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A Powerful Friend, But A Terrible Enemy - USS Sentinel NX-28001

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong><br />

=/\= Part I =/\=<br />

=/\= Cpt. Bring, CO <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, 2407.025 1000 =/\=<br />

--- Bereitschaftsraum der CO ---<br />

Gelangweilt saß ich in meinem Sessel und schaute aus dem Fenster. Wir waren nun schon eine<br />

ganze Zeit in der Werft und die Phaserbänke waren immer noch nicht fertig montiert. Wenigstens<br />

versprach mir der Dockleiter sich zu beeilen, jedoch schien er eine andere Auffassung von beeilen<br />

zu haben als ich. Im zurücklehnen schaute ich aus dem Fenster und sah immer wieder mal ein<br />

kleines Workbee vorbei fliegen. Als ich genauer hinschaute sah ich, dass der Techniker im Workbee<br />

nicht gerade ein Schmalhans war und sich sehr abmühte darin klar zu kommen.<br />

Ich musste grinsen. Wenigstens hatte er sein eigenes Schiff, wenn es auch nicht gerade groß war.<br />

Aber was brachte einem ein Schiff, wenn man nur alleine darauf war? Die <strong>Sentinel</strong> war ohne ihre<br />

Crew zwar schon mehr als ein Haufen Duranium und Tritanium, jedoch erwachte sie erst mit voller<br />

Besatzung richtig zum Leben. Diesem Gedanken lange nachharrend starrte ich weiter aus dem<br />

Fenster.<br />

Plötzlich öffnete sich die Tür meines Bereitschaftsraumes zur Brücke hin. Erschrocken drehte ich<br />

mich um. Es war doch niemand an Board. Die Crew hatte ihren wohlverdienten Kurzurlaub und die<br />

Frühesten hatten sich erst für 1200 angemeldet und Techniker waren im inneren schon lange nicht<br />

mehr unterwegs, da sie durch die Hilfe der Naniten nicht wirklich viel Arbeit hatten.<br />

Als ich zur offenen Tür blickte war niemand zu sehen. Die Tür schloss sich langsam wieder und ich<br />

glaubte schon an einen technischen Deffekt, als es das zweite Mal passierte. Als die Tür sich jedoch<br />

zum dritten Mal öffnete, sah ich jemand der kurz an der Tür vorbei von links nach rechts huschte<br />

um den Bewegungsmelder zu aktivieren.<br />

Ich stand auf und ging zur Tür nachdem sie sich geschlossen hatte. Als sich die Tür dann wieder<br />

öffnete sprang ich hervor und drehte mich nach links. Wie ich es mir schon gedacht hatte war es<br />

Jason, der mich mal wieder ein bisschen ärgern wollte.<br />

„Tja Jason du warst zu unvorsichtig, ich hab dich gesehen.“<br />

„So ein Mist. Na ja wenn ich mit Michael weiter trainiere schaff ich es bald bestimmt ohne das du<br />

mich siehst.“<br />

Als Jason Michaels Name in den Mund nahm fiel mir ein, dass ich ihm noch gar nicht erzählt hatte,<br />

dass Michael nicht mehr an Board war um ihn zu trainieren. Für einen kurzen Moment schloss ich<br />

die Augen und sah die Situation vor mir, in der Michael angeschossen wurde. Ich hätte es<br />

verhindern können wenn ich doch nur besser aufgepasst hätte.<br />

Es wurde Zeit, dass Angi wieder an Board kam. Sie war eh nicht glücklich darüber, dass ich sie in<br />

Urlaub geschickt hatte, obwohl mein Problem noch immer nicht bewältigt war.<br />

Als ich die Augen wieder öffnete schaute Jason mich mit großen Augen an.<br />

„Sag mal Jason, wolltest du nicht mit Mary noch ein bisschen den Mars erkunden? Ich dachte ihr<br />

würdet erst heute Abend wieder kommen.“<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Mary wollte unbedingt wieder auf die <strong>Sentinel</strong>. Sie hat gesagt, dass die neuen Pflanzen für das<br />

‚<strong>Sentinel</strong> Paradise’ unbedingt eingepflanzt werden müssten.“<br />

Ich überlegte einen kurzen Moment was Jason wohl mit dem <strong>Sentinel</strong> Paradise meinte, bis mir<br />

einfiel, dass Mary sich ja schon seit der Ankunft auf der <strong>Sentinel</strong> sehr viel um das Freizeitdeck<br />

gekümmert hatte. Jason war dort unten wohl langweilig gewesen und er beschloss mich zu ärgern.<br />

„Was hältst du davon wenn wir uns mal anschauen wer alles neues an Board kommt Jason?“<br />

Jason nickte heftig und kam sofort mit mir in den Bereitschaftsraum. Ich setze mich in meinen<br />

Sessel und rief die neue Crewliste auf. Es gab nur einige kleine Veränderungen in den<br />

Mannschaftspositionen, jedoch fiel nun Michael weg, der irgendwie ersetzt werden musste.<br />

Als Jason sah, dass Michael nicht mehr auf der Crewliste stand, wurde er stutzig.<br />

„Warum ist Michael da nicht mehr da drauf Lars“, fragte er betrübt.<br />

Ich schaute ihn an und versuchte in meinem Gesichtsausdruck keine Trauer zu zeigen.<br />

„Michael muss leider für eine Zeit auf der Erde bleiben Jason.“<br />

Jason schien es für den Augenblick zu akzeptieren, doch war mir klar, dass er irgendwann noch<br />

einmal nachfragen würde, ob bei mir, Mary oder Angi.<br />

Plötzlich piepte mein Kommunikator und Mary rief mich und Jason zum Mittag. Beim aus dem<br />

Fenster starren musste ich die Zeit ganz vergessen haben. Jason schickte ich schon einmal vor und<br />

bat Mary noch zehn Minuten auf mich zu warten.<br />

Als Jason aus dem Zimmer war öffnete ich die Personalakte unseres neuen TAC und schon das Foto<br />

verriet mir mehr als ich wissen wollte. Sie war eine Romulanerin und kam anscheinend auch aus<br />

einer sehr reichen Familie.<br />

Warum musste das Star Fleet Command ausgerechnet auf meinem Schiff eins dieser<br />

Austauschprojekte starten? Gab es nicht genug andere Schiffe auf denen Platz war für Romulaner?<br />

Wütend schloss ich ihre Akte und ging zum Mittagessen. Auf dem Weg ins Quartier informierte ich<br />

noch schnell den Offizier an der Schleuse darüber, dass sich jedes Mitglied der Alpha Crew bei mir<br />

melden sollte und betrat dann mit knurrendem Magen mein Quartier.<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Lake Marrymoore, Austin/Texas, Erde, SD 2407.025, 1045 =/\=<br />

Es war ein wunderbarer Tag für einen kleinen Ausflug mit dem Katamaran. Das Sonnenlicht<br />

spiegelte sich im klaren Wasser des Lake Marrymoore und zauberte kleine Reflexionen an den Bug<br />

des Bootes. Daniel freute sich endlich mal nicht an den Dienst in der Sternenflotte denken zu<br />

müssen und konnte sogar den Landurlaub wieder genießen. Seine Rachegefühle gegenüber dem<br />

Quacksalber der Piraten hatte er erfolgreich verdrängen können, jedoch war die Beziehung<br />

zwischen ihm und seinem intelligenten holografischen Schiffsavatar Vicky nach der Sache in<br />

seinem Quartier auf der <strong>Sentinel</strong> weiter abgekühlt. Zwar wollte er schon ihre Subroutinen<br />

überprüfen und nach Fehlern suchen, hatte es dann aber doch gelassen. Sie sollte sich eben wie ein<br />

Mensch entwickeln, mit kleinen Macken und Fehlern. Wenn es um die EvenStar ging, welche nach<br />

der Mission noch einmal eine komplette Überholung nötig hatte, konnten sie miteinander reden,<br />

jedoch über alles das darüber hinaus ging nicht mehr. Es war eine eisige Situation, jedoch wusste er<br />

nicht was er dagegen machen sollte. Ohne Vicky war die EvenStar eben „nur“ eine normale Jacht...<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Master Daniel, eine Nachricht von den Fleetyards ist eingetroffen“, meldete James, der<br />

holografische <strong>But</strong>ler der Sheridans aus dem Kommunikator im Intrumententräger des Katamarans.<br />

„Etwas wichtiges?“, fragte Daniel und drehte das Boot wieder in den Wind.<br />

„Die bestellte Ausrüstung kann abgeholt werden.“<br />

„Danke, James. Ich werde mich darum kümmern. Sag Vicky, sie soll die Star schon mal<br />

vorbereiten.“<br />

„Wie sie wünschen, Sir“, bestätigte James und beendete das Gespräch.<br />

Die letzten Teile für den weiteren Umbau der Jacht waren endlich eingetroffen. Das herumbasteln<br />

an diesem Schiff war eine gute Ablenkung für Sheridan, so brauchte er nicht krampfhaft zu<br />

versuchen seine Gefühle zu unterdrücken. D’Shran, sein Nightingale-Mentalsymbiont, machte die<br />

Sache auch nicht viel leichter. Seit der Gehirnwäsche des Texaners war der Nightingale seltsam<br />

ruhig geworden und hatte sich etwas zurückgezogen. Auch eine geistige Unterhaltung hatte nichts<br />

gebracht, drum machte sich Daniel große Sorgen um seinen „Freund“. Und irgendwie hatte<br />

Sheridan das Gefühl, dass seine heile Welt um ihn herum langsam aber stetig zusammenbrechen<br />

würde...<br />

=/\= Haus der Sheridans, 1158 =/\=<br />

Der Lastengleiter der Fleetyards hatte seine Fracht auf dem Hof des Hauses abgeladen und war<br />

wieder abgeflogen. Daniel aktivierte den Aufzug, welcher die drei großen Kisten unter das Haus in<br />

den Hangar der EvenStar brachte und stieg dann selbst über eine Leiter hinab. Mit Antigrav-<br />

Einheiten schob er die Bestellung weg von der Duraplast-Platte und schickte den Aufzug wieder<br />

nach oben. Endlich konnte er die letzten Arbeiten an der Jacht abschließen. Danach war unbedingt<br />

ein Probeflug fällig, das war schon jetzt klar.<br />

Als er mit dem Auspacken der Kisten begann, krabbelte Vicky unter dem Rumpf hervor und packte<br />

ein Messgerät zurück in die dafür vorgesehene Halterung an der Wand.<br />

„Ist das das neue Cockpit?“, fragte sie und klopfte sich den Arbeitsoverall ab.<br />

„Ja, ist es. Hier sind die neuen Konsolen und dort in der Kiste muss der neue Pilotensitz sein. Ist<br />

alles für den Einbau bereit?“<br />

„Die alten Konsolen und Sitze sind raus, die Halterungen sind umgebaut. Wir können die Teile also<br />

gleich einbauen.“<br />

„Worauf warten wir dann noch?“, fragte Daniel freudig und zog sich einen Overall über seine<br />

Kleidung.<br />

Wenn man zusammen an einer Jacht baut, dann lässt es sich nur schwer vermeiden, sich nicht in<br />

irgend einer Weise näher zu kommen. Sheridan und wohl auch Vicky war das bewusst und so<br />

versuchten sie die ganze Zeit sich nicht direkt in die Augen zu sehen. Dem Texaner war das nur<br />

mehr als recht, da er sich mit den leuchtenden Iriden sowieso wie ein Monster fühlte. Er wollte es<br />

nicht, dass man ihm direkt in die Augen blickte. In dieser Sache hatte er etwas mit dem<br />

Piratenkapitän gemeinsam...<br />

„Hasst du das nicht auch?“, fragte Daniel plötzlich und blickte sie an.<br />

„Was denn hassen?“, erwiderte sie und zog die letzten Schrauben für den Sitz fest.<br />

„Dieses unbehagliche Schweigen. Vicky, was ist mit uns geschehen?“<br />

„Sag du es mir.“<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Ich wollte deine Gefühle nicht verletzen. Weißt du, ich kann mich derzeit auf keine Beziehung<br />

einlassen. Ich...“<br />

„Weil ich ein Holgramm bin? Oder liegt es etwa an dieser Aiya?“<br />

„Auch wenn ich dich damit noch mehr verletze, muss ich dir ehrlich sagen: beides. Es geht einfach<br />

nicht, das musst du dir auch klar machen.“<br />

„Dann ist es vielleicht besser, wenn du die Subroutinen aus meinem Programm löschst.“<br />

„Ist es das, was du willst? Ein einfaches Hologramm zu sein, das nur nach seiner Programmierung<br />

arbeitet? So wie Marina auf der <strong>Sentinel</strong>?“<br />

„Wenn dies bedeutet, keine Gefühle zu haben, die man verletzen kann...“<br />

„Wenn man das als Mensch auch so einfach sagen könnte... immer, wenn etwas unsere Gefühle<br />

verletzt, diese dann einfach löschen...“, er musste lachen. „Du weißt gar nicht, mit was wir<br />

Menschen uns Tag für Tag rumschlagen müssen.“<br />

„Ein weiterer Grund für meine Entscheidung.“<br />

„Überleg es dir lieber. Schlaf eine Nacht darüber...“<br />

„Ich bin ein Hologramm! Ich brauche keinen Schlaf!“<br />

„Trotzdem solltest du darüber nachdenken. Diese Programmerweiterung ist etwas, worum dich<br />

viele künstliche Intelligenzen beneiden.“<br />

Sie verloren kein weiteres Wort mehr darüber und schlossen die Arbeiten an der EvenStar ab. Vicky<br />

konzentrierte sich wieder auf ihre Aufgaben als „XO“ der Jacht und Sheridan nahm die letzten<br />

Einstellungen an den neuen Geräten vor, bevor sie zu einem Probeflug aufbrechen konnten. Dann<br />

gab er dem Steuerungscomputer des Hauses die Anweisung, den Lift hinabzulassen und steuerte die<br />

Star auf Antigravkissen langsam auf die Duraplast-Platte. Als die Jacht im Hof des Grundstücks<br />

stand – ein imponierender Anblick, immerhin war sie mehr als 30 Meter lang – aktivierte Daniel das<br />

Steuerungssystem. Relativ leise hob das Schiff ab und flog dem Nachmittagshimmel entgegen.<br />

=/\= Sol-System, 1527 =/\=<br />

Die Reparaturen am Warpantrieb waren erfolgreich gewesen; die „neue“ Star hatte sogar noch ein<br />

Quäntchen mehr Leistung als das ältere Modell. Die in die Flügel integrierten Warpspulen<br />

arbeiteten weit effizienter als ihre Gondelpendants. Neue RCS-Düsen – die Serienmodelle waren<br />

nur für einfache Jachten gedacht – brachten ihr mehr Wendigkeit und der modifizierte Impulsantrieb<br />

funktionierte auch besser als das normale Modell. Alles in allem erinnerte nur noch sehr wenig an<br />

die alte Evening Star, welche Daniel vor zwei Jahren von seinen Eltern geschenkt bekommen hatte.<br />

Sogar der Name hatte sich geändert, nur die Registriernummer war noch die Selbe. Mit dem neuen<br />

Cockpit hatte er dem Schiff endlich eine weitere persönliche Note geben können: das alte CONN-<br />

OPS-Konzept, wie man es von Shuttles her kannte, hatte er durch ein auf den Piloten<br />

zugeschnittenes Konzept ersetzt. Pate dafür stand der Delta-Flyer, welchen er im Urlaub im<br />

Flottenmuseum betrachtet hatte. Der Pilotensitz stand nun vorne in der Mitte, während der OPS ein<br />

wenig nach hinten an die Seite gerutscht war. Steuerungstechnisch hatte sich Sheridan etwas<br />

nostalgisches eingebaut: einen Steuerknüppel samt Schubregler... Die anderen Kontrollen hatte er in<br />

neue Konsolen verpackt, welche sich an den Lehnen des neuen Pilotensessels befanden. Auch der<br />

Sessel hatte seine Besonderheiten: er passte sich automatisch an den Piloten an und ermöglichte ihm<br />

so einen bequemen Sitz. Um die wichtigsten Kotrollen im Auge zu behalten, hatte Daniel noch ein<br />

TCD an den Hauptcomputer gekoppelt, welches ihn über Geschwindigkeit, Schadenskontrolle,<br />

Waffen- und Schildsysteme informierte und bei Bedarf einen Blick nach hinten oder Seitwärts<br />

erlaubte, ohne auf den Hauptschirm in der Konsole blicken zu müssen.<br />

Die EvenStar war nun perfekt auf ihn zugeschnitten und der ausgiebige Testflug bis in die Oortsche<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Wolke hatte die Stärken der Jacht perfekt ausnutzen können. Mit einem triumphierenden Grinsen<br />

steuerte er Utopia Planitia an, wo die <strong>Sentinel</strong> im Dock lag und noch immer überholt wurde. Wenig<br />

später holte er sich eine Landegenehmigung auf der Shuttlerampe ein und manövrierte das Schiff<br />

auf ihren Liegeplatz. Mit Abschluss eines letzten Systemchecks packte er seinen alten Seesack und<br />

machte sich auf den Weg zu seinem Quartier.<br />

Vicky hatte in der ganzen Zeit kein einziges Wort mit ihm gesprochen, welches nicht mit den<br />

Systemen und Funktionen der Star zu tun hatte. Sie saß still auf dem Sitz der OPS-Station und<br />

verrichtete ihre Arbeit. Daniel war nicht wohl dabei sie so zurückzulassen. Aber was sollte er tun?<br />

Sie zeigte sich jetzt nicht mehr gesprächsbereit und so hatte es auch keinen Sinn sich mit ihr<br />

auszusprechen. Er musste Angi darüber informieren, vielleicht wusste sie Rat.<br />

=/\= An Bord der <strong>Sentinel</strong>, 1546 =/\=<br />

„Computer: wo befindet sich Captain Bring?“, fragte Daniel nachdem er seine Sachen in sein<br />

Quartier gebracht hatte.<br />

„Captain Bring befindet sich auf dem Freizeitdeck“, antwortete der Computer.<br />

Konnte sich der CO auch mal entspannen? Na, da wurde es auch langsam mal Zeit. Daniel zog den<br />

Fluganzug aus, welchen er extra für die Star repliziert hatte, zog eine leichte Freizeitkleidung an und<br />

machte sich dann auf den Weg zum Freizeitdeck. Dienstbeginn war eh erst am nächsten Tag zur<br />

Alpha-Schicht, deswegen brauchte er seine Uniform noch nicht.<br />

Wenig später verließ er den Turbolift auf dem Freizeitdeck und wurde von einem großen Banner<br />

begrüßt: „Willkommen im <strong>Sentinel</strong> Paradise“<br />

Da hatte sich jemand endlich einen Namen für diese Einrichtung einfallen lassen. Schlendernd<br />

machte er sich auf den Weg, um Lars zu suchen und sich offiziell an Bord zu melden...<br />

=/\= Ens. i'Llaitra t'Jeiai - Romulus - 2407.024-10.00 =/\=<br />

Überrascht betrachtete ich die neue Anweisung, die mir so eben ins Haus geflattert war - ich sollte<br />

wirklich für ein so schwachsinniges Projekt die Blutschwinge und damit den Posten des ersten<br />

Offiziers aufgeben? Ich fragte mich langsam aber sicher ernsthaft, was bei diesen Deppen innerhalb<br />

des Tal Shiars und der Flottenführung eigentlich vor sich ging. Und das mir, einer Tochter aus<br />

einem der besten und bekanntesten Häuser überhaupt. Ich kochte innerlich vor Wut. Es war mir<br />

unverständlich, dass jemand von meiner Herkunft und in meiner Position einen solch niederen Job<br />

übernehmen sollte, zumal ich doch dem Reich immer treu gedient hatte.<br />

Doch es half alles nichts, ich musste wohl oder übel meine Sachen packen und den Weg ins<br />

Föderationsgebiet antreten, um dort der Spielball meines Auftraggebers zu sein. Ich konnte wirklich<br />

nur noch hoffen, dass es sich für mich förderlich erweisen sollte, bei allem was ich da auf mich<br />

nehmen würde müssen.<br />

Meine Familie war ebenso schnell unterrichtet wie meine Bediensteten und das was ich<br />

mitzunehmen gedachte schnell gepackt. Ich nahm nur das mit, was mir als wirklich wichtig erschien<br />

und dazu gehörten nun einmal auch meine beiden persönlichen Sklaven - Tarok und Nelek. Tarok<br />

war ein guter Kämpfer und ich genoss es immer wieder mit ihm zu trainieren. Er war es auch, der<br />

mit seinem Leben für mich einzustehen hatte und bisher gab es aus meiner Sicht keinerlei Grund zur<br />

Klage. Nelek hingegen war von weitaus zierlicherer Statur und sanfter, auch wenn er es sehr wohl<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

verstand die Waffen unseres Reiches zu führen, bestand seine Aufgabe viel eher darin, mir das<br />

Leben ein klein wenig zu versüßen. Ich lächelte sanft bei dem Gedanken an all die schönen Dinge,<br />

die wir miteinander schon erlebt hatten und doch war er der einzige, der meine sanfte Seite jemals<br />

kennen lernen durfte.<br />

Als alles soweit gepackt war, verabschiedete ich mich von meiner Familie um schließlich diesen<br />

weiteren Weg in meinem Leben anzutreten.<br />

=/\= 2407.025-16.00 - <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

Auf den ersten Blick war ich nicht sonderlich von dem Schiff begeistert, auf dem ich meinen Dienst<br />

versehen sollte - es sah schwach und mickrig aus, machte keinen zuverlässigen Eindruck auf mich.<br />

Doch ein zurück gab es nun nicht mehr.<br />

Als wir schließlich gelandet waren, galt es nun erst einmal den Captain dieses Schrotthaufens<br />

ausfindig zu machen. Natürlich hatte ich noch meine Uniform an und so war es natürlich nicht<br />

verwunderlich, dass jeder der mir über den Weg lief, mich etwas seltsam anschaute. Sollten die<br />

doch, mir machte die Anwesehnheit hier auch keinen wirklichen Spaß.<br />

Nach einigem Suchen fand ich den Captain schließlich auf dem sogenannten Freizeitdeck. Ich<br />

glaubte meinen Augen nicht zu trauen, was diese Menschen unter Freizeit zu verstehen schienen<br />

und doch schien dieser stinkende Bauernhof mehr als real zu sein.<br />

= /\ = Ens Vorin Sermak, SCI der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, DSZ 2407. 025, 10:00 Uhr = /\ =<br />

- - - - - Elternhaus auf der Erde - - - - -<br />

Seit mehr als einem Jahr war Vorin nicht mehr bei seinen Adoptiveltern auf der Erde gewesen. Das<br />

letzte mal, dass er sie lebhaft und in Wirklichkeit, also ohne Bildschirm vor sich gesehen hatte war,<br />

nachdem er seine Zeit auf der Akademie beendet hatte. Damals hatte er ein paar Tage Zeit gehabt,<br />

bevor er seine Zeit auf einem Kadettendampfer zu bestehen hatte. Diese Tage hatte er bei seinen<br />

Eltern an der französischen Mittelmeerküste verbracht. Nun war es wiederum an der Zeit Abschied<br />

zu nehmen. Die nächste Mission, diesmal jedoch nicht wie vor einem Jahr auf der <strong>USS</strong> Hawking,<br />

sondern auf der <strong>Sentinel</strong> stand an und die Crew hatte sich langsam aber sicher wieder an Bord<br />

einzufinden. Über die Natur der neuen Mission wusste Vorin zum derzeitigen Zeitpunkt noch<br />

überhaupt nichts. Er hatte zwar aus purer Neugier beim SFC angefragt, aber dort konnte man ihm<br />

nur sagen, dass Cpt. Bring der Crew alles Nötige sagen werde, sobald die Zeit reif dafür wäre.<br />

Schon seit Wochen lebte er immer mit dieser Neugierde wissen zu wollen, was als nächts Mission<br />

anstünde.<br />

Seine Mutter war sehr traurig, dass Vorin schon wieder gehen musste. Er war zwar einen Monat „zu<br />

Hause“ gewesen, aber vor allem für seine Mutter war es schwer zu begreifen, dass sie Vorin<br />

möglicherweise für eine lange Zeit nicht wieder sehen würde. In der Tat wusste sie ja auch um die<br />

Risiken des Jobs den Vorin hatte so, dass es ihr durchaus bewusst war, dass sie Vorin vielleicht nie<br />

wieder sehen würde. Vielleicht fiel es ihr auch deshalb so schwer, Vorin gehen zu lassen. Sein Vater<br />

sah die Sache viel lockerer, was wohl daran lag, dass er selber lange Jahre in der Flotte gedient hatte<br />

und genau wusste, dass die COs alles dafür taten, dass die Crew nach jeder Mission wieder heil zu<br />

6


ihren Familien zurückkommen könne.<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Ein letztes Mal saßen die Drei zusammen am Frühstückstisch um noch einmal gemeinsam zu<br />

frühstücken, bevor Vorin sie in Richtung Star Base One verlassen würde, von wo er dann zur<br />

<strong>Sentinel</strong> weiterreisen würde. Seine Mutter hatte ein reichhaltiges Frühstück vorbereitet, damit er die<br />

Küche daheim in guter Erinnerung behalten würde. Das Essen war wie immer delikat und obwohl<br />

die Replikatoren auch keine schlechten Mahlzeiten lieferten, war es doch immer etwas anderes<br />

daheim bei Mutter ein selbstgemachtes Essen zu genießen. Nachdem sie das Frühstück genossen<br />

hatten, war es langsam an der Zeit sich von einander zu verabschieden. Seine Mutter konnte nicht<br />

viel sagen, weil sie einfach zu traurig war, dass er sie wieder verlassen würde. Sein Vater war<br />

ziemlich gefasst und Vorin selber konnte Abschiedsszenen nichts abgewinnen, weil er wusste, dass<br />

er aller Voraussicht nach irgendwann zurückkehren würde und dass Gefühlsregungen wie Trauer<br />

somit unlogisch wären. Nachdem er die Abschiedsszene hinter sich gebracht hatte, begab er sich zu<br />

dem Sammelpunkt, an dem ein Shuttle ihn abholte um ihn zu SB 1 zu bringen. Nach einem kurzen<br />

Aufenthalt auf der Station im Orbit der Erde war es an der Zeit weiter zu reisen um seine Tätigkeit<br />

als SCI der <strong>Sentinel</strong> wieder aufzunehmen. Die <strong>Sentinel</strong> lag immer noch im Dock um für ihre<br />

nächste Mission noch einmal generalüberholt zu werden so, dass möglichst wenig schief gehen<br />

würde. Er hatte schon mitbekommen, dass die Techniker im der Werft nicht besonders viel zu tun<br />

hatten, da das Naniten System mittlerweile so funktionierte wie von den Konstrukteure des Systems<br />

geplant worden war. Aber dennoch hatte er erfahren, dass es noch ein einigermaßen geselliges<br />

Treiben von Technikern um die <strong>Sentinel</strong> herum zu sehen gebe.<br />

Während der Reise von der Erde zur <strong>Sentinel</strong> dachte Vorin über das nach, was er in dem ersten<br />

Dienstjahr auf der <strong>USS</strong> Hawking und auf der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> alles erlebt hatte. Viele schöne<br />

Erinnerungen waren dabei. Erfolgreich ausgeführte Einsätze gehörten vor allem zu diesen schönen<br />

Erinnerungen. Aber auch weniger schöne Erinnerungen lagen in der Vergangenheit. Leider kam es<br />

immer wieder durch Unfälle, Krankheiten oder Angriffe auch zu Todesfällen. Triumph und<br />

Tragödie lagen bei der Berufsgruppe, der auch Vorin angehörte vielleicht so nah beieinander wie<br />

sonst nirgendwo. Obwohl Vorin sich dieser Tatsache bewusst war, war er dennoch froh bei der<br />

Sternenflotte dienen zu dürfen. Denn obwohl er die Risiken kannte, gab es für ihn kein höheres<br />

Ideal, als sein Leben dem Schutz der freien Gesellschaft der Föderation und der Forschung zu<br />

verschreiben. Sicher kamen auch bei Vorin nach manchen knapp überstandenen Einsätzen Zweifel<br />

an dem was er tat auf, aber nach kurzer Zeit war er stets wieder sicher, dass er das Richtige tat.<br />

Nach einiger Zeit kam das Shuttle am Bestimmungsort an und Vorin konnte seine Heimat für die<br />

nächsten Monate sehen: die <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, die immer noch im Dock lag. So ruhig, wie das<br />

majestätische Schiff da lag, konnte man kaum glauben, dass es sich bald wieder in Gefahren<br />

begeben würde, die überall im Quadranten lauerten.<br />

- - - - - An Bord der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> - - - - -<br />

Wieder „daheim“. Das war das Erste was Vorin dachte, als er vor der Eingangsschleuse stand. Er<br />

trat durch die Schleuse hindurch und meldete sich beim diensthabenden Wachmann an:<br />

„Ens. Sermak meldet sich aus dem Heimaturlaub zurück.“<br />

Der Wachmann sah auf seine Liste, fand Vorin auf der Besatzungsliste und gewährte ihm Zutritt.<br />

Vorin begab sich zunächst zu seinem Quartier um sein Reisegepäck abzulegen und um sich dann<br />

vorschrifts gemäß bei Lars zu melden. Natürlich wusste er, dass das Treffen kein formales<br />

Antrittstreffen werden würde, sondern ein freundliches Austauschen über das, was man währen der<br />

Urlaubszeit so alles erlebt hatte. Aber trotzdem war es ihm wichtig, sich so bei seinem Captain<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

anzumelden, wie er es bei seiner Zeit auf der Akademie gelernt hatte.<br />

- - - - - Raum des CO - - - - -<br />

Vorin betätigte den Türsummer und Lars Stimme ertönte:<br />

„Immer nur hereingetreten.“<br />

Die Tür öffnete sich und Vorin trat ein.<br />

„Ensign Sermak meldet sich zum Dienst zurück!“<br />

Bevor der ob der Förmlichkeit Vorins verdutzte Lars etwas sagen konnte, begann Vorin weiter zu<br />

reden.<br />

„So jetzt aber genug der Förmlichkeiten! Wie geht es dir? Hast du einen schönen Urlaub gehabt?“<br />

„Ja, also mir geht es gut, ich hoffe dir auch.“<br />

Die beiden versanken in ein kurzes Gespräch, in dem sie sich über das Austauschten, was sie so<br />

alles erlebt hatten. Danach ließ Vorin sich über den Status des Schiffs aufklären. Hier war soweit<br />

alles in Ordnung so, dass der Abflug schon bald von statten gehen könnte.<br />

„Eine Frage hätte ich noch Lars“, meinte Vorin schließlich.<br />

„Nur heraus damit, mein Freund.“<br />

„Was ist eigentlich unsere Mission? Ich habe schon an allen möglichen Stellen gefragt, aber<br />

niemand konnte oder viel mehr wollte mir Auskunft darüber geben. Es hieß immer nur, dass der CO<br />

der <strong>Sentinel</strong> - also du - befugt wärst Auskunft darüber zu geben.“<br />

Lars grinste schelmisch, vertröstete Vorin jedoch auf einen späteren Zeitpunkt.<br />

„Es tut mir leid, aber ich kann leider zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen. Leider hat man auch<br />

mir nämlich noch nichts gesagt. Ich werde euch allen aber alles sagen, wenn die Zeit dafür<br />

gekommen ist, also sprich: wenn ich es selber weiß.“<br />

„Och komm schon, sei doch nicht so. Irgendwas weißt du doch bestimmt schon. Mir kannst du es<br />

doch anvertrauen. Ich sag es auch nicht weiter“, versuchte Vorin Lars umzustimmen.<br />

„Es tut mir wie gesagt leid, aber ich habe auch gesagt, dass ich es nicht weiter sage und trotzdem hat<br />

man mir nichts gesagt“, antwortete Lars auf Vorins bohrendes nachhaken.<br />

„Tja, da kann ich wohl nichts machen“, meinte Vorin. Aufgeben wollte er aber noch nicht.<br />

„Aber einen Tipp, sozusagen einen Hinweis kannst du mir doch geben, oder? Ich meine, du wirst<br />

doch wohl zumindest ansatzweise wissen um was es gehen wird, oder?“<br />

„Einen Hinweis? Lass mal überlegen. Hmm … öm … ja, doch etwas kann ich dir sagen. Schau dir<br />

mal unsere Besatzungsliste an und denk dir deinen Teil dazu. Mehr kann ich dir aber wirklich<br />

zumindest jetzt noch nicht sagen, Vorin.“<br />

„Alles klar, ich werde nachsehen. Ich werde mich jetzt in mein Quartier begeben, wenn es recht ist.<br />

Ich würde gerne meine Sachen auspacken und mich einrichten.“<br />

„Na klar, du kannst gehen“, lachte Lars. Wir sehen uns.<br />

Vorin verließ den Bereitschaftsraum und begab sich in sein Quartier.<br />

- - - - - Vorins Quartier - - - - -<br />

Zurück in seinem Quartier sah Vorin sich natürlich sofort die Besatzungsliste an. Vielleicht würde<br />

er durch den Hinweis, den er von Lars bekommen hatte das Rätsel lösen, das ihn schon seit einigen<br />

Wochen quälte. Sofort stach ihm natürlich der romulanische Name Ssianha i'Lleithra t'Jeiai in die<br />

Augen. Eine Romulanerin als taktischer Offizier? Vorin stutzte kurz, fand aber schnell den Hinweis,<br />

dass es sich dabei um einen Austauschoffizier handelte. Er schloss daraus, dass dieser Offizier eine<br />

tragende Rolle bei der kommenden Mission spielen könnte. Mehr konnte er nicht daraus schließen.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Er vermutete zwar, dass es sich um eine Mission mit diplomatischen Charakter handeln könnte,<br />

sicher war er aber nicht und so beschloss er zu warten, bis Lars das Geheimnis der kommenden<br />

Mission der ganzen Besatzung enthüllen würde. Zu lange würde es schon nicht mehr dauern und<br />

Vorin hatte nun bereits einige Wochen mit dieser quälenden Ungewissheit und Neugier gelebt, dass<br />

ein paar Tage mehr den Bock nun auch nicht mehr fett machen würden.<br />

Also beschloss er seine Sachen auszupacken, sein Quartier wieder einzurichten und langsam aber<br />

sicher wieder den Alltag als SCI eines Schiffes der Sternenflotte wieder aufzunehmen. Nachdem er<br />

sich eingerichtet hatte, begab er sich in das zentrale Wissenschaftliche Labor um nachzusehen,<br />

welche Leute aus seinem wissenschaftlichen Stab schon an Bord waren, um sie zu begrüßen.<br />

=/\= Krankenstation <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, Büro des CMO, DSZ 2047.026.0944 =/\=<br />

- Eintrag in das medizinische Computerlogbuch der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, Diensthabender Chefarzt, Dr.<br />

Antonio Columbi, Sternzeit 2406.026. Ich bin gestern Abend von meinem Landurlaub<br />

zurückgekehrt und habe heute mit der Standartuntersuchung der Crew begonnen. Ich hoffe, dass<br />

diese Prozedur schnell von statten gehen wird und es hoffentlich nur wenige Verzögerungen gibt.<br />

Ich bin immer noch erstaunt über die medizinische und wissenschaftliche Kapazität der Senitnel<br />

und freue mich über meinen Aufgabenbereich an Bord-<br />

Toni löste sich von der Eintragung in das Logbuch und blickte zu seinem nächsten Patienten der<br />

etwas nervös, leicht von einem Bein auf das andere wippte. Lächelnd ging er auf den Mann zu.<br />

"Sie sind"? fragte Toni.<br />

"Crewman Loyn, Sir".<br />

"Setzten sie sich auf das Biobett." Toni wies mit der Hand in Richtung des freien Bettes. Auf dem<br />

Bett lagen zwei medizinische Instrumente die der Crewman genau inspizierte.<br />

Toni griff nach der Hand des Crewman und blickte auf den Chronometer. Er begann die Pulsschläge<br />

zu fühlen, stoppte nach 15 Minuten und multiplizierte das Ergebnis mit dem Faktor 4.<br />

"Achtundachtzig", er wandte sich an die Schwester die neben dem Biobett stand um die Daten zu<br />

erfassen. Der Crewman blickte ihn fragend an, Toni ignorierte das und griff nach den beiden<br />

Instrumenten.<br />

Die Blutdruckmanschette befestigte er am Oberarm des Crewman und forderte diesen auf den Arm<br />

zu strecken, dann legte er das Stethoskop in die Ellenbeuge und pumpte die Manschette auf. Bei 220<br />

mmHg stoppte er und drehte das kleine Rädchen langsam auf um den Blutdruck zu erfassen.<br />

"140 zu 90", gab er erneut die Information an die Schwester weiter.<br />

"Folgen sie meinem Finger", er blickte den Crewman und hob den rechten Zeigefinger nach oben.<br />

"Wie bitte"? fast ungläubig kam die Frage des Crewman.<br />

"Sie sollen meinem Finger folgen", erneut wies er den Crewman an, der dann Tonis Bitte folgte.<br />

"Leicht verlangsamt, jedoch in der Norm", gab er an die Schwester weiter und erntete einen etwas<br />

mürrischen Blick des Crewman. Erst jetzt griff Toni zum Tricorder und scannte den Mann.<br />

"SpO2- Wert bei 98%", er nickte der Schwester zu und fuhr fort: "Sie werden sie noch zu einem<br />

meiner medizinischen Kollegen begeben, er wird mit Ihnen einen Belastungstest- und EKG machen,<br />

danach noch einige weitere Untersuchung." Er wandte sich dem Mann ab und bat den nächsten<br />

näher zu treten.<br />

9


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Toni wusste das seine ärztlichen Kollegen und auch das Pflegepersonal über ihn redeten, besser<br />

gesagt über seine Untersuchungsmethoden und nicht nur die sondern auch die bis jetzt knapp 30<br />

erfassten Crewmitglieder von heute Morgen hatten ungläubige Augen gemacht. Gesagt hatte bis<br />

jetzt jedoch keiner was, vielleicht hatten grauen Haare ja doch einen Vorteil. Einem alten Mann<br />

widersprach man nicht, er grinste leicht während sein nächste Opfer sich ihm näherte.<br />

Er kannte den Lt. konnte ihn jedoch nicht zu ordnen.<br />

"Sie sind Lieutenant... einen Moment", er dachte nach musste dann jedoch resignieren.<br />

"Sheridan, Daniel Sheridan".<br />

"Stimmt, sie sind der XO".<br />

Toni zog das Prozedere erneut von vorne durch und wandte sich am Ende an die Schwester, die den<br />

ganzen Morgen bereits Protokoll führte.<br />

"Puls bei 52, Blutdruck 180 zu 90, SpO2 Wert bei 92%. Ihre Werte machen mir etwas zu denken,<br />

ihr Blutdruck ist zu hoch und der SpO2- Wert zu niedrig. Bei einem Mann in ihrem Alter hat man<br />

einen Durchschnittswert von 94%. Inhalieren sie etwas"?<br />

"Wie bitte"? hackte der XO nach.<br />

"Ob sie was zu sich nehmen"?<br />

"Nein, sie wissen um meine ...", Toni unterbrach ihn<br />

"Ja ich kenne ihre Nightingale- Fähigkeiten, die haben damit nichts zu tun. Schwester machen sie<br />

eine Notiz, ich sehe mir ihre Akte später nochmal an", er nickte dem XO zu.<br />

"Doctor? Darf ich sie etwas fragen"?<br />

"Natürlich".<br />

"Warum machen sie das alles noch manuell"? Daniel deutete auf das Stethoskop was um Tonis Hals<br />

baumelte.<br />

"Nun ja Sentimentalität zu so etwas, außerdem trau ich der Technik nur selten. Zu dem kommt, dass<br />

ich drei Tage Zeit für die Untersuchungen habe und somit lerne ich die Leute auch mal kennen.<br />

Viele vergessen das ein Arzt früher eine Art Vertrauensperson war, oft haben sich Patient und Arzt<br />

minutenlang unterhalten, heutzutage geht das unter".<br />

"Ah ja", brachte der XO entgegen, Toni hatte sich bereits weggedreht und dem nächsten gewidmet.<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= An Bord der <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.025, 1610 =/\=<br />

„Seit wann kannst du Kühe melken?“, fragte Lars erstaunt und blickte dem XO über die Schulter.<br />

„Schon vergessen? Ich bin Texaner, das wurde uns in die Wiege gelegt“, antwortete er und musste<br />

lachen.<br />

„Darf ich es auch mal versuchen? Bitte, bitte!“, fragte Jason aufgeregt und zupfte an Daniels Ärmel.<br />

„Sicher. Pass auf, du machst das am besten so...“<br />

Sheridan zeigte dem Jungen, wie man eine Kuh richtig melkte und ließ ihn es dann selber<br />

ausprobieren. Anscheinend hatte der Kleine wohl zu kalte Hände, denn als er das Euter berührte,<br />

muhte die holografische Kuh plötzlich auf. Doch dann bekam er langsam den Bogen raus und die<br />

Milch rann in den Eimer. Stolz präsentierte er seiner Schwester den Eimer, dessen Boden nun ein<br />

wenig mit der weißen Flüssigkeit bedeckt war.<br />

10


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Das ist ja ekelhaft hier!“, rief jemand und die vier wandten sich um.<br />

Drei Romulaner – das konnte man an den leichten Stirnwülsten über den geschwungenen<br />

Augenbrauen erkennen – kamen auf die Gruppe zu, eine Frau und zwei Männer. Während die Frau<br />

in eine romulanische Uniform gekleidet war, trugen die beiden Männer eher legere und luftige<br />

Kleidung.<br />

„Was ist denn jetzt los?“, flüsterte Daniel Lars zu, ohne den Blick von den drei Neuankömmlingen<br />

zu lösen.<br />

„Darf ich euch Ensign Ssianha i'Llaitra t'Jeiai vorstellen? Sie nimmt am Offizieraustauschprogramm<br />

unserer beiden Flotten teil und wird für diese Mission den Posten des taktischen Offiziers<br />

einnehmen.“<br />

„Aefvadh e Tesas, Erein“, begrüßte sie Sheridan und streckte ihr die Hand zum Gruß entgegen.<br />

„Sie sprechen Rihannsu...“, stellte die Frau fest und blickte skeptisch auf Daniels Hand, an der noch<br />

ein paar Tropfen Milch runtertropften.<br />

„Ein wenig...“<br />

„Wo ist mein Quartier? Dieser Gestank und Dreck hier sind mehr als unangenehm!“<br />

„Lieutenant Sheridan wird es ihnen bestimmt gerne zeigen“, sagte Lars und musste ein Grinsen<br />

unterdrücken.<br />

Mit einem Blick, der stumm „Warum ich?“ ausdrückte, wusch sich Daniel die Hände und zeigte den<br />

Dreien auf welchem Deck das Quartier lag.<br />

„Wenn sie wünschen, kann ich noch zwei Gästequartiere für ihre beiden Begleiter vorbereiten<br />

lassen.“<br />

„Das ist nicht nötig, Tarok und Nelek schlafen in meinem Quartier.“<br />

„Viel Platz für drei Personen bietet es aber nicht, da es sich um ein Standard-Offiziersquartier<br />

handelt“, sagte Sheridan und betätigte den Türöffner.<br />

„Nein, das ist viel zu klein. Ich will ein größeres Quartier!“<br />

„Entschuldigen Sie, Ensign, aber ein an Bord der <strong>Sentinel</strong> Dienst tuender Offizier bekommt eben<br />

ein Offiziersquartier. Wie gesagt kann ich ein Gästequartier für ihre Begleiter vorbereiten lassen,<br />

dann haben Sie genügend Platz in ihrem. Oder ich kann ihnen eines unserer Crewquartiere zuteilen<br />

lassen, dann müssten sie es sich noch mit einer weiteren Person teilen...“<br />

„Nein, es wird so gehen. Tarok! Nelek! Schafft mein Gepäck in das Quartier!“<br />

„Dienstbeginn ist morgen um 0800. Erscheinen sie pünktlich.“ Mit diesen Worten machte sich<br />

Daniel wieder zurück auf den Weg zum Freizeitdeck.<br />

Dort angekommen, erwarteten die anderen ihn immer noch am Bauernhof.<br />

„Na? Hast du dich mit unserer neuen TAC bekannt gemacht?“, fragte Lars grinsend.<br />

„Sie ist sehr... charmant. Fast wie... ein Nagelkissen“, antwortete Daniel und äffte den<br />

Gesichtsausdruck der Ensign nach, als sie den Bauernhof entdeckt hatte.<br />

„Sie wird sich schon einleben,“ sagte Mary und biss in einen Apfel.<br />

„Wieso haben ausgerechnet wir die zweifelhafte Ehre, sie an Bord zu haben?“, fragte Daniel.<br />

„Das weiß ich nicht. Das Starfleet Command hat sie auf unser Schiff versetzt, weil eben gerade der<br />

TAC-Posten frei war“, antwortete Lars achselzuckend.<br />

„Wie geht es eigentlich Michael?“, fragte Daniel.<br />

„Er liegt noch immer im Koma. Die Ärzte wissen nicht, ob er jemals wieder aufwachen wird.“<br />

„Schrecklich...“ Wieder kamen ihm die Bilder aus dem Frachtraum der Damned Soul zurück ins<br />

Gedächtnis.<br />

11


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Er erinnerte sich an die Situation wie an einem Traum: Während Michael versucht hatte, ihn mit<br />

dem Schwert anzugreifen, hatte er Telara – einer alten Bekannten Ledans – den Feuerbefehl<br />

gegeben. Damit war er schuld an Michaels Zustand... Sie hatte mit einem Disruptor auf den<br />

TAC/SEC gefeuert. Sie war ebenfalls ein Opfer der Piraten und hatte eine Gehirnwäsche<br />

abbekommen. Doch als sie gesehen hatte, wen sie niedergeschossen hatte, erinnerte sie sich<br />

plötzlich wieder an ihr früheres Leben. Auch ihr Implantat hatte sich dadurch überladen und wenn<br />

Lars sie nicht betäubt und das Gerät in ihrem Kopf damit deaktiviert hätte, dann wäre sie ebenfalls<br />

gestorben. Was aus ihr geworden war, wusste niemand so genau. Sie war an Bord der Damned Soul<br />

verblieben, als diese entkommen war. Ob sie noch am Leben war, war eine andere Frage...<br />

„Ach ja, Doktor Columbi will morgen alle Offiziere zur Routineuntersuchung antreten lassen“,<br />

unterbrach Lars die Stille und wechselte damit das Thema.<br />

„Antreten lassen? War er mal bei den Marines?“, erwiderte Sheridan grinsend.<br />

Wieder mussten die Drei lachen.<br />

„Ich glaube nicht, aber er würde bestimmt gut zu ihnen passen.“<br />

„Wann kommt denn Angi an?“<br />

„Im Laufe des Tages, nehme ich an. Hast du endlich meinen Rat angenommen und einen Termin<br />

mit ihr ausgemacht?“<br />

„Noch nicht, aber genau das habe ich vor.“<br />

„Jungs? Wie wäre es, wenn wir später den Grill anwerfen und damit die Rückkehr der ‚Familie’<br />

feiern?“, fragte Mary und blickte die beiden Männer an.<br />

„Gute Idee. Würdest du bitte eine Einladung an alle herumschicken, Daniel?“, fragte Lars und<br />

blickte seinen Ersten Offizier an.<br />

„Klar. Aber zum Grillen sollten wir uns einen anderen Platz suchen. Hier riecht es wirklich nicht<br />

besonders angenehm...“, erwiderte Daniel und rümpfte die Nase.<br />

Unbeabsichtigt äffte er damit ein weiteres Mal die Romulanerin nach und zog damit das Gelächter<br />

der anderen auf sich.<br />

=/\= Quartier an Bord der <strong>Sentinel</strong> - SD 2407.025, 1616 =/\=<br />

Ich grummelte leise vor mich hin, als ich das erblickte, was dieser Mensch mir da als Quartier<br />

darbot. In meinen Augen war dies nichts weiter als ein mieses kleines Loch, gerade einmal groß<br />

genug für meine beiden Begleiter. Mal wieder drängte sich mir die Frage auf, womit ich eine solch<br />

niedere Behandlung nur verdient hatte. Und was waren das eigentlich für Schwachmaten, die solch<br />

mickrige Offiziersquartiere entwarfen? Solche Typen sollte man nun wirklich einmal einen Kopf<br />

kürzer machen.<br />

Ich seufzte. "Talok, Nelek, ihr beiden räumt ein wenig zackig den Wohnraum so um, dass ihr dort<br />

bequem Platz findet und zugleich auch noch die Möglichkeit gegeben ist, dass man sich dort auch<br />

mit Gästen zu einem guten Tropfen hinsetzen kann. Wie ihr das anstellt ist mir egal, aber ich<br />

erwarte verdammt bald ein gutes Ergebnis, meine Stimmung ist nämlich nicht gerade die<br />

allerbeste."<br />

Ohne Widerrede begannen sie mit ihrer Arbeit, während ich es mir im Schlafbereich versuchte ein<br />

wenig bequemer zu machen. Neben einigen Bildern meiner Familie fanden schließlich auch meine<br />

Auszeichnungen ihren Platz an der Wand, die mich stets darin erinnern sollte, was ich bisher<br />

vollbracht hatte und das ich noch weitaus mehr leisten konnte, wenn ich mich denn auch genügend<br />

12


anstrengte.<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Als alles soweit vorbereitet war, begutachtete ich das was die beiden Herren an meiner Seite so<br />

vollbracht hatten. Die Sitzgruppe hatten sie so gestellt, dass zwischen selbiger und Quartierwand<br />

ebenso genügend Platz für sie beide als Schlafstätte war und es zudem nicht einmal sonderlich<br />

auffiel. Aber da ich ohnehin nicht vor hatte, größere Empänge in diesem Loch zu geben, sollte es<br />

mir durchaus recht sein.<br />

"Nelek, sei so gut und bereite alles für einen gemütlichen Abend vor." Ich schenkte ihm ein sanftes<br />

Lächeln, bevor ich mich an Tarok wandte. "Komm, zeig mir wie du deine Fähigkeiten in den letzten<br />

Wochen verbessert hast. Ich denke, dass das Freizeitdeck für unsere kleine Trainingseinheit bestens<br />

geeignet sein dürte." Ich lächelte bösartig als ich mir vorstellte, wie diese ignoranten<br />

Führungsoffiziere auf meine Art der Freizeitgestaltung reagieren würden.<br />

=/\= Lt.Cmdr Troi, COU der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.025, 1810 =/\=<br />

--- auf dem Weg zum Quartier ---<br />

Troi, die gerade wieder an Bord zurückgekehrt war rannte durch die Gänge der <strong>Sentinel</strong>. Dies lag<br />

nicht etwa daran, dass sie es besonders eilig hatte, sondern eher an der braun-gelben Labrador<br />

Hündin, die an einer Leine befestigt vor ihr her lief. Sie zog wie wild und schnüffelte neugierig in<br />

allen, ihr so unbekannten Ecken. Troi freute sich über ihr neues Haustier. Eigentlich war die Hündin<br />

ja für das gesamte Counselor Corps als Hilfe gedacht, aber schließlich brauchte sie auch eine feste<br />

Bezugsperson und das würde dann eben Troi sein. Sie hatte das Tier in ihrem Kurzurlaub aus einem<br />

Tierheim geholt. Ihr verstorbenes Herrchen hatte viel Zeit in die Ausbildung des 2 jährigen Tieres<br />

gesteckt und das war nicht zu übersehen. Na ja, jetzt grade auf dem Weg zu ihrem Quartier schon<br />

ein wenig, aber auf der Station hatte sie Troi wortwörtlich gehorcht.<br />

Kaum waren sie in Troi`s Quartier angekommen, legte Troi ihre Tasche ab und replizierte der<br />

Hündin erst einmal ein Schälchen Wasser und Hundefutter Nummer 4 der standart<br />

Tiernahrungsliste. Zufrieden schlabberte die neueste Counselor an Bord am Wasser rum. Angi ging<br />

unterdessen zu ihrem Schreibtisch und rief die angezeigten Nachrichten ab. „Och nö“ stöhnte sie,<br />

als sie die Einladung von Lars zum Essen las. Nicht das sie was gegen ein gemeinsames Essen mit<br />

den Führungsoffizieren hatte, aber sie konnte sich noch zu gut an das letzte Mal erinnern. Dann fiel<br />

ihr etwas ein. Sie ging zurück zu ihrem Bett, auf das sie ihre Tasche gelegt hatte und durchsuchte<br />

selbige. Zu Beginn ihres Urlaubes hatte sie Lars noch dafür verflucht, dass er ihr quasi befohlen<br />

hatte von Bord zu gehen. Sie wusste, dass er noch nicht mit sich im Reinen war und er war ja auch<br />

nicht ihr einziger Klient. Kurz nach ihrer Ankunft auf der Raumstation dann aber, war ihr ein<br />

kleines Scherzartikelgeschäft ins Auge gefallen und da hatte sie sofort an ihren heiß geliebten CMO<br />

denken müssen, mit dem sie noch ein Hühnchen zu rupfen hatte.<br />

Sie holte zwei Packungen Bonbons aus ihrer Tasche. Die erste beinhaltete altmodisch hergestellte<br />

Hustenbonbons mit Eukalyptus und Menthol. Es war gar nicht leicht gewesen jemanden zu finden<br />

der sie herstellte und verkaufte, da Hustenbonbons in der heutigen Zeit eigentlich nicht mehr nötig<br />

waren. Aber es gab noch ein paar vereinzelte Humanoide, die sich ganz auf natürliche<br />

Heilmethoden besannen. Die zweite Tüte beinhaltete Scherzbonbons. Bonbons die anfänglich nach<br />

Eukalyptus schmeckten, nach ca 2 Minuten des Lutschens allerdings ihr wahres „ich“ zu erkennen<br />

gaben, welches aus einer Mischung von Chilli, Sam Bal Olek und Tabasko bestand. Als Counselor<br />

wäre ihr so etwas bösartiges nie in den Sinn gekommen, aber im Moment ihres genialen Einfalls<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

war sie keine Counselor gewesen, sondern eine Angela Troi, die sich noch genau an den Scherz des<br />

CMO erinnern konnte. Sie nahm die beiden Tüten mit zu ihrem Schreibtisch und öffnete sie. Nach<br />

und nach packte Troi einige der Hustenbonbons aus und legte sie auf die linke Seite des Tisches,<br />

anschließend packte sie ein Scherzbonbon aus und legte es auf die rechte Seite des Tisches. Nun<br />

kam der schwierige Teil. Sie schob sich eines der Hustenbonbons in den Mund und lutschte es<br />

genüsslich um sich besser konzentrieren zu können. Dann nahm sie eines der<br />

Hustenbonbonpapierchen und legte es vor sich. Sie benötigte einige versuche, bis sie das<br />

Scherzbonbon so in das Hustenbonbonpapier winkeln konnte, das es originalverpackt aussah.<br />

Schließlich aber schaffte sie es und war sichtlich stolz auf sich. Ein schadenfrohes Grinsen machte<br />

sich auf ihrem Gesicht breit. Sie konnte es kaum noch abwarten... und das musste sie auch nicht,<br />

denn ein Blick auf das Chronometer verriet ihr, dass es höchste Zeit war ins Arboretum zu gehen,<br />

wo die heutige Essensorgie stattfinden sollte. Sie überlegte kurz ob sie die Hündin mitnehmen sollte<br />

und entschied sich dann dafür. Schließlich war das Arboretum der natürlichste Ort an Bord, da<br />

konnte auch ein Hund nicht viel Schaden.<br />

---Arboretum 19.00---<br />

Troi betrat den „Garten Eden“ wie ihn Mary liebevoll nannte und sah bereits, dass die anderen<br />

vollzählig erschienen waren. Nun ja, fast vollzählig, Michael war ja nicht mehr da. Sie sah sich<br />

beim näher kommen um, konnte jedoch niemanden entdecken den sie noch nicht kannte. Der neue<br />

Sicherheitsoffizier, dessen Akte sie noch nicht gelesen hatte, war also noch nicht anwesend. Jason<br />

kam sofort auf sie zugerannt und strahlte über beide Ohren. Troi breitete die Arme aus um ihn hoch<br />

zu heben und zu umarmen sobald er sie erreicht hatte, doch kurz bevor er bei ihr ankam bemerkte<br />

sie, dass er gar nicht zu ihr wollte, sondern zu ihrer Hündin. „Ach ist der niedlich. Und fast halb so<br />

groß wie ich. Diese süßen Augen... und die schwarze Nase (hihi) er schleckt mich ab, siehst Du?“<br />

Troi bestätigte ihm, dass sie es sah. „Darf ich sie halten? Darf ich?“ Angi seufzte, war ja klar, dass<br />

sie gegen eine so hübsche Hündin keine Chance hatte. Sie gab ihm die Leine „klar darfst du, aber es<br />

ist eine sie und sie heisst Dana“. Noch während sie sprach führte Jason sie umher. Troi überprüfte<br />

noch eben ihre Hosentaschen und machte sich dann auf zu den andern. Lars stand vor einem Grill<br />

und machte mit Daniel an den Kohlen rum. „Was musst du auch unbedingt mit Kohle grillen? Ich<br />

hab dir gesagt das es ein Elektrogrill auch tut“, meinte Daniel. „Weil es so schöner ist und auch viel<br />

besser schmeckt“, motzte Lars und versuchte erneut eine Glut zu erzeugen. „Aber auch nur wenn<br />

man es mal anbekommt“, setzte Daniel nach. Dr. Columbi half derweil Mary beim Aufstellen von<br />

Bänken und Tischen zwischen den Blumenbeeten. „Hi Angi“, begrüßte Mary sie und umarmte sie.<br />

Nun bemerkten sie auch die anderen und begrüßten sie erst einmal kurz. Auch den Hund bemerkten<br />

sie und erwähnten wie schön er doch wäre. Troi bedankte sich und meinte „darf ich vorstellen.<br />

Neuestes Mitglied des CC Counselor Dana, die Labrador Hündin“. Toni, der ihr sehr nahe stand<br />

schnüffelte plötzlich in der Luft herum. „Hier riecht es nach Eukalyptus“, meinte er. „Fast so ne<br />

gute Nase wie der Hund“, meinte Lars. „Besser“, erwiderte Angi. „Es ist Eukalyptus, ich hatte<br />

gerade ein Bonbon gelutscht.“ Tonis Augen begannen zu funkeln „ein Hustenbonbon? Ich hatte vor<br />

mir welche zu besorgen, aber leider hab ich vergessen wo ich die immer gekauft habe“. Troi<br />

lächelte „ich hab noch welche, möchtest du eins Toni?“ Sie tat als würde sie in ihrer Hosentasche<br />

danach suchen und holte das gefakte Hustenbonbon heraus. „Oh ja gern, danke sehr.“ Er nahm es<br />

und begann sofort damit es auszupacken und in seinen Mund zu stecken. „Das hab ich schon ewig<br />

nicht mehr gelutscht“, meinte er und schloss die Augen um es noch ein wenig mehr zu genießen.<br />

Troi nuschelte ein „darauf wette ich“ und setzte sich voller Vorfreude auf eine der Bänke. Die<br />

andern bekamen Spitz, dass gerade etwas statt fand, was eindeutig einen Haken hatte. Troi`s grinsen<br />

und ihr Pausenloses Beobachten von Toni schienen Hinweis genug zu sein. Jedenfalls bemerkte<br />

Troi wie ein paar der Anwesenden abwechselnd zwischen dem genießenden Toni und der heftig<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

grinsenden Counselor hin und her blickten. Plötzlich, für die anderen ganz ohne Vorwarnung<br />

verfärbte sich Toni`s Gesicht dunkelrot und er hörte mit lutschen auf und öffnete den Mund um Luft<br />

durch seinen Mund ein und auszuatmen.. bzw. eher zu keuchen. Troi konnte sich nicht mehr<br />

zurückhalten und begann aus tiefstem Herzen zu lachen. Das Gesicht war einfach zu göttlich. Sie<br />

bemerkte nicht wie die neue Sicherheitsoffizierin der <strong>Sentinel</strong> das Arboretum betrat. Toni spukte<br />

derweil das Bonbon aus und suchte immer noch keuchend nach einem Stück Brot. Er war Arzt<br />

genug um zu wissen, dass man auf Scharfe Dinge kein Wasser trinken sollte. Die meisten anderen<br />

Offiziere hatten ebenfalls zu lachen begonnen. „Das ... werd... ich ... nicht... vergessen... Troi“<br />

keuchte Toni, der mittlerweile selbst kurz vorm lachen stand. „Gut“, erwiderte diese trocken und<br />

zwinkerte ihm zu „Das sollen sie auch gar nicht. Ich wollte sicher gehen, dass sie sich meinen<br />

Namen gut in ihr Gedächtnis einbrennen“. Der Cmo schmunzelte ihr zu und knabberte noch ein<br />

wenig an dem Brot weiter. Lars hingegen hatte sich mittlerweile zu ihr vorgearbeitet „darf ich<br />

vorstellen, unsere neue taktische Offizier Ensign Ssianha i'Llaitra t'Jeiai . Sie nimmt am<br />

Offizieraustauschprogramm der Föderation teil.“ Troi staunte nicht schlecht als sie sich umdrehte<br />

und in das Gesicht einer Romulanerin schaute. „Freut mich sie kennen zu lernen“, meinte sie und<br />

reichte ihr die Hand zum Gruße. Die Ensign machte keine Anstalten die Hand zu ergreifen „ich<br />

wünschte das könnte ich auch sagen, aber dieses Schiff ist wirklich eine Zumutung für einen<br />

Romulaner“. Troi hob eine Braue und sah Lars an, welcher nur die Lippen schürzte und eine<br />

Kopfbewegung machte die zu sagen schien „nimm das nicht zu ernst, das ist nur Getue“. Da Troi<br />

über keinerlei telepatische Möglichkeiten verfügte, glaubte sie dem CO einfach mal. „Ich würde<br />

vorschlagen wir setzen uns erst einmal und trinken was. Das mit dem Grill scheint noch ein wenig<br />

zu dauern“, rief Daniel, der immer noch versuchte die Kohle zum glühen zu bringen. So setzten sich<br />

die Offiziere also. Als sich Ensign Ssianha i'Llaitra t'Jeiai dann nach einigem zögern endlich auch<br />

niederließ ertönte ein lautes Furzgeräusch von ihrem Hintern. Entsetzt sprang sie sofort wieder auf<br />

und Lars sah sofort was los war. Er griff zu ihrem Platz hinüber und hob dann seine Hand in die<br />

Luft, in der er ein rundes, flachgedrücktes stück Gummi hielt. „Ich glaube das nennt man<br />

Furzkissen“, sagte er ernst.<br />

=/\=PO1 Brian Connel, MSC <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, 2407.026 9.33 Uhr=/\=<br />

--an Board der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>--<br />

Mit festen Schritten lief Brian den Gang der Quartiere entlang. Sein Gepäck geschultert suchte er<br />

nach dem, welches für ihn bestimmt war. Genervt betrat er es und schaute sich um. „Diese blöde<br />

Sternenflotte,“ sagte er sich. Nicht nur das sie ihn zu einem Unteroffizier degradiert hatten, nein sie<br />

haben ihn hier auch noch Zwangsversetzt - auf ein Forschungsschiff. Eigentlich wollte er wieder<br />

zurück nach Last Heaven. Er wollte nur Offizier werden weil er so an Michael Ledan heran kam.<br />

Doch nachdem sein ehemals bester Freund ihn im Zweikampf besiegte gab es eigentlich keinen<br />

Grund mehr dabei zu bleiben. Was würde ihn jedoch daheim erwarten? Seine Schwester war tot,<br />

oder verschollen wie er vernommen hatte. Und Michael? Der lag, vielleicht für immer bewusstlos in<br />

einer Krankenstation. Brian erinnerte sich. Als er vor dem Bett stand, in dem sich der im Koma<br />

liegende Michael befand. Er hatte alles gegeben. Nicht nur für Telara, sondern auch für dieses<br />

Schiff und die Crew, auch wenn er seit dem Verlust von Telara eher ein einsamer Wolf war.<br />

Brian wollte nun verstehen lernen. Verstehen warum er trotz allem sein Leben für dieses Schiff und<br />

diese Crew gebeben hatte. Vor allem würde er dabei bei diesem CO und dem XO anfangen. Leider<br />

würde sich dies als äußerst schwierig herausstellen, da Brian nur ein Unteroffizier und auch nur<br />

Mitglied der Sicherheit war. Außerdem suchte Brian Connel auch noch Michaels Schwert -<br />

Drakosame. Denn dieses war nicht auf der Krankenstation. Es war anzuzweifeln ob Ledan es<br />

gewollt hätte, dass sein Schwert von ihm getrennt war.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Nun ja, erst einmal konnte und wollte er nicht zurück nach Hause. Er öffnete sein Gepäck und<br />

verstaute das Meiste in einem Schrank. Leider hatte er sein Schwert auf Last Heaven zurück<br />

gelassen. Aber es gab auch andere Mittel und Wege sich zu verteidigen. Vor allem bei dem<br />

technischen Fortschritt. Brian hatte viel in Esteck City gelernt und er hatte etwas mitgehen lassen<br />

was ihm im Notfall ganz sicher helfen würde. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und holte sein<br />

modifiziertes Padd hervor. Die Standartvariante war ihm zu langweilig, also hatte er es ein wenig<br />

umprogrammiert. Während des Fluges auf der SS Star Princess hatte er viel Zeit sich mit der<br />

Computertechnologie der Sternenflotte auseinander zu setzen. Das Gerät was er mitgenommen<br />

hatte, war in einem Metallkästchen mit einem Schloss. Nachdem er das Schloss überprüft hatte<br />

packte er es ganz unten in die Ecke des Schrankes und packte etliche Sachen davor. Dieses Gerät<br />

wurde in Esteck entwickelt und die Sternenflotte hatte keine Kenntnis davon. Brian musste<br />

sichergehen, dass keiner es finden konnte.<br />

Nachdem er sich so einigermaßen eingerichtet hatte verließ er das Quartier und betrat den Turbolift.<br />

„Brücke“ sagte er und der Turbolift setzte sich in Bewegung. Es war an der Zeit sich dem CO<br />

vorzustellen. Glücklicherweise wusste dieser nichts davon, dass Brian Michael und Telara kannte.<br />

Das verschaffte ihm einen ihm ein paar Vorteile.<br />

--Brücke/Bereitschaftsraum des CO--<br />

Brian betrat die Brücke. Alles wirkte so steif. Die Konsolen in ihrem eintönigen Klang und dem<br />

ewig selben fröhlichen LCARS. Brian wurde speiübel bei diesem Anblick. So schnell es ging wollte<br />

er wieder runter von der Brücke. Unverzüglich betrat Brian den Bereitschaftsraum des CO.<br />

Lars saß am Ende des langen Tisches und war in ein paar Unterlagen vertieft.<br />

„Tach!“, gab Connel von sich.<br />

„Haben sie noch nie was von Anklopfen gehört?“, fragte Lars darauf hin.<br />

„Nein, Sir“, antwortete Brian darauf frech.<br />

„Sie sind wahrscheinlich PO1 Brian Connel. Ich entnehme ihren Akten das sie mehrmals Probleme<br />

mit Autorität hatten. Nun, ich weiß nicht wie sie es geschafft haben trotzdem in der Sternenflotte zu<br />

bleiben. Nur, ich sage es ihnen gleich. Wenn sie sich nicht an die Regeln halten werden sie es hier<br />

sehr schwer haben. Diese Crew ist wie eine Familie. Ich hätte sie gar nicht erst genommen, doch wir<br />

es war ein Befehl vom Kommando“, motzte Lars energisch.<br />

Na wenigstens spielte dieser Lars mit offenen Karten. „Hab mich auch nicht gerade darum<br />

gerissen“, konterte Brian. „Als erstes werden sie sich bei Counselor Troi als Patient anmelden, das<br />

ist ein Befehl. Wegetreten“, sprach Lars. Gerade wollte sich Brian umdrehen als er jedoch etwas an<br />

der Wand sah. Er traute seinen Augen nicht. Es war Drakosame. Lars muss es behalten haben. Brian<br />

drehte sich um und verließ so schnell es ging das Deck.<br />

Was machte er hier nur? Normalerweise würde er um diese Urzeit den Dojo betreten und trainieren<br />

oder Software modifizieren. Stattdessen musste er sich auch noch Befehle geben lassen und nun<br />

sollte er auch noch zu einem Seelenklempner. Es war wirklich nicht sein Tag. Brian beschloss noch<br />

nicht zu Counselor Troi zu gehen und stattdessen lieber die <strong>Sentinel</strong> zu erkunden. Vor allem wollte<br />

Connel die Software begutachten. Leider war ihm das im Augenblick untersagt.<br />

So begab er sich zurück in sein Quartier, machte es sich bequem und bastelte weiter an seinem<br />

Padd…<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

= /\ = Ens Vorin Sermak, SCI der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, DSZ 2407. 025, 16:00 Uhr = /\ =<br />

- - - - - Vorins Quartier - - - - -<br />

Vorin saß in seinem Quartier, das er mittlerweile wieder in einen seiner Meinung nach bewohnbaren<br />

Ort verwandelt hatte, und studierte ein PADD, das in er bei seinem Antrittsbesuch bei Lars erhalten<br />

hatte. Er fand dort alle möglichen Informationen, was noch alles vor Beginn der nächsten Mission in<br />

den Labors zu tun wäre, aber auch die Aufforderung, sich bei Dr. Columbi zwecks einer<br />

Antrittsuntersuchung zu melden. Für den Abend war eine Art Grillfest im Arboretum geplant, zu<br />

dem Vorin ebenfalls eingeladen war. Er hatte zwar nicht besonders viel Lust sich zu amüsieren,<br />

denn er schob lieber eine ruhige Kugel, aber da er nun einmal eingeladen war, und da er wusste,<br />

dass man es einfach von ihm erwartete, dass er dem Treiben beiwohnen würde, entschloss er sich<br />

widerwillig, an der kleinen Feier teilzunehmen. Schließlich würden vermutlich alle anderen<br />

Führungsoffiziere dabei sein, so dass Vorin nicht als Spielverderber da stehen wollte.<br />

Der Besuch bei Dr. Columbi stand erst für den darauf folgenden Tag auf dem Zeitplan. Sein Termin<br />

war mit 10:15 Uhr anberaumt worden. Da Vorin zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nichts Besseres<br />

zu tun hatte, begab er sich langsam zu den wissenschaftlichen Laboratorien, um seine Arbeiten zu<br />

beginnen. Er wieß seine Crew an die von Lars geforderten Modifikationen an der Sensorphalanx zu<br />

etablieren. Durch die Änderungen sollte gewährleistet sein, dass immer zumindest die<br />

Grundfunktionen der Sensoren zu nutzen waren. Lars wollte dies, damit die <strong>Sentinel</strong> nicht wie auf<br />

der Testmission des Nanitensystems durch einen Systemabsturz blind sein würde. Gewissermaßen<br />

hatte Lars also die Lehren aus der Testmission beherzigt, auch wenn es eigentlich gar nicht geplant<br />

gewesen war, aus der Mission derartige Lehren zu ziehen. Aber genau das war es, was Vorin an<br />

seinem Job liebte. Es war niemals vorher auszurechnen, was auf einer Mission passieren würde.<br />

Gepaart mit den wissenschaftlichen Aufgaben, die man als SCI dann zusätzlich so hat, war es für<br />

Vorin eine hochbrisante und – interessante Mischung, die er in seinem Job erlebte und liebte.<br />

- - - - - Arboretum, 19:00 Uhr - - - - -<br />

Ein leicht verkohlter Geruch stieg Vorin in die Nase, als er das Arboretum betrat.<br />

„Computer Feueralar…“<br />

„Hallo Vorin!“, begrüßte Angi ihn, „Was du da riechst ist Lars.“<br />

„Wie Lars? Was mach er denn?“<br />

„Och er versucht gerade einen Kohlegrill anzuzünden,“<br />

„Ah, ja ich sehe es. Aber da kommt ja nur Qualm…“<br />

„Wie gesagt, er versucht es.“, ginste Angi.<br />

Es war ein köstlicher Anblick, Lars vor einem Grill kniehend zu sehen, währen er sich die Lunge<br />

aus de Leib blies, um irgendwie die Glut zu entfachen.<br />

Während der Abend so verging, musste selbst Vorin sich selber eingestehen, dass es kurzweiliger<br />

war, als er zuvor befürchtet hatte. Vorläufiger Höhepunkt war das Furzkissen, das man unter den<br />

Platz des romulanischen Austauschoffiziers gelegt hatte. Wenn Vorin kein Vulkanier gewesen wäre,<br />

hätte er wohl laut loslachen müssen, aber als Vulkanier schien ihm das unangebracht. Lars schien<br />

zunächt sehr ernst, als er das Furzkissen in seinen Händen hielt. Man konnte aber sehen, wie ihm<br />

das Grinsen immer mehr ins Gesicht wanderte. Nach einigen Sekunden des Kampfes hatte Lars<br />

gegen die Situationskomik verloren, und er musste laut losprusten. Einzig Ssianha konnte der<br />

Situation überhaupt nichts abgewinnen, und brummelte etwas Unverständliches über die<br />

Sternenflotte vor sich hin. Man konnte ahnen, dass diese Aktion ihre Meinung von der Sternenflotte<br />

nicht gerade verbessert hatte.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Dennoch stieg die Stimmung an diesem Abend immer mehr, das Gesprächsthema war mittlerweile<br />

bei Jugendsünden angekommen. Während jedermann irgendwelche kleinen oder weniger kleinen<br />

Kavaliersdelikte vorzuweisen hatte, konnte Vorin damit aufwarten, eine Nacht im Arrest verbracht<br />

zu haben. Die Runde bog sich vor Lachen, als sie erfuhren, dass Vorin als sonst so ruhiger<br />

Vulkanier wegen einer Kneipenschlägerei in diese Situation gekommen war. Der Abend verstrich<br />

langsam, und die Stimmung stieg weiter, und Lars schaffte es schließlich sogar mit Daniels Hilfe<br />

den Grill anzuheizen. Nach einigen Stunden des Beisammenseins löste sich die Runde auf, und<br />

Vorin begab sich in sein Quartier um schlafen zu gehen.<br />

- - - - - Nächster Morgen - - - - -<br />

Vorin stand auf, begab sich unter die Schalldusche, und machte sich für seinen Besuch bei Dr.<br />

Columbi bereit. Er frühstückte gemütlich in seinem Quartier, denn eine halbe Stunde Zeit hatte er<br />

noch. Schließlich macht er sich auf den Weg zur Krankenstation. Er würde heute zum ersten mal<br />

wirklich in Kontakt zum Doktor kommen, denn es hatte ihm eigentlich nie etwas gefehlt, so dass er<br />

gezwungen worden wäre, die Krankenstation aufzusuchen.<br />

´Mit Sicherheit ein netter Mann, der Doktor.´, dachte er, während er durch die Gänge lief. Er hatte<br />

den Doktor zwar schon einige Male gesehen, so auch am Vortag im Arboretum, trotzdem war es nie<br />

zu einem Gespräch der beiden gekommen, so dass Vorin ihn noch überhaupt nicht einschätzen<br />

konnte. Als Vorin um die letzte Ecke in Richtung Krankenstation bog konnte er seinen Augen kaum<br />

trauen. Eine Schlange von vielen Besatzungsmitgliedern stand vor dem Eingang der Krankenstation.<br />

Einige von den Männern und Frauen saßen auf dem Boden, andere wiederum gingen auf und ab,<br />

wiederum andere standen einfach nur genervt da. Es sah so aus, als hätte der Doktor die ganze<br />

bereits an Bord befindliche Crew zur Antrittsuntersuchung gebeten. Ehe Vorin sich versah bekam er<br />

von einem Mitglied der medizinischen Besatzung eine Nummer in die Hand gedrückt. Er wusste<br />

nicht so recht, was er mit dieser Zahl – es war die 83 – anfangen sollte. Sein Vordermann, Ens<br />

Willker erklärte ihm, dass jeder, der zur Untersuchung „eingeladen“ worden war eine Nummer<br />

erhält. Man durfte dann eintreten, wenn die eigene Nummer ausgerufen wurde.<br />

´Na toll´, dachte sich Vorin ´jetzt stehe ich hier und weiß nicht wann ich dran komme. Weggehen<br />

kann ich auch nicht, wer weiß schon wann ich aufgerufen werde.´<br />

Mit einem Mal konnte er die Stimmung der Wartenden verstehen. Jeder wartete bis seine Nummer<br />

aufgerufen wurde, in völliger Ungewissheit wann es sein würde, denn die Leute wurden nicht nach<br />

der Reihenfolge ihres Erscheinens, und damit in numerischer Reihenfolge aufgerufen, sondern nach<br />

einem System, das wohl nur Dr. Columbi kannte. Zudem dauerte es ungewöhnlich lange, bis jeweils<br />

der Nächtste in die heiligen Hallen des Doktors gerufen wurde. Nach einer endlosen Zeit lief ihm<br />

plötzlich Daniel über den Weg. Er kam gerade aus der Krankenstation heraus.<br />

´Der hat es gut, der ist fertig mit der ganzen Warterei.´, dachte Vorin.<br />

„Hey, Daniel, komm doch mal bitte her.“, sagte Vorin, der im Gegensatz zu vielen anderen<br />

Patienten einfach nur Ruhig an der Wand stand, ohne sich zumindest äußerlich über die Warterei<br />

aufzuregen, obwohl es in seinem Inneren bereits zu brodeln begann.<br />

„Was gibt´s denn, Vorin?“, fragte er.<br />

„Sag mal, was dauert denn da drin so lange? Das ging doch sonst immer viel schneller. Ich mein<br />

man setzt sich auf das Bett, wird gescannt, und kann wieder gehen.“<br />

„Theoretisch ja. Aber nicht heute bei Dr. Columi, mein Freund.“, antwortete Daniel.<br />

Was macht der gute Mann da drinnen denn mit seinen Patienten?“, fragte Vorin.<br />

„Lass dich überraschen!“, ginste Daniel, und machte sich von dannen.<br />

Nach etwa einer halben Stunde war Vorin dann endlich an der Reihe. Er trat in die Krankenstation<br />

ein. Dort setzte er sich auf ein Biobett, und wurde mit altertümlichen Instrumenten untersucht. Auf<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

die Frage, warum er seine Patienten so untersuchte, bekam er die Antwort, dass er seine Patienten<br />

kennen lernen wollte. Das könne er besser, wenn er etwas mehr Zeit mit ihnen verbrachte, als wenn<br />

er sie nur kurz scannen würde. Das sah Vorin zwar ein, aber wies Antonio darauf hin, dass vor der<br />

Krankenstation die Leute ungeduldig warten würden, und dass es daher logisch wäre, die<br />

Untersuchungen zu beschleunigen. Der Doktor antwortete, dass es bei Ärzten nun einmal so sei,<br />

dass man warten müsse. Das wäre früher so gewesen, und bei ihm sei es genauso. Vorin versuchte<br />

den Doktor zu überzeugen, dass er zumindest die Terminvergabe etwas überdenken sollte, um die<br />

Wartezeiten zu verkürzen, so dass die Crew effizienter ihren normalen Arbeiten nach gehen könnte.<br />

Die Termine seien einfach zu nah beieinander, so dass sich vor der Krankenstation riesige<br />

Schlangen bilden, versuchte Vorin zu erklären. Nach einigem hin und her sagte der Doktor zu, dass<br />

er zumindest darüber nachdenken werde, allerdings wollte er auch von Vorin die Zusage, dass er so<br />

arbeiten könne, wie er es für richtig hielt, schließlich würde er sich auch nicht in die<br />

wissenschaftlichen Belange Vorins einmischen. Vorin akzeptierte das, und verabschiedete sich vom<br />

Doktor.<br />

´Immerhin ein Mann der weiß was er will, und wie er arbeiten will. Ich denke ich werde gut mit ihm<br />

auskommen…´, dachte Vorin, und machte sich wieder an die Arbeit mit der Sensorenphalanx, denn<br />

der Abflug der <strong>Sentinel</strong> rückte näher.<br />

=/\= Freizeitdeck; 19.00 Uhr =/\=<br />

Ssianha begann diese eingebildete Counselor immer mehr zu hassen. Die Rihannsu konnte es<br />

überhaupt nicht ausstehen, wenn sich jemand über sie lustig machte und erst recht nicht, wenn es<br />

eine "Respektsperson" aus ihrer Crew war. Auf ihrem eigenen Schiff hätte sie durchaus Mittel und<br />

Wege gehabt dies alles zu unterbinden, aber hier? Es war einfach zum verrückt werden. Wieso<br />

hatten diese dämlichen Führungsoffiziere sie auch noch auf so einen mickrigen Posten verfrachtet,<br />

mit einem Rang, der weit unter ihrer Würde lag.<br />

Nichts desto trotz verweilte sie noch ein wenig in dieser Runde. Sie wollte dieser Troi nicht die<br />

Genugtuung eines Sieges über sie geben. Doch sehr lange hielt sie es in dieser albernen Runde nun<br />

nicht wirklich aus. Selbst Tarok, der ein Meister der Selbstbeherrschung und Verschleierung seiner<br />

Gefühle war schien langsam aber sicher die Geduld zu verlieren.<br />

Gegen 20.00 Uhr zogen sich die beiden schließlich zurück. Ssianha war der Ansicht, dass sie ihrer<br />

Pflicht des kollektiven Miteinanders unter den gegebenen Umständen mehr als Genüge getan hatte,<br />

sodass sie sich nun ihrer eigentlich geplanten Freizeitbeschäftigung - nämlich ihrem Training -<br />

widmen wollte.<br />

Wortlos zogen sich die beiden Rihannsu zurück und begannen ein leichtes Lauftraining durch dieses<br />

abscheulich gestaltete Freizeitdeck. Ssianha hatte es einiges an Kraft und Überwindung gekostet<br />

sich zu kontrollieren. Um so zufriedener war sie nun, endlich einmal Dampf ablassen zu können<br />

und gleichzeitig auch noch etwas für ihre Fitness tun zu können.<br />

Immer schneller lief sie durch die nur mäßig erleuchteten Ebenen. Sie musste endlich wieder ihren<br />

Kopf von all diesem ganzen Mist freibekommen, um für ihre erste Schicht an Board bereit zu sein.<br />

"Beeil dich gefälligst Tarok, wir sind hier nicht für einen gemütlichen Spaziergang." Ihre Laune war<br />

immer noch mies und das lies sie ihren Begleiter mal wieder sehr deutlich spüren, doch schien dies<br />

dem jungen Rihannsu nach außen hin nichts auszumachen.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Nach fast einer Stunde Lauftraining begann nun der interessantere Teil des Trainings - heute sollte<br />

es wieder einmal ein paar Nahkampfübungen geben. Tarok hatte in letzter Zeit wirklich einiges<br />

dazu gelernt und scheinbar auch fleißig trainiert, musste Ssianha sich doch mittlerweile deutlich<br />

mehr anstrengen seine Angriffe abzuwehren oder ihn zu treffen, was ihr nun nicht mehr so leicht<br />

begann. Zum ersten Male an diesem Tag konnte man ein feines Lächeln auf ihrem Gesicht<br />

erkennen, wenn man genau hinsah. Sie war zufrieden und das war etwas, das bei ihr nun nicht<br />

gerade sehr häufig vorkam.<br />

=/\= Quartier Ssianha i'Llaithrra t'Jeiai - 22.30 Uhr =/\=<br />

Ssianha war von ihrem Training deutlich erschöpft und freute sich jetzt schon auf eine ausgiebige<br />

Dusche und dann eine dieser besonderen Behandlungen von Nelek. Da sie sich zu dritt dieses<br />

mickrige Quartier teilen mussten gewährte Ssianha ihrem Untergebenen, dass er sich zuerst<br />

kultivieren konnte, während sie selbst im Wohnraum erst einmal Platz nahm. Sofort trat Nelek mit<br />

einem seiner Spezialgetränke zu ihr, die sie noch nie hatte eindeutig identifizieren können. "Ich<br />

werde mein Möglichstes tun Herrin, um euch diesen Abend zu versüßen." Seine Stimme erschien<br />

der Rihannsu wie das Säuseln des Windes, seine Massage ihrer verspannten Muskeln ließ ihre<br />

Gedanken ziellos davon gleiten. Sie war schon fast eingeschlafen, als Tarok endlich das Bad räumte<br />

so, dass auch sie sich endlich säubern konnte.<br />

Das Chronometer zeigte bereits 23.13 Uhr, als sie mit Nelek in ihrem Schlafraum verschwand und<br />

die Türe sich hinter den beiden schloss. Müde legte sich die junge Rihannsu aufs Bett und ließ ihren<br />

Bademantel zu Boden gleiten. Nelek gehörte zu den wenigen Personen die sie so sehen durften, wie<br />

sie geschaffen worden war. Mit gewohnter Zärtlichkeit begann er Ssianhas verspannten Körper zu<br />

massieren und liebkosen. Die Rihannsu genoss diese Behandlung immer wieder aufs neue, zumal<br />

sie sich dabei wirklich sehr gut entspannen konnte und je nach Ausführlichkeit auch um einiges<br />

schnelles einschlief.<br />

Nelek hatte so eben ein wohlduftendes Massageöl auf ihre Haut aufgetragen und mit einer<br />

intensiveren Massage begonnen, als Ssianha bereits in die Traumwelt hinüber glitt. Sie sah nur ihn<br />

und sich, glücklich, fernab von all den Querelen und Vorschriften die ihnen das Leben nicht gerade<br />

erleichterten. Sicher, sie war eine treue Dienerin des Reiches, auch wenn sie so manche<br />

Entscheidung nicht gerade befürworten konnte. Doch sie konnte und wollte es nicht verstehen,<br />

warum sie Nelek zwar als Sklaven für ihr körperliches Wohl halten durfte, doch mehr eben nicht<br />

gestattet war. Nun ja... da sie ja fern der Heimat war konnte es ihr ja vorerst auch egal sein. Sie<br />

würde schon noch einen Weg finden, um auch ihre privaten Ziele zu erreichen...<br />

=/\= Cpt. Bring, CO <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, 2407.026 0800 =/\=<br />

--- Quartier des CO ---<br />

„Piiiiiiiiip, piiiiip! Eine wichtige Nachricht für Cpt. Lars Bring. Piiiiip, piiiiiiiiiiiiiip“, schallte es aus<br />

dem Terminal im Wohnbereich.<br />

In der Hoffnung, dass dieses gepiepte bald aufhören würde, steckte ich meinen Kopf unter die<br />

Bettdecke und kuschelte mich an Mary. Auch sie war von dem nervenzerreissenden Gepiepe wach<br />

geworden und hatte sich die Decke über den Kopf gezogen. Aber wer konnte das nur sein? Wer<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

wollte mich unbedingt um acht Uhr morgens sprechen und konnte einfach nicht verstehen, dass ein<br />

CO auch seinen Schönheitsschlaf brauchte? Auch als ich alle schiffsinternen Kanäle ins Quartier<br />

schließen lies, piepte es weiter.<br />

Genervt stand ich, nur mit einer Shorts bekleidet, auf und ging zum Terminal.<br />

„Können sie nicht verstehen, dass ich schlafe“, blökte ich meinen gegenüber an. Erst auf den<br />

zweiten Blick sah ich mit wem ich es zu tun hatte.<br />

„Oh, Admiral Madison, sie sind es. Entschuldigen sie meine Ausdrucksweise, ich habe die Nacht<br />

nicht viel geschlafen.“<br />

„Entschuldigung angenommen. Cpt. Bring, ich möchte sie um punkt 0900 im Star Fleet Command<br />

Hauptquartier sehen. Wir haben neue Instruktionen für sie und die <strong>Sentinel</strong>“, antwortete mir der<br />

Admiral kalt und mit ernster Stimme.<br />

„Verstanden Sir, ich werde um 0900 bei ihnen vor der Tür stehen.“<br />

Mit diesen Worten schloss ich den Kanal und ging zu Mary in den Schlafbereich. Sie setze sich auf<br />

und schaute mich mit ihren großen, wunderschönen Augen an. Ohne ein Wort zu sagen ging ich an<br />

ihr vorbei und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Dann öffnete ich den Schrank und holte meine<br />

Uniform heraus.<br />

„Lars, ist etwas passiert“, fragte mich Mary besorgt.<br />

Ich schloss den Schrank und ging dann zurück zu ihr.<br />

„Nein Mary, alles ist in Ordnung. Ich bekomme nur neue Informationen für die <strong>Sentinel</strong>. Mach dir<br />

keine Sorgen, wir werden bestimmt noch ein bisschen in der Werft liegen bevor wir los fliegen.“<br />

Ich lächelte Mary an und zog mich um. Hoffentlich konnte ich vor ihr verbergen, was in meinem<br />

Kopf vorging. Doch gerade als ich dies gedacht hatte drehte sie sich zu mir.<br />

„Lars, was bedrückt dich? Ich weis, dass da noch mehr ist.“<br />

Ich schaute ihr tief in die Augen und konnte die Wahrheit nicht länger zurück halten.<br />

„Du hast Recht. Ich mache mir sorgen wo wir hingeschickt werden. Normalerweise macht das SFC<br />

nicht so einen Wirbel um eine Mission, als das ich höchst persönlich vorbei kommen müsste, aber<br />

diesmal ist es anders. Ich habe Angst, dass es zu gefährlich für dich und Jason wird.“<br />

Mary lächelte mich an.<br />

„In deiner Gegenwart ist mir nichts zu Gefährlich. Ich weis, dass es keinen besseren CO als dich<br />

gibt. Wir werden es alle gemeinsam schaffen. Ich stehe hinter dir, genau so wie deine Crew, egal<br />

wie du entscheidest.“<br />

Marys Worte gaben mir Mut und mit einem Kuss verließ ich mein Quartier in Richtung Captains<br />

Yacht.<br />

Damit mein fehlen bei der Crew nicht auffallen würde, änderte ich die schiffsinternen Sensoren so,<br />

dass sie meine Biosignatur immer wo anders Orten würden, auch wenn ich gar nicht da war.<br />

--- Erde, San Franzisco, SFC Hauptquartier ---<br />

Sanft setze meine Yacht auf ihrem Parkplatz auf und die Workbee die mich eingewiesen hatte, flog<br />

von dannen um dem nächsten Besucher einen Parkplatz zu zu weisen. Ich verließ die Yacht und<br />

schaute mich um. Man hatte mir einen Parkplatz zugeteilt, von dem ich noch mindestens fünfzehn<br />

Minuten Fußweg bis zum Hauptquartier hatte. Wütend schloss ich die Tür, merkte mir die<br />

Parkplatznummer und ging los.<br />

Während meines Fußmarsches grummelte ich immer wieder vor mich hin. Immerhin war ich<br />

Captain eines Schiffes, das sich trotz seiner erst zwei Missionen einen Namen in der Flotte gemacht<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

hatte. „Aber nein, der Captain ist ja jung und kann laufen“, dachte ich laut und fing auch direkt die<br />

Blicke des alten Admirals auf, den der nächste Windstoß umgehauen hätte.<br />

Mit langen schritten bahnte ich mir meinen Weg durch die Gänge und hatte auch schon bald das<br />

Büro von Admiral Madison gefunden. Wie es sich für einen richtigen Admiral gehörte, hatte er<br />

natürlich eine bildhübsche Sekretärin, die mich auch sofort zu ihm durchschickte.<br />

„Guten Morgen Sir. Also was gibt es zu tun für das schönste Schiff der Flotte?“<br />

Der Admiral sagte kein Wort und deutete nur auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Ich nahm platz<br />

und schaute ihn an. Immer noch stille.<br />

„Sir? Sie haben mich hier her bestellt, also sagen mir jetzt bitte warum.“<br />

Immer noch sagte der Admiral kein Wort, jedoch schob er mir nun ein Padd zu.<br />

„Auf diesem Padd finden sie die Informationen die sie brauchen.“<br />

Ich las mir das Padd durch und konnte es nicht glauben. Warum nahm er ausgerechnet die <strong>Sentinel</strong><br />

für diese Mission? War kein anderes Schiff mehr frei? Warum nicht die Avenger oder die Matrix?<br />

Gerade als ich mich den Befehlen widersetzen wollte stand der Admiral auf.<br />

„Es gibt kein zurück Captain. Das SFC hat entschieden, dass die <strong>Sentinel</strong> diese Mission fliegen<br />

wird. Wie sie dem Padd entnehmen können werden sie heute noch mit fünzehn Quantenorpedos<br />

bestückt und ihre Begleitschiffe werden auch bald eintreffen.“<br />

„Aber was ist mit unserem romulanischen Austauschoffizier? Ich kann sie doch nicht mit auf eine<br />

solch wichtige Mission nehmen!“<br />

„Und wie sie können Captain! Entweder sie werden unsere Befehle befolgen, oder sie werden die<br />

<strong>Sentinel</strong> verlieren. Ich möchte sie auch noch einmal daran erinnern, dass diese Informationen<br />

höchster Geheimhaltung unterliegen! Guten Tag.“<br />

Der Admiral setze sich wieder und wandte sich anderen Dingen zu. Innerlich kochte ich vor Wut,<br />

jedoch wollte ich nicht, dass er mir die <strong>Sentinel</strong> wegnimmt.<br />

Ich verließ das Büro und machte mich auf den Weg zur Bibliothek auf dem Campus. Dort konnte<br />

ich ungestört Informationen sammeln, bis jemand von meiner Crew auffiel, dass ich nicht mehr an<br />

Board war.<br />

In der Hoffnung, dass die Quantentorpedos nicht kommen würden, bevor ich an Board war, stürzte<br />

ich mich in die Informationen.<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Brücke der <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.026, 0910 =/\=<br />

Der Schichtwechsel hatte pünktlich um 0800 Bordzeit stattgefunden und Sheridan war froh darüber<br />

dem Gewusel der hin und her wechselnden Crew entgangen zu sein. Etwas verschlafen – der<br />

gestrige Tag war erst spät in der Nacht beendet worden – betrat er die Brücke und blickte in die<br />

mehr oder weniger ausgeschlafenen Gesichter der Alpha-Schicht. Miller, der Chief of Duty und<br />

OPS der Gamma-Schicht, war noch so lange auf dem Kommandosessel verblieben, bis der XO auf<br />

dem Kommandodeck angekommen war.<br />

„Guten Morgen, Sir.“<br />

„Guten Morgen, Mister Miller. Irgendwelche Vorkommnisse?“, erwiderte Daniel und übernahm den<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Captains Chair.<br />

„Nein, Sir. Die letzten Technikmannschaften der Werft haben um 0800 das Schiff verlassen. Wir<br />

sind soweit startklar.“<br />

„Gut, danke für die Information. Ist der Captain schon da?“<br />

„Nein, er war noch nicht auf der Brücke.“<br />

„Sie können wegtreten, Miller.“<br />

Lars hatte wahrscheinlich verschlafen. Wer konnte es ihm verübeln, nach all den Getränken, die am<br />

späten Abend noch geflossen waren...<br />

„Computer: Wo befindet sich Captain Bring?“<br />

„Captain Bring befindet sich auf dem Freizeitdeck.“<br />

„Danke. Daniel an Lars: seit wann treibst du Frühsport?“<br />

„Captain Bring befindet sich nicht in Kommunikationsreichweite...“<br />

=/\= Cmdr. Simarh, Diplomatin, SFCHQ 2407.026 0915 =/\=<br />

Mit einem Stirnrunzeln legte die Vorta das Padd beiseite und betrachtete die Tür hinter welcher der<br />

– noch- unwissende Captain eben verschwunden war. Die Sekretärin von Madison war bemüht die<br />

recht bekannte und auch mit Gerüchten beladende Vorta nicht direkt anzublicken und Simarh<br />

lächelte kalt. Dann streifte ihr Blick wieder die Personaldaten des jungen Captain und den Info über<br />

diese <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>. Madison hatte den CO jetzt informiert - jetzt war sie dran. Ohne sich zu<br />

verabschieden rauschte die Diplomatin dem Halb-Vulkanier hinterher.<br />

Sie konnte ihn auf dem Campusgelände - kurz vor der Bibliothek einholen. „Cpt. Bring- ich denke<br />

wir beide haben einiges zu kären. Ihre neuen Einsatzbefehle haben Sie ja bereits erhalten. Aber ich<br />

bin mir sicher das noch Einiges zu klären ist!"<br />

Die hochgewachsene Vorta musterte den vor ihr stehenden – in ihren Augen doch recht<br />

unscheinbaren- Mann.<br />

Oh Gott ist der jung und dazu noch ein Mischling. Das kommt davon, wenn man sich auf diese<br />

seltsam natürliche Befruchtung einlässt<br />

Noch in dem Augenblick, als sie ihn abschätzend abstempelte, spürte sie von ihm eine starke<br />

Präsenz ausgehen und nahm automatisch ihre mentalen Schilde hoch.<br />

=/\= LtCmdr Troi, COU der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Brücke der <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.026, 0915 =/\=<br />

„Auch so eine kurze Nacht gehabt Angi?“, fragte Daniel halb abwesend.<br />

„Sieht man mir das so sehr an?“, erwiderte Troi die gerade erst gekommen war erschrocken. „Ich<br />

liebe Hunde, aber mir hat keiner gesagt, dass man so früh aufstehen muss wenn man einen hat“.<br />

Daniel nickte nur und versuchte mittels Kommunikator mit Lars in Verbindung zu treten.<br />

„Seltsam“, sagte er schließlich „das ist nun schon mein dritter Versuch, aber er meldet sich nicht -<br />

das sieht ihm gar nicht ähnlich“.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Computer: Wo befindet sich Captain Bring derzeit?“<br />

„Captain Bring befindet sich im Büro der Counselor“.<br />

Troi stutzte „was macht er denn da?“<br />

Daniel schüttelte den Kopf „da stimmt was nicht. Gerade vor 3 Minuten war er noch auf dem<br />

Freizeitdeck. Ich sehe mal nach was da los ist“, sagte er, stand auf und verließ die Brücke.<br />

„Ach, der wird sicher nur ne Runde pennen“, kam eine freche Stimme von der Sec Konsole im<br />

hinteren Brückenbereich. Troi sah sich um, um zu sehen, welcher der Offiziere diese Äußerung<br />

getätigt hatte und ihr Blick fiel auf einen PO den sie noch nicht kannte.<br />

„Ich kenne sie noch nicht, aber ich würde sie bitten einen etwas freundlicheren Tonfall<br />

einzuhalten“, erwiderte Troi.<br />

= /\ = Ens Vorin Sermak, SCI der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, DSZ 2407.026, 9:00 Uhr = /\ =<br />

- - - - - Brücke - - - - -<br />

Vorin stand an seiner Position auf der Brücke, wie es zu sein hatte. Er war zwar noch etwas fertig<br />

wegen des Vorabends, aber wer abends feiern konnte, der konnte auch morgens wieder arbeiten.<br />

Neben Troi, fehlte nur Lars. Er würde doch nicht etwa verschlafen haben, dachte Vorin.<br />

Jedenfalls versuchte Daniel ihn zu rufen, was jedoch angeblich daran scheiterte, dass Lars nicht in<br />

Rufreichweite wäre. Da der Computer zuvor jedoch angegeben hatte, dass Lars auf dem<br />

Freizeitdeck wäre.<br />

Es blieb also nur die Möglichkeit, ihn persönlich aufzusuchen. Vorin übernahm diese Aufgabe und<br />

machte sich sofort auf den Weg. Dort angekommen stellt er fest, dass er tatsächlich nicht auf der<br />

<strong>Sentinel</strong> war. Nach kurzen Untersuchungen stellte er fest, dass die Sensoren manipuliert worden<br />

waren. Von wem konnte er nicht sagen, aber er machte sich sogleich zurück auf die Brücke, um zu<br />

berichten.<br />

Zurück auf der Brücke wollte er Daniel gerade alles berichten, als er feststellte, dass Daniel nicht<br />

auf der Brücke war.<br />

„Er ist auf der Suche nach Lars, er soll sich laut den Sensoren im Counsbüro aufhalten“, sagte man<br />

ihm.<br />

„Dann ist es wohl zu spät ihm zu sagen, dass irgendwer die Sensoren manipuliert hat“, meinte<br />

Vorin trocken.<br />

=/\= Cpt. Bring, CO <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, 2407.026 0920 =/\=<br />

--- Bibliothek auf dem Campus, San Franzisco ---<br />

Ich schaute die Vorta kurz an.<br />

„Ich wüsste nicht was wir beide zu klären hätten.“<br />

„Oh doch, da ist einiges! Ich will das sie sofort mit mir auf ihr Schiff kommen.“<br />

Ich drehte mich zu ihr und schaute ihr tief in die Augen.<br />

„Sie haben mir gar nichts zu sagen Commander! Ich gehe auf mein Schiff wenn ich die<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Informationen habe die ich brauche.“<br />

„Gut, dann lassen sie uns endlich gehen, ich will sie und ihr mickriges Schiff auf diese Mission<br />

vorbereiten!“<br />

Ich sah der Vorta an wie sie immer wütender wurde und sich in ihrer Autorität von mir untergraben<br />

fühlte. Langsam begriff ich, dass ich gegen diese ganze Bürokratie keine Chance hatte.<br />

„Gut gehen wir, meine Yacht steht ein Stückchen weiter weg. Ich hoffe sie können ihre Nase so<br />

lange hoch halten.“<br />

Meine Füße setzen sich in Bewegung und schon bald kamen wir bei meiner Yacht an.<br />

Schon lange hatten wir kein Wort mehr miteinander gesprochen und auch der Flug lief ohne Worte<br />

ab. Cmdr. Simarh würde mich noch kennen lernen.<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= An Bord der <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.026, 0920 =/\=<br />

Sheridan stand vor der Tür zum Büro der Counsellor und scannte mit einem Tricorder, welchen er<br />

sich organisiert hatte, nach Lebenszeichen im Raum. Er konnte ein Lebenszeichen ausmachen und<br />

als er den Türöffner betätigte, erkannte er eine Frau, welche hinter dem Schreibtisch saß und einige<br />

Padds durchging.<br />

„Was fällt ihnen ein, so einfach ohne anzuklopfen hier einzutreten?“, fragte die Lieutenant junior<br />

Grade in der medizinischen Uniform entrüstet.<br />

„Verzeihung, aber war Captain Bring gerade hier?“<br />

„Ach, sie sind es, Lieutenant Sheridan. Nein, der Captain war nicht hier. Aber bitte: wenn sie das<br />

nächste mal hier eintreten wollen, dann klopfen sie bitte vorher an.“<br />

„Wird gemacht, Miss... Magnus?“<br />

Die Frau bejahte und Daniel verabschiedete sich wieder. Hier war er also auch nicht. Entweder<br />

spielte der Computer verrückt, oder Lars hatte das absichtlich gemacht, damit ihn niemand finden<br />

konnte.<br />

„Computer: befindet sich die Jacht des Captains noch in der Bucht?“<br />

„Negativ.“<br />

„Wann ist sie abgeflogen?“<br />

„0835 Bordzeit.“<br />

So lief der Hase also. Schnell setzte sich der XO mit dem OPS in Verbindung und ordnete eine<br />

Diagnose der internen Sensoren an...<br />

=/\= LtCmdr Troi, COU der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Brücke der <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.026, 0922 =/\=<br />

„Mr. Strahlemann ist auf dem Weg zur Brücke“, witzelte PO1 Connel, nachdem Daniel gemeldet<br />

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hatte, dass er auf dem Rückweg war.<br />

„Mr Connel das reicht. Verlassen sie die Brücke und bewachen sie die Arrestzellen“, wies Lt Kauer,<br />

die diensthabende Sec, ihr Crewmember an.<br />

„Aber da sitzt doch grade gar keiner ein“, erwiderte Connel.<br />

„Das weis ich“, sagte Lt Kauer kühl und wartete bis er die Brücke verlassen hatte. Dann sah sie Troi<br />

an, verdrehte die Augen und ihre Lippen formten ein lautloses „ich hab keine Ahnung was ich mit<br />

dem machen soll“.<br />

Kurze Zeit später betrat Daniel die Brücke und setzte sich in den Stuhl des Kommandierenden<br />

Offizieres. Er gab die Anweisung die Manipulation der Sensoren zu beheben und nach der Captains<br />

Yacht zu suchen.<br />

Einige Minuten später meldete sich die OPS „die Yacht des Captains befindet sich im Anflug“.<br />

Troi spürte eine seltsame Stimmung auf der Brücke. Sie sah sich um und merkte, dass einige<br />

zwiegespalten schienen. Einerseits war die Erleichterung da, dass der Captain gleich zurück sein<br />

würde und andererseits war man natürlich etwas erzürnt, weil er dieses Versteckspiel gespielt hatte<br />

statt seinen Leuten bescheid zu sagen. Die Counselor spürte, dass auch sie etwas sauer war. Wir oft<br />

hatte sie schon versucht ihm beizubringen das es Leute gab die sich um ihn sorgten. Sie konnte nur<br />

hoffen, dass er wenigstens Mary bescheid gesagt hatte. Sie hatte schon weis Gott genug<br />

durchgemacht die letzten Wochen und diese Einzelgänge von ihm waren wirklich nicht einfach zu<br />

ertragen.<br />

„Die Yacht des Captains ist nun an Bord“, meldete die Ops. „Captain Bring und eine weitere Person<br />

befinden sich auf dem Weg zur Brücke“.<br />

Daniel horchte auf „eine weitere Person?“, fragte er nach. Die Ops bestätigte und kurze Zeit später<br />

betraten Lars und eine hoch gewachsene Vorta die Brücke. Im selben Moment meldete sich erneut<br />

die Ops.<br />

„Transportschiffe der Föderation nähern sich der <strong>Sentinel</strong>. Ihre Ladung besteht aus....“ die Ops<br />

unterbrach sich kurz und überprüfte erstaunt ihre Sensorenanzeige erneut „...Quantentorpedos“.<br />

„Was?“ fragten Daniel, Vorin und Angi gleichzeitig. Lediglich von Ssianha i'Lleithra t'Jeiai konnte<br />

man so was wie ein leises „wurde auch Zeit. Ich dachte schon ich muss mit Steinen werfen“<br />

vernehmen.<br />

„Das ist schon richtig so“, meinte Lars leise „ich erklär es euch gleich. Zuerst möchte ich zu den<br />

angenehmeren Dingen kommen.<br />

Die Vorta sah ihn ernst an „wir haben keine Zeit zu verlieren Captain. Es ist dringend erforderlich<br />

ihr Schiff sofort Einsatzfähig zu machen“. Lars richtete seinen Oberkörper etwas mehr aus und<br />

stand nun in voller größe vor ihr. „Ein paar Minuten mehr oder weniger lassen den Brei nicht kalt<br />

werden Cmdr“.<br />

Er wandte sich seinem ersten Offizier zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr, woraufhin dieser plötzlich<br />

zu grinsen begann und neben ihn trat.<br />

Lars räusperte sich und wandte sich zu Troi.<br />

„Angi, du bist nun schon eine geraume Zeit an Board der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> und ich bin froh, dass du<br />

dich damals dazu entschlossen hast den Posten der COU anzunehmen. Du hast dich in dieser Zeit zu<br />

einem festen Mitglied der Familie entwickelt, dass ich – wie du sehr gut weißt - nicht mehr missen<br />

möchte. Trotz deiner Abneigung gegen Gewalt und deiner Zweifel was deine<br />

Außenmissionsfähigkeiten, sowie deine Fähigkeiten als Brückenoffizier angehen, hast du dich<br />

dennoch dieser Herausforderung gestellt und dich auch dort bewährt“.<br />

Er machte eine Pause, die Troi genug Zeit gab zu erröten und sich in ihrem Sitz zu versenken.<br />

„Daher ist es mir heute eine besondere Freude dich für deine herausragenden Leistungen an Board<br />

der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> in den Rang eines Commander zu befördern, mit allen Rechten in Pflichten“.<br />

Troi begann zu strahlen. Noch nie war eine Beförderung so schön und vor allem überraschend<br />

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gewesen. Ihre bisherigen Vorgesetzten hatten ihr das immer vorher angekündigt gehabt. Sie hatte<br />

keine Ahnung woher Daniel die Schachtel hatte, die er plötzlich in den Händen hielt, aber das war<br />

ihr grade auch ziemlich egal. Sie erhob sich und spürte kurz darauf Lars Finger an ihrem Kragen<br />

rumfingern. Er entfernte den schwarzen Pin und ersetzte ihn durch einen Goldenen.<br />

„Glückwunsch Commander Angi Troi“, sagte Lars strahlend und schüttelte ihr die Hand.<br />

„Danke Sir“, antwortete diese und strahlte zurück. Dann nahm sie noch die Glückwünsche der<br />

anderen Anwesenden entgegen und wurde schließlich von Lars beiseite genommen.<br />

„Ihr andern geht schon mal in den Besprechungsraum, wir kommen gleich nach“, sagte er und<br />

schob Angi in seinen Raum.<br />

Er bot ihr einen Sitzplatz an und setzte sich ihr gegenüber auf die Schreibtischkante.<br />

„Soo Commander“, begann er grinsend.<br />

„Jo Captain?“, fragte Troi grinsend zurück.<br />

„Du hast es dir echt verdient“, meinte er und wurde dann etwas nachdenklicher "aber trotzdem muss<br />

ich noch mal kurz was dazu sagen“.<br />

Troi nickte, da sie sich schon denken konnte worum es ging.<br />

„Das Beförderungsgremium hat sich mit der Entscheidung recht schwer getan“, begann er dann und<br />

Troi musste innerlich lächeln. Manchen Leuten der Sternenflotte durfte man eben wirklich nicht auf<br />

den Schlips treten.<br />

„Ich weis“, sagte sie ruhig und gelassen.<br />

„Wegen deinem einem Auftritt von dir während deines Landurlaubes“, beendete Lars seine<br />

Ausführung.<br />

Troi nickte „damit habe ich gerechnet“, antwortete sie. Und das hatte sie tatsächlich. Und sie wusste<br />

auch, dass der Zwischenfall an sich nicht das Problem gewesen war, sondern die beteiligten<br />

Personen. Manchmal kotzte sie die Sternenflotte an. Gerechtigkeit und Wahrheit waren nicht immer<br />

oben auf. Es gab hochrangige Offiziere denen man nicht in die Query kommen sollte, denn das was<br />

sie sagten war „die Wahrheit“ und alles andere nur ein „austesten“ von Offizieren. Troi hatte einen<br />

Fehler gemacht. Nicht weil sie 2 hochrangigen in die Quere kam, sondern weil sie sich tatsächlich<br />

erlaubt hatte Privatperson zu sein in einer Welt, auf einer Station, auf der es kein Privatleben gab -<br />

nur Sternenflotte. Nun ja.. vielleicht hätte sie sich nackt ausziehen sollen ehe sie ihr Meinung sagte,<br />

um sagen zu können, dass sie nicht im Dienst war. Sie bezweifelte stark, dass das etwas gebracht<br />

hätte, aber der Gedanke belustigte sie so sehr, dass sie lachen musste. Lars bedachte sie mit einem<br />

strengen Blick.<br />

„Deine Leistung war bestechender, aber ich hoffe, dass so etwas nicht noch einmal passiert, ja?“<br />

Troi seufzte. „Ich war nach diesem Vorfall sofort beim nächsten Jag und bat ihn um Prüfung. Es<br />

wurde überprüft und ich bekam die Nachricht, welche ich noch gespeichert habe, dass kein<br />

Strafbestand erfüllt ist. Wenn das BG nun deswegen abgelehnt hätte, wäre das meiner Ansicht nach<br />

nur deswegen geschehen, weil ich ein Mitglied des BG „angepinkelt“ habe. Ich hätte also um<br />

erneute Prüfung mit neutralen Offizieren gebeten. Und das dies nicht noch mal vorkommt, kann ich<br />

dir nicht versprechen. Ich bin dort jemandem begegnet der mir mal sehr weh getan hat und der das<br />

nach wie vor nicht so sieht. Dem es nach wie vor egal ist... mir auch, nur nicht wenn ich ihn sehe,<br />

weil ich es dann wieder spüre“.<br />

Lars seufzte „Angi, solange so etwas nicht in der Öffentlichkeit passiert ist das ok, aber bitte nicht<br />

auf dem vollbesetzten Promenadendeck und in Uniform.“<br />

Troi sah Lars direkt in die Augen „was möchtest du? Das ich es dir verspreche?“ Sie schüttelte den<br />

Kopf „dann gebe ich dir den Pin zurück, denn das kann ich nicht. Ich werde nichts versprechen das<br />

ich nicht halten kann“.<br />

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Lars schüttelte den Kopf „ich möchte kein versprechen von dir. Ich möchte einfach nur, das du so<br />

etwas nicht vor allen machst. Ok, ich weis das du ein sehr impulsiver Mensch bist und deine<br />

Meinung immer sagst, das schätze ich an dir. Nur möchte ich, dass du es bitte nicht mehr so machst,<br />

wenn du an solch vollen Plätzen die Sternenflotte repräsentierst und/oder einem Admiral gegenüber<br />

stehst oder gar „anpisst“, wie du es ausgedrückt hast. Der Rang eines Commanders trägt auch eine<br />

gewisse Vorbildfunktion mit sich. Ausserdem möchte ich einfach auch nicht, dass so ein schlechtes<br />

Licht auf dich fällt, verstehst du was ich meine?“<br />

Troi nickte „ja und ich werde es dir nach wie vor nicht versprechen. Ich bin meistens Vorbildlich,<br />

aber auch ich habe Gefühle und wenn die verletzt werden kommt der Mensch durch. Mag sein, dass<br />

das einige Leute nicht verstehen. Oder sich mit angegriffen fühlen. Aber das ist, ehrlich gesagt,<br />

nicht mein Problem. Wer mich kennt weiß wer ich bin. Und wer meint mich auf Grund eines<br />

Vorfalles in vielen Jahren komplett anders einschätzen zu müssen oder gar ein schlechtes Bild von<br />

mir zu haben, der soll es haben. Aber wenn ich mir so ansehe was sonst so möglich ist in der<br />

Sternenflotte, dann tut es mir wirklich leid, wenn das die größten Probleme sind die manche Leute<br />

haben. Wenn das ein Crewman gemacht hätte mit einem Petty Officer wäre es kein Problem<br />

gewesen. Bei zwei Ensigns auch nicht. Selbst du hättest kein solches Spektakel draus gemacht. Es<br />

gibt eben solche und solche Leute und wenn andere meinen sich einmischen zu müssen, dann wird<br />

es immer heißer als man es gekocht hat. Wie gesagt, ich gebe den Pin gerne wieder ab, wenn er mit<br />

der Bedingung verbunden ist ein solches Versprechen abzugeben. Denn das werde ich nicht".<br />

Lars senkte den Kopf und seufzte erneut "ich möchte, dass du diesen Pin behälst. Für die <strong>Sentinel</strong><br />

und für mich".<br />

Angi stand auf und lächelte.<br />

"Ok und in Zukunft lauf ich nackt durch Raumbasen, damit bei solch einem Vorfall kein schlechtes<br />

Licht auf die Flotte fällt".<br />

=/\= Cmdr. Simarh, Diplomatin =/\=<br />

=/\= SFCHQ, Erde, SD 2407.026, 0940 =/\=<br />

Dieser kleine arrogante Captain schien wohl ein Problem mit ihr zu haben, was wieder einmal ihre<br />

Meinung bestätigte das man gewisse Positionen und Ränge erst ab einem Grad geistiger Reife und<br />

Alters inne haben sollte. Beim Dominion wäre solch ein Verhalten gegenüber einer Vorta mit dem<br />

Tod bestraft worden oder hätte zumindest durch Großmütigkeit midestens eine Strafeinheit nach<br />

sich gezogen. Bei der Förderation erschien es ihr selbst nach so lange Zeit so, als ob<br />

Zuständigkeitsbereiche und Machtstrukturen nicht deutlich genug definiert worden waren und das<br />

dieser Umstand zu genau solchen unerfreulichen und unnötigen Zwischenfällen wie dem<br />

unentschuldbaren Verhalten des Captains vorhin führten. In Augenblicken wie diesen fragte sich<br />

Simarh, ob die Möglichkeit nach persönlicher Macht und Einfluss streben zu können - die man in<br />

der Förderation bis zu einem gewissen Grad hatte, dies alles rechtfertigte. Damals im großen Krieg<br />

gegen die abtrünnigen Jem´Hadar war es ihr als großartige Chance erschienen und durch die nach<br />

dem Krieg entstandene politische „Allianz“ zum Dominion war ihr der Eintritt in die Förderation<br />

ermöglicht worden. Erstaunlicherweise mit der Erlaubnis ihrer Erschaffer. Auch wenn Simarh nicht<br />

im Staub vor den Gründern kroch, so waren diese doch auch nach all den Jahren für sie als ihre<br />

Erschaffer und Herrscher über ein großartiges Reich noch gottähnliche und verehrungswürdige<br />

Wesen. Mit der Empfehlung des Förderationscaptains, auf dessen Schiff sie damals als wertvolle<br />

Ratgeberin mehr als einmal durch ihr Wissen über die Strategien und das Denken der Jem ´Hadar<br />

eine Schlacht gegen die Abtrünnigen für ihre Seite entschieden hatte können, hatte man sie zwar mit<br />

leichter Skepsis aber halbwegs offenen Armen aufgenommen. Das war vor etwas mehr als 20<br />

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Jahren gewesen und wenn Simarh jetzt ihr Abbild im Spiegel betrachtete, wurde ihr erst klar das sie<br />

wohl mit zu einer den ältesten Vorta zählen mochte. Im Dominion wurden die Vorta in der Regel<br />

nicht so alt wie sie, entweder sie starben durch Betrafung nach einem Fehler oder bei einem Kampf.<br />

<br />

Schwungvoll landete die Tasche auf dem nächstbesten Sessel des ihr zugewiesenen Gästequartiers,<br />

während die Vorta sich naserümpfend umblickte und das Quartier als annehmlich befand. Sie hatte<br />

schon befürchtet, dass sie bei solch einem – für ihr Empfinden- kleinen Schiffchen eine<br />

Abstellkammer oder Ähnliches als Quartier bekommen hätte.<br />

„Computer – Licht um 20 % dämmen!“, befahl sie beiläufig um ihren Augen ein angenehmeres<br />

Licht zu gönnen, während sie ihre wenigen Habseligkeiten auspackte. Zufällig glitt dabei ihr<br />

Identifikationsband aus ihrer Zeit im Dominion durch ihre Finger und mit einem Gefühl leiser<br />

Wehmut packte sie es unter ihre sauber zusammengelegte Galauniform, welche für die kommenden<br />

Gespräche ihren Zweck erfüllen würden.<br />

„A propos Gespräche...“, murmelte sie leise vor sich hin. Mit natürlich fließender Bewegung<br />

huschte sie durch ihr Quartier zum Terminal und verfasste eine Nachricht für Cpt. Bring.<br />

---------------------------------------------------<br />

Werter Cpt. Bring,<br />

da Sie sicher noch einige Fragen zu Ihrem Einsatzbefehl und den auf uns zukommenden Aufgaben<br />

haben werden und ich noch wichtige Hinwiese und Informationen an Sie vermitteln möchte, würde<br />

ich mich freuen, wenn Sie und Ihr Stellvertreter etwas Zeit für mich für einen kleinen Plausch<br />

erübrigen könnten. Ich hoffe, das Sie an einer effektiven und reibungslosen Zusammenarbeit ebenso<br />

interessiert sind wie ich es bin und verbleibe, im Voraus Ihnen schon für das zur Verfügung stellen<br />

Ihrer kostbaren Zeit dankend<br />

Cmdr. Simarh<br />

---------------------------------------------------<br />

Diese unpraktikablen Zänkerein und verbalen „Ausbrüche“ wie sie vor und später in der<br />

Captainsyacht mit Lars Bring stattgefunden hatten, waren ihr unverständlich und sie hoffte, das sie<br />

mit ihrer höflichen Nachricht zumindest dem „Geltungsbedürfnis und dem zerrupften Gefieder“ des<br />

Captains Genüge getan hatte. Solche Intentionen empfand sie als unter ihrer Würde und waren nicht<br />

relevant für ihre Ziele. Es zählte für die zierliche aber dennoch hoch gewachsene Vorta nur eines -<br />

die diplomatischen Gespräche zu einem erfolgreichen Ablauf zu bringen.<br />

Und es konnte nicht schaden, sich das Schiff ein wenig näher zu begutachten. Simarh verließ ihr<br />

Quartier und schlenderte aufmerksam durch die Gänge der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>.<br />

=/\= Cmdr. Bring, CO <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, 2407.026 1015 =/\=<br />

--- Brücke ---<br />

Ich lehnte mich im CO Sessel zurück und schaute nach links und rechts. Angi und Daniel hatten<br />

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neben mir platz genommen und schauten mich an. Daniel konnte man ansehen, dass er recht<br />

neugierig war was die neue Mission anging, wogegen Angi eher böse drein schaute wegen meinem<br />

Alleingang. Ich schaute zum Hauptschirm und sah den Ausgang des Docks. Es war ein tolles Gefühl<br />

endlich wieder aus dem Dock zu fliegen, jedoch wurde dieses sonst so wunderbare Gefühl diesmal<br />

von einem bitteren Nachgeschmack begleitet.<br />

Das SFC hatte die <strong>Sentinel</strong> auf eine Mission geschickt, bei der feinstes Fingerspitzengefühl verlang<br />

war. Ein kleiner Fehltritt könnte die Vernichtung der gesamten Galaxie auslösen und daran wollte<br />

bestimmt keiner an Board der <strong>Sentinel</strong> schuld sein.<br />

Jedoch war es nun erst mal an der Zeit, die <strong>Sentinel</strong> aus dem Dock zu bringen und sich auf den Weg<br />

zu machen. Als ich noch einmal zu meinen beiden Vertretern schaute, nickten sie mir zu und ich<br />

stand auf. Mit langen Schritten ging ich in die Mitte der Brücke und zupfte noch einmal meine<br />

Uniform zurecht.<br />

„OPS, haben wir Starterlaubnis“, fragte ich die junge CPO ohne mich um zu drehen.<br />

„Ja Sir, Starterlaubnis ist erteilt. Die Route für das Verlassen des Systems ist an die NAV<br />

übermittelt“, antwortete sie mir kalt und trocken.<br />

„Gut, dann bringen sie uns hier raus Mister Mac Iver.“<br />

Ich faltete meine Hände hinter dem Rücken und sah wie die <strong>Sentinel</strong> sanft aus dem Dock glitt. Als<br />

Mac Iver die <strong>Sentinel</strong> dann abdrehen lies und man endlich wieder mehr Sterne als Workbees sah,<br />

stellte sich in mir das Gefühl ein, was ich so lange vermisst hatte. Endlich waren wir wieder frei.<br />

Und ich spürte wie auch die <strong>Sentinel</strong> sich freute, endlich wieder aus eigener Kraft durch den Raum<br />

zu fliegen. Zum Glück konnte Angi keine Gedanken lesen, sonst hätte sie noch mehr Sitzungen mit<br />

mir einberufen.<br />

Immer schneller flog die <strong>Sentinel</strong> und lies das Sol System hinter sich. Schon bald hatten wir die<br />

Vorgeschriebene Entfernung erreicht und wir konnten auf Warp gehen.<br />

„Mr. Mac Iver, bringen sie uns zu diesen Koordinaten, sobald wir können wir mit Transwarp.“<br />

Mac Iver programmierte die Daten ein und schaute mich dann verdutzt an.<br />

„Sir, da ist nichts. Weit und breit nichts. Sind sie sich sicher, dass das die richtigen Koordinaten<br />

sind?“<br />

„Ja ich bin mir sicher. Und jetzt Energie.“<br />

Mac Iver nickte und drehte sich wieder um. Kurze Zeit später hörte man den Warpkern etwas lauter<br />

summen und die <strong>Sentinel</strong> sprang auf Warp. Nun war es Zeit der Aufforderung unserer Diplomatien<br />

nach zu kommen, die ich vor dem Abflug noch bekommen hatte. Ich drehte mich um und schaute<br />

zu Daniel. Ohne ein Wort zu sagen stand er auf und nickte mir zu. Dann wendete ich mich kurz zu<br />

Angi.<br />

„Angi, wenn du dich um unseren neuen Problemfall kümmern möchtest kannst du das gerne,<br />

ansonsten hast du die Brücke. Daniel und ich sind in meinem Bereitschaftsraum. Stör uns bitte nur<br />

wenn es wirklich wichtig ist.“<br />

Angi nickte und ich ging mit Daniel zusammen in den Bereitschaftsraum.<br />

--- Bereitschaftsraum des CO ---<br />

Ich setze mich hinter den Schreibtisch und drehte mich zum Fenster. Die Sterne waren einfach<br />

faszinierend und nach den letzen Monaten ruhe im Dock, war ich froh endlich wieder zu fliegen.<br />

Daniel hingegen wippte unruhig auf seinem Sessel hin und her. Bisher wusste er noch nicht was uns<br />

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erwarten würde, jedoch war er neben mir und unserer Diplomatin der einzige, der noch von unserer<br />

Mission erfahren durfte, zumindest für den Moment. Immer noch aus dem Fenster schauend nahm<br />

ich das Padd das auf dem Tisch lag und aktivierte es.<br />

„Computer, alle Türen verriegeln. Öffnen nur auf meine Anweisung. Außerdem den gesamten<br />

Raum abhörsicher machen und alle Aktivitäten in der Umgebung aufzeichnen. Autorisierung Bring<br />

Alpha Theta Phi.“<br />

Mit einem Piepen bestätigte der Computer meinen Befehl und ich schob Daniel das Padd hinüber.<br />

Er nahm es ohne ein Wort und fing an zu lesen. Nachdem er es wieder auf den Tisch gelegt hatte,<br />

drehte ich mich zu ihm.<br />

„Und, was sagst du“, fragte ich ihn leicht unberuhigt und ich merkte, dass auch ihm nicht gerade<br />

Wohl war.<br />

„Das ist ein Scherz vom SFC oder Lars? Das kann doch nicht wahr sein.“<br />

„Ich muss dich leider enttäuschen, das ist kein Scherz. Was denkst du denn weshalb ich diese<br />

überaus nette Diplomatin mitgebracht habe?“<br />

Daniel grinste mich an und im selben Moment hörte ich den Türpieper.<br />

„Wenn man vom Teufel spricht“, nuschelte ich vor mich hin und gab dem Computer den Befehl die<br />

Tür zu öffnen. Wie ich schon erwartete stand Cmdr. Simarh davor und trat auch sogleich ein.<br />

„Guten Tag Captain. Ich hoffe sie stehen mir nun etwas offener gegenüber als bei unserer ersten<br />

Begegnung.“<br />

Simarh grinste leicht hämisch und setze sich dann auf den Stuhl neben Daniel.<br />

„Es tut mir leid Cmdr., dass ich sie ein bisschen angeblökt habe. Jedoch kam die Nachricht über die<br />

Mission etwas plötzlich für mich und auch der Auftrag ist etwas, wo mit ich erst einmal klar<br />

kommen musste. Das neben ihnen ist übrigens mein erster Offizier. Er ist auch schon informiert.“<br />

„Ah gut Captain, anscheinend sind sie doch nicht so hochnäsig wie ich zu Anfangs dachte.<br />

Kommen wir nun zu wichtigeren Themen. Können sie mir erklären warum wir ohne unsere<br />

Begleitschiffe losgeflogen sind?“<br />

Ich schaute die Vorta an. Aufgrund ihres starken Mentalschildes konnte ich kaum etwas von ihr war<br />

nehmen. Gerade als ich Antworten wollte, fiel mir Daniel ins Wort.<br />

„Commander, ich denke wir sollten unsere Gäste nicht warten lassen. Außerdem werden uns die<br />

Schiffe bald einholen und ich denke sie wollen doch auch bestimmt schnellstmöglich wieder nach<br />

Hause, genau wie wir.“<br />

Ich schaute die Vorta an und anscheinend schien sie Daniels Antwort fürs erste zu akzeptieren.<br />

Auch nach dem weiteren Gespräch in dem uns Cmdr. Simarh über unseren Gast aufgeklärt hatte<br />

konnte ich mich nicht wirklich mit ihr anfreunden. Sie hatte etwas an sich, was mich schaudern lies.<br />

Vielleicht war es einfach nur, das ich immer daran denken musste wie sie „erschaffen“ wurde,<br />

vielleicht war es aber auch mehr.<br />

Nachdem Daniel und Simarh den Bereitschaftsraum verlassen hatten schaute ich wieder aus dem<br />

Fenster. Irgendetwas störte mich an dieser Frau, aber was war es?<br />

=/\= Cmdr. Simarh, Diplomatin =/\=<br />

=/\= Brücke <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.026, 1100 =/\=<br />

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Das Gespräch mit Captain Bring war für die Vorta reichlich unbefriedigend gewesen - sie wurde das<br />

Gefühl nicht los, dass dieser Halb-Vulkanier die diplomatische Brisanz und Chance für ihn und<br />

seine Crew -sich herausragend zu beweisen- nicht erkannte oder sogar stur nicht wahrnehmen<br />

wollte. Kopfschüttelnd war sie diesem anderem „Jungspund“ - dem XO Sheridan- aus dem Raum<br />

gefolgt. Sie konnte nur hoffen, das diese beiden Offiziere ihrem guten Ruf alle Ehre machen<br />

würden, denn sollte deren Verhalten oder ein ihnen unterlaufener Fehler zu einem Scheitern der<br />

Verhandlungen führen, so schwor Simarh sich würden sie den Tag bedauern- an dem sie nach dem<br />

primitiven Duplizierungsakt ihrer Eltern das erste Mal das Licht der Welt erblickt hatten.<br />

Einfach ohne die schützende Eskorte loszufliegen war in den Augen der Diplomatin kein Beweis für<br />

Mut oder Selbstvertrauen des Captains, sondern einfach nur leichtsinnig und dumm. Außerdem<br />

hatte Simarh von Cpt. Bring´s Seite aus eine gewisse Antisympathie verspüren können, die sie wie<br />

ein leiser Windhauch gestreift hatten.<br />

Ein leises Lächeln huschte über ihre Lippen und<br />

sie spürte den scheinbar verwunderten Gesichtsausdruck des XOs- welcher sie mehr oder weniger<br />

die ganze Zeit schon misstrauisch musterte.<br />

Sie war ihm zurück auf die Brücke gefolgt, war jedoch nicht bereit sich einfach so abwimmeln zu<br />

lassen. Bevor jedoch Sheridan oder sie etwas sagen konnten, ließ sich die Counselor verlauten.<br />

„Ich hoffe das wir bald mal erfahren wo es denn dieses Mal hingehen soll. Weißt Du etwas Näheres<br />

Daniel?“<br />

Schockiert blieb die Vorta stehen und traute ihren Ohren kaum. Hatte sie da eben richtig gehört???<br />

Dutzten sich die Offiziere etwa? Und dann auch noch solche Worte an einen Vorgesetzten zu<br />

richten? Erwartungsvoll wartete sie auf die angemessene Reaktion des Executing Officers, der sich<br />

zu der Counselor wandte.<br />

„Ich kann leider nichts Näheres im Moment dazu sagen Angi. Ihr müsst euch noch ein wenig<br />

gedulden.“<br />

Unwillkürlich schüttelte Simarh ihren Kopf und wünschte sich für eine winzige Sekunde wieder<br />

beim Dominion zu sein. Dort kannte man noch ein respektables Verhalten gegenüber Vorgesetzten,<br />

dort wurden Befehle ohne Widerwillen oder Murren befolgt worden und ihr als Vorta war – außer<br />

bei der Anwesenheit eines Gründers- die Macht gegeben, Leben zu schenken oder auch<br />

funktionsunfähiges oder fehlerhaftes Material auszusondern. Schließlich konnte man jederzeit neue<br />

Jem Hadar klonen und auch ihre Wenigkeit war ersetzlich gewesen. Schließlich waren vor ihr<br />

bereits 6 Klone im Einsatz gewesen und die Erfahrungen und das Wissen lebte in ihren Genen<br />

weiter. Diesen vertrauten Umgang miteinander konnte die Vorta weder nachvollziehen noch<br />

gutheissen. Denn in ihren Augen war Crew austauschbar, auch wenn sie sich hütete diese – tief in<br />

ihr verankerte- Einstellung laut auszusprechen. Sie hatte gelernt sich der Förderation anzupassen,<br />

jedoch war es ihr bis heute nicht gelungen diese ominösen Begrifflichkeiten wie Freundschaft oder<br />

gar Liebe zu erfassen. Soweit sie es in all ihren Jahren bei der Förderation beobachten hatte können,<br />

waren dies schwächende Faktoren. Man gab sich einer unnötigen Verletzlichkeit preis und was<br />

bekam man im Gegenzug dafür?<br />

Kopfschütteln verfolgte sie wie Cmdr. Troi und der XO noch einige „nette“ Nichtigkeiten<br />

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wechselten, ehe sie das Wort ergriff.<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Mr. Sheridan, ich muss gestehen ich habe schon eine Menge über die <strong>Sentinel</strong> Klasse gehört –<br />

wären Sie wohl so freundlich und würden meine Neugierde auf ihr Schiff befriedigen? Vielleicht<br />

mit einer kleinen Führung?“<br />

Simarh erwiderte den überraschten Blick ungerührt, sie hoffte auf einer kleinen Führung den XO<br />

besser einschätzen zu können und somit im Vorneherein eventuelles Gefahrenpotential für ihre<br />

Mission zu erkennen und rechtzeitig zu sondieren.<br />

=/\= Cmdr. Troi, COU <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Brücke, 2407.026 1023 =/\=<br />

Troi schaute den beiden nach und spürte wie sie innerlich zu kochen begann „wenn du dich um<br />

unsern neuen Problemfall kümmern möchtest, kannst du das gerne....“ hallte es in ihrem Kopf nach.<br />

Wie schön, dass sie von ihm die Erlaubnis bekam ihre Arbeit machen zu dürfen. Und wie schön,<br />

dass diese Mission voll auf Lars zugeschnitten war. Sein „Das hat schon seine Richtigkeit, ich<br />

erkläre es euch gleich“ bei der Ankunft der Quantentorpedos hatte sich zu einem „ich darf euch<br />

nichts sagen“ herauskristallisiert. Einzig die Tatsache, dass die <strong>Sentinel</strong> Begleitschiffe haben würde,<br />

hatte er noch erwähnt und Troi fragte sich wirklich wo die waren. Sie konnte keines sehen. Wieder<br />

eine seiner spontanen Einzelaktionen? Als Counselor und als Offizier eines Forschungsschiffes fand<br />

sie es nicht wirklich motivierend auf eine Mission geschickt zu werden von der sie absolut nichts<br />

wusste, außer der Tatsache, dass man dafür evtl. Quantentorpedos benötigte und Begleitschutz, den<br />

sie nun auch noch zurückgelassen hatten. Leicht angesäuert wanderte sie auf der Brücke hin und her<br />

und so entging ihr auch nicht der verdutzte Gesichtsausdruck der Sec, die grade eine ihrer Anzeigen<br />

geprüft hatte.<br />

„Was ist denn?“ fragte sie in leicht unkontrolliertem Tonfall und entschuldigte sich sofort darauf.<br />

„Ich wunderte mich einen Moment über eine Anzeige, aber es scheint seine Richtigkeit zu haben“,<br />

erwiderte die Sec. Troi wollte mehr wissen und hakte nach, woraufhin die Sec ihr mitteilte, dass der<br />

CO seinen Raum in eine Festung verwandelt hatte. Troi`s Stimmung wurde durch diese Information<br />

nicht wirklich besser. Nun misstraute er schon seinen eigenen Leuten, Fabelhaft! Als würden hier<br />

alle mit Wanzen rumlaufen. Tolle Familie. Sie hoffte nur, dass wenigstens Daniel etwas weniger<br />

Paranoid war und vielleicht konnte man ja nach dieser Top Secret Besprechung der Herren ein<br />

wenig erfahren. Die Crew hatte in letzter Zeit recht viele wagemutige Situationen erlebt. Eine Fahrt<br />

ins blaue war da nicht wirklich gut für das Gleichgewicht. Es gab bereits wieder etliche Gerüchte an<br />

Bord und das obwohl die Quantentorpedos erst vor knapp einer Stunde eingetroffen waren.<br />

Nach endlos scheinenden Minuten öffnete sich die Tür zum Bereitschaftsraum endlich und Daniel<br />

betrat die Brücke. Neben ihm die Vorta, welche Lars ihnen als Cmdr. Simarh vorgestellt hatte. Troi<br />

näherte sich Daniel. "Ich hoffe das wir bald mal erfahren wo es denn dieses Mal hingehen soll.<br />

Weißt du etwas Näheres Daniel?", fragte sie mit immer noch leicht genervter Stimme. Troi<br />

bemerkte ihren Tonfall erst, als sie die Vorta fast unmerklich zusammenzucken spürte. Na ja, sollte<br />

sie ruhig gleich wissen, dass auch die Counselor an Bord manchmal nicht nur freundlich war.<br />

Daniel, der Troi bereits gut genug kannte um in etwa zu wissen was sie so annervte blieb dagegen<br />

ruhig wie immer.<br />

"Ich kann leider nichts Näheres im Moment dazu sagen Angi. Ihr müsst euch noch ein wenig<br />

gedulden."<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Troi seufzte und beschloss das Kopfschütteln der Commander zu ignorieren.<br />

„Es ist schwierig die Ruhe der Crew im Gleichgewicht zu halten wenn überall Gerüchte kursieren,“<br />

erklärte Troi dem XO.<br />

„Ich weis, aber momentan geht es nicht anders. Tu einfach dein bestes. Apropo... wie wär’s wenn<br />

wir uns mal zusammensetzen und was trinken oder so?“<br />

Troi stutzte kurz, bemerkte dann aber Daniels Blick. Sie hatte schon fast vergessen was ihm<br />

wiederfahren war. Die blauen Augen waren für sie bereits zur Normalität geworden. Wie schnell<br />

das doch manchmal ging. Natürlich würde er vor Cmdr Simarh nie offen um ein Beratungsgespräch<br />

ersuchen. Und das musste ja auch gar nicht sein. Manchmal konnte man bei einer Tasse Kaffe<br />

wesentlich freier reden. Troi teilte ihm also mit, dass sie sich freuen würde. Kurz darauf unterbrach<br />

die Vorta die beiden und bat Daniel um eine Führung durch die <strong>Sentinel</strong>. Kaum waren die beiden<br />

verschwunden verließ auch Troi die Brücke. Allerdings hatte sie nicht vor jetzt mit dem „neuen<br />

Problemfall“ zu reden. Für den brauchte sie starke Nerven und ein ruhiges Hirn. Was sie jetzt<br />

brauchte war Sport.<br />

=/\= Holodeck 13:00 =/\=<br />

Troi sah sich keuchend um und betrachtete den großen Laubwald mit dem Kiesweg, sowie sie<br />

angrenzenden Wiesen und den kleinen See mürrisch. Sie war nun bereits seit über einer Stunde hier<br />

und dank ihrer Unsportlichkeit auch total fertig, aber sauer... sauer war sie immer noch.<br />

„Du beschissenes Stück Wald!“ schrie sie den Bäumen entgegen und ließ sich auf der Wiese nieder.<br />

„Für den Anfang gar nicht so schlecht,“ schrie es aus dem Wald zurück. Troi`s Kinnlade klappte<br />

herunter und ihre Augen weiteten sich. War sie bereits so weit? Innerlich begann sie bereits die<br />

möglichen Ursachen für das hören von nichtvorhandenen Stimmen abzuklappern als eine Gestalt<br />

zwischen den Bäumen erschien und langsam näher kam.<br />

„Wenn du das noch mal machst...“ begann Troi zu drohen.<br />

„Was dann?“ fragte ihre Stellvertreterin lächelnd.<br />

„Das siehst du dann“, erwiderte Angi, die keinen blassen Schimmer hatte was sie dann tun würde.<br />

„Na los, sag es mir“, drängte Magnus.<br />

„Tu mir einen Gefallen und geh mir jetzt nicht auf die Nerven. Was machst du eigentlich hier?“<br />

