kontraindikationen gegen<br />

die Iontophorese bestehen, wenn entweder<br />

der Einsatz des Pharmakons auch auf anderem<br />

Verabreichungsweg kontraindiziert<br />

wäre, etwa bei einer Allergie, oder das Anlegen<br />

von Strom vermieden werden muss,


Fachkurzinformation siehe Seite 39


14<br />

13. INTERNATIONALES WIENER SCHMERZSYMPOSIUM<br />

29.2.-2.3.2008<br />

zum Beispiel bei Trägern von Herzschrittmachern.<br />

Dr. Schuhfried: „Nicht zuletzt ist<br />

auch die Applikation von Opioiden <strong>mit</strong>tels<br />

Iontophorese möglich, wobei die erreichten<br />

Dosierungen besonders bei Fentanyl direkt<br />

proportional zur Stromintensität sind. Dank<br />

eines neu entwickelten Applikators kann<br />

Fentanyl <strong>mit</strong>tels Iontophorese nun auch zur<br />

Behandlung postoperativer Schmerzen verwendet<br />

werden.“<br />

POSTOPERATIVER SCHMERZ OFT UNKONTROL-<br />

LIERT. Bedarf dafür besteht, denn eine unnotwendig<br />

hohe Zahl von Patienten leidet nach<br />

operativen Eingriffen unter Schmerzen. Dies<br />

ist nicht nur unangenehm, sondern birgt<br />

auch das Risiko der Schmerz-Chronifizierung<br />

<strong>mit</strong> schlimmstenfalls lebenslangen Folgen.<br />

Univ.-Prof. Dr. Narinder Rawal vom Department<br />

of Anesthesiology and Intensive Care<br />

am Universitätsspital Orebro in Schweden<br />

verwies auf dem 13. Internationalen Wiener<br />

Schmerzsymposium auf Daten aus dem Jahr<br />

2003, denen zufolge 39 Prozent der chirurgischen<br />

Patienten nach dem Eingriff unter<br />

schweren bis extremen postoperativen<br />

Schmerzen leiden: „Eine Reihe von Faktoren<br />

sind für diesen Missstand verantwortlich, namentlich<br />

das Fehlen eines organisierten<br />

Akutschmerz-Dienstes, der Mangel an qualifiziertem<br />

Personal, ein Mangel an Personal<br />

im Allgemeinen, die Kosten von Schmerzpumpen,<br />

mangelnde Kooperation zwischen<br />

Chirurgen und Anästhesisten sowie die in<br />

SCHMERZ nachrichten<br />

manchen Ländern sehr restriktive Verschreibungspraxis<br />

für Opioide.“ Patientenkontrollierte<br />

Systeme (Schmerzpumpe, PCA) können<br />

hier Abhilfe schaffen, weil sie unter anderem<br />

die regelmäßige Analgetika-Applikation<br />

personalunabhängiger machen. Darüber<br />

hinaus geben diese Systeme den Patienten<br />

das Gefühl der Selbstbestimmung und<br />

sorgen für geringere Schwankungen in den<br />

Plasma-Konzentrationen der Schmerz<strong>mit</strong>tel.<br />

Opioid-PCA Systeme können über unterschiedliche<br />

Routen arbeiten. Es gibt intravenöse<br />

oder epidurale Systeme ebenso wie perineurale<br />

oder intraartikulare.<br />

„Leider ist auch die PCA nicht frei von Nachteilen.<br />

An oberster Stelle steht dabei der hohe<br />

Preis der Geräte“, so Prof. Rawal. „Weiters<br />

besteht bei Fehlern in Programmierung<br />

oder Handhabung die Gefahr der Überdosierung<br />

und nicht zuletzt ist die Mitwirkung<br />

des Patienten erforderlich.“ Prof. Rawal verwies<br />

auf Daten der amerikanischen FDA, die<br />

sehr große Schwankungen in den verfügbaren<br />

Zahlen erkennen lassen, die vermutlich<br />

darauf zurückgeführt werden können, dass<br />

ein hoher Prozentsatz der Todesfälle durch<br />

postoperative Schmerz<strong>mit</strong>telüberdosierung<br />

nicht korrekt gemeldet wird. Das Risiko an<br />

der Schmerzbehandlung <strong>mit</strong>tels Opioid-PCA<br />

zu sterben dürfte irgendwo zwischen<br />

1:33.000 und 1: 338:000 liegen. Das ist zwar<br />

nicht viel, angesichts des häufigen Einsatzes<br />

dürfte es jedoch zu bis zu 600 Todesfällen<br />

in den USA pro Jahr kommen.<br />

„Leider ist auch die PCA nicht frei von<br />

Nachteilen. An oberster Stelle steht dabei<br />

der hohe Preis der Geräte.“<br />

Univ.-Prof. Dr. Narinder Rawal<br />

IONTOPHORESE MIT FENTANYL. Als Alternative<br />

bietet sich nun die transdermale Applikation<br />

von Fentanyl <strong>mit</strong>tel Iontophorese an.<br />

Fentanyl ist für diese Form der Verabreichung<br />

besonders geeignet, weil es als Chlorid<br />

vorliegt und daher elektrisch stark geladen<br />

ist.<br />

Das Ergebnis dieser Überlegungen ist Ionsys,<br />

das erste nadelfreie Patienten-aktivierte<br />

transdermale System zur Behandlung akuter<br />

postoperativer Schmerzen. Es handelt<br />

sich dabei um ein selbstklebendes, pflasterähnliches<br />

System, <strong>mit</strong> dem Patienten die<br />

Abgabe von Fentanyl durch die Haut in das<br />

Blut selbst kontrollieren können. Auf Knopfdruck<br />

gibt das System exakt 40 μg Fentanyl<br />

ab, bis zu sechs Boli in je zehnminütigem<br />

Abstand pro Stunde. Mit Hilfe einer eingebauten<br />

Batterie wird, gesteuert über einen<br />

eingebauten elektronischen Schaltkreis,<br />

Fentanyl <strong>mit</strong>tels eines Elektrotransportsystems<br />

<strong>mit</strong> Hilfe von nicht spürbaren minimalen<br />

Strömen (170 μA) sehr rasch in das Blut<br />

abgegeben. Insgesamt können aus dem<br />

scheckkartengroßen Pflaster bis zu 80 Einzeldosen<br />

über insgesamt 24 Stunden abgerufen<br />

werden.<br />

Bislang liegen Daten aus drei Studien vor,<br />

in denen Ionsys <strong>mit</strong> intravenöser Morphin-<br />

Applikation <strong>mit</strong>tels PCA verglichen wurde.<br />

Die Studien zeigten, dass Ionsys hinsichtlich<br />

aller Parameter (Wirksamkeit, Nebenwirkungen)<br />

der Morphin-PCA äquivalent<br />

war. Dies zeigte auch die FEN-PPA-401 Studie,<br />

die in 51 Zentren in elf europäischen<br />

Ländern durchgeführt wurde. Prof. Rawal:<br />

„Fentanyl <strong>mit</strong>tels Iontophorese appliziert ist<br />

eine beeindruckende Technik - nadelfrei,<br />

vorprogrammiert und unabhängig. Hinsichtlich<br />

der Wirkung ist es <strong>mit</strong> intravenöser<br />

Morphin-PCA vergleichbar. Das System<br />

vermeidet die Gefahr von Programmierungsfehlern,<br />

die bei der PCA besteht.“<br />

Reno Barth


Fachkurzinformation siehe Seite 38


Die Blockade der Prostaglandin-Produktion,<br />

zu der es vor allem im Magen,<br />

aber auch in Duodenum und<br />

Rektum, kommt, führt zum Verlust protektiver<br />

Faktoren der Schleimhaut und da<strong>mit</strong> zu<br />

einem erhöhten Risiko von Schleimhaut-Läsionen.<br />

Die Probleme <strong>mit</strong> NSAR können sich<br />

klinisch sowohl in Symptomen als auch in Erosionen<br />

und Ulzera äußern, wobei bei letzteren<br />

immer die Gefahr der lebensgefährlichen<br />

Blutung besteht. Allerdings treten Symptome<br />

und Erosionen nicht immer gemeinsam auf.<br />

Fünf bis 20 Prozent der Patienten unter NSAR-<br />

Therapie zeigen Symptome, rund 20 Prozent<br />

entwickeln Erosionen. Leider sind nur rund<br />

50 Prozent der Patienten <strong>mit</strong> Erosionen und<br />

Ulzera auch symptomatisch. Laut einer Studie<br />

des amerikanischen National Center for<br />

Health Statistics aus dem Jahr 1998 kommt es<br />

in den USA jährlich zu mehr als 15.000 Todefällen<br />

durch NSAR-Nebenwirkungen. Da<strong>mit</strong><br />

lagen diese in den späten 1990er Jahren ungefähr<br />

gleichauf <strong>mit</strong> HIV und forderten deutlich<br />

mehr Opfer als viele Malignome wie zum<br />

Beispiel das Zervixkarzinom.<br />

Das Risiko der chronischen NSAR-Therapie<br />

ist also beträchtlich. Univ.-Prof. Dr. Heinz<br />

Hammer von der Klinischen Abteilung für<br />

Gastroenterologie und Hepatologie der Medizinischen<br />

Universitätsklinik Graz betonte<br />

dazu in seinem Vortrag auf dem 13. Wiener<br />

Internationalen Schmerzsymposium: „Einer<br />

von 19 Patienten beendet, so die VIGOR-Studie,<br />

die Einnahme von Naproxen wegen gastrointestinaler<br />

Nebenwirkungen. In MUCO-<br />

SA, einer Prophylaxestudie, stiegen innerhalb<br />

von sechs Monaten 20 Prozent der Patienten<br />

wegen gastrointestinaler Nebenwirkungen<br />

aus. Und im VIGOR-Kollektiv entwickelte<br />

schließlich einer von 22 Patienten unter<br />

Naproxen ein symptomatisches Ulkus.“<br />

Haben die Patienten zusätzliche Risikofak-<br />

16<br />

13. INTERNATIONALES WIENER SCHMERZSYMPOSIUM<br />

29.2.-2.3.2008<br />

NSAR-THERAPIE<br />

AUF DEN MAGEN ACHTEN<br />

Nichtsteroidale Antirheumatika sind <strong>mit</strong> Abstand die am meisten eingesetzten Schmerz<strong>mit</strong>tel.<br />

Harmlos sind sie keineswegs. Insbesondere bei Risikopatienten sollte eine längerdauernde Therapie<br />

<strong>mit</strong> NSAR daher unter Magenschutz erfolgen.<br />

SCHMERZ nachrichten<br />

„PPI sind die wirksamste Methode zur Förderung<br />

der Abheilung von NSAR-assoziierten<br />

peptischen Ulzera sowie zur Reduktion des Rezidivrisikos,<br />

wenngleich auch <strong>mit</strong> den PPI kein<br />

100prozentiger Schutz erreicht werden kann.“<br />

Univ.-Prof. Dr. Heinz Hammer<br />

toren, so wird es wirklich gefährlich. Laut<br />

Prof. Hammer entwickelte im MUCOSA-Kollektiv<br />

einer von 11 Patienten <strong>mit</strong> vier Risikofaktoren<br />

eine bedrohliche Komplikation.<br />

Die Wahrscheinlichkeit an längerer NSAR-<br />

Einnahme (zwei Monate) zu sterben, wird<br />

zwischen 1:909 und 1:2500 angegeben.<br />

RISIKOFAKTOR KOMEDIKATION. Das Alter<br />

spielt dabei eine wichtige Rolle. Vor allem<br />

die besonders gefürchteten schmerzlosen Ulkus-Blutungen<br />

sind bei Patienten über 70<br />

Jahren besonders häufig. Weitere Risikofaktoren<br />

sind Ulzera und Blutungen in der<br />

Anamnese sowie Herzkrankheit. Ebenfalls<br />

zu beachten ist eine allfällige Komedikation,<br />

beispielsweise <strong>mit</strong> SSRI, die ebenfalls das<br />

Blutungsrisiko erhöhen kann.<br />

Auch die Wahl des NSAR hat Einfluss auf die<br />

Wahrscheinlichkeit eines Ulkus, wobei Aspirin<br />

besonders schlecht, Fenoprofen, Diclofenac<br />

und Naproxen hingegen am besten abschneiden.<br />

Weiters spielt der Magen pH-<br />

Wert eine wichtige Rolle in dem Sinn, dass<br />

bei sehr niedrigem pH (sauer) die Wahrscheinlichkeit<br />

von Läsionen steigt. Auch die<br />

Eradikation einer allfälligen Infektion <strong>mit</strong><br />

Helicobacter pylori senkt das Risiko von<br />

Komplikationen beträchtlich.<br />

Ebenfalls eine wichtige Rolle im Management<br />

von Risikopatienten sollte der Einsatz von<br />

Magenschutz <strong>mit</strong> Protonenpumpeninhibitoren<br />

spielen. Prof. Hammer: „PPI sind die wirksamste<br />

Methode zur Förderung der Abheilung<br />

von NSAR-assoziierten peptischen Ulzera<br />

sowie zur Reduktion des Rezidivrisikos,<br />

wenngleich auch <strong>mit</strong> den PPI kein 100prozentiger<br />

Schutz erreicht werden kann.“<br />

Leider gibt es in der Praxis beim Einsatz von<br />

Magenschutz grobe Mängel, wie eine Studie<br />

des Ludwig-Boltzmann-Instituts aus dem<br />

Jahr 2001 zeigte. Diesen Daten zufolge erhalten<br />

zwei Drittel der Risikopatienten überhaupt<br />

keinen Magenschutz, nur einer von<br />

fünf bekommt einen PPI. Das hat Folgen,<br />

denn in Österreich müssen zurzeit drei Prozent<br />

der Patienten unter NSAR-Therapie innerhalb<br />

eines Jahres hospitalisiert werden.<br />

Da selbst unter Magenschutz <strong>mit</strong> PPI noch<br />

ein gewisses Risiko besteht, empfiehlt Prof.<br />

Hammer bei Patienten <strong>mit</strong> sehr hohem Risiko<br />

die Kombination von Coxiben <strong>mit</strong> PPI.<br />

Reno Barth


Fachkurzinformation siehe Seite 39


Migräne ist eine häufige, chronische<br />

und unterdiagnostizierte Erkrankung.<br />

„Allerdings definieren wir<br />

bei der Migräne die Chronizität etwas anders<br />

als bei anderen Schmerzsyndromen“,<br />

betonte Univ.-Prof. Dr. Christian Wöber von<br />

der Universitätsklinik für Neurologie der<br />

Medizinischen Universität Wien in seinem<br />

Vortrag auf dem 13. Wiener Internationalen<br />

Schmerzsymposium. „Wir sprechen von<br />

chronischer Migräne, wenn sie an 15 Tagen<br />

im Monat vorhanden ist. Es muss also kein<br />

tägliches Auftreten gegeben sein.“ Die Prävalenz<br />

der Migräne liegt in Europa zwischen<br />

10 und 14 Prozent, wobei Frauen wesentlich<br />

häufiger betroffen sind als Männer. Die Erkrankung<br />

ist so belastend, dass die WHO die<br />

Migräne vor kurzem <strong>mit</strong> einer Tetraplegie<br />

verglichen hat. Prof. Wöber: „Das klingt zunächst<br />

etwas hoch gegriffen, man sollte jedoch<br />

bedenken, dass Patienten <strong>mit</strong> einer<br />

schweren Migräne tatsächlich immobilisiert<br />

sind.“ Was die Kosten angeht, wird Migräne<br />

heute nach der Demenz als zweitteuerste<br />

neurologische Erkrankung eingestuft, wobei<br />

hauptsächlich sekundäre Kosten, etwa<br />

durch Krankenstandstage, ins Gewicht fallen.<br />

Dabei wäre eine Migräne heute eigentlich<br />

gut behandelbar. Allerdings sind die modernen<br />

Medikamente zum Teil sehr teuer. Prof.<br />

Wöber: „Das Problem ist, dass Krankenkassen<br />

nur die Medikamentenkosten sehen und<br />

daher kostengünstigere Medikamente bevorzugen.<br />

Dabei werden die indirekten Kosten<br />

nicht berücksichtig. Wäre das der Fall, würde<br />

man einen wesentlichen Kosten-Nutzen-<br />

Vorteil für die neuen, teureren Medikamente<br />

erkennen.“<br />

ZMM<br />

18<br />

SCHMERZ nachrichten<br />

THERAPEUTISCHER<br />

PROBLEMFALL MIGRÄNE<br />

Mit einer Prävalenz von bis zu 14 Prozent der Bevölkerung ist Migräne eine extrem häufige<br />

