„Spezielle Schmerzthe- rapie“ mit Fachgesellschaften diskutiert
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14<br />
13. INTERNATIONALES WIENER SCHMERZSYMPOSIUM<br />
29.2.-2.3.2008<br />
zum Beispiel bei Trägern von Herzschrittmachern.<br />
Dr. Schuhfried: „Nicht zuletzt ist<br />
auch die Applikation von Opioiden <strong>mit</strong>tels<br />
Iontophorese möglich, wobei die erreichten<br />
Dosierungen besonders bei Fentanyl direkt<br />
proportional zur Stromintensität sind. Dank<br />
eines neu entwickelten Applikators kann<br />
Fentanyl <strong>mit</strong>tels Iontophorese nun auch zur<br />
Behandlung postoperativer Schmerzen verwendet<br />
werden.“<br />
POSTOPERATIVER SCHMERZ OFT UNKONTROL-<br />
LIERT. Bedarf dafür besteht, denn eine unnotwendig<br />
hohe Zahl von Patienten leidet nach<br />
operativen Eingriffen unter Schmerzen. Dies<br />
ist nicht nur unangenehm, sondern birgt<br />
auch das Risiko der Schmerz-Chronifizierung<br />
<strong>mit</strong> schlimmstenfalls lebenslangen Folgen.<br />
Univ.-Prof. Dr. Narinder Rawal vom Department<br />
of Anesthesiology and Intensive Care<br />
am Universitätsspital Orebro in Schweden<br />
verwies auf dem 13. Internationalen Wiener<br />
Schmerzsymposium auf Daten aus dem Jahr<br />
2003, denen zufolge 39 Prozent der chirurgischen<br />
Patienten nach dem Eingriff unter<br />
schweren bis extremen postoperativen<br />
Schmerzen leiden: „Eine Reihe von Faktoren<br />
sind für diesen Missstand verantwortlich, namentlich<br />
das Fehlen eines organisierten<br />
Akutschmerz-Dienstes, der Mangel an qualifiziertem<br />
Personal, ein Mangel an Personal<br />
im Allgemeinen, die Kosten von Schmerzpumpen,<br />
mangelnde Kooperation zwischen<br />
Chirurgen und Anästhesisten sowie die in<br />
SCHMERZ nachrichten<br />
manchen Ländern sehr restriktive Verschreibungspraxis<br />
für Opioide.“ Patientenkontrollierte<br />
Systeme (Schmerzpumpe, PCA) können<br />
hier Abhilfe schaffen, weil sie unter anderem<br />
die regelmäßige Analgetika-Applikation<br />
personalunabhängiger machen. Darüber<br />
hinaus geben diese Systeme den Patienten<br />
das Gefühl der Selbstbestimmung und<br />
sorgen für geringere Schwankungen in den<br />
Plasma-Konzentrationen der Schmerz<strong>mit</strong>tel.<br />
Opioid-PCA Systeme können über unterschiedliche<br />
Routen arbeiten. Es gibt intravenöse<br />
oder epidurale Systeme ebenso wie perineurale<br />
oder intraartikulare.<br />
„Leider ist auch die PCA nicht frei von Nachteilen.<br />
An oberster Stelle steht dabei der hohe<br />
Preis der Geräte“, so Prof. Rawal. „Weiters<br />
besteht bei Fehlern in Programmierung<br />
oder Handhabung die Gefahr der Überdosierung<br />
und nicht zuletzt ist die Mitwirkung<br />
des Patienten erforderlich.“ Prof. Rawal verwies<br />
auf Daten der amerikanischen FDA, die<br />
sehr große Schwankungen in den verfügbaren<br />
Zahlen erkennen lassen, die vermutlich<br />
darauf zurückgeführt werden können, dass<br />
ein hoher Prozentsatz der Todesfälle durch<br />
postoperative Schmerz<strong>mit</strong>telüberdosierung<br />
nicht korrekt gemeldet wird. Das Risiko an<br />
der Schmerzbehandlung <strong>mit</strong>tels Opioid-PCA<br />
zu sterben dürfte irgendwo zwischen<br />
1:33.000 und 1: 338:000 liegen. Das ist zwar<br />
nicht viel, angesichts des häufigen Einsatzes<br />
dürfte es jedoch zu bis zu 600 Todesfällen<br />
in den USA pro Jahr kommen.<br />
„Leider ist auch die PCA nicht frei von<br />
Nachteilen. An oberster Stelle steht dabei<br />
der hohe Preis der Geräte.“<br />
Univ.-Prof. Dr. Narinder Rawal<br />
IONTOPHORESE MIT FENTANYL. Als Alternative<br />
bietet sich nun die transdermale Applikation<br />
von Fentanyl <strong>mit</strong>tel Iontophorese an.<br />
Fentanyl ist für diese Form der Verabreichung<br />
besonders geeignet, weil es als Chlorid<br />
vorliegt und daher elektrisch stark geladen<br />
ist.<br />
Das Ergebnis dieser Überlegungen ist Ionsys,<br />
das erste nadelfreie Patienten-aktivierte<br />
transdermale System zur Behandlung akuter<br />
postoperativer Schmerzen. Es handelt<br />
sich dabei um ein selbstklebendes, pflasterähnliches<br />
System, <strong>mit</strong> dem Patienten die<br />
Abgabe von Fentanyl durch die Haut in das<br />
Blut selbst kontrollieren können. Auf Knopfdruck<br />
gibt das System exakt 40 μg Fentanyl<br />
ab, bis zu sechs Boli in je zehnminütigem<br />
Abstand pro Stunde. Mit Hilfe einer eingebauten<br />
Batterie wird, gesteuert über einen<br />
eingebauten elektronischen Schaltkreis,<br />
Fentanyl <strong>mit</strong>tels eines Elektrotransportsystems<br />
<strong>mit</strong> Hilfe von nicht spürbaren minimalen<br />
Strömen (170 μA) sehr rasch in das Blut<br />
abgegeben. Insgesamt können aus dem<br />
scheckkartengroßen Pflaster bis zu 80 Einzeldosen<br />
über insgesamt 24 Stunden abgerufen<br />
werden.<br />
Bislang liegen Daten aus drei Studien vor,<br />
in denen Ionsys <strong>mit</strong> intravenöser Morphin-<br />
Applikation <strong>mit</strong>tels PCA verglichen wurde.<br />
Die Studien zeigten, dass Ionsys hinsichtlich<br />
aller Parameter (Wirksamkeit, Nebenwirkungen)<br />
der Morphin-PCA äquivalent<br />
war. Dies zeigte auch die FEN-PPA-401 Studie,<br />
die in 51 Zentren in elf europäischen<br />
Ländern durchgeführt wurde. Prof. Rawal:<br />
„Fentanyl <strong>mit</strong>tels Iontophorese appliziert ist<br />
eine beeindruckende Technik - nadelfrei,<br />
vorprogrammiert und unabhängig. Hinsichtlich<br />
der Wirkung ist es <strong>mit</strong> intravenöser<br />
Morphin-PCA vergleichbar. Das System<br />
vermeidet die Gefahr von Programmierungsfehlern,<br />
die bei der PCA besteht.“<br />
Reno Barth