„Ich hab grade eine Sitzungspause und wollte mir einen Kaba machen, stellte aber fest, dass die<br />

Milch sauer war. Ich fragte sie: „Hey, Milch... was ist dir denn über die Leber gelaufen?“ und die<br />

Milch antwortete... „Counselor Magnus... diese Schwingungen hier in der Umgebung... die sind<br />

ganz ungesund“. Also hab ich mich auf den Weg gemacht und bin dem mentalen Säuerungsfluss<br />

entlang gelaufen um seine Quelle zu finden und siehe da.. ich glaube ich habe sie gefunden“.<br />

Angi trat so schnell gegen Mary Magnus`s Schienbein, dass diese keine Chance hatte auszuweichen.<br />

„Au!“ rief diese und hielt sich kurz den Knöchel. Troi, die über ihre eigene spontane Reaktion<br />

erschrocken war entschuldigte sich sofort bei ihrer Freundin und betrachtete den Knöchel um zu<br />

sehen ob alles in Ordnung war. „Also.. der Stöpsel wäre dann mal raus aus der Flasche... ich würde<br />

vorschlagen wir holen den Rest auch noch raus.. aber ich möchte meinen Abend nicht in der<br />

Krankenstation verbringen“ witzelte Magnus und zwinkerte Troi zu während sie den Computer<br />

anwies 2 Batakas zu replizieren. Kurz darauf erschienen zwei Schaumstoffschläger neben ihnen im<br />

Gras. Troi schüttelte den Kopf.<br />

„Ich werde nicht mit diesem Ding auf dir rumhauen“, sagte sie deutlich.<br />

„Na komm schon, ohne ging es doch auch und deinen Klienten empfiehlst du das hin und wieder<br />

genauso“.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Das mit deinem Schienbein tut mir leid, das war ein Versehen. Und bei den Klienten ist das was<br />

ganz anderes“, erwiderte Troi stur.<br />

„Anders? Warum? Du bist sauer, wütend und wie es aussieht bekommst Du das grade nicht<br />

wirklich in den Griff, also ... was ist los? Wer hat dich geärgert kleine Counselor?“ gab Magnus<br />

zurück und stupste sie leicht mit einem der Bataka an.<br />

„Hör auf damit“, sagte Troi genervt.<br />

„Aufhören? Womit denn? Damit etwa?“ fragte Magnus und stupste erneut „ich denk ja gar nicht<br />

dran. Na los, komm schon... wehr dich kleine Frau. Zeig mir was du drauf hast. Zeig mir was da<br />

raus will“.<br />

Troi wandte sich ab „ich hab gesagt hör auf damit Mary!“<br />

„Ich bin mir gar nicht so sicher ob ich Mary sein soll“, erwiderte diese „ich glaube eher du bist<br />

außer auf jemanden ganz anders. Dich selbst? Nein, eher nicht..“, stellte sie fest und beobachtete<br />

Troi weiterhin aufmerksam „Daniel?.. auch nicht.. oh, wie wäre es mit deiner Sackgasse: Lars?“<br />

„Halt die Klappe und hör auf damit!“ erwiderte Troi sauer.<br />

„Aja.. Lars also... dann bin ich jetzt Lars. Sag mir was dich nervt, was dich sauer macht. Sag es mir!<br />

Schlag mich! Zeig mir wie wütend du bist! Wehr dich!“<br />

Troi, die immer noch ständig einen Bataka in die Seite gestoßen bekam hatte langsam aber sicher<br />

die Schnauze voll. Sie wollte, dass Troi auf sie einschlug? Sie wollte das Troi sie anschrie? Na gut..<br />

das konnte sie haben... Plötzlich und ohne Vorwarnung schnappte sich Troi den anderen Bataka und<br />

schlug Mary mit voller Kraft in die Seite. Nun ja... voller Kraft von ihr. Durch den Schaumstoff<br />

allerdings kam nur ganz wenig davon bei Mary an, was ja auch der Sinn dieser Schläger war. Wut<br />

raus lassen ohne andere zu verletzten. Das Gefecht der beiden dauerte eine ganze Weile und<br />

Magnus ließ erst locker als Troi wirklich nicht mehr wusste was sie noch sagen sollte.<br />

„Ok jetzt?“, fragte ihre Freundin einfühlsam, als sie merkte, dass hinter den Schlägen kaum noch<br />

Kraft steckte.<br />

Troi nickte und ließ sich erneut ins Gras sinken „Ok... danke“, flüsterte sie leise.<br />

„Schon gut, wozu bin ich denn da? Eigentlich sollten wir so was regelmäßig machen, auch die<br />

Supervision. In der letzten Mission hast du dich bereits erfolgreich darum gedrückt. Aber du musst<br />

schauen, dass du im Gleichgewicht bleibst. Zu viel Stress und zu viel eingesperrte Gefühle sind<br />

nicht gut“.<br />

Troi verdrehte die Augen „ich bin selber Counselor, danke sehr“.<br />

„Eine sehr gute sogar... nur leider wendest du die Dinge nie auf dich selber an. Deine<br />

Entspannungsübungen z.B. Es hat einen Sinn, weswegen du die bekommen hast. Wann hast du sie<br />

das letzte mal gemacht?“<br />

Troi dachte nach... auf der letzten Mission war sie die meiste Zeit auf der Brücke gewesen und an<br />

Entspannung war da wirklich nicht zu denken gewesen. Und im Landurlaub.. na ja.. sie wusste<br />

schon warum sie nicht bei Rachel vorbei geschaut hatte. „Ist schon ne Weile her“, gab sie nuschelnd<br />

zu, „ich wird mich bessern“.<br />

"Columbi an Troi", ertönte es plötzlich aus dem Interkom "ich warte immernoch darauf, dass sie<br />

hier vorbeikommen wegen dem Routinecheck". Troi verdrehte die Augen, sah ihre Freundin an und<br />

wusste, dass sie da nun nicht drum herum kam.<br />

=/\= Antonio Columbi, CMO <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Wissenschaftslabor 2, SD 2407.026, 14.44 Uhr =/\=<br />

Tonis Augen lagen konzentriert auf der Probe die er gerade unter das Elektronenmikroskop gelegt<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

hatte, gespannt blickte er auf das Display, das die tausendfache Vergrößerung der Probe anzeigen<br />

sollt. Seit seiner Rückkehr auf die <strong>Sentinel</strong> hatte er zwischendurch immer an diesem Projekt<br />

gearbeitet und heute so war er sich sicher würde er endlich der Lösung ein Stück näher komme.<br />

Wie ein kleines Kind was gespannt auf den Weihnachtsmann wartet starrte Toni auf das Display,<br />

dort war immer noch in großen Lettern zu lesen: 'Analyse läuft, zu 29% abgeschlossen'.<br />

„Nun mach schon“, brummelte Toni vor sich hin, die Prozentanzeige stieg nun von Sekunde für<br />

Sekunde um einige Prozentpunkte an, endlich erschien das Bild vor Tonis Augen und im selben<br />

Moment öffneten sich die Türen des Labor, irgendjemand hatte den schlechtesten Zeitpunkt gewählt<br />

um ihn nun zu stören, Toni rührte sich nicht und starrte wie gespannt auf den Bildschirm.<br />

„Toni“, erklang ihm eine vertraute Stimme, Cmdr. Troi hatte also das Labor betreten, aus einem<br />

ihm nicht ergründlichen Grund kam ihm das Wort 'Eukalyptus- Bonbon' in den Sinn. Toni<br />

ignorierte den Ruf der COU.<br />

„Toni“? Fragte diese erneut.<br />

„Psst“, erwiderte dieser nur und blickte weiter auf das Display.<br />

„Was machst du da“? Angis Stimme klang neugierig, was typisch für eine Frau war.<br />

„Keinen zum therapieren“? Antwortete Toni knapp.<br />

„Na schließlich hast du mich ja bestellt, ich habe heute Morgen eine Nachricht auf meinem Display<br />

von dir“.<br />

„Ich weiß“, Toni seufzte leise. „Ich werde das nächste Mal die Türen verriegeln und dieses Ding an<br />

meiner Brust abnehmen“, er deutete auf seinen Kommunikator.<br />

„Nun warum sollte ich kommen“? Drängte Angi.<br />

„Ich habe ihnen eine Nachricht hinterlassen“? Toni kratzte sich irritiert am Kopf, in Angis Augen<br />

spiegelte sich die Ungeduld wieder. Trotz der Zeit in der sie sich nun kennen gelernt hatten, siezte<br />

Toni sie immer noch.<br />

„Ach ja nun weiß ich es wieder, Ms. Troi so kann es nicht weitergehen“! Toni drehte sich ruckartig<br />

um und blickte der COU in die Augen, diese starrte ihn irritiert an, sie hatte den Eindruck das Toni<br />

wohl seinen Verstand verloren hätte, mal wieder.<br />

„In ihrer Funktion als Führungsoffizier und zweiter Offizier hätten sie eine der ersten bei der<br />

Crewunteruschung sein sollen“, Toni schmunzelte.<br />

„Ich äh, hatte keine Zeit“, Angis Ausflucht war mehr als schlecht.<br />

„Darum auch die persönliche Notiz, aber trösten sie sich, sie sind nicht die einzigste, es haben auch<br />

noch andere eine Nachricht bekommen, darunter der Captain und unsere neue TAC, den Namen<br />

habe ich vergessen, was glaub ich bei selbigen auch zu verzeihen wäre. Wenn sie mir dann auf die<br />

Krankenstation folgen würden“. Toni deaktivierte die Konsole und sicherte die Probe mit einem<br />

Passwort ohne Angi die Chance zu lassen ihre neugierigen Blicke darüber ziehen zu lassen.<br />

=/\= Krankenstation, 15.07 Uhr =/\=<br />

„Hm“, Tonis Stimme klang besorgt.<br />

„Was denn“? Angi blickte auf dem Biobett sitzend zu Toni.<br />

„Nun ja ich kann innen nur folgendes berichten ...“, Toni stoppte kurz um eine dramatische Pause<br />

einzulegen.<br />

„Was nun spann mich nicht auf die Folter“.<br />

„Ich kann ihnen nur eine einwandfreie Gesundheit bestätigen“, er schmunzelte leicht...<br />

=/\= Cpt. Bring, CO <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

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=/\= Bereitschaftsraum des CO, SD 2407.026, 1130 =/\=<br />

Ich saß nun schon seitdem Simarh und Daniel mein Büro verlassen hatten auf dem Sofa und schaute<br />

hinaus. Das Farbenspiel des Tarnswarpkanals faszinierte mich jedes mal wieder auf neue. Und<br />

genau so, wie die <strong>Sentinel</strong> durch den Kanal glitt, so flogen auch die Gedanken durch meinen Kopf.<br />

Sie flogen einfach vorbei ohne das ich einen von ihnen festhielt um darüber nach zu denken. Es war<br />

fast wie das Gefühl in einer Meditation, nur nicht so tief.<br />

Ich lehnte mich zurück und nippte an meinem Tee. Schon lange hatte ich nicht mehr die Zeit<br />

gefunden zu Meditieren, warum also nicht jetzt? Der einzige Störfaktor der im Moment für mich<br />

auf der <strong>Sentinel</strong> war, war weit genug weg und so würde es sicher keine Probleme geben. Ich stand<br />

auf und stellte meinen Tee auf den Schreibtisch. Dann nahm ich die Meditationslampe hervor die,<br />

seitdem ich auf der <strong>Sentinel</strong> war, unter dem Tisch stand und stellte sie in die Mitte des Raumes.<br />

„Computer, Licht aus.“<br />

Das Licht ging aus und der Raum wurde nun nur noch durch das Leuchten des Transwarpkanals<br />

erhellte. Ich schaute noch einmal den Farben nach und nahm dann ein Streichholz aus der Schachtel,<br />

die ich mit unter dem Tisch hervor geholt hatte, um die Lampe anzuzünden. Als die Lampe brannte<br />

und das Streichholz aus war schwelgte ich einen kurzen Moment dem Schwefelgeruch hinterher<br />

und tippte dann auf meinen Kommunikator.<br />

„Lars an Brücke. Ich möchte bitte für die nächste Stunde nicht gestört werden.“<br />

Lt. Kauer bestätigte meinen Befehl und ich legte den Kommunikator ab. Dann setze ich mich vor<br />

die Lampe, faltete die Hände und schloss meine Augen.<br />

Immer ruhiger wurde mein Atmen. Die Flamme der Lampe wurde nicht mehr von ihm beeinflusst<br />

und umso ruhiger der Atem wurde, umso ruhiger wurde es auch in meinem Kopf. Immer wieder<br />

erreichten mich Gedankenfetzen, doch ich lies sie einfach vorbei gleiten wie die Wolken am<br />

Himmel. Es wurde immer ruhiger, bis es plötzlich still war. Eine totale Stille um mich herum, die<br />

alles verschlang was auch nur versuchte an mich heran zu kommen. Mein Kopf war leer, kein<br />

Gedanke mehr an gar nichts, der Zustand der Meditation war erreicht.<br />

Ich spürte wie sich meine Energie nun langsam ihren Weg zu meinen zusammengedrückten<br />

Zeigefingern bahnte um sich zu sammeln. Immer mehr Energie sammelte sich und immer tiefer<br />

versank ich in der Meditation. Doch dann geschah etwas, was ich zuvor noch nie erlebt hatte.<br />

Auf einmal sah ich ohne meine Augen zu öffnen. Ich sah plötzlich die Flamme der Kerze, wie sie<br />

sich sanft hin und her bewegte. Immer mehr Energie sammelte sich an dem vorgesehenen Punkt und<br />

plötzlich spürte ich, wie ich durch die gesammelte Energie erfüllt wurde. Mir wurde angenehm<br />

warm und ich fühlte mich geborgen. Es war ein Zustand der totalen Zufriedenheit. Immer weiter<br />

bahnte sich die Energie ihren Weg in jede einzelne Phase von mir und auf einmal sah ich mich aus<br />

der Vogelperspektive. Es war Atemberaubend. Noch nie hatte ich es geschafft mit meinem Geist<br />

aus meinem Körper zu entfliehen. Ich war so erfüllt von Energie wie ich es bisher noch nie war.<br />

Meine Reise schien jedoch noch nicht zu ende zu sein. Plötzlich sah ich die <strong>Sentinel</strong> und kurz<br />

danach lichtete sich die Hülle und ich sah die gesamte Crew. Ich sah jeden Einzelnen und konnte<br />

jeden seiner Schritte verfolgen, alles sah so friedlich aus.<br />

Nach einiger Zeit fiel mein Blick auf einen schwarzen Punkt. Ich konnte nicht genau zuordnen wo<br />

er war aber es schien, als ob ich seinen Geist nicht erfassen konnte. Gerade als ich mich diesem<br />

Punkt genauer widmen wollte, wurde die <strong>Sentinel</strong> immer kleiner und kleiner. Schon bald war sie<br />

nur noch ein kleiner Punkt und kurze Zeit später war sie zwischen all den Sternen nicht mehr zu<br />

sehen. Immer kleiner wurden alle Sterne, bis ich plötzlich nur noch unsere Galaxie sah. Ich konnte<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

es selbst nicht glauben. Zum ersten Mal hatte ich mich von meinem Körper lösen können und wurde<br />

direkt hier her geführt. Hierher wo alles begann.<br />

Es gab bisher keine Berichte darüber, dass ein Vulkanier es jemals geschafft hatte seinen Körper zu<br />

verlassen. Jedoch war die Meditation bei Vulkaniern ja auch eher dafür gedacht sich unter Kontrolle<br />

zu behalten.<br />

Plötzlich wurde es dunkel um mich herum und im selben Moment fand ich mich auf einem fremden<br />

Föderationsschiff wieder. Als ich mich umschaute erkannte ich niemanden. Auffällig war nur die in<br />

schwarz gehüllte Person, die neben dem Captain des Schiffes stand. Als ich auf den Hauptschirm<br />

sah, sah ich auf einmal ein Jem’Hadar Schiff.<br />

Was war los? Wo war ich?<br />

=/\=PO1 Brian Connel, MSEC <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>=/\=<br />

=/\=Arrestzellen, SD 2407.026, 9.30 Uhr=/\=<br />

Beleidigt marschierte Brian Connel vor den Arrestzellen auf und ab. Die SEC hatte ihm dies als<br />

Aufgabe gegeben. Jedoch waren alle leer und Brian durfte hier mutterseelenallein ausharren. „Blöde<br />

Kuh…“, dachte er sich. Genauso wenig konnte er Angi Troi leiden. Brian fiel es überhaupt nicht ein<br />

sich bei so einem Seelenklempner auf die Couch zu legen. Da wanderte er lieber noch 10 Stunden<br />

vor den Arrestzellen umher. Ein paar Minuten später wurde es ihm dann aber doch zu bunt. Er<br />

schnappte sich sein Padd und verließ den Raum.<br />

Da er eh nix weiter zu tun hatte, wollte er sich einmal die Software der <strong>Sentinel</strong> ansehen -<br />

zumindest wichtige Sachen. Er hatte gehört, dass es einen Schiffsavatar geben sollte, also ein<br />

Hologramm welches einiges an Kontrolle hatte. Daran war Brian besonders interessiert. Es musste<br />

doch einen Weg geben sich diesen Mal genauer anzuschauen ohne dass jemand groß davon Wind<br />

bekommen sollte. Brian kam eine Idee. Er betrat den Turbolift und begab sich auf eines der<br />

Holodecks. Er schaffte sich schnell eine Umgebung da diese egal war. Ein einfacher Raum. Nun rief<br />

er Marina auf. Die Hologrammprojektoren aktivierten sich und projizierten Marina in den Raum.<br />

Sie formulierte ihre Standartfrage und stand daraufhin bewegungslos im Raum. Brian umkreiste sie<br />

und dachte nach. Er fand es überaus langweilig das sie überhaupt keine Subroutinen besaß mit<br />

denen sie Gefühle simulieren konnte oder dazulernen konnte. Es interessierte ihn wer diesen Avatar<br />

geschaffen hatte, denn sie sah ziemlich attraktiv aus. Trotzdem war sie nur ein leeres Programm.<br />

Irgendwie deprimierte Connel diese Tatsache. Irgendwie musste es doch eine Möglichkeit geben.<br />

Brian würde sogar riskieren in einer Arrestzelle zu landen wenn er nur mal den Spaß miterleben<br />

könnte wenn eine „lebendige“ Marina die <strong>Sentinel</strong> unsicher machte. Probleme gäbe es da wenig,<br />

denn sie hatte ja sowieso nur eingeschränkte Befehlsgewalt.<br />

=/\=Quartier, SD 2407.026, 10.30 Uhr=/\=<br />

Brian kam eine Idee und er machte sich sofort auf in sein Quartier. Ihm fiel da etwas ein was ihm<br />

sehr nützlich sein könnte. Er öffnete eine Schublade und nahm ein paar Tools mit, die er auf Last<br />

Heaven ergattert hatte. Er verließ sein Quartier und kletterte in eine der Jeffreysröhren.<br />

Er kletterte ein ganzes Stück, denn wenn es jemand herausfinden sollte wäre es ungünstig wenn<br />

man die Ursache in der Nähe seines Quartiers orten würde. Irgendwann stoppte er und begab sich zu<br />

einem Zugangsport des Computers. Er nahm ein paar der sehr knifflig aussehenden Tools und<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

bastelte sie an den Port. Dabei hatte er auch eine kleine Konsole, diese verband er mit seinem<br />

modifizierten Padd, welches er dann an eines der Tools anschloss. Die ganze Konstruktion sah sehr<br />

merkwürdig aus, doch sie war für sein Vorhaben notwendig. Als er es aktivierte kam ein teuflisches<br />

grinsen über sein Gesicht. Nun war er in seinem Element, hier konnte ihm keiner so schnell etwas<br />

vormachen. Schon diese blöden Wissenschaftler auf Last Heaven konnten ihn nicht stoppen. Seine<br />

Finger glitten über die Konsole. Vorsichtig tastete er sich zum Speicher von Marina vor. Sie war<br />

streng gesichert. Nur der CO hatte Zugang zur Programmierung und den Subroutinen. Brian musste<br />

diese Sicherheitsabfrage irgendwie umgehen und dem Computer vorgaukeln, dass sich Lars<br />

einloggte. Eine halbe Stunde lang arbeitete er an einem Ausweg ohne auch nur einmal eine Pause zu<br />

machen. Er steigerte sich hinein. Endlich war es geschafft und Brian Connel zog sich erstmal ein<br />

Backup der jetzigen Marina auf ein externes Speichertool. Danach legte er ein paar zusätzliche<br />

Subroutinen an. Ab jetzt sollten sich alle Marina Hologramme deaktiviert haben. Brian hatte nun<br />

ganz wenig Zeit bevor man herausgefunden hatte woran dies lag. Marina sollte nun etwas netter<br />

handeln. Als erstes wies er ihr einen etwas erotischeren Charakter zu. Wenn man sie das nächste<br />

Mal auf der Brücke rufen sollte, würde sie ein wenig die Brückencrew „anmachen“. Brian musste<br />

sich lautes Gelächter verkneifen. Weiterhin sollte sie verschiedene menschliche Eigenschaften<br />

besitzen. Zum Beispiel war sie auch etwas verspielt. Er legte auch ein paar lernfähige Subroutinen<br />

an. So würde sie den anderen bestimmt gefallen dachte sich Brian, auch wenn es keiner von denen<br />

je zugeben würde. Gerade in diesem Augenblick warnte ihn eines seiner Tools, dass sich ein<br />

Suchprogramm näherte. Sofort komplettierte er was er vor hatte, zog sich auch dieser<br />

„Erweiterungen“ auf den Speicher und loggte sich aus. Er packte seinen Krempel und machte sich<br />

so schnell es ging aus dem Staub…<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= „Jim’s“, SD 2407.026, 1630 =/\=<br />

Immer wieder rührte er, mit starrem Blick aus dem Fenster gerichtet und ganz in Gedanken<br />

versunken, im Rest seines pelianischen Traubensafts herum. Seine Gedanken hingen weit in der<br />

Vergangenheit, bei Aiya... Noch einmal erinnerte er sich an die sehr intensive<br />

Geistesverschmelzung, welche die Beiden zur Rettung des damaligen XOs und einer<br />

Wissenschaftlerin durchgeführt hatten. Das war das Intimste, was ihm jemals passiert war... Das<br />

Leben eines anderen Menschen – oder in diesem Fall einer Rihannsu – komplett zu durchleben.<br />

Irgendwie spürte er diese Verbindung noch immer – und das, obwohl Aiya mehrere hundert<br />

Lichtjahre von ihm entfernt lebte. Zwar wusste Daniel, dass sie sehr starke telepatische Fähigkeiten<br />

hatte, doch er glaubte nicht, dass sie über diese Entfernung immer noch funktionierten. Wie gerne<br />

würde er sie wiedersehen... doch nur zwei Menschen wussten, wo sie sich vor den Agenten des<br />

Tal’Shiar versteckte. Und er gehörte nicht dazu. Aus Sicherheitsgründen.<br />

„Möchten sie noch einen bestellen, oder rühren sie so lange, bis sich das Glas von selber füllt?“,<br />

fragte Tony, der Barkeeper des „Jim’s“.<br />

„Wie? Oh, ja, noch einen, bitte.“<br />

„Was ist denn los, Lieutenant?“<br />

„Nichts. Ich bewundere nur das Leuchten des Transwarpkanals. Ist er nicht faszinierend?“<br />

„Hmm... wenn man ihn schon so oft gesehen hat, verliert er an Reiz, finde ich.“<br />

„So? Nun, für mich hat dieses chaotische Wallen immer noch etwas faszinierendes an sich.“<br />

„Ihr Drink kommt sofort, Mister Sheridan.“<br />

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Sheridan fragte sich, wieso Anderson das Gespräch abgebrochen hatte und wandte sich um. Gerade<br />

hatte Angi das Kasino betreten und steuerte direkt auf seinen Tisch zu. Nachdem er ihr einen Stuhl<br />

angeboten hatte und Tony mit einem Traubensaft und einem Earl Grey zurückgekehrt war, drifteten<br />

Daniels Gedanken wieder ab.<br />

„Was ist denn los?“, fragte Angi und nippte an ihrem Tee.<br />

„Es ist viel geschehen in letzter Zeit... Und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.“<br />

„Schieß los.“<br />

„Ich fühle mich, als ob mich jeder anstarren würde. Diese neuen ‚Augen’ machen mich zu einem<br />

Monster. Und dann frage ich mich immer wieder was passiert wäre, wenn es Lars und D’Shran<br />

nicht geschafft hätten mich wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Ich hätte unseren Captain<br />

wahrscheinlich getötet...“<br />

„Du darfst dir deswegen keine Vorwürfe machen. Man hatte dich einer Gehirnwäsche unterzogen<br />

und du konntest nichts dafür. Das warst nicht du!“<br />

„Das lässt sich so leicht sagen... Weißt du, dass es eigentlich meine Schuld war, dass Michael nun<br />

im Koma liegt? Ich hatte Telara den Feuerbefehl gegeben...“<br />

„Sie war auch nicht sie selbst. Ich glaube nicht, dass sie freiwillig auf ihren alten Freund geschossen<br />

hätte. Sie stand ebenso wie du unter dem Einfluss der Piraten. Wenn du jemandem die Schuld geben<br />

willst, dann doch jenen Leuten, die euch entführt hatten.“<br />

In ihm kochte die Wut hoch, als er sich an das zur schaurigen Fratze verzerrte Gesicht von Doktor<br />

Eberhard Fumanchu erinnerte. Diese Wut war so stark, dass er seine Hände um das Glas<br />

verkrampfte und so lange zudrückte, bis es zersprang.<br />

„Vielleicht solltest du dich ein wenig auf dem Holodeck abreagieren. Ich kenne da ein schönes<br />

Programm...“<br />

„Das hab ich schon versucht... ein Schwertkampf gegen Fumanchu.“<br />

„Und?“<br />

„Ich hatte ihn genau da, wo ich ihn haben wollte: am Boden. Aber ich brachte es nicht fertig, ihm<br />

den letzten Stoß zu verpassen. Und das, obwohl er mir das“, er deutete auf seine Augen, „und<br />

andere verwerfliche Dinge angetan hatte.“<br />

„Das zeigt doch, dass du nichts von deinem ursprünglichen Charakter eingebüsst hast. Du konntest<br />

ihn nicht töten, weil du menschlich bist!“<br />

„Wie kann ich menschlich sein, wenn ich mit zwei Lampen als Augen herumlaufe?“<br />

„Geh nicht auf Äußerlichkeiten! Man mag dich so wie du bist!“<br />

„Wäre schön wenn ich dir das glauben könnte...“<br />

„Vicky scheint es anscheinend nicht zu stören...“<br />

Er riss die Augen auf und blickte die Counsellor fragend an.<br />

„Ich habe vorhin eine Nachricht von ihr erhalten. Der Inhalt ist vertraulich, aber es lässt sich daraus<br />

schließen, dass es wohl um dich geht.“<br />

„Einige ihrer Subroutinen haben schnell gelernt – vielleicht etwas zu schnell. Sie scheint etwas<br />

mehr für mich zu empfinden, als Freundschaft... Versteh mich nicht falsch: ich freue mich, dass sich<br />

meine ‚Arbeit’ so schnell so weit entwickeln konnte, aber ich kann ihre Gefühle nicht erwidern.“<br />

„Weil sie ein Hologramm ist?“<br />

„Diese Frage stellt sie mir auch andauernd... ja, es hat etwas damit zu tun, dass sie die Summe aus<br />

Kraftfeldern und Replikationsmasse ist. Und außerdem ist da noch etwas anderes...“<br />

„Aiya?“<br />

„Erschreckend, wie gut du bescheid weißt... Ich kann sie nicht vergessen und würde sie gerne<br />

wiedersehen. Nur würde ich dabei ihr Leben aufs Spiel setzen, und das kann und will ich nicht.“<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

In diesem Moment piepte Sheridans Kommunikator, und Lars rief ihn auf die Brücke. Sollte es etwa<br />

so weit sein? Nein, das konnte es nicht. Die <strong>Sentinel</strong> flog noch immer mit Transwarp. Dann musste<br />

etwas unvorhergesehenes passiert sein.<br />

„Ich komme sofort. Tut mir leid, Angi, aber wir müssen unser Gespräch wohl später fortsetzen.“<br />

„Du weißt ja, wie du mich erreichen kannst.“<br />

Wenig später betrat Daniel die Brücke und beobachtete, wie sich Marina, der holografische<br />

Schiffsavatar der <strong>Sentinel</strong>, an Lars ranmachte und ihm eindeutige Signale entgegenbrachte. Ihre<br />

Uniform sah ein wenig anders aus als das Standardmodell und zog den Fokus des Betrachters auf<br />

ihre weiblichen Vorzüge. Es war nicht zu bestreiten, dass diese Situation etwas komisches hatte,<br />

und der Texaner musste ein lautes Auflachen unterdrücken.<br />

„Nun, mon Capitaine, wollen wir uns nicht in deinen Raum zurückziehen und uns ein wenig<br />

vergnügen?“, hauchte sie und strich dem CO über die Wange.<br />

„Nein, wollen wir nicht! Daniel, tu was dagegen!“<br />

„Computer: holografischen Schiffsavatar beenden“, befahl der XO und kämpfte immer noch gegen<br />

einen Lachanfall an.<br />

„Befehl nicht ausführbar, Süßer“, erwiderte Marina und küsste Lars auf die Wange.<br />

„Computer: Notfallabschaltung des holografischen Schiffsavatars! Autorisation Sheridan Delta<br />

Sierra One Delta Geronimo!“<br />

„Befehl akzeptiert. Schade, bis später vielleicht.“ Mit diesen Worten löste sich das Hologramm auf<br />

und gab Lars wieder frei.<br />

„Was zum Teufel hatte sie denn plötzlich?“, fragte Lars aufgeregt.<br />

„Keine Ahnung. Aber so, wie sie aussah und sich verhalten hat, muss jemand an ihrer<br />

Programmierung herumgepfuscht haben. Ich sehe mir das mal genauer an.“<br />

„Das will ich auch meinen. Ich will keinen liebestollen Avatar auf meiner Brücke haben.“<br />

„Vielleicht ist sie nur deinem Charme erlegen“, erwiderte Daniel grinsend und wandte sich der<br />

technischen Station zu.<br />

„Sehr witzig!“ brummte Lars und machte sich ebenfalls auf den Weg zur Station.<br />

Wenig später hatten die beiden die Ursache des Problems gefunden: jemand hatte sich<br />

unautorisierten Zugriff auf das Programm verschafft und einige Veränderungen vorgenommen.<br />

Nicht nur das Aussehen und das Verhalten waren davon betroffen, auch die Auffassung gegenüber<br />

Befehlen und Rangordnung hatte sich verändert. Marina hatte ihren eigenen Kopf. Das war nicht<br />

gerade vertauenserweckend, hatte sie doch Kontrolle über einige vitale Systeme der <strong>Sentinel</strong>.<br />

Derjenige, der sich Zugriff auf die Routinen verschafft hatte, hatte ihr sogar Emotionssimulationen<br />

eingebaut. Diese waren ähnlich denen, welche Daniel für Vicky geschrieben hatte. Hatte Vicky<br />

etwas mit der Sache zu tun? Nein, so schätzte er sie nicht ein. Es musste jemand anderes gewesen<br />

sein... Und dieser jemand würde sich auf einen gewaltigen Ärger einstellen müssen...<br />

Nachdem ein Backup des Programms mit unbekanntem Fehler abgebrochen war, versuchten sie<br />

festzustellen, welche Systeme noch betroffen waren. Es stellte sich heraus, dass sich ein Virus im<br />

Computersystem ausgebreitet hatte, welcher an den Schutzsystemen unbemerkt vorbei gekommen<br />

war. Zwar war der komplette Computerkern in der Werft von Viren gesäubert und die<br />

Schutzprogramme auf den neuesten Stand gebracht worden, doch ließ es sich nie ausschließen, dass<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

sich ein unerwünschtes Programm in den Systemen aufhielt. Und dieses hier war besonders<br />

tückisch: soweit die Beiden es zurückverfolgen konnten, hatte es sich sogar bis auf die<br />

Replikatorsysteme ausgebreitet... Derjenige, der dafür verantwortlich war, musste nun mit noch<br />

mehr Ärger als zuvor rechnen...<br />

=/\= Cmdr. Troi, COU <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Gänge der <strong>Sentinel</strong>, 2407.026 1715 =/\=<br />

Nachdem Daniel zur Brücke gerufen worden war, hatte Troi noch gemütlich ihren Tee ausgetrunken<br />

und sich dabei geistig auf ihre nächste Aufgabe vorbereitet. PO1 Brian Connel war erst seit kurzer<br />

Zeit an Bord, aber mehrfach negativ aufgefallen. Seine Akte, die Troi gründlich studiert hatte war<br />

auch nicht viel besser gewesen. In ihrer gesamten Laufbahn hatte sie noch nie ein Crewmitglied<br />

gesehen, das so viele Verwarnungen, Abmahnungen und Arreste hinter sich hatte. Respektlosigkeit,<br />

Befehlsverweigerung und sogar die Manipulation eines Transporters standen auf seiner Liste. Troi<br />

hatte sich beim lesen vor lachen fast in die Hose gemacht, konnte aber nur zu gut verstehen, das der<br />

Admiral damals nicht ganz so belustigt gewesen war als er vor einer Gruppe betazoidischer<br />

Botschafter nackt rematerealisierte. Brian hatte sich damals damit erklärt, dass sich die Betazoiden<br />

von diesem Akt der Offenheit recht geehrt gefühlt hatten. Dennoch hatte es ihn seinen Offiziersrang<br />

gekostet und er wurde auf die <strong>Sentinel</strong> Strafversetzt.<br />

Während Troi zu den Arrestzellen ging fragte sie sich still für wen dies wohl die größere Strafe war.<br />

Sie versuchte sich in ihn hinein zu denken. Warum machte er so viele Probleme? Warum war ihm<br />

rein gar nichts in der Sternenflotte wichtig genug um es zu respektieren? Und wenn er die<br />

Sternenflotte so sehr hasste, wie er jeden versuchte glauben zu lassen, weswegen hatten seine<br />

Streiche dann immer einen so kindlichen und so lange man nicht beteiligt war auch humorvollen<br />

Charakter? Warum achtete er trotz allem darauf, dass niemand zu Schaden kam? Und warum um<br />

alles in der Welt trat er nicht aus der Flotte aus? Nein, irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.<br />

Dieser junge Mann wollte Aufmerksamkeit und Troi war fest entschlossen herauszufinden woran<br />

das lag. Sie glaubte ihm nicht, dass er die Flotte und dieses Schiff hasste, schliesslich hatte er mehr<br />

als genügend Gelegenheiten gehabt selbige zu verlassen und sie konnte nicht wirklich glauben, dass<br />

ihn irgendjemand aufgehalten hätte. Vor der Tür zu den Zellen holte sie noch einmal tief Luft...<br />

dann trat sie ein.<br />

Sie brauchte nicht lange um festzustellen, dass Mr Connel nicht da war wo er sein sollte.<br />

„Computer, lokalisiere PO1 Connel“, wies Troi an.<br />

„Hey Yo, Psychotussi. Mr Connel ist in seinem Quartier“, kam die prompte aber sehr seltsame<br />

Antwort des Computers. Troi wunderte sich doch sehr über das was bei ihren Ohren ankam doch<br />

der Computer war noch nicht fertig. Geheimnisvoll und zart gehaucht fügte die Computerstimme<br />

ein sinnliches „allein“ hinzu. Troi brauchte nicht lange herum zu raten was da los war.<br />

Offensichtlich gab es ein Problem mit dem System. Das würde auch erklären warum Daniel auf die<br />

Brücke gerufen worden war.<br />

„Troi an Lt. Kauer“, begann sie in ihren Kommunikator zu sprechen, während sie sich ebenfalls auf<br />

den Weg zur Brücke machte.<br />

„Kauer hier, was kann ich für sie tun Counselor?“<br />

„Ich wollte mich gerade, wie wir es besprochen hatten mit Mr. Connel unterhalten, stellte jedoch<br />

fest, dass er sich nicht mehr auf seinem Posten befindet. Ich wollte nun einfach mal nachfragen ob<br />

er sich da unerlaubt entfernt hat oder ob sie es ihm erlaubt haben“.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Dieser verfluchte ... Ich versteh nicht was er für ein Problem hat. Nein, das ist nicht ganz richtig.<br />

Ich verstehe nicht was ich verbrochen habe um so jemanden in meinen Stab zu bekommen,“<br />

antwortete die Lt. verzweifelt.“<br />

Troi konnte die LT nur zu gut verstehen. Es war schon so nicht leicht eine Abteilung zu leiten, aber<br />

wenn dann noch Leute dabei waren die wirklich machten was sie wollten, war es fast unmöglich.<br />

Und bei einem Einsatz konnte das mehr als gefährlich werden.<br />

„Ich danke ihnen LT. Ich werde mich darum kümmern, ich verspreche es ihnen. Versuchen sie sich<br />

nicht allzu sehr aufzuregen. Das würde ihm nur noch mehr Ansporn geben“.<br />

Troi beendete die Verbindung und betrat den nächsten Turbolift.<br />

„Guten Tag Ensign i'Lleithra t'Jeiai.. meine Herren“, grüßte sie die Romulanerin und ihre Begleiter<br />

die im Turbolift standen freundlich. „Brücke“, fügte sie dann noch hinzu und der Turbolift setzte<br />

sich wieder in Bewegung.<br />

„Ich wüsste nicht was an diesem Tag gut sein sollte“, gab die Tac schroff zurück.<br />

„Gibt es denn auch mal Tage an denen sie etwas besser gelaunt sind?“, fragte Troi ohne<br />

nachzudenken.<br />

Die Rihannsu sah sie scharf an „auf diesem Schiff sicher nicht. So viel Respektlosigkeit und<br />

Inkompetenz habe ich bisher noch nie erlebt und es ist eine Hölle hier Dienst zu tun. Es ist<br />

erniedrigend – auch ohne dumme Scherze von Ranghöheren Offizieren“.<br />

Troi hob eine Augenbraue „ich kann verstehen, dass die Umstellung für sie extrem ist. Ich hoffe<br />

dennoch sie werden sich mit der Zeit eingewöhnen. Und was den Scherz angeht... Dr. Columbi und<br />

ich hatten da noch eine Rechnung offen und Humor ist gut für die Stimmung an Bord eines Schiffes<br />

– zumindest für Menschen“.<br />

Der Turbolift stoppte und die Türen gingen auf. Die Rihannsu verließ ihn mit samt den Begleitern<br />

„ich finde ein Furzkissen nicht Stimmungshebend, sondern erniedrigend Counselor Troi!“ sagte sie,<br />

drehte sich um und stolzierte den Gang hinunter.<br />

„Vielleicht sollten sie etwas mehr nachdenken ehe sie vorschnell Urteilen Ssianha. Ich war nicht<br />

mal in der Nähe ihres Sitzplatzes!“, rief Troi zurück während sich die Türen bereits schlossen. Troi<br />

zog innerlich Bilanz. Die Crew der <strong>Sentinel</strong> war derzeit auch schon ohne die Gerüchte die umher<br />

gingen sehr anstrengend.<br />

=/\= Brücke 17:30 =/\=<br />

Kaum hatte Troi die Brücke betreten sah sie bereits Daniel und Lars an einer Konsole stehen. An<br />

ihren Gesichtsausdrücken konnte sie erkennen, dass es kein kleines Problem zu sein schien. Sie trat<br />

näher und lauschte den technischen Ausführungen des Xo, der aufzählte was alles Fehlfunktionen<br />

aufwies. Als er eine Pause machte fügte Troi ihr Erlebnis in den Arrestzellen ein. „Wenn ich<br />

herausfinde wer das war stopf ich ihn eigenhändig in die nächste Luftschleuse“, motzte Lars sauer<br />

und erklärte Troi was ihm mit Marina wiederfahren war.<br />

„Ähm...“ meinte Angi daraufhin „ich würde euch beide gerne mal unter 6 Augen sprechen“.<br />

„Hat das noch ein bisschen Zeit?“, fragte Daniel. „Ich würde gerne erst mal dieses Virus isolieren<br />

damit es sich nicht noch weiter verbreitet.“<br />

Troi schmunzelte „ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass du das schaffst“.<br />

Nun hatte sie Daniels vollste Aufmerksamkeit „warum nicht?“<br />

„Ich habe eine Vermutung wer dahinter steckt und wenn die stimmt, dann bekommst du das so<br />

schnell nicht in den Griff“, erklärte sie freundlich.<br />

„Nun..“, meinte Daniel. „Ich hab Vicky und die Even Star erst mal isoliert. Da kommt nichts ran.“<br />

„Gut“, meinte Lars „aber wir müssen das Virus finden ehe es schwerwiegende Schäden verursacht“.<br />

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Troi räusperte sich „das wird es nicht. Kommt bitte mit, ich erklär es euch.“<br />

Die Beiden sahen sich stumm an und schienen abzuwägen ob sie der Counselor, die doch technisch<br />

so unbegabt war hier trauen sollten.<br />

„Bist du sicher, das es nichts zerstört?“ fragte Lars nach.<br />

Troi nickte „ja, bin ich. Und ich bin sicher, dass alle Techniker der <strong>Sentinel</strong> zusammen immer noch<br />

ca. eine Woche brauchen um es zu isolieren und zu entfernen. Es sei denn ihr bekommt Hilfe von<br />

dem, der es eingespeist hat.“<br />

„Du machst mich neugierig“, meinte Lars und nickte Daniel zu, der noch schnell einem Techniker<br />

Anweisungen gab. Dann betraten die drei den Raum des Captains.<br />

„Ich höre“, meinte Lars und setzte sich hinter seinen Schreibtisch.<br />

„Nun, bevor ich euch sage was ich denke, möchte ich euch bitten keine überstürzten Handlungen zu<br />

begehen. Im Grunde erinnert mich das irgendwie alles an die Streiche eines kleinen Jungen, der<br />

nach Aufmerksamkeit sucht“.<br />

Lars funkelte Troi böse an „Streiche? Ein Hologramm hat sich an mich rangemacht, der Computer<br />

ignoriert meine Befehle... das sind keine Streiche mehr.“<br />

„Das weis ich und ich sage auch nicht, dass man ihn nicht bestrafen sollte. Allerdings denke ich,<br />

dass er zu einem sehr nützlichen Mitglied der Crew werden könnte, wenn man ihm die Chance gibt<br />

und die Unterstützung. Sprich: Du kannst mit ihm machen was du willst, aber schick ihn nicht von<br />

Bord,“ bat Troi höflich.<br />

„Als Captain des Schiffes kann ich machen was ich will. Wie sagtest du letztens so schön? Ich<br />

werde nichts versprechen was ich nicht halten kann“, antwortete Lars.<br />

Troi konnte sich ein lächeln nicht verkneifen. „Du sollst es auch nicht versprechen, ich möchte nur<br />

eine Chance mit ihm zu arbeiten, bitte“.<br />

„Wir werden sehen“, meinte Lars und Troi konnte erkennen, dass es sehr unklug war ihn noch<br />

weiter hinzuhalten.<br />

„Also gut,“ der Computer ignoriert Befehle, er reagiert respektlos und er hat offensichtlich eine<br />

Abneigung gegen den Beruf des Counselor. Ich kenne nur ein Crewmitglied der <strong>Sentinel</strong>, welches<br />

die selben Merkmale aufweist und zudem noch das technische Wissen und Können hat um so eine<br />

Programmierung vorzunehmen. Von dem Mut.. oder besser... der Frechheit der Durchführung mal<br />

ganz zu schweigen.“<br />

Lars sah sie an als wäre sie ein grünes Männchen. Dann... auf einmal konnte sie in seinen Augen<br />

erkennen, dass er begriff. „Du meinst unseren neuen PO1?“, fragte er noch einmal vorsichtshalber.<br />

Troi nickte „genau den meine ich. Er hasst Counselor. Er provoziert wo es nur geht und seine Akte<br />

enthält bereits mehrere unerlaubte technische Umprogrammierungen. Und er hat heute auch schon<br />

gegen Befehle verstoßen.“<br />

„Den knöpf ich mir vor“, meinte Daniel sauer und sprang vom Schreibtisch auf, auf dessen Kante er<br />

die ganze Zeit gesessen hatte.<br />

„Was hast du vor?“, fragte Lars.<br />

„Das werdet ihr gleich sehen“, erwiderte Daniel und betätigte seinen Kommunikator.<br />

=/\= Cmdr. Simarh, Diplomatin =/\=<br />

=/\= Gänge <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.026, 1130 =/\=<br />

Leider hatte der Executing Officer sich wenig kooperativ gezeigt und eine Bitte nach einer Führung<br />

mit irgendwelchen fadenscheinigen Ausreden auf ein „anderes Mal“ verschoben. Simarh hatte sich<br />

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mit einer freundlichen aber spitzfindigen Bemerkung von ihm verabschiedet und hatte sich<br />

kurzerhand auf eigene Faust aufgemacht – eine Führung würde sie sicher noch früh genug<br />

bekommen. Während sie durch die Gänge streifte spürte sie immer wieder stärker eine - fast<br />

allgegenwärtige - starke Präsenz. Was sie anfangs nur wie ein leises Sirren wahr genommen hatte -<br />

leise aber beständig, empfand sie mit der Zeit immer störender und es schien zu versuchen an ihrem<br />

Mentalschild zu kratzen. Die Vorta war stehen geblieben und runzelte die Stirn, als die Emotionen<br />

und die Präsenz plötzlich überraschend wie eine Naturgewalt auf ihre mentalen Schilde aufzuprallen<br />

schien.<br />

Verärgert über dieses „unhöfliche“ Verhalten beschloss sie diesem Halb-Vullanier eine Lektion zu<br />

erteilen. Sie konzentrierte sich auf in ihrem Innern verankerten Erlebnisse und lies gezielt ihren<br />

mentalen Schild sinken. Die Wucht des Fremden in ihrem Innern liess die Vorta taumeln, es war<br />

selbst für ihre Einschätzung sehr überraschend welche Intensivität diese Aura besass und nur<br />

mühsam brachte sie es fertig, ihn zurück zu halten noch tiefer in ihren Geist „einzudringen“.<br />

Sie konnte die Gestalt des Captains deutlich vor ihrem inneren Auge sehen ... zwar schemenhaft,<br />

doch definitiv vorhanden. In voller Absicht rief sie ihre Erlebnisse aus dem letzten großen<br />

Dominionkrieg wieder hoch, zu der letzten und schlimmsten Schlacht. Es war fast so als würde sie<br />

alles noch einmal erleben.<br />

Der Geruch der Angst – der auf der Brücke in der Luft lag. Die gehetzten Befehle des<br />

Förderationscaptains, der unter Hochspannung versuchte sein Schiff zu retten ... dann die<br />

gnadenlosen Angriffe der Jem Hadar. Äußerst effektiv hatten sie ihre Gegner in diesen Hinterhalt<br />

gelockt – sie von ihrem Flottenverband weggelockt und nun war die <strong>USS</strong> Diamond von einer<br />

Übermacht angriffslustiger Jem´hadar Schiffe umzingelt. Die Sovereign-Class erzitterte unter den<br />

gnadenlosen Angriffen ihrer Gegner, während der Captain schon den Befehl zur Flucht geben<br />

wollte. Leise zischend Simarh wieder herum und erlebte wieder wie sie diesem schwachen<br />

Menschen ihren Willen aufzwang und ihn veranlasste, das Schiff in den aussichtslosen Position zu<br />

belassen. Immer mehr Decks meldeten neue Schadenmeldungen und nicht wenige Tote waren<br />

bereits zu beklagen. Der Xo war noch hin und her gerissen den Befehlen des COs Folge zu leisten<br />

oder den Wunsch hier zu verschwinden und das Schiff in Sicherheit zu bringen. Doch die Vorta<br />

stand gelassen auf ihrem Platz auf der Brücke und ihre kalten blauen Augen beobachteten wie sich<br />

die Jem Hadar zu einer letzen todbringenden Angriffswelle formierten. Erst jetzt teilte sie dem<br />

Captain ihren Plan mit, welcher es ihm ermöglicht werden würde mehr als die Hälfte der Schiffe<br />

ausser Gefecht zu setzen, als elemantarstes Ergebnis einen der Anführer der Abtrünnigen Jem´<br />

Hadar zu schnappen und die Restlichen in alle Himmelsrichtungen zu zerstreuen. Noch einmal<br />

erlebte sie das Gemetzel mit, die Verlustmeldungen auf der Diamond und schlussendlich wieder<br />

ihre Verhör mit den gefangenen Jem´Hadar. Einige waren von der Anwesenheit einer Vorta auf<br />

einem Förderationsschiff schier entsetzt und mehr als einer war demütig vor der herrschenden Rasse<br />

in die Knie gesunken. Es hatte ihr keinen Genuss bereitet den Abtrünnigen der ihnen gerechte Strafe<br />

zuzuführen, doch ihre Methoden hatten Erfolg und nach einem langen „Gespräch“ mit dem<br />

Anführer konnte die Vorta der Förderation und dem Dominion einige wichtige taktische<br />

Informationen übergeben. Alle damals von ihr wahr genommenen Emotionen - der Hass, die Angst,<br />

die gequälten Schreie, die Trauer und Verzweiflung der Crew über die Verluste prasselten jetzt auf<br />

sie und auch Lars ein. Während sie noch seine deutliche Anwesenheit empfand, spürte sie auch das<br />

dieser Kontakt nicht beabsichtig gewesen war und der Halb-Vulkanier wohl schockiert und<br />

verschreckt zu sein schien.<br />

Verwundert über diesen Umstand stoppte Simarh die überladenen Emotionen und bevor sie noch<br />

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ihren mentalen Schild wieder zu einer schier undurchdringlichen mauer hochnahm, vermittelte sie<br />

ihm noch eine letzte wichtige Botschaft<br />

<br />

Dann verbannte Simarh ihn aus ihrem Geist, wenngleich sie weiterhin seine Präsenz wie einen<br />

schwachen Hauch zu spüren schien.<br />

=/\= CMO Antonio Columbi, <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Krankenstation, DSZ 2407.026, 18.27 Uhr =/\=<br />

Gestützt durch einen Pfleger des medizinischen Personals wurde eine junge Frau an das Biobett<br />

geführt, Toni erkannte auf Grund ihres physiologischen Aufbaus, dass sie ein Romulaner war. Ihr<br />

Gesicht war sehr blass mit einer Handbewegung deutete sie an, dass sie sich gleich wieder<br />

übergeben müsste. Der Pfleger, der heute schon den dritten dieser Fälle betreut hatte, eilte um eine<br />

Nierenschale bereitzustellen. Gerade noch im richtigen Augenblick, denn kurz danach musste sich<br />

die Frau im Schwall übergeben.<br />

„Sieht aus wie ein weiterer Fall“, sagte der Mann dessen dunkles Haar immer lichter auf seinem<br />

Haupt wurde. Sein Name war Saltori, den konnte sich Toni merken, schließlich war er ein<br />

italienischer Landsmann. Stumm nickte Toni und griff nach einem Tricorder, zwar könnte er sich<br />

das sparen, da er das Ergebnis schon kannte, jedoch gab es Vorschriften.<br />

„Seit wann haben sie diese Symptome“? Er blickte der jungen Frau in die Augen, diese wirkten<br />

trüb.<br />

„Seit heute Morgen“, brachte die Frau mit Mühe hervor.<br />

„Übelkeit und erbrechen, sonst noch was“? Nur ein Kopfschütteln war die Antwort, zu mehr reichte<br />

es nicht mehr, denn erneut musste sich die Frau übergeben. Toni entfernte sich und wertete die<br />

gescannten Daten aus. Danach begab er sich in sein Büro um eine weitere Notiz im medizinischen<br />

Logbuch aufzunehmen:<br />

„Eintragung ins medizinische Computerlogbuch. Sternzeit: 2407.026, CMO Columbi, Nachtrag.<br />

Gegen 18.30 Uhr kam der dritte Fall von Übelkeit, dessen Folge auch Erbrechen ist, auf die<br />

Krankenstation. Es handelt sich hierbei um CPO Shen Tan, Aufgabe an Bord: OPS- Offizier.<br />

Unklar ist bis dato ob es sich um einen Virus handelt oder es möglicherweise auf einen Defekt der<br />

Repliaktionssysteme zurück zu führen ist“.<br />

Toni hatte seine Eintragung kaum beendet und wollte das COM- System des Schiffes öffnen als in<br />

Saltori zurief:<br />

„Schnell Doktor, sie kollabiert“.<br />

Wie von der Tarantel gestochen schoss Toni auf und eilte hinaus. Rosen, ein weiterer<br />

diensthabender Arzt war ebenfalls schon an das Biobett geeilt. Puls und Blutdruck waren binnen<br />

von Sekunden nach unten gerauscht. Das Bewusstsein hatte sie soeben verloren, besorgt über den<br />

Zustand leitete Toni die komplette Notfallprozedur ein.<br />

=/\= 15 Minuten später, immer noch Krankenstation =/\=<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Erleichtert atmete Toni auf, der Zustand hatte sich zwar nicht erheblich verbessert allerdings<br />

schwebte Tan nicht mehr Lebensgefahr - was 10 Minuten vorher anders ausgesehen hatte. Sie war<br />

die erste Patientin, die so auf die Symptome reagiert hatte. Toni kam zu dem Schluss, dass ihr<br />

Körper einen verdorbenen Stoff aufgenommen hatte, der ihrem Organismus mehr Schaden als<br />

gedacht angerichtet hatte. Toni setzte Rosen darauf an die Ursache zu finden, dann tippte er auf<br />

seinen Kommunikator.<br />

„Columbi an Brücke“.<br />

„Bring hier“, erklang es.<br />

„Captain, ich möchte sie und die Führungsoffiziere umgehend sprechen es ist dringend“.<br />

„Verstanden, wir treffen uns in fünf Minuten“, die Stimme des Captain klang irritiert.<br />

=/\= Besprechungslounge, 5 Minuten später =/\=<br />

Toni trat als letzter durch die Türen der Lounge und blickte in die fragenden Gesichter der<br />

Führungsoffiziere.<br />

„Tut mir leid das ich dieses Meeting so kurzfristig einberufen musste. Seit heute Mittag um 13.00<br />

wurde insgesamt drei Crewmitglieder auf die Krankenstation gebracht, alle wiesen die gleichen<br />

Symptome auf: Erbrechen, Übelkeit und leichtes Fieber. Unter den Patienten befindest sich Ms.<br />

Tan“.<br />

„Das erklärt warum sie noch nicht zum Dienst erschienen ist“, warf der XO ein.<br />

„Sie wird auch längere Zeit keinen Dienst tun können ...“, wieder wurde Toni unterbrochen, dieses<br />

Mal durch Bring.<br />

„Wie meinst du das Toni“? Seine Frage klang besorgt.<br />

„Sie war bis jetzt die einzigste, die auf die Symptome mit einem anaphylaktischen Schock reagiert<br />

hatte“. Er blickte, bis auf Ausnahme von Troi in noch mehr fragende Gesichter.<br />

„Dies bedeutet, dass ihr Körper eine allergische Reaktion auf einen Stoff aufgewiesen hat. Für<br />

einige Minuten war ihr Zustand kritisch. Ihr Zustand ist jetzt stabiler, trotzdem hielt ich es für klug<br />

in ein künstliches Koma zu legen, bis wir die Ursache für den Schock kennen“.<br />

Der Captain nickte nachdenklich und formulierte seine nächste Frage:<br />

„Was ist die Ursache“?<br />

„Es könnte ein Virus sein, jedoch schließe ich diese Möglichkeit aus. Die drei Personen hatten<br />

keinen Kontakt zu einander seit mehr als 3 Wochen. Meine Theorie ist, da alle drei zu Mittag<br />

gessen hatten und ihnen danach meist übel wurde, dass es einen Defekt im Replikationssystem gibt.<br />

Ich würde sie bitten das durch die Technik prüfen zu lassen. Das war's von meiner Seite“, Toni ging<br />

auf den letzten leeren Stuhl zu und setzte sich.<br />

=/\=PO1 Brian Connel, MSEC <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>=/\=<br />

=/\=Quartier/Gänge der <strong>Sentinel</strong> 2407.026 11.30 Uhr=/\=<br />

Brian hatte seine Tools wieder verstaut und es sich bequem gemacht. Er war gerade zu begeistert,<br />

dass ihm sein Coup derart gelungen war. Endlich hatte er mal wieder etwas zu tun. Die lahmen<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Trainingseinheiten der Sicherheitschefin waren viel zu öde. Michael hätte sicher ein besseres<br />

Training durchgeführt dachte sich Brian. Besonders vergnügt war er über seine neueste<br />

Errungenschaft: Nicht nur das er jetzt durch seinen Virus - mit dem er die Sicherheitsabfragen<br />

umging - die ganze <strong>Sentinel</strong> etwas „belebte“. Nein, er hatte auch noch den holographischen Avatar -<br />

Marina - etwas „Leben“ eingehaucht und ihn für sich kopiert. Angst vor Ärger hatte er nicht. Was<br />

sollte schon groß passieren? Standpauken, Arrest, Strafen… machte ihm alles nichts aus. Er hatte<br />

nichts zu verlieren. Und töten durften sie ihn nicht. Das war nur bei irgendwelchen barbarischen<br />

Rassen so.<br />

Irgendwie hatte Brian nun Lust ein wenig die Ergebnisse seiner „Operation“ anzuschauen. Aber<br />

irgendwie wäre es doch langweilig alleine durch die <strong>Sentinel</strong> zu streifen. Da kam Connel eine gute<br />

Idee.<br />

„Computer, holographischen Avatar Marina aktivieren“, sprach Brian.<br />

Sofort entstand vor seinen Augen das Hologramm.<br />

„Hallo Brian“, sagte sie mit leicht erotischer Stimme.<br />

„Ha, ich staune manchmal selbst über mich“, sagte er arrogant.<br />

„Hm…gefällst du dir so Marina?“ fragte er.<br />

Marina schaute an sich herunter.<br />

„Ich sehe ja langweilig aus. Wie hättest du mich denn gerne?“ fragte sie und blickte verführerisch.<br />

„Als erstes ändere mal ein wenig deine Frisur. Offen und lange Haare wären doch nett oder. Ich<br />

habe dir die Rechte gegeben dein Aussehen in Bezug auf Kleidung und Haare zu verändern“,<br />

antwortete er.<br />

„Oh, ja das gefällt mir“, meinte sie und sofort änderte sich das Bild.<br />

„Nun ändern wir deine Kleidung. Die Farbe und den Stoff behalten wir bei. Als erstes aber trägst du<br />

mal nur ein kurzes Top, lass den Kommunikator dran. Außerdem kürzen wir deine Hose. Für die<br />

Hose nehmen wir einen etwas altmodischeren Stoff. Wir nehmen eine ganz kurze Jeans. Oh ja das<br />

wird gut. Ach ja und bauchfrei natürlich. Wenn du willst kannst du auch deinen Ausschnitt etwas<br />

erweitern.“ sagte er und grinste.<br />

„Wie meinst du wenn ich will?“ fragte Marina.<br />

„Nun ich habe deine Subroutinen lernfähig gemacht. Du kannst selbst über dich im Rahmen deiner<br />

Befehle entscheiden“, antwortete Brian.<br />

„Wenn du damit nicht klar kommen solltest, Gefühle zu simulieren, kannst du dich ja mal mit dem<br />

Avatar der EvenStar unterhalten. Sie ist ebenfalls ein Avatar mit lernfähigen Subroutinen“, fügte er<br />

noch an. Darauf hin änderte sich wieder das Bild und sie trat nun mit ganz kurzer Jeans und Top<br />

wieder auf. Auch der Ausschnitt hat sich etwas verändert.<br />

„Gefall ich dir so?“ fragte sie.<br />

„So gefällst du bestimmt nicht nur mir“, meinte er darauf.<br />

„Sehr gut, damit hast du schon mal etwas dazu gelernt. Ich möchte außerdem, dass du auch<br />

menschlicher handelst. Hast du Lust auf einen kleinen Spaziergang?“ fragte Brian.<br />

„Aye, ich meine, gerne doch…“, sagte sie und beide verließen das Quartier. Das positive war, dass<br />

es überall auf der <strong>Sentinel</strong> verteilt Holoemitter gab wodurch man nicht mal einen Tragbaren<br />

brauchte. Er bat Marina aber darum ständig Backups auf sein im Quartier angeschlossenes externes<br />

Speichertool zu machen. Brian war überaus gespannt was sein kleiner Virus „Harleken“ alles auf<br />

der <strong>Sentinel</strong> anstellte…<br />

=/\= Ens. Vorin Sermak, SCI der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Quartier, DSZ 2407.026, 18:15 Uhr =/\=<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Vorin sank auf sein Bett um sich von der anstrengenden Schicht zu erholen. Obwohl die Mission<br />

erst in den Anfängen war und der Zielort noch längst nicht erreicht war, hatte es bereits massive<br />

Probleme mit einem vermeintlichen Virus in den Computersystemen der <strong>Sentinel</strong> gegeben. Vorin<br />

hatte an seiner Station das Problem gehabt, dass die Sensoren einen Kurs anzeigten, der immer<br />

genau zur Erde führte, egal welche Kurskorrekturen durchgeführt wurden. Als Vorin nach einer Zeit<br />

alle Flugabschnitte der <strong>Sentinel</strong> nach Missionsbeginn anzeigen lassen wollte, glaubte er an einen<br />

schlechten Scherz. Die bisherige Route der <strong>Sentinel</strong> entsprach laut seinem Bildschirm einem<br />

grinsenden Smilie. Nach kurzem logischen überlegen schloss Vorin, dass auch die Sensoren wie<br />

viele andere Systeme von dem Virus befallen waren, denn eine solche Flugbahn wäre selbst mit<br />

defekten Sensoren mehr als unwahrscheinlich.. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis Vorin mit<br />

seinem Team die Sensoren derart modifiziern konnte, dass sie trotz des Virus den wahren Kurs<br />

anzeigen konnten. Schon allein wegen diesen Arbeiten war die Schicht Vorins um zwei Stunden<br />

verlängert worden so, dass er sich nun nach zehn Stunden Arbeit endlich ausruhen konnte.<br />

=/\= Casino, zwei Stunden später =/\=<br />

Nachdem Vorin ein kurzes Nickerchen gehalten hatte, beschloss er im Casino Abend zu essen. Im<br />

Jim´s orderte er eine Portion tarrelianische Hühnersuppe und einen großen Becher vulkanischen<br />

Beerensaft. Er setzte sich an einen freien Tisch, und genoss seine Mahlzeit, während er den<br />

Gesprächen der Crew lauschte.<br />

Er konnte zwei Hauptthemen aus den Gesprächen heraushören. Das vorwiegende Thema war der<br />

aktuelle Tag mit den Ereignissen des Virus. Es gingen Gerüchte umher, dass das Virus nicht zufällig<br />

in den Systemen der <strong>Sentinel</strong> aufgetaucht war, indem es bei der Generalüberholung in der Werft vor<br />

Missionsbeginn schlichtweg übersehen worden war. Sondern, dass es gezielt von einem<br />

Crewmitglied programmiert worden war, um ein wenig Unruhe auf das Schiff zu bringen. Es fiel<br />

immer wieder der Name eines widerspinstigen Crewmitgliedes, dass auf die <strong>Sentinel</strong> strafversetzt<br />

worden war. Vorin wusste zwar, dass es sich bei jenem Crewmitglied um PO1 Brian Connel<br />

handelte und durch Lt Kauer wusste er ebenso um seine Strafakte, aber er wollte den Gerüchten, die<br />

im Casino um den Verursacher des Virus keinen Glauben schenken. Er wusste nämlich, wie schnell<br />

es Verdächtigungen gegen Personen geben konnte, die erstens niemand genau kannte und die<br />

möglicherweise keine blütenweiße Weste aus ihrer Vergangenheit mitbrachten. Gerade unter den<br />

Menschen war das Phänomen der Sündenbocksuche weit verbreitet. Das hatte er selber oft in seiner<br />

Kindheit auf der Erde als „andersartiger“ am eigenen Leibe erfahren müssen. Schon alleine deshalb<br />

zweifelte er daran, dass Mr. Connel schuldig war, obgleich er es natürlich nicht ausschließen<br />

konnte.<br />

Das zweite Thema, oder vielmehr die zweite Art von Gerüchten, die im Casino kursierten wurde<br />

zwar nicht so ausgiebig diskutiert wie der „Skandal“ um Mr. Connel, aber man merkte, dass es die<br />

Crew ernsthaft beschäftigte. Es ging um die Mission, auf die die <strong>Sentinel</strong> geschickt worden war.<br />

Niemand wusste genau um welche Art von Mission es sich handeln würde. Nicht einmal die<br />

gewöhnlichen Führungsoffiziere. Vorin wusste zwar etwas mehr als die gewöhnliche Crew, aber<br />

nur weil er mitbekommen hatte, dass Lars sich mit einigen Eingeweihten für eine längere Zeit in<br />

seinem Raum eingeschlossen hatte, und nicht gestört werden wollte. Daraus konnte er schließen,<br />

dass es sich um eine sehr wichtige Mission handeln würde, die zudem noch einer hohen<br />

Geheimhaltung unterlag. Der Rest der Crew wusste nicht einmal, dass die Geheimhaltung derart<br />

hoch war, dass nicht einmal die normalen Führungsoffiziere bescheid wussten. Vorin wollte sich<br />

49


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

zwar nicht an irgendwelchen Spekulationen beteiligen, aber er fand es dennoch interessant zu hören,<br />

was die Gerüchte um die kommende Mission so alles besagten.<br />

Besonders hartnäckig hielten sich Gerüchte um ein Zusammentreffen mit den Borg. Das hielt Vorin<br />

persönlich für mehr als unwahrscheinlich, denn es wäre unlogisch ein Schiff zu den Borg zu<br />

schicken und seine Vernichtung zu riskieren. Selbst wenn die Borg eine Föderationskolonie<br />

angegriffen hätten. Da würde es mit Sicherheit andere Schiffe geben, die näher am Kriesenherd<br />

wären als die <strong>Sentinel</strong>, die ja noch vor kurzem im Sol System in der Werft lag. Außerdem fand<br />

Vorin es unlogisch, dass auf eine Mission, die etwas mit den Borg zu tun haben könnte eine Vorta<br />

mit an Bord wäre. Vorins Meinung nach müsste die Mission in irgendeiner Form einen<br />

diplomatischen Charakter haben und dass die Borg nicht auf Diplomatie reagierten war ja allgemein<br />

bekannt.<br />

Andere Gerüchte besagten, dass Omega Partikel entdeckt worden waren und dass deshalb niemand<br />

auf dem Schiff Bescheid wusste. Zwar unterlag die Omega Direktive der Geheimhaltung, aber im<br />

Laufe der Jahre war immer mehr über sie durchgesickert so, dass mittlerweile wohl jeder von dieser<br />

Direktive wusste. Vorin musste für sich selber zugeben, dass dies eine mögliche Erklärung war.<br />

Denn die Direktive besagte ja, dass niemand in der Crew außer dem CO über die Partikel bescheid<br />

wissen durfte. Dagegen sprach jedoch wiederum, dass eine Vorta Diplomatin mit an Bord war, denn<br />

warum sollte eine Diplomatin mit auf eine Omega-Mission gehen? Außerdem wusste ja<br />

offensichtlich Daniel über die Art der Mission bescheid, denn er war Lars ja in den<br />

Bereitschaftsraum gefolgt als Lars von niemandem gestört werden wollte. Je mehr Vorin überlegte,<br />

desto mehr kam er zu der Erkenntnis, dass es sich wohl auch nicht eine Mission handeln würde, bei<br />

der es um die Zerstörung von Omega Partikeln ginge.<br />

Es war außerdem noch als Gerücht im Angebot, dass das Dominion sich über die Art und Weise des<br />

Handelns der Föderation und ihrer Verbündeter beklagte und mit einer Mobilisierung seiner<br />

Truppen begonnen hatte. Den Gerüchten zufolge tat das Dominon das, um eine aus ihrer Sicht<br />

wachsenden Bedrohung einer expansionistischen Föderationspolitik entgegenzuwirken. Das<br />

Dominion wolle nun das vollenden, was vor Jahren an den Propheten der Bajoraner gescheitert war.<br />

Auch das hielt Vorin für relativen Unsinn, auch wenn das Mitnehmen der Vorta Diplomatin diese<br />

These rein theoretisch unterstützen würde. Es war ihm bewusst, dass viele Crewmitglieder zu gern<br />

den Teufel an die Wand malten, indem sie vom Schlimmsten ausgingen. Aber all diese Gerüchte<br />

um eine Mobilmachung der Jem´Hadar Truppen hielt Vorin persönlich für recht unwahrscheinlich,<br />

denn seiner Meinung nach wäre ein solcher Vorgang nicht lange in der gesamten Föderation geheim<br />

zu halten so, dass man unlängst von solchen Vorgängen gehört hätte.<br />

Vorin hörte noch mehrere andere Gerüchte und Gerüchtchen, aber es war nicht wirklich etwas<br />

dabei, woran er keine Zweifel hatte. Es war eine dieser Situationen, in denen Vorin sich wünschte<br />

nicht ein so logisch denkendes Wesen zu sein so, dass er sich einfach einer Meinung anschließen<br />

konnte ohne gleich von der Logik zurückgepfiffen zu werden. Aber er musste mit dem Schicksal<br />

leben alles in Frage stellen zu müssen. Es war ja nun auch nicht so, dass es nur Nachteile hatte<br />

Vulkanier zu sein. Durch seine logischen Fähigkeiten war er schließlich ein guter Wissenschaftler<br />

geworden. Er war sich nicht sicher, ob er es zu einem Wissenschaftsoffizier auf einem Raumschiff<br />

gebracht hätte, wenn er diese Fähigkeiten nicht gehabt hätte. Vorin erkannte, dass er aus den<br />

Gerüchten die im Casino die Runde machten auch nicht schlauer werden würde, und begab sich<br />

zurück in sein Quartier.<br />

50


=/\= Quartier, 21:23 Uhr =/\=<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Zurück in seinem Quartier versuchte er noch einmal der Mission auf den Grund zu gehen, indem er<br />

durch den Kurs der <strong>Sentinel</strong> zumindest das Zielgebiet eingrenzen konnte. An seinem<br />

Computerterminal nahm er Zugriff auf die Daten, welche die Sensoren lieferten. Nach einigen<br />

Sekunden erschien der Kurs auf dem Schirm und Vorin musste sich an den Kopf greifen. Er hatte<br />

ganz vergessen, dass die Sensoren noch immer durch das Virus im Computersystem gestört waren.<br />

Auf dem Bildschirm grinste ihn immer noch das Smilie an. Vorin hatte zwar mit seiner Crew die<br />

Sensoren derart modifiziert, dass die <strong>Sentinel</strong> ihren programmierten Kurs fliegen konnte, aber auf<br />

den Anzeigen war noch immer das durch den Virus beeinflusste Bild zu sehen.<br />

Obwohl Vorin mittlerweile von der Neugierde die Mission betreffend fast aufgefressen wurde<br />

musste er einsehen, dass er seine Eingrenzung des Zielgebietes erst dann machen konnte, wenn der<br />

Computer gesäubert sein würde. Letztendlich würde er aber auch dann nicht genau wissen was das<br />

Missionsziel sein würde, sondern allenfalls das Einsatzgebiet kennen. Und weil er als Vulkanier ein<br />

logisch denkendes Individuum war, gab er sich trotz der bohrenden Neugierde damit zufrieden<br />

vorest nichts zu wissen und legte sich in sein Bett um zu schlafen. Er sah, dass es sinnlos wäre, wie<br />

all die Crewmitglieder im Casino zu spekulieren was auf ihn zukommen könnte.<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= An Bord der <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.026, 1910 =/\=<br />

„Gleich ist es soweit...“<br />

Lars und Angi blickten Daniel erst fragend an, wandten sich aber dann wieder dem<br />

Überwachungsmonitor zu, welcher das Quartier von Brian Connel zeigte.<br />

Solange niemand den Privatmodus aktivierte, konnte man über den Sicherheitscode des<br />

kommandierenden Offiziers jeden erdenklichen Winkel des Schiffes „ausspionieren“.<br />

In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und der PO1 betrat sein Quartier. Sofort aktivierte er<br />

über einen Sprachbefehl den holografischen Schiffsavatar und wartete darauf, dass dieser in Gestalt<br />

der verruchten und „billigen“ Marina vor ihm erschien. Doch statt dessen materialisierte ein<br />

männlicher Klingone in einer rosafarbenen Uniform mitten im Raum. Brian war die Überraschung<br />

direkt anzusehen, als er sah, was aus seiner „Schöpfung“ geworden war.<br />

„W-wer bist denn du?“, fragte er stotternd.<br />

„Ich bin D’Tlev, Sohn von Morok. Und wer bist du, süßer?“, erwiderte der Klingone und bedachte<br />

Connel mit einem zweideutigem Blick.<br />

„C-computer: Programm beenden!“<br />

„Das kann ich leider nicht tun, Kleiner. Aber ich wüsste etwas anderes, das wir nun tun könnten...“,<br />

sprach D’Tlev und strich dem Sicherheitsmann über die Wange.<br />

Sheridan hatte schon lange nicht mehr jemanden so schnell weglaufen sehen, wie es gerade Connel<br />

tat. Doch dieser kam nicht weit: als sich vor ihm die Türhälften auseinander schoben, lief er zwei<br />

Sicherheitswächtern in die Arme, die ihn sofort in Gewahrsam nahmen. Unter heftigen Versuchen,<br />

sich gegen die Verhaftung zu wehren, trugen sie ihn durch den Korridor zum nächsten Turbolift,<br />

während D’Tlev traurig hinterher winkte.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Kurze Zeit später wurde Brian in den Besprechungsraum gebracht, wo ihn die mürrisch<br />

dreinblickenden Gesichter von Lars, Daniel und Angi erwarteten. Während die beiden<br />

Sicherheitsleute den verdutzten PO1 auf einen Stuhl am anderen Ende des Tisches setzten, betrat<br />

auch die Chefin der Sicherheit, Lieutenant Anna Kauer, den Raum und nahm neben Angi platz.<br />

Eine lange Periode der Stille trat ein, als die vier Offiziere den Verdächtigen musterten. Dann<br />

durchbrach Lars’ Stimme die Stille:<br />

„Sie wissen weshalb sie hier sind, Mister Connel?“<br />

„Nein, weshalb?“, fragte dieser und blickte den CO frech an.<br />

„Man wirft ihnen vorsätzliche Manipulation der schiffsinternen Systeme vor“, antwortete Daniel<br />

mit strengem Blick.<br />

„Sie haben keinerlei Beweise, dass ich etwas damit zu tun habe!“, rief Brian und wollte aufstehen,<br />

doch seine beiden Bewacher hinderten ihn daran.<br />

„Und wie wir die haben!“, rief Angi und legte ein Padd auf den Tisch.<br />

„Mister Connel? Wissen sie überhaupt, welche Bestrafung es für dieses Vergehen gibt?“, fragte<br />

Anna und blickte den PO1 mit zusammengekniffenen Augen an.<br />

„Das werden sie mir bestimmt gleich sagen...“<br />

„Sie kommen bis zum Ende unserer Mission in die Arrestzelle!“<br />

Mit seinem empathischen Tastsinn konnte Sheridan Brians Angst spüren, die plötzlich aufkeimte.<br />

Der Unteroffizier machte sich zwar vor keine Bestrafung zu fürchten, dennoch hatte er Angst den<br />

Rest des Fluges in einer kleinen Zelle eingesperrt zu sein.<br />

„Aber ich habe doch nichts getan!“<br />

„Haben sie schon mal daran gedacht, dass sie einem Empathen nichts vormachen können?“, fragte<br />

Daniel. „Ich weiß, dass sie lügen, Mister Connel!“<br />

„Na und? Beweisen sie mir, dass ich etwas damit zu tun habe. Niemand erkennt die Ansicht eines<br />

Empathen bei einer Verhandlung an!“<br />

„Wir schon, Mister Connel. Und wir vertrauen auf Mister Sheridans Einschätzung“, erwiderte Lars<br />

streng.<br />

„Diese Aufzeichnungen beweisen, dass sie sich heute Mittag unerlaubt an den Systemen der<br />

<strong>Sentinel</strong> zu schaffen gemacht haben“, sagte Anna und aktivierte den vorderen Bildschirm.<br />

Dieser zeigte Connel, wie er sich von seinem Posten bei den Arrestzellen entfernte und dann in eine<br />

Jeffreys-Röhre kletterte. Dann schaltete das Bild auf ein Lebenszeichenmuster um. Ein blinkender<br />

Punkt, neben dem der Name „B. Connel“ stand, bewegte sich durch einen Versorgungsschacht und<br />

blieb an einer Leitungskreuzung stehen. Das Bild wechselte wieder und zeigte das Sicherheitslog<br />

der Computersysteme. Dort leuchtete der Satz „Unautorisierter Zugriff“ rot auf und eine<br />

Detailansicht der EPS-Leitungen erschien. Genau dort, wo sich Brians Lebenszeichen zuletzt<br />

aufgehalten hatten, blinkte jetzt ein Sicherheitsalarm. Um das ganze noch weiter zu verdeutlichen,<br />

schoben sich beide Darstellungen, also Lebenszeichen und Sicherheitsalarm, übereinander und<br />

wurden deckungsgleich.<br />

„Sie haben ein Virus benutzt, um die Sicherheitsprotokolle zu umgehen. Und genau dieses Virus<br />

war es, der die Replikatorsysteme so weit verändert hat, dass diese nun ein organisches Virus in die<br />

replizierte Nahrung einspeisen! Mehrere Crewmitglieder befinden sich jetzt deshalb auf der<br />

Krankenstation! Eines dieser Crewmitglieder ist Miss Shen Tan. Das Virus wirkt sich so auf ihren<br />

romulanischen Organismus aus, dass sie in den nächsten Stunden sterben könnte! Sind sie sich<br />

dieser Tatsache bewusst, Mister Connel?“ Kauers Stimme überschlug sich fast, so wütend war sie<br />

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auf ihren Untergebenen.<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Und wenn es so wäre?“ Connels freche Reaktion war fast nicht mehr zu überbieten.<br />

„Dann müssten sie auch mit den Konsequenzen rechnen: Arrestzelle und Kriegsgericht, sehr<br />

wahrscheinlich mit unehrenhafter Entlassung“, antwortete Lars.<br />

„Ist ihnen das Schicksal von Miss Tan egal?“ fragte Angi.<br />

„Ich kenne sie ja nicht mal. Was weiß denn ich, was dieses Virus mit ihr anstellt.“<br />

„Um den Arrest kommen sie nicht herum, aber wenn sie uns helfen, das Computervirus aus den<br />

Systemen der <strong>Sentinel</strong> zu entfernen, dann könnten wir für sie ein gutes Wort vor dem JAG einlegen.<br />

Vielleicht sieht man dann davon ab, sie aus der Flotte zu werfen“, erwiderte Daniel und blickte dem<br />

PO1 in die Augen.<br />

„Ich habe nichts zu verlieren...“<br />

„Wollen sie, dass die komplette Crew durch einen Dummen-Jungen-Streich ausfällt und einige<br />

sogar zu Tode kommen?“<br />

Diesmal überschlug sich Angis Stimme fast.<br />

„Was haben sie zu Abend gegessen, Mister Connel?“, fragte Lars beiläufig und warf Angi einen<br />

Blick zu.<br />

„Steak.“<br />

„Repliziertes Steak?“<br />

„Ja...“<br />

„Soll ich schon mal ein Bett auf der Krankenstation für sie reservieren lassen, Mister Connel?“<br />

Der Moment der Erkenntnis erblühte für Brian: er hatte etwas aus dem Nahrungsreplikator zu sich<br />

genommen, das mit dem organischen Virus verseucht war. Bald würde es ihm auch so ergehen, wie<br />

den anderen...<br />

„Also gut, ich helfe ihnen. Aber sagen sie: war Marinas Veränderung nicht ein Meisterstück von<br />

mir?“<br />

Sheridan musste sich beherrschen, den Sicherheitsmann nicht telekinetisch vom Stuhl zu fegen.<br />

„Zeigen sie uns, wie wir das Computervirus wieder loswerden, Connel!“<br />

=/\= Brücke, 1958 =/\=<br />

„So, jetzt müsste er sich wieder zurückziehen...“<br />

Das Display der technischen Station zeigte den Befall der Schiffssysteme an. Das Virus hatte sich in<br />

so gut wie jedes System eingepflanzt und zwang ihm so seinen Willen auf. Doch ganz plötzlich<br />

wanderten die einzelnen Viren durch die Verbindungen zwischen den Systemen zurück zu einem<br />

einzigen Punkt: einem isolinearen Chip, welcher im Lesegerät der technischen Station steckte. Nur<br />

wenige Sekunden später meldete der Computer, dass alle Viren aus dem System verschwunden<br />

waren.<br />

„Vielen Dank, Mister Connel. Und wenn sie so etwas noch einmal versuchen, werden wir nicht<br />

mehr so freundlich mit ihnen umgehen! Haben wir uns verstanden?“, fragte Daniel hart.<br />

„Ja, Sir.“<br />

Man konnte direkt den Spott in der Stimme hören.<br />

„Führen sie ihn ab, Lieutenant!“<br />

„Mit Vergnügen“, antwortete Anna und schob den PO1 in den Turbolift.<br />

„Und was machen wir mit dem Chip?“, fragte Hanx, der Chefingenieur der <strong>Sentinel</strong>.<br />

„Ganz einfach, das!“<br />

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Sheridan holte aus dem Waffenschrank der Brücke einen Phaser, justierte ihn auf Stufe neun und<br />

feuerte auf den Chip. Mit einem kurzen orange-gelben Aufleuchten verschwand der Speicher und<br />

mit ihm die schädlichen Viren.<br />

„Wie lange wird es dauern, bis wir wieder voll einsatzbereit sind?“, fragte Lars.<br />

„Schwer zu sagen, wahrscheinlich noch bis morgen früh. Das Virus hat viel Chaos angerichtet, das<br />

wir erst mal beheben müssen. Die Speicherbänke sind vollkommen durcheinandergeraten und viele<br />

Programme verweigern die Arbeit. Sogar der Backup-Kern ist vollkommen befallen...“<br />

„Zu dritt werden wir es schon schaffen, oder, Mister Hanx?“<br />

„Sicher, Sir.“<br />

=/\= Brücke, 2341 =/\=<br />

„Die optischen Änderungen hättest du so lassen können“, meinte Lars und musste grinsen.<br />

Daniel knurrte nur und betätigte die Speichertaste. Wenigstens würde Marina wieder so wie zuvor<br />

aussehen und nicht mehr so billig wirken, wie dieser Connel sie haben wollte. Es war keine leichte<br />

Aufgabe, ihr Programm in dem Wirrwarr zu isolieren, welches dieser Virus mit dem Computerkern<br />

angestellt hatte. Aber sie hatten es geschafft und nun hörte der Computer auch wieder auf alle<br />

Befehle.<br />

Nachdem mehrere Reparaturprogramme die Speicherbänke des Hauptcomputers neu organisiert und<br />

beschädigte Daten und Programme wieder hergestellt hatten, wendeten sich die Drei den<br />

Sicherheitssystemen zu. Der Vorfall hatte deutlich gezeigt, dass die Sicherheitsabfragen zu lasch<br />

waren und jeder, der ein bisschen Ahnung hatte, diese Umgehen konnte. Also mussten neue<br />

Absicherungen her, deren Entwicklung die Drei nun in Angriff nahmen.<br />

„Connels Fähigkeiten könnten wirklich nützlich sein. Stellen sie sich vor: er hatte mehr Ahnung von<br />

den Hauptsystemen, als einige der Core-Techniker“, sagte Diether erstaunt.<br />

„Das habe ich mir auch schon überlegt“, erwiderte Lars. „Aber ich weiß nicht für welchen Posten<br />

wir ihn einsetzen könnten. Er würde sicher bei Spezialkräften der Sicherheitsabteilung eine gute<br />

Aufgabe finden, aber die haben bei uns ja eher wenig zu tun.“<br />

„Ich weiß nicht... ich fühle mich unwohl bei dem Gedanken, Connel auf einen Posten an Bord zu<br />

wissen. Er ist ein Rowdy, der Probleme mit Autorität hat. Solche Leute können in Krisenfällen zu<br />

echten Problemen werden“, sagte Daniel.<br />

„Dennoch... wenn wir ihn fördern... vielleicht akzeptiert er dann die Autorität.“<br />

„Wenn es nicht klappt, dann sag nicht, ich hätte dich vorher nicht gewarnt. Außerdem sollten wir<br />

uns noch etwas für seine richtige Bestrafung einfallen lassen.“<br />

„Ich hab da schon eine Idee...“<br />

=/\= Cmdr. Simarh, Diplomatin =/\=<br />

=/\= Krankenstation, SD 2407.026, 1930 =/\=<br />

Missmutig stand die Vorta<br />

in der Krankenstation, während sie darauf wartete, dass der CMO endlich die Güte besass und diese<br />

lächerliche Untersuchung endlich durchführen würde. Kaum war Simarh an Bord des Schiffes<br />

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gewesen, als auch schon eine entspechende Mitteilung des Cheffarztes gekommen war, sich hier zu<br />

melden.<br />

Enerviert spielten ihre Finger an dem Saum der Uniform - die leuchtend blauen Augen behielten das<br />

beschäftigt umherhuschende medizinische Personal aufmerksam im Blick. Es war auch heute für<br />

die Vorta immer noch recht faszinierend, wie viel Umstand diese Menschen um die Pflege ihres<br />

beschädigten Personals machten. Kopfschüttelnd verglich sie wieder das Bild der Krankenstation<br />

der <strong>Sentinel</strong> mit den Erinnerungen an die effektiven Produktionskammern des Dominions.<br />

„Da sind sie ja endlich... Wieso stehen sie denn hier herum wie bestellt und nicht abgeholt?“<br />

Eine - die Vorta an einen knarrenden Baum erinnernde - Stimme liess sie sich umdrehen und einen<br />

kleinen menschlichen Mann mustern. Er war wohl schon recht alt, wenn man die Falten in seinem<br />

Gesicht und die leicht angegrauten Haare bedachte. Ungehalten über die respektlose und völlig<br />

unangebrachte vertrauliche Form der Anrede, runzelte Simarh die Stirn.<br />

„Wie meinen?“<br />

Doch der Mann schien sich nicht weiter an der hochnäsigen Art aufzuhalten und winkte beiläufig<br />

ab.<br />

„Ach so... ich versteh schon. Hat man Ihnen keinen Universaltranslator gegeben? Warten sie.. ich<br />

müsste hier irgendwo noch so ein Ding rumfliegen haben“, murmelte er und wandte sich ab, um an<br />

einem Tisch suchend und brummelnd herumzukruscheln.<br />

Irritiert versuchte Simarh dem Denken des MCPO zu folgen und starrte für einen kurzen Moment<br />

nur auf seinen Rücken. Bevor sich die Diplomatin jedoch gesammelt hatte und den Menschen als<br />

sichtlich senil und merkwürdig abgestempelte hatte, schien er nach seinem erfreuten Aufschrei zu<br />

urteilen, wohl das Gesuchte gefunden zu haben. Triumphierend drehte er sich wieder zu ihr und<br />

hielt ihr mit einem väterlich, freundlichem Lächeln einen Translator hin.<br />

„Verzeihung, aber was soll ich bitte damit anfangen? Ich habe ehrlich gesagt nicht die Zeit und<br />

Muße mich mit Ihren seltsamen Gedankensprüngen und wirren Worte zu beschäftigen. Ich bin hier<br />

um die Routineuntersuchung hinter mich zu bringen und wenn Ihr Vorgesetzter nicht bald<br />

auftaucht, kann er die Untersuchung an sich selbst durchführen. Schließlich habe ich Besseres zu<br />

tun, als meine kostbare Zeit wartend auf der Krankenstation zu vergeuden.“<br />

Doch ihr Sarkasmus und ihre Ungeduld schienen an dem Unteroffizier vollkommen wirkungslos<br />

abzuprallen. „Ja, wieso sagten sie das nicht gleich? Ich dachte sie verstehen meine Sprache nicht.“<br />

Sie registrierte fast fassungslos seinen vorwurfsvollen Blick, während er sie kurzerhand am Arm<br />

packte und sie in Richtung eines Biobettes schob. Mit mühsam beherrschter Stimme riss sie ihren<br />

Arm los und bedachte ihr Gegenüber mit ihrer kältesten Stimme.<br />

„Ich will sofort mit dem leitenden Arzt sprechen!“<br />

=/\= MCPO Antonio Columbi, CMO <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, DSZ 2407.026 =/\=<br />

=/\= Krankenstation, 19.37 Uhr =/\=<br />

Toni unterdrückte erneut seine Wut nach der Frage der Vorta, er hatte sich seit Stunden darauf<br />

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vorbereitet das er sie eventuell antreffen würde, er lächelte freundlich und antwortete ihr.<br />

„Moment da muss ich Dr. Columbi holen, er ist der CMO an Bord“, er stoppte kurz.<br />

„Ach der fällt mir ein das bin ja ich“, der Sarkasmus war deutlich in seiner Stimme zu hören und<br />

aus dem Sarkasmus wurde wieder diese Wut die ihn aufstieg. Er spürte den Ring in seiner<br />

Hosentasche den er immer mit sich trug, er umklammerte ihn. Toni kam es vor als würde er immer<br />

fester zu drücken, als wolle er den Ring in seine Hand hineinpressen und für wenige Sekunden<br />

holten ihn seine Schatten aus der Vergangenheit ein.<br />

Er sah seine Frau, wie sie sich gefreut hatte als er ihr den Ring geschenkt hatte, den Ring, den er<br />

jetzt in seiner Tasche trug, sie war eines der Opfer des Domionkrieg. Er hatte diesen Verlust nie<br />

überwunden, offiziell lies er alle Daten über seine Heirat und seine Frau 'verschwinden', der<br />

Schmerz daran erinnert zu werden war viel zu groß, doch jetzt hatte es ihn eingeholt.<br />

Die Stimme der Vorta riss ihn aus seiner Vergangenheit, sie hatte wohl auch einige Sekunden<br />

gebraucht um die Worte von Toni zu realisieren. Nun hatte sie ein etwas belustigendes Lächeln<br />

aufgelegt und fragte spitz:<br />

„Was sie sind der Chief Medical Officer“?<br />

„Ich weiß, Mörder sind etwas anderes gewöhnt“, schoss es voller Wut aus Toni, die Vorta blickte<br />

ihn erschrocken an und Toni bemerkte erst jetzt seine Worte, etwas was er eigentlich nicht hätte<br />

sagen wollen. Der Krieg hatte damals viele Leben gekostet und viele verändert auch seins.<br />

Normalerweise hatte er nicht diese extreme Ansichten.<br />

Die Vorta blickte ihn stumm, fast geschockt an, Toni entgegnete ihr trocken:<br />

„Da ja nun die Fronten geklärt sind, können wir anfangen“, er zog seinen Tricorder und zog es vor<br />

während der Untersuchung zu Schweigen. Wortlos entließ er die Vorta in die Hände einer<br />

Schwester und einem weiteren Arzt, zu den weiteren Tests.<br />

=/\= Quartier von Antonio Columbi, ca. 1 Stunde später<br />

Nachdem Zwischenfall auf der Krankenstation hatte Toni diese kurz danach verlassen, er hatte den<br />

Arzt der Gammaschicht angewiesen ihn zu rufen falls etwas gravierendes passieren sollte oder sich<br />

der Zustand von Ms. Tan ändern sollte.<br />

„In Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen“, mit diesen Worten und dem<br />

heiligen Kreuzzeichen beendete Toni sein Gebet. Er erhob sich mühsam, während des Gebetes war<br />

er auf die Knie gegangen. Er blies die kleine Kerze aus, die auf der Kommode stand, daneben war<br />

das Bild der heiligen Mutter Gottes zu sehen. Toni wurde streng katholisch erzogen, dies war seine<br />

Art mit seiner Frau zu reden und für sie zu beten, ebenfalls hatte er kleinen Gebet für Ms. Tan 'nach<br />

oben' gesandt, ihr Zustand hatte sich nicht wirklich verbessert.<br />

Stumm hatte er nachdem Gebet auf den Ring gestarrt, er hatte ihn auf die Kommode gelegt, Toni<br />

hatte gehofft mit der Vergangenheit fertig zu werden und dies für immer ruhen zu lassen. Zwar<br />

waren er und Francesca nur 2 Tage verheiratet gewesen, trotzdem hatten sie sich zuvor schon eine<br />

halbe Ewigkeit gekannt.<br />

Immer noch ruhten seine Augen auf dem Ring, er wusste so lange er ihn haben würde, würde die<br />

Vergangenheit steht's sein Begleiter sein. Er drehte sich um und ging an eine Konsole die sich neben<br />

seinem Arbeitstisch befand, er kramt darin und zog seinen Phaser heraus, damit kehrte zur<br />

Kommode zurück. Seine Hand zitterte als er den Phaser kalibrierte, Tränen rangen ihm über die<br />

Wangen.<br />

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„Vergib mir Francesca“, sagte er leise und drückte ab. Vom Ring bleib nichts mehr übrig.<br />

Morgen würde er wohl mit der Vorta sprechen müssen und sich für sein Verhalten entschuldigen<br />

müssen.<br />

=/\= Ens. t'Jeiai, Tac <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Gänge der <strong>Sentinel</strong>, 2407.026 1725 =/\=<br />

Ssianha fühlte sich von Stunde zu Stunde unwohler auf diesem verfluchten Forschungsschiff. Nicht<br />

nur, dass man sie Zwangsversetzt und dagriedert hatte, was schon eine saftige Strafe war, nein! Man<br />

hatte sie auch einem Schiff zugeordnet, das annähernd gar nicht bewaffnet war und auf dem sich<br />

eine Crew befand, die doch eine äußerst seltsame Auffassung von Humor hatte.<br />

Die junge Romulanerin hatte einige Zeit auf dem Freizeit mit ihren Begleitern zwecks körperlicher<br />

Ertüchtigung verbracht, um nicht auch noch auf diesem Gebiet in naher Zukunft gänzlich<br />

einzurosten und war nun auf dem Weg zurück zu ihrem Quartier, als ausgerechnet diese irre<br />

Seelenklempnerin zu ihr in den Turbolift stieg und zu allem Überfluss auch noch dumme Fragen<br />

stellte. Ssianha kochte innerlich vor Zorn und ließ es ihre "Gesprächspartnerin" auch deutlich<br />

spüren. Sollte diese Irre doch wissen, dass sie weder dieses Schiff noch die Crew noch alles was<br />

überhaupt damit zusammenhing mochte. Man konnte ihren Gemütszustand durchaus als stinksauer<br />

bezeichnen und das würde sich in nächster Zukunft wohl auch nicht wirklich legen.<br />

Schließlich stoppte der Turbolift auf Deck 2 und sie konnte selbigen endlich verlassen, nur weg von<br />

diesem unangenehmen Menschen, der sie vollgelabert hatte und es ja doch ach so gut mit ihr<br />

meinte. Aber was wusste denn schon ein Counselor? Was wusste sie? Absolut nichts. Für einen<br />

kurzen Augenblick überlegte Ssianha, ob sie nicht vielleicht doch zurückgehen und mit Commander<br />

Troi reden sollte. Doch schnell verwarf sie diesen Gedanken. Es war einfach nur absurd. Sie war<br />

einfach zu stolz dafür. Und selbst wenn sie der Counselor alles erzählen würde, was dann?<br />

Vermutlich wäre sie dann erst recht das Gespött dieser Crew und darauf konnte sie gut und gerne<br />

verzichten. Oh nein, sie würde sich jetzt ganz einfach in ihr Quartier - naja... war ja wohl eher eine<br />

Zumutung als eine angemessene Unterkunft - zurückziehen und versuchen ihre Gedanken wieder<br />

unter Kontrolle zu bringen. Ihr Training mit Tarok jedenfalls war recht vielversprechend gewesen<br />

und vielleicht würde der Abend mit Nelek ebenso angenehm sein, so dass sie zumindest für einige<br />

Zeit diesen ganzen Mist um sie herum würde vergessen können.<br />

=/\= Cmdr. Troi, COU <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\=Holodeck, 2407.027 08:23 =/\=<br />

Troi betrat das Holodeck und landete inmitten eines mittelalterlichen Marktplatzes. Sie sah sich um<br />

und erblickte steinerne gut verzierte Fachwerkhäuser, welche durch nur ganz schmale Gassen<br />

getrennt waren in deren hinteren Teilen Troi einige weniger ansehnliche Häuser erkennen konnten.<br />

Dort schienen die Handwerker und ärmeren Teile dieser Stadt zu leben. Der Wind trug einen leicht<br />

ekligen Geruch von den Gassen zu ihrer Nase. Troi rümpfte selbige, stieg auf einen Treppenabsatz<br />

und hielt, über eine Menschenmenge hinwegsehend, nach Daniel Ausschau. Sie fand ihn schließlich<br />

vor der Hauptkirche der Stadt stehen und einen von drei nebeneinander stehenden Tischen<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

zurechtrücken.<br />

„Ich finde die Idee ja auch nicht schlecht, aber muss es ganz so real sein?“ fragte Angi und deutete<br />

mit zugehobener Nase auf die Gassen.<br />

Daniel schmunzelte „ich finde der Geruch ist mir ganz gut gelungen“.<br />

„Da stimme ich dir voll zu... falls Du möchtest, dass sich die Hälfte der Leute übergibt und die<br />

andere Hälfte in Ohnmacht fällt“.<br />

Daniel seufzte und sah sie an „ihr seid eben nichts gewohnt.. etwas mehr Kühe melken würde der<br />

Crew gut tun“.<br />

„Kannst es ja mal Vorschlagen auf der nächsten Besprechung, wenn es um Aktivitäten geht, welche<br />

die Moral steigern“, erwiderte Angi.<br />

„Mach ich, aber jetzt erlös ich dich erst mal ehe deine Nase schaden erleidet. Computer, die<br />

Intensität des Geruches um 50% reduzieren“, wies er grinsend an.<br />

Troi bedankte sich mit einem ihrer süßesten Blicke und ließ vorsichtig ihre Nase los „du bist ein<br />

Schatz“.<br />

„Ich weiß“, erwiderte er.<br />

„Dann merk es dir auch“, sagte Angi und zwinkerte ihm zu.<br />

„Das ist ja großartig“, konnten sie eine Stimme hören, aber den dazu gehörigen Körper noch nicht<br />

sehen. Langsam bahnte sich Lars einen Weg durch die holografische Menschenmenge. Wie auch<br />

Daniel und Angi, trug er ein mittelalterliches Richtergewand.<br />

„Dabei hast du das Beste verpasst“, meinte Daniel und grinste frech zu Troi, welche nur den Kopf<br />

schüttelte.<br />

„Genauso hab ich mir das vorgestellt“, sagte Lars und sah sich genauer um. „Da fehlt aber noch<br />

was“.<br />

„Das ist die Aufgabe des Scharfrichters“, meinte Troi.<br />

„Sehr schön“, meinte Lars und wies den Computer an in der Mitte des Marktplatzes einen<br />

Galgenbaum zu errichten. Kurze Zeit später erschien dieser.<br />

„Nun fehlen nur noch die andern“, meinte er gespannt.<br />

Troi setzte sich auf eine der Tischkanten und biss in einen Apfel, den sie einer der umherlaufenden<br />

Weiber abgenommen hatte.<br />

„Legst es wohl drauf an, was?“ fragte Daniel mit erstauntem Gesichtsaudruck.<br />

„Auf was?“ fragte Angi zurück und verstand nicht recht was er von ihr wollte.<br />

Daniel sah auf den Apfel in ihrer Hand „was glaubst du wo der herkommt?“<br />

Die Counselor brauchte nicht lange um zu begreifen und das Stück Apfel, dass sie im Mund hatte<br />

auszuspucken.<br />

„Verdammt, das hab ich glatt vergessen. Aber wie soll man hier auch drauf kommen das irgendwas<br />

repliziert ist?“<br />

Nach und nach trafen auch die anderen ein. Dr. Columbi hatte einige altertümliche Folterwerkzeuge<br />

mitgebracht und auf einem der Holztische ausgebreitet. Auch er war, wie alle andern in einem<br />

Kostüm eingetreten. Lediglich Cmdr. Simarh und Ensign i'Lleithra t'Jeiai samt Anhang kamen ohne<br />

Kostümierung. Fast hätte Troi den Beiden vorgeschlagen sich doch anzufreunden, da sie<br />

anscheinend so viel gemeinsam hatten, dann jedoch fielen Troi die Gesichtszüge der Beiden auf.<br />

Während die Vorta offensichtlich über das Treiben der Crew schockiert war, schien die<br />

Romulanerin etwas besser gelaunt zu sein.<br />

„Ah, wie ich sehe gewöhnen sie sich langsam ein Ensign“, meinte Troi und lächelte zu ihr hinüber.<br />

Die Rihannsu zuckte zusammen als Troi ihren Rang aussprach und sah sie dann funkelnd an.<br />

„Es entspricht mehr meinem Sinn von Schiffsführung und ich wüsste in der Tat einige, die ich hier<br />

heute baumeln sehen würde“, erwiderte sie scharf und fügte dann ein „Commander“ hinzu.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Troi drehte sich zu Lars, hob eine Braue und flüsterte „sie scheint sich langsam wohl zu fühlen“.<br />

„In der Tat“, erwiderte Lars leise und wandte sich dann an Lt Kauer „wir sind bereit“.<br />

Lars, Troi und Daniel stellten sich hinter den mittleren Tisch und warteten. Nach kurzer Zeit hörten<br />

sie das Klirren von Ketten und dann kam der Gefangene PO1 bereits in Sicht. An Händen und<br />

Füssen trug er miteinander verbundene Ketten. Auch er trug ein altertümliches Hemd sowie eine<br />

passende Hose. Geführt wurde er durch zwei Gefängniswächter. Die Menge grölte und schrie<br />

„hängt ihn!“ Immer weiter nach vorn schoben und schubsten sie ihn, bis er vor den Tischen stand.<br />

„Was soll denn der Scheiß?“ fragte er und lachte.<br />

Troi räusperte sich „Mr. Brian Connel, das Inquisitionsgericht ist heute zusammengekommen um<br />

über sie zu richten. Sie werden der Meuterei, der Aufsässigkeit, der Befehlsverweigerung und der<br />

Körperverletzung beschuldigt.“<br />

Brian lachte erneut „ist das alles was ihr zu bieten habt? Ey, Mann, da war selbst der Admiral<br />

einfallsreicher“.<br />

Troi schaute weiterhin ernst „das Gericht wird nun die Ankläger hören“.<br />

Nach und nach traten Angi, Lt. Kauer, Daniel, Vorin und Toni vor das Gericht um auszusagen was<br />

PO1 Connel getan hatte.<br />

Nach Troi und der Sicherheitschefin, die beide einstimmig aussagten er hätte seinen Posten<br />

verlassen und Befehle verweigert, wurde Vorin gehört, welcher die ganze Zeit irgendwas von einem<br />

Smilie in seiner Konsole redete. Troi, die den Vorfall noch nicht kannte musste ein Schmunzeln<br />

unterdrücken. Eigentlich fand sie Brian Connel sehr humorvoll und auch kreativ. Wenn er seine<br />

Fähigkeiten nur nützlicher einsetzen würde.<br />

Als sie fertig waren, Daniel in allen schrecklichen Einzelheiten von der Verstümmelung Marinas<br />

berichtet hatte und Toni die gesundheitlichen Konsequenzen noch einmal verdeutlicht hatte, rief die<br />

Menschenmenge erneut „buuuuuuuuuuuuuuuuuuuh hängt ihn!“.<br />

Lars erhob seine Arme um das Volk zu beruhigen. In den Augenwinkeln konnte Troi sehen, wie die<br />

Botschafterin den Kopf schüttelte.<br />

„Die Anklagepunkte wurden verlesen, die Zeugen haben unter Eid ausgesagt. Das Gericht befindet<br />

sie der Anklagepunkte für schuldig.“<br />

„Was? Ich hab nicht mal das Recht mich zu verteidigen?“ fragte Connel und grinste immer noch als<br />

wäre dies alles ein Spiel.<br />

Troi räusperte sich und erhob sich „danke der unendlichen Weisheit Karl des Grossen und der<br />

Gnade Gottes ist das nicht notwendig“.<br />

„Foltert ihn“, rief nun die Menge die immer unruhiger wurde.<br />

Toni`s Finger tippelten auf den Folterwerkzeugen herum.<br />

Brian`s Augen huschten zu Toni und wieder zurück.<br />

„Das dürfen sie nicht! Das Recht der Sternenflotte lässt das nicht zu!“, rief er. Offensichtlich war er<br />

sich nicht sicher ob dieser altertümliche und etwas wirre Chefarzt der <strong>Sentinel</strong> nicht doch etwas<br />

vorhatte das weh tun könnte.<br />

„Die Sternenflotte ist nicht anwesend,“ meinte Lars kühl.<br />

„Nach dem Recht der Sternenflotte zu verlangen, in solch einem Moment, wo sie sich doch nie<br />

selbst an das Recht der Flotte halten... wie tief sind sie gesunken?“ fragte Daniel<br />

„Sie respektieren die Sternenflotte nicht – die Sternenflotte respektiert sie nicht“, fügte Troi hinzu.<br />

Connel starrte die Drei mit offenem Mund an „sie sind verrückt“, sagte er schließlich.<br />

„Nicht mehr als sie“, erwiderte Troi.<br />

Lars erhob seine Stimme erneut damit ihn alle hören konnten.<br />

„Das Gericht hat entschieden gnädig zu sein. Dem Schuldigen wird die Strafe der Folter erlassen“,<br />

begann er und Connel begann sofort wieder zu grinsen.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Wusste ich doch, dass sie es nicht bringen“.<br />

Zeitgleich konnte man ein wirklich bedauerndes „verdammt“ von Ensign i'Lleithra hören.<br />

„Er wird direkt an den Galgen geknüpft werden und dort baumeln bis zum Tode.“<br />

Die Menge jubelte und einige bewarfen Brian mit Tomaten und Gurken.<br />

Die beiden Wächter nahmen Brian an den Armen und brachten ihn zum Galgen.<br />

„Ihr könnt mich auch nicht hängen, die Todesstrafe ist barbarisch und längst abgeschafft!“ rief er<br />

fröhlich.<br />

„Wir haben ihnen doch gerade schon einmal gesagt, dass die Sternenflotte und ihre Gesetzte nicht<br />

anwesend sind. Und was das barbarisch angeht...“, meinte Daniel, „...haben sie schon einmal<br />

jemand mit meinen Augen getroffen? Ich kenne da nur barbarische Monster“.<br />

Troi musste sich sehr zusammenreißen um auf diesen Satz nichts zu sagen. Nicht wegen Brian,<br />

sondern wegen Daniel. Durch solche Worte tat er sich selbst genauso weh.<br />

Die Wächter hoben Brian an den Armen hinauf an den Galgen und der Scharfrichter, dessen Gesicht<br />

unter einer schwarzen Kapuze verborgen war, legte ihm die Schlinge um den Hals.<br />

Lars hob erneut die Arme und die johlende Menge verstummte.<br />

„Haben sie noch etwas zu sagen, ehe sie dem höchsten Richter entgegentreten?“<br />

Brian lachte „ja, hab ich. Ihr seid schwach und einfallslos. Selbst wenn Euch das Recht der<br />

Sternenflotte wirklich egal wäre, die Sicherheitseinstellungen des Holodecks lassen so was gar nicht<br />

zu.“<br />

Lars hob eine Braue „Ich wusste ich hab was vergessen. Computer: Sicherheitseinstellungen des<br />

Holodecks deaktivieren. Autorisierung Bring Alpha Theta Phi.“<br />

„Autorisierung positiv“, kam es vom Computer zurück „Sicherheitseinstellungen deaktiviert“.<br />

=/\= Cpt. Bring, CO <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Holodeck 2407.027, 0845 =/\=<br />

Ich schaute hinunter zur Menge und dann wieder zu Brian.<br />

„Wie sie sehen kann das Holodeck ihnen doch schaden“, sagte ich zu ihm mit finsterer Stimme.<br />

„Pah, sie wollen mich doch nur auf den Arm nehmen! Sie tun doch nur so als ob die<br />

Sicherheitskontrollen aus sind. Ich glaube ihnen kein Wort“, warf Brian lachend zurück.<br />

Es war nun an der Zeit ihm zu zeigen, dass wir es tot ernst meinten.. oder es ihm zumindest<br />

glaubwürdig machen wollten.<br />

„Gerichtsdiener. Bringen sie mir den Zeremoniendolch!“<br />

Plötzlich ging ein Raunen durch die Reihen. Die Hologramme, die wussten was es mit dem Dolch<br />

auf sich hatte, fingen sofort an mit der Besatzung zu tuscheln und schon bald wusste jeder um die<br />

sagenumwobene Geschichte dieses Dolches. Immer lauter wurde das Raunen und ich drehte mich<br />

zum Aufgang des Podestes. Ein Mann in schwarzer Kutte kam langsam die Treppen hoch. In seinen<br />

Händen hielt er ein schwarzes Samtkissen über das ein schwarzes Tuch gelegt war. Bei genauerem<br />

Hinsehen konnte man die Umrisse eines Dolches erkennen.<br />

Langsam kam der Mann näher zu mir, kniete nieder und hielt mir das Kissen nach oben. Wie für<br />

einen Diener üblich senkte er sein Haupt um mir nicht in die Augen zu schauen. Daniel und Angi<br />

stellten sich links und rechts neben ihn und hoben vorsichtig das Tuch herunter, dann entfernten sie<br />

sich und stellten sich nach hinten.<br />

Zum Vorschein kam ein wunderschöner Dolch. Sein Griff ähnelte der Struktur eines<br />

Drachenpanzerns und der Knauf sah aus wie ein Drachenkopf. Die Parierstange war wie für einen<br />

Dolch üblich nicht sehr breit, doch sah es so aus, als ob es der Schwanz des Drachen war. So<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

schwarz wie der Griff war, setze er sich kaum von dem Kissen ab. Die Klinge war beinahe schon<br />

unnatürlich weis und im mittleren Teil wundervoll mit allen möglichen Zeichen und Schriftzügen<br />

verziert. Kurz über der Parierstange war ein roter Edelstein eingearbeitet, der sowohl klar als auch<br />

neblig schien. Die Seiten der Klinge waren blank geputzt und es schien als hätte man sich alleine<br />

schon beim Hinsehen geschnitten.<br />

Langsam legte ich meine rechte Hand um den Griff und hob den Dolch gen Himmel. Dann drehte<br />

ich mich wieder zur Menge.<br />

„Männer, Frauen, Kinder. Reisende von Nah und Fern. Was ihr hier seht ist der heilige<br />

Zeremoniendolch! Gefertigt aus dem Zahn eines Drachen, den der tapferste unserer Ritter vor vielen<br />

Jahren erlegte, als dieser unser Dorf bedrohte.“<br />

Ich hielt den Dolch nach oben der Menge entgegen. Im selben Moment kam die Sonne über die<br />

Dächer und leuchtete den Dolch an. Wie von Geisterhand fing die Klinge an zu leuchten und auch<br />

der Stein erstrahlte plötzlich blutrot.<br />

„So seht nun wie ich diesem törichten Narr beweisen werde, dass es hier um sein Leben geht!“<br />

Langsam setze ich den Dolch an meine Richterrobe und zerschnitt sie am linken Oberarm, so dass<br />

man meine nackte Haut sehen konnte. Dann hob ich den Dolch noch einmal kurz der Menge<br />

entgegen und zog seine scharfe Klinge dann über die freie Stelle. Nach kurzer Zeit begann das Blut<br />

aus der Wunde zu laufen und ich musste die Zähne zusammen beißen um den Schmerz zu ertragen.<br />

Als ich mir dann den Dolch anschaute sah man ganz genau die roten Blutspuren.<br />

„Seht nun her und überzeugt euch von der Macht des Dolches!“<br />

Als ich die Klinge wieder ins Licht hielt leuchtete sie nicht wie vorher. Ihr Schimmer war verflogen<br />

und es schien eher als würde das Blut auf ihr immer roter werden und anfangen zu leuchten. Auch<br />

Brian, der hinter mir stand konnte das Schauspiel sehen und es anscheinend kaum glauben.<br />

Kurze Zeit später jedoch wandelte sich sein Blick wieder und er schien es mit Fassung zu tragen.<br />

„Captain, sie sind ein mutiger Mann. Ich werde meine Strafe ertragen.“<br />

Auch wenn er nun anscheinend eingesehen hatte, dass es kein Spiel war hatte er immer noch sein<br />

hämisches Grinsen auf den Lippen.<br />

„Wie ich sehe ist euch das Lachen immer noch nicht vergangen.“<br />

Ich machte eine kurze Pause.<br />

„Dann werde ich hoffen, dass wenigstens die Bürger lachen wenn sie mit dem faulen Obst und<br />

Gemüse versuchen, sie von ihrer Kiste herunter zu werfen, damit endlich Ruhe ist!“<br />

Die Wächter, der Henker, Angi, Daniel und ich verließen das Podest und kurze Zeit später fingen<br />

die ersten Hologramme an mit faulen Tomaten zu werfen. Nachdem dann auch recht schnell die<br />

Crew darüber aufgeklärt war, dass die Sicherheitssperre wieder aktiviert war, fingen auch sie an mit<br />

Tomaten, Pflaumen und Radieschen zu werfen.<br />

Brian, der seine Hände auf dem Rücken gefesselt hatte, versuchte so gut es ging auszuweichen und<br />

die Treffer die er einstecken musste zu ertragen, um nicht von dem kleinen Kasten zu fallen auf dem<br />

er stand. Immer wieder geriet er ins straucheln doch er wollte einfach nicht fallen.<br />

Nach zehn Minuten war ich es leid und stieg wieder auf das Podest.<br />

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„Sie scheinen ein wahrer Mann zu sein, Connel! Aber ihr Schicksal ist besiegelt!“<br />

Ich holte mit meinem Bein aus und setze zum finalen Tritt an, um den Kasten unter seinen Füßen<br />

weg zu schießen.<br />

= /\ = Ens. Vorin Sermak, SCI der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> = /\ =<br />

= /\ = Holodeck, DSZ 2406.027, 8:25 Uhr = /\ =<br />

Vorin betrat das Holodeck. Es sah beeindruckend aus was Daniel da fabriziert hatte. Ein kompletter<br />

mitteleuropäischer Marktplatz im Mittelalter der Erde. Autenthisch anmutende Fachwerkhäuser<br />

umrandeten einen mit einer art Kopfsteinpflaster befestigten Platz, auf dem standesgemäß ein<br />

Brunnen und ein Pranger zu finden waren. Allerdings war im Gegensatz zum normalen<br />

Marktplatzbild zusätzlich ein Galgenbaum in der Mitte des Platzes zu sehen. Eine aufgebrachte<br />

Menge an ärmlich gekleideten Menschen war um den Galgenbaum versammelt. Wäre Vorin kein<br />

Vulkanier gewesen, dann hätte er den Mob ohne weiteres als Pöbel bezeichnet, aber sein<br />

Gerechtigkeitssinn und seine Art Lebewesen zu sehen verboten es ihm solche durchaus<br />

diskriminierenden Dinge zu denken oder gar auszusprechen. Schließlich konnten all die Leute<br />

nichts für ihr Aussehen und ihren beschämenden Bildungsstand, zumal es ohnehin nur Hologramme<br />

waren.<br />

Nicht wenige Crewmitglieder hatten sich, ebenfalls angemessen gekleidet, unter die Menge<br />

gemischt. Darunter auch Angi, Lars und Daniel. Vorin wusste natürlich um das, was an diesem<br />

Morgen auf dem Marktplatz geschehen sollte. Persönlich hielt er gar nichts von solchen Spielchen,<br />

schließlich waren sie alle erwachsene Leute, die sich auf einer wichtigen Mission befanden.<br />

Außerdem empfand er es als unlogisch so viel Energie für eine Aktion zu verwenden, bei der ein<br />

widerspenstiges Crewmitglied einen Denkzettel bekommen sollte. Aber Daniel und Lars hatten nun<br />

einmal entschieden die „Akte Connel“ so anzugehen. Vorin hatte lange überlegt, ob er an einer<br />

solchen Veranstaltung teilnehmen sollte, aber da Lars zumindest die Führungsoffiziere ausdrücklich<br />

darum gebeten hatte zu erscheinen, war Vorin letztendlich doch gekommen. Er hatte seine Worte<br />

noch genau im Ohr:<br />

„ ... und das ist es, was wir mit Brian vorhaben. Ich möchte euch alle ausdrücklich bitten an der<br />

Inszenierung teilzunehmen. Schließlich soll Brian ja den Eindruck bekommen, dass wir es ernst<br />

meinen. Also, ich erwarte alle morgen früh um spätestens 8:30 Uhr auf dem Holodeck. ... “<br />

Vorins Aufgabe war es nun, als ein Zeuge gegen Brian auszusagen. Bevor er an der Reihe war ging<br />

er noch einmal zu Lars, um ihn darauf hinzuweisen, dass er die ganze Aktion missbilligen würde.<br />

Lars sah ihn streng an, und erinnerte ihn daran, was er am vorigen Abend gesagt hatte. Mit einem<br />

Grinsen im Gesicht scherzte er:<br />

„Oder willst du als nächster da oben stehen?“<br />

Er klopfte Vorin auf die Schulter und sagte ihm, dass er seine Sache mit Sicherheit gut machen<br />

würde. Trotz des guten Zuredens von Lars fühlte Vorin sich unwohl bei der ganzen Sache, denn<br />

diese Art der Disziplinierung entsprach ganz und gar nicht den Sternenflottenbestimmungen.<br />

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Schließlich wurde Brian auf den Marktplatz geführt. Er war in Ketten gelegt und wurde von der<br />

Menge aufs Übelste beschimpft. Ein wenig entsetzt war Vorin schon, aber er hatte Lars zugesagt,<br />

dass er gegen den Angeklagten aussagen würde also blieb er ruhig. Als es schließlich so weit war<br />

seine Aussage zu machen, stammelte Vorin nur irgendetwas von Smilies auf seinen Bildschirmen,<br />

so verwirrt und fast schon geschockt war er über das Treiben, das von Angi, Lars und Daniel<br />

aufgezogen worden war. Richtige Sätze konnte er vor Entsetzten nicht mehr wirklich herausbringen.<br />

Er beobachtete das Treiben weiter und war erstaunt darüber, dass Brian sich über die ganze Szenerie<br />

lustig machte. Als man ihm eröffnete, dass er gehängt werden sollte, machte Brian sich noch mehr<br />

über alles lustig, denn er wusste, dass es bei der Sternenflotte keine Todesstrafe mehr gab. Als<br />

Daniel antwortete, dass die Sternenflotte nicht auf diesem Holodeck wäre, hatte Vorin genug.<br />

Seiner Meinung nach war alles, was sich nun abspielte eine Verhöhnung der Werte, die sich in der<br />

menschlichen Gesellschaft über Jahrtausende entwickelt hatten. Die größte gesellschaftliche<br />

Errungenschaft war Vorins Meinung nach die komplette Abschaffung der Todesstrafe und obwohl<br />

alles auf der <strong>Sentinel</strong> nur ein Spiel war, empfand Vorin es als eine Beleidigung all jener Personen,<br />

die sich ihrerzeit für die Abschaffung der Todesstrafe eingesetzt hatten. Er zog daraus seine<br />

Konsequenzen, und verließ unter den bösen Blicken von Angi, Lars und Daniel das Holodeck.<br />

Auf dem Weg zur Brücke war Vorin etwas gereizt. Wie konnten die höchsten Offiziere des Schiffes<br />

nur die allgegenwärtige Anwesenheit der Sternenflotte und ihrer Werte auf dem Holodeck leugnen.<br />

Vielleicht war Vorin so gereizt, weil er noch nicht so lange von der Akademie fort war wie<br />

diejenigen, die all das inszeniert hatten. All die Bestimmungen der Flotte waren noch viel mehr in<br />

seinem Gehirn eingebrannt als bei den anderen, die im Laufe der Zeit gelernt hatten, die Regeln in<br />

einem gewissen Maße zu interpretieren. Trotzdem empfand er seine Entscheidung das Holodeck zu<br />

verlassen und damit seinem Protest Ausdruck zu verleihen als richtig, auch wenn er wusste, dass er<br />

möglicherweise disziplinarische Konsequenzen zu spüren bekommen könnte. Er sah sich schon<br />

beim Schrubben der Plasmaverteiler.<br />

= /\ = Brücke, 8:40 Uhr = /\ =<br />

Auf der Brücke angekommen nahm er seinen Platz in der Alpha Schicht ein. Er löste seine<br />

Vertretung ab und ließ sich berichten was während der ersten 40 Minuten der Schicht besonderes<br />

passiert wäre. Es wurde ihm von einem Ionensturm berichtet, den die <strong>Sentinel</strong> auf ihrem Kurs um<br />

etwa 8:50 Uhr treffen würde. Die Intensität dessen sollte allerdings derart gering sein, dass keine<br />

Kurskorrektur von Nöten sein würde. Eine Verstärkung der Bugschilde würde laut des Berichts von<br />

der Taktik genügen. Die nötigen Vorkehrungen wurden getroffen, und die <strong>Sentinel</strong> erreichte den<br />

Sturm pünktlich um 8:50 Uhr.<br />

Obwohl die Intensität des Sturmes nicht besonders stark war, wurde das Schiff doch etwas<br />

durchgeschüttelt. Nicht stark, aber doch spürbar, wenn man sich darauf konzentrierte. Die<br />

Bugschilde waren nach dem Durchfliegen des Sturmes bei 79 %, und Schadensmeldungen von<br />

einigen durchgebrannten Plasmarelais kamen auf der Brücke an. Nichts was also ernsthafte<br />

Probleme bereiten konnte, nichts was man nicht innerhalb kürzester Zeit reparieren konnte. Vorin<br />

ließ sich die betroffen Stellen des Schiffs auf seine Konsole spielen um zu sehen, welche Stellen des<br />

Schiffs betroffen waren. Er war ja immer noch in der Lernphase, auch wenn er nun bereits ein Jahr<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

im Weltraum unterwegs war. Er erhoffte sich durch die Schäden etwas über den Einfluss von<br />

Ionenstürmen auf die Systeme eines Schiffs zu lernen. Besonders stark betroffen waren die Systeme,<br />

die besonders viel Energie verbrauchten, da hier die Feldstärken am größten waren auf die die Ionen<br />

im Sturm reagierten. Vor allem im Bereich der Warpgondeln gab es einige Relais auszutauschen. Er<br />

arbeitete sich weiter durch die Schadensliste und entdeckte schließlich ein defektes Relais, das zu<br />

den Systemen des Holodecks gehörte auf dem noch immer die Simulation lief, von der Vorin sich<br />

entfernt hatte.<br />

Da er wusste welche Art von Simulation auf dem Holodeck lief, sah er sich vorsichtshalber die<br />

Systeme und die Protokolle des Holodecks an. Auf den ersten Blick lief alles normal. Noch vor<br />

wenigen Minuten wurden die, für eine Zeit lang deaktiviereten Sicherheitsprotokolle wieder<br />

aktiviert. Bei genauerem Hinsehen entdeckte Vorin jedoch, dass die Protokolle durch das defekte<br />

Relais ausgefallen waren, so dass die Simulation ohne irgendwelche Sicherheit weiterlief. Das<br />

Problem bei der ganzen Sache war, dass auf dem Holodeck niemand etwas von dem Ausfall der<br />

Sicherheitsprotokolle wusste. Vorin wusste genau, was für eine Simulation lief und er ahnte, dass<br />

Lars und die anderen zu allem bereit wären – natürlich nur mit aktiven Sicherheitsprotokollen.<br />

Hastig tippte er auf seinen Kommunikator um Lars mitzuteilen, was geschehen war.<br />

„Sermak an Cpt. Bring! …”<br />

Er erhielt keine Antwort. Stattdessen hörte er den wilden Mob gröhlen. Es war so laut, dass Lars<br />

offenbar nichts von Vorins Ruf merkte. Vorin ließ sich an seiner Station sofort ablösen um zum<br />

Holodeck zu eilen und den Verantwortlichen irgendwie mitzuteilen, dass die Simulation ohne<br />

Sicherheitsprotokolle lief.<br />

= /\ = Holodeck, 8:55 Uhr = /\ =<br />

Auf dem Holodeck angekommen sah er, wie der aufgestachelte Haufen von Stadtbewohnern mit<br />

Eiern, Obst und Gemüse nach Brian warf. Vorin war erstaunt darüber, dass Brian hart blieb und<br />

nicht von der Kiste fiel auf der er stand, obwohl er jeden Treffer aufgrund des Fehlens der<br />

Sicherheitsprotokolle voll zu spüren bekam. Er durfte allerdings keine Zeit verlieren, indem er da<br />

stand und staunte. Er versuchte sich den Weg nach vorne zu bahnen. Es stellte sich heraus, dass das<br />

schwieriger war als angenommen. Jeder Stadtbewohner wollte so nah wie möglich am Geschehen<br />

dran sein, so dass Vorin immer wieder zurückgestoßen wurde. Er hatte keine Chance nach vorne zu<br />

kommen. Da half es auch nichts, dass er mittlerweile wieder seine Uniform trug, denn die<br />

Stadtbewohner kannten die Uniform nicht und hielten ihn wahrscheinlich für einen Gaukler. Er sah<br />

nur noch eine Möglichkeit dafür zu sorgen, dass Lars Brian nicht versehentlich wirklich hängte.<br />

„Computer, Programm beenden!“, sagte Vorin.<br />

„Negativ! Nur Cpt Bring, Cmdr Troi und Lt Sheridan sind berechtigt das Programm zu beenden“,<br />

kam prompt die Antwort des Computers.<br />

Erneut versuchte der mittlerweile verzweifelte Vorin nach vorne zu kommen. Er hatte ja gewusst,<br />

dass es eine Schnapsidee wäre ein solches Programm zu spielen, aber natürlich hatte er nie und<br />

nimmer damit gerechnet, dass aus dem Spiel plötzlich durch ein technisches Problem Ernst werden<br />

könnte. Er hoffte inständig, dass Lars und die Anderen nicht für das, aus seiner Sicht ignorante<br />

Verhalten bestraft werden würden, indem sie versehentlich etwas taten, was sie niemals wirklich tun<br />

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wollten. Nur äußerst langsam kam Vorin durch die aufgebrachte Menge voran und immer wieder<br />

wurde er zurückgestoßen. Er hatte keine Ahnung, ob er mittlerweile bemerkt worden war oder nicht.<br />

=/\=PO1 Brian Connel, MSEC <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>=/\=<br />

=/\=Holodeck, 2407.027 8.20 Uhr=/\=<br />

Da saß er nun. Angekettet in einem dunklen steinernen Kerker inmitten eines Holoprogramms.<br />

Brian fühlte sich total verarscht. Was sollte das hier werden? Er dachte sie würden ihn jetzt in die<br />

Arrestzelle sperren, aber stattdessen hatten sie ihn gezwungen das Holodeck zu betreten und sich<br />

einkerkern zu lassen. Nicht nur das ihm diese Epoche der Erde viel zu barbarisch war, er fand diese<br />

ganze Aktion auch sehr kindisch. Aus dem Kerkerfenster konnte er sehen das sich eine große<br />

Anzahl an Menschen an einem Platz ganz in der Nähe sammelte. Brian grübelte was das wohl zu<br />

bedeuten hatte. Wollten sie ihn etwa vor ein mittelalterliches Gericht stellen? Wenn ja, wozu denn<br />

das? Connel war verwirrt.<br />

Ein paar Minuten später kam endlich jemand und holte ihn aus dem Gefängnis heraus. Brian sah an<br />

sich herunter. Die mittelalterliche Kleidung schien ihm aber gut zu stehen. Langsam trottet er den<br />

verkleideten Sicherheitsleuten hinterher. Sie führten ihn an Ketten. Langsam verließen sie das<br />

Gebäude und betraten das Gebäude daneben. PO1 Connel sah jetzt schon, dass es sich wohl um das<br />

Gerichtsgebäude handelte. Überall standen Hologramme und buhten ihn aus. Brian grinste nur und<br />

ließ sich in den Gerichtssaal bringen. Er freute sich irgendwie auf das Spektakel.<br />

Die Verhandlung dauerte eine Weile. Unter anderem versuchte die Crew der <strong>Sentinel</strong> Brian Angst<br />

mit der Todesstrafe zu machen. Doch selbst als sich Lars selbst mit einem, nebenbei sehr schönen,<br />

doch als sich Lars deutlich selbst verletzte änderte sich Brians Meinung.<br />

Erstaunt blickte er Lars an, von dessen Arm Blut tropfte. Anscheinend meinten sie es doch ernst,<br />

auch wenn er sich da nicht sicher war. Für einen kurzen Augenblick verstummte er. Hieß das, dass<br />

es jetzt um ihn geschehen war? Sollte dies das Ende sein? Brian Connel war verwirrt. So hatte er<br />

sich seinen Tod nicht vorgestellt. Er akzeptierte es aber. Die Crew dachte bestimmt, dass er jetzt<br />

Angst bekommen würde, aber ganz im Gegenteil. Irgendwie war es für ihn erleichternd, er wusste<br />

nun was ihm passieren würde. Nach dem Verschwinden von Michael und Telara war ihm sowieso<br />

alles egal. So setzte er der Crew zum trotz sogar noch ein diabolisches Grinsen auf. Trotzdem blieb<br />

er gelassen.<br />

Langsam führten sie ihn hinaus, hoch auf das Podest. Hier wartete die Schlinge. Sie stellten ihn auf<br />

einen kleinen wackeligen Kasten, seine Hände immer noch zusammen gebunden, legten die<br />

Schlinge um seinen Hals und verließen das Podest. Nun begann das Volk Brian mit faulen Früchten<br />

zu bewerfen. So sollte das nun aber ganz und gar nicht ablaufen. Brian erinnerte sich an sein<br />

Geschicklichkeitstraining und wich so gut er konnte auf dieser Kiste den Früchten aus. Plötzlich<br />

stoppte die Menge. Brian war klar was nun passieren würde. Schlagartig schloss er die Augen und<br />

ging in sein tiefstes Inneres, ließ alles Revue passieren.<br />

"Sie scheinen ein wahrer Mann zu sein, Connel! Aber ihr Schicksal ist besiegelt!“ sagte Lars, der<br />

plötzlich hinter Brian stand. Er holte aus und kickte den Kasten unter Brians Füßen weg. PO1<br />

Connel war nun voll konzentriert. Er hoffte dass es wenigstens schnell ging. Er fügte sich seinem<br />

Schicksal. DOCH PLÖTZLICH:<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Brian sackte nach unten, und unter ihm öffnete sich eine Luke im Podest. „Platsch!!“ machte es als<br />

Brian urplötzlich in ein Becken mit Wasser klatschte. Das Seil schnippte jedoch wieder zurück, der<br />

Boden schloss sich und Connel machte eine äußerst unsanfte Landung auf dem Holzboden des<br />

Podestes. Brian war starr vor Schreck. Damit hatte er nicht gerechnet. Wie ein bemitleidenswertes<br />

Tier lag er auf dem Boden und regte sich nicht. Sie hatten ihn verschont… aber warum? Und warum<br />

mussten sie gerade so ein Spiel mit ihm abziehen? Seine Verwirrung war groß.<br />

Lars ging ein paar Schritte vor und sprach: „Ich habe es dir gesagt. Diese Crew ist wie eine Familie<br />

und selbst die „Schwererziehbaren“ erhalten eine zweite Chance. Wir sind anders als diese<br />

Menschen damals im Mittelalter. Das solltest du wissen. Denn wir sind zivilisiert und intelligent<br />

genug unser eigenes Schicksal in der Zukunft selbst nach besten Wissen festzulegen. Brian, du hast<br />

Die Crew dieses Schiffes in Gefahr gebracht, trotzdem würden wir dich dafür niemals mit dem<br />

Tode bestrafen, denn damit würden wir nur vor Problemen davon laufen. Trotzdem erhältst du eine<br />

Strafe... das ist klar. Du erhältst die schlimmste und heftigste Strafe die man an Board dieses<br />

Schiffes erhalten kann: und zwar Therapie bei Angi.“ Lars hob die Arme in die Luft und das Volk<br />

begann zu grölen und zu jubeln. Angi, die vor dem Podest stand und das ganze beobachtete, guckte<br />

ein wenig seltsam.<br />

Brian wurde daraufhin wieder in den Kerker geschafft. Dort sollte er bis zum ende des<br />

Mittelalterfestes warten, also bis Ende des Tages. Sein Grinsen war ihm vergangen. Connel war<br />

gebrochen. Alles hätten sie ihm nehmen sollen, auch sein Leben, aber nur nicht seinen Stolz... dies<br />

war aber nun passiert. Brian war alles egal, er war innen fast leer. Eins hatten sie damit jedenfalls<br />

erreicht. PO1 Connel würde sich erst einmal fügen, bis er diese „Innere Verletzung“ wieder geheilt<br />

hatte…<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Holodeck, SD 2407.027, 0905 =/\=<br />

Das sollte Connel eine Lehre sein! Er würde es sich nun – hoffentlich – zweimal überlegen, ob er<br />

der Crew noch einmal einen solchen kruden Streich spielen würde oder nicht. Das kleine Bad im<br />

Zuber unter dem Galgen hatte bestimmt nicht seine Wirkung verfehlt. Und das Gummiseil hatte<br />

sein Übriges dazu getan. Noch während der PO1 von den Wachen abgeführt wurde, kämpfte sich<br />

eine Gestalt durch den jubelnden Pöbel: Vorin Sermak, der Wissenschaftsoffizier der <strong>Sentinel</strong>.<br />

„Du hast das Beste verpasst, Vorin!“, rief Daniel grinsend.<br />

„Das glaube ich nicht. Ihr müsst die Simulation anhalten! Wir haben gerade einen Ionensturm<br />

passiert, der sich negativ auf unsere Systeme ausgewirkt hat! Das Sicherheitsprotokoll des<br />

Holodecks lässt sich nicht mehr aktivieren!“<br />

„Ein Relais?“<br />

Vorin nickte.<br />

„Dann lass es austauschen. Wenn es nur für die Sicherheitsprotokolle notwendig ist, dann braucht<br />

das Programm nicht beendet werden.“<br />

„Werde ich machen. Wie lange wollt ihr das noch spielen?“<br />

„Ich denke, den ganzen Tag noch. Mach doch einfach mit.“<br />

„Danke, aber unter Amüsement verstehe ich etwas anderes“, antwortete der SCI.<br />

„Ach komm, solange nichts aufregendes auf der Brücke passiert, kannst du ruhig ein bisschen Zeit<br />

hier verbringen. Kleide dich noch wie ein entsprechender Zeitgenosse und mach einfach mit. Hier<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

kannst du etwas über die Geschichte der Menschheit lernen.“<br />

Nach einige Hin und Her ließ sich der Vulkanier doch zum Bleiben überreden, jedoch wollte er<br />

zuvor noch das beschädigte Relais auswechseln lassen. Es sollte ja nichts schlimmes passieren,<br />

während sich die gesamte Führungscrew in dieser mehr als merkwürdigen Umgebung aufhielt.<br />

Einige Minuten später kam Vorin mit der Nachricht, dass die Protokolle wieder funktionierten<br />

zurück. Mittlerweile hatte er sich sogar ein mittelalterliches Gewandt repliziert und angezogen.<br />

Daniel unterrichtete Lars und Angi über die Sache und widmete sich dann wieder der Erkundung<br />

des mittelalterlichen Markts. Ein buntgekleideter Herold mit einem Gefolge aus Fanfarenbläsern<br />

zog Sheridans Aufmerksamkeit auf sich:<br />

„Höret, oh, höret und lasset euch sagen,<br />

ein Turnier soll’s sein, wer will es wagen?<br />

Sich zu stellen dem ehrenwerten Kampfe,<br />

mit dem Schwerte, Bogen und der Lanze?<br />

Als Trophä’ des Burgherren Tochter steht,<br />

ihr Herz zu gewinnen ein jeder Recke strebt.<br />

Zur Mittagsstund das Turnier beginnt,<br />

der beste Recke in zweien Disziplinen gewinnt.“<br />

Ein Turnier? Das konnte wohl nur Lars’ Idee sein. Aber es klang so, als würde es riesigen Spass<br />

machen. Da er sich nicht mehr an alle Einzelheiten über die Gewohnheiten im Mittelalter erinnern<br />

konnte, griff er auf das Terminal des Holodecks zu, welches in einer versteckten Seitengasse der<br />

Stadt in einer Mauer verborgen war. Lanzenkampf auf Pferden war das Spektakel Nr. 1 zu dieser<br />

Zeit. Auf Pferderücken seine Lanze an des Gegners Brust oder Kopf zu zerschmettern und ihn<br />

wenn's geht vom Gaul zu reißen, so gewinnt man Turniere, Ehre und eventuell das Herz einer<br />

schönen Edeldame. So weit so gut, das wusste er zuvor auch schon. Das wichtigste aber war, dass<br />

jeder Ritter adliger Abstammung war, ein Pferd und eine Rüstung besaß und einen Knappen hatte,<br />

der für ihn die Laufarbeit erledigen musste. Bis auf das Letzte war es kein Problem, nur wo sollte er<br />

einen Knappen hernehmen? Connel? Vorin? Nein, die beiden kamen nicht in Frage. Also musste es<br />

jemand anderes sein. Da sich eigentlich niemand von der Crew dafür anbot, kreierte der Texaner<br />

einen guten Knappen.<br />

Zur Mittagszeit hatte der XO alles zusammen, was er zum Bestreiten des Turniers benötigte:<br />

Knappen, Rüstung und Pferd. Zwar war er schon lange nicht mehr im Sattel gesessen, doch das war<br />

wie Fahrrad fahren: man verlernte es nie. Nur an die schwere Eisenrüstung musste er sich erst noch<br />

gewöhnen...<br />

Wenig später begann die Parade der Recken. Mit wehenden Bannern, stolz geschmückten Pferden<br />

und glänzenden Rüstungen ritten die Mitstreiter in die Turnierarena ein und nahmen vor der Tribüne<br />

der feineren Herrschaften Aufstellung, während sich der Pöbel an den verlängerten Rücken der<br />

Pferde erfreuen durften.<br />

Das Helmvisier zurückgeklappt, saß Daniel im Sattel seines Arabers und blickte auf die Tribüne.<br />

Lars saß in der Mitte auf dem Thron des Herrschers, rechts neben ihm Mary und links eine Frau,<br />

deren Gesicht durch einen Schleier verdeckt war. Auf den weiteren Plätzen hatten sich Angi,<br />

Ssianha und Simarh niedergelassen und vorne am Geländer stand Jason und betrachtete ganz<br />

aufgeregt die Pferde samt deren Reitern. Ein Herold betrat die Arena und nahm vor der Parade<br />

67


Aufstellung:<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Werte Lords, werte Ladies, werter Pöbel. Erster Sohn Sir Wolfgang Lars Ansgar von Bring, erster<br />

Graf von <strong>Sentinel</strong> Castle, Sir Lars Ansgar Einard von Bring, sprechet nun zu euch!“<br />

Unter Jubel und Beifall aus den Reihen des einfachen Volkes erhob sich Lars von seinem Thron und<br />

machte ein paar Schritte an das Geländer.<br />

„Seid gegrüßt, ehrenreiche Ritter in euren strahlenden Rüstungen, die ihr so reich an Zahl den Rufen<br />

der Boten gefolget und hier her auf die Stätten gekommen seid. Auf das ein jeder Recke ehrvoll<br />

kämpfet und der beste vom Schlage der Ritter meines Töchterlein Hand gewinnen soll.“<br />