Erkrankung. Dennoch steht es <strong>mit</strong> Diagnostik und Therapie nicht zum Besten. Nur<br />

eine Minderheit der Betroffenen erhält eine adäquate Therapie, eine Prophylaxe erfolgt<br />

nur in Einzelfällen. Die Erstattungspraxis der Krankenkassen trägt weiter zur Komplizierung<br />

der Situation bei.<br />

NUR EINE MINDERHEIT WIRD RICHTIG THERA-<br />

PIERT. Die Probleme <strong>mit</strong> der Migräne beginnen<br />

allerdings schon bei der Diagnose. Von<br />

100 Patienten <strong>mit</strong> schwerer Migräne waren<br />

26 noch nie wegen ihrer Kopfschmerzen<br />

beim Allgemeinmediziner und 33 noch nie<br />

beim Neurologen. Insofern verwundert es<br />

nicht, dass von diesen 100 Patienten 77 eine<br />

unzureichende Akutmedikation und 86<br />

keine prophylaktischen Medikamente bekommen.<br />

„Migränetherapie ist immer individuell zu<br />

gestalten, es gibt kein starres Schema<br />

und keine klare Richtlinie, was wann<br />

gemacht werden soll.“<br />

Univ.-Prof. Dr. Christian Wöber<br />

BilderBoxCom/Montage<br />

Prinzipiell stehen als Optionen Akuttherapie<br />

und Prophylaxe zur Verfügung, wobei es<br />

medikamentöse und nicht medikamentöse<br />

Möglichkeiten gibt. Prof. Wöber: „Migränetherapie<br />

ist immer individuell zu gestalten,<br />

es gibt kein starres Schema und keine klare<br />

Richtlinie, was wann gemacht werden soll.“<br />

Erforderlich sind eine gesicherte Diagnose,<br />

ein Kopfschmerzkalender und schließlich eine<br />

ausführliche Anamnese, die für die Planung<br />

der Therapie entscheidend ist. Das<br />

Therapieziel ist die Rückkehr zur üblichen<br />

Tätigkeit innerhalb von zwei Stunden. Prof.<br />

Wöber: „Oft zeigt die Anamnese, dass die Patienten<br />

ihre Medikamente in zu niedriger<br />

Dosierung und zum falschen Zeitpunkt einnehmen.<br />

Da braucht man dann nicht gleich<br />

ein Triptan, sondern sollte zunächst einmal<br />

versuchen, die Einnahme der konventionellen<br />

Analgetika zu optimieren.“<br />

Wichtiger Bestandteil der Attackentherapie<br />

sind Allgemeinmaßnahmen wie Ruhe und<br />

Reizabschirmung, die in der Realität allerdings<br />

oft schwer durchführbar sind. Prof.<br />

Wöber: „Da gibt es sehr eindrucksvolle Patientenberichte.<br />

Manche erzählen, dass sie<br />

irgendwie über die Runden kommen, wenn<br />

sie ihr Medikament am Arbeitsplatz einnehmen,<br />

wenn sie zu Hause sind und sich nach<br />

der Einnahme des selben Medikaments zwei<br />

Stunden hinlegen können, erholen sie sich<br />

aber viel besser.“ Fallweise können auch Antiemetika<br />

zum Einsatz kommen. Zur Wahl<br />

stehen Metoclopramid, Domperidon und Ondansetron.<br />

In der Therapie sind die NSAR Acetylsalicylsäure,<br />

Ibuprofen und Diclofenac erste Wahl,<br />

als zweite Wahl werden Paracetamol, Ketoprofen<br />

und Metamizol eingestuft, zu denen<br />

weniger eindeutige Studienergebnisse vorliegen.<br />

Reichen diese Medikamente nicht<br />

aus, so ist der Einsatz von Triptanen indiziert.<br />

Prof. Wöber: „Wenn ein Patient zwei<br />

NSAR in ausreichend hoher Dosis zum optimalen<br />

Zeitpunkt versucht hat, so hat es keinen<br />

Sinn, weiter NSAR oder Analgetika zu<br />

versuchen.“<br />

GALENIK NACH BEDARF. Bei den Triptanen besteht<br />

eine große Auswahl, nicht zuletzt auch<br />

hinsichtlich der Galenik, so dass die Mög-


lichkeit einer individuellen Therapiegestaltung<br />

besteht. Prof.<br />

Wöber: „Wenn ein Patient unter<br />

plötzlich auftretenden Attacken<br />

leidet, wird man eher zu einem<br />

Nasenspray greifen, entwickeln<br />

sich die Anfälle langsam, so findet<br />

man meist <strong>mit</strong> oraler Einnahme<br />

das Auslangen.“ Zur Verfügung<br />

stehen Sumatriptan (Tablette,<br />

Nasenspray, Suppositorium,<br />

Ampulle), Zol<strong>mit</strong>riptan (Tablette,<br />

Schmelztablette, Nasenspray),<br />

Naratriptan (Tablette), Rizatriptan<br />

(Tablette, Schmelztablette),<br />

Eletriptan (Tablette) und<br />

Frovatriptan (Tablette). Ergotamine<br />

als die „klassischen“ Migränemedikamente<br />

sind heute,<br />

angesichts der Überlegenheit<br />

der Triptane, nicht mehr indiziert.<br />

In Diskussion ist die Frage nach<br />

dem optimalen Timing der Attackentherapie.<br />

Eine möglichst<br />

frühe Therapie soll eine geringere<br />

maximale Schmerzintensität,<br />

weniger Begleitsymptome,<br />

bessere Resorption oraler Medikamente,<br />

rascheres Abklingen<br />

der Attacke sowie einen geringeren<br />

Medikamentenbedarf<br />

bringen. Dagegen wird ins Treffen<br />

geführt, dass eine sehr frühe<br />

Einnahme der Medikamente<br />

zum unnötigen Gebrauch von<br />

Migränemedikamenten bei banalen<br />

Kopfschmerzen, die sich<br />

nicht zur Attacke entwickeln,<br />

führen könne. Anhand der aktuellen<br />

Studienlage könne diese<br />

Frage, so Prof. Wöber, nicht beantwortet<br />

werden: „Es gibt keine<br />

adäquate Studie, die zweifelsfrei<br />

die Überlegenheit einer frühen<br />

Therapie zeigt.“ Die Attackentherapie<br />

sollte also erfolgen,<br />

sobald das Auftreten einer Attacke<br />

als sehr wahrscheinlich eingestuft<br />

wird. Triptane sollten<br />

niemals während der Aura eingenommen<br />

werden, da sie zu<br />

diesem Zeitpunkt wirkungslos<br />

sind. Das Kriterium für die<br />

Wirksamkeit der Medikation ist<br />

heute das Abklingen der Attacke<br />

innerhalb von zwei Stunden<br />

nach Medikamenteneinnahme,<br />

wobei die Attacke innerhalb von<br />

24 Stunden nicht mehr auftritt.<br />

Das kann auch <strong>mit</strong> Triptanen<br />

durchaus nicht immer erreicht<br />

werden. Als Alternative ist die<br />

Kombination von Triptanen und<br />

NSAR möglich. Für Sumatriptan<br />

und Naproxen konnte in zwei<br />

Studien die Überlegenheit gegenüber<br />

Sumatriptan Monotherapie,<br />

Naproxen Monotherapie und Placebo<br />

nachgewiesen werden.<br />

PROPHYLAXE REDUZIERT ANFÄLLE.<br />

Bei sehr häufigen Attacken kann<br />

eine medikamentöse Prophylaxe<br />

indiziert sein. Empfehlung zur<br />

Prophylaxe besteht bei mehr als<br />

drei bis vier Attacken pro Monat.<br />

Erforderlich ist eine ausführliche<br />

Anamnese zur bisherigen Therapie.<br />

Das Therapieziel ist eine<br />

Reduktion der Anfallshäufigkeit<br />

um mindestens 50 Prozent. Auch<br />

hier ist eine individuelle Therapieplanung<br />

erforderlich. Neben<br />

der medikamentösen Prophylaxe<br />

sind immer allgemeine Maßnahmen<br />

erforderlich. Dazu gehören<br />

regelmäßiges Essen, Trinken<br />

und Schlafen ebenso wie das<br />

Vermeiden von Triggerfaktoren<br />

und Ausdauersport. In der medikamentösen<br />

Prophylaxe sind Be-<br />

ta-Blocker, Kalziumkanalblocker<br />

oder Antiepileptika erste Wahl,<br />

als Mittel der zweiten Wahl<br />

kommt A<strong>mit</strong>riptylin in Frage.<br />

Auch Entspannungstraining,<br />

Biofeedback, Verhaltenstherapie<br />

und Akupunktur dürften einen<br />

Einfluss haben. Unter den<br />

pflanzlichen Wirkstoffen gibt es<br />

Studien für Pestwurz und Mutterkraut,<br />

deren Nebenwirkungen<br />

allerdings nicht unterschätzt<br />

werden dürfen.<br />

Reno Barth<br />

SCHMERZ nachrichten 19


in schneller Wirkungseintritt und<br />

Schmerzfreiheit sind für Migränepatienten<br />

die wesentlichen Anforderungen<br />

an eine geeignete Akuttherapie. Seit<br />

dem Einsatz der ersten Triptane vor 25 Jahren<br />

wurde diese Substanzgruppe laufend erforscht<br />

und weiter entwickelt und hat sich<br />

nun zum Goldstandard in der Behandlung<br />

von Migräneattacken etabliert. Triptane wirken<br />

direkt auf den lokalen Schmerzherd und<br />

lindern auch die auftretenden Nebenerscheinungen<br />

der Migräne wie Übelkeit, Erbrechen<br />

sowie Licht- und Geruchsempfindlichkeit.<br />

JEDEM PATIENTEN „SEIN“ TRIPTAN. Heute stehen<br />

verschiedene Triptane zur Verfügung,<br />

die individuell nach den Bedürfnissen des<br />

einzelnen Migräne-Patienten verordnet werden<br />

können. „Im Vordergrund stehen der rasche<br />

Wirkungseintritt sowie der Wunsch<br />

nach guter Verträglichkeit und Sicherheit<br />

der Wirkung“, sagt Dr. Gerald Huber, Abteilung<br />

für allgemeine Neurologie und<br />

Schmerzmedizin, Krankenhaus der Barmherzigen<br />

Brüder, Linz. „Mittlerweile erleichtern<br />

auch die unterschiedlichen Applikationsformen<br />

das Migränemanagement.“ Die<br />

Möglichkeiten reichen von Schmelztabletten<br />

über Zäpfchen und Nasenspray bis zur<br />

subkutanen Injektion <strong>mit</strong> Autoinjektor.<br />

„Die kürzeste Zeit bis zum Wirkungseintritt<br />

ist <strong>mit</strong> rund zehn Minuten nach einer subkutanen<br />

Injektion von Sumatriptan zu erwarten“,<br />

erklärt Dr. Huber. „Die oralen Darreichungsformen<br />

benötigen mehr Zeit, um<br />

Kopfschmerzfreiheit und Besserung der Begleitsymptome<br />

zu erreichen. Das kann bis<br />

zu 60 Minuten für Sumatriptan und Zol<strong>mit</strong>riptan<br />

dauern.“ Etwas schneller wirken Rizatriptan<br />

und Eletriptan, aber auch der Zol-<br />

20 SCHMERZ nachrichten<br />

TRIPTANE –<br />

SCHNELL UND SICHER<br />

Migräneattacken sollten möglichst frühzeitig medikamentös behandelt werden.<br />

