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LEITARTIKEL geführt werden. Hierzu müssen Berufungskommissionen unter anderem auch mit externen bzw. unabhängigen Gutachtern besetzt werden. Nicht allein eine Fakultät oder ein Fachbereich, sondern auch die Hochschulleitungen müssten im Interesse der Gesamtorganisation das Verfahren mitgestalten und über das Ergebnis mitentscheiden dürfen. Gute Wissenschaftler müssen darüber hinaus schnell berufen werden. Schließlich müssen Hochschulen und Forschungseinrichtungen stärker als bisher ihren Nachwuchs aktiv international rekrutieren. Die wichtigste Ressource einer Hochschule bzw. eines Forschungsinstituts – die Hochschul- bzw. Institutsangehörigen – sind immer auch Chefsache. Hochschulleitungen müssten deshalb die Chancen der derzeitigen Hochschulderegulierung und die damit verbundenen Autonomiegewinne konsequent nutzen. Die weitere Entwicklung einer Hochschule oder eines wissenschaftlichen Fachgebietes kann Anlässe bieten, die fachliche Ausrichtung von Lehrstühlen neu zu bewerten. Das Verhältnis von Kontinuität und Wandel müsste mit den Beteiligten innerhalb einer Hochschule, aber – wo notwendig – auch mit auswärtigen Kollegen jeweils neu bestimmt werden. Starre Stellenpläne müssten zugunsten fl exibler Berufungsmöglichkeiten gelockert werden. Unabhängige Nachwuchsgruppenleiter müssten in ihrem Status zudem Juniorprofessuren gleichgestellt werden. Schließlich müssten die gestiegenen Anforderungen an das Hochschul- und Institutsmanagement mit einer entsprechenden Honorierung, die ansatzweise der Vergütung ähnlicher Managementverantwortung im nichtwissenschaftlichen Bereich vergleichbar ist, einhergehen. ATTRAKTIVE VERGÜTUNGEN Im Wettbewerb um die besten Wissenschaftler ist zu prüfen, ob die W-Besoldung tatsächlich den Anforderungen entspricht, die heute an international konkurrenzfähige Wissenschaft gestellt werden. Es müsste möglich gemacht werden, Spitzenwissenschaftlern international konkurrenzfähige Vergütungen anzubieten. Die derzeit an Universitäten geltenden Vergaberahmen setzen dabei zu enge Spielräume. Mit einem nationalen Sonderprogramm für die Berufung von Spitzenwissenschaftlern aus dem Ausland sollten beispielhaft Bedingungen für die Gewinnung international renommierter Spitzenforscher geschaffen werden. International mobile Wissenschaftler müssen jedoch vielfach bei ihren Versorgungsbezügen im Alter große Nachteile bzw. Einbußen in Kauf nehmen. Zumindest auf europäischer Ebene müssten deshalb Rahmenbedingungen für die Übertragbarkeit von Sozialversicherungsleistungen geschaffen werden. Mit einem Ausgleichsfonds könnten Wissenschaftsorganisationen oder einzelne Hochschulen zwischenzeitlich in die Lage versetzt werden, diese Nachteile zu kompensieren. FREUNDLICHE RAHMENBEDINGUNGEN In der weltweiten Konkurrenz um Spitzenwissenschaftler auf allen Karrierestufen sind neben berufl ichen Rahmenbedingungen jedoch auch personen- und familienbezogene Unterstützungsleistungen entscheidend: Für international mobile Nachwuchs- 156 BUNSEN-MAGAZIN · 9. JAHRGANG · 5/2007 wissenschaftler müsste deshalb zur schnellen Orientierung im deutschen Wissenschaftssystem ein Informations- und Beratungsportal geschaffen werden, das den Weg zu weiteren Informationen vorgibt und durch persönliche Beratungsangebote ergänzt wird. Darüber hinaus besteht dringender Bedarf an angemessenem Wohnraum für international mobile Wissenschaftler, die für begrenzte Zeit nach Deutschland kommen. Hierzu müsste ein neues Investitionsprogramm für „Internationale Begegnungszentren der Wissenschaft“ nach dem Muster früherer Programme aufgelegt werden. Betreuungsangebote für die Kinder international mobiler Wissenschaftler müssten an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen schnell und weit reichend ausgebaut werden. Schließlich sind eine Karriereberatung sowie Unterstützung bei der Stellensuche für Ehe- bzw. Lebenspartner und so genannte „dual career“-Beratungen bzw. -Förderungen für wissenschaftlich tätige Paare notwendig. Es gibt bereits zahlreiche Beispiele, die zeigen, dass und wie in Deutschland einzelne dieser Forderungen erfüllt werden. Gleichwohl sollte die derzeitige Dynamik des deutschen Wissenschaftssystems genutzt werden, um die internationale Attraktivität deutscher Hochschulen und Forschungseinrichtungen weiter zu steigern. Dr. Georg Schütte Seit Januar 2004 ist Dr. Georg Schütte Generalsekretär der Alexander von Humboldt-Stiftung. Zuvor leitete er von 2001-2003 als geschäftsführender Direktor die Deutsch- Amerikanische Fulbright-Kommission in Berlin. In dieser Zeit war er auch Mitglied der Expertengruppe "Benchmarking Human Resources“ der Europäischen Kommission. Dr. Georg Schütte studierte Journalistik sowie Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Dortmund und der City University of New York und war Visiting Fellow der Harvard University. In seinen jüngsten Publikationen beschäftigt er sich mit Fragen der internationalen akademischen Mobilität und der Hochschulentwicklung.
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT LEITARTIKEL FORSCHUNG UNTERRICHT AKTUELLES TAGUNGEN NACHRICHTEN PHYSIKALISCHE CHEMIE GDCH INHALTSVERZEICHNIS Georg Schütte Außenwissenschaftspolitik beginnt zuhause: 155 Deutschland muss für internationale Wissenschaftler attraktiver werden Timothy Francis und Elmar Keßenich Innovative insulation materials for smart energy efficient homes - 158 breakthrough material developments for a better future Karl Doblhofer und Konrad G. Weil Application of the quartz microbalance in electrochemistry Eckart Rühl Chemie der Zukunft - Zukunft der Chemie 173 Andreas Brockhinke New faces - Nachwuchswissenschaftler im Gespräch 174 Alfred Blume und Roland Winter Membrane interacting peptides and proteins 175 Vorstandsbericht 177 Vermögensabrechnung 180 Ergebnisrechnung 181 Bericht der Mitgliederversammlung 182 Satzung der Deutschen Bunsen-Gesellschaft 186 Einladung zur 107. Hauptversammlung 190 Gerhard Ertl, Ludwig Kibler und Rolf Schuster Dieter Kolb zum 65. Geburtstag 192 Gunnar Jeschke Hans Wolfgang Spiess zum 65. Geburtstag 194 PCCP-Ein internationales Journal und seine wissenschaftlichen Gesellschaften 196 Selbstdarstellung der DBG Vertrauensdozenten 198 Personalia 205 Veranstaltung/Events 204 Ausschreibung/Ankündigung 206 Inhalt Heft 7 und 8 (2007) 209 Nachhaltig in Paris und Ulm 210 Zum Titelbild 162 "SEM-Bild von nanoporösem Material aus der Entwicklung von BASF. Die mittlere Porengröße beträgt 500 nm; siehe den Artikel von Timothy Francis und Elmar Keßenich auf Seite 158." 157
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