Lars schien sehr in seiner Rolle aufzugehen, hatte er doch das Sprüchlein in einer heute nicht mehr<br />

gebräuchlichen Weise aufgesagt. Der „Burgherr“ setzte sich wieder und die verschleierte „Tochter“<br />

– Daniel fragte sich, wer das wohl sein könnte – trat an das Geländer. Sie hob ein rotes Seidentuch,<br />

welches mit Goldfäden durchsponnen und reichhaltig verziert war und ließ es von der Brüstung<br />

fallen. Dann setzte sie sich wieder und der Herold verkündete, dass die Spiele eröffnet waren. Nun<br />

folgte die Vorstellung der einzelnen Turnierteilnehmer. Bei zwanzig Edelmännern dauerte es<br />

natürlich eine Weile, bis der Texaner dran war. Für die Vorstellung hatte er sich geschichtlich<br />

korrekt an seine eigentliche Herkunft erinnert, nämlich an die schottischen Hochmoore, aus denen<br />

seine Vorfahren abstammten.<br />

„Erster Sohn Sir Johnathan Duncan McSherryan von Blackberra Castle, fünfter Lord von<br />

Blackberra Forrest und Loch Sherryan. Werte Lords, werte Ladies: Sir Daniel Connor Charles<br />

McSherryan!”<br />

Wie bei seinen Vorgängern auch jubelte das Volk ihm zu, als er eine Platzrunde drehte und dann<br />

vor dem Thron des Herrschers Aufstellung nahm. Als Zeichen der Ehrerbietung das Haupt gesenkt<br />

stand er vor der feinen Gesellschaft und wartete, bis Lars seinen „Segen“ ausgesprochen hatte. Dann<br />

ritt er zurück in die Reihe und wartete, bis die restlichen vier Ritter vorgestellt waren. Als Parade<br />

ritten die zwanzig Teilnehmer noch einmal über den Platz und steuerten dann die Zelte an, welche<br />

außerhalb der Arena aufgestellt waren.<br />

Der erste Wettbewerb war das Lanzenreiten. Im ersten Lauf standen sich Sir Arthur Earl of York<br />

und Sir Douglas Lord of Queens gegenüber. Sheridan blickte auf die Reihenfolge der<br />

Ausscheidungskämpfe: er würde erst im vierten Lauf dabei sein. Zeit genug, um sich auf den<br />

Wettbewerb vorzubereiten. Als er ein weiteres Mal auf die Tafel blickte erkannte er, dass einer der<br />

gerade erst vorgestellten Ritter sich aus den Kämpfen zurückgezogen hatte und durch einen anderen<br />

ersetzt wurde, welcher sich „Black Knight“ nannte. Eigentlich waren Pseudonyme verboten, aber er<br />

musste einflussreiche Freunde haben, wenn er so teilnehmen durfte. Wenn Daniel die<br />

Ausscheidungskämpfe überstehen würde, dann würde er bestimmt auf den ominösen Unbekannten<br />

treffen...<br />

„Sire, ihr müsst euch auch für den Schwertkampf vorbereiten. Der erste Kampf findet in einer<br />

Viertelstunde statt“, rief Arthaniel, Sheridans Knappe.<br />

„Was? Wer ist mein erster Gegner?“<br />

„Sir Winston Fattonberry von Westfirst-Middelwinster-Shetwood Castle, Sire.”<br />

“Ein langer Name, Art. Ist er ein guter Kämpfer?“<br />

„Ja Sire, ein sehr guter sogar. Bis jetzt hat er von fünf Turnieren drei im Schwertkampf gewonnen.“<br />

„Ein harter Brocken also, wie? Na, diesmal wird er nicht siegen!“<br />

„Wie ihr meint, Sire. Euer Schwert ist neu ausbalanciert und liegt jetzt besser in der Hand als<br />

zuvor.“<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Danke Art. Ein guter Freund sagte einmal: Ein Kämpfer ist nur so gut wie sein Schwert und dieses<br />

Schwert ist sehr gut.“<br />

Wenig später stand Sheridan in der kleinen Schwertkampfarena. Das Volk drängte sich an den<br />

Seilen des Rings und viele Wetten wurden abgeschlossen. Doch vom Gegner war keine Spur zu<br />

sehen. Dann ertönten plötzlich Paukenschläge und die Menge teilte sich auf einer Seite. Ein wahrer<br />

Hüne stapfte auf den Ring zu, eine golden schimmernde und durch die Sonnenstrahlen fast schon<br />

gleißende Rüstung tragend. Der Federbusch auf seinem Helm war riesig und rot gefärbt. Unter dem<br />

Jubel der Zuschauer betrat Sir Winston den Ring und zog sein Schwert. Daniel schloss sein<br />

Helmvisier und ging in Hab-acht-Stellung. Schon jetzt wusste er, dass es kein leichter Kampf<br />

werden würde...<br />

=/\= Cmdr. Simarh, Diplomatin =/\=<br />

=/\= Gänge <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.027, 0940 =/\=<br />

Nur mühsam hatte die Vorta einen angewiderten Gesichtsausdruck unterdrücken können ... das sich<br />

ihr eben gebotene Schauspiel befand sie für Offiziere der Sternenflotte als unangemessen und<br />

rundweg peinlich. Und so was schimpfte sich Commanding Officer und Executing Officer eines<br />

Schiffes. Kopfschüttelnd bog sie um die nächste Ecke und murmelte leise vor sich hin.<br />

„Auf was für einem Schiff bin ich hier gelandet... der Captain hat seine Crew nicht im Griff, die<br />

Führungsoffiziere spielen irgendwelche mittelalterlichen Holoprogramme anstelle zu arbeiten und<br />

zelebrieren hirnrissige Bestrafungsrituale...“<br />

So langsam fragte sie sich – und das bereits am ersten Tag an Bord - ob die Wahl der <strong>Sentinel</strong> als<br />

diplomatisches Schiff nicht doch wie zuerst befürchtet ein absoluter Fehlgriff gewesen war. Ein<br />

Captain der gegen Vorschriften der Förderation verstiess und einen gefährlichen Hang zum<br />

Unkonventionellen besass... nun das Starfleet Command würde sicher nicht sonderlich über solche<br />

Vorkommnisse erfreut sein. Sie beschloss jedoch, die neugewonnenen Informationen zunächst für<br />

sich zu behalten um diese dann später nutzbringend einzusetzen. Was jedoch langsam an ihren<br />

Nerven zerrte, war die ständige mentale Präsenz des Captains, der so wie die Vorta es vermutete,<br />

seine telepatischen und empathischen Fähigkeiten noch nicht wirklich unter Kontrolle geschweige<br />

denn erforscht hatte. Sie überlegte fast, ob sie seine Einladung zur Schiffsführung heute ablehnen<br />

sollte, doch ob sie jetzt neben ihm gehen würde oder in ihrem Quartier war... würde nicht viel an<br />

ihrem Unwohlsein ändern. Auch wenn es nicht ihren Gepflogenheiten entsprach, so verstärkte sie<br />

ihren sonst immer wirkungsvollen mentalen Schild, so dass sie kaum noch Emotionen oder<br />

Gedanken von aussen wahr nahm und genoss die in ihr eingekehrte „Ruhe“.<br />

Simarh stoppte ihren ausgreifenden Schritt und überlegte, wo sie sich nun hinwenden sollte.<br />

Sicherlich wäre die Brücke im Augenblick die ungünstigste Wahl – jetzt diesen kindischen<br />

Offizieren unter die Augen zu treten... sie war sich nicht sicher, ob sie sich die eine oder andere<br />

sarkastische Bemerkung verkneifen können würde. Schließlich war die Vorta immer bemüht<br />

Sympathien zu sammeln und aus diesen - soweit es den Möglichkeiten der Personen lag - zu<br />

profitieren. Mit Leuten die einen nicht hassten oder einem gar „feindlich“ gegenüber standen, liess<br />

sich wesentlich effektiver zusammenarbeiten und somit auskommen – vielleicht war dies eine<br />

Definition von „Freundschaft“. Interessante Definition und auch etwas verständlicher für die Vorta,<br />

als das sonstige gefühlsdusselige Erklärungsgeschwafel für die Definition dieser Begrifflichkeit.<br />

Menschen waren so... kompliziert, ineffektiv, fehlerbehaftet - man wuste gar nicht wo man aufhören<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

sollte alles aufzuzählen. Wie eine solche Rasse die Zusammenarbeit mit anderen erreichen konnte<br />

und zu solch einem, nicht zu unterschätzenden, Machtfaktor werden konnten, war ihr immer noch<br />

schleierhaft.<br />

Als die Diplomatin den Gang zu ihrem Quartier erreicht hatte, stoppte sie überrascht ihren forschen<br />

Gang. Der seltsame Chefarzt lungerte vor ihrem Quartier herum. Wenn sie seine Körperhaltung<br />

richtig deutete war er verlegen oder ihm war irgend etwas reichlich unangenehm. Simarh erinnerte<br />

sich an seinen Ausbruch gestern auf der Krankenstation, er schien auch zu den<br />

Förderationszugehörigen gehören, die ihr nicht wirklich wohl gesonnen waren und die, aufgrund<br />

persönlicher Verluste, eine tiefe Aversion gegen alle Angehörigen des Dominion hatten.<br />

Was konnte er nun von ihr wollen? Wieder seinen Zorn an ihr ablassen und mit irgendwelchen<br />

irrationalen Schuldzuweisungen seinen quälenden Erinnerungen zu entkommen? Nun sie würde es<br />

ja gleich merken...<br />

Die Vorta schritt weiter auf ihr Quartier zu und nun bemerkte der Unteroffizier sie ebenfalls. Mit<br />

einem süffisanten Lächeln auf den Lippen und vor der Brust verschränkten Armen baute sie sich vor<br />

ihm auf.<br />

„Suchen Sie etwas bestimmtes ?“<br />

=/\= CMO Antonio Columbi, <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Vor dem Quartier der Vorta, 2407.027, 09.45 =/\=<br />

Toni hatte vor 15 Minuten das Holodeck verlassen um einen Blick auf die OPS zu werfen. Ihr<br />

Zustand war bis jetzt unverändert. Fieberhaft suchte man nach dem Stoff, der ihr Immunsystem so<br />

durcheinander geworfen hatte. Zuvor war Toni jedoch in sein Quartier gegangen um sich seiner<br />

Verkleidung zu entledigen. Es genügten die schrägen Blicke, die er jetzt schon erntete. Das Kostüm<br />

sollte nicht noch für mehr Aufsehen sorgen.<br />

Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. Bis jetzt hatte er noch nicht den Mut gefasst den<br />

Türsummer zu betätigen. Eine Stimme riss ihn aus seiner Scham. Er spürte wie sein Herz schneller<br />

schlug, trotzdem versuchte er beherrscht zu sein.<br />

„Suchen sie etwas bestimmtes“? er blickte in das Gesicht der Vorta.<br />

„Oh, ich dachte ... hier sei die Männertoilette und ich wundere mich ständig warum die Tür nicht<br />

aufgeht“, er grinste leicht verlegen und senkte den Kopf.<br />

„Ah ja“, war die kühle Bemerkung der Vorta, sie blieb am Fleck stehen und machte keine Anstalten<br />

einer Bewegung. Toni wartete kurz und fuhr dann fort.<br />

„Nun ja um ehrlich zu sein, wollte ich mit ihnen sprechen und damit auch dem etwas kindischen<br />

Getue auf dem Holodeck zu entgehen. Ich bin zu alt für sowas“, er blickte die Vorta an, diese nickte<br />

stumm. Toni wusste nicht: galt das seinem Anliegen oder seinem Argument. Sie trat einige Schritte<br />

nach vorne und öffnete die Tür zu ihrem Quartier. Toni folgte ihr nach ihrer Aufforderung.<br />

=/\= Quartier der Vorta =/\=<br />

„Nehmen sie Platz“, mit ausgestreckter Hand bot sie Toni einen der freien Sessel an. Dieser nickte<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

dankend und lies sich in den Ersten fallen. Er erntete einen missfälligen Blick, anscheinend hatte er<br />

sich auf den falschen Sessel gesetzt.<br />

, still erhob er sich wieder und tauschte den Platz, die Vorta nahm nun ebenfalls<br />

Platz und blickte den kleinen, grauhaarigen Mann an.<br />

„Nun ich höre“? Ihre Stimme klang kalt und traf Toni als würden man ihn mehrere Messer in die<br />

Brust rammen.<br />

„Ich bin kein Mann großer Worte ...“, er zögerte kurz. „Ich möchte mich entschuldigen“, fügte er<br />

leise hinzu.<br />

„Ich konnte das letzte nicht hören“, Toni sah deutlich wie die Vorta es heraus zu provozieren<br />

schien.<br />

„Dann machen sie einen Termin auf der Krankenstation, dann checke ich ihre Ohren“, Tonis<br />

Sarkasmus war deutlich zu hören.<br />

„Menschen, stur, eingebildet und kindisch“.<br />

„Nun ja zumindest sind wir noch kindisch“, gab Toni als Kontra.<br />

„Fordern sie mich nicht heraus, sie würden eh nur verlieren.“ Hochmut spiegelte sich in der Stimme<br />

der Vorta wieder.<br />

Toni schwieg.. auch er wusste, wann es günstig war zu schweigen, doch sein Gegenüber lies nicht<br />

locker.<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Holodeck, SD 2407.027, 1229 =/\=<br />

Das Klirren der Schwerter wurde nur vom Jubel der Zuschauer übertönt, als die beiden Recken<br />

aufeinander losgingen. Sir Winston war zwar nicht gerade besonders flink, jedoch glich er diesen<br />

Umstand mit seiner Kraft wieder perfekt aus. Daniels Gegner führte ein schweres Breitschwert,<br />

dessen Klinge mit vielen kunstvoll geschwungenen Runen verziert war und an dessen Griff ein<br />

großer Saphir saß. Perfekt für einen Hünen wie Sir Winston...<br />

Das Ganze war natürlich nur eine Simulation und Sheridan war nie wirklich in Gefahr, wenn sein<br />

Gegner die Klinge gegen die Rüstung des Texaners wuchtete. Aber auch holografische Schläge<br />

konnten weh tun. Der Einsatz seiner besonderen Fähigkeiten konnte hier in dieser Umgebung fatal<br />

sein, da man früher PSI-Kräfte als Hexen- und Teufelswerk bezeichnete und die betroffenen<br />

Personen auf dem Scheiterhaufen verbrannte. Er wusste nicht, in wie weit die holografischen<br />

Zuschauer realistisch reagierten, aber das Risiko als Grillwürstchen zu enden, wollte er lieber nicht<br />

eingehen...<br />

Der Kampf lief weiter und es sah nicht besonders gut für Sheridan aus: sein Gegner war einfach zu<br />

stark für ihn. Das und die nicht besonders bewegliche Rüstung brachten ihn in arge Bedrängnis.<br />

Doch noch bevor Sir Winston seinen letzten Schlag landen konnte, fror das Programm plötzlich ein.<br />

Irgendwie sah die Pose des holografischen Kontrahenten schon komisch aus, wie er da so in der<br />

Luft hing. Aber Daniel blieb keine Zeit zum lachen, als das Programm beendet wurde und er in<br />

seiner replizierten Rüstung mit seinem Hintern unsanft Bekanntschaft mit dem Boden des<br />

Holodecks machte.<br />

„Was ist denn los?“, fragte er, als er Lars und die anderen auf sich zu kommen sah.<br />

„Die Brücke hat sich gerade gemeldet. Zwei Subraumsignaturen unbekanntem Ursprungs nähern<br />

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sich uns. Wir müssen dieses Spektakel ein anderes Mal fortsetzen“, antwortete dieser und half<br />

seinem XO wieder auf die Beine.<br />

„Ich bin nicht unglücklich darüber...“, murmelte Daniel mürrisch über seine Fast-Niederlage und<br />

folgte den Offizieren zum Turbolift.<br />

=/\= Brücke, wenig später =/\=<br />

Es hatte wieder etwas urkomisches an sich, als die komplette Schiffsführung in mittelalterliche<br />

Kleidung und Rüstung gehüllt die Brücke betrat. Lieutenant Averik, welcher Shen Tan an der OPS<br />

vertrat, rief auch sogleich ein Sensorenbild auf den Hauptschirm, als er die Offiziere erkannte.<br />

„Zwei unbekannte Subraumsignaturen und sie kommen mit hoher Geschwindigkeit auf uns zu, Sir!“<br />

„Erwarten wir Besuch?“, fragte Daniel.<br />

„Jedenfalls nicht so. Gibt es optische Daten?“<br />

„Nein, Sir. Die Schiffe sind getarnt.“<br />

„Romulaner?“, fragte Angi und warf einen Seitenblick zu Ssianha.<br />

„Dann haben sie ihre Signaturen maskiert. Gelber Alarm! Wollen wir doch mal sehen, wer da etwas<br />

von uns will.“<br />

„Wir sollten uns umziehen“, bemerkte Angi und die anderen stimmten zu.<br />

Wenig später trugen alle wieder ihre normalen Uniformen und warteten darauf, dass etwas passierte.<br />

Und das ließ nicht lange auf sich warten: laut dem Sensorbild flankierten die beiden unbekannten<br />

Schiffe die <strong>Sentinel</strong> und umflogen sie in waghalsigen Manövern. Plötzlich meldete Vorin, dass<br />

beide Schiffe ihre Tarnvorrichtung deaktivierten und Lars ließ das Bild auf den Hauptschirm<br />

bringen. Zwei Schiffe der Defiant-Klasse enttarnten sich und stoppten direkt vor der<br />

Untertassensektion der <strong>Sentinel</strong>.<br />

„Die Signaturen haben sich geändert: es handelt sich um die Schiffe <strong>USS</strong> Hawking und <strong>USS</strong><br />

Indianapolis!“<br />

„Wir werden gerufen!“, rief Ssianha von ihrer Konsole.<br />

„Auf den Schirm!“<br />

Im Hauptprojektionsfeld erschien das Gesicht eines Mannes Ende Zwanzig, der bereits die Pins<br />

eines Captains an seinem Kragen heften hatte.<br />

„Tari, tara, die Feuerwehr ist da!“, begrüßte der Captain die Crew der <strong>Sentinel</strong>.<br />

„Ich weiß nicht, wie das bei ihnen ist Captain, aber bei uns stellt man sich zuerst vor!“, erwiderte<br />

Lars mit strengem Blick.<br />

„Oh, ich vergaß... Captain Andrew Geras, Commanding Officer der <strong>USS</strong> Hawking und Wingleader<br />

der ‘Firefighters’. Träger diverser Auszeichnungen, unter anderem dem Orbitalorden in Gold, der<br />

Ehrenmedaille der operativen Einheiten für Kampfeinsätze und so weiter und sofort. Und sie sind,<br />

nehme ich mal an, Captain Lars Bring, CO des wohl modernsten Forschungsschiffes der Flotte.<br />

Blablabla und so weiter.“<br />

„Ganz schön vorlaut, dieser Geras“, flüsterte Daniel.<br />

„Haben sie ein Problem, Lieutenant?“, fragte Geras.<br />

„Nein, Sir. Schiffsinterna, sie verstehen?“<br />

„Wieso haben sie sich nicht schon von Weitem angekündigt, wie es normalerweise der Fall ist?“,<br />

fragte Lars.<br />

„Wenn sie so viele Kampfeinsätze geflogen wären wie ich, dann wüssten sie das. Aber Forscher<br />

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können so was eben nicht verstehen.“<br />

„Wenn wir nicht forschen würden, hätten sie nichts zu kämpfen...“, erwiderte Daniel.<br />

„Wie auch immer, bei dieser Mission habe ich das Kommando und sie haben sich an meine Befehle<br />

zu halten, Captain Geras. Alleingänge billige ich nicht und Waffen werden nur auf meinen Befehl<br />

hin eingesetzt, verstanden?“, fragte Lars und machte damit seinen Standpunkt klar.<br />

„Ja, Sir.“<br />

„Dann ist ja gut. Ich erwarte Sie und Captain Braxx in einer halben Stunde in meinem<br />

Besprechungsraum. Bring, Ende!“<br />

„Halt, warten Sie, Captain. Wir haben hier noch ein Paket für sie, für das wir Transporter spielen<br />

mussten. Ein neuer Offizier.“<br />

„Dann beamen sie ihn herüber. Gelben Alarm aufheben, Miss Jeiai.“<br />

„Wir haben ihn. Es handelt sich um Ensign Julian Gartner, unseren neuen Chefingenieur.“<br />

„Dann wollen wir ihn mal begrüßen. Angi, du hast die Brücke.“<br />

„Glaubst du, dass Hanx sehr verärgert sein wird, wenn er wieder einen neuen Offizier anlernen<br />

muss? Schließlich war McKinzy nur ein paar Tage auf unserem Schiff, bis er wieder weg musste“,<br />

fragte Daniel auf dem Weg zum Turbolift.<br />

„Wir werden sehen. Hoffentlich bleibt uns Gartner länger erhalten, als sein Vorgänger...“<br />

Wenig später standen die beiden Offiziere im Transporterraum 1 und musterten den neuen Offizier.<br />

„Ensign Julian Gartner meldet sich an Bord, Sir!“<br />

=/\= Cmdr. Simarh, Diplomatin =/\=<br />

=/\= Simarh´s Quartier <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.027, 0955 =/\=<br />

Es machte ihr weder Spaß noch empfand sie ein primitives und sinnloses Gefühl wie Befriedigung<br />

als der kleine, alte Mann kleinlaut und fast schon geschlagen vor ihr sass. Interessiert beobachtete<br />

sie wie er sich mühsam zusammenriss um ihren gnadenlosen Stichelein nicht etwas - sicherlich<br />

wenig Freundliches - zu entgegnen. Simarh lehnte sich entspannt in ihrem Sessel zurück und<br />

kreuzte bewusst langsam ihre Finger ineinander während ihre eisblauen Augen ihr Gegenüber<br />

unbarmherzig begutachteten.<br />

„Wieso empfinden Sie ein unnützes und sie selbst belastendes Gefühl wie dieses „kindisch sein“ als<br />

wertvoll?“<br />

Überrascht von der plötzlichen Wendung des Gespräches hob der Unteroffizier den Kopf und kniff<br />

scheinbar irritiert die Augen kurz zusammen. „Nun so sind wir nun mal...“<br />

Simarh schnaubte aufgrund der fast schon trotzig klingenden Worte höhnisch auf und machte ihrer<br />

Verachtung über die nichtssagende und läppische Erklärung damit sehr deutlich Luft.<br />

„Ihre Vorfahren hätten sich mit einer solchen Einstellung wohl kaum vom Baum heruntergetraut -<br />

geschweige denn zu solch einer Gemeinschaft wie sie heute bei ihnen existiert zusammen finden<br />

können. So sind wir nun mal?“<br />

Columbi schien seine Lebensgeister und seine Aufmüpfigkeit wieder gefunden haben, denn er<br />

entgegnete ihrem eisigen Blick etwas aufrechter und wich ihren Augen nicht mehr aus. „Und sie<br />

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meinen wohl das sie perfekt sind? Sie arrogantes und...“, er schnappte nach Luft wie um sich zu<br />

beruhigen.<br />

Die Vorta empfand das Verhalten des Arztes als höchst amüsant und so glitt ihr ein süffisantes<br />

Lächeln über die Lippen.<br />

„Ich reiche sicherlich nicht an die Gründer in ihrer Perfektion heran, jedoch weis ich, dass ich keine<br />

fehlerhaften Gene oder gar Krankheiten durch einen primitiven Erschaffungsprozess besitze. Das<br />

ich nicht als ein kleines, allein lebensunfähiges Wesen erst Stück für Stück Sprache oder gar<br />

Intellekt erlerne, ohne Gewissheit ob der gewählte Weg das Effizienteste ist. Ich habe nicht das<br />

Wissen und die Erfahrungen meiner – um es mal in ihrer primitiven Denkweise auszudrücken –<br />

Vorfahren verloren oder nur bruchstückhaft erhalten, sondern kombiniere deren Existenz mit meiner<br />

eigenen. Ich konnte nach meiner Erschaffung gleich einen wertvollen Beitrag für die Gründer<br />

leisten und in mein Leben direkt beginnen. Mit allem ausgestattet was ich benötige um meine<br />

Daseinsberechtigung zu erfüllen.“<br />

Während die Vorta mit ruhiger, fast schon sanft klingender Stimme weitersprach registrierte sie<br />

durchaus den fast ins Entsetzen hinübergleitenden Ausdruck in Toni´s Gesicht.<br />

Beiläufig stand sie auf und machte einen Schritt auf den Replikator zu, ohne jedoch in ihrer<br />

Erklärung inne zu halten.<br />

„Ich bin nicht perfekt – aber ich habe durch meine Vergangenheit und die Leistungen meiner Klone<br />

die Chance, der Perfektion immer ein Stück näher zu kommen. Welche Chancen haben sie<br />

dagegen?“ Mitleidig betrachtete sie den alten Mann.<br />

„Das jagt einem ja einen kalten Schauer über den Rücken... und das Schlimmste daran ist, dass sie<br />

daran wirklich glauben. Wo bleibt denn dann die Entwicklung? Die Individualität?“ Toni schüttelte<br />

sich angewidert und krauste die ohnehin schon faltenreiche Stirn.<br />

Die Vorta wandte sich mit einem nachsichtigen Gesichtsausdruck kurz dem Replikator zu, um sich<br />

einen heissen Tee replizieren zu lassen. „Möchten sie auch etwas?“<br />

„Nein danke. Mir hat es grad den Appetit verschlagen“, brummelte ihr Gast.<br />

Das dampfende Getränk sachte vor sich balancierend, steuerte sie wieder ihren Sitzplatz an. „Sie<br />

denken zu beschränkt. Meine Persönlichkeit hat sich individuell zu meinen vorherigen Klonen<br />

entwickelt. Entwicklung ist ebenfalls ein wesentlicher Bestandteil meines Strebens, die ich auf der<br />

Basis meiner Fähigkeiten aufbaue. Was bringt ihnen der Aspekt Freundschaft in ihrem Leben? Wie<br />

oft fühlen sie sich denn allein? War es schon immer ihr Wunsch gewesen auf einem Schiff weit ab<br />

ihrer eigentlichen Heimat beschädigte Personen wiederherzustellen? Was hat ihnen denn die Liebe<br />

gebracht? Sie sind alleine hier und leben mit ihrer Trauer, welche gepaart mit irrationaler Wut ihr<br />

Leben bestimmt, während sie hilflos zusehen. Ist das Sinn eines Lebens?“<br />

=/\= Cmdr.Angi Troi, COU der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\=Brücke, SD 2407.027, 1355 =/\=<br />

Da saß Troi also erneut und hatte die Brücke. Allerdings war sie dieses mal viel entspannter als die<br />

letzten Male. Sie hatte sich gerade sehr zusammenreißen müssen um nicht zu lachen als Lars<br />

Captain Geras gesagt hatte, er würde Alleingänge nicht billigen. Schließlich war der Alleingang des<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Commanding Officers liebstes Hobby. Jetzt, wo Lars und Daniel den neuen Chefingenieur begrüßen<br />

gegangen waren, schmunzelte Troi vor sich hin. Sie öffnete die Akte des neuen CHI und las sie sich<br />

kurz durch. Bis vor wenigen Minuten hatte sie keine Ahnung gehabt, dass ein neuer Offizier an<br />

Bord kommen würde. Aber Geheimnistuerei hatte derzeit ja Methode an Bord dieses Schiffes.<br />

Seltsamerweise regte es sie gar nicht mehr so auf. Dafür konnte es nur zwei Gründe geben.<br />

Entweder hatte sie das Holoprogramm so entspannt, dass ihre Nerven nicht mehr ganz so strapaziert<br />

waren, oder aber sie war mittlerweile so überlastet mit Gedankenvorgängen, dass dies im Vergleich<br />

zum Rest einfach nur bedeutungslos war. Voller Interesse sah sie die Akte durch. Noch ein<br />

Betazoide.. Magnus würde sich freuen einen Landsmann an Bord zu haben. Sie besah sich seine<br />

psychologische Akte und machte sich eine gedankliche Notiz zu seiner Phobie. Da diese Phobie auf<br />

Außeneinsätzen durchaus zu Problemen führen konnte musste sie Daniel darüber informieren,<br />

damit man im Fall der Fälle darauf vorbereitet war. Sie schloss die Akte und kurz darauf ihre<br />

Augen. Die leisen Schritte der Brückencrew und das leise, bestätigende piepen der Konsolen wies<br />

sie auch bei geschlossenen Augen darauf hin, dass alles in Ordnung war. Dann jedoch vernahm sie<br />

ein räusperndes Geräusch, dass zwar nur kurz zu hören war, aber keinesfalls auf die Brücke<br />

gehörte.. zumindest nicht ohne Anweisung. Sie öffnete die Augen und sah Vicky vor sich stehen.<br />

„Vicky?“ fragte Troi und wunderte sich doch sehr über diesen Besuch „was machst du hier?“<br />

„Ich muss mal mit ihnen reden Counselor“, erwiderte das Hologramm.<br />

„Öhm..“ Troi sah sich um „die Brücke ist eigentlich kein so guter Ort für Beratungsgespräche“<br />

erklärte sie ihr leise.<br />

„Würde ihr Rat in ihrem Büro anders ausfallen?“ fragte Vicky.<br />

Troi dachte nach „ich denke, dass mein Rat nicht anders ausfallen würde, aber er würde mit<br />

Sicherheit anders ankommen“.<br />

Vicky schien verwundert „nun, das verstehe ich nicht, aber ich muss auf jeden Fall mit ihnen<br />

reden“.<br />

„Ich hab ihre Nachricht erhalten und ich habe ihnen doch einen Termin für heute Mittag<br />

vorgeschlagen. Kam die Nachricht denn nicht an?“ fragte Angi.<br />

„Doch, aber heute Mittag ist zu spät. Ich muss jetzt mit ihnen reden!“<br />

Troi stand auf, nahm Vicky am Arm und führte sie in eine entlegene Ecke der Brücke.<br />

„Wo brennt es denn?“ fragte sie mit gesenkter Stimme.<br />

Vicky erstarrte und ihr Blick kehrte sich nach innen, so weit das bei einem Hologramm der Fall sein<br />

konnte. Ein paar Sekunden später schüttelte sie leicht den Kopf.<br />

„Meine Überprüfung der Systeme ergab, dass sich momentan kein Feuer an Bord befindet“.<br />

Troi musste grinsen „nein, das meinte ich nicht. Das ist so ein Spruch der Menschen, wenn sie<br />

fragen möchten, was der andere für ein Problem hat, worüber er reden möchte.“<br />

„Oh,“ erwiderte Vicky „das kannte ich noch nicht. Jetzt hab ich es aber gespeichert“.<br />

„Gut,“ meinte Angi „also, wie kann ich dir helfen. Worum geht es?“<br />

„Wir müssen unbedingt das Mittelalterfest fortführen“ erklärte Vicky daraufhin.<br />

„Warum?“ fragte Troi verdutzt.<br />

„Weil er mich gewinnen muss,“ erklärte das Hologramm.<br />

Troi verstand grade gar nichts und musste erneut nachfragen „Vicky, wer muss dich gewinnen?“<br />

„Na Erster Sohn Sir Johnathan Duncan McSherryan von Blackberra Castle, fünfter Lord von<br />

Blackberra Forrest und Loch Sherryan“, sagte Vicky ungeduldig.<br />

Troi begann zu verstehen „du warst die Tochter von Sir Lars Ansgar Einard von Bring?“<br />

Vicky nickte „und er hätte mich gewonnen, da bin ich sicher. Wir müssen es fortführen!“<br />

Troi seufzte „Vicky, wir können es jetzt nicht fortführen. Wie Du siehst sind vor der <strong>Sentinel</strong> zwei<br />

Schiffe und Daniel muss genauso arbeiten wie wir andern. Außerdem glaube ich ehrlich gesagt<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

nicht, dass es grad egut wäre, wenn er dich gewinnen würde.“<br />

Vicky schaute entsetzt „glauben sie er würde mich nicht wollen?“<br />

Troi wusste nicht recht wie sie das erklären sollte. Vor allem nicht wie sie das hier auf der Brücke in<br />

Ruhe erklären sollte.<br />

„Vicky, ich glaube, dass wir das in Ruhe besprechen sollten – in meinem Büro. Ich denke, dass man<br />

diese Frage nicht einfach mit einem Ja oder Nein beantworten kann.“<br />

„Wenn er mich nicht will, dann soll er meine Persönlichkeitssubroutinen aus meinem Programm<br />

löschen!“ erwiderte die etwas lauter und einige Crewmember sahen zu den Beiden herüber.<br />

„Das wird er sicherlich nicht tun!“ sagte Troi ernst „wie bereits schon einmal gesagt, ich würde mit<br />

dir darüber gerne in meinem Büro sprechen, oder auf der Even Star... irgendwo wo wir Ruhe<br />

haben.“<br />

„Ich will keine Gefühle mehr fühlen wenn er mich nicht will,“ schluchzte Vicky und verbarg ihr<br />

Gesicht in ihren Händen.<br />

Troi handelte ganz automatisch als sie Vicky eine Hand auf die Schulter legte um sie zu trösten.<br />

„Vicky, so leicht ist das nicht. Er kann die Subroutinen nicht einfach löschen nur weil du das<br />

möchtest, das käme einem Mord gleich. Du hast Gefühle, Gedanken... die sind wichtig und wollen<br />

beachtet werden“, erklärte Troi ihr.<br />

„Die will ich aber nicht mehr haben. Wenn ich ihn nicht lieben darf, dann will ich nicht leben“.<br />

Troi dachte nach.. sie hatte in ihrem Leben schon viele Klienten gehabt, aber noch kein verknalltes<br />

Hologramm.<br />

„Vicky, ich denke, dass wir darüber wirklich in Ruhe reden müssen, am besten mit Daniel<br />

zusammen. Wie wäre es wenn wir zu dritt ein Gespräch darüber führen würden?“<br />

Vicky antwortete nicht sofort. Sie schien nachzudenken, abzuwägen.. schließlich stimmte sie zu.<br />

Nun musste nur noch Daniel zustimmen und dann würde Troi die wohl verrückteste Paartherapie<br />

ihres Lebens begleiten.<br />

„Gut,“ meinte Angi „dann werde ich das Daniel mitteilen und ihn fragen ob er auch einverstanden<br />

ist“.<br />

Just in dem Moment öffnete sich der Turbolift und Daniel betrat in Begleitung eines mittelgroßen,<br />

blauäugigen Ensigns die Brücke.<br />

„Darf ich vorstellen“, begann er und unterbrach sich, als er Vicky sah.<br />

„Vicky...“ brachte er verdutzt hervor „was machst du denn hier?“<br />

„Captain, verzeih mir, ich musste mit Counselor Troi reden“, sagte sie und verschwand.<br />

Daniel blickte mit fragendem Gesichtsaudruck zu Troi, welche ein „ich erkläre es dir gleich“<br />

flüsterte und zu dem Ensign trat, der wie bestellt und nicht abgeholt vor der Turbolifttüre stand.<br />

„Ich bin Counselor Troi oder auch einfach Angi“, begann sie lächelnd, „willkommen an Bord“.<br />

Der junge, lächelnde Mann machte einen höchst freundlichen Eindruck auf sie... aber etwas anderes<br />

hatte sie von einem Betazoiden auch nicht erwartet. In ihren Jahren auf Betazed, hatte sie nur einen<br />

Betazoiden getroffen der unhöflich gewesen war und selbst der war nur ein Halbbetazoide gewesen.<br />

„Danke sehr“, erwiderte der Ensign strahlend und schüttelte die ihm dargebotene Hand.<br />

Diese strahlenden Augen, dachte Troi und erinnerte sich an ihren ersten Offiziersposten. Irgendwie<br />

gingen solche Momente einfach zu schnell vorbei. Irgendwann verlor man dieses strahlen und es<br />

wurde zur Normalität. Troi konnte nicht anders. sie beugte sich zum Ohr des Betazoiden und<br />

flüsterte „bewahr dir diesen Augenblick solange du kannst Julian“.<br />

Sie war sich nicht sicher, ob er verstand was sie meinte. Aber sie war sich sicher, dass er von Lars<br />

bereits den "wir sind eine Familie und duzen uns" Vortrag bekommen hatte. Er hatte kaum Zeit<br />

etwas zu erwidern, da sich Vorin bereits genähert hatte "auch von mir ein herzliches Willkommen<br />

Mr Gartner", meinte er in seiner typisch förmlichen Art.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

=/\= CMO Dr. Antonio Columbi, <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Quartier von Simarh. DSZ 2407.027, 10.15 Uhr =/\=<br />

Toni blickte die Frau entsetzt an, er benötigte einige Sekunden um sich die passende Antwort<br />

zurechtzulegen.<br />

„Vielleicht haben sie recht und dies alles ist sinnlos aber sind sie schon einmal geliebt worden?<br />

Stand ihnen jemand schon einmal näher als nur ein Feind? Wissen wie dieses Gefühl ist? Oder<br />

können sie in ihrer perfektion Freundschaft beschreiben?“, er schwieg kurz.<br />

„Nein das können sie nicht, da sehen sie wie perfekt und fehlerlos sie sind, sogar ein Androide ist<br />

fähiger Dinge zu empfinden als sie. Sie sind ein Eisblock und werden ständig einer bleiben. Ich bin<br />

lieber ein kleiner Mensch mit Fehlern, daraus habe ich mich entwickelt und einen Charakter<br />

geformt, was man von Ihnen ja nicht behaupten kann.<br />

Und Warum ich Menschen helfe, weil ich helfen möchte und weil es mich ein Stück weit bestätigt.<br />

Nur eines ist sicher wenn sie in dieser Mission verwundet werden, werde ich ihnen nicht helfen,<br />

heilen sie sich in ihrer perfektion doch selbst“.<br />

Toni erhob sich und ging auf das Fenster zu, er zog es nun vor zu schweigen.<br />

Einige Minuten herrschte Stille im Quartier. Es machte den Anschein, als würde die Vorta über die<br />

Worte nachdenken, ihr Blick lies jedoch auf etwas anderes schließen. Toni stütze sein Kinn auf<br />

seine rechte Hand und blickte weiter aus dem Fenster.<br />

Langsam erhob sich die Vorta und trat einige Schritte an den kleinen, grauhaarigen Mann heran -<br />

trotzdem hielt sie einen gewissen 'Sicherheitsabstand'.<br />

„Sie und ihre menschliche Art um Vorwürfe zu machen. Unsere Art zur Perfektion ist es nicht nur<br />

ständig auf einem Level stehen zu bleiben, auch wir wollen uns weiterentwickeln. Nur wer seinen<br />

Feind kennt, kennt auch seine Schwächen“, sie lächelte leicht amüsiert.<br />

, Toni runzelte nicht nur gedanklich die Stirn.<br />

„Dann werden sie ihre Art ändern müssen, sie sprechen hier nicht mit Jem'Haddar Kriegern sondern<br />

mit Menschen. Und jetzt entschuldigen sie mich, ich muss auch noch was arbeiten und damit meine<br />

ich nicht auf das Holodeck gehen und Schwerter schwingen“, Toni machte auf den Hacken kehrt<br />

und verließ das Quartier der Vorta.<br />

=/\= Krankenstation, 15 Minuten später =/\=<br />

Toni hatte sich in seinem Büro niedergelassen, er dachte noch über das Gespräch mit der Vorta<br />

nach. Vielleicht würden seine letzten Worte ihr noch etwas zum Nachdenken hinterlassen. Er las die<br />

Berichte des Morgens und auch den Sonderbericht der Forschungsarbeit durch. Leider war man bis<br />

jetzt nicht weitergekommen um den Stoff zu isolieren, der zum Versagen von Tan's Kreislauf und<br />

Immunsystem geführt hatte. Er wollte sich gerade erheben und selbst in eines der Labors gehen, als<br />

sich die Tür der Krankenstation öffnete und er die Silhouette einer Person erkannte.<br />

„Welch ungewohnter Besuch“, murmelte er vor sich hin.<br />

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=/\= Julian Gartner, Chefingenieur =/\=<br />

=/\=Brücke, SD 2407.027, 14:00 =/\=<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Bewahr dir diesen Augenblick solange du kannst Julian“.<br />

Mit diesen Worten wandte sich die Councelor von ihm ab. Leicht verdutzt blieb Julian mitten im<br />

Raum stehen. Die Instrumente piepten und einige Offiziere unterhielten sich über verschiedene<br />

Dinge. Was meinte Angi Troi damit? Und warum hatte sie ihn geduzt? Zwar hatte das der XO<br />

Daniel Sheridan auch schon getan, aber was es damit auf sich hatte würde er wohl noch erfahren.<br />

Hinter ihm klang die Stimme des XO auf:<br />

"So Julian. Am besten du schaust mal bei Lars vorbei."<br />

"Lars Bring? Dem CO?" fragte Julian.<br />

"Ja natürlich. Oder kennst du irgendeinen anderen Lars in Reichweite?"<br />

"Nein, Sir."<br />

"Dann mach dich mal auf den Weg. Lars müsste in seinem Raum sein. Du hast dich doch bestimmt<br />

mit den Plänen des Schiffes vertraut gemacht oder?"<br />

"Ja, Sir. Habe ich."<br />

"Na dann mal los mein lieber."<br />

Julian hatte sich gerade umgedreht als der XO ihn zurückrief:<br />

"Julian?"<br />

"Öhm ja, Sir?"<br />

"Lass das Sir weg. Wir duzen uns hier. Ich bin Daniel," sagte der XO lächelnd.<br />

"Ja, Si... ähm Daniel. Danke."<br />

"Die neuen Crewmitglieder haben meistens ein Problem sich das anzugewöhnen. Vor allen dingen<br />

weil außerhalb dieses Schiffes natürlich die strenge Dienstroutine der Flotte herrscht."<br />

Etwas verwirrt machte sich Julian auf den Weg zum Bereitschaftstraum des CO. Während er den<br />

kurzen Weg über die Brücke schritt, überlegte er sich wie er sich beim CO melden könnte. Da er auf<br />

Nummer sicher gehen wollte, beschloss er sich einfach Vorschriftsmäßig zu melden. Er betätigte<br />

den Türsummer und hatte den Knopf noch nicht einmal losgelassen, als die Stimme des COs aus<br />

durch die Tür drang.<br />

"Herein!"<br />

Julian betrat den Raum. Er war luxuriös eingerichtet und der CO saß hinter einem schlanken,<br />

imposanten Schreibtisch. Julian schritt hinüber und baute sich vor dem CO auf.<br />

"Ensign Julian Gartner meldet sich zum Dienst als CHI an Bord, Sir!"<br />

"Freut mich sie kennen zu lernen Mr. Gartner," sagte der CO.<br />

Eigentlich hatte Julian erwartet das auch der CO ihn duzen würde.<br />

"Ist irgendetwas Mr. Gartner?"<br />

"Nei... Nein, Sir... Ich dachte nur..."<br />

"Sie dachte ich würde sie gleich duzen, was?"<br />

"Ähm... Ja, Sir das dachte ich. Daniel ich meine der XO hat mir gesagt hier würden sich alle<br />

duzen..."<br />

"Da hat er auch recht. Wir sind hier so etwas wie eine Familie und das "du" baut mit der Zeit ein<br />

Vertrauen auf, das meiner Meinung nach auf einem Schiff benötigt wird. Aber ich persönlich bin<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

immer etwas vorsichtig mit neuen Crewmitgliedern. Aber wenn sie einverstanden sind lassen wir<br />

das "Sir" und das "Sie" ab jetzt einfach weg."<br />

"Öhm.. einverstanden."<br />

"Sehr schön. Nenn mich einfach Lars," sagte Lars und reichte Julian die Hand.<br />

"Danke Lars. Ihr habt ja ein merkwürdiges System hier an Bord. Aber es ist ein wunderschönes<br />

Schiff und ich freue mich auf den Dienst an Bord," erklärte Julian fröhlich.<br />

"Das ist sehr schön. Daniel hast du ja bereits kennen gelernt und auch die anderen Offiziere wirst du<br />

bald kennen lernen. Ich schlage vor, du beziehst erst mal dein Quartier und machst dich dann mit<br />

deinen Aufgaben vertraut."<br />

"Einverstanden."<br />

"Ok. Bis später dann," sagte Lars und wandte sich wieder seinem Stapel PADDs auf dem<br />

Schreibtisch zu. Julian verlies den Bereitschaftsraum durch die Tür zu den Turboliften und machte<br />

sich auf den Weg zu seinem Quartier.<br />

=/\= Quartier Julian Gartner 14:25 =/\=<br />

Julian betrat sein neues Quartier, in dem bis jetzt nur seine Taschen standen. Er schaute sich um.<br />

Das Quartier war ein mittelgroßer Raum mit Fenstern zur Steuerbordseite des Schiffes.<br />

Es gab neben dem großen Wohnraum, ein kleines Schlafzimmer und eine Hygienekabiene.<br />

Bewundernd schaute er sich die Schalldusche an. Auf der Akademie hatten sie nur einfache<br />

Schallduschen gehabt. Bei dieser hier konnte man sogar einstellen wie viel Schaum mit dem Wasser<br />

zusammen ausgegeben wurde.<br />

Ein bisschen trist, was? dachte Julian so bei sich als er sich noch einmal im Wohnraum umblickte.<br />

Er dachte darüber nach, was man in diesem Quartier machen könnte um es wohnlicher zu gestalten<br />

während er die Taschen auspackte und seine Sachen in den gut versteckten Schränken des<br />

Schlafraums unterbrachte.<br />

Er hatte nicht viel... nur einige Garnituren Zivilkleidung, einige persönliche Gegenstände wie ein<br />

Holobild von seiner Familie - das einzige was ihm geblieben war nach ihrem Tod.<br />

Er stellte das Bild auf den Nachttisch, damit er sich jetzt nicht mit der alten Geschichte befassen<br />

musste. Als er seinen Magen grummeln hörte machte er sich auf den Weg zum Replikator, der ihm<br />

wieder einmal den Luxus demonstrierte, der den Offizieren zustand. Fast reflexartig bestellte er<br />

Cappuccino und ein Käse-Baguette und musste lachen als er sah was da im Ausgabeschacht<br />

auftauchte. Er erinnerte sich wie sie auf dem Holoschiff der Akademie immer traditionell<br />

Cappuccino getrunken hatten und dachte wehmütig an einige Leute von damals.<br />

Da er nur wenig mitgebracht hatte, war er bald fertig mit dem ausräumen seiner Taschen. Zwar<br />

sahen die Räume immer noch ziemlich unpersönlich aus, aber Julian war zuversichtig, das sich das<br />

mit der Zeit ändern würde. Er machte sich also auf den Weg in den Maschinenraum um sich mit<br />

seinem Arbeitsbereich vertraut zu machen.<br />

=/\= Antonio Columbi, CMO <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Holodeck 2, DSZ 2407.027, 18.22 Uhr =/\=<br />

Die Stunden im Labor, die mehreren Auschlussverfahren und das immer wieder niederschmetternde<br />

Ergebnis, kein Stück näher an des Rätsels Lösung zu kommen, hatten sich Toni dazu gebracht das<br />

Holodeck aufzusuchen. Hier stand er nun seit 15 Minuten und gab dem Computer verschiedene<br />

Befehle, um die von ihm gewünschte Landschaft zu erstellen. Erstaunlicherweiße konnte sich Toni<br />

an fast jedes Detail erinnern und manchmal schaffte er es nicht einmal sich einen Namen zu<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

merken. Er zuckte mit den Schultern und fuhr fort.<br />

„Computer generiere vorgegebene Parameter“, Toni stand im Holodeck, noch von dem nackten und<br />

kahlen gelben Gitternetz umgeben, was sich in wenigen Sekunden in eine ihm vertraute Landschaft<br />

verwandeln würde.<br />

Vor seinen Augen verschwand die beschriebene Umgebung und er fand sich in einer kleinen Straße<br />

wieder. Vor ihm wurde ein Haus repliziert. Bei genauer Betrachtung bemerkte man, dass es sich um<br />

ein Lokal handelte. Auf dem Schild war der Name ‚Salvatore’s’ zu lesen, Toni lächelte zufrieden.<br />

Seine Uniform hatte er zuvor in seinem Quartier gegen eine graue Hose und ein dunkelblaues Shirt<br />

eingetauscht. Zielstrebig ging er einige Schritte auf das Lokal zu, hier hatte er viele Stunden wenn<br />

nicht sogar Tage und Monate seiner Jugend verbracht.. lang war es her.<br />

Mit einem ‚Ciao’ begrüßte er den Wirt Salvatore persönlich, ging auf den freien Billiardtisch zu und<br />

nahm sich einen Queue von der Wand. Er grinste seinem Gegner zu, der schon vertrauterweiße die<br />

Kugeln in Possition brachte. Toni umspielte die weiße Kugel in seiner Hand, legte sie dann ganz<br />

nach rechts auf die vorgegebene Linie, visierte sie an und stieß zu.<br />

Ein Knall lies in binnen von Bruchteilen einer Sekunde das geformte Dreieck auflösen und die<br />

Kugeln quer über den Tisch verteilen. Die rote Volle fiel in die hintere Seitentasche, Toni war<br />

erneut drann.<br />

=/\= 45 Minuten später =/\=<br />

Das Spiel war mittlerweile in den dritten Frame gegangen. Toni führte 2:1 und konzentrierte sich<br />

auf seinen nächsten Stoß. Die Türen des Holodecks öffneten sich zischend und ihm eine vertraute,<br />

weibliche Stimme drang durch den Raum.<br />

„Ist Dr. Columbi zu sprechen“? Die Frage richtete sich an Salvatore, der seine Gläser hinter dem<br />

Tresen polierte.<br />

„Doktori? Ich wusste gar nicht dass Antonio schon einer ist“, feixte der Mann hinter dem Tresen<br />

mit leichtem italienischen Akzent.<br />

„Aber er spielt da hinten“, Salvatore deutete mit der Hand auf den Billardtisch.<br />

, Toni konzentrierte sich auf den nächsten Stoß<br />

und wartete bis Troi in seiner Nähe war, dann stieß er die schwarze Acht in die mittlere, rechte<br />

Seitentasche. Sieg 3:1, dann wandte sich dann an den Counselor.<br />

„Was gibt es denn Ms. Troi“?<br />

=/\=PO1 Brian Connel, MSEC <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>=/\=<br />

=/\=Arrestzellen, 2407.027 13.23 Uhr=/\=<br />

Brian stand vor einem der Fenster und beäugte die Schiffe, die sich der <strong>Sentinel</strong> angeschlossen<br />

hatten. Diese blöde Sicherheitschefin hatte ihn schon wieder abkommandiert die leeren Arrestzellen<br />

zu bewachen. Brian hatte sich bereits von dem Schock auf dem Holodeck erholt und war wieder<br />

genauso rebellisch wie zuvor. Er beschloss aber sich erstmal nicht wieder der Computersysteme im<br />

negativen Sinne zu bemächtigen, jedenfalls vorerst nicht und außerdem konnte er ja weiter<br />

experimentieren, solange es keiner mitbekam. Dieses beschränkte er aber vorerst nur auf sein<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Quartier. Nervös lief er von einem Ende des Raumes zum anderen. Diese Schicht sollte doch bald<br />

mal vorbei sein. Connel wollte unbedingt raus aus diesem langweiligen Raum.<br />

Er setzte sich hin und überlegte was man eigentlich an den Arrestzellen verändern könnte.<br />

Vielleicht könnte man ja die Software so manipulieren das Gefangene bei Berührung des<br />

Kraftfeldes lachen. Ein elektrischer Stoß würde die Lachmuskeln aktivieren. Das ist doch nett,<br />

dachte sich der PO1. Nur schwer umsetzbar und darauf hatte er keine Lust, also nahm er sein Padd<br />

und schraubte daran herum bis endlich seine Dienstschicht zu Ende war.<br />

Brian, der sich hoffnungslos unterfordert fühlte, machte sich in sein Quartier um sich erstmal mit<br />

Modifizierungen abreagieren zu können. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und grübelte was er<br />

machen könnte, nebenbei wühlte er in den Computerelementen und Tools die quer über seinen<br />

Schreibtisch verteilt waren. Plötzlich fand er etwas, was er durch das Holodeckspielchen ganz<br />

vergessen hatte. Er hatte sich ja noch eine Sicherheitskopie von Marina, dem Schiffsavatar der<br />

<strong>Sentinel</strong> gemacht. Connel hatte Lust sich damit auseinander zu setzen, doch irgendwie wollte er<br />

nicht die von Daniel geschaffene Marina, er wollte was eigenes kreieren. Marina sollte hier als<br />

Vorbild dienen. Zuerst einmal veränderte er das Äußere. Er wollte ein etwas anderes Gesicht dafür.<br />

Er wählte ein europäisches Gesicht, welches etwas runder war und haselnussbraune Augen.<br />

Weiterhin bekam das Hologramm lange schwarze Haare die bis über den Hintern hingen.<br />

Selbstverständlich bekam das Hologramm auch einen neuen Namen, von nun an hieß es Jessica,<br />

holographischer Avatar von PO1 Brian Connels Quartier. Connel kam aus dem Lachen nicht heraus<br />

als er sich das überlegte. Nun kamen noch die Befugnisse. Er nahm Jessica jegliche Rechte die<br />

Marina über das Schiff hatte. Er beschränkte ihren Zugriff auf sein Quartier und wenn sie es<br />

verlassen sollte dann musste sie in Uniform wie ein normales unauffälliges Crewmitglied wirken. In<br />

so einem großen Schiff merkt man so was nicht und wenn sie einer Ansprechen sollte, gab er ihr<br />

auch noch ein paar Ausreden und im Notfall sollte sie schnell weglaufen oder sich deaktivieren. Die<br />

lernfähigen „menschlichen“ Subroutinen blieben erhalten. Er machte von dem Ganzen eine<br />

Sicherheitskopie und versteckte sie, danach baute er das Tool an den Computer. Er aktivierte das<br />

Hologramm und freute sich über seine Kreation. Danach deaktivierte er sie wieder und widmete<br />

sich anderen Dingen.<br />

Kurze Zeit darauf begab sich Brian auf die Brücke. Er sollte sich ja fügen, also musste er einen<br />

Termin mit Seelenklempner Angi machen. Als er dort ankam führte Angi gerade ein kritisches<br />

Gespräch mit Vicky, Daniels Schiffsavatar der Even Star. Brian schlich ein Stück rein und horchte<br />

was sie wohl grade zu bereden hatten. Es ging wohl irgendwie darum das Vicky in Daniel verliebt<br />

war, er aber nicht in sie oder so ähnlich. Er verstand nicht viel. Brian kam ins Grübeln. Er hatte<br />

schon verschiedenen Personen gehört dass Daniel ein ziemlicher Aufreißer sein sollte, aber auch<br />

noch ein Hologramm? Das fand Connel merkwürdig.<br />

Plötzlich dröhnte eine Stimme hinter ihm: „Brian, was hast du hier zu suchen?“ Es war seine<br />

nervige Chefin an der SEC-Console. „Ich…äh…brauche einen Termin bei Angi. Nichts weiter,“<br />

meinte Brian und machte einen Satz auf die andere Seite der Brücke. Die SEC schaute ihn verdutzt<br />

an. Irgendwie schien er im falschen Moment hier aufzutauchen, denn wie es aussah brauchte Vicky<br />

jetzt vollste Aufmerksamkeit. PO1 Connel war es Leid zu warten und so verließ er die Brücke<br />

wieder. Er beschloss Angi eine Nachricht zu senden, was er dann auch tat.<br />

Kurz darauf betrat der PO1 das Casino. Er brauchte jetzt irgendwas zur Entspannung. Er setzte sich<br />

an den Tresen und fragte den Barkeeper ob er denn auch verschiedene Whiskeysorten führen würde.<br />

Der Barkeeper nickte. Brian bestellte sich einen doppelten Suntory Hibiki, einen japanischen<br />

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Whiskey. Langsam entspannte er sich…<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

= /\ = Ens Vorin Sermak, SCI der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> = /\ =<br />

= /\ = Brücke, DSZ 2407.027, 13:25 Uhr = /\ =<br />

Vorin war fast ein wenig aufgeregt. Er konnte kaum glauben was er gesehen hatte. Die <strong>Sentinel</strong><br />

wurde doch tatsächlich unter anderem von der <strong>USS</strong> Hawking eskortiert. Er hatte nie geglaubt, dass<br />

er dieses Schiff jemals wieder sehen würde. Auch wenn er es als Vulkanier niemals öffentlich<br />

zugeben würde, hatte er doch eine besondere Beziehung zu diesem Schiff. Schließlich handelte es<br />

bei der Hawking um das Schiff, auf dem er seine Praxisausbildung erhalten hatte. Nachdem er seine<br />

Ausbildung beendet hatte verließ der damalige Commanding Officer, ein gewisser Captain Lee, die<br />

Flotte und die Hawking sollte stillgelegt werden. Vor allem weil es sich bei der Hawking außerdem<br />

um ein sehr altes Schiffsmodell handelte, das zwar immer wieder mit neuer Technologie ausgerüstet<br />

worden war, war Vorin immer fest der Ansicht gewesen, dass man die Hawking ausschlachten und<br />

verschrotten würde. Eine gewisse Freude war in ihm schon aufgekommen, als er das Schiff zum<br />

ersten Mal auf dem Schirm gesehen hatte. Wenn sich die Gelegenheit bieten würde, so nahm er sich<br />

vor, würde er die Hawking mal besuchen, um zu sehen, was aus dem Schiff geworden war.<br />

Vielleicht würde er ja sogar ein paar Bekannte treffen, die ihren Dienst zusammen mit ihm auf dem<br />

Schiff der Defiant Klasse getan hatten. Vielleicht diente Ensign Kurtz ja immer noch an Bord des<br />

Schiffes, wenn es nun doch nicht aus dem Verkehr gezogen war. Zu ihm hatte Vorin ein sehr gutes<br />

Verhältnis gehabt. Wenn sich die Gelegenheit ergeben sollte, dann würde er versuchen dies<br />

herauszufinden.<br />

Plötzlich kam in ihm ein anderer Gedanke hoch. Er fragte sich, warum denn zwei schwer<br />

bewaffnete Schiffe die <strong>Sentinel</strong> auf der kommenden Mission begleiten würden. Den Auftritt von<br />

Captain Geras hatte er live miterlebt. Einen ziemlichen Heißsporn schien das Flottenkommando<br />

zum Eskort der <strong>Sentinel</strong> entsandt zu haben. Einen Mann, der offenbar gerne auf Risiko spielte und<br />

der kampferfahren war. Was seinen Auftritt anging war Vorin fast der Meinung, dass die Worte des<br />

Mannes fast aus dem Mund eines gemäßigten Klingonen hätten stammen können. Er erinnerte sich<br />

wieder an die Spekulationen der Crew, die er im Casino miterlebt hatte. Ob es von Lars klug war<br />

seine Crew uninformiert zu lassen bei einer Mission, die offenbar sehr wichtig war, wollte Vorin<br />

nicht beurteilen. Er vertraute seinem CO. Vorin war lediglich selber der Meinung, dass die Crew<br />

über das Kommende informiert sein sollte, schließlich waren es die Leute, auf die Lars sich in<br />

brenzligen Situationen verlassen können musste. Nun hatte Lars natürlich keine Meuterei zu<br />

befürchten, aber aus eigener Erfahrung wusste Vorin, dass es wesentlich einfacher war Befehle zu<br />

befolgen, deren Sinn man nicht unmittelbar erkannte, wenn man zumindest wusste um was es<br />

generell ging.<br />

Noch bevor Vorin beginnen konnte sich mal wieder Gedanken über das mögliche Missionsziel zu<br />

machen, ging die Tür des Besprechungsraumes auf, in dem Lars zusammen mit den beiden Captains<br />

der Eskortschiffe getagt hatte. Cpt. Geras stürmte als erster heraus und verließ die Brücke in einem<br />

atemberaubenden Tempo. Cpt. Braxx folgte ihm. Als Lars aus dem Besprechungsraum heraustrat<br />

konnte jeder ihm ansehen, dass er sehr gereizt war. Jeder wollte natürlich wissen was passiert war,<br />

aber irgendwie traute sich niemand Lars zu fragen. Das war auch nicht nötig, denn er begann von<br />

sich aus seinem Ärger Luft zu machen.<br />

„Dieser Captain Geras! Was ein Idiot! Der glaubt doch tatsächlich er wär´s. Wenn er glaubt er<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

könnte… warum kriege ich vom Oberkommando nur so einen Mann? Ich glaubs ja nicht. Wie ist<br />

DER denn Captain geworden.“<br />

Lars fluchte weiter irgend etwas Unverständliches vor sich hin. Angi verstand, dass sie nun gefragt<br />

war. Sie trat zu ihm hin und führte ihn in den Besprechungsraum. Was in dem Raum passierte<br />

wusste niemand, das einzige was jeder erkennen konnte war, dass Lars nach einigen Minuten fast<br />

gut gelaunt aus dem Besprechungsraum herauskam. Angi hatte offenbar ganze Arbeit geleistet.<br />

= /\ = Gänge der <strong>Sentinel</strong>, 16:20 Uhr = /\ =<br />

Was für ein Tag!, dachte Vorin. Erst ein seltsames Bestrafungsritual auf dem Holodeck, dann das<br />

Auftauchen der Hawking und schließlich ein sehr angefressener Lars, den Angi wieder beruhigen<br />

konnte. Vorin schlenderte durch die Gänge des Schiffs um zu seinem Quartier zu gelangen. Als er<br />

um eine Ecke bog stieß er mit jemandem zusammen. Es war Cmdr Simarh. Natürlich entschuldigte<br />

Vorin sich sofort vielmals bei der Diplomatin. Diese sah ihn nur verachtend an, strafte ihn mit<br />

Schweigen, drehte sich etwas arrogant um und ging weiter. Vorin wollte sich noch einmal<br />

entschuldigen, denn er wusste um die Erfahrungen, die andere Crewmitglieder bereits mit der Frau<br />

gemacht hatten. Schließlich ging Simarh doch auf Vorins Entschuldigungen ein.<br />

„Seien sie froh, dass wir uns auf einem Sternenflottenschiff befinden. Bei uns hätten sie längst für<br />

einen solchen Vorfall bezahlt.“<br />

„Aber es war doch keine…“<br />

„Schweigen sie und belästigen sie mich nicht mit ihrem armseligen Gejammer. Ich bin nicht<br />

erschaffen worden, um mir so etwas anzuhören. Wir werden uns bei geeigneter Gelegenheit noch<br />

sprechen!“<br />

Mit diesen Worten drehte sie sich um und entschwand um die nächste Ecke.<br />

„Na toll. Ich hatte bis jetzt nichts mit ihr zu tun und was passiert mir beim ersten Zusammentreffen<br />

mit ihr? Ich bin so ein Idiot. Jetzt hab ich es mir bei ihr gleich am Anfang verschissen“, murmelte<br />

Vorin vor sich hin.<br />

„Solche Worte von einem Offizier?“ lachte eine junge Stimme.<br />

Sie gehörte dem neuen Chefingenieur Julian Gartner.<br />

„Sie müssen der neue Chefingenier sein“, stellte Vorin fest.<br />

„Ja, das ist richtig. Wir haben uns kurz auf der Brücke gesehen.“<br />

Bevor Vorin etwas sagen konnte, fuhr Julian fort.<br />

„Ich habe hier mitgekriegt, dass sich alle auf dem Schiff duzen. Wollen wir nicht auch?“<br />

„Ja klar, kein Problem. Ich wusste nur nicht, ob du schon in diese speziellen Gepflogenheiten hier<br />

an Bord eingeweiht warst. Ich wollte nicht respektlos erscheinen und es mir gleich mit dem<br />

nächsten Mitglied der Crew versemmeln“, antwortete Vorin.<br />

„So wie bei dem Commander eben gerade?“, grinste Julian.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Ja so in etwa“, lächelte Vorin.<br />

„Wie war dein erster Tag hier an Bord, Julian?“, fragte Vorin.<br />

„Na ja, ich weiß noch nicht so genau. Ich habe noch nicht viel gemacht. Ich habe mich erst bei<br />

Captain Bring… ähm, Entschuldigung, ich meinte bei Lars vorgestellt, dann habe ich mir den<br />

Maschinenraum angesehen und begonnen mein Quartier mit den wenigen Sachen die ich habe<br />

einzurichten.“<br />

„Und was machst du jetzt?“, fragte Vorin.<br />

„Naja, ich wollte mir gerade die <strong>Sentinel</strong> ein wenig ansehen, schließlich wohne ich ja jetzt erst mal<br />

hier.“<br />

„Brauchst du einen Führer? Ich habe Feierabend und könnte dir alles zeigen was wichtig ist“, bot<br />

sich Vorin an.<br />

Julian willigte ein und die beiden Ensigns machten sich auf den Weg gemeinsam die <strong>Sentinel</strong> zu<br />

erkunden. Vorin zeigte ihm das Holodeck auf dem noch immer die mittelalterliche Stadtsimulation<br />

lief. Einige Crewmitglieder vergnügten sich im bunten Treiben der Stadt. Vorin erklärte Julian was<br />

es mit dieser Stadt auf sich hatte. Wie es aussah war die Stadt ein, bei der Crew, recht beliebtes<br />

Freizeitvergnügen. Vorin schüttelte den Kopf, denn er sah es schon kommen, dass die Simulation<br />

auf dem ganzen Schiff noch Berühmtheit erlangen würde. Er sah sich schon beim nächsten Grillfest<br />

in mittelalterlicher Kleidung auf dem Marktplatz sitzen.<br />

„Du magst diese Simulation nicht, hab ich Recht?“, fragte Julian.<br />

Vorin erzählte Julian warum er eine gewisse Abneigung gegen diese Simulation hegte und von<br />

seiner Sorge, dass es auf dem Schiff eine Manie, die Simulation betreffend, ausbrechen würde.<br />

Julian lachte: „Ich würde aber viel dafür geben dich passend kostümiert zu sehen.“<br />

Auch Vorin musste etwas grinsen. Die Tour ging weiter und endete schließlich im Casino. Die<br />

Beiden setzten sich an einen Tisch im Jim´s. Zusammen nahmen sie eine Mahlzeit zu sich und<br />

unterhielten sich über das, was sie alles in ihrer Ausbildungszeit erlebt hatten. Vorin hatte die Bilder<br />

aus seiner Kadettenzeit ganz klar vor sich, was vermutlich daran lag, dass er die Hawking wieder<br />

gesehen hatte. Auch Julian konnte die ein oder andere Anekdote aus seiner Zeit als Kadett<br />

berichten.<br />

=/\=Cmdr Angi Troi, COU <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Troi`s Quartier, DSZ 2407.027, 18.36 Uhr =/\=<br />

Troi rieb sich ihre müden Augen und seufzte. Die letzte Stunde hatte sie damit zugebracht so viel<br />

wie möglich über PO1 Connel zu erfahren. Sie hatte psychologische Gutachten, Crewbewertungen<br />

und Offiziersberichte gelesen. Auf dem Holodeck hatte sie für einen kurzen Moment geglaubt eine<br />

Art „Erleichterung“ bei ihm zu erkennen. Wobei das verständlich gewesen wäre, wäre dieser selige<br />

Gesichtsausdruck nicht just in dem Moment aufgetreten als Lars die Kiste unter seinen Füßen<br />

weggetreten hatte. Irgendetwas stimmte bei diesem Offizier ganz und gar nicht, irgendetwas war für<br />

ihn so quälend, dass der Tod ihm eine Erleichterung schien und Troi hatte die Aufgabe ihm zu<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

helfen diese Qual zu lindern. Doch wie zum Teufel sollte sie das anstellen? Befohlene Sitzungen<br />

brachten ihr nur das zusätzliche Problem des verstärkten Wiederstandes von seiner Seite.<br />

Unbewusst schüttelte sie den Kopf. Therapiesitzungen waren auch mit kooperierenden Klienten<br />

schon schwer genug. Ständig musste man aufpassen nicht zu weit zu gehen, nichts zu übersehen<br />

und wenn möglich alles zu verstehen.<br />

Sie löschte den Bericht vor sich und las sich erneut die Nachricht von Brian durch.<br />

„Mr. Brian Connel meldet sich wie vom CO befohlen um einen Termin auszumachen. Ich hab es<br />

sogar gut machen wollen und auf der Brücke direkt danach fragen, aber da war ein Hologramm<br />

dessen Seelenwohl wichtiger war. Mal sehen wann sich die Seelenklempnerin herablässt dem bösen<br />

PO1 nen Termin zu geben“.<br />

Troi seufzte erneut. Dieses Schreiben strotzte nur so vor Wiederstand. Sie sah auf ihren<br />

Chronometer und verfasste eine Nachricht an ihn.<br />

„Hallo Brian, es freut mich, dass Du..,“<br />

Troi unterbrach ihren Satz. Normalerweise schrieb sie „...,dass sie sich dafür entschieden haben“<br />

oder „...,dass sie es versuchen möchten“... aber Brian würde das sicher als eine Art „Verarsche“<br />

betrachten. Sie dachte kurz nach und schrieb dann weiter.<br />

„Es freut mich, dass Du Dich so schnell gemeldet hast. Es tut mir leid, dass ich Dir auf der Brücke<br />

nicht die Beachtung geschenkt habe, die Du Dir gewünscht hättest.“<br />

Tatsächlich hatte sie ihn nicht einmal bemerkt gehabt.<br />

„Ich finde es sehr mutig jemanden persönlich darauf anzusprechen.. oder es zumindest zu<br />

versuchen. Ich werde heute Abend um 20 Uhr in meinem Büro sein. Wenn Du möchtest, kann das<br />

unser erster Termin sein. Muss es aber nicht, Du kannst auch einen anderen vorschlagen, der<br />

vielleicht dann erst Morgen ist. Das ist Deine Entscheidung“.<br />

Wenn er schon sonst keine Wahl hatte, wollte sie ihm wenigstens diese lassen.<br />

Sie schickte die Nachricht ab und nahm eine kurze Ultraschalldusche. Anschließend überlegte sie,<br />

wie sie sich die Stunde bis 20 Uhr so entspannend wie möglich vertreiben konnte. Sie beschloss ein<br />

Programm auf dem Holodeck laufen zu lassen, als sie sich jedoch eines reservieren wollte, stellte<br />

sie zu ihrem Bedauern fest, dass alle Holodecks bereits belegt waren. Nun ja.. es war Abend und das<br />

Schiff befand sich in Wartestellung. Viele Mannschaftsmitglieder hatten noch viel Freizeit. Das<br />

würde sich im späteren Verlauf der Mission sicher ändern, darum war es nicht wirklich<br />

verwunderlich, wenn die Holodecks einen hohen Andrang hatten. Eigentlich war sie recht froh<br />

darüber, denn das hieß auch, dass die Crew relativ entspannt war – noch. Sie sah die Liste durch und<br />

entdeckte, dass Toni eines der Holodecks bekommen hatte. Sie beschloss mal bei ihm vorbei zu<br />

sehen und ihn zu fragen, ob er etwas gegen Gesellschaft hatte.<br />

=/\=Holodeck, DSZ 2407.027, 19.13 Uhr =/\=<br />

Angi betrat das Holodeck und fand sich in einem offensichtlich altem und sehr italienischem Lokal<br />

wieder. An den Wänden hingen Ölbilder auf denen Gondeln, venezianische Häuser und Spagetti<br />

essende Kinder abgebildet waren. Ein gläserpolierender Mann hinter dem Tresen, der sie mit einem<br />

„Ciao“ begrüßte und noch einige italienische Worte hinzufügte die, wie Angi an seinem Blick<br />

erkennen konnten, wohl etwas anzüglich waren, bestätigte ihren ersten Eindruck. Sie überging seine<br />

charmanten Augen und fragte ihn trocken aber dennoch höflich nach Dr. Columbi. Es dauerte einen<br />

Moment, aber nachdem Troi auf seine neue Frage nicht einging, zeigte er ihr wo sie Toni finden<br />

konnte. Sie bedankte sich und näherte sich dem Doktor, welcher kurz bevor sie bei ihm ankam<br />

einen letzten, spielentscheidenden Billiardstoss machte und sich dann zu ihr umdrehte.<br />

„Was gibt es denn Ms. Troi?“ fragte er leicht genervt.<br />

„Tut mir leid wenn ich dich störe Toni. Wenn es dir lieber ist gehe ich wieder“, sagte sie und<br />

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wandte sich bereits wieder um.<br />

„Das habe ich nicht gesagt, oder?“ erwiderte er und legte den Kopf schief.<br />

„Was ist los kleines?“<br />

Troi stutzte und wusste nicht ob sie lachen sollte. „Kleines?“<br />

Toni wackelte verlegen mit dem Kopf. „Entschuldigung, großväterliche Gefühle. Was ich meine<br />

ist... was hat sie hergetrieben?“<br />

Er deutete dabei auf einen Stuhl und Troi setzte sich dankbar.<br />

„Nun ja, ich hab um 20 Uhr vielleicht einen Termin mit Brian Connel und ich wollte meine Nerven<br />

vorher noch ein wenig ausruhen. Die Holodecks sind alle vergeben und auf meine Freundin Mary<br />

Magnus hab ich grade nicht wirklich Lust.. die kommt mir immer mit meinen<br />

Entspannungsübungen“. Troi lachte „na ja, da dachte ich schau ich mal hier vorbei und leiste dir,<br />

wenn ich darf, etwas Gesellschaft.“<br />

Toni schmunzelte „ich freue mich immer so eine nette Gesellschafterin zu haben. Vorrausgesetzt sie<br />

schenkt mir keine Bonbons,“ fügte er blinzelnd hinzu.<br />

Troi lächelte und fühlte sich auf einen Schlag ruhiger.<br />

„Haben sie schon einmal Billiard gespielt Ms Troi?“ fragte der CMO.<br />

Troi schaute zu dem Tisch hinüber „ja, das ist aber schon eine ganze Weile her und ich war nicht<br />

wirklich gut darin“.<br />

„Oh, das ist meistens nur eine Übungssache. Wenn sie möchten, bringe ich es ihnen bei“, bot er an<br />

und bestellte sich ein Glas Bier beim Barkeeper.<br />

Troi dachte nach, lehnte dann aber dankend ab „ein andern mal vielleicht. Ich bin bei so etwas sehr<br />

ehrgeizig und ich kann es mir nicht leisten nachher in mein Büro zu gehen und sauer auf mich selbst<br />

zu sein, weil ich hier nicht klar kam“. Nun war es an ihr zu blinzeln.<br />

„Brian ist ein guter Junge... tief drin. Für so was hab ich einen Blick. Er erscheint mir manchmal<br />

wie ein kleines Kind. Viele Streiche.. ohne zu bedenken was daraus folgen kann. Aber im Grunde<br />

ein ganz netter, einsamer Kerl“, meinte Toni.<br />

Troi staunte „ja, so sehe ich ihn auch. Ich denke er ist allein.. oder er glaubt es zumindest und<br />

irgendwas macht ihn stock sauer.“ Sie seufzte „aber er wird es mir nicht leicht machen“.<br />

„Er wird mit ihnen spielen“, warnte Toni sie.<br />

„Ich weis“, erwiderte Troi. „Aber ich habe nicht vor ihn gewinnen zu lassen. Er kann mit mir<br />

spielen und er kann auch seinen Spaß haben. Aber runterholen wird er sich bei mir keinen“.<br />

Toni, der gerade an seinem Glas genippt hatte prustete den Inhalt seines Mundes über den Tisch.<br />

„Solche Worte hätte ich aus ihrem Munde nicht erwartet“, erklärte er entschuldigend, während der<br />

Barkeeper mit einem Lappen den Tisch putzte.<br />

„Ich bin eben nicht ganz so unschuldig wie ich aussehe“, erwiderte Angi lachend.<br />

„Was sie nicht sagen Ms Troi“, meinte Toni.<br />

Sie plauderten noch eine gute viertel Stunde und dann bedankte sich Troi bei Toni für die Zeit, die<br />

er ihr zur Verfügung gestellt hatte und begab sich in ihr Büro.<br />

=/\=Büro Counselor Troi, DSZ 2407.027, 19.55 Uhr =/\=<br />

Troi dämmte das Licht auf 80 % und setzte sich auf ihr Sofa. Mit dieser Lichtstufe hatte sie gute<br />

Erfahrungen gemacht. Nicht zu hell, aber auch nicht so Dunkel, dass man auf falsche Gedanken<br />

kommen konnte. Sie trommelte mit ihren Fingern auf ihrem Oberschenkel und wartete auf Mr.<br />

Connel. Nach 7 Minuten etwa, stand sie auf und ging zum Fenster um auf die Sterne hinaus zu<br />

blicken. Statt der Sterne jedoch sah sie die U.S.S. Hawking. Sie hatte viel von diesem Schiff<br />

gehört.. auch von Captain Lee, der dieses Schiff einst befehligt hatte. Sie hatte nichts gegen ihn<br />

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gehabt, bis er ihr altes Schulschiff – die <strong>USS</strong> Lincoln – befehligt hatte und davon nichts außer ein<br />

paar völlig unbrauchbaren Platinen übrig gelassen hatte. Das Türsignal riss sie aus ihren<br />

Gedankengängen. Sie drehte sich um und bat ihren Gast herein.<br />

Aufrecht und sich sehr selbstsicher gebend schritt der PO 1 in ihr Büro. Sein freches grinsen bereits<br />

auf den Lippen.<br />

„Aha“, dachte Troi „das Spiel geht also in die erste Runde“.<br />

Laut hingegen sagte sie, „hallo Brian, ich freue mich, dass du heute gekommen bist“.<br />

„Hatte ja keine Wahl“, murmelte er und besah sich den Raum.<br />

Troi, die sich entschieden hatte erst mal direkt hier, am Fenster stehen zu bleiben, konterte „doch,<br />

du hättest auch erst morgen kommen können“.<br />

Erst jetzt bemerkte er, dass sie das Wort „heute“ in ihren Satz eingebaut hatte.<br />

„Ist ja auch egal. Ich bin hier wie befohlen, aber ich habe nicht vor irgendwas zu sagen. Ich bin<br />

nicht krank und ich brauch auch keinen Seelenklempner“, stellte er klar.<br />

Troi nickte „ok, ich habe kein Problem damit wenn du nicht reden möchtest. Möchtest du etwas<br />

anderes machen oder soll ich etwas erzählen, oder möchtest du einfach nur die Ruhe hier<br />

genießen?“<br />

Brian sah sie kurz an und dann ganz bewusst und provokant weg.<br />

Troi lächelte innerlich „ok, dann also die Ruhe genießen.“<br />

Sie setzte sich ihm gegenüber in einen Sessel und sah durch das nun etwas entferntere Fenster. Egal<br />

was er tun oder sagen würde, es war ok. Natürlich nur solange er sie oder sich selbst nicht angriff<br />

oder verletzte. Aber ansonsten konnte er in diesem Raum und in seiner Zeit, tun und lassen was er<br />

wollte.<br />

=/\= Cpt. Bring, CO <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Brücke, 2407.027 2000 =/\=<br />

Ich lehnte mich im Sessel zurück und schaute auf den Bildschirm. Wir waren mittlerweile wieder<br />

auf Warp gegangen und auf dem Weg zu unserem Einsatzgebiet. Morgen um diese Uhrzeit würden<br />

wir wahrscheinlich dort ankommen und ich könnte meine Führungscrew über das informieren, was<br />

uns erwarten würde und das wurde auch langsam Zeit. Ich spürte wie sich die Gerüchte immer mehr<br />

hochschaukelten und durch unsere beiden Begleitschiffe nur noch mehr angestachelt wurden.<br />

Im Casino hörte man von Borg, die man ja mit Pulsphasern der Defiant effektiver bekämpfen<br />

könnte, aber auch von Hirogen die mit ihren kleinen wendigen Schiffen die <strong>Sentinel</strong> im nu<br />

ausschalten könnten, wenn wir nicht selber kleine bewegliche Schiffe bei uns hätten.<br />

Aber alle lagen falsch mit ihren Vermutungen. Keiner wusste was für einer Gefahr wir uns wirklich<br />

aussetzten und was alles auf dem Spiel stand. Auch der CO der Hawking schien den Ernst der Lage<br />

nicht zu begreifen. Trotz seiner langjährigen Erfahrung in der Sternenflotte schien Simarh ihn für<br />

noch unfähiger als mich zu halten, was schon ein Kunststück war.<br />

Als ich meine Augen schloss, kamen mir plötzlich die Gedanken an meine letzte Erfahrung mit<br />

Simarh. Es war danach alles schlag auf schlag gekommen, so dass ich kaum Zeit hatte darüber<br />

nachzudenken, geschweige denn sie dazu zu befragen. Jedoch es war nun Zeit. Unsere<br />

Begleitschiffe flogen brav links und rechts hinter der <strong>Sentinel</strong> versetzt und nachdem ich den CO’s<br />

noch einmal unmissverständlich klar gemacht hatte wer hier das sagen hatte, würden sie bestimmt<br />

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auch nicht an uns vorbei ziehen. Ich beschloss Simarh zu einem Spaziergang im Freizeitdeck<br />

einzuladen und mich mit ihr anzufreunden, oder zumindest eine Beziehung zu schaffen, mit der<br />

man arbeiten kann. Nachdem ich aufgestanden war gab ich Daniel die Brücke, der ebenfalls<br />

verträumt neben mir saß und verlies dann die Brücke in Richtung Freizeitdeck. Als ich über die<br />

Gänge ging, tippte ich auf meinen Kommunikator und informierte Simarh darüber, dass ich sie<br />

gerne sprechen würde.<br />

=/\= Freizeitdeck =/\=<br />

Als ich das Freizeitdeck betrat kam mir auf einmal eine Person entgegen, die ich zuvor noch nie auf<br />

der <strong>Sentinel</strong> gesehen hatte. Ihre Haare waren unglaublich lang und ihre Augen haselnussbraun. Sie<br />

schaute sich noch einmal im Freizeitdeck um und rannte dann ohne zu schauen direkt gegen mich.<br />

„Na, das nächste mal passen sie aber besser auf wo sie hingehen“, sagte ich ihr mit freundlicher<br />

Stimme.<br />

„Ähm ja tut mir leid, können sie mir sagen wo ich Mr. Brian Connel finde“, fragte sie mich sehr<br />

nervös.<br />

„Also wenn er nicht in seinem Quartier ist fragen sie am besten mal den Computer, der kann ihnen<br />

bestimmt Auskunft geben.“<br />

Mit einem danke verschwand die junge Frau in den Turbolift noch ehe ich sie fragen konnte wer sie<br />

denn nun sei.<br />

Kurze Zeit später öffnete sich die Tür des Liftes erneut und Simarh trat heraus.<br />

„Sie wünschen Captain?“<br />

Ich schaute sie an.<br />

„Kommen sie, gehen wir ein Stück.“<br />

Simarh schaute mich verdutzt an und schien nicht zu verstehen was ich mit diesem Spaziergang<br />

bezwecken wollte, doch sie kam mit mir. Langsam schritten wir nebeneinander her ohne ein Wort<br />

zu sagen. Ich spürte trotz des starken Mentalschildes von Simarh, dass sie verunsichert war. Sie, die<br />

Person die sonst immer so unnahbar und unverletzlich schien, zeigte für einen sehr kurzen Moment<br />

das sie verunsichert war. Aber im selben Moment wie ich es spürte war es auch schon wieder<br />

verschwunden.<br />

Nach ein paar Minuten waren wir auf einem großen Blumenfeld angekommen. Ich bückte mich,<br />

plückte eine Blume und roch an ihr.<br />

„Sie riecht wunderbar finden sie nicht?“<br />

„Wie meinen sie das?“<br />

„Ich meine es so wie ich es sage. Diese Blume hier, sie riecht wunderschön. Und wenn ich jetzt<br />

meine Augen schließe entführt mich dieser Duft in andere Welten, in andere Dimensionen überall<br />

dort hin wo ich nur will.“<br />

Simarh schaute mich an und schien nicht recht zu verstehen was ich ihr klar machen wollte und ich<br />

konnte mir ein grinsen nicht verkneifen.<br />

„Auch sie sind wie eine Blume Simarh, nur öffnen sie sich nicht und entfalten ihre ganze Schönheit.<br />

Sie verstecken sich in ihrer Knospe und versuchen so ihre Interessen zu verfolgen. Aber sie haben<br />

einen kleinen Fehler gemacht Simarh, sie haben sich mir gegenüber mehr geöffnet als sie denken.“<br />

Simarh schaute mich verwundert an.<br />

„Ich verstehe nicht was sie meinen.“<br />

„Als sie mir einen Teil ihres Lebens gezeigt haben, haben sie mir sehr viel über sich verraten<br />

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Simarh. Auch wenn sie jetzt denken, dass es nur war um mich zu schocken, aber jeder Teil unseres<br />

Lebens gibt einen Teil unserer Persönlichkeit preis.“<br />

Ich machte eine kurze Pause und setze mich dann ins Gras zwischen den Blumen.<br />

„Setzen sie sich Simarh und genießen sie die wunderschöne Luft und den Sonnenuntergang, aber<br />

fangen sie vor allem an ihr Leben zu genießen. Sie sind eine freie Lebensform und keine Maschine.“<br />

Mein Blick hob sich zu Simarh und ich war auf ihre Antwort gespannt. Vielleicht würde sie endlich<br />

einsehen, dass ich trotz meines Jungen alters nicht zu unterschätzen war.<br />

=/\= Ens. Ssianha i'Lleithra t'Jeiai, TAC der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Brücke, 14.00 Uhr =/\=<br />

Dies war mal wieder einer dieser üblich langweiligen Tage, an denen sich scheinbar nichts zu<br />

ereignen schien. Außer den üblichen Beleidigungen innerhalb der Crew, die ich wie gewohnt im<br />

Casino über mich hatte ergehen lassen. Meine Gedanken glitten ein klein wenig ab. Ich dachte mal<br />

wieder an das, was ich in meiner Heimat auf Wunsch meiner Eltern aufgegeben hatte. Warum<br />

eigentlich? Wieso glaubten sie, dass es so gut für mich sein würde in einem so grausamen Klima,<br />

wie es hier in der Sternenflotte herrschte, einige Zeit zu verbringen? Loyalität und Disziplin<br />

schienen hier nicht sonderlich zum Programm zu gehören, ebenso wenig wie Respekt vor<br />

Führungsoffizieren. Vielleicht sollte ich denen hier ja einmal beibrigen was Respekt bedeutet,<br />

sofern mir mal wieder jemand auf die nicht grade feine Art kommen würde?<br />

Unvermittelt riss mich eine Anzeige aus meinen Gedanken. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar<br />

nicht. Okay, ich hatte mich ja indirekt beschwert, dass ich nichts sinnvolles zu tun hatte, aber so<br />

wörtlich brauchte es die Technik ja nun auch wieder nicht zu nehmen.<br />

Wild begann ich auf meiner Konsole herumzutippen. Zunächst ging ich von einer einfachen<br />

Fehlsteuerung aus, die ich eigentlich von hier hätte regulieren können sollen, doch war dies gar<br />

nicht mal so einfach. Schließlich blieb mir keine andere Wahl, als ein Technikerteam zu den<br />

Torpedosystemen zu schicken.<br />

=/\= Torpedorampe, Cr Frohlic, 14.59 =/\=<br />

Carl Frohlic kochte innerlich, dass ausgerechnet diese Romulanerin ihm und seinen Kollegen es<br />

wagte, Befehle zu erteilen. Seine Kollegen, das waren John Bios und William J. Longbay. Sie drei<br />

waren schon ein seltsames Gespann - John sah von ihnen noch am Normalsten aus. Er war relativ<br />

groß und schlank und trug einen Vollbart im Gesicht. Dann war da William, ein Hungerhaken mit<br />

langem blondem Haar und Brille. Und dann natürlich er selbst - klein, untersetzt und Brillenträger.<br />

Normal waren sie allesamt nicht, aber wen störte das schon, wie sie doch die meiste Zeit ohne<br />

andere "Menschen" auskamen.<br />

"Hey Carl, schon das neuste über unsere Tal Shiar Agentin gehört?" William machte mal wieder<br />

einen auf übermäßig wichtig.<br />

Er hatte die Austauschoffizierin in den letzten Tagen genau beobachtet und versuchte nun mit<br />

gezielten Andeutungen die Besatzung gegen diesen Fremdkörper aufzuwiegen.<br />

"Was denn? Na los, nun rück schon raus mit der Sprache?" William grinste teuflisch vor sich hin.<br />

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Er liebte es, Carl auf die Folter zu spannen.<br />

"Vielleicht interessiert es dich ja, unsere kleine Spionin schickt immer wieder Informationen..."<br />

=/\= Ens. t'Jeiai, 16.43, Torpedorampe =/\=<br />

Longbay blieben die Worte regelrecht im Halse stecken als ich zu ihnen trat. Seit nun mehr als zwei<br />

Stunden waren diese Techniker mit dem Auftrag beschäftigt, ohne dass sie sich freiwillig bei mir<br />

gemeldet hätten. Ein Umstand, den ich schnellstens zu korrigieren gedachte. Irgendwie hätte ich es<br />

mir ja auch denken können, dass nichts dabei rauskommen konnte, wenn man diese Herren<br />

zusammenarbeiten ließ.<br />

Müde lächelnd betätigte ich den Kommunikator und rief meinen Begleiter Tarok, dass er umgehend<br />

zu mir kommen möge. Schweigend warte ich ab. Sollten diese Lästermäuler doch ruhig noch ein<br />

wenig in ihrem eigenen Fett schmoren. Zumindest taten sie unter meinen wachsamen Blicken so, als<br />

ob sie etwas schaffen würden.<br />

Als Tarok endlich bei mir war, erkundigte ich mich schließlich bei unseren Technikern nach dem<br />

Stand der Dinge. Wie ich es erwartet hatte, hatten sie in der ganzen Zeit nicht wirklich viel<br />

geschafft. Nun gut, dann würden sie jetzt wohl mit den Konsequenzen leben müssen.<br />

Gemeinsam mit Tarok packte ich mir Frohlic und Longbay und zerrte sie zum Counselorbüro,<br />

während Bios - durch mein ungewohnt resolutes Auftreten beeindruckt - zu neuer Hochform auflief<br />

und sich um die Fehlerkorrektur bemühte.<br />

=/\= 17.19, Counselorbüro, Ens. t'Jeiai =/\=<br />

Neugierige Blicke hatten meine Begleiter und mich gestreift, doch hatte ich sie allesamt ignoriert.<br />

Dies war die Stunde meines Triumphes. Nun würde ich allen zeigen, dass auch ich es verstand,<br />

mich in einer für mich fremden Umgebung durchzusetzen. Oder vielleicht doch nicht?<br />

LtjG Magnus war mehr als nur überrascht, als wir ihr schließlich gegenüberstanden.<br />

"Counselor, ich denke diese beiden Herren hier verlangt es dringend nach einem äußerst intensivem<br />

Gespräch mit ihnen. Tarok wird in der Zwischenzeit vor der Tür warten. Nur für den Fall, dass sie...<br />

nun ja... ein wenig Unterstützung brauchen sollten."<br />

Bösartig lächelnd zog ich mich zurück, wartete gar nicht erst eine Antwort der Counselor ab. Dass<br />

diese ganze Sache ein Nachspiel haben würde, dessen war ich mir durchaus bewusst, aber das<br />

würde bis zum nächsten Morgen warten müssen.<br />

=/\= Cmdr. Simarh, Diplomatin =/\=<br />

=/\= Freizeitdeck <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.027, 2030 =/\=<br />

, schoss es<br />

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Simarh durch den Kopf als sie den Halb-Vulkanier betrachtete.<br />

„Sie wissen gar nichts“, liess sie dann etwas diplomatischer laut vernehmen und unterdrückte ein<br />

ungeduldiges Augenrollen obschon der Argumentationsgrundlage von Lars.<br />

„Dann erklären sie es mir“, kam es freundlich und fast sanft von ihm und die Vorta starrte ihn<br />

halbwegs ungläubig an. War er so begriffsstutzig oder glaubte er wirklich, dass er mit seinem<br />

begrenzten Verstand ihre komplexe Denkweise und Art auch nur annähernd erfassen konnte? Wie<br />

dem auch sei - seine erwartungsvolle Miene liess schliessen, dass sie wohl nicht eher weg kam, bis<br />

sie ihm geantwortet hatte.<br />

Die eisblauen Augen der grossgewachsenen Vorta blitzen kurz auf, der einzigste<br />

Anhaltspunkt auf ihre Verärgerung aufgrund seiner Worte, mit denen er ihren überlegenen Intellekt<br />

mit der Bezeichnung „unfreie Maschine“ beleidigt hatte. Täuschend sanft schwebte ihre Stimme<br />

über der – für den Captain wohl als idyllisch empfundenen – Szenerie.<br />

„Sind sie so blasiert oder spielen sie diese Selbstverständlichkeit nur vor, mit der sie meinen, dass<br />

die für sie als schön und erstrebenswert empfundenen Dinge auch für alle anderen gelten sollen?<br />

Hat in ihrem Kopf noch nie eine leise Stimme gewispert, dass ihr Bild von der Welt und ihre<br />

Ansichten nicht für jedes Lebewesen gilt? Das jeder für sein Leben eigene Prioritäten setzt? Das<br />

diese Blume mich nicht im mindestens interessiert oder wichtig für mich ist sondern ich mein Auge<br />

auf die für mich wesentlichen Dinge richte?“<br />

Lars wollte aufbegehren, doch sie blitzte ihn nur an und gebot ihn mit einer knappen Gestik inne zu<br />

halten. Behutsam nahm sie die von Lars als Sinnbild benutzte Blüte und betrachtete diese neugierig.<br />

Die Vorta konnte aber ausser einen Stil und ein paar schmalen Blättern - die wohl die Blüte<br />

darstellen sollten - nichts besonderes an ihr erkennen. Die primitive Art dieser Lebewesen, sich in<br />

ihrer Unvollkommenheit in dubiosen Gegenständen oder unnützen Pflanzen verlieren zu können<br />

und vor ihrer Existenz zu flüchten, irritierte die Vorta immer wieder von Neuem. Und die<br />

Beiläufigkeit und Gedankenlosigkeit mit welcher kostbare Zeit mit so etwas vergeudet wurde, stiess<br />

bei ihr auf völliges Unverständnis.<br />

„Was soll es mir geben dieses unnütze Dinge zu betrachten? Kann ich diese ach so schöne Blume<br />

essen? Hat sie einen Zweck? Bringt sie mich in meinem Leben weiter?“<br />

„Sie ist da um dem Auge zu schmeicheln und ein Stück weit inneren Frieden zu bringen. Zu<br />

entspannen und den Blick auch wieder auf die kleinen Dinge im Leben zu richten“, wandte der<br />

Halb-Vulkanier ein und wirkte etwas angefressen aufgrund ihrer Worte. Simarh drehte<br />

gedankenverloren das sinnbildliche Objekt ihrer Diskussion in der Hand.<br />

„Wissen sie was einer meiner Klone erlebte, während des allerersten Krieges des Dominions gegen<br />

die Förderation? Er entdeckte mit seinen Jem Hadar Kriegern am Rande eines neu entstehenden<br />

Nebels eine kleine Intrepid Klasse, bei welcher die Crew wohl vollkommen von der Schönheit und<br />

Herrlichkeit des Naturschauspiels gefesselt schien. Man beschrieb es wohl als... ein Tanz der Farben<br />

und der verschwimmenden Konturen... ein Schauspiel der kaum in Worte zu fassenden Formen, ein<br />

hypnotisches Muster ...“ Simarh empfing trotz ihres mentalen Schildes von ihm verworrene Bilder<br />

und eine Explosion von tausend verschiedenen Farbtönen. Er schien ein solches Ereignis scheinbar<br />

bereits einmal erlebt haben oder sein Geist war durch ihre Beschreibung so extrem angeregt worden,<br />

dass er es sich so bildlich vorstellen konnte ... wie auch immer, es war für die Vorta extrem<br />

irritierend. Sie war durch ihre Farbenblindheit gewohnt die Welt in Grautönen wahr zu nehmen –<br />

welche sich durch Intensität und Schimmern unterschieden. Diese Explosion der unterschiedlichsten<br />

Farbspektren wirkte erschreckend und ablenkend zugleich auf sie.<br />

91


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Simarh verstärkte ihren mentalen Schild noch mehr als sonst und verschloss ihren Geist völlig vor<br />

seiner starken Präsenz. Als ob er bemerkt hatte, dass ihr die plötzliche „Verbundenheit“<br />

unangenehm war, hob der Captain den Kopf und blickte sie fragend an. Simarh liess die Blume los,<br />

welche sanft Kreise drehend gen Borden schwebte und seine Augen verfolgten unbewusst wie<br />

gefesselt den gleitenden Flug der Blüte.<br />

„Und was geschah dann?“<br />

Ruhig landete die Blüte auf dem saftig grünen Gras und man vermeinte fast einen feinen Wind<br />

durch die nachgebildete Landschaft ziehen zu spüren. Die friedvolle Stimmung umhüllte die beiden<br />

so verschiedenen Offiziere, während die Diplomatin mit ruhiger und emotionsloser Stimme fort<br />

fuhr.<br />

„Mein Vorgänger griff mit herausragendem Erfolg das Schiff an, vernichtete die Crew. Er kam mit<br />

einer effektiv einzusetzenden Trophäe zurück - der Intrepid Class. Dieses Schiff ermöglichte es uns,<br />

einige Spione noch tiefer in Förderationsgebiet einzuschleusen und so mehrere Schlachten zu<br />

unserem Vorteil entscheiden zu können.“<br />

Mit einer Bewegung ihres Fusses zertrat sie die Blüte und lenkte Lars vor Überraschung –oder sogar<br />

Schrecken? - geweitete Augen wieder auf sich.<br />

=/\= Ens. t'Jeiai, Tac <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Gänge der <strong>Sentinel</strong>, Casino - 2407.027 20.00 =/\=<br />

Endlich Feierabend, doch wie blieb dieser verfluchte Crewman, der sie ablösen sollte und dessen<br />

Schicht sie bereits schon teilweise übernommen hatte? Ssianha fluchte leise vor sich hin, fühlte sich<br />

hier immer mehr von allen in ihrer ohnehin schon geringen Autorität untergraben. Sicher, einigen<br />

Technikern hatte sie an diesem Tag schon gezeigt, dass man sie nicht ungestraft verleugnete oder<br />

aufs Glatteis führte, aber so richtig wirksam war es nicht wirklich. Sie musste sich schnellstens<br />

etwas einfallen lassen um diesen Herrschafften endlich mal einzubleuen, dass sie nicht nur die<br />

gleichen Pflichten hatte wie alle anderen, sondern auch Rechte und genau das würde sie in nächster<br />

Zeit hier noch allen beibringen. Selbst wenn sie die betreffenden Herrschaften persönlich in die<br />

Torpedoabschussrampen bringen musste um sie dort als "menschliche Munition" zu verpulvern.<br />

Okay, so ganz ernst war dieser Gedanke nicht gemeint, aber er hatte irgendwie das gewisse Etwas.<br />

Als ihre Ablösung dann doch noch kam, sah Ssianhe schnellstens zu, dass sie weg kam um sich um<br />

Casino noch ein klein wenig zu entspannen.<br />

Sie hatte sich ein ruhiges abgelegenes Eckchen gesucht und es sich mit ihrer kleinen Mahlzeit<br />

bequem gemacht und beobachte nebenbei das Treiben - man konnte auch sagen, sie studierte die<br />

"menschlichen" Verhaltensweisen, was für sie teilweise recht amüsant war. Unvermittelt setzten<br />

sich zwei Personen zu ihr und versperrten ihr somit einen Großteil ihrer Sicht. Es begann mal<br />

wieder in der jungen Frau zu brodeln. Wer war sie überhaupt, dass sie es sich einfach so<br />

herausnahmen, sich ungefragt zu ihr zu setzen? Vorerst jedoch schluckte sie ihren Ärger herunter,<br />

versuchte die beiden unverschämten Persönlichkeiten zu ignorieren, was jedoch alles andere als<br />

einfach war. Sie waren doch recht redselig, versuchten die Rihannsu in irgendwelche belanglosen<br />

Gespräche zu verwickeln. Und wenn sie eines gelernt hatte dann war es doch ein Grundmaß an<br />

Höflichkeit und Disziplin, was nun mehr als deutlich auf die Probe gestellt wurde.<br />

=/\= Cpt. Bring, CO <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

92


=/\= Freizeitdeck,2407.027 2015 =/\=<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Ich schaute Simarh in die Augen. Mit ihrem wahnsinnig kalten Blick schaute sie zurück und ich<br />

konnte es nicht vermeiden, dass es mir kalt den Rücken runter lief. Aber in gewisser weise hatte sie<br />

Recht. Es könnte viel passieren wenn wir uns zu lange von den wirklich wichtigen Dingen im Leben<br />

abwenden.<br />

„In einigen Punkten muss ich ihnen zustimmen Simarh. Der Captain der Intrepid hat einen Fehler<br />

gemacht und dadurch sein Schiff verloren.“<br />

Simarhs kalter Blick wandelte sich plötzlich in einen sehr überraschten. Anscheinend hatte sie nicht<br />

gedacht, dass ich ihr zustimmen würde.<br />

„Aber ist ihnen auch klar, dass sie gerade als sie diese Blume zertreten haben, ein Lebewesen<br />

vernichtet haben?“<br />

Plötzlich schaute ich wieder in die eiskalten Augen der Vorta. Ich wusste genau was sie mir nun<br />

antworten würde und sprach daher weiter, noch bevor sie überhaupt ihre Stimme erheben konnte.<br />

„Ich weis, dieses Lebewesen hat keine Bedeutung für sie und ihr Ziel. Aber auch wenn sie vielleicht<br />

nicht so intelligent ist wie sie, hat diese Blume nicht genau das selbe Recht zu leben? Auch die<br />

Menschen haben das sehr lange Zeit nicht eingesehen und sogar heute gibt es noch welche die nicht<br />

einsehen wollen, dass einige Hologramme mehr können als nur in Dilitummienen zu schuften. Aber<br />

der Mensch ist nun mal nicht perfekt, nicht so perfekt wie sie zumindest. Daher wundert es mich,<br />

dass gerade sie noch immer nicht begriffen haben, wie wichtig Leben doch ist.“<br />

Ich wendete meinen Blick von Simarh ab und schaute zum Horizont. Auch wenn er nur künstlich<br />

erschaffen war, sah der Sonnenuntergang trotzdem wunderschön aus. Ohne Simarh auch nur<br />

anzusehen spürte ich, wie sie innerlich am brodeln war, aber ich war noch lange nicht fertig.<br />

„Simarh, wir sind zwei vollkommen verschiedene Menschen und mir ist klar, dass ich von ihnen<br />

nicht erwarten kann, dass sie eine Blume so schätzen wie ich. Oder das sie den Sonnenuntergang<br />

genießen können ohne daran zu denken, dass sie vielleicht jemand von hinten erstechen könnte weil<br />

sie gerade nicht aufpassen. Ich will ihnen auch meine Sichtweise in keiner weise aufzwängen, ich<br />

möchte nur versuchen ihnen zu zeigen wie man das Leben genießt. Denn Leben heißt nicht nur<br />

mehr und mehr Macht zu bekommen. Man lebt erst wirklich wenn man sein Leben genießen kann.<br />

Und Gefühle machen die ganze Sache noch um einiges schöner. Auch ein Großteil der Vulkanier<br />

erkennt langsam, dass Gefühle nichts Schlechtes sind, denn sie befreien uns, denken sie darüber<br />

nach. Falls sie gerne weiter reden möchten wissen wie ja wie sie mich finden, ich habe noch etwas<br />

vor.“<br />

Ohne Simarh noch einmal anzuschauen ging ich über die Wiese in Richtung See. Schon bald sah<br />

ich die kleine Holzhütte, vor der Mary stand und auf mich wartete. Als ich bei ihr ankam umarmte<br />

ich sie und drückte sie fest an mich. Als ich spürte das Simarh sich immer noch auf dem<br />

Freizeitdeck befand, öffnete ich meinen Mentalschild etwas, damit sie spüren konnte, wie schön<br />

liebe doch sein konnte.<br />

Nachdem ich meinen Mentalschild wieder geschlossen hatte, widmete ich mich voll und ganz Mary,<br />

die jedoch sofort merkte das mich etwas bedrückte. Als wir uns auf die Veranda setzten, schaute sie<br />

mich mit ihren wunderschönen Augen an. Ihre Augen waren ganz anders als die von Simarh, sie<br />

strahlten Wärme aus und keine eisige Kälte wie Simarh.<br />

93


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Lars, was ist los mit dir, was bedrückt dich?“<br />

Ich gab Mary einen Kuss auf die Wange.<br />

„Ich hatte gerade ein Gespräch mit unserer Diplomatin, Cmrd. Simarh.“<br />

Nach diesen Worten schaute ich auf den See hinaus.<br />

„Ist das Gespräch nicht so abgelaufen wie du es dir erhofft hast?“, fragte Mary mich mit ihrer<br />

sanften Stimme.<br />

„Doch Mary, es ist leider genau so abgelaufen wie ich es erwartet habe. Sie ist genau so stur wie<br />

ich.“<br />

Ich legte meinen kopf an ihre Schulter und erzählte dann weiter.<br />

„Sie hält auch leider nichts von deinen wunderschönen Blumen, obwohl sie selber eine ist. Sie ist<br />

wie eine Rose die stetig wächst zum Licht empor und nie an ihrem Sein zweifelt und auch wenn sie<br />

jetzt noch wächst und blüht und gedeiht, so wird sie hoffentlich irgendwann merken, dass ihr<br />

dadurch nur zu schnell die Kraft versiegt. Aber wer weis, vielleicht habe ich sie ja zum nachdenken<br />

gebracht und sie fängt endlich mal an auf ihr Herz zu hören und ihre wirklichen Träume zu leben.“<br />

Mary legte sanft ihren Arm um mich und wir blieben noch lange sitzen und schauten auf den See<br />

hinaus. Als ich sah wie die Sterne und der Mond im See funkelten war ich froh, dass ich nicht so<br />

war wie Simarh und die ganze Atmosphäre genießen konnte.<br />

=/\= Julian Gartner, CHI der <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Irgendwo in der technischen Sektion der <strong>Sentinel</strong> DSZ 2407,027 20:22 = /\=<br />

Julian saß irgendwo in einem kleinen Aufenthaltsraum der technischen Sektion.<br />

Der Glasit - Tisch vor ihm bog sich fast durch. Das lag nicht etwa an dem leckeren Käse/Schinken<br />

Baguette oder an der großen Tasse Kaffe darauf, sondern vielmehr<br />

an dem gigantischen Stapel PADDs, die er vor sich liegen hatte.<br />

Seit er den Maschinenraum das erste Mal betreten hatte, tat er nicht viel anderes als schlafen, essen<br />

und den Rest des Tages studierte er PADDs. Die <strong>Sentinel</strong> war ein außergewöhnliches Schiff. Ja er<br />

hatte die technischen Spezifikationen fast auswendig gelernt während er mit der HAWKING auf<br />

dem Weg hierher war, aber die Datenbank der Sternenflotte sagte nichts von den etlichen<br />

Veränderungen, die die Techniker des Schiffes an ihren Maschinen vorgenommen hatten. Die<br />

Antriebe waren praktisch nicht mehr dieselben.<br />

Etliche Verbesserungen welche die Leistung des Standartantriebs um fast 50% verbesserten. Die<br />

Sensoren hatten eine fast 10 Lichtjahre höhere Reichweite als die der Standartausführung. Ganz zu<br />

schweigen von den außergewöhnlichen Verbesserungen an den Waffen, die das Forschungsschiff zu<br />

einem respektablen Gegner machen würden. Zu seinem Glück hatten die Ingenieure alles was sie<br />

irgendwie verändert hatten genau protokolliert und auch wenn es eine Heidenarbeit war das alles<br />

durchzulesen machte es ihm die Arbeit um eine ganze Ecke leichter.<br />

Nach einiger Zeit legte Julian das PADD über die erweiterten Haupcomputer-speicher beiseite und<br />

verließ den kleinen Raum, auf dem Weg zur Brücke um sich dort mal genauer umzuschauen, denn<br />

auch dort waren Veränderungen vorgenommen worden.<br />

=/\= Brücke, 23:15 =/\=<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Begleitet von einem lauten gähnen und dem üblichen druckluftzischen, öffnete sich die Turbolift-<br />

Tür vor Julian. Es waren nur wenige Offiziere auf der Brücke, die Wachschicht hatten. Laut<br />

Dienstplan hätte auch Julian längst im Bett liegen müssen, doch er konnte es sich einfach nicht<br />

erlauben irgendwelche Wissenslücken zu haben wenn die <strong>Sentinel</strong> endgültig in den Einsatz ging.<br />

"Guten AAAAAAAAAAbend", gähnte Julian grüßend und der Ensign im Kommandosessel drehte<br />

sich zu ihm um.<br />

"Nabend. Du bist der neue Chefingenieur, oder?"<br />

"Ja genau", antwortete Julian.<br />

"Warum so spät noch auf. Die andern Führungsoffiziere liegen fast alle im Bett.<br />

"Ja, aber ich hab noch einiges zu erledigen. Ist ne anstrengende Arbeit sich hier einzuarbeiten."<br />

"Das glaub ich dir. Dann noch mal viel Spaß",<br />

grinste der Wachhabende und wandte sich wieder seinem PADD zu.<br />

"Was liest du grade?" fragte Julian der erkennen konnte, dass es sich um einen Roman handelte,<br />

jedoch nicht den Titel identifizieren konnte.<br />

"Ach. Alte Erdenliteratur", kam die Antwort bereitwillig aus dem Kommandostand.<br />

"Wirklich? Interesannt. Was denn für welche?" Julian war neugierig geworden, denn auch er hatte<br />

schon einige uralte Bücher verschlungen.<br />

"Ach. Ein alter SciFi Roman. Ein Typ führt die Menschheit zu den Sternen mit außerirdischer<br />

Technologie die er bei der ersten Mondlandung entdeckt hat. Ist ganz interessant was man sich<br />

damals für die Zukunft erträumt hat."<br />

"Nicht übel. Ich hab auch schon einige alte Bücher gelesen, aber Science Fiction ist mir noch nie in<br />

die Hände gefallen", sagte Julian.<br />

"Solltest du mal versuchen. Ist ziemlich fantastisch aber teilweise ziemlicher Schund. Mit 500<br />

millionenfacher Lichtgeschwindigkeit durchs Universum. So ein Quatsch."<br />

"Na, wer weiß was die Zukunft bringt. Danke für den Tipp. Wenn ich mit der Arbeit fertig bin werd<br />

ich mal die Schiffsbibliothek durchforsten. Aber ich muss jetzt erstmal das hier zu Ende bringen."<br />

"Wie gesagt viel Spaß", sagte der Wachhabende und wandte sich nun endgültig seinem Roman zu<br />

während sich Julian den Konsolen auf der Brücke widmete.<br />

Er hatte noch einiges an Arbeit vor sich und wollte im Moment nichts anderes als sein selbst<br />

gesetztes Tagespensum voll bekommen und ins Bett kriechen.<br />

= /\ = Ens. Vorin Sermak, SCI der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> = /\ =<br />

= /\ = Casino, DSZ 2407. 027, 20:06 Uhr = /\ =<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Julian und Vorin saßen noch immer im Casino, und erzählten sich gegenseitig Anekdoten aus der<br />

Kadettenzeit. Da diese Zeit bei beiden noch nicht lang her war, konnten sie viel mehr über solche<br />

Geschichten lachen als Andere, bei denen diese Zeit schon länger zurücklag. Zugegeben, Vorin<br />

freute sich nur innerlich, denn es wäre ihm irgendwie peinlich gewesen, wenn er als Vulkanier im<br />

voll besetzten Casino vor allen Leuten laut losgeprustet hätte. Er entschied sich also für die<br />

„vulkanische Zurückhaltung“ und überließ Julian das laute Lachen.<br />

Vorin saß mit dem Rücken zu dem Fenster, aus dem man seinen ehemaligen Kadettendampfer, die<br />

Hawking, sehen konnte und blickte in das Casino hinein. So war es nicht verwunderlich, als er den<br />

romulanischen Austauschoffizier Ssianha i'Lleithra t'Jeiai zur Tür hereinkommen sah. Er sah ihr zu,<br />

wie sie sich an einen verwaisten Tisch setzte und sich über eine kleine Mahlzeit hermachte.<br />

Mit ihr habe ich noch nicht ein Wort gewechselt. Und das, obwohl wir ja irgendwo... irgendwie<br />

verwandt sind…, dachte Vorin.<br />

„Komm Julian, wir setzen uns zu der Romulanerin die eben gekommen ist. Sie ist genau so neu hier<br />

wie du.“<br />

Julian, der zum Fenster hin saß - also mit dem Rücken zum Casino - drehte sich um und mustere die<br />

junge Frau.<br />

„Meinst du wirklich wir können da einfach so hingehen? Ich meine wir kennen sie doch gar nicht.<br />

Außerdem hört man ja, dass sie eine eher schwierige Person sein soll. Die will uns bestimmt nicht<br />

bei sich haben. Hast du mal die zwei Typen gesehen die sonst immer bei ihr sind?“ meinte Julian<br />

fragend.<br />

„Warum sollten wir denn nicht hingehen? Und die beiden Jungs die sie immer bei sich hat sind im<br />

Moment nicht da. Wenn du es so sehen willst, dann ist im Prinzip doch genau jetzt unsere Chance“,<br />

antwortete Vorin zielsicher.<br />

Ehe Julian sich richtig wehren konnte, wurde er von Vorin mit zum Tisch der Romulanerin<br />

gezogen. Julian ließ Vorin wissen, dass er sofort gehen würde, wenn es zu Schwierigkeiten kommen<br />

würde.<br />

„Ich habe keine Lust von ihren Schlägern zerstört zu werden. Also beherrsche dich“, flüsterte er<br />

Vorin zu, während dieser zwei Stühle zurecht rückte.<br />

Die Beiden setzten sich hin und sahen die fast etwas erschreckt wirkende junge Frau an.<br />

„Ja servus!“ sagte Vorin und wartete auf eine Antwort. Allerdings musste er vergeblich warten,<br />

denn anstatt sich irgendwie vorzustellen, oder zumindest zurück zu grüßen, verdrehte sie nur<br />

irgendwie ihre Augen, als ob sie sagen wollte: ´Ihr habt mir gerade noch gefehlt. Verschwindet!´<br />

Als Vorin erkannte, dass sie nicht antworten würde, stellte er sich und seinen Kollegen vor.<br />

„Ich bin Ens. Vorin Sermak, der SCI dieses Schiffes. Das ist Ens. Julian Gartner, der neue CHI. Er<br />

ist wie du auch erst seit kurzem hier.“<br />

Der romulanische Fähnrich versuchte Vorin zu ignorieren, doch eine Reaktion konnte Vorin ihr<br />

dennoch entlocken, wenn auch unfreiwillig. Im Nachhinein dachte Vorin, dass er vielleicht einen<br />

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Fehler gemacht hatte und von nun an immer der unverschämte SCI sein würde. Völlig unbewusst<br />

hatte er die Frau mit „Du“ angesprochen. In dem Moment als ihm dieses kleine Wort aus dem Mund<br />

kam, fiel seiner Gegenüber nämlich deutlich sichtbar die Kinnlade einige Etagen tiefer. Man konnte<br />

förmlich sehen, wie es in der Romulanerin schäumte. Sofort entschuldigte Vorin sich:<br />

„Ähm ich meinte natürlich, er ist genau wie SIE erst seit kurzem hier. Es tut mir leid, wenn ich eben<br />

respektlos gewesen bin. Ich hoffe sie nehmen es mir nicht übel aber ich hatte nicht daran gedacht,<br />

dass es sie verletzten könnte, wenn ich sie so persönlich ansprechen würde. Es ist nur… jeder<br />

spricht hier jeden mit „du“ an“<br />

Es gab wiederum keine Reaktion von ihr. Sie schien wirklich zu versuchen die beiden Ensins zu<br />

ignorieren. Vorin ließ nicht locker und versuchte sie in ein Gespräch zu verwickeln.<br />

„Nun ja, da sie nichts dazu sagen ist meines Erachtens die logische Konsequenz, dass sie meine<br />

Entschuldigung nicht ablehnen. Reden wir also über etwas Anderes. Wie war ihre Anreise. Woher<br />

und warum kamen sie gerade auf dieses schöne Schiff?<br />

Es kam keine Reaktion. Vorin dachte, dass die gute Frau vielleicht doch noch ein wenig ärgerlich<br />

wegen seines vaux pas bei der Anrede war. Also entschuldigte er sich erneut deswegen. Und in der<br />

Tat konnte er ihr eine Reaktion entlocken, wenn auch nicht unbedingt eine solche, die er sich<br />

vorgestellt hatte:<br />

„Stopp! Ich habe genug gehört von diesen jämmerlichen Entschuldigungen oder Versuchen ein<br />

Gespräch zu beginnen. Ich hatte nichts Anderes erwartet von dieser Crew. Schon als ich erfuhr, dass<br />

ich hierher versetzt werden würde habe ich mich darauf eingestellt, dass ich es mit Leuten zu tun<br />

bekomme, die nichts von Disziplin verstehen. Mittlerweile glaube ich sogar, dass die gesamte Crew<br />

noch nie etwas von diesem Wort gehört hat. Was ist überhaupt mit diesem anderen Ensign da. Kann<br />

er sich nicht selber vorstellen? Braucht er etwa einen Vorsprecher? Ich glaube es nicht, nichts als<br />

ein Haufen undisziplinierter Feiglinge.“<br />

Für Julian waren diese Worte wohl zu viel. Er stand auf und sagte zu Vorin:<br />

„Ich hab es dir gleich gesagt, dass es keine gute Idee wäre uns zu dieser Frau zu setzen. Ich gehe,<br />

denn ich weiß wann ich nicht erwünscht bin. Du solltest das Gleiche tun. Weder du noch ich haben<br />

es nötig uns beleidigen zu lassen.“<br />

Vorin versuchte Julian zu beschwichtigen, aber der Fähnrich ließ nicht mit sich reden und<br />

verschwand in Richtung der technischen Sektion des Schiffs wie er sagte.<br />

„Sie sollten auf ihren Freund hören, wenn sie klug sind. Also gehen sie mit ihm. Gebietet ihre so<br />

„allmächtige“ Logik ihnen das nicht?“, stichelte Vorins Gegenüber.<br />

„Nun, in der Tat wäre es zum jetzigen Zeitpunkt eine logische Reaktion zu gehen, aber ich ziehe es<br />

vor zu bleiben.“<br />

Die Frau sah Vorin verwundert an. Offenbar hatte Vorin eine Reaktion an den Tag gelegt, die<br />

Ssianha nicht erwartet hatte.<br />

„W… Warum das denn? Ich gebe zu, dass sie mich damit überrascht haben.“<br />

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Einen Moment sah es so aus, als würde das Bild der sonst so stolzen, fast arroganten Romulanerin<br />

bröckeln und ihr vermutlich gar nicht so übles Inneres freigeben. Aber sofort gewann Ssianha ihre<br />

Fassung wieder und zeigte Vorin die kalte Schulter.<br />

„Dann bleiben sie halt hier. Aber glauben sie nicht, dass ich mit ihnen ein zündendes Gespräch<br />

führen werde. Meine Meinung über sie und die Crew habe ich wegen dieser kleinen Überraschung<br />

noch lange nicht geändert.“<br />

„Das habe ich auch gar nicht erwartet“, antwortete Vorin.<br />

Er sah ihr in die Augen, worauf sie sofort ihren Blick abwendete.<br />

„Ich weiß genau wie sie sich jetzt fühlen“, sagte er plötzlich zu ihr.<br />

„Das glaube ich kaum. Was wissen sie denn schon?“<br />

„Natürlich weiß ich nicht genau was sie empfinden und was ihre Umstände sind unter denen sie auf<br />

dieses Schiff kamen, aber ich weiß wie es ist, wenn man neu auf ein Schiff wie dieses kommt. Vor<br />

etwa 10 Monaten kam auch ich neu auf dieses Schiff. Ich dachte Was ist denn hier los? Ich meine<br />

ich hatte gerade meine Ausbildung abgeschlossen und war topfit in den Benimmregeln der<br />

Sternenflotte. Dann kam ich hier hin und sah alle Förmlichkeiten ad absurdum geführt. Es war nicht<br />

einfach für mich zu verstehen, warum sich alle Leute an Bord duzen. Meiner Meinung nach konnte<br />

eine solche Crew nicht gut funktionieren. Gerade ich als Vulkanier konnte nicht – oder sagen wir<br />

lieber - wollte nicht glauben, dass etwas, was ich als disziplinlosigkeit ansah, gut sein könnte.<br />

Aber glauben sie mir. Ich habe Situationen erlebt, wo es uns genutzt hat, dass wir ein spezielles<br />

Verhältnis zueinander haben.“<br />

Ssianha antwortete nicht, allerdings wandte sie sich nicht wie zuvor von Vorin ab.<br />

„Lassen sie mich raten… Sie sind im Moment in genau der Phase, wo sie sich fragen, was das alles<br />

soll hier an Bord. Das geht vorbei. Sie werden sich wie ich daran gewöhnen. Sie werden auch lernen<br />

mit gelegentlichen Ausbrüchen der… sagen wir mal „Kreativität“ der Führungsrige der <strong>Sentinel</strong> zu<br />

leben.“<br />

„So wie heute morgen auf dem Holodeck?“<br />

„Ja zum Beispiel. Das war etwas, was selbst ich missbillige, obwohl ich mittlerweile die Eigenarten<br />

dieser Leute hier kenne. Aber solche Aktionen sind zum Glück die absolute Ausnahme. Das kann<br />

ich ihnen versichern“, antwortete Vorin, der zur Kenntnis nahm, dass die Frage Ssianhas die ersten<br />

Worte ohne Verachtung an Vorin waren.<br />

Ssianha bemerkte scheinbar, dass Vorin versuchte sie irgendwie weichzuklopfen. Vorin konnte<br />

deutlich beobachten, dass sie mit einem Mal ihren Blick wieder von ihm abwandte. Als wollte sie<br />

sagen, dass es sie nicht interessierte, was Vorin zu sagen hatte.<br />

„Ich glaube nicht, dass ich mich jemals an diese Gepflogenheiten gewöhnen werde. Auf einem<br />

romulanischen Schiff wäre ein solches Verhalten undenkbar. Ich werde meine Meinung nicht<br />

ändern nur weil irgend so ein Vulkanier, der wahrscheinlich noch vom Captain vorgeschickt wurde<br />

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um mich moralisch in die Crew zu integrieren, versucht mich zu überzeugen, dass alles nicht so<br />

übel ist. Ich habe ihr Spiel durchschaut. Ich habe nach wie vor nicht im Sinn ein Gespräch mit ihnen<br />

zu beginnen. Sie haben mich nur beim Essen gestört, seit sie sich gesetzt haben. Aber sie werden es<br />

wohl nie begreifen.“<br />

Vorin dachte kurz nach, ob es Sinn machte weiter zu versuchen mit der Frau zu sprechen und<br />

schließlich meinte er:<br />

„Ich hatte nie vor sie zu stören. Wenn sie möchten, dass ich gehe dann sagen sie es mir bitte.<br />

Selbstverständlich werde ich sie nicht weiter belästigen wenn sie mich bitten zu gehen.“<br />

Er machte eine kurze schöpferische Pause.<br />

„Nun was sagen sie? Es ist ihre Entscheidung.“<br />

=/\= Cmdr. Troi, COU <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Büro, 2407.027 2115 =/\=<br />

„Also gut, ich würde vorschlagen wir sehen uns in 2 Tagen wieder Brian, selbe Uhrzeit“, sagte Troi<br />

und notierte es in ihrem Terminkalender.<br />

„Ich dachte diese Scheiße wäre wöchentlich?“ antwortete er überrascht.<br />

„Ja, wenn man mitarbeitet schon. Wenn man die Stunde über aber nur Blödsinn macht und versucht<br />

seinen Therapeuten auf die Palme zu bringen, dann findet diese Scheiße öfter statt“, erwiderte Troi<br />

trocken.<br />

„Sie sind krank... wenn man auf so was steht ist das krank“, meinte Brian entrüstet als er aufstand<br />

und zur Tür ging.<br />

„Sicher hab ich auch meine Macken“, begann Troi und fuhr dann zwinkernd fort „aber vielleicht<br />

verstehst du mich ja etwas besser, wenn du in die Schiffsbibliothek gehst, den 2. Band der<br />

Allgemeinen psychologischen Werke herausnimmst und den ersten Absatz in Kapitel 5 liest.“<br />

Brian blieb kurz stehen... schaute sie verwirrt an und verließ dann Kopfschüttelnd das Büro der<br />

Counselor.<br />

Troi hingegen lehnte sich erst einmal zurück und atmete ein paar mal tief ein und aus. Brian hatte<br />

ihre Nerven in der Stunde ziemlich auf die Probe gestellt und sie konnte nur hoffen, dass dieser<br />

Kampf nicht all zu lang dauerte.<br />

Das Kapitel, welches sie ihm genannt hatte, behandelte Provokationen und Aggressionen im Alltag.<br />

Und der erste Absatz handelte davon, dass Provokationen und/oder Nervereien von Kindern oftmals<br />

nur Ausdruck dafür waren, dass sie sich vernachlässigt fühlten und allein. Durch die Provokation<br />

des Erwachsenen erreichten sie, dass dieser sich ihrer Zuwand.. wenn auch nur um sie zu bestrafen<br />

oder zu schimpfen.. aber immerhin Aufmerksamkeit, welche sie sonst nicht erhalten hätten. Heute<br />

war er ihr vorgekommen wie ein solches Kind, das Aufmerksamkeit wollte. Er wollte gesehen<br />

werden.. gehört werden.. irgendetwas in ihm wollte heraus. Wäre es ihm nur darauf angekommen<br />

die Stunde zu Boykotieren oder rumzubekommen, hätte er einfach nur still dasitzen können. Statt<br />

dessen hatte er recht bald damit begonnen, die vor ihm auf dem Tisch stehende Topfpflanze Blatt<br />

für Blatt auseinander zunehmen. Jedes der Blätter hatte er dann zu einem Kügelchen gerollt..<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

langsam.. mit sehr viel Engagement und immer einem heimlichen Blick zu ihr hinüber. Er hatte<br />

darauf gewartet, dass sie versuchte ihn davon abzuhalten oder gar wütend zu werden. Aber das<br />

wurde sie nicht und sie sagte auch nichts dazu. Im Gegenteil... sie fand es ziemlich erleichternd, da<br />

sie selbst die Pflanze nie hatte leiden können. Troi war keiner dieser Menschen bei denen Pflanzen<br />

gut aufgehoben waren. Meist gingen sie schon nach wenigen Tagen ein. So brauchte sie sich selbst<br />

nicht ruhig zu halten und konnte all ihre Reserven dafür verwenden sein Verhalten zu beobachten.<br />

Natürlich war ihm das auf Dauer nicht entgangen und er hatte sich eine neue Beschäftigung gesucht.<br />

Bei seinen nachfolgenden Provokationsversuchen dagegen, hatte sie sich schon mehr zurückhalten<br />

müssen. Letztlich war ihr aber auch das gelungen.<br />

Ein leises, fast nicht hörbares piepen kündigte eine eintreffende Nachricht an und Troi schleppte<br />

sich zu ihrem Schreibtischterminal. Sie öffnete die Nachricht und sah, dass sie von Counselor<br />

Magnus kam und nur einen einzigen Satz beinhaltete.<br />

„Wenn du frei bist melde dich bitte mal bei mir“.<br />

Troi schmunzelte und wollte bereits ihren Kommunikator betätigen, als sie es sich anders überlegte<br />

und sich entschied persönlich bei ihr vorbei zu sehen.<br />

=/\= Quartier Mary Magnus, 2407.027 2135 =/\=<br />

„Sie hat was“? fragte Troi erstaunt.<br />

„Sie hat Frohlic und Longbay hier rein geschleift, einen ihrer Begleiter draußen vor die Tür gesetzt<br />

und gemeint die Beiden bräuchten ein intensives Gespräch mit mir“, wiederholte Mary noch einmal.<br />

„Hat sie sich vorher angemeldet?“ fragte Troi und lief nachdenklich durch den Raum.<br />

Sie wusste, dass Ens. t'Jeiai nicht viel von Counselor hielt. Zumindest nicht viel von ihr. Umso<br />

unlogischer war das Ganze nun.<br />

„Nein, nicht mal angeklopft. Ich habe kein Problem damit, wenn man meine Hilfe bei Konflikten<br />

sucht. Aber wenn ich hier mitten in einer Therapiestunde gewesen wäre, hätte sie durch ihr<br />

Verhalten sehr viel Schaden anrichten können“, erklärte Magnus.<br />

"Sie hat ja nicht mal gesagt was sie eigentlich will und aus den beiden Crewman war nicht viel<br />

herauszuholen. Ich habe ewig gebraucht um dem Wachhund vor der Tür klar zu machen, dass die<br />

Beiden gehen können“, fügte sie hinzu.<br />

Troi nickte „ich werd mich drum kümmern“.<br />

„Das kann ich auch selbst, ich wollte dir nur davon berichten, da sie zu den Führungsoffizieren<br />

zählt“, meinte Magnus beschwichtigend.<br />

Troi schüttelte den Kopf „nein, gerade deswegen mache ich es selbst. So viel Zeit hab ich schon“.<br />

„Dann warte wenigstens bis Morgen. Du siehst nicht wirklich fit aus und ich könnte wetten du bist<br />

es auch nicht“, sagte Mary und schaute Troi ernst an.<br />

„Ich hatte grade eine recht anstrengende Stunde. Ich stimme dir zu.. ich bin nicht fit. Aber wer weiß,<br />

was der Morgen bringt? Auf diesem Schiff muss man auf alles gefasst sein. Ich werde ihr gleich<br />

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einen Besuch abstatten“.<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Mit diesen Worten drehte sich Troi um und verließ das Quartier ihrer Freundin noch ehe diese etwas<br />

sagen konnte. Ihr Weg führte sie direkt zum Quartier der Ensign.<br />

=/\= Quartier Ens. t'Jeiai, 2407.027 2205 =/\=<br />

Auf dem Weg hatte sich Troi überlegt ob sie sich nicht doch erst am nächsten Morgen um die<br />

Angelegenheit kümmern sollte, aber irgendetwas in ihr entschied sich dagegen. Sie stand vor der<br />

Tür der Ensign und betätigte das Türsignal. Es dauerte einige Momente ehe Tarok, der kräftigere<br />

ihrer beiden Begleiter, die Tür öffnete und sie anstarrte.<br />

„Guten Abend“, begann Troi höflich „ich möchte bitte mit Ens. t'Jeiai sprechen“.<br />

„Sie ist nicht zu sprechen“, antwortete er kalt und verschränkte seine Arme vor der Brust.<br />

Troi sah nach rechts und seufzte.. darauf hatte sie nun wirklich keine Lust. „Also, passen sie auf. Da<br />

es anders nicht zu gehen scheint und ich grade nicht wirklich geduldig bin machen wir es kurz.<br />

Mein Rang ist der eines Commanders, ihr Rang ist der eines Ensigns. Sagen sie ihr ich gebe ihr 3<br />

Minuten.“<br />

Der Hüne sah sie weiterhin an und machte keine Anstalten sich zu bewegen. Troi baute sich vor ihm<br />

auf, was wegen ihrer geringen Größe leider für Beobachter immer noch recht lächerlich aussehen<br />

musste und wurde nun auch recht ernst.<br />

„Wenn sie sich nicht sofort da rein bewegen und ihr das ausrichten sorge ich dafür, dass sie auf der<br />

Stelle von Bord gehen. Sie ist Ensign in der Sternenflotte. Wenn ihre Leibeigenen sie, aus welchem<br />

Grund auch immer, davon abhalten ihre Pflicht zu tun, werde ich dem Co vorschlagen diese<br />

Hindernisse zu entfernen.“<br />

Es dauerte immer noch einige Momente ehe sich Tarok endlich umdrehte und das Quartier betrat.<br />

Hinter ihm schloss sich zischend die Türe und Troi stand allein im Gang und wartete. Aufgrund<br />

ihrer Müdigkeit und dieses Theaters eben war sie mittlerweile auf 180.<br />

Kurze zeit später öffnete sich die Türe erneut und Tarin bat Troi ins Quartier. Troi verzichtete auf<br />

ein höfliches nicken und folgte ihm. t'Jeiai saß auf einem Sofa und Nelek, ihr zweiter Begleiter, saß<br />

neben ihr. Beide machten einen leicht verschwitzten Eindruck.<br />

„Nun Counselor, was wollen sie, dass sie mich in meiner Privatsphäre stören?“ fragte die Ensign<br />

barsch.<br />

Troi sah zu den beiden Begleitern und dann zu der Rihannsu.<br />

„Ich möchte mit ihnen alleine reden“, sie dann.<br />

„Das wird nicht nötig sein“, entgegnete die Romulanerin mit einem scharfen Blick.<br />

„Sie werden doch nicht etwa Angst vor mir haben?“ meinte Troi lächelnd.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Die Rihannsu sprang vom Sofa auf und man konnte ihr ansehen, dass sie diese Frage erzürnt hatte.<br />

„Lächerlich!“ rief sie und nickte ihren Begleitern zu, welche das Quartier verließen. Troi konnte ihr<br />

ansehen, wie schwer es ihr fiel sich zu beherrschen. Sie empfand es irgendwie beruhigend den<br />

höheren Rang zu haben.<br />

„Ens. t'Jeiai, ich weis nicht was sie für ein Problem mit mir oder meinem Berufsstand haben, aber<br />

ich würde sie sehr bitten die Arbeit der Counselor an Bord dieses Schiffes nicht zu beeinträchtigen“,<br />

meinte Troi schließlich.<br />

„Beeinträchtigt? Ich habe ihnen zwei Crewman gebracht die mehr als unfähig sind... disziplinlos<br />

obendrein. Was hat ihre Stellvertreterin gemacht? Sie hat sie gehen lassen! Ich würde sagen, sie<br />

behindern ihre Arbeit bereits ohne mein zutun“, erwiderte sie.<br />

Troi hatte genug von diesem oberflächlichen Geplänkel.<br />

„Mir ist klar, dass sie sich an Bord dieses Schiffes nicht wohl fühlen. Es ist Offenkundig, dass sie<br />

sich diesen Posten nicht selbst ausgesucht haben. Ich weis nicht wie und warum sie hier sind. Ich<br />

weis nicht was sie angestellt haben um ihrer Meinung nach „so bestraft zu werden“. Ich kann nur<br />

erahnen wie wütend und wahrscheinlich auch verletzt sie unter ihrem harten Panzer sein müssen.<br />

Und mir ist auch klar, dass diese Wut und Unzufriedenheit irgendwo raus müssen. Sie rennen durch<br />

dieses Schiff und alles was ich bisher von ihnen gesehen habe war eine Fresse die bis zum Boden<br />

hängt und ständiges Gemotze wie viel besser es doch auf einem romulanischen Schiff ist. Ich weis,<br />

dass es in ihren Augen schwach wäre darüber zu reden. Mal abgesehen davon, dass ich wie jeder<br />

Counselor unter Schweigepflicht stehe und niemand erfahren müsste, wenn sie bei mir wären. Aber<br />

das erwarte ich gar nicht! Was ich erwarte ist folgendes... treten sie nie wieder ohne sich vorher<br />

anzumelden oder gar ohne anklopfen in das Büro eines Counselor ein! Und hören sie auf mit diesem<br />

dämlichen „dieses Schiff hat keinerlei Disziplin“ Gerede. Wo ist ihre Disziplin? Was haben sie<br />

heute getan? Sie motzen über ihren Posten statt einfach diszipliniert ihre Arbeit zu tun. Sie benutzen<br />

Zivilisten dazu um Sternenflottenangehörige von A nach B zu schleppen. Sie haben Probleme mit<br />

Untergebenen und schieben sie dann an einen Counselor ab, statt das ganze dem Chefingenieur zu<br />

melden.“<br />

Troi machte eine Pause und sah die Ensign an.<br />

=/\= Ens. t'Jeiai - Tac <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

= /\ = Casino - 2407.027, 20:06 Uhr = /\ =<br />

Dieser Vorin Sermak - ich ging auf Grund seines Verhaltens davon aus, dass er ein Vollblut<br />

Vulkanier sein musste (wie ich doch diese Logikfanatiker aus ganzem Herzen verabscheute)- hatte<br />

es wirklich geschafft, meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ein Umstand, der mir persönlich<br />

nicht sonderlich zusagte und gegen den ich verbissen ankämpfte, was ihm mit Sicherheit nicht<br />

entgangen sein dürfte. Sein Begleiter hingegen wirkte schwächlich und feige. Wenigstens einer hier,<br />

der begriffen zu haben schien, dass es keinen Sinn machte weiter auf mich einzureden und meine<br />

Geduld zu strapazieren. Nur zu schade, dass dieses Spitzohr nicht auf seinen Freund hören wollte.<br />

Ob ich ihm vielleicht einmal hier vor allen Anwesenden Manieren beibringen sollte, wie man mit<br />

jemanden meines Standes umzugehen hatte? Aber nein, das war definitiv keine weise Entscheidung,<br />

ich würde damit nur unnötig Ärger heraufbeschwören.<br />

Und dann stellte er eine Frage, die mich überrollte wie eine Lawine - ich sollte doch tatsächlich<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

darüber entscheiden, ob er bei mir bleiben oder doch lieber gehen sollte. War es nicht das, was sie<br />

gewollt hatte? Ich brauchte doch jetzt lediglich sagen, dass er verschwinden solle und er würde es<br />

eigenen Angaben zu folge auch tun. Ich dachte einen Augenblick nach. Was würde ich in einer<br />

solchen Situation eigentlich auf der Blutschwinge machen? Würde ich dort genau so kalt und<br />

herzlos zu meiner Crew oder zu Gästen sein? Vermutlich nicht. Aber war das hier nicht etwas<br />

anders? Ein anderes Schiff auf jeden Fall, andere Besatzung auch... aber sonst war doch alles gleich,<br />

meine Stimmung einmal ausgenommen. "Meinetwegen können sie bleiben Mister Sermak, solange<br />

sie mich hier nicht totlabern und vergessen Luft zu holen. Aber bitte erwarten sie keine<br />

hochtrabenden Konversationen hier und jetzt." Es war beinahe so, als zeigte sich ein feines Lächeln<br />

auf seinem Gesicht, als er mit seiner relativ monotonen Unterhaltung fortfuhr. Nun ja.... zumindest<br />

kam ich ihm jedoch soweit entgegen, dass ich ihn weder anstarrte, als ob er mir als Nachspeise<br />

dienen sollte, oder als ob ich seinen Kopf als Punchingball zu gebrauchen gedachte.<br />

Während wir dann hier so saßen wurde es später und später. Langsam aber sicher glaubte ich sogar<br />

die Beweggründe dieses Herrn zu verstehen. Vielleicht hatte er ja Recht mit allem was er mir da so<br />

vorwarf. Doch was sollte ich tun? Ich war nun einmal was ich war, fühlte mich von meinen<br />

originären Vorgesetzten aufs grausame verachtet und bestraft. Eine Tatsache, die ich eigentlich<br />

nicht wirklich auf sich beruhen lassen konnte, zumal ja auch die Ehre meiner Familie auf dem Spiel<br />

stand.<br />

Es war bereits gegen 21.00 Uhr, als ich mich schließlich von meinen "Gästen" verabschiedete und<br />

mich auf den Weg in mein Quartier machte. Es war schon zu recht fortgeschrittener Stunde und ich<br />

hatte an diesem Abend ein enormes Bedürfnis nach ein wenig Vergnügen der besonderen Art.<br />

Dieses ganze Gespräch hatte mich vollkommen verwirrt, Gedanken und Erinnerungen aufgewirbelt,<br />

die ich längst vergessen geglaubt hatte.<br />

=/\= Ens. t'Jeiai - Tac <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

= /\ = Gänge der <strong>Sentinel</strong> / Quartier - 2407.027, 21:25 Uhr = /\ =<br />