Laut Empfehlung der Österreichischen Kopfschmerz-Gesellschaft gelten<br />

Triptane dabei als Therapieoption der ersten Wahl.<br />

E BilderBoxCom<br />

<strong>mit</strong>riptan-Nasenspray. Frovatriptan erweist<br />

sich als günstig bei lang dauernden Migräneattacken<br />

<strong>mit</strong> langsamem Beginn: Die Wirkung<br />

tritt verzögert ein, durch die lange<br />

Halbwertzeit von Frovatriptan ist jedoch eine<br />

lange Wirkdauer gewährleistet.<br />

Schmelztabletten haben sich bei Bestehen<br />

einer begleitenden Übelkeit bewährt, da<br />

durch den raschen Zerfall der Lyotablette auf<br />

der Zunge keine zusätzliche Flüssigkeit bei<br />

der Einnahme nötig ist und dadurch kein<br />

Brechreiz ausgelöst wird. Die Verordnung<br />

eines Zäpfchens bewährt sich besonders,<br />

wenn ein frühes Erbrechen am Anfang der<br />

Attacke eine orale Medikation in Frage stellt.<br />

„Spricht ein Patient auf die erste Dosis nicht<br />

sofort an, sollten zumindest drei Migräneattacken<br />

abgewartet werden, bevor ein Substanzwechsel<br />

durchgeführt wird“, betont Dr.<br />

Huber. „Unter Umständen ist auch eine Do-<br />

„Im Vordergrund stehen der rasche Wirkungseintritt<br />

sowie der Wunsch nach guter<br />

Verträglichkeit und Sicherheit der Wirkung.“<br />

Dr. Gerald Huber<br />

siserhöhung erforderlich.“ Prinzipiell gilt:<br />

Wenn ein Triptan nicht sofort wirkt, ist eine<br />

Wiederholung nach zwei Stunden angezeigt,<br />

dann jedoch muss eine Pause von mindestens<br />

24 Stunden eingehalten werden.<br />

KEINE TRIPTANE WÄHREND DER AURA. Bei Migräne<br />

<strong>mit</strong> Aura sollten während der Auraphase<br />

keine Triptane eingenommen werden.<br />

Dr. Huber: „Die Aura selbst entsteht durch<br />

Gefäßengstellung. Die gefäßverengende Wirkung<br />

der Triptane würde jedoch die Wirkung<br />

insgesamt potenzieren.“ Daher empfiehlt<br />

es sich, die Aura abklingen zu lassen<br />

und die Triptane erst danach einzunehmen,<br />

um da<strong>mit</strong> den Kopfschmerz positiv zu beeinflussen.<br />

Prinzipiell besteht das Risiko, dass Triptane<br />

nicht nur intrakranielle, sondern auch kardiovaskuläre<br />

Gefäße verengen. Bei unkontrollierter<br />

Hypertonie sind Triptane kontraindiziert.<br />

Auch Patienten <strong>mit</strong> nachgewiesener<br />

koronarer Herzkrankheit – einschließlich<br />

ischämischer Herzerkrankungen wie<br />

Angina pectoris und Myokardinfarkt – in der<br />

Anamnese oder nachgewiesener stiller<br />

Ischämie dürfen keine Triptane einnehmen.<br />

Eine kardiovaskuläre Untersuchung vor Beginn<br />

der Triptantherapie ist in jedem Fall erforderlich.<br />

Sigrun Rux


SCHMERZ nachrichten 21


B E R I C H T<br />

des Sekretärs Prim. Univ.-Doz. Dr. Christian Lampl<br />

Prozessqualität im schmerzarmen Krankenhaus<br />

Wenn man über das moderne, schmerzarme Krankenhaus<br />

spricht, kommt man am Begriff Prozessqualität<br />

nicht vorbei. Mit diesem Qualitätsmanagement-Tool<br />

wird überprüft, ob die geschaffenen Voraussetzungen auch tatsächlich<br />

in die Tat umgesetzt werden. Als Beispiele sind Maßnahmen<br />

zur Schmerzprophylaxe oder die Lagerung des Patienten<br />

aber auch physikalische Maßnahmen zu nennen. Ebenso ist<br />

zu hinterfragen, ob versucht wurde, Drainagen oder ähnliches<br />

zu vermeiden, oder ob das Schmerzkonzept präoperativ schriftlich<br />

entsprechend festgelegter Standards niedergelegt wurde, ob<br />

spezielle Verfahren der <strong>Schmerzthe</strong>rapie, zum Beispiel epidurale<br />

Verfahren, in den OP-Plan aufgenommen wurden. Wurde der<br />

Patient im Aufwachraum nach seinen Schmerzen befragt und<br />

schmerzfrei auf die Station verlegt? Wie sieht es <strong>mit</strong> der Überwachung<br />

therapiespezifischer Nebenwirkungen aus? Und in welcher<br />

Weise wurde auf hohe Schmerzzahlen unter Standardtherapie<br />

durch das betreuende Personal reagiert?<br />

In jedem Fall setzt Prozessqualität auf eine gute Dokumentation,<br />

was wiederum eine geeignete Infrastruktur, etwa eine gut<br />

entwickelte Software, voraussetzt. Ebenso ist Flexibilität im Umgang<br />

<strong>mit</strong> Patienten gefordert. Auf neue Anforderungen sollte<br />

man <strong>mit</strong> neuen Lösungsansätzen reagieren, anstatt allzu lange<br />

an alten Dogmen festzuhalten oder „Dienst nach Vorschrift“ zu<br />

verrichten. Bewährte Ansätze, sogenannte „Best Practices“, sollen<br />

unter den Mitarbeitern ausgetauscht und etabliert werden,<br />

anstatt Vorgaben von oben zu diktieren. Derartige neue Prozesse<br />

lassen in den meisten Fällen mehr Spielraum für lokale Alternativen<br />

und Kreativität.<br />

Ein Qualitätsbericht stellt den Stand und die durchgeführten<br />

Maßnahmen der Qualitätssicherung eines schmerzarmen Krankenhauses<br />

dar und dient da<strong>mit</strong> als Leistungsnachweis. So kann<br />

ein Krankenhaus den Bericht auch zur Darstellung seiner eigenen<br />

Leistungsfähigkeit im Sinne von positivem Image gegenüber<br />

Einweisern, Kooperationspartnern, Patienten, eigenen Mitarbeitern<br />

und anderen interessierten Gruppen nutzen.<br />

22 SCHMERZ nachrichten<br />

Mit besten Grüßen<br />

Prim. Univ.-Doz. Dr. Christian Lampl<br />

Sekretär der Österreichischen Schmerzgesellschaft<br />

29. bis 31. Mai 2008 16.<br />

Wissenschaftliche Tagung der<br />

Österreichischen Schmerzgesellschaft,<br />

Zell am See<br />

Information: vermed G.m.b.H<br />

E-Mail: office@vermed.at<br />

Tel.: +43-316 / 42 60 82<br />

Fax: +43-316 / 42 60 71<br />

www.oesg.at<br />

24. Mai 2008<br />

Frühjahrestagung der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Rheumatologie<br />

und Rehabilitation,<br />

Drei Länder Treffen<br />

Pörtschach<br />

Ärztezentrale Med.Info,<br />

Helferstorferstrasse 4, 1014 Wien<br />

Tel: +43/1/531 16 - 33<br />

Fax: 43/1/531 16 - 61<br />

E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />

22. - 24. Mai 2008 9.<br />

Interdisziplinärer Workshop<br />

„Anatomie in der Regionalanästhesie<br />

/ <strong>Schmerzthe</strong><strong>rapie“</strong>,<br />

Graz<br />

Information: Renate Zöhrer<br />

Univ. Klinik für Anästhesiologie<br />

und Intensivmedizin Graz<br />

Tel.: +43 316 385-2829<br />

Fax +43 316 385-3420<br />

29. Mai - 01. Juni 2008<br />

13th International Pain Clinic<br />

Congress<br />

World Society of Pain Clinicians,<br />

Seoul/Korea<br />

www.pain-wspc2008.org/<br />

6. - 11.Juni 2008<br />

ENS 2008 - 18th Meeting of the<br />

European Neurological Society<br />

Nizza<br />

ENS 2008 c/o AKM Congress<br />

Service P.O. Box Clarastrasse 57<br />

4005 Basel, Schweiz<br />

Tel: +41 (0) 61 686 77 11<br />

Fax: +41 (0) 61 686 77 88<br />

E-Mail: info@akm.ch<br />

www.ensinfo.com<br />

12. - 13. Juni 2008<br />

3. Internationalen Palliative<br />

Care Kongress<br />

Friedrichshafen, Bodensee<br />

E-Mail: info@agendum.de<br />

www.agendum.de<br />

23.-28. Juni 2008<br />

Basiskurs <strong>Schmerzthe</strong>rapie A,<br />

Pörtschach<br />

Information: Ärztekammer für<br />

TERMINE<br />

Kärnten, Petra Spendier,<br />

Tel.: 0463/5856-17, Fax: DW 45<br />

E-Mail: fortbildung@aekktn.at<br />

17.-22. August 2008<br />

12th World Congress on Pain ,<br />

Glasgow/Scotland<br />

Information: www.iasp-pain.org<br />

E-Mail: iaspdesk@iasp-pain.org<br />

3. Oktober 2008 - 17. Mai 2009<br />

INTERDISZIPLINÄRER ZERTIFI-<br />

KATSKURS SCHMERZMEDIZIN<br />

Grundkurs 6, Bad Aussee<br />

Termine: 3. - 5. Oktober 2008<br />

7. - 9. November 2008<br />

16. - 18. Jänner 2009<br />

17. - 19. April 2009<br />

15. - 17. Mai 2009<br />

www.oegari.at/weiterbildung.asp<br />

10. - 11. Oktober 2008<br />

Jahrestagung der Österreichischen<br />

Gesellschaft für<br />

Physikalische Medizin und<br />

Rehabilitation<br />

Linz<br />

www.oegpmr.at<br />

17.Oktober - 26.Oktober 2008<br />

5. Interdisziplinärer Kurs über<br />

<strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />

„Salzburger Kompatkseminar<br />

Spezielle <strong>Schmerzthe</strong><strong>rapie“</strong>,<br />

Salzburg<br />

Information:OÄ Dr. Helga Schuckall,<br />

MSc, MBA,<br />

Interdisziplinäre Schmerzambulanz<br />

der Salzburger Landeskliniken,<br />

Tel.: 0662/4482-2786,<br />

E-mail: schmerzambulanz@salk.at<br />

www.schmerzambulanzsalzburg.at/<br />

28. - 29. November 2008<br />

Jahrestagung der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Rheumatologie<br />

und Rehabilitation<br />

Ort: Wien, Tech Gate Vienna<br />

Ärztezentrale Med.Info,<br />

Tel: +43/1/53116-33<br />

Fax: +43/1/53116-61<br />

E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />

www.rheumatologie.at<br />

Beginn: September 2009<br />

(berufsbegleitend, 2 Jahre)<br />

2. Universitätslehrgang ismed<br />

(postgradueller ULG für interdisziplinäre<br />

Schmerzmedizin)<br />

Medizinische Universität Wien<br />

Information/Anmeldung:<br />

www.meduniwien.ac.at/ismed<br />

ismed@meduniwien.ac.at


NSAR<br />

UNVERZICHTBAR IM KAMPF<br />

GEGEN SCHMERZ UND<br />

ENTZÜNDUNG<br />

Sie sind zu Unrecht vorübergehend ins Gerede gekommen: Nichtsteroidale Antirheumatika sind<br />

in der <strong>Schmerzthe</strong>rapie durch ihren raschen Wirkeintritt und ihre antiphlogistische Wirkung<br />

unverändert von zentraler Bedeutung, sagt Schmerz-Spezialist Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar.<br />

Das Kind <strong>mit</strong> dem Bade auszuschütten,<br />

ist selten vernünftig. Das gilt<br />

auch für die zeitweise recht heftig<br />

geführte Diskussion im Zusammenhang <strong>mit</strong><br />

COX-2-Inhibitoren, im Zuge derer herkömmliche<br />

nichtsteriodale Antirheumatika (NSAR)<br />

aufgrund ihrer gastrointenstinalen Nebenwirkungen<br />

starker Kritik ausgesetzt waren.<br />

Seither wurden aufgrund kardiovaskulärer<br />

Nebenwirkungen und einer erhöhten Inzidenz<br />

von Schlaganfällen COX-2-Hemmer<br />

wieder vom Markt genommen, und herkömmliche<br />

NSAR sind vielfach so unentbehrlich<br />

wir ursprünglich.<br />

Durch die negative Publicity-Welle wurden<br />

NSAR bisweilen zurückhaltend eingesetzt,<br />

und im Gegenzug der Einsatz von Opioiden<br />

forciert. Letztere verursachen keine Organschädigung,<br />

sind aber Restriktionen in der<br />

praktischen Anwendung unterworfen, wie<br />

dem Ausstellen eines Sucht<strong>mit</strong>telrezeptes –<br />

trotz Vereinfachung immer noch eine<br />

Hemmschwelle.<br />

Nur <strong>mit</strong> Opioiden alleine fände die moderne<br />

Schmerzmedizin aber auch nicht das Auslangen,<br />

bestätigt Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar<br />

vom LKH Klagenfurt den unverändert zentralen<br />

Stellenwert von NSAR: „Es gibt Indikationen,<br />

wo ich NSAR brauche. Dort, wo ein<br />

Entzündungsgeschehen ist, sei es bei einer<br />

rheumatoiden Arthritis, sei es beim aktiven<br />

Schub einer Arthrose, sei es postoperativ, wo<br />

nach einer Operation viel Cyclooxygenase<br />

freigesetzt wird, wird eine gute Schmerzhemmung<br />

benötigt. Da gibt es eben keine<br />

Medikamente, die herkömmlichen NSAR<br />

oder COX-2-Hemmern ebenbürtig sind.“<br />

Als sinnvolles Konzept sieht Prof. Likar den<br />

Einsatz von NSAR-Kombinationspräparaten,<br />

in denen einen zentral relaxierende Substanz,<br />

etwa Orphenadrin, enthalten ist. Hier<br />

vor allem i.v., weil die Bioverfügbarkeit beim<br />

Patienten da<strong>mit</strong> besser sei. Diese kurzfristige<br />

Schmerzkontrolle und sehr effiziente Linderung<br />

bei akutem Schmerz beugt auch einer<br />

eventuellen Chronifizierung des<br />

Schmerzes vor.<br />

Geht es allerdings rein um die Entzündung<br />

und ist der Schmerz nicht so ausgeprägt, wären<br />

manchmal NSAR ausreichend. „Man<br />

„Man sollte bei Nicht-Tumorschmerzen das<br />

gleiche Konzept verfolgen wie bei Opioiden,<br />

nämlich immer wieder einmal zu versuchen,<br />

auszuschleusen und abzusetzen. Das ist das<br />

Geheimnis.“<br />

Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar<br />

sollte bei Nicht-Tumorschmerzen das gleiche<br />

Konzept verfolgen wie bei Opioiden“,<br />

schlägt der Schmerzexperte vor. „Nämlich<br />

immer wieder einmal zu versuchen, auszuschleusen<br />

und abzusetzen. Das ist das Geheimnis.“<br />

Diese kontrollierten Pausen sind Teil eines<br />

Gleichgewichts. Bei bestimmten klar definierten<br />

Indikationen kann auch einmal die<br />

Therapie reduziert werden, wenn der Patient<br />

die Schmerzstillung als ausreichend empfindet.<br />

So unumgänglich NSAR etwa im postoperativen<br />

Bereich sind für die ersten fünf<br />

Tage nach dem Eingriff, so genau muss Wirkung<br />

und Nebenwirkung auf Magenschleimhaut,<br />

Nieren und Blutgerinnung verfolgt<br />

werden, wenn sie längere Zeit verabreicht<br />

werden. Die rechtzeitige Kombination <strong>mit</strong><br />

Cyprostol oder einem Protonenpumpenhemmer<br />

kann Schädigungen etwa der Magenschleimhaut<br />

hintanhalten.<br />

Für den richtigen Zeitpunkt plädiert hier<br />

auch Univ. Prof. Dr. Likar: „Bei einer großen<br />

Entzündung sollte man NSAR rechtzeitig einsetzen,<br />

um die Entzündung zu hemmen, und<br />

dann daran denken, sie wieder abzusetzen.“<br />

Sigrun Rux<br />

SCHMERZ nachrichten 23


1. PROBLEMSTELLUNG: NSAR i.v. IN DER AKUT-<br />

SCHMERZTHERAPIE. Nichtsteroidale Antirheumatika<br />

(NSAR) haben heute aufgrund ihrer<br />

analgetischen und antiphlogistischen<br />

Wirksamkeit in der Behandlung von zahlreichen<br />

akuten und chronischen Schmerzformen<br />

einen zentralen Stellenwert. In der<br />

Akutschmerztherapie, zum Beispiel periund<br />

postoperativ, ist der i.v.-Einsatz von<br />

NSAR bedeutsam. Hier spielen insbesondere<br />

NSAR <strong>mit</strong> kurzer Halbwertszeit, die aufgrund<br />

einer leichteren Steuerbarkeit entsprechend<br />

dem jeweiligen Krankheitszustand<br />

eingesetzt werden können, eine Rolle,<br />

ggf. als Kombinationspräparat <strong>mit</strong> einem<br />

zentral wirksamen Muskelrelaxans oder<br />

Orphenadrincitrat.<br />

Der rasche Wirkeintritt <strong>mit</strong>tels Infusion sowie<br />

das infolge der Wirkstoffkombination<br />

ausgeweitete Wirkspektrum ermöglichen eine<br />

kurzfristige Schmerzkontrolle. Es kann<br />

davon ausgegangen werden, dass eine rasch<br />

einsetzende Schmerzlinderung in einer Reihe<br />

von Fällen einer Schmerz-Chronifizierung<br />

vorbeugen kann.<br />

Im Folgenden werden auf der Grundlage wissenschaftlicher<br />

Evidenz und ärztlicher Erfahrung<br />

zentrale Fragen im Zusammenhang<br />

<strong>mit</strong> NSAR i.v. in Kombination <strong>mit</strong> krampflösenden<br />

