09.01.2013 Aufrufe

„Spezielle Schmerzthe- rapie“ mit Fachgesellschaften diskutiert

„Spezielle Schmerzthe- rapie“ mit Fachgesellschaften diskutiert

„Spezielle Schmerzthe- rapie“ mit Fachgesellschaften diskutiert

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

NSAR<br />

UNVERZICHTBAR IM KAMPF<br />

GEGEN SCHMERZ UND<br />

ENTZÜNDUNG<br />

Sie sind zu Unrecht vorübergehend ins Gerede gekommen: Nichtsteroidale Antirheumatika sind<br />

in der <strong>Schmerzthe</strong>rapie durch ihren raschen Wirkeintritt und ihre antiphlogistische Wirkung<br />

unverändert von zentraler Bedeutung, sagt Schmerz-Spezialist Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar.<br />

Das Kind <strong>mit</strong> dem Bade auszuschütten,<br />

ist selten vernünftig. Das gilt<br />

auch für die zeitweise recht heftig<br />

geführte Diskussion im Zusammenhang <strong>mit</strong><br />

COX-2-Inhibitoren, im Zuge derer herkömmliche<br />

nichtsteriodale Antirheumatika (NSAR)<br />

aufgrund ihrer gastrointenstinalen Nebenwirkungen<br />

starker Kritik ausgesetzt waren.<br />

Seither wurden aufgrund kardiovaskulärer<br />

Nebenwirkungen und einer erhöhten Inzidenz<br />

von Schlaganfällen COX-2-Hemmer<br />

wieder vom Markt genommen, und herkömmliche<br />

NSAR sind vielfach so unentbehrlich<br />

wir ursprünglich.<br />

Durch die negative Publicity-Welle wurden<br />

NSAR bisweilen zurückhaltend eingesetzt,<br />

und im Gegenzug der Einsatz von Opioiden<br />

forciert. Letztere verursachen keine Organschädigung,<br />

sind aber Restriktionen in der<br />

praktischen Anwendung unterworfen, wie<br />

dem Ausstellen eines Sucht<strong>mit</strong>telrezeptes –<br />

trotz Vereinfachung immer noch eine<br />

Hemmschwelle.<br />

Nur <strong>mit</strong> Opioiden alleine fände die moderne<br />

Schmerzmedizin aber auch nicht das Auslangen,<br />

bestätigt Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar<br />

vom LKH Klagenfurt den unverändert zentralen<br />

Stellenwert von NSAR: „Es gibt Indikationen,<br />

wo ich NSAR brauche. Dort, wo ein<br />

Entzündungsgeschehen ist, sei es bei einer<br />

rheumatoiden Arthritis, sei es beim aktiven<br />

Schub einer Arthrose, sei es postoperativ, wo<br />

nach einer Operation viel Cyclooxygenase<br />

freigesetzt wird, wird eine gute Schmerzhemmung<br />

benötigt. Da gibt es eben keine<br />

Medikamente, die herkömmlichen NSAR<br />

oder COX-2-Hemmern ebenbürtig sind.“<br />

Als sinnvolles Konzept sieht Prof. Likar den<br />

Einsatz von NSAR-Kombinationspräparaten,<br />

in denen einen zentral relaxierende Substanz,<br />

etwa Orphenadrin, enthalten ist. Hier<br />

vor allem i.v., weil die Bioverfügbarkeit beim<br />

Patienten da<strong>mit</strong> besser sei. Diese kurzfristige<br />

Schmerzkontrolle und sehr effiziente Linderung<br />

bei akutem Schmerz beugt auch einer<br />

eventuellen Chronifizierung des<br />

Schmerzes vor.<br />

Geht es allerdings rein um die Entzündung<br />

und ist der Schmerz nicht so ausgeprägt, wären<br />

manchmal NSAR ausreichend. „Man<br />

„Man sollte bei Nicht-Tumorschmerzen das<br />

gleiche Konzept verfolgen wie bei Opioiden,<br />

nämlich immer wieder einmal zu versuchen,<br />

auszuschleusen und abzusetzen. Das ist das<br />

Geheimnis.“<br />

Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar<br />

sollte bei Nicht-Tumorschmerzen das gleiche<br />

Konzept verfolgen wie bei Opioiden“,<br />

schlägt der Schmerzexperte vor. „Nämlich<br />

immer wieder einmal zu versuchen, auszuschleusen<br />

und abzusetzen. Das ist das Geheimnis.“<br />

Diese kontrollierten Pausen sind Teil eines<br />

Gleichgewichts. Bei bestimmten klar definierten<br />

Indikationen kann auch einmal die<br />

Therapie reduziert werden, wenn der Patient<br />

die Schmerzstillung als ausreichend empfindet.<br />

So unumgänglich NSAR etwa im postoperativen<br />

Bereich sind für die ersten fünf<br />

Tage nach dem Eingriff, so genau muss Wirkung<br />

und Nebenwirkung auf Magenschleimhaut,<br />

Nieren und Blutgerinnung verfolgt<br />

werden, wenn sie längere Zeit verabreicht<br />

werden. Die rechtzeitige Kombination <strong>mit</strong><br />

Cyprostol oder einem Protonenpumpenhemmer<br />

kann Schädigungen etwa der Magenschleimhaut<br />

hintanhalten.<br />

Für den richtigen Zeitpunkt plädiert hier<br />

auch Univ. Prof. Dr. Likar: „Bei einer großen<br />

Entzündung sollte man NSAR rechtzeitig einsetzen,<br />

um die Entzündung zu hemmen, und<br />

dann daran denken, sie wieder abzusetzen.“<br />

Sigrun Rux<br />

SCHMERZ nachrichten 23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!