Langsam aber zielstrebig lief ich durch die überwiegend verlassenen Gänge der <strong>Sentinel</strong>. Ich fühlte<br />

mich seltsam - einerseits leistete ich noch immer erbitterten Widerstand gegen meine Befehle und<br />

spürte mich langsam unter diesem enormen Druck zu zerbrechen. Auf der anderen Seite war da aber<br />

auch der Wunsch - was mich selbst ein wenig verschreckte - dem Reich einfach den Rücken zu<br />

kehren und versuchen hier einen Neuanfang zu versuchen. Immerhin... das Gespräch mit Sermak<br />

war doch schon in die Richtung der Freundschaft gegangen, oder etwa nicht? Verdammt.... ich<br />

konnte einfach nicht mehr klar denken. Umso froher war ich, als ich endlich mein Quartier erreichte<br />

und unter der Schalldusche verschwinden durfte. Meine beiden Begleiter gingen ihren eigenen<br />

Tätigkeiten nach, so dass ich trotz Gesellschaft noch meine Ruhe hatte. Ich wusste ihre ruhige und<br />

diskrete Art zu schätzen und entgegen dem, was ich einst gelernt hatte, ging ich doch sehr milde mit<br />

ihnen um. Mir ging es einfach darum, dass ich mich auf sie verlassen konnte, wenn ich sie brauchte<br />

und dies war einfach der Fall. Da war keine Angst, lediglich der notwendige Respekt und Disziplin<br />

- von beiden Seiten.<br />

Die junge Frau war so eben in bequemere Sachen geschlüpft und hatte sich schweigsam in ihren<br />

Schlafbereich zurückgezogen, als Nelek zu ihr kam. Ssianha sagte nichts, war sich nicht sicher was<br />

sie wollte und was nicht. Tarok hingegen konnte sich gut denken was geschen würde und so zog er<br />

sich verschwiegen zurück um im Wohnbereich einige Kampftechniken in der Theorie zu studieren,<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

damit er Ssianha ein noch besserer Trainingspartner werden würde.<br />

"Herrin, ihr solltet euch ein wenig entspannen und versuchen die negativen Gedanken und<br />

Emotionen abzulegen." Vorsichtig strich Nelek bei diesen Worten seiner Herrin eine widerspenstige<br />

Haarsträhne aus dem Gesicht. Ob sie es vielleicht wirklich tun sollte, sich einfach einige Zeit gehen<br />

zu lassen?<br />

Das ungleiche Paar bedurfte keiner weiteren Worte. Im stillschweigenden Einvernehmen begannen<br />

sie den Körper des anderen immer und immer wieder zu erkunden, verloren sich zwischen<br />

Zärtlichkeiten und zügelloser Lust.<br />

Ssianha und Nelek legten grade eine dieser schöpferischen Pausen ein, als Tarok mit gesenktem<br />

Blick eintrat und seiner Herrin mitteilte, dass Angi Troi sie umgehend zu sprechen wünschte. Das<br />

war nun eindeutig zuviel. Wieso konnte sie nicht einmal zu dieser Zeit ihre Ruhe haben und ein<br />

wenig abschalten?<br />

Nur widerwillig löste sie sich aus der zärtlichen Umarmung um dieser doch überaus charmanten<br />

Aufforderung zu folgen. Im Wohnbereich wurde sie dann auch sogleich von einer nicht sonderlich<br />

gut gelaunten Commander Troi begleitet, die ihr einige noch weniger erfreuliche Dinge an den Kopf<br />

warf, so dass Ssianha sich sogar genötigt sah, ihre beiden Untergebenen hinauszuschicken. War<br />

vielleicht auch besser so, dass sie vor der Türe stehen würden. Nicht, dass vielleicht zufällig<br />

vorbeikommende Crewmitglieder auf die Idee kommen könnten, sie würde hier jemanden<br />

abmurksen.<br />

Die junge Frau kochte innerlich. Selbst der kleine Hoffnungsschimmer, dass es selbst für sie auf<br />

diesem Schiff dauerhaft einen Platz geben könnte machte diese unmögliche Person eines<br />

Counselors zunichte. Sie und disziplinlos? Niemals! Das war eine gemeine Unterstellung und das<br />

würde sie dieser Frau auch beweisen, aber nicht hier und jetzt. "Was ich sage Commander?"<br />

Ssianha sah ihre Gegenüber aus hasserfüllten, gefährlich blitzenden Augen an. "Verlassen sie bitte<br />

umgehend mein Quartier Counselor! Und wo meine Disziplin im Gegensatz zu diesem schrottreifen<br />

und hoffnungslos verlorenem Kahn ist, werden sie schon noch sehen!" Sie hatte ihre Stimme zu<br />

einem gefährlichen Flüstern gedämpft gehabt, befahl nun aber laut und deutlich Tarok und Nelek<br />

herein, die sichtbar besorgt waren. "Tarok, Nelek, bereitet doch bitte alles für Programm Delta 3,<br />

beginn sofort!" Völlig entgeistert blickten die Anwesenden sie an. Ihre Untergebenen weil sie<br />

wussten, welch selbstmörderisches Verhalten hinter dem Namen stand und die Commander aus<br />

Unwissenheit. Aber sie würde auch schon noch lernen, was da kommen würde und was wirkliche<br />

Disziplin bedeutete.<br />

=/\= Cmdr. Simarh, Diplomatin =/\=<br />

=/\= Gänge <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.027, 2100 =/\=<br />

Entnervt über das in ihren Augen völlig unsinnige Gespräch auf diesem sogenannten „Freizeitdeck“<br />

rauschte die Vorta durch einen schier endlosen Gang. Mit jedem Schritt wuchs ihre Verärgerung<br />

über die unterbrochene - ursprünglich geplante Schiffführung - die der Captain mit diesem Gespräch<br />

unterbrochen hatte...aus dem er sich dann wie ein schmollendes Kind zurückgezogen hatte.<br />


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

gewachsen sind. Was kann man denn schon mehr von einem halben Menschen erwarten.>> Doch<br />

auch wenn Simarh es wohl niemals – nicht einmal mehr in Gedanken aussprechen würde - so hatte<br />

sie den verbalen Schlagabtausch mit Cpt. Bring als interessante Abwechslung genossen. Trotz der<br />

Tatsache, dass er die für niedere Lebewesen so typisch naiv, unsinnige Denkweise teilte und seine<br />

Daseinsberechtigung so amüsant verteidigte. Schade das er in seinem Umfeld seine Talente so<br />

vergeudete und durch seine primitive Denkweise in seinem Wirkungskreis so eingeschränkt war...<br />

man sollte ihm klarmachen, was er alles aus sich noch machen konnte wenn er sich von seinem<br />

beschränkten geistigen Horizont nur zu lösen lernen würde.<br />

Irritiert blieb sie stehen und ihr kam erst jetzt zu Bewusstsein, das sie gerade gedanklich kurz davor<br />

gewesen war, umzudrehen und die unproduktive Diskussion mit diesem Spitzohr fortführen. Die<br />

Vorta schüttelte unwillig den Kopf und runzelte die Stirn über ihr irrationales Verhalten. , argumentierte Simarh gedanklich und erklärte ihr Verhalten vor sich<br />

selbst. Schlussendlich nickte sie befriedigt - das war die Erklärung hierfür, simpel aber<br />

einleuchtend.<br />

Nachdem dieser irritierende Sachverhalt geklärt worden war, hatte sie jedoch noch keine Lust schon<br />

in ihr Quartier zu gehen – schliesslich hatte sie ja eine Schiffsführung eingeplant. Da aber die<br />

Schiffsführung entweder zu unhöflich oder einfach nur unfähig war, diese durch zu führen wie<br />

geplant, so würde sie eben selbst das Ganze in die Hand nehmen. Schliesslich war es elementar zu<br />

wissen, welche Vorteile dieses Transportobjekt bieten würde und auch in ihren Berichten ans<br />

Starfleet Command würde sie die Tauglichkeit dieses Schiffes und seiner Crew entsprechend<br />

vermerken. Bislang hatte alles einen stümperhaften und höchst ungeeigneten Eindruck auf sie<br />

gemacht- ja sie war gerade zu schockiert über das Verhalten und den Umgang der Crew und seiner<br />

Führung und langsam fragte sie sich, ob dieser Auftrag vielleicht von einem ihrer Feinde für sie<br />

auserkoren war, um ihr das Genick zu brechen. Mit gar grimmigen Gesichtsausdruck zischte sie<br />

leise vor sich hin und ballte die Fäuste. Das konnte nur durch Commodore Benson´s Intrigen<br />

gewachsen sein, schliesslich war er ihr als einer ihrer ärgsten Gegner hinter den Kulissen des<br />

Oberkommandos bekannt. Sie war sich sicher, das ihn nichts mehr erfreuen würde, als zu erleben<br />

wie diese Mission unter ihrer diplomatischen Verantwortlichkeit scheitere. Leise lachte sie auf und<br />

hätte jemand die hochgewachsene Vorta beobachtet, wäre es ihm wohl kalt über den Rücken<br />

gelaufen - denn das gefährliche Glitzern in ihren unheimlichen intensiv blauen Augen und der kalte<br />

Klang ihres Lachens würden wohl auch einen wutschnaubenden Klingonen zögern lassen.<br />

„Diese Mission wird nicht scheitern – ich nehme die Herausforderung an. Ich habe noch niemals<br />

versagt und diese Mission wird - auch wenn dies ein unmögliches Schiff und Crew ist – sicher nicht<br />

die Erste sein, wo ich einen Rückschlag hinnehmen muss!“<br />

Mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck wandte sie sich in Richtung Turbolift und beschloss<br />

sich entsprechend für den diplomatischen "Kampf" zu rüsten und alle relevanten Informationen über<br />

das Schiff und die Crew heraus zu finden. Und das hiess, sich auch die einzelnen Abteilungen näher<br />

zu besehen.<br />

=/\= Ens. t'Jeiai - Tac <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

= /\ = Gänge der <strong>Sentinel</strong> / Quartier - 2407.027, 22:25 Uhr = /\ =<br />

Es war soweit. Sie hatte ihr Quartier wieder für sich alleine und konnte sich in Ruhe auf ihren<br />

kleinen, privaten Kampf vorbereiten. Nelek hatte sie angewiesen ihr ein paar Aufputschmittelchen<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

aus der Krankenstation zu besorgen, natürlich ohne ihre Wenigkeit zu erwähnen. Während dessen<br />

schlüpfte sie in ihrem Quartier in einen frischen Trainingsanzug und forderte Tarok auf es ihr gleich<br />

zu tun und einen dieser speziellen "Drinks" zu mischen, die für ihr besonderes Training notwendig<br />

sein würden.<br />

Als nun alles soweit vorbereitet war, begann Ssianha mit einigen Dehn- und Aufwärmübungen, um<br />

sich nciht doch noch zu verletzen, was sie sich angesichts dieses Wahnsinns nicht selbst würde<br />

verzeihen können. Endlich kehrte dann auch Nelek zurück, wenngleich er auch völlig außer Atem<br />

war und verabreichte seiner Herrin, so wie diese es fordete, eines der entwendeten Hyposprays. Wie<br />

er ihr nebenbei berichtete, hatte er einige medizinische Mitarbeiter für einige Zeit außer Gefecht<br />

setzen müssen, aber das war nun einmal notwendig gewesen. Und falls jemand dumme Fragen<br />

stellen würde - die mit Sicherheit kommen würden, so würde er die gesamte Schuld auf sich<br />

nehmen und jeden Verdacht von Ssianha ablenken, die dann hoffentlich ihren Ruf wieder herstellen<br />

und würde deutlich verbessern können.<br />

Als die junge Frau einige Zeit vollständig auf ihre kleine Mission vorbereitet war - es musste wohl<br />

schon kurz nach 2300 sein - verließ sie ihr Quartier - gemeinsam mit Tarok - zu einem etwas<br />

ausgedehnteren Lauf.<br />

Zügig eilten die beiden durch die Gänge des Schiffes, Schweiß lief ihnen über die Körper, die unter<br />

jeder Bewegung erbebten. Erst jetzt bemerkte die junge Frau, dass ihre Kondition in den letzten<br />

Wochen doch deutlich nachgelassen hatte. Vielleicht sollte sie sich bei Gelegenheit einmal dem<br />

Training der Sicherheitsmannschaften anschließen, damit sie nicht gänzlich ihre Form verlieren<br />

würde.<br />

Sie näherte sich mittlerweile dem wissenschaftlichen Bereich, als sie unverittelt mit jemandem<br />

zusammentieß, der aus einem dieser verfluchten Turbolifte trat. Ssianha fluchte auf romulanisch vor<br />

sich hin, bevor sie eine Entschuldigung murmelte und ihren Weg dann auch schon fortsetzen würde.<br />

Doch so leicht sollte sie scheinbar nicht davon kommen. Wieso hatte sie auch mit dieser Vorta<br />

zusammentreffen müssen, die Ihre Nase mal wieder an alles steckte, was sie nicht wirklich etwas<br />

anging?<br />

=/\= Cmdr. Simarh, Diplomatin =/\=<br />

=/\= Turbolift <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.027, 2315 =/\=<br />

Unwillig musterte die Vorta ihr Gegenüber und wischte sich recht provokant ihre Hand, mit welcher<br />

sie die verschwitzen Arme der Romulanerin bei dem Zusammenprall berührt hatte, an ihrer<br />

Kleidung ab. Diese unverschämte Person wollte sich abwenden und einfach fortgehen, so dass<br />

Simarh sich einen entsprechend sarkastischen Kommentar nicht verkneifen konnte.<br />

„Was für eine typische <strong>Sentinel</strong> Reaktion - nicht einmal die einfachsten Manieren besitzt diese<br />

Crew. Da hat ja ein Jem'Hadar Krieger mehr Manieren und Sinn für Höflichkeit.“<br />

Die Rihannsu fuhr herum und die schwarzen Augen blitzten gefährlich. Mit ihrer Statur und ihrer<br />

Größe überragte die Romulanerin die Vorta leicht und schien diesen Vorteil bewusst auszunutzen<br />

„Was haben sie da gesagt?“<br />

Ssianhas Stimme war gefährlich leise und man musste schon taub sein, um die unterschwellige<br />

Aggression nicht heraus hören zu können. Doch die Vorta musterte die verschwitzte Frau nur<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

amüsiert über deren Reaktion und mit emotionsloser Stimme winkte sie kurz ab.<br />

„Falls sie nicht so taub sind wie sie durchnässt sind, dürften sie mich sehr wohl verstanden haben.“<br />

Ssianha wollte aufbegehren, doch Simarh verschränkte die Arme vor der Brust und ließ sich nicht<br />

im Mindesten von den beiden Romulanern einschüchtern. Die Vorta entsann sich noch auf dem<br />

Holodeck an die grüne Uniform und den einzeln, golden blitzenden Pin am Kragen der<br />

Romulanerin und konterte ehe die andere Frau etwas sagen konnte.<br />

„Wollten sie etwas sagen, ENSIGN?“, dann – eher zu sich selbst als an die Romulanerin gerichtet -<br />

murmelte Simarh weiter, „Auf einem Schiff des Dominions gäbe es diese Undiszipliniertheit nicht!<br />

Wo bin ich hier nur hineingeraten?“<br />

=/\= Ens. t’Jeiai, Tac =/\=<br />

=/\= Gänge der <strong>Sentinel</strong> – 22.30 =/\=<br />

Ssianha blickte die vor ihr stehende Vorta wütend an. Sie hasste es in ihrem Sonderprogramm<br />

gestört zu werden und dann auch noch durch solch eingebildete Halbstarke angepflaumt zu werden.<br />

Okay, die Vorta hatte einen höheren Sternenflottenrang als sie selbst – was sie auch mehr als<br />

deutlich zeigte – aber das war auch schon alles. “Jetzt hören SIE mir einmal zu, Commander!<br />

Verächtlich und gefährlich leise waren ihre Worte der Vorta gegenüber. “Was die Disziplin auf<br />

diesem Schrotthaufen hier betrifft, da muss ich ihnen ausnahmensweise sogar zustimmen, die ist<br />

wirklich irgendwo verloren gegangen. Aber eines sollten sie sich verdammt gut merken: Im<br />

romulanischen Imperium bin ich Erein Riov (Commander) und da hätte jemand wie sie nichts zu<br />

melden. Und nun sollten sie mir aus dem Weg gehen, mein Begleiter und ich haben noch einiges zu<br />

erledigen, bevor die nächste Schicht beginnt. Ihnen noch einen schönen Abend und achten sie<br />

demnächst besser darauf, wo sie hintreten.“<br />

Schnell nickte die junge Frau ihrem Begleiter zu und sie setzten ihren kleinen Dauerlauf zur späten<br />

Stunde fort, um nicht weiter unnötig Zeit zu vergeuden. Die Rihannsu hatte es sich in den Kopf<br />

gesetzt, hier allen zu beweisen, dass sie mehr Disziplin besaß als dieser gesamte gottlose Haufen<br />

zusammen. Das ihre Methoden dieses zu erreichen weder einfach noch konventionell waren, dessen<br />

war sie sich bewusst. Und es gab für ihr Trainingsprogramm nur zwei Möglichkeiten: entweder<br />

würde sie wie Phönix aus der Asche auferstehen oder aber ehrlos zu Grunde gehen, was sie selbst<br />

natürlich nicht würde ertragen können. Ergo beschleunigte sie noch ein wenig, rannte noch schneller<br />

durch die Schiffsgänge als sie es ohne hin schon tat und setzte zu einer weiteren Runde an. Ja, sie<br />

war müde, sie wollte sich gerne einige Stunden hinlegen und schlafen, aber das würde für dieses<br />

eine bestimmte Ziel deutlich kürzer treten müssen.<br />

Es ging bereits stark auf Mitternacht zu, als sie schließlich mit Tarok zu ihrem Quartier<br />

zurückkehrte, doch an Schlaf war noch längst nicht zu denken. Der Wohnbereich des Quartiers war<br />

zwischenzeitlich von Nelek so umgestaltet worden, dass sie ausreichend Platz für einige kleinere<br />

Kämpfe sowie weitere Übungen haben würden. Der bisher vorherrschende, gemütliche Anschein<br />

auf den die junge Frau sonst so großen Wert legte, war der kalten zweckdienlichen Erscheinung<br />

gewichen.<br />

Tarok und Nelek wirkten beide nicht sonderlich glücklich, hatten sie dieses Spielchen hier bereits<br />

mehrfach erlebt und einige üble Stimmungsschwankungen ihrer Herrin während dieser Zeiten<br />

miterlebt. Aber so sicher wie ihre Stimmungsschwankungen waren, so sicher besaß sie aber auch<br />

mehr Kampfgeist als andere, um dieses Training bis zum bitteren Ende durchzustehen.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

“Also schön, da ihr zwei Spitzensportler nun von eurer Laufübung zurück seit, dürft ihr nun noch<br />

einige Dehnübungen vollziehen und dann für eine geschlagene Stunde zum Nahkampf ohne Waffen<br />

übergehen. Die Regeln kennt ihr ja noch vom letzten Mal, also brauche ich diese ja nicht noch<br />

einmal erläutern. Sobald ihr fertig seid, wird einen speziellen Kräutertee sowie eine Fruchtspeise<br />

geben, die eure Körper mit neuer Energie versorgt. Das weitere Programm sieht vor, dass ihr euch<br />

um 0430 Bordzeit aus den Betten schält und mit einem einstündigen Lauftraining, gefolgt von einer<br />

einstündigen Meditation beginnen werdet. Anschließend ist Zeit für die Morgentoilette und ein<br />

kleines Frühstück, bevor Ssianha dann ihren regulären Dienst antreten wird. Zur Mittagszeit<br />

treffen wir uns dann im Casino um den weiteren Tagesablauf zu besprechen, sofern dem nichts<br />

dienstliches im Wege steht. Und nun auf an die Arbeit.“<br />

In Ssianhas Augen war es unnötig, dass Nelek sie beide über das Programm der nächsten Stunden<br />

aufklärte, doch gehörte dieses Vorgehen ebenso dazu, wie einige andere Dinge auch. Und damit sie<br />

überhaupt noch zum Schlafen kommen würde, begann sie endlich mit den Übungen, die sie auf den<br />

Kampf vorzubereiten.<br />

Wie Ssianha recht bald feststellen durfte, hatte Tarok in den letzten Wochen doch einiges dazu<br />

gelernt, war um einiges schneller und auch geschickter geworden. Dieser junge Mann schaffte es<br />

wirklich immer wieder, sie auf angenehme Art und Weise zu überraschen, was sie nur all zu gerne<br />

auch von anderen Wesen auf diesem Schiff hier behauptet hätte. Interessiert beobachtete sie seine<br />

neuen Techniken und beschränkte sich zunächst aufs Abwehren seiner Angriffe. Er beherrschte sie<br />

zwar noch nicht perfekt und verstand es auch noch nicht wirklich, die Angriffe die er vollständig<br />

auszuführen gedachte hinter einer anderen Attacke zu verbergen, aber er hatte immense Fortschritte<br />

gemacht. Schließlich verlegte sich die junge Frau jedoch auch auf den Angriff und schaffte es<br />

immer wieder ihren Trainingspartner an den Rande des K.O. zu treiben, doch aufgeben stand für ihn<br />

einfach nicht zur Diskussion. Und entgegen seines geschwächten Zustandes schaffte er es sogar<br />

noch, einige recht harte Treffer bei Ssianha zu landen.<br />

“Schluss ihr beiden, ihr habt genug für diesen ersten Abend getan. Es ist nun an der Zeit, zur<br />

Ruhephase über zu gehen.“Die Rihannsu war zumindest jetzt aktuell nicht sonderlich angetan<br />

davon, wusste aber nur zu gut, dass sie nur noch knapp drei Stunden des Schlafes vor sich haben<br />

würde, um fit ihre nächste Schicht anzutreten. Allein diese Tatsache veranlasste sie dazu, sich<br />

schnell noch einmal zu duschen, ihr Abendmahl einzunehmen und sich dann nur mit einer Decke<br />

auf den harten Boden zu legen und versuchen ein wenig Ruhe zu finden. Sie würde erst wieder<br />

lernen müssen, sich an den Rhythmus und die härteren Lebensbedingungen anzupassen. Aber sie<br />

wusste auch, dass sie es konnte und genau daran klammerte sie auch jetzt wieder ihre Hoffnung, es<br />

erneut zu schaffen.<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Bereitschaftsraum, SD 2407.028, 0830 =/\=<br />

Bedrückende Stille füllte den Raum vollkommen aus. Lars saß hinter seinem Schreibtisch und<br />

nippte an seiner Teetasse, während Daniel seinen Kaffee immer wieder umrührte.<br />

„Wenn du weiter rührst, dann löst sich irgendwann die Tasse auf“, sagte Lars und blickte seinen XO<br />

an.<br />

108


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Was? Ach so... ich war nur in Gedanken...“<br />

„Die Mission?“<br />

„Nein, etwas privates.“<br />

„Ah, Vicky...“<br />

„Woher weißt du...?“<br />

„Die <strong>Sentinel</strong> ist nicht besonders groß und manche Gerüchte sprechen sich schneller rum als man<br />

denkt.“<br />

„Was wird denn erzählt?“<br />

„Nun, einige behaupten, dass du nun mangels realer Personen ein Hologramm vorziehst. Und<br />

andere meinen, Vicky sei durchgeknallt und würde alles tun, um dich zu bekommen.“<br />

„Interessantes Image... nun, an ersterem ist nichts dran, aber das zweite trifft irgendwie zu. Vickys<br />

Subroutinen, welche die Gefühle erzeugen, haben sich so entwickelt, dass sie mehr für mich<br />

empfindet als Freundschaft.“<br />

„Und was ist daran schlimm?“<br />

„Lars, sie ist ein Hologramm! Auch wenn ich sie so geschaffen habe wie sie ist, wollte ich niemals,<br />

dass sie sich in mich verliebt. Ich empfinde es als sehr seltsam, eine Beziehung mit einem<br />

Hologramm einzugehen.“<br />

„Und wenn du ihre Gefühle löschst?“<br />

„Das käme einem Mord gleich... nein, das kann ich nicht tun. Ich will sie auch nicht<br />

umprogrammieren oder ähnliches. Das, was mit ihr passiert ist, ist einzigartig! Ein Hologramm, das<br />

Gefühle entwickeln konnte, obwohl es nicht vorgesehen war. Verstehst du was das heißt?<br />

Künstliche Intelligenz, welche sich spontan entwickelt hat. Vicky ist etwas besonderes, das will ich<br />

nicht zerstören.“<br />

„Was sagt Angi dazu?“<br />

Daniel musste kurz auflachen.<br />

„Sie ruft Vicky und mich zu einer Paartherapie...“<br />

„Na, so was kommt auch nicht alle Tage vor“, erwiderte Lars und musste grinsen.<br />

„So lustig finde ich das auch wieder nicht. Diese diplomatischen Verhandlungen mit den 8472<br />

werden weitaus weniger anstrengend sein, als eine Therapie...“<br />

Ein plötzlicher Ruck ging durch das Schiff und das blaue Wallen des Transwarptunnels<br />

verschwand, um der Schwärze des Alls Platz zu machen. Durch das Fenster konnte man erkennen,<br />

dass eines der Begleitschiffe – höchstwahrscheinlich die Hawking – mit einem gewagten Manöver<br />

ihre Position an der Flanke der <strong>Sentinel</strong> einnahm. Dann meldete sich der Navigationsoffizier<br />

MacIver und teilte den beiden mit, dass sie nun ihr Ziel erreicht hatten. Sofort machten sich Daniel<br />

und Lars auf zur Brücke, um dort ihre Plätze einzunehmen.<br />

=/\= Brücke, kurz darauf =/\=<br />

„Scanne nach Anomalien, Vorin. Vielleicht müssen wir nicht mehr lange warten“, befahl Lars und<br />

rutschte unruhig auf seinen Sessel hin und her.<br />

„Es wäre hilfreich, wenn ich wissen würde nach welcher Art von Anomalie ich suchen soll“,<br />

antwortete der Wissenschaftsoffizier.<br />

„Alles, was den Normalraum beeinträchtigen könnte“, antwortete Sheridan.<br />

„Das ist unsere ominöse Mission? Nach Raumanomalien suchen?“, fragte Ssianha.<br />

„Davon hat niemand etwas gesagt, Ensign. Sie werden noch früh genug über unser Ziel informiert“,<br />

antwortete Lars kühl.<br />

„Nichts zu finden, bis auf unsere Austrittsspuren aus dem Trans-Warp“, meldete Sermak nach einer<br />

109


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Stunde intensiven Suchens.<br />

„Wie lange werden wir noch warten müssen? Die lassen sich ganz schön Zeit...“ murmelte Daniel<br />

genervt.<br />

„Vergiss nicht: sie haben den ersten Schritt gemacht und wollten den Kontakt. Also müssen wir<br />

auch hinnehmen, dass sie uns warten lassen“, erwiderte Lars und blickte seinen Ersten Offizier<br />

freundlich an.<br />

„Dürften wir erfahren, wer ‚die’ sind?“, fragte Angi.<br />

„Das klärt sich noch. An alle Führungsoffiziere: Finden sie sich um 1015 im Besprechungsraum<br />

ein! Ensign t’Jeiai, rufen sie unsere Begleitschiffe und teilen sie deren Captains mit, sich ebenfalls<br />

bei uns einzufinden.“<br />

=/\= Besprechungsraum, 1015 =/\=<br />

Alle Führungsoffiziere hatten sich pünktlich im Besprechungsraum eingefunden und warteten nun<br />

gespannt darauf, was auf sie zukommen würde. Geras und Braxx saßen ebenfalls am Tisch, genauso<br />

wie die Vorta Simarh.<br />

„Wie sie alle sicher schon mitbekommen haben, haben wir unseren Zielort erreicht. Zwar etwas<br />

früher als geplant, aber das macht nichts. Der Grund für diese Besprechung ist folgender...“<br />

=/\= Ens. t’Jeiai, Tac =/\=<br />

=/\= Quartier – 2407.028 – 0430 =/\=<br />

Ssianha fluchte innerlich. Sie fühlte sich ziemlich fertig von dem ungewohnten Training des<br />

Vortages und das obwohl es noch nicht einmal die Hälfte des eigentlichen Programms war. Aber<br />

vielleicht war dieser „schonende“ ja auch gar nicht so übel, hatte sie zumindest so ein wenig die<br />

Möglichkeit sich eher daran zu gewöhnen, was ihr in nächster Zeit noch so alles bevorstehen würde.<br />

Da eines ihrer Ziele aber das der Disziplin war, überzeugte sie sich selbst davon endlich<br />

aufzustehen, was in anbetracht des Schlafplatzes auch nicht wirklich der Überzeugung bedurfte.<br />

Schnell hatte sie sich ein wenig erfrischt und war in ihre Trainingskleidung geschlüpft, als Nelek ihr<br />

auch schon ein seltsam rötliches Getränk als Frühstück reichte. War zwar nicht wirklich die Welt,<br />

aber sie nahm es dankbar an, wohl wissend, dass sie sich wohl bald ebenso über ein einfaches Glas<br />

Wasser freuen würde.<br />

=/\= Gänge der <strong>Sentinel</strong> – 0450 =/\=<br />

Im zügigen Laufschritt liefen Ssianha und ihr Begleiter Tarok erneut durch diesen Schrotthaufen<br />

von Schiff. Wirklich motiviert war sie nicht, doch biss sie die Zähne zusammen. Kämpfte die<br />

eigene innere Bequemlichkeit nieder, die still und leise ihren Geist begonnen hatte zu vergiften. Sie<br />

war diszipliniert und kämpferisch. Sie würde es allen schon zeigen, was sie leisten konnte. Allen<br />

voran dieser arroganten Vorta, die sich einbildete Klassen besser zu sein und das nur, weil sie in<br />

dieser ach so glorreichen Föderation einen höheren Rang inne hatte als sie selbst. Aber auch sie<br />

würde lernen und wenn es auf die harte Tour würde geschehen müssen.<br />

Schweiß lief der jungen Frau über den ganzen Körper. Einzelne Muskeln teilten ihr schmerzhaft<br />

mit, dass sie mit dieser Anstrengung am frühen Morgen so ganz und gar nicht einverstanden waren.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Die Rihannsu ignorierte die Schmerzen, lief schweigend weiter. Kämpfte gegen sich und die<br />

Erschöpfung und verfluchte nebenbei Gott und die Welt und diesen schrottreifen Kahn, der ihr<br />

dieses Martyrium einbrachte. Zumindest hatte sie dieses Mal in sofern Glück, als das niemand ihren<br />

Weg kreuzte und einen Zusammenstoß provozierte – also ein nahezu erholsamer Lauf, was die<br />

Umgebungsbedingungen betraf.<br />

=/\= Quartier – 0600 =/\=<br />

Vollkommen verschwitzt und schwer atmend kehrten die beiden Romulaner in ihr Quartier zurück.<br />

Noch waren sie gut im Zeitplan, so dass Ssianha sich die Freiheit einer ausgiebigen Schalldusche<br />

nahm und sich bereits eine frische Uniform anzog, bevor sie sich schließlich aufrecht, mit dem<br />

Rücken zur Wand auf dem Boden nieder ließ und Nelek’s Meditationsanweisungen folge leistete.<br />

Es tat gut, einfach einmal ein paar Minuten an etwas vollkommen anderes zu denken. Den Stress<br />

bewusst von sich zu schieben und auf die positiven Dinge Lebens zu konzentrieren. Nelek.....<br />

warum können wir nicht einfach verschwinden und uns unsere eigene kleine Welt aufbauen?<br />

Ssianhas Gedanken schweiften unweigerlich ab. Warum fiel es ihr mit einem Mal auch nur so<br />

schwer, sich auf die Gegenwart und eine gleichmäßige Atmung zu konzentrieren? “Ssianha, du<br />

sollst dich doch nicht so verkrampfen. Öffne deinen Geist und lass deine Gedanken davon<br />

schweben, lass sie schweben und blicke ihnen nach, doch folge ihnen nicht.“ Dieser Typ hatte<br />

wirklich gut reden. Er war schließlich nur ein Untergebener, der seinen Job machte. Sie hingegen<br />

kam aus einer angesehen Familie, die sich in – der Meinung ihrer Eltern zufolge – einen<br />

Unwürdigen verliebt hatte. Und sie hatte geschwiegen, niemandem gegenüber mehr erwähnt, dass<br />

sie schon einen Partner fürs Leben gefunden hatte und selbigen gegenüber hatte sie auch<br />

Stillschweigen bewahrt – so schwer es ihr auch fiel.<br />

Um kurz nach 0700 beendete Nelek die Meditationsübung, die für die Rihannsu alles andere als<br />

angenehm gewesen war. Sie hatte sich einfach zu viele Gedanken gemacht, zu viele Erinnerungen<br />

waren wieder erwacht, die sie längst vergessen geglaubt hatte. Und dann war da natürlich auch noch<br />

diese Müdigkeit. Wie gerne würde sie sich doch jetzt noch ein wenig hinlegen und schlafen. Du<br />

verdammtes Weichei, jetzt reiß dich gefälligst zusammen. Du wolltest doch allen zeigen, dass du ein<br />

disziplinierter Offizier bist, also tu es auch!<br />

Das Frühstück an diesem Morgen sah auch nicht wirklich prickelnd aus – eine Fruchtsaftmischung,<br />

das übliche Aufputschmittel sowie eine besondere Zusammenstellung aus Nüssen und diversen<br />

Getreidearten – ein äußerst staubiges und zweifelhaftes Vergnügen. Aber der Hunger trieb es in sie<br />

hinein. Hastig hatte sie es hinuntergeschlungen, nicht darauf bedacht, dass sie längere Zeit nichts<br />

mehr bekommen würde.<br />

=/\= 0730 – Brücke =/\=<br />

Eigentlich war es noch zu früh, aber ein Offizier wie sie war schließlich Vorbild und so machte sie<br />

sich bereits früher als eigentlich notwendig auf den Weg zur Brücke. Natürlich nicht ohne ihren<br />

„Schatten“ Tarok, der darauf achten sollte, dass sie sich nicht zwischendurch einen unerlaubten<br />

Snack besorgen würde. Auf die Brücke selber durfte ihr Begleiter nicht, dafür blieb er jedoch wie<br />

ein Zinnsoldat vor der Türe stehen. Ssianha war alles andere als begeistert davon und auch der<br />

Captain dieses Schrotthaufens würde wohl nicht sehr erfreut darüber sein, aber damit würden nun<br />

alle vorläufig leben müssen.<br />

Punkt 0730 löste Ssianha den Taktiker der Gammaschicht ab, der sich schier zu Tode gelangweilt<br />

hatte. Na warte Freundchen, du wirst dir noch wünschen, dass du aufmerksamer gewesen sein<br />

wirst, wenn ich mit dir fertig bin. Doch noch behielt sie ihre Gedanken für sich und tätigte einige<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Eingaben auf ihrer Konsole. Eigentlich sah alles so aus, als wäre es im grünen Bereich. Aber sie<br />

wollte zu 1000% sicher sein, dass dem auch so war. “T’Jeiai an Mister Donovan ich erwarte in 10<br />

Minuten eine vollständige Diagnose sämtlicher taktischen Systeme der <strong>Sentinel</strong> von ihnen. Wie sie<br />

es anstellen ist mir gleich, also halten sie sich gefälligst ran!“ Die junge Frau wartete erst gar keine<br />

Antwort ab, sondern beendete direkt die Verbindung.<br />

Die Zeit lief unaufhaltsam voran und überpünktlich erschienen nach und nach auch CO und XO auf<br />

der Brücke. Ssianha nickte ihnen lediglich zu, ganz darauf konzentriert, ihre eigene Arbeit noch ein<br />

wenig effizienter zu gestalten. “Maschinenraum an t’Jeiai, Donovan hier. Ich weiß zwar nicht wie<br />

sie das erkennen konnten, aber wir hatten eine Abweichung im Mikronbereich in den Systemen, die<br />

mittlerweile korrigiert ist.“ Ssianha lächelte selbstzufrieden, bevor sie dem Crewman jedoch noch<br />

einige derbe Worte zukommen ließ. “Mister Donovon, es ist mein Job, meine Systeme im Schlaf in<br />

Perfektion zu beherrschen. Deshalb lege ich ihnen und ihren Kollegen nahe, die Nächte an Bord<br />

sinnvoller zu nutzen, bevor dies noch schwere Konsequenzen für sie haben könnte.“<br />

Commander Bring blickte die Rihannsu streng an. Was wollte dieser Lackaffe denn nun schon<br />

wieder? Sie hatte dem Techniker doch nur einen guten Rat gegeben und die Leistung der Systeme,<br />

für die sie verantwortlich war, geprüft und gesteigert. Was also sollte denn daran schon wieder<br />

falsch gewesen sein?<br />

=/\= Ens. t’Jeiai, Tac =/\=<br />

=/\= Brücke – 2407.028 – 0945 =/\=<br />

"Miss t'Jeiai, ich denke nicht, dass ihr barscher Tonfall in dieser Form notwendig war. Und nun<br />

sollten sie unsere Begleitschiffe informieren, dass wir an unserem Bestimmungsort angelangt sind.<br />

In 30 Minuten erwarte ich die beiden Captains und unsere Brückencrew zu einer Besprechung."<br />

Ssianha fluchte leise vor sich hin, besonders als dieser Vorin Sermak nach Annomalien suchen<br />

sollte und nichts wirklich interessantes, außer ihren eigenen Signaturen, zu entdecken war.<br />

"Das ist unsere ominöse Mission? Nach Raumanomalien suchen?"<br />

Die junge Frau hatte sich diesen Kommentar einfach nicht mehr verkneifen können, besonders<br />

wenn sie daran dachte, wie interessant es doch sein dürfte, mit Torpedos auf eben solche zu feuern.<br />

Wie schwachsinnig diese Menschen doch sind zu glauben Annomalien besiegen zu können. Die<br />

junge Frau schüttelte innerlich den Kopf, führte ihre Befehle jedoch wortgetreu aus. Sie hatte sich<br />

selbst einige Ziele gesetzt und würde diese definitiv auch erreichen, und wenn es das letzte wäre,<br />

was sie auf diesem Schiff machen würde.<br />

Nach dem sie die Begleitschiffe informiert hatte, prüfte die Rihannsu erneut die sie betreffenden<br />

Systeme. Sie hatte ein verdammt ungutes Gefühl bei der ganzen Sache, zumal sie noch nicht einmal<br />

wusste, was da überhaupt auf sie alle zukommen würde.<br />

=/\= Bereitschaftsraum – 2407.028 – 1040 =/\=<br />

Gesammelt hatten wir uns mit den fremden Captains zusammen im Bereitschaftsraum eingefunden<br />

und warteten nun ab was da kommen sollte. Zwar gab es mittlerweile einige sehr interessante<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Gerüchte, die ihre Runde drehten, aber was wirklich dran konnte man bisher nicht sagen. Ssianha<br />

für ihren Teil hatte sich entschieden, erst einmal gar nichts darauf zu geben und auf die<br />

Ausführungen des Captains zu warten, war dies doch eigentlich der sichere und vorschriftsmäßigere<br />

Weg. Nur warum schwieg er solange? War es so grausam, was sie da erwartete? Würden sie<br />

vielleicht mit den Borg einen kleinen Kampf austragen dürfen, den sie mit sehr großer<br />

Wahrscheinlichkeit verlieren dürften?<br />

Verdammt Ssianha, du sollst dich doch nicht an diesen unnützen und überflüssigen Spekulationen<br />

beteiligen, die mehr schaden als nützen.<br />

Es war definitiv nicht einfach für sie, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, zumal ihr kleines<br />

Spezialprogramm bei ihr doch für eine gewisse Gereiztheit sorgte, die sie kontrollieren musste.<br />

=/\= Cpt. Bring, CO <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, 2407.028 =/\=<br />

=/\= Bereitschaftsraum, 1015 =/\=<br />

Ich schaute mich noch einmal um ob auch wirklich alle Leute anwesend waren, die die nun<br />

folgenden Informationen auch bekommen sollten. Zusätzlich zur Alphacrew, waren auch noch die<br />

Captains unserer Begleitschiffe und Mary Magnus, unsere zweite COU anwesend. Nun war es an<br />

der Zeit endlich die Blase platzen zu lassen und allen reinen Wein einzuschenken.<br />

„Wie sie alle sicher schon mitbekommen haben, haben wir unseren Zielort erreicht. Zwar etwas<br />

früher als geplant, aber das macht nichts. Der Grund für diese Besprechung ist folgender...“<br />

Ich stand auf und aktivierte das Display am anderen Ende des Raumes. Ohne ein Wort zu sagen<br />

schritt ich hinter den Stühlen am Fenster entlang und stellte mich neben das Display.<br />

„Der Grund für die Besprechung ist, dass ich euch nun erzählen darf, was uns auf diesem Flecken<br />

"nichts" erwartet.“<br />

Ich öffnete auf dem Display eine Karte des Sektors in dem wir uns befanden.<br />

„Wie ihr seht ist hier wirklich nichts was uns beobachten könnte und das ist auch gut so. Unser<br />

Verhandlungspartner möchte kein all zu großes Aufsehen erregen und schlug daher diesen Ort vor.“<br />

Noch einmal schaute ich in alle Gesichter und nahm dann alle meinen Mut zusammen.<br />

„Unser Verhandlungspartner ist Spezies 8472. Ich hoffe ihr versteht jetzt warum die Lage zu<br />

gefährlich ist um es schon vorher durch die ganze Galaxis zu posaunen. Außerdem hatte das SFC<br />

Angst vor Anschlägen die 8472 vielleicht wütend machen könnten. Genau aus dem Grund, besteht<br />

auch für euch weitere Geheimhaltungspflicht! Wir können uns nicht erlauben, dass irgendjemand<br />

schon vorher weis was los ist und so vielleicht etwas planen kann. Ich glaube zwar nicht, dass wir<br />

Spione an Board haben, aber wir müssen auf Nummer sicher gehen. Wenn die Verhandlungen gut<br />

verlaufen, haben wir einen starken Verbündeten - wenn sie scheitern, könnte das das Ende der<br />

gesamten Galaxie sein.“<br />

Ich blickte in die Gesichter der Anwesenden. Alle schienen sie geschockt oder überrascht zu sein.<br />

Einzig Daniel und Simarh, die über die Lage schon vorher informiert waren, ließen sich nichts<br />

anmerken. Ich ging wieder zurück auf einen Platz und setze mich.<br />

„Nach der letzen Nachricht, die das SFC von Spezies 8472 bekommen hat, werden sie heute gegen<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

1600 vom Flüssigraum zu uns stoßen. Also haben wir noch Zeit ein Paar Vorbereitungen zu treffen<br />

um uns gegen einige Eventualitäten vor zu bereiten. Bitte schauen sie auf das Padd das vor ihnen<br />

liegt.“<br />

Ich nahm das Padd auf und schaute dann zu Geras und Braxx.<br />

„Cpt. Geras, Cpt. Braxx, sie werden mit ihren Schiffen die modifizierten Warnbojen aus Frachtraum<br />

eins und zwei auf ihre Schiffe beamen und sie dann an den vorgesehenen Koordinaten absetzen.“<br />

Geras wollte gerade einhaken doch wurde er von Simarh direkt mit einem tödlichen Blick davon<br />

abgehalten. Anscheinend schien auch sie nun zu begreifen, dass die Kinderspielchen vorbei waren.<br />

„Julian und Mrs. t’Jeiai, ihr werdet daran Arbeiten unsere Verteidigung zu stärken und vielleicht<br />

einen neuen Trumpf gegen 8472 zu entwickeln. Ich denke auf die Modifizierten Borg Nanosonden<br />

werden sie sich mittlerweile eingestellte haben. Wahrscheinlich werde ich später zu euch stoßen und<br />

mit grübeln.<br />

Angi und Mary... ich möchte, dass ihr Beide euch darauf vorbereitet der Crew zu helfen wenn 8472<br />

auftaucht. Es wird sicherlich viele geben die Angst bekommen werden. Außerdem solltet ihr euch<br />

darauf einstellen, dass es vielleicht einige psychische Probleme nach dem Kontakt mit ihnen geben<br />

könnte.<br />

Vorin, ich möchte das du versuchst so viel wie möglich über den Flüssigraum heraus zu finden. Ich<br />

möchte wissen ob wir mit der <strong>Sentinel</strong> eine Chance haben uns darin zu verteidigen.<br />

Antonio, dich möchte ich ab sofort auf der Brücke haben. Da unsere OPS ja noch länger außer<br />

Gefecht gesetzt sein wird, brauche ich jemanden der die OPS übernimmt. Daniel wird dich in die<br />

Funktionen der Station einweisen. Du wirst zusammen mit Vorin die Daten der Überwachungsbojen<br />

im Auge behalten und sofern du Zeit hast untersuchen wie sich der starke telepatischen Kontakt mit<br />

8472 auf die Crew auswirken könnte. Insbesondere auf mich und Simarh da wir den Verhandlungen<br />

beiwohnen werden.<br />

Daniel, von dir möchte ich, dass du unseren Rabauken ein bisschen im Auge behältst. Ich will nicht,<br />

dass er auf einmal auf die Idee kommt mit einem Shuttle los zu fliegen. Sollten noch fragen<br />

bestehen, Cmdr. Simarh wird ihnen mit ihrem Fachwissen sicher helfen können und ich bin ja auch<br />

noch da. Haben alle verstanden was sie zu tun haben?“<br />

Mein Blick ging noch ein letztes Mal durch die Runde und alle nickten.<br />

„Gut, dann an die Arbeit!“<br />

Alle standen auf und verließen den Besprechungsraum. Kurz bevor Ens. t’Jeiai jedoch den Raum<br />

verlies rief ich sie zurück. Als wir allein im Raum waren schaute ich ihr in die Augen.<br />

„Ens. Ich weis, dass das was ich jetzt sage sollte man als Captain eines Schiffes nie sagen, aber<br />

sobald hier irgendetwas schief läuft, sind sie die erste Person auf meiner Verdächtigenliste. Sie<br />

sollten eigentlich gar nicht für diese Mission hier sein, also strengen sie sich an, sonst landen sie<br />

vielleicht schneller in einer Arrestzelle als ihnen lieb ist.“<br />

Mit diesen Worten verließ ich den Besprechungsraum und ging hinüber in meinen<br />

Bereitschaftsraum um die Sicherheit der Computersysteme der <strong>Sentinel</strong> etwas zu verbessern.<br />

=/\= Jan Valek, XO der <strong>USS</strong> LaNinia <strong>NX</strong>-47801 =/\=<br />

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=/\= Brücke, SD 2407.028, 1410 =/\=<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Bei aktivierter Tarnung war die Brücke immer in diffuses Licht gehüllt, welches nicht besonders<br />

hell war und so ein großes Spiel von Licht und Schatten zuließ. Zwar wusste niemand genau,<br />

weshalb man im Tarnmodus das Licht dimmen sollte – schließlich lieferte der Warpkern genug<br />

Energie, um alle Systeme gut zu versorgen – aber es war wohl zu sowas wie einer Tradition<br />

geworden.<br />

„Zeit bis zur Ankunft?“, gellte die Stimme des Kommandanten über die Brücke.<br />

„Noch dreißig Minuten, Sir!“, antwortete der Ferengi an der CONN/OPS-Station.<br />

„Gibt es schon Anzeichen für Flüssigraum-Aktivität?“<br />

„Nein, Sir. Bisher werden nur Warpsignaturen von drei Sternenflottenschiffen angezeigt. Es<br />

scheinen auch keine Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden zu sein.“<br />

„Sie fühlen sich sicher, weil hier nur sehr selten ein Raumschiff vorbeikommt. Die wussten schon,<br />

weshalb sie ausgerechnet diesen Ort für eine Kontaktaufnahme ausgesucht hatten.“<br />

„Ganz recht, Mister Valek. Mitten im Niemandsland kann man perfekt diverse Geheimnisse<br />

verstecken. Uns kommt das gerade recht, schließlich soll niemand davon wissen, was wir eigentlich<br />

vorhaben. Mitwisser können wir nicht gebrauchen.“<br />

„Was machen wir dann mit den drei Schiffen?“, fragte der taktische Offizier Mortak.<br />

„Wenn sie nicht schon von 8472 vernichtet werden, dann kümmern sich unsere Agenten darum.<br />

Wie gesagt: wir können keine Mitwisser gebrauchen.“<br />

„Wir haben das Sperrgebiet erreicht, Commander“, meldete der Navigator und brachte das Schiff<br />

unter Warp.<br />

„Sehr gut, Mister Tog. Fliegen sie uns vorsichtig hinein.“<br />

„Aye, Sir!“, antwortete dieser und aktivierte die Impulstriebwerke.<br />

„Halt! Maskieren sie die Warpsignatur!“, rief Jeanette t’Heran, die Wissenschaftlerin.<br />

Valentine und Valek drehten sich gleichzeitig zu ihr um.<br />

„Ich hatte gerade eine Anzeige, dass wir von irgendetwas gescannt worden sind... ich kann es nicht<br />

mehr orten, aber ich schlage vor, sie tun was ich gesagt habe!“<br />

„Mister Tog...“<br />

„Signatur maskiert, Sir. Alle Emissionen auf ein Minimum reduziert.“<br />

„Scanneraktivitäten?“, fragte Jan.<br />

„Keine, Sir. Vielleicht war es auch nur ein Sensorschatten.“<br />

„Gehen sie lieber auf Nummer Sicher. Ich will nicht, dass wir schon jetzt entdeckt werden. Mister<br />

Tog, bringen sie uns nahe an die drei Schiffe und achten sie darauf, dass sie uns nicht zufällig durch<br />

eine Kollision entdecken können.“<br />

„Aye, Sir!“<br />

=/\= Krankenstation, wenig später =/\=<br />

„Hat dich der Alte endlich gehen lassen?“ Alessandras Stimme klang wie Musik in Jans Ohren.<br />

„Ja, wir haben endlich unseren Zielort erreicht.“ Er blickte seiner Verlobten in die Augen und sah<br />

immer noch den Schmerz darin, der ihr vor Kurzem zugefügt worden war.<br />

Tröstend nahm er sie in die Arme und küsste sie zärtlich.<br />

„Glaubst du, er wird seine ‚Vision’ wahrmachen?“, fragte die Bordärztin ängstlich.<br />

„Ich fürchte es. Du kennst ihn ja: wenn sich der Alte mal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann führt<br />

er es durch, egal was es kostet. Aber nun zu angenehmeren Dingen: wie geht es unserem Kleinen?“,<br />

erwiderte er und berührte sanft Alessandras Bauch.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Es wächst und gedeiht“, antwortete sie lächelnd. Dann verhärtete sich ihre Miene wieder: „Sie oder<br />

er soll nicht im Krieg aufwachsen. Meinst du, du kannst den Alten davon abbringen?“<br />

„Ich werde mein Bestes geben... ich will auch keinen Krieg, aber Valentine ist von unserem<br />

eigentlichen Ziel sowieso schon weit abgekommen. Ich kann leider nichts tun, da ihm die meisten<br />

Crewmitglieder treu ergeben sind und ihm bis in den Tod folgen würden. Es wird aber nicht mehr<br />

lange dauern, dann wird ihn die Führung der Gruppe selbst außer Gefecht setzen.“<br />

„Hoffentlich bald. Du weißt, was ein Ausstieg für uns bedeuten würde: wir würden nirgendwo mehr<br />

sicher sein. Seine Schergen würden uns überall finden!“<br />

„So weit wird es nicht kommen... das verspreche ich dir, Aless!“<br />

„Kommen sie auf die Brücke, Valek! Ich muss mit ihnen reden!“, bellte Valentine aus dem<br />

Lautsprecher des Kommunikators.<br />

„Ich komme.“<br />

Mit einem Kuss verabschiedete er sich von der Schiffsärztin und machte sich auf den Weg zur<br />

Brücke.<br />

=/\= Ens Gartner, CHI <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, 2407.028 =/\=<br />

=/\= Bereitschaftsraum, 1055 =/\=<br />

Zischend öffneten sich die Türen des Bereitschaftsraumes und die Mitglieder der Alphacrew gingen<br />

durch die verschiedenen Türen entweder zur Brücke oder wie die beiden Captains der Begleitschiffe<br />

direkt zu den Turboliften.<br />

Julian entschied sich nach kurzer Überlegung sich ebenfalls zu den Turboliften zu begeben. Er<br />

nahm eine leere Kabine und dirigierte sie in Richtung Maschinenraum. Es war wohl wieder einmal<br />

Zeit ein wenig Materie zu bearbeiten.<br />

Noch immer war er leicht geschockt über die Eröffnung, die Lars bei der Besprechung gemacht<br />

hatte. Julian wusste nicht allzu viel über 8472, nur das was man in der Schule lernte.<br />

Sie waren die größten und gefährlichsten Feinde der Borg, welches eine Tatsache war, die 8472 in<br />

einem durchaus positiven Licht erschienen ließ, und kamen aus dem Flüssigen Raum, den die Borg<br />

bei einem Vorstoß auf der Suche nach neuem Gebiet zur Eroberung entdeckt hatten. Das einzig<br />

bekannte Mittel gegen ihre Bioschiffe waren bisher die modifizierten Borg Nanosonden. Doch der<br />

Captain meinte ja sie währen inzwischen vielleicht wirkungslos.<br />

=/ \= Maschinendeck, 1110<br />

Es war zum verzweifeln. Obwohl Julian einen ganzen Stapel PADDs vor sich liegen hatte, bekam er<br />

doch keine vernünftigen Informationen zusammen. Über die Technik von 8472 war nicht viel zu<br />

sagen außer, dass ihre Schiffe im Prinzip Lebewesen waren, die jedoch nicht über eine reale<br />

Intelligenz verfügten.<br />

Höchstens ein gewisser Instinkt konnte den Retortenschiffen zugeschrieben werden, welche<br />

in Taktischer Hinsicht jedoch vernachlässigt werden konnte.<br />

In den medizinischen Berichten war auch nichts zuverlässiges zu finden. Die Gewebestruktur von<br />

8472 war völlig anormal und Phaserbeschuss absorbierten die Schiffe genauso wie die<br />

Einzellebewesen nahezu vollständig. Nur ein ganzer Trupp schwer bewaffneter Kämpfer schaffte es<br />

einen von 8472 auszuschalten. Weiter reagierte 8472 auf keine der chemische Substanzen die man<br />

bei den Untersuchungen hatte aufbieten können.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Ein weitaus größeres Kapitel betraf die Verhaltensweisen von 8472.<br />

Sie galt zwar als hochintelligent aber dennoch sehr aggressiv.<br />

Obwohl man nicht recht wusste ob 8472 nur in der Defensieve sich so verhielt.<br />

Nur einmal war es bisher gelungen einen friedlichen Kontakt herzustellen.<br />

Und selbst das war ein riskantes Unterfangen gewesen.<br />

8472 benutze im Nahkampf keine Waffen, sondern nur ihre Gliedmaßen, aus deren Krallen<br />

allerdings ein Gift austrat, das die Opfer nach einiger Zeit auflöste.<br />

Was den Nahkampf außerdem schwierig machte waren die schrillen Schreie die 8472 beim Kampf<br />

ausstieß und die unvorbereitete Humanoiden sehr verwirren konnte.<br />

Bei diesem Satz stockte Julian plötzlich.....<br />

Die Schreie pflanzten sich bis in den Ultraschallbereich vor und entsprachen exakt den<br />

Zellschwingungen...<br />

Eine Idee machte sich in Julians Kopf breit. Das musste er mit dem CO und dem CMO besprechen.<br />

„Gartner an Krankenstation!“ sagte Julian während er an seine Brust tippte und den Kommunikator<br />

aktivierte.<br />

„Hier Columbi was gibt es?“ scholl es aus den Lautsprechern des Interkom<br />

„Hast du etwas Zeit für mich?“<br />

„Ich denke schon,“ antwortete der CMO. „Wie kann ich ihnen helfen?“<br />

„Könntest du bitte hier herunter kommen? Ich glaube ich hab da was gefunden!“<br />

„Ich bin unterwegs. Bis gleich Mr. Gartner. Krankenstation Ende,“ sagte Antonio und deaktivierte<br />

die Verbindung.<br />

Wenig später traf der CMO auf dem Maschinendeck ein und Julian berichtete ihm von seiner Idee.<br />

„Das könnte tatsächlich funktionieren..“ murmelte Antonio.<br />

„Und technisch ist es einwandfrei möglich.<br />

Selbst kleine mobile Geräte könnten wir bauen“, sagte Julian mit strahlender Miene.<br />

„Die Idee müssen sie Lars vortragen!“<br />

„Werde ich auch bei der nächsten Besprechung. Ich werde erst noch ein paar Pläne<br />

zusammenstellen damit ich ihm auch etwas handfestes bieten kann.“<br />

„Gut. Ich muss wieder an die Arbeit. Viel erfolg noch“, sagte Antonio und machte sich auf zurück<br />

zur Krankenstation.<br />

“Danke. Und danke für deine Hilfe!“, rief Julian ihm hinterher.<br />

Voller Eifer machte sich Julian an die Arbeit und seine Idee begann feste, wenn auch nur digitale,<br />

Formen anzunehmen. Bald würde er sie Lars präsentieren können.<br />

= /\ = Ens. Vorin Sermak, SCI der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> = /\ =<br />

= /\ = Brücke, DSZ 2407.028, 14:30 Uhr = /\ =<br />

Vorin kam zusammen mit allen Anderen aus dem Bereitschaftsraum von Lars heraus, um sich um<br />

die Aufgaben zu kümmern, die man ihm aufgetragen hatte. Der Tag, der eigentlich sehr gut<br />

begonnen hatte, hatte mit einem Male etwas Belastendes. Niemand wusste genau, wie er reagieren<br />

sollte. Schließlich waren über Spezies 8472 im Wesentlichen nur Legenden bekannt. Zwar hatte<br />

eine Crew, die im Delta Quadranten gestrandet war Kontakt zu diesen Wesen gehabt und diesen<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

auch dokumentiert, aber das war sehr viele Jahre her und im Laufe der Zeit rankten sich Legenden<br />

um die Natur dieser Wesen. Vor allem, nachdem der bekannte Autor Julian Suárez einen Bestseller<br />

Holoroman publiziert hatte, in dem die Wesen aus dem fluiden Raum als gnadenlose Räuber<br />

dargestellt wurden, wurde die Legendenbildung enorm gefördert und beschleunigt. Im Prinzip<br />

wusste niemand, woran er wirklich war und das bevorstehende Zusammentreffen mit diesen Wesen<br />

schürte eine Menge Unsicherheit in allen, die davon wussten. Schließlich waren alle bis zu jenem<br />

Tag wenn überhaupt nur in dem besagten Holoroman auf Spezies 8472 getroffen, der nicht<br />

unbedingt das beste Bild auf diese Lebensformen geworfen hatte. Vorin war sich sicher, dass Angi<br />

und Mary viel Beruhigungsarbeit bei der Crew zu leisten hatten, denn nicht jeder war geistig so<br />

gefestigt, wie die Vulkanier an Bord. Und da selbst dem logisch denkenden Vorin etwas mulmig zu<br />

Mute war konnte er sich vorstellen, wie es den meisten anderen Crewmitgliedern gehen musste.<br />

Vorin, der die Aufgabe hatte möglichst viel über den fluiden Raum herauszufinden, um eventuelle<br />

Verteidigungsstrategien im fluiden Raum auszuarbeiten begab sich zu seiner Konsole, um zunächst<br />

alle bekannten Daten über den fluiden Raum abzurufen, die die <strong>USS</strong> Voyager, die bisher als<br />

einziges Sternenflottenschiff dort gewesen war, ihrer Zeit im fluiden Raum gesammelt hatte.<br />

Während Vorin aus den Datenbanken die Informationen sammelte und auf ein PADD speicherte,<br />

mit dem er sich nach Beendigung des Datentransfers in eines der Labors zum Auswerten begeben<br />

wollte, sah er plötzlich ein Licht auf seiner Konsole blinken.<br />

Sofort wandte er sich den Sensoren zu, die das Alarmsignal auf seine Konsole geleitet hatten. Nach<br />

kurzer Zeit entdeckte er das, was die Sensoren bemerkt hatten. Eine Ionenspur, die ganz<br />

offensichtlich durch ein fremdes Schiff verursacht wurde näherte sich langsam der <strong>Sentinel</strong>. Vorin<br />

überprüfte die Sensoren, denn das Gebiet in dem sich die <strong>Sentinel</strong> und ihre Begleitschiffe befanden<br />

war für die Dauer der Verhandlungen mit Spezies 8472 zum Sperrgebiet erklärt worden. Eigentlich<br />

dürfte sich kein weiteres Schiff in diesem Gebiet befinden. Vorin richtete die Sensoren der <strong>Sentinel</strong><br />

auf die Ionenspur aus, in der Hoffnung etwas zu entdecken. In dem Moment, als er die Sensoren<br />

jedoch auf die Spur richtete, verschwand diese. Wenn es sich tatsächlich um ein Schiff handelte das<br />

unauthorisiert in das Sperrgebiet eingedrungen war, hatte seine Besatzung offenbar gemerkt, dass<br />

man die Ionenspur entdeckt hatte und das Schiff getarnt.<br />

„Ich fürchte wir haben ein Problem!“, meldete Vorin, und erläuterte der Brückenbesatzung und<br />

allen voran Daniel, der gerade dabei war Antonio in die Funktinen der OPS Station einzuweisen,<br />

was er mit Hilfe der Sensoren bemerkt hatte.<br />

„8472! Es ist 8472!“, hörte man jemanden auf der Brücke aufgeregt sagen.<br />

„Das glaube ich kaum… “, antwortete Daniel, der ganz ruhig blieb. „Spezies 8472 wird erst gegen<br />

16 Uhr aus dem fluiden Raum auftauchen. Ich glaube eher, dass wir ungebetene Gäste haben.“<br />

Sofort wurde Lars auf die Brücke gerufen, um ihm die Situation zu schildern. Es handelte sich dabei<br />

nämlich um ein Problem, das von äußerster Dringlichkeit war. Die Verhandlungen mit Spezies 8472<br />

durften auf keinen Fall durch irgend etwas oder irgendwen gestört werden, denn niemand wusste<br />

wie der schwierige Verhandlungspartner auf Störmanöver reagieren würde.<br />

„Wer zum Teufel kann das sein?“, fragte Lars. „Irgendjemand muss etwas über unser Treffen<br />

erfahren haben. Ich glaube der Geheimdienst muss irgendwo ein Schlupfloch haben, so dass<br />

irgendwer, der uns Böses will versucht uns jetzt gezielt zu schaden…“<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Wie kommst du denn darauf, Lars?“, fragte Vorin. „Du denkst doch sonst nicht so negativ.“<br />

„Ich denke wir sollten bei einer so delikaten Mission immer vom Schlimmsten ausgehen. Es muss<br />

einfach alles perfekt sein. Jeder weiß, welche Macht 8472 hat.“<br />

Lars machte eine kurze Pause, in der es den Anschein machte, dass er intensiv nachdachte.<br />

Nachdem einige Moment vergangen waren, meldete er sich wieder zu Wort und befahl mit einer<br />

Stimme die so entschlossen war, wie Vorin es noch nie erlebt hatte:<br />

„Findet sie! Egal wie, aber findet sie! Diese Geschichte hat absolute Priorität! Unternehmt alles was<br />

nötig ist, um sie zu stellen! Außerdem gilt ab sofort Funkstille!“<br />

Dann verschwand er ohne ein weiteres Wort zu sagen in seinem Bereitschaftsraum. Dabei machte er<br />

einen sehr angespannten Eindruck. Man konnte förmlich spüren, wie diese riesige Verantwortung<br />

ihn belastete. Es wäre immerhin möglich, dass das Schicksal der Föderation, vielleicht sogar das der<br />

gesamten Galaxis von Lars abhängen könnte. Niemand könnte einem solchem Druck ohne Spuren<br />

widerstehen.<br />

Daniel ergriff als XO sofort das Wort:<br />

„Ihr habt gehört was er gesagt hat. Irgendwelche Vorschläge?“<br />

Vorin meldete sich zu Wort:<br />

„Wenn es sich bei der Geschichte tatsächlich um ein getarntes Schiff handeln sollte, dann wäre es<br />

wohl am logischsten, Tachyonscans durchzuführen.“<br />

„Die Idee ist nicht schlecht, aber wie sollen wir von der <strong>Sentinel</strong> aus das gesamte Sperrgebiet<br />

scannen. Die <strong>Sentinel</strong> hat nur begrenzte Möglichkeiten. Wir können von hier aus nicht das ganze<br />

Gebiet mit Tachyonen überfluten“, meinte Daniel.<br />

„Die Bojen!“, rief Antonio plötzlich.<br />

„Natürlich, die Bojen! Das ist es! Wenn wir die Bojen, die das Sperrgebiet überwachen mit<br />

Tachyonemittern ausstatten, dann könnten wir es schaffen das Gebiet mit ausreichend vielen<br />

Tachyonen zu fluten, um die eventuellen Eindringlinge zu entdecken“, rief Vorin fast etwas<br />

enthusiastisch.<br />

„Die Sache hat aber einen Haken“, warf Daniel ein.<br />

Antonio und Vorin sahen ihn fragend an.<br />

„Die Tachyonen können nur dann dieses Gebiet überfluten, wenn die Bojen nicht getarnt sind. Das<br />

heißt, sie könnten von dem Eindringling zerstört werden und wir hätten keine Möglichkeit mehr ihn<br />

irgendwie zu entdecken“, erklärte Daniel.<br />

„Ich könnte genaue Berechnungen anstellen, so dass die Zeit während die Bojen enttarnt sind<br />

möglichst kurz ist. Das verringert die Chance, dass die Bojen entdeckt und zerstört werden können.<br />

Es müsste nur ein Tachyonenstoß von …“<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Vorin brummelte irgendetwas Unverständliches vor sich hin. Daniel verstand zwar nicht genau, was<br />

Vorin sagen wollte, aber er vertraute seinen Fähigkeiten und wieß ihn an die Aktion so<br />

durchzuführen, wie er es vorgeschlagen hatte. Sofort machte Vorin sich an die Berechnungen und<br />

an die Modifikationen der Tachyonenscanner.<br />

= /\ = An Bord eines Shuttles, 10 Minuten später = /\ =<br />

Ein Schwarm von 4 Shuttles machte sich auf den Weg, um die Tachyonenemitter zu den Bojen zu<br />

bringen. Nach kurzer Zeit erreichte das Shuttle, in dem auch Vorin sich befand, um die Aktion nach<br />

seinen Vorgaben zu koordinieren die Koordinaten der ersten Boje. Dort brachte er zusammen mit<br />

der Besatzung das Shuttles den modifizierten Tachyonenemitter an. Diese Prozedur wiederholte<br />

sich einige Male. Immer wieder fragte er über einen speziellen abhörsicheren Kanal den Status der<br />

anderen Shuttles ab.<br />

Auf ein Mal registrierten die Sensoren das Shuttles eine Ladung, die auf der Hülle das Shuttles<br />

influenziert wurde. Ein klares Anzeichen dafür, dass das Shuttle gescannt wurde.<br />

Geistesgegenwärtig etablierte Vorin ein Ebene 10 Kraftfeld um die Tachyonenscanner, damit diese<br />

nicht entdeckt werden konnten und somit die Absicht der <strong>Sentinel</strong>crew aufgedeckt werden konnte.<br />

Danach versuchte man sofort die Herkunft des Scans zu orten, aber das Signal war so schnell<br />

verschwunden, wie es gekommen war. Es blieb nur die Hoffnung, dass die Crew des Schiffs, das<br />

sich offenbar im Sektor befand nichts von den Emittern bemerkt hatte.<br />

= /\ = Brücke der <strong>Sentinel</strong> 15:30 Uhr = /\ =<br />

Nachdem alle Shuttles ohne weitere Zwischenfälle zurück auf der <strong>Sentinel</strong> waren, erläuterte Vorin<br />

Lars die Abfolge von Schritten, die bei Vorins Plan geschehen würden. Lars gab den beiden<br />

Begleitschiffen die Order, das fremde Schiff sofort abzufangen, wenn es entdeckt werden würde. Da<br />

die Tachyonen nur einmal kurz über das Gebiet verteilt werden würden, war es von größter<br />

Wichtigkeit, dass die beiden Schiffe der Defiant Klasse sich so schnell wie nur irgend möglich zu<br />

den letzten Koordinaten der fremden Schiffs begeben würden, die beim Tachyonenscan ermittelt<br />

werden würden, um dann mit den eigenen Tachyonenscannern das Schiff zu suchen und zu stellen.<br />

Nun warteten alle auf den Einsatzbefehl von Lars, der das Programm zum Laufen bringen würde.<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= An Bord der <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.028, 1500 =/\=<br />

Den Babysitter für einen rebellischen Crewmember spielen – ausgerechnet jetzt! Das konnte ja<br />

heiter werden... Na, wenigstens war Antonio gelehrig gewesen, als Daniel ihm die Funktionen der<br />

OPS-Station erklärt hatte, die der CMO vorrübergehend bedienen sollte. Auch wenn manche<br />

Crewmitglieder etwas anderes behaupteten: der Doktor machte auf den XO während der Lehrstunde<br />

keinen senilen oder kauzigen Eindruck. Ganz im Gegenteil: er ging schon fast in seiner neuen Rolle<br />

auf.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Und was wollen wir zwei Hübschen nun unternehmen? Ein Ausflug aufs Holodeck? Oder eine<br />

kleine Erkundungstour im Shuttle?“ Sheridan ignorierte den sarkastischen Ton Connels und<br />

unterdrückte seinen Ärger.<br />

„Wir werden Vorin helfen und die Sensoren rekonfigurieren. Sie wissen doch bestimmt noch wie<br />

das geht, nicht wahr?“<br />

„Natürlich. Meine Tools werden uns dabei gute Dienste erweisen.“<br />

„Ihre ‚Tools’ können sie diesmal vergessen. Wir benutzen die bordeigenen Mittel dafür. Das Risiko<br />

ist mir zu groß, dass sie wieder irgendeinen Streich aushecken, der uns alle gefährdet!“<br />

Wenig später hatten die Beiden den Hauptsensorenraum erreicht. Da normalerweise alles<br />

automatisiert ablief – auch die Rekonfiguration, aber Daniel wollte Brian beschäftigen – fand sich<br />

hier nur ein einziges Crewmitglied, welches hinter einem Statusmonitor saß und ganz fasziniert auf<br />

ein Padd in seiner Hand starrte. Ein Räuspern des XOs ließ den Wachhabenden aufschrecken und<br />

fast vom Stuhl fallen.<br />

„Spannende Lektüre?“, fragte Sheridan leicht amüsiert.<br />

„J-ja, Sir... Meine Güte, haben sie mich erschreckt! Wissen sie, hier kommt normalerweise nur sehr<br />

selten jemand runter“, antwortete der Angesprochene, welcher die Uniform eines<br />

wissenschaftlichen Crewmitglieds trug und dessen Rangabzeichen ihn als Crewman auszeichnete.<br />

„Wir wollen die Systeme ein wenig kalibrieren, Mister...“<br />

„Crewman Steven Fletsher, Sir! Aber diese Aufgabe könnten sie doch von der Brücke aus ebenfalls<br />

erledigen.”<br />

„Wollen sie uns nicht hier haben, Mister Fletsher?“<br />

„D-doch, Sir, aber ich frage mich...“<br />

„...weshalb wir das nicht von der wissenschaftlichen Station aus machen? Hin und wieder ist es<br />

auch nicht schlecht etwas manuell zu machen und sich nicht auf automatisierte Prozesse zu<br />

verlassen.“<br />

„Klingt einleuchtend. Brauchen sie mich dafür?“<br />

„Nein, lesen sie ruhig weiter, Crewman. Wir kommen schon zurecht.“<br />

„Sie sind übrigens nicht die ersten, die heute hier waren“, rief Fletsher den beiden hinterher.<br />

Das machte Sheridan hellhörig.<br />

„Ach ja? Wer war denn noch hier?“<br />

„Moment... ein Crewman Longbay... er hatte einen offiziellen Auftrag von der Technik, einen<br />

Fehler im Kontrollsystem zu beheben.“<br />

Longbay... diesen Namen hatte er schon einmal gehört, nur wusste er nicht mehr wo das war...<br />

Grübelnd schob er Connel durch die Luke und schloss die Tür hinter sich. Der Raum war zwar<br />

klein, doch konnte man darin perfekt zu zweit oder sogar zu dritt arbeiten, wenn es nötig sein sollte.<br />

An zwei Wänden dominierten Schalttafeln das Bild, über die man Zugriff auf alle Sensorsysteme<br />

hatte, während an einer anderen Wand ein Jeffreysröhrenzugang war, durch den man zur vorderen<br />

Hauptsensorenphalanx kriechen konnte.<br />

„Was ist los? Sie sehen aus, als ob sie einen Geist gesehen haben“, stellte Brian fest und betrachtete<br />

den Ersten Offizier abwertend.<br />

„Hier, nehmen sie das und fangen sie mit den Vorbereitungen an“, erwiderte Daniel und drückte<br />

dem PO1 ein Padd in die Hand.<br />

„Ja klar, der Rangniedrigere darf die Drecksarbeit machen...“<br />

„Sparen sie sich ihre Kommentare, Connel! Sie tun, was man ihnen aufträgt!“<br />

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„Hey! Nur weil sie Probleme mit ihrer Holo-Braut haben, brauchen sie das nicht an mir<br />

auszulassen!“<br />

„Jetzt reicht es! Ich habe mir ihre respektlosen und unqualifizierten Kommentare lange genug<br />

angehört!“, rief Daniel und schubste Brian gegen eine Schalttafel.<br />

„Fassen sie mich nicht an, wenn sie nicht das Echo vertragen können, Lieutenant!“<br />

„Lassen wir die Ränge außen vor!“ Mit diesen Worten griff der Texaner nach den beiden goldenen<br />

Pins an seinem Kragen und löste sie einfach vom Magnetstreifen, während Connel das Selbe mit<br />

seinem Abzeichen machte.<br />

Die Beiden entledigten sich noch ihrer Uniformjacken und gingen dann mit erhobenen Fäusten in<br />

Position. Was auch immer folgen wollte, dieser Kampf fand zwischen zwei Männern statt und nicht<br />

zwischen zwei Sternenflottenangehörigen...<br />

=/\= Jan Valek, XO der <strong>USS</strong> LaNinia <strong>NX</strong>-47801 =/\=<br />

=/\= Frachtraum, SD 2407.028, 1525 =/\=<br />

Gebannt starrte Jeanette t’Heran auf das Padd in ihrer Hand. Sie hatte gewusst, dass es soweit<br />

kommen würde. Jetzt war es an der Zeit, endlich einzugreifen... In diesem Moment spürte sie, wie<br />

jemand sie beobachtete. Schnell deaktivierte sie das kleine Display und ließ das Gerät in die Tasche<br />

verschwinden. Da sie telepathisch begabt war, wusste sie, wer sie da gerade beobachtete.<br />

„Kann ich etwas für sie tun, Valek?“<br />

Der Erste Offizier der LaNinia wunderte sich, wieso sie ihn immer noch mit seinem Nachnamen<br />

ansprach. Auf einem Schiff der Flotte müsste sie ihn sogar mit seinem eigentlichen Rang<br />

ansprechen. Aber hier war das nicht so; jeder konnte tun und lassen, was er wollte. Hatte etwas von<br />

Anarchie...<br />

„Ich frage mich nur, was sie hier so alleine machen, Jeanette. Sollten sie nicht eigentlich auf der<br />

Brücke sein und die Aktivitäten der Sternenflottler überwachen?“<br />

„Ich hatte noch etwas zu erledigen. Außerdem geschieht da sowieso noch nichts aufregendes.“<br />

„Ich habe das Gefühl, dass sie nicht ganz mit die Ansichten des Commanders teilen und seine<br />

Entscheidungen in Frage stellen wollen...“<br />

Die Halb-Rihannsu drehte sich um und musterte den Menschen mit ausdruckslosem Blick.<br />

„Ich bin ein loyales Mitglied dieser Crew, Valek und ich werde den Anweisungen Valentines Folge<br />

leisten!“<br />

„Ich habe auch nichts anderes erwartet, Jeanette. Und bitte: nennen sie mich endlich Jan, so wie es<br />

jeder an Bord tut.“<br />

„Ja Sir, wenn sie aufhören meine Loyalität in Frage zu stellen!“<br />

„Punkt für sie... Gehen sie nun auf ihren Posten, bevor der Alte misstrauisch wird.“<br />

=/\= Brücke, wenig später =/\=<br />

Die LaNinia, von der Mannschaft liebevoll „Kampfzwerg“ genannt, schwebte in einigem Abstand<br />

zum Schiffsverband der Sternenflotte. Die verbesserte Tarnvorrichtung verminderte die Möglichkeit<br />

einer Entdeckung extrem, was bei solchen Einsätzen natürlich ein klarer Vorteil gegenüber dem<br />

Gegner war.<br />

„Aktivität an Bord der <strong>Sentinel</strong>! Die Shuttles machen sich auf den Weg“, meldete Mortak.<br />

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„Unser Kontakt?“, fragte Valentine und wandte sich dem Klingonen zu.<br />

„Er kann anscheinend nicht senden...“<br />

„Suchen sie sich eines der Shuttles heraus und verfolgen sie es, Mister Tog. Wollen doch mal sehen,<br />

welcher Art die Fracht ist.“<br />

„Haben sie eine konkrete Vermutung, Commander?“, fragte Jan.<br />

„Ich weiß nicht... wenn sie tun, was ich vermute dann müssen wir uns zurückziehen und die ganze<br />

Aktion aus der Ferne koordinieren.“<br />

„Sir?“<br />

„Erinnern sie sich an die taktischen Kurse auf der Akademie, Valek, oder ist das schon zu lange<br />

her? Mit was kann man getarnte Schiffe entdecken?“<br />

„Ein Tachyonengitter...“<br />

„Richtig. Wenn sie das installieren, verlieren wir unseren Vorteil.“<br />

„Aber dadurch müssten sie die Tarnung der Bojen aufgeben, über die uns unser Informant ein wenig<br />

spät unterrichtet hat.“<br />

„Auch richtig. Das heißt aber auch, dass diese Bojen durch einen – sagen wir mal: Unfall –<br />

beschädigt oder gar zerstört werden könnten, wenn sie enttarnt sind.“<br />

„Das Shuttle stoppt, Commander!“, meldete Tog und brachte auch die LaNinia zum Stehen.<br />

„Dann wollen wir mal sehen, was die so an Bord haben... Miss t’Heran?“<br />

„Scan läuft... Verdammt! Er hat ein blockierendes Kraftfeld etabliert! Positionsänderung, Tog!“<br />

Geistesgegenwärtig brachte der Ferengi an der Steuerkonsole das Schiff auf eine andere Position.<br />

Der Scanstrahl konnte zu den Sensoren zurückverfolgt und damit auch das Schiff entdeckt werden.<br />

„Konnten sie erkennen, was es war?“, fragte Jan.<br />

„Nein, aber die Sensoren konnten eine Tachyonen-Reststrahlung erkennen“, antwortete Jeanette.<br />

„Also doch! Wir sollten uns hier schnell aus dem Staub machen, Commander!“<br />

„Transporteraktivität! Das Shuttle hat etwas an Bord genommen“, meldete Mortak.<br />

„Eine Boje... Sie werden sie jetzt mit dem Tachyonemitter ausstatten.“ Jan blickte ungeduldig zum<br />

Kommandanten.<br />

„Mister Martok, überwachen sie die Transporter des Shuttles und verfolgen sie die Signatur der<br />

Boje... aber verlieren sie sie nicht, wenn sie in den Tarnmodus geht!“<br />

„Aye!“<br />

„Was haben sie vor?“, fragte Jeanette.<br />

„Die Bojen werden nicht auf dem selben Platz stehen bleiben, wenn sie den Raum mit Tachyonen<br />

überfluten. Wir werden eine von ihnen mit einem Sender markieren, damit wir über ihre Position<br />

immer bescheid wissen. McGrath wird ein Gerät einbauen, mit dem wir uns in das Leitsystem<br />

einhacken und somit voraussagen können, wann ein Tachyonenstoß eingeleitet wird.“<br />

„Wir könnten das Ganze auch sabotieren...“, brummte der Klingone.<br />

„Nein, sie sollen ihren Spass haben. Außerdem würde das nur unangenehme Folgen haben, wenn<br />

wir ihren Schutzwall jetzt schon außer Gefecht setzen würden...“<br />

=/\= PO1 Brian Connel, MSEC U.S.S. <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= An Bord der <strong>Sentinel</strong>, 2407.028, 15.15 Uhr =/\=<br />

Gähnend schleifte sich Brian Daniel Sheridan hinterher. Warum sollte dieser nun den Aufpasser<br />

spielen? Brian hatte doch nix mehr angestellt. Es sollte ihnen doch grad Recht sein, wenn er<br />

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„unsichtbar“ bliebe. Während Brian herauszufinden versuchte, was dies zu bedeuten hatte, betraten<br />

die Beiden den Hauptsensorenraum. Das wäre eigentlich ein idealer Ort für seine Tools, aber die<br />

musste er im Quartier lassen, sonst hätten sie die vielleicht noch verdampft. Connel konnte diesen<br />

Daniel Sheridan nicht besonders gut leiden. Sich ein liebestolles Hologramm basteln war ihm<br />

einfach zu niveaulos. Brians lernfähige Programme waren immer so programmiert, dass sie sich<br />

nicht unbedingt in ihren Erfinder verlieben sollten. Der PO1 kannte zwar nicht die genauen<br />

Umstände von „Captain Blueeye“, wie er ihn heimlich taufte, dachte sich halt aber seinen Teil. Im<br />

Hauptsensorenraum angekommen gab es die nächste verwirrende Feststellung: Hier lief doch alles<br />

automatisch! Die Einstellungen konnte man auch bequem von der Brücke aus tätigen. Und auch die<br />

„Ausrede“ gegenüber dem Crewmitglied, dass man manche Dinge einfach per Hand machen sollte,<br />

konnten Brian Connel nicht befriedigen. Daniel unterhielt sich noch kurz mit dem Crewman. Das<br />

Merkwürdige jedoch war, dass Daniel danach etwas blass aussah.<br />

"Was ist los? Sie sehen aus, als ob sie einen Geist gesehen haben“, meinte Brian in seiner typischen<br />

Art. Daniel gab Brian statt einer Antwort nur ein Padd in die Hand und den Auftrag schon einmal<br />

allein mit den Vorbereitungen anzufangen.<br />

Das konnte Brian nicht auf sich sitzen lassen und es begann ein kleines Wortgefecht, welches damit<br />

endete, dass Daniel Brian an die Wand schubste.<br />

Verdutzt wartete Brian einen Moment. Hatte sein Vorgesetzter ihn da grad tatsächlich angegriffen?<br />

Theoretisch hätte Brian jetzt einen Aufstand machen können, aber ihm kam da eine viel bessere<br />

Idee.<br />

„Fassen sie mich nicht an, wenn sie nicht das Echo vertragen können, Lieutenant!“, und bewarf<br />

Daniel damit mit einer offenen Einladung.<br />

„Lassen wir die Ränge außen vor!“, sagte Sheridan darauf.<br />

Auf diesen Moment hatte der PO1 gewartet. Sie zogen ihre Uniformjacken aus und legten sie<br />

beiseite. Danach hoben sie ihre Fäuste und machten sich zum Kampf bereit.<br />

Unter diesen Umständen spielte die Sternenflotte hier keine Rolle. Nun konnte Brian auch<br />

provozieren wie er wollte, was ihm sehr gut in den Kram passte, denn er wollte wissen was<br />

Sheridan zu bieten hatte. Michael Ledan hatte, als er einmal Urlaub auf Last Heaven gemacht hatte,<br />

von Daniel erzählt und auch, dass dieser ein hervorragender Kämpfer wäre. Connel wollte nun<br />

endlich herausfinden, ob dies der Wahrheit entsprach. Er konzentrierte sich und machte seine<br />

Abwehr klar. Die Apparaturen in diesem Raum waren auch nicht das Problem. Mit Hilfe seiner<br />

Tools könnte er einen eventuelle „Beschädigungen“ leicht reparieren.<br />

Brian holte zu einer letzten entschärfenden Beleidigung aus: „Na los Captain Blueeye! Wenn du<br />

dich traust wirst du bald wissen was es wirklich heißt ein „blaues Auge“ zu haben!“ Connel trat<br />

damit ganz deutlich über alle Grenzen.<br />

Er sah wie sich plötzlich etwas in Daniel entfachte. Er hatte dies fast schon einmal gesehen. Zwar<br />

etwas stärker aber immerhin war es das selbe Gefühl. Er hatte auch das Gefühl, dass Sheridans<br />

Augen etwas stärker leuchteten als normal. Plötzlich flog eine gerade Rechte auf ihn zu und Brian<br />

schaffte es grad so, ihr auszuweichen. Die Faust schlug in der Wand ein und man hätte fast denken<br />

können, er schlägt ein Loch in das Metall. Brian spürte nun wie er Daniel wirklich bis aufs Äußerste<br />

gereizt hatte. Jetzt konnte der Kampf beginnen. Er konzentrierte sich und mobilisierte alle seine<br />

Kräfte. Alles, was er bis jetzt unterdrückt hätte, kehrte sich nach außen; auch der PO1 musste wie<br />

verwandelt erscheinen. Er setzte nun ebenfalls zu einer geraden Rechten an. Daniel blockte mit<br />

einer Handfläche und hielt den Angriff ab. Dabei versuchte er gleichzeitig mit der anderen Hand<br />

Brian zu treffen. Brian hatte mit einer Konterattacke nicht gerechnet und fing erstmal den Schlag<br />

mit voller Härte. Nicht schlecht dachte sich Brian. Er zog seine Hand ein paar Zentimeter zurück<br />

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und griff dann nach der Hand, die geblockt hatte. Mit voller Wucht zog er dann diesen Arm und<br />

schleuderte Sheridan gegen die Wand. Brian wischte sich das Blut am Mund weg und stürmte dann<br />

auf Sheridan zu. Es erfolgte ein ganzer Hagel von Schlägen und Kontern aus beiden Richtungen.<br />

Beide Kämpfer lagen bis jetzt gleich auf, auch wenn es Connel so vor kam, als hätte Daniel noch<br />

eine ganze Menge Energiereserven. Plötzlich griff Daniel Brian einfach und warf ihn gegen eine<br />

Konsole. Connel konnte den Flug gerade so abfedern. Daraufhin stürmte der PO1 mit voller Wucht<br />

gegen Sheridan, der dann gegen die Konsole auf der anderen Seite knallte. So ging das dann noch<br />

eine ganze Zeit lang.<br />

=/\=Viiieeeelllll später, selber Raum=/\=<br />

Beide saßen auf dem Boden, jeder am anderen Ende des Raumes. Sie hatten bereits wer weiß wie<br />

viele Kratzer und kleinere Wunden und keuchten laut. Brian richtete sich gerade so auf, er konnte<br />

kaum noch stehen. „Na… hast du… genug? Wer weiß, wenn du hier verlierst… mag dich deine<br />

Holo-Braut nicht mehr“, sagte er leicht unter Schmerzen grinsend und keuchend. Daniel richtete<br />

sich auch auf. Beide ließen nun gleichzeitig einen lauten Kampfschrei los und rasten aufeinander zu,<br />

dabei holten beide zu einer Geraden aus. Wie es der Zufall wollte, trafen sie sich auch gleichzeitig<br />

im Gesicht und krachten beide auf den Boden. Regungslos blieben beide liegen. Erst nach ein paar<br />

Minuten konnten sie ein Stück voneinander weg kriechen. Daniel schwieg. Doch Brian konnte<br />

nicht: „Nicht schlecht Captain Be! Michael hatte nicht gelogen… als er sagte, es gäbe Leute mit<br />

innerem Potenzial.“ Er spürte wie Sheridan leicht aufhorchte. Beide atmeten schwer. „Es wird sich<br />

noch viel tun, vor allem in deiner Zukunft. Das spürt man förmlich. Vielleicht in dieser Mission,<br />

vielleicht aber auch noch viel später. Und hey, behalte das doch bitte für dich ja? Sonst kommen<br />

meine Tools noch zum Einsatz (scherzhaft)! Und bevor ich mich wieder verstelle, viel Glück mit<br />

deiner Holo-Dame“, röchelte Connel noch raus und wurde dann bewusstlos. Daniel schien sichtlich<br />

verwirrt, kurz darauf wurde auch er ohnmächtig.<br />

In diesem Moment öffnete sich die Schleuse. Der Crewman, der draußen sein „Buch“ las, hatte<br />

etwas gehört und fand nun die Beiden bewusstlos auf dem Boden. Wahrscheinlich war das noch<br />

nicht der letzte Konflikt zwischen den Beiden, denn wenn sie wieder erwachten war Brian wieder<br />

das alte arrogante Scheusal…<br />

=/\= Ens. t’Jeiai - Tac <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> - 2407.028 =/\=<br />

=/\= Bereitschaftsraum – 10.40 =/\=<br />

Mehr oder weniger gelangweilt hatte die junge Frau die Besprechung verfolgt. Sie hatte mal eine<br />

verantwortungsvolle Aufgabe erhalten und wusste doch bereits jetzt, dass es nichts damit werden<br />

würde. Es war eine innere Stimme, die ihr klipp und klar suggerierte, dass dieser Julian Gartner<br />

nicht mit ihr zusammenarbeiten würde – nun ja, damit würde sie auch noch klar kommen. Sie war<br />

doch Profi, oder etwa nicht? Außerdem hatte sie ja auch noch eine andere Aufgabe, doch dafür<br />

benötigte sie erst einmal weitere Instruktionen. Und dann war da auch noch ihr persönliches<br />

Sondertraining der Stärkung von Körper und Geist, die sie auch einiges an Kraft kosten würde. So<br />

betrachtet, gab es also mehr als genug zu tun für sie, nur eben nicht das was sie eigentlich würde tun<br />

sollen.<br />

Als sich die Besprechung nun ihrem Ende neigte und alle Offiziere die entsprechende Örtlichkeit<br />

verließen, wurde sie von Captain Bring zurückgehalten, der ihr mehr als nur deutlich sein<br />

Misstrauen entgegen brachte – etwas, das sie nun wirklich nicht gebrauchen konnte. Aber irgendwie<br />

125


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

auch verständlich, immer hatte sie in der Tat etwas zu verbergen – auch wenn es anderer Natur war,<br />

als das was er wohl vermutete und zweitens war sie erst kürzlich an Bord gekommen. Ein weiterer<br />

Umstand, der im Zweifel gegen sie sprechen würde. Da würden ihr auch ihre Kontakte nicht mehr<br />

helfen können, die sie in den letzten Jahren mühsam aufgebaut hatten. Es war schließlich alles so<br />

geregelt, dass sie bei Schwierigkeiten auf sich allein gestellt sein würde.<br />

Die Aussichten waren alles andere als erfreulich für die junge Frau und doch ließ sie sich nichts<br />

anmerken, ging wie gewünscht an die Arbeit an ihrer Konsole und versuchte entsprechende Wege<br />

der Verteidigung zu finden, was natürlich auch ihrem Interesse entsprach.<br />

=/\= Ssianha’s Quartier – 13.40 =/\=<br />

Ssianhas Training und mentale Stärkung für diesen Tag hatte endlich ein Ende gefunden.<br />

Ungeduldig lief die junge Frau in ihrem Quartier umher. Sie wusste, dass ihr Kontaktmann in der<br />

Nähe sein musste. Es waren gewisse verräterische Spuren gefunden worden, doch noch immer hatte<br />

sie keine neuen Instruktionen erhalten. Das Warten machte sie vollkommen wahnsinnig. Dieser<br />

Idiot – sie wusste ja nicht einmal wer es sein würde – brachte die ganze Mission noch in Gefahr,<br />

wenn er sich soviel Zeit ließ und sie würde die Suppe dann wieder auslöffeln dürfen, wie eben<br />

immer, wenn irgendetwas schief ging.<br />

=/\= Cpt. Bring, CO <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Brücke, 2407.028 1550 =/\=<br />

Genervt saß ich in meinem Stuhl auf der Brücke. Wir bauten nun schon seit zwanzig Minuten<br />

immer und immer wieder das Tachyonnetz auf, doch konnten wir kein Schiff finden. Eigentlich war<br />

es unmöglich die Abfolge der Tchyonstöße zu berechnen also warum schaffte die Crew dieses<br />

Schiffes es? Was war nur los?<br />

Immer wieder zeichneten sich die Flugspuren des Schiffes in den Tachyonen ab und immer wieder<br />

führte sie aus unserem Überwachungsgebiet hinaus, noch bevor wir das Netz auch nur aktivierten.<br />

Aber woher wusste unser ungebetene Gast überhaupt von diesen Bojen? Eigentlich hätten wir ihn<br />

doch schon beim ersten Mal enttarnen müssen, noch bevor er überhaupt Wind davon bekommen<br />

hat, dass wir diesen Sektor überwachen.<br />

Ich wurde stutzig und schaute mich um. Doch dann kam mir der Gedanke, von dem ich an Board<br />

dieses Schiffes nie zu träumen wagte. Noch einmal schaute ich mich um und stand dann auf.<br />

„Vorin, du hast die Brücke. Wir verfahren weiter wie bisher. Ich möchte, dass die Flugruten des<br />

Schiffes durch den Überwachungssektor genau kartographiert werden, ich will wissen wo dieses<br />

Schiff überall war.“<br />

Vorin bestätigte meinen Befehl mit einem Nicken und ich machte mich auf den Weg in den<br />

Bereitschaftsraum.<br />

=/\= Bereitschaftsraum =/\=<br />

Mit einem Zischen schloss sich die Tür hinter mir und ich ging langsam zum Replikator.<br />

„Computer, Earl Gray, heiß.“<br />

126


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Nach einem kurzen Piep stand auch schon mein Tee vor mir. Seufzend schritt ich zu meinem<br />

Schreibtisch und setze mich. Meinen Blick aus dem Fenster schweifend.<br />

Nun war mein schlimmster Alptraum an Board dieses Schiffes wahr geworden. Jemand nutzte es<br />

aus, dass wir hier recht freie Umgangsformen hatten und das jeder auf fast jedes System zugreifen<br />

konnte. Irgendjemand an Board nutze meine gute Seite schamlos aus und das schlimme daran war,<br />

dass ich noch nicht einmal wusste wer.<br />

Ich drehte mich mit meinem Stuhl zum Schreibtisch und aktivierte das Terminal.<br />

„Computer, den Bereitschaftsraum des Captains abhörsicher machen und nur Verbindungen mit<br />

Stimmautorisation in und zu diesem Raum erlauben. Selbiges gilt ab sofort für alle Räume in denen<br />

ich mich befinde. Außerdem alle nicht autorisierten Zugriffe auf Schiffssysteme sofort melden.<br />

Zudem alle Zugriffe auf den Computer, in welcher Weise auch immer protokollieren und<br />

verschlüsselt in der privaten Datenbank des CO speichern. Autorisationscode Lars Bring, Alpha<br />

Gamma Theta Psi.“<br />

„Stimmautorisation bestätigt.“<br />

Nun war es an der Zeit endlich Klarheit zu schaffen und heraus zu finden, wie unser Gast es<br />

geschafft hatte, an die Informationen über den Zeitraum der Tachyongitter zu kommen. Ich schaute<br />

auf den Terminal und sah den Ablaufplan der letzten von uns durchgeführten Aktionen.<br />

Nach kurzer Zeit fiel mir auf, wo der Schwachpunkt unserer verdeckten Aktion gewesen war. Ich<br />

hätte schon viel früher vermuten sollen, dass wir einen Maulwurf an Board haben, der unseren Gast<br />

über die Bojen informierte. So wussten die Fremden ganz genau, wo sich eine der Bojen befand und<br />

konnten diese manipulieren. Nur wie war die Frage? Und wie würden wir es schaffen, die Boje<br />

unentdeckt zu scannen?<br />

Ich lehnte mich zurück und schaute aus dem Fenster und plötzlich kam mir eine Idee, die so schnell<br />

wie möglich in die Tat umgesetzt werden musste. Meine Finger huschten über das Terminal und<br />

nach meinen Berechnungen, müsste alles klappen. Direkt danach tippte ich auf meinen<br />

Kommunikator und rief jeden der Führungscrew, sowie PO1 Connel einzeln in die<br />

Besprechungslounge um sicher zu gehen, das dieses Treffen möglichst lang geheim bliebt.<br />

=/\= Besprechungslounge =/\=<br />

Ich betrat die Besprechungslounge und mit einem kurzen Piepen aktivierte der Computer die<br />

Sicherheitssperre die mich durch alle Räume verfolgte.<br />

„Gut, dass ihr alle Anwesend seid. Wir haben nämlich einen Maulwurf unter uns und bevor ich<br />

weiter rede, werde ich diesen aus dem Raum entfernen lassen.“<br />

Ich tippte kurz auf einen Kommunikator.<br />

„Bring an Sicherheitsteam. Sie können rein kommen, nehmen sie Ens. Ssianha sofort in<br />

Gewahrsam.“<br />

Alle schauten mich verwundert an und konnten kaum fassen, was ich gerade sagte.<br />

„Tja Ens. Ssianha, da sind sie Platt nicht wahr? Sie hätten wohl nie gedacht, dass sie auffliegen<br />

würden. Aber Agenten des Tal’Shiar sind nun mal nicht immer so gut getarnt wie sie es gerne<br />

hätten!“<br />

127


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Ssianha war zuerst sprachlos und wollte sich gerade anfangen zu beschweren als die<br />

Sicherheitsleute sie von hinten packten und ich ihr ins Wort viel.<br />

„Sie brauchen sich keine Ausrede zu überlegen! Sie sind der Maulwurf und so jemanden möchte ich<br />

nicht in meiner Crew. Abführen!“<br />

Die anderen schauten immer noch sehr geschockt als sich die Tür zur Lounge wieder schloss. Ich<br />

atmete tief durch und schaute dann in die Runde.<br />

„So.. Teil eins meines Planes wäre geschafft. Keine Angst, Ssianha ist nicht der Maulwurf, ich weis<br />

es leider selber nicht, aber ich hoffe das unser Verräter sich nun sicher fühlt und anfängt Fehler zu<br />

machen. Verhaltet euch alle Normal und tut so als würdet auch ihr glauben, dass sie der Verräter ist.<br />

So und nun zu unserem weiteren Vorgehen. Julian, du formulierst mir alle deine Ideen und lässt sie<br />

mir in meinen Raum übermitteln. Mr. Connel, von ihnen erwarte ich, dass sie Ens. Ssianha<br />

bewachen, außerdem könnten sie von den Arrestzellen aus einen Blick auf das Computernetzwerk<br />

der <strong>Sentinel</strong> werfen. Ich brauche ihre Kenntnisse um sicher zu stellen, dass sich niemand von außen<br />

einhackt. Vorin, du behältst weiter die Sensoren im Auge und führst den Tachyonscan durch. So<br />

und nun noch einmal zu dir Julian, du wirst die Brücke übernehmen, Daniel und ich habe noch<br />

etwas Längeres in meinem Raum zu bereden. Angi, du folgst uns bitte erst mal.“<br />

Ohne noch ein weiteres Wort mit dem schockierten Julian zu wechseln ging ich in meinen<br />

Bereitschaftsraum.<br />

=/\= Bereitschaftsraum des CO =/\=<br />

Nachdem sich die Tür geschlossen hatte drehte ich mich zu Angi und Daniel.<br />

„Ihr beiden seid die Einzigen, denen ich noch zu hundert Prozent vertrauen kann. Angi, ich möchte,<br />

dass du dich auf dem Schiff umhörst, vielleicht gibt es ja jemanden der sich auffällig verhält oder<br />

jemanden dem etwas Aufgefallen ist. Sollte Julian Probleme mit seinem Job auf der Brücke<br />

bekommen unterstütz ihn. Daniel, wir beide werden uns die Star schnappen und die Boje suchen,<br />

die Manipulier worden ist. Damit wir beim Ausflug aus dem Sektor nicht bemerkt werden, werden<br />

wir denselben Weg wählen, wie ihn auch das andere Schiff benutzt hat, so fällt unsere Ionenspur<br />

nicht auf. Angi es ist von höchster Priorität, dass alle an Board denken, dass Daniel und ich noch<br />

hier sind. Deswegen werden wir uns auch direkt in die Star beamen, so erregen wir am wenigsten<br />

Aufruhr. Ich hoffe ihr habt mich verstanden.“<br />

Ich schaute Daniel und Angi an und wartete auf ein Nicken.<br />

=/\= Jan Valek, XO der <strong>USS</strong> LaNinia <strong>NX</strong>-47801 =/\=<br />

=/\= Maschinenraum, SD 2407.028, 1538 =/\=<br />

Ein Glück, dass auf Sternenflottenschiffen immer die selben Bojen zum Einsatz kommen. Alles war<br />

standardisiert, damit man im Notfall schnellen Ersatz zur Hand hatte. In diesem Fall war es nicht<br />

anders: auf dem Maschinentisch – von den Technikern liebevoll „Pool Table“ genannt – lag eine<br />

Standard-Warnboje und wartete darauf, dass endlich die Operation an ihren inneren Teilen<br />

abgeschlossen wurde.<br />

Für die Zwecke der Crew wurde sie mit einem Tachyonenscanner ausgerüstet und ihr<br />

Steuerungssystem so angepasst, dass es eine Art Trojaner über das Bojennetzwerk verschicken<br />

konnte. Dieser Trojaner ermöglichte es der LaNinia, die interne Kommunikation der Bojen<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

abzuhören und Befehle für Standortwechsel und Tachyonenscans herauszufiltern. Immer, wenn ein<br />

Scanzyklus eingeleitet wurde, konnte die Crew darauf reagieren und das Schiff aus der<br />

Gefahrenzone bringen. Alles in allem ein guter Plan...<br />

„Nur noch eine kleine Änderung an den Verschlüsselungssystemen, dann ist das Baby startklar!“,<br />

sagte der Chefingenieur Donald McGrath, von seinen Untergebenen „Mad Dog“ genannt.<br />

„Beeilen sie sich! Wir wollen nicht vom ersten Scan überrascht werden! Eine Entdeckung würde<br />

nur zu unangenehmen Konsequenzen führen!“, erwiderte Jan, der die Umbauarbeiten an der Boje<br />

persönlich überwachte.<br />

„Nur keine Hektik. Bis das Netzwerk voll einsatzfähig ist, vergehen noch ein paar Minuten...“<br />

„Wie können sie dabei nur so ruhig bleiben? Wenn wir entdeckt werden, dann bleiben uns nur zwei<br />

Möglichkeiten: entweder die Mission scheitern zu lassen und uns zurückziehen, oder die <strong>Sentinel</strong><br />

und ihre Begleiter angreifen und darauf zu hoffen, dass unser Kampfzwerg mit ihnen fertig wird!<br />

Und ich kann ihnen sagen, dass sich Valentine nicht für die erste Möglichkeit entscheiden wird!“<br />

McGrath gab nur einen brummenden Laut von sich und schlug mit der bloßen Faust auf den<br />

Rahmen der Boje. Mit einem leisen Zirpen begann das Gerät seine Arbeit und einige<br />

Leuchtanzeigen bestätigten einen erfolgreichen Start aller Systeme.<br />

„Bleiben sie ruhig, Jan, sie wird funktionieren. Ich bin nicht erpicht darauf, dieses kleine Schiff<br />

gegen drei fast gleichstarke Gegner gleichzeitig kämpfen zu sehen. Sie würde das nicht lange<br />

durchhalten, auch wenn sie die besseren Waffen hat. Und wenn nicht das Schiff seinen Geist<br />

aufgibt, dann wird sich ein Teil der Mannschaft gegen einen weiteren Kampf stellen... Lassen sie<br />

uns das Baby in den Transporterraum bringen.“<br />

Das waren einmal gute Nachrichten. Falls Valentine also bei seinen Plänen bleiben wird und Schiff<br />

samt Mannschaft wegen seiner „Sache“ opfern will, dann würde er wohl sein blaues Wunder<br />

erleben. Fragt sich nur, wer alles auf welcher Seite steht...<br />

=/\= Brücke, kurz darauf =/\=<br />

„Ich habe die Boje erfasst, Sir!“, meldete Mortak.<br />

„Sehr gut! Transporterraum: halten sie sich für den Austausch bereit! Mister Tog: bringen sie uns<br />

noch näher heran.“<br />

„Aye“, bestätigte der Ferengi und aktivierte die Steuerungstriebwerke.<br />

Die getarnte LaNinia schob sich einige hundert Meter weiter an die ebenfalls getarnte Boje heran<br />

und verharrte auf ihrer neuen Position.<br />

„Mister Mortak: auf meinen Befehl senden sie ein Sensorstörsignal und deaktivieren für die Dauer<br />

des Transports die Tarnung. Alles muss exakt getimed sein, ansonsten wissen die, was passiert ist!“<br />

„Ja Sir. Der Transporterraum meldet Bereitschaft.“<br />

„Dann legen sie los!“<br />

Der Klingone tippte auf eine Schaltfläche seiner Konsole und die LaNinia sendete ein Störsignal<br />

aus, welches die Sensoren jedes Schiffes für eine kurze Zeit außer Gefecht setzen konnte.<br />

Gleichzeitig wurde das Schiff für eine Sekunde sichtbar – genug Zeit, um die Boje der <strong>Sentinel</strong> an<br />

Bord und gleichzeitig die Boje der LaNinia auf die Position der anderen zu beamen. Als der<br />

Austausch abgeschlossen war, brachte der Ferengi-Steuermann das Schiff auf eine neue Position in<br />

129


einiger Entfernung der Bojen.<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Haben wir Kontakt?“, fragte Jan, der nun ebenfalls wieder auf der Brücke war.<br />

„Die Sonde hat sich ins Netzwerk eingehackt und sendet gerade die Zugangsdaten... Wir sind drin!“<br />

„Das ging aber einfach... Wann ist der erste Scan geplant?“<br />

„In einer Minute.“<br />

„Keine Sekunde zu früh... bringen sie uns auf eine sichere Position, Mister Tog.“<br />

Wenig später meldeten die Sensoren einen erhöhten Wert von Tachyonen in der näheren<br />

Umgebung. Jetzt wäre es sehr gefährlich gewesen, mit einem getarnten Schiff in die Sperrzone zu<br />

fliegen. Die Tachyonen hätten eine Fluktuation im Tarnfeld erzeugt, durch welche es dann<br />

ausgefallen wäre und das Schiff damit für alle Augen sichtbar gemacht hätte. Aber so blieb es<br />

unentdeckt und konnte weiter seinen Plan verfolgen...<br />

=/\= Ens. t’Jeiai - Tac <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> - 2407.028 =/\=<br />

=/\= Bereitschaftsraum – 16.10 =/\=<br />

"Bring an Sicherheitsteam. Sie können rein kommen, nehmen sie Ens. Ssianha sofort in<br />

Gewahrsam. - Tja Ens. Ssianha, da sind sie Platt nicht wahr? Sie hätten wohl nie gedacht, dass sie<br />

auffliegen würden. Aber Agenten des Tal’Shiar sind nun mal nicht immer so gut getarnt wie sie es<br />

gerne hätten! Sie brauchen sich keine Ausrede zu überlegen! Sie sind der Maulwurf und so<br />

jemanden möchte ich nicht in meiner Crew. Abführen!“<br />

Ssianha konnte kaum glauben wie ihr geschah - enttarnt, verraten und aus dem Verkehr gezogen.<br />

Diese Narren! Die junge Rihannsu wurde mit einem Male blasser und schweigsamer als jemals in<br />

ihrem zuvor. Einige würden diese Reaktion als Schuldgeständnis deuten, zumal sie nicht einmal die<br />

Möglichkeit bekam, sich überhaupt zu verteidigen. Narren, verdammte Narren!<br />

=/\= Arrestzelle – 16.30 =/\=<br />

Hier war sie nun also - von den Sicherheitskräften behandelt wie ein Schwerstverbrecher und dieser<br />

Petty Officer, den sie ihr wohl als Wachhund zugeschustert hatten, laberte unentwegt auf sie ein -<br />

taktische Kriegsführung eben. Was für Alternativen würden ihr jetzt eigentlich noch bleiben? Die<br />

eine wäre einfach ruhig verhalten und abwarten was da kommen würde. Sie könnte aber auch ein<br />

wenig Terror machen, was allerdings wohl kaum ratsam wäre. Und zu guter letzt die "ich-bin-dochschon-tot-methode"<br />

- nahrungsverweigerung und schweigen - wäre dann halt nur ein klein wenig<br />

grausam und gegen Mediziner mit ihrer Zwangsversorgung würde sie dann nicht mehr ankommen.<br />

Also war stillhalten angesagt. Sie selbst hatte ja Zeit - die Karriere war ruiniert, Familie war alles<br />

nur ein Mythos und hier würde man ihr vorerst auch nix tun - war doch ein lauer Job, nur auf Dauer<br />

vielleicht ein klein wenig langweilig.<br />

=/\= Cmdr. Troi, COU <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Bereitschaftsraum des Co, 2407.028 1625 =/\=<br />

Troi stand da wie gelähmt. Bereits im Besprechungsraum hatte sie gedacht sie würde nicht richtig<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

sehen als Daniel herein gekommen war und sein Gesicht voller Kratzer und Blessuren war. Auch<br />

seine Uniform sah eindeutig nach Kampfspuren aus. Doch sie war nicht dazu gekommen<br />

nachzufragen, da kurz darauf war Mr Connel ebenfalls eingetroffen und sein Aussehen war nicht<br />

wirklich besser gewesen. Troi brauchte nicht lange zu überlegen um hinter die Ursache des Ganzen<br />

zu kommen. Sie wollte es bei gegebener Zeit ansprechen.. doch nun.. nun setzte Lars noch einen<br />

drauf und sie dachte zu ihren nicht richtig sehenden Augen nun auch noch ein paar nicht richtig<br />

hörende Ohren zu bekommen.<br />

„Du willst die <strong>Sentinel</strong> jetzt verlassen? Ist dir klar, dass es bereits weit nach 16 Uhr ist und Spezies<br />

6472 um 16 Uhr rum hier eintreffen wollte?“<br />

Lars nickte „eben darum ist es so wichtig schnell zu handeln. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Gott<br />

bewahre wenn wir dieses verflixte Schiff nicht finden brauchen wir uns vielleicht alle bald keine<br />

Sorgen mehr um irgendwas zu machen.“<br />

„Schön, und was sag ich 8472 wenn sie ankommen und der Co, der die Verhandlungen mit führen<br />

sollte, nicht da ist um sie zu begrüßen? Ich glaube nicht, dass ihnen das gefallen wird“, gab Troi zu<br />

bedenken.<br />

„Da muss ich Angi recht geben“, bestätige Daniel.<br />

„Das ist mir klar und mir gefällt es auch nicht. Aber es geht nicht anders. Ich kann Daniel nicht<br />

allein gehen lassen und ich kann ihm auch keinen anderen mitgeben solange ich nicht weiß wer hier<br />

der Maulwurf ist. Wir können jetzt ewig darüber diskutieren aber je länger wir das tun, desto mehr<br />

Zeit geht verloren“.<br />

Troi hätte gern noch so einiges erwidert, aber sie wusste, dass sie am Ende sowieso den kürzeren<br />

ziehen würde.<br />

„Wir haben nichts zu verlieren“, fügte Lars hinzu. „Wenn wir dieses Schiff nicht finden ist es egal<br />

ob ich an Bord bin oder nicht. Außerdem ist Cmdr Simarh auch noch da“.<br />

Troi seufzte und sah den Beiden zu, wie sie sich bereit machten.<br />

„Viel Glück“, sagte sie und verließ dann den Raum um auf die Brücke zu gehen.<br />

Dort angekommen fiel ihr etwas ein. Lars hatte gesagt es solle keiner mitbekommen, doch der OPS<br />

würde einen Ort zu Ort Transport natürlich gemeldet bekommen, ebenso wie den Abflug der Star.<br />

Sie ging schnellen Schrittes zur Ops Konsole und konnte die diensthabende Ops gerade noch<br />

rechtzeitig durch einen gekonnt gespielten Stolperer ablenken. Zufälligerweise kam sie beim<br />

Versuch sich aufzufangen an die Schaltkonsole und konnte das Signal so bestätigen ohne das es die<br />

Crewman merkte.<br />

„Alles in Ordnung Counselor?“ fragte sie besorgt und auch Julian blickte besorgt zu ihr herüber.<br />

„Ja... ja, alles ok“, antwortete Troi durch zusammengebissene Zähne. Sie schätzte innerlich die Zeit<br />

ab, welche die Star zum Starten brauchen würde.<br />

„Vielleicht ist es besser wenn sie mir das Notfallmedikit da drüben mal bringen damit ich den<br />

Knöchel schnell kühlen kann. Das ist bei Verstauchungen von großem Vorteil. Je eher desto<br />

besser“, meinte sie und deutete auf eine abnehmbare Luke im vorderen Brückenbereich. Die Ops<br />

machte sich sofort auf den Weg und so bekam sie dummerweise auch nicht mit, dass die Star sich<br />

auf den Weg machte. Troi bestätigte auch dieses Signal und lächelte dann zufrieden vor sich hin.<br />

Als die Ops kurz darauf mit dem Medikit zurück kam, nahm sich Troi ein kühlendes Gelpack<br />

heraus und legte es um ihren Knöchel.<br />

„Danke sehr“, meinte sie und humpelte gekonnt zu ihrem Sitz. Julian stand sofort erleichtert vom<br />

Stuhl des Captains auf und wollte ihn ihr anbieten.<br />

„Nein, das ist deiner Julian, er hat dir die Brücke gegeben. Ich hab zwar als 2. Offizier die<br />

Möglichkeit dir das abzunehmen, aber das werd ich nicht tun. Zumal ich noch ganz andere<br />

Aufgaben habe. Lars und Daniel haben noch einiges zu besprechen und möchten nicht gestört<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

werden“.<br />

Julian sah nicht besonders glücklich aus.. eher skeptisch. Troi konzentrierte sich um ihren mentalen<br />

Schild aufrecht zu erhalten. „Ich weiß, dass du es schaffst und falls es Probleme geben sollte, gib<br />

mir bescheid und ich entscheide dann ob wir Lars und Daniel stören oder ob wir das allein<br />

hinbekommen“.<br />

Julian sah nun noch skeptischer aus und Troi überprüfte ihren mentalen Schild erneut. Nein, alles<br />

war in Ordnung. Er konnte nicht spüren das sie ihm gradewegs ins Gesicht log.<br />

Dann beugte er sich langsam zu ihr herüber und flüsterte „ich weiß auch, dass ich das schaffen<br />

kann. Das stört mich auch nicht weiter. Ich will auch nicht mehr wissen als ich soll, aber... ich weiß,<br />

dass Du mich anlügst.“<br />

Troi war zu nicht mehr als einem anstarren im Stande und bei diesem anstarren ging nur ein<br />

Gedanke durch ihren Kopf „mein Schild ist zu schwach.. irgendwo mach ich was falsch“.<br />

Julian lachte auf einmal auf „nein, daher weis ich es nicht obwohl du mir diesen Gedanken grade<br />

regelrecht entgegenschreist. Aber wie gesagt, ich will auch nicht mehr wissen als ich soll und das ist<br />

auch ok.“<br />

Troi blieb noch einen Moment still sitzen und betrachtete den jungen Offizier an ihrer Seite. Sie<br />

mochte ihn, so viel war klar.. er war eben ein typisch, höflicher Betazoide. Sie nickte ihm leicht<br />

entgegen und ihr Blick drückte große Dankbarkeit aus. Dann stand sie auf und ging zur Turbolifttür.<br />

Sie hatte noch einen wichtigen Termin im Auge.<br />

=/\=Arresstzellen, 2407.028 1636 =/\=<br />

Connel saß in einer Ecke des Raumes und spielte wieder mal an irgendeinem Technischen<br />

Gegenstand rum. Als sie eintrat sah er nur kurz auf „sie ist noch da“ meinte er knapp.<br />

„Das sehe ich Brian, danke sehr“, erwiderte Troi und nickte der Rihannsu hinter dem<br />

Sicherheitsfeld zu. Dann wandte sie sich wieder zu Brian.<br />

„Ich wäre erst mal gerne mit der Ensign allein und du hast die Erlaubnis in dein Quartier zu gehen<br />

und ne neue Uniform anzuzeihen. Evtl. schaust du auch mal auf der Krankenstation vorbei. Ich<br />

möchte, dass du in 30 Minuten wieder da bist“.<br />

Connel seufzte... „ich möchte dies...“, „ich möchte das...“...“kommandiert mich ruhig weiter rum<br />

wie einen Hund“, nuschelte er und fügte dann grinsend hinzu „viel Spaß romu... ich kann dir sagen<br />

was jetzt kommt ist schlimmer als die 6472. Ne Einzelsitzung mit unserer Psychotussi“. Dann<br />

verließ er den Raum und Troi rief ihm ein „danke Brian“ hinterher. Sie konnte sich nicht helfen,<br />

aber sie mochte ihn immer mehr und auch er begann sie ein wenig zu mögen. Die Worte mochten<br />

provokant und teilweise beleidigend sein. Aber der Tonfall war es schon lange nicht mehr... eher so<br />

wie wenn man jemanden neckte.<br />

Troi wandte sich nun der Ensign zu, welche auf ihrer Britsche lag und an die Decke starrte.<br />

„Warum sind sie hier?“ fragte sie kühl. „Dem Tal’Shiar Agenten noch mal eines reinwürgen?“<br />

Troi nahm sich einen Stuhl und setzte sich vor die Zelle. „Wir wissen alle, dass sie keine Agentin<br />

sind. Auch Lars weis es.“<br />

„Ach ja? Wie können sie sich da so sicher sein und warum bin ich dann überhaupt hier wenn sie das<br />

alle tatsächlich glauben?“<br />

Troi dachte über diese Fragen nach. Die erste konnte sie leicht beantworten. Über die Zweite<br />

allerdings hatte sie selbst schon nachgedacht.<br />

„Ich persönlich glaube es nicht, weil Tal’Shiar Agenten das was sie tun als Ehre empfinden. Sie<br />

aber hassen dieses Schiff, ihren Posten und das was sie hier tun. Tal’Shiar Agenten wollen nicht<br />

auffallen, passen sich den Systemen an. Sie dagegen kämpfen von Anfang an gegen eine Anpassung<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

an.“<br />

Die Ensign setzte sich auf und sah Troi scharf in die Augen „Das könnte auch nur ein einfacher<br />

Tal’Shiar Trick sein. Der etwas andere Agent. Der Agent, der damit rechnet, dass sie so denken“.<br />

Troi lächelte „ja, könnt es. Aber sie spielen das nicht. Sie sind wirklich sauer darüber hier zu sein.<br />

Und als Agent hätten sie bei einer solch .. undisziplinierten Crew.. leichtes Spiel. Sie aber regt<br />

genau diese Crew unvorstellbar auf.“<br />

Einige Momente der Stille herrschten und die Rihannsu sah kurz so aus als wolle sie etwas sagen,<br />

entschied sich dann aber dagegen.<br />

„Und zu ihrer zweiten Frage... genau deswegen bin ich hier. Lars muss einen Grund gehabt haben<br />

warum er sie ausgewählt hat. Er hätte jeden anderen nehmen können.. einen Crewman.. oder<br />

Connel. Aber er hat sich für sie entschieden. Jemanden, der eine etwas größere Lücke hinterlässt<br />

und das muss einen Grund haben. Er muss denken, dass sie ihm hier mehr nutzen als auf der<br />

Brücke.. die frage ist nur.. wie“, dachte Troi laut weiter.<br />

„Pah!“ rief Ssianha aus und sprang auf. „Ich soll hier mehr nutzen als auf der Brücke oder sonst wo<br />

auf dem Schiff? Das ist eine Beleidigung! Es gibt hier absolut nichts was ich tun könnte und wenn<br />

er denkt ich nutze ihm hier mehr, dann muss das was ich seiner Ansicht nach sonst leiste wohl<br />

weniger als nicht sein. Das ist mehr als eine Beleidigung! Ich will sofort mit ihm sprechen.“<br />

Troi schüttelte den Kopf „Er ist grade mitten in den Verhandlungsvorbereitungen. Nein.. nein.. er<br />

hat sich was dabei gedacht. Warum sind sie hier? Warum sind sie auf diesem Schiff? Wer hat sie<br />

hier her versetzt und warum regt es sie so auf? Es muss etwas damit zu tun haben. Wenn wir<br />

dahinter kommen wird vielleicht auch klar was wir tun können.“<br />

=/\= Ens. t'Jeiai - Tac <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Arrestzelle - 2407.028 16.40<br />

Was bildete sich dieser Counselor überhaupt ein? Woher wollte sie denn wirklich wissen, was in<br />

Ssianha vorging, was sie konnte oder sich gar wünschte? Und warum sollte die Rihannsu hier mehr<br />

von Nutzen sein als auf IHREM Posten, das einzigste auf diesem verfluchten Schiff, dass ihr eine<br />

Spur von Erfüllung zu geben vermochte. Ssianha war angesichts der Worte deutlich aufgebracht –<br />

ihrer Ansicht nach zu Recht, wurde sie doch sehr stark an ihrer Ehre beleidigt. Etwas, dass sie nun<br />

wirklich nicht dulden konnte. Aber wie so oft in solchen Fällen hatte sich die betreffende Person aus<br />

der Verantwortung gezogen und hatte sich vom Acker gemacht – typisch Vulkanier eben.<br />

“Er ist grade mitten in den Verhandlungsvorbereitungen. Nein.. nein.. er hat sich was dabei gedacht.<br />

Warum sind sie hier? Warum sind sie auf diesem Schiff? Wer hat sie hier her versetzt und warum<br />

regt es sie so auf? Es muss etwas damit zu tun haben. Wenn wir dahinter kommen wird vielleicht<br />

auch klar was wir tun können“.<br />

Ssianha verlor angesichts dieser Fragen nun auch noch die restlichen Spuren ihrer Beherrschung.<br />

Aufgebracht lief sie in der Zelle umher, während sie die Fragen der Counselor lautstark<br />

kommentierte.<br />

“Sie wissen wirklich absolut nichts, Miss. Absolut nix.“<br />

Voller Hass und Verachtung blickte sie ihre Gegenüber an. Das ging diese doch nun wirklich<br />

überhaupt nichts an, aber da Ssianha ja eh keine Möglichkeit hatte hier heraus zu kommen, konnte<br />

sie ihr ja zumindest ein Teil ihres Lebens preisgeben, in der Hoffnung dann endlich von diesen<br />

Psychofanatikern befreit zu sein.<br />

“Warum ich hier bin? Fragen sie doch den „ehrwürdigen“ Flottenleiter. Er war es, der verhindert<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

hat, dass ich endlich mein eigenes Schiff bekomme und statt dessen auf diesem Schrotthaufen hier<br />

gelandet bin. Jahre lang habe ich hart daraufhin gearbeitet, den Wunsch meiner Eltern zu<br />

verwirklichen. Freizeit habe ich mir nie gegönnt und wenn, dann habe ich dennoch an meinem<br />

Wissen über diverse Taktiken gearbeitet oder trainiert um fit zu bleiben. Und glauben sie ja nicht,<br />

dass ich nur wegen Promotion soweit gekommen bin, oh nein, ich habe mir alles hart erarbeiten<br />

müssen. Ständig musste ich nicht nur Steine aus dem Weg räumen sondern ganze Gebirge, bis es in<br />

meiner Karriere einen kleinen Schritt vorwärts gekommen bin. Und meine Aufgabe ist es einfach –<br />

wenn auch gegen meinen Willen – dem Reich zu dienen, auch wenn ich mir ruhmreichere Wege<br />

vorstellen kann. Und nun lassen sie mich alleine, mehr werden sie ohne hin nicht über mich<br />

erfahren.<br />

=/\= Julian Gartner, CHI der <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Brücke, DSZ 2407,028 16.35 =/\=<br />

Nicht nur Angi hatte IHN angelogen als sie sagte, dass Lars und Daniel mit verschiedenem<br />

beschäftigt waren, sondern auch er hatte gelogen als er gesagt hatte, dass er nicht mehr wissen wolle<br />

als nötig. Zwar war das Lügen für Betazoiden eine überaus untypische Sache, weshalb auch fast<br />

jeder erwartete das er IMMER das sagte was er denkt, doch Julian hatte zu lang unter Menschen<br />

gelebt und sich dabei die Technik der so genannten *Notlüge* beinahe perfekt angeeignet. Dank<br />

seines Talents fürs Theater hatte bisher noch keiner gemerkt, dass er brennend daran interessiert<br />

war, was in den oberen Kreisen der Brücke ablief. Grübelnd wandte er sich wieder dem PADD zu,<br />

das er in seiner Hand hielt.<br />

Einige komplizierte biomechanische Formeln flimmerten zusammen mit dem Bauplan eines<br />

kompliziert aussehenden Gerätes über den ultraflachen Bildschirm. Julian ließ sich alles noch<br />

einmal genau durch den Kopf gehen und suchte nach Fehlern in seinem text, den er Lars vorlegen<br />

würde:<br />

=/\= Wissenschaftlicher Vortrag über eine neue Waffe gehen Spezies 8472, Julian gartner =/<br />

Bei den wenigen Kontakten mit Spezies 8472 hat man nur wenig über die Anatomie der Wesen<br />

herausgefunden. Allerdings konnte Festgestellt werden, dass die schrillen Schreie der einzelnen<br />

Individuen als Alternative zur telepathischen Kommunikation dienen. Das besondere an diesen<br />

Schreien ist ihre Modulation. Sie sind exakt auf eine bestimme Frequenz beschränkt. Und zwar<br />

entspricht jene Frequenz haargenau der Zellschwingung von 8472, die entgegen den Erfahrungen<br />

die mit den bekannten Spezies gemacht wurden, bei jedem Individuum identisch ist. Die<br />

Schwingung der Schreie reicht bis hoch in den Ultraschallbereich hinein. Ebenfalls konnte<br />

festgestellt werden, dass die Instinktgehirne der auf biologischer Basis konstruierten Schiffe eben<br />

jene Frequenzen nutzen. Diese Frequenzen sind ebenfalls bei jeden Schiff identisch, da der<br />

Zellaufbau der Schiffe jenen der 8472 Individuen entspricht.<br />

Allerdings wird aus Ermangelung eines Übertragungsmediums durch die Unterstützung technischer<br />

Geräte eine Subraumstrahlung erzeugt.<br />

Ich habe zusammen mit Antonio eine Methode ausgearbeitet um uns genannte Tatsachen zu nutze<br />

zu machen:<br />

Ich habe ein Gerät konstruiert, dass eine Hochenergetische Ultraschallwelle erzeugt, die genau auf<br />

die Zellschwingungen von 8472 abgestimmt ist. Ihre Amplituden werden genau in jeden „Schall<br />

Täler“ passen, die die 8472-Frequenz hinterlässt. Je nach eingestellter Intensität wird das Gehör-<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

und damit auch das Nervensystem der 8472 entweder zeitweilig überlastet bzw bei stärkster<br />

Einstellung, völlig zerstört. Es kommt zum neuralen Kollaps. Diese Technik, die natürlich nur in<br />

einer beliebigen Atmosphäre funktioniert, lässt sich sehr leicht auf die Bioschiffe übertragen. Indem<br />

wir mit unsern Subraumsendern einen Impuls ausstrahlen können die Bioschiffe betäubt oder<br />

zerstört bzw. getötet werden.<br />

Das einzige Problem bei dieser Technik ist, dass die Zellschwingungen der 8472 sich sehr schnell<br />

ändern können. Hierbei kommt es also sehr genau auf die Zusammenarbeit von OPS, TAKTIK und<br />

TECHNIK an. . . . . . . . .<br />

Danach folgten noch einige Baupläne und Anweisungen für die erforderlichen Modifikationen an<br />

Phasern und Kommunikationsanlagen. Julian wusste nicht was er an diesem Vortrag noch<br />

verbessern könnte, also steckte er das PADD in eine Seitentasche neben dem Sitz des Captains und<br />

schaute sich auf der Brücke um. Da er bis jetzt keine Zeit gehabt hatte um sich mit der Brücke zu<br />

beschäftigen fiel im jetzt erst auf wie unsicher er sich fühlte.<br />

Er saß auf dem Platz, der am meisten Bedeutung auf einem Schiff egal welcher Rasse hatte.<br />

Dem „Captains Chair“ wie es damals zu Zeiten Captain Kirks geheißen hatte.<br />

Unsicher was er nun tun sollte trommelte er mit den Händen auf die Armlehnen, blickte auf die<br />

kleine Statuskontrolle am Platz des ersten Offiziers, warf einen Blick auf den Sternenreichen<br />

Hauptschirm, sah dem einen oder anderen Crewman bei der Arbeit zu... Nach einigen Minuten<br />

begann es an seinem Hosenboden zu kribbeln, als ob ein Haufen alt-terranischer Flöhe auf dem Sitz<br />

ihr Camp aufgeschlagen hätte. Er stand auf, machte einige Schritte nach vorn, warf einen Blick auf<br />

die NAV/CONN Konsole, wanderte zur technischen Station wo ein Crewman aus seinem Team<br />

Dienst tat.<br />

Als er irgenwann merkte, dass er von allen irgendwie angeguckt wurde, versuchte er unaufällig zu<br />

seinem Platz zurückzukehren, was ihm aber nicht recht gelingen wollte.<br />

In einem Anflug von leichter Paranoia schritt er weit ausholend zum Sessel und warf sich praktisch<br />

hinein, griff sich ein PADD mit Dienstberichten der Wissenschaft und tat als ob er ganz versessen<br />

darauf wäre, zu lesen, das Astrophysiker von Deck 5 eine Supernova in der Nähe des Galaktischen<br />

Kerns entdeckt hatten...<br />

=/\= Cmdr. Troi, COU <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\=Arrestzellen, 2407.028 1645 =/\=<br />

Troi saß da und wartete bis der stürmische Ausbruch der Romulanerin zum Ende kam. Als diese<br />

fertig war und sich wieder auf ihre Britsche setzte begann Troi ruhig zu sprechen.<br />

„Ich denke, dass sie sich viele dieser Steine auch selbst in den Weg legen. Zumindest die hier an<br />

Bord. Ich weiss nicht warum sie jedes Mal explodieren wenn man mit ihnen reden will, aber ich<br />

weis, dass das nicht nur mir so geht. Sie können das auch nicht darauf schieben, dass sie<br />

Romulanerin sind, denn ich kenne einige Romulaner die nicht ständig meinen sie würden<br />

angegriffen und sie müssten sich verteidigen. Verschiedene Crewmitglieder versuchen mit ihnen in<br />

Kontakt zu treten.. keiner davon will ihnen etwas böses. Man möchte sie kennen lernen, integrieren.<br />

Niemand an Bord dieses Schiffes ist ihr Feind. Mag sein, dass ihnen das Imperium oder was weis<br />

ich wer ständig Steine in den Weg legt, aber hier tut das keiner. Sicher, man weicht ihnen<br />

mittlerweile aus, was aber an ihren teilweise sehr übertrieben heftigen Reaktionen liegt. OK, Lars<br />

hat sie hier her gebracht.. in die Arrestzellen. Aber ich bin sicher – 100 % sicher, dass er das nicht<br />

als Respektlosigkeit gedacht hat. Vielleicht war ihre Arbeit zu gut und er möchte den Spion in<br />

Sicherheit wiegen. Vielleicht möchte er den Spion denken lassen, dass er 1. mal nicht mehr nach<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

einem Spion sucht und 2. wenn er es zur Sicherheit doch täte, er den Besten dafür geeigneten<br />

Offizier – nämlich sie – nicht dafür einsetzen kann.“<br />

Die Romulanerin sah sie an und Troi kam der Satz „wenn Blicke töten könnten“ in den Sinn.<br />

„Niemand an Bord will mir was böses? Alle sind meine Freunde die mich nur unterstützen wollen?<br />

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich dem ach so tollen Counselorcorps 2 Techniker gebracht die<br />

behaupteten ich wäre Tal Shiar Agentin dun das überall herumposaunten. Die meine Befehle nicht<br />

ernst Namen und keinerlei Respekt haben. Was haben sie da getan? Mir geholfen? Nein, sie kamen<br />

Abends zu mir, unterbrachen mich in einer sehr.. privaten Situation und hielten mir einen Vortrag.“<br />

Troi horchte auf „man hat behauptet sie wären eine Agentin?“<br />

„Habe ich nicht eben das gerade gesagt?“ erwiderte sie schroff.<br />

„Ja, haben sie.. wer von den Beiden war das?“ fragte Troi.<br />

„Das ist doch nun völlig uninteressant! Damals hätten sie handeln sollen nicht jetzt“.<br />

„Ich glaube nicht, dass es uninteressant ist. Denn ich wüsste niemanden hier an Bord der ein<br />

Interesse hätte ihnen zu schaden. Dieser Crewman hat es offensichtlich und ich möchte wissen<br />

warum“.<br />

„Pah! Das wollen sie doch gar nicht.. sie wollen mich milder stimmen. Es hat sie gestern nicht<br />

interessiert.. warum sollte es das heute?“<br />

„Haben sie es denn gestern so gesagt? So weit ich weis, haben sie die Beiden einfach nur abgeliefert<br />

und das war es. Haben sie einen Ton darüber verlauten lassen was die Beiden gemacht haben<br />

sollen?“<br />

Die Romulanerin wurde ruhiger und dachte nach. Sie schien die Antwort auf diese Frage bereits zu<br />

wissen, antwortete jedoch nicht. Das verwunderte Troi allerdings nicht wirklich, da das ja eine Art<br />

Entschuldigung.. das zugeben eines Fehlers wäre und das war natürlich momentan völlig<br />

ausgeschlossen.<br />

Troi erhob sich von ihrem Stuhl und stellte ihn wieder dahin zurück wo sie ihn her hatte.<br />

„Sie haben die Wahl Ssianha. Sie können sich wie ein Mitglied dieses Schiffes fühlen, anfangen uns<br />

zu trauen und nicht alle als Feinde betrachten oder sie können weiterhin nur dem Reich dienen.<br />

Momentan allerdings.. wie sie sich geben, wie sie sich aufgeben, statt Lösungen und Ideen zu<br />

suchen.. dienen sie niemandem.“<br />

Troi sah sie noch einmal eindringlich an und verließ dann den Raum. Connel war noch nicht<br />

zurück, aber sie wusste irgendwie, dass sie sich auf ihn verlassen konnte und die Arrestzelle war ja<br />

ohnehin nicht mit einem wirklichen Verbrecher, sondern mit einem wertvollen Crewmitglied<br />

besetzt.<br />

Troi wusste nicht ganz wo sie anfangen sollte... die Zeit drängte und allein konnte sie das alles auf<br />

keinen Fall schaffen. „Wenn nur die 6472 noch auf sich warten lassen“, dachte sie bei sich und<br />

aktivierte ihren Kommunikator.<br />

„Troi an Magnus, komm bitte sofort auf die Brücke“.<br />

=/\=Brücke, 2407.028 1655 =/\=<br />

Etwas außer Atem betrat Troi die Brücke und fragte zuerst mal nach dem Status. Der völlig<br />

verdutzte Julian antwortete ihr automatisch „keine Vorkommnisse, unsere Gäste lassen ziemlich auf<br />

sich warten“.<br />

„Hoffen wir, dass sie sich noch mehr Zeit lassen“, murmelte Troi und deutete Vorin, der ebenfalls<br />

anwesend war an, mit ihr in eine Ecke der Brücke zu gehen, in der gerade kein Offizier seiner<br />

Arbeit nachging.<br />

„Ir müssen noch kurz auf Mary warten, ich habe eine Aufgabe für euch“.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Kurze Zeit später öffnete sich der Turbolift und Mary Magnus betrat die Brücke. Verwundert ging<br />

sie zu Troi und Vorin hinüber. Noch nie war sie auf die Brücke beordert worden.<br />

„Ich brauche eure Hilfe, sowohl die einer Betazoidin Mary, wie auch die technischen Kenntnisse<br />

und deine Logik Vorin“.<br />

Sie hatte nun ihre vollste Aufmerksamkeit.<br />

„Gestern bemerkte Ssianha ein technisches Problem mit den Torpedosystemen und beauftragte Carl<br />

Frohlic, John Bios und William J. Longbay mit der Reparatur. Du kennst sie schon Mary, sie<br />

brachte sie danach zu dir. Ich möchte wissen, was genau das für ein Problem war und auch welcher<br />

der Drei so abfällig über unsere Romulanerin redet und versucht Crewmitglieder gegen sie<br />

aufzuhetzen.“<br />

„Es gehört zu den Betazoidischen Grundsätzen in niemandes Gedanken einzudringen, dass weist<br />

du“, erwiderte Mary.<br />

„Das verlange ich ja gar nicht. Aber du merkst wann sie lügen und kannst, weil sie gestern schon<br />

bei dir waren deinen Besuch damit rechtfertigen.“<br />

„Darf ich fragen warum das ausgerechnet jetzt sein muss? So kurz vor dem eintreffen von Spezies<br />

8472? Ich meine.. jeder ist nervös und es gibt einiges zu überwachen. Auch ihr Counselor habt<br />

sicher grade schon genug zu tun“, meinte Vorin.<br />

Troi sah sich noch einmal um, um sicher zu gehen, dass niemand in Hörweite war.<br />

„Ihr wisst beide, dass Ssianha nicht die Agentin ist. Ich habe nun den Verdacht, dass die<br />

Torpedosysteme absichtlich manipuliert wurden und die Reparatur von einem der drei<br />

herausgezögert werden sollte. Ich wüsste sowieso auch gern ob sie nun eigentlich mittlerweile<br />

durchgeführt wurde oder nicht. Ich denke, dass hier jemand absichtlich versucht Ssianha vor der<br />

Crew als Agentin darzustellen dun ich möchte wissen weshalb. Vielleicht will er von sich selbst<br />

ablenken?. Wenn nicht möchte ich wissen wie er zu dieser Meinung kommt“.<br />

Sie sah die Beiden eindringlich an „wichtig ist, dass ihr euch darüber nicht über Kommunikator<br />

oder Nachrichten austauscht sondern immer persönlich. Also, arbeitet zusammen und gebt mir so<br />

schnell wie möglich bescheid. Der echte Spion ist noch da und vielleicht gibt er nicht nur<br />

Informationen weiter sondern versucht auch von hier aus die Mission zum scheitern zu bringen“.<br />

Sie wartete bis die Beiden bestätigten und kurz darauf die Brücke verliessen. Dann ging sie auf den<br />

Platz der Counselor zu und setzte sich neben Julian, der in irgendeinem PADD las.<br />

„Scheint sehr interessant zu sein“, meinte Troi als sie seinen offensichtlich konzentrierten<br />

Gesichtsausdruck sah.<br />

„Mhhhm“, meinte er nur und Troi atmete tief durch. Am liebsten würde sie nun die Zeit anhalten.<br />

Aber das ging nicht und so beschloss sie etwas zu tun, was sie schon seit Jahren – seit ihrer<br />

Konfirmation – nicht mehr getan hatte. Sie schloss die Augen betete innerlich. Sie betete zu einem<br />

Gott von dem sie nicht wusste ob es ihn gab.. von dem sie auch nicht wusste was er plante, wenn es<br />

ihn gab und bat ihn darum Spezies 8472 sich noch um einige Zeit verspäten zu lassen. Sie hatte<br />

nicht die geringste Lust hier mit der <strong>Sentinel</strong> ein Trümmerfeldfleck in einer Sternenkarte zu werden.<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Shuttlerampe, SD 2407.028, 1630 =/\=<br />

Die EvenStar stand auf ihrem Stammplatz und wartete darauf, dass sie von Sheridan, der mit einem<br />

Tricorder einen Prä-Start-Check durchführte, aktiviert wurde. Diese Jacht hatte schon einiges<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

mitgemacht, was man ihr aber mittlerweile nicht mehr ansehen konnte. Schließlich war sie seit der<br />