Substanzen <strong>diskutiert</strong> und der Einsatz<br />

solcher Kombinationen evaluiert.<br />

2. NSAR i.v.: RASCHER WIRKUNGSEINTRITT BEI<br />

AKUTEM SCHMERZ. Ein zentrales Argument für<br />

den Einsatz von NSAR i.v. ist der rasche Wirkungseintritt<br />

nach etwa zehn Minuten. NSAR<br />

i.v. haben sich in einer Reihe von Indikationen<br />

hervorragend bewährt. Generell gilt dies<br />

für praktisch alle Formen des Akutschmerzes,<br />

also zum Beispiel sämtliche Schmerzen<br />

im muskuloskelettalen Bereich, Schmerzen<br />

im unfallchirurgischen Bereich, Schmerzen<br />

im gynäkologischen Bereich, Schmerzen im<br />

zahnärztlicher Bereich, Nieren- und Gallenkoliken,<br />

Migräneanfälle, etc. Besonders hervorzuheben<br />

ist der Stellenwert von NSAR i.v.<br />

bei kleineren Eingriffen bis hin zu <strong>mit</strong>telschweren<br />

Operationen, bezogen auf den Zeitraum<br />

der therapiebedürftigen Schmerzen<br />

nach der Operation, also ein bis fünf Tage.<br />

24 SCHMERZ nachrichten<br />

Experten-Statement<br />

DER STELLENWERT VON NSAR i.v. IN<br />

KOMBINATION MIT KRAMPFLÖSENDEN<br />

SUBSTANZEN IN DER MODERNEN<br />

SCHMERZMEDIZIN<br />

NSAR i.v. sollten nur bei Patienten eingesetzt<br />

werden, die keine Kontraindikationen<br />

in Bezug auf vorbestehende Organdysfunktionen<br />

(Niere, Leber, Gastrointestinaltrakt,<br />

eventuell Herz-Kreislauf-Erkrankungen), erhöhte<br />

Blutungsrisiken oder Wundheilungsstörungen<br />

aufweisen. Vorsicht ist weiters geboten<br />

beim frühzeitigen postoperativen Einsatz<br />

nach Eingriffen <strong>mit</strong> erhöhtem Blutungsrisiko,<br />

wie z.B. urologische und neurochirurgische<br />

Operationen oder nach Tonsillektomien.<br />

Die Auswirkung eines NSAR auf das<br />

Blutungsrisiko ist auch abhängig von der<br />

Halbwertszeit des jeweiligen Medikaments,<br />

Medikamenten <strong>mit</strong> kurzer Halbwertszeit ist<br />

der Vorzug zu geben.<br />

3. BREITE PALETTE VON NSAR i.v. ERLEICHTERT<br />

WECHSEL DER DARREICHUNGSFORM OHNE<br />

WIRKSTOFFWECHSEL. Im anglosächsischen<br />

Raum etwa stehen derzeit für die Verabreichung<br />

von NSAR i.v. nur Ketorolac und Valdecoxib<br />

zur Verfügung, und es sprechen eine<br />

Reihe stichhaltiger Argumente dafür,<br />

dass heute in Festland-Europa eine breitere<br />

Produktpalette verfügbar ist.<br />

NSAR sind – bei gleichem Wirkmechanismus<br />

– chemisch unterschiedliche Substanzen, Patienten<br />

sprechen individuell unterschiedlich<br />

auf die einzelnen Wirkstoffe an. Da Patienten<br />

grundsätzlich immer nur ein NSAR gegeben<br />

werden sollte, ist aus schmerzmedizinischer<br />

Sicht eine Vielzahl von verfügbaren<br />

NSAR zur i.v.-Applikation wünschenswert,<br />

da<strong>mit</strong> bei einem Wechsel der Darreichungsform<br />

nicht auch ein Wechsel des Wirkstoffes<br />

erforderlich wird. Wünschenswert ist also zumindest<br />

ein Vertreter aus jeder NSAR-Substanzgruppe,<br />

wodurch i.v.-Präparate je nach<br />

individueller Wirksamkeit und Verträglichkeit<br />

eingesetzt werden könnten, wobei eine<br />

kurze Halbwertszeit als Vorteil erachtet wird.<br />

4. VORTEILE DER INTRAVENÖSEN GABE GEGEN-<br />

ÜBER ANDEREN APPLIKATIONSFORMEN. Die Gabe<br />

von NSAR i.v. hat gegenüber einer enteralen<br />

Applikation in der Akutschmerztherapie<br />

einige Vorteile: So ist die Anschlagszeit<br />

deutlich kürzer, dazu kommen die bessere<br />

Steuerbarkeit und eventuell ein höherer Placeboeffekt.<br />

Im Bereich der unerwünschten<br />

Wirkungen besteht generell der Eindruck einer<br />

besseren gastrointestinalen Verträglichkeit.<br />

NSAR i.v. weisen gruppenspezifische<br />

Nebenwirkungen auf, allerdings sind diese<br />

insgesamt relativ selten. Am häufigsten wurden<br />

allergische Reaktionen beobachtet.<br />

5. DIE KOMBINATION VON NSAR MIT KRAMPF-<br />

LÖSENDEN SUBSTANZEN.Für die Kombination<br />

von NSAR <strong>mit</strong> Muskelrelaxantien bzw.<br />

<strong>mit</strong> Orphenadrincitrat sprechen eine Reihe<br />

von Argumenten: Zum Beispiel kann da<strong>mit</strong><br />

bei Schmerzverspannungen der Kreislauf<br />

von Schmerz und Verspannung unterbrochen<br />

werden. Bei reflektorischen muskulären<br />

Spannungszuständen bei Gelenk- und<br />

Wirbelsäulenproblemen kann diese Wirkstoffkombination<br />

zu einer Muskelrelaxierung<br />

und so<strong>mit</strong> auch zu einer effektiveren<br />

Schmerzlinderung führen.<br />

Im Fall der Kombination von Diclofenac-Natrium<br />

und Orphenadrincitrat kommt noch<br />

eine antihistaminische Wirkung dazu, der<br />

da<strong>mit</strong> verbundene abschwellende Effekt<br />

kann bei Schmerzformen <strong>mit</strong> autoimmunologischer<br />

Komponente relevant sein. Dieser<br />

Synergismus erfolgt bei einer Kombination<br />

<strong>mit</strong> einem reinen Muskelrelaxanz nicht.<br />

Patienten <strong>mit</strong> NSAR sollten zusätzlich Protonenpumpen-Inhibitoren<br />

(PPI) verabreicht<br />

werden, diese verlangsamen allerdings die<br />

Metabolisierung der Muskelrelaxanzien.<br />

Orphenadrincitrat unterliegt jedoch einer<br />

anderen Metabolisierung, und weist daher<br />

in Kombination <strong>mit</strong> Diclofenac einen weiteren<br />

Vorteil auf.<br />

Unverändert gelten auch bei solchen Wirkstoffkombinationen<br />

die in Punkt 2. genannten<br />

Hinweise auf Kontraindikationen.<br />

Ein Teilnehmer an diesem Positionspapier<br />

berichtet, dass seine persönlichen Erfahrungen<br />

im neurologischen Bereich den Einsatz<br />

der Kombination Diclofenac-Natrium <strong>mit</strong><br />

Orphenadrincitrat insofern als li<strong>mit</strong>iert erscheinen<br />

lassen, als es dadurch besonders<br />

bei älteren Patienten zu Beinödemen gekommen<br />

ist.


