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„Spezielle Schmerzthe- rapie“ mit Fachgesellschaften diskutiert

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Die Blockade der Prostaglandin-Produktion,<br />

zu der es vor allem im Magen,<br />

aber auch in Duodenum und<br />

Rektum, kommt, führt zum Verlust protektiver<br />

Faktoren der Schleimhaut und da<strong>mit</strong> zu<br />

einem erhöhten Risiko von Schleimhaut-Läsionen.<br />

Die Probleme <strong>mit</strong> NSAR können sich<br />

klinisch sowohl in Symptomen als auch in Erosionen<br />

und Ulzera äußern, wobei bei letzteren<br />

immer die Gefahr der lebensgefährlichen<br />

Blutung besteht. Allerdings treten Symptome<br />

und Erosionen nicht immer gemeinsam auf.<br />

Fünf bis 20 Prozent der Patienten unter NSAR-<br />

Therapie zeigen Symptome, rund 20 Prozent<br />

entwickeln Erosionen. Leider sind nur rund<br />

50 Prozent der Patienten <strong>mit</strong> Erosionen und<br />

Ulzera auch symptomatisch. Laut einer Studie<br />

des amerikanischen National Center for<br />

Health Statistics aus dem Jahr 1998 kommt es<br />

in den USA jährlich zu mehr als 15.000 Todefällen<br />

durch NSAR-Nebenwirkungen. Da<strong>mit</strong><br />

lagen diese in den späten 1990er Jahren ungefähr<br />

gleichauf <strong>mit</strong> HIV und forderten deutlich<br />

mehr Opfer als viele Malignome wie zum<br />

Beispiel das Zervixkarzinom.<br />

Das Risiko der chronischen NSAR-Therapie<br />

ist also beträchtlich. Univ.-Prof. Dr. Heinz<br />

Hammer von der Klinischen Abteilung für<br />

Gastroenterologie und Hepatologie der Medizinischen<br />

Universitätsklinik Graz betonte<br />

dazu in seinem Vortrag auf dem 13. Wiener<br />

Internationalen Schmerzsymposium: „Einer<br />

von 19 Patienten beendet, so die VIGOR-Studie,<br />

die Einnahme von Naproxen wegen gastrointestinaler<br />

Nebenwirkungen. In MUCO-<br />

SA, einer Prophylaxestudie, stiegen innerhalb<br />

von sechs Monaten 20 Prozent der Patienten<br />

wegen gastrointestinaler Nebenwirkungen<br />

aus. Und im VIGOR-Kollektiv entwickelte<br />

schließlich einer von 22 Patienten unter<br />

Naproxen ein symptomatisches Ulkus.“<br />

Haben die Patienten zusätzliche Risikofak-<br />

16<br />

13. INTERNATIONALES WIENER SCHMERZSYMPOSIUM<br />

29.2.-2.3.2008<br />

NSAR-THERAPIE<br />

AUF DEN MAGEN ACHTEN<br />

Nichtsteroidale Antirheumatika sind <strong>mit</strong> Abstand die am meisten eingesetzten Schmerz<strong>mit</strong>tel.<br />

Harmlos sind sie keineswegs. Insbesondere bei Risikopatienten sollte eine längerdauernde Therapie<br />

<strong>mit</strong> NSAR daher unter Magenschutz erfolgen.<br />

SCHMERZ nachrichten<br />

„PPI sind die wirksamste Methode zur Förderung<br />

der Abheilung von NSAR-assoziierten<br />

peptischen Ulzera sowie zur Reduktion des Rezidivrisikos,<br />

wenngleich auch <strong>mit</strong> den PPI kein<br />

100prozentiger Schutz erreicht werden kann.“<br />

Univ.-Prof. Dr. Heinz Hammer<br />

toren, so wird es wirklich gefährlich. Laut<br />

Prof. Hammer entwickelte im MUCOSA-Kollektiv<br />

einer von 11 Patienten <strong>mit</strong> vier Risikofaktoren<br />

eine bedrohliche Komplikation.<br />

Die Wahrscheinlichkeit an längerer NSAR-<br />

Einnahme (zwei Monate) zu sterben, wird<br />

zwischen 1:909 und 1:2500 angegeben.<br />

RISIKOFAKTOR KOMEDIKATION. Das Alter<br />

spielt dabei eine wichtige Rolle. Vor allem<br />

die besonders gefürchteten schmerzlosen Ulkus-Blutungen<br />

sind bei Patienten über 70<br />

Jahren besonders häufig. Weitere Risikofaktoren<br />

sind Ulzera und Blutungen in der<br />

Anamnese sowie Herzkrankheit. Ebenfalls<br />

zu beachten ist eine allfällige Komedikation,<br />

beispielsweise <strong>mit</strong> SSRI, die ebenfalls das<br />

Blutungsrisiko erhöhen kann.<br />

Auch die Wahl des NSAR hat Einfluss auf die<br />

Wahrscheinlichkeit eines Ulkus, wobei Aspirin<br />

besonders schlecht, Fenoprofen, Diclofenac<br />

und Naproxen hingegen am besten abschneiden.<br />

Weiters spielt der Magen pH-<br />

Wert eine wichtige Rolle in dem Sinn, dass<br />

bei sehr niedrigem pH (sauer) die Wahrscheinlichkeit<br />

von Läsionen steigt. Auch die<br />

Eradikation einer allfälligen Infektion <strong>mit</strong><br />

Helicobacter pylori senkt das Risiko von<br />

Komplikationen beträchtlich.<br />

Ebenfalls eine wichtige Rolle im Management<br />

von Risikopatienten sollte der Einsatz von<br />

Magenschutz <strong>mit</strong> Protonenpumpeninhibitoren<br />

spielen. Prof. Hammer: „PPI sind die wirksamste<br />

Methode zur Förderung der Abheilung<br />

von NSAR-assoziierten peptischen Ulzera<br />

sowie zur Reduktion des Rezidivrisikos,<br />

wenngleich auch <strong>mit</strong> den PPI kein 100prozentiger<br />

Schutz erreicht werden kann.“<br />

Leider gibt es in der Praxis beim Einsatz von<br />

Magenschutz grobe Mängel, wie eine Studie<br />

des Ludwig-Boltzmann-Instituts aus dem<br />

Jahr 2001 zeigte. Diesen Daten zufolge erhalten<br />

zwei Drittel der Risikopatienten überhaupt<br />

keinen Magenschutz, nur einer von<br />

fünf bekommt einen PPI. Das hat Folgen,<br />

denn in Österreich müssen zurzeit drei Prozent<br />

der Patienten unter NSAR-Therapie innerhalb<br />

eines Jahres hospitalisiert werden.<br />

Da selbst unter Magenschutz <strong>mit</strong> PPI noch<br />

ein gewisses Risiko besteht, empfiehlt Prof.<br />

Hammer bei Patienten <strong>mit</strong> sehr hohem Risiko<br />

die Kombination von Coxiben <strong>mit</strong> PPI.<br />

Reno Barth

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