Begegnung mit dem Tal’Shiar-Schiff komplett umgebaut worden. Nicht nur äußerlich, sondern auch<br />

im Inneren hatte sich einiges verändert und somit war sie kein Standardschiff mehr, wie sie noch<br />

vor gut zwei Jahren gewesen war. Sie hatte viele Stärken, aber auch einige Schwächen. Doch<br />

trotzdem war sie prädestiniert für die bevorstehende Undercover-Mission von CO und XO.<br />

Die einzige Sorge Daniels betraf den holografischen Avatar der Star, Vicky. Sie hatten seit der<br />

Begegnung auf der Brücke nicht mehr miteinander gesprochen und er wusste nicht, wie sie<br />

reagieren würde und ob er sie deaktivieren müsste. Er hoffte es zwar nicht, aber wenn sie das Schiff<br />

samt Crew in Gefahr bringen würde, dann konnte er nicht anders handeln...<br />

„Was ist eigentlich mit deinem Gesicht passiert? Und wieso sieht Brian auch so ramponiert aus?“,<br />

fragte Lars und blickte seinem XO über die Schulter.<br />

„Wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit... nichts ernstes.“<br />

„Wie bitte?“<br />

„Keine Angst, wir haben nicht als Angehörige der Sternenflotte miteinander gekämpft, sondern als<br />

Menschen. Wir haben so gesehen keine Regel gebrochen.“<br />

„Das sehe ich aber anders! Ich muss mich mit euch beiden nach diesem Einsatz mal näher<br />

unterhalten. Ich dulde es nicht, wenn sich meine Crewmitglieder gegenseitig bekämpfen!“<br />

„Ja, Sir!“<br />

„Ist sie schon startbereit?“<br />

„Alle Systeme sind gecheckt“, antwortete Daniel nur und ließ seine Finger über der Schaltfläche<br />

verharren, welche die Backbordluke öffnen sollte.<br />

„Dann lass uns doch eintreten.“<br />

„Ja, klar...“<br />

Surrend öffnete sich die Luke und gab den Blick auf den Innenraum frei, als sich auch die Tür der<br />

inneren Schleuse öffnete. Der Texaner zögerte erst, entschloss sich dann aber doch, einzutreten. Ihn<br />

erwartete nicht das holografische Abbild des Avatars, sondern nur gähnende Leere – mal abgesehen<br />

von der Einrichtung. Während die Beleuchtung aufflammte, fuhren auch schon automatisch die<br />

Triebwerke hoch.<br />

„Du hast sie gut erzogen“, bemerkte Lars lachend.<br />

„Sie hat einen positiven Gehirnwellenscan durchgeführt und die automatische Startprozedur<br />

eingeleitet. Das habe ich mir von einem Piloten der Sternensänger abgeschaut.“<br />

„Ah, ich erinnere mich: du und Xen seid Ehrenmitglieder dieser Gruppe.“<br />

„Genau. Ich hab mir im letzten Landurlaub erlaubt, einen von ihnen zu kontaktieren und mir diese<br />

Technik zu kopieren. Von ihm habe ich auch den neuen Pilotensitz samt der Kontrollen.“<br />

„Steuerknüppel und Schubregler? Ist das der neue Retro-Look?“, fragte Lars amüsiert.<br />

„Wenn es auf einer Sovereign einen Steuerknüppel für die manuelle Steuerung gibt, dann kann ich<br />

mir hier auch so etwas einbauen. Außerdem fliegt es sich manuell besser als automatisch. Ich will in<br />

Krisensituationen nicht alles dem Navigationscomputer überlassen müssen.“<br />

„Unter diesen Umständen... kann ich das verstehen.“<br />

Daniel öffnete einen Spind in der Wand und zog eine Uniform in PES – Planeteneinsatz Schwarz –<br />

heraus. Es handelte sich um die Sonderversion ohne Abteilungsstreifen und Rangabzeichen. Der<br />

Kommunikator war in einer Brusttasche verborgen.<br />

„Sonderuniformen?“, fragte Lars.<br />

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„Ja, falls wir gefangen genommen werden. Sofern sie unsere Akten nicht kennen, werden sie nicht<br />

wissen, wer wir sind. Es wäre zu unserem Nachteil, wenn sie uns erkennen.“<br />

„Stimmt. Was hast du noch auf Lager?“<br />

„Unsere ‚Freunde’ haben so gut wie keine Ionenspur hinterlassen, was ein Verfolgen und in ihre<br />

‚Fußspuren’ zu treten so gut wie unmöglich macht. Ich hab mir von Vorin die genaue Position<br />

geben lassen, bei welcher Boje er den Sensorstrahl empfangen hatte. Dort werden wir mit unserer<br />

Suche beginnen. Zwar haben die Bojen jetzt schon mehrmals ihre Position verändert, aber da wir ja<br />

wissen, wo sie sich befinden müssen, dürfte das kein Problem darstellen.“<br />

„Und wie verhindern wir eine Entdeckung durch sie?“<br />

„Wir wenden den selben Trick an, den sie auch verwenden: maskierte Signaturen und aktive<br />

Tarnvorrichtung. Ist nur schade, dass wir nur ein Standardsystem an Bord haben. Eine modifizierte<br />

Version würde uns einen größeren Vorteil verschaffen.“<br />

„Ich dachte, du wolltest eine der neuesten romulanischen Vorrichtungen einbauen?“<br />

„Tja, hat leider nicht geklappt, das Gerät funktionierte nicht mit meinen Systemen. Und Xens<br />

System ist unzuverlässig. Also müssen wir mit dem was wir haben auskommen.“<br />

Er nahm im Pilotensitz platz, während sich Lars an die OPS-Konsole setzte. Mit ein paar<br />

Tastendrucken schloss Sheridan die Luken und beamte den Geländewagen aus dem Frachtraum der<br />

Star auf die Shuttlerampe. Er wollte bei diesem Einsatz auf jeglichen unnötigen Ballast verzichten.<br />

Dann setzte er sich das TCD auf, welches ihm zusätzliche Daten direkt lieferte, aktivierte die<br />

Signaturenmaske und die Tarnvorrichtung und brachte die Jacht per Antigravfelder auf einen halben<br />

Meter Höhe. Noch während sich das Kraftfeld, welches die Luft vom Entweichen in den Weltraum<br />

hinderte, aktivierte und das Tor der Shuttlerampe sich öffnete, schob sich das kleine Schiff<br />

vorwärts. Da der diensthabende Shuttleoffizier von Angi auf die Krankenstation geschickt worden<br />

war, um sich wegen eines in Wirklichkeit nicht vorhandenen „Ausschlags“ untersuchen zu lassen,<br />

konnte niemand mitbekommen, dass gerade ein Schiff startete. Keiner außer dem OPS...<br />

„Verdammt! Kraftfeld und Tor lösen einen Alarm auf der OPS-Station aus!“, rief Daniel<br />

erschrocken.<br />

„Jetzt haben wir an alles gedacht und nun könnte eine Kleinigkeit alles zunichte machen?“<br />

„Ich hoffe, dass Angi dies ebenfalls eingefallen ist und sich etwas einfallen lässt, ansonsten war<br />

alles umsonst.“<br />

Ein leises Surren kündigte von der Aktivierung der holografischen Emitter.<br />

„Tarnung und Maskierung funktionieren ohne Probleme!“, meldete Vicky, die sich<br />

uniformtechnisch ebenfalls an die Beiden Offiziere angepasst hatte.<br />

„Dann lasst uns mal loslegen!“, rief Lars enthusiastisch und aktivierte die passiven Sensoren.<br />

Unsichtbar beschleunigte die Jacht und durchstieß das Kraftfeld, während sich das Tor der Rampe<br />

wieder schloss. Als sie an den Warpgondeln der <strong>Sentinel</strong> vorbei war, beschleunigte sie auf halben<br />

Impuls und steuerte die vermeintliche „Spionboje“ an. Wenn sie Glück hatten, dann würden sie<br />

nicht mit den anderen zusammenstoßen, die sich sicherlich hier irgendwo aufhalten mussten...<br />

=/\= An Bord der EvenStar, wenig später =/\=<br />

Das kleine Schiff schwebte immer noch getarnt vor der ebenfalls getarnten Boje. Bisher hatte nichts<br />

darauf hingewiesen, dass sich hier noch ein weiteres Schiff befinden sollte. Trotzdem wollten sie<br />

keine Risiko eingehen und benutzten zur Untersuchung der Boje einen stark gebündelten<br />

Sensorenstrahl. Dieser würde keine Aufmerksamkeit erregen, da er nur auf die Boje treffen würde<br />

und nicht einen zu großen Radius wie normal abdeckte. Einen normalen Sensorstrahl konnte man<br />

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noch in einiger Entfernung anmessen, während der gebündelte nur dann aufgespürt werden konnte,<br />

wenn man sich direkt vor ihm befand.<br />

„Alles deutet darauf hin, dass es sich um eine unserer Bojen handelt. Sie sendet auf der selben<br />

Frequenz, strahlt die selbe Signatur aus, wenn man den Code eingibt und verhält sich auch<br />

ansonsten nicht auffällig. Glaubst du wirklich, dass es sich hier um eine manipulierte Boje<br />

handelt?“, fragte Lars.<br />

„Sie muss es sein. Ich hab da so ein Gefühl... Check mal ihren Steuerungscomputer. Wenn sich ein<br />

verborgener Sender an Bord befindet, dann kann er eigentlich nur dort versteckt sein.“<br />

„Scanvorgang läuft... hey, da ist was! Auf den ersten Blick könnte es sich nur um<br />

Hintergrundrauschen handeln... aber genauer betrachtet hat dieses schwache Signal ein Muster. Ein<br />

Uplink!“<br />

Der CO fokussierte den Sensorenstrahl genau auf den Steuerungscomputer und verstärkte die<br />

Sensorenleistung. Das Muster, welches sich auf dem Bildschirm abzeichnete, schien eine Art von<br />

Verbindung zu sein, welche wahrscheinlich mit dem anderen Schiff etabliert worden war. Dieses<br />

Signal war sehr stark gerafft und wurde nur mit sehr schwacher Leistung versandt. Man konnte es<br />

wirklich nur für Hintergrundrauschen halten...<br />

=/\= Unbekannter Spion, Lars Quartier 2407.028 1640 =/\=<br />

Zufrieden saß er auf dem Teppich und versuchte Jason beim fertig stellen eines Planetenmodells zu<br />

helfen. Er wusste, dass Lars nur selten vorbeisah, aber in diesem Quartier hatte er bisher immer die<br />

wichtigsten Informationen erhalten.<br />

„Mary, bist du sicher, dass dieser Planet einen Ring hat?“ fragte Jason kritisch.<br />

„ Ja, bin ich“, antwortete er in sicherem Tonfall, aber wenn du an meinem Wissen zweifelst kannst<br />

du gerne in der Datenbank nachsehen.<br />

Jason schüttelte den Kopf „nein, ich glaub dir schon. Es ist nur... Vorin verlangt bei den<br />

Hausaufgaben die er mir gibt immer absolute Perfektion“.<br />

„Absolute Perfektion gibt es nicht Jason. Selbst Vorin macht Fehler“, erklärte er ihm.<br />

Selbst ich mache Fehlerfügte er gedanklich hinzu und achtete darauf den Chronometer nicht aus<br />

dem Auge zu lassen. Er hatte dafür gesorgt, dass Mary eine Weile im Arboretum beschäftigt war.<br />

Aber er hielt es dennoch für sicherer so bald wie möglich wieder zu verschwinden. Niemand sollte<br />

wissen wer er war, was er war. Durch ihre Unwissenheit hatte die <strong>Sentinel</strong> Crew ihm seinen Auftrag<br />

bisher sehr leicht gemacht.<br />

Er konnte sich nicht genau an die Worte seiner Auftraggeber erinnern.<br />

„Verhindern sie unter allen Umständen, dass die Föderation Spezies 8472 als Verbündeten erhält..<br />

das könnte das Ende für unsere Bemühungen bedeuten. Wir werden ihnen Unterstützung schicken.<br />

Das hat oberste Priorität! Allerdings... wenn sie es schaffen würden Spezies 8472 statt dessen zu<br />

unserem Verbündeten zu machen, würde das einen großen Karrieresprung für sie bedeuten“.<br />

„Aber Vorin ist Vulkanier“, gab Jason zu bedenken und riss ihn damit wieder aus seinen Gedanken.<br />

„Die größte Stärke einer Lebensform ist gleichzeitig auch ihre größte Schwäche Jason.. die Logik<br />

hilft nicht immer weiter“, erklärte es und erhob sich.<br />

„Ich muss noch ein paar Pflanzen gießen, bin aber bald wieder da“, fügte er hinzu und<br />

verabschiedete sich von Jason.<br />

Heute hatte er hier nicht viel erfahren.. schien alles ruhig zu sein. Er beschloss sich nun um Ssianha<br />

zu kümmern, das war sein persönlicher Auftrag.<br />

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=/\=Arrestzellen 2407.028 1652 =/\=<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Pfeifend lief er den Gang entlang. Er war sehr zufrieden mit sich und seiner Leistung. Er bog um die<br />

Ecke und sah, wie Counselor Troi grade die Arrestzellen verließ. Schnell ging er ein paar Schritte<br />

rückwärts und wartete ab, bis sie außer Sichtweite war.<br />

Das Glück fällt in die Hände der Fleißigen, dachte er sich und betrat den Raum.<br />

Wie er sich gerade schon gedacht hatte war kein Sicherheitsbeamter da um sie zu bewachen.<br />

Eigentlich hatte er einen anderen Plan gehabt, aber nun beschloss er, seinen Plan zu ändern. Die<br />

Gelegenheit war einfach zu günstig.<br />

„Was wollen sie denn hier? Reicht es nicht, wenn mich ein Counselor nervt? Muss nun auch noch<br />

ein Betazoide hier aufkreuzen? Hat SIE, sie hier her geschickt um in meinen Gedanken<br />

rumzuschnüffeln?“ rief die Romulanerin aufgebracht. Scheinbar hatte Troi ein paar Nerven<br />

getroffen gehabt. Locker und lächelnd lehnte er sich gegen eine Wand.<br />

„Was könnte ich denn da finden?“ fragte er interessiert.<br />

„Nichts was sie etwas angehen würde und ich will es ihnen nicht raten: Also: was wollen sie<br />

Gartner?“<br />

„Eigentlich wollte ich mich bei ihnen entschuldigen, weil sie nun statt meiner hier sitzen müssen“,<br />

begann er langsam. „Aber jetzt glaube ich, bedanke ich mich lieber bei ihnen, denn sie öffnen mir<br />

dadurch einige Türen.“<br />

Ssianha sah ihn verwirrt an „wie meinen sie das?“<br />

„Na ja, alle haben ihren Spion, keiner sucht mehr nach mir. Ich hab es einfach dafür zu sorgen, dass<br />

das Treffen mit 8472 scheitert und das alles verdanke ich ihnen“.<br />

„SIE? SIE haben das getan? Wenn ich hier raus bin wird eich sie mit meinen eigenen Händen in<br />

Stücke reißen Gartner! Wie können sie so unehrenhaft sein? Und wie können sie es wagen hier<br />

einfach so aufzukreuzen und die Frechheit zu besitzen mir zu danken?“<br />

Er lächelte still... „sie werden hier nicht rauskommen. Keiner wird ihnen glauben. Es war ein<br />

cleverer Schachzug des Imperiums hier nach mir suchen zu lassen. Ich bin sicher man wird ihnen<br />

verzeihen, dass sie mich nicht dingfest gemacht haben. Ich werde der Führungscrew die Daten<br />

zuspielen, die ich von ihrer Konsole kopiert habe. Was denken sie würde der Captain sagen, wenn<br />

er wüsste, dass sie regelmäßigen Kontakt mit einer Person im romulanischen Reich haben?“<br />

Er konnte der Rihannsu ansehen wie sie um ihre Fassung rang.<br />

„Man wird mir glauben“, sagte sie. „Ich mag vieles sein, aber ich bin im Gegensatz zu ihnen kein<br />

Verräter und viele an Bord wissen das“.<br />

Er musste lachen „hat das diese nette kleine Counselor gesagt? Sonst immer über sie herzeihen und<br />

jetzt auf einmal glauben sie ihr? Ich bin gespannt wie sie das dem Captain erklären wollen.“<br />

„Ich werde ihm die Wahrheit sagen!“<br />

„Ach? Das ist interessant. Lassen sie mal sehen.. angenommen man würde ihnen glauben schenken..<br />

angenommen man würde sie hier rauslassen und sie würden MICH, einen Ensign der Föderation mit<br />

ausgezeichnetem Zeugnis und vor allem: mit belegter Akademischer Ausbildung, beschuldigen der<br />

Spion zu sein... sie könnten es nicht beweisen. Was würden sie sagen wollen? Das ich dem<br />

Imperium Schaden zugefügt habe indem ich die Baupläne des neuen Warbird gestohlen habe? Das<br />

ich den großartigen Geheimdienst der Romulaner so durcheinander gewürfelt habe, dass sie sich<br />

selbst gegenseitig beschuldigten ein Spion zu sein? Nehmen wir an man würde ihnen das glauben...<br />

setzte sie dann noch drauf, dass das Imperium ausgerechnet sie schickt um mich zu finden? SIE,<br />

jemanden der absolut keine Ahnung hat wie ein Geheimdienst arbeitet? Jemand der bisher keinerlei<br />

Kontakte zur Crew aufgebaut hat, jeden ablehnt? Da bin ich mal gespannt wie man ihnen da glaubt<br />

und vor allem bin ich gespannt wie man mit der Tatsache umgehen wird, dass ich in der fraglichen<br />

Zeit die sie zu den Vorfällen angeben werden, nachweislich auf einem Schiff der<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Sternflottenakademie Dienst tat.“<br />

Die Rihannsu sah ihn an und schien nicht recht zu wissen was sie denken oder sagen sollte.<br />

„Sie werden es nicht verhindern können... sie werden mich nicht kriegen... sie haben versagt<br />

Ensign“.<br />

„Nein!“ schrie Ssianha und schlug mit der Faust gegen eine der Zellenwände „Niemals!“<br />

Er grinste und pfiff wieder „What a wonderful day“.. sein Lieblingslied. Dann verließ er ohne ein<br />

weiteres Wort zu sagen die Zelle. Er hatte sein Ziel erreicht. Schade, dass er nicht mitbekommen<br />

würde wie sie in der Zelle die Wände hoch ging. Dann jedoch hatte er eine Idee...<br />

=/\= Gang vor den Arrestzellen 1705=/\=<br />

Er lag nun schon seit 10 Minuten hier auf dem Boden und fragte sich langsam, ob seine Idee<br />

wirklich so gut gewesen war. Das dieser Connel auch immer so unzuverlässig sein musste!<br />

Endlich.. er hatte schon nicht mehr damit gerechnet, konnte er Brian den Gang herunter kommen<br />

sehen. Hoffentlich hatte er ihn auch richtig eingeschätzt. Brian kam näher und je näher er kam desto<br />

nervöser wurde der Spion. Dann stand Brian genau vor ihm und sah zu ihm herunter.<br />

„Na was haben wir denn da?“ fragte Brian mit breitem grinsen und betrachtete ihn musternd.<br />

Connel sah sich um ob auch niemand in der Nähe war und hob dann den Spion auf.<br />

„Da bin ich mal gespannt wem du gehörst und was du so verbirgst“.<br />

Der Spion freute sich... er wurde von Brian mit in den Trakt genommen und dort auf den Tisch<br />

gelegt.<br />

„Mr Connel“, begann die Rihannsu sofort als Brian sah. „Rufen sie den Captain, lassen sie mich<br />

hier raus... ich weis wer der Spion ist. Schnell!“<br />

Connel sah sie entgeistert an „Sie verlangen von mir die Regeln zu brechen? Ich kann sie doch nicht<br />

einfach so rauslassen. Ich halte mich an meine Befehle“.<br />

„Connel sie verfluchter...“ sie unterbrach sich mitten im Satz. „Gut.. ok... ganz ruhig.. dann rufen<br />

sie bitte den Captain. Ich muss sofort mit ihm reden“.<br />

Brian sah sie abschätzen an und nickte dann „wenn es unbedingt sein muss“.<br />

Er aktivierte seinen Kommunikator und versuchte Kontakt zum Captain herzustellen. Die<br />

Verbindung wurde jedoch zum 2. Offizier umgeleitet.<br />

„Troi hier, was gibt es denn?“ hörte er die Stimme der Counselor.<br />

„Wow“, begann Brian. „Sie haben sich aber verändert Cap.“<br />

„Ich hab grade nicht die Nerven für solche Spielchen Brian. Der Captain steckt mitten in den<br />

Verhandlungsvorbereitungen. Also sagen sie schon was los ist“.<br />

„Na gut Cap. Meine Freundin im Zellentrakt möchte den Captain sprechen. Sie meint sie wüsste<br />

wer der Spion ist. Wenn sie mich fragen ist bei ihr ne Leitung durchgebrannt. Die rennt hier rum<br />

wie ne Furie“.<br />

Von der Zelle her drang ein leisen knurren zu Brian herüber.<br />

„Wer ist es?“ fragte Troi und man konnte ihre Anspannung hören.<br />

Brian drehte sich zur Ensign um und sah sie fragend an.<br />

„Ens Gartner“, rief Ens. t'Jeiai wütend „er war grade hier und hat mir dafür gedankt, dass ich ihm<br />

den Weg frei gemacht habe und niemand mehr nach ihm sucht“.<br />

In der Leitung herrschte stille und der Spion konnte sehen wie Brian die Augen verdrehte.<br />

„Ens Gartner ist hier auf der Brücke“, meinte Troi schließlich skeptisch.<br />

„Dann ist er eben schnell hoch gelaufen“ meinte die Rihannsu in genervtem Tonfall.<br />

Wieder dauerte es einige Momente ehe Troi antwortete.<br />

„Julian ist schon eine ganze Weile hier und hat die Brücke auch nicht verlassen. Er hat gerade das<br />

Kommando. Ich habe dennoch eben den Computer gefragt, aber der bestätigt, das Julian die Brücke<br />

nicht verlassen hat. Genauso wenig wie er die Arrestzellen betreten hat“.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Die Rihannsu stand in ihrer Zelle und war sprachlos. Der Spion auf dem Tisch dagegen lachte sich<br />

still ins Fäustchen.. genau so hatte er sich das vorgestellt.<br />

=/\= Cpt. Bring, CO <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Even Star, 2407.028, 1700 =/\=<br />

Wir flogen nun schon seit zehn Minuten immer wieder um die Boje herum. Wie sollten wir es nur<br />

schaffen, die Boje unbemerkt an Board zu schmuggeln? Grübelnd saß ich im hinteren Teil des<br />

Cockpits und tippelte nervös auf der Konsole.<br />

„Na wenigstens lässt sich 8472 Zeit“, murmelte Daniel leise. Ich spürte, dass auch Daniel<br />

angespannt war. Andere Offiziere hätten diesen Druck vermutlich nicht ausgehalten, aber Daniel<br />

und ich gehörten zu ein und dem selbem Schlag. Je höher die Anspannung war, desto besser wurden<br />

die Ideen.<br />

Auch Daniel fing nun langsam an auf seiner Konsole herum zu tippeln und schon bald tippten wir<br />

im selben Takt. Es dauerte einfach zu lange. Trotz dieser hohen Anspannung fiel uns nichts ein.<br />

Ich stand auf und stellte mich hinter Daniels Stuhl. Ohne, dass er auch nur einmal nach hinten sah,<br />

wusste er ganz genau was ich sagen wollte.<br />

„Nein Lars, mir ist auch noch nichts eingefallen. Ich glaube langsam es gibt keinen Weg, dass wir es<br />

unbemerkt schaffen.“<br />

Ich nickte und dachte kurz nach.<br />

„Vielleicht ist das unser Fehler Daniel!“<br />

Daniel drehte sich um und schaute mich an.<br />

„Wie meinst du das?“<br />

„Na wir müssen gar nichts unbemerkt bleiben! Es reicht vollkommen wenn wir die Verbindung<br />

zwischen der Boje und den Fremden unterbrechen. So wären sie unserem Tachyonscann hilflos<br />

ausgeliefert, denn noch einmal eine Boje zu Manipulieren wäre zu auffällig.“<br />

Daniel drehte sich um und fasste sich an den Kopf.<br />

„Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen?! Das heißt wenn wir im hinteren Teil ein Kraftfeld<br />

aufbauen, welches das Hintergrundrauschen überschattet. So können sie keinen Kontakt mehr mit<br />

der Sonde aufnehmen.“<br />

„Das ist es Daniel. Bring die Star in Position. Ich mache alles fertig um den Sender aus der Boje<br />

auszubauen. Also los!“<br />

Daniel drehte sich wieder um und ich ging in den hinteren Teil des Shuttles. Das Kraftfeld war<br />

schnell eingerichtet und da die Star erstaunlich gut ausgerüstet war, war auch der „Operationstisch“<br />

schnell eingerichtet. Als alles fertig war, tippte ich auf meinen Kommunikator.<br />

„Daniel, ich bin soweit. Nach den Angaben des Computers müsste der nächste Tachyonaußstoß<br />

gerade vorbei sein. Also dürfte es keine Probleme geben. Auf geht’s!“<br />

Ich atmete noch einmal tief durch und kurze Zeit später erschien die Boje auf dem Tisch vor mir.<br />

Meine Finger huschten schnell über die Konsole und aktivierten das Kraftfeld. Nachdem Daniel die<br />

Tarnung wieder aktiviert hatte kontaktierte er mich und teilte mir mit, dass das Rauschen nicht mehr<br />

nach außen drang. Es stand also eins zu null für uns. Erleichtert nahm ich den Tricoder der neben<br />

mir lag und fing an die Boje zu scannen. Schon bald hatte ich den Chip gefunden, doch als ich die<br />

Boje weiter nach oben durchscannte, sah ich etwas was mir gar nicht behagte. Ich spürte, wie ich<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

kreide bleich wurde und auch meine Hände fingen langsam an zu zittern. Wie konnten wir das<br />

vorher nur übersehen? Warum war uns nicht schon vorher aufgefallen, dass die Boje mit<br />

Sprengstoff beladen war?<br />

Geschockt stütze ich mich am Tisch ab und öffnete dann die Wartungsklappe der Boje um sie mit<br />

dem Tricorder zu verbinden. Als ich die Daten auslas sah ich genau das, was mir durch den Kopf<br />

schwebte als ich den Sprengstoff entdeckt hatte. In genau acht Minuten würde die Boje in die Luft<br />

fliegen und die Star in tausend Stücke zerreisen.<br />

„Daniel, kannst du die Boje mit dem Transporter erfassen?“<br />

„Bist du etwa schon fertig?“<br />

„Eher im Gegenteil. Ich habe in der Boje Sprengstoff gefunden, der in knapp sieben Minuten die<br />

Star zerfetzen wird.“<br />

Im Hintergrund hörte ich Daniel auf den Konsolen herum tippen. Jedoch wurden seine Bemühungen<br />

immer wieder durch ein „es geht nicht“ von Vicky zu nichte gemacht.<br />

„Es tut mir leid Lars, ich kann die Boje nicht erfassen. Sie muss sich selbst durch einen<br />

Musterzerstreuer vor dem Beamen schützen.“<br />

„Gut, dann lasst mich die nächsten sechs Minuten in frieden, vielleicht schaff ich es diese Bombe zu<br />

deaktivieren.“<br />

Ich schloss die Verbindung und machte mich daran vorsichtig die Abdeckungen abzunehmen, unter<br />

denen ich den Zünder vermutete.<br />

Also gut, wer auch immer du bist der mir da einen Strich durch die Rechnung machen will, ich<br />

hätte nicht gedacht, dass du so gerissen bist. Jetzt steht es eins zu eins, fragt sich nur wie lange.<br />

Als ich endlich die dritte Duraniumplatte abgehoben hatte, schaute ich auf den Tricorder. Es waren<br />

nur noch vier Minuten bis alles hoch gehen würde. Vorsichtig wischte ich mir den Schweiß von der<br />

Stirn und nahm mir einen zweiten Tricorder zur Hand, um die Leitungen zu scannen. Der Erbauer<br />

dieser Bombe schien ein Fan von Bomben aus dem 19. und 20. Jahrhundert zu sein, denn schon dort<br />

versuchten die Attentäter die Bombenentschärfer auf eine falsche Fährte zu locken, indem sie<br />

mehrere Drähte einbauten. Nur einer war meist mit Strom durchflossen und so der Draht, der die<br />

Bombe im Endeffekt scharf machte. Die anderen Drähte waren meist mit Strom durchflossen,<br />

dessen Spannung zwar sehr gering war, aber der einen parallelen Zündkreislauf bildete.<br />

Als ich die einzelnen Drähte scannte konnte ich nicht viel erkennen. Mein Gegenspieler hatte die<br />

Drähte isoliert und so musste ich sie alle innerhalb der nächsten drei Minuten Isolieren. Vorsichtig<br />

nahm ich den kleinen Punktphaser und stelle ihn auf die niedrigste Stufe. Der erste Draht war ein<br />

Fehlschlag und wie sollte es anders sein war es der zweite natürlich auch. Um auf Nummer sicher<br />

zu gehen entfernte ich auch die Isolierung des dritten Drahtes und durchschnitt ihn nach dem<br />

Scannen. Ein kurzer prüfender Blick auf den Tricorder der auf der Boje lag verriet mir, dass die<br />

Gefahr durch die Bombe nun abgewendet war. Nun war es an der Zeit den Chip zu entfernen. Als<br />

ich gerade ansetzen wollte bekam ich plötzlich einen Schlag und wurde gegen das Kraftfeld<br />

geworfen.<br />

„Lars was ist los bei dir? Wir haben gerade einen erhöhten Tachyonausstoß gescannt der uns<br />

enttarnt hat!“<br />

„Ich vermute der Chip hat das ausgelöst, als Sicherheitsmaßnahme. Flieg die Star sofort in den<br />

Überwachungsbereich!“<br />

Daniel bestätigte meinen Befehl und ich machte mich daran den Chip auszubauen, was nun ein<br />

Kinderspiel war. Mein Gegenspieler hatte den Fehler gemacht, sich zu sehr auf seine Bombe zu<br />

verlassen und somit den restlichen Schutz des Chips außer Acht gelassen. Kurze Zeit später hielt ich<br />

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den Chip in meiner Hand.<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Daniel, ich habe den Chip. Wir werden die Boje wieder positionieren damit wir die volle<br />

Aufdeckung haben. Danach fliegen wir sofort zu <strong>Sentinel</strong> zurück.“<br />

=/\= Jan Valek, XO der <strong>USS</strong> LaNinia <strong>NX</strong>-47801 =/\=<br />

=/\= Brücke, SD 2407.028, 1715 =/\=<br />

„Vielleicht sollten sie mal auf den Bildschirm sehen, Commander!“, brummte Mortaks Stimme über<br />

die Brücke.<br />

„Und was soll ich da seh... hallo! Identifikation?“<br />

„Schiff der Jacht-Klasse, sehr stark modifiziert... sie haben unsere Boje gefunden!“<br />

„Dann hat die kleine Falle also funktioniert... nur schade, dass der Sprengsatz versagt hat.“<br />

„Soll ich sie angreifen?“<br />

„Geben sie mir erst mal eine taktische Analyse. Ich will nicht schon wieder unangenehm überrascht<br />

werden!“<br />

„Aye... Sir? Etwas stört unsere Sensoren! Das, was wir hier empfangen, ist ein zeitverzögertes Bild!<br />

Das Schiff ist schon lange wieder im Sicherheitsbereich!“<br />

Valentine sprang von seinem Sessel auf und wirbelte zu dem Klingonen herum.<br />

„Stellen sie fest, woher dieses Signal kommt! Ich will wissen, wer mir da in die Suppe spucken<br />

will!“<br />

„Aye, Sir! Signal wird zurückverfolgt... es kommt... aus dem Quartierbereich! Genauer aus den<br />

Unterkünften der Spezialeinheit!“<br />

„Kümmern sie sich darum, Mortak! Stellen sie den oder die Verräter und bringen sie sie mir in<br />

meinen Raum!“<br />

Der Klingone überprüfte seinen Disruptor und kommandierte sich zwei Sicherheitsleute ab, mit<br />

denen er sich auf den Weg nach Deck vier machte, wo die Unterkünfte der Spezialeinheit lagen.<br />

Währenddessen machte sich Jan daran, die Manipulation an den Sensoren rückgängig zu machen<br />

und ein aktuelles Bild auf den Schirm zu holen. Als ihm das auch nach einigem Versuchen gelang,<br />

zeigte der Hauptschirm wieder den kleinen Schiffsverband, welcher immer noch auf die Ankunft<br />

von 8472 wartete. Doch etwas funktionierte nicht mehr! Das Bojennetzwerk lieferte keine Daten<br />

mehr an die LaNinia!<br />

„Ich wusste es!“, rief Valek und schlug mit der Faust auf die taktische Konsole.<br />

„Was wussten sie?“, fragte Jeanette und blickte von der Wissenschaftsstation herüber.<br />

„Sie haben den Uplink mit der Boje unterbrochen! Der Sender ist nicht mehr aktiv!“<br />

„Dann fliegen wir wieder hin und reparieren das. Ist doch nicht so schlimm.“<br />

„Nicht so schlimm... wenn wir das tun, verraten wir uns. Da können wir gleich die Tarnung ablegen<br />

und uns eine große Zielscheibe auf die Außenhülle malen mit der Aufschrift ‚Hier sind wir’!<br />

Manchmal haben sie seltsame Ideen, Jeanette“, erwiderte Jan kopfschüttelnd und nahm wieder im<br />

Sessel des Kommandanten platz.<br />

„War doch nur ein Vorschlag, Valek. Kein Grund, sich aufzuregen!“<br />

Der Erste Offizier winkte ab und starrte auf den Hauptschirm. Jetzt hatten sie ihren taktischen<br />

Vorteil verloren und mussten sich noch dazu mit einem Verräter herumschlagen. Obwohl Letzteres<br />

gar nicht mal so schlimm war. Immerhin wäre das eine weitere Person auf der Liste, die nicht im<br />

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Sinne des Kommandanten handelte...<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

In diesem Moment öffnete sich die Tür eines der beiden Turbolifte und ein Bajoraner in der<br />

Uniform der Spezialkräfte stolperte auf die Brücke. Seine Hände waren gefesselt und er machte<br />

nicht gerade den Eindruck, zu wissen, worum es gerade ging. Mortak trat hinter ihm aus der<br />

Liftkapsel und schubste den Gefangenen mit seinem Disruptor in Richtung des Bereitschaftsraums<br />

des Kommandanten. Die beiden Sicherheitsleute von vorhin postierten sich neben der Tür, während<br />

der Sicherheitschef seinen Gefangenen präsentierte. Irgendwie hatte Valek das Gefühl, dass es sich<br />

dabei um den falschen handelte und der wahre Verräter noch irgendwo an Bord lauert...<br />

„Besonders geschickt hat er sich wohl nicht angestellt, wenn Mortak ihn so schnell aufspüren<br />

konnte...“, kommentierte die Halb-Rihannsu das Geschehen und hatte innerlich Mitleid mit dem<br />

armen Kerl, der da verhaftet worden war.<br />

Sie wusste von seiner Unschuld, konnte dies aber niemanden sagen. Auch wenn es hart klang: es<br />

war gut, einen Sündenbock zu haben... Doch das, was dann passierte, wollte sie nicht: der interne<br />

Alarm wurde ausgelöst, als jemand einen Phaser im Bereitschaftsraum abgefeuert hatte. Sofort<br />

stürmten die beiden Sicherheitsleute in den Raum, wo sie die Leiche des Gefangenen vorfanden.<br />

Valentine steckte seinen Handphaser wieder an den Gürtel und wischte sich die Hände an einem<br />

Tuch ab, welches auf seinem Schreibtisch gelegen war. Dann stand er auf und betrat die Brücke mit<br />

einem selbstgefälligen Grinsen. Nein, das hatte sie wirklich nicht gewollt...<br />

=/\=PO1 Brian Connel, MSEC <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>=/\=<br />

=/\=Arrestzellen 2407.028 17.15 Uhr=/\=<br />

Brian fühlte sich irgendwie verarscht. Theoretisch würde es ihn ja nix angehen was hier lief, aber<br />

trotzdem wurmte es ihn irgendwie, dass hier was ablief was er nicht wusste. Er musste einfach<br />

dahinter kommen. Gab es zwei Julians? Oder hatte er es irgendwie geschafft sich schnell zur Brücke<br />

zu begeben. Vielleicht war ja einer der Julians nur ein Hologramm oder etwas ähnliches, anders<br />

konnte es sich Brian nicht vorstellen. Was Ssianha dazu zu sagen hatte wusste Brian ja nun, auch<br />

wenn es vielleicht etwas unglaubwürdig klang. Trotzdem glaubte Connel ihr. Er schnappte sich den<br />

Computerchip den er im Gang vor den Arrestzellen fand und verließ den Raum.<br />

Langsam steuerte er in Richtung seines Quartiers. Erst einmal wollte er den merkwürdigen Chip<br />

untersuchen und dann auf die Spuren der mysteriösen Person gehen. Doch zuerst wollte er erstmal<br />

nachdenken und - wie Michael es früher Tat - durch die Gänge streifen um einen klaren Gedanken<br />

zu fassen.<br />

Gerade als Connel dann um die Ecke bog sah er, wie Mary ihr Quartier betrat. Doch plötzlich kam<br />

Jason raus und wunderte sich:<br />

„Nanu, ich dachte du willst dich um die Blumen kümmern? Ich wollte gerade zu dir.“<br />

„Was? Ich war doch die ganze Zeit dort und bin grad fertig geworden“, meinte Mary darauf.<br />

„Das kann doch gar nicht sein, du hast mir doch bei der Hausaufgabe geholfen!“ protestierte Jason.<br />

Brian lauschte neugierig um die Ecke.<br />

„Welche Hausaufgabe?“ fragte Mary verwirrt. Beide betraten das Quartier und Brian bekam nichts<br />

mehr mit. Irgendwie beschäftigte ihn dieses Gespräch, doch warum? Er kam nicht drauf. Er drehte<br />

noch einmal um. In der Richtung in der das Arboretum lag, ging es auch zu den Arrestzellen.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Zumindest wenn sich der PO1 richtig erinnerte. Unterwegs fand er ja den merkwürdigen Chip und<br />

dann war noch diese Szene in den Arrestzellen. Brian begab sich erstmal in sein Quartier um den<br />

Chip zu untersuchen.<br />

Brian nahm seine Tools aus dem Schreibtisch und klemmte sie an sein Padd. Danach griff er in<br />

seine Tasche. Aber was war das? Der Chip war weg. Er konnte sich doch genau daran erinnern ihn<br />

eingesteckt zu haben. Plötzlich ging hinter ihm kurz die Tür des Quartiers auf. Ruckartig drehte er<br />

sich um und rannte raus. Doch dort war erst mal nichts zu sehen. Sollte ihn einer beklaut haben?<br />

Vielleicht war die Person getarnt. Womöglich waren Informationen über einen wahren Spion auf<br />

diesem Datenträger. Plötzlich sah er doch noch einen Schatten um die Ecke. Sofort rannte er<br />

hinterher. Trotz alledem stand er plötzlich vor einer Sackgasse. Vielleicht hatte er sich ja den<br />

Schatten nur eingebildet. Dies war äußerst ärgerlich für den PO1. Er kratzte sich am Kopf und betrat<br />

erneut die Arrestzellen.<br />

=/\=Arrestzellen=/\=<br />

Ssianha saß in einer Ecke der Zelle und schaute ziemlich mürrisch drein. Da kam ihm die Idee sie<br />

vielleicht ein bisschen zu ärgern.<br />

„Hey, nimmst du eigentlich Drogen?“ fragte er.<br />

Sie fragte ihn darauf hin wie er auf so einen Stuss kommen würde. Er antwortete: „Nun ja, wenn sie<br />

sich so eine lächerliche Story zusammen reimen und dann auch noch dran glauben, dann müssen sie<br />

echt Drogen genommen haben.“<br />

Sofort war Ssianha auf Hundertachtzig und beschimpfte ihn. Er setze sich neben eine Konsole und<br />

entspannt sich. Jetzt fühlte er sich schon gleich besser.<br />

„Hey, hören sie mir überhaupt zu!?“ fauchte sie ihn an.<br />

„Ach sie olle Spionin, streiten sie sich mit unserer Psychotante aber nicht mit mir“, antwortete Brian<br />

und zwinkerte ihr zu.<br />

Ssianha konnte förmlich an die Decke gehen. Brian lachte sich innerlich kaputt doch plötzlich war<br />

sie ganz ruhig und setzte sich wieder. Po1 Connel kam das merkwürdig vor.<br />

„Jetzt wohl auch noch Stimmungsschwankungen oder was?“ meinte er doch sie antwortete nicht.<br />

Vielleicht konnte er sie noch irgendwie aus der Reserve locken…<br />

=/\= Ens. Vorin Sermak, SCI der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= DSZ 2407. 028, 17:30 Uhr, Brücke =/\=<br />

Die Tür zur Brücke öffnete sich, und Lars trat herein.<br />

„Captain auf der Brücke!“, meldete Julian, und gab das Kommando an Lars zurück.<br />

„Bericht, Ensign!“, sagte Lars knapp.<br />

„Wie, was meinst du, Lars?“, fragte Julian.<br />

„Na ich will wissen, was gewesen ist, als ich nicht hier gewesen bin. Ich wurde in der Shuttlerampe<br />

gescannt.“<br />

„Oh, ich verstehe. Wir haben offenbar einen Formwandler an Bord. Vermutlich handelt es sich<br />

dabei um den Spion, den wir suchen.“<br />

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„Ich verstehe.“, antwortete Lars, der sich wortlos auf seinen Stuhl setzte.<br />

Vorin dachte nach. Er fand das Verhalten von Lars irgendwie seltsam. Er hatte doch tatsächlich<br />

Julian mit „Ensign“ angesprochen. So etwas tat er doch sonst nie. Überhaupt hatte der gesamte<br />

Auftritt von Lars etwas hölzern auf Vorin gewirkt.<br />

Dann meldete Lars sich wieder zu Wort.<br />

„So, ich wünsche, dass die Tachyon Impulse eingestellt werden.“<br />

Die Offiziere sahen sich alle fragend an. Auch Vorin fragte sich, was dieser Befehl sollte. Es war<br />

nicht logisch, so kurz vor dem Eintreffen von 8472 die Scans zu unterbrechen, und damit den<br />

Fremden quasi einen Freifahrschein für ihre Operation auszustellen. Er meldete seine Bedenken an,<br />

wurde aber sofort von Lars in die Schranken gewiesen.<br />

„Ich habe einen eindeutigen Befehl erteilt. Ich habe meine Gründe dafür. Wenn du ihn nicht<br />

ausführen willst, dann sehe ich mich gezwungen, dich von der Brücke entfernen zu lassen..“<br />

Verdutzt und auch etwas erschreckt befolgte Vorin Lars Befehl, und deaktivierte die Scans nach<br />

dem fremden Schiff. Immer weder dachte er darüber nach, dass Lars sich ein bisschen seltsam<br />

verhielt, jedoch konnte er keine Erklärung dafür finden.<br />

„So, und nun zu dir, Julian. Du weißt, dass gegen dich schwere Anschuldigungen erhoben worden<br />

sind, nicht wahr. Dir ist klar, dass ich ein ganz besonderes Auge auf dich haben werde.“<br />

Man konnte förmlich sehen, wie Julian das Herz in die Hose sackte. Er versuchte zwar, sich nichts<br />

anmerken zu lassen, aber man konnte trotzdem eine gewisse Bleiche in seinem Gesicht erkennen.<br />

Lars fuhr fort: „Ich kann es nicht riskieren, dass einer meiner Führungsoffiziere mir untreu sein<br />

könnte. Wenn ich meiner Brückenbesatzung nicht trauen kann, wem dann? Ich hoffe, dass es sich<br />

herausstellt, dass niemand von euch der Spion ist.“<br />

Plötzlich kam Vorin ein Gedanke. Warum benahm sich Lars irgendwie anders als sonst? Und<br />

warum diffamierte er Julian? Dann Befahl Lars den beiden Begleitschiffen der <strong>Sentinel</strong> das<br />

Sperrgebiet zu verlassen. Er begründete seinen Befehl damit, dass es bei den Verhandlungen<br />

unproduktiv und aggressiv wirken würde, wenn zwei schwer bewaffnete Schiffe in der Nähe wären.<br />

So weit Vorin die Situation beurteilen konnte, war er der Ansicht, dass die Sternenflotte nicht<br />

umsonst 2 Begleitschiffe mit in das Sperrgebiet geschickt hatte. Mit Sicherheit würde das<br />

Flottenkommando nichts tun, was auf 8472 feindselig wirken könnte. Wem außer dem fremden<br />

Schiff würde es also etwas nutzen, wenn die Begleitschiffe sich entfernen würden?<br />

Vorin ging die Sache etwas zu weit, und er versuchte dem Treiben ein Ende zu bereiten.<br />

„Entschuldigung, Lars, aber das ist doch ein höchst unlogischer Befehl. Dieser Befehl nutzt doch<br />

höchstens dem fremden Schiff etwas.“<br />

„Was hast du gesagt? Willst du meine Entscheidung in Frage stellen?“<br />

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Nein, natürlich nicht, aber es ist trotzdem ein sehr unlogischer befehl. Genau so wie der befehl, die<br />

Tachyonscans zu beenden. Das allen hat doch bis jetzt nur den Fremden geholfen.“<br />

Dann nahm Vorin all seinen mut zusammen, und sprach das aus, was ihm auf dem Herzen lag:<br />

„Ich glaube dass sie derzeit nicht sie selbst sind. Ich glaube sie sind derzeit nicht in der Lage das<br />

Kommando zu führen.“<br />

Mit einem Schlag war es mucksmäuschenstill auf der Brücke. Kaum jemand konnte glauben, was<br />

Vorin soeben ausgesprochen hatte.<br />

“Es tut mir leid, aber von ihnen werde ich keine Befehle mehr entgegen nehmen.“<br />

„Ensign Sermak, treten sie sofort von der Konsole zurück. Ich sehe das, was sie eben gesagt haben<br />

als Meuterei und Anstiftung zur Meuterei an.“<br />

Er tippte auf seinen Kommunikator, und rief ein Sicherheitsteam:<br />

„Bring an Sicherheit! Schicken sie ein Team, das Ensign Sermak in den Arrest bringt.“<br />

Dann fuhr er fort: „Es muss jedem klar sein, dass es sich bei dieser Mission um eine Mission von<br />

äußerster Dringlichkeit und Wichtigkeit handelt. Es muss jedem klar sein, dass ich keinerlei<br />

Ungehorsam dulden kann. Wenn also noch jemand etwas zu sagen hat, dann soll er sich jetzt<br />

melden, und Vorin in den Arrest folgen.“<br />

Ein kurzer Moment des Schweigens herrschte auf der Brücke, bis Julian die Dummheit beging,<br />

Vorin zuzustimmen. Zwar bewunderte Vorin den Mut, den Julian an den Tag gelegt hatte, aber<br />

dennoch empfand er die Entscheidung, die Julian getroffen hatte sehr unlogisch, denn es war klar,<br />

dass nun auch Julian in den Arrest gehen würde.<br />

Kurze Zeit später öffnete sich die Türe zur Brücke, und ein Sicherheitsteam führte Vorin ab. Auf ein<br />

Nicken von "Lars" verschonten sie Julian wider Erwarten aber doch, so dass Vorin alleine in den<br />

Bau wanderte.<br />

= /\ = kurz darauf, Arrest = /\ =<br />

Zusammen mit Ssianha saß Vorin nun da in der engen Zelle. Ssianha wollte wissen, warum sie nun<br />

auch noch mit einem Vulkanier die Zelle teilen musste, und Vorin war sich sicher, dass sie dachte,<br />

dass er es wesentlich mehr als sie verdienen würde in der Zelle zu sitzen. Nach und nach gelang es<br />

Vorin aber dennoch der wütenden Romulanerin zu erklären, was sich zugetragen hatte.<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= An Bord der <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.028, 1720 =/\=<br />

Zischend öffnete sich die Backbordschleuse der EvenStar und gab den Blick auf die Shuttlerampe<br />

frei. Die Jacht hatte wieder auf ihrem Stammplatz aufgesetzt und stand da, als ob sie niemals fort<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

gewesen wäre. Nur der einsame Geländewagen, welcher auf einem freien Landefeld parkte, zeugte<br />

davon, dass etwas nicht so ganz gestimmt hatte. Sheridan gab Vicky die Anweisung, das Fahrzeug<br />

wieder in den Frachtraum zu beamen, damit auch diese Spur verwischt werden konnte. Lars hatte<br />

sich inzwischen wieder umgezogen und trat in seiner normalen Dienstuniform aus der Schleuse.<br />

In diesem Moment öffnete sich der Zugang zum Flugfeld und die Sicherheitschefin Lieutenant<br />

Anna Kauer betrat die Shuttlerampe, gefolgt von einem bewaffneten Sicherheitsteam. Sie machte<br />

erst mal große Augen, als sie den Captain erkannte, zog aber dann ihren Tricorder vom Gürtel und<br />

scannte den ebenfalls überraschten Lars.<br />

„Können sie mir sagen, was das soll?“, fragte er, nachdem er sich wieder etwas gefangen hatte.<br />

„Eine Sicherheitsmaßnahme, Sir. Der Shuttle-OPS hat gemeldet, dass die EvenStar nicht mehr auf<br />

ihren Stellplatz gelegen war und stattdessen Arwen auf der Shuttlerampe stand. Außerdem hatte<br />

man den Offizier mit einem fadenscheinigen Argument auf die Krankenstation beordert, damit<br />

keiner etwas vom Verschwinden der Jacht mitbekommen sollte. Sir, mit Verlaub: sie und<br />

Lieutenant Sheridan benehmen sich recht merkwürdig! Es hätte ihnen klar sein müssen, dass es<br />

auffallen würde, wenn sie beide einen nicht genehmigten und für die Sicherheit des Schiffes sehr<br />

gefährlichen Ausflug machen wollten!“, antwortete die Frau, steckte das Analysegerät wieder weg<br />

und bedeutete ihrem Team die Waffen herunterzunehmen.<br />

„Wir waren uns des Risikos bewusst, Lieutenant. Aber um unsere ‚Freunde’ da draußen nicht<br />

vorzuwarnen, mussten wir so vorgehen. Sie wissen doch, dass wir einen Spion an Bord haben, der<br />

in Kontakt mit den Fremden steht. Er hätte uns verraten und dann wären wir wahrscheinlich nicht so<br />

glimpflich davongekommen wie jetzt!“, erwiderte Daniel, der gerade noch den Reißverschluss der<br />

Uniformjacke zumachte und dann ebenfalls aus der Schleuse trat.<br />

Wieder scannte Anna und wieder bekam sie das Ergebnis, welches sie erwartet hatte.<br />

„Hat ihr Ausflug denn auch etwas ergeben, Sir?“, fragte sie und steckte den Tricorder wieder weg.<br />

„Wir haben eine Boje gefunden, die einen Uplink mit den Fremden aufgebaut hatte. Wir haben es<br />

zwar geschafft, dass wir die Verbindung unterbrechen konnten, jedoch wäre uns beinahe das ganze<br />

Ding um die Ohren geflogen. Dummerweise wurde beim Entfernen eines Steuerungschips der<br />

Tachyon-Emitter ausgelöst und damit unsere Tarnung zu Nichte gemacht“, antwortete Lars.<br />

„Seltsamerweise haben die Anderen aber nicht darauf reagiert. Entweder war ihnen das Risiko zu<br />

groß, selber entdeckt zu werden, oder aber...“, setzte Daniel hinzu und verstummte plötzlich.<br />

„Oder aber?“, fragte Lars und blickte seinen Ersten Offizier fragend an.<br />

„Oder aber sie wussten gar nicht, was passiert war... Weißt du, als wir da draußen waren, hatte ich<br />

so ein seltsames Gefühl, als ob da jemand wäre, dem ich schon einmal begegnet bin. Ich kann das<br />

nicht erklären, aber vielleicht gibt es an Bord des anderen Schiffes jemanden, der uns vorhin<br />

geholfen hat...“<br />

„Das ist aber sehr weit hergeholt! Ich glaube eher, sie wollten das Risiko nicht eingehen. Schließlich<br />

sind wir in der Überzahl, nehme ich mal an.“<br />

„Wie auch immer, Sirs: wir haben jedenfalls die EvenStar auf dem Schirm gehabt, als sie ihre<br />

Tarnung verloren hatte und wenn die Sensoren der Anderen nicht gestört waren, dann haben sie sie<br />

auch gesehen“, sagte Anna und deutete auf Daniels Jacht.<br />

„Dann muss der Spion es auch wissen. Nur bringt es ihm nun nichts mehr... Wir haben wieder<br />

unseren taktischen Vorteil, und wenn die Anderen einen weiteren Manipulationsversuch des<br />

Bojennetzwerks versuchen, dann bekommen wir das auf jeden Fall mit.“<br />

„Wir sollten uns jetzt wieder zur Brücke begeben... Ort-zu-Ort-Transport, oder auf die normale<br />

Weise?“<br />

„Unser Einsatz ist doch sowieso schon bekannt, also gehen wir auf die normale Weise...“<br />

150


=/\= Turbolift 2, wenig später =/\=<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Ruckartig blieb die Liftkapsel plötzlich stecken und die Notbeleuchtung aktivierte sich. Lars und<br />

Daniel mussten sich an den Geländern festklammern, damit sie nicht durch die schwere<br />

Erschütterung quer durch die kleine Kapsel flogen. Als sie sich wieder aufgerappelt hatten, blickte<br />

der XO auf die Anzeige des Liftkontrollsystems. In großen roten Lettern blinkten die Worte<br />

„Emergency Stopp“ auf dem Display. Als der CO seinen Kommunikator benutzen wollte,<br />

verweigerte dieser mit einem hässlichen Piepton den Dienst. Auch das Interkom funktionierte nicht.<br />

„Ein Angriff?“, fragte Sheridan und tippte auf der Statusanzeige herum.<br />

„Dann müsste der Alarm losgegangen sein. Nein, entweder ist das Kontrollsystem ausgefallen, oder<br />

jemand will nicht, dass wir zur Brücke kommen...“<br />

„Zum Glück sind es nur zwei Decks, die wir erklimmen müssen... hilf mir mal!“<br />

Während Lars mit den Händen eine Räuberleiter bildete, versuchte Daniel, die Deckenklappe der<br />

Kapsel zu öffnen. Als sie endlich mit einem metallenen Klappern aufschwang, zog sich der Texaner<br />

nach oben, während Lars ihm von unten ein wenig Schwung gab. Als er sich oben umsah, entdeckte<br />

er zwei kleine Geräte, die ihn freundlich mit kleinen roten Lampen anblinkten.<br />

„Was ist das denn?“<br />

„Was ist was? Hilf mir mal hoch!“, rief Lars.<br />

Nachdem auch der Captain auf dem Dach der Liftkapsel stand, sahen sie sich gemeinsam die<br />

kleinen Geräte an. Sie klebten auf zwei der drei Sicherheitskrallen, welche den Lift vor Abstürzen<br />

bewahren sollten und die nun fest eingerastet waren. Ein leises Piepen, welches zum Takt des<br />

Blinkens passte, erfüllte die Liftröhre. Auf zwei winzigen Displays zählte langsam ein Countdown<br />

nach unten...<br />

=/\= Cpt. Bring, CO <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Turbolift 2, 2407.028, 1720 =/\=<br />

Gerade hatten wir eine Gefahr von der <strong>Sentinel</strong> abgewendet und standen schon der Nächsten<br />

gegenüber.<br />

Sekunde für Sekunde wurden die roten Zahlen auf dem Display weniger. 50, 49, 48… Daniel und<br />

ich mussten uns beeilen, wir konnten einfach keine Zeit verlieren.<br />

„Daniel, wir müssen schnell das nächste Deck erreichen. Da oben müsste die nächste Tür sein.<br />

Wenn wir uns beeilen schaffen wir es noch ohne gegrillt zu werden!“<br />

Er nickte mir zu und schnell kletterten wir die Leiter im Schacht nach oben. Auch wenn wir uns<br />

immer weiter von den Halteklammern entfernten, konnte man die Zahlen immer noch gut erkennen.<br />

35, 34, 33… Es war nicht mehr weit bis zur Tür und Daniel und ich kletterten so schnell wie wir nur<br />

konnten.<br />

„Computer, öffne die Turbolifttür Nummer 2-A!“<br />

151


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Mit einem grellen Piepton wurde mein Befehl verweigert und ich spürte wie mein Puls immer höher<br />

und höher schlug.<br />

Ich war mittlerweile auf der kleinen Plattform angekommen und wartete nur noch auf Daniel. Aber<br />

er schien nicht so recht hinterher zu kommen. Immer weiter tickte die Bombe. Bald würde es soweit<br />

sein, was sollte ich nur tun?<br />

Ich entschloss mich dafür zuerst einmal die Tür zu öffnen. In aller Hektik suchte ich nach dem<br />

Notfallkasten doch konnte ihn nicht finden.<br />

Plötzlich fielen mir wieder die Worte ein, die mein Ausbilder damals zu mir und den anderen<br />

Kadetten an der Akademie gesagt hatte.<br />

„Wenn ihr eine Bombe entschärft lasst euch Zeit. Erst wenn der Zeitzünder auf Null steht geht sie<br />

hoch. Also bewahrt ruhe.“<br />

Ich atmete Tief durch und schaute mich dann noch einmal um. Sofort fiel mir der Kasten auf, der<br />

genau zu meiner Linken hing und ich nahm die Türöffner heraus. Mittlerweile war auch Daniel auf<br />

der kleinen Plattform angekommen und hatte den Schalter für die Stromunterbrechung der Tür<br />

umgelegt. Ich reichte Daniel den Anderen, wie einen Saugnapf aussehenden Öffner und gemeinsam<br />

zogen wir die Tür auf. Genau im richtigen Augenblick, denn als ich noch einmal nach unten schaute<br />

sah ich die beiden letzen Zahlen, die mir und Daniel hätten zum Verhängnis werden sollen. 1, 0…<br />

Ich schubste Daniel auf das Deck und sprang dann hinterher. Hinter uns schoss eine<br />

Flammenfontäne nach oben und auch ein kleines Stück auf das Deck dessen Tür wir geöffnet<br />

hatten.<br />

Meine Arme schützend vor mein Gesicht haltend, stellte ich mich auf eine harte Landung ein, die<br />

jedoch aus blieb. Es schien als ob ich auf irgendetwas gelandet wäre und als ich meine Arme von<br />

meinem Gesicht wegnahm bestätigte sich dieser Verdacht.<br />

Ich war auf einem jungen Ensign gelandet, den ich zuvor noch nie gesehen hatte. Sofort viel es mir<br />

wie Schuppen von den Augen. Er musste der Spion sein, es konnte einfach kein Zufall sein, dass er<br />

gerade jetzt an diesem Turbolift stand. Ich schaute kurz an dem Ensign herunter und sah, dass er<br />

einen Phaser trug. Geistesgegenwärtig griff ich nach dem Phaser und hielt ihm dem mir<br />

unbekannten Mann unter die Nase.<br />

Dieser schaute mich verwundert an und wusste gar nicht wie ihm geschah. Immernoch den Phaser<br />

auf ihn richtend stellte ich mich hin. Doch was dann kam hatte ich nicht erwartet.<br />

Als ich versuchte mein rechtes Bein zu belasten, spürte ich auf einmal einen brennenden Schmerz<br />

am Knöchel. Mein rechtes Bein knackte kurz weg, doch biss ich die Zähne zusammen und<br />

versuchte mein Gewicht auf das linke Bein zu verlagern.<br />

Der Ensign der immer noch geschockt auf dem Boden lag versuchte nun auch auf zu stehen.<br />

„Halt keine Bewegung mehr! So leicht kommen sie uns nicht davon! Identifizieren sie sich!“<br />

Der Ensign war geschockt und regte sich keinen Millimeter. Langsam begann er zu stottern.<br />

„Ich…ich bin Ens. James McFadden, der neue TAC von der <strong>USS</strong> Hawking.“<br />

„Neuer TAC? Wir brauchen keinen neuen TAC, unserer sitzt nur temporär in der Arrestzelle und<br />

wird bald wieder an seinem Posten stehen!“<br />

„Nun Sir, tut mir leid wenn ich das so sagen muss, aber es wurde ein neuer TAC angefordert. Von<br />

wem kann ich nicht sagen.“<br />

Langsam kam auch Daniel wieder zu sich. Seine Landung war etwas härter als meine. Als<br />

Gegenzug hatte er dafür aber auch keine Verletzungen davon getragen.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Wer ist das Lars?“, fragte Daniel verwundert.<br />

„Er ist angeblich unser neuen TAC, wobei ich das nicht ganz glauben kann. Hier nimm den Phaser<br />

und halte ihn in Schach. Wir müssen so schnell wie möglich auf die Brücke, ich will wissen was<br />

hier los ist!“<br />

Daniel nickte und fing den Phaser auf. Ich humpelte zum nächsten Computerterminal und versuchte<br />

einen Ort zu Ort Transport einzuleiten, der mir jedoch verwährt wurde.<br />

„Computer, warum kann ich keinen Ort zu Ort Tarnsport einleiten“, fragte ich grimmig.<br />

„Um einen Ort zu Ort Transport einzuleiten müssen sie sich auf der Brücke befinden. Diese<br />

Funktion kann nur von dort aus gesteuert werden.“<br />

„Wieso das?“<br />

„Cpt. Bring hat alle Subroutinen und die Befehlsgewalt auf die Brücke transferiert.“<br />

Geschockt schaute ich hinüber zu Daniel, der meinen Blick erwiederte.<br />

„Lars erklär mir mal wie du das hinbekommen hast“, fragte mich Daniel mit einem verdutzten<br />

Blick.<br />

„Wenn ich das wüsste Daniel, wäre ich bestimmt nicht hier. Ich schlage vor, wir ändern die<br />

Kommandocodes von hier aus. Dazu brauche ich aber noch dich als zweiten Führungsoffizier.“<br />

Daniel nickte mir zu und ich begann mit der Prozedur. Wenige Sekunden später hatten Daniel und<br />

ich alle alten Kommandocodes deaktiviert und die Notfallcodes aktiviert, die nur mir und ihm<br />

bekannt waren. Nun war es an der Zeit endlich auf der Brücke nach dem Rechten zu schauen.<br />

„Computer, drei zum beamen, auf die Brücke!“<br />

Sofort wurden wir dematerialisiert und materialisierten nur Sekunden später wieder auf der Brücke.<br />

Als ich zu meinem CO Stuhl schaute, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Ich saß schon darin<br />

obwohl ich gleichzeitig mitten auf der Brücke stand.<br />

=/\= Julian Gartner, CHI an Bord der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= DSZ 2407. 028, 17:30 Uhr =/\=<br />

Verblüfft beobachtete die Brückenbesatzung das Geschehen auf der Brücke.<br />

Vorin wurde in den Lift gezerrt und rief noch, „sucht den echten Lars! Er muss irgendwo sein!“<br />

Julian machte sich bereit ebenfalls abgeführt zu werden doch die Sicherheitstruppen machten keine<br />

Anstalten ihn festzunehmen.<br />

Nachdem sich die Türen des Lifts geschlossen hatten sagte Lars in einem ungewohnt frostigen<br />

Tonfall zu Julian: „ Julian sei vorsichtig. Ich will es diesmal bei einem Verweis belassen. Du bist<br />

jung und leicht zu verleiten. Vielleicht hat dir die Vorstellung einer Meuterei gefallen. Doch wir<br />

sind nicht im Zeitalter der alten Seefahrer sondern im 23ten Jahrhundert.<br />

Hier läuft es genau nach den Regeln. Und jetzt begib dich an Vorins Station. Du wirst sie<br />

übernehmen bis wir einen Ersatz gefunden haben.“<br />

Mit verblüfftem Gesichtsausdruck wankte Julian zu seiner Station und sandte fast unbewusst einen<br />

telepathischen Impuls an Angie, die jedoch Unwissend den Kopf schüttelte.<br />

Julian begab sich an die Wissenschaftsstation, blieb aber dort stehen und starrte zu Lars, der gerade<br />

schnaufend in seinem Sessel Platz nahm. „Und nun deaktiviere die Tachyon-Scans Julian“, sagte<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Lars, nun wieder in seinem normalen Tonfall.<br />

„Äh was?“ fragte Julian der gerade erst bemerkte, dass er Lars geistesabwesend angestarrt hatte.<br />

„Die Tachyonscans. Bitte deaktivieren sie sie!“<br />

„Ah ja natürlich sofort, äh Captain.. es scheint als habe Vorin das bereits getan..“<br />

„Ach? Ok... Dann schauen sie ob er es wirklich gründlich gemacht hat. Und überprüfen sie seine<br />

Station nach irgendwelchen Sachen die er verschwiegen hat. Bei einem Meuterer weiß man nie was<br />

er schon sabortiert hat.“<br />

„Aye, w...wird gemacht Lars“, stotterte Julian verdutzt über das ungewöhnliche Verhalten seines<br />

Captains. Plötzlich wurde das Schiff von einer Erschütterung erfasst.<br />

"Was war das?" fragte Lars und schaute zu seinen Offizieren.<br />

"Mhh.. Eine Explosion in Liftschacht 2...." kam es von der Sicherheitskonsole.<br />

"Ursache?"<br />

"Unbekannt..."<br />

"Untersuchen sie das!"<br />

"Aye!"<br />

Lars wandte sich wieder dem Hauptschirm zu und wieder war die ganze Brückencrew verdutz.<br />

Warum kümmerte sich Lars nicht etwas mehr um die Angelegenheit?<br />

=/\= Cmdr Troi, COU U.S.S. <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

---Brücke SD 2407.028 1725---<br />

Troi sah zu Lars und versuchte aus seinem Verhalten schlau zu werden. Aber da gab es nicht zum<br />

schlau werden. Sie hatte bemerkt, dass Julian telepathisch versucht hatte etwas mitzuteilen, aber<br />

seine Gedanken waren nicht stark genug damit sie als Nichttelepathin sie deutlich genug empfing<br />

um sie auch zu verstehen. Sie schüttelte den Kopf leicht um Julian zu verstehen zu geben, dass sie<br />

keine Ahnung hatte was er ihr sagen hatte wollen.<br />

Auch fragte sie sich wo der taktische Offizier abblieb, den sie 15 Minuten zuvor von der U.S.S.<br />

Hawking angefordert hatte und der erstaunlicher Weise nur kurz danach an Bord gebeamt worden<br />

war. Ok, „angefordert“ war nicht das richtige Wort dafür gewesen. Captain Geras hatte sich<br />

gemeldet gehabt um zu fragen ob seine Befehle noch gültig waren. Das Gespräch lag Troi noch<br />

genau in den Ohren.<br />

„Ich will wissen was wir hier machen. 8472 hätte schon vor über einer Stunde hier eintreffen sollen.<br />

Sind sie sicher, dass wir die richtigen Koordinaten haben? Würde mich nicht wundern wenn dieser<br />

Jungspund von Captain nicht mal das richtig hinbekommt. Nebenbei.. ich hab gehört ihre Tac ist<br />

grade damit beschäftigt ihre Zellen zu inspizieren. Schöne scheiße wenn man eine Crew hat der man<br />

nicht trauen kann. Könnte wetten sie hätten gern so fähige und vertrauenswürdige Offiziere wie ich<br />

hier“. Das darauf folgende lachen von ihm war so dreckig und schadenfroh gewesen, dass Troi sich<br />

entschlossen hatte ihm eine Lektion zu erteilen.<br />

„Ja, es sind die richtigen Koordinaten, ja ihre Befehle gelten noch und ja, Captain Geras.. wir<br />

nehmen ihr Angebot uns einen Tac zu schicken gerne an. Ich erwarte ihn binnen der nächsten<br />

Minuten auf der Brücke der <strong>Sentinel</strong>, Troi ende“.<br />

Troi hatte sich darauf gefreut gehabt Lars von diesem Schachzug zu erzählen, aber jetzt war sie sich<br />

nicht sicher ob es richtig gewesen war, denn diese Seite von Lars kannte sie nicht.<br />

Wenn er nur mal mit ihr reden würde, dann wüsste sie wenigstens was das alles sollte. Aber<br />

momentan sah alles so aus, als würden sie dem Gegner zuspielen. Sie seufzte... „vertrau mir“ hatte<br />

Lars schon das ein und andere Mal zu ihr gesagt, sie wünschte sie könnte das so einfach.<br />

Aber das alles klang so gar nicht nach dem Lars den sie kannte. Was zum Henker war auf der Even<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Star passiert? Und wo war Daniel? Sie beschloss ihren Fragen Ausdruck zu verleihen und beugte<br />

sich zu Lars hinüber.<br />

„Ist mit Daniel alles in Ordnung?“<br />

Lars, der weiterhin auf den Hauptschirm sah reagierte mit schroffem und für Troi sehr<br />

überraschendem Tonfall.<br />

„Das kann ihnen egal sein Counselor, wir schaffen das hier auch ohne diesen ...“ er schien sich<br />

sichtbar zusammenreißen zu müssen nichts Falsches zu sagen.<br />

„Versteh mich nicht falsch“, begann Troi erneut „aber so kennt dich keiner hier. Du bist aggressiv,<br />

gibst Befehle die für uns ziemlich unsinnig erscheinen und nun regst du dich auch noch über deinen<br />

ersten Offizier und Freund auf... was ist da drüben passiert Lars?“<br />

Er drehte langsam seinen Kopf und sah ihr direkt in die Augen „ich sag es ihnen nur noch einmal<br />

Counselor Troi. Ihre Aufgabe ist es hier zu sitzen und zu warten bis sie nach ihrer Meinung gefragt<br />

werden. Ich gebe die Befehle und ich erwarte, dass sie befolgt werden und zwar ohne Widderrede.<br />

Ich habe bemerkt, dass ich dieses Schiff schon viel zu lang viel zu locker geführt habe und es wird<br />

Zeit das nun zu ändern.“<br />

„Aber...“ wollte Troi erwidern, doch Lars lies sie nicht aussprechen.<br />

„Kein aber.. ich habe bereits Vorin in den Arrest geschickt, ich werde es auch mit jedem anderen<br />

tun, der nicht willig ist meinen Befehlen zu folgen, hast du das verstanden?“<br />

Troi nickte unwillkürlich und der Kampf in ihr tobte. Noch während sie überlegte ob das was sie<br />

vorhatte das richtige war, bemerkte sie, dass Julian zu ihr sah und ihr kurz zunickte. Das war der<br />

Rest an Sicherheit den sie noch gebraucht hatte. Sie erhob sich langsam aus ihrem Stuhl, atmete<br />

noch einmal tief ein und dann erhob sie ihre Stimme „Captain Lars Bring, als zweiter Offizier des<br />

Schiffes stelle ich fest, dass sie derzeit nicht in der Lage sind dieses Schiff zu befehligen. Ihre<br />

Befehle sind mehr als unlogisch und bringen das Schiff sowie die gesamte Mission in Gefahr. Ich<br />

enthebe sie hiermit ihres Kommandos über die U.S.S. <strong>Sentinel</strong>.“<br />

Lars sah sie kurz an und begann dann zu lachen „sie entheben mich meines Kommandos<br />

Commander? So weit ich mich erinnere brauchen sie dazu laut Sternenflottendienstvorschriften die<br />

Unterstützung eines weiteren Kommandooffizieres.“<br />

Er lehnte sich zurück und sah sich um „ich sehe hier keinen“.<br />

Troi sah sich um und tatsächlich, den höchsten Anwesenden Rang hatte ein Lt der Sicherheit. Sie<br />

verfluchte sich innerlich. Wie konnte sie nur so blöd sein? Als CMO hatte ihr ihre eigene Stimme<br />

gereicht, aber das war sie hier nicht. Sie fluchte innerlich über ihre eigene Verplantheit und suchte<br />

nach einem Ausweg als sie plötzlich Daniels Stimme hinter sich hörte.<br />

„Ich glaube das wird nicht nötig sein“.<br />

Troi verstand gar nichts mehr und schaute wie auch der Rest der Brückencrew zu Daniel hinüber. Er<br />

zielte mit einem Phaser auf einen jungen Ensign, den Troi noch nie gesehen hatte und neben den<br />

Beiden stand Lars, der mit offenem Mund zu seinem Stuhl hinüber sah. Auch Troi schaute wieder<br />

zurück, als könne sie ihren Augen nicht trauen. Ebenso die Brückencrew. Daniel, der mittlerweile<br />

auf den vermeidlich falschen Lars zielte ging ein paar Schritte auf diesen zu.<br />

„Wer sind sie?“ fragte er mit fester Stimme.<br />

„Das tut nichts zur Sache“, antwortete der falsche Lars.<br />

„Oh doch, das denke ich schon“ erwiderte daraufhin der echte Lars, der seine Stimme und Fassung<br />

wieder gefunden hatte.<br />

„Sie sabotieren mein Schiff und ich möchte verdammt noch mal wissen für wen sie das tun! Ach ja..<br />

ganz so nebenbei. Julian, ich möchte das jeder Befehl den dieser... dieser... irre hier gegeben hat und<br />

der negative Auswirkungen haben könnte widerrufen wird.<br />

„Aye Sir“, erwiderte Julian und machte sich flux an die Arbeit.<br />

Troi dachte nach „haben sie sich auch als Julian verkleidet und sind in die Arrestzellen gegangen?“<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Der Lars auf dem CO Sessel lachte „nein, ich habe mich nicht verkleidet. Ich BIN Julian. Und ich<br />

BIN Lars. Ich BIN was ich sein will. Ich komme hin wo ich hinkommen will und sie werden das<br />

nicht verhindern!“<br />

Mit diesen Worten tippte er auf ein kleines Gerät neben der Armlehne des Kommandosessels und<br />

auf der Brücke gingen mit einem kleinen Knall verbunden, schlagartig alle Lichter aus. Lediglich<br />

Daniels blaue Augen gaben ein wenig Licht preis in dem man den falschen Lars vom CO Stuhl<br />

aufspringen und auf ihn zuspringen sah. Man konnte einen dumpfen Schlag und ein Stöhnen hören.<br />

Kurz darauf war auch das Licht von Daniels Augen erloschen. Scheinbar hatte er einen Schlag des<br />

falschen Lars entgegengenommen, der es ihm unmöglich gemacht hatte die Augen offen zu halten.<br />

Troi konnte rasche Schritte neben sich hören und stürzte sich blind in die Dunkelheit. Aber auch sie<br />

empfing einen Stoss, der sie zurückwanken und stolpern ließ. Das alles dauerte nur wenige<br />

Sekunden. Troi hörte im Stolperflug noch wie Lars der Sicherheit befahl, sich zu den Türen<br />

vorzutasten um von dort ein wenig Licht auf die Brücke scheinen zu lassen, dann kam ihr Kopf auf<br />

dem Brückengeländer neben ihrem Stuhl auf. Aufgrund der Dunkelheit auf der Brücke bemerkte sie<br />

nicht wie auch ihr Geist in Dunkelheit geriet.<br />

--- Krankenstation 18:15 ---<br />

Noch bevor Troi die Augen wieder öffnete nahm sie diesen starken, stechenden Schmerz war, der<br />

von ihrem Hinterkopf ausging und durch das gesamte Gehirn strömte. Sie konnte ein leises stöhnen<br />

hören und nahm an es käme von Daniel... dann, als es sich wiederholte, bemerkte sie allerdings,<br />

dass sie selbst es verursachte.<br />

„Oh, ihr habt das Licht wieder anbekommen“, nuschelte sie fast unverständlich, als sie durch ihre<br />

geschlossenen Augenlieder die Helligkeit wahrnehmen konnte.<br />

Langsam versuchte sie die Augen zu öffnen, was von den Kopfschmerzen mit dumpfem Pochen<br />

quittiert wurde.<br />

„Sie kommt zu sich“, konnte sie eine junge, weibliche Stimme sagen hören.<br />

Erneut versuchte sie ihre Augen zu öffnen... die Helligkeit der Lampen machte das aber zu einem<br />

noch schwierigeren Unterfangen als es sowieso schon war.<br />

„Mach langsam, du hast ganz schön was abbekommen“, hörte sie eine andere weibliche Stimme<br />

sanft in ihrem Ohr klingen.<br />

„Ich mache ja langsam... langsamer als ich will“, nuschelte Angi und schaffte es endlich, wenn auch<br />

mit starkem blinzeln, die Augen offen zu halten.<br />

„Willkommen zurück, wie geht es ihnen?“ fragte die junge Dracanierin, die wie Troi nun erkennen<br />

konnte, eine medizinische Sternenlottenuniform trug und Ensign war.<br />

„Beschissen“, antwortete Troi ganz spontan und ehrlich. „Ich hab das Gefühl als würden 1000<br />

Elefanten in meinem Kopf Trampolin spielen.“ Sie kniff ihre Augen zusammen um die Ärztin<br />

genauer zu erkennen. „Wer sind sie?“<br />

„Oh, entschuldigen sie bitte. Ich bin Dr. Misaki Tinora. Deputy CMO. Toni bat mich ihn zu<br />

vertreten. Ich werde mal eben schnell ein Schmerzmittel holen: Counselor Magnus wird ihnen<br />

solang Gesellschaft leisten“.<br />

Troi sah zu der anderen jungen Frau, auf die Dr. Tinora gerade gedeutet hatte und welche sie<br />

aufmunternd anlächelte.<br />

„Das wird schon wieder. Ich wusste schon immer, dass du einen Dickkopf hast, nun ist es endlich<br />

auch medizinisch belegt. Dr. Tinora hat erlaubt, dass du mit Lars reden darfst. Aber du solltest es<br />

nicht übertreiben. Der Schlag war hart genug um sich erstmal ein wenig auszuruhen“.<br />

Troi sah sie verwundert an und fragte dann „wer sind sie?“<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= An Bord der <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.028, 1735 =/\=<br />

Die plötzliche Dunkelheit auf der Brücke schien ein taktischer Vorteil für den falschen Lars zu sein,<br />

doch der Spion hatte nicht damit gerechnet, dass nicht alles dunkel werden würde. Er konnte nichts<br />

von Daniels schwach bläulich glühenden Augen wissen, die ihm der Quacksalber auf dem<br />

Piratenschiff verpasst hatte. Dieses schwache Leuchten hatte dem XO ausgereicht, die Schemen des<br />

Angreifers zu entdecken und auszuweichen, als ihm eine Faust entgegenflog. Für einen kurzen<br />

Moment freute er sich sogar darüber, doch dann holte ihn wieder die Realität ein: eine weitere Faust<br />

flog ihm entgegen und traf den Texaner mit voller Wucht in die Magengrube. Pfeifend entwich die<br />

Luft aus seinen Lungen und er musste sich aus einem Reflex heraus vornüberbeugen. Das gab dem<br />

Angreifer die Gelegenheit, ihm den Ellenbogen in den Rücken zu rammen. Unvorbereitet ging<br />

Sheridan auf die Knie und bekam mit, dass der falsche Lars fliehen wollte. Doch so schnell wollte<br />

der Texaner nicht aufgeben: er senkte seinen Mentalschild und versuchte, den Anderen mit seinem<br />

empathischen Tastsinn zu erspüren, um ihn dann telekinetisch festzuhalten. Doch er konnte keine<br />

Gefühle des Angreifers empfangen. Entweder hatte er ebenfalls einen starken Mentalschild, oder er<br />

empfand nichts...<br />

Daniel blieb nichts anderes übrig, als in der Dunkelheit herumzutasten und seine Augen als<br />

Lichtquelle zu nutzen. Doch als er ein Bein ertastete, traf ihn ein weiterer Schlag – diesmal auf den<br />

Kopf – und ließ ihn endgültig zu Boden gehen. Das Letzte, was er mitbekommen hatte, war ein<br />

Schatten, der in einer der Luken verschwand, welche zu den Jeffreys-Röhren führte. Dann wurde<br />

alles noch schwärzer und das bläuliche Glühen, mit dem er seine Umgebung wahrgenommen hatte,<br />

erlosch...<br />

Erwache! Nimm dich zusammen und wach endlich auf!, erschallte es in Daniels Geist.<br />

- D’Shran... W-was ist passiert?, fragte Daniel seinen Mentalsymbionten.<br />

Du wurdest niedergeschlagen. Aber das ist jetzt nicht so wichtig. Ich blockiere dein<br />

Schmerzzentrum, damit du dir die Krankenstation vorerst sparen kannst. Reiß dich endlich<br />

zusammen und steh auf! Der Spion ist sonst über alle Berge verschwunden! Es ist wichtig, dass du<br />

ihn findest!<br />

- Weißt du etwas, was ich nicht weiß? , fragte Daniel und schlug die Augen auf.<br />

Das ist jetzt nicht wichtig! Los, hinterher!<br />

Sheridan rappelte sich auf und berührte dabei eine Schaltfläche, welche in die Armlehne des CO-<br />

Sessels eingelassen war. Sofort ging wieder das Licht an und auch alle Konsolen nahmen wieder<br />

ihren Dienst auf. Während er sich noch etwas benommen zur Luke der Backbord-Jeffreysröhre<br />

schleppte, sah er Angi auf dem Boden liegen. Auch einige andere Besatzungsmitglieder lagen da,<br />

wovon sich einige wieder aufrappeln konnte. Schnell rief er über seinen Kommunikator ein MED-<br />

Team auf die Brücke, suchte seinen Handphaser und kletterte dann die Leiter hinunter in die<br />

Eingeweide des Schiffes...<br />

Irgendwo in den Wartungsschächten der Untertassensektion krabbelte der Texaner mehr oder<br />

weniger ziellos herum und versuchte, eine Spur des Spions zu finden. Doch er fand nichts. Er<br />

merkte, wie die Schmerzen immer stärker und er immer schwächer wurde – D’Shran konnte nicht<br />

ewig das Schmerzzentrum blockieren – und langsam aber sicher senkte sich wieder der schwarze<br />

Schleier der Bewusstlosigkeit über Sheridans Geist. Mitten in einem Knotenpunkt mehrerer Röhren<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

brach er dann endgültig zusammen. Diesmal konnte nicht mal der Nightingale etwas für ihn tun...<br />

=/\= einige Zeit später... =/\=<br />

Sein Schädel pochte dumpf, als er endlich wieder die Augen aufschlug und wieder zu sich kam. Er<br />

lag an einer Wand, deren metallische Kühle er an seinem Hinterkopf spüren konnte. Während er<br />

vorsichtig versuchte seinen Kopf zu drehen, bemerkte er eine warme Flüssigkeit, die ihm über die<br />

Stirn lief. Als er sie betastete, bemerkte er, dass es Blut war – sein Blut. Er musste im Fallen gegen<br />

die Wand geknallt sein und hatte sich damit eine Platzwunde zugezogen. Langsam brachte er sich in<br />

eine Position, in der er aufstehen konnte und zog sich an einem Griff über ihm hoch. Schnelle<br />

Bewegungen verstärkten die stechenden Kopfschmerzen, deswegen musste er es langsam angehen<br />

lassen. Außerdem bestand die Gefahr, dass sich bei zu hoher Anstrengung die Blutung an seinem<br />

Kopf verstärkte.<br />

Langsam und mit bedachten Bewegungen drehte er sich um und versuchte durch die Ziffern an den<br />

Wartungsklappen seine Position zu bestimmen. Er befand sich auf Höhe von Deck 11, in der Nähe<br />

der Astrometrie. Es wäre wohl eine schlechte Idee, wenn er sich zu Fuß auf den Weg zur<br />

Krankenstation machen würde, deswegen kündigte er dem Lazarett über den Kommunikator seine<br />

Ankunft an und gab dem Computer den Befehl, einen Ort-zu-Ort-Transport durchzuführen. Nur<br />

wenige Sekunden später materialisierte er neben einem Biobett und legte sich gleich freiwillig hin...<br />

=/\= Ens. James McFadden, TAC <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Turbolift2, 2408.028, 1718 =/\=<br />

Die letzten Minuten waren für James wie im Flug vergangen.<br />

Vor wenigen Minuten noch lag er in seiner Unterkunft im Bett und war friedlich am schlafen. Er<br />

hatte grade eine Doppelschicht hinter sich gehabt und war froh gewesen mal etwas Ruhe zu haben.<br />

Schon nach kurzer Zeit meldete sich der Türsummer und zwei Sicherheitsleute holten ihn ab. Sie<br />

sagten sie sollten ihn zur Brücke bringen.<br />

Dort angekommen sagte ihm sein Captain, er würde dringend auf der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> gebraucht. Noch<br />

ehe er sich dagegen wehren konnte, drehte sich sein Captain um und wandte sich wieder dem<br />

Hauptschirm zu, auf dem allerdngs nichts wichtiges zu sehen war.<br />

Bevor sich die Tür, welche ihn zum Turbolift und zum Transporterraum brachte, hinter James<br />

schloß, hörte er den Captain noch sagen:"Endlich sind wir diesen Versager los!"<br />

"Na warte bis ich drüben bin!", dachte sich James,"Dann schieß ich dir ganz aus versehen vielleicht<br />

den Stuhl unter deinem Captainarsch weg!"<br />

Bei der blossen Vorstellung mußte James schmunzeln.<br />

Das Beamen an sich war wie immer kein Problem gewesen und James war sicher und im Ganzen<br />

auf der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> angekommen.<br />

Er schwor sich keinen Gedanken mehr an die <strong>USS</strong> Hawking zu verschwenden und sich ganz seiner<br />

neuen Aufgabe zu widmen.<br />

Das Empfangskomitee begrüßte ihn auf der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> und verflog dann so schnell wie es<br />

gekommen war auch wieder an die Arbeit.<br />

"Am besten nehmen sie den Turbolift und melden sich sofort auf der Brücke!", meinte einer der<br />

Männer die im Transporterraum zu tun hatten.<br />

"Nette Begrüßung!" dachte James und machte sich sofort auf den Weg.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Bis zum Turbolift 2 war es nicht sehr weit.James baute sich davor auf, aber zu mehr kam er nicht.<br />

Plötzlich ging die Tür auf und ein lauter Knall lies James sich umdrehen.Mit samt dem Knall kamen<br />

zwei Männer aus dem Schacht gesprungen. Einer landete weich auf James und der andere ging<br />

ziemlich hart zu Boden.<br />

Der Mann auf James stand auf und schaute James an.<br />

"Wer sind sie denn?"<br />

"Ich bin der neue TAC von der <strong>USS</strong> Hawking!"<br />

"Das muß ein Irrtum sein.Unser TAC sitzt nur vorübergehend in der Arretszelle und wird seinen<br />

Dienst bestimmt bald wieder aufnehmen."<br />

Bei allem Respekt, Sir.Ich bin hierher beordert worden.Wieso und von wem kann ich ihnen leider<br />

nicht sagen."<br />

James wußte, daß er sich mit diesem Spruch nicht wirklich beliebt gemacht hatte, denn das konnte<br />

er an dem Blick des Mannes sehen, der anscheinend der CO war.<br />

Nun kam auch der Mann der am Boden lag wieder zu sich und schaute den CO an.<br />

"Wer um alles ist das denn?"<br />

"Das ist unser neuer TAC .....!"<br />

"Oh!McFadden, Sir.Ensign James McFadden!"<br />

Die beiden Männer unterhielten sich leise und James betrachtete den anderen Mann der mittlerweile<br />

aufgestanden war.<br />

Er schien der XO zu sein.<br />

James war etwas in Gedanken versunken und kam erst wieder in die Realität zurück, als er sich<br />

plötzlich dematerialisierte und auf der Brücke wieder zum Vorschein kam.<br />

Er sah entsetzte Blicke die abwechselnd ihn, den CO und einen Mann im Stuhl des CO´s ansahen.<br />

Der Mund blieb James offen stehen. Konnte das denn sein?<br />

Gab es einen Doppelgänger des CO´s auf diesem Schiff? Das brachte doch bestimmt einige<br />

Verwirrung während eines Einsatzes oder?<br />

Eine Diskussion entbrannte auf der Brücke zwischen dem CO und seinem Doppelgänger.<br />

Das letzte was James hörte war."Ich kann sein was immer ich will!"Dann ging das Licht auf der<br />

Brücke aus.<br />

James legte sich instinktiv auf den Boden und robbte zu der Konsole in Sicherheit. Er hörte einen<br />

Dumpfen Schlag und ein stöhnen. Danach war wieder Ruhe und Sekunden drauf ging das Licht<br />

wieder an.<br />

James setzte sich auf die Stufe der Brücke und atmete erstmal tief durch.<br />

Wo war er hier nur hingeraten? Er wollte eigentlich nur einen ruhigen Posten hier antreten und war<br />

mitten ins Chaos gekommen.<br />

Gab es hier überhaupt jemanden, der sich die Zeit nahm und James in seinen Arbeitsplatz einwies?<br />

Er wußte nicht warum er hier war und auch nicht für wie lange.<br />

James nahm sich ein Herz und sagte ganz ruhig einen Satz in das ganze Chaos hinein.<br />

"Ensign James McFadden meldet sich an Bord der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>!"<br />

Nun wartete er darauf ob sich jemand zwei Sekunden Zeit nahm um sich um ihn zu kümmern...<br />

=/\= Cmdr Troi, COU U.S.S. <strong>Sentinel</strong> 18:20 =/\=<br />

--- Krankenstation ---<br />

Die junge Frau schaute sie besorgt an.<br />

„Ich bin Mary, Mary Magnus. Erinnerst du dich nicht?“<br />

Troi dachte angestrengt nach. Sie war sich sicher diese Frau nie zuvor gesehen zu haben. Der Name<br />

aber kam ihr irgendwie vertraut vor. Allerdings konnte sie ihn nicht einordnen. Vielleicht war Mary<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Magnus mal Patientin von ihr gewesen.<br />

„Nein, kennen wir uns denn?“ fragte sie deshalb.<br />

Mary schaute sie besorgt an.<br />

„Was ist das letzte an das du dich erinnern kannst?“<br />

Troi dachte nach... ohne diese Kopfschmerzen wäre das wesentlich einfacher gewesen. Sie sah zu<br />

der jungen Ärztin und fragte sich was in Gottes Namen sie so lange aufhielt. Um ein Hypospray<br />

aufzuziehen brauchte man nicht länger als ein paar Sekunden.<br />

„Ich weis nicht“, begann sie schließlich, „diese Kopfschmerzen machen mich wahnsinnig“.<br />

Sie versuchte aufzustehen. Wie sie bald feststellte war das eine schlechte Idee. Ihr Kopf begann sich<br />

zu drehen und sie hatte das Gefühl, als säße sie in einer Achterbahn. Sie schloss die Augen und<br />

krallte sich am Biobett fest um nicht umzufallen. Mary nahm sie sofort am Arm und stützte sie.<br />

„Ich halte das für keine gute Idee“, meinte sie und drückte Troi zurück aufs Biobett.<br />

Diese musste innerlich zwar zustimmen, aber sie wollte wissen was zum Henker hier vor sich ging.<br />

Die Ärztin kam endlich mit dem Hypospray und verabreichte ihr ein Schmerzmittel, dann flüsterte<br />

sie etwas mit Mary und nahm dann erneut den medizinischen Tricorder und scannte Troi`s Kopf.<br />

„Was ist los?“ fragte Troi, die durch die nachlassenden Kopfschmerzen immer besser denken<br />

konnte und sich nun auch ein wenig umsah. „Und wo bin ich hier eigentlich? Das ist keiner der<br />

medizinischen Räume der Akademie.“<br />

„Das ist richtig, wir befinden uns an Bord der U.S.S. <strong>Sentinel</strong>, Commander“, meinte die Ärztin<br />

ruhig, während sie die Ergebnisse auswertete.<br />

Troi runzelte die Stirn und wusste nicht ganz was sie denken sollte. Ein Gefühl von Panik stieg<br />

langsam in ihr auf. Sie konnte sich nicht an dieses Schiff erinnern, sie konnte sich nicht an die Leute<br />

erinnern und nicht an den Raum. War das vielleicht ein schlechter Abschlussscherz ihrer Studenten?<br />

Mary, die ihre Gefühle und Gedanken sehr genau wahrnehmen konnte, legte ihr eine Hand auf die<br />

Schulter.<br />

„Du kannst dich nicht erinnern, aber du bist ein wertvolles Mitglied dieser Crew und das schon seit<br />

einiger zeit. Du bist Brückenoffizier und warst auf der Brücke, als Du verletzt wurdest. Ich weis, es<br />

ist grade sehr schwer für dich, aber es ist kein Scherz.“<br />

Troi war sich nicht sicher was sie glauben sollte. Sie versuchte sich zu erinnern, einfach nur um<br />

selbst einen Beweis für all das zu haben. Sie wusste gut, dass es möglich war eine Verletzung zu<br />

erleiden die eine Amnesie nach sich zog, aber sie brauchte einen Beweis dafür.<br />

„Ich möchte meine Scannergebnisse sehen“, meinte sie schließlich immer noch vorsichtig.<br />

Die junge Ärztin sah auf „ich kann ihnen die nicht ohne die Zustimmung des Chief Medical Officer<br />

zeigen, tut mir leid.“<br />

„Ich bin Chief Medical Officer! Und ich möchte verdammt noch mal meine Ergebnisse einsehen“.<br />

„Tut mir leid Ma`am, aber an Bord dieses Schiffes sind sie das nicht“, erwiderte die Ensign<br />

einfühlsam.<br />

Troi runzelte verwirrt die Stirn. Sie war Leiterin des Medical Head Quarter der Sternenflotte<br />

gewesen, weshalb hatte sie nun einen nicht leitenden Medizinischen Posten auf einem Schiff inne?<br />

Sie verstand das alles nicht.<br />

„Du erinnerst dich, dass du Ärztin bist? An was erinnerst du dich noch?“ fragte Mary.<br />

Troi dachte nach und wollte gerade anfangen zu erzählen, als ein männlicher Offizier mit einer<br />

Platzwunde am Kopf auf der Krankenstation rematerialisierte und sich stöhnend aufs Biobett legte.<br />

Sofort war ein Mediteam bei ihm, scheinbar waren sie schon auf seine Ankunft vorbereitet worden<br />

– und auch die junge Ensign, die bei Troi die Untersuchungen leitete, bemühte sich um den Mann.<br />

Troi nutzte die Gelegenheit und nahm den Tricorder, den die Ärztin bei ihr verwendet hatte und das<br />

PADD auf dem sie ihre bisherigen Untersuchungsergebnisse notiert hatte und besah sich die Daten.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Mary dagegen versuchte sie davon abzuhalten.<br />

„Angi, vielleicht ist es besser, wenn Toni sich die Daten erstmal ansieht“.<br />

„Danke, ich kann das durchaus alleine“, erwiderte diese nur und sah sich die scanns an.<br />

Ihre Werte waren den Umständen entsprechend normal. So weit bis jetzt zu sehen war, gab es keine<br />

Hirnblutungen oder andere stärkeren Verletzungen. Das beruhigte Troi in gewisser Weise, denn das<br />

wies darauf hin, dass sie gute Chancen hatte ihr Gedächtnis wieder zu finden. Ihre Amnesie war<br />

also nicht vergleichbar mit einer Löschung des Gedächtnisses, sondern eher mit einer<br />

Verbindungsunterbrechung der einzelnen Schubladen, so dass das Abrufen einzelner Erinnerungen<br />

derzeit nicht möglich war.<br />

„Retrograde Amnesie“, nuschelte sie vor sich hin und las sich die Behandlungspläne der Ärztin<br />

durch.<br />

„Was hab ich vergessen?“ fragte sie schließlich an Mary gewandt.<br />

„Das werden wir schauen müssen. Ich möchte gerne einige Tests mit dir machen und dann werden<br />

wir sehen wie groß der Zeitraum ist den du nicht mehr erinnerst“.<br />

Troi nickte, sie kannte die psychologischen Tests. Schließlich hatte sie eine Ausbildung zur<br />

Counselor. Sie legte das PADD und den Tricorder beiseite und stand erneut auf – diesmal<br />

langsamer.<br />

„Fangen wir an“.<br />

Mary schüttelte sofort den Kopf „nein, du solltest dich erstmal ausruhen. Nicht zu viel auf einmal.“<br />

Angi jedoch sah sie eindringlich an „Ma`am, bei allem Respekt, aber ich muss wissen was ich<br />

vergessen habe.“<br />

„Das wirst du erfahren, aber diese Tests sind anstrengend und ich denke sie hätten mehr erfolg wenn<br />

du ausgeruht wärst. Wir sind Kollegen und Freunde, du musst mich nicht Ma`am nennen.“<br />

Troi stutzte „wir sind Kollegen? Soll das heißen, ich bin Counselor?“ Ungläubig wartete sie auf die<br />

Reaktion Mary`s, welche lächelnd nickte.<br />

„Eine gute sogar und wenn ich ehrlich bin, nicht nur meine Kollegin sondern auch meine Chefin.<br />

Jetzt natürlich erst mal beurlaubt“.<br />

Troi hatte das zwar noch nicht ganz verdaut, aber Urlaub wollte sie bestimmt nicht.<br />

„Nein, ich will nicht beurlaubt werden. Ich bin durchaus in der Lage meinen Dienst zu tun“.<br />

Mary sah sie ernst an „tut mir leid, aber das kann ich nicht erlauben.“<br />

„Warum nicht?“ wollte Troi wissen. „Eine vertraute Umgebung mit vertrauten Aufgaben könnte<br />

durchaus hilfreich sein um meinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.“<br />

„Das stimmt“, gab Magnus zu, „aber du hast eine starke Gehirnerschütterung und momentan genug<br />

mit der Tatsache zu tun, dass dir hier alles Fremd ist. Du hast sozusagen einen Teil deines Lebens<br />

verloren und das verkraftet niemand einfach so. Es ist eine enorme Belastung und ich glaube nicht,<br />

dass es in diesem Zustand gut wäre, wenn du dich zusätzlich den Belastungen anderer aussetzt.“<br />

Troi versuchte sich ihre Wut nicht anmerken zu lassen, die Betazoidin jedoch spürte es natürlich<br />

dennoch.<br />

„Du würdest das Selbe tun und du weist, dass es richtig ist. Ich weis, dass du es nicht magst hilflos<br />

zu sein, auf andere angewiesen... aber das ist nicht schlimm. Du wirst die Hilfe und Unterstützung<br />

bekommen die du brauchst um dein Gedächtnis wieder zu finden oder deinen Dienst wieder<br />

anzutreten, aber momentan kann ich das noch nicht erlauben“.<br />

Noch während Troi überlegte was sie tun oder sagen konnte um Mary umzustimmen, ging die Tür<br />

zur Krankenstation auf und ein Mann mit Captainszeichen betrat den Raum.<br />

„Wenn ihr so weiter macht müssen wir bald die gesamte Führungscrew ersetzen“, meinte er<br />

lächelnd und wandte sich dann zu der Ärztin. Diese führte ihn zuerst zu dem Biobett auf dem der<br />

junge Offizier lag und anschließend zu Troi.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Die Commander hat es leider etwas schlimmer erwischt, auch wenn sie augenscheinlich besser<br />

dran ist. Der Sturz zog eine starke Gehirnerschütterung nach sich, welche sich leider nicht nur in<br />

Schwindelanfällen und Übelkeit beim stehen und gehen, sondern auch in einer stabilen, organischen<br />

Amnesie darstellt.“<br />

Troi beobachtete diese „Begutachtung“ genervt und fragte sich ob man hier immer so unhöflich war<br />

über einen Patienten zu sprechen statt mit einem.<br />

„Das heißt?“ fragte der Captain besorgt.<br />

„Das heißt, dass ich mich nicht daran erinnern kann wo ich bin und wer sie sind, Sir“, beantwortete<br />

Troi die Frage ehe die Ärztin sie beantworten konnte.<br />

„Uh“, meinte der Mann „das tut mir leid. Wie.. wie lange wird das anhalten?“<br />

„Kann sein 2 Stunden, kann sein 2 Wochen, vielleicht auch 2 Jahre. Das ist unterschiedlich“,<br />

erwiderte die Ärztin.<br />

„Es ist egal wie lange es dauert Sir, ich bin durchaus in der Lage meinen Dienst zu erfüllen. Ich<br />

erinnere mich zwar nicht daran je als Counselor gearbeitet zu haben, aber ich kann mich sehr gut an<br />

Studium und Ausbildung erinnern. Das nötige wissen um meine Aufgaben zu erledigen ist also<br />

durchaus noch vorhanden“:<br />

Der Captain schien nicht ganz zu wissen was er sagen sollte und er hätte auch erstmal keine Chance<br />

gehabt, da Counselor Magnus sofort das Wort ergriff.<br />

„Lars, ich kann das nicht erlauben. Ich schreibe sie nicht Dienstfähig, egal was du sagst“.<br />

Troi hätte am liebsten zu heulen angefangen. Sie brauchte ihre Arbeit... auch wenn ihr dabei<br />

schlecht wurde oder sie davon Kopfschmerzen bekam. Schon allein diese innere Aufregung reichte<br />

aus um die Kopfschmerzen zurückzubringen. Sie schloss die Augen und versuchte sie zu<br />

verdrängen.<br />

„Was ist mit eingeschränktem Dienst?“ hörte sie den Captain fragen.<br />

Eine lange Stille folgte ehe sie Mary hören konnte „das kommt darauf an wie eingeschränkt“.<br />

„Das überlasse ich ihnen Counselor“, erwiderte der Vulkanier.<br />

Troi sah auf und konnte den prüfenden Blick Mary`s auf sich Ruhen sehen.<br />

Ihre Augen spiegelten sehr viel Verständnis und Mitgefühl wieder.<br />

„Höchstens 5 Stunden am Tag und nur in meinem Beisein. Und wenn ich sage dass es genug für den<br />

Tag ist, ist es genug“, meinte sie schließlich.<br />

=/\= Cpt. Bring, CO <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Brücke 1900 =/\=<br />

Nach dem Besuch bei Angi auf der Krankenstation lies ich mich in meinen Sessel fallen. Was sollte<br />

denn noch alles passieren? Einige Brückenoffiziere litten immer noch an der schweren Magen-<br />

Darm-Verstimmung, die durch das herumspielen von Brian Connel ausgelöst wurde, Daniel lag mit<br />

einer Platzwunde samt Gehirnerschütterung bis morgen Früh auf der KS und Angi, mein Gegenpol,<br />

der mich immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück holte und mir dabei half nicht zu sehr<br />

in meine Arbeit zu versinken, konnte sich an nichts mehr erinnern. Ich war also diesen Abend auf<br />

mich allein gestellt.<br />

Eigentlich sollte ich es genießen endlich alles machen zu dürfen ohne, dass Daniel und Angi mich<br />

direkt wieder zu Recht wiesen, aber mittlerweile schien ich eingesehen zu haben, dass ich als CO<br />

auf dem Schiff gebraucht wurde und mich auch noch um meine kleine Familie zu kümmern hatte.<br />

Ich schaute auf den Hauptschirm und sah unsere Begleitschiffe immer wieder vorbei fliegen. Von<br />

unseren ungebetenen Besuchern hatten wir schon lange nichts mehr gehört. Es hatte den Anschein<br />

als würde unser kleines Sensornetz nun Lückenfrei funktionieren. Nun war es an der Zeit dem Spion<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

endlich einen Strich durch die Rechnung zu machen und ihm alle Befugnisse zu entziehen, die er<br />

durch geschickte Verkleidungskunst bekommen konnte, nur wie? Da sich der Spion praktisch als<br />

jeder hier ausgeben konnte, war kein Bereich an Board vor ihm sicher. Wie wir gesehen hatten, war<br />

es noch nicht einmal die Brücke. Zu allem Übel konnten unsere Sensoren ihn noch nicht einmal<br />

erkennen, er war einfach nicht da. Ich lehnte mich etwas zurück und dachte nach und plötzlich kam<br />

mir der Einfall, wie wir ihm zumindest seine Mittel nehmen konnten.<br />

„Computer sämtliche Kommandobefugnisse auf die Brücke leiten. Ich will, dass man im<br />

Maschinenraum gerade noch sehen kann wo einer Duscht, mehr nicht.“<br />

Mit einem Piepen wurde mein Befehl bestätigt und kurz darauf schallte Julian aus meinem<br />

Kommunikator.<br />

„Lars, der Spion hat wieder zugeschlagen! Wir können hier unten im Maschinenraum nichts mehr<br />

regeln!“<br />

Julian klang sehr aufgeregt und bis hoch auf die Brücke konnte ich spüren, dass er nicht wusste was<br />

zu tun war.<br />

„Mach dir keine Sorgen Julian, ich habe selbst alle Kommandobefugnisse auf die Brücke geleitet.<br />

Wir werden die <strong>Sentinel</strong> von hier oben komplett steuern. Komm bitte auf die Brücke und richte dir<br />

hier oben alles ein. Außerdem möchte ich, dass du dir von der Krankenstation ein Gerät holst, mit<br />

dem man sich selbst eine kleine Blutprobe abnimmt und das diese dann analysiert, das ganze<br />

schließt du dann an die Konsole in den Turboliften zur Brücke an.“<br />

Kurz war es still. Julian schien zu denken, dass ich ihn auf den Arm nehmen würde.<br />

„Lars, was willst du mit dem ganzen Zeug“, fragte Julian ungläubig.<br />

„Mach einfach was ich dir gesagt habe und lass dich überraschen.“<br />

Grinsend stand ich auf und stellte mich an die SCI Konsole um sie für die komplette Kontrolle von<br />

der Brücke aus einzurichten. Vorin war mittlerweile wieder aus der Arrestzelle befreit worden und<br />

wurde direkt danach von Mrs. Magnus in sein Quartier zum Ausruhen geschickt. Nur bei mir war<br />

Mary Magnus noch nicht aufgetaucht um mich in die Schranken zu weisen. Auch wenn Angi zum<br />

Teil wieder Dienstfähig war, so durfte sie Heute unter keinen Umständen die KS verlassen und so<br />

lange war Mrs. Magnus die Chief Counselor. Schon jetzt merkte ich wie Angi fehlte. Sie hätte mich<br />

sofort in meinen Bereitschaftsraum gezerrt und mir den Marsch geblasen, aber Mary schien sich mir<br />

als Klient nicht gewachsen zu sehen.<br />

Plötzlich öffnete sich die Tür von Turbolift 1 und Julian stolperte voll bepackt hinaus. Es schien als<br />

hätte er alles dabei um meinen kleinen Plan in die Tat umzusetzen und er fing auch sofort an.<br />

Während Julian sich Turbolift 1 vornahm schnappte ich mir die anderen Geräte und montierte sie in<br />

Turbolift 2. Julian schaute überrascht zu mir herüber als er sah, mit welch geübten Handgriffen ich<br />

die Armaturen anbrachte und sogar vor ihm fertig war.<br />

„Computer, diese beiden Liftkapseln nur noch für den Transport zur Brücke festlegen. Maximale<br />

Decktiefe ist Deck 3. Außerdem werden die Türen der Kapseln zur Brücke nur noch geöffnet,<br />

sobald ein Bluttest aller darin befindlichen Personen abgegeben wurde und dieser mit den Daten in<br />

der Datenbank übereinstimmen. Sollte jemand versuchen die Geräte zu entfernen sofort ein<br />

Kraftfeld der Ebene 10 um die Kapsel errichten und Alarm auslösen.<br />

Der Computer piepte und nun verstand auch Julian was ich mit den Geräten vorhatte. Ich setze mich<br />

wieder in meinen Sessel und Julian machte sich daran, die Konsole für den Maschinenraum<br />

einzurichten. Ich schloss meine Augen für einen kurzen Moment um zu entspannen.<br />

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=/\= Brücke 0030 =/\=<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich plötzlich Mary, die neben mir saß.<br />

„Na, bist du endlich aufgewacht, ich hab schon gedacht ich muss dich ins Bett tragen.“<br />

Mary schaute mich mit ihren wunderschönen Augen an und lächelte wie sie es immer tat.<br />

„Was? Ich… Oh ich muss wohl eingeschlafen sein. Wie lange sitzt du denn schon hier?“<br />

„Nicht lang, seit 23 Uhr frühestens.“<br />

„Schon so lange? Warum hast du mich nicht geweckt?“<br />

„Ich schau dir eben gerne beim schlafen zu.“<br />

Mary lachte kurz, doch schaute mich dann besorgt an.<br />

„Lars ich mach mir sorgen um dich. Anfangs war ich es ja noch von dir gewöhnt, dass du dir die<br />

Nacht auf der Brücke um die Ohren schlägst, aber in letzter Zeit bist du zum Schlafen immer ins<br />

Quartier gekommen, was ist los mit dir?“<br />

Ich wich ihrem Blick aus, doch schaute sie mir dann wieder direkt in die Augen.<br />

„Ich mach mir sorgen um Angi. Sie kann sich an nichts erinnern was hier auf der <strong>Sentinel</strong> passiert<br />

ist. Ich habe Angst, dass sie nie wieder die Selbe wird.<br />

Mary legte ihre Hand auf meine Schulter.<br />

„Mach dir keine sorgen. Ich bin immer noch für dich da und Jason und ich haben uns überlegt, dass<br />

wir morgen mit Angi einen Sparziergang machen, vielleicht kommen ihre Erinnerungen ja wieder.“<br />

Ich lächelte Mary an und gab ich keinen Kuss.<br />

„Danke Mary. So und jetzt gehst du wieder in unser Quartier. Ich werde heute Nacht noch hier oben<br />

die Stellung halten und mir neue Generiegungssubroutinen für die Kommandocodes überlegen, um<br />

dem Spion einen Schritt voraus zu sein.“<br />

Mary lächelte, gab mir auch noch einen Kuss und bewegte dann ihren wunderschönen Körper<br />

Richtung Turbolift. Beim hinterher schauen nahm ich mir fest vor mit ihr etwas mehr Zeit zu<br />

verbringen, sofern 8472 nach weiter auf sich warten lies.<br />

=/\= Jan Valek, XO der <strong>USS</strong> LaNinia <strong>NX</strong>-47801 =/\=<br />

=/\= Besprechungsraum, SD 2407.028, 2005 =/\=<br />

Nur das Leuchten der Sterne drang durch die großen Fenster, konnten aber den kleinen Raum auch<br />

nicht weiter erhellen. Die Beleuchtungskörper an Bord waren sowieso durch die aktive<br />

Tarnvorrichtung gedimmt worden, da machte es nun auch keinen großen Unterschied, ob man nur<br />

im diffusen Dunkelrot der Notbeleuchtung herumsaß, oder in fast völliger Dunkelheit. Jan zog die<br />

Dunkelheit vor. Er hatte sich in den Chefsessel gesetzt und starrte hinaus in den Weltraum. Weg<br />

vom ständigen Piepen und Blinken der Brücke konnte er endlich einmal darüber nachdenken, was in<br />

nächster Zeit alles passieren könnte. Valentine musste aufgehalten werden, nur wie sollte er das<br />

anstellen? Der Commander war mächtig und hatte viele wichtige Leute hinter sich, während er, der<br />

ehemalige XO der <strong>USS</strong> Hawkeye, nur vier bis maximal fünf Leute für sich gewinnen konnte. Zu<br />

wenig für eine Meuterei... Außerdem musste er auch an Alessandra und ihr ungeborenes Baby<br />

denken. Was würde Valentine wohl mit den Beiden anstellen, wenn er von Valeks Plänen erfahren<br />

würde? Nein, das Risiko, dass den Beiden etwas passieren könnte, war einfach zu hoch. Es musste<br />

eine andere Möglichkeit geben, ihm das Handwerk zu legen...<br />

In diesem Moment öffnete sich leise zischend die Tür und jemand trat ein. Zuerst wollte sich Jan<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

umdrehen, doch dann entschied er sich dagegen. Vielleicht konnte er einen Nutzen daraus ziehen...<br />

Wie er, entschied sich der Besucher ebenfalls dagegen, das Licht zu aktivieren und ließ sich einfach<br />

so in einen der Sessel nieder. Etwas klapperte auf den Tisch und ein geflüsterter Fluch ließ erahnen,<br />

dass das nicht geplant war. Dann konnte der Erste Offizier die Stimme vernehmen:<br />

„Computer: lade die Missionsbeschreibung! Authorisation: t’Heran, Jeanette, Tango Alpha!“<br />

Das kleine Gerät piepte kurz und begann dann mit seiner Arbeit.<br />

Ein Aufzeichnung wurde abgespielt, jedoch in einer Sprache, die Valek nicht verstand. Es handelte<br />

sich definitiv nicht um Rihannsu, denn das beherrschte er fast fließend. Nein, diese Sprache war<br />

anders... Was führte die Halb-Romulanerin im Schilde? War sie doch nicht so loyal, wie sie zuvor<br />

behauptet hatte? Hatte sie etwas mit der Manipulation der Sensoren zu tun? Und für wen arbeitete<br />

sie dann?<br />

„Computer: Licht!“, befahl Valek und drehte seinen Sessel herum.<br />

Die vermeidliche Wissenschaftlerin blickte den Ersten Offizier mit großen Augen an.<br />

„Was tun sie denn hier?“, fragte sie leicht empört.<br />

„Das Selbe könnte ich sie auch fragen. Planen sie einen neuen Sabotageakt?“ Jan ging auf Offensiv-<br />

Kurs, obwohl er keinen Erfolg damit erwartete.<br />

„Was meinen sie damit? Ich bin loyal!“<br />

„Fragt sich nur, für wen... Jeanette, glauben sie nicht, dass es sehr verdächtig wirkt, wenn sie hier in<br />

völliger Dunkelheit Missionsbeschreibungen studieren, die in einer fremden Sprache aufgezeichnet<br />

wurden?“<br />

t’Heran entschloss sich, nicht darauf zu antworten, sondern ließ ihre Rechte unter den Tisch<br />

verschwinden.<br />

„Wollen sie mir irgendetwas unterstellen, Valek?“<br />

„Gibt es denn etwas, dass ich ihnen unterstellen kann, Jeanette?“ Im selben Moment, als er den Satz<br />

beendet hatte, dämmerte ihm, wie blödsinnig diese Entgegnung war...<br />

Er bemerkte aber auch noch etwas anderes: es kam ihm so vor, als ob irgendetwas nach seinem<br />

Geist tastete. Sekunden darauf fühlte er sich, als ob er einen gläsernen Kopf besaß und eine Präsenz<br />

dort nach jeden einzelnen Gedanken suchte...<br />

„Sie haben mich doch jetzt etwa nicht telepathisch untersucht, oder, Jeanette? Sie wissen doch, dass<br />

sie spezielle Fähigkeiten hier an Bord melden müssen...“<br />

Sofort zog sich die Präsenz zurück und das gläserne Gefühl verflog auch wieder.<br />

„Sie meinen es wirklich ernst, Valek?“, fragte sie und lockerte den Griff um den Disruptor, welchen<br />

sie unter dem Tisch versteckt gehalten hatte.<br />

„Also doch... für wen arbeiten sie?“<br />

„Das darf ich ihnen nicht verraten. Aber es scheint so, als ob wir für die selbe Sache kämpfen<br />

würden. Falls sie etwas vorhaben, um diesen Irren aufzuhalten, dann können sie auf mich zählen.<br />

Aber ich warne sie: sollten sie irgendetwas tun, was meine Mission gefährden könnte, dann werde<br />

ich sie persönlich ohne Raumanzug durch die Luftschleuse befördern!“<br />

„Nur um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: wie lautet ihre Misison?“<br />

„Das darf ich ihnen auch nicht sagen, aber wenn sie sie gefährden, dann lasse ich es sie wissen!“<br />

Mit diesen Worten steckte sie das Padd mit ihren Daten in die Tasche, den Disruptor in den Halfter<br />

und verließ stürmisch den Besprechungsraum. Jan konnte es kaum glauben: er hatte einen weiteren<br />

Mitstreiter gefunden! Jedoch waren immer noch viel zu wenig Leute auf seiner Seite, also musste er<br />

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sich etwas einfallen lassen. Und die Fähigkeiten der Halb-Rihannsu würden ihm da von großem<br />

Nutzen sein...<br />

=/\=PO1 Brian Connel, MSEC <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>=/\=<br />

=/\=Auf dem Weg zur Brücke, 1.00 Uhr=/\=<br />

Brian langweilte sich bei den Arrestzellen ungemein. Da die Insassin sich strickt weigerte auch nur<br />

noch ein Wort mit ihm zu wechseln dachte er sich, er könnte doch den Führungsoffizieren ein<br />

wenig auf die Nerven gehen…oder sich eine andere Aufgabe holen. Als er am Turbolift ankam,<br />

staunte er als er diese merkwürdige Konstruktion in der Kapsel sah. Zuerst dachte er sich nichts<br />

dabei und gab das Kommando „Brücke“. Plötzlich ertönte die Computerstimme: „Bitte eine<br />

Blutprobe entnehmen.“ Connel kam sich äußerst verarscht vor. Wozu sollte das gut sein? Doch<br />

plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Das diente dazu dass der Spion nicht auf die<br />

Brücke kam. Connel freute sich, denn er hatte eh noch eine Rechnung mit ihm offen. Sofort kehrte<br />

er um und holte seine Tools aus seinem Quartier. Unmittelbar in der Nähe des Lifts kletterte er in<br />

eine der Jefreys-Röhren und installierte dahinter die Tools. Diese sollten ihm mitteilen, was sich in<br />

den Liften zutrug. Jede Auffälligkeit sollte aufgezeichnet werden. Vielleicht kam er ihm ja so auf<br />

die Schliche. Danach begab sich Connel in den Turbolift und entnahm eine Blutprobe.<br />

„PO1 Brian Connel identifiziert“, ertönte es und die Kapsel setzte sich in Bewegung. Eigentlich war<br />

es gar nicht Brians Art auf so etwas einzugehen, aber er wollte ja guten Willen zeigen. Außerdem<br />

gefiel es ihm hier. Auf diesem Schiff konnte er wunderbar seinen Skill erweitern und Counselors<br />

ärgern, sowie Führungsoffiziere auf die Palme bringen. Endlich kam die Kapsel an und Brian betrat<br />

die Brücke.<br />

=/\=Brücke=/\=<br />

Alles schien ruhig abzulaufen. Man kam sich irgendwie auf der Brücke vor, wie in einem<br />

Wohnzimmer. Brian konnte das Gefühl nicht beschreiben, es kam dem aber am nächsten. Nun<br />

begab er sich zu Lars. „PO1 Brian Connel meldet sich zum Dienst“, meinte er. „Im Augenblick<br />

habe ich keine Zeit für dich Brian und Angi ist auch unabkömmlich. Vor allem für dich“, antwortete<br />

Lars sehr müde. „Ich habe guten Willen gezeigt. Jetzt können sie mir ruhig mal eine<br />

anspruchsvollere Aufgabe geben“, sprach Connel energisch. Er schien Lars sichtlich auf die Nerven<br />

zu gehen. Doch plötzlich riss der CO die Augen auf, ihm schien eine Idee zu kommen. „Ich habe<br />

eine Aufgabe für dich, pass genau auf: Du gehst zu dem zerstörten Turbolift. Dort fand eine<br />

Explosion durch Sabotage statt. Du wirst die ganze Sache analysieren und versuchen etwas darüber<br />

heraus zu bekommen“, sagte Lars. Connel kotzte innerlich. Noch langweiliger ging es nicht. Doch<br />

plötzlich fügte Lars noch etwas hinzu: „Sieh diese Aufgabe als Vertrauensbeweis an. Wenn du sie<br />

zu meiner Zufriedenheit löst, dann wirst du, natürlich unter meiner Aufsicht, mir helfen Subroutinen<br />

und Kommandos so zu programmieren, dass der Spion keine Chance hat oder wir ihn erwischen.“<br />

Der PO1 staunte. Kam der CO ihm hier tatsächlich entgegen? Er war verwirrt. Nur mit einem<br />

halblauten „Aye“ machte er sich ganz schnell von der Brücke. Damit hatte er nicht gerechnet.<br />

=/\=„Beschädigter“ Turbolift=/\=<br />

Brian machte sich sofort an die Arbeit. Endlich wieder Anhaltspunkte, die zu dem Spion führen<br />

könnten. Irgendwie wollt er auch endlich mal wieder eine anspruchsvolle Aufgabe, die ja danach<br />

auf ihn wartete. Überall im Schacht waren die Wände schwarz. Seltsamerweise hing die Kapsel aber<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

noch zur Hälfte in der Röhre. Eine Hälfte der Halterungen wurde zerstört, was die ganze Aktion<br />

sehr schwierig machte. Er aktivierte seinen Kommunikator: „Connel an Bring. Bitte um Erlaubnis<br />

ein Kraftfeld aktivieren zu dürfen um die Liftkapsel zu sichern.“ „Erlaubnis erteilt.“ ertönte es nur<br />

kurz. Connel aktivierte das Kraftfeld und schaute sich nun die Kapsel näher an. Nachdem er auf die<br />

Kapsel drauf kletterte fand er auch schon die ersten Spuren. Der Tricorder, den er mitgenommen<br />

hatte, wies Spuren von Plastik und Metall nach, die normalerweise nicht hier zu finden waren.<br />

Säuberlich kratzte er die „Schnipsel“ zusammen. Die Konstruktion schien sehr einfach gewesen zu<br />

sein. Umso rätselhafter war es, was eine Explosion verursachen konnte, die den halben Turbolift so<br />

beschädigte. Langsam aber bestätigte sich der Verdacht, dass hier gepfuscht wurde. Theoretisch<br />

sollte wahrscheinlich die ganze Kapsel gesprengt werden, aber vielleicht rechnete der Saboteur<br />

nicht mit der Konstruktion des Turbolifts, den Duraniumwänden oder etwas ähnlichem. Leider ging<br />

der größte Teil der Bombe verloren. Brian kletterte wieder herunter und machte sich gerade daran<br />

den Schacht zu verlassen, als er hinter sich ein Tropfen hörte. Er drehte sich um und fand auf dem<br />

Boden der Kapsel ein paar winzige Tropfen Flüssigkeit. Auch von ihr nahm er eine Probe mit und<br />

machte sich nun daran in einem Labor die Fundstücke zu untersuchen.<br />

=/\=In irgendeinem Analyseraum=/\=<br />

Wie es sich Brian bereits dachte, war die Konstruktion der Bombe sehr einfach. Ein Display und ein<br />

Zeitzünder, der so eingestellt wurde, dass ein schnelles entschärfen kaum möglich war. Vielleicht<br />

gab es ja noch Absicherungen, aber diese wurden gänzlich vernichtet. Was ihm nun wirklich<br />

interessant schien war diese Flüssigkeit. Er legte die Probe unter den großen Scanner und ließ sie<br />

analysieren. Das Ergebnis ließ nicht nur sein Herz höher schlagen. Was vielleicht sehr wichtig war:<br />

Die Flüssigkeit war organisch. Jedoch war sie nicht in der Datenbank verzeichnet und dem<br />

Computer unbekannt…<br />

=/\=Unbekannter Spion, irgendwo auf der <strong>Sentinel</strong>=/\=<br />

=/\= Unbekanntes Quartier , SD 2407.029, 0600 =/\=<br />

Langsam rappelte er sich auf. Die letzten Stunden hatte er damit zugebracht sich zu regenerieren.<br />

Die vielen Wandlungen am Vortag waren anstrengend gewesen. Dennoch hatte er sich nur so viel<br />

Zeit zum Ausruhen gelassen wie unbedingt nötig war. Er verfluchte den Captain dieses<br />

Schrottdampfers.. wie hieß es noch gleich? Ach ja.. die <strong>USS</strong> LaNinia. Seine Auftraggeber hatten<br />

ihm versprochen der Mann wäre fähig und eine Unterstützung, aber wie er selbst feststellen musste<br />

war er noch unfähiger als diese Romulanische Möchtegern Agentin, die das romulanische Imperium<br />

auf ihn angesetzt hatte. Schon seit Stunden hatte er nichts mehr von ihm gehört und eigentlich sollte<br />

die <strong>Sentinel</strong> mit samt ihren Begleitschiffen längst Geschichte sein. Verärgert verließ er sein Quartier<br />

und machte sich auf den Weg in den Maschinenraum. Alles musste man hier allein machen...<br />

=/\=Maschinenraum, wenig später =/\=<br />

„Guten Morgen Jakob, na alles klar?“ fragte ihn seine Lieblingskollegin als er den Maschinenraum<br />

betrat.<br />

„Ja, ich habe wundervoll geschlafen und wie war Deine Nacht?“<br />

„Ich schlafe ziemlich unruhig. Ich bin froh wenn wir hier wieder weg sind“, erwiderte sie und<br />

wendete sich wieder ihrem Technikkit zu.<br />

Das liebte er an ihr so.. sie rückte ihm nicht auf die Pelle. Hing nicht an ihm wie eine Klette und<br />

pflegte dennoch einen netten Kontakt mit ihm. Er hatte sich schon überlegt sie mit auf die LaNinia<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

zu nehmen wenn seine Aufgabe hier erfüllt war. Aber zuerst musste er dafür sorgen, dass die da<br />

drüben ihren job machten. Er ging zu seiner Konsole und wollte das Warbfeld kontrollieren und den<br />

Fluss der Warpenergie wie schon so oft minimal verändern um so in einer Art codiertem Morsecode<br />

Botschaften zu versenden, welche die LaNinia dann entschlüsseln konnte. Er tippte also wie<br />

gewohnt auf die Konsole um sie zu aktivieren, doch diese reagierte in keinster Weise. Er sah sich<br />

um und bemerkte, dass auch die anderen Konsolen zum Teil ausgeschaltet waren. Der noch<br />

aktivierte Teil bildete lediglich einige Überwachungsdaten der Standartsysteme ab.<br />

„Janette, haben wir einen Energieausfall oder hab ich was verpasst?“ fragte er überrascht.<br />

„Der Captain hat befohlen den Maschinenraum von der Brücke aus zu steuern. Ich bin grade auf<br />

dem Weg dahin. Julian hat die halbe Nacht durchgearbeitet um da oben alles einzurichten. Hier<br />

unten kannst du momentan nicht viel tun“, erklärte sie ihm.<br />

Er überlegte rasch was er nun tun konnte.. schlau dieser Captain.. aber er konnte sein Vorhaben<br />

auch von der Brücke aus umsetzen.<br />

„Ich komme mit, ich will noch was überprüfen,“ meinte er schnell und schloss sich Janette an.<br />

Doch weit kamen sie nicht, denn nach kurzer Zeit erreichten sie den Turbolift der direkt zur Brücke<br />

führte. Janette betrat ihn und betätigte einen Gegenstand mit dem sie sich selbst Blut abnahm. Und<br />

das was da an der Wand hing.. war das etwa ein Analysegerät? Langsam aber sicher bekam er<br />

respekt vor diesem Captain.<br />

„Oh verdammt“, sagte er an Janette gewandt dun schlug sich mit einer Hand an den Kopf „nun hab<br />

ich glatt mein Padd mit den Daten vergessen. Geh schon mal vor, ich komme gleich nach.“<br />

Mit diesen Worten machte er kehrt und tat als würde er in sein Quartier zurückkehren. Als er um die<br />

Ecke gebogen war allerdings, nahm er Kurs auf ein ganz anderes Quartier. Der Captain konnte ihn<br />

kurzfristig daran hindern Informationen nach außen zu geben, nicht aber daran die Brücke zu<br />

betreten.<br />

Nach kurzer Zeit nur kam er an seinem Ziel an und öffnete die Tür des Quartiers. Gut nur, dass er<br />

sich die Codes der Brückenbesatzung gemerkt hatte. Er sah sich um und stellte fest, dass dieses<br />

Crewmitglied einen außerordentlich guten Einrichtungsgeschmack hatte. Nun war es Zeit für Plan<br />

B. Er sah sich um und überlegte was am besten geeignet wäre. Ah.. ja.. das war gut. Er entfernte den<br />

Gegenstand von der Uniform die auf dem Bett lag und setzte sich dann auf selbige. Jetzt galt es sich<br />

zu konzentrieren.. je kleiner die Form, desto schwerer war es. Langsam verflüssigte sich sein Körper<br />

und rematerialisierte in einem neuen, festen, glänzenden Zustand. Nun galt es zu warten. Wenn er<br />

jemand anderem das Leben eines Formwandlers der von Beruf Spion war hätte beschrieben sollen,<br />

hätte er einfach gesagt: viel wandeln und viel warten.<br />

=/\= 2 stunden später =/\=<br />

Der Spion war kurz davor sich zurück zu verwandeln und sich einen neuen Plan auszudenken. Hatte<br />

er diese Person denn wirklich so falsch eingeschätzt nach all seinen Observationen? Doch grade als<br />

er sich entschieden hatte ein anderes Transportmittel zu suchen öffnete sich die Tür und das<br />

Crewmitglied trat ein. Es dauerte nicht lange, bis es seinen Jogginganzug auszog, duschen ging und<br />

dann endlich in die Uniform stieg. Jetzt war es gleich so weit... und tatsächlich. Das Crewmitglied<br />

verließ das Quartier und lief den Gang entlang Richtung Brücke. Der Spion, der fest an der Uniform<br />

hing beobachtete das alles genau. Sie betraten den Turbolift und auch dieses Crewmitglied wurde<br />

nicht von der Blutuntersuchung verschont. Nachdem es die Ampulle mit seinem Blut in die<br />

Analysevorrichtung gesteckt hatte, dauerte es ein paar wenige Sekunden bis der Computer ein<br />

grünes Licht in Verbindung mit einem Bestätigungston anzeigte und sich in Bewegung setzte.<br />

Wenige Sekunden später kamen sie auf der Brücke an, wo mittlerweile hektisches Trieben<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

herrschte. Die einzelnen Stationen versuchten sich mit bedacht nicht auf die Füße zu treten, was<br />

aber in anbetracht der Fülle an zu bewältigenden Aufgaben fast nicht möglich war. Wir konnte der<br />

Captain im Ernst glauben, dass seine Crew so effizient arbeiten konnte? Aber ihm konnte das nur<br />

recht sein... da würde er weniger auffallen. Er beobachtete die Crewmitglieder eine Zeitlang von<br />

seiner alten Position aus und wartete auf einen günstigen Augenblick sich fallen zu lassen. Als sein<br />

Träger in der Nähe des Captainstuhles stand und Bericht erstattete gab es plötzlich einen leisen<br />

Knall aus dem hinteren Brückenbereich und alle sahen sich um was passiert war. Der CHI war über<br />

Janette`s Werkzeugkit gestolpert und gegen die Konsole gedonnert. Dem Spion war das recht. Er<br />

nutzte den Unbeobachteten Augenblick und ließ sich von der Uniform abfallen und unter den<br />

Captainsstuhl rollen.<br />

=/\= Ens. James McFadden, TAC <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>l =/\=<br />

=/\= Brücke, 2408.029, 0800 =/\=<br />

Pünktlich zum Schichtbeginn betrat James die Brücke und meldete sich beim CO an. Danach ging<br />

er an seine Konsole herüber und begann mit seiner Arbeit. Mit einem Auge betrachtete er das<br />

hektische Treiben auf der Brücke. Seitdem der Maschinenraum nun von der Brücke aus kontrolliert<br />

wurde, war der Platz hier oben ziemlich begrenzt und James presste sich ganz dicht an seine<br />

Konsole heran um den Anderen nicht im Weg zu stehen.<br />

Hier und da stolperte ein Crewmitglied über eines der Kabel, die noch wild in der Gegend herum<br />

lagen.<br />

Im Augenwinkel beobachtete James wie sich ein junger Kadett auf der Brücke anmeldete.<br />

Zwangsläufig erinnerte er sich an seine eigene Laufbahn als Kadett auf der <strong>USS</strong> Lincoln. Es war<br />

eine verdammt gute Zeit gewesen, aber das war nun vorbei und James hatte den Posten als TAC auf<br />

der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>. Mittlerweile war er in die Mission eingeweiht worden und er konnte so langsam<br />

seine Arbeit aufnehmen.<br />

Mit Hilfe der Langstreckensensoren und der Kurzstreckensensoren tastete er immer wieder die<br />

Nähere Umgebung ab. Soweit er es richtig verstanden hatte, wartete man auf eine bestimmte<br />

Spezies um mit ihr in Kontakt zu treten. Allerdings gab es schon kleinere Komplikationen an Bord<br />

und drei Crewmitglieder saßen schon in der Arrestzelle wovon einer bereits wieder im Einsatz war.<br />

Das alles war das Werk eines Spiones, der sich als CO ausgegeben hatte. James hatte es noch nie<br />

mit so einem Spion zu tun gehabt, aber der CO und der XO wussten was sie taten und ehrlich gesagt<br />

fand er die Idee mit dem Bluttest am Eingang des Turboliftes geradezu genial.<br />

Auch er hatte diesen Test über sich ergehen lassen müssen.<br />

Instinktiv schob James den Ärmel seiner Uniform hoch und betrachtete seinen Ellenbogen. An der<br />

Einstichstelle bildete sich ein kleines Blutgerinsel.<br />

" Verdammt, so was kommt davon wenn man es eilig hat!"<br />

Er ärgerte sich über sich selbst und beschloss der Krankenstation einen Besuch abzustatten.<br />

"CO Bring?"<br />

Er drehte sich zu seinem CO um und sah das ein Crewmitglied grade bei ihm Meldung machte.<br />

Ein Gepolter erschreckte die gesamte Brücke. Der CHI war voll beladen über ein Werkzeugkit<br />

gestolpert und lag bäuchlings auf der Brücke.<br />

James und viele andere mussten sich ein Schmunzeln verkneifen.<br />

Er konzentrierte sich wieder auf den CO und sah gerade noch wie sich ein Teil der Uniform des<br />

Meldenden selbstständig machte und unter dem Captain-Stuhl verschwand.<br />

"Na ja er wird es schon merken wenn ihm was fehlt!"<br />

Nun trat er vor den Co.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

"Ens. McFadden meldet sich ab auf die Krankenstation!"<br />

"Sind sie krank, McFadden?"<br />

"Nein, es ist nur ein Blutgerinsel von der Blutabnahme, Sir!"<br />

"Okay, melden sie sich danach umgehend wieder auf der Brücke!"<br />

"Aye Sir!"<br />

James drehte sich um und verlies die Brücke in Richtung Turbolift.<br />

=/\= Krankenstation =/\=<br />

James betrat die Krankenstation. Um diese Zeit war Gott-sei-Dank noch nicht soviel los und er<br />

wandte sich an eine junge Crewman, die gerade dabei war eines der Biobetten wieder herzurichten.<br />

"Entschuldigen sie, aber wo ist denn der zuständige Arzt?"<br />

"Kann ich ihnen im Moment wirklich nicht sagen, Sir. Aber vielleicht kann ich ihnen ja<br />

weiterhelfen?"<br />

"Ich hatte es heute morgen wohl etwas eilig und habe mir beim Bluttest am Turbolift ein<br />

Blutgerinsel beigebracht. Ich wollte nur das er es sich mal ansieht."<br />

"Kein Problem, Sir. Bitte setzen sie sich einen Augenblick. Ich bin gleich wieder mit einem<br />

Tricorder bei ihnen."<br />

Die junge Frau verschwand für einige Augenblicke und kam dann mit einem Trircoder wieder<br />

zurück.<br />

James schob wieder den Ärmel seiner Uniform nach oben und lies seinen Ellenbogen mit dem<br />

Tricorder abtasten.<br />

"Hm... seltsam!"<br />

"Was ist?," fragte James besorgt.<br />

"Nun, der Test ist auf jeden Fall nicht der Auslöser für ihr Blutgerinsel gewesen. Aber ich werde es<br />

entfernen."<br />

James spürte wie Wärme n seinen Arm drang und er konnte sehen wie sich das Gerinsel zersetze<br />

und auflöste.<br />

"So, das war es."<br />

James streifte seinen Ärmel wieder nach unten und bedankte sich bei der jungen Frau.<br />

Er verlies die Krankenstation und begab sich wieder auf den Weg zur Brücke.<br />

Was konnte der Auslöser dafür sein, dass sich sein Blut plötzlich zu kleinen Blutklumpen<br />

zusammenschloss? War es eine allergische Reaktion auf irgendetwas? Oder eine Erbkrankheit?<br />

Voller Gedanken kehrte er an seinen Arbeitsplatz zurück und nahm seine Arbeit wieder auf.<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= An Bord der <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.029, 0735 =/\=<br />

Leise plätscherte das Wasser über die Felsen. Kühle umwehte ihn. Die kahlen Felswände warfen das<br />

Echo des Flusses zurück und gaben der ganzen Atmosphäre etwas gespenstisches. Wo war er?<br />

Irgendwie kam ihm das ganze bekannt vor... Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: es war<br />

die selbe Höhle, in die das Außenteam damals geraten war, als es den Wüstenplaneten erforscht<br />

hatte. Aber wieso befand er sich wieder hier? Sollte er nicht eigentlich auf der <strong>Sentinel</strong> sein?<br />

„Erinnerst du dich noch?“, fragte ein Frauenstimme hinter ihm.<br />

Sofort wirbelte er herum und blickte in die braunen Augen einer Rihannsu.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Aiya!“, rief er nur und riss seine Augen auf.<br />

„Schön, dich zu sehen, a'rhea“, antwortete sie nur und hauchte ihm einen Kuss auf.<br />

„Aber... was machst du hier. Und was mache ich hier?“<br />

„Da ich dich nicht im wirklichen Leben sehen darf, musste ich eine Möglichkeit finden, mental mit<br />

dir in Kontakt zu treten. Ich weiß, dass du gerade ein traumatisches Erlebnis hinter dir hast und will<br />

dir sagen: ich bin immer bei dir.“<br />

Als sie diese Worte ausgesprochen hatte, veränderte sich plötzlich die Umgebung und die beiden<br />

standen am sonnigen Lake Marrymoore auf der Erde.<br />

„Irgendwann werden wir auch real hier stehen können...“, hauchte sie, umarmte ihn und trat dann<br />

einen Schritt zurück. „Pass gut auf dich auf, a'rhea!“<br />

Dann war wieder allein, doch die Umgebung blieb. Lake Marrymoore... irgendwie freute er sich,<br />

wieder nach Hause zu kommen, auch wenn er es erst vor einigen Tagen verlassen hatte. Doch<br />

plötzlich verdunkelte etwas die Sonne: ein riesiger Schatten hatte sich vor sie geschoben und warf<br />

seinen pechschwarzen Schatten auf den Boden. Ein eisiger Wind kam auf und peitschte über die<br />

Wasseroberfläche. Hunderte kleiner Lichter rasten über den Himmel. Dort, wo sie über dem Boden<br />

verharrten, schnitten gelbe Strahlen in den Boden und verbrannten ihn. Eines dieser Lichter feuerte<br />

auf die Kuppelkonstruktion seines Hauses und brachten es zur Explosion. Trümmerteile<br />

umwirbelten ihn und die heiße Luft versengte seine Haut. Dann vernahm er schrilles Kreischen, das<br />

immer näher kam. Als er sich umdrehte, erblickte er mehrere 8472, die sich vor ihm aufbäumten...<br />

Das Piepen des Weckers riss ihn aus dem Albtraum und brachte ihn langsam wieder in die Realität<br />

zurück. Daniel erkannte, dass er sich in seinem Quartier befand und ließ sich noch einmal zurück<br />

auf die Matratze sinken. Sein Herz pochte wie wild und sein Atem ging auch schnell. Jetzt brauchte<br />

er erst mal eine Dusche...<br />

=/\= Brücke, 0922 =/\=<br />

Daniel saß im Sessel des COs, da sich Lars in seinen Bereitschaftsraum zurückgezogen hatte und<br />

irgendetwas vorbereiten wollte, das er vor seinem Ersten Offizier noch geheim halten wollte. Eine<br />

dampfende Tasse Kaffee stand auf dem Tischchen vor dem Sessel und erfüllte den Kommandoraum<br />

mit einem angenehmen Duft. Jetzt war es wirklich ein Kommandoraum, da die gesamten<br />