Pressefotos.at<br />

Die Autoren:<br />

Prim. Univ.-Prof.<br />

Dr. Hans Bröll<br />

Rheuma-Zentrum<br />

Wien-Oberlaa<br />

Prim. Univ.-Doz.<br />

Dr. Martin Friedrich<br />

Abteilung für Orthopädische<br />

<strong>Schmerzthe</strong>rapie,<br />

Orthopädisches Spital,<br />

Speising<br />

Prim. Univ.-Prof.<br />

Dr. Wilfried Ilias<br />

Abteilung für Anästhesiologie,<br />

Intensivmedizin<br />

und <strong>Schmerzthe</strong>rapie,<br />

Krankenhaus der Barmherzigen<br />

Brüder, Wien<br />

OA Dr. Wolfgang<br />

Jaksch<br />

Abteilung für Anästhesiologie<br />

und allg.<br />

Intensivmedizin,<br />

Wilhelminenspital, Wien<br />

Prim. Univ.-Prof.<br />

Dr. Walter Klimscha<br />

Abt. f. Anästhesiologie<br />

und allg. Intensivmedizin,<br />

Donauspital SMZ<br />

Ost, Wien<br />

Beim Einsatz von NSAR kommt es zu gruppenimmanenten<br />

Hemmung der Natriumausscheidung<br />

durch Interferenz <strong>mit</strong> der Nierendurchblutung<br />

(Folge der Prostaglandin I<br />

Synthesehemmung), aber auch einer direkten<br />

Einwirkung auf das Nierenepithel. Die<br />

Ausbildung von Knöchelödemen ist so<strong>mit</strong> eine<br />

Nebenwirkung, welche nicht Orphenadrin-,<br />

sondern Diclofenac- bzw. NSAR-spezifisch<br />

ist.<br />

6. ERFAHRUNGEN MIT MONOSUBSTANZEN UND<br />

KOMBINATIONSPRÄPARATEN. Die persönlichen<br />

Erfahrungen der Mehrzahl der an diesem<br />

Expertenstatement <strong>mit</strong>wirkenden Mediziner<br />

sprechen dafür, dass die Kombination<br />

von NSAR und Muskelrelaxantien wie z.<br />

B. Diclofenac und Orphenadrincitrat bei Indikationen<br />

wie Ischialgien oder akuten Periarthropatien<br />

besser wirksam ist als ein<br />

NSAR i.v. alleine. Auch bei anderen akuten<br />

Univ.-Prof. DDr.<br />

Hans-Georg Kress<br />

Abteilung für Spezielle<br />

Anästhesie und<br />

<strong>Schmerzthe</strong>rapie,<br />

Medizinische Universität<br />

/ AKH Wien<br />

Prim. Univ.-Doz.<br />

Dr. Christian Lampl<br />

Abteilung für<br />

Allgemeine Neurologie<br />

<strong>mit</strong> Schmerzmedizin,<br />

KH der Barmherzigen<br />

Brüder, Linz<br />

Prim. Dr.<br />

Burkhart Leeb<br />

Leiter der HUMANIS<br />

Klinik in Stockerau<br />

Univ.-Doz.<br />

Dr. Rudolf Likar<br />

Zentrum für Interdisziplinäre<br />

<strong>Schmerzthe</strong>rapie,<br />

Onkologie und Palliativmedizin,<br />

LKH Klagenfurt<br />

Univ.-Prof.<br />

Dr. Bela Teleky<br />

Klinische Abteilung<br />

für Allgemeinchirurgie,<br />

Univ.-Klink für Chirurgie,<br />

Medizinische Universität<br />

/ AKH Wien<br />

Schmerzsituationen wird die Kombination<br />

als potenter beschrieben, Patienten empfinden<br />

auf Befragung die Kombinationstherapie<br />

oft als entspannend bzw. wärmend.<br />

7. FERTIGE INFUSION VS. NSAR IN AMPULLEN-<br />

FORM. Ein praktischer Vorteil der Verfügbarkeit<br />

eines NSAR-Kombinationspräparats als<br />

fertige Infusion gegenüber einem NSAR in<br />

Ampullenform ist die Einfachheit der Zubereitung.<br />

Eine fertige Infusion schließt Kompatibilitätsprobleme<br />

beim Vermischen aus,<br />

ist für Pflegepersonen vorteilhaft und bringt<br />

zudem einen Zeitgewinn. Die Erfahrung<br />

zeigt, dass einfach anwendbare Verabreichungen<br />

angesichts der Überlastung des<br />

Pflegepersonals dem Patienten eher gegeben<br />

werden, insbesondere im postoperativen<br />

Bereich. Aus wirtschaftlicher Sicht sind<br />

die höheren Kosten von NSAR-Kombinationspräparaten<br />

als fertige Infusion anzufüh-<br />

ren.<br />

8. ZENTRAL WIRKSAME MUSKELRELAXANTIEN<br />

UND ORPHENADRINCITRAT. Der sedierende Effekt<br />

der Benzodiazepine kann bei akuten<br />

Schmerzen von Vorteil sein und zu einer besseren<br />

Schlafqualität beitragen. Ihre sedierende<br />

Wirkung kann Benzodiazepine als weiteren<br />

Kombinationspartner bei Wirbelsäulenpatienten<br />

geeignet erscheinen lassen und einen<br />

zusätzlichen Ansatzpunkt für eine<br />

schmerzlindernde Wirkung bieten. Allerdings<br />

ist Sedierung nicht immer erwünscht.<br />

Für den Einsatz von Kombinationspräparaten<br />

<strong>mit</strong> Orphenadrincitrat sprechen gegenüber<br />

dem Einsatz von zentral wirksamen Relaxantien<br />

wie Benzodiazepinen folgende Argumente:<br />

Bei Orphenadrincitrat kommt es<br />

nicht zu hang-over, außerdem wird der Abbau<br />

von Benzodiazepinen durch die Kombination<br />

<strong>mit</strong> PPI verändert. NSAR-Benzodiazepin-Kombinationen<br />

sind in Kombination <strong>mit</strong><br />

Opioiden in Bezug auf unerwünschte Interaktionen<br />

schwerer einschätzbar als NSAR-<br />

Kombinationen <strong>mit</strong> Orphenadrincitrat: Zum<br />

einen aufgrund der längeren Halbwertszeit<br />

von Benzodiazepinen. Zum anderen können<br />

Benzodiazepine in Kombination <strong>mit</strong> Opioiden<br />

i.v. zu einer verstärkten Beeinträchtigung<br />

der Atmung führen. Orphenadrincitrat<br />

kann deshalb für Kombinationen <strong>mit</strong> Opioiden<br />

als besser geeignet erachtet werden.<br />

9. SCHLUSSFOLGERUNG UND ZUSAMMENFAS-<br />

SUNG. NSAR i.v. haben sich u.a. wegen des<br />

raschen Wirkungseintritts in der Behandlung<br />

von akutem Schmerz in einer Reihe von<br />

Indikationen sehr gut bewährt. Eine möglichst<br />

breite Palette von NSAR i.v. ist wünschenswert,<br />

weil dadurch individuell der<br />

Wechsel der Darreichungsform ohne einen<br />

Wechsel des Wirkstoffes ermöglicht wird.<br />

Substanzen <strong>mit</strong> kurzer Halbwertszeit sind<br />

von Vorteil.<br />

Für die Kombination von NSAR <strong>mit</strong> Muskelrelaxanzien<br />

bzw. Orphenadrincitrat sprechen<br />

folgende Argumente: Die Kombination<br />

von NSAR und Orphenadrincitrat i.v. hat aufgrund<br />

ihrer krampflösenden, schmerzstillenden<br />

und entzündungshemmenden Wirkung,<br />

sowie einer darüber hinaus bestehenden<br />

synergistischen Wirksamkeit ihren Stellenwert<br />

in der Behandlung einer Reihe von<br />

akuten Schmerzen: Argumente dafür sind z.<br />

B. rascher Wirkeintritt, gute Steuerbarkeit<br />

infolge kurzer Halbwertszeit, keine sedierende<br />

Wirkung, gute Kombinierbarkeit <strong>mit</strong><br />

Opioiden. Der Einsatz von Kombinationspräparaten<br />

<strong>mit</strong> Orphenadrincitrat bringt deshalb<br />

auch Vorteile gegenüber dem Einsatz<br />

von Kombinationen <strong>mit</strong> zentral wirksamen<br />

Relaxantien wie Benzodiazepinen.<br />

Als Vorteile eines fertigen NSAR-Kombinationspräparates<br />

können die Einfachheit der<br />

Zubereitung, das Vermeiden von Kompatibilitätsproblemen<br />

beim Vermischen, andere<br />

organisatorische Gesichtspunkte und Zeitgewinn<br />

angeführt werden.<br />

SCHMERZ nachrichten 25


Südbahn Schmerzgespräche 2008, Reichenau an der Rax<br />

Physikalische Medizin<br />

„Die Möglichkeiten der physikalischen Medizin<br />

und Rehabilitation werden selten voll<br />

ausgeschöpft“, so Prim. Dr. Angelika Karner-<br />

Nechvile, Physikalische Medizin im KH Wr.<br />

Neustadt. „Nicht zuletzt deshalb, weil die<br />

Möglichkeiten der immer umfangreicheren<br />

Angebote physikalisch technischer Maßnahmen<br />

nicht ausreichend bekannt sind.“ Wichtig<br />

ist auch zu ver<strong>mit</strong>teln, dass vor allem ältere<br />

Menschen durch richtiges Gehtraining<br />

und Bewegungstraining wieder an Beweglichkeit<br />

gewinnen, vor allem aber durch die<br />

erworbene Körperkontrolle weniger sturzgefährdet<br />

sind. Dabei ist hervorzuheben,<br />

dass derartige Maßnahmen durch Wiederholung<br />

zu festigen sind und der Stellenwert<br />

der Gruppentherapie zunehmend an Bedeutung<br />

gewinnt.<br />

Palliativmedizin<br />

Die Einrichtung eines palliativmedizinischen<br />

Zentrums in Waidhofen/Thaya lässt<br />

offenkundig werden, dass die Lebensqualität<br />

von Menschen auch <strong>mit</strong> nicht mehr sanierbaren<br />

Tumorerkrankungen bis zum letzten<br />

Augenblick zentrales Anliegen sein<br />

muss. Ein menschliches Umfeld, ärztliche<br />

Kompetenz, wirksame <strong>Schmerzthe</strong>rapie und<br />

menschliche Zuwendung sowie ein funktio-<br />

26 SCHMERZ nachrichten<br />

HIGHLIGHTS<br />

DER 4. SÜDBAHN<br />

SCHMERZGESPRÄCHE<br />

In Rahmen der Südbahn-Schmerzgespräche, die von 4. bis<br />

6. April in Reichenau an der Rax unter der Leitung von Prim.<br />

Univ.-Prof. Dr. Wilfried Ilias stattfanden, gab es wieder viel<br />

Neues zum Thema chronische Schmerzerkrankungen.<br />

SchmerzNachrichten fasst einige der einige der Highlights<br />

zusammen.<br />

Univ.-Prof. Dr. Wilfried Ilias<br />

nelles Umfeld, insbesondere was die enge<br />

Betreuung der Patienten ermöglicht, sind die<br />

wesentlichen Aufgaben der Palliativmedizin.<br />

Dass diese Aufgaben nicht nur eine medizinische<br />

Zielsetzung sind, sondern auch praktisch<br />

umgesetzt werden können, zeigte bei<br />

den Südbahn-Schmerzgesprächen Prim. Dr.<br />

Peter Preis, Leiter der Abt. Palliativmedizin<br />

im LKH Waidhofen/Thaya, anhand von Beispielen<br />

eindrucksvoll.<br />

Neurochirurgie<br />

Dr. Johannes Blauensteiner zeigte bei der<br />

Tagung aus neurochirurgischer Sicht, dass<br />

durch neue, minimal-invasive Operationstechniken<br />

Erfolge auch bei scheinbar aussichtslosen<br />

Fällen in der Bandscheibenchirurgie,<br />

insbesondere der Hals- und Lendenwirbelsäule,<br />

verzeichnet werden können.<br />

Seit kurzen steht ein neues HWS-Bandscheibeninterponat<br />

zur Verfügung, das<br />

durch eine teilflexible Befestigung <strong>mit</strong>tels<br />

Dacronband und einem komprimierbaren<br />

Bandscheibenkern die Beweglichkeit in den<br />

operierten Segmenten erhalten kann. Die<br />

vorgestellten Daten zeigen, dass im Gegensatz<br />

zu den Metallimplantaten dieses Kunststoffimplantat<br />

auch noch einige Jahre nach<br />

Implantation zu keiner Verknöcherung beziehungsweise<br />

Verblockung der operierten<br />

Segmente kommt. Die Abstandhalter werden<br />

zwischen die Dornfortsätze zur Erweiterung<br />

beziehungsweise Aufspreizung der<br />

Foramina intervertebralia eingebracht und<br />

helfen, bei richtiger Indikation Radikulopathien<br />

zu beseitigen. Voraussetzung dafür ist<br />

allerdings, dass keine Gleittendenz der Wirbelkörper<br />

besteht.<br />

Postoperative<br />

<strong>Schmerzthe</strong>rapie<br />

Neue pharmakologische Daten präsentierte<br />

bei den Südbahn-Schmerzgesprächen Univ.-<br />

Prof. Dr. Josef Donnerer, Institut für Pharmakologie,<br />

MedUni Graz: Nicht nur NSAR<br />

können <strong>mit</strong> der Blutgerinnung postoperativ<br />

interferieren, auch das bisher als unbedenklich<br />

geltende Paracetamol kann insbesondere<br />

bei antikoagulierten Patienten zur Gerinnungsverlängerung<br />

führen. Auch wenn dies<br />

keine panikartige Konzeptänderung der<br />

postoperativen <strong>Schmerzthe</strong>rapie <strong>mit</strong>tels Paracetamol<br />

herbeiführen solle, so der Experte,<br />

sei doch der unbefangene Einsatz von Paracetamol<br />

bei Patienten <strong>mit</strong> postoperativer<br />

Blutungsneigung zumindest zu hinterfragen.<br />

Jedenfalls sei eine enge Kontrolle der<br />

Blutgerinnung zu empfehlen.<br />

Radionukleotide<br />

Die Injektion von Radionukleotiden in chronisch<br />

entzündlich veränderten Gelenken, so<br />

Experten bei den Südbahn-Schmerzgesprächen,<br />

kann bei richtiger Indikationsstellung<br />

dauerhaft Schmerzen beseitigen. Voraussetzung<br />

dafür ist eine exakte Indikationsstellung<br />

und eine ebenso exakte Injektion der<br />

jeweiligen Radionukleotide (Erbium). Diese<br />

muss vom Radiologen, dem die Durchführung<br />

obliegt, bestätigt werden. Aufgrund der<br />

besonderen Wirkweise ist aber nicht <strong>mit</strong> einer<br />

schlagartigen Schmerzbeseitigung zu<br />

rechnen: Die Wirkung dieser Therapie tritt<br />

erst nach etwa zwei Wochen ein - dafür aber<br />

dauerhaft.


Fachkurzinformation siehe Seite 38


Südbahn Schmerzgespräche 2008, Reichenau an der Rax<br />

DURCHBRUCHSCHMERZEN:<br />

THERAPIE NACH BEDARF<br />

Schmerzen gehören zu den häufigsten Komplikationen im Rahmen von Krebserkrankungen.<br />

Besonders schwierig zu therapieren sind anfallsartig und periodisch auftretende Schmerzattacken<br />

oder Durchbruchschmerzen. Zweckmäßige Therapieoptionen wurden im Rahmen der<br />

Südbahn Schmerzgespräche vorgestellt.<br />

Trotz adäquater Dauertherapie <strong>mit</strong><br />

Opioiden kommt es bei rund 60 Prozent<br />

aller Tumorpatienten zu attackenartig<br />

auftretenden vorübergehenden<br />

Schmerzspitzen von etwa 30 Minuten Dauer.<br />

Für den Patienten meist nicht vorhersehbar,<br />

stellen diese Durchbruchschmerzen, die<br />

ein bis sechs Mal am Tag auftreten können,<br />

eine große Belastung dar. „Für den Behandler<br />

ergeben sich sowohl in der Differentialdiagnose<br />

und Abgrenzung zu lanzierenden<br />

neuropathischen Schmerzen wie auch in der<br />

Therapie große Probleme“, erläutert Prim.<br />

Univ.-Prof. Dr. Johannes Meran, Vorstand der<br />

Abteilung für Innere Medizin, Krankenhaus<br />

der Barmherzigen Brüder, Wien.<br />

THERAPIE MIT HINDERNISSEN. „Durchbruchschmerzen<br />

sind an sich ein therapeutisches<br />

Problem,“ so Prof. Meran. „Denn das Wirkmaximum<br />

vieler Medikamente wird oft erst<br />

bei Abklingen der Schmerzattacke erreicht.“<br />

Der bisherige Standard ist die Gabe von<br />

nicht retardierten (immediate release) Opioiden<br />

additiv zur lang wirksamen Basismedikation.<br />

Aufgrund der Pharmakokinetik oraler<br />

Präparationen beträgt die Zeit bis zum<br />

Wirkungseintritt meist rund 30 Minuten, die<br />

Wirkdauer aber – je nach verwendetem<br />

Opioid – vier bis acht Stunden. Im Hinblick<br />

auf die erwähnte Schmerzcharakteristik<br />

kann so<strong>mit</strong> weder eine rasche Schmerzcoupierung<br />

noch eine gute Schmerzsteuerung<br />

erreicht werden.<br />

Im Sinne der optimalen, patientengesteuerten<br />

Analgesie sind daher Präparate <strong>mit</strong> raschem<br />

Wirkungseintritt sowie kurzer Wirkdauer<br />

gefordert. „Neben der intravenösen<br />

Applikation besteht die Möglichkeit der Implantation<br />

intrathekaler oder epiduraler<br />

28 SCHMERZ nachrichten<br />

Fentanyl Stick<br />

Schmerzpumpen“, berichtet der Schmerzexperte.<br />

„Dabei haben die Patienten die Möglichkeit,<br />

sich einen zusätzlichen Bolus ihrer<br />

Schmerzmedikation zu verabreichen.“ Diese<br />

sehr effektive und in zahlreichen klinischen<br />

Studien belegte Methode hat jedoch,<br />

wie alle invasiven Eingriffe, auch Nachteile,<br />

wie etwa die Infektionsgefahr.<br />

TRANSMUKOSALE APPLIKATION: RASCH UND<br />

EFFIZIENT. Als nicht invasive und einfach<br />

praktikable Alternative haben sich daher in<br />

den letzten Jahren vermehrt transmukosale<br />

Applikationsformen etabliert, die sowohl einen<br />

raschen Wirkungseintritt als auch eine<br />

kurze Wirkdauer garantieren können. „Die<br />

transmukosale Applikationsform verspricht<br />

eine kurze Anschlagzeit und gute Steuerbar-<br />

„Durchbruchschmerzen sind an sich ein therapeutisches<br />

Problem, denn das Wirkmaximum<br />

vieler Medikamente wird oft erst bei Abklingen<br />

der Schmerzattacke erreicht.“<br />

Univ.-Prof. Dr. Johannes Meran<br />

keit dieser Analgetika und kann daher beim<br />

Durchbruchschmerz als Mittel der Wahl betrachtet<br />

werden“, so Prim. Meran. „Aufgrund<br />

ihres Lösungskoeffizienten sind die meisten<br />

Morphinderivate allerdings nur mäßig gut<br />

resorbierbar, lediglich Fentanyl und Buprenorphin<br />

erfüllen die diesbezüglichen Voraussetzungen.“<br />

Bereits seit einigen Jahren<br />

ist Buprenorphin in Form von sublingual<br />

Tabletten verfügbar. Es folgte Fentanyl als<br />

orales transmukosales therapeutisches System<br />

(oTTS), das in mehreren Untersuchungen<br />

sowohl seine analgetische Äquipotenz<br />

zu intravenös verabreichtem Morphin als<br />

auch den gleich raschen Wirkungseintritt<br />

belegte. Durch Reiben des Sticks an der<br />

Mundschleimhaut löst sich die Matrix, in die<br />

das Fentanylcitrat eingebettet ist, auf. Dabei<br />

wird Fentanyl kontinuierlich innerhalb von<br />

15 Minuten frei gesetzt, die schmerzlindernde<br />

Wirkung setzt innerhalb von fünf Minuten<br />

ein. Als Startdosis wird in der Regel etwa<br />

20 Prozent von der Tagesdosis der Dauermedikation<br />

gewählt.<br />

Weitere orale und nasale Applikationsformen<br />

der transmukosalen Opioidtherapie stehen<br />

vor der Zulassung.<br />

Sigrun Rux


Termine Wochenseminare:<br />

ÖÄK-Diplom Neuraltherapie<br />

Termine 2008<br />

Seminare 1-3 22.-26.09.2008 Weitra<br />

Seminare 4-6 24.-28.09.2008 Weitra<br />

Veranstalter:<br />

Österreichische Medizinische Gesellschaft<br />

für Neuraltherapie und Regulationsforschung<br />

Tannenweg 5, A-2451 Hof am Leithaberge<br />

Seminargebühren: (für Mitglieder der ÖNR)<br />

Wochenendseminar € 210,--<br />

Wochenseminar € 630,--<br />

Praxisseminar € 250,--<br />

Diplomprüfungs-Vorbereitungsseminar € 320,--<br />

Auskünfte und Seminaranmeldungen:<br />

Sekretariat der ÖNR, Frau Simone Paumann,<br />

Bahnhofbichl 13, A-6391 Fieberbrunn<br />

Tel.: +43(0)5354-52120, Fax: +43(0)5354-5300-731<br />

E-Mail: oenr@tirol.com<br />

Ganzheitlich im Denkansatz<br />

Zielsicher in Diagnostik und Therapie<br />

Praxisorientiert und effizient<br />

Termine Wochenendseminare<br />

Seminar 2 06./07. 09. 2008 Graz<br />

Seminar 3 29./30. 11. 2008 Graz<br />

Praxisseminar 31. 05./01. 06. 2008 Zell/See<br />

18./19. 10. 2008 Wien<br />

Seminar 4 08./09. 11. 2008 Kitzbühel<br />

Seminar 5 26./27. 04. 2008 Wien<br />

29./30. 11. 2008 Kitzbühel<br />

Seminar 6 16./17. 02. 2008 Wien<br />

25./26. 09. 2008 Weitra<br />

Seminar 7 26./27. 04. 2008 Reichenau<br />

18./19. 10. 2008 Kitzbühel<br />

Zahnheilkunde 07./08. 11. 2008 Wien (ZIV)<br />

Diplomprüfung 06. 06. 2008 Wien<br />

19. 09. 2008 Wien<br />

21. 11. 2008 Wien<br />

www.neuraltherapie.at<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 39


B&K/Wustinger<br />

RHEUMA<br />

FRÜHDIAGNOSTIK ENTSCHEIDEND<br />

Wenn die Schäden durch rheumatische Erkrankungen noch sehr gering sind oder überhaupt fehlen,<br />