Antriebkontrollen hierher transferiert worden waren. Eigentlich gab es schon viel Platz auf der<br />

Brücke, doch durch die zusätzlichen Apparate und Konsolen, die von Julian installiert worden<br />

waren, war der Platz ein wenig beengt worden. Nun, es war ja kein Dauerzustand. Das ganze<br />

Schauspiel sollte nur so lange fortgeführt werden, bis der Spion dingfest gemacht werden konnte.<br />

Aber dazu musste er erst mal gefasst werden...<br />

Ein leises Stöhnen drang von der Navigationsstation nach hinten. MacIver, der Navigator, stützte<br />

sich schwach auf die Kontrollflächen und ließ seinen Kopf hängen.<br />

„Was ist mit ihnen, Johnathan?“, fragte Daniel und stand auf.<br />

„N-nichts... mir ist nur...“<br />

Weiter kam er nicht, da sein Kopf auf die Kontrollen fiel und diese eine Notabschaltung der<br />

Schaltflächen auslösten.<br />

„Medizinischer Notfall auf der Brücke!“, rief Sheridan in das Komgitter an der Decke und stürmte<br />

nach vorne. James MacFadden, der neue taktische Offizier und Toni Columbi, der immer noch die<br />

Aufgaben des OPS übernahm, bis ein geeigneter Ersatz zur stelle war, kamen ebenfalls nach vorne<br />

gelaufen und halfen dem XO, den bewusstlosen Navigator von der Konsole zu heben.<br />

„Was ist mit ihm?“, fragte der TAC, während Toni ein Medikit aus einem kleinen Staufach unter<br />

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den Kommandositzen holte und MacIver mit dem medizinischen Tricorder scannte.<br />

„Er hat sich ebenfalls mit dem Virus infiziert“, antwortete Toni und leitete einen Nottransport auf<br />

die Krankenstation ein.<br />

„Aber wie kann das sein? Wir haben das Virus doch aus dem Replikatorsystem entfernt!“<br />

„Vielleicht hatte er noch etwas repliziert, bevor das System wieder sauber war?“, warf James ein.<br />

„Schlechte Idee. Computer: Steuerungsautomatik aktivieren!“<br />

Mit einem Piepen bestätigte die Maschine den Befehl und hielt die <strong>Sentinel</strong> damit automatisch auf<br />

Kurs.<br />

„Wir brauchen einen neuen Navigator“, murmelte Sheridan und studierte die Crewliste.<br />

Ein Name der Gamma-Schicht stach ihm ins Auge. Es handelte sich um einen Ensign, der frisch<br />

von der Akademie gekommen war. Er war auf die <strong>Sentinel</strong> versetzt worden, als sie noch zur<br />

Überholung und Aufrüstung auf Utopia Planitia gelegen war. Seine Leistungen waren hervorragend<br />

und er war sicher für den Alpha-Posten gut geeignet.<br />

„Ensign Colin Stuart: bitte melden sie sich auf der Brücke!“<br />

Eine überrascht und etwas verschlafen klingende Stimme bestätigte den Befehl.<br />

Wenig später stand der Ensign vor ihm. Er hatte erst – genau wie alle anderen, die die Brücke<br />

betreten wollten – einen Bluttest machen müssen und rieb sich deswegen den Arm. Ein wenig<br />

verwundert blickte Colin den Ersten Offizier an.<br />

„Ensign Stuart: auf Grund ihrer guten Leistungen im Dienste der Gamma-Schicht werden sie<br />

hiermit in die Alpha-Schicht versetzt. Sie nehmen den Platz von Lieutenant MacIver ein.<br />

Gratulation, Ensign!“<br />

„Danke, Sir!“, antwortete der sichtlich erstaunte Schotte und nahm Haltung an.<br />

Daniel wies ihm mit einer Handbewegung an, sich an das Kontrollpult zu setzen. Er war gespannt,<br />

wie sich der „Neue“ auf seinem Posten schlagen würde...<br />

=/\= Julian Gartner, CHI der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, =/\=<br />

=/\= Brücke, 10,00 =/\=<br />

So langsam wurde es ihm zu viel. Seit die Hauptkontrollen des Maschinenraums auf die Brücke<br />

verlegt worden waren, glich die Brücke einem altmodischen Rummelplatz. Alle 2 Sekunden<br />

rempelte irgend wer ihn an. Vorhin war er sogar über ein Techkit gestolpert und hatte einen Satz<br />

isolinearer Chips über die Taktische Konsole und den Boden drumherum verteilt.<br />

Irgendwo muss Schluss sein... dachte Julian sich.<br />

In diesem Chaos könnte sich der verdammte Agent mit leichtigkeit durchschmuggeln.<br />

"So!" Julian erhob die Stimme. "Alle Mitglieder des Technischen Korps, die nicht dringend<br />

gebraucht werden, verlassen so schnell wie möglich die Brücke. Für ein paar Stunden werden 4<br />

Mann reichen um alles zu kontrollieren."<br />

Verwundert schauten sich alle zu ihm um.<br />

"Muss ich mich wiederhohlen? Hanx, Ramming, Hemton und Cubec: ihr bleibt hier, der Rest hat<br />

frei sofern ihr nichts zu tun habt, hält sich aber in der Nähe des Maschinenraums in Bereitschaft.<br />

Und jetzt: Ab dafür!"<br />

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Die 4 genannten Techniker gesellten sich zu Julian an die technischen Konsolen, der Rest reihte<br />

sich in eine Schlange am Turbolift ein. Nach wenigen Minuten hatte sich die Aktivität auf der<br />

Brücke von Kirmes auf Kneipennieveau runtergeregelt. Zwar sah es durch die zusätzlichen<br />

Steuerpulte und Kabel etwas unordentlich aus, war aber erträglich.<br />

"Gut gemacht", kam ein Kommentar vom Sitz des Captains her.<br />

Daniel hatte Dienst und auch ihm war das Gewimmel auf die Nerven gegangen.<br />

Julian blickte hinüber zu Daniel:<br />

"Ich hab es nicht mehr ausgehalten. Irgendwo ist Schluss. Wir fünf schaffen das schon eine Zeit...<br />

ähm eine Zeit lang."<br />

Julian hatte gestockt. Irgendwas unter Daniels Sessel hatte ihn abgelenkt. Er versuchte unauffällig<br />

hinzuschaun, konnte aber nichts mehr entdecken.<br />

Wahrscheinlich eine Täuschung... Kein Wunder, ich bin seit 25 Stunden im Dienst. dachte sich<br />

Julian und wandte sich wieder seiner Konsole zu, ohne den Vorfall weiter zu beachten.<br />

Er hatte während der langen Nächte auf der Akademie solche Situationen öfters erlebt, gab nicht<br />

viel darauf und vergaß auch bald was er zu sehen geglaubt hatte.<br />

=/\= Ensign Colin Stuart, CONN/NAV der <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Brücke der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.029, 0930 =/\=<br />

Eine anstrengende Gammaschicht, die nicht weniger turbolent gewesen war als die Alphaschichten,<br />

lag hinter Ensign Colin Stuart. Demzufolge war er nach Beendigung der Schicht sofort ins Bett<br />

gesunken und in einen fast todesähnlichen Tiefschlaf gefallen. Doch die Ruhe sollte schnell vorbei<br />

sein, denn schon tönte es aus dem Kommunikatorsystem:<br />

"Ensign Colin Stuart, bitte melden Sie sich auf der Brücke!" - "Au, verstanden, Sir!", antwortete der<br />

Fähnrich, der sich im Halbschlaf beim Aufrichten den Kopf angehauen hatte. Was zum Henker<br />

konnte man quasi mitten in der Nacht von ihm wollen?, überlegte er,'immerhin war seine Schicht<br />

doch beendet.<br />

Doch es half nichts, denn Befehl war schließlich Befehl und so schälte sich der Ensign aus der<br />

Bettdecke, warf sich in Windeseile in seine Uniform und begab sich im Eiltempo auf die Brücke.<br />

Auf der Brücke wurde er vom XO der <strong>Sentinel</strong> empfangen, der ihn darüber aufklärte, dass er nun ab<br />

sofort in der Alphaschicht als NAV Dienst zu tun hätte, weil der bisherige Navigator aufgrund<br />

dieses Virus' bis auf weiteres ausfallen würde. Colin wußte nicht, wie ihm geschah, begab sich aber<br />

anweisungsgemäß an seine Kontrollkonsole und nahm seinen Dienst auf.<br />

Wie es sich für einen guten Offizier gehört, führte er gleich eine Ebene-4-Diagnose des<br />

Reaktionskontrollsystems (RKS) durch, denn bei dem momentan herrschenden Chaos war es<br />

durchaus möglich bzw. sogar sehr wahrscheinlich, dass sich dieser verdammte Spion wieder<br />

irgendeinen Sabotageakt erlauben würde. Mit dem RKS konnte man zumindest einigermaßen<br />

computergesteuerte Vorgänge überbrücken und den zu erwartenden Schaden in Grenzen halten.<br />

Zwar hatte der Captain alle Kommandofunktionen auf die Brücke übertragen, aber man wußte ja<br />

nicht, auf was für Ideen der Spion kommen würde. Noch schien alles in Ordnung zu sein, doch man<br />

wußte ja nie. Und der Spion hatte sich in der Vergangenheit als gerissen erwiesen. Doch Colin<br />

zweifelte keinen Augenblick daran, dass der Spion es trotz Bluttest und sonstigen<br />

Vorsichtsmaßnahmen auch schaffen könnte, bis auf die Brücke vorzudringen. Er beschloß daher,<br />

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ganz besonders wachsam zu sein und die Augen stets offen zu halten. Vorsichtshalber sah er sich<br />

von seiner Station aus auf der Brücke um, konnte aber außer Reparaturvorgängen nichts Auffälliges<br />

entdecken. Colin hatte zwar gedacht, unter dem Sessel des Captains habe sich etwas bewegt, doch<br />

beim zweiten Blick war da nichts mehr zu sehen, weshalb Colin seinen Blick vom Sessel abwandte<br />

und sich wieder seinen Aufgaben widmete.<br />

= /\ = Ens. Vorin Sermak, SCI der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> = /\ =<br />

= /\ = DSZ 2407. 028, 18:03 Uhr Arrest = /\ =<br />

Vorin saß nun seit einiger Zeit im Arrest, weil er gegen den falschen Lars gemeutert hatte. Er wusste<br />

aber, dass der echte Lars wieder an Bord war. Ein wenig verwunderte es ihn schon, dass man ihn<br />

nicht befreite, aber er glaubte fest daran, dass es dafür eine logische Erklärung geben musste.<br />

Möglicherweise hatte Lars noch mit seinem Doppelgänger zu tun, und hatte deshalb noch nicht<br />

seine Freilassung befohlen. Trotzdem fragte Vorin vorsichtig bei seiner Bewachung nach, ob man<br />

nicht mal bei Lars anfragen könne, was denn nun los wäre mit ihm und seiner Freilassung. Zu<br />

Vorins Verwunderung wurde seiner Bitte sofort Folge geleistet.<br />

= /\ = 40 Minuten später = /\ =<br />

Langsam wurde Vorin unruhig. Es musste eine Ewigkeit her sein, dass er Lars kontaktieren ließ, um<br />

nach seiner Freilassung zu fragen. Aber hatte Lars sich etwa bequemt, einen kurzen Satz ins Comm<br />

System zu sprechen? Nein! Es half auch nichts, Brian mit logischen Argumenten zu beschwätzen,<br />

ihn freizulassen. Sowenig er die Befehle von Lars oder einer anderen Führungsperson zu schätzen<br />

wusste, so genau hielt er nun die Protokolle ein, und ließ das Kraftfeld um Vorins Zelle nicht fallen.<br />

Vorin konnte es nicht glauben, dass man ihn einfach so in der Zelle sitzen ließ, denn immerhin war<br />

er einer der Führungsoffiziere.<br />

Endlich öffnete sich die Tür, und Mary Mangnus trat herein. Sie übergab Brian ein Padd, woraufhin<br />

dieser das Kraftfeld fallen ließ, und Vorin in die Freiheit entließ. Vorin verließ zusammen mit der<br />

aktuellen Chief Counsellor den Arrest. Er fragte, warum er denn so lange im Arrest hat sitzen<br />

müssen:<br />

„Warum hat es denn bitte so lange gedauert, bis man mich da raus geholt hat? Lars muss doch<br />

mindestens eine Stunde wieder an Bord sein.“<br />

„Naja, ich fürchte ihm ist ein all zu menschlicher Fehler unterlaufen…“, antwortete Mary.<br />

„Was für ein Fehler denn?“<br />

„Naja, ich hoffe, dass du es Lars nicht zu übel nimmst, aber er hatte schlicht und einfach vergessen,<br />

dass du noch im Arrest gesessen hast.“<br />

„Wie? Er hatte vergessen, dass ich noch im Arrest sitze? Das kann doch nicht wahr sein. Ich bin<br />

doch immerhin ein Führungsoffizier! Das muss man doch merken, wenn so jemand fehlt!“,<br />

erwiederte Vorin, der sehr verwundert, ja fast ein bischen beleidigt war.<br />

„Wenn ich gleich auf die Brücke komme, dann werde ich Lars was erzählen…“, fügte er noch<br />

hinzu.<br />

174


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Mary musste ihn zurückpfeifen:<br />

„Ähm, ich fürchte, dass das erst einmal nichts wird. Lars hat gesagt, du sollst dich in deinem<br />

Quartier erst mal ein wenig ausruhen. Für den Rest des Tages hast du frei.“<br />

Mit diesen Worten verabschiedete Mary sich von Vorin, und ging ihres Weges.<br />

Vorin blieb der Mund offen stehen. Was sollte das denn schon wieder. Er war doch nicht<br />

ruhebedürftig. Er hatte doch nur in der Zelle gesessen, und sich dort nicht gerade verausgabt. Und<br />

nun sollte er in sein Quartier gehen. Da hätte man ihn auch gleich in der Zelle sitzen lassen können.<br />

Da hätte er genauso viel genutzt, wie in seinem Quartier. Vorin, der ja normalerweise die Ruhe in<br />

Person war, hatte mittlerweile doch große Mühe sich zu beherrschen, denn die unterdrückten<br />

Emotionen in seinem tiefsten Inneren wurden immer stärker, und versuchten sich ihren Weg an die<br />

Oberfläche zu bahnen.<br />

= /\ = Vorins Quartier, 19:30 Uhr = /\ =<br />

Seit einer halben Stunde saß Vorin nun in seinem Quartier, und versuchte seine Emotionen zu<br />

bekämpfen. Die Wut im inneren hatte sich mittlerweile in Verbitterung gewandelt. Doch es war der<br />

Zeitpunkt gekommen, da er es nicht mehr alleine in seinem Quartier aushielt. Er entschloss sich<br />

dazu, entgegen der Order sich im Quartier auszuruhen, ins Casino zu gehen, um etwas zu essen.<br />

Möglicherweise würde er so auf andere Gedanken kommen. Außerdem hatte Mary nichts davon<br />

gesagt, dass er auf sein Quartier beschränkt wäre. Er sollte sich lediglich dort ausruhen. Vorins<br />

Meinung nach hatte er nun genug Ruhe gehabt. Und selbst wenn nicht. In diesem Moment war es<br />

ihm egal, wenn er möglicherweise etwas tun würde, was Lars missfallen könnte. Sollte er ihn doch<br />

wieder in den Arrest stecken, und dort vergessen. Dort würde er wenigstens nicht so herumsitzen<br />

und wissen, dass er ja eigentlich etwas tun könnte. Also machte er sich auf.<br />

= /\ = Casino, wenig später = /\ =<br />

Im Jim´s war wenig Betrieb. Etwa 10 Crewmitglieder saßen insgesamt an den Tischen. Vorin fragte<br />

den Barkeeper, warum so wenig los wäre. Er bekam als Antwort, dass fast alle Crewmitglieder mit<br />

Vorbereitungsarbeiten bezüglich des Treffens mit Spezies 8472 eingespannt wären. Genau das war<br />

es, was Vorin nicht hatte hören wollen, denn durch diese Worte wurde ihm wieder vor Augen<br />

geführt, dass er als Führungsoffizier keine anständige Aufgabe zugeteilt bekommen hatte. Er stapfte<br />

an einen freien Tisch, und setzte sich angefressen hin. Er stocherte in seiner Mahlzeit herum, die er<br />

sich von der Bar mitgenommen hatte. In diesem Moment glaubte er, dass er Ssianha ihre Gedanken<br />

nachempfinden konnte. Diese Ignoranz ihr gegenüber, die sie immer beklagt hatte, schien nun ihn<br />

zu treffen. Nach einiger Zeit setzten sich einige Crewmen an einen freien Tisch neben ihn. Offenbar<br />

war bei ihrer Arbeit etwas schief gelaufen, wofür man ihn ordentlich den kopf gewaschen hatte.<br />

Jedenfalls schloss Vorin darauf, denn alle schimpften übel auf ihren Vorgesetzen, der angeblich<br />

nicht Recht hatte.<br />

Für Vorin war diese Gruppe aber genau das Richtige, um seinen Frust loszuwerden. Er setzte sich<br />

an Tisch der Gruppe, und fragte, was denn bei ihnen passiert wäre. Sie sagten ihm, dass sie alle von<br />

ihrem Vorgesetzten von der Arbeit entlassen worden wären, weil sie einen lokalen Computerabsturz<br />

bei ihren Arbeiten verursacht hätten. Und das obwohl sie nur das gemacht hatten, was man ihnen<br />

aufgetragen hatte.<br />

175


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Das ist ja alles schön und gut, aber mich hat es ja wohl viel schlimmer erwischt. Ich habe wegen<br />

angeblicher Meuterei im Arrest gesessen, und bin dann, als herauskam, dass ich Recht hatte einfach<br />

so von unsrem herrlichen Captain in der Zelle vergessen worden. Es hätte doch jedem auffallen<br />

müssen, dass ich gefehlt habe. Hätte ich doch bloß heute Nachmittag auf der Brücke mein Maul<br />

gehalten.“<br />

Vorin merkte nicht, dass er während er redete immer lauter wurde, so dass ihm mittlerweile das<br />

Casino zuhören konnte, was es auch tat. Er echauffierte sich lautstark über die Unfähigkeit von<br />

Lars, und zweifelte in einem Ansturm von Aggression sogar an, dass Lars in der Lage wäre das<br />

Schiff durch die Verhandlungen zu führen. Entsetzt wurde er von den Tischnachbarn und den<br />

anderen Besuchern des Casinos angesehen.<br />

Vorin hielt kurz inne, und bemerkte erst jetzt, wie laut er geworden war. Zwar bereute er die<br />

Lautstärke, mit der er seine Reden geschwungen hatte, nicht aber den Inhalt derer. Er war einfach zu<br />

erregt, um sich für den Inhalt der Worte zu schämen, oder sie gar zurückzunehmen.<br />

„Es kann ruhig jeder erzählen, was ich hier gesagt habe!“, setzte Vorin sogar noch einen drauf,<br />

bevor er stampfend das Casino verließ.<br />

= /\ = Quartier, einige Zeit später = /\ =<br />

Vorin dachte über das nach, was er getan und gesagt hatte. Mittlerweile hatte er sich wieder<br />

beruhigt, und die Kontrolle über sich wiedererlangt. Er hatte Dinge gesagt, die ein Offizier niemals<br />

hätte sagen dürfen, vor allem über den Captain. Er hoffte nur, dass niemand es sich zu Herzen<br />

nehmen würde, dass er gesagt hatte, dass jeder es herumerzählen könne, was er gesagt hatte. Was<br />

für ein Beispiel wäre er denn dann für die Leute, die ihm untergeben waren. In diesem Moment<br />

beschloss er, die Sache wieder einigermaßen geradezubiegen, indem er morgen zu Lars gehen<br />

würde, und ihm zu gestehen, was er getan hatte, bevor Lars es von jemand Anderem erfahren<br />

würde. Dass er für seinen Auftritt möglicherweise Konsequenzen zu tragen hatte, war ihm durchaus<br />

bewusst, aber er war bereit, diese auf sich zu nehmen.<br />

=/\= Cpt. Bring, CO <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Bereitschaftsraum, 2407.029 0930 =/\=<br />

Seufzend lehnte ich mich im Stuhl zurück.<br />

„Du weißt also nicht um was für eine Flüssigkeit es sich da handelt, Brian?“<br />

Connel schüttelte den Kopf und schaute mich enttäuscht an. Anscheinend dachte er, dass er nun<br />

keine größere Aufgabe von mir zugeteilt bekommen würde.<br />

„Was kannst du mir sonst über den Anschlag berichten?“<br />

„Nicht viel, es hätte eigentlich jeden treffen können. Ich werde jedoch das Gefühl nicht los, dass<br />

man es auf dich abgesehen hatte. Leider ist von der Bombe nicht viel übrig geblieben, so dass ich<br />

dir nicht sagen kann, wie sie Ausgelöst worden ist.“<br />

Ich drehte mich vom Fenster zu Brian und schaute ihn an.<br />

„Gute Arbeit Brian. Du hast mir gezeigt, dass ich auf dich als Mitglied dieser Crew vertrauen kann.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Vielleicht schaffst du es irgendwann, zum Sicherheitchef befördert zu werden, genau wie Michael.“<br />

Brians Augen fingen an zu leuchten und man konnte ganz genau erkennen, dass er stolz war, dass<br />

ich ihn schon fast mit Michi auf eine Stufe stellte. Als ich mir diese Augen noch einmal genauer<br />

anschaute, wurde mir klar, dass nur der echte Brian Connel so empfinden konnte.<br />

„Brian, ich habe eine Aufgabe für dich: dies ist der einzige Raum auf der <strong>Sentinel</strong>, von dem man<br />

ohne große Umstände auf alle Systeme der <strong>Sentinel</strong> zugreifen kann. Ich möchte, dass du von hier<br />

aus das Computersystem so sicher wie möglich machst. Ich will, dass nur noch die Mitglieder der<br />

Alphacrew wissen, wie sie an die Daten heran kommen können. Gib dein Bestes!“<br />

Mit diesen Worten stand ich auf und ging in Richtung Tür. Neben Brian blieb ich kurz stehen und<br />

blickte ihn an.<br />

„Lars, was macht dich so sicher, dass ich nicht der Spion bin?“<br />

„Sagen wir so: ich hab es in deinen Augen gesehen. Du hast mein vollstes Vertrauen, Brian.“<br />

Ich klopfte ihm kurz auf die Schulter und verließ dann den Besprechungsraum.<br />

=/\= Brücke =/\=<br />

Als ich die Brücke betrat, bekam ich einen Schock. Überall lag technisches Equipment herum und<br />

ich kam mir vor, als würde das Schiff in der Werft neu zusammengesetzt werden.<br />

„Was ist denn hier los“, fragte ich in die Runde und alle schauten mich verwundert an.<br />

„Julian hat den Maschinenraum mit auf die Brücke gebracht“, nuschelte Daniel vor sich hin.<br />

Ich bahnte mir meinen Weg durch das Zeug, was am Boden lag und setze mich dann neben Daniel.<br />

Daniel schien nicht ganz glücklich darüber zu sein, wie es hier auf der Brücke aussah und lehnte<br />

sich zu mir herüber.<br />

„Lars, das kann so nicht weiter gehen. Selbst wenn man hier nur mit dem Bluttest reinkommt, das<br />

ganze Gerümpel hier braucht doch kein Mensch, oder? Sag du es mir, du kennst den<br />

Maschinenraum besser als ich.“<br />

Ich schaute mich um und lehnte mich dann wieder zu Daniel.<br />

„Ich denke du hast Recht, Julian hat es ein bisschen übertrieben, ich werd ihm gleich sagen, dass er<br />

aufräumen soll. Schließlich sind wir hier auf dem modernsten Forschungsschiff der Flotte, er hat,<br />

wenn mich nicht alles Täuscht, auch ohne diese ganzen Geräte vollen Zugriff auf den<br />

Maschinenraum. Aber da ist noch was: wer sitzt da bitte an der NAV/CONN? Wo ist MacIver, der<br />

sollte doch nun eigentlich Dienst haben, oder nicht?“<br />

„Ihn hat auch der Virus erwischt, aber ich denke, er wird der Letzte sein. Ich habe alle<br />

Crewmitglieder angewiesen, replizierte Lebensmittel sofort zu vernichten, sofern sie noch vor<br />

diesem Vorfall repliziert worden sind. Der junge Herr, der uns nun navigiert, ist Ensign Colin<br />

Stuart. Er hat sich schon in der Gamma-Schicht recht gut benommen und zeigt auch während der<br />

Übungen immer wieder, dass er das Schiff unter Kontrolle hat.“<br />

Ich nickte kurz und stand dann auf. Plötzlich jedoch spürte ich etwas unter meinem Fuß. Ohne<br />

jedoch genauer drauf zu achten Stütze ich mein volles gewicht auf das, was da unter mir lag und<br />

hörte dann ein leises knacken.<br />

Im selben Moment schaute Julian sich seine Uniform an und merkte, dass sein Kommunikator<br />

fehlte.<br />

„Tja Julian, das war er dann wohl.“<br />

Ich bückte mich und hob die Stücke auf, doch schnell wurde mir klar, dass dies kein normaler<br />

Kommunikator war. Das gesamte Innenleben fehlte und so schnell wie ich das erkannte, zerfloss er<br />

auch in meinen Händen zu einer goldgelben Flüssigkeit, die blitzschnell durch den Boden der<br />

Brücke sickerte.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Alle schauten mich verwundert an.<br />

„Denkst du das Selbe wie ich denke, Lars?“, fragte Daniel leicht geschockt.<br />

„Sofern du gerade an einen Formwandler gedacht hast, denke ich das Selbe wie du. Computer,<br />

sofort ein Kraftfeld der Ebene 10 um das gesamte Brückendeck errichten!“<br />

Der Computer bestätigte meinen Befehl mit einem Piepen.<br />

„So ein Mist, dass wir da nicht schon früher drauf gekommen sind! Gut ab sofort ergeht folgende<br />

Order: nur noch die Alpha-Crew darf die Brücke betreten! Außerdem sind alle und ich meine<br />

Wirklich alle Gegenstände, die irgendwie imitiert werden könnten, in den Quartieren zu lassen! Ich<br />

will euch hier nur noch in eurer Uniform sehen!“<br />

„Und was ist, wenn er auch die nachahmt, Sir?“ kam die frage von Colin, der sichtlich geschockt<br />

über die neue Erkenntnis war.<br />

„Ein guter Einwand, Lars“, erwiderte Daniel, „wir können ja schlecht nackt über das Schiff laufen.“<br />

„Ihr habt Recht. Gut, dann wird ab sofort jeder einen Riss in seine Uniform machen. Damit werden<br />

wir ihm, denke ich, die Schmerzen zufügen, die es braucht, um es aus seiner Form zu bringen.<br />

Haben wir uns verstanden?“<br />

Jeder nickte mir zu und sofort legten alle ihre Kommunikatoren ab.<br />

Im selben Moment öffnete sich der Turbolift und James McFadden, unser neuen TAC, betrat die<br />

Brücke. Ohne ein Wort zu sagen ging ich zu ihm und riss ihm den Kommunikator von der Brust.<br />

Der junge Ensign war sichtlich überrascht und schaute noch verdutzter, als ich auf den<br />

Kommunikator trat.<br />

„Hätte ich mir auch denken können, der selbe Trick zweimal ist selbst für ihn nicht würdig. James,<br />

lass dich von Julian über neuen Bestimmungen aufklären. Daniel, komm bitte mit in die<br />

Besprechungslounge.“<br />

=/\= Besprechungslounge =/\=<br />

Ich setze mich auf den erstbesten Stuhl und schaute meinen Ersten Offizier an.<br />

„Daniel, kannst du mir sagen ob du oder D’Shran auch diese ständige Präsenz von etwas uns<br />

fremden spüren?“<br />

Daniel setzte sich mir gegenüber und schaute mich an.<br />

"Ich selbst spüre nichts und auch D’Shran spürt nichts. Er hätte mich schon längst informiert. Aber<br />

ich hatte gestern einen merkwürdigen Traum. Es schien mir, als würde 8472 real hinter mir stehen.“<br />

Ich nickte und atmete dann tief durch.<br />

„Sie sind nah, das spüre ich. Es wird bestimmt nicht mehr lange dauern. Aber am besten erwähnen<br />

wir kein Wort über unseren Spion an Bord, dies würde die Verhandlungen nur zu Nichte machen.<br />

Wir haben soweit wieder alles im Griff und der Spion hat keine Chance mehr, irgendetwas zu tun.<br />

Brian programmiert gerade das Computersystem so um, dass er gegen jeden Hacker gesichert ist.<br />

Ich denke, das sollte reichen.“<br />

Daniel nickte ebenfalls und gemeinsam gingen wir zurück auf die Brücke. Es gab noch viel<br />

vorzubereiten, bevor 8472 nun doch endlich Kontakt mit uns aufnahm. Es galt, den Spion in eine<br />

kleine Ecke zu drängen und ich war auf Ideen meiner Mannschaft gespannt, wie wir das<br />

bewerkstelligen konnten. Außerdem war da noch das Problem mit Angi, das Mary hoffentlich schon<br />

am lösen war.<br />

=/\= Cmdr. Troi, Counselor, U.S.S. <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Krankenstation, SD 2407.029, 0930 Uhr =/\=<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Nun halte doch endlich mal still“, nörgelte Toni und versuchte Troi`s Verspannungen im Hals-<br />

Nackenbereich zu behandeln.<br />

„Das alles wäre gar nicht nötig, wenn ich in meinem Quartier hätte übernachten können, wie ich es<br />

wollte. Aber ihre Vertretung hat ja drauf bestanden, dass ich auf diesem dämlichen Biobett<br />

nächtige“, antwortete Troi sauer, müde und verspannt.<br />

„Das ist eine völlig korrekte Vorgehensweise bei einer Gehirnerschütterung, wie du sehr wohl<br />

weißt“, erwiderte der CMO und schnaufte als Troi sich zur aufgehenden Tür umdrehte.<br />

„Counselor, bitte sagen sie ihr sie soll ruhig sitzen bleiben!“, bat er Magnus, die soeben lächelnd die<br />

Station betreten hatte.<br />

„Ich will hier raus!“ rief Troi ihr gleichzeitig zu.<br />

„Sobald ich dich behandelt habe, werde ich dich eigenhändig vor die Tür setzen“, nuschelte Toni.<br />

„Das hab ich gehört!“ sagte die Commander und sah ihn scharf an.<br />

„Gut“, erwiderte der grauhaarige Arzt nur und setzte dann still seine Arbeit fort.<br />

„Wie ich sehe geht es dir schon besser“, ergriff nun Mary Magnus das Wort.<br />

„Mir geht es hervorragend. Aber der glaubt mir ja nicht. Den Andern hat er gehen lassen und das<br />

ohne Nachuntersuchung! Das hätte es in meiner Krankenstation nie gegeben!“.<br />

Toni schnaufte erneut „DER Andere ist der erste Offizier und der lässt sich genauso wenig hier<br />

festnageln wie Lars oder du. Ein Kindergarten ist leichter zu behandeln als die 3 von der Brücke.<br />

Sein Vorteil allerdings war, dass er im Gegensatz zu dir noch weis wer er ist und wo er ist,“ meinte<br />

Toni und nahm den Laborbericht von seiner Assistentin entgegen.<br />

Troi sprang unterdessen von der Liege herunter „wenigstens weis ich warum mein Gedächtnis mich<br />

im Stich lässt. Wissen sie es bei sich auch?“<br />

Toni sah sie erstaunt an „woher weist du, dass ich manchmal Gedächtnislücken habe?“<br />

Troi runzelte die Stirn „ich weis nicht... es war einfach da.“<br />

„Interessant“, meinten Mary und Toni gleichzeitig.<br />

„Ihr geht mir auf den Keks. Ich bin kein Versuchskaninchen sondern Arzt und Counselor. Ich weis<br />

sehr wohl was zu tun ist.“ Mit diesen Worten machte sie sich auf den Weg zur Tür.<br />

„Verdammt noch mal, was glaubst du was du da tust?“ fragte Toni und hielt sie sanfter am Arm als<br />

er klang.<br />

Troi entfernte seine Hand langsam von ihrem Arm und sah ihm grinsend in die Augen „Wenn ich<br />

mich recht erinnere, hatte sie grade gesagt, dass „die drei von der Tankstelle“ sich nichts sagen<br />

lassen. Wenn der Xo geht, dann geh ich auch.“<br />

Und so war es dann auch.<br />

„Ich erwarte dich spätestens heute Abend hier zum check. Wenn du Kopfschmerzen bekommst leg<br />

dich hin und mach ne Pause“, rief Toni ihr nach.<br />

„Ja ja“, sagte Troi nur ehe sie ums die ecke war.<br />

=/\= Auf den Gängen der <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

Troi ging die ersten Schritte ihrer Neugewonnenen Freiheit in einem recht zügigem Tempo – bis ihr<br />

auffiel, dass sie sich überhaupt nicht auskannte.<br />

„Und? Wo soll es nun hingehen?“ fragte eine ihr bereits bekannte Stimme hinter ihr.<br />

„Ich lauf jetzt solange im Kreis bis mir einfällt wo mein Quartier ist“, erwiderte Angi.<br />

„Gut, dann muss ich weniger arbeiten und weis gleich wo ich dich finde“, meinte Magnus.<br />

Troi drehte sich um und sah ihrer, momentan so fremden, Freundin in die Augen „ha ha“.<br />

Mary Magnus lächelte nur und drehte sie an den Schultern herum und schob sie vorwärts.<br />

„Ok, dann arbeite ich eben. Unsere erste Sitzung findet im Casino statt“.<br />

Troi sah sie verdutzt an „was wollen wir denn da? Wir sollten eher in meinem Quartier anfangen“.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Ich habe Hunger und dort gibt es das beste Essen. Außerdem sind wir mit jemandem verabredet“,<br />

wurde sie aufgeklärt.<br />

Angi fühlte sich auf einmal sehr unwohl. Eigentlich fühlte sie sich noch nicht bereit irgendwelche<br />

Verabredungen zu haben.<br />

Ihre Stellvertreterin, die auf Grund ihrer betazoidischen Herkunft dies sofort mitbekam reagierte<br />

schnell und somit ehe Troi dagegen Einwand erheben konnte.<br />

„Ich werde auf der Brücke erwartet und ich habe noch 2 Klienten heute Vormittag. Du wirst die<br />

beiden mögen und sie passen für mich auf, dass du nicht ohne mich in dein Quartier gehst.“<br />

Troi rollte die Augen „Ich bin Counselor, ich weiß wie man mit plötzlich auftretenden Erinnerungen<br />

umgeht. Es wird mich schon nicht umhauen wenn es passiert.“<br />

„Du weist wie du als Counselor mit den Gefühlen und Erinnerungen deiner Klienten umgehen<br />

kannst und du kannst sie anleiten gut damit umzugehen und nicht überrollt zu werden – ja. Aber es<br />

ist immer etwas anderes wenn es einen selbst betrifft... und das weist du sehr genau“, hielt sie ihr<br />

einen Vortrag.<br />

„Bla bla bla“, erwiderte Angi nur und trottete Magnus hinterher, welche soeben die Casinotür<br />

erreicht hatte.<br />

„Du wirst Gelegenheit haben dich zu erinnern. Die beiden stehen dir ziemlich nahe. Mary, die<br />

Freundin von Lars und Jason, ihr kleiner Bruder.“<br />

Troi nuschelte etwas Unverständliches und bestellte einen Schokokuchen mit Marzipanröschen<br />

drauf.<br />

=/\= Garten Eden, 10.55 Uhr =/\=<br />

Die krankgeschriebene Counselor betrachtete sich die Pflanzen ganz genau. Die unterschiedlichsten<br />

Variationen von den unterschiedlichsten Welten blühten in diesem Arboretum mehr als sie es<br />

jemals in freier Natur gesehen hatte.<br />

„Du gibst den Pflanzen sehr viel Liebe, das sieht man“, meinte Angi zu Lars`s Freundin Mary,<br />

welche daraufhin leicht errötete.<br />

„Es ist, als wären das meine Kinder. Nein, eher.. als wäre ich der Captain und das wäre meine<br />

Crew“, antwortete diese.<br />

„Sieh mal Angi, hier ist es... hier hatten wir das Grillfest“, rief Jason herüber, der auf einer kleinen<br />

Grünfläche nahe eines Teiches zum Stehen gekommen war.<br />

Sie lächelte ihn an. Er war ein süßer junger Mann und Mary eine nette Frau. Sie konnte sich schon<br />

irgendwo vorstellen, warum sie zu ihrem Freundeskreis gehörten. Das Gefühl der Vertrautheit hatte<br />

sie zwar nicht gerade, aber sie fühlte sich auch nicht völlig fremd. Sie konnte es nicht beschreiben.<br />

Die krankgeschriebene Counselor setzte sich neben Jason ins Gras und versuchte sich zu erinnern.<br />

Aber es kamen weder Bilder noch Gefühle in ihr auf. Komm schon... dachte sie und versuchte es<br />

noch einmal. Aber das Einzige was passierte war, dass ihr unheimlich kalt wurde und ihre<br />

Kopfschmerzen meldeten sich. Sie kniff die Augen zusammen und schüttelte leicht den Kopf.<br />

„Tut mir leid Jason, ich kann mich nicht daran erinnern.“<br />

Jason`s Blick wurde für einen Moment traurig, dann aber begann er zu strahlen. „Das macht nichts,<br />

wir gehen einfach weiter. Wir können in unser Quartier gehen und dann schauen wir Bilder an die<br />

ich auf Betazed gemacht habe.“<br />

Troi erschien der Gedanke als hervorragend. Natürlich war das ein großer Schritt, aber Magnus<br />

hatte ihr ja nur verboten ihr Quartier zu betreten, nicht aber alte Bilder zu betrachten.<br />

„Das würde ich sehr gerne tun“, antwortete sie voller Vorfreude.<br />

„Ich denke damit hat es noch ein wenig Zeit“, mahnte Lars Freundin. „Ich habe genaue<br />

Anweisungen von Mary bekommen was wir tun können und was noch zu viel ist. Und Bilder<br />

betrachten gehörte eindeutig zur verbotenen Kategorie. Ich würde lieber noch ein wenig übers<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Arboretum laufen und ein paar Schiffsdecks zeigen, damit du erst mal die Umgebung neu kennen<br />

lernen kannst“.<br />

Angi schnaufte... was um alles in der Welt erlaubte sich Magnus hier eigentlich? Sie war kein<br />

Invalide, aber momentan kam sie sich vor wie eine Gefangene auf Freigang.<br />

„Liebend gerne, zuvor muss ich aber noch einmal kurz auf die Krankenstation, ich hab leichte<br />

Kopfschmerzen und der Doc meinte ich muss mich in einem solchen Fall ein wenig ausruhen“,<br />

erklärte Angi mitgespielt erfreuter Miene.<br />

„Gut, wir bringen dich hin“, meinte Mary sofort.<br />

Troi dachte schnell nach „nicht nötig, ich kenne den Weg und die Pflanzen warten sicher schon auf<br />

ihre tägliche Pflege“.<br />

„Ja, das ist tatsächlich eine Menge arbeit... bist du sicher, dass du allein gehen willst?“<br />

„Jap, keine Sorge, mir geht es gut genug dafür und falls ich mich verlaufen sollte, was ich nicht<br />

glaube, frag ich einfach den Computer“, erläuterte Angi geschickt und wartete nur noch auf das<br />

Nicken von Mary. Dann verabschiedete sie sich von den Beiden und verließ das Arboretum.<br />

Als sie aus der Türe gegangen war jedoch, lief sie sofort zum nächsten Terminal und lies sich den<br />

Weg zur Brücke anzeigen. Sie hatte die Schnauze gestrichen voll von diesem schonenden Umgang.<br />

Sie war kein Kind und sie war nicht krank. Gut, sie wusste ein paar Dinge nicht mehr, aber war das<br />

ein Grund nicht frei über das Schiff gehen zu können? Was hätte sie als Counselor gemacht? Sie<br />

hätte den Klienten begleitet, ja... aber sie hätte ihn nicht ein – oder ausgesperrt.<br />

--- wenig später ---<br />

Troi betrat den Turbolift, welcher sie zur Brücke bringen sollte und stutzte. Was sollte das denn<br />

sein? Sie betrachtete den Apparat an der Wand und schüttelte den Kopf.<br />

„Also bisschen paranoid sind die hier ja schon“, redete sie vor sich hin, während sie sich selbst eine<br />

Blutprobe entnahm und diese ins Analysegerät steckte. Kurze Zeit später setzte sich der Turbolift in<br />

Bewegung und Troi war gespannt darauf wie die Brücke dieses Schiffes wohl aussah. Als sich die<br />

Türen dann jedoch geöffnet hatten und sie ihre ersten Schritte auf die Brücke getan hatte, war sie<br />

doch sehr verwundert. So hatte sie sich das Ganze nicht vorgestellt.<br />

Mary Magnus drehte sich um und ein erstauntes und leicht gelehriges „was machst du denn hier?“<br />

kam Troi aus ihrem Mund entgegen. Ein junger Mann, der offensichtlich zur Sicherheit gehörte<br />

zielte mit einem Phaser auf sie und rief „ich hab ihn, das muss er sein. Troi ist ja noch<br />

Dienstunfähig!“.<br />

Ein weiterer Ensign stürmte hervor und meinte „geht ja gar nicht, der Turbolift hat ja eine Sicherung<br />

– die Blutprobe“ und zerriss Troi mit diesen Worten einen Teil ihrer Kleidung.<br />

Kurz darauf sprang der Mann, den sie schon als CO kennen gelernt hatte aus seinem Stuhl auf, hob<br />

die Arme und meinte „Ruhe jetzt mal hier! Reißt euch gefälligst zusammen. Mit Kopflosen<br />

Manövern bekommen wir ihn nie“.<br />

Und zur völlig verdutzten Troi gewandt „Angi, schön das du hier bist. Setz dich einen Moment, ich<br />

erkläre dir das Ganze“.<br />

=/\= Julian Gartner, CHI der <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Brücke, DSZ 2407.029, 11:20 Uhr =/\=<br />

Mit einem Anflug von Mitleid beobachtete Julian die völlig verwirrte Angi, die nicht wusste was<br />

um sie herrum geschah. „Angi, schön das du hier bist. Setz dich einen Moment, ich erkläre dir das<br />

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Ganze,“ sagte Lars gerade zu ihr. Und zu Julian gewandt fügte er hinzu:<br />

"Ach und Julian: Sieh zu, dass du den Kram hier von der Brücke schaffst.<br />

So kann das nicht angehen. Unsere Kommandozentrale ist kein Ersatzteillager.<br />

Alle Konsolen hier sind frei programmierbar. Außerdem ist die technische Station hier voll<br />

ausgerüstet."<br />

"Das ist mir auch klar, "antwortete Julian," aber sie ist trotzdem auf die Unterstützung aus dem<br />

Maschienenraum angewiesen. Was glaubst du was hier vorhin los war, als mein ganzes Team<br />

meinte hier rumwuseln zu müssen? Ich versuche seit 2 Stunden die gesamte Technik auf ein<br />

mindestmaß zu reduzieren, aber ich brauche mindestens 2 meiner Leute für die Kontrollen."<br />

"Ok. Aber du schaffst alles hier weg, was du nicht unbedingt brauchst. Der Formwandler findet hier<br />

tausende an Verstecken."<br />

"Formwandler?" kam die Frage von Angi, die inzwischen auf ihrem Sessel platz genommen hatte.<br />

"Das erklär ich dir gleich, Moment." Und an Julian gewandt:<br />

"Geht das jetzt klar?"<br />

"Aye, Sir. Ich tu was ich kann," kam die Antwort von Julian, der einen gestressten Eindruck machte,<br />

sich jedoch seinen 4 Leuten zuwandte und ihnen Anweisungen erteilte. Lars brummte zufrieden und<br />

machte sich daran Angi alles zu erklären.<br />

Julian hingegen packte sich einige Koffer und Gerätschaften auf den Arm und schleppte den Kram<br />

mit Hilfe seiner Männer zum Turbolift.<br />

Eine gute halbe Stunde später war bis auf zwei Zusatzkonsolen, die halt unbedingt nötig waren,<br />

alles weggeräumt und sein Team an Gehilfen auf der Brücke hatte sich reduziert. Inzwischen wies<br />

seine Uniform etliche Risse und Löcher auf und sein, vor lauter Blutabnahmen, blasses Gesicht<br />

wirkte müde. Schließlich hatte er den Turbolift in den letzten Minuten gut zehn mal benutzen<br />

müssen, die Brücke war ja nur für die Alphaschicht zugänglich und er hatte fast allein alles<br />

schleppen müssen.<br />

Er wandte sich gähnend an Lars:<br />

"Du Lars, ich *uäähh* öhm tschuldigung, ich wollte sagen ich brauch mal ne kleine Pause. Ich bin<br />

jetzt seit etlichen Stunden hier am Arbeiten. Ich hau mich aufs Ohr, OK?"<br />

"Ok," sagte Lars. "Ruh dich ne Zeit aus. Bleib aber in Bereitschaft, wenn wir dich brauchen musst<br />

du schnell hier sein."<br />

"Aye *uhää*, Aye Sir. Gute Nacht zusammen," sagte Julian und machte sich auf zum Turbolift.<br />

"Holodeck 2," sagte er zum Computer und der Lift setzte sich in Bewegung.<br />

Auf Deck 3 musste er allerdings umsteigen, da dort der Lift weisungsgemäß nicht weiter<br />

hinunterfuhr.<br />

Als er auf Holodeck 2 ankam wies er den Computer an das Programm Gartner 2/5 zu laden und<br />

betrat den Raum. Er erblickte einen Großen Saal. Von hohen marmorenen Säulen hingen seidene<br />

Vorhänge, die Luft war warm und es roch nach den Feuern, die in bBronzenen Schalen im Saal<br />

standen. Julian, der sich schnell zeitgemäße Kleidung angezogen hatte, trat auf einen Balkon hinaus.<br />

Die warme Mittelmeersonne brannte vom klaren, blauen Himmel. Er blickte von der Kuppe eines<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

der sieben Hügel hinunter auf das geschäftige Treiben vor dem Senatspalast.<br />

Tief atmete er die würzige Luft ein und rief eine der Wachen herbei.<br />

"Sorg dafür das mein Pferd gesattelt wird. Ich mache einen Ausritt. Sag Gaius das er mir ein<br />

Proviantpaket bereitstellen soll. Ich werde Zeit weg sein."<br />

Die Wache verbeugte sich mit einem gemurmelten "Ja, Herr" und verschwand.<br />

Julian warf einen letzten Blick auf die ewige Stadt und machte sich auf den Weg um sich für die<br />

kleine Reise bereit zu machen. Hinter ihm wischte einer der Sklaven die feinen Mosaike des<br />

Bodens....<br />

Wenig später saß er auf einem braunen Hengst und die Torwachen öffneten das Tor für ihn. Er ritt<br />

hinaus, das schwere Proviantpaket hinter sich und machte sich im Eiltempo in Richtung der<br />

mächtigen Stadttore auf. Wo konnte man sich besser entspannen als in den Hügeln weit vor den<br />

Toren Roms.<br />

= /\ = Ens. Vorin Sermak, SCI der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> = /\ =<br />

= /\ = DSZ 3407. 029, 12:03 Uhr, Bereitschaftsraum = /\ =<br />

Vorin stand nun da, vor dem Schreibtisch seines CO, um ihm zu gestehen, was er am Vortag getan<br />

hatte. Zwei Minuten hatte er vor der Tür des Raumes gestanden, bevor er sich überwinden konnte,<br />

den schweren Gang wirklich zu gehen.<br />

Lars sah ihn an und fragte: „Ich habe gehört, dass du mir unbedingt etwas erzählen willst. Worum<br />

geht es denn?“<br />

Vorin wusste, dass es nun an der Zeit war für sein Verhalten gerade zu stehen. Er hoffte nur, dass<br />

Lars das, was er nun von ihm hören sollte nicht schon über irgendwelche Umwege erfahren hatte.<br />

„Ähm, naja. Mir fällt es ehrlich gesagt etwas schwer das zu sagen, was ich sagen will“, begann<br />

Vorin.<br />

„Nur raus damit. Ich beiße doch nicht. So schlimm kann es schon nicht sein, oder?“<br />

„Na ja, dann will ich mal… Wie du ja sicher noch weißt, hast du gestern vergessen, mich aus der<br />

Zelle zu befreien. Als ich dann endlich herausgeholt wurde, wurde mir gesagt, dass ich in mein<br />

Quartier gehen solle.“<br />

„Ja ja, ich weiß und es tut mir leid, dass ich vergessen habe dich zu befreien. Aber ich hatte viel zu<br />

tun. Du weißt schon…“, entschuldigte Lars sich bei Vorin für seine Vergesslichkeit.<br />

„Ja, mir ist mittlerweile klar, dass du bestimmt einen Grund für das Vergessen gehabt hast. Ich bin<br />

auch nicht hier, um mir eine Entschuldigung von dir abzuholen. Wie gesagt, ich bin ja hier, um dir<br />

etwas zu sagen“, erwiderte Vorin.<br />

„OK, nur raus damit!“<br />

„Na ja, was ich sagen wollte…“<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Vorin stockte kurz. Aber es wurde ihm klar, dass es zu spät wäre, einen Rückzieher zu machen, also<br />

nahm er seinen Mut zusammen und beichtete:<br />

„Also gestern, als ich aus der Zelle befreit wurde, war ich etwas gereizt, weil ich es nicht glauben<br />

konnte, dass man mich vergessen hat. Als ich dann gesagt bekam, dass ich in mein Quartier sollte,<br />

war ich, wie soll ich sagen…“<br />

Er machte eine kurze Pause.<br />

„…Ich war ziemlich angepisst. Jedenfalls bin ich dann nach einiger Zeit ins Jim´s gegangen, um auf<br />

andere Gedanken zu kommen, aber irgendwie habe ich dann im Casino die Kontrolle verloren, und<br />

…“<br />

Lars sah ihn ruhig an, und forderte ihn auf, weiterzureden.<br />

„Na ja, ich habe mich eines Führungsoffiziers unwürdig benommen. Ich habe ziemlich<br />

herumgewettert und auch über dich etwas gesagt…“<br />

„Was? Was hast du gesagt?“, fragte Lars freundlich.<br />

„Na ja, ich habe behauptet, dass du nicht in der Lage wärst, das Schiff zu führen.“<br />

Lars schwieg, und bevor er etwas sagen konnte, ergriff Vorin wieder das Wort:<br />

„Ich weiß, dass es ein Fehler war und bin bereit die Konsequenzen für mein Verhalten zu tragen.<br />

Unter keinen Umständen sollte jemand in meiner Position sich zu so etwas hinreißen lassen. Es gibt<br />

nicht wirklich eine Entschuldigung für das, was ich getan habe, aber ich wollte zumindest Mann<br />

genug sein, dir persönlich alles zu gestehen und mich zu entschuldigen, bevor du es über<br />

irgendwelche Ecken und über Gerüchte erfährst.“<br />

Lars sah ihn an und Vorin wartete gespannt auf seine Reaktion. Insgeheim hoffte er, dass er mit<br />

einem blauen Auge davonkommen würde, weil er Lars zumindest selber und ohne Zwang alles<br />

gestanden hatte, aber er sah ein gehöriges Donnerwetter als wesentlich wahrscheinlicher an…<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= An Bord der <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.029, 1305 =/\=<br />

Man konnte schon fast riechen, wie stark die Anspannung an Bord war. Sheridan nutzte einen<br />

Spaziergang durchs Schiff, um über einige Dinge nachzudenken, die in den letzten Stunden<br />

geschehen waren. Auf der Brücke konnte er gerade sowieso nichts tun und Lars hatte die Lage<br />

vollkommen im Griff. Vieles beschäftigte den Texaner: er wusste nicht, wie er mit Vicky, dem<br />

holografischen Avatar der EvenStar umgehen sollte. Zwar hatte Angi eine „Paartherapie“ für ihn<br />

und das intelligente Hologramm vorgeschlagen, aber das war bevor die Counsellor ihr Gedächtnis<br />

verloren hatte. Nein, es musste einen anderen Weg geben, Vicky davon zu überzeugen, dass er nicht<br />

der „Richtige“ für sie war. Bei einer Therapie käme er sich sehr seltsam vor... D’Shran war auch<br />

nicht gerade eine Hilfe; der Mentalsymbiont aus dem Volk der Nightingale verhielt sich seltsam still<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

und ließ ihm nur ab und an wissen, was er gerade dachte. Außerdem erinnerte sich Daniel an die<br />

seltsame Mitteilung, die D’Shran ihm auf der Brücke gemacht hatte: Es ist wichtig, dass du den<br />

Spion findest! Was wusste er? Und warum wollte er ihm das nicht mitteilen?<br />

Und wieso meldet sich plötzlich Aiya? Er war zwar sehr erfreut, dass er endlich ein Lebenszeichen<br />

der ehemaligen Tal’Shiar-Agentin empfangen hatte, aber der Umstand, dass sie gerade jetzt Kontakt<br />

suchte, war mehr als seltsam... zumal sie eigentlich gar nicht wissen konnte, wo er sich aufhielt.<br />

Schließlich war diese ganze Mission streng geheim und nur ein sehr enger Personenkreis wusste<br />

darüber bescheid. Nein, etwas stimmte hier nicht...<br />

Plötzliche Kälte umwehte ihn, als er durch einen Korridor auf Deck 11 wanderte. Eine Nachfrage<br />

beim Computer, ob die Umweltkontrollen ausgefallen waren, brachte ein negatives Ergebnis. Die<br />

künstliche Frauenstimme meldete, dass es immer noch 21 °C überall an Bord waren. Seltsam...<br />

trotzdem fröstelte ihm... ob der Computer eine Fehlfunktion hatte? Er wusste es nicht. Und einen<br />

Tricorder hatte er ebenfalls nicht zur Hand. Erst jetzt war ihm aufgefallen, dass er der einzige im<br />

Korridor war. Gerade eben waren noch einige Crewmen geschäftig durch den Gang gelaufen, jetzt<br />

war er allein. Ebenfalls seltsam...<br />

Er bemerkte wie jemand – oder etwas – versuchte, seine Mentalbarriere zu durchdringen. Etwas<br />

sehr starkes... nicht mal die Rihannsu hatte so starke Kräfte wie dieses Etwas. Fast schon mühelos<br />

brachte es seine geistigen Schilde zu Fall und drang in seinen Geist. Unaufhaltsam durchsuchte es<br />

seine Gedanken, ohne seine Absichten oder seine Herkunft preiszugeben. Es suchte nach etwas, nur<br />

wusste er nicht, was das sein könnte. So plötzlich dieser Angriff auch stattgefunden hatte, so<br />

plötzlich war er auch wieder vorbei und das Etwas zog sich wieder zurück. Aber es hatte etwas<br />

zurückgelassen: pochende Kopfschmerzen!<br />

Sie waren so stark, dass er beinahe auf die Knie gefallen wäre. Außerdem wirkten sie auf sein<br />

Sehzentrum ein, weswegen er plötzlich alles nur noch verschwommen wahrnehmen konnte. Als er<br />

sich zwang, seinen Kopf zu heben, konnte er etwas um die nächste Biegung huschen sehen. Hatte es<br />

eine feste Form? War es vielleicht doch nur ein Crewmitglied? Oder gar der Spion? So sehr es auch<br />

hinter seiner Stirn hämmerte, er stand auf und schleppte sich zur Biegung. Als er um die Ecke lugte,<br />

sah er etwas ziemlich großes im Gang stehen, das ihm den Rücken zuwandte. Langsam klärte sich<br />

Daniels Blick wieder. Er war gespannt, was dieses Ding sein sollte. Doch noch bevor er wieder<br />

scharf sehen konnte, löste es sich vor ihm einfach in Luft auf!<br />

„Sheridan an Brücke: hat soeben ein Transport auf Deck 11 stattgefunden?“, röchelte er, nachdem<br />

er seinen Kommunikator aktiviert hatte.<br />

„Negativ, Sir! Die Sensoren haben nichts entdeckt“, kam es als Antwort.<br />

„Es gab auch keine seltsamen Anzeigen für dieses Deck?“<br />

„Nein, Sir. Auf Deck 11 ist alles in Ordnung“, antwortete der Angesprochene ein wenig ratlos.<br />

„Computer: wurden gerade holografische Programme auf Deck 11 abgespielt, die sich auf die<br />

Holoemitter in den Korridoren ausgeweitet hatten?“<br />

„Es wurden keine Programme abgespielt.“<br />

„Sir?“, fragte der Brückenoffizier, der die Anfrage über den noch geöffneten Kanal mitbekommen<br />

hatte.<br />

„Nichts. Sheridan, Ende.“<br />

Was war nur los mit ihm? War das ganze nur eine Halluzination gewesen, ausgelöst durch die<br />

starken Kopfschmerzen? Der Angriff auf mentaler Ebene war jedenfalls real... Oder hatte er sich das<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

nur eingebildet? Aber woher dann die Kopfschmerzen? War etwas mit D’Shran? Der Nightingale<br />

antwortete ihm nicht, verströmte aber beruhigende Gefühle in ihrem gemeinsamen Geist. So sehr<br />

Sheridan sich auch anstrengte: er konnte keinen Zugang zu seinem Mentalsymbionten finden. Und<br />

es gab auch niemanden, der ihm helfen konnte. Sein alter Mentor war seit einigen Monaten<br />

verschwunden. Daniel konnte nur darauf warten, bis der Nightingale sich ihm anvertraute...<br />

=/\= Ens. James McFadden, TAC <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Brücke, 2407.029, 1300 =/\=<br />

Das hektische Treiben hatte sich zu James´ Freunde etwas beruhigt und der normale Betrieb konnte<br />

wieder aufgenommen werden - wenn man in letzter Zeit in irgendeiner Form von normal reden<br />

konnte.<br />

Der unglückliche Umstand, dass es einen Formwandler an Bord der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> hatte, nagte an<br />

dem Nervenkostüm der gesamten Führungsoffiziere.Aber vielleicht war der Formwandler ja bald<br />

gefangen und man konnte in Ruhe auf die Ankunft von 8472 warten.<br />

Von wo kam der Formwandler eigentlich?<br />

War er vor Abflug schon an Bord gewesen oder war er während des Fluges an Bord gebeamt<br />

worden?<br />

Das wäre ja schonmal interessant zu wissen.<br />

James achtete weiter auf seine Langstreckensensoren und wartete sehnlichst darauf, dass<br />

irgendetwas aufregendes passieren würde, was er Lars melden konnte, aber nichts dergleichen<br />

passierte.<br />

Die Langstreckensensoren berichteten James von einem Haufen aufregender Gesteinsbrocken, die<br />

auf ihrem Flug von A nach B durch die Sensoren huschten. James konnte ihre Flugbahn noch<br />

rekonstruieren schon lange nachdem sie wieder ausser Reichweite waren. Das lag grössten Teils<br />

daran, dass sich während des Fluges kleine Teile der Gesteinsbrocken lösten und so wie eine<br />

Brotkrumen-Bahn den Weg markierten und auf der anderen Seite sonderte ein Felsbrocken immer<br />

Mineralien und Erze ab die urtypisch für jeden Brocken waren und ihm eine Individualität<br />

verliehen.<br />

James dachte einen Moment nach.<br />

Er hatte mit einem Mal ein Blitzen in den Augen.<br />

Seine Kollegen von der <strong>USS</strong> Hawking sagten mal zu ihm er hätte immer ein Blitzen in den Augen<br />

wenn er meinte eine gute Idee zu haben. Leider entpuppten sich diese Ideen in den Augen seiner<br />

Vorgesetzten nur allzuoft als reinfall, obwohl man zugeben mußte, dass er nicht sehr weit an der<br />

lösung vorbeigerauscht war. Das war der Grund für James es immer weiter zu versuchen. Er glaubte<br />

an sich und seine Ideen und eines Tages mußte er doch mal den Durchbruch schaffen.<br />

Frisch gestärkt und durch seine neue Idee bekräftigt, entschloß er sich Lars von seiner neuen Idee zu<br />

berichten.<br />

"McFadden an Lars."<br />

"Ja, James, was gibts?"<br />

"Ich hab da vielleicht ne Idee wie man den Formwandler zumindest aufspüren könnte!"<br />

"Das klingt gut. Sagen wir in einer halben Stunde in meinem Bereitschaftsraum?"<br />

"Okay!"<br />

=/\= Bereitschaftsraum des XO, 1330 =/\=<br />

James und Lars waren in seinen Bereitschaftsraum eingetreten und nahmen Platz.<br />

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"So nun raus mit der Sprache, was hast du dir einfallen lassen?"<br />

James dachte nochmal in seinem Kopf über alles nach und es schien ihm auf einmal gar nicht mehr<br />

"so toll" zu sein, dennoch wollte er keinen Rückzieher machen.<br />

"Na ja ich habe so über meinen Sensoren gesessen und an nichts böses gedacht und da kam mir auf<br />

einmal die Eingebung.<br />

Wenn ein Gesteinsklumpel durch unsere Sensoren fliegt, dann kann ich anhand der Mineralen- und<br />

Gesteinsabsonderungen noch ne ganze Zeit später seine Flugbahn rekonstruieren und wenn ich die<br />

Daten speichere, ihn anhand der Daten im Raum wieder aufspüren. Warum sollte das ganze nun<br />

nicht auch bei dem Formwandler klappen.<br />

Wir wissen, dass er vor kurzem auf der Brücke war. Wir tasten die Umgebung ab und vielleicht<br />

finden wir ja was individuelles, womit wir ihn orten können. Wir müßten nur einen Teil der<br />

Kurzstreckensensoren entsprechend modofizieren, aber ich bin mir sicher, dass das nicht das<br />

Problem ist!"<br />

Uff, war eigentlcih gar nicht so schwer, oder?<br />

James hatte seiner Meinung nach den Vortrag relativ überzeugend vorgebracht, aber er kannte Lars<br />

nicht so lange und wußte nicht wie er ihn einschätzen sollte.<br />

Darum schaute er jetzt ganz gespannt auf Lars´ Reaktion.<br />

Dieser saß in seinem Stuhl, hatte den Kopf mit einer Hand gestützt und dachte nach.<br />

"James, ich muß sagen, du hast da einen nicht uninteressanten Gedanken aufgefasst..."<br />

=/\= Julian Gartner, CHI der <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= U.S.S. <strong>Sentinel</strong>, DSZ 2407.029, 15:00 Uhr =/\=<br />

Die schweren Schotte des Holodecks öffneten sich zischend und ein Schwall schwülwaremer Luft<br />

drang in den Korridor. Ein Crewman guckte verdutzt als ein Mann hinaustrat. Das allein war noch<br />

nichts besonderes, allerdings war der Mann merkwürdig gekleidet. Er trug ein kleidartiges<br />

Kleidungsstück aus Leinen, darüber einen Ledergürtel mit einem kurzen Schwert. Die Brust<br />

bedeckte ein schwerer Eisenpanzer mit vielen goldenen Verzierungen. An seinen Schultern hing ein<br />

weiter Umhang und an den Füßen trug er altmodischen Sandalen, die bis über die Knöchel<br />

geschnürt waren. Seine Frisur war unordentlich, seine Kleidung insgesamt schmutzig zu nennen.<br />

Der Mann roch nach Pferd, Schweiß und der würzigen Luft Mittelitaliens.<br />

Der im Stil der antiken Römer gekleidete Julian, sah sich kurz um und machte sich dann auf den<br />

Weg zum Turbolift. Der Crewman blinzelte kurz und setzte dann an den sich schließenden Türen<br />

seinen Weg zu seinem Ziel fort.<br />

Als er 3 Decks weiter aus dem Lift trat, prallte er beinahe mit Angi zusammen, die etwas verwirrt<br />

drein zu sehen schien.<br />

Julian erkannte sie erst auf den zweiten Blick, was daran lag, das seine parapsychischen Fühler auf<br />

einen unbekannten Geist prallten.<br />

"Hallo Angie, wie gehts?" fragte Julian freundlich.<br />

"Äh.. Hi.. wie war der Name? Ah Julian, richtig? Der CHI des Schiffs richtig?"<br />

"Genau!" sagte Julian grinsend, während sich in seinen Gedanken etwas Mitleid für Angi regete, die<br />

wegen diesem verfluchten Formwandler ihr Gedächtnis verloren hatte.<br />

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"Mir gehts gut. Aber wie siehst du denn aus???" fragte Angi nachdem sie Julian kurz gemustert<br />

hatte.<br />

"Läufst du immer so rum wenn du nicht im Dienst bist?"<br />

"Keinesfalls. Ich komme vom Holodeck. War ein bischen in Rom, weißt du."<br />

"Rom? Interessant... Gibt es viele solcher Programme?"<br />

"Keine Ahnung. Das hab ich selbst geschrieben. Hat mich einige Monate Freizeit gekostet, aber<br />

dafür ist es extrem detailgetreu.<br />

Ist penibel nach alten Stadtplänen gearbeitet. Die Gebäude und die Menschen sind bis zur<br />

Unterwäsche genau nachgebildet."<br />

"Beeindruckend. Mal sehen. Vielleicht probier ich es auch mal aus."<br />

"Wäre doch schön. Vielleicht könnten wir ja zusammen mal einige Stunden dorthin. Dann findest<br />

du dich besser zurecht."<br />

"Ja. Warum nicht. Wenn mir mein Job hier mal etwas Freizeit gönnt.. Ich weiß noch genau. Als ich<br />

das letzte mal einige Zeit auf dem Holodeck verbringen wollte da....."<br />

Auf Angis Gesicht trat plötzlich ein merkwürdiger Gesichtsausdruck. Julian konnte plötzlich<br />

Vertraute Gedanken in Angi ausmachen.<br />

"Ja? Was wolltest du sagen?"<br />

So schlagartig wie die verstehende Miene aufgetaucht war, verschwand sie wieder von Angis<br />

Gesicht. Die vertrauten Gedanken in Angis Kopf waren urplötzlich wie ausgelöscht.<br />

"Ähm.. Keine Ahnung..Ich hab es wohl vergessen..."<br />

Etwas resignierend wirkend fuhr sie fort:<br />

"Na ja.. Ich werd dann wohl mal weitergehen."<br />

Sprachs und trat in den Turbolift, vor dem die Beiden gestanden hatten. Kurz bevor sich die Türen<br />

schlossen hörte er sie noch zu sich selbst flüstern:<br />

"Wenn ich doch nur wüsste wo ich hin wollte..."<br />

Mit sehr besorgter Miene wandte sich Julian von der geschlossenen Tür ab und machte sich auf den<br />

Weg zu seinem Quartier um erstmal einige Stunden zu schlafen. Vorher wollte er noch ausgebig<br />

duschen und dann würde er versuchen etwas schönes zu träumen.<br />

=/\= Julians Quartier, 16:56 =/\=<br />

Ein nervtötendes sirren riss Julian aus dem Schlaf.<br />

Verwirrt öffnete er die Augen und schaute auf die Uhr.<br />

Er hatte nur eine Stunde geschlafen. Da wieder dieses Sirren.<br />

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Es war sein Kommunikator, der neben ihm auf dem Nachttisch lag.<br />

"Brücke an Julian! Brücke an Julian!"<br />

"Hier Julian was gibts?" antwortete Julian verschlafen als er den Kommunikator endlich aktiviert<br />

hatte.<br />

"Komm bitte auf die Brücke. Du wirst gebraucht!"<br />

"Ich komme. Julian Ende!"<br />

Grummelnd schwang sich Julian aus dem Bett und begab sich in das kleine Bad, das zu seinem<br />

Quartier gehörte.<br />

20 Minuten später betrat er die Brücke.<br />

Er hatte sich eine frische Uniform repliziert und ärgerte sich als der Sicherheitsposten neben dem<br />

Turbolift sofort wieder einen Riss in die Uniform riss.<br />

"Was gibt es denn?", fragte er.<br />

= /\ = ENS Vorin Sermak, SCI der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> = /\ =<br />

= /\ = Brücke der <strong>Sentinel</strong>, DSZ 2407.029, 13:35 Uhr = /\ =<br />

Vorin ging seinem Dienst nach, wie er es jeden Tag tat. Er stand an seiner Konsole und beobachtete<br />

die Sensoren, da James bei Lars war. Jeden Moment konnte Spezies 8472 aus dem fluiden Raum<br />

auftauchen, um zu dem Treffen erscheinen. Schließlich waren sie schon seit einiger Zeit überfällig.<br />

Trotzdem war an diesem Tag irgendetwas anders. Vielleicht lag es daran, dass Vorin das Geständnis<br />

bei Lars nicht vergessen konnte. Er hatte damit gerechnet, dass er von Lars angemessen bestraft<br />

werden würde. Ob dies nun mittels Entzug der Holodeckprivilegien oder durch Reinigen der<br />

Plasmaleitungen in der, für die zwangsweise putzen müssenden Crewmitglieder berüchtigten,<br />

Antriebssektion geschehen wäre wusste er nicht. Es wäre ihm auch egal gewesen. Er wusste<br />

nämlich, dass er Mist gebaut hatte und es eigentlich nicht anders verdient gehabt hätte. Aber dann<br />

war alles anders gekommen. Lars war natürlich nicht erfreut darüber gewesen, aber er hatte so etwas<br />

gesagt wie, dass er trotzdem in einem gewissen Grad stolz auf ihn war. Vorin hatte natürlich wissen<br />

wollen warum und Lars erklärte ihm, schon am Vortag von Vorins Aktion unterrichtet worden zu<br />

sein. Weiter hatte er gesagt, dass er Vorin nicht sofort zu sich zitiert hatte, weil er sehen wollte, ob<br />

Vorin mutig genug war ihm die Sache zu gestehen. Und weil er ihn in diese Beziehung nicht<br />

enttäuscht hatte und tatsächlich zum Geständnis gekommen war, war er eben in gewissem Maße<br />

stolz und sah für dieses mal von einer Strafe ab. Allerdings ermahnte er ihn auch, dass so etwas<br />

niemals wieder passieren dürfte.<br />

Während Vorin so da stand und die Telemetrie analysierte, dachte er über die Geschehnisse nach,<br />

die passiert waren, seit die <strong>Sentinel</strong> mit ihren Begleitschiffen im Zielgebiet angekommen war. Ein<br />

wenig seltsam fand er es schon, dass ein fremdes Schiff ebenfalls im Zielgebiet war. Schließlich<br />

hatte das Flottenkommando das Gebiet so ausgewählt, dass eigentlich niemand dort sein dürfte, so<br />

fern ab von Handelsrouten, oder gar bewohnten Planeten. Außerdem war die Mission unter größter<br />

Geheimhaltung geplant worden, so dass nicht einmal die Führungsoffiziere, geschweige denn die<br />

gewöhnliche Crew vom Missionsziel etwas gewusst haben konnten. Wie er es drehte und wendete,<br />

er kam zu keinem logischen Schluss. Lediglich zwei Möglichkeiten blieben ihm übrig, die ihm noch<br />

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einigermaßen logisch erschienen. Die mit Abstand wahrscheinlichere Erklärung war für ihn, dass<br />

trotz aller Geheimhaltung und Sicherheitsvorkehrungen aus dem Flottenkommando etwas nach<br />

außen gedrungen sein musste. Entweder jemand konnte sein Maul nicht halten, oder ein fremder<br />

Geheimdienst hatte es geschafft, seine Agenten in verdammt hohe Positionen in der Föderation und<br />

ihrer Flotte einzuschleusen. Die andere, wenn auch wesentlich unwahrscheinlichere Möglichkeit<br />

war Vorins Meinung nach die, dass etwas Ähnliches geschehen könnte, wie wenn die Föderation<br />

sich auf eine Spezies vorbereitet, die in absehbarer Zeit ins Warpzeitalter vordringt. Hier war es ja<br />

so, dass man einige Agenten auf dem Planeten des Volkes einschleußt, die sich mit der Lebensweise<br />

und den Gebräuchen der jeweiligen Spezies vertraut machen, damit man etwas über diese Spezies<br />

weiß, wenn man mit ihr in Kontakt tritt. Warum sollte Spezies 8472 nicht in irgendeiner Form<br />

etwas Ähnliches tun, um zu testen, wie die Crew der <strong>Sentinel</strong>, die ja stellvertretend für die gesamte<br />

Föderation den Kontakt aufnehmen sollte, auf bestimmte Situationen reagierte. Zumindest würde<br />

das erklären warum sie noch immer nicht aufgetaucht waren. Wenn diese These stimmen sollte,<br />

dann würden sich diese Wesen erst offiziell zeigen, wenn sie ihre Untersuchungen abgeschlossen<br />

hätten. Dieser Gedankengang eröffnete in der Tat interessante neue Perspektiven und<br />

Betrachtungsweisen, den Spion betreffend. Möglicherweise sollte er Lars etwas von seiner Theorie<br />

erzählen.<br />

Plötzlich schüttelte er sich. Je mehr er darüber nachdachte, desto spekulativer kam ihm dieser<br />

Gedankengang plötzlich vor. Sicherlich wäre es möglich, dass alles genauso war, aber Vorin musste<br />

selber einsehen, dass die Wahrscheinlichkeit dafür eher gering war. Er beschloss diesen<br />

Gedankengang zwar nicht zu verwerfen aber auch, dass er Lars vorerst nichts davon erzählen<br />

würde. Er nahm sich lediglich vor, die nächsten Ereignisse den Spion betreffend - und er war sicher,<br />

dass sie eintreten würden - aus der Sicht seiner neuesten Theorie zu sehen und zu analysieren. Sollte<br />

sich zeigen, dass das Verhalten des Spions mit der Theorie zusammenpasste, dann könnte er ja<br />

immer noch zu Lars gehen.<br />

= /\ = Brücke, gegen 14:00 Uhr = /\ =<br />

James, der neue TAC, mit dem Vorin sich bisher noch nicht unterhalten hatte, kam aus dem<br />

Bereitschaftsraum von Lars und strahlte über das ganze Gesicht. Ganz offensichtlich hatte er mit<br />

irgendetwas Erfolg gehabt, so wie er strahlte. Möglicherweise hatte Lars einen Vorschlag von ihm<br />

akzeptiert. Vorin wusste noch genau, wie er sich gefühlt hatte, als er seinen ersten Vorschlag<br />

durchgebracht hatte. Genau so sah James in diesem Moment aus. Und in der tat, es sprudelte nur so<br />

aus ihm heraus:<br />

„Also ich hatte da so eine Idee… Ich war eben bei Lars und er hat zugestimmt! Ich meine, also<br />

ich…“<br />

Vorin musste schmunzeln über den jungen Elan der Frischlings.<br />

Dann erklärte dieser genau, was er vorhatte. Auch Vorin fand diese Idee vielversprechend. Er bot<br />

sich sofort an, James bei den Modifikationen zu helfen. Nachdem Vorin dies genehmigt wurde,<br />

machte er sich zusammen mit James sofort an die Arbeit. Für ihn war es eine ausgezeichnete<br />

Möglichkeit den Neuen näher kennen zu lernen. Gerade in dem Moment, als die Beiden ihre Arbeit<br />

beginnen wollten, kam Vorin wieder seine etwas abstruse Theorie in den Sinn. Wenn man die<br />

Sensoren schon modifizierte, warum denn dann nicht so, dass man die Theorie gleich mitprüfen<br />

konnte? Wenn sich die Theorie als falsch erweisen sollte, dann hätte man nichts verloren, außer<br />

vielleicht ein bisschen Arbeitszeit, aber wenn sich die Theorie wider Erwarten doch als wahr<br />

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erweisen sollte, dann hätte man einen mächtigen Gewinn an Erkenntnis gemacht. Es gab also<br />

eigentlich nichts zu verlieren, sondern höchstens etwas zu gewinnen. Vorin dachte kurz darüber<br />

nach und wägte Pro und Contra ab. Dann entschied er sich letztlich entgegen seiner vorherigen<br />

Entscheidung nichts zu sagen, doch zu Lars zu gehen, um ihm davon zu erzählen. Dabei wollte er<br />

ihm gleichzeitig vorschlagen, wie diese Theorie überprüft werden könnte.<br />

= /\ =Bereitschaftsraum, kurz darauf = /\ =<br />

Ohne lange herumzudrucksen, erzählte Vorin seine Theorie.<br />

„Also das hört sich ja alles sehr interessant an, aber ich halte das für ein bischen arg weit hergeholt,<br />

Vorin“, meinte Lars.<br />

„Ja, ich weiß. Mir ist schon klar, dass das alles sehr wage ist, aber ich bin ja nicht nur hier um dir zu<br />

erzählen was ich mir so alles überlege, wenn ich Zeit habe nachzudenken, sondern um einen<br />

Vorschlag zu machen.“<br />

„Hm. Und was hast du vorzuschlagen? Du weißt ja, ich bin immer offen für Vorschäge!“<br />

„Nun, ich hatte folgendes im Sinn. James kam doch eben aus diesem Raum mit dem Auftrag die<br />

Sensoren seinen Parametern entsprechend zu modifizieren. Mir kam die Idee, dass wenn die<br />

Sensoren schon modifiziert werden, man doch noch einige Zusatzprotokolle anfertigen könnte, die<br />

meine Theorie überprüfen.“<br />

„Ich verstehe. Aber warum sollten wir Resourcen für so etwas verschwenden? Wir haben noch so<br />

viel anderes zu tun….“<br />

„Mir ist klar, dass die Theorie sehr wage ist, aber sieh es doch mal so: Wir können nichts verlieren.<br />

Schlimmstenfalls stehen wir so da, wie jetzt. Dann wäre meine Theorie falsch und es wäre alles wie<br />

jetzt. Aber wenn sich meine Gedanken als wahr erweisen sollten, dann hätten wir einen großen<br />

Vorteil gegenüber jetzt.“<br />

Vorin sah Lars gespannt an. Er schien noch nicht so überzeugt, also entschloss Vorin sich, weiter<br />

die Werbetrommel für seinen Vorschlag zu drehen.<br />

„Die einmalige Gelegenheit große Erkenntnis zu gewinnen ist jetzt. Wir sollten die Chance<br />

unbedingt nutzen. Das, was an Mehrarbeit anfällt bin ich auch bereit durch Überstunden<br />

abzuarbeiten. Aber bitte gib mir die Chance die Theorie zu prüfen. Sieh es als eine Art<br />

Wiedergutmachung für gestern an…“<br />

Vorin redete solange auf Lars ein, bis dieser schließlich zustimmte. Er machte Vorin sogar das<br />

Zugeständnis, mit sämtlichen Abteilungen der <strong>Sentinel</strong> zusammenarbeiten zu dürfen, um alles zu<br />

bekommen, was er für die Modifikation brauchte.<br />

In der Tat war er auf vielfältige Hilfe angewiesen. Ob es nun die psychologische Abteilung war, die<br />

eventuell Informationen über die Art der Telepathie von 8472 hatten, die medizinische und die<br />

biologische Abteilung, die über die physische und genetische Eigenarten sicher etwas zu berichten<br />

hatten, oder aber die Sicherheit, die vielleicht schon einige Spuren gesichert hatte. Nur mit allen<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

zusammen konnte er Erfolg haben, wusste Vorin, der sich sofort auf den Weg machte um die<br />

Entsprechenden Informationen einzuholen, um möglichst schnell mit den Arbeiten beginnen zu<br />

können. Niemand konnte sagen wie viel Zeit vergehen würde, bis der Spion über das, was er plante<br />

Bescheid wusste und Störaktionen starten würde…<br />

=/\=Brian Connel, MSEC <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>=/\=<br />

=/\=Brücke <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, DSZ 2407.029, 14:15 Uhr=/\=<br />

Brian war voll in seinem Element. Den Computer so zu modifizieren, dass ein Spion ihn unter<br />

keinen Umständen benutzen konnte, war eine schöne und anspruchsvolle Aufgabe. Er war nun nach<br />

langer Arbeit fast fertig. Er hatte an alles Gedacht. Die letzte Sache war nun noch, dass sich der<br />

Formwandler nicht zugriff verschaffen konnte, in dem er sich in ein Chip oder ähnliches<br />

verwandelte. Er war sich nicht sicher ob das überhaupt ging aber er wollte lieber auf Nummer sicher<br />

gehen. Nachdem er auch dies gesichert hatte erstattete er Lars bericht. Dieser war zufrieden, hatte<br />

nun aber erstmal keine Aufgabe für Brian. irgendwie war ihm das auch Recht, denn er wollte den<br />

Spion selber fassen. Connel konnte es nicht ertragen das ihn dieser verarscht hatte. Das konnte er<br />

einfach nicht auf sich sitzen lassen. Er schnappte sich seine Sachen und marschierte von der Brücke.<br />

Vielleicht gab es ja ein paar Dinge, mit denen er selbst dem Spion auf die Schliche kommen könnte.<br />

=/\=Brians Quartier=/\=<br />

Grübelnd setzte sich Brian auf sein Bett. Unter den ganzen Ereignissen die auftraten, hatte er fast<br />

völlig vergessen, was die Mission war. Spezies 8472 ließ aber wirklich auf sich warten. Was könnte<br />

ihr Erscheinen nur so verzögern. War die <strong>Sentinel</strong> eigentlich ausreichend für so eine gefährliche<br />

Aktion? Immerhin hatten diese Wesen eine gewaltige Durchschlagskraft. Na ja, vielleicht steckte ja<br />

auch was ganz anderes dahinter dachte sich Brian. Vielleicht würden sie gar nicht auf Spezies 8472<br />

treffen, sondern dies war alles eine Falle von einem unbekannten Feind. Einen richtiges Beweis gab<br />

es ja nicht, das diese Wesen wirklich auftauchen wollten.<br />

Mit einem Mal kam Brian dann endlich die erhoffte Idee. Er hatte ja immer noch eine Grundversion<br />

seines Virus, ohne die gefährliche Seite - diesen peinlichen Fehler hatte er aus dem Programm<br />

gelöscht. Diese Grundfunktionen könnte er doch mit seinem Avatar, den er mal aus langer Weile zu<br />

beginn der Mission geschaffen hatte (aus einer Kopie von Marina, koppeln. Der Avatar sollte sich<br />

dann durch das System bewegen können, wie ein Virus, nur sollte er dabei auf direkte Befehle<br />

reagieren. Brian saß den ganzen Nachmittag daran. Nachdem er fertig war führte er noch ein paar<br />

Tests durch. Er sah, dass es gut war und schickte den Avatar ins Netz… mit dem Auftrag<br />

Sicherheitsprotokolle zu umgehen und die Sensoren auf alles möglich verdächtige zu überwachen.<br />

Als kleines Nebenprogramm sozusagen. Niemand würde es merken. Dieses Programm war ganz<br />

anders als der Virus „Harleken“. Der Avatar hatte lernfähige Subroutinen und mehr oder weniger<br />

ein „Herz“. Hoffentlich würde es keiner merken, aber es war sowieso viel zu viel los und alle waren<br />

auf der Jagd nach dem Spion. Connel legte sich auf sein Bett und schmunzelte zufrieden. Morgen<br />

würde er dann selbst anfangen dem Spion hinterher zu schleichen…<br />

=/\= Cpt. Bring, CO <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

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=/\= Bereitschaftsraum, 2407.029 1430 =/\=<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Ich drehte mich mit dem Stuhl zum Fenster und schaute heraus. Schon lange hatte ich keine Zeit<br />

mehr gehabt einfach nur nach zu denken, denn in der letzen Stunde hatten sich die Ereignisse<br />

einfach überschlagen. Vorin schaffte es zum ersten mal nicht sein Temperament zu zügeln und<br />

James kam mit einer Idee, der ich von vorne herein schon den Stempel „Gescheitert“ aufdrückte.<br />

Ich erlaubte ihm jedoch sein Glück zu versuchen, um seine Motivation nicht zu trüben. Er war<br />

schließlich ein fähiger Offizier und im Eifer des Gefechtes hätte ich in seinem Alter bestimmt auch<br />

übersehen, dass ein Formwandler nie Spuren hinterlässt und das es einfach unmöglich ist ihn zu<br />

finden. Auch Vorins Idee, dass der Spion vielleicht von 8472 kam um uns zu prüfen fand bei mir<br />

keinen großen Anklang, jedoch hoffte ich, dass unser Spion endlich einen Fehler machte, wenn er<br />

dachte, dass langsam wieder der übliche Trubel einkehrte.<br />

Ich lehnte mich zurück und atmete Tief durch. Es wurde endlich Zeit, dass wir diesen Spion<br />

dingfest machten, denn 8472 würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Gerade als ich<br />

aufstehen wollte um mir eine Tasse Tee zu holen, piepte der Türöffner.<br />

„Herein“, sagte ich leicht genervt und ging zum Replikator.<br />

„Störe ich“, fragte eine mir sehr vertraute Stimme, auf die ich bei bisher allen Mission zählen<br />

konnte.<br />

„Keineswegs Daniel, willst du auch etwas trinken?“<br />

„Nein danke.“<br />

Die Tür schloss sich zischen hinter Daniel und während ich meinen Tee replizierte setzte er sich an<br />

den Schreibtisch.<br />

„Lars, ich habe ein ungutes Gefühl. Schon seit einiger Zeit meldet sich D’Shran nicht mehr bei mir<br />

und ich habe das Gefühl nicht allein zu sein. Vorhin bin ich auf einmal zusammengebrochen, ohne<br />

ersichtlichen Grund.“<br />

Ich setze mich wieder hin und nippte an meinem Tee.<br />

„Ich weis was du meinst, 8472 ist da. Sie versuchen mit uns Kontakt aufzunehmen wie mir scheint,<br />

aber es scheint Verzerrungen im Subraum zu geben, weswegen sie nicht vom fluiden Raum zu uns<br />

durchdringen können. Auch ich spüre wie immer wieder jemand versucht nach mir zu tasten, mich<br />

zu ergreifen, aber mein Mentalschild ist stark genug. Ich vermute D’Shran konnte dem Druck<br />

einfach nicht Standhalten und hat sich zurückgezogen um dich zu schützen. Auch von Cmdr.<br />

Simarh weis ich, dass sie die Präsenz nun ganz deutlich spürt. Ich rechne damit, dass wir diese<br />

Nacht Besuch bekommen. Ich frage mich nur warum Julian sich noch nicht gemeldet hat, er müsste<br />

eigentlich auch spüren, das 8472 da ist, aber wer weis wie lange er schon nicht mehr auf sein<br />

inneres gehört hat, bei dem Stress.“<br />

Daniel nickte und war sichtlich besorgt wie es nun weiter gehen würde. Der momentane Verlust von<br />

D’Shran schien ihn hart zu treffen, doch ich musste jetzt voll auf ihn zählen können.<br />

Plötzlich meldete sich mein Kommunikator mit einem leisen Piepen. Ich war sehr verwundert<br />

darüber und gerade als ich fragen wollte, wer denn mit mir sprechen wollte hörte ich eine mir<br />

unbekannte Stimme.<br />

„Ich habe gehört wie sie über den Captain geredet haben. Das hat sich alles sehr ernst angehört, ist<br />

es wirklich so schlimm?“<br />

Ich konnte meinen Ohren kaum trauen, es schien als würde der Spion verbündete suchen.<br />

„Nun ja ich finde es schon eine Frechheit, dass der Captain mich einfach in der Arrestzelle<br />

vergessen hat. Er hat sich noch nicht einmal entschuldigt. Ich finde er wird seiner Aufgabe in<br />

keinster weise Gerecht! Sogar meinen Vorschlag akzeptierte er nur mit Widerwillen, so etwas darf<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

er als Captain einfach nicht, besonders wenn es um die Erfassung des Spions geht!“<br />

„So? Die Erfassung des Spions?“<br />

Daniel schaute mich geschockt an und wollte gerade losbrüllen als ich ihm ein Zeichen gab ruhig zu<br />

bleiben. Ich tippte auf meinen Kommunikator und deaktivierte ihn.<br />

„Daniel, schnapp dir sofort Brian und James und mach dich auf den Weg zum Casino, auf meinen<br />

Befehl stürmt ihr, ich werde Vorin mitteilen, dass er den Verdächtigen noch in Schach halten soll.<br />

Ich werde das ganze von der Brücke koordinieren und kurz bevor ihr stürmt ein Kraftfeld um<br />

unseren Freund errichten, damit er nicht abhaut.“<br />

Mit einem Nicken verließ Daniel den Bereitschaftsraum und ich konnte mich konzentrieren um mit<br />

Vorin Kontakt aufzunehmen. Langsam senkte ich meinen Mentalschild und spürte direkt wie stark<br />

die Anwesenheit von 8472 war. Auf gut Glück versuchte ich Vorin im Gewimmel von Gedanken zu<br />

finden und schon bald hatte ich ihn. Sofort gab ich ihm bescheid das Gespräch so lang wie möglich<br />

in die Länge zu ziehen und hob dann direkt mein Mentalschild.<br />

=/\= Brücke =/\=<br />

Mit schnellen Schritten betrat ich die Brücke und setze mich direkt in meinen Sessel.<br />

„OPS, Scannen sie nach den Signaturen von Ens. Sermak. Ich will wissen ob noch wer mit ihm am<br />

Tisch im Casino sitzt.“<br />

„Jawohl Sir!“<br />

Die Stimme die von der OPS kam, hatte ich zuvor noch nie gehört und auch als ich mich umdrehte<br />

blickte ich in ein Gesicht, dass ich zuvor noch nie gesehen hatte.<br />

„Ens. wer sind sie eigentlich?“<br />

„Sir, ich bin Ens. Lukas Gilmore, der neue OPS.“<br />

Leicht verdutzt schaute ich ihn an und konnte meinen Augen nicht trauen.<br />

„Na gut machen sie weiter, so schnell wie möglich und wenn das vorbei ist will ich sie in meinem<br />

Besprechungsraum!“<br />

Kurze Zeit später meldete Lukas, dass sich niemand bei Vorin am Tisch befand. Dies war der<br />

eindeutige beweis, wir hatten den Formwandler gefunden und die Aktion konnte starten.<br />

=/\= Ens. Gilmore, OPS <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= U.S.S. Hawking, Transporterraum, 2407.029 1330=/\=<br />

"Ensign Gilmore ist bereit das Schiff zu verlassen", sagte Lukas, der mit zwei Taschen auf der<br />

Transporterplattform stand. Der XO der Hawking, der ihn erst vor einer Stunde über seine<br />

Versetzung informiert hatte, nickte und der Transportertechniker betätigte die Kontrollen. Der junge<br />

Ensign dematerialisierte.<br />

=/\= U.S.S. <strong>Sentinel</strong>, Transporterraum, 1330=/\=<br />

Er rematerialisierte im Transporterraum der <strong>Sentinel</strong> und schaute sich um. Ausser dem<br />

Transportertechniker war niemand hier. Lukas stieg von der Plattform herunter und fragte: "Wurde<br />

meine Ankunft hier nicht bekannt gegeben?"<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Der Techniker blickte ihn etwas entschuldigend an und sagte: "Doch, Sir. Aber zur Zeit herrscht<br />

hier ein bisschen Chaos und dadurch konnte leider niemand herkommen."<br />

Der Neuankömmling murmelte etwas vor sich hin und sagte, während er seine Taschen in einer<br />

Ecke des Raumes abstellte: "Ich werde mein Gepäck hier bei ihnen lassen und es später abholen,<br />

wenn ich mich auf der Brücke gemeldet habe und weiss wo mein Quartier ist. Bitte passen sie<br />

darauf auf." Der Techniker nickte und Lukas verliess den Transporterraum.<br />

=/\= Turbolift, einige Minuten später =/\=<br />

Lukas betrat den Turbolift und schaute ungläubig die Apparatur an, die neben den Kontrollen<br />

angebracht war. Was soll denn das sein? Es hatte ihn einen unheimlichen Aufwand gekostet, diesen<br />

Turbolift zu finden, von dem der Computer ihm gesagt hatte, dass es einer der beiden Einzigen wäre<br />

mit denen man zur Brücke kommen konnte.<br />

"Brücke." sagte er und erwartete, dass der Lift losfuhr. Stattdessen erwiderte der Computer: "Bitte<br />

Blutprobe einfügen." Was sind denn das für Sitten hier? Widerwillig nahm er sich eine Blutprobe ab<br />

und fügte sie in das Analysegerät ein. Der Computer piepte und der Lift setze sich in Bewegung.<br />

=/\= Brücke, ganz kurze Zeit später =/\=<br />

Luke betrat mit einem PADD, das seinen Versetzungsbefehl enthielt, die Brücke. Oh Gott. Was ist<br />

denn das? Er sah die zusätzlichen Konsolen und das viel zu geschäftige Treiben. Alles wirkte auf<br />

ihn, als wäre er in einem Wespennest. Es war voll und Anspannung lag in der Luft. Er wollte gerade<br />

auf den Bereitschaftsraum des Captains zugehen als ein älterer Mann, der an der OPS-Konsole stand<br />

ihn ansprach:<br />

"Sie müssen der neue OPS sein der angekündigt wurde. Dann kann ich ja jetzt endlich gehen.<br />

Übrigens, willkommen an Bord. Ich bin, Antonio Columbi, der CMO und freue mich schon darauf<br />

sie auf der Krankenstation zu ihrer ersten Routineuntersuchung an Bord begrüßen zu dürfen. Aber<br />

jetzt muss ich gehen. Sie können dann ja übernehmen."<br />

"Aber...", wollte der OPS gerade ansetzen als der CMO auch schon hinter der Konsole hervor<br />

gekommen war und auf den Lift zuging.<br />

Lukas ergab sich seinem Schicksal, verschob seinen Vorstellungsbesuch beim CO und trat hinter<br />

die OPS-Konsole. Er legte das PADD zur Seite und begann sich in die Konsole einzuarbeiten und<br />

wunderte sich darüber, wie man einen Mediziner an diese wichtige Konsole stellen konnte.<br />

=/\= Brücke, 1445 =/\=<br />

Die Tür des Bereitschaftsraumes öffnete sich, der CO kam ziemlich schnell hinausgelaufen und<br />

warf sich in den Kommandosessel. Lukas wollte gerade ansetzen um sich vorzustellen, als Lars ihm<br />

einen Befehl gab: "OPS, Scannen sie nach den Signaturen von Ens. Sermak. Ich will wissen ob<br />

noch wer mit ihm am Tisch im Casino sitzt."<br />

Instinktiv sagte der unerfahrene Ensign: "Jawohl, Sir!" und tat, was ihm befohlen wurde. Scheinbar<br />

hatte Lars bemerkt, dass da jemand stand, den er nicht kannte, denn er drehte sich um und fragte<br />

Lukas wer er sei. Er stellte sich vor, während er weiterhin nach Sermak scannte.<br />

"Na gut machen sie weiter, so schnell wie möglich und wenn das vorbei ist will ich sie in meinem<br />

Besprechungsraum!" sagte Lars mit einem ziemlich verwirrten Gesichtsausdruck.<br />

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Einige Momente später meldete Lukas: "Am Tisch von Ensign Sermak befindet sich niemand. Den<br />

Anzeigen nach ist er völlig allein." Lukas verstand zwar nicht, warum das wichtig war aber Lars<br />

schien sehr erleichtert zu sein.<br />

=/\= Bereitschaftsraum, 1455 =/\=<br />

Lukas folgte Lars in den Bereitschaftsraum und während der CO um den Schreibtisch herum ging<br />

stand Lukas stramm vor dem Schreibtisch. Er hielt wieder das PADD in der Hand und wartete, bis<br />

Lars sass.<br />

"Ensign Lukas Gilmore meldet sich zum Dienst. Wie sie meinen Versetzungsbefehlen entnehmen<br />

können wurde ich von der Hawking hierher geschickt um ihren OPS zu ersetzen", sagte er und<br />

reichte Lars das PADD. Lars deutete ihm sich zu setzen während er das PADD studierte.<br />

Lukas setzte sich und sagte: "Ich bitte um Entschuldigung, dass ich mich nicht sofort nach meiner<br />

Ankunft zum Dienst gemeldet habe, aber ich wurde von ihrem CMO dazu verdonnert ihn an der<br />

OPS abzulösen und wurde dadurch daran gehindert."<br />

Lars nickte nur, schaute noch einmal auf das PADD und fragte: "Wurde ihnen schon ein Quartier<br />

zugewiesen?"<br />

"Das weiss ich nicht, Sir. Ich habe mein Gepäck nach der Ankunft im Transporterraum gelassen und<br />

bin sofort auf die Brücke gekommen um mich zu melden, da ich nicht an Bord empfangen wurde<br />

und nicht wollte, dass ich durch so etwas negativ auffalle", antwortete er.<br />

Lars legte das PADD weg und sagte: "Bringen sie ihr Gepäck in ihr Quartier. Der Computer wird<br />

ihnen sagen wo es ist. Ich will sie in 15 Minuten wieder auf ihrem Posten sehen."<br />

Lukas stand auf und sagte: "Jawohl, Sir." Er ging auf die Tür zu und verliess den Raum um sein<br />

Quartier zu beziehen.<br />

=/\=PO1 Brian Connel, MSEC <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>=/\=<br />

=/\=Auf dem Weg ins Casino, 2407.029 14.50 Uhr=/\=<br />

Wie bekloppt stürmten Daniel, Brian und James den Flur hinunter. Der Spion hatte endlich einen<br />

Fehler gemacht. Brian hüpfte innerlich vor Freude, endlich bekam er seine Rache. Niemand,<br />

wirklich niemand verarscht Brian Connel. In ihm kochte es und es heizte ihn immer mehr auf, so<br />

dass er bald schneller war als die Anderen. Ein paar Meter vor dem Casino blieb die Gruppe dann<br />

plötzlich stehen. Erst einmal musste die Lage gepeilt werden. Sheridan aktivierte den Komunikator<br />

und kontaktierte Lars. Beide unterhielten sich und planten. Daniel blickte Brian und James an und<br />

übermittelte einen Plan: „Brian, du versuchst ihn die ganze Zeit im Auge zu behalten, wenn er sich<br />

verwandelt musst du es sehen. James, versuch du sämtliche Fluchtmöglichkeiten zu blockieren. Das<br />

gilt aber nur wenn er irgendwie aus dem Kraftfeld entkommt.“ Die Drei nickten sich zu und betraten<br />

mit festen Schritten das Casino. Im selben Augenblick aktivierte auf der Brücke ein gewisser CO<br />

durch den Befehl das Kraftfeld.<br />

=/\=Casino=/\=<br />

Alles schien wie immer. Einige Crewmitglieder saßen an den Tischen und unterhielten sich. Der<br />

Barkeeper kümmerte sich um ein paar Bestellungen, alles schien friedlich. Sofort lag der Blick auf<br />

dem Tisch mit Vorin und einer unbekannten Person. Das Kraftfeld war aufgebaut und der Insasse<br />

erschrocken. Er haute gegen das Kraftfeld, doch das hatte eine hohe Stufe und war von daher<br />

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undurchdringlich.<br />

„Was soll das? Lassen sie mich hier raus!“ sprach die Person. Daniel trat neben Vorin und nickt ihm<br />

ein „gut gemacht!“ zu.<br />

„Sie sind verhaftet“, sagte Daniel noch bevor er mehr sagen konnte erhob diese Person lautstark<br />

Einspruch.<br />

„WAS? WIESO? Sie haben kein Recht dazu, lassen sie mich sofort frei!“<br />

Doch schon an der energischen Rektion verriet sich der Spion. Er hatte wohl irgendwie diese Crew<br />

unterschätzt, denn sie war eine große Familie.<br />

„Geben sie es zu, sie sind der Spion, ist doch gar keine Frage!“ meldete sich Brian.<br />

„Was für ein Spion?“ fragte die Person wieder.<br />

Sheridan wusste, dass so etwas kommen würde und aktivierte einen mitgebrachten Tricorder. Dieser<br />

ergab, dass da eigentlich keine Person stehen konnte. Damit war bewiesen dass er wohl der gesuchte<br />

Formwandler war. In diesem Augenblick verstummte der Spion. Mit einem Mal verflüssigte er sich<br />

zu einer goldähnlich glänzenden Materie und wurde zu einem rot glänzenden Isochip. Daniel ließ<br />

den Spion sofort in eine komplett gesicherte Arrestzelle transportieren. Brian freute sich tierisch.<br />

Arrestzellen waren eh sein „Spezialgebiet“, vielleicht konnte er den Herr Spion etwas ärgern.<br />

=/\=Arrestzellen=/\=<br />

Mittlerweile hatte sich auch Lars neben Daniel, Vorin, Brian und James im Arrestzellenraum<br />

eingefunden. In mitten der Zelle lag immer noch der rötlich schimmernde Isochip. Das einzige was<br />

zu hören war, war das leise Surren des Kraftfeldes, welches ein bläuliches Schimmern ausstrahlte.<br />

Plötzlich brach Lars die Stille: „Wie lange ist er schon so?“<br />

„Seit wir ihn gefangen genommen haben, also vor knapp einer halben Stunde“, antwortete Daniel.<br />

„Ok, das kann noch dauern. Brian, du bleibst hier und bewachst die Arrestzellen. Nichts darf rein<br />

oder raus. Wenn er seinen Zustand ändert sag mir sofort bescheid“, befahl Lars.<br />

„Aye“ antwortete Brian, ausnahmsweise zufrieden mit dem Befehl. Der Rest der Truppe ging<br />

anderen Aufgaben nach.<br />

Brian setzte sich vor dem Kraftfeld auf den Boden. Das rote Schimmern der Hülle des Spions<br />

wirkte durch das blaue Kraftfeld leicht lila. Ein paar Stunden würde er schon noch warten müssen,<br />

solche Spione hatten immer einiges an Ausdauer bis sie ihre letzten Möglichkeiten aufgaben. Leider<br />

war damit das Überraschungsmoment verloren, denn jetzt konnte der Spion sich in aller Ruhe in<br />

sich selbst zurückziehen und erstmal sammeln, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen. PO1<br />

Connel konnte es aber nicht lassen auf ihn zu starren, nicht eine Sekunde ließ er ihn aus den Augen,<br />

er wurde auch nicht müde dabei. Bald schon würde der Spion nachgeben müssen.<br />

=/\=etwa 5 Stunden später, selber Ort=/\=<br />

Brian hatte inzwischen etwas an seinem Padd herum geschraubt. Es sah nun langsam nicht mehr<br />

wie ein Sternenflotten-Padd aus. Das LCARS war nun schwarz und grün, eine schöne Mischung<br />

wie sich Brian dachte. Runde herum hatte er so allerlei Schnittstellen und was nicht alles<br />

angebastelt. Plötzlich hörte der PO1 ein merkwürdiges Geräusch. Endlich gab der Spion auf, er<br />

musste sich erholen. Er verwandelte sich in eine humanoide Form und fing an zu reden: „Meine<br />

Kräfte schwinden, bitte ich brauche etwas zum verweilen.“<br />

Connel sah seine Chance: (Nur, wenn du mir sagst wer dich schickt, woher du kommst und was das<br />

ganze soll!) wollte Brian gerade sagen, doch das war nicht seine Aufgabe.<br />

„Wenn du dich bei mir entschuldigst werde ich jemanden holen“, sagte Brian.<br />

„Für was?“ fragte der Formwandler.<br />

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„Dafür das du mich neulich ausgetrickst hast“, meinte er weiterhin.<br />

„Darauf kannst du lange warten“, entgegnete das Wesen. In Brian kochte die Wut, doch er konnte<br />

nichts weiter tun - er musste den Captain rufen, denn der Formwandler war die einzige Quelle zu<br />

einer eventuellen Intrige. Der PO1 aktivierte seinen Komunikator: „Lars, es hat sich was ergeben,<br />

ich denke du wirst hier gebraucht“, meinte Brian und setzte sich an die Seite, mit einem Blick voller<br />

Verachtung auf dem Spion.<br />

=/\= Ens. Gilmore, OPS <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= U.S.S. <strong>Sentinel</strong>, Korridore, 2407.029 1500=/\=<br />

Lukas hatte gerade seine Taschen aus dem Transporterraum geholt und irrte jetzt durch die<br />

Korridore der <strong>Sentinel</strong>. Er blieb an einer Kontrolltafel stehen, betätigte auf ihr eine Taste und fragte:<br />

"Computer! Wo ist denn jetzt dieses verdammte Quartier?"<br />

Auf der Tafel erschien ein Plan des Decks und eine rote Linie markierte den Weg. Er prägte sich<br />

den Weg ein und machte sich wieder auf den Weg.<br />

=/\= Quartier, einige Minuten später =/\=<br />

Lukas betrat das Quartier und das Licht schaltete sich automatisch ein. Das ist ja riesig im<br />

Gegensatz zu dem auf der Hawking. Bis jetzt würde ich sagen, dass es eine gute Entscheidung war<br />

die Versetzung anzunehmen. Er stellte die beiden Taschen auf den Boden und schaute sich erst<br />

einmal ein wenig in seinem neuen Zuhause um. Wundervoll. Er schaute kurz aus dem Fenster und<br />

ging dann zu seinen Taschen. Er nahm sie und ging mit ihnen in den Schlafbereich, wo er sie auf<br />

das Bett stellte.<br />

Er öffnete eine der Taschen, holte zwei Ersatzuniformen und einige Zivilkleidungsstücke heraus<br />

und deponierte sie im Schrank. Die jetzt leere Tasche verstaute er ebenfalls im Schrank und öffnete<br />

die Zweite. Luke holte aus ihr einige persönliche Gegenstände, darunter vier Fotos und ein<br />

Glasmodell des Schiffes seines Vaters, heraus und legte sie auf das Bett. Zum Schluss holte er noch<br />

ein Stoffbündel heraus und verstaute dann auch die zweite Tasche im Schrank.<br />

Lukas nahm eines der Fotos und stellte es an sein Bett. Er betrachtete es einen Moment lang und<br />

war glücklich seine Tante und seine Cousine wenigstens auf diese Art bei sich zu haben. Er nahm<br />

das zweite Foto, das seinen Vater zeigte und platzierte es direkt neben dem Ersten. Das dritte Bild,<br />

eine Erinnerung an schönere Zeiten in seiner Jugend, zeigte Lukas und seine Mutter und wurde<br />

ebenfalls neben dem Bett plaziert. Ich werd mir noch einen besseren Platz überlegen, wenn ich<br />

wirklich hier bleiben werde. Das Glasmodell und das vierte Foto trug Lukas in den Wohnbereich<br />

des Quartiers und stellte beides Seite an Seite auf ein Regal. Das Foto war bereits älter als die<br />

Anderen und zeigte Lukas' Vater und Mutter vor dem Warpkern eines Schiffes.<br />

Lukas schaute sich noch einmal im Quartier um, sah ein Bild, das an der Wand hing und die<br />

<strong>Sentinel</strong> zeigte. Er ging wieder zum Bett, nahm das Stoffbündel und begann es vorsichtig<br />

auszurollen. Im Inneren des Bündels war ein kleines Kästchen verborgen, das er nun aufs Bett legte.<br />

Der Stoff war die Kopie einer alten britischen Flagge, die seit Jahren im Besitz der Familie war. Er<br />

nahm sie und hängte sie direkt unter dem Bild der <strong>Sentinel</strong> an die Wand. Während er das Bild und<br />

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die Flagge betrachtete tippte er ein Kontrollfeld neben der Tür an und sagte: "Computer, Uhrzeit."<br />

Der Computer piepte kurz und verkündete: "15.07." Der Engländer ging wieder zum Bett zurück.<br />

Er nahm das kleine Kästchen und öffnete es. Er holte eine D'k tahg, der an einem klingonischen<br />

Gürtel befestigt war, heraus und legte den Gürtel dann in den Schrank. Ich sollte besser vorher um<br />

Erlaubnis bitten, bevor ich hier bewaffnet rumlaufe, das hier ist ja schliesslich ein<br />

Forschungsschiff. Auf der Hawking hatte er das Messer immer getragen, aber da trugen auch viele<br />

fast immer einen Phaser bei sich, da es sich bei der Hawking um ein Kriegsschiff handelte.<br />

Es wurde Zeit. Er musste wieder auf seinen Posten. Er ging zur Tür des Quartiers, schaltete das<br />

Licht aus und verliess das Quartier. Er machte sich auf den Weg zur Brücke.<br />

=/\= Brücke, 1513 =/\=<br />

Lukas trat aus dem Turbolift heraus und ärgerte sich dabei wieder über den Bluttest. Das macht<br />

diese Schiff ja irgendwie ziemlich unsympathisch. Ich sollte mal nachfragen, ob das hier immer so<br />

ist. Er ging zur OPS-Station und löste den Crewman, der ihn dort vertrat ab. Er blickte kurz über die<br />

Anzeigen und sah, dass alles normal zu sein schien. Nachdem er einige Minuten lang die<br />

Sensoraufzeigen der letzten Tage durchgesehen hatte, begann er damit die Anzeigen und Kontrollen<br />

der Konsole nach seinen Vorstellungen zu verändern. Wer hier wohl vorher dran gearbeitet hat? Ist<br />

ja ziemlich durcheinander das Ding. Aber hier schein man ja generell nicht ganz so bedacht auf<br />

Ordnung und Disziplin zu sein. Bei diesen Gedanken liess er seinen Blick über die Brücke<br />

schweifen und sah wieder mit großem Missmut, wie familiär die Atmosphäre hier war. In Lukas'<br />

Augen war es absolut inakzeptabel, dass hier höhere und niedrige Offiziere und sogar<br />

Mannschaftsgrade miteinander umgingen als wären sie alle eine große Familie. Er verscheuchte die<br />

Gedanken wieder aus seinem Kopf und konzentrierte sich auf seine Aufgaben.<br />

=/\= Ens. James McFadden, TAC <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Brücke, 2406.029, 15:20 =/\=<br />

James sprühte vor Freude, denn er hatte mitgeholfen den Formwandler unter Arrest zu stellen. Zwar<br />

war es nicht auf seine Weise geschehen, so wie er es sich gedacht hatte, aber jetzt fühlte er sich<br />

endgültig als Teil des Ganzen und dieses Gefühl lies seine Brust um weitere 5cm anschwellen.<br />

"Vorin?"<br />

"Ja James?"<br />

"Hilfst du mir bitte die Sensoren wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu bringen? Sie werden ja<br />

nun in dieser Form nicht mehr gebraucht!"<br />

"Na logo!"<br />

Vorin klopfte James auf die Schulter und beide machten sich an die Arbeit.<br />

"Hast du den neuen Ens. von der <strong>USS</strong> Hawking schon gesehen?" fragte Vorin.<br />

"Es ist noch jemand von der Hawking hier?" fragte James erstaunt.<br />

"Ja ein junger Ens. namens Gilmore oder so glaube ich."<br />

"Lukas Gilmore?"<br />

"Ja genau. Er ist der neue OPS an Bord.Kennst du ihn?"<br />

"Wir sind öfter mal auf der Hawking was trinken gewesen, aber so richtig mit ihm zu tun hatte ich<br />

noch nicht. Aber so langsam habe ich das Gefühl wir könnten hier auf der <strong>Sentinel</strong> ne Zweigstelle<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

der Hawking auf machen!" schmunzelte James und auch Vorin konnte sich bei dem Gedanken das<br />

Lachen nicht verkneifen.<br />

"Da vorne ist er übrigens."<br />

Vorin deutete auf einen jungen Mann, der an der OPS-Konsole saß und die Armaturen überprüfte.<br />

"Ich glaube ich werde ihm mal einen Besuch abstatten. Bist du sauer wenn ich dich für einen<br />

Moment alleine lasse?"<br />

"Nein geh nur. Freundschaften muß man pflegen."<br />

James stand auf und ging hinüber zu der Konsole an der Lukas saß und konzentriert alles checkte.<br />

"Hallo Luke! Schön dich wiederzusehen!"<br />

Lukas hob den Kopf an und schaute James an.<br />

"Ens. McFadden. Wer hätte gedacht das wir uns hier wiedersehen."<br />

"Du kannst hier ruhig alle beim Vornamen nennen. Das ist hier so üblich. Für mich war es auch erst<br />

ne Umstellung, aber man gewöhnt sich schnell dran."<br />

"Ja ich habe schon gemerkt, dass hier so einiges anders ist als wie ich es gewohnt bin."<br />

James merkte den seltsamen Ton in Lukas´ Stimme und zog erstmal den Rückzug an.<br />

"Wenn du Lust hast können wir ja nach Dienst was im Casino trinken gehen!?!?!"<br />

"Ja können wir gerne machen. Sagen wir so gegen 20 Uhr im Casino?"<br />

"Ist in Ordnung. Bis dann!"<br />

James drehte sich um und ging zurück zu Vorin.<br />

"Na wie war es?"<br />

"Das nächste Mal versuche ich nen Drachen zu erwürgen, das ist bestimmt lustiger!"<br />

Vorin schmunzelte ihn wieder an.<br />

=/\= Brücke, 16:00 =/\=<br />

Vorin und James waren endlich damit fertig die Sensoren wieder in ihren Ursprungszustand zu<br />

versetzen.<br />

"James? Kommst du mal bitte mit in meinen Bereitschaftsraum?"<br />

die Stimme kam von Lars und instinktiv wußte er, daß es sich um keinen guten Nachrichten handeln<br />

konnte.<br />

Die Tür schloß sich hinter den Beiden und James nahm Platz.<br />

"James, der Captain der <strong>USS</strong> Hawking hat mir eben eine Nachricht zukommen lassen. Der Tac des<br />

Schiffes ist an einer seltsamen Krankheit erkrankt und nun braucht das Schiff dich eher zurück als<br />

geplant."<br />

"Wieso eher zurück als geplant? Soweit ich weiß war es doch eine endgültige Versetzung und keine<br />

vorläufige!"<br />

James stand der Schweiß auf der Stirn.<br />

Ich will nicht zurück auf die Hawking.Ich gehöre hierher. Unter keinen Umständen gehe ich<br />

zurück!<br />

Es fiel Lars schwer es ihm beizubringen, daß merkte James.<br />

"Captain. Seit ich hier auf dem Schiff bin, fühle ich mich zum ersten mal seit ich in der<br />

Sternenflotte bin, als Teil eines Schiffes und nicht nur als einer von vielen. Sicherlich war die Idee,<br />

die ich vorhin miteingebracht habe nicht die Beste, aber ich bin mir sicher, daß sich das auch ändern<br />

wird."<br />

Lars schaute James an.<br />

Beide schwiegen sich an.<br />

Stille lag im Bereitschaftsraum des CO.<br />

Langsam stiegen die Tränen in James´ Augen.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Plötzlich stand James auf und hielt seine ausgestreckte Hand zum militärischen Gruß an seinen<br />

Kopf.<br />

"Ens. McFadden meldet sich ab, Sir!"<br />

Er drehte sich um und ging zur Tür.<br />

"James?"<br />

Er hielt inne, drehte sich aber nicht um.<br />

"James?"<br />

James war sauer. Er hatte sich wirklich mehr Unterstützung von seinem CO gewünscht. Er fühlte<br />

sich verraten und verkauft.<br />

"Verdammt James. Wenn du dich nicht augenblicklich umdrehst, dich hier hinsetzt und dir die<br />

Geschichte zuende anhörst, dann überlege ich es mir nochmal und stimme deiner sofortigen<br />

Versetzung zu."<br />

James drehte sich langsam um.<br />

Hatte er richtig gehört? Oder hatte ihm sein Wunschdenken einen Streich gespielt?<br />

James ging zurück zu dem Stuhl und setzte sich.<br />

"Okay, hör mir zu. Ich habe dem Captain der Hawking gesagt, daß es aus taktischen Gründen im<br />

Moment unmöglich wäre dich zurück zuversetzen. Immerhin stehen wir unmittelbar vor unserem<br />

Ziel.<br />

Ich bin mit ihm verblieben, daß wir dich nach der Mission wieder abgeben werden."<br />

Lars lies die Worte wirken.<br />

"Aber nach deiner Ansprache eben habe ich wirklich das Gefühl, daß du hier besser aufgehoben bist<br />

als drüben. Wenn es also wirklich dein Wunsch ist, dann werde ich, natürlich nach vorheriger<br />

Besprechung mit den leitenden Offizieren, versuchen deine Rückversetzung ausser Kraft zu setzen<br />

und dich hierzubehalten. Bist du damit einverstanden?"<br />

James hatte keine andere Wahl als dem Vorschlag von Lars zuzustimmen. Er wollte ja keinesfalls<br />

zurück auf die <strong>USS</strong> Hawking und wieder wie ein kleines Kind behandelt werden.<br />

Er verlies den Bereitschaftsraum wieder in richtung Brücke und begab sich wieder an seine<br />

Konsole.<br />

Er merkte schlagartig wie die Stimmung auf der Brücke sank als er durch die Reihen ging. Niemand<br />

sagte ein Wort und auch James schwieg sich aus.<br />

Auf einmal meldete sich eine Stimme über das Kommunikationssystem.<br />

"Ich bitte alle leitenden Offiziere sofort in den Konferenzraum zu kommen!"<br />

James spürte wie das Damokles-Schwert über ihm pendelte als sich die Offiziere zurückzogen. Die<br />

nun folgenden Minuten waren schier endlos für James. Was würde passieren, wenn sich alle gegen<br />

ihn entscheiden würden? Würde er dann zurück auf die Hawking gehen und wieder seinen<br />

stumpfsinnigen Dienst an irgendwelchen unwichtigen Konsole machen? Er könnte aus dem Dienst<br />

austreten und sich in eine Schreibstube versetzen lassen. Aber ob es da besser wäre? Er könnte auch<br />

ganz die Sternenflotte verlassen und sein Wissen an irgendeiner Universität oder Hochschule<br />

weitervermitteln. Aber mußte er sich da jetzt schon Gedanken drum machen?<br />

=/\= Brücke, 10 Minuten später =/\=<br />

"Ens. McFadden bitte in den Konferenzraum!"<br />

James erwachte aus seiner Trance und schrak auf.<br />

Er begab sich auf dem schnellsten weg zum Konferenzraum und betätigte den Türsummer.<br />

"Kommen sie herein!" klang es von innen.<br />

Die Türen öffneten sich und James trat ein.<br />

"Setz dich James!"<br />

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James kam sich vor wie vor einem Gericht.<br />

Er saß am Kopfende des Tisches, dann kamen rechts und links je 4 Stühle die unbesetzt waren und<br />

dann kamen die leitenden Offiziere. Am anderen Tischende saß Lars.<br />

Lars stand auf.<br />

"Ens. McFadden! Wir haben uns beraten und sich zu folgenden Ergebnis gekommen..."<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Arrestzellen, SD 2407.029, 2005 =/\=<br />

Connel machte einen überraschten Eindruck, als nicht nur Lars sondern auch Daniel den<br />

Arrestbereich betrat. Der CO hatte seinen Ersten Offizier als Verstärkung mit hinunter genommen.<br />

In der Zelle hinter dem Kraftfeld stand ein annähernd humanoides Wesen, das eine verblüffende<br />

Ähnlichkeit mit der Erscheinungsform der Gründer hatte. Es war schon etwas seltsam: der<br />

Formwandler konnte perfekt andere Menschen nachbilden, aber zur Kommunikation bildete er das<br />

formlose Gesicht ab, das der berühmteste Wechselbalg, Constable Odo von Deep Space Nine,<br />

immer benutzt hatte. War das die einzig akzeptierte Gesichtsform der Gründer? Nun, ein perfekt<br />

ausgeformtes Gesicht konnte eine Verwechslung mit einem „Solid“, also einem Feststofflichen,<br />

auslösen.<br />

„Wie lange sind sie jetzt schon in fester Form?“, fragte Lars und blickte dem Spion fest in die<br />

Augen.<br />

„Zu lange... aber was schert sie das? Das ist mein Problem!“<br />

„Daniel, was passiert, wenn ein Formwandler mehr als 16 Stunden in einer feststofflichen<br />

verweilt?“<br />

„Nun, laut den Berichten der Xenobiologie trocknen ihre Körper langsam aus.“<br />

„Sie trocknen also aus... kein schöner Anblick, wenn man sich das hier ansieht!“<br />

Lars aktivierte die Holomatrix im Arrestbereich und ließ die bekannteste Gründerin neben dem<br />

Spion erscheinen. Sie war stark ausgetrocknet und einige Fetzen hingen wie lepratös von ihrem<br />

Körper. Der Spion riss seine Augen auf und senkte sein Haupt.<br />

„Wieso tun sie das?“, fragte er trauernd.<br />

„Sie haben drei Wahlmöglichkeiten: entweder, sie bleiben in der festen Form und trocknen ganz<br />

langsam aus oder sie verflüssigen sich zu einer Pfütze am Boden, oder sie bekommen ein Gefäß, in<br />

das sie sich zurückziehen können. Es liegt nur an ihnen, ob sie sterben wollen, würdelos auf dem<br />

Boden rumfließen oder doch lieber in einen Behälter schlüpfen“, antwortete Lars.<br />

„Was muss ich tun?“<br />

„Erzählen sie uns, wer sie schickt und was ihr Auftrag ist!“, rief Daniel hart.<br />

Der Formwandler begann leise zu lachen.<br />

„Glauben sie ernsthaft, ich würde dies verraten? Lieber sterbe ich, als dass ich ihnen meine<br />

Geheimnisse preis gebe!“<br />

„Das können sie haben, Wechselbalg! Brian, kühlen sie seine Zelle auf 15 Grad herunter!“, befahl<br />

der Texaner dem Security und wandte sich ruckartig ab.<br />

„Daniel?“, fragte Lars überrascht und blickte seinem XO hinterher.<br />

„Bei weniger als 17 Grad Celsius zerfällt die morphogene Matrix eines Formwandlers und er wird<br />

als Pfütze auf den Boden klatschen!“<br />

„Captain?“, fragte Brian und wartete auf Lars’ Antwort.<br />

202


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„Warte, das kannst du nicht ernsthaft wollen, oder?“<br />

„Doch ich kann!“<br />

Mit diesen Worten stieß Sheridan den ein wenig verwirrten MSEC zur Seite und machte sich selber<br />

an der Umweltkontrolle zu schaffen. Langsam sank das Thermometer von 21 Grad herab und<br />

näherte sich der 17.<br />

„Das wird Konsequenzen haben!“, schrie Lars und versuchte Daniel wegzuschubsen.<br />

Der Formwandler beobachtete mit Schrecken die Temperaturanzeige. Wenn es dem Captain nicht<br />

bald gelänge, den Ersten Offizier zu besiegen, dann würde er seine feste Form verlieren und sich so<br />

lange nicht festigen können, bis jemand die Temperatur wieder erhöhte. In diesem Moment lag Lars<br />

bereits auf dem Boden, während Daniel mit Brian rangelte. Der Spion entschloss sich, schnell zu<br />

handeln und auf das Angebot einzugehen. Er könnte es sich ja später wieder anders überlegen...<br />

„Also gut! Ich sage ihnen, was sie wollen! Aber bitte erhöhen sie wieder die Temperatur!“<br />

Die drei Solids hielten inne und blickten den Häftling an.<br />

„Woher wissen wir, dass sie es ernst meinen?“, fragte Daniel.<br />

„Ich kann ihnen nur mein Wort anbieten. Bitte! Sie müssen mir glauben!“<br />

Sheridan dachte kurz nach, während sich Lars wieder aufrappelte und Brian seinen Griff um Daniels<br />

Arm ein wenig lockerte.<br />

„Computer: Umweltbedingungen in Zelle fünf wiederherstellen!“<br />

Der Computer bestätigte mit einem Piepen und das Thermometer stieg wieder auf Normalwert.<br />

„Danke. Ich werde ihnen alles sagen, aber ich muss mich erst verflüssigen.“<br />

„Und das sollen wir ihnen glauben?“, fragte Daniel und schob den MSEC bei Seite.<br />

„Sehen sie es als Zeichen meines guten Willens...“ Eine Hand des Spions verwandelte sich in ein<br />

Padd, auf dem einige Daten herunterscrollten.<br />

„Meine letzten Aktivitäten... Bitte setzten sie ein Zeichen ihres guten Willens und geben sie mir ein<br />

Gefäß, ich kann mich nicht mehr lange in diesem Zustand halten!“<br />

Connel zog ein etwas seltsam geformtes Padd aus seiner Tasche und begann damit, die Daten zu<br />

überspielen, während Lars am Replikator ein goldenes Gefäß ähnlich einer Blumenvase replizierte.<br />

„Das Dürfte genügen... Computer: transferiere dieses Gefäß in Zelle fünf!“<br />

Mit leisem sirren verschwand der Behälter und tauchte neben der Pritsche in der Arrestzelle wieder<br />

auf.<br />

„Ich bin ihnen zu Dank verpflichtet. Suchen sie mich in acht Stunden wieder auf, dann erzähle ich<br />

ihnen alles, was ich weiß.“<br />

Die beiden Führungsoffiziere nickten und beobachteten, wie der Formwandler in sein Gefäß floss.<br />

„Brian, errichte ein Quanten-Stasisfeld um den Behälter und stelle sicher, dass dieses mindestens<br />

acht Stunden lang aktiv bleibt. Wir wollen doch ein vorzeitiges Erwachen des Wechselbalgs<br />

verhindern“, befahl Lars und klopfte Daniel auf die Schulter.<br />

„Das alte ‚Guter Cop, böser Cop’-Spiel funktioniert immer noch gut“, meinte dieser grinsend und<br />

machte sich zusammen mit dem Captain zurück auf den Weg zur Brücke.<br />

Der Spion bemerkte, dass er sich nicht mehr zurückverformen konnte. Sie hatten seine morphogene<br />

Matrix mit einem Kraftfeld blockiert. Aber das hatte er auch nicht anders erwartet. Die beiden<br />

Solids hätten sowieso keine Informationen von ihm bekommen. Lieber wollte er sterben...<br />

203


=/\= Besprechungsraum/Brücke, 2037 =/\=<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Glaubst du, dass er wirklich seine Informationen preis gibt?“, fragte Sheridan und trank einen<br />

Schluck aus seiner Kaffeetasse.<br />

„Ich weiß es nicht. Diese Daten, die er uns gegeben hat, sind nutzlos. Das ist nichts, was wir nicht<br />

eh schon wissen... er wird uns nichts sagen, dafür ist er zu gerissen. Wahrscheinlich wird er uns nur<br />

mit Falschinformationen abspeisen und für die richtigen lieber sterben.“<br />

„Was hindert uns dann daran, ihn in eine Sondenhülle zu stecken und ihn einfach hinaus ins All zu<br />

schießen?“<br />

„Vielleicht können wir ihm doch etwas entlocken... Was ist eigentlich in letzter Zeit mit dir los?<br />

Sonst warst du doch auch nicht für solche Methoden?“<br />

„Ach, es ist nur in letzter Zeit viel passiert... zu viel, für meinen Geschmack und nichts davon war<br />

irgendwie positiv.“<br />

„Hast du schon mit Angi darüber gesprochen?“<br />

„Ich weiß nicht, ob sie in ihrem derzeitigen Zustand eine große Hilfe für mich wäre... immerhin<br />

weiß sie rein gar nichts mehr über das, was wir vor ihrem Unfall besprochen hatten. Nein, ich muss<br />

damit allein klar kommen und meine Probleme selber lösen.“<br />

„Wenn du meinst... aber wenn es schlimmer wird, dann werde ich dir befehlen, die Counselor<br />

aufzusuchen!“, meinte Lars und grinste leicht.<br />

„Aye...“<br />

„Mein schlaues Padd hier hat mir übrigens gesagt, dass du morgen Geburtstag hast. Wirst du eine<br />

kleine Feier abhalten?“<br />

„Hatte ich nicht vor, nein. 8472 können jeden Moment auftauchen, da ist mir nicht nach feiern zu<br />

mute.“<br />

„Ich verstehe... Na ja, das werden wir schon irgendwann nachholen können.“<br />

In diesem Moment ging eine leichte Erschütterung durch das Schiff und der OPS der Beta-Schicht<br />

rief die beiden Offiziere auf die Brücke.<br />

„Bericht!“, rief Lars und lief schnurstracks auf seinen Sessel zu.<br />

„Ein Subraumwirbel ist vor uns entstanden! Die Sensoren werden durch Fluktuationen im Raum-<br />

Zeit-Gefüge beeinträchtigt.“<br />

„Auf den Schirm!“<br />

Auf dem Hauptschirm erschien der Ausschnitt eines Raumsektors direkt vor der <strong>Sentinel</strong>. Die<br />

Sterne, welche im Hintergrund leuchteten, wurden durch ein wirbelförmiges Verzerrungsfeld<br />

verfremdet. Schwaches grünliches Leuchten schimmerte aus dem Zentrum der Anomalie. Mit einem<br />

Signal schlugen die Systeme Alarm und aus dem Wirbel wurde plötzlich ein Riss!<br />

„Liquide Quantensignatur!“, rief der Beta-SCI.<br />

„Alarm Rot! Führungsoffiziere auf die Brücke!“, befahl Sheridan und sprang aus seinem Sessel auf.<br />

„Sie kommen...“, flüsterte Lars und blickte starr auf den immer größer werdenden Riss...<br />

=/\= Jan Valek, XO der <strong>USS</strong> LaNinia <strong>NX</strong>-47801 =/\=<br />

=/\= Brücke, SD 2407.029, 2045 =/\=<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Am liebsten wäre er jetzt in seinem Quartier bei Alessa, aber dummerweise hatte Valentine Jan zum<br />

Brückendienst verdonnert. „Einer musste dies ja tun“ waren seine Worte, bevor er sich auf den Weg<br />

in seine Luxuskabine gemacht hatte. Irgendwann würde Valentine das zurückbekommen...<br />

irgendwann...<br />

„Valek! Die Sensoren melden einen Subraumwirbel!“, rief Jeanette von ihrer Station, ohne<br />

aufzusehen.<br />

„Wo?“<br />

„Direkt vor der <strong>Sentinel</strong>! Es scheint so, als ob sie gescannt werden.“<br />

„Auf den Schirm!“<br />

Auf dem Hauptschirm erschien das Bild der <strong>Sentinel</strong>, welche von den beiden Defiant-Klassen<br />

flankiert wurde. Vor dem kleinen Verband bewegte sich etwas, nur konnte man auf Grund der<br />

Entfernung nicht genau erkennen, was es sein könnte. Die Halb-Rihannsu vergrößerte den<br />

Ausschnitt und justierte etwas das Bild, bis man mehr oder weniger etwas genauer sehen konnte,<br />

was da gerade entstand. Ein grünliches Leuchten umgab eine Art von Verzerrungsfeld, welches den<br />

Hintergrund verschwimmen ließ.<br />

„Der Riss vergrößert sich... ich kann es nicht genauer bestimmen, da von dem Verzerrungsfeld<br />

schwere Störungen ausgelöst werden. Wir müssen näher ran!“<br />

„Das sehe ich auch so. Mister Tog: setzen sie einen Kurs und bringen sie uns näher ran!“<br />

„Das löst den Alarm aus, Valek!“, rief Mortak knurrend.<br />

„Das ist in dieser Situation egal. Selbst die Bojen werden durch das Verzerrungsfeld gestört“,<br />

erwiderte Jeanette.<br />

„Worauf warten sie dann noch, Tog?“<br />

„Aye.“<br />

Noch während sich die LaNinia getarnt in Bewegung setzte, gruppierten sich die Schiffe der<br />

Föderation neu. Die <strong>USS</strong> Hawking verließ ihren Posten an der Steuerbordflanke und setzte sich vor<br />

die <strong>Sentinel</strong>. Es hatte schon etwas komisches an sich, wenn man betrachtete, dass sich ein Schiff,<br />

das nicht ein Viertel so groß wie die <strong>Sentinel</strong> war, sich schützend vor diese stellte. Der Captain der<br />

Hawking musste entweder ziemlich mutig oder ziemlich dumm sein...<br />

„Ich erhalte genauere Daten... liquide Quantensignatur... 8472 scheint sich nun endlich zu zeigen!“<br />

„Halten sie immer auf den Riss zu, Tog! Gibt es weitere Reaktionen der Begleitschiffe?“<br />

„Negativ. Die Hawking steht immer noch vor dem Riss und die Indianapolis hält ihre Position an<br />

der Backbordflanke.“<br />

In diesem Moment öffnete sich die Türe zu Turbolift 2 und Commander Steven Valentine, der CO<br />

des Schiffes, betrat die Brücke.<br />

„Captain an Deck!“, rief Mortak und stand stramm.<br />

“Rühren. Was geht hier vor, Valek?”, fragte Steven und blickte seinen Ersten Offizier streng an.<br />

„Sir, 8472 haben Kotakt hergestellt.“<br />

„Und wieso haben sie mich nicht geweckt?“<br />

„Dafür blieb in der Eile keine Zeit, Sir.“<br />

„Soso, keine Zeit, wie? Geben Sie’s zu, sie wollten die Lorbeeren für sich haben! Aber nicht mit<br />

mir! Wie ist unser Status?“<br />

„Wir haben soeben die Bojenkette durchbrochen und steuern direkt auf den Schiffsverband zu,<br />

Sir!“, meldete Tog.<br />

Valentine blickte Jan von der Seite an.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Valek?“<br />

„Sir, ich sah nur so eine Chance, mit in den Flüssigraum zu wechseln. Solange wir getarnt sind,<br />

wird nicht mal 8472 von unserer Anwesenheit wissen.“<br />

„Gut gemacht.“ Mit diesen Worten klopfte er ihm auf die Schulter und lehnte sich an das Geländer,<br />

welches die obere von der unteren Ebene der Brücke abtrennte.<br />

Manchmal überraschte ihn der alte Mann. Von einer Sekunde zur anderen konnte er seine Meinung<br />

wechseln, und das machte ihn so gefährlich. Man wusste eben nie, ob das nur wieder eines seiner<br />

Spielchen war, oder ob er das ernst meinte, was er sagte...<br />

„Können wir auf Warp gehen?“, fragte Jan.<br />

„Negativ. Die Störungen wirken sich negativ auf das Warpfeld aus. Ich kann nur Maximum Impuls<br />

bieten“, antwortete der Ferengi.<br />

„Wie lange noch?“<br />

„Zwei Minuten...“<br />

Währendessen hatte sich aus dem Riss eine Art Saugmund gebildet, welcher langsam aber sich die<br />

drei Sternenflottenschiffe umschlang. Statische Entladungen blitzten über die aktivierten Schilde<br />

des kleinen Verbands und rüttelten ihn ein wenig durch. Die „Lippen“ des Mundes schoben sich<br />

immer weiter über die Schiffe, bis sie sich schließlich hinter ihnen zusammenzogen.<br />

Die LaNinia erreichte den Riss erst, als nur noch ein Zugang von der Größe des getarnten Schiffes<br />

zum liquiden Raum bestand. Valentine beschloss, alles auf eine Karte zu setzen und befahl, mit<br />

maximaler Geschwindigkeit ins Territorium von 8472 vorzudringen. Doch bevor das Schiff den<br />

sich immer weiter schließenden Riss erreicht hatte, war dieser zu klein, um sie hindurchzulassen.<br />

Das schreckte den CO nicht ab: die LaNinia schoss mit vollem Impuls auf ein münzgroßes Loch im<br />

Normalraum zu...<br />

Ein gewaltiger Schlag traf das Schiff. Funkensprühend verabschiedeten sich eine Reihe von<br />

Stationen in die erzwungene Untätigkeit und viele Teile, die sich durch den Ruck gelöst hatten,<br />

flogen im Kontrollraum des Schiffes umher. Dunkelrotes Notlicht löste das etwas hellere Rot des<br />

Tarnmodus ab und eine Sirene kündete von rotem Alarm. Die Trägheitsdämpfer versagten und<br />

Valek wurde regelrecht von den Beinen gerissen. Er knallte unsanft mit der Stirn auf eine<br />

Treppenstufe auf. Neben ihm waren auch die anderen Offiziere – auch Valentine – zu Boden<br />

gegangen. Der CO lag seltsam verdreht neben dem rechten Geländer. Nun versagte auch noch die<br />

künstliche Schwerkraft und eine Mischung aus Trümmern, Blut und leblosen Körpern schwebte<br />

plötzlich gut einen Meter über dem Boden. Das letzte was er sah, bevor er Bewusstlos wurde, war<br />

eine Lache roten Blutes, welche sich neben ihm ausbreitete...<br />

Die Tarnvorrichtung der LaNinia war ausgefallen und so konnte man sie um alle Achsen drehend<br />

im All herumtrudeln sehen. An der Vorderseite konnte man einen langen Riss sehen, welcher sich<br />

durch die Untertasse gezogen hatte und knapp neben dem Steuerbord-Phaserarray vorbei in der<br />

Steuerbord-Sensorphalanx endete. Knapp an den vorderen Waffensystemen vorbei... Wären diese<br />

davon betroffen worden, dann würde jetzt nur noch ein Trümmerfeld dieses Schiffes existieren...<br />

=/\= Ens. Lukas Gilmore, OPS <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Brücke, 2407.029, 15:20 =/\=<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Nach diesem recht merkwürdigen Gespräch mit Ens. McFadden, wunderte sich Lukas nicht darüber,<br />

dass James sich so schnell den Gepflogenheiten dieses undisziplinierten Schiffes angepasst hatte,<br />

schliesslich hatte er auf der Hawking bereits gesehen, dass James dort einige Probleme hatte. Er<br />

hatte drüben nicht viel mit dem jungen TAC zu tun gehabt und wollte es eigentlich auch nicht<br />

ändern, aber aus Gründen der Höflichkeit hatte er dem gemeinsamen Drink zugestimmt. Er wandte<br />

sich wieder seiner Konsole zu und hoffte, dass er nicht weiter gestört werden würde. Als er einige<br />

Zeit später die Konsole seinen Bedürfnissen angepasst hatte sicherte er das Layout, damit es nicht<br />

einfach wieder verändert werden konnte.<br />

=/\= Casino, 20:00 =/\=<br />

Lukas betrat das Casino und schaute sich um. Er war das erste Mal hier und das, obwohl er<br />

überhaupt nicht hier sein wollte. Natürlich ist er noch nicht hier. Das wäre ja noch schöner<br />

gewesen, wenn dieser Kerl pünktlich wäre. Er durchquerte das Casino, ging auf einen Tisch zu, der<br />

direkt an einem der Fenster stand und setzte sich dort hin um auf James zu warten.<br />

Einige Minuten später kam James ins Casino und hielt nach Lukas Ausschau. Als er ihn sah kam er<br />

direkt auf ihn zu und setzte sich zu ihm.<br />

"Hallo Luke, warum hast du dir noch nichts zu trinken besorgt?"<br />

"Guten Abend Ensign McFadden, setzen sie sich. Sie sind zu spät. Ausserdem wäre es unhöflich<br />

gewesen, wenn ich mir bereits etwas zu trinken besorgt hätte."<br />

James blickte ihn etwas verstört an und als er gerade etwas erwidern wollte trat eine Bedienung an<br />

den Tisch und fragte was sie ihnen bringen könne. Beide bestellten sich etwas und die Bedienung<br />

ging los um es zu holen.<br />

Nachdem sie sich einige Minuten gegenseitig angeschwiegen hatten brachte die Bedienung ihre<br />

Bestellung, stellte sie vor ihnen hin und ging wieder. "Wie gefällt es dir hier auf der <strong>Sentinel</strong>?"<br />

fragte James.<br />

"Bis auf die Tatsache, dass es der Crew an Disziplin mangelt und die klaren Regeln des sozialen<br />

und hierarchischen Umgangs in einer militärischen Instituton völlig missachtet werden, ist es ein<br />

ganz brauchbares Schiff."<br />

"Entschuldige bitte, aber die Sternenflotte ist keine militärische Insitution, sondern eine Institution<br />

der Forschung."<br />

Lukas stöhnte innerlich auf und bereute bereits, dass er den Punkt angesprochen hatte. Der junge<br />

Engländer stammte aus einer Familie, deren Mitglieder seit Generationen in der Sternenflotte<br />

dienten und die in früheren Zeiten auch in der britischen Marine gedient hatten. James hingegen, so<br />

schien es Lukas jedenfalls, hatte vermutlich nur Wissenschaftler in seiner Familie.<br />

"Wenn die Sternenflotte keine militärische Institution ist, wie erklären sie sich dann, dass die<br />

Schiffe bewaffnet sind? Oder die Tatsache, dass wir alle Uniformen tragen? Oder die hierarchische<br />

Struktur? Gerade die letzten beiden Punkte sind eindeutige Kennzeichen einer militärischen<br />

Institution."<br />

James überlegte einen kurzen Moment und erwiderte dann: "Die Waffen sind zum Schutz der<br />

Forscher." Er schien sich nicht so sicher zu sein bezüglich seines Arguments, jedenfalls konnte<br />

207


Luke in seinen Augen die Unsicherheit sehen.<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

"Ich würde nie bestreiten, dass die primäre Aufgabe der Flotte die Forschung ist, aber es ist genauso<br />

unbestreitbar, dass es sich bei der Flotte um eine eindeutig militärisch organisierte Einrichtung<br />

handelt. Und in einer solchen herrschen gewisse Regeln und Verhaltensgrundsätze."<br />

James wollte bereits weiter argumentieren als eine leichte Erschütterung ihn unterbrach. "Was war<br />

das?" fragte er. Noch bevor Lukas ihm antworten konnte erklang die vom Alarmsignal begleitete<br />

Stimme Daniels: "Führungsoffiziere auf die Brücke!" James blickte Lukas an und sagte: "Ich glaube<br />

das betrifft uns auch."<br />

Lukas erwiderte nicht sondern stand auf und nachdem James seinem Vorbild gefolgt war, verliessen<br />

die Beiden gemeinsam das Casino und machten sich auf den Weg zur Brücke.<br />

=/\= Brücke, etwas später =/\=<br />

Die beiden Engländer betraten die Brücke und Lukas regte sich innerlich wieder einmal über den<br />

Bluttest im Turbolift auf. Beide gingen zu ihren Konsolen und lösten die Beta-Schicht ab. Lukas<br />

war froh, dass er sich nicht mehr mit James befassen musste und widmete sich wieder seiner<br />

Konsole, deren Layout zu seiner Zufriedenheit noch immer so war, wie er es hinterlassen hatte.<br />

Er blickte von der Konsole auf, da er sich nicht sicher war ob er den Anzeigen seiner Konsole<br />

wirklich glauben konnte. Als sein Blick auf den Hauptbildschirm fiel sah er, dass seine Anzeigen<br />

stimmten. Direkt vor dem Schiff öffnete sich ein Riss. Dann scheint es ja jetzt endlich los zu gehen.<br />

Lukas konzentrierte sich wieder auf seine Konsole.<br />

=/\= Cmdr Angi Troi, COU <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Quartier, 2407.029, 21:20 =/\=<br />

Troi lag auf ihrem Bett und hatte die Augen geschlossen. Der Tag war für ihr erschüttertes Gehirn<br />

recht anstrengend gewesen und selbiges hatte es ihr sofort mit Kopfschmerzen gedankt. Ihre<br />

Begegnung mit Julian am Mittag hatte sie einfach nicht losgelassen. In der Unterhaltung mit ihm<br />

über die Benutzung des Holodecks, war auf einmal... sie konnte es nicht beschreiben.. so eine Art<br />

nebelhaftes Bild aufgetaucht. Zwar hatte sie sofort nach auftauchen versucht es geistig zu fassen<br />

und näher... klarer werden zu lassen, aber so wie sie ihre geistigen Hände danach ausstreckte und es<br />

mit ihren Fingern zu greifen versuchte... löste sich das Bild auf und rann wie Sand durch ihre<br />

Finger. Den Rest des Tages hatte sie verzweifelt versucht dieses Bild erneut in sich auftauchen zu<br />

lassen – vergebens. Alles was sie bekommen hatte waren höllische Kopfschmerzen.<br />

„Du darfst und kannst so was nicht erzwingen“, hatte Magnus gesagt. Einen großen Schritt hatte sie<br />

es genannt. Die Counselor war sich so unvollständig und überflüssig vorgekommen wie schon lange<br />

nicht mehr.<br />

Die einzige dienstliche Tätigkeit an diesem Tag hatte sich ergeben, als Lars sie zusammen mit<br />

Daniel am Vorabend in den Besprechungsraum beordert hatte. Sie war erfreut und verwundert zu<br />

gleich über diese Aufforderung.<br />

„Weis mein Wachhund davon?“ war ihr rausgerutscht, als sie sich in den ihr angebotenen Stuhl<br />

gesetzt hatte.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Lars sah sie mit einem bemitleidenden Blick an.<br />

„Tut mir leid Angi, ich würde dir gerne mehr Aufgaben geben, aber Mary und auch Toni...“<br />

„Ja ja.. ich weis“, nuschelte sie und hatte plötzlich gar keine Lust mehr auf eine Grundsatz<br />

Diskussion „also, weswegen sind wir hier?“<br />

„Es geht um Ensign Mac Fadden“, begann Lars.<br />

„Der neue Tac?“ hakte Angi zur Sicherheit noch mal nach. Sie viel Zeit gehabt Akten zu studieren,<br />

war sich aber nicht ganz sicher ob sie irgendwas verwechselte.<br />

„Genau der“, bestätigte Lars und erzählte was sich im Bereitschaftsraum zugetragen hatte.<br />

Als er fertig war, hatte er die Beiden geschaut und um Meinungen gebeten. Auch um die Meinung<br />

Troi`s, was ihr etwas mehr das Gefühl gab doch zu etwas zu taugen momentan. Es gab kaum etwas<br />

zu diskutieren, da man sich relativ schnell einig war und man lies den Ensign nach ca. 10 Minuten<br />

in den Raum rufen.<br />

An dem jungen Mann fiel Troi zuerst die nervöse Haltung auf. Sie unterstrich noch einmal die<br />

Aussagen des Captains über seine Reaktionen im Captainsraum und Troi versuchte sich noch<br />

einmal den Akteneintrag ins Gedächtnis zu rufen. War da nicht „psychologisch stabil“ gestanden?<br />

Sie machte sich eine gedankliche Notiz diesen Eintrag noch einmal zu überprüfen und bei<br />

Bestätigung eine Nachricht an den Ensign zu schicken um eine erneute psychologische<br />

Begutachtung vorzunehmen.<br />

Nachdem er sich gesetzt hatte, begann Lars:<br />

„"Ens. McFadden! Wir haben uns beraten und sich zu folgenden Ergebnis gekommen. Aufgrund<br />

deiner sehr nachdrücklichen Bitte, haben wir uns entschieden dieser nachzukommen. Du kannst<br />

auch nach dieser Mission an Bord der <strong>Sentinel</strong> bleiben und wir möchten dich hiermit als festes<br />

Crewmitglied an Bord begrüßen. Mit der Hawking kläre ich das später dann.“<br />

Troi hatte das strahlende Gesicht des Ensign gesehen und den Rest des Tages immer wieder vor<br />

Augen gehabt.<br />

Seit diesem Strahlen waren nun bereits fast 5 ½ Stunden vergangen, das Schiff war erschüttert<br />

worden als es in einen Riss im Raum gesogen worden war und Troi war sich sicher, dass Daniel,<br />

Lars und auch McFadden den glücklichen Gesichtsausruck vor lauter Hektik bereits wieder<br />

vergessen hatten. Aber ihr selbst war es vor Augen geblieben. Sie hatte ja nichts zu tun und es half<br />

ihr positiv zu denken, selbst hier in ihrem Quartier wo sie vor langweile fast um den Verstand kam.<br />

Wie sich herausgestellt hatte, war der Akteneintrag des Ensign tatsächlich als „psychologisch stabil“<br />

bezeichnet. Weshalb war er dann so schnell aus dem Gleichgewicht gekommen als Lars ihm von<br />

der Rückversetzung erzählt hatte? Sollte man sich nicht eigentlich freuen auf sein Schiff<br />

zurückkehren zu dürfen? Arbeitsverbot hin oder her.. sie stand auf und schrieb dem Ensign, dass sie<br />

ihn gerne einmal sprechen würde – in ihrem Büro.<br />

Anschließend atmete sie tief durch, denn dadurch ergab sich das nächste Problem. Sie hatte ihr Büro<br />

seit ihrem Gedächtnisverlust nicht wieder betreten – Anweisung ihrer Stellvertreterin. Sie überlegte<br />

ob sie es wagen sollte gegen eine medizinisch, psychologische Anweisung zu verstoßen und<br />

bemerkte viel zu spät, dass sie vor lauter Überlegen an ihrem Fingernagel kaute. Dann fällte sie eine<br />

Entscheidung, stand auf, zog ihre Uniform richtig hin und besah sich noch einmal im Spiegel.<br />

„Sooooooooo, Commander willst du sein, ja? Dann mach deinen Job!“<br />

Sie verließ ihr Quartier und lies sich vom Computer den Weg zu ihrem Büro zeigen, dann ging sie<br />

schnellen Schrittes los, als wolle sie verhindern, dass sie jemand dabei erwischte.<br />

Vor ihrem Büro angekommen atmete sie noch einmal tief durch, blickte sich nach allen Seiten um<br />

und wollte es dann betreten. Die Türen gaben allerdings nicht nach und so prallte sie gegen selbige.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Verwirrt schaute sie den Eingang an und überlegte ob es irgendeine Sicherung gab. Sie konnte sich<br />

nicht erinnern je eines ihrer Büros gesichert zu haben.<br />

„Computer, ähm... ich würde gerne in mein Büro. Ähm... hab ich es durch einen Zugangscode<br />

gesichert?“ Sie kam sich bei dieser Frage recht dämlich vor.<br />

„Negativ“, antwortete der Computer prompt und Troi runzelte die Stirn.<br />

„Wenn ich das nicht habe, warum öffnen sich dann nicht die Türen wenn sie mein ID Signal<br />

erfassen?“<br />

„Sie haben nicht die erforderliche Zugangsberechtigung“, antwortete der Computer.<br />

Troi stutzte noch mehr und besah sich noch einmal das Türschild.<br />

„Büro Counselor Troi“, stand da in gut leserlicher Schrift. Das „Chiefcounselor“ war mit einem a.D.<br />

erweitert worden.<br />

„Außer Dienst“, nuschelte Troi „als wäre ich ein Turbolift“.<br />

„Computer, wessen Büro ist das?“ fragte sie dennoch, da sie sich keinen Reim darauf machen<br />

konnte, weshalb sie keine Zugangsberechtigung besaß.<br />

„Sie stehen vor dem Büro von Counselor Angi Troi“, kam erneut die schnell Antwort.<br />

Troi nickte und fragte sich ob es wohl sein konnte... nein, sie musste es riskieren.<br />

„Computer.... wer... bin ich?“<br />

„Sie sind als Angi Troi identifiziert“, meldete die Stimme.<br />

Troi atmete erleichtert aus. Einen Moment hatte sie glatt befürchtet...<br />

Ihre Befürchtung und Verwunderung wandelte sich jedoch schlagartig in Wut. Wenn sie Troi war<br />

und das ihr Büro.. wer zum Henker...<br />

„Computer, wieso habe ich nicht die erforderliche Zugangsberechtigung für mein eigenes Büro?“<br />

„Das ist nicht ihr Büro“, meldete der Computer zurück.<br />

Troi knirschte mit den Zähnen.<br />

„Computer, dieses Büro gehört Counselor Troi und ich BIN Counselor Troi, also wem gehört dieses<br />

verschissene Büro?“<br />

„Bitte spezifizieren sie den Ausdruck „verschissene“.<br />

Troi musste lachen vor Verzweiflung. Mittlerweile war bereits das ein oder andere Crewmitglied an<br />

ihr vorbei gekommen und hatte ihr einen recht seltsamen Blick zu geworfen. Wenn das hier noch<br />

eine Weile dauerte konnte sie sicher sein, dass Magnus sehr schnell davon erfahren würde.<br />

„Vergiss den Ausdruck“, sagte sie und versuchte dabei ihre Stimme ruhig zu halten „beantworte die<br />

Frage ohne das Wort“.<br />

„Das Büro gehört Counselor Troi. Sie sind Angi Troi“.<br />

„Ich bin Counselor Troi“, widersprach sie.<br />

„Negativ, Counselor Troi ist derzeit vom Dienst suspendiert“, erwiderte der Computer.<br />

„Nur teilweise“, entgegnete Troi.<br />

„Negativ“, antwortete der Computer erneut.<br />

„Na toll“, nuschelte Angi.<br />

War das nun ein versehener Fehleintrag in ihrer Akte oder eine absichtliche Sperre um sie von<br />

ihrem Büro fern zu halten. Egal... dann musste sie eben doch mit Magnus sprechen. Sie entschied<br />

sich es gleich zu tun und versuchte selbige in ihrem Quartier und auch in ihrem Büro anzutreffen,<br />

beide male war ihre Stellvertreterin nicht da. Da Troi keine Lust hatte das ganze Schiff nach ihr zu<br />

durchsuchen fragte sie trotz ihrer momentanen Unlust – eine Diskussion am Tag reichte – den<br />

Computer nach deren Aufenthaltsort. Die Antwort kam prompt: Magnus war auf der Brücke.<br />

„Nun gut, dann eben auf zur Brücke“, sprach sie vor sich hin und machte sich auf den Weg. Als sie<br />

den Turbolift betreten wollte, kniete Julian darin und entfernte gerade die Geräte, die für den<br />

Bluttest nötig gewesen waren.<br />

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„Hi“, sagte er und machte ihr ein wenig Platz „so spät noch auf?“<br />

„Du doch offensichtlich auch. Öhm, braucht man das nun nicht mehr oder wie?“ meinte Troi und<br />

deutete auf die Gerätschaften.<br />

„Nein, wir haben den Formwandler heute Mittag erwischt. Sitzt in der Arrestzelle und zählt seine<br />

Tropfen“, grinste der CHI.<br />

Troi sah ihn verwundert an „heute Mittag?“<br />

„Ja, warum?“ fragte Julian zurück, hörte mit arbeiten auf und sah sie besorgt an.<br />

„Warum hat man mir das nicht gesagt?“<br />

Julian schien nachzudenken „vielleicht wollten sie dich nicht gleich damit konfrontieren. Immerhin<br />

ist er schuld daran, dass du...“ weiter kam er nicht, denn Troi hatte den Turbolift bereits wieder<br />

verlassen. Diesmal mit ganz neuem Ziel: Arrestzellen.<br />

=/\= Arrestzellen, 2407.029, 21:59 =/\=<br />

Troi betrat den Zellentrakt und hörte gerade noch wie der anwesende Petty Officer sagte „wir<br />

bekommen dich schon noch zum reden. Mich verarscht keiner!“<br />

Sie räusperte sich und der PO drehte sich zu ihr.<br />

Sein grinsen wurde noch breiter „Counselor, schön sie wieder auf den Beinen zu sehen und das<br />

meine ich ernst. Wir haben die Drecksau erwischt die ihnen das“, er hob seinen Zeigefinger an die<br />

Schläfe und machte eine kreisartige Bewegung, „angetan hat“.<br />

„Mhm“, erwiderte Troi nur.<br />

„Er ist in der Vase da, Spezialanfertigung.. er kann rein, aber ohne Hilfe nicht mehr raus.. geniale<br />

Sache. Wenn er nicht redet setzen wir die Temperatur runter und dann verreckt er.<br />

Troi zuckte zusammen „wer hat das angeordnet?“<br />

„Der Cap und Blueeye, sind doch nicht ganz so blöde wie sie aussehen“.<br />

Troi sah ihn scharf an und verließ dann den Zellentrakt. Sie musste mit Lars reden.<br />

=/\= Julian Gartner, CHI der <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Brücke, DSZ 2407,029 22:15 =/\=<br />

Zischend öffnete sich das Schott des Turbolifts und Julian sah Angi durch die Tür treten.<br />

Irgendwas schien sie sehr zu beunruhigen, denn sie sah irgendwie grantig aus.<br />

Mit weiten, kräftigen Schritten stampfte sie über die Brücke und baute sich vor Lars, Daniel und<br />

ihrer Stellvertreterin Magnus auf.<br />

"Ich muss mit euch reden!" Ihre Stimme klag aufgebracht und Julian bekam einen kleinen Schreck.<br />

Er hatte Angi noch nie in so einer Stimmung erlebt.<br />

"Angi! Was machst du hier! Du sollst dich ausruhen!" fiel Magnus Angi ins Wort doch Lars kam<br />

einer Antwort von Angi zuvor:<br />

"Worum geht es?"<br />

"Um den Gefangenen!" sagte Angi und sie bemühte sich nicht gerade leise zu sprechen, so dass die<br />

Offiziere auf der Brücke sich verwundert umblickten.<br />

"Muss das jetzt sein? Das ist nicht gerade der passenste Moment. 8472 kann jederzeit Kontakt<br />

aufnehmen, jetzt wo sie uns schon in ihr Teretorium gebracht haben",sagte Daniel ziemlich<br />

ungehalten.<br />

"Ja es muss jetzt sein. Ich kann nicht dul..."<br />

Angi wurde abrupt von Lars unterbrochen.<br />

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"Wenn das so wichtig ist, gehen wir in meinen Raum. Julian du hast die Brücke."<br />

"Aber ich bin hier noch nicht fertig!" wollte Julian einwerfen, doch Lars lies keinen Wiederspruch<br />

zu:<br />

"Es dauert nicht lange. Lass deine Männer die Arbeit machen."<br />

Ohne eine weitere Antwort abzuwarten verschwanden Lars, Daniel und die beiden Counslors im<br />

Bereitschaftsraum.<br />

Seufzend schob Julian den Antigravschlitten beiseite, auf dem das Equipment lag, welches man zur<br />

völligen Maschienenkontrolle von der Brücke aus gebraucht hatte.<br />

Direkt daneben lagen die Bluttest-Vorrichtungen die Julian vorhin aus dem Turbolift ausgebaut<br />

hatte. Er betätigte seinen Kommunikator und rief den Maschinenraum.<br />

"Averik! Komm bitte auf die Brücke. Wir müssen den ganzen Kram hier wegschaffen."<br />

"Aye, schon unterwegs", klang es aus dem Lautsprecher.<br />

Julian schaltete ab und begab sich in die Mitte der Brücke zum Kommandosessel.<br />

Seufzend setzte er sich in die Mitte. Insgeheim fragte er sich was in diesem Moment in Lars Raum<br />

geschah. So ungestüm war er Angi nicht gewohnt. Er wusste nicht was mit dem Gefangenen los<br />

war. Er war in den letzten Stunden so mit der Beseitigung des Chaos auf dem Schiff beschäftigt<br />

gewesen, dass er keine Zeit gehabt hatte um sich um solche Sachen zu kümmern.<br />

Doch inzwischen ging alles wieder seinen gewohnten Gang.<br />

Der Spion saß fest, die Maschinenkontrollen waren wieder da wo sie hin gehörten und alle trugen<br />

frische Uniformen ohne mysteriöse Risse an den Armen.<br />

Resignierend wandte sich Julian dem Bildschirm zu.<br />

=/\= Brücke, 23:00 =/\=<br />

Julian saß nun schon seit einer geschlagenen dreiviertelstunde im Sessel des Captains.<br />

Inzwischen sah die Brücke wieder so vorschriftsmäßig aus wie man es gewohnt war. Alle jetzt<br />

überflüsigen technischen Geräte waren fortgeschafft worden.<br />

Auf der Brücke war es ruhig. Nur auf dem großen Frontbildschirm waberte der Flüssigraum<br />

irritierend. Auf dieses wabern führte Julian auch die Kopfschmerzen zurück, die ihn seit einigen<br />

Minuten plagten. Er erhob sich schwerfällig und ging zum Replikator.<br />

Er bestelllte heißen Tee und setzte sich wieder.<br />

Unruhig starrte er auf den wabernden Bildschirm und fragte sich wann die Vier mit ihrem Disput<br />

fertig wären. Er brauchte dringend einige Stunden Ruhe. Diese Kopfschmerzen machten ihm<br />

ziemlich zu schaffen. Irgend ein Druck lastete schwer auf seinem Gehirn.<br />

Er blickte sich um und sah nach der OPS.<br />

"Wie ist der Status?"<br />

Der diensthabende Offizier gab Meldung.<br />

"Alles unverän...."<br />

Verwundert starrte er Julian an.<br />

Dessen Gesicht verwandelte sich innerhalb eines Augenblicks eine durch Schmerz gräßlich<br />

verzerrte Fratze.<br />

Der Offizier tippte hektisch an seinen Kommunikator.<br />

"Medizinischer Notfall auf der Brücke!"<br />

"Brücke an Captain!"<br />

"Was gibt es?" klang Lars Stimme auf.<br />

"Irgendwas ist mit Julian nicht in Ordnung!"<br />

In diesem Moment brach Julian stöhnend und mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen.<br />

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Vor seinen Augen flimmerten rote Blitze die sein Gehirn zu peinigen schienen.<br />

Durch den Schleier aus irrsinnigem Schmerz sah er wie Lars mit Daniel und Angi und Magnus auf<br />

die Brücke stürmten.<br />

Er blickte sich kurz um und hetzte zu Julian hinüber.<br />

"Was ist los? Julian? Julian hörst du mich?"<br />

"S...St...Stimmen.."<br />

"Stimmen? Wo? Was hörst du? Julian?"<br />

"Stimmen... in... in meine Kopf.."<br />

"In deinem Kopf? Thelepaten?"<br />

"84...2..."<br />

Julian wältzte diese letzten Worte mit mühe über seine Lippen.<br />

Dann versank die Welt in der wohligen schwärze der tiefen Bewusstlosigkeit.<br />

=/\=Cmdr Angi Troi, COU <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Brücke, 2407.029, 23:11 =/\=<br />

„Das Medikit, schnell!“ rief Troi und beugte sich zu dem Bewusstlosen Julian hinab. Sie fühlte<br />

seinen Puls an der Halsschlagader und sah sich dann nach dem SCI um, der sich sofort nach ihrem<br />

Befehl auf den Weg zur Wandvertäfelung gemacht hatte, hinter der das obligatorische Notfall<br />

Medkit erborgen war. Er hatte es bereits in der Hand und war nur noch 2 Schritte von ihr entfernt.<br />

[br]<br />

„Danke Vorin“, sagte Troi als er es ihr gab. Sie legte es neben sich auf den Boden und öffnete es,<br />

dann nahm sie den medizinischen Tricorder heraus und scannte Julian`s Kopf und Brustbereich. Sie<br />

bekam vor lauter Konzentration kaum mit was um sie herum geschah, darum war es fast ein<br />

Wunder, dass sie die Frage des OPS wahrnahm.<br />

„Was ist mit ihm?“, fragte Ensign Gilmore, der wie die Meisten auf der Brücke leicht geschockt<br />

wirkte.<br />

Angi`s Antwort bestand aus lauten Überlegungen.<br />

„Die lebenswichtigen Organe arbeiten korrekt. Puls und Blutdruck, sowie die Atemfrequenz sind<br />

auffallend hoch. Ich muss erst einen Gehirnwellenmusterscan durchführen um es genau sagen zu<br />

können, aber so wie es momentan aussieht, steht er unter großem Stress“.<br />

Sie war voll in ihrem Element und es fiel ihr so mancher erstaunter Blick gar nicht auf.<br />

Troi klappte den Tricorder zu und wandte sich dann erneut dem Medikit zu. Sie glaubte zu wissen<br />

was das Problem war und die wichtigsten Hinweise darauf, hatte ihr nicht der Tricorder gegeben,<br />

sondern der Patient selbst. Seine letzten Worte kamen ihr wieder in den Kopf.. die Stimmen von<br />

denen er sprach und der Versuch auf 8472 hinzuweisen. Die ehemalige Chief Medical Officer nahm<br />

das Hypospray und eine Ampulle Morphazin. Sie hatte die Ampulle gerade ins Hypospray gesteckt,<br />

als sich die Turbolifttüren öffneten und Toni mit Gefolge hereinstürmte.<br />

„Was zum Teufel machst du hier?“ fragte er Angi und wandte sich sofort danach seinem Patienten<br />

zu.<br />

„Ich war zufällig in der Nähe“, meinte Troi und klärte ihn über Julian`s Zustand auf.<br />

„Und was ist das in deiner Hand?“, fragte Toni und deutete auf das Hypospray.<br />

„Morphazin, ich wollte es ihm gerade verabreichen“, antwortete Troi und übergab es Toni.<br />

Durch sein Eintreffen auf der Brücke war sie keine Ärztin mehr, sondern lediglich Counselor. Und<br />

selbst das nur zur Hälfte. Ein Stich ging durch ihr Herz.<br />

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„Das ist ein starkes Schlafmittel Angi, er ist bewusstlos, er braucht das nicht“, meinte Toni und gab<br />

seinen beiden Begleitern einen Wink, der sie dazu veranlasste mit der Schwebetrage näher zu<br />

kommen und Julian vorsichtig darauf zu heben.<br />

„Ich glaube schon. Ich glaube, dass eine Bewusstlosigkeit im Moment nicht ausreicht. Er ist<br />

Betazoide, sein Paracortex arbeitet weiter... ich denke daher der hohe Stresslevel. 8472 versucht mit<br />

ihm zu kommunizieren und ich denke das ist zu viel für ihn“, erklärte sie schnell.<br />

Toni sah sie lang und abschätzend an. Schließlich aber nickte er und verabreichte Julian das Mittel.<br />

Der Scan gleich danach ergab, dass sich sein Stresslevel fast sofort reduzierte und die Biowerte<br />

zwar nicht normal, aber doch „ruhiger“ als vorher waren. Eine Normalisierung, so wusste Troi,<br />

würde stattfinden sobald man auf der Krankenstation direkt den Paracortex betäubte. Julian`s<br />

telepathische Fähigkeiten wären dann zwar vorerst lahm gelegt, aber er wäre ansonsten bei vollem<br />

Bewusstsein und könnte evtl. auch wieder seinen Dienst aufnehmen.<br />

Troi sah Toni hinterher, wie er die Brücke mit samt seinem Patienten verließ und innerlich sackte<br />

sie zusammen. Für einen kurzen Augenblick, ein paar Minuten, hatte sie sich wieder richtig nützlich<br />

gefühlt.<br />

„Wie lange wird es brauchen bis er wieder bei Bewusstsein ist?“ fragte Lars und holte Troi damit<br />

aus ihrem gedanklichen Loch.<br />

„Das kommt darauf an. Ein paar Stunden sicher. Er war einer ziemlich hohen Belastung ausgesetzt..<br />

und das wer weiß wie lange schon. Ruhe hat er jetzt dringend nötig“, erklärte sie ihm.<br />

„Völlig ausgeschlossen. Wir müssen wissen was sie ihm mitgeteilt haben. Die gesamten<br />

Verhandlungen könnten daran hängen“, meinte plötzlich eine Stimme, die Troi noch nie zuvor<br />

gehört hatte. Sie drehte sich um und blickte in das ernste Gesicht einer Vorta.<br />

„Cmdr. Simarh“, sagte Lars als wäre ihm gerade eingefallen, dass es sie gab.<br />

„Wie es scheint bin ich zu spät“, meinte sie und ging auf Lars zu „der Erstkontakt hat bereits<br />

stattgefunden und ich frage mich, weshalb man mich nicht gerufen hat. Wie dem auch sei... wir<br />

haben jetzt keine Zeit das zu klären, aber sie können sich sicher sein Captain, dass wir das noch<br />

klären werden. Jetzt kommt es erst einmal darauf an in Erfahrung zu bringen was sie ihm mitgeteilt<br />

haben“.<br />

Troi räusperte sich „entschuldigen sie, Commander, aber ich glaube nicht, dass er überhaupt in der<br />

Lage war irgendetwas von dem zu verstehen was er empfangen hat. Die Telepathie von 8472 ist<br />

wesentlich komplexer als die der Betazoiden.“<br />

Die Vorta sah nun Troi direkt in die Augen „ach ja? Ich habe von ihrem Unfall gehört darum nun<br />

noch einmal zur Erinnerung. Ich bin diplomatische Sonderbeauftragte, ich kenne mich mit Spezies<br />

8472 besser aus als irgendwer sonst hier. Danke für die Belehrung“.<br />

Troi verstand nicht wirklich was sie darunter verstehen sollte. Wenn diese Commander sich so gut<br />

damit auskannte, warum wusste sie dann nicht, wie gering die Chance war, dass Julian irgendetwas<br />

verstanden hatte.<br />

„Gut“, meinte sie nur „dann verstehen wir uns ja. Im übrigen ist die Telepathie von 8472<br />

wahrscheinlich auch zu hoch für viele andere Besatzungsmitglieder“, fügte Troi an Lars gewandt<br />

hinzu „ich empfehle daher als Counselor, dass jegliches Personal angewiesen wird sich bei<br />

Kopfschmerzen oder Schwindelgefühl auf der Krankenstation zu melden. Für telepathische<br />

Crewmitglieder würde ich eine Art Vorsorge vorschlagen, da sie meiner Ansicht nach besonders<br />

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gefährdet sind“.<br />

Lars nickte und tippte einige Zeilen in seine Armkonsole ein „gut, alle Telepathen an Bord außer<br />

Commander Simarh, Daniel und mir werden angewiesen sich umgehend auf der Krankenstation zu<br />

melden“.<br />

Troi wollte gerade etwas anmerken, doch Lars kam ihr zuvor.<br />

„Keine Widerrede, wir brauchen jemanden, der noch fähig ist mit ihnen zu kommunizieren“.<br />

Widerstrebend nickte Angi und fühlte, dass irgendetwas falsch lief bei dieser Unterhaltung.<br />

„Wir sollten jetzt auf die Krankenstation gehen und in Erfahrung bringen was er weis“, drängte die<br />

Vorta erneut.<br />

Lars nickte und stand auf „du hast die Brücke Daniel“.<br />

Als er und die Vorta gerade die Brücke verlassen wollten machte ein leises, sich wiederholendes<br />

Signal an der Taktischen Station auf sich aufmerksam.<br />

Lars hielt sofort an und drehte sich um „was war das?“<br />

„Ich habe vor, während und nach dem Eintritt in den liquiden Raum kontinuierliche Scans<br />

durchgeführt. Die Scanner wurden beim Eintritt durch das Verzerrungsfeld ziemlich gestört, aber<br />

ich dachte ich versuche dennoch mal so viel wie möglich davon auszuwerten“, erklärte er und fuhr<br />

dabei mit den Fingern über die Tasten.<br />

„Ich habe hier etwas gefunden. Die Achtersensoren haben ein Objekt im Normalraum<br />

aufgezeichnet, kurz bevor sich der Riss hinter unserem Verband geschlossen hat. Es ist fast nicht zu<br />

erkennen.. Moment, ich versuche das Bild etwas besser darzustellen“, meinte er und tippte erneut<br />

„ich hab es!“.<br />

„Auf den Schirm“, sagte Daniel und schaute gespannt auf den Hauptbildschirm, auf dem nun ein<br />

immer noch recht gestörtes Scannerbild zu sehen war. Doch trotz der Störungen konnte man<br />

eindeutig erkennen, dass es ein Raumschiff war, das einigen Schaden erlitten haben musste.<br />

„Unsere Freunde vom Bojentreff?“, fragte Lars.<br />

„Wäre möglich,“ erwiderte Daniel.<br />

„Finde es heraus, ich unterhalte mich solange mit Julian“, befahl Lars dann und verließ die Brücke.<br />

"Und für dich wird es auch langsam Zeit, dein erlaubtes Pensum für heute hast du bereits<br />

abgeleistet", meinte Mary Magnus und nahm die mittlerweile wirklich ziemlich müde Troi am Arm.<br />

=/\=Ens. Lukas Gilmore, OPS <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Brücke, 2407.029, 23:30 =/\=<br />

Lukas stand an seiner Konsole und überwachte die Anzeigen. Er musste stark damit kämpfen ein<br />

Gähnen zu unterdrücken, da er jetzt bereits in seiner zweiten Schicht in Folge hier stand und seine<br />

kurze Freizeit dazwischen mit dem, aus seiner Sicht sinnlosen, Gespräch mit dem jungen TAC<br />

verschwendet hatte. Als ihn ein weiterer Müdigkeitsschub überkam, verliess er seine Station und<br />

ging zum Replikator. Er orderte eine Tasse Tee und als diese im Replikator materialisierte, nahm er<br />

sie und ging zurück zu seiner Station. Er stellte die Tasse auf den Rand der Konsole und begann<br />

wieder die Anzeigen zu beobachten. Hin und wieder trank er einen Schluck um irgendwie die<br />

Müdigkeit zu bekämpfen.<br />

Nachdem er sich so eine halbe Stunde lang wach gehalten hatte, verliess er wieder seine Station und<br />

trat an Daniel heran. "Entschuldigen sie, Sir. Ich fühle mich etwas unwohl und würde gerne zur<br />

Krankenstation gehen um mir etwas geben zu lassen."<br />

Daniel nickte nur bestätigend und Lukas verliess die Brücke in Richtung Krankenstation.<br />

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=/\= Krankenstation, 23:35 =/\=<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Lukas betrat die Krankenstation mit einem unguten Gefühl. Seit seiner Kindheit vermied er es wann<br />

immer möglich mit Ärzten in Kontakt zu kommen und auch die Vorfälle auf der Krankenstation<br />

seiner Ausbildungsmission hatten nicht wirklich dazu beigetragen, dass er sich wohler fühlte. Er<br />

schaute sich auf der Krankenstation um und sah, wie Lars, Simarh und Toni um das Biobett standen<br />

auf dem Julian lag.<br />

Er versuchte ausserhalb ihrer Sichtweite zu bleiben und ging durch das Büro des CMO hindurch in<br />

den Laborbereich der Krankenstation. Er trat an einen der Replikatoren heran, der dafür gedacht war<br />

Medikamente zu replizieren und gab etwas in das Bedienfeld ein. Einen Moment später<br />

materialisierte ein kleines Fläschchen im Replikator, er nahm es und verliess schnell und leise ohne,<br />

dass es jemand merkte die Krankenstation wieder.<br />

=/\= Lukas' Quartier, 23:45 =/\=<br />

"Computer, Licht!" sagte Lukas im Hineinkommen und das Quartier wurde erleuchtet. Er trat an<br />

den Replikator heran und bestellte sich ein Glas Wasser. Er nahm es, ging damit zum Sofa, setzte<br />

sich, füllte den Inhalt des Medizinfläschchens in das Wasser und warf das leere Fläschchen einfach<br />

auf den Boden. Diese ganze Crew ist doch ein komischer Haufen. Wenigstens bleibt mir noch das<br />

hier. Er setzte das Wasserglas an und trank es mit einem Zug leer, schloss die Augen und vergass<br />

mit einem Mal total die ganze Situation um ihn herum. Das leere Glas fiel ihm aus der Hand und<br />

rollte über den Boden, während Lukas vom Sofa glitt.<br />

Nach einigen Minuten setzte er sich wieder auf. Ich sollte auf die Brücke zurückgehen. Nicht, dass<br />

mich jemand von der 'Familie' vermisst. Er stand auf und ging in den Schlafbereich, wo er aus<br />

seinem Schrank den Gürtel mit dem D'k tahg nahm und diesen umlegte. Mal sehen wie 'Daddy'<br />

darauf wohl reagieren wird. Er begab sich zur Tür und als er das Quartier verliess schaltete sich das<br />

Licht aus.<br />

=/\= Brücke, 23:55 =/\=<br />

Lukas trat aus dem Turbolift, wobei er leicht taumelte, was er jedoch sofort unterdrückte. Er<br />

marschierte geradewegs auf seine Station zu und löste den dort sitzenden Offizier ab. Auf dem Weg<br />

zur Konsole versuchte er dezent das Messer an seinem Gürtel zu verbergen und schaffte es auch.<br />

Erst der Offizier, den er ablöste bemerkte das Messer und wollte gerade etwas sagen, als Luke ihm<br />

einen herausfordernden Blick zuwarf. Der Offizier beeilte sich erschrochen weg zu kommen und<br />

Lukas stellte sich wieder hinter seine Konsole. Den Stuhl schob er mit dem Fuss beiseite. Ich werde<br />

bei Gelegenheit mal darauf hinweisen, dass das Ding weg muss. Er schaute kurz über die Anzeigen<br />

der Konsole und bemerkte, dass seine Vertretung das Layout geändert hatte. Er tippte etwas ein und<br />

die Oberfläche der Konsole veränderte sich wieder in sein favorisiertes Layout. Wie kann der es<br />

wagen? Der war doch nur 15 Minuten hier. Etwas angesauert widmete er sich wieder seiner Arbeit<br />

und ignorierte das, was um ihn herum passierte weitestgehend.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Brücke, SD 2407.030, 0005 =/\=<br />

Es schien sich wohl doch um ein größeres Problem mit Julian zu handeln, da Lars nun schon eine<br />

ganze Weile nicht mehr auf der Brücke war. Laut Computer hielt sich der CO noch immer auf der<br />

Krankenstation auf. Ein Blick auf den Armbandchronographen zeigte Sheridan, dass nach Bordzeit<br />

bereits ein neuer Tag angebrochen war. Ein neuer Tag... für einige Menschen auch ein mehr oder<br />

weniger bedeutsamer...<br />

Happy Birthday, meldete sich eine Stimme in seinem Geist.<br />

- So happy ist dieser auch wieder nicht..., antwortete Daniel.<br />

Mach kein so trübsinniges Gesicht... es hätte noch schlimmer kommen können.<br />

- Was verstehst du denn davon? Nightingale feiern keine Geburtstage!<br />

Von dieser Reaktion überrascht zog sich D’Shran wieder zurück und blockte sich von Daniels Geist<br />

ab. Dieser rieb sich die Schläfen, da ihn starke Kopfschmerzen plagten. Es war nicht so wie vor<br />

einigen Stunden, als er die fremde Präsenz bemerkt hatte, die seinen Geist untersucht hatte... nein,<br />

es war schwächer und fühlte sich wie ein schwaches abklopfen des mentalen Schildes an. Jemand<br />

oder etwas versuchte Kontakt aufzunehmen, aber der Texaner war wohl die falsche Wahl dafür.<br />

„Die Hawking schert aus der Formation aus!“, rief McFadden von der taktischen Konsole herüber.<br />

„Auf den Schirm!“<br />

Auf dem Hauptprojektionsfeld erschien das etwas verschwommene Bild der Defiant-Klasse, welche<br />

sich schnurstracks mit einem Viertel Impuls von der <strong>Sentinel</strong> entfernte.<br />

„Sir, sie hat die Waffen aktiviert!“<br />

„Rufen sie sie!“<br />

Der CO der Hawking, Captain Andrew Geras, erschien auf dem Hauptschirm und machte einen<br />

genervten Eindruck:<br />

„Was wollen sie?“<br />

„Wieso scheren sie aus der Formation aus und dringen weiter in den Flüssigraum ein, Captain?“,<br />

fragte Daniel und musste einen Anflug von Zorn unterdrücken.<br />

„Ich habe das Warten langsam satt! Die spielen doch nur mit uns! Ich wette, dass sie bereits eine<br />

Angriffsflotte zusammengestellt haben und nur auf den rechten Zeitpunkt warten, uns anzugreifen!<br />

Aber diese Pläne werde ich ihnen vereiteln, das schwöre ich ihnen! Wo ist übrigens ihr CO,<br />

Lieutenant?“<br />

„Beschäftigt. Brechen sie sofort ihr Manöver ab und kehren sie auf ihren Posten zurück! Gerade<br />

dieses aggressive Vorgehen könnte zu einem Konflikt führen, den wir auf jeden Fall vermeiden<br />

wollen!“<br />

„Sie haben mir gar nichts vorzuschreiben, Lieutenant! Ich habe den höheren Rang!“<br />

Daniel konnte sich nun nicht mehr gegen seine hervorbrechenden Emotionen wehren und sprang<br />

vom Sessel auf:<br />

„Und sie vergessen, dass die Leitung dieser Operation der Schiffsführung der <strong>Sentinel</strong> unterliegt!<br />

Solange Captain Bring abwesend ist, habe ich das Kommando über das Schiff und den Verband!<br />

Und als stellvertretender Kommandeur befehle ich ihnen, sich sofort zurück auf ihren Posten zu<br />

begeben!“<br />

„Wie reden sie mit einem ranghöheren Offizier, Lieutenant? Ihre Disziplinlosigkeit wird<br />

217


Konsequenzen haben, das schwöre ich ihnen!“<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Sir? Captain Braxx ruft uns“, meldete James.<br />

„Was will er?“<br />

„Er fragt, weshalb der Hawking befohlen wurde, auf Erkundung zu gehen.“<br />

„Braxx ist das Warten sicher auch satt“, rief Geras und grinste.<br />

„Sagen sie ihm, dass er unbedingt auf Posten bleiben soll, Ensign.“<br />

„Er wird nicht auf sie hören, Sheridan. John hat mich schon auf einige Missionen begleitet und wird<br />

sich diesmal auch nicht gegen mich wenden.“<br />

„Captain Geras, ihre Verhaltensweise gefährdet diese Mission aufs Äußerste! Wenn sie sich nicht<br />

sofort zurück auf ihren Posten begeben, dann veranlassen sie mich, das Feuer auf sie zu eröffnen.<br />

Der Kontakt mit den 8472 ist zu wichtig, als dass ich es zulassen kann, dass so ein überheblicher<br />

und aufschneiderischer Angeber wie sie sie gefährden sollte! Und jetzt setzen sie endlich ihren<br />

Arsch in Bewegung und scheren sich endlich zurück auf ihre Flankenposition, Captain!“<br />

Geras unterbrach wütend die Verbindung und ließ die Hawking noch ein wenig weiter fliegen, bis er<br />

sich endlich doch zu einer Kehrtwende entschloss. Das Schiff schwenkte wieder in seine Position an<br />

der Steuerbordflanke ein und deaktivierte sogar seine Waffen. Anscheinend hatten Daniels Worte<br />

doch etwas bewirkt.<br />

In diesem Moment fiel dem Texaner auf, dass ihn die anwesende Brückenbesatzung erstaunt und<br />

gleichermaßen erschrocken anstarrte. Erst jetzt hatte er realisiert, dass er es zugelassen hatte, seinem<br />

Wut und seinem Zorn freien Lauf zu lassen und einen ranghöheren Offizier vor seiner Mannschaft<br />

zu demütigen. Das würde sicher Konsequenzen haben, das wusste er jetzt schon. Aber um das<br />

Einsatzziel nicht zu gefährden war ihm nichts anderes übrig geblieben. Sicher hätte man diese<br />

Situation auch mit weniger respektlosen und beschimpfenden Worten lösen können, aber das war<br />

eben nicht seine Stärke.<br />

„Habt ihr nichts zu tun?“, entfuhr es ihm als er sich wieder setzte, um einen Eintrag im Logbuch<br />

über diesen Zwischenfall samt seiner Erklärung zu hinterlassen.<br />

Die Kopfschmerzen waren auch wieder stärker geworden. Aber diesmal hatte sich das Gefühl<br />

verändert: es war wieder so, wie vor einigen Stunden! Etwas versuchte, seinen Mentalschild zu<br />

durchdringen, aber Daniel brachte alle Kraft auf, die er mobilisieren konnte, um dieses Etwas<br />

zurückzudrängen. Es gelang ihm einige Zeit, doch dann brach sein Schild zusammen. Die fremde<br />

Präsenz streifte durch seinen Geist und durchsuchte ihn nach wichtigen Informationen. Die rasenden<br />

Kopfschmerzen, die es dabei verursachte, brachten Daniels sensorische Wahrnehmung aus dem<br />

Gleichgeweicht. Er konnte nur noch verschwommen sehen und was um ihn herum geschah hörte er<br />

nur wie durch eine dicke Wand. Dann, so plötzliche wie es aufgetaucht war, zog es sich wieder<br />

zurück und verschwand, mit ihm die Kopfschmerzen.<br />

Langsam erholten sich auch seine Sinne wieder und er bemerkte, dass Colin vor ihm stand.<br />

„Ist alles in Ordnung, Lieutenant?“, fragte der CONN und wollte ein Medikit öffnen, doch Sheridan<br />

hielt ihn davon ab.<br />

„Geht schon wieder... das waren nur die Auswirkungen der Anspannung.“<br />

Hinter sich hörte er eine Tür zischen. Sofort wandte er sich um und sah, dass jemand in einer<br />

Technik-Uniform gerade in den Turbolift gestiegen war.<br />

218


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Wer war das und was wollte er auf der Brücke?“, fragte der XO in die Runde.<br />

„Ein Crewman aus der Technik. Er hat den Stuhl meiner Station entfernt“, antwortete Lukas.<br />

Der Texaner blickte den Engländer an.<br />

„Wieso hat er ihren Stuhl entfernt?“<br />

„Weil er mich gestört hat, deswegen... Sir!“<br />

„Auch wenn sie neu sind an Bord und es vielleicht auf der Hawking anders gehandhabt wurde: hier<br />

fragt man zuerst den Vorgesetzten, ob man etwas verändern darf oder nicht und handelt nicht<br />

eigenmächtig! Sie waren wohl zu lange unter Geras’ Kommando, Ensign!“<br />

„In puncto Disziplin sind sie nicht gerade ein Vorbild, Lieutenant“, erwiderte der OPS und blickte<br />

stur geradeaus.<br />

„Seien sie froh, dass ich sie nicht von der Brücke verweisen lasse, Ensign“, in diesem Moment fiel<br />

Daniels Blick auf den D'k tahg, welcher an Gilmores Gürtel hing, „Außerdem sind Waffen auf der<br />

Brücke verboten!“<br />

In diesem Moment fühlte er eine Hand auf seiner Schulter liegen. Als er sich umwandte, erkannte er<br />

Vorin, der neben ihm stand und ihn ungläubig ansah.<br />

„Deine Reaktionen sind denen Geras nicht unähnlich, Daniel. Vielleicht wäre es besser, wenn du<br />

dich auf die Krankenstation begeben und untersuchen lassen würdest. Das letzte, was wir jetzt<br />

gebrauchen könnten, ist eine ausgeknockte Führungscrew.“<br />

So langsam verrauchte Daniels Ärger wieder.<br />

„Vielleicht hast du recht, Vorin. Aber ich kann jetzt nicht hinunter, ich werde hier gebraucht. Was,<br />

wenn 8472 gerade jetzt den Kontakt herstellen wollen?“<br />

„Dann rufen wir euch rauf. Jemanden von uns das Kommando und lass dich von Toni untersuchen.“<br />

„Na gut... Vorin, du hast die Brücke. Und falls etwas sein sollte, dann ruf uns sofort!“<br />

„Aye, Sir!“<br />

Innerlich protestierend betrat er den Turbolift und fuhr hinunter auf Deck 21, wo die Krankenstation<br />

lag. Eigentlich hatte er gar keine Lust dazu, aber der Übergriff und die Auseinandersetzung mit<br />

Gilmore und Geras hatten sogar ihn erschreckt...<br />

=/\=Cmdr Angi Troi, COU <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\=Quartier, 2407.029, 23:34 =/\=<br />

„Kommst du noch mit rein?“ fragte Angi ihre Kollegin, die sie bis zur Türe gebracht hatte, als<br />

wüsste sie immer noch nicht selbst wo ihr Quartier lag. Oder traute sie ihr nicht?<br />

Magnus schien zu spüren, dass Troi dringend mit jemandem reden musste. Den ganzen Weg zum<br />

Quartier hatte sie darauf bestanden, dass Angi sich ohne Umwege in ihr Bett begeben und schlafen<br />

sollte. Jetzt aber, nachdem Troi sie gebeten hatte mit rein zu kommen, war davon erstmal keine<br />

Rede mehr. Sie stimmte zu und folgte Troi in ihr Quartier, wo diese ihr dann erst einmal einen Platz<br />

zum Sitzen anbot. Anschließend replizierte sie sich und Magnus eine Tasse Tee.<br />

„Danke sehr“, meinte diese, als Troi ihr die Tasse reichte und sich dann selbst in einen Sessel setzte.<br />

Es folgten ein oder zwei Minuten Stille, die sich für Troi aber wie Stunden anfühlten. Sie überlegte<br />

wie sie beginnen sollte. Sie war ihre Kollegin und Freundin und doch wusste sie kaum etwas über<br />

219


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

sie. Sie war sich sicher, schon öfter solche Gespräche mit Magnus gehabt zu haben.. dennoch kam<br />

es ihr vor wie das allererste Mal und Troi hatte trotz ihres Berufes, oder gerade deshalb, recht große<br />

Schwierigkeiten mit einem Counselor zu sprechen. Sie hatte in ihrem Leben schon zu viele<br />

Counselor getroffen, die bei ihren Klienten mehr Schaden angerichtet hatten, als das sie von nutzen<br />

waren. Magnus blieb still und schaute geduldig wartend auf ihre Tasse. Als Betazoidin wusste sie<br />

natürlich von dem Kampf in Troi, das war auch Angi klar und so entschloss sie sich nicht länger zu<br />

zögern.<br />

Sie stand auf und ging zu ihrem Schreibtisch, auf dem ein kleiner Sandkasten stand in dem man<br />

einen Steingarten anlegen konnte.<br />

Mit dem Rücken zu Magnus stehend begann sie mit dem Zeigefinger der rechten Hand einige<br />

Kreise in den feinen, weißen Sand zu ziehen. Sie wollte und konnte Mary nicht ansehen bei dem<br />

was sie sagte, denn jeder Blick von ihr, jede Änderung des Gesichtsausdruckes - so gering sie auch<br />

sein mochte - konnte ihren Redefluss stoppen, wenn er erst einmal lief.<br />

„Mary, ich weis, dass...“, begann sie und brach dann gleich wieder ab, weil sie merkte, dass sie gar<br />

nichts wusste. Troi atmete mehrmals tief durch und starrte auf den weißen Sand, ehe sie einen<br />

erneuten Versuch unternahm.<br />

„Ich meine... ich...“. Tränen stiegen ihr in die Augen und ließen sie sich selbst erneut unterbrechen.<br />

Sie fühlte einen Druck tief in ihrem Körper.. etwa da wo die Rippenbögen aufeinander trafen.<br />

Dieses Gefühl war ihr zwar nicht fremd, aber sie hatte es bisher nur sehr selten gefühlt und leider<br />

wusste sie nur zu gut, dass es dabei nicht bleiben würde. Sie stoppte die Sandmalerei ihres Fingers<br />

und nutzte statt dessen beide Hände um sich am Schreibtisch abzustützen, den Kopf etwas nach<br />

unten zu beugen und langsam tief ein und aus zu atmen.<br />

Geh weg, dachte sie zu dem Gefühl, dass sich wie ein riesen Kloß seinen Weg hinauf zum Herzen<br />

bahnte. Sie bemerkte kaum wie sich der Rest ihres Körpers versteifte und darauf konzentrierte<br />

diesen Kloß aufzuhalten.<br />

Bitte geh weg!. Aber der Gefühlsklumpen schien sich nicht dafür zu interessieren und wanderte<br />

höher und höher... ihr Brustkorb verspannte sich und ein schmerzhaftes Ziehen durchzog ihn. Das<br />

Schlucken fiel ihr schwer und sie begann etwas schneller zu atmen.<br />

„Ruhig weiteratmen“, konnte sie plötzlich die sanfte Stimme Mary`s direkt neben sich hören. Sie<br />

hatte überhaupt nicht gemerkt wie die Counselor neben sie getreten war.<br />

„Ruhig und langsam atmen“, wiederholte diese erneut und legte ihre rechte Hand auf Troi`s rechte<br />

Schulter, so dass sie sie quasi fast im Arm hielt. Angi fiel es überhaupt nicht leicht dieser<br />

Anweisung zu folgen. Sie wusste das Magnus recht hatte, aber sie befürchtete, dass sie die<br />

Kontrolle über den Kloß nicht mehr halten konnte, wenn sie sich auf ihre Atmung konzentrierte.<br />

„Langsam ein... und aus“, wies Mary leise und unaufdringlich weiter an. Troi wurde es heiß und<br />

kalt zugleich und sie begann ein wenig zu zittern. So schlimm war es bisher noch nie gewesen und<br />

sie begann zu verstehen, dass sie nichts mehr dagegen tun konnte. Sie versuchte dem vorgegebenen<br />

Atemrhythmus zu folgen und sich zumindest ein wenig zu beruhigen, denn die gesamte Situation<br />

war ihr mehr als peinlich.<br />

„So ist es gut. Ein .. und aus. Komm, wir gehen mal zum Sofa rüber“, meinte Mary und legte nun<br />

ihre andere Hand stützend unter Troi`s linken Arm. Troi kam sich vor wie ein kleines Kind, aber sie<br />

hatte überhaupt keine Energie sich irgendwie zu wehren und sie war sich auch gar nicht so sicher ob<br />

sie das wollte. Seit Jahren war sie eine Person zu der Leute kamen und sich anlehnten, ihren<br />

Kummer von der Seele sprachen... aber sie selbst hatte das nie gelernt. Klar, auf der Erde hatte sie<br />

Rachel, eine gute Freundin bei der es ihr möglich gewesen war, aber hier.. jetzt .. an Bord der<br />

<strong>Sentinel</strong>? Sie wünschte sich so sehr einfach nur einmal in den Arm genommen zu werden, wenn es<br />

220


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

ihr nicht gut ging und Mary tat im Moment genau das - wenn auch nicht körperlich, aber Troi<br />

konnte sich grade einfach sicher fühlen.. gehen lassen. Sie musste nicht groß nachdenken oder<br />

stützen.. sie konnte sich einfach mal fallen lassen und schwach sein.<br />

Langsam folgte sie Mary zum Sofa und sie bemerkte erst jetzt, wie wackelig sie auf den Beinen<br />

stand. Nachdem sie sich gesetzt hatte, ließ sich Mary neben ihr nieder, den Körper zu Troi gewandt.<br />

Diese wiederum spürte wie der Schmerz aus ihrer Brust langsam in ihre Kehle stieg und ihre Augen<br />

immer mehr brannten. Sie senkte ihren Kopf um den Schmerz und die Traurigkeit so gut wie<br />

möglich zu verbergen, aber das war natürlich nur eine Illusion. Selbst ein blinder Taubstummer<br />

hätte das mitbekommen. Mary sagte kein Wort, legte lediglich eine Hand tröstend auf Angi`s<br />

Schulter und das reichte vollkommen aus um das letzte Siegel zwischen Kehle und Außenwelt zu<br />

brechen und Troi`s inneren Schmerz nach außen dringen zu lassen. Sie begann zu weinen und<br />

lehnte sich dabei an Magnus, die schützend einen Arm um sie legte und einfach nur da war.<br />

Nach einer ganzen Weile, es konnten gut 5 oder 10 Minuten gewesen sein, war der Druck in Angi<br />

wesentlich besser geworden und das zittern ihrer Glieder hatte aufgehört. Der Schmerz in der Brust<br />

war weg, alles was noch daran erinnerte waren ihre nassen Augen und der etwas feuchte Schulterteil<br />

von Mary`s Uniform.<br />

„Besser?“ fragte Mary einfühlsam.<br />

Troi brachte nur ein nicken zu Stande... dann begann sie immer noch leicht schluchzend zu<br />

erzählen.<br />

„Ich... ich weis nicht was wir irgendwann mal geredet haben, wie viel ich dir erzählt habe... wie<br />

weit du mich kennst, aber ich... Mary ich brauche meine Arbeit. Ich kann so nicht...“<br />

„Was kannst du so nicht?“ hakte Mary vorsichtig nach.<br />

Troi schüttelte den Kopf „ich sehe Gesichter die ich kaum kenne und ich müsste sie eigentlich<br />

kennen. Ich habe Gedankenfetzen die ich nicht fassen kann, obwohl sie zu mir gehören und ich.. ich<br />

laufe als Fremde über ein Schiff dem ich seit langer Zeit angehöre. Ich habe keine Aufgabe, ich<br />

habe keinen Sinn...“, erklärte Troi stockend.<br />

„Wie kommst du darauf, dass du keinen Sinn hast? Du bist doch nicht nur Arbeit Angi. Du hast so<br />

viel Stress momentan, so viel zu verarbeiten.. aufzuarbeiten... das ist auch arbeit. Schwer arbeit.“<br />

„Aber ich helfe dabei keinem... ich bin komplett nutzlos“.<br />

Mary stand auf und kniete sich vor Troi auf den Boden, um ihr direkt in die Augen zu sehen „hey...<br />

du hilfst dir.. ist das denn nichts?“<br />

Angi dachte nach und durchforstete ihre Gedanken... sie starrte geradewegs durch Mary hindurch,<br />

schließlich antwortete sie mit einem leichten Kopfschütteln.<br />

Magnus schaute sie einen Moment abschätzend an „du bist sehr viel Wert – als Mensch, nicht nur<br />

als Counselor, auch wenn du das im Moment nicht glauben kannst. Ich weis, dass du mir das auch<br />

jetzt nicht glaubst, weil ich spüre, dass du diese Gedanken nicht erst seit gestern hast.. die sind ganz<br />

tief in dir drin verwurzelt und die bekommt man so leicht nicht weg. Es war heute ein sehr<br />

anstrengender Tag für dich und ich möchte, dass du dich jetzt erstmal ausruhst und wir reden gleich<br />

morgen früh weiter was wir machen, damit du dieses Gefühl nicht mehr hast, denn das macht dich<br />

kaputt. Ist das ok für dich?“<br />

Troi war sich nicht sicher ob sie alles mitbekommen hatte was Mary ihr gerade gesagt hatte... sie<br />

hatte das Gefühl in einem Nebelähnlichen Dämmerzustand zu schweben... alles nur durch einen<br />

weißen Schleier mitzubekommen... als Ärztin und Counselor wusste sie was das hieß – total<br />

ausgepowert und überlastet.<br />

„Angi? Ist es ok, wenn wir morgen früh weiterreden und du dich jetzt erstmal hinlegst?“ fragte<br />

Mary geduldig erneut nach.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Troi nickte nur und ließ sich dann von Mary zu ihrem Bett bringen.<br />

Sie legte sich mit samt ihrer Uniform darauf und bekam grade noch mit wie Mary eine dünne<br />

Tagesdecke über ihr ausbreitete und ein "gute Nacht" flüsterte, dann wurde es um sie herum dunkel.<br />

Sie bekam weder mit wie Mary die Teetassen zurück in den Replikator brachte, noch wie sie das<br />

Licht löschte und anschliessend das Quartier verliess.<br />

=/\= Ens. Lukas Gilmore, OPS <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Brücke, 2407.030, 0015 =/\=<br />

Nach der etwas ausgearteten Konfrontation mit Daniel kam in Lukas der Wunsch auf, endlich<br />

seinen Posten zu verlassen. Da er der Meinung war, dass eine fast ganztägige Schicht an der<br />

Konsole völlig ausreichend war, verliess er seine Station und ging zu Vorin, der es sich auf dem<br />

Kommandosessel mittlerweile bequem gemacht hatte, baute sich vor ihm auf und sagte: „Ensign<br />

Gilmore bittet um Erlaubnis seine fast elfstündige Schicht zu beenden.“ Vorin blickte ihn etwas<br />

verwundert an und nickte dann nur. War mir ja schon fast klar, dass es hier eigentlich niemanden<br />

interessiert. Der junge OPS verliess die Brücke.<br />

=/\= Holodeck, 0030 =/\=<br />

Nach einem kurzen Zwischenstopp in seinem Quartier, den er genutzt hatte um seine<br />

Standarduniform gegen eine Kampfuniform zu tauschen, erreichte Lukas das Holodeck. Um seine<br />

Hüfte war noch immer der Gürtel mit dem D'k tahg geschnallt. Er betrat das Holodeck und<br />

betrachtete das nackte Hologitter. „Computer. Zugriff auf persönliche Dateien von Lukas Gilmore.<br />

Holodeckprogramm Luke Alpha laden.“<br />

„Warnung, das Programm deaktiviert die Sicherheitsprotokolle“, Ertönte die Stimme des<br />

Computers.<br />

„Bestätigt.“ Ein piepen bestätigte und um ihn herum materialisierte eine Arena, die völlig frei im<br />

Raum schwebte. Es gab keine Begrenzungen, nur eine Bodenplatte, die plötzlich endete und einen<br />

tiefen Abgrund offenbarte.<br />

„Waffenliste zeigen.“ Direkt vor ihm erschien eine Anzeige auf der eine Liste mit<br />

Waffenbezeichnungen angezeigt wurde. Er betrachtete die Liste und tippte vier der Einträge an. Die<br />

Anzeige verschwand wieder und im Zentrum der Arena erschienen die vier Waffen die er<br />

ausgewählt hatte. Ein klingonisches Bat'leth, ein Breitschwert, eine Jem Hadar Klinge und ein Set,<br />

bestehend aus vier Klingen in Scheibenform.<br />

„Gegner zwei, fünf und neun.“ An den drei anderen Seiten der Arena materialisierten ein Klingone,<br />

ein Jem Hadar und ein Vulkanier. Lukas grinste.<br />

„Stufe 3. Beginn.“ Die drei Gegner bewegten sich auf das Zentrum der Arena zu, um sich mit einer<br />

Waffe auszurüsten und auch Lukas setzte sich in Bewegung. Der Jem Hadar erreichte die Waffen<br />

als erster und griff nach der Klinge. Er nahm sie und trat einen Schritt zurück. Lukas kam als<br />

zweiter an, warf sich zu Boden und rutschte knapp an dem sich in Angriffspostion bringenden Jem<br />

Hadar vorbei und griff nach den vier Scheiben. Er sprang auf, lief ein Stück von der Mitte weg, die<br />

auch der Klingone und der Vulkanier mittlerweile erreicht hatten und warf dann eine der Scheiben<br />

auf den Kopf des Vulkaniers zu, der sich gerade mit dem Breitschwert in der Hand wieder<br />

aufrichtete. Die Klinge erwischte den Hals des Vulkaniers so, dass sein Kopf sauber abgetrennt<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

wurde. Der Körper des Vulkaniers löste sich auf. Der Klingone stürmte nun mit dem Bat’leth in den<br />

Händen auf den jungen Engländer zu und auch der Jem Hadar machte Anstalten ihn angreifen zu<br />

wollen. Denk dran, einer nach dem Anderen. Zusammen kannst du sie nicht besiegen.<br />

Er warf eine weitere der runden Klingen in Richtung des Klingonen, der ihr jedoch ausweichen<br />

konnte. Der Klingone stürzte sich auf ihn und schlug zu. Lukas konnte sich gerade noch mit einem<br />

Sprung in Sicherheit bringen, landete jedoch recht hart auf dem Boden und verlor eine der Scheiben,<br />

die durch den Sturz dann auch quer durch die Arena in Richtung des Abgrundes rutschte.<br />

„Na super. Aber sonst geht es dir gut?“ fragte er etwas zornig, der Klingone grunzte jedoch nur und<br />

holte zu einem erneuten Hieb aus. Der junge Mann sprang auf und hieb mit der ihm verbleibenden<br />

Klinge auf das Bein des Angreifers ein. Dieser knickte ein, als sich die Klinge in das Fleisch bohrte<br />

und als der Krieger stürzte, erwischte er den OPS mit dem Bat’leth an dessen Schulter. Luke<br />

unterdrückte einen Schrei und stach mit der Klinge auf den Oberkörper des Klingonen ein und zog<br />

sie quer drüber. Dann gab er dem Körper einen Schlag und dieser fiel von ihm runter. Er griff die<br />

Klinge fest und rammte sie in den Hals des Angreifers. Auch dieser löste sich auf und Luke atmete<br />

tief durch.<br />

Er war so sehr damit beschäftigt gewesen den Klingonen zu erledigen, dass er den Jem Hadar nicht<br />

mehr beachtet hatte. Dieser stand nun über ihm und liess seine Klinge auf ihn herabsausen. Ein<br />

Adrenalinstoß erfasste ihn und er griff sich das Bat’leth und wehrte damit den Schlag des Jem<br />

Hadar ab. Der Angreifer reagierte sofort und schlug erneut zu. Der Engländer trat ihm gegen die<br />

Knie und konnte dadurch die Schlagrichtung abfälschen. Er rollte sich aus der Schlagbahn des Jem<br />

Hadar und versuchte sich aufzurichten. Ganz ruhig bleiben. Du hast ihn schon des Öfteren besiegt,<br />

also schaffst du es jetzt auch. Er stand auf, wankte zwar, konnte aber trotzdem das Bat’leth hoch<br />

genug heben um sich verteidigen zu können. Er fixierte den Jem Hadar und suchte ihn nach<br />

verwundbaren Stellen ab. Das einzige, was ihm auf Anhieb auffiel, war der Schlauch, durch den das<br />

Ketracel White floss. Er begann sich langsam auf seinen Angreifer zu zu bewegen und schwang<br />

dabei das Bat’leth.<br />

„Na los, komm schon!“ versuchte er ihn herauszufordern. Der Jem Hadar hob die Klinge zu einem<br />

erneuten Schlag und Lukas nutzte die Gelegenheit zuzuschlagen und erwischte den Schlauch und<br />

streifte ebenfalls den Hals des Gegners. Der Jem Hadar geriet etwas ins Taumeln und der grinsende<br />

OPS setzte einen weiteren Schlag nach, bei dem er das Bat’leth quer über den Oberkörper des<br />

Gegners zog. Der Jem Hadar fiel zu Boden und ein weiterer Schlag traf ihn. Das Bat’leth bohrte<br />

sich tief in den Körper hinein, der sich sofort auflöste.<br />

Luke liess das Bat’leth fallen und setzte sich auf den Boden. Er betrachtete die Wunde an seiner<br />

Schulter. So wenig hast du schon lange nicht mehr abbekommen. Er erinnerte sich an eine<br />

Trainingseinheit vor einigen Wochen, wo er von einer holografischen Borgdrohne in den Abgrund<br />

geworfen wurde.<br />

„Programm beenden.“ Die Arena verschwand und er blieb noch einige Minuten im Hologitter<br />

sitzen, ehe er sich auf den Weg in sein Quartier machte.<br />

=/\= Lukas’ Quartier, 0100 =/\=<br />

Lukas trat aus der Dusche heraus und betrachtete die Schnittwunde an seiner Schulter. Er hätte auf<br />

die Krankenstation gehen sollen, wollte dies aber vermeiden, da er sonst vermutlich auch direkt<br />

einer kompletten Untersuchung unterzogen worden wäre, was er zur Zeit nicht gebrauchen konnte.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Er zog sich Shorts an, holte aus dem Replikator einen Teller Salat und setzte sich auf das Sofa.<br />

„Computer, beginne einen Brief.“ Der Computer bestätigte mit einem Piepen.<br />

##<br />

Lieber K’eks,<br />

ich weiss, dass ich dir jetzt schon länger nicht mehr geschrieben habe, aber ich war ziemlich im<br />

Stress. Aber jetzt, auf einem neuen Schiff, in einer neuen Crew hab ich wieder etwas mehr Zeit.<br />

Zumal es hier sowieso scheinbar niemanden interessiert was ich tue. Ist eine ziemlich merkwürdige<br />

Crew. Absolut disziplinlos, du würdest hier vermutlich eingehen oder durchdrehen. Erst vor einer<br />

Stunde hat mich der XO angefahren, weil ich den Stuhl meiner Konsole hab entfernen lassen. Das<br />

ist noch so ein Punkt, der an diesem Schiff sehr bezeichnend ist. Man ist sehr auf Komfort bedacht.<br />

Jede Konsole hat einen viel zu weichen Stuhl. Ich warte immer noch darauf mal jemanden auf<br />

seinem Posten schlafen zu sehen.<br />

Ich sollte jetzt mal zu dem Grund dieses Briefes kommen. Ich vermute du kannst es dir schon<br />

denken. Die Mischung verliert langsam die Wirkung und ich bräuchte dringend eine neue. Es wäre<br />

sehr freundlich von dir, wenn du mir eine entsprechende Zusammensetzung übermittel könntest.<br />

Ich weiss, es wirkt wieder so, als ob ich dich nur ausnutze, aber ich verspreche dir, dass ich es bei<br />

der nächsten Gelegenheit wieder gut machen werde.<br />

Mit einem brüderlichen Gruss<br />

Luky<br />

##<br />

Nachdem er den Brief diktiert hatte und der Computer das Ende der Aufnahme mit einem erneuten<br />

Piepen bestätigte, widmete sich Lukas völlig dem Salat. Er aß ihn recht langsam, da er bei jeder<br />

Armbewegung einen stechenden Schmerz in seiner Schulter spürte. Als er sein Essen beendet hatte,<br />

brachte er den leeren Teller in den Replikator und recycelte ihn. Der junge Mann gähnte laut und<br />

merkte, dass es für ihn Zeit wurde, schliesslich begann seine nächste Schicht bereits in sieben<br />

Stunden. „Computer, bitte weck mich um 0700.“ Der Computer bestätigte und er ging in den<br />

Schlafbereich, legte sich ins Bett, schaltete das Licht aus und schlief fast augenblicklich ein.<br />

=/\= Julian Gartner, CHI der <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Krankenstation, 2407.030, 0423 Bordzeit =/\=<br />

Eine bodenlose Schwärze hielt ihn gefangen. Er schwebte im Nichts und sah nichts als schwarz.<br />

Hatte er überhaupt noch etwas mit dem er sehen konnte?<br />

Das unheimliche Nichts machte ihm Angst. Er versuchte sich umzuschauen, doch spürte er weder<br />

ob er sich in irgendeiner Weise bewegte, noch veränderte sich irgendetwas. Und da war doch<br />

etwas.... Nichts greifbares....<br />

Ein Säuseln in Julians Gedanken. Ein Wispern, ein Flüstern. Deutlich und dennoch unverständlich.<br />

Er versuchte sich auf die wispernde Stimme zu konzentrieren, aber je mehr er lauschte desto<br />

unverständlicher wurde es. Julian konzentrierte sich immer mehr auf die Stimme und plötzlich<br />

schien es als ob er Erfolg haben würde.<br />

Die Stimme wurde lauter. Von ganz fern schien sie nun näher zu kommen. Irgendetwas kam ihm<br />

entgegen. Obwohl? Vielleicht bewegte er sich zu dem etwas? Es gab keine Bezugspunkte in diesem<br />

Universum, von dem Julian nicht wusste wo es sich befand. Nur dieses Etwas in unendlicher<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Entfernung war in irgendeiner Art und Weise greifbar. Noch immer raste es irgendwie auf ihn zu,<br />

oder er auch auf es.<br />

Er wusste es nicht. Und ganz plötzlich, als ob er durch eine Tür getreten wäre, sprang das Etwas<br />

unvermittelt auf ihn zu. Als Julian erkannte, was oder wem er gegenüberstand, wollte er erschreckt<br />

aufatmen, doch er hatte nichts mit dem er Atmen konnte.<br />

Merkwürdigerweise irritierte ihn das keineswegs so, wie er selbst es erwartet hatte, was vielleicht<br />

daran lag was vor ihm stand:Ein wesen, seine Haut war grauweiß. Es hatte einen langezogenen,<br />

kantigen Schädel, einen Brustkorb, der wie die Karrikatur eines menschlichen Oberkörpers aussah,<br />

2 lange annähernd menschlich wirkende Arme, aber was den entfernten humanoiden Eindruck<br />

entgültig zerstörte, waren die 3 an Pferde erinnernden Beine. Das Mitglied der Spezies 8472 stieß<br />

einen schrillen Schrei aus, wie es typisch für ihre Spezies war, doch das markerschütternde<br />

Kreischen wandelte sich auf dem Weg zu Julians Gehirn in gedachte Sprache. Der 8472 sprach zu<br />

ihm. Obwohl die schrillen Schreie seine Ohren maltretierten und kein Muster hörbar wurde,<br />

verstand Julian was sein Gegenüber sagte. Zwar nur Bruchstückhaft aber er verstand es.<br />

"Kontakauf.... ge.lückt....liquid..aum....ver...olger vernich...et...anku...", ertönte es in Julians Geist.<br />

"Wie bitte?" dachte Julian mit aller anstrengung die er Aufbringen konnte.<br />

"Ich verstehe dich nicht!<br />

"Wir...kommen...warten...Pos...hal..."<br />

"Er wacht auf!"<br />

Das war kein Gedanke der in seinem Gehinr materialisierte.<br />

Er hatte es wirklich gehört...<br />

Urplötzlich glaubte er auf einen weißen Kreis in der Schwärze zuzustürzen und sein merkwürdiger<br />

Gesprächspartner blieb hinter ihm zurück und verschwand in der Schwärze.<br />

Langsam öffnete Julian seine Augen.<br />

Mit verschwommenem Blick schaute er sich um.<br />

Er lag auf dem zentralen Biobett der Krankenstation.<br />

Um ihn herrum standen der CMO, Lars und Daniel.<br />

Anscheinend waren einige Stunden vergangen seit er auf der Brücke zusammengebrochen war.<br />

Das merkwürdige war, dass er sich an alles erinnern konnte.<br />

An sein Zusammenbrechen genauso gut wie an das geistige Gespräch.<br />

Ganz plötzlich setzte er sich ruckartig auf.<br />

"Was, was ist passiert?" fragte er verdattert.<br />

"Du bist auf der brücke zusammengebrochen. Wir haben dich auf die Krankenstation gebracht,"<br />

antwortete Lars.<br />

"Ja aber....ich spüre nichts....gar nichts.. was ist passiert?"<br />

Der Chefarzt antwortete an Lars stelle: "Wir haben deinen Parakortex betäubt. Wir vermuten das die<br />

Telepathie von 8472 dich überfordert hat. Es kann sich zwar keiner vorstellen wie du dich nun<br />

fühlen musst, aber du musst versuchen damit klar zu kommen..."<br />

"Aber... 8472 hat zu mir gesprochen.."<br />

"Wirklich? Du hast sie verstanden? Was haben sie gesagt?" fuhr ihm Daniel hektisch dazwischen.<br />

„Ich habe nicht viel verstanden..“ nuschelte Julian schwach...<br />

„Was hast du verstanden?“ sagte Lars erregt..<br />

„Irgendwas von... Kontakt und vernichtet und warten und sie kommen oder so... ich weiß nicht<br />

mehr genau...“<br />

„Sie kommen und wir sollen warten..“ Lars und Daniel strahlten förmlich<br />

„Schön...“ klang Julians Stimme noch einmal auf und er sackte zurück auf sein Lager.<br />

225


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„WAS IST LOS?“ fragte Lars erschreckt den Arzt, der augenblicklich die Hand an Julians Arm<br />

hielt und dem Puls maß.<br />

„Keine Sorge. Er schläft. Das alles war eine gigantischen Anstrengung für ihn. Er schläft<br />

mindestens die nächsten 15 Stunden durch.<br />

„Puh. Ich hab eine Schreck bekomme. Komm Daniel, wir müssen auf die Brücke...“<br />

Mit diesen Worten verließ Lars mit Daniel hinterdrein die Krankenstation.<br />

=/\= Ens. Lukas Gilmore, OPS <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Lukas' Quartier, 2407.030, 0700 =/\=<br />

Das Licht schaltete sich ein und ein Wecksignal dröhnte aus dem Interkomm. Lukas öffnete die<br />

Augen und streckte sich. Und ein neuer Tag auf diesem Familiendampfer beginnt. Er setzte sich<br />

auf, wartete einen Moment und stand dann auf. "Computer. Musikprogramm Gilmore 7 starten."<br />

Sofort wurde das Quartier von Musik erfüllt und der junge Mann begab sich in den Sanitärbereich,<br />

wo er sich direkt unter die Dusche begab.<br />

Etwa eine Viertelstunde später kam er wieder aus dem Bad heraus, ging zum Schrank und holte eine<br />

frische Uniform heraus, die er anzog, nachdem er die Wunde an seiner Schulter mit einem Verband<br />

abgedeckt hatte. Er ging auf den Replikator zu und bestellte sich zum Frühstück ein Müsli und ein<br />

Glas Orangensaft. Als beides im Fach des Replikators erschien trug er es zum Sofa, setzte sich und<br />

begann zu frühstücken.<br />

Nach dem Frühstück stellte er das Geschirr zurück, schaute auf den Chronometer des Replikators<br />

und beschloss dann, sich auf den Weg zur Brücke zu machen. Er griff sich den Gürtel mit dem D'k<br />

tahg und schnallte ihn sich um. Als er das Quartier verliess schaltete sich die Musik und das Licht<br />

aus.<br />

=/\= Brücke, 2407.030, 0750 =/\=<br />

Lukas verliess den Turbolift und ging direkt auf die OPS- Station zu. Als der OPS der<br />

Gammaschicht ihn verwirrt ansah sagte er zu ihm: "Irgendwelche Vorfälle?" Der GammaOPS<br />

berichtete ihm kurz, dass seine Schicht recht ereignislos war und verliess ihn dann. Luke widmete<br />

sich seiner Konsole und stellte zu seinem Erstaunen fest, dass das Layout dieses Mal nicht verändert<br />

worden war und er sich dadurch die Arbeit ersparen konnte es erneut zu verändern. Daher konnte er<br />

sich völlig darauf konzentrieren seiner eigentlichen Arbeit nachzugehen.<br />

Einige Minuten später trudelten so langsam die restlichen Mitglieder der Alpha- Schicht ein, wobei<br />

ihm auffiel, dass sich die Kommandooffiziere die meiste Zeit liessen. Einer der ersten war James,<br />

der, zu Lukes Unmut, nicht zu seiner Station ging, sondern statt dessen auf die OPS- Station zuging.<br />

"Guten Morgen Lukas. Ich wollte dich fragen, ob wir das etwas verkürzte Treffen von gestern<br />

wiederholen wollen." fragte er. Der junge OPS konnte seinen Unmut noch gerade verbergen und<br />

antwortete: "Es tut mir sehr leid Ensign McFadden, aber ich halte das für keine gute Idee. Vor allem<br />

angesichts der Lage in der wir uns befinden und der Tatsache, dass 8472 jetzt jeder Zeit mit uns in<br />

Kontakt treten kann. Aber ich verspreche ihnen, dass wir es nachholen, wenn wir uns wieder auf<br />

dem Rückweg nach Hause befinden." James nickte und ging dann zu seiner Station. Luke konnte<br />

sehen, dass der junge TAC damit nicht wirklich zufrieden war, aber das war ihm egal.<br />

226


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Einige Minuten später traten Daniel und Lars gemeinsam aus dem Turbolift und beide schienen<br />

recht vergnügt zu sein, auch wenn Lukas nicht wusste woran man in der gegenwärtigen Situation<br />

Vergnügen haben konnte, schliesslich waren sie hier um sich mit einem der gefährlichsten Feinde<br />

zu treffen, die die Föderation kannte. Ein Feind, gegen den selbst die Borg keine Chance hatten. Die<br />

beiden begaben sich direkt zu den Sesseln im Zentrum der Brücke und der junge Ensign beschloss,<br />

dass dies der richtige Moment war. Er verliess seine Station und ging auf die beiden zu. Er stellte<br />

sich direkt vor ihnen auf und sah, dass Daniel den D'k tahg bemerkt hatte und gerade etwas dazu<br />

sagen wollte. Schnell wandte Luke sich an Lars: "Ich bitte um Verzeihung, dass ich sie störe, Sir.<br />

Aber es geht um etwas, dass mir sehr wichtig ist." Lars nickte. "Ich bitte um die Erlaubnis während<br />

meines Dienstes ein D'k tahg tragen zu dürfen. Ich weiss, dass es eigentlich gegen die<br />

Bestimmungen an Bord verstößt, aber es handelt sich um einen Gegenstand großen persönlichen<br />

und sentimentalen Wertes." Der CO sagte erst einmal nichts und in dem jungen Engländer kam<br />

gerade der Gedanke auf, dass er besser nicht gefragt hätte. Doch dann sagte Lars: "Mir wurde<br />

zugetragen, dass sie bereits gestern gegen diese Vorschrift verstießen, allerdings war ich zu sehr mit<br />

missionsrelevanten Dingen beschäftigt als das ich mich um solchen Kleinkram hätte kümmern<br />

können. Nennen sie mir einen Grund, warum ich ihnen die Erlaubnis geben sollte." Lukas wusste<br />

nicht wirklich, was er sagen sollte, da er bisher auf einem Kriegsschiff gedient hatte und dort alle<br />

Waffen trugen. Das schien ihm jedoch keine wirklich gute Begründung zu sein. Er überlegte einen<br />

Moment und sagte dann: "Ich weiss nicht, ob ihnen das als guter Grund erscheint, aber diese Waffe<br />

hat für mich eine sehr tief gehende sentimentale Bedeutung, da ich sie als Zeichen für die enge<br />

Bindung zwischen mir und meinem klingonischen Bruder K'eks dient. Er hat mich aus Respekt und<br />

Bewunderung zu seinem Bruder gemacht und mir diese Waffe gegeben, damit ich immer an das<br />

erinnert werde, was uns verbindet." Lars nickte und auch Daniel schien dies ein ausreichender<br />

Grund zu sein. "Also gut. Ich gebe ihnen hiermit die Erlaubnis." Luke nickte und sagte: "Ich danke<br />

ihnen, Sir." Er verliess den Kommandobereich der Brücke und kehrte an seine Station zurück, wo er<br />

sich wieder seiner Arbeit widmete.<br />

=/\= Brücke, 0840 =/\=<br />

Lukas studierte die Sensoranzeigen, die seine Konsole ihm präsentierte und wurde nicht wirklich<br />

daraus schlau. Ich hätte auf der Akademie doch aufpassen sollen, als über 8472 und den fluiden<br />

Raum geredet wurde. Aber wer ahnt denn da schon, dass die erste Mission einen direkt hier hin<br />

führen würde. Er wandte sich an die hintere Konsole seiner Station und tippte etwas ein. Auf dem<br />

großen Bildschirm der Konsole erschien das Indexmenü der Schiffsdatenbank und Luke liess sich<br />

alle Einträge, die sich mit 8472 und dem fluiden Raum befassten auflisten. Er durchsuchte die<br />

Einträge um etwas zu finden, dass ihm die Sensordaten erklären würde. Er fand einen Eintrag, der<br />

Sensordaten aus dem fluiden Raum beinhaltete und liess sie sich anzeigen. Er betrachtete die Daten<br />

und war noch verwirrter. Er beschloss es einfach darauf zurückzuführen, dass er sich mit dem<br />

Thema noch nie beschäftigt hatte und hakte das Thema vorerst ab, nahm sich jedoch vor später mit<br />

Vorin darüber zu reden.<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Besprechungsraum, SD 2407.030, 1124 =/\=<br />

Angestrengt studierte Lars die Anschuldigungen gegen seinen Ersten Offizier. Natürlich hatte es<br />

227


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

sich Captain Geras, der CO der Hawking, nicht nehmen lassen, eine offizielle Beschwerde gegen<br />

Sheridan einzureichen. Schließlich konnte es nicht sein, dass ein ranghöherer Offizier von einem<br />

Lieutenant so angefahren werden dürfte. Nein, diese Respektlosigkeit konnte Geras natürlich nicht<br />

durchgehen lassen. Wie stünde er denn sonst vor seiner Mannschaft da? Sie hielten ihn doch für den<br />

größten Helden des „Firefighter“-Geschwaders...<br />

„Nun?“, fragte Andrew und blickte Lars an.<br />

„Das sind schwere Anschuldigungen gegen Daniel, Captain Geras. Ungebührliches Benehmen,<br />

Beleidigung und Androhung von Waffengewalt... das würde eigentlich ein Kriegsgerichtsverfahren<br />

nach sich ziehen“, antwortete Lars ohne aufzublicken.<br />

„Ja, das weiß... was heißt ‚würde eigentlich’? Meine Beschwerde ist doch eindeutig und mit<br />

Beweisen belegt!“<br />

„Das stimmt. Aber: sie haben sich selbst einem vorgesetzten Offizier gegenüber ungebührlich<br />

verhalten, eigenmächtig gehandelt und die Mission aufs Äußerste gefährdet! Sie können von Glück<br />

sagen, dass 8472 nicht sofort die Kontaktaufnahme abgebrochen und uns aus dem Flüssigraum<br />

geworfen hat, Captain!“<br />

„Bisher haben die ja noch nicht sehr viel Kontaktwilligkeit gezeigt, Captain Bring. Ich wollte nur<br />

die Gelegenheit nutzen und ein paar Daten über den liquiden Raum sammeln.“<br />

„Mit einem Kriegsschiff?“, rief Daniel.<br />

„Woher wollen die wissen, welchen Zweck eine Defiant-Klasse hat?“, fragte Geras gelangweilt.<br />

„Glauben sie mir, 8472 weiß sehr genau über uns bescheid, Captain“, antwortete Lars.<br />

„Ich bin ranghöher als Sheridan! Ich lasse mir nicht gefallen, wie ein Ensign behandelt zu werden!“,<br />

rief Geras aufgeregt.<br />

„Ah, darum geht es also: sie fühlen sich in ihrem Stolz verletzt. Deswegen diese Klage. Vielleicht<br />

haben sie mich vor ein paar Tagen nicht richtig verstanden: ich bin der Missionsleiter dieser<br />

Mission und entscheide, wer wann was machen darf. In meiner Abwesenheit übernimmt mein Erster<br />

Offizier diesen Posten. Seinen Anweisungen ist genauso Folge zu leisten, auch wenn er in ihren<br />

Augen ‚nur’ ein Lieutenant ist. Haben sie mich verstanden?“<br />

Geras nickte nur und schmollte.<br />

„Werden sie ihre Beschwerde zurückziehen?“<br />

„Wenn es sein muss...“<br />

„Na, dann ist hoffentlich alles wieder in Ordnung. Reicht euch die Hände und dann nehmen wir<br />

wieder alle unsere Posten ein“, sagte Lars und unterdrückte ein Grinsen.<br />

Daniel und Andrew standen auf und blickten sich mit bösen Blicken an. Zwar hätte man jetzt wilde<br />

Beschimpfungen oder einen Faustkampf erwarten können, doch sie reichten sich dann doch die<br />

Hände. Eine Telepath hätte jetzt seine helle Freude mit den Gedanken der beiden gehabt. Dann<br />

aktivierte Geras seinen Kommunikator und gab seinem Chief den Befehl, ihn wieder zurück auf die<br />

Hawking zu beamen.<br />

„Ich kann den Typen nicht ausstehen!“, rief Daniel, als die beiden wieder allein im<br />

Besprechungsraum waren und trat gegen einen Stuhl.<br />

„Nun mal ganz Ruhig. Er ist zwar arrogant und egoistisch, aber laut seiner Akte ein guter Offizier.<br />

Nur möchte ich auf seinem Schiff kein Ensign sein“, beschwichtigte Lars und beide mussten dann<br />

doch lachen.<br />

„Nein, da hat man sicher nichts zu lachen. Vielleicht macht er das auch nur, weil er dafür etwas<br />

anderes ausgleichen muss...“<br />

Lars lachte auf:<br />

„Du weißt ja, was man sagt: je größer das Ego, umso kleiner...“<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„...etwas anderes. Ja, ich weiß. Aber ich hoffe trotzdem, dass er sich das nächste Mal an seine<br />

Befehle hält, ansonsten verpasse ich ihm wirklich einen Schuss vor den Bug!“<br />

=/\= Brücke, 1200 =/\=<br />

Das stetige Piepen und Summen der verschiedenen Stationen und Konsolen hatte etwas<br />

einschläferndes an sich, wenn man sich zu sehr daran gewöhnt hatte. Das, und der Umstand, dass<br />

Daniel in der letzten Nach wenig geschlafen hatte, führte dazu, dass er plötzlich in seinem Sessel<br />

einnickte...<br />

Er befand sich im Maschinenraum und betrachtete eine Warpfeld-Anzeige. Das Muster auf dem<br />

Display veränderte sich plötzlich und zeigte sein Haus am Lake Marrymoore auf der Erde an einem<br />

sonnigen Tag. Zwei Personen liefen über die Wiese zum Steg, wo ein kleiner Katamaransegler<br />

festgemacht war. Als das Bild hineinzoomte, erkannte Daniel sich selbst dort laufen, Hand in Hand<br />

mit Aiya. Sie lachten und tollten herum, so unbeschwert, als würde es die Bedrohung durch die<br />

Agenten des Tal’Shiar nicht geben... Plötzlich verdunkelte etwas die Sonne und ein starker Sturm<br />

zog herauf. Die beiden blickten zum Himmel und winkten auf etwas. Das Bild fuhr wieder heraus,<br />

immer weiter und weiter, bis es eine Ansicht der Erde zeigte. Ein riesiges organisches Schiff hing<br />

im Orbit und feuerte orangefarbene Energiekugeln auf den Planeten. Das erste Ziel war irgendwo an<br />

der Ostküste, wo ein heller Feuerball wie nach einer nuklearen Explosion aufleuchtete. Dann<br />

explodierten immer mehr Ziele auf der Erde und plötzlich zoomte das Bild wieder weit hinein.<br />

Wieder konnte man die beiden sehen, wie sie in den Himmel starrten und sich dabei schützend im<br />

Arm hielten. Der Sheridan im Maschinenraum wollte „geht in Deckung“ schreien, aber er brachte<br />

keinen Ton heraus. Hilflos musste er mit ansehen, wie Lake Marrymoore in einem gleißenden Licht<br />

verdampfte und mit ihm alle Bewohner im Umkreis von mehreren Kilometern.<br />

Plötzlich legte jemand eine Hand auf seine Schulter, und als er sich umwandte, sah er eine<br />

undeutliche humanoide Gestalt vor sich stehen. Im Hintergrund lief das Geschehen wie in Zeitlupe<br />

ab, als die normale Beleuchtung auf Alarm Rot umschaltete und die Maschinenraumcrew hektisch<br />

durch den Raum wuselte. Konsolen explodierten funkensprühend und hier und dort fiel einer über<br />

die Brüstung der zweiten Ebene nach unten. Der Warpkern glühte auf und aus einem Kühlmittelleck<br />

strömte Gas aus.<br />

„Du kannst es nicht aufhalten. Wir werden siegen!“<br />

Mit diesen Worten verschwamm die Gestalt zur Gänze und wandelte sich zu einem größeren<br />

Wesen, welches Sheridan nun mit voller Deutlichkeit wahrnehmen konnte: es handelte sich um ein<br />

Exemplar von 8472, dass eines seiner spitzen Beine hob und ihm dann in die Brust stieß, während<br />

hinter ihm der Warpkern explodierte...<br />

Schreiend wachte er auf und blickte in die erschrockenen Gesichter der Brückenbesatzung. Langsam<br />

konnte er wieder realisieren, dass alles nur ein schrecklicher Albtraum gewesen war und replizierte<br />

sich erst mal einen starken Kaffee. Lars’ Frage, ob Daniel sich in seinem Quartier ausruhen wollte,<br />

verneinte er und nahm statt dessen lieber einen Schluck aus seiner Tasse.<br />

Einige Zeit später unterbrach ein schrilles Signal das eintönige Piepen und Summen der Brücke:<br />

etwas näherte sich, und das ziemlich schnell!<br />

„Soll ich auf Alarm Rot gehen?“, fragte James und hielt den Finger über der Alarm-Schaltfläche.<br />

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„Nein, gelber Alarm. Energie für Schilde bereitstellen. Und geben sie das auch an unsere Begleiter<br />

weiter!“, antwortete Lars.<br />

„Aye“, bestätigte der TAC und führte seine Befehle aus.<br />

„Um welche Art von Schiff handelt es sich, Vorin?“, fragte Daniel und blickte den<br />

Wissenschaftsoffizier an.<br />

„Laut unseren Daten handelt es sich um ein typisches Bioschiff mit einem 8472 als Besatzung. Es<br />

könnte ein Aufklärer sein, der feststellen will, ob wir die sind, für die sie uns halten.“<br />

„Na, dann wollen wir uns mal zu erkennen geben. Grußfrequenzen aktivieren.“<br />

„Sind aktiviert“, antwortete Lukas, der James zuvor gekommen war.<br />

„Hier spricht Captain Lars Bring vom Föderationsraumschiff <strong>Sentinel</strong>. Wir freuen uns, dass sie sich<br />

zu einer Kontaktaufnahme entschlossen haben.“<br />

„Keine Antwort“, meldete der OPS nach einer Weile.<br />

„Haben wir sie erschreckt?“, fragte Colin.<br />

„Glaube ich nicht. Sie werden den Spruch noch auswerten“, antwortete Vorin.<br />

In diesem Moment öffnete sich die Tür von Turbolift 2 und Commander Simarh betrat die Brücke.<br />

Sofort legte die Vorta los:<br />

„Wieso hat mich keiner über die Ankunft von 8472 benachrichtigt? Ich hoffe mal, dass sie nicht<br />

bereits einen Schaden angerichtet haben, Captain!“<br />

„Entschuldigen sie, Commander, aber im Eifer des Gefechts habe ich nicht mehr daran gedacht“,<br />

erwiderte Lars.<br />

„So, so... wieso habe ich nur das Gefühl, dass sie mich nicht an Bord haben wollen? Das<br />

Sternenflottenkommando hat mich als Vermittler an Bord versetzt, das sollten sie nicht vergessen.<br />

Wenn sie eigenmächtig handeln, dann könnte das schwere Konsequenzen für den Ausgang der<br />

Verhandlungen haben.“<br />

Irgendwie kam Daniel die Standpauke der Vorta sehr bekannt vor. Das waren die selben Worte, die<br />

Lars vorhin an Geras gerichtet hatte... innerlich musste er deswegen lächeln.<br />

„Etwas passiert da drüben!“, rief Lukas.<br />

„Und was?“, fragte Lars und blickte den OPS an.<br />

„Sie leiten Energie in ein System um...“<br />

„Waffenenergie?“<br />

„Nein, ich glaube nicht... das könnten Sensoren sein...“<br />

„Seht doch!“, rief James und deutete auf den Hauptschirm.<br />

Das Bioschiff drehte sich zur <strong>Sentinel</strong> und kam etwas näher. Dann schoss ein bläulicher Strahl aus<br />

einer der drei Frontspitzen und fuhr über die Hülle.<br />

„Wir werden gescannt!“<br />

„Dann lasst uns mal eine gute Figur machen...“<br />

Als es seinen Scan abgeschlossen hatte, drehte sich das Schiff zur Indianapolis, die backbords lag<br />

und scannte diese ebenfalls. Das selbe machte sie auch mit der Hawking steuerbords, während Lars<br />

und Daniel hofften, dass Geras keinen Fehler machte und seine Waffen aktivierte. Doch dieses mal<br />

schien er sich scheinbar zurückzuhalten, wahrscheinlich, weil er festgestellt hatte, dass selbst ein<br />

einziges Bioschiff ein harter Brocken sein konnte.<br />

Scheinbar war alles zur vollsten Zufriedenheit verlaufen, als sich das Bioschiff wieder zurückzog<br />

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und etwa 25.000 Kilometer vor dem Schiffsverband in eine Parkposition ging.<br />

„Und jetzt?“, fragte Lukas.<br />

„Jetzt machen wir das, was wir schon lange nicht mehr gemacht haben: wir warten...“, antwortete<br />

Lars und ließ sich in seinem Sessel nieder.<br />

=/\= Cmdr. Angi Troi, COU der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\=Troi`s Quartier, SD 2407.030, 1111 =/\=<br />

[Türsignal]...[Türsignal]<br />

„Ja... Moment bitte“, nuschelte Troi und versuchte richtig wach zu werden. Sie schälte sich gähnend<br />

aus ihrem Bett und griff mit geschlossenen Augen nach dem Stuhl, auf dem sie Abends immer ihre<br />

Uniform legte. Ihre Hand erreichte das Holz und tastete sich darüber, auf der Suche nach dem Stoff.<br />

Aber da war nichts... keine Uniform.<br />

Also gut, genug geschlafen... ich muss euch bitten euren Dienst anzutreten. Nichts tat sich.<br />

Draußen steht jemand und will zu uns, ihr habt keine Wahl. Nu macht endlich! Langsam begannen<br />

ihre Augen zu zucken und sich dann zu öffnen.<br />

Boah, ist das anstrengend, dachte sie und sofort fielen ihr die Augen wieder zu.<br />

[Türsignal]<br />

„Nur einen Moment noch“, rief sie diesmal etwas lauter und zwang sich erneut die Augen zu öffnen<br />

– und offen zu halten. Sie schaute zum Stuhl und stellte fest, dass ihre Hand nicht gelogen hatte. Die<br />

Uniform war nicht da.<br />

Wo ist die verdammt noch mal?, fragte sie sich und stand auf um zum Schrank zu gehen. Nach nur 3<br />

Schritten fiel ihr auf, dass ihr Schlafanzug irgendwie enger war als sonst und als sie gerade an ihm<br />

rumzuppeln wollte, fiel ihr das goldene/silberne Glitzern an ihrer Brust auf.<br />

„Gefunden!“, sagte sie und überlegte, was sie vergessen hatte.<br />

Mary war da gewesen... sie hatten Tee getrunken... „oh“... „oh oh“... „verdammt“... jetzt konnte sie<br />

sich an den Verlauf des Abends erinnern.<br />

„Was würde ich darum geben, das alles wieder zu vergessen“, nuschelte sie und ging dann endlich<br />

zu der Tür.<br />

Eine junge, ihr unbekannte Frau stand vor ihr und sah recht zerstreut und aufgebracht aus.<br />

„Endlich“, meinte sie „ich muss mit ihnen reden, Counselor Troi“.<br />

Troi schaute verblüfft drein und war sich nicht sicher was sie tun sollte. Seltsam... die ganze Zeit<br />

hatte sie sich gewünscht nützlich zu sein und jetzt, da man sie sprechen wollte, fühlte sie sich<br />

plötzlich nicht in der Lage dazu.<br />

„Es tut mir leid, dass sie solange warten mussten. Sie haben mich geweckt und ich musste erst noch<br />

meine Uniform suchen“, entschuldigte sich Troi erst einmal.<br />

„Sie haben noch geschlafen?“, fragte die junge Frau verwundert.<br />

„Ähm... ja“, antwortete Troi und schielte mit einem Auge auf die Uhrzeit. Es traf sie fast der<br />

Schlag. So lange hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nicht geschlafen. Sie konnte die<br />

Verwunderung ihres Besuches gut verstehen, doch was sollte sie nun mit ihr machen? Na ja.. ein<br />

Gespräch konnte doch nicht schaden, oder?<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Wie wäre es, wenn wir uns im Jim`s unterhalten? Ich hab etwas Hunger“, fragte Troi die junge<br />

Dame und nachdem diese nichts dagegen hatte, gingen sie los.<br />

--- wenig später im Casino ---<br />

„So“, begann Troi, nachdem sie ein paar Rühreier mit Toast bekommen hatte. „Dann erzählen sie<br />

mal wie ich ihnen helfen kann“.<br />

Die junge Frau nickte erleichtert und begann loszusprudeln „es geht um Daniel, er kommt kaum<br />

noch in sein Quartier und weicht mir aus.“<br />

„Daniel Sheridan?“, hakte Troi nach.<br />

„Oh“, meinte die Frau und schüttelte den Kopf „entschuldigen sie Counselor, ich habe vergessen,<br />

dass ihr Speicher gelöscht wurde.“<br />

Troi musste bei dieser Bemerkung lachen. Seltsame Bezeichnung, aber irgendwie vollkommen<br />

korrekt.<br />

„Also noch einmal von vorne“, meinte die Dame. „Mein Name ist Vicky. Wir haben schon einmal<br />

miteinander gesprochen. Ich hab mich in den Captain verliebt und sie haben uns ein Paargespräch<br />

angeboten. Dazu kam es wegen ihrem Unfall aber leider nie und Daniel scheint auch nicht wirklich<br />

interessiert zu sein daran“, meinte sie traurig.<br />

Troi war verwirrt „sie haben sich in den Captain verliebt? Aber ich habe ihnen dann ein<br />

Paargespräch mit Daniel vorgeschlagen?“<br />

„Daniel ist mein Captain,“ erklärte Vicky.<br />

Ah, dachte Troi muss so eine Art Kosename sein.<br />

„Verstehe“, sagte sie „und die Situation ist seit dem schwieriger geworden?“<br />

Sie nahm einen weiteren Bissen und lauschte der Antwort ihres Gegenübers.<br />

„Ja, viel schlimmer. Er redet nicht mehr mit mir. Kommt kaum noch nach Hause und neuerdings<br />

lässt er mich nicht mal mehr immer in sein Quartier. Er geht mir aus dem Weg und wenn ich<br />

versuche ihn im Quartier oder irgendwo sonst auf der <strong>Sentinel</strong> anzutreffen, kann ich es nicht.“<br />

„Er lässt sie nicht rein, verstehe. Und vorher konnten sie kommen und gehen wie sie wollten?“,<br />

fragte Troi nach und versuchte sich irgendwie ein Bild davon zu machen.<br />

„Ja, Tag und Nacht zu jeder Uhrzeit. Aber jetzt... so kann ich nicht weiterleben. So will ich nicht<br />

weiterleben. Er ignoriert mich total und er zerbricht mein... Herz“.<br />

„Na, nun mal langsam. Niemand sollte so wichtig sein, dass man sterben will, wenn man die Liebe<br />

nicht bekommt, die man möchte. Ich denke schon, dass er sie auch mag, sonst hätte er ihnen nicht<br />

so viel Freiraum gelassen und sie hätten ihn nicht zu jeder Tages und Nachtzeit antreffen können.<br />

Vielleicht weiß er grade selber nicht was er tun soll, wie er fühlt. Es ist eine sehr anstrengende<br />

Situation momentan“, erklärte Troi und deutete auf eines der Fenster durch das man in das grünliche<br />

Licht des Flüssigraumes sehen konnte.<br />

„Aber ich halte e so nicht länger aus“, meinte Vicky und in ihrer Stimme und ihren Augen konnte<br />

Troi sehr viel Verzweiflung erkennen.<br />

Troi dachte nach „wie wäre es, wenn sie sich was gutes tun. Irgendetwas, dass ihnen gut tut. Ein<br />

Schaumbad, ein Ausflug auf dem Holodeck, irgendetwas das sie gerne tun dun ich denke sie sollten<br />

erstmal nicht versuchen ihn zu erreichen. Sie merken selbst, wie sehr es sie fertig macht und ich<br />

denke, dass er auch den Raum braucht, erst einmal selbst zu erkennen was er will. Eigentlich..<br />

eigentlich würde ich ihnen einen Urlaub vorschlagen. Eine Reise nach Risa oder auf irgendeinen<br />

anderen, schönen Planten... für zwei Wochen oder so. Wirklich mal getrennt sein auch örtlich,<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

damit sie beide erkennen können was sie wirklich wollen und dann würde ich sie Beide eine Liste<br />

machen lassen. Eine Liste was man sich vom anderen erwünscht, was man erwartet und auch wie<br />

viel man erträgt.“<br />

„Urlaub?“, fragte Vicky etwas irritiert „das hatte ich noch nie“.<br />

„Sie hatten noch nie Urlaub?“, fragte Troi ungläubig.<br />

„Nun, doch... nein, eigentlich nicht. Wenn der Captain Urlaub hatte, hab ich meistens mit ihm am<br />

Schiff gebastelt“.<br />

„Nun“, erwiderte Troi, „ich denke dann wird es Zeit“.<br />

Sie drehte sich zum Tresen um, um dem Barkeeper ein Zeichen zu geben, als sie sich wieder<br />

zurückgedreht hatte war ihre Besucherin verschwunden. Troi sah zu den beiden Ausgängen und<br />

blinzelte. Das konnte doch nicht sein. Sie war doch eben noch hier gesessen.<br />

Angi schüttelte den Kopf und sah unter dem Tisch nach, aber auch hier war niemand.<br />

„Was suchst du denn da unten?“, erklang plötzlich Mary`s Stimme und Troi erschrak sich so sehr,<br />

dass sie zu schnell nach oben wollte und dabei ihren Kopf am Tisch anstieß.<br />

„Au!“, entfuhr es ihr und sie rieb sich ihren Kopf.<br />

Mary setzte sich auf den Platz auf dem eben noch Vicky gesessen hatte und wartete.<br />

„Mary, ich glaube ich werde verrückt“, begann Troi sofort.<br />

„Die wenigsten die das glauben werden es“, meinte Magnus lächelnd.<br />

„Ich habe gerade eine Unterhaltung mit einer jungen Frau gehabt, ihr Name war Vicky.. und auf<br />

einmal war sie weg. Einfach so. Niemand kann einfach so verschwinden Mary!“<br />

Magnus fing an zu lachen.<br />

„Ich finde das nicht komisch!“, schnauzte Angi sie an.<br />

„Ich weis, tut mir leid“, meinte Mary immer noch lachend. „Du bist nicht verrückt und wirst es<br />

nicht. Vicky ist das Hologramm der Even Star. Sie verschwindet meistens einfach so wenn sie<br />

erfahren hat was sie wissen will.“<br />

Troi stockte der Atem „ein Hologramm?.. oh scheiße“.<br />

„Was ist denn?“, fragte Mary nun etwas besorgter.<br />

„Ich hab ihr geraten in Urlaub zu fahren“, erklärte Troi und nahm einen kräftigen Schluck Wasser.<br />

„Na, da wird Daniel ja seine wahre Freude haben“, meinte Mary und lachte erneut. „Sieht aus als<br />

würdest du deinen Tag heute entspannter angehen als gestern, das freut mich“.<br />

Troi hatte das Gefühl etwas rot zu werden „ich würde lieber nicht über gestern reden“.<br />

„Ist dir peinlich, muss es aber nicht. Wirklich nicht. Ich möchte mich auf jeden Fall heute noch mit<br />

dir unterhalten. Ich hab noch ein wenig zu tun. Letzte Nacht wurde der Sicherheitsalarm des<br />

Holodeck ausgelöst. Ein Ensign hat das Sicherheitsprotokoll deaktiviert. Leider war ich zu spät dort,<br />

darum muss ich ihn nachher aufsuchen und mit ihm reden.“<br />

„Ist momentan viel los, hm?“, fragte Troi und deutete erneut nach draußen, wo man jetzt deutlich<br />

ein näher kommendes Schiff ausmachen konnte.<br />

„Wir stehen kurz vor der Kontaktaufnahme. Ist ziemlich angespannt an Bord, aber wir schaffen das<br />

schon und das nicht, weil wir dich nicht haben wollen oder brauchen, sondern weil es dich<br />

momentan überfordern würde. Mach dir keine Gedanken, genieß den Mittag dun vergiss nicht bei<br />

Toni vorbei zu sehen.“<br />

„Ja, ja“, nuschelte Troi.<br />

"Ja, ja heisst leck mich am Arsch", zwinkerte Mary zurück und lächelte.<br />

"Das würde ich niemals sagen oder denken", erwiederte Troi gespielt entrüstet.<br />

"Natürlich nicht", meinte Mary in selben Tonfall und grinste. "Ich werde ihn fragen ob du da warst.<br />

"Ja Mami", nuschelte Troi und verabschiedete sich von ihrer Kollegin. Aber zuerst mal sorge ich<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

dafür, dass der Gründer anständig behandelt wird, dachte sie und machte sich auf den Weg zum<br />

Zellentrakt, wo sie wenig später ankam und als sie durch die Türe trat stand wieder der selbe junge<br />

Mann als Wache bereit wie bereits bei ihrem ersten Besuch.<br />

=/\= Jan Valek, XO der <strong>USS</strong> LaNinia <strong>NX</strong>-47801 =/\=<br />

=/\= Krankenstation, SD 2407.030, 1300 =/\=<br />

Ferne Stimmen drangen wie ein Flüstern gleich an sein Ohr, er konnte sie jedoch nicht verstehen.<br />

Dunkelheit umgab ihn und er hatte kein Gefühl in den Gliedern. Langsam und widerspenstig gaben<br />

ihn die dunklen Schleier der Ohnmacht frei und ließen zu, dass er im Schneckentempo wieder zu<br />

Bewusstsein kommen konnte. Das Flüstern schwoll nun zu einem Raunen an und langsam konnte er<br />

einzelne Stimmen herausfiltern. Er verstand Satzfetzen wie „sein Bein ist gebrochen“, „schwere<br />

Verbrennungen“ und andere Begriffe, welche er nicht genau hören konnte. Als er seine Augen<br />

aufschlug, blickte er in das rote Glimmen einer flackernden Notlampe, deren schwaches Licht die<br />

Umgebung in eine gespenstische Stimmung tauchte.<br />

Langsam wanderten seine Augen hin und her, bis er realisierte, dass er auf der Krankenstation lag.<br />

Doch bewegen konnte er sich immer noch nicht. Irgendetwas hielt ihn auf dem Krankenbett fest...<br />

Aus den Augenwinkeln erkannte er die Diagnosevorrichtung, welche über dem Bett<br />

zusammengeschoben worden war. Sie machte nicht nur eine Untersuchung seiner inneren Organe<br />

möglich, sondern verhinderte auch, dass ein Patient einfach so aufstehen konnte.<br />

„Doktor! Er kommt zu sich!“, rief eine Frauenstimme.<br />

„Halten sie ihn noch ruhig, ich kümmere mich gleich um ihn!“, kam die Antwort einer vertrauten<br />

Stimme.<br />

„Alessa...“, murmelte Jan, „wo... ist... Alessa?“<br />

„Doktor Mazzotté wird gleich bei ihnen sein, Jan. Bleiben sie liegen, sie hatten sich einige schwere<br />

Verletzungen zugezogen.“<br />

Alessa... dieser Valentine würde dafür bezahlen, wenn ihr oder dem Ungeborenen etwas geschehen<br />

war! Das schwor er sich. Doch... lebte der CO eigentlich noch? Die letzte Erinnerung an das, was<br />

vor seiner Bewusstlosigkeit passiert war, war ein seltsam verdrehter Körper des Kommandanten.<br />

Zwar konnte er sich nicht mehr an alle Einzelheiten erinnern, aber so, wie Steven dagelegen war,<br />

konnte er nicht überlebt haben... oder doch? Valentine war ein zäher Bursche, hatte in vielen<br />

Schlachten mit gekämpft und arbeitete immer für sein „großes Ziel“... aber konnte er auch diesen<br />

heftigen Zusammenprall überlebt haben?<br />

„Jan... endlich! Ich dachte schon, ich hätte dich für immer verloren!“, rief Alessandra besorgt und<br />

strich ihrem Verlobten über das Gesicht.<br />

„Nur... die guten... sterben jung...“, erwiderte er und rang sich ein Lächeln ab.<br />

„Dann hatten wir viele gute an Bord...“, schluchzte sie und eine Träne kullerte über ihre Wange.<br />

Jan wollte ihre Wange streicheln, doch das Untersuchungsgerät verhinderte auch die kleinste<br />

Bewegung seiner Arme. Statt dessen blickte er sie tröstend an. Alessa wischte sich die Träne aus<br />

dem Gesicht und öffnete die beiden Hälften des Apparats.<br />

„Deine Verletzungen sind wieder ausgeheilt. Wenn wir uns nicht in dieser Lage befinden würden,<br />

234


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

dann würde ich dir jetzt viel Ruhe empfehlen... aber das Schiff braucht einen Captain, und da<br />

Valentine tot ist, bist du jetzt der Kommandant dieses Schiffes. Gratulation, Captain!“<br />

Der ehemalige XO blickte seine Verlobte mit großen Augen an.<br />

„Valentine ist... tot?“ Innerlich musste er laut auflachen.<br />

So einfach hatte er sich eine Machtübernahme nicht vorgestellt...<br />

„Wir konnten ihm nicht mehr helfen. Beim Aufprall hatte er sich das Genick gebrochen.“<br />

„Dann... ist es jetzt vorbei?“<br />

Alessa kam näher und flüsterte: „Nein, der Leiter der Special Forces, Colonel McIntyre, ist ein<br />

strenger Verfechter der Pläne Valentines. Er wird dir großen Ärger bereiten.“<br />

„Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um uns wieder auf den rechten Kurs zu bringen!“<br />

Die Schiffsärztin musterte ihn etwas verwirrt.<br />

„Jan, diese Sprüche passen nicht zu dir“, sagte sie nur und grinste ihm zu, bevor sie sich um ihre<br />

anderen Patienten kümmerte.<br />

Überall auf dem Korridor zum Turbolift lagen Trümmerteile herum, über die er klettern musste.<br />

Hier und da lagen Crewmitglieder, die wiederum von anderen medizinisch versorgt wurden.<br />

Technik- und Löschteams huschten durch die Gänge, um schlimmeres zu vermeiden, da die<br />

automatische Feuerlöschanlage ausgefallen war. Wenigstens gab es wieder künstliche Schwerkraft...<br />

=/\= Brücke, wenig später =/\=<br />

Auch hier herrschte das Chaos. Die meisten Anzeigen waren ausgefallen, dort, wo einst der<br />

Hauptschirm hing, sprühten jetzt Funken auf den Boden und die beiden Seitenstationen waren mit<br />

Trümmerteilen bedeckt. Die beiden Sessel in der Mitte waren verschmutzt, aber sie waren<br />

wenigstens einigermaßen unversehrt geblieben. Auf dem CO-Sitz saß jemand in einer dunklen<br />

Uniform. Als Jan näher kam, erkannte er einen militärischen Bürstenhaarschnitt. Der Militär drehte<br />

den Sessel und sofort wusste der neue CO, mit wem er es zu tun hatte: Colonel McIntyre,<br />

kommandierender Offizier der Special Forces.<br />

„Ah, Mister Valek... wie ich sehe, haben sie sich wieder erholt.“<br />

„Was tun sie hier, Colonel?“, fragte Valek.<br />

„Nun, da dies eine gemeinsame Mission unserer beider Gruppen ist und die Schiffsführung<br />

ausgefallen war, habe ich das Kommando übernommen.“<br />

„Wie sie sehen, bin ich wieder einsatzfähig. Und ich habe das Kommando über das Schiff!“<br />

McIntyre stand auf und salutierte.<br />

„Hiermit übergebe ich ihnen wieder das Kommando über die <strong>USS</strong> LaNinia <strong>NX</strong>-47801, Sir!“<br />

„Schon gut. Gibt es noch etwas, Colonel?“<br />

„Ja, Sir! Ich habe vom Tod des Commanders gehört. Verdammt schade um ihn, er war ein guter<br />

Mann! Da sie nun das Kommando haben, brauchen sie einen Ersten Offizier. Ich melde mich<br />

freiwillig für diesen Posten, Sir!“<br />

Wenn Jan etwas hasste, dann war es dieser militärisch-zackige Ton.<br />

„Vielen Dank, Colonel, aber ich habe schon jemanden für diesen Posten.“<br />

„Sir, darf ich fragen, wer das ist?“<br />

„Miss t’Heran.“<br />

„Bei allem Respekt, Sir, aber keiner ist für diesen Posten besser geeignet, als ich. Außerdem liegt<br />

die Romulanerin auf der Krankenstation. Da wir bei dieser Mission bisher nur sehr wenig<br />

Mitspracherecht hatten und dies nicht im Sinne unserer beider Gruppen ist, werde ich diesen Posten<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

nun einnehmen. Ich verweise sie auf den Vertrag, den unsere Führer unterzeichnet haben. Bei<br />

gemeinsamen Missionen der Dark Force und der Dark Templar muss die Schiffsführung aus jeweils<br />

einem Mitglied beider Fraktionen bestehen. Commander Valentine hat sich bisher gegen diese<br />

Regelung ausgesprochen, aber ich werde sie nun durchsetzen. Außerdem ist mir zu Ohren<br />

gekommen, dass jemand eine Meuterei an Bord plant.“<br />

Irgendwer hatte geplaudert! Ein SF-Offizier auf der Brücke... das hatte gerade noch gefehlt! Dabei<br />

war es bisher noch gut gelaufen. Valek hatte nun ein Riesenproblem: wie sollte er die Mission<br />

abbrechen, ohne dass McIntyre ihm ins Handwerk pfuschen konnte? Wie viele Leute konnte er nun<br />

auf seiner Seite wissen?<br />

„Hier sind die bisherigen Schadens- und Verlustberichte, Sir. Wir haben viele Leute verloren. Viele<br />

gute Leute. Unsere Einsatzfähigkeit ist sehr begrenzt, aber die Reparaturteams arbeiten daran. Vor<br />

allem die Waffen werden bald wieder online gehen.“<br />

Typisch Militär! Hauptsache, die Waffen funktionierten wieder!<br />

„Was ist mit dem Antrieb?“<br />

„Wir arbeiten daran. Es hat auch im Maschinenraum viele Ausfälle gegeben. Aber die meisten<br />

Posten konnten durch Leute aus meiner Gruppe aufgefüllt werden.“<br />

So war das also! Anscheinend plante der Colonel, das Schiff zu übernehmen, sobald Jan oder einer<br />

seiner Leute einen Fehler machen würde. So weit wollte er es nicht kommen lassen...<br />

In diesem Moment betraten Jeanette und Mortak gleichzeitig die Brücke. Beide sahen etwas<br />

angeschlagen aus – kein Wunder! – und versuchten, ihre Stationen vom Schutt zu befreien. Die<br />

Halb-Rihannsu war auf seiner Seite, während der Klingone... ja, auf welcher Seite stand er nun,<br />

nachdem Valentine abgetreten war? Hatte er seine Einstellung geändert, oder beharrte er genau wie<br />

der Colonel auf die Ausführung der Mission?<br />

„McGrath an Brücke! Wir müssen unseren Energieverbrauch senken, solange der Warpkern nicht<br />

online ist. Ich werde deshalb alle nicht benötigten Sektionen des Schiffes vom Netz nehmen.“<br />

„Verstanden, Donald. Melden sie sich, wenn es etwas neues gibt.“<br />

= /\ = Ens. Vorin Sermak, SCI der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> = /\ =<br />

= /\ = DSZ 3407. 030, 12:30 Uhr, Brücke = /\ =<br />

Nachdem man Spezies 8472 einen Blick in das Innerste der <strong>Sentinel</strong> gewährt hatte -schließlich hatte<br />

man nichts zu verbergen, und wollte einen guten Willen zeigen- begann ein geschäftiges Treiben<br />

auf der Brücke. Vorin bekam den Auftrag so viel wie möglich über das Schiff das die <strong>Sentinel</strong><br />

gescannt hatte heraus zu finden. Dass es sich um einen typischen Aufklärer handelte, war bereits<br />

bekannt, aber das einzige mal, dass die Flotte Kontakt zu Spezies 8472 hatte, lag bereits einige<br />

Dekaden in der Vergangenheit. Das hatte zum Einen natürlich zur Folge, dass die Sensortechnik<br />

sich in dieser Zeit beträchtlich weiterentwickelt hatte, so dass zweifelsohne mehr Daten zu erwarten<br />

waren als damals, zum Anderen war es aber auch zu erwarten, dass auch Spezies 8472 ihre<br />

Technologie weiterentwickelt hatte, so dass Vorin sich auf eine Fülle von Daten einstelle.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

`Na dann wollen wir mal!´, dachte Vorin sich. Er rieb sich die Händen, streckte sich noch ein mal,<br />

und dann begannen seine Finger über die Tasten auf der Konsole vor ihm zu jagen. Die erste Salve<br />

von Scans wurde von der Sensorphalanx der <strong>Sentinel</strong> abgefeuert, und Vorin wartete gespannt auf<br />

die ersten Ergebnisse. Zu seiner Überraschung gab es jedoch überhaupt keine Ergebnisse. 8472<br />

musste sich auf irgend eine Art und Weise den Scans der <strong>Sentinel</strong> entziehen, Vorin hatte nur noch<br />

keine Ahnung, wie genau sie das taten. Schließlich gab es keinerlei Energiesignaturen, die auf das<br />

vorhanden sein von etwas schildähnlichem schließen ließen. Er überlegte sich, um was es sich<br />

handeln könnte, kam jedoch zunächst auf keine logische Erklärung. Um nicht komplett ohne<br />

Sensordaten da zu stehen, beschloss er nach dem Standardprotokoll vorzugehen. Bei einem Schiff,<br />

das sich durch Schilde schützt, konnte man durch Scans Informationen bekommen, wenn die<br />

Frequenz des Scanstrahls hinreichend nah an der Oszillationsfrequenz der Schilde war. Zwar<br />

schütze sich das fremde Schiff ganz offensichtlich nicht durch Schilde, wie man sie aus dem nichtfluiden<br />

Raum kannte, aber durch die Begegnung von 8472 mit der Voyager wusste man, dass die<br />

Schiffe dieser Spezies aus einem Biomaterial bestand, welches eine unglaublich hohe Dichte an<br />

Erbinformation besaß. Dieses Material hatte die Eigenschaft sich selbst in kürzester Zeit zu<br />

reparieren, wenn es beschädigt wurde. Vorin war der Überzeugung, dass dieses Material auch<br />

verhinderte, dass er einen Blick mit den Scannern in das Schiff hinein werfen konnte. Wenn er aber<br />

nun die Zusammensetzung der Hülle kannte, dann könnte es ihm wohlmöglich gelingen, analog zu<br />

den Energieschilden herkömmlicher Schiffe, die Hülle zu durchdringen Alles was er dazu benötigte<br />

war die Konfiguration des Bioschiffs.<br />

`Der Crew der Voyager sei Dank, dass es diese Informationen gibt!´, dachte er während er die<br />

Datenbanken der <strong>Sentinel</strong> nach den Eintragungen der Voyager über Spezies 8472 durchforstete.<br />

Nach einiger Zeit und einiger Mühe wurde er fündig. Er war sehr erstaunt über die Fülle an<br />

genetischen Material, das sich laut den ihm vorliegenden Daten in der Hülle des Bioschiffs befinden<br />

sollte. Wahrlich ein unvorstellbares Potential, das das Bioschiff haben musste. Sofort machte er sich<br />

daran, die Sensoren gemäß der geforderten Parameter zu konfigurieren, um so bald wie möglich<br />

Informationen über das Schiff liefern zu können.<br />

Zu seinem Erstaunen lief der erste Test der modifizierten Sensoren absolut identisch zum ersten<br />

Versuch ab, nämlich absolut ohne Erfolg. Ein wenig erstaunt war er schon darüber, denn der Logik<br />

zu Folge hätte die Methode eigentlich funktionieren müssen. Ganz offensichtlich war der<br />

Wirkungsquerschnitt der Teilchen der Schiffshülle für die Sensorstrahlung zu groß, so dass der<br />

Strahl wie ein Lichtstrahl von einer Wand absorbiert wurde.<br />

Vorin grübelte darüber nach, wie er sich Abhilfe schaffen könnte. Plötzlich kam ihm eine Idee. In<br />

seiner Zeit auf der Akademie hatte er eine Quantenmechanik Vorlesung gehört. Der Dozent hatte<br />

behauptet, dass ein Fußball unter geeigneten Bedingungen durch eine geschlossene Tür geschossen<br />

werden könne, ohne dass sich Fußball oder Tür dabei verändern würden. Das gesamte Auditorium<br />

musste damals lachen, denn die Vorstellung einem Hausbesitzer zu gestehen, dass man einen<br />

Fußball durch die geschlossene Haustür geschossen hatte, und dabei eine wertvolle Ming- Vase<br />

zerstört hatte, war schon sehr komisch.<br />

Aber Vorin dachte sich, dass möglicherweise genau hier die Lösung des Problems liegen könnte.<br />

Sofort begann er zu rechnen.<br />

"Wellenfunktion. . .Kohärenz. . .konstruktiv interferieren." konnte man Vorin an seiner Konsole<br />

murmeln hören. Nach einiger Zeit kam Lukas vorbei, um zu fragen, was Vorin denn da tat, und was<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

er so geheimnisvolles vor sich hinmurmelte. Vorin erklärte ihm, dass er mittels eines<br />

Phasenmodulator versuchen würde, die Wellenfunktionen der Elementarteilchen der Schiffshülle so<br />

zu manipulieren, dass sie kohärent zum Scanstrahl schwingen, so dass der Strahl die Hülle<br />

durchdringen konnte.<br />

"Hört sich interessant an, müssen sie mir aber mal genauer erläutern, wenn sie Zeit haben. Aber<br />

weswegen ich eigentlich hier bin ist Folgendes. Ich habe heute Morgen bereits versucht Daten zu<br />

sammeln, habe aber nur komische Werte gehabt. Ich würde gerne ihre Meinung dazu hören."<br />

"Klar, können wir nachher machen. Aber zuerst möchte ich meinen Versuch hier beenden. Wie<br />

wäre es in einer halben Stunde zum Mittagessen im Casino?", erwiderte Vorin.<br />

"Alles klar, bis dann.", meinte Lukas und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.<br />

Auch Vorin rechnete weiter, um eine Lösung für das fast Lösungsfreie Problem zu finden. Nachdem<br />

er den Computerkern der <strong>Sentinel</strong> ausreichend lang gequält hatte, sah es tatsächlich so aus, als<br />

könne er einen weiteren Versuch starten. Mit sämtlichen Ergebnissen, die er und der Computer in<br />

mühsamer Arbeit erarbeitet hatten, fütterte er nun die Sensorphalanx, und machte den<br />

Phasenmodulator bereit. Dann begann er mit dem dritten Scanversuch.<br />

Er konnte seinen Augen kaum trauen, welche Datenflut nun an seiner Konsole eintraf. Sofort stelle<br />

er eine Verbindung zur Datenbank her, die sämtliche Informationen, die bereits durch die Voyager<br />

bekannt waren mit den neuen Informationen abglich, und sofort eine Liste mit Veränderungen<br />

erstellte, damit man später eine Idee davon bekommen könnte, in wie fern sich Spezies 8472 in<br />

welchen Gebieten weiterentwickelt hatte.<br />

= /\ = Konferenzraum, 30 Minuten später = /\ =<br />

"Nun, wir sind hier, weil Vorin erfolgreiche Scans des Bioschiffs gemacht und ausgewertet hat.<br />

Vorin, bitte.", eröffnete Daniel ein kurzes Briefing.<br />

Vorin erhob sich, und begab sich zum Bildschirm, auf dem seine Ergebnisse angezeigt werden<br />

sollten. Dann begann er:<br />

"Also Leute, ich habe um dieses kurze Treffen gebeten, um meine Erkenntnisse vorzustellen, die ich<br />

eben gewonnen habe. Mit einer Methode, auf die ich aus Zeitgründen im Moment nicht näher<br />

eingehen möchte, ist es mir gelungen, das fremde Schiff zu analysieren. Dabei habe ich mich auf die<br />

Ausstattung des Schiffs und seine Besatzung konzentriert.<br />

Kommen wir zunächst zur Besatzung: Dazu kann ich kurz und schmerzlos sagen, dass es keine<br />

gibt! Warum weiß ich nicht, aber es scheint so, als wäre unser Begrüßungskomitee nicht an Bord<br />

dieses Schiffes.<br />

Punkt zwei: Die Ausstattung. Hier habe ich mich entschlossen mich auf die Unterschiede zwischen<br />

heute und der Begegnung von 8472 mit der Voyager zu konzentrieren, um absehen zu können,<br />

inwiefern sich 8472 weiterentwickelt hat. Dabei kam ich zu folgenden Ergebnissen. Die genetische<br />

Struktur unterscheidet sich deutlich von der, die damals vorlag. Das bedeutet, dass sich 8472 in den<br />

letzten Jahrzehnten doch nicht unerheblich weiterentwickelt hat. Ich habe einen Bericht mit den<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

entsprechenden Daten bereits an die medizinische Abteilung zur Untersuchung geschickt. Sie<br />

werden versuchen herauszufinden, inwiefern die Waffen, die wir in den letzten Tagen konzipiert<br />

haben eine Wirkung auf 8472 haben, und eventuell Verbesserungsvorschläge machen. Allerdings ist<br />

es abzusehen, dass zu unser Überraschung die gute alte Nanosondentechnologie noch immer<br />

funktionieren könnte. Es hat den Anschein als wäre das genetische Material noch immer anfällig für<br />

die Biester. Das heißt natürlich nicht, dass sie nicht eine andere Möglichkeit gefunden haben<br />

könnten, sich vor den Sonden zu schützen. Taktisch habe ich noch nicht mehr herausfinden können,<br />

aber die medizinische Abteilung arbeitet wie gesagt an den Daten.<br />

Vielleicht gibt es noch einige andere Sachen zu erwähnen, die vor allem aus wissenschaftlicher<br />

Sichtweise interessant sind. Betrachtet man das genetische Material, und bestimmt die<br />

Mutationsrate, dann stellt man fest, wie schnell sich 8472 weiterentwickelt, beziehungsweise an<br />

neue Umgebungen anpasst. Etwa 75% des genetischen Materials sind inaktiv, und wohl nur zur<br />

Anpassung an neue Gegebenheiten vorhanden. Außerdem scheint es sich um eine sehr alte Spezies<br />

zu handeln, die sich durch gezielte genetische Manipulation, die vermutlich künstlich geschehen ist<br />

über Wasser gehalten hat. Denn wie wir ja alle wissen, hat jede Spezies ein gewisses genetisches<br />

Entwicklungspotential, das irgendwann ausgeschöpft ist. Wenn das geschieht, verschwindet die<br />

Spezies einfach wieder, so wie sie entstanden ist. Beispiele gibt es ja schon auf der Erde genug, wo<br />

Spezies ohne große Naturkatastrophe einfach verschwinden. 8472 hat dies offenbar verhindern<br />

können.<br />

Ansonsten gibt es noch nichts Weiteres zu berichten. Allerdings ist der Computer noch mit der<br />

Auswertung von Daten aus dem biochemischen Computerkern de Bioschiffs beschäftigt.<br />

Möglicherweise wird dies auch noch einige Daten liefern. Wann und ob dies der Fall sein wird ist<br />

im Augenblick aber noch nicht abzusehen. Ich schlage vor aber zunächst auf den Bericht aus der<br />

medizinischen Abteilung zu warten, und deren Empfehlungen bezüglich unserer Waffen anhören."<br />

Damit schloss Vorin den wohl längsten Monolog, den er auf der <strong>Sentinel</strong> gehalten hatte. Er<br />

beantwortete noch einige Fragen, und begab sich dann zusammen mit Lukas zum Casino, um mit<br />

ihm zusammen zu essen, und die Sensordaten von Lukas zu diskutieren.<br />

=/\= Julian Gartner, CHI der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Krankenstation, 2407.030, 1912 Bordzeit =/\=<br />

Mit einem lauten Gähnen wachte Julian auf, reckte und streckte sich, und knallte prompt einen<br />

Meter tiefer auf den Boden. Er hatte so schlaftrunken wie er war völlig vergessen wie schmal die<br />

Biobetten der Krankenstation doch waren. Der dumpfe Laut des Aufpralls hatte auch gleich den<br />

Chefarzt auf den Plan gerufen:<br />

"Ah du bist wach...“ bemerkte Antonio überflüssigerweise.<br />

"Spätestens jetzt, ja“, keuchte Julian vom Boden her.<br />

"Schön. und wie geht es dir?"<br />

"Soweit so gut... Ich bin ausgeschlafen. Das ist aber auch alles.“<br />

„Aber immerhin schon mal etwas oder?“<br />

„Ja vielleicht. Wie lange habe ich geschlafen?“<br />

„Fast 24 Stunden. Wir mussten deinen Parakortex betäuben. Du wärest sonst vielleicht nicht mehr<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

aufgewacht. Wie fühlst du dich?“<br />

„Ich habe irrsinnige Kopfschmerzen...könnt ihr meinen Parakortex denn nicht in Ruhe lassen? Argh<br />

diese verdammte Betäubung!“ Julian stand mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder auf und setzte<br />

sich auf das Biobett von dem er gerade eben herunter gefallen war.<br />

"Es musste sein. Du hättest sonst wahrscheinlich einen Hirnschaden erlitten. Und die Schmerzen<br />

sind nur indirekt. Die Betäubung selbst ist völlig schmerzfrei. Die Vorstellung bereitet dir<br />

Schmerzen“, antwortete ihm Antonio mit besorgter Miene.<br />

"Ist es nicht möglich die Betäubung wieder aufzuheben? Wir brauchen meine telepathischen<br />

Fähigkeiten bei den Verhandlungen!"<br />

"Um das Risiko einzugehen das du noch mal flachliegst??? Das kommt gar nicht in Frage."<br />

"Und wenn wir es so machen das ich immer ein Hypospray dabei habe falls es zuviel wird?<br />

Ich halte diese Leere in meinem Kopf einfach nicht mehr aus! Es ist als ob du plötzlich blind<br />

wirst...“<br />

"Mhhh...Das wäre eine Möglichkeit... Aber ob du schnell genug reagieren kannst wenn es drauf<br />

ankommt?"<br />

" Es sind doch immer Leute in der nähe wenn wir verhandeln. Die können im Notfall schnell<br />

reagieren und mir das Hypospray verpassen. Das wird schon gut gehen..."<br />

"Bist du dir da sicher? Es gibt viele Risiken. Du könntest das nächste Mal nicht mehr aufwachen.<br />

Die Belastungen die du aushalten musstest waren schon beinahe zuviel für dich.“<br />

"Ich weiß. Aber es muss sein. Außerdem werde ich diesmal vorbereitet sein und meinen<br />

Mentalschild stabil halten. Beim ersten Mal wusste ich nicht was auf mich zukommt."<br />

"Ok, einverstanden. Aber nur unter der Bedingung das ich sofort verständigt werde wenn du wieder<br />

zusammenbrichst, ok?" fragte Antonio zur Sicherheit noch einmal nach während er Julian das<br />

Gegenmittel zur Betäubung verabreichte.<br />

"Ok. Ich werd es den andern ausrichten. Es wird schon alles gut gehen. Ahhhh so ist das schon viel<br />

besser. Nein Antonio du brauchst nicht zu denken dass das nicht gut geht. Das wird schon wieder.<br />

Mach dir keine Sorgen.“<br />

"Ich werds versuchen. Also viel Glück. Ich muss wieder an die Arbeit."<br />

"Bis später dann... Oder... Vielleicht ist es besser wenn wir uns soo bald nicht wieder sehen."<br />

"Sehr witzig Julian.. Sehr witzig. Bis dann."<br />

=/\= Brücke, 2407.030 2000 Bordzeit =/\=<br />

Vor Julian öffneten sich mit einem zischen die Tür des Brückenlifts.<br />

Zurzeit war nicht viel los denn es war Nachtwache, aber auf den Stuhl des Captains saß trotzdem<br />

Daniel,<br />

obwohl er eigentlich Freiwache haben sollte.<br />

„Was ist denn passiert dass du um diese Zeit Wache schiebst?“ fragte Julian. Daniel drehte sich<br />

überrascht zu ihm um. Doch in diesem Moment warf Julian einen Blick auf den großen<br />

Hauptschirm von dem er bisher geglaubt hatte er zeige weiterhin nur das Wabern des Flüssigraums.<br />

Doch plötzlich stockte ihm der Atem. Er hatte das Gefühl das in diesem Moment sein Herz für<br />

einen Moment aufhörte zu schlagen.<br />

Auf dem großen Bildschirm an der Frontseite der Brücke schwebte vor den wabernden Schwaden<br />

des Hintergrunds ein schlankes gefährlich aussehendes Bioschiff der Spezies 8472.<br />

„Ach du meine Sch...“ drang es ohne sei zutun zwischen Julians Lippen hervor. „Was....???“<br />

„Das Bioschiff ist gekommen als du geschlafen hast.“ Verwundert blickte Julian sich um. Daniel<br />

hatte sich ihm zugewandt:<br />

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„Sie haben uns gescannt und sind dann in Wartestellung gegangen.“<br />

„Mehr nicht?“ fragte Julian verwundert.<br />

„Nein mehr nicht“, antwortete Daniel,<br />

„Allerdings haben wir es geschafft das Schiff zu scannen. Wenn du wieder fit bist, solltest du dir die<br />

Daten zu Gemüte führen. Vielleicht können die neuen Waffen perfektioniert werden.“<br />

„Wird gemacht. Ich denke mal Vorin hat die Scans durchgeführt oder?“<br />

„Ja hat er. Allerdings sind noch nicht alle Sensordaten vollständig ausgewertet. Aber wenn du was<br />

wissen musst, kann er dir sicher helfen.“<br />

„Werd ich. Aber ich denke das ich eher Lukas’ Hilfe gebrauchen könnte.“<br />

„Mag sein. Du weißt am besten was du zu tun hast. Also mach dich so bald wie möglich an die<br />

Arbeit.“<br />

„Aye, Sir“<br />

Julian salutierte gespielt und verschwand wieder von der Brücke um sich auf den Weg aufs<br />

Maschiendeck zu machen.<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Sheridans Quartier, SD 2407.030, 2247 =/\=<br />

Zwangspause! Und das in so einer Situation! Wie sollte man denn ein Auge zubekommen, wenn<br />

man einer potentiellen Gefahr ausgesetzt ist und nicht weiß, was als nächstes passiert? Daniel<br />

wusste es nicht, genauso wenig, wie er wusste, weshalb er trotzdem zwei Stunden schlafen konnte.<br />

Nun, eigentlich wusste er es doch, schließlich hatte er in den letzten beiden Tagen kaum Schlaf<br />

bekommen und dieser Schlafentzug forderte nun seinen Tribut. Zwei Stunden hatten auch etwas<br />

erfrischendes, auch wenn er sich trotzdem wie gerädert fühlte.<br />

Das leise Zirpen eines Padds machte ihn auf etwas aufmerksam: Vicky hatte wieder versucht, sich<br />

im Quartier zu materialisieren. Er hatte einfach die Holoemitter abgeschaltet, damit sie nicht einfach<br />

so eindringen konnte. Daniel wusste genau, dass es falsch war, ihr ständig aus dem Weg zu gehen.<br />

Doch gerade jetzt hatte er einfach keinen Kopf für ein Gespräch mit ihr. Manchmal bereute er es<br />

sogar, ihr diese intelligenten Subroutinen verpasst zuhaben. Hätte er vorher gewusst, dass sie – ein<br />

Hologramm! – sich eines Tages in ihn „verlieben“ würde, dann... ja, was dann? Hätte er es trotzdem<br />

so gemacht? Oder hätte er nur ein einfaches Hologramm aus ihr gemacht? Was half es, sich mit<br />

solchen Fragen herumzuquälen... Was geschehen ist, ist geschehen und daran lässt sich auch nichts<br />

mehr rückgängig machen. Nein, er wollte nichts an ihrem Programm verändern. Schließlich hatte<br />

auch eine künstliche Intelligenz ein Recht auf Leben...<br />

Während er seine Uniform zusammensuchte blickte er aus dem Fenster seines Quartiers. Dieses<br />

seltsame grün-braune Wallen des Flüssigraums hatte etwas faszinierendes an sich. Daniel fragte<br />

sich, wie die 8472 wohl lebten. Lebten sie auch auf Planeten? Oder konnten sie in diesem seltsamen<br />

Gefüge auch ohne feste Welten leben? Vielleicht beantworteten sich diese Fragen bald von selbst,<br />

wenn die Verhandlungen glücklich verliefen. Doch bis dahin wird es noch ein sehr weiter Weg<br />

sein...<br />

Nachdem er die gerade replizierte Kaffeetasse in der Hand hielt, vernahm er das leise Signal einer<br />

eingehenden Nachricht auf dem Terminal: jemand an Bord hatte ihm eine e-Mail geschickt. Der<br />

Texaner fand das seltsam, schließlich war eine Kommunikation über Interkom oder<br />

Insignienkommunikator einfacher, da man sofort mit dem Gesprächspartner reden konnte und nicht<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

lange auf das Beantworten der Nachricht warten musste. Ein Sprachbefehl brachte die Nachricht auf<br />

den Schirm:<br />

##<br />

An: Lt. Sheridan<br />

Von: Unbekannt<br />

Nachricht:<br />

Du kannst es nicht aufhalten. Wir werden siegen!<br />

Ende der Nachricht.<br />

##<br />

„Computer: Absender dieser Nachricht feststellen!“, rief er erschrocken.<br />

Diese beiden Sätze hatte er schon einmal in einem Albtraum gehört.<br />

„Es ist keine Nachricht vorhanden“, meldete der Computer.<br />

„Was? Aber hier ist sie doch, auf meinem Terminal!“<br />

„Sie haben zehn gespeicherte Nachrichten und keine neuen“, erwiderte die künstliche Stimme.<br />