besteht bei Frühinterventionen die Chance, die Progression zu verhindern.<br />

Erstsymptome sind keinesfalls harmlos,<br />

sie weisen auf den Beginn <strong>mit</strong>unter<br />

schwerwiegender Krankheiten<br />

hin. Am Anfang rheumatischer Erkrankungen<br />

stehen häufig wenig differenzierte<br />

Frühmanifestationen, die von Arzt<br />

und Patient <strong>mit</strong>unter falsch eingeschätzt<br />

werden können. Dessen ungeachtet sind Behandlungserfolge<br />

tendenziell umso eher zu<br />

erzielen, je früher die Diagnose und da<strong>mit</strong><br />

eine richtige Therapie erfolgt.<br />

30 SCHMERZ nachrichten<br />

FRÜHARTHRITIS - EIN POTENZIELL REVERSI-<br />

BLES KRANKHEITSBILD. Die Rheumatoide Arthritis<br />

(RA) ist die häufigste chronisch-entzündliche<br />

Gelenkerkrankung im Erwachsenenalter,<br />

wobei die entzündliche Aktivität<br />

besonders in der Anfangsphase der Erkrankung<br />

stärker ausgeprägt ist. In der westlichen<br />

Bevölkerung sind 0,5 Prozent betroffen.<br />

Die chronische, schubverlaufende Erkrankung<br />

führt zu erosiven Knochenveränderungen<br />

<strong>mit</strong> nachfolgenden Destruktionen<br />

„Obwohl serologische Marker, die eine Diagnose<br />

unterstützen können, zur Verfügung<br />

stehen, sollte betont werden, dass die<br />

Diagnose einer RA hauptsächlich klinisch<br />

erfolgt, basierend auf einer ausführlichen<br />

Anamnese und körperlichen Untersuchung.“<br />

Univ.- Prof. Dr. Marcus Köller<br />

und Funktionseinbußen in den befallenen<br />

Gelenken. Ist die gelenkzerstörende Phase<br />

einmal eingetreten, fallen die Erfolge der Behandlung<br />

geringer aus, und bleibende Einschränkungen<br />

vor allem der Lebensqualität<br />

sind die Folge.<br />

Bei der Früharthritis – im Allgemeinen definiert<br />

als eine Arthritis <strong>mit</strong> einer Beschwerdedauer<br />

von maximal zwölf bis 16 Wochen<br />

– handelt es sich nicht um eine eigene<br />

Krankheitsentität. „Der Begriff bezeichnet<br />

lediglich ein Krankheitsstadium, in dem die<br />

Schäden noch sehr gering sind oder gänzlich<br />

fehlen“, erklärt Univ.- Prof. Dr. Marcus<br />

Köller, Klinische Abteilung für Rheumatologie,<br />

Universitätsklinik für Innere Medizin<br />

III, Wien. „Bei Frühintervention besteht eine<br />

reelle Chance, die Progression zu verhindern,<br />

vor allem wenn der Therapiebeginn innerhalb<br />

der ersten drei Monate nach Beginn<br />

der Beschwerden einsetzt.“ Eine frühe Therapie<br />

ist vor allem bei Patienten <strong>mit</strong> Risiko-


Fachkurzinformation siehe Seite 39


Fachkurzinformation siehe Seite 30<br />

faktoren für einen chronisch-destruierenden<br />

Verlauf notwendig.<br />

UNDIFFERENZIERTE ARTHRITIS.<br />

Die klinische Diagnose RA ist<br />

speziell in frühen Krankheitsphasen<br />

schwierig, da häufig die<br />

Klassifikations-Kriterien des<br />

American College of Rheumatology<br />

(ACR) zu diesem Zeitpunkt<br />

nicht erfüllt sind. Insbesondere<br />

Rheumaknoten treten erst im<br />

späteren Krankheitsverlauf auf.<br />

Prof. Köller: „Auch der Rheumafaktor,<br />

der bei rund 75 Prozent<br />

aller Rheumapatienten zu fin-<br />

Risikofaktoren für<br />

die Entwicklung einer<br />

Rheumatoiden Arthritis<br />

bei Vorliegen einer<br />

undifferenzierter<br />

Arthritis<br />

u Geschlecht (weiblich)<br />

u Alter<br />

u Synovitis der Hände oder<br />

Füße<br />

u Hohe Anzahl synovitisch<br />

geschwollener Gelenke<br />

u Erhöhte Entzündungsparameter<br />

u Morgensteifigkeit<br />

u Positiver Rheumafaktor<br />

u Positive Anti-CCP Antikörper<br />

den ist, kann in der Anfangsphase<br />

nur bei der Hälfte der Patienten<br />

nachgewiesen werden.“<br />

In diesem Fall spricht man von<br />

einer undifferenzierten Arthritis<br />

(UA). Das Therapieziel bei einer<br />

UA ist insbesondere die Prävention<br />

der Chronifizierung und<br />

der Entwicklung einer RA. „Es<br />

ist daher erforderlich, Prädiktoren<br />

zu etablieren, die das Risiko<br />

für eine Entwicklung zur RA hin<br />

vorhersagen, sowie Medikamente<br />

einzusetzen, welche die Differenzierung<br />

der Arthritis in eine<br />

RA verhindern,“ betont der Experte.<br />

„Die größte Herausforderung<br />

für den Kliniker besteht darin,<br />

die RA von anderen Formen<br />

einer Arthritis zu unterscheiden,<br />

die einige gemeinsame<br />

Symptome aufweisen, aber hinsichtlich<br />

Prognose und Therapie<br />

stark voneinander abweichen.“<br />

Zur Zeit beträgt die <strong>mit</strong>tlere Verzögerung<br />

von der anfänglichen<br />

Symptomatik bis zur Diagnose<br />

etwa neun Monate.<br />

ERWEITERTE DIAGNOSEMÖGLICH-<br />

KEITEN. Konsens besteht heute<br />

über eine rasche Risikostratifizierung<br />

anhand der verfügbaren<br />

diagnostischen Information: Der<br />

Nachweis von IgM - oder IgA-<br />

Rheumafaktoren, CCP-Antikörpern,<br />

erhöhten Akute-Phaseparameter<br />

(BSG oder CRP) beziehungsweise<br />

radiologisch nachweisbare<br />

Erosionen sind unab


Fachkurzinformation siehe Seite 38


Modifizierte New-York-Kriterien von 1984<br />

Klinische Kriterien<br />

u tiefsitzender Rückenschmerz und Steifigkeit für länger als drei<br />

Monate <strong>mit</strong> Besserung durch Bewegung, aber nicht durch Ruhe<br />

u Bewegungseinschränkung der LWS in sagittaler und frontaler<br />

Ebene<br />

u Einschränkung der Thoraxexkursion (alters- und geschlechtsabhängig)<br />

Radiologisches Kriterium:<br />

Bilaterale Sakroiliitis, mind. Grad 2 oder unilaterale Sakroiliitis Grad<br />

3-4<br />

Gesicherte Diagnose: wenn das radiologische Kriterium und zumindest<br />

ein klinische Kriterium erfüllt sind<br />

Wahrscheinliche Diagnose:<br />

u wenn drei klinische Kriterien erfüllt sind<br />

u wenn nur das radiologische Kriterium erfüllt ist<br />

hängige Prädiktoren für eine fortschreitende<br />

Gelenkdestruktion.<br />

Ein weiteres zusätzliches diagnostisches<br />

Werkzeug stellen heute<br />

bildgebende Verfahren dar: Nativradiologisch<br />

zeigen maximal<br />

20 Prozent der Patienten <strong>mit</strong> einer<br />

frühen Arthritis erosive Veränderungen.<br />

Mit der kontrast<strong>mit</strong>telunterstützten<br />

Mag netresonanztomographie,Power-Doppler-<br />

oder Kontrast<strong>mit</strong>tel-Sonogra-<br />

phie stehen Verfahren zur Verfügung,<br />

die sowohl eine synoviale<br />

Inflammation als auch nativradiologisch<br />

nicht sichtbare ossäre<br />

und chondrale Defekte erfassen.<br />

„Obwohl serologische Marker,<br />

die eine Diagnose unterstützen<br />

können, zur Verfügung stehen,<br />

sollte betont werden, dass die Diagnose<br />

einer RA hauptsächlich<br />

klinisch erfolgt, basierend auf einer<br />

ausführlichen Anamnese<br />

Roche


Fachkurzinformation siehe Seite 39


und körperlichen Untersuchung“, erklärt<br />

Prof. Köller. Die Kombination aus einer objektivierbaren<br />

Schwellung eines oder mehrerer<br />

Gelenke, besonders an Händen und<br />

Fingern, zusammen <strong>mit</strong> serologischen Entzündungszeichen,<br />

legt die Verdachtsdiagnose<br />

einer RA nahe. Eine Indikation ist außerdem<br />

der Nachweis einer Synovitis bei Früharthritis<br />

(im Sinne einer frühen RA oder zur<br />

Abklärung einer undifferenzierten Arthritis).<br />

METHOTREXAT FRÜH EINSETZEN. Der Beginn<br />

einer adäquaten krankheitsmodulierenden<br />

Basistherapie (DMARD) ist unter anderem<br />

vom Risikoprofil abhängig. Ungünstige Prädiktoren<br />

sind Alter, Geschlecht, Befall der<br />

36 SCHMERZ nachrichten<br />

Hände, positiver Rheumafaktor und der<br />

Nachweis von Antikörpern gegen cyclisches<br />

citrulliniertes Peptid (Anti-CCP).<br />

„Patienten <strong>mit</strong> einer persistierenden Arthritis<br />

in zwei oder mehr Gelenken sollen innerhalb<br />

von sechs Wochen bei einem Rheumatologen<br />

vorstellig werden“, so die Empfehlung<br />

von Prof. Köller. „Bei einem Risiko für<br />

die Entwicklung eines erosiven Verlaufs<br />

oder auch einer RA sollte eine Therapie <strong>mit</strong><br />

einem DMARD begonnen werden, wobei Methotrexat<br />

als Mittel der Wahl gilt.“ Die Dokumentation<br />

des Gelenkstatus <strong>mit</strong> synovitischen<br />

Schwellungen und Druckdolenz, sowie<br />

die regelmäßige Kontrolle von Entzündungsparametern,<br />

Röntgenaufnahmen und<br />

„Leitsymptom ist der entzündliche Rückenschmerz,<br />

aber trotz der frühen Manifestation<br />

des Rückenschmerzes und des chronischen<br />

Verlaufs wird bei Rückenschmerzen noch zu<br />

selten an Morbus Bechterew gedacht.“<br />

Dr. Theresa Kapral<br />

die Einschätzung der Krankheitsaktivität<br />

durch Patient und Arzt sind essentiell bei<br />

den Verlaufskontrollen, um das Therapieziel<br />

- eine Remission - zu erreichen.<br />

FRÜHE MANIFESTATIONEN DER SPONDYLOAR-<br />

THRITIS. Eine Herausforderung für Rheumatologen<br />

und Allgemeinmediziner stellt auch<br />

die Diagnose der ankylosierenden Spondylitis<br />

(AS) aufgrund ihrer viele Jahre dauern-<br />

ACR-Klassifikationskriterien<br />

der RA (Arthritis Rheum 1988;<br />

31: 315-324)<br />

(4 Kriterien über mindestens 6 Wochen)<br />

u Morgensteifigkeit > 1h<br />

u Synovitis der Hände (Carpus, MCP-,<br />

PIP-Gelenke)<br />

u Symmetrischer Befall<br />

u Positiver RF<br />

u Rheumaknoten<br />

u Synovitis ≥3 Gelenkregionen<br />

u Radiologische Veränderungen (Erosionen,<br />

Usuren, periartikuläre Osteopenie)<br />

Roche


den Latenz vom Auftreten der ersten klinischen<br />

Symptome bis zum radiologischen<br />

Nachweis einer Sakroiliitis dar. Die Prävalenz<br />

der Erkrankung in Europa liegt zwischen<br />

0,2 und einem Prozent. AS und andere<br />

Spondylarthropathien machen insgesamt<br />

bis zu fünf Prozent der Patienten <strong>mit</strong> chronischem<br />

Rückenschmerz in der ärztlichen Praxis<br />

aus. „Leitsymptom ist der entzündliche<br />

Rückenschmerz, aber trotz der frühen Manifestation<br />

des Rückenschmerzes und des chronischen<br />

Verlaufs wird bei Rückenschmerzen<br />

noch zu selten an Morbus Bechterew gedacht“,<br />

so die Erfahrung von Dr. Theresa Kapral,<br />

Klinische Abteilung für Rheumatologie,<br />

Universitätsklinik für Innere Medizin III,<br />

Wien. In der Regel vergehen durchschnittlich<br />

fünf bis zehn Jahre, bis nach Symptombeginn<br />

eine Diagnose gestellt wird. Einer der<br />

Gründe dafür ist laut Dr. Kapral darin zu sehen,<br />

dass die pathognomonischen Veränderungen<br />

an den Sakro-Iliakal-Gelenken oft<br />

spät im Röntgenbild zu sehen sind. Die modifizierten<br />

„New York Kriterien“ (siehe Tabelle),<br />

die auf radiologische Veränderungen<br />

abzielen, sind daher für die Frühdiagnostik<br />

bei Morbus Bechterew nicht geeignet.<br />

Der entzündliche Rückenschmerz tritt im<br />

Gegensatz zu Rückenschmerzen auf der<br />

Grundlage degenerativer Wirbelsäulenveränderungen<br />

vor allem bei Ruhigstellung des<br />

Achsenskeletts auf. Er verstärkt sich typischerweise<br />

während des Schlafes in der<br />

Nacht oder auch während längerer Ruhephasen<br />

tagsüber und bessert sich durch körperliche<br />

Bewegung. Bei Patienten <strong>mit</strong> Rückenschmerzen<br />

nicht-entzündlicher Genese<br />

erfolgt eher eine Schmerzzunahme durch<br />

Bewegung und eine Besserung in Ruhe.<br />

FRÜHDIAGNOSTIK ENTSCHEIDEND. Bei den<br />

Spondyloarthritiden werden axiale Manifestationen,<br />

welche zwischen 70 und 85 Prozent<br />

der Fälle ausmachen, von selteneren<br />

peripheren Formen unterschieden. Eine frühe<br />

axiale Spondyloarthritis definiert sich<br />

über beginnenden Rückenschmerz bei vorerst<br />

fehlenden radiologischen Zeichen. Im<br />

Verlauf von etwa fünf bis zehn Jahren treten<br />

im Wirbelsäulenröntgen die Merkmale einer<br />

Sacroiliitis auf. „Schon viel früher können<br />

aktive entzündliche Prozesse im MR-Tomogramm<br />

erkannt werden“, so Dr. Kapral.<br />

Als Faktoren, die <strong>mit</strong> einer raschen Progression<br />

der Erkrankung assoziiert sind, nennt<br />

die Rheumatologin das männliche Geschlecht<br />

und eine Mitbeteiligung des Hüftgelenks.<br />

Anamnestisch sind mehrere Indikatoren für<br />

eine Frühdiagnose hilfreich, etwa die Tatsache,<br />

dass ein Mitglied der Familie bereits diese<br />

Erkrankung hat, was bei etwa einem Drittel<br />

der Patienten der Fall ist, sowie das gute Ansprechen<br />

auf nichtsteroidale Anti phlogistika<br />

<strong>mit</strong> einer Sensitivität von 80 Prozent.<br />

„Der Therapieerfolg ist bei frühzeitigem Be-<br />

ginn ausgezeichnet“, betont Dr. Kapral. „Im<br />

Vergleich zum chronischen Rückenschmerzsyndrom<br />

gibt es hocheffiziente Therapieoptionen.“<br />

Möglichst intensive physikalische<br />

Therapie und nichtsteroidale Antirheumatika<br />

sind sinnvoll, 60 bis 80 Prozent der Patienten<br />

sprechen auf diese Behandlung an.<br />

Wenn nichtsteroidale Antirheumatika als alleinige<br />

Therapie nicht ausreichen, stehen<br />

TNF- -Inhibitoren wie Infliximab und Etanercept<br />

zur Verfügung. Sie bremsen die<br />

Krankheitsaktivität nachhaltig und führen<br />

zu einer anhaltenden Besserung der klinischen<br />

Situation, welche durch funktionelle<br />

Parameter wie den BASFI-Index (Bath Ankylosing<br />

Spondylitis Functional Index) belegbar<br />

ist. Antirheumatika wie Methotrexat<br />

oder Cyclophosphamid sind bei der axialen<br />

Spondyloarthritis in der Regel nicht wirksam,<br />

sie kommen jedoch bei den peripheren<br />

Formen zum Einsatz.<br />

Sigrun Rux<br />

SCHMERZ nachrichten 37<br />

BilderBoxCom


38 SCHMERZ nachrichten<br />

FACHKURZINFORMATIONEN<br />

Deflamat D.R.S. 75 mg-Kapseln. Zusammensetzung: 1 Kapsel enthält insgesamt 75 mg Diclofenac (50 mg in retardierter und 25 mg in magensaftresistenter Form). Anwendungsgebiete: Schmerzhafte entzündliche Affektionen bei entzündlichem<br />

und degenerativem Rheumatismus wie chronische Polyarthritis, juvenile chronische Polyarthritis, Spondylarthritis ankylosans, Arthrosen, Spondylarthrosen, extraartikulärer Rheumatismus sowie bei akutem Gichtanfall, nicht<br />

rheumatischen entzündlichen Schmerz- und Schwellungszuständen, posttraumatischen und postoperativen Schmerzen, zahnärztlichen Eingriffen, adjuvante <strong>Schmerzthe</strong>rapie. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile<br />

des Arznei<strong>mit</strong>tels, Patienten, bei denen nach Acetylsalicylsäure oder anderen Medikamenten <strong>mit</strong> hemmendem Effekt auf die Prostaglandinsynthetase ein Asthmaanfall, Urtikaria oder akute Rhinitis aufgetreten sind, Ulcus ventriculi<br />

und duodeni, Porphyrie, hämorrhagische Diathese, Hämatopoesestörungen, Thrombozytopenie/Gerinnungsstörungen, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren. Pharmakodynamische Eigenschaften:<br />

Pharmakotherapeutische Gruppe: Diclofenac ist ein nichtsteroidaler Wirkstoff, der sich über die Prostaglandin-Synthesehemmung in den üblichen tierexperimentellen Entzündungsmodellen als wirksam erwies. ATC-Code M01AB05.<br />

Hilfsstoffe: Mikrokristalline Cellulose, Polyvidon, hochdisperses Siliciumdioxid, Propylenglycol, Eudragit RL, RS und L, Dibutylphthalat, Talkum, Indigotin E 132, Titandioxid E171, Gelatine, gereinigtes Wasser, Drucktinte: Shellac, Sojalecithin,<br />

Antifoam und Titandioxid. Name und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers: Hersteller: Astellas Pharma Deutschland G.m.b.H., München, Zulassungsinhaber: Astellas Pharma GesmbH, Wien. Tel.: (1) 877 26<br />

68-0, Fax: (1) 877 16 36. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rp, apothekenpflichtig. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und den besonderen Warnhinweisen zur sicheren Anwendung sind der<br />

„Austria Codex-Fachinformation“ zu entnehmen.<br />

Dolgit-Creme, Arzneiform: O/W-Emulsion. Zusammensetzung: 100 g Creme enthalten 5g Ibuprofen, 0,15 g p-Hydroxybenzoesäuremethylester-Natriumsalz. Anwendungsgebiete: Zur äußerlichen symptomatischen oder<br />

unterstützenden Therapie bei rheumatischen und degenerativen Affektionen des Bewegungsapparates (Muskelrheumatismus, Gelenksrheumatismus, Arthrosen); Entzündungen und Schwellungen gelenknaher Weichteile<br />

(wie Sehnen, Sehnenscheiden, Bänder, Schleimbeutel, Gelenkskapsel); Lumbago; stumpfe Traumen wie Prellungen, Verstauchungen, Zerrungen (Sport- und Unfallverletzungen). Gegenanzeige: Überempfindlichkeit gegen<br />

Ibuprofen oder einen anderen Bestandteil des Präperats. Nicht auf offene Wunden oder erkrankte Hautareale auftragen. Vorsicht ist geboten bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Acetylsalicylsäure oder andere nichtsteroidale<br />

Antirheumatika, bekannter Allergieneigung oder Asthma. Schwangerschaft und Stillperiode: Teratogene oder embryotoxische Effekte sind nicht bekannt. Ibuprofen kann die Placenta-Schranke passieren und in die<br />

Muttermilch übertreten. Nicht während der letzten Wochen einer Schwangerschaft (erhöhte Blutungasneigung) oder während der Stillperiode anwenden. In der übrigen Zeit der Schwangerschaft nicht großflächig oder über<br />

längere Zeit anwenden. Packungsgrössen: 40 g kassenfrei und 100 g. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Gewöhnungseffekten und zu besonderen Warnhinweisen zur sicheren Anwendung<br />

sind der „Austria Codex-Fachinformation” zu entnehmen. Hersteller: Dolorgiet/St.Augustin. Vertrieb: Sanova Pharma GesmbH/Wien. Rp, apothekenpflichtig.<br />

Durogesic 12μg/h-Depotpflaster, Durogesic 25μg/h-Depotpflaster, Durogesic 50μg/h-Depotpflaster, Durogesic 75μg/h-Depotpflaster, Durogesic 100μg/h-Depotpflaster. Qualitative und quantitative<br />

Zusammensetzung:Durogesic 12µg/h: 1 Transdermales Pflaster <strong>mit</strong> 5,25 cm² Wirkfläche enthält 2,1 mg Fentanyl (entsprechend 12,5µg/h Wirkstoff-Freisetzung).Durogesic 25µg/h: 1 Transdermales Pflaster <strong>mit</strong><br />

10,5cm² Wirkfläche enthält 4,2mg Fentanyl (entsprechend 25 g/h Wirkstoff-Freisetzung). Durogesic 50µg/h: 1 Transdermales Pflaster <strong>mit</strong> 21cm² Wirkfläche enthält 8,4mg Fentanyl (entsprechend 50 g/h Wirkstoff-Freisetzung).<br />

Durogesic 75µg/h: 1 Transdermales Pflaster <strong>mit</strong> 31,5cm² Wirkfläche enthält 12,6mg Fentanyl (entsprechend 75 g/h Wirkstoff-Freisetzung). Durogesic 100µg/h: 1 Transdermales Pflaster <strong>mit</strong> 42cm² Wirkfläche<br />

enthält 16,8mg Fentanyl (entsprechend 100 g/h Wirkstoff-Freisetzung). Sonstige Bestandteile:Trägerschicht: Polyethylenterephthalat/Ethylvinylacetat-Folie, Orange (Durogesic 12µg/h)/ Rote (Durogesic 25µg/h)/ Grüne<br />

(Durogesic 50µg/h)/ Blaue (Durogesic 75µg/h)/ Graue (Durogesic 100µg/h) Drucktinte. Wirkstoffhaltige Schicht: Adhäsives Polyacrylat. Schutzfolie: Polyesterfolie, silikonisiert. Anwendungsgebiet: Durogesic<br />

12µg/h: Chronische Schmerzen, die nur <strong>mit</strong> Opiatanalgetika ausreichend behandelt werden können und einer längeren, kontinuierlichen Behandlung bedürfen bei Patienten ab 2 Jahren. Durogesic 25-100µg/h: Chronische<br />

Schmerzen, die nur <strong>mit</strong> Opiatanalgetika ausreichend behandelt werden können und einer längeren, kontinuierlichen Behandlung bedürfen. Hinweis: In den durchgeführten Studien war eine Zusatzmedikation <strong>mit</strong> schnellfreisetzenden<br />

morphinhaltigen Arznei<strong>mit</strong>teln bei fast allen Patienten zur Kupierung von Schmerzspitzen erforderlich. Gegenanzeigen: Durogesic darf nicht angewendet werden: Bei kurzfristigen Schmerzzuständen, zB:<br />

nach operativen Eingriffen. Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Fentanyl, gegen andere Opiate oder gegen sonstige Bestandteile des Pflasters. Bei gleichzeitiger Anwendung von Monoaminooxidase (MAO)<br />

– Hemmern oder innerhalb von 14 Tagen nach Beendigung einer Therapie <strong>mit</strong> MAO – Hemmern. Bei schwer beeinträchtigter ZNS-Funktion. Weitere Angaben zu besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die<br />

Anwendung, Wechselwirkungen <strong>mit</strong> anderen Mitteln und sonstige Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und zu Gewöhnungseffekten und Abhängigkeit sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Abgabe: SG,<br />

apothekenpflichtig ATC Code: N02AB03. Zulassungsinhaber: Janssen-Cilag Pharma, 1232 Wien. Stand: 19.10.2007<br />

Hydal® 1,3 mg, 2,6 mg Kapseln. Packungsgrößen: 10 und 30 Kapseln. Zusammensetzung: Je 1 Hartkapsel enthält 1,3 mg (2,6 mg) Hydromorphon-Hydrochlorid. Sonstige Bestandteile: Pellets: Lactose wasserfrei, 39,5<br />

mg (1,3 mg Kapsel) bzw. 78,7 mg (2,6 mg Kapsel), Cellulose. Kapsel: Gelatine, Natriumdodecylsulfat, gereinigtes Wasser, Titandioxid (E171), Erythrosin (E 127), Eisenoxid gelb (E 172). Markierungstinte: Schellack, Eisenoxid schwarz<br />

(E 172), Propylenglycol. Hydal® retard 2 mg, 4 mg, 8 mg, 16 mg, 24 mg Kapseln Packungsgrößen: 10 und 30 Kapseln. Zusammensetzung: Je 1 Kapsel enthält 2 mg (4 mg, 8 mg, 16 mg, 24 mg) Hydromorphon-Hydrochlorid.<br />

Sonstige Bestandteile:Retard-Pellets: Mikrokristalline Cellulose, Hypromellose, Ethylcellulose, hochdisperses Siliciumdioxid, Dibutyl-sebacat. Kapsel: Gelatine (enthaltend: Natriumdodecylsulfat), Wasser, Titandioxid (E171),<br />

sowie zusätzlich bei 2 mg: Chinolingelb (E 104), 4 mg: Erythrosin (E127), Indigocarmin (E132), 8 mg: Erythrosin (E 127), 16 mg: Eisenoxid rot, gelb und schwarz (E 172), 24 mg: Indigocarmin (E 132). Markierungstinte: Schellack,<br />

Propylenglycol, Eisenoxid schwarz (E 172). Pharmakotherapeutische Gruppe: Opioidalkaloid ATC-Code: N02A A 03. Anwendungsgebiete: Behandlung von starken Schmerzen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber<br />

Hydromorphon oder einem der sonstigen Bestandteile von Hydal® Kapseln bzw. Hydal® retard Kapseln. Atemdepression <strong>mit</strong> Hypoxie, schwere obstruktive Atemwegserkrankungen, Koma, Begleittherapie <strong>mit</strong><br />

Monoaminooxidase-Hemmern oder innerhalb zwei Wochen nach deren Absetzen, paralytischer Ileus, akutes Abdomen. Pharmazeutischer Unternehmer: Mundipharma Ges.m.b.H., Wien; Verschreibungspflicht / Abgabe:<br />

SG, apothekenpflichtig; Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen <strong>mit</strong> anderen Mitteln, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte den Fachinformationen.<br />

Stand der Information: Hydal® retard 2 mg 4 mg, 8 mg, 16 mg, 24 mg Kapseln: 7/2007; Hydal® 1,3 mg und 2,6 mg Kapseln: 10/2007.


FACHKURZINFORMATIONEN<br />

IONSYS TM 40 Mikrogramm pro Dosis iontophoretisches transdermales System. Zusammensetzung: 1 System IONSYS TM enthält 10,8 mg Fentanylhydrochlorid entsprechend 9,7 mg Fentanyl und setzt pro Dosis 40<br />

Mikrogramm Fentanyl frei, bis zu einem Maximum von 3,2 mg (80 Dosen). Sonstige Bestandteile: Gehäuse-Unterteil: glycolmodifiziertes Poly(ethylenterephthalat), Anoden-Hydrogel: gereinigtes Wasser, Natriumhydroxid,<br />

Polacrilin und Poly(vinylalkohol), Kathoden-Hydrogel: Natriumcitrat 2 H2O, Poly(vinylalkohol), Citronensäure, Cetylpyridiniumchlorid 1 H2O, gereinigtes Wasser und Natriumchlorid, Anoden-Elektrode: Silberfolie und elektrisch<br />

leitendes Klebeband (ECAT), Kathoden-Elektrode: Trilaminat aus Silberchlorid-Verbundmaterial, Silberfolie, ECAT, Hautklebstoff: Polybuten, Harzester, Schutzfolie: Polyesterfilm, Silikon. Anwendungsgebiet: IONSYS TM<br />

ist indiziert für die Behandlung akuter, mäßiger bis starker postoperativer Schmerzen ausschließlich in einem Krankenhaus. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder gegen einen der sonstigen Bestandteile.<br />

Weitere Angaben zu besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen <strong>mit</strong> anderen Mitteln und sonstige Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und zu<br />

Gewöhnungseffekten und Abhängigkeit sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Abgabe: SG, apothekenpflichtig. ATC Code: N02AB03 Zulassungsinhaber: Janssen-Cilag International NV, 2340-<br />

Beerse, Belgien. Stand: November 2007<br />

LYRICA 25 mg/50 mg/75 mg/100 mg/150 mg/200 mg/300 mg Hartkapseln. Zusammensetzung: 1 Hartkapsel enthält 25 mg/50 mg/75 mg/100 mg/150 mg/200 mg/300 mg Pregabalin. Sonstige Bestandteile: Kapselinhalt:<br />

Lactose-Monohydrat, Maisstärke, Talkum. Kapselhüllen: 25 mg, 50 mg und 150 mg: Gelatine, Titandioxid (E 171), Natriumdodecylsulfat, Hochdisperses Siliciumdioxid, Gereinigtes Wasser; 75 mg, 100 mg, 200 mg und<br />

300 mg: Gelatine, Titandioxid (E 171), Natriumdodecylsulfat, Hochdisperses Siliciumdioxid, Eisen(III)-oxid (E 172), Gereinigtes Wasser. Drucktinte: Schellack, Eisen(II,III)-oxid (E 172), Propylenglycol, Kaliumhydroxid. Anwendungs -<br />

gebiete: Neuropathische Schmerzen: Lyrica wird angewendet zur Behandlung von peripheren und zentralen neuropathischen Schmerzen im Erwachsenenalter. Epilepsie: Lyrica wird angewendet zur Zusatztherapie von partiellen<br />

Anfällen <strong>mit</strong> und ohne sekundäre Generalisierung im Erwachsenenalter. Generalisierte Angststörungen: Lyrica wird angewendet zur Behandlung von generalisierten Angststörungen bei Erwachsenen. Gegenanzeigen:<br />

Überempfindlichkeit gegen den arzneilich wirksamen Bestandteil oder einen der sonstigen Bestandteile. Pharmakotherapeutische Gruppe Antiepileptika, ATC-Code: N03AX16. Pharmazeutischer Unternehmer: Pfizer Li<strong>mit</strong>ed,<br />

Ramsgate Road, Sandwich, Kent CT13 9NJ, Vereinigtes Königreich. Stand der Information: Juni 2007. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Informationen zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen<br />

für die Anwendung, Wechselwirkungen <strong>mit</strong> anderen Mitteln, Schwangerschaft und Stillzeit und Nebenwirkungen sind der Austria-Codex-Fachinformation zu entnehmen.<br />

MabThera 100 mg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung. MabThera 500 mg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Eine Durchstechflasche zum<br />

einmaligen Gebrauch enthält 100 mg Rituximab in 10 ml. Eine Durchstechflasche zum einmaligen Gebrauch enthält 500 mg Rituximab in 50 ml. Die Lösung enthält 10 mg/ml Rituximab. Rituximab ist ein gentechnisch hergestellter<br />

monoklonaler chimärer Antikörper (Maus/Mensch), ein glykosyliertes Immunglobulin. Seine konstanten Bereiche bestehen aus humanem IgG 1 , die variablen Bereiche aus murinen leichten und schweren Kettensequenzen.<br />

Der Antikörper wird in einer Zellkultur aus Säugetierzellen (Ovarialzellen des chinesischen Hamsters) hergestellt und durch Affinitäts- und Ionenaustauscher-Chromatographie gereinigt, einschließlich spezifischer Schritte zur<br />

Virusinaktivierung und -entfernung. Anwendungsgebiete: Non-Hodgkin-Lymphom: MabThera ist in Kombination <strong>mit</strong> einer Chemotherapie für die Erstbehandlung von Patienten <strong>mit</strong> follikulärem Lymphom im Stadium III-IV angezeigt.<br />

MabThera ist für die Erhaltungstherapie bei Patienten <strong>mit</strong> rezidivierendem/refraktärem follikulärem Lymphom angezeigt, die auf eine Induktionstherapie, bestehend aus einer Chemotherapie <strong>mit</strong> oder ohne MabThera,<br />

angesprochen haben. MabThera ist als Monotherapie für die Behandlung von Patienten <strong>mit</strong> follikulärem Lymphom im Stadium III-IV angezeigt, die gegen eine Chemotherapie resistent sind oder nach einer solchen einen zweiten<br />

oder neuerlichen Rückfall haben. MabThera ist für die Behandlung von Patienten <strong>mit</strong> CD20-positivem, großzellig diffusem B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom in Kombination <strong>mit</strong> einer CHOP-Chemotherapie angezeigt. Für weitere<br />

Informationen siehe veröffentlichte Fachinformation Abschnitt „Pharmakodynamische Eigenschaften“. Rheumatoide Arthritis: MabThera in Kombination <strong>mit</strong> Methotrexat ist für die Behandlung erwachsener Patienten <strong>mit</strong><br />

schwerer aktiver rheumatoider Arthritis angezeigt, die ungenügend auf andere krankheitsmodifizierende Antirheumatika („disease modifying antirheumatic drugs“ [DMARDs]) einschließlich einer oder mehrerer Therapien <strong>mit</strong><br />

Tumornekrosefaktor(TNF)-Hemmern angesprochen oder diese nicht vertragen haben. Gegenanzeigen: Gegenanzeigen beim Non-Hodgkin-Lymphom: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile<br />

dieses Arznei<strong>mit</strong>tels oder gegen Maus-Proteine. Gegenanzeigen bei rheumatoider Arthritis: - Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile dieses Arznei<strong>mit</strong>tels oder gegen Maus-Proteine. -<br />

Aktive, schwere Infektionen (siehe veröffentlichte Fachinformation Abschnitt „Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“). - Schwere Herzinsuffizienz (NYHA Klasse IV) oder schwere, unkontrollierte<br />

Herzerkrankungen. Liste der sonstigen Bestandteile: Natriumcitrat, Polysorbat 80, Natriumchlorid, Natriumhydroxid, Salzsäure, Wasser für Injektionszwecke. Inhaber der Zulassung: Roche Registration Li<strong>mit</strong>ed, 6 Falcon<br />

Way, Shire Park, Welwyn Garden City, AL7 1TW, Vereinigtes Königreich. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Pharmakotherapeutische Gruppe:<br />

Antineoplastische Substanzen,ATC-Code: L01X C02. Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen <strong>mit</strong> anderen Arznei<strong>mit</strong>teln und sonstige Wechselwirkungen sowie<br />

Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

Transtec 35 µg, Z.Nr.: 1-24396/ Transtec 52,5 µg, Z.Nr.: 1-24397/ Transtec 70 µg, Z.Nr.: 1-24398. Zusammensetzung: Ein transdermales Pflaster enthält 20 mg/ 30 mg / 40 mg Buprenorphin. Hilfsstoffe: Adhäsive Matrix<br />

(Buprenorphin enthaltend): [(Z)-Octadec-9-en-1-yl]oleat, Povidon K90, 4-Oxopentansäure, Poly[acrylsäure-co-butylacrylat-co-(2-ethylhexyl) acrylat-co-vinylacetat] (5:15:75:5), vernetzt. Adhäsive Matrix (ohne Buprenorphin):<br />

Poly[acrylsäure-co- butylacrylat-co- (2-ethylhexyl)acrylat-co-vinylacetat] (5:15:75:5), vernetzt. Trennfolie zwischen den beiden adhäsiven Matrices <strong>mit</strong>/ohne Buprenorphin: Poly(ethylenterephthalat)-Folie Abdeckgewebe (rückseitig):<br />

Poly(ethylenterephthalat)-Gewebe. Abdeckfolie (vorderseitig/die adhäsive Buprenorphin enthaltende Matrix abdeckend) (wird vor der Anwendung des Pflasters entfernt): Poly(ethylenterephthalat)-Folie, silikonisiert,<br />

einseitig <strong>mit</strong> Aluminium beschichtet. ATC-Code: N02AE (Opioid-Analgetikum). Anwendungsgebiete: Mäßig starke bis starke Tumorschmerzen sowie starke Schmerzen bei ungenügender Wirksamkeit nicht-opioider Analgetika.<br />

Transtec ist für die Behandlung akuter Schmerzen nicht geeignet. Gegenanzeigen: Transtec darf nicht angewendet werden: bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Buprenorphin oder einen der sonstigen<br />

Bestandteile, bei opioidabhängigen Patienten und zur Drogensubstitution, bei Krankheitszuständen, bei denen eine schwergradige Störung des Atemzentrums und der Atemfunktion vorliegt oder sich entwickeln kann, bei Patienten,<br />

die MAO-Hemmer erhalten oder innerhalb der letzten 2 Wochen erhalten haben, bei Patienten <strong>mit</strong> Myasthenia gravis, bei Patienten <strong>mit</strong> Delirium tremens, in der Schwangerschaft. Packungsgrößen: Packungen <strong>mit</strong> 4<br />

einzeln versiegelten Pflastern. Abgabe: SG, apothekenpflichtig Pharmazeutischer Unternehmer: Grünenthal Ges.m.b.H., A 2345 Brunn am Gebirge, Österreich. Hersteller: Grünenthal GmbH, 52078 Aachen, Deutschland. Weitere<br />

Angaben zu Dosierung, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und zu den besonderen Warnhinweisen zur sicheren Anwendung sind der Austria-Codex-Fachinformation zu entnehmen. Stand Jänner 2008.<br />

Voltaren ® retard 100 mg – Filmtabletten. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Eine Filmtablette enthält: Diclofenac-Natrium 100 mg. Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt<br />

6.1. Liste der sonstigen Bestandteile: Kolloidale Kieselsäure, Cetylalkohol, Magnesiumstearat, Polyvinylpyrrolidon, Saccharose, Hydroxypropylmethylcellulose, Polysorbat 80, rotes Eisenoxid (E 172), Talk, Titandioxid (E 171),<br />

Polyethylenglycol 8000. Anwendungsgebiete: Schmerzhafte Affektionen bei entzündlichen und degenerativen rheumatischen Erkrankungen wie chronische Polyarthritis, Spondylarthritis ankylosans, Arthrosen, Spondylarthrosen<br />

und Spondylarthritis; Spondylogene Schmerzsyndrome; extraartikulärer Rheumatismus; schmerzhafte, posttraumatische und postoperative Entzündungs- und Schwellungszustände; schmerzhafte, entzündliche Zustände in der<br />

Gynäkologie (z.B. Adnexitis); primäre Dysmenorrhoe. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile des Präparates; Aktive Magen- oder Darmulzeration, Blutung oder Perforation;<br />

letztes Trimenon der Schwangerschaft (siehe Abschnitt 4.6 „Schwangerschaft und Stillzeit“); schwere Leber-, Nieren- oder Herzinsuffizienz (siehe Abschnitt 4.4 „Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“);<br />

Patienten, bei denen nach Einnahme von Acetylsalizylsäure oder anderen nicht-steroidalen Antirheumatika Asthmaanfälle ausgelöst oder verstärkt wurden, Urtikaria oder akute Rhinitis auftraten; Störungen der Haematopoese,<br />

Porphyrie, hämorrhagische Diathese. Therapeutische Klasse: Nichtsteroidales Antirheumatikum (NSAR). Inhaber der Zulassung: Novartis Pharma GmbH, Wien, Tel: 0043186657 – 0, Fax: 00431866 57 – 665.Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht:<br />

Rp, apothekenpflichtig. Weitere Informationen zu den Abschnitten Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkung <strong>mit</strong> anderen Mitteln, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte<br />

entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation.<br />

Xyloneural-Ampullen/Xyloneural-Durchstichflasche. Zusammensetzung: 1 ml enthält: Lidocainhydrochlorid 10,0 mg, Hilfsstoffe: Natriumchlorid. 6,0 mg in Aqua ad inject. Durchstichflasche: p-Hydroxybenzoesäuremethylester<br />

1,0 mg. Anwendungsgebiete: Xyloneural eignet sich für die Anwendungsverfahren der Neuraltherapie. Erkrankungen der Wirbelsäule: HWS-Syndrom, BWS-Syndrom, LWS-Syndrom, Lumbago, Ischialgie. Erkrankungen der Extre<strong>mit</strong>äten:<br />

Schulter-Arm-Syndrom, Epikondylitis; Koxarthrose, Gonarthrose. Beschwerden im Kopfbereich: Kopfschmerzen verschiedener Genese, bei Migräne als Adjuvans, Schwindelanfälle, Tinnitus. Andere Anwendungen der<br />

Neuraltherapie: Psychovegetative Organbeschwerden (z.B. Reizblase), Triggerpunktbehandlungen, Neuritiden, Neuralgien, Myogelosen, Narbenschmerzen, Weichteilrheumatismus. Eine ausführliche Beschreibung der Anwendungsmöglichkeiten<br />

für Xyloneural und der richtigen Injektionstechnik ist dem wissenschaftlichen Informationsmaterial der Fa. Gebro, 6391 Fieberbrunn, zu entnehmen. Therapieformen: Lokaltherapie: Behandlung am Locus<br />

dolendi. Segmenttherapie: Segmentale Behandlung über das zugehörige Metamer (Dermatom, Myotom u.a.). Störfeldsuche/Störfeldtherapie: Probatorische und therapeutische Injektion an das Störfeld. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit<br />

gegenüber einem Bestandteil des Präparates bzw. gegenüber anderen Lokalanästhetika vom Amidtyp; Hochgradige Formen von Bradykardie, AV-Block II. und III. Grades und andere Überleitungsstörungen; Manifeste<br />

Herzmuskelinsuffizienz; Schwere Hypotonie. Vorsicht bei: Einschränkungen der Leber- und Nierenfunktion (wiederholte Anwendung kann zu Kumulation führen), gleichzeitiger Medikation <strong>mit</strong> Antiarrhythmika, Störung<br />

der Blutgerinnung. Schwangerschaft und Stillperiode: Lidocain kann in der Schwangerschaft und Stillperiode gegeben werden. Die vorgeschriebene Grenzdosis sollte unbedingt beachtet werden. Pharmakotherapeutische<br />

Gruppe: Lokalanästhetika, injizierbare, speziell für die Neuraltherapie. ATC-Code: N01BB02. Abgabe: Rezeptpflichtig, apothekenpflichtig. Packungsgrößen: 5 Ampullen zu 5 ml, 50 Ampullen zu 5 ml; 1 Durch- stichflasche zu<br />

50 ml. Kassenstatus: 5 Ampullen zu 5 ml: Green Box. Zulassungsinhaber: Gebro Pharma GmbH, 6391 Fieberbrunn. Stand: 06.04.2006. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen <strong>mit</strong> anderen Mitteln,<br />

Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung siehe Austria-Codex-Fachinformation.<br />

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