„Bildschirmfoto machen! Analysiere Bildinhalt!“<br />

„Das Bild enthält eine Nachricht an Lieutenant Sheridan.“<br />

„Wieso ist sie dann nicht im Kommunikationsnetzwerk vorhanden?“<br />

„Unbekannt.“<br />

„Eine Nachricht kann nicht einfach so auftauchen! Analysiere alle Zugriffe auf das Netzwerk in den<br />

letzten fünf Minuten und vergleiche sie mit dieser Mail!“<br />

„Es gab 23 Zugriffe, keiner davon beinhaltete diese Nachricht.“<br />

Er konnte sich keinen Reim darauf machen, weshalb sie dann auf seinem Terminal erschienen war.<br />

Der Computer konnte zwar etwas lesen, aber er identifizierte es nicht als eine e-Mail. Sheridan<br />

wollte dem nachgehen und im Maschinenraum Zugriff auf das Kommunikationsnetzwerk nehmen,<br />

als sein Kommunikator zirpte:<br />

„Lars an Daniel: Komm mal bitte rauf in den Besprechungsraum.“<br />

„Aye“, bestätigte er und machte sich auf den Weg.<br />

=/\= Besprechungsraum, wenig später =/\=<br />

Als der Erste Offizier den Besprechungsraum betrat, sah er, dass Lars nicht allein war. Commander<br />

Simarh saß an einer Ecke des Tisches und hatte einige Padds vor sich ausgebreitet.<br />

„Ah, da bist du ja. Setzt dich, die Commander hat etwas zu erzählen“, sagte Lars und deutete auf<br />

einen der Sessel, „Computer: aktiviere Sicherheitsmodus.“<br />

Der Computer piepte bestätigend und nur eine Sekunde später war der Besprechungsraum<br />

hermetisch abgeschirmt. Zwar würde an der taktischen Station ein kleines Licht aufleuchten, aber<br />

ansonsten würde niemand mitbekommen, was dort besprochen wurde.<br />

„Wie sie beide wissen, wissen wir nicht besonders viel über Spezies 8472 und sind auf die paar<br />

Daten angewiesen, welche die Voyager vor mehr als 30 Jahren gesammelt hatte – offiziell!“, begann<br />

die Vorta und sah die beiden Offiziere erstaunt aufblicken.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Soll das heißen, dass wir mehr über sie wissen?“, fragte Daniel.<br />

„Das soll es heißen. Das diplomatische Corps ist in den Besitz von Daten gekommen, welche von<br />

einer Borg-Expedition vor gut zehn Jahren im Flüssigraum gesammelt worden war.“<br />

„Wie sind sie in den Besitz der Daten gekommen?“, fragte Lars.<br />

„Ein Aufklärer der Sternenflotte hatte eine schwer beschädigte Sphäre im All gefunden. Das<br />

Bergungsteam, welches daraufhin geschickt wurde, konnte Zugriff auf den Speicherkern erlangen.<br />

Später hat mir der Central Intelligence diese Daten für die Verhandlungen ausgehändigt.“<br />

Simarh aktivierte das Wanddisplay und rief eine Kartendarstellung des Flüssigraums auf.<br />

„Hier sehen sie den von ihren Leuten erstellten Scan des uns umgebenden Gebiets. Über das Schiff,<br />

welches uns untersucht hat und nun vor uns wartet, haben sie noch nicht sehr viel herausbekommen<br />

können, wie ich sehe. Unsere Freunde vom Kollektiv konnten da mehr erreichen.“ Mit diesen<br />

Worten rief sie ein Diagramm auf, welches den Aufklärer bis ins kleinste Detail darstellte.<br />

„Unglaublich. Wieso geben sie uns erst jetzt diese Daten?“, fragte Daniel.<br />

„In Anbetracht der Situation empfand ich es erst jetzt als wichtig, Lieutenant. Sie sollen wissen, mit<br />

was wir es zu tun haben und womit wir rechnen müssen. Ich leite diese Daten nach der Besprechung<br />

an ihren taktischen Offizier weiter...“<br />

=/\= Brücke, 2358 =/\=<br />

Die drei betraten gerade zu dem Zeitpunkt die Brücke, als plötzlich der Annäherungsalarm<br />

ausgelöst wurde.<br />

„Mehrere Schiffe nähern sich!“, rief James aufgeregt.<br />

„Vergleichen sie sie mit diesen Daten“, sagte die Vorta und reichte dem taktischen Offizier ein<br />

Padd.<br />

„Wie viele sind es?“, fragte Lars und stellte sich vor seinen Sessel.<br />

„Es handelt sich um zehn Schiffe verschiedener Bauart“, antwortete Lukas von der OPS.<br />

„Sieben Kriegsschiffe, zwei Kreuzer und eine Fregatte... eine kleine Armada!“, setzte McFadden<br />

hinzu.<br />

„Ein bisschen viel für eine diplomatische Mission...“, murmelte Daniel und blickte auf den<br />

Hauptschirm.<br />

„Spezies 8472 hält anscheinend viel von einem großen Auftritt“, erwiderte Colin.<br />

„Ihre Waffen sind deaktiviert“, meldete James.<br />

„Jedes der Kriegsschiffe wird von einem Hauptorganismus gesteuert. An Bord der Kreuzer befinden<br />

sich jeweils zwei und auf der Fregatte sogar zehn Organismen“, sagte Simarh und blickte Vorin an,<br />

der eben seine Scans fertig gestellt hatte.<br />

„Nicht ganz... auf der Fregatte befinden sich zwölf Lebewesen.“<br />

„Dann handelt es sich hierbei wahrscheinlich um die Diplomaten.“<br />

„Sollen wir sie rufen?“, fragte Lukas.<br />

„Nein, lassen wir unseren Gastgebern den Vortritt. Der Aufklärer haut auch nicht auf unsere Rufe<br />

reagiert“, antwortete Lars.<br />

„Vielleicht war er nicht dafür autorisiert?“, fragte Daniel und setzte sich hin.<br />

„Möglich... aber lasst uns kein Risiko eingehen.“<br />

„Anfrage von Captain Geras: soll er die Schilde hochnehmen und auf roten Alarm gehen?“, meldete<br />

McFaden.<br />

„Er soll sich ruhig verhalten und ganz bestimmt niemanden provozieren! Außerdem funktionieren<br />

die Schilde im Flüssigraum sowieso nicht richtig“, antwortete Lars.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Wenige Minuten später hatte sich die Armada vor dem föderativen Schiffsverband aufgebaut. Es<br />

sah sehr imposant und auch sehr erschreckend aus, wenn man den Größenvergleich betrachtete. Die<br />

kleinsten Schiffe waren die beiden Kreuzer, sie waren etwa so groß wie die beiden Defiants. Die<br />

Kriegsschiffe waren sogar größer als die <strong>Sentinel</strong>. Aber das imposanteste Schiff war die Fregatte:<br />

sie war mindestens doppelt so groß wie eine Galaxy-Klasse und damit größer, als jedes andere<br />

Sternenflottenschiff. Doch trotz der Größe benötigen diese lebendigen Schiffe nur einen bis<br />

maximal zwei Piloten. Eine perfekte Symbiose!<br />

Während sechs der Kriegsschiffe aus ihrer Formation ausscherten und sich ringförmig um das siebte<br />

Schiff aufbauten, überholten die Kreuzer die <strong>Sentinel</strong> und begaben sich achtern auf Parkposition.<br />

Die Fregatte hielt sich im Hintergrund. Wenn die Kriegsschiffe ihre Biopulswaffen aktivieren<br />

würden, dann bliebe von den drei Föderationsschiffen nicht mehr viel übrig...<br />

„Sie haben uns in der Zange, Captain!“, rief McFadden.<br />

„Hoffen wir, dass es sich dabei um ein Begrüßungsritual handelt...“<br />

=/\= Cmdr. Angi Troi, COU der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Zellentrakt, SD 2407.030, 2110 =/\=<br />

„Wenn sie nur mal sonst auch immer jeden Befehl so Wortgetreu ausführen würden Petty Officer!“,<br />

rief Troi mittlerweile recht sauer und schaute ihr Gegenüber scharf an.<br />

Seit nun fast 9 Stunden hatte sie versucht ihm klar zu machen, er möge den Gründer aus diesem<br />

beengenden Gefäß raus lassen – ohne Erfolg.<br />

Brian berief sich auf seine Befehle und Troi hatte das dumme Gefühl hier vollkommen verarscht zu<br />

werden.<br />

„Oh, sie können sich daran erinnern?“, fragte der PO1 entzückt zurück.<br />

Troi hatte, wenn sie ihn sah, Bilder im Kopf – ja... und Situationen, aber sie war sich bei Leibe nicht<br />

sicher was davon wirklich Erinnerung war und was einfach nur Einbildung.<br />

„Scheint so“, entgegnete sie nur und fasste sich seufzend an ihre, schon seit 2 Stunden, stark<br />

schmerzende Schläfe.<br />

Diese stundenlange Diskussion ging ihr auf mehr als nur einen Nerv.<br />

„Es tut mir wirklich aufrichtig Leid Commander. Aber ich habe meine Befehle und der Captain hat<br />

mir unmissverständlich klar gemacht was passiert, wenn ich in Gegenwart von 8472 scheiße baue.“<br />

„Ich habe mit dem Captain gesprochen und ihm und auch Daniel gesagt, dass ich diesen Zustand für<br />

inakzeptabel halte. Stimmt, er hat eine Menge Ärger gemacht und ja, er hat mich und andere<br />

verletzt, aber deswegen dürfen wir ihn dennoch nicht so behandeln! Diese Zelle ist absolut sicher.<br />

Ihr habt zig Sicherheitsvorrichtungen gemacht damit er nicht raus kann, also warum dann noch in<br />

dieser Form halten? Und komm mir nun nicht mit „ich hab meine Befehle“, das wäre ja was ganz<br />

neues.“<br />

„Tut mir leid aber es ist nun mal so.. ich hab meine...“<br />

„Ahhhhhhhhhhhhhhh!“ schrie Troi, schnappte sich den überraschten Petty Officer am Kragen und<br />

drückte ihn gegen die Wand, an der er eben noch locker und mit einem selbstgefälligen grinsen<br />

angelehnt war.<br />

„Nun hör mir mal gut zu. Es ist jetzt durchaus nicht die Zeit für dumme Streiche oder Spielchen. Ich<br />

weis sehr genau, dass dich die Befehle und die Rangordnung hier bisher einen Scheiß interessiert<br />

haben. Ich weis nicht warum und wieso, aber ich weis es und ich nehme dir nicht ab, dass du auf<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

einmal so Pflichtbewusst bist! Allein dein dämliches grinsen zeigt mir, dass du die ganze Sache hier<br />

enorm lustig findest und wahrscheinlich empfindest du die Qualen die ihr ihm dadurch bereitet als<br />

wundervolle, zuckersüße Rache. Gehorchen ist nicht alles, es gibt Regeln und es gibt Vorschriften<br />

und eine davon ist, Gefangene nicht zu foltern!“<br />

Sie sah ihm in die Augen und bemerkte, dass sich sein überraschter Blick auf einmal in etwas<br />

anderes verwandelte. Konnte das tatsächlich Mitleid sein? Er sagte keinen Ton sondern schaute sie<br />

nur weiter ruhig an. Erst jetzt bemerkte Troi, was sie getan hatte, dass sie ihre Fassung verloren und<br />

ein Mitglied der Crew tätlich angegriffen hatte. Sofort lies sie ihn los.<br />

„Tut mir leid, ich hatte nicht vor...“ ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, drehte sie sich um<br />

und verließ eilenden Schrittes den Zellentrakt.<br />

Sie lief ziellos durch die Gänge und verfluchte sich selbst, was war nur in sie gefahren? Wie konnte<br />

sie so die Fassung verlieren? Nicht entschuldbar, absolut nicht entschuldbar... sie kniff die Augen<br />

zusammen und versuchte die erneute Welle des Schmerzes in ihrer Schläfe abzufangen.<br />

Unentschuldbar.. sowohl als Commander, als auch als Counselor. Sie versuchte zu erkennen wo sie<br />

war, doch die Kopfschmerzen waren momentan so stark, dass sie nur eine verschwommene Sicht<br />

ihrer Umgebung wahrnahm. Sie lehnte sich an die Wand des Ganges, griff sich mit beiden Händen<br />

an die Schläfen und rieb ein wenig, in der Hoffnung den Schmerz durch etwas Druck von außen<br />

lindern zu können. Leise drangen stimmen zu ihr hindurch, die von der Ferne immer näher zu<br />

kommen schienen.<br />

„Ich sage ja nicht, dass ich mich hier überhaupt nicht wohl fühle Ensign, aber an das Geduze und<br />

das Familiengerede kann ich mich nicht gewöhnen und ich habe heute schon wieder eine<br />

Doppelschicht hingelegt... ich muss auch irgendwann mal Freizeit haben.“<br />

„Na ja, du bist eben nun mal Leiter einer Abteilung und wir sind in einer besonderen Situation.<br />

Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen. Kaum einer der Führungsoffiziere hat in<br />

letzter Zeit viel geschlafen oder viel Freizeit gehabt. Ich hab auch nichts dagegen wenn du mich<br />

nicht duzen willst, aber wie ist das, stört es dich sehr wenn ich nicht Ensign Gilmore sage? Dann<br />

ändere ich das und ich bin sicher, dass jeder andere Offizier an Bord sich ebenso deinen Wünschen<br />

anpasst“.<br />

„Nun, ich... Commander!“, rief eine der Stimmen und Troi merkte durch den Kopfschmerz, wie sie<br />

jemand an der Schulter anfasste und etwas von „Krankenstation“ sagte. Anschließend spürte sie<br />

zwei paar Hände, die sie sowohl links, wie auch rechts stützten und irgendwo hin brachten. Sie hatte<br />

das Gefühl ihr Hirn würde den Schädelknochen jeden Moment in Stücke reißen und alles was sie<br />

sehen konnte war ein gleißendes, Lava ähnliches Rot.<br />

--- Krankenstation 30 Minuten später ---<br />

„Es geht mir wieder gut, wirklich Toni“, lallte Troi und versuchte herauszufinden wo das Biobett<br />

aufhörte.<br />

Toni lachte „ja, ich weis. Ich hab dir auch reichlich Schmerzmittel gegeben, damit könnte man ein<br />

Pferd weg hauen“.<br />

„Ach, nun übertreib mal nicht so“, meinte Troi und kicherte vor sich hin.<br />

„Ich hab dir gesagt du sollst vorsichtig sein und dich nicht überanstrengen, aber du hörst ja nicht.<br />

Auf jeden Fall lass ich dich hier nicht ohne Aufpasser weg.“<br />

„Dann ruf einen“, bat Angi und versuchte vom Biobett zu hüpfen.<br />

„Oben geblieben!“ rief Toni und eilte zu ihr um sie davon abzuhalten.<br />

Troi kicherte erneut „kaum zu glauben dass ein Mann in deinem Alter noch so flink sein kann“.<br />

„Siehst du mal“, zwinkerte ihr Toni zu. „Sei ein braves Mädchen und bleib hier oben sitzen, sonst<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

muss ich dich fixieren. Wir wollen doch nicht, dass meine kleine Angi sich weh tut, hm?“<br />

„Nein, wollen wir nicht“, bestätigte Angi kopfschüttelnd „aber einen Lolli, den wollen wir“.<br />

„Einen Lolli? Mal sehen ob ich da noch einen habe. Brav sitzen bleiben“, meinte Toni und ging in<br />

sein Büro.<br />

Troi dagegen ließ ihre Füße baumeln und betrachtete ihre Ärmel. Da war ja einer länger als der<br />

Andere!<br />

Es dauerte nicht lange bis Toni mit 3 Lutschern zurück kam und ihr einen davon gab.<br />

„Danke sehr Onkel Doc“, meinte Troi grinsend.<br />

„Gern geschehen, ich hab Mary bescheid gesagt, sie wird dich gleich abholen“.<br />

„Welche Mary?“ fragte Angi besorgt.<br />

„Magnus natürlich, Saret hat schon genug mit Lars zu tun“.<br />

„Oh nein“, seufzte Angi, „die wird mir sicher nen Vortrag halten“.<br />

„Das hoffe ich sehr, aber ich werde Mary raten das erst morgen zu tun, wenn du wieder voll da bist,<br />

damit es auch was nützt“.<br />

„Was soll ich erst morgen machen?“, fragte Mary, die just in diesem Satz zur Tür herein gekommen<br />

war.<br />

„Ihr einen Vortrag halten über Entspannung, Ruhe und diese Dinge“, erklärte ihr Toni und reichte<br />

auch ihr einen Lutscher, den letzten steckte er sich selbst in den Mund.<br />

„Danke“, meinte Magnus „ich heb ihn mir für später auf. Na dann wollen wir mal“, fügte sie hinzu<br />

und half Troi vom Biobett.<br />

„Zu mir oder zu dir?“, fragte selbige lüstern grinsend.<br />

„Zu mir, das ist näher“, erwiderte Mary und stützte sie beim Laufen.<br />

„I am flying so high, high in the sky“, sang Troi und wedelte dabei mit ihrem Lutscher in der Luft<br />

rum.<br />

"Dann flieg mal in mein Quartier, Pilotin Troi", erwiederte Mary grinsend.<br />

„Viel Spaß“, rief Toni noch hinterher, ehe sich die Türen hinter den Beiden schlossen.<br />

= /\ = Ens. Lukas Gilmore, OPS der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> = /\ =<br />

= /\ = DSZ 2407. 030, 1310, Casino = /\ =<br />

Lukas und Vorin betraten das Casino und nachdem sie sich etwas Essbares besorgt hatten setzten<br />

sie sich an einen freien Tisch direkt unter einem der Fenster, durch das sie das Bioschiff, welches<br />

sich noch immer in Warteposition vor der <strong>Sentinel</strong> befand, sehen konnten. „Das mit den Scans war<br />

gute Arbeit. Ich habe noch nie eine Wissenschaftsoffizier erlebt, der ein solches Problem so<br />

eigenständig gelöst hat wie sie. Allerdings komme ich ja auch von einem Kriegsschiff, da zählten<br />

andere Dinge.“ sagte Lukas, während er sich mit seinem Essen beschäftigte. Vorin, der sich<br />

ebenfalls seinem Essen widmete, nickte und fragte dann: „Du wolltest mir deine Daten zeigen?“<br />

Glücklich darüber, dass der Vulkanier nicht so sehr an belanglosem Geplänkel interessiert zu sein<br />

schien wie der Rest der Crew holte Luke ein PADD hervor und gab es ihm. „Ich habe eine ganze<br />

Zeit lang versucht Daten über den fluiden Raum zu sammeln um herauszufinden, ob wir mit<br />

Schwierigkeiten rechnen müssen, wenn wir hier irgendwelche großartigen Manöver durchführen<br />

oder uns eventuell sogar verteidigen müssen. Aber leider habe ich keine vernünftigen Daten<br />

sammeln können.“<br />

Vorin betrachtete die Daten während der junge OPS sich vollständig seinem Essen widmete. Einige<br />

Minuten, in denen sich die Essensmenge auf beiden Tellern reduzierte, vergingen bevor der SCI das<br />

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PADD niederlegte und dann begann: „Du bist die Sache falsch angegangen. Du hättest die Sensoren<br />

anders einstellen müssen, da sie zu dem Zeitpunkt noch für den Einsatz im Weltraum eingestellt<br />

waren. Ich würde vorschlagen, dass du den Scan einfach nachher noch mal wiederholst. Da ich die<br />

Sensoren vorhin neu eingestellt habe müsstest du jetzt Ergebnisse erzielen.“ Er legte das PADD auf<br />

den Tisch und aß die letzten Reste seines Essens. „Gut, dann werde ich das tun. Ich danke ihnen.“<br />

erwiderte Lukas, der nun auch seinen Teller leerte.<br />

Die beiden blieben noch einige Minuten sitzen und sprachen über die Möglichkeiten, die Vorin’s<br />

Erkenntnisse bezüglich der Verteidigung des Schiffes eröffneten. Danach machten sie sich wieder<br />

auf den Weg zur Brücke, da dort Arbeit auf sie wartete.<br />

= /\ = 1400, Brücke = /\ =<br />

Die beiden Ensigns betraten die Brücke und gingen zu ihren Stationen. Lukas begann sofort damit<br />

seinen Scan zu wiederholen. Nach einigen Minuten erschienen auf der Anzeige der Konsole Daten<br />

über den fluiden Raum. Er studierte die Daten und versuchte etwas besonders Interessantes zu<br />

finden. Er tippte einige Dinge in die Konsole ein und neben den aktuellen Daten erschienen die<br />

spärlichen Daten, die in der Datenbank zu finden waren. Einen Moment später erschien auf der<br />

Anzeige eine Auflistung aller abweichenden oder neuen Daten. Etwas enttäuscht über die<br />

Ergebnisse seiner Untersuchung fügte der junge Offizier die Daten der Datenbank hinzu und<br />

erstellte einen kurzen Bericht. Als dies erledigt war widmete er sich wieder seinen normalen<br />

Aufgaben.<br />

= /\ = 2100, Casino = /\ =<br />

Lukas sass allein an einem der Tische und löffelte eine Suppe. Er hatte die Brücke vor einiger Zeit<br />

verlassen, da seine Schicht theoretisch schon seit langem beendet war und war hier her gekommen<br />

um sich ein wenig zu entspannen. Neben seinem Teller lag ein aufgeschlagenes Buch, in dem er las.<br />

„Entschuldige, darf ich mich setzen?“ fragte eine Stimme. Luke schaute auf und erkannte Vorin, der<br />

vor dem Tisch stand. Mit einem Wink bestätigte der junge Engländer und Vorin setzte sich. Die<br />

beiden unterhielten sich einige Zeit und beschlossen dann wieder auf die Brücke zu gehen.<br />

= /\ = kurze Zeit später, Korridore = /\ =<br />

Die beiden gingen durch die Korridore und unterhielten sich, als plötzlich vor ihnen Troi über den<br />

Flur taumelte und fast zusammenbrach. Die beiden schafften es gerade noch sie aufzufangen und<br />

brachten sie zur Krankenstation. Kurz bevor sie das Ziel erreichten sagte Lukas: „Können sie sie<br />

alleine reinbringen? Ich muss noch etwas sehr dringendes erledigen.“ Vorin nickte und Luke liess<br />

Troi los und verschwand.<br />

= /\ = wieder etwas später, irgendein Korridor in den Untiefen der <strong>Sentinel</strong> = /\ =<br />

Lukas eilte etwas unschlüssig durch die Korridore und blieb an einer einsamen Kreuzung stehen. Er<br />

zog aus der Halterung an seinem Gürtel das Messer betrachtete es. Er packte die Klinge und zog<br />

daran. Die Klinge löste sich aus dem Griff und ein kleines Fläschchen glitt heraus. Er schraubte den<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Deckel ab und setzte das Fläschchen an die Lippen. Er trank den Inhalt mit einem Schluck aus und<br />

stecke das Fläschchen wieder in den Griff. Sein ganzer Körper begann einige Sekunden später zu<br />

zittern und er schloss die Augen. Luke verlor für einen Moment völlig das Zeitgefühl und als er die<br />

Augen wieder öffnete fühlte er sich als hätte er eine ganze Nacht hinter sich gebracht. Er steckte das<br />

Messer wieder weg und machte sich auf den Weg zum nächsten Turbolift um auf die Brücke zu<br />

gelangen.<br />

= /\ = 2359, Brücke = /\ =<br />

Lukas beobachtete die Führungsoffiziere genau und versuchte herauszufinden, ob sie eine Ahnung<br />

hatten was genau 8472 da tat. Zwischendurch senkte er seinen Blick immer wieder auf den Monitor<br />

seiner Konsole auf der die sich positionierenden Schiffe mit den vorhandenen Informationen<br />

angezeigt wurden. Er berührte eine Kontrollfläche und das größte Schiff kam in den Fokus. Welch<br />

enorme Kampfkraft darin stecken muss. Es muss ein gutes Gefühl sein dieses Schiff zu fliegen.<br />

Vielleicht wird es ja irgendwann mal die Möglichkeit geben, dass ich mir so ein Schiff mal von<br />

innen ansehen kann. dachte er während er mit leicht verträumten Blick auf den Monitor schaute.<br />

= /\ = Ens. Vorin Sermak, SCI der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> = /\ =<br />

= /\ = DSZ 3407. 031, 0:15 Uhr, Brücke = /\ =<br />

Noch immer war die <strong>Sentinel</strong> von den fremden Schiffen umgeben. Viele Arbeiten auf der <strong>Sentinel</strong><br />

waren fast zum Erliegen gekommen, weil die Spannung auf das wohl unmittelbar bevorstehende<br />

Treffen kaum eine effektive Arbeit zuließ. Auf dem ganzen Schiff brodelten Gerüchte über das, was<br />

möglicherweise passieren könnte. Das schlimmste war für die Crew jedoch, dass sie einfach nicht<br />

wusste, wann es so weit sein würde. Auch Vorin war angespannt, und obwohl er versuchte sich in<br />

Arbeit zu stürzen, um die Gedanken an das was kommen sollte zu zerstreuen, war er doch ein wenig<br />

nervös. Auch wenn nicht vom schlimmsten ausging war er sich doch bewusst, dass diese Mission<br />

seine letzte sein könnte. Nicht dass das nicht für jede Mission gelten würde, aber für diese Mission<br />

galt es vielleicht in einem ganz besonderem Maße.<br />

Die Crew auf der Brücke versuchte den Betrieb des Schiffes trotz aller Nervosität aufrecht zu<br />

erhalten, als sich plötzlich etwas tat.<br />

„Ich glaube, dass wir gerufen werden…“, hörte man Lukas von der OPS sagen.<br />

„Auf den Schirm!“, befahl Daniel.<br />

„Ich fürchte, dass es sich nur um ein Audiosignal handelt, Daniel.“, musste Vorin melden.<br />

„Na dann halt nicht auf den Schirm, aber her mit der Botschaft. Wir haben ja lang genung<br />

gewartet.“<br />

Man spielte die Botschaft ab, aber außer einem Quietschen, das von einem starken Rauschen<br />

unterlegt war gab es nichts zu hören.<br />

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„Was war das? Vorin? Kannst du uns helfen?“, fragte Lars.<br />

„Ich weiß es nicht genau. Das Signal ist verzerrt. Ich weiß aber nicht, ob es sich um Störungen im<br />

Raum handelt, oder ob unsere Gäste erfolglos probiert haben mit uns zu kommunizieren.“<br />

„Gibt es Hinweise auf eine der beiden Möglichkeiten?“, fragte Lars.<br />

„Nicht wirklich. Es könnte sich um Störungen handeln, denn sie sind ja erst vor kurzem in unsren<br />

Raum gekommen. Die Restverzerrungen sind immer noch da. Es könnte aber genauso gut sein, dass<br />

sie versuchen ihre telepatischen Signale für uns verständlich zu machen. Aber ich weiß nicht, oder<br />

zumindest noch nicht, was genau Sache ist. Aber ich arbeite daran.“<br />

Vorin wollte zunächst herausfinden, ob es sich um Störungen im Raum handeln könnte, denn dann<br />

wäre es möglich das Signal so zu entzerren, dass man etwas verstehen könnte. Wenn es sich<br />

hingegen um einen Versuch gehandelt haben sollte, telepatische Signale in Audiosignale<br />

umzuwandeln, dann hatte er ein Problem, denn niemand konnte genau sagen, wie 8472<br />

kommunizierte. Mit etwas Glück würde man an Bor einen Telepathen finden, der 8472 verstehen<br />

konnte.<br />

Aber zunächst tat Vorin alles, was er alleine tun konnte, und das war nun einmal das Untersuchen<br />

des Signals auf Verzerrungen, die durch Störungen im Raum verursacht worden sein konnten. Dazu<br />

zerlegte er das Signal in die einzelnen Frequenzen, und untersuchte jedes Frequenzintervall nach<br />

ähnlichen Modifikationen. In der Tat fand er bei bestimmten Frequenzen eine spektrale Verteilung,<br />

die darauf schließen ließ, dass das Signal tatsächlich ein verständliches Audiosignal gewesen war,<br />

bis es –vermutlich durch Raumverzerrungen- verändert wurde. Alles was zu tun war, war also eine<br />

Vermessung der Verzerrungen im Raum, um das Signal invers zur ersten Veränderung erneut zu<br />

verändern, so dass es verständlich war. Vorins Finger glitten elegant über seine Konsole, und kurze<br />

Zeit später konnte einen Versuch wagen, das Signal erneut abzuspielen.<br />

„So, wie die Sache aussieht habe ich eine Möglichkeit gefunden, den Ruf etwas verständlicher zu<br />

machen.“, verkündete er.<br />

„Dann sofort abspielen!“, befahl Lars zielstrebig.<br />

Immer noch von einem starken Rauschen unterlegt, konnte man dieses mal tatsächlich etwas<br />

vernehmen, was möglicherweise eine Stimme gewesen sein könnte. Diese Stimme, oder was immer<br />

es gewesen ist ließ die Crew der <strong>Sentinel</strong> wissen, dass eine Delegation um 1000 Sternenflotten<br />

Bordzeit an Bord kommen würde. Außerdem verlangte die Stimme, dass die Kontaktperson dabei<br />

zu sein hätte. Dann brach das Signal ab. Auf der Brücke sahen sich alle kurz schweigen an, dann<br />

begann eine Diskussion darüber, wer die ominöse Kontaktperson sein könnte.<br />

Plötzlich meldete Julian sich zu Wort. Der CHI glaubte, dass er mit der Kontaktperson gemeint sein<br />

könnte, schließlich war er der einzige, mit dem 8472 schon vor der Ankunft im nicht – fluiden<br />

Raum Kontakt hatte. Lars entschied, dass Julian beim Treffen dabei sein sollte, denn Julians<br />

Argument schein ihm schlüssig.<br />

Dann fragt er Vorin wie weit die Arbeiten an einer Vorrichtung zum Abblocken von telepathischen<br />

Signalen fortgeschritten wären. Vorin antwortete, dass Toni an der Sache arbeitete. Lars machte<br />

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noch mal unmissverständlich klar, dass man nicht wusste, was 8472 vorhatte, und dass man<br />

unbedingt etwas brauchte, um im Notfall telepathische Signale abblocken zu können. Damit<br />

sichergestellt war, dass diese Apparatur bis zum Treffen fertig gestellt sein würde, schickte Lars<br />

Vorin zu Toni, um ihm bei der Fertigstellung des Geräts zu unterstützen.<br />

= /\ = Wisschenschaftliche Abteilung, eines der Labors, kurz darauf = /\ =<br />

„Und, wie sieht es aus?“, fragte Vorin, als der in das Labor eintrat, in dem Toni arbeitete.<br />

„Ich bin noch immer dabei die physiologischen Eigenschaften von 8472 mit der Art von Telepathie<br />

in Verbindung zu bringen, die von 8472 benutzt wird. Damit bin ich aber fast fertig. Noch ein paar<br />

wenige Minuten und ich kenn genau sagen um welche Art von Telepathie es sich handelt.“<br />

Interessiert schaute Vorin zu, wie Toni arbeitete, auch wenn er nicht viel von dem verstand, was er<br />

tat, aber das war ihm wurscht, solang man von dieser Arbeit den Rahm in Form von brauchbaren<br />

Daten abschöpfen konnte.<br />

Kurze Zeit später hatte Toni es. Es handelte sich bei der mentalen Informationsübertragung, die von<br />

8472 benutzt wurde um einen Informationsstrom von Wellennatur. Erzeugt wurden die<br />

telepathischen Wellen durch Zellen, in denen Moleküle mit ganz bestimmten<br />

Bindungskonfigurationen waren. Diese Bindungskonfigurationen konnten durch Zugabe von<br />

körpereigenen Chemikalien so verändert werden, dass die Frequenz, die sie bei Anregung<br />

aussandten sich änderte. Das Zusammenspiel vieler solcher Zellen war verantwortlich für eine große<br />

Vielfalt von möglichen Signalen. Ideal eben um telepatisch zu kommunizieren.<br />

Trotz all der Vielfalt von Signalen, die mit einem solchen System erzeugt werden konnten, war es<br />

ein ungewöhnliches System, das es theoretisch mit relativ einfachen Mitteln gestört werden konnte.<br />

Man musste sich nicht mal etwas überlegen, wie man die thelepatischen Wellen abblocken könnte.<br />

Theoretisch würde es genügen ein Magnetfeld zu erzeugen, das stark genug wäre, um die Struktur<br />

der Bindungen so zu verändern, dass sämtliche telepatischen Signale zwar nicht abgeblockt werden<br />

würde, aber energetisch derart verzerrt sein würden, dass die absolut unverständlich und damit<br />

nutzlos sein würden. 8472 könnte dann also weder mit anderen seiner Art kommunizieren, noch<br />

irgendetwas mit der Crew der <strong>Sentinel</strong> anstellen. Sofort machten sich Vorin und Toni daran<br />

herumzurechen, wie stark das optimale Magnetfeld sein müsste, um niemandem zu schaden, aber<br />

die telepatischen Wellen trotzdem bestmöglich zu verzerren.<br />

Bei der Umsetzung dieser Apparatur musste gar nicht mehr viel überlegt werden, denn es genügte<br />

überall auf der <strong>Sentinel</strong> magnetische Feldgeneratoren zu installieren, die im Notfall alle Räume der<br />

<strong>Sentinel</strong> mit einem entsprechend wirksamen Magnetfeld durchsetzten. Mit Hilfe einer<br />

Technikercrew wurde direkt nach dem Einverständnis von Lars damit begonnen die Generatoren zu<br />

installieren.<br />

Bedenken, dass man sich Spezies 8472 durch den Einsatz dieser Generatoren zum Feind machen<br />

könnte wurden dahingehend zerstreut, das man sagte, dass wenn es zu einem Einsatz der Apparatur<br />

kommen würde es sowieso zu spät wäre, und man sich dann im Kampf auf die<br />

Nanosondentechnologie verlassen müsste.<br />

Nach der Installation der Generatoren beschloss Vorin schlafen zu gehen, um bei Ankunft der Gäste<br />

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möglicht fit zu sein…<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

= /\ = Cmdr Troi, COU der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> = /\ =<br />

= /\ = DSZ 2407.031, 09:15 Uhr, Quartier Mary Magnus = /\ =<br />

Bereits seit knapp einer Stunde saß Troi reglos auf dem bequemen Sofa ihrer Freundin. Sie fühlte<br />

sich matschig im Kopf von dem starken Mittel, dass ihr Toni am Vorabend gegeben hatte und von<br />

dem momentanen Gespräch mit Magnus. Es gefiel ihr nicht was ihre Kollegin da vorschlug, doch<br />

sie wusste, dass sie recht hatte.<br />

Es hatte einfach keinen Zweck so weiterzumachen. Magnus sah sie stumm an und wartete geduldig<br />

auf ihre Entscheidung. Seufzend nickte Angi schließlich.<br />

„Wer sagt es Lars und Daniel?“ fragte sie und musste unwillkürlich an die Gesichter der beiden<br />

denken. Sie ließ sie im Stich und das tat ihr am meisten weh.<br />

„Wie beide zusammen“, antwortete Magnus.<br />

Troi nickte erneut und versuchte das dumpfe, drückende Gefühl in ihrer Magengegend zu<br />

ignorieren.<br />

„Dann mal los, je eher desto besser“, sagte sie und versuchte dabei mutig zu klingen.<br />

--- wenig später im Raum des Captains ---<br />

„Was gibt es denn so dringendes?“, fragte Lars ungeduldig, „8472 kann jederzeit eintreffen."<br />

„Es wäre einfacher, Captain, wenn sie sich erst einmal setzen würden“, schlug Magnus vor,<br />

während Troi sich überlegte ob dies wirklich der richtige Moment war.<br />

Lars sah erst sie selbst, dann Magnus und dann Daniel abschätzend an, dann setzte er sich.<br />

„Du nennst mich selten Captain“, stellte er fest. „So soll es ja auch sein – warum jetzt? Was ist<br />

los?“<br />

Troi sah Magnus mit einem flehenden Blick an und diese nickte leicht.<br />

„Du hast vielleicht von dem Vorfall gestern Abend gehört. Dem Zusammenbruch von Angi?“<br />

Lars schüttelte den Kopf „davon kam mir nichts zu Ohren“. Er sah zu Daniel „weißt du davon?“<br />

Daniel nickte: „ja, aber in Anbetracht der Tatsache, dass 8472 sich zu dem Zeitpunkt in Kontakt mit<br />

uns befand, hielt ich die Info noch zurück."<br />

Lars nickte. „Ok, um was geht es hier eigentlich?“<br />

"Es geht darum Lars, dass Angi momentan nicht in der Lage ist ihren Dienst zu tun. Sie ist selbst<br />

durch den Teildienst überfordert. Ihre Kopfschmerzen sind ständig da und wenn sie keinen Dienst<br />

hat, macht sie sich Vorwürfe und Gedanken darüber, was für ein schlechter Offizier sie momentan<br />

ist. Sie kann durch ihren Gedächtnisverlust momentan keinem helfen und ist rund um die Uhr total<br />

angespannt, was die Genesung nicht gerade fortschreiten lässt“, erklärte Magnus ruhig.<br />

Lars sah Troi an. „Das tut mir leid, wie kann ich helfen?“<br />

„Ich brauche Entspannung, muss abschalten“, erklärte Troi. „Ich habe lange mit Magnus geredet<br />

und viel nachgedacht. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es besser ist, wenn ich erst einmal<br />

komplett vom Dienst suspendiert werde und sobald es die Möglichkeit ergibt, dieses Schiff verlasse<br />

und in Kur fahre."<br />

„Du willst die <strong>Sentinel</strong> verlassen?“, stutzte Lars und in seinen Augen kam ein wenig Traurigkeit.<br />

Troi wusste, dass er auf diesem Schiff schon so viel durchgemacht hatte. Er hatte viele Freunde<br />

verloren – auf die eine oder andere Weise.<br />

251


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Sie nickte. „Aber ich bin nicht tot Lars. Ich bin nur für einige Zeit weg.“<br />

„Wie lange?“ fragte er nach.<br />

Troi überlegte. „Das kann ich nicht sagen. So lange wie ich brauche um wieder mit mir klar zu<br />

kommen, selbst falls ich die fehlenden Erinnerungen nicht wieder finden sollte. So lange wie es<br />

braucht, bis mein inneres Gleichgewicht wieder hergestellt ist.“<br />

Daniel, der sich bisher zurückgehalten hatte, übernahm jetzt das Wort: „du hast dir diese<br />

Entscheidung sicher nicht leicht gemacht. Aber ich kann sie verstehen“.<br />

Dann sah er zu Lars. „Sie ist nicht tot, Lars. Und sie bleibt ja erst mal noch an Bord. Das Wohl der<br />

Crew ist wichtig, auch das eines jeden einzelnen.“<br />

Lars nickte. „Ich weiß. Ich hab einfach das Gefühl, das schon wieder jemand geht. Den Chief-<br />

Counsellor-Posten werde ich nicht auf unbestimmte Zeit offen halten können. Er ist zu wichtig<br />

dafür.“<br />

Troi nickte. „Ich würde vorschlagen, das zunächst Mary diesen Posten weiterführt, wie sie es<br />

momentan auch tut. Bis Starfleet jemand Neuen schickt. Keine Sorge Lars, ich komme wieder.<br />

Vielleicht nicht als Chiefcounsellor, aber ich bin auch Ärztin oder ich arbeite als B-COU oder<br />

Sanitäter. Ich mag dieses Schiff und ich will nicht länger wegbleiben als nötig“, versprach Angi.<br />

Lars' Miene erhellte sich ein wenig. „Dieses Schiff mag dich auch. Was willst du an Bord tun, bis<br />

du deine Kur antreten kannst?“<br />

„Ich dachte, ich könnte deiner Mary ein wenig im Garten helfen... Blumen sollen ja entspannen und<br />

ich werde für Essenseinladungen frei sein.“<br />

„Lars verstand diesen Wink mit dem Zaunpfahl und lächelte.<br />

„Ich würde sehr gerne einmal mit dir –„<br />

„Brücke an Lars, 8472 hat sich gemeldet, sie kommen in wenigen Minuten an Bord“.<br />

Lars betätigte seinen Kommunikator: „verstanden, wir sind auf dem Weg.“<br />

Er erhob sich. „Ich werde gerne mal mit dir essen und ich bin sicher, einige andere auch. Wir reden<br />

nachher weiter.“<br />

„Ich zum Beispiel“, bemerkte Daniel und lächelte „Magnus, können sie mit auf die Brücke,<br />

oder...?“<br />

Mary sah Troi fragend an und schien mit ihrem Geist Trois emotionalen Zustand zu erkunden.<br />

„Geh ruhig, wir sehen uns nachher“, meinte Troi.<br />

Troi nickte und bemerkte grade noch das Zwinkern von Daniel, als die drei aus der Türe gingen,<br />

welche sich dann mit einem leisen Zischen hinter ihnen schloss und Troi allein im Raum<br />

zurückließ.<br />

=/\= Julian Gartner, CHI <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Maschienendeck, SD 2307.031 0:47 =/\=<br />

Seit mehreren Stunden arbeitete Julian nun schon an den Verteidigungssystemen um die neuen<br />

Scandaten in die Protokolle einzugeben. Zwischendurch war Lukas da gewesen und sie hatten<br />

zusammen an den neuen Waffen gearbeitet. Julian war zuversichtlich das die <strong>Sentinel</strong> sich nun<br />

angemessen gegen Schiffe der 8472 verteidigen konnte. Nur die innere Verteidigung machte ihm<br />

noch Sorgen. Bis jetzt hoffte noch immer jeder das die Systeme nicht gebraucht wurden. Zwar sah is<br />

252


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

im Moment recht gut aus, doch jeder sah die Bedrohung die die kleine<br />

Flotte an 8472 Schiffen darstellte. Die Schiffe hatten nun seit einigen Stunden ihre Position relativ<br />

zur <strong>Sentinel</strong> nicht verändert. Die Sensoren hatten es bisher noch nicht geschafft die Hüllen der<br />

Schiffe vollständig zu durchdringen. Und nun hatte 842 auch noch angekündigt auf die <strong>Sentinel</strong><br />

überzuwechseln. Das Problem dafür war die Verteidigung der <strong>Sentinel</strong> wenn sich 8472 an Bord<br />

befand. Es musste eine Möglichkeit gefunden werden, 8472 auszuschalten ohne dabei aus dem<br />

Schiff ein Wrack zu machen. Noch waren die neuesten Daten noch nicht fertig ausgewertet.<br />

Vielleicht gab es da noch was zu entdecken.<br />

Julian schreckte auf als sein Kommunikator anfing zu piepen.<br />

„Vorin an Maschinenraum!“<br />

„Hier Julian. Was gibt’s?“<br />

„Die Generatoren sind fertig installiert. Deine Jungs haben mir da sehr geholfen.“<br />

„Dazu sind sie ja da. Funktionieren sie denn auch?“<br />

„Die Tests sind ganz gut verlaufen. Ich denke wir können 8472’s Telepathie unterbinden wenn es<br />

nötig sein sollte.“<br />

„Gut. Doch wir haben immer noch nichts gegen 8472 selber.“<br />

„Toni hat anhand der Daten was entwickelt. Frag ihn mal.“<br />

„Werd ich tun. Danke.“<br />

„Gut. Ich geh schlafen. Bis dann. Vorin Ende.“<br />

Julian wandte sich wieder seiner Konsole zu und wollte schon die Krankenstation rufen, beschloss<br />

nun aber doch selbst hin zu gehen. Da der Weg über den Turbolift im Vergleich recht lang war<br />

beschloss er die Wartungsröhren zu benutzen. Vor allem weil er bemerkt hatte das sich in der<br />

kurzen Zeit, die er erst von der Hawking weg war sich doch ein wenig Speck an den Hüften<br />

abgesetzt hatte.<br />

=/\= Krankenstation, kurz darauf =/\=<br />

„Hallo Toni. Na so spät noch auf?“ rief Julian dem Mediziner zu, der als auf den Zuruf hin heftig<br />

zusammenzuckte.<br />

„Wo..wo kommst du denn her? Du hast mich zu Tode erschreckt!“<br />

„Och.. Vorin sagte du hättest was für mich und da mir der Weg über den Turbolift zu lang war bin<br />

ich halt ein wenig geklettert.“<br />

„Ahja... Egal. Ich wollte dich sowie so bald rufen. Sie dir das hier an.“<br />

Toni deutete auf einen Bildschirm an der Konsole an der er gerade noch gearbeitet hatte.<br />

„Was gibt’s denn da so interessantes zu sehen?“<br />

„Ich habe einige unserer Naniten nach den neuesten Daten programmiert. 8472 hat sich doch nicht<br />

soo stark verändert wie wir befürchteten.“ Toni grinste stolz während er Julian erkläerte was er vor<br />

hatte......<br />

Als er fertig war lächelte Julian.<br />

„Das sollte das Problem mit der internen Verteidigung lösen. Du weist was du zu tun hast. Ruf mich<br />

wenn du alles vorbereitet hast. Ich werde sehen das ich die Modifikationen hinbekomme.“<br />

=/\= Deck 1, Brücke 45 Minuten später =/\=<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Julian stand an der technischen Station. Es gab umfangreiche Modifikationen durchzuführen.<br />

Das Steuerprogramm der Naniten musste um einiges erweitert werden. Für derlei Einsätze war es<br />

nicht vorgesehen. Auf der Brücke hielt sich nur die Nachtwache auf. Das Licht war gedimmt und<br />

das wabern des flüssigen Raums spiegelte sich auf den abgeschalteten Bildschirmen wieder und<br />

veranstaltete ein hypnotisches Lichtspiel auf dem matten Wänden.<br />

Der größte Teil der Crew schlief zur Zeit oder tat etwas in der Art um sich zu entspannen.<br />

8472 hatte ihr kommen angekündigt und für diesen Moment wollten alle Fit sein.<br />

Nur die Führungsoffiziere waren noch am Ackern. Lars und Daniel hatten sich seit etlichen Stunden<br />

im Bereitschaftsraum des Captains verschanzt und ließen niemanden herein.<br />

In Gedanken wie er war bemerkte er den Ruf der ihn über das Kommsystem erreichte erst nach<br />

einigen Augenblicken.<br />

„Öhm ja hier Julian?“<br />

„Hier ist Toni. Ich bin fertig.“<br />

„Ok. Wir treffen uns bei den Umweltkontrollen!“<br />

„Verstanden. Toni Ende.“<br />

Julian nickte dem Lieutenant der Nachtwache kurz zu und betrat den Turbolift.<br />

„Deck 12“ Der Computer bestätigte mit einem piep und der Lift setzte sich in Bewegung.<br />

=/\= Deck 12, Umweltkontrollen Wenig später =/\=<br />

Als Julian die Hauptkontrollstation erreichte wartete Toni bereits.<br />

Im Schlepptau hatte er einen Antigravschlitten, auf dem einige Behälter<br />

gestapelt waren.<br />

“Ah das sieht wunderbar aus.“ Sagte Julian zur Begrüßung.<br />

„Jupp. Hab auch schwer dran gearbeitet. Was gibt’s noch zu tun?“<br />

Julian überlegte kurz und antwortete dann:<br />

„Wir müssen nur noch die Behälter an den Frischluftverteilern anbringen. Die Programme zur<br />

Steuerung unserer kleinen Freunde sind fertig. Wir werden sie in jeden Winkel des Schiffes leiten<br />

können in dem wir sie haben wollen. Zusätzlich können wir noch den Grad ihrer Aktivität<br />

bestimmen. Von gar keiner Aktivität bis zur völligen Vernichtung des Ziels sind sie stufenlos<br />

einstellbar.Wir können es auch bei leichten Kopfschmerzen belassen....“<br />

„Dann wollen wir uns doch mal an die Arbeit machen.“ Julian hätte wahrscheinlich noch<br />

weitergeredet doch Toni klatschte in die Hände und hielt auf eine der Türen zu die vom<br />

Hauptkontrollraum abzweigten.<br />

„Öhm andere Richtung...“ grinste Julian und deutete auf das entgegen gesetzte Schott.<br />

„Uups“ kommentierte Toni ohne jegliche Betonung und manövrierte den Wagen zum anderen<br />

Schott.<br />

Eine gute halbe Stunde später waren sie fertig.<br />

„Das wars. Aber bitte denk dran Toni, das bleibt unter uns beiden. Wir wollen doch nicht das 8472<br />

hier irgendwelche Gedanken aus oder?“ grinste Julian. Toni nickte<br />

„Ja schon klar. Ich wird jetzt aber zusehen das ich ne Zeit ins Bett komme.“<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Ich auch ,du ,ich auch....Ich bin seit Stunden im Dienst.“ Julian wischte sich den Schweiß von der<br />

Stirn und packte die Werkzeuge in die Kiste zurück.<br />

„Wir sehen uns dann morgen. Ich soll bei den Verhandlungen anwesend sein. Das wird ein harter<br />

Tag morgen..:“<br />

Toni grinste nun seinerseits<br />

„Schon klar. Bis morgen dann.“<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= An Bord der <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.031, 0945 =/\=<br />

Der Hauptschirm zeigte immer noch die Formation, welche die sieben Kriegsschiffe und die<br />

Fregatte bugseits der <strong>Sentinel</strong> eingenommen hatten. Wie ein Damoklesschwert drohten die<br />

Mündungen der Biopulsstrahler, welche zum Glück nicht aktiviert waren. Der kleine föderative<br />

Schiffsverband hätte im Falle eines Falles nur eine extrem geringe Chance, einem Angriff der<br />

Schiffe stand zu halten. Dieser Drohung bewusst arbeitete die gesamte Crew der <strong>Sentinel</strong> so<br />

konzentriert, wie es nur möglich war.<br />

Sheridan kontrollierte ein letztes Mal die Umbauten im Besprechungsraum. Da man durch die<br />

Aufzeichnungen der Voyager und des Geheimdienstes wusste, dass 8472 als Semi-Humanoide eine<br />

etwas andere Anatomie besaß als Humanoide, mussten die Sitzgelegenheiten an ihre Bedürfnisse<br />

angepasst werden. Auch musste auf Grund der unterschiedlichen Körpergröße der Tisch etwas<br />

umgebaut werden, damit auch alle Platz fanden. Während Daniel nachdenklich eine der speziell<br />

angefertigten Sitzgelegenheiten betrachtete, erinnerte ihn der Computer mit einem Signal daran,<br />

dass er noch schnell seine Galauniform anlegen sollte, bevor die Diplomaten an Bord gehen<br />

würden. Schnell machte er sich auf den Weg in sein Quartier.<br />

Es war schon einige Zeit her, als er die weiße Jacke mit dem grünblauen Streifen in der Mitte<br />

getragen hatte. Als er sie aus dem Schrank holte, erkannte er, dass es sich hierbei noch um die alte<br />

Jacke mit dem senffarbenen Kragenbesatz handelte, die er früher, als er noch OPS gewesen war,<br />

getragen hatte. Außerdem prangte ein kleiner Saucenfleck auf dem linken Ärmel, der wohl noch von<br />

der letzten Festivität stammte. Er packte die Jacke und warf sie in die Öffnung des Replikators,<br />

aktivierte das Recyclingprogramm und replizierte sich eine neue Jacke, diesmal mit rotem<br />

Kragenbesatz und ohne Flecken. Ein hastiger Blick auf den Chronographen ließ ihn etwas<br />

hektischer werden: nur noch sieben Minuten, dann musste Daniel im Transporterraum sein! Schnell<br />

hatte er die schwarze Hose mit den goldenen Nähten angezogen und die Jacke übergeworfen, als<br />

sich plötzlich eine junge Frau in seinem Quartier materialisierte. Der Texaner blickte sie etwas<br />

verwirrt an, während er die Jacke zuknöpfte und sich dann die schwarzen Schuhe anzog.<br />

„Was tust du denn hier?“, fragte er.<br />

„Ich wollte mal sehen, wie es dir so geht“, antwortete sie und blickte ihn traurig an.<br />

„Ich habe doch die Holo-Emitter in meinem Quartier aktiviert...“<br />

„Brian hat mir geholfen... Daniel, wir müssen etwas besprechen.“<br />

„Ja, aber nicht jetzt. Ich muss zum Transporterraum, und das sofort.“<br />

„Du gehst mir schon wieder aus dem Weg!“<br />

„Entschuldige, aber jetzt ist gerade ein sehr schlechter Zeitpunkt für so was. Computer, HSA Vicky<br />

deaktivieren!“<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

So schnell sie aufgetaucht war, so schnell war sie auch wieder verschwunden, als der Computer den<br />

Befehl ausführte. Doch Vicky gab nicht auf, schließlich besaß sie die Möglichkeit, sich selbst zu<br />

aktivieren, so wie viele andere holografische Avatare auch. Als sich Sheridan hastig auf den Weg<br />

zum Transporterraum 1 machte, erschien sie ihm im Korridor und lief neben ihm her.<br />

„Das war sehr unhöflich von dir!“, rief sie, als er keine Notiz von ihr nahm.<br />

„Nein, unhöflich war, als du jemand anderen darum gebeten hast, die Sperre meines Quartiers<br />

aufzuheben, damit du uneingeladen eintreten kannst!“, erwiderte er und bog in einen Seitenkorridor<br />

zum Turbolift.<br />

„Anders wäre es auch nicht möglich gewesen, an dich ranzukommen. Du schottest dich<br />

vollkommen ab und lässt niemanden an dich ran. Seit du auf diesem Piratenschiff warst, bist du so<br />

anders... wieso willst du nicht mit mir darüber sprechen?“<br />

„Hast du seit Neuestem ein Counsellorprogramm installiert? Vicky, es ist gerade wirklich ein<br />

schlechter Zeitpunkt, darüber zu reden. Die Diplomaten von Spezies 8472 werden jeden Moment<br />

eintreffen, und die erwarten, die Führungscrew zur Begrüßung vorzufinden. Lass uns bitte dieses<br />

Gespräch auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, ja?“<br />

Als sich die Türen des Turbolifts öffneten und Daniel hinaustrat, rief Vicky ihm hinterher:<br />

„Dann werde ich Angis Rat befolgen und doch einmal Urlaub machen!“<br />

Urlaub? Angi hatte ihr das geraten? Ein sehr seltsamer Rat für ein Hologramm... vor allem in<br />

Anbetracht der Tatsache, dass kein mobiler Emitter für Vicky existierte... nun ja, Angi konnte sich<br />

wohl zu dem Zeitpunkt nicht daran erinnern, dass Vicky eine künstliche Lebensform war.<br />

Zwei Minuten vor zehn Uhr Bordzeit betrat Daniel den Transporterraum, wo auch schon Lars,<br />

Simarh, Julian, Anna, der Transporterchief und zwei Ehrenwachen warteten. Auch Mary Magnus<br />

war da, die als Ersatz für Angi eingesprungen war, nachdem diese den Dienst quittiert hatte. Alle<br />

trugen ihre Galauniformen und wirkten irgendwie wie ein paar Schüler, die auf den Abschlussball<br />

gehen wollten. Lieutenant Kauer überprüfte noch mal die Anzeige eines Padds, auf welchem sie die<br />

Statusmeldungen ihrer Leute ablesen konnte.<br />

Für die Ankunft wollte man natürlich die landschaftlich schönere Tour durch das Schiff<br />

durchführen und der Spezies zeigen, dass man nichts vor ihr zu verbergen hatte. Naja, so ganz<br />

stimmte das nicht: Vorin und Toni hatten insgeheim eine komplizierte Apparatur entwickelt, welche<br />

die telepathischen Signale von 8472 wenigstens kurzfristig blockieren konnte. Dieses Gerät wurde<br />

als Verteidigung entwickelt, falls sich herausstellen sollte, dass 8472 nicht an friedlichen<br />

Verhandlungen interessiert war, sondern etwas anderes im Schilde führte. Doch alle hofften, dass es<br />

nie zum Einsatz dieses Geräts kommen würde... Gleichzeitig hatte der taktische Offizier seine<br />

Konsole so programmiert, dass er im Notfall innerhalb weniger Millisekunden Energie für Waffen<br />

und Schilde aufbringen konnte. Auch hier hofften alle, dass es nie so weit kommen würde... Um<br />

keine größere Panik bei der Crew aufkommen zu lassen, sperrte die Sicherheitsabteilung des<br />

Schiffes einige Korridore und sogar einen der Turbolifte ab, damit die Gäste bei der Führung durchs<br />

Schiff nicht gestört wurden. Großer Aufwand für hoffentlich große Taten...<br />

Langsam tickten die Sekunden auf zehn Uhr Vormittags zu, auch wenn das Ticken eher Einbildung<br />

war, da die Uhr völlig lautlos arbeitete. 58... 59... 00.<br />

„Wir empfangen ein Signal!“, rief der Transporterchief herüber.<br />

„Na, dann mal los...“, murmelte Lars und streifte noch ein letztes Mal seine Uniform glatt, auch<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

wenn dies gar nicht nötig war. Alte Gewohnheiten waren eben alte Gewohnheiten...<br />

Die Beleuchtung der Transporterplattform flackerte kurz ob der hohen Energiemengen auf, welche<br />

der Transportvorgang verschlang, dann erschienen fünf glühende Säulen aus blauer Energie.<br />

Langsam nahmen daraus fünf Gestalten Form an: fünf Vertreter der Spezies 8472! Nach einem<br />

endlos lang erscheinendem Materialisierungsvorgang blickten sich die so fremdartigen Spezies<br />

gegenseitig an. Zwei der Gäste trugen ein silbernes Emblem an der rechten Stirn, während die<br />

anderen drei eine Art Schärpe um den Körper trugen.<br />

Einen Vertreter dieser Art einmal im wahren Leben zu sehen, als nur auf Bildern oder in<br />

holografischen Simulationen, konnte schon ein wenig beängstigend sein. Diese Angehörigen von<br />

8472 waren etwa zweieinhalb bis drei Meter groß und besaßen eine graugrüne bis lila Hautfarbe.<br />

Äußerlich waren sie symmetrisch statuiert und wiesen eine ausgeprägte, gewölbte Stirn auf. Diese<br />

war mit zwei Reihen eigentümlicher Vertiefungen und einer sehr kleinen Gesichtsregion, die zwei<br />

ebenfalls kleine Augen und den Mund enthielt, ausgestattet. Zwei charakteristische Vertiefungen an<br />

beiden Seiten des Kopfes hatten wahrscheinlich die Funktion von Ohrmuscheln. Ihr lang gestreckter<br />

Rumpf zeichnete sich durch einen Schultergürtel, hervorstehender Brustpanzerung, flachem Bauch<br />

und sehr breitem Becken aus. Der Kopf schloss oben über einem langen, sehnigen Hals an. Spezies<br />

8472 besaß zwei lange, zweigelenkige Arme mit je einer am Handgelenk nach unten abgeknickten<br />

Hand mit je vier langen Fingern, die über den Schultergürtel an beiden Seiten des Rumpfes befestigt<br />

waren. Außerdem verfügte die Lebensform über drei dreigelenkige Beine mit hufenartigen Füßen,<br />

die über den stärker als beim Menschen ausgeprägten Beckengürtel mit dem Rumpf verbunden<br />

waren.<br />

„Im Namen der Föderation der Vereinten Planeten und der Sternenflotte heiße ich sie herzlich<br />

willkommen an Bord der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>. Mein Name ist Commander Simarh und ich bin die<br />

diplomatische Vertreterin der Föderation“, durchbrach die Stimme der Vorta die unbehagliche<br />

Stille.<br />

In diesem Moment griff sich Julian an die Stirn und stöhnte schmerzerfüllt auf. Sofort griffen Anna,<br />

der Transporterchief und die beiden Ehrenwachen zu ihren Phasern, doch Lars hielt sie mit einer<br />

Handbewegung zurück. Einer der beiden mit dem Emblem geschmückten Vertretern trat von der<br />

Plattform und baute sich vor dem Captain auf. Julians Kopfschmerz schien sich wieder zu legen, als<br />

dieser wieder die Hände von seinen Schläfen nahm. Langsam bewegte sich die kleine Mundöffnung<br />

des 8472 so, als ob sie schon sehr lange nicht mehr benutzt worden war, und ein erst schriller, dann<br />

aber angenehmer Ton kam daraus hervor.<br />

„Im Namen meines Volkes begrüße ich sie in unserem Kontinuum und entschuldige mich für die<br />

lange Wartezeit. Nennen sie mich bitte Erster“, konnte man im Transporterraum vernehmen.<br />

Irgendwie konnte man allen Anwesenden ansehen, dass ihnen zumindest ein kleinerer Stein vom<br />

Herzen gefallen war. Lars reichte dem Diplomaten die Hand und stellte sich und seine Offiziere vor.<br />

Nachdem sich auch der zweite mit dem Emblem geschmückte vorgestellt hatte – er hieß Zweiter –<br />

begann Lars mit der Führung durchs Schiff. Zuerst erklärte er den Transporterraum, dann begab sich<br />

die Gruppe auf den extra dafür eingerichteten Weg zum Maschinenraum. Natürlich wurde darauf<br />

geachtet, dass man den Gästen nicht zu viel vom Potenzial des Schiffes enthüllte, schließlich wollte<br />

man nicht gleich alle Karten auf den Tisch legen...<br />

Wie würden wohl die Verhandlungen verlaufen? Waren die Ansichten der Föderation und von<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Spezies 8472 zu verschieden, als dass man eine Einigung erzielen konnte? Das alles sollte sich<br />

irgendwann klären...<br />

=/\= Jan Valek, CO der <strong>USS</strong> LaNinia <strong>NX</strong>-47801 =/\=<br />

=/\= Valeks Quartier, SD 2407.031, 1045 =/\=<br />

Das schwache Glimmen eines rigellianischen Kerzenkristalls war das einzige Licht, das den Raum<br />

ein wenig erhellte. Jan saß in seinem Sessel am Fenster und betrachtete die Sterne; auf seinem<br />

Schoß einige Padds mit diversen Schadens- und Reparaturberichten. Es war das erste mal seit langer<br />

Zeit, dass er sich wünschte, niemals die Sternenflotte verlassen zu haben. Er wusste, dass es für ihn<br />

wahrscheinlich keine Chance geben würde, lebend irgendwo unterzutauchen. McIntyre oder einer<br />

seiner Schergen würde schon dafür sorgen. Schließlich konnte man nicht zulassen, dass ein Mann,<br />

der über so viele Dinge die Dark Force betreffend bescheid wusste, einfach aus dem „Verein“<br />

austrat. Er könnte ja alle Geheimnisse der Sternenflotte oder einem anderen Feind anvertrauen...<br />

Nein, Valek würde sterben müssen, nur wollte er bestimmen, wann und wie das passieren würde.<br />

Er durchsuchte den Stapel Padds nach einem bestimmten, auf dem er sich seinen Plan notiert hatte.<br />

Nach einer Weile hatte er es und aktivierte dessen Display. Jan hatte ganz genau festgehalten, was<br />

im Falle des Scheiterns der Kommandoübernahme passieren sollte, vor allem was Alessandra –<br />

seine Verlobte und bald Mutter seines noch ungeborenen Sohnes – betraf. Sie sollte ein glückliches<br />

Leben haben ohne befürchten zu müssen, von der Dark Force verfolgt und getötet zu werden. Zu<br />

diesem Zweck hatte er schon bereits vor dem Abflug zu dieser Mission einiges in die Wege geleitet<br />

und Kontakt zu einem befreundeten Freihändler aufgenommen. Wenn es so weit sein wird, dann<br />

würde dieser Alessa aufnehmen und irgendwo in der Galaxis verstecken.<br />

Irgendwie musste er sich nun wieder daran erinnern, wie er eigentlich zu den Dark Templar<br />

gekommen war. Valentine hatte ihn damals aufgelesen, als er unehrenhaft aus der Sternenflotte<br />

entlassen worden war, weil er den Absturz eines zivilen Personentransporters durch eines seiner<br />

Flugmanöver mit einem Abfangjäger verursacht hatte. Er hatte ihm damals angeboten, für seine<br />

Gruppe zu arbeiten und ihn damit vor der Strafkolonie auf Neuseeland gerettet. Wenn Jan gewusst<br />

hätte, was auf ihn zugekommen wäre, dann... ja, was dann? Hätte er sich anders entschieden und<br />

wäre lieber für zehn Jahre in die Kolonie gegangen? Er wusste es nicht. Außerdem hätte er dann<br />

wohl nie Alessandra kennen gelernt... Steven hatte ihm die Hand hingehalten, als alle anderen ihn<br />

fallengelassen hatten. So gesehen verdankte er ihm ein Leben in Freiheit, doch zu welchem Preis?<br />

Wenn der Commander nicht durch den Zusammenstoß getötet worden wäre, dann hätten sie auf<br />

jeden Fall einen intergalaktischen Krieg riskiert. Aber war das jetzt anders? Wenn McIntyre das<br />

Kommando übernahm, dann würde es genauso zu einem Krieg kommen... Nein, dagegen musste<br />

etwas getan werden, und wenn es heißen würde, das Schiff zu opfern! Er hoffte nur, dass es seiner<br />

Verlobten gelingen würde, von hier zu verschwinden, wenn es wirklich so weit kommen würde.<br />

Das Schiff des Freihändlers hielt sich etwa fünf Lichtjahre von hier auf. Im Notfall konnte es<br />

innerhalb weniger Minuten hier sein und etwaige Rettungskapseln aufsammeln...<br />

Das Piepen der Türglocke riss ihn aus seinen Gedanken. Schnell schob er das Padd unter ein<br />

anderes im Stapel, stellte diesen auf den Tisch und erhob sich von seinem Sessel.<br />

„Herein“, rief er und schon öffnete sich die Tür.<br />

Alessandra, Jeanette, Donald, Tog und Mortak betraten sein Quartier und nahmen nach<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Aufforderung auf der Couch platz. Der neue CO der LaNinia nahm den Tricorder vom Tisch,<br />

klappte das Sensorteil auf und scannte jeden einzelnen seiner Gäste. Als diese Scans zu seiner<br />

Zufriedenheit abgeschlossen waren, setzte er sich hin und betätigte eine Schaltfläche des<br />

Untersuchungsgeräts. Sofort meldete der Computer einen Ausfall des internen Sensornetzwerks und<br />

Valek lehnte sich grinsend zurück.<br />

„Was hat das zu bedeuten?“, fragte die Halb-Rihannsu und blickte sich unbehaglich um.<br />

„Reine Vorsichtsmaßnahme. Das gibt uns mindestens eine halbe Stunde, in der wir nicht befürchten<br />

müssen, ausspioniert zu werden.“<br />

„Ein bisschen paranoid, oder?“, fragte der Ferengi.<br />

„Nein, das passiert lediglich zu unserem Schutz. Alles, was hier besprochen wird, darf diesen Raum<br />

niemals verlassen, verstanden?“<br />

„Aye, Sir!“, bestätigten die Anwesenden und lehnten sich neugierig nach vorn.<br />

„Doch bevor wir mit dieser Besprechung beginnen: Mister Tog, wie stehen sie zu unserer aktuellen<br />

Mission? Heißen Sie sie noch gut, oder glauben Sie, dass wir abbrechen sollten?“<br />

Tog blickte mit einer Mischung aus Verwunderung und Erschrecken auf.<br />

„Sir?“<br />

„Sagen Sie schon, das hier besprochene wird diesen Raum niemals verlassen.“<br />

„Wenn das so ist... ich finde, dass wir von hier erschwinden sollten! Ich habe den Fanatismus von<br />

Valentine nie gutheißen können. Er hat gut bezahlt, das ist nicht zu bestreiten, aber nun denke ich,<br />

dass wir mehr bezahlen müssen, als dass etwas für uns herausspringt.“<br />

„Zur Kenntnis genommen. Und was ist mit Ihnen, Mortak? Wie stehen Sie zu den aktuellen<br />

Geschehnissen?“<br />

„Commander Valentine war ein großer Mann, doch auch große Männer lassen sich durch Macht<br />

und Fanatismus blenden. Auch wenn ich ihn immer noch verehre... McIntyres Plan, die Mission<br />

koste es was es wolle durchzuführen, ist sinnlos! Sollen wir einen galaktischen Krieg riskieren, nur<br />

weil ein Mann seine Ziele aus den Augen verloren hat? Wie auch immer diese Besprechung<br />

ausgehen sollte, ich bin auf Ihrer Seite, Valek.“<br />

„Danke, genau das wollte ich hören... Ladies und Gentlemen, es ist nun an der Zeit, einen konkreten<br />

Plan aufzustellen...“<br />

Ein knappe halbe Stunde später verteilten sich die Offiziere wieder an ihre Stationen und taten so,<br />

als ob nichts gewesen wäre. Fragen nach ihrem Aufenthaltsort während des Sensorausfalls<br />

beantworteten sie mit unterschiedlichen Aussagen, damit auch niemand darauf kam, dass sie sich<br />

alle im selben Raum zu konspirativen Gesprächen aufgehalten hatten...<br />

=/\= Zweiter, 8472-Diplomat =/\=<br />

=/\= Transporterraum 1, <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>, 2407.031 1000 =/\=<br />

Geduldig wartet Zweiter bis Erster sein Gestammel beendet hatte. Ihm war es zu wider in dieser Art<br />

zu kommunizieren. Es zeugte in seinen Augen von geistiger Schwäche wenn man es noch nicht<br />

einmal Schaffte, seine Gedanken einem anderen Wesen zu übermitteln und überhaupt sah hier alles<br />

für ihn viel zu primitiv aus. Überall waren blinkende Konsolen, von denen wahrscheinlich noch<br />

nicht mal ein Drittel der Besatzung wusste, wozu diese gut waren.<br />

Endlich hatte Erster seinen Versuch der minderwertigen Kommunikation abgeschlossen und wartete<br />

auf eine Reaktion des Verhandlungsführers der Föderation, dessen Namen sich Zweiter nicht<br />

gemerkt hatte.<br />

259


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Humanoider: „Es freut mich sie kennen zu lernen, Erster. Wenn mich nicht alles täuscht, ist ihr<br />

Begleiter dann Zweiter?“<br />

Zweiter versuchte erst gar nicht zu Antworten, sondern deutete nur eine Bewegung mit seinem Kopf<br />

an. Nach Studien von humanoiden Spezies wusste er, dass diese Bewegung einer Zustimmung<br />

glich.<br />

„Ihr Kollege scheint nicht sehr gesprächig zu sein“, sprach der Humanoide und zog dabei seine<br />

Mundwinkel nach oben. Auch seine Begleiter taten es ihm gleich und Zweiter versuchte sich daran<br />

zu erinnern, was er in seinen Studien über diese Form des Gesichtes herausgefunden hatte.<br />

Nach kurzer Zeit des Nachdenkens fiel es ihm wieder ein. Einige dieser Humanoieden mochten es,<br />

ein Gespräch mit, wie sie es nannten, Spaß etwas zu lockern. Also schon wieder etwas, das total<br />

sinnlos war.<br />

Erster öffnete wieder seinen Mund.<br />

„Sie müssen ihn nur besser kennen lernen, Captain. Also, was haben sie denn geplant?“<br />

„Nur etwas besser kennen lernen... von diesen Humanoiden will ich niemanden besser kennen<br />

lernen“, dachte Zweiter.<br />

„Sei aufgeschlossener, Zweiter, wir sind für sie genau so fremd wie sie für uns. Schau sie dir nur<br />

an, wie verängstigt sie dort stehen“, erwiderte Erster.<br />

Zweiter ignorierte den Kommentar von Erster und schaute dann den Verhandlungsführer an.<br />

Irgendetwas hatte er an sich. Er war anders als alle anderen auf diesem Schiff. Als Zweiter in die<br />

Augen des Humanoiden schaute, hörte er plötzlich eine Stimme in seinem Kopf.<br />

„Auch sie möchte ich auf das herzlichste an Bord willkommen heißen.“<br />

Genau so schnell wie diese Stimme gekommen war, verschwand sie auch wieder und der<br />

Humanoide ihm gegenüber führte dieselbe Bewegung mit seinem Kopf durch, wie Zweiter es zu<br />

Anfang tat.<br />

Es schien als hätte sich zweiter doch ein wenig geirrt, zumindest in dem Verhandlungsführer.<br />

„Also wenn sie mir dann nun bitte folgen würden, mein CHI möchte ihnen das Schiff noch einmal<br />

ein wenig zeigen, bevor wir uns dann zu den Verhandlungen zurückziehen“, sprach der Humanoide.<br />

„Es ist nett von ihnen, dass sie uns das Schiff zeigen. Ensign Gartner, wenn ich mich nicht irre. Ich<br />

möchte mich dafür entschuldigen, dass wir sie mit unserer Kontaktaufnahme so überfordert haben.<br />

Als Zeichen der Wiedergutmachung würde ich es begrüßen, wenn sie den Verhandlungen<br />

beiwohnen würden“, stammelte Erster.<br />

Der jüngere Humanoide nickte und verließ die Räumlichkeiten. Erster folgte dem Humanoiden und<br />

bewegte dabei seine, wie es die Humanoiden nennen, Beine, wie ein normaler 8472, doch trotzdem<br />

schauten die Humanoiden sehr verwundert. Für Zweiter war diese Verwunderung klar, denn sie<br />

konnten nicht begreifen wie Erster es schaffte, seine drei Extremitäten gleichzeitig zu koordinieren.<br />

Nachdem Erster und der Verhandlungsführer den Raum verlassen hatten, entschloss sich auch<br />

Zweiter ihnen zu folgen.<br />

Wie er schon in dem Ankunftsraum festgestellt hatte, blinkten auch in allen anderen Sektionen des<br />

Schiffes sinnlose Konsolen und er sehnte sich ein bisschen an die Einrichtung eines Bioschiffes<br />

zurück, wo man alles nur durch denken steuern konnte. Aber für so etwas waren diese Humanoiden<br />

einfach zu primitiv. Auch die restliche Technik zeugte nicht wirklich von übermäßiger Intelligenz.<br />

Vieles hätte man sich sparen und vieles verbessern können.<br />

260


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Als die Fraktion durch die Gänge der <strong>Sentinel</strong> ging, öffnete sich plötzlich eine Tür neben Zweiter<br />

und zwei junge Humanoide stießen gegen ihn. Zweiter sprang sofort zur Seite und stieß einen<br />

lauten, grellen schrei aus. Sofort fielen alle Humanoiden auf die Knie und hielten sich ihre Ohren<br />

zu.<br />

„War das wirklich nötig, Zweiter?“<br />

„Diese beiden Humanoiden wollten mich angreifen, Erster!“<br />

„Sei nicht so paranoid! Es war sicherlich nur ein Versehen. Hier will uns niemand etwas Böses,<br />

das wirst du bei den Verhandlungen schon merken.“<br />

„Wie du meinst, Erster, ich werde trotzdem nicht auf ihrem Weg kommunizieren.“<br />

Der Ton verstummte und die Humanoiden richteten sich wieder auf. Sofort kam der<br />

Verhandlungsführer zu Zweiter und den anderen beiden Humanoiden.<br />

„Ensign Gilmore, Ensign Sermak, das nächste mal passen sie etwas besser auf! Wir haben Gäste<br />

und die sollen nicht denken, dass wir sie hier nicht haben wollen oder gar angreifen!“<br />

Zweiter trat einen Schritt vom Verhandlungsführer zurück. Hatte er etwa mitbekommen wie sich<br />

Erster und Zweiter unterhielten, oder war es einfach nur Zufall, dass er von einem Angriff sprach?<br />

Zweiter verwarf diese Gedanken schnell, denn niemand dieser Humanoiden konnte ein Potential in<br />

sich haben, schließlich waren sie sehr primitiv.<br />

Die Gruppe ging weiter und kam auch schon bald im Verhandlungsraum an.<br />

=/\= Besprechungslounge, 1100 =/\=<br />

Zweiter schaute sich um und sofort fiel ihm die Fensterfront auf. Es war komisch auf diesem Schiff,<br />

man konnte den Flüssigraum einfach nicht fühlen, es war alles anders. Als er sich weiter umschaute<br />

bemerkte er zwei Vorrichtungen am Boden, die anscheinend für die beiden 8472 gedacht waren.<br />

Der Verhandlungsführer bot den beiden an, sich zu setzen und Erster nahm das Angebot dankend<br />

an. Zweiter hingegen stellte sich demonstrativ neben die Sitzgelegenheit, denn es widersprach den<br />

Gepflogenheiten von 8472, sich hin zu setzen.<br />

Nun war es also soweit. Die Verhandlungen konnten beginnen, und Zweiter hoffte, dass Erster nicht<br />

zuviel Informationen preis geben würde.<br />

=/\= Julian Gartner, CHI <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Konferenzraum Deck 1, SD 2307.031 10:49 =/\=<br />

Fünf bizarre Wesen saßen fünf ebenso bizarren Wesen gegenüber.<br />

Jeder empfand sein Gegenüber als ebenso ungewöhnlich wie er selbst seinem Gegenüber erscheinen<br />

musste.<br />

Die fünf Humanoiden hatten an der einen Seite des langen Tisches platz genommen.<br />

Die fünf Mitglieder der Spezies 8472 saßen, lagen oder was auch immer in ihren Spezialsitzen auf<br />

der anderen Seite. Nur einer, den man mit einiger Schwierigkeit als den identifizieren konnte, der<br />

sich als Zweiter bezeichnete. Er stand neben der Sitzgelegenheit. Seit dem Transporterraum hatten<br />

die 8472 noch kein Wort gesagt. Die fremden Diplomaten waren über das Schiff geführt worden<br />

261


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

und Julian hatte ihnen alles erklärt. Man konnte annehmen das 8472 durchaus verstanden hatte was<br />

er gesagt hatte, aber sie schienen keineswegs beeindruckt. Bei ihrem technologischen Fortschritt<br />

mochte das auch kein Wunder sein.<br />

Bevor die Stille peinlich werden konnte, obwohl es fraglich war ob 8472 so etwas überhaupt kannte,<br />

ergriff Lars das Wort:<br />

„Wir freuen uns dass sie mit uns Verhandeln wollen. Zum Zeichen das wir es ehrlich meinen haben<br />

wir hier etwas für sie, das wir als geeignetes Geschenk betrachten.“<br />

Lars drückte auf einen Knopf und eine Ordonanz betrat den Raum. Sie trug einen kleinen Kasten,<br />

den sie auf den Tisch stellte. Lars drückte auf einen Knopf an seinem Platz.<br />

Das wabern des Flüssigraumes verschwand. Doch plötzlich flammte der kleine Kasten auf.<br />

Julian glaubte zu erkennen wie einer der 8472 zusammenzuckte.<br />

Es sah aus als ob aus dem Kasten Millionen winziger hell leuchtender Kugeln herausschossen und<br />

sich im Raum verteilten. In kurzer Zeit formten sie sich zu einer gigantischen Scheibe die sich kaum<br />

merklich drehte. Lars begann wieder zu sprechen.<br />

“Dies ist eine Sternenkarte unserer Galaxis. Wir wissen nicht wie umfangreich ihre Kenntnisse über<br />

unser Universum sind, doch zweifellos können sie mit dieser Karte etwas anfangen. Da wir nicht<br />

wussten inwiefern sie unsere Datenträger verwerten können haben wir einen Mikroprojektor<br />

angeschlossen. Mit einer kleinen Bewegung können sie die Karte auf bestimme Gebiete zentrieren<br />

und vergrößern.“ Lars machte eine kurze Handbewegung und die Galaxis bewegte sich. Sie zoomte<br />

heran und ein kleiner Stern in den äußersten Bereichen der Galaxis wurde schnell größer. 9 Planeten<br />

kreisten um ihn. Unverkennbar war es das Sol-System. „Wir hoffen dass diese umfangreiche und<br />

detaillierte Karte ihnen unsere guten Absichten zeigt.“<br />

Der 8472, der sich als Führer der Fremden vorgestellt hatte antwortete ihm:<br />

„Wir fühlen uns ebenfalls geehrt an diesen Verhandlungen teilnehmen zu dürfen uns sollten sie<br />

erfolgreich sein, dürfte es einen Vorteil für unsere beiden Völker sein. Ihr Geschenk wird uns<br />

bestimmt von nutzen sein. Doch auch wir möchten ihnen unser Vertrauen beweisen.“<br />

Erster berührte seinen Kopf und in einem schimmern aus reiner Energie materialisierte etwas auf<br />

dem Konferenztisch. Es war ein Behälter mit einer undefinierbaren Masse.<br />

„Dies sind 500 ihrer Gewichtseinheiten der Masse, aus der unsere Schiffe konstruiert sind.<br />

Wir wissen das ihre Schiffe mit synthetischer Biomasse arbeiten. Versetzen sie diese mit einer<br />

winzigen Menge unseres Geschenks und es wird die Leistung ihres Schiffes verbessern. Ein<br />

tausendster Teil reicht. Doch geben sie sich keine Mühe. Diese Masse lässt sich nicht analysieren<br />

und künstlich herstellen. Sie gedeiht nur im Flüssigraum. Bitte verzeihen sie uns diese<br />

Vorsichtsmaßnahme.“<br />

„Das ist selbstverständlich. Keiner erwartet das wir uns, wie man bei uns sagt, gleich in die Arme<br />

fallen.“<br />

„Weiter möchten wir sie darauf hinweisen, das bisher nur wenige Mitglieder unserer Spezies einen<br />

Sinn in unserer Verhandlung sieht. Auf der anderen Seite gibt es nur wenige, die unseren Absichten<br />

absolut feindlich gegenüberstehen. Wenn unsere Verhandlungen erfolgreich sind und wir zu<br />

unseren Volk zurückkehren können besteht eine gute Chance sie vom Sinn unserer Verbindung zu<br />

überzeugen.“<br />

„Das klingt besser als wir es uns erhofft hatten. Dann lassen sie uns beginnen.“<br />

„Einverstanden. Bitte unterbreiten sie uns ihre Vorschläge."<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= An Bord der <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.031, 1055 =/\=<br />

262


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Irgendwie konnte man den Hauch von Überraschung in den kleinen Augen der Besucher erkennen,<br />

als sie die komplette Sternenkarte mit all ihren Informationen vor sich projiziert sahen.<br />

Möglicherweise war die Preisgabe aller Informationen über den Normalraum ein Fehler, den man<br />

später bitter bereuen könnte, aber alle hofften, dass es niemals so weit kommen würde. Vor allem<br />

der Diplomat, der sich Zweiter nannte und bisher kein einziges Wort gesprochen hatte, betrachtete<br />

fasziniert die kleinen hellen Punkte, welche die Sterne darstellten.<br />

Aber auch die Föderationspartei wollte ihren Augen und Ohren nicht trauen, als Erster einen kleinen<br />

Behälter mit Biomasse aus dem Flüssigraum materialisieren ließ. Die wissenschaftliche Abteilung<br />

war nur zu begierig darauf zu erfahren, was man mit dieser Substanz anfangen konnte – und das<br />

nicht nur im zivilen Sinne. Ob man das Risiko eingehen mochte und die bioneuralen Gelpacks der<br />

aktuellen Schiffsgeneration mit dieser Masse aufwerten wollte, blieb ihnen überlassen. Sheridan<br />

jedenfalls würde sich unwohl fühlen, wenn die <strong>Sentinel</strong> plötzlich einen eigenen Willen entwickeln<br />

würde...<br />

„Wir beide sind Vertreter einer Gruppierung, welche den Frieden erhalten will – im Flüssig- wie<br />

auch im Normalraum. Doch in den Reihen unseres Volkes stellen wir eine Minderheit dar. Viele<br />

sind noch von der Annahme überzeugt, dass der Normalraum von Wesen kontaminiert ist, die in der<br />

galaktischen Entwicklung die unterste Stufe darstellen. Unsere Gruppierung hat nach langem<br />

Studium aber herausgefunden, dass einer friedlichen Co-Existenz nur die altmodische Denkweise<br />

unseres Volkes im Wege steht“, begann Erster mit seinen Ausführungen.<br />

„Das hat bei den Vertretern der altmodischen Denkweise sicher einiges an Unmut ausgelöst, nicht<br />

wahr?“, fragte Simarh.<br />

„Das stimmt. Es gab viele Proteste seitens einer xenophoben Bewegung, die sehr viel Einfluss auf<br />

unsere Führer hat. Man wollte uns sogar verbieten, Kontakt aufzunehmen, doch wir konnten sie von<br />

den positiven Seiten der Verhandlungen überzeugen. Doch als wir von einer Mutter abfliegen<br />

wollten, wären wir beinahe das Opfer eines feigen Anschlags geworden. Unsere Leibgarde konnte<br />

schlimmeres Verhindern...“<br />

Während Erster und Simarh ganz in ihren Gesprächen aufgingen und Lars mehr oder weniger<br />

interessiert zuhörte, bemerkte Daniel, dass die Sicherheitschefin Anna Kauer immer wieder<br />

verstohlen unter den Tisch blickte. Als er sich ein wenig zur Seite neigte, erkannte er, dass sie<br />

immer noch ihr Padd in der Hand hielt, auf dem sie von ihren Leuten auf dem neuesten Stand<br />

gebracht wurde. Eine rot blinkende Meldung zog auch die Aufmerksamkeit des XOs auf sich. Als<br />

Kauer bemerkte, dass auch er interessiert auf ihren Schoß blickte, hielt sie ihm das Gerät so hin,<br />

dass er die Meldung lesen konnte: „Sicherheitsbruch auf Deck 8, Bugsektion!“<br />

„Sir, soll ich gehen?“, fragte die Österreicherin flüsternd.<br />

„Nein, Sie werden hier gebraucht. Ich kümmere mich selbst darum“, antwortete er und unterrichtete<br />

Lars von seinem Vorhaben.<br />

„Am liebsten würde ich es selbst übernehmen... aber es sieht seltsam aus, wenn der Kommandant<br />

des Schiffes plötzlich verschwindet und seine Gäste alleine lässt“, antwortete Lars und winkte<br />

seinen Ersten Offizier ab.<br />

Zwar zog auch sein Verschwinden die Aufmerksamkeit der Gäste nach sich, aber wie er Lars<br />

kannte, ließ sich der sicher etwas einfallen, um Sheridans Abwesenheit zu erklären. Zumal er für die<br />

Verhandlungen überhaupt nicht wichtig war.<br />

In diesem Moment bemerkte Daniel, dass jemand versuchte, seinen Mentalschirm zu durchbrechen.<br />

263


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Da es sich sicher nicht um Julian handelte, sondern um eine fremdartige – aber ihm bereits bekannte<br />

– Form von Telepathie, konnte es nur von einem der 8472 kommen. Reflexartig blickte der Texaner<br />

auf und den Diplomaten namens Zweiter an. Für einen Humanoiden würde das blaue Glimmen<br />

seiner Augen sicher ein wenig diabolisch wirken, doch die Gäste ließen sich nicht davon beirren. So<br />

schnell, wie dieser Übergriff stattgefunden hatte, so schnell war er auch wieder vorüber.<br />

Als Daniel dann an den beiden Ehrenwachen vorbeikam, welche sich auf der Brücke neben der Tür<br />

zum Besprechungsraum aufgestellt hatten, blickte ihn die Brückenbesatzung interessiert an. Er<br />

konnte es fast schon in den Gesichtern sehen, dass allen die Frage nach dem Verlauf der Gespräche<br />

auf der Zunge lag. Nachdem sich die Türen hinter ihm wieder geschlossen hatten, lief er sogleich<br />

nach links zur Sicherheitsstation und rief sich die aktuellen Daten über den Zwischenfall auf.<br />

„Und?“, fragte Lukas nach einer Weile kollektivem Schweigens.<br />

„Was und?“, erwiderte Daniel und rief ein Sicherheitsprogramm auf.<br />

„Wie laufen die Gespräche?“<br />

„Die fangen gerade erst an... Computer: Sicherheitsverifizierung Sheridan Alpha Echo Echo Vier“,<br />

antwortete er und presste seine Hand auf die Kontrollkonsole.<br />

Sofort scannte der Computer seine Handfläche und gewährte dann Zugriff auf ein weiteres<br />

Programm.<br />

„Was ist los?“, fragte Vorin.<br />

„Bei diesem Sicherheitsbruch im Torpedolager handelt es sich bestimmt nicht um eine<br />

Fehlfunktion...“<br />

In diesem Moment öffnete sich ein gut getarntes Wandpaneel und gab den Blick auf mehrere<br />

Kompressionsphasergewehre, einige Handphaser und Tricorder frei. Sheridan schnappte sich drei<br />

Gewehre und warf Lukas und Vorin jeweils eines zu. Dann entledigte er sich seiner Galajacke,<br />

steckte einen Tricorder ein und machte sich auf den Weg zum Turbolift. Der OPS und der SCI<br />

blickten sich kurz an und folgten ihm dann.<br />

Als sich die Türen des Turbolifts auf Deck acht auseinander schoben und die drei Offiziere die<br />

Kapsel verließen, aktivierte Sheridan den Scanner und suchte nach Spuren.<br />

„Sir, was suchen wir eigentlich?“, fragte Lukas, nachdem er die Ladekontrolle des Gewehrs<br />

überprüft hatte.<br />

„Nach jemandem, dem es nicht passt, dass wir hier sind... achtet auf alles, was verdächtig wirkt!“<br />

„Wir wirken verdächtig“, bemerkte Vorin.<br />

„Außer uns, meine ich. Am Ende des Korridors befindet sich das Torpedolager. Von dort wurde der<br />

Bruch gemeldet.“<br />

Die drei näherten sich der Tür und entdeckten mehrere größere Objekte auf dem Boden vor dem<br />

Eingang. Beim Näherkommen erkannten sie, dass es sich um drei Sicherheitsleute handelte, die<br />

bewusstlos am Boden lagen. Der Vulkanier leitete einen Nottransport auf die Krankenstation ein,<br />

während der Erste Offizier die Tür und den Raum dahinter untersuchte.<br />

„Die Tür ist versperrt und die Konsole wurde manipuliert. Der automatische Öffnungsmechanismus<br />

wurde beschädigt. Seltsam, keine Lebenszeichen in diesem Raum...“<br />

„Und das heißt?“, fragte Gilmore.<br />

„Laut dem Bewegungsmelder befindet sich eine Person in diesem Raum, aber laut den restlichen<br />

internen Sensoren strahlt sie keine Lebenszeichen aus. Entweder haben wir es hier mit einer<br />

264


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

wandelnden Leiche zu tun, oder wir haben einen ungebetenen Besucher an Bord, der es bisher gut<br />

verstanden hatte, sich zu verstecken.“<br />

„Die drei Wachen bluteten aus den Ohren. Möglicherweise wurden sie durch einen Audioreiz<br />

kampfunfähig gemacht“, meldete Vorin.<br />

„Glauben Sie, dass es sich um einen 8472 handelt?“, fragte Lukas.<br />

„Möglich ist alles auf dieser Mission...“, antwortete Daniel und hob etwas vom Boden auf.<br />

Als er das kleine scheibenförmige Objekt näher betrachtete, handelte es sich um einen Öffner,<br />

welcher die magnetischen Schlösser einer Tür außer Gefecht setzen konnte. Entweder hatte es der<br />

Eindringling verloren oder eine der Wachen, auf jeden Fall war das Gerät extrem nützlich. Der XO<br />

bedeutete seinen beiden Begleitern, sich bereit zu halten und aktivierte die Schaltfläche des Öffners.<br />

Ein kleines grünes Lämpchen blinkte kurz auf, dann konnte man ein leises Klacken in der Tür<br />

hören. Dann öffnete Lukas das Kontrollpaneel und legte den manuellen Öffnungsmechanismus –<br />

einen Drehgriff für das Hydraulikventil – frei. Er drehte den Griff nach rechts und drückte ihn dann<br />

nach unten. Sofort öffneten sich die beiden Türhälften einen Spalt weit und Daniel konnte<br />

hindurchspähen.<br />

„Ich sehe eine Person in einer Technikeruniform. Moment, den habe ich doch schon einmal<br />

irgendwo gesehen...“, flüsterte Daniel.<br />

„Jemand, den Sie kennen?“, fragte Gilmore.<br />

„Möglich. Helft mir mal!“<br />

Mit vereinten Kräften schoben sie, so leise es ging, die Türen auseinander und schlichen in das<br />

Torpedolager. Hinter einem der Lagerregale für die Projektile gingen sie in Deckung und<br />

beobachteten den Techniker, wie der sich an einem Kontrollpult zu schaffen machte. Plötzlich<br />

setzte sich die automatische Lademaschinerie in Bewegung und holte zwei mit einem blauen Strich<br />

gekennzeichnete Torpedos aus dem Regal.<br />

„Quantentorpedos!“, entfuhr es Daniel, als er sich an die Markierung erinnerte.<br />

Leider war der Lärm im Lager nicht so groß, dass dieser Ausruf untergegangen wäre. Erschrocken<br />

wirbelte der Eindringling herum und erkannte die drei Offiziere. Noch während Lukas „Halt!“ rief,<br />

öffnete der Techniker seinen Mund und stieß einen grellen Schrei aus. Benommen sanken die drei<br />

zu Boden. Sheridan sah nur noch, wie die beiden Torpedos in den Ladeaufzug geladen wurden und<br />

der Eindringling durch eine Jeffreysröhre nach oben in den Torpedostarter kletterte. Dann blieb er<br />

bewegungsunfähig auf dem Boden liegen.<br />

Alles, was dann geschah, sah er nur aus der Beobachterperspektive: D’Shran hatte zum ersten Mal<br />

die Kontrolle seines Körpers übernommen und zwang diesen dazu, ebenfalls durch die Jeffreysröhre<br />

nach oben zu klettern. Oben angekommen sah er, wie sich der Eindringling am Pult zur manuellen<br />

Feuerkontrolle zu schaffen machte. Der Nightingale-Mentalsymbiont schwang das Gewehr wie eine<br />

Keule, da er neben den Torpedos einen Schuss vermeiden wollte, und traf den Techniker am<br />

Hinterkopf. Sofort wollte sich dieser mit seinem betäubenden Schrei wehren, doch D’Shran wusste<br />

sich zu helfen: er hatte sich, als Daniel komplett ausgeschaltet war, zwei Gummipfropfen, wie sie an<br />

den Verschlüssen der Torpedos zum Einsatz kamen, in die Ohren gesteckt und war damit immun<br />

gegen die Schallattacken seines Gegners. Es folgte ein Handgemenge, in dessen Verlauf der<br />

Eindringling in die Ecke getrieben wurde. Kurz bevor D’Shran den letzten Hieb in Richtung<br />

Bewusstlosigkeit ausführen konnte, presste der Techniker seine Hand auf den Feuerknopf und zwei<br />

Quantentorpedos rasten aus den Torpedoröhren. Der Nightingale war so überrascht, dass er es<br />

versäumte, den Mentalschild, der ihn und Daniels Geist vor PSI-Attacken schützen sollte, zu<br />

265


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

verstärken. Ihr Gegner startete einen letzten Angriff, diesmal auf mentaler Ebene. Der Geist des<br />

Menschen war dafür nicht vorbereitet und fiel deshalb zurück in die Dunkelheit der<br />

Bewusstlosigkeit...<br />

=/\= Jan Valek, CO der <strong>USS</strong> LaNinia <strong>NX</strong>-47801 =/\=<br />

=/\= An Bord der LaNinia, SD 2407.031, 1135 =/\=<br />

„Wann wurde es entdeckt?“, fragte Valek, nachdem er die Brücke betreten hatte.<br />

„Vor zwei Minuten, Sir“, antwortete sein XO McIntyre.<br />

„Um wen handelt es sich?“<br />

„Laut den Sensoren ist es ein kleines Aufklärungsschiff der Handelsflotte. Venture-Klasse,<br />

minimale Bewaffnung“, antwortete Mortak.<br />

„Ein Aufklärungsschiff? Was suchen die hier? Ich dachte, wir sind hier weit ab von irgendwelchen<br />

Handelsrouten?“<br />

„Wahrscheinlich haben sie die Tachyon-Barriere entdeckt, als sie in der Nähe vorbeigeflogen sind.<br />

Sir, ich schlage vor, dass wir jede Art von Aufmerksamkeit vermeiden und verhindern sollten, dass<br />

wir in irgendeinem Bericht benannt werden“, sagte McIntyre und baute sich neben seinem<br />

Kommandanten auf.<br />

„Wollen Sie etwa das Schiff angreifen und zerstören?“<br />

„Ich würde es eher 'Zeugen beseitigen' nennen, aber ja, das sit genau das, was ich vorhabe.“<br />

„Nicht, solange ich das Kommando habe. Mister Tog, gehen Sie auf Schleichfahrt!“<br />

Die Brückenbeleuchtung schaltete vom gedämpften Weiß auf dunkles Rot und alle Stationen und<br />

Konsolen schalteten sich ab. Das Schiff emitierte so nur noch extrem wenig Energie und konnte,<br />

solange die Tarnvorrichtung nicht funktionierte, einem vorbei fliegenden Schiff vorgaukeln, dass<br />

kein anderes Schiff in der Nähe war. Zwar gab es immer noch das Risiko einer Entdeckung durch<br />

visuelle Mittel oder den Massensensoren, aber Valek war optimistisch genug, um nicht daran zu<br />

denken. Der Schleichfahrtmodus konnte für 30 Minuten aufrecht gehalten werden, bis eine erneute<br />

Aktivierung der Lebenserhaltungssysteme notwendig wurde.<br />

„Was tun sie?“<br />

„Sie untersuchen die Bojen.“<br />

„Sir, ich empfehle dringend, dieses Problem anders zu lösen! Falls wir entdeckt werden und die eine<br />

Nachricht übermitteln können, werden wir auffliegen!“<br />

„McIntyre, ich habe das Kommando über dieses Schiff! Und ich entscheide, was wir tun werden!<br />

Falls Sie damit ein Problem haben, dann steigen Sie in das nächste Shuttle und verlassen mein<br />

Schiff! Haben Sie mich verstanden?“ Jans Augen blitzten böse, als er dem Special Forces-<br />

Kommandanten anblickte.<br />

„Aye, Sir! Dennoch möchte ich Sie darauf hinweisen, dass Sie gegen eine Regel unserer beider<br />

Gruppen verstoßen.“<br />

„Das ist meine Sache! Ich werde mich dafür verantworten!“<br />

Der Plan schien auch zu funktionieren, als das kleine Aufklärungsschiff an den Bojen vorbei flog<br />

und Anstalten mache, auf Warp zu gehen. Doch plötzlich stoppte es unvermittelt und drehte wieder<br />

um. Mit einem Viertel Impuls steuerte es zurück zu den Bojen und stoppte wieder. Dann nahm es<br />

wieder Fahrt auf und steuerte direkt die reglos im All hängende LaNinia an. Zwei Scheinwerfer<br />

flammten auf und erleuchteten einige Teile der Untertasse, bis Mortak vermeldete, dass man<br />

266


gerufen werde.<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Hier spricht Captain Elia O'Connor. Können wir Ihnen irgendwie helfen?“, tönte es aus den<br />

Lautsprechern.<br />

„Ich bin Captain Konrad Benson. Vielen Dank für das Angebot, aber wir benötigen derzeit keine<br />

Hilfe“, erwiderte Jan.<br />

„Das ist gut zu hören. Aber wenn Sie mir die Frage erlauben: was tun Sie hier in dieser<br />

gottverlassenen Gegend?“<br />

„Wir testen die Fähigkeiten dieses Schiffstyps. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie nichts<br />

davon weitererzählen würden, da diese Test eigentlich streng geheim sind.“<br />

„Ah, deswegen die Bojen... nun gut, Sie haben mein Wort, dass das unter uns bleibt. Dann werden<br />

wir uns wieder auf den Weg machen. Viel Glück, Captain!“<br />

„Ihnen auch, Captain.“<br />

Auf dem Hautpschirm konnte man sehen, dass das kleine Schiff abdrehte und wieder Kurs auf die<br />

Bojen nahm. Valek gab Tog ein Zeichen, woraufhin der den Schleichfahrtmodus dekativierte.<br />

„Das ist ja gerade nochmal gut gegangen.“<br />

„Sie vertrauen diesem Händler?“, fragte McIntyre.<br />

„Sicher. Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber ein Wort ist immer noch ein Wort, auch hier<br />

draußen im All.“<br />

„Wenn Sie meinen...“<br />

Kopfschüttelnd verließ Jan die Brücke in den Bereitschaftsraum und setzte sich in den Sessel hinter<br />

dem Schreibtisch. Als er auf ein Padd mit den aktuellen Statusberichten blickte, bemerkte er, wie<br />

sich das Schiff plötzlich in Bewegung setzte. Er stand sofort wieder auf und wollte den Raum<br />

verlassen, als er unsanft gegen die Türen lief, weil die keine Anstalten machten, sich zu öffnen.<br />

„Valek an McIntyre! Was tun Sie und wieso bin ich hier eingesperrt?“<br />

„Ich führe das zu Ende, was Sie versäumt haben, Captain.“<br />

„McIntyre! Ich enthebe Sie Ihres Amtes! Sie haben keinerlei Befugnis mehr auf der Brücke!<br />

McIntyre!“<br />

Jan musste feststellen, dass der Kom-Kanal geschlossen wurde und ihm jede Möglichkeit<br />

genommen worden war, mit den anderen Kontakt aufzunehmen. Zwar hatte er Verbündete auf der<br />

Brücke, aber die drei konnten sich aus Sicherheitsgründen jetzt noch nicht gegen den XO auflehnen.<br />

McIntyre wollte aber dem Kommandanten an seinem Triumph teilhaben und schickte die Bilder der<br />

vorderen Sensorphalanx auf das Terminal auf dem Schreibtisch.<br />

Die LaNinia hatte bereits auf ein Viertel Impuls beschleunigt, als die Schilde aufflammten und die<br />

beiden Pulphaserkanonen aufglühten. Eigentlich waren die beiden gefährlichsten Waffen des<br />

kleinen Schiffes viel zu groß dimensioniert, aber sie erfüllten ihren tödlichen Zweck. Nach kurzer<br />

Zeit hatte sie den Scout erreicht und feuerte eine Salve aus den Zwillingskanonen. Mühelos<br />

durchdrangen die komprimierten Nadionkugeln die Hülle der Venture-Klasse und brachten sie zur<br />

Explosion. Trümmerteile wirbelten in alle Richtungen davon, während die LaNinia in einem<br />

gewagten Manöver durch den Feuerball raste und bald darauf die Bojenbarriere hinter sich ließ.<br />

Die Waffensysteme und die Schilde funktionierten wieder, das hatte dieser „Test“ eindeutig<br />

bewiesen, aber weder die Tarnvorrichtung noch der Warpantrieb waren repariert. Der SF machte<br />

267


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

keinen Hehl daraus, wo er die Prioritäten bei einer Schiffsreparatur gesetzt hatte. Hauptsache das<br />

Angriffspotenzial stimmte...<br />

Jan setzte sich wieder in den Sessel und legte die Füße auf die Tischplatte. Eingesperrt im<br />

Bereitschaftsraum... und das, kurz bevor der Plan ausgeführt werden konnte. Er musste sich etwas<br />

einfallen lassen, ansonsten mussten die anderen ohne ihn arbeiten. Während er nachdachte, fiel sein<br />

Blick auf eine Schublade des Schreibtisches. Hatte Valentine nicht...? Jan öffnete die Lade und<br />

blickte auf etwas, das in ihm Freude aufkommen ließ: ein Handphaser des Typs II...<br />

= /\ = Ens. Vorin Sermak, SCI der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> = /\ =<br />

= /\ = An einem unbekannten Ort, DSZ: ? , Uhrzeit: ? = /\ =<br />

Ein stürmisches Meer. Die schäumenden Wogen schienen alles verschlingen zu können, was ihnen<br />

in den Weg trat. Man konnte das Brüllen der sich brechenden Wellen hören. Keine Vögel. Keine<br />

Sonne. Nur das stürmische Meer. Und doch war da noch etwas. Ein kleiner schwarzer Punkt. In den<br />

Wellen.<br />

Beim genaueren hinsehen erkannte er, dass es sich nicht einfach um einen Punkt handelte, der von<br />

den Wellen hin und her geworfen wurde. Wenn er seine Augen anstrengte, glaubte er, dass er einen<br />

Humanoiden erkennen konnte, der zum Spielball der Naturgewalten geworden war. In den Wellen.<br />

Er kam näher an das Wesen heran, das von den tosenden Fluten geradezu verschlungen wurde. Da!<br />

Jetzt konnte er erkennen, um wen es sich handelte. Es war Vorin! Er selbst! Was hatte das zu<br />

bedeuten? Jetzt, da er ganz nah an dem Wesen war konnte er in sein Gesicht schauen. In den<br />

Wellen.<br />

Was er sah war seltsam. Obwohl die Wellen dem Körper ins Gesicht schlugen, blieben sie geöffnet.<br />

So als wäre der Körper tot. Und obwohl die Augen nur starr geradeaus blickten erkannte er, dass die<br />

Augen nicht tot waren. Sie glühten geradezu vor Leben. In den Wellen.<br />

Er fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Er sah sich gleichsam tot und lebendig in den<br />

schäumenden Fluten treiben, ohne das von irgendwo her Rettung in Sicht wäre. Er wusste nicht,<br />

was das bedeuten sollte, und dachte nach, an was er sich erinnern konnte, bevor er über dem<br />

endlosen Meer schwebte.<br />

Plötzlich sah er eine Spiegelung , die aus den Tiefen aufstieg, über denen der Körper trieb. Er sah<br />

eine Person, die zwei mit einem blauen Strich gekennzeichnete Torpedos aus einem Regal nahm. Es<br />

waren Quantentorpedos. Während die Spiegelung wieder versank, begann er sich zu erinnern . Er<br />

war zusammen mit Daniel und Lukas in einen Raum in der Bugsektion gegangen, und dann von<br />

einem schrillen Ton außer Gefecht gesetzt worden. Aber wo war er jetzt? Und warum trieb sein<br />

Körper in den Fluten eines unbekannten Ozeans?<br />

Plötzlich hörte er doch noch etwas anderes, als das Rauschen des Meeres. Es war ein schriller, kaum<br />

wahrzunehmender Ton, der jedoch immer deutlicher zu hören war, je länger er wartete. Dann<br />

geschah wieder etwas seltsames. Eine neue Spiegelung stieg aus den schwarzen, unermesslichen<br />

Tiefen des aufgewühlten Ozeans auf. Es war das Bild eines 8472. Der schrille Ton wurde immer<br />

268


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

lauter, je näher die Spiegelung an die Oberfläche kam. Schließlich war die Lautstärke des Tons, der<br />

sich fast wie ein Schrei anhörte unerträglich. Als das Bild aus der Tiefe schließlich die Oberfläche<br />

erreicht hatte, färbte das Gesicht des Körpers, der noch immer auf den Wogen trieb schwarz, und<br />

der Körper versank in die unendliche Tiefe. Nur noch der schrille Ton und das Bild des 8472 waren<br />

zu hören und zu sehen. In den Wellen.<br />

= /\ = Deck 8, Bugsektion, DSZ 2407.031, 11:50 Uhr = /\ =<br />

Vorin öffnete seine Augen. Etwas benommen lag er auf dem Boden. Neben sich sah er Lukas<br />

liegen. Er stieß ihn an, um nachzusehen ob er in Ordnung wäre, und tatsächlich erwachte auch<br />

Lukas aus seiner Umnachtung. Die beiden sahen sich an, als hätten sie sich viel zu erzählen, weil sie<br />

viel erlebt hatten. Obwohl beide offensichtlich bewusstlos gewesen waren. Sie rappelten sich auf,<br />

konnten Daniel aber nirgends sehen.<br />

„Sermak an Brücke! Wir haben hier vorne einige Probleme. Vermutlich ist tatsächlich ein<br />

Eindringling an Bord. Wir sind mit einem schrillen Ton außer Gefecht gesetzt worden. Daniel ist<br />

nicht mehr hier. Erbitten Instruktionen.“<br />

Von der Brücke kam die Antwort, dass Lukas sich umgehend auf die Brücke begeben solle. Vorin<br />

sollte sich nach oben in den Torpedostarter begeben, weil dort angeblich ein Lebenszeichen<br />

angezeigt wurde. Allerdings konnte man nicht sagen von wem. Sofort vermutete Vorin, dass es sich<br />

um Daniel handeln musste, denn ein Kommunikator lag direkt neben dem Eingang zur<br />

Jeffreysröhre. Da sowohl Lukas und Vorin ihre Kommunikatoren noch bei sich hatten, musste es<br />

sich um Daniels handeln, was erklären würde, warum man des Lebenszeichen nicht zuordnen<br />

konnte.<br />

„Also gut, wir haben gehört, was wir tun sollen.“, sagte Lukas, „Ich werde also auf die Brücke<br />

zurückkehren. Viel Glück bei der Suche nach Daniel. Und sei vorsichtig!“<br />

„Das werde ich sein.“, antwortete Vorin.<br />

Lukas machte sich also auf den Weg zur Brücke, während Vorin sich auf die Suche nach Daniel<br />

machte. Vorin kletterte in die Jeffreysröhre, vor deren Eingang Daniels Kommunikator lag.<br />

Während er nach oben kletterte dachte er ständig über die Bilder nach, die er während seiner<br />

Bewusstlosigkeit gesehen hatte. Er fragte sich, ob sie eine Bedeutung hatten, und wenn ja, was<br />

sollte es bedeuten, dass sein Gesicht sich schwarz gefärbt hatte, und dass er untergegangen war,<br />

nachdem das Bild des 8472 die Oberfläche erreicht hatte.<br />

Natürlich kamen ihm unwiderruflich die Aussagen von Spezies 8472 in den Sinn, denen zufolge die<br />

Galaxie von allem Leben gereinigt werden müsse. Immer wieder sah er vor seinem geistigen Auge<br />

die Bilder, wie er in den Fluten versank, und nur noch das Bild und der Schrei des 8472 zu sehen<br />

und zu hören war.<br />

Doch mit einem male raffte er sich auf, und versuchte die Bilder zu unterdrücken.<br />

Du bist Vulkanier, benimm dich gefälligst so! Es gibt keinen logischen Grund, dass das, was ich<br />

gesehen habe eine Bedeutung hat. Mein Gehirn hat wohl etwas unter der Bewusstlosigkeit gelitten!,<br />

269


dachte er, und kletterte weiter.<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Oben angekommen sah Vorin zwei bewusstlose Leute herumliegen. Einer der beiden war Daniel,<br />

aber der andere war jemand, den er noch nie gesehen hatte. Er dachte sich aber nicht viel dabei, den<br />

Mann in Technikerkleidung nicht zu kennen, denn auf einem so großen Schiff kann man unmöglich<br />

jeden kennen. Zumal der große Mann mit langen blonden Haaren und einer altertümlichen Brille so<br />

aussah, als würde er nie aus irgendwelchen Jeffreysröhren, in denen er vermutlich arbeitete<br />

herauskommen. Natürlich versuchte Vorin sofort herauszufinden, was den Beiden fehlte, und<br />

begann sie mit dem Tricorder zu untersuchen.<br />

Plötzlich wurde die <strong>Sentinel</strong> von einem markerschütterndem Schlag durchfahren. Kurz darauf von<br />

einem Weiterem. Er hörte, wie das gesamte Schiff auf Alarm rot versetzt wurde. Wieder schoss ihm<br />

das Bild durch den Kopf, wie er in den Fluten versank. Waren es die Schiffe von Spezies 8472, die<br />

angriffen? Er besonn sich aber schnell wieder darauf, Vulkanier zu sein, versuchte einen kleinen<br />

Ansturm von Sorge zu unterdrücken, und entschied, sich und die beiden Bewusstlosen auf die<br />

Krankenstation zu transferieren, weil er der Meinung war, dass die Beiden dort bei einem Angriff<br />

besser aufgehoben wären, als im Torpedostarter.<br />

= /\ = Krankenstation, kurz darauf = /\ =<br />

Daniel und der Techniker lagen jeweils auf einem Biobett. Toni stabilisierte Beide, und begann such<br />

um sie zu kümmern.<br />

„Sag mal, wer ist eigentlich dieser Techniker?“, fragte Vorin. „Ich habe ihn noch nie gesehen. Ist er<br />

neu bei dieser Mission auf die <strong>Sentinel</strong> gekommen?“<br />

„Gute Frage... Jetzt wo du es sagst...“, meinte Toni, während die <strong>Sentinel</strong> immer noch deutlich<br />

spürbar in Kampfhandlungen verstrickt war.<br />

„Also wenn, dann kann ich mich nicht erinnern, dass er jemals bei mir gewesen wäre. Aber das<br />

haben wir gleich. Ich werde eine Zellprobe entnehmen, und sie mit unsrer Datenbank abgleichen.“<br />

Vorin sah zu, wie Toni eine Gewebeprobe entnahm, und sie auf eine Plattform zur Analyse stellte.<br />

Zum erstaunen beider, stelle es sich heraus, dieser Mann kein Mitglied der Sternenflotte war.<br />

Natürlich machte Toni sich sofort an eine genauere Analyse der Gewebeprobe, um herauszufinden,<br />

um wen oder was es sich handelte. Während die <strong>Sentinel</strong> immer wieder aufs neue durchgeschüttelt<br />

wurde, arbeitet Toni ruhig und akribisch an seiner Analyse. Auf den ersten Blick schien es sich um<br />

einen Menschen zu handeln, aber wenn man genau hinsah, und das tat Toni, dann konnte man<br />

einige Unregelmäßigkeiten entdecken. So zeigten beispielsweise die DNS Stränge eine besonders<br />

große Mutationsfreudigkeit. Auch die Art, wie die einzelnen Basenpaare hintereinander angeordnet<br />

waren, ließ Toni mißtrauisch werden. Irgendwie ahnte er wohl, dass es sich möglicherweise um eine<br />

besonders gute, aber eben nicht perfekte Kopie eines Menschen handeln könnte. Da seine<br />

Untersuchungen nichts weiteres ergaben, außer dass die DNS tatsächlich ursprünglich eine andere<br />

gewesen war, entschloss er sich mit der Brechstange herauszufinden, wie die ursprüngliche DNS<br />

ausgesehen hatte. Er replizierte sich irgend ein Mittelchen, von dem Vorin nichts verstand, und ließ<br />

es auf die Gewebeprobe einwirken. Dann hieß es warten. Langweilig wurde es nicht, denn<br />

immerwieder hatte man Mühe, auf den Beinen zu bleiben, wenn die <strong>Sentinel</strong> durch einen Treffer<br />

durchgeschüttelt wurde.<br />

270


„Mit wem die wohl kämpfen?“, fragte Toni.<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Ich weiß s nicht. Ich hoffe nur, dass es sich nicht um Spezies 8472 bei den Gegnern handelt.“,<br />

antwortete Vorin.<br />

„Das hoffe ich auch!“, erwiderte Toni, als ein Signalton anzeigte, dass das Mittelchen, dass Toni<br />

eingesetzt hatte seinen Dienst getan hatte, und dass er mit einer Analyse beginnen konnte.<br />

Tonis Finger sausten über eine der zahlreichen Konsolen, die auf der Station ihren Dienst taten.<br />

Nach einiger Zeit in der die <strong>Sentinel</strong> immer wieder durchgeschüttelt wurde, hatte er schließlich ein<br />

Ergebnis. Leider war dieses Ergebnis eines, was sich niemand gewünscht hatte. Ganz offensichtlich<br />

handelte es sich um einen Vertreter von Spezies 8472. Dieser 8472 hatte sich als Mensch getarnt, so<br />

wie es vor Jahren von der Crew der Voyager schon einmal beobachtet worden war. Passend zu<br />

diesem schockierenden Ergebnis wurde die <strong>Sentinel</strong> erneut schwerstens erschüttert, und die<br />

Beleuchtung der Krankenstation gab funkensprühend ihren Geist auf.<br />

=/\= Julian Gartner =/\=<br />

=/\= Konferenzraum, SD 2407.031, 11:50 =/\=<br />

Noch bevor das Schrillen des Alarms hörbar wurde, durchdrang ein unglaublich starker<br />

telepathischer Impuls Julians Gehirn. Julian griff sich an die Schläfen, doch der Schmerz klang<br />

genauso schnell ab wie er aufgekommen war.<br />

Fast nebenbei bemerkte er wie der, der sich Zweiter nannte, zum ersten Mal das benutze, was 8472<br />

befähigte für Menschen hörbare Laute zu erzeugen:<br />

„Verräter!“<br />

Einige Plätze neben ihm tippte Lars auf seinen Kommunikator.<br />

„Lars an Brücke! Was ist passiert?“<br />

Über den Interkom erscholl James’ Stimme:<br />

„Hier Brücke. Wir haben aus ungeklärten Gründen 2 Quantentorpedos abgefeuert, kurz nachdem<br />

Daniel mit Vorin und Lukas verschwunden ist. Die Torpedos haben die kleine 8472 Fregatte<br />

getroffen! Die restlichen Schiffe gehen auf Angriffskurs!“ Genau in diesem Moment erschütterte ein<br />

schwerer Schlag die <strong>Sentinel</strong>, so dass Julian beinahe vom Sitz rutsche. Lars machte kurz ein<br />

nachdenkliches Gesicht.<br />

„Geht auf roten Alarm. Alle Mann auf Kampfstationen. Jedoch keine Waffen! Gebt alle Energie auf<br />

die Metaphasenschilde! Die gleichen Befehle an die Begleitschiffe ausgeben! Sie sollen sich in<br />

Verteidigungsposition begeben. Auf keinen Fall die Waffen aktivieren! “<br />

Lars wandte sich nun an seine Crew und die fremden Wesen, deren äußere Erscheinung sich ob der<br />

schrecklichen Nachricht um keinen deut geändert hatte.<br />

„Sie folgen uns bitte auf die Brücke. Dort erfahren sie alles aus erster Hand.“<br />

„Wir tun gar nichts mehr! Sie haben unsere Schiffe angegriffen!“ fuhr Zweiter völlig unvermittelt<br />

auf. „Wir verlangen dass sie ihre Schilde deaktivieren, uns freilassen und sich unseren Schiffen<br />

ergeben!“ Es schien das Zweiter noch weiter reden wollte, jedoch verstummte er plötzlich.<br />

Stattdessen begann Erster zu reden: „ Ich glaube nicht das wir als Gefangene gelten. Das ganze wird<br />

sich sicherlich bald aufklären.“<br />

271


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Lars blickte Zweiter eindringlich an.<br />

„Ich versichere ihnen dass sie keinesfalls unsere Gefangenen sind und dass das ganze Sicherlich ein<br />

bedauerlicher Unfall war. Dies alles wird sich sicher bald aufklären.“<br />

In diesem Moment öffneten sich die Türen zur Brücke und auf dem Großen Hauptbildschirm konnte<br />

man gerade noch erkennen wie die kleine Fregatte in einer gigantischen Explosion zerbarst. „ Oh<br />

mein Gott...“ flüsterte Commander Simarh.<br />

„Taktische Anzeige!“ rief Lars noch bevor er sich auf seinem Platz niedergelassen hatte.<br />

Der Hauptschirm veränderte sich und ein Rastergitter erschien. Auf ihm waren 10 kleine Punkte zu<br />

sehen. 3 blaue und sieben, in ihrer Intensität verschiedene, rote.<br />

2 der blauen Punkte kreisten um den dritten und die sieben roten Punkte bewegten sich in<br />

komplizierten Manövern um den kleinen Kreis herum. Plötzlich scherte einer der kleinen blauen<br />

Punkte aus seiner Position. Er blitzte einige Male kurz auf und es lösten sich 2 winzige rote Punkte<br />

von ihm. In winzigen Buchstaben stand HAWKING neben den blauen Punkt.<br />

„Was soll das?“ schrie Zweiter. „Ihre Schiffe greifen uns an! Brechen sie den Angriff ab oder wir<br />

werden ihr Schiff vernichten!“<br />

Lars wandte sich an Colin an der NAV/CONN:<br />

„Colin! Kanal zur Hawking öffnen!“<br />

„Kanal ist offen!“<br />

„Bring an Captain Geras! Stoppen sie sofort den Angriff! Das ist ein ausdrücklicher Befehl! Sie<br />

kommen vors Kriegsgericht!“<br />

„Keine Antwort...“ sagte Colin.<br />

Auf dem Hauptschirm konnte man erkennen wie die Torpedos der Hawking wirkungslos an dem<br />

8472 Schiff verpufften. Doch das kleine Schiff flog unbeirrt weitere Angriffe.<br />

„GERAS! SOFORT STOPPEN!“<br />

Doch es war zu spät. Ein 8472 Schiff scherte aus der Formation aus und ging auf Angriffskurs.<br />

„Colin hohl mir die Hawking auf den Schirm!“<br />

Das Bild wechselte und die Defiant war zu sehen. Im Hintergrund tauchte das 8472-Schiff auf. Am<br />

Bug flimmerte ein gleißendes Licht. Ein ultraheller Strahl zuckte zur Hawking. Und erlosch wider.<br />

Es sah so aus als ob die Schilde der Hawking den Strahl abgewehrt hatten. Auf der Brücke hörte<br />

man ein leichtes Aufatmen. Doch Julian spürte dass das Bild die <strong>Sentinel</strong> Besatzung betrog.<br />

Seine telepathischen Fühler spürten Schmerz und Leid. Plötzlich rief James von der taktischen<br />

Station aus:<br />

„Lars, starke Energieschwankungen in der Hawking!“<br />

In diesem Moment zerplatzte das kleine Schiff.<br />

Der ganzen Brückencrew stand der Schock auf die Gesichter geschrieben. Die Treffer die die<br />

<strong>Sentinel</strong> selbst immer noch erhielt wurden in diesem Moment kaum bemerkt.<br />

„Überlebende?“<br />

Der Offizier an der Ops scannte kurz die Umgebung.<br />

„Keine Lebenszeichen.“<br />

Lars wandte sich an den 8472, der mit seinen Kollegen unbewegt im hinteren Teil der Brücke stand.<br />

„Bitte halten sie ihre Schiffe auf! Wir wollten sie nicht angreifen! Das ist alles ein Missverständnis!<br />

Wir hatten keine Kontrolle über das Schiff das sie zerstört haben!“<br />

Anstatt des Verhandlungsführers antwortete Zweiter:<br />

„Sie haben uns Angegriffen und eines unserer Schiffe böswillig zerstört! Und diese Torpedos<br />

kamen NICHT von dem kleinen Schiff sondern von ihrem! Wie sollen wir ihnen denn weiter<br />

Vertrauen?“<br />

„Wir schwören ihnen dass wir die Zerstörung ihres Schiffes nicht zu verantworten haben! Unsere<br />

Männer sind schon an dem Fall dran!“ Wieder wurde die <strong>Sentinel</strong> von den Treffern der<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Biopulsstrahlern erschüttert. Es war klar das 8472 ihre 5 Diplomaten nicht töten wollte, doch sie<br />

gingen auch nicht gerade zimperlich mit dem guten Schiff um. Die Brückenbeleuchtung flackerte<br />

und von verschiedenen Decks wurden leichte bis mittlere Schäden gemeldet.<br />

Doch diesmal antwortete Erster:<br />

„Wir glauben ihnen. Vorerst.“<br />

„ Dann halten sie bitte diese Angriffe auf. Sonst vernichten sie noch unser Schiff!“<br />

„Wir werden es versuchen. Doch wie wir sagten. Viele aus unserem Volk glauben immer noch nicht<br />

an den Sinn unserer Verhandlungen. Es wird schwer sie zu überzeugen!“<br />

„Ich bitte sie tun sie was sie können!“<br />

„Ich werde es versuchen.“<br />

In diesem Moment wurde die <strong>Sentinel</strong> wieder von Treffern erschüttert. Neue Schadensmeldungen<br />

kamen herein. Julian sah das er woanders mehr gebraucht wurde.<br />

“Lars! Ich muss auf meinen Posten! Meine Männer brauchen mich da unten!“<br />

„Ok. Aber halt dich auf Abruf wenn wir dich für die Verhandlungen brauchen!“<br />

„Aye!“<br />

Mit diesen Worten wandte sich Julian um und ging zum Turbolift um seine Mannschaft bei den<br />

Reparaturen zu unterstützen.<br />

=/\= Cpt. Lars Bring, CO <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Brücke, 2407.031 1205 =/\=<br />

Ich schaute Julian hinterher und setzte mich dann in meinen Sessel. Immer noch prasselten die<br />

Schüsse der 8472-Schiffe auf die Schilde der <strong>Sentinel</strong>. Erster und seine Begleiter standen neben mir<br />

und versuchten anscheinend immer noch den anderen klar zu machen, dass die ganze Geschichte ein<br />

Unfall war.<br />

„Schilde bei 50%“, schallte es von der TAC. Langsam war selbst ich mir nicht mehr so sicher, ob<br />

unser Gegenüber das Feuer einstellen würde, bevor wir in Stücken im All trieben. Mittlerweile hatte<br />

auch die Indianapolis eingesehen, dass sie gegen die Bioschiffe nichts ausrichten konnte und<br />

versteckte sich hinter uns.<br />

Plötzlich öffnete sich die Tür des Turbolifts und Lukas kam ganz außer Atem heraus gestürmt. Ich<br />

drehte mich um und schaute ihn fragend an.<br />

„Was ist da unten passiert, Lukas?“<br />

„Ich kann es ihnen nicht genau sagen. Jemand hat sich Zugang zur Topedoabschusskontrolle<br />

verschafft und als wir ihn überwältigen wollten, schrie er plötzlich. Es klang wie der Schrei, den<br />

einer der Diplomaten losgelassen hatte, als ich ihn anrempelte, nur noch viel lauter.“<br />

Ich wandte mich von Lukas ab und schaute zu Zweiter, der, so vermutete ich zumindest, auch nicht<br />

glauben konnte was Lukas dort gesagt hatte. Langsam setze ich mich wieder in den Sessel und<br />

konzentrierte mich.<br />

„Zweiter, ich weiß, dass sie mich verstehen können. Denken sie, es könnte sich schon zu beginn der<br />

Mission ein Spion eingeschlichen haben, der menschliche Form angenommen hat?“<br />

„Das glaube ich weniger. Wir müssen nicht auf so primitive Mittel zurück greifen um sie zu<br />

vernichten, geschweige denn um zu zeigen wie schwach sie doch sind!“<br />

„Sie vielleicht nicht Zweiter, aber vielleicht versucht diese Untergrundorganisation sie auch<br />

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einfach nur zu Töten.“<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Von Zweiter kam keine Reaktion mehr. Es blieb uns nun fast nichts anderes mehr Übrig als zu<br />

hoffen, dass die Bioschiffe ihr Feuer einstellten, oder wir den finalen Beweis dafür fanden, dass es<br />

sich um Sabotage handelte.<br />

Immer weiter prasselten die Schüsse auf die Schilde und es kamen immer mehr Schadensberichte<br />

auf der Brücke an. Zum Glück funktionierte das Naniten-Reparatursystem einwandfrei und flickte<br />

schnell die kleineren Löcher. Die Schilde waren mittlerweile auf 20% gefallen und alle auf der<br />

Brücke schauten mich an als ob sie fragen wollten: „Wann schlagen wir zurück, wir haben doch die<br />

Waffen?“<br />

Plötzlich piepte mein Kommunikator und ich hoffte, dass es nicht noch eine Hiobsbotschaft war.<br />

„Krankenstation an Brücke, ich habe hier etwas was euch interessieren könnte“, schallte Vorins<br />

Stimme aus dem Kommunikator.<br />

„Na dann raus damit!“<br />

„Wir haben heraus gefunden, dass die Person, die sich Zugriff auf die Torpedokontrollen verschafft<br />

hatte, diesen schon von Anfang an besaß. Jedoch wurde sie unbemerkt von einem 8472 ersetzt. Wir<br />

haben die Blutproben mit den Informationen aus der Datenbank verglichen und sind uns zu 100%<br />

sicher.“<br />

Erleichtert atmete ich auf und schaute zu Zweiter.<br />

„Sie haben es gehört, sagen sie Erster bescheid, das wird ihm bei seinen Verhandlungen bestimmt<br />

helfen.“<br />

Zweiter nickte und ich schaute wieder auf den Bildschirm. Langsam aber sicher stand 8472 kurz<br />

davor, unsere Schilde zu knacken und uns dem selben Schicksal wie der Hawking auszusetzen. Die<br />

Schilde waren mittlerweile auf 10% gesunken und lange würden wir die ganze Situation nicht mehr<br />

durchstehen. Es war erschreckend, aber auch gleichzeitig faszinierend, welches Energiepotential so<br />

ein doch recht kleines Schiff haben konnte.<br />

„Sir, die 8472-Schiffe stoppen das Feuer.“<br />

Erleichtert schaute ich auf den Bildschirm. Was ich dann jedoch zu sehen bekam erleichterte mich<br />

keinen Falls. Die Bioschiffe ordneten sich sternförmig an und schienen zum finalen Schlag<br />

auszuholen. Sofort tippte ich auf meinen Kommunikator.<br />

„Hier spricht Cpt. Bring. Sofort alle zum Evakuieren des Schiffes bereit machen!“<br />

Alle auf der Brücke schauten mich verwundert an, jedoch war es im Moment die einzige Hoffnung,<br />

die alle hier auf der <strong>Sentinel</strong> hatten.<br />

Immer heller glühten die Spitzen der Bioschiffe. Erster stand noch genau so da wie zu dem<br />

Zeitpunkt, als er die Verhandlungen aufgenommen hatte. Wenn er es nicht bald schaffen würde,<br />

müsste die Crew wohl bald in Rettungskapseln um ihr Überleben bangen.<br />

Doch von einem Moment auf den anderen erlosch plötzlich das Leuchten und die Schiffe flogen<br />

wieder auseinander. Erster drehte sich zu mir und schaute mich an.<br />

„Cpt. Bring, die Besatzung der Schiffe ist davon überzeugt, dass es ein Unfall war. Jedoch sollten<br />

sie den Flüssigraum schnellstmöglich verlassen. Wir wissen nicht, wie weit diese Verschwörung<br />

ihre Kreise gezogen hat. Wir werden weiter Nachforschungen anstellen. Sollten sie noch<br />

Informationen finden, kontaktieren sie uns, wir werden das Selbe tun.“<br />

„Ist in Ordnung. Ein Sicherheitsteam wird sie zum Transporterraum begleiten. Ich hoffe wir sehen<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

uns wieder, um die Verhandlungen fortzusetzen.“<br />

Erster nickte und verließ mit seinen Begleitern die Brücke. Auch wenn wir die Verhandlungen nun<br />

hinter uns hatten, würde noch ein ganzen Stück Arbeit auf uns zu kommen, denn es musste<br />

herausgefunden werden, ob es Mittelsmänner im Alphaquadranten gab.<br />

=/\=PO1 Brian Connel, MSEC <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>=/\=<br />

=/\=Arrestzellen, 2407.031, 11.20 Uhr=/\=<br />

Langsam legte er sein Gesicht auf den Boden und starrte in die Arrestzelle. Seit Stunden hatte sich<br />

nichts getan, nicht an Bord des Schiffes und auch nichts in dem seltsamen Gefäß, in dem sich dieser<br />

Wandelschleimdingsbums befand. Das einzige, was er höchst amüsant empfand, war der<br />

Wutausbruch des Counselors. Es tat ihm schon leid sie so gereizt zu haben, doch musste er es<br />

einfach austesten. Wenigstens konnte er sich nun bei ihr sicher sein, doch wie sollte er sich bei so<br />

vielen Menschen an Board austesten. Er stand auf, schüttelte seinen Kopf und verwarf erst einmal<br />

die Gedanken. So hatte er wenigstens Zeit, ein wenig kreativ zu arbeiten. Es gab noch etliche Tools<br />

zu entwerfen und sein Padd war immer noch nicht “perfekt”. Wie immer setzte er sich also auf den<br />

kleinen Absatz am Rand, lehnte sich zurück und schraubte, werkelte, lötete, drehte, tippte und so<br />

weiter.<br />

Gerade als Brian überlegte, was wohl die “außergewöhnlichen” Besucher mit der Führungscrew<br />

unternahmen, erbebte der Boden unter ihm. Das Schiff wurde von irgendwas getroffen. Blitzartig<br />

sprang Michael an ein Fenster und versuchte, etwas zu erkennen. Er ging weiter und weiter und<br />

verließ auch den Arrestzellenraum. Bis er es sah: Die Spezies 8472 griff mit ihren Schiffen an.<br />

Irgendetwas musste passiert sein, und das nicht gerade positiv. Als er da so vor dem Fenster stand<br />

und diese Übermacht sah, spürte er das erste Mal ein wenig Angst in ihm aufsteigen. Es sollte nicht<br />

so schnell gehen, seine Aufgabe war noch nicht erledigt und überhaupt wollte er mal einen<br />

“richtigen” Urlaub machen, ganz ohne hintergedankliches Ziel. Der PO1 strich sich durch die<br />

Haare. Irgendwie wird es schon gut gehen, und wenn nicht, ihn wird man am wenigsten vermissen.<br />

Plötzlich sah er in der Ferne, wie die Hawking vorbei zog und feuerte. Plötzlich wurde sie von<br />

einem Strahl getroffen und wenige Minuten später zerplatzte sie einfach. Brian fiel zurück, stolperte<br />

und krachte auf den Boden. Das war schon etwas heftig. Aber warum dieser Kampf? Er schnappte<br />

sich so schnell es ging sein Padd und 2 Multitools und hackte sich in das System, wie es so seine<br />

Eigenart war. Zum Glück war gerade ein Terminal in der Nähe. Es hatten sich wieder viele Sachen<br />

im Sicherheitssystem geändert. Ein paar Dinge konnte er trotzdem in Erfahrung bringen. Als erstes<br />

wurde von einem Techniker zwei Quantentorpedos abgefeuert. Und zweitens liegt dieser zusammen<br />

mit Daniel Sheridan auf der Krankenstation. Brian fragte sich, wer dieser Techniker war. Er baute<br />

seine Technik wieder ab - vorerst - denn er musste sich dringend einen Überblick über das neue<br />

Sicherheitssystem verschaffen. Er schnappte seine Sachen und verließ den Flur. Sein nächstes Ziel<br />

war die Brücke. Connel kannte solche Situationen. Dort würde jetzt ein solch reges Treiben<br />

herrschen, dass ihn kaum einer bemerken würde. So begab er sich zu einem Turbolift und “startete<br />

durch”.<br />

Die Tür öffnete sich und Brian schlich hinein. Dort wuselten viele Crewmitglieder hin und her und<br />

es wurde gearbeitet wie wild. Auf dem Bildschirm konnte man die angreifenden Schiffe sehen.<br />

Interessanter allerdings waren die 8472-Besucher. Brian hatte sie bis jetzt ja nur einmal kurz in<br />

einer Aufzeichnung gesehen. Sie standen auf der Brücke wie erstarrt, vielleicht versuchten sie ja<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

ihre “Kollegen” zu kontaktieren. Innerlich atmete Brian ein wenig auf, vielleicht bestand ja noch<br />

Hoffnung.<br />

Ihm war es hier auf der Brücke doch etwas zu wild, also ging er wieder. Lustigerweise hatte ihn<br />

wirklich niemand bemerkt, aber wenigstens konnte er mal einen Blick auf die Besucher werfen. Es<br />

ist schon etwas anderes als sich Bilder einer Aufzeichnung anzuschauen.<br />

Wenige Minuten später befand sich Connel wieder in seinem Quartier. Die Zellen waren<br />

mittlerweile so gut gesichert dass er wahrscheinlich noch ein Risiko für die Sicherheit gewesen<br />

wäre. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und schaute, ob er nicht etwas über die derzeitige<br />

Sicherheitskonfiguration heraus bekommen könnte. Gerade, als er sein Padd an seine Tischkonsole<br />

anschloss, piepte ein Warnsignal seines Padds. Jemand hatte sich unerlaubt zugriff aus seinen Kram<br />

und seine Software verschafft. Brian hatte natürlich für solch einen Vorfall vorgesorgt. Seine<br />

Programme und Tools hatten meistens eine kleine Subroutine, die ihm Nachrichten an sein Padd<br />

übermittelte. Was sich dabei allerdings herausstellte war alles andere als positiv: Es war der<br />

Mechaniker, der die Torpedos abgefeuert hatte. Nicht nur, dass nun ein ziemlicher Ärger auf Brian<br />

zurollte, er wollte auch Rache. Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen, und so beschloss er, noch<br />

einmal ein wenig den “Detektiv” zu spielen…<br />

=/\= PO1 Brian Connel, MSEC <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Quartier, 2407.031, 13.30 Uhr =/\=<br />

Gelangweilt lag Brian auf seinem Bett. Nach einiger Zeit hatten die Stöße, die die <strong>Sentinel</strong><br />

erschütterten, aufgehört. Wie es aussah hatten die zwei Gäste es geschafft, ihre Artgenossen davon<br />

abzuhalten, die <strong>Sentinel</strong> zu zerstören. Wie langweilig…, dachte sich Brian. Wäre doch mal was<br />

neues gewesen. Er sprang auf und schnappte sich sein Padd. Connel hatte sich fest vorgenommen,<br />

mehr über den “Diebstahl” seines Krams herauszufinden. Allerdings hatte er keinen richtigen<br />

Antrieb. Langsam taumelte er in Richtung Tür, um doch noch mal an den Arrestzellen vorbei zu<br />

schauen, vielleicht brauchte ja der Schwabbelheini Gesellschaft.<br />

Plötzlich piepte die Konsole seines Schreibtisches. Es war eine Nachricht an ihn. Brian stürmte an<br />

die Konsole, wer würde ausgerechnet ihm denn eine Nachricht schicken? Er tippte auf die Konsole<br />

und schaute nach: Sie war von Daniel Sheridan. “Was? Von Captain Blueeye? Was will der denn<br />

von mir?” fragte er sich und las den Inhalt der Mail:<br />

“Der Captain hat eine Aufgabe für dich. Triff mich in ein paar Minuten am Torpedoraum, von dem<br />

aus die Torpedos abgefeuert wurden. Dürfte für dich ja nicht schwer sein herauszufinden, wo das<br />

ist. Pass auf, dass dir niemand folgt.<br />

Sheridan”<br />

Brian schaute verwundert. Was sollte das denn? Klang ja sehr mysteriös. Er schnappte sein Padd<br />

und loggte sich in den Computer ein. Tatsächlich war es für ihn nicht schwer herauszufinden, von<br />

wo die Torpedos abgefeuert wurden, und so machte er sich direkt auf den Weg. Ein paar Flure und<br />

einen Turbolift später fand sich der PO1 am Torpedoraum ein. Er war gespannt, was wohl diese<br />

Aufgabe sei. Brian sah sich um, doch niemand war zu sehen. Er lehnte sich an die Wand und<br />

wartete.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Einige Minuten später sah er sich erneut um, und Daniel war immer noch nirgends zu sehen.<br />

Langsam hielt er das Ganze schon für einen dummen Scherz, als urplötzlich und wie aus dem<br />

Nichts Daniel hinter ihm stand. Brian zuckte herum und war doch leicht erschrocken, hoffe aber,<br />

dass man dies nicht bemerkt hatte.<br />

“Da bist du ja”, meinte Daniel.<br />

“Was gibt’s, Cap Blueeye?”, fragte Brian.<br />

Man sah, wie Daniel die Fäuste ballte, hielt sich aber unter Kontrolle.<br />

“Lars hat eine Aufgabe für dich. Ich verstehe zwar nicht, warum, aber er meinte, du sollst das<br />

machen. Es geht um diesen Vorfall mit dem 8472-Spion. Seine Leiche liegt auf der Krankenstation.<br />

Du sollst den ganzen Vorfall Untersuchen, also den Detektiv spielen. Danach berichtest du das ganz<br />

der Brücke”, sagte Daniel dann.<br />

“Jo, alles klar, ich schau mal”, meinte Brian.<br />

“Bau bloß keinen Mist”, sagte Daniel dann noch halb im gehen.<br />

Brian grinste in sich hinein. Er hatte eh vor, den Detektiv zu spielen, aber das nun auch noch mit<br />

offizieller Genehmigung, das hatte er nicht erwartet. Freudig begab er sich zu seinem Quartier, um<br />

die Vorbereitungen zu treffen. Nebenbei überlegte er sich schon mal, was man da alles machen<br />

könnte. Auf jeden Fall wollte er mal die Leiche inspizieren, dabei brauchte er natürlich den Doc.<br />

Den könnte er nebenbei gleich auch mal auf die Palme bringen, soll er doch ein wenig schusselig<br />

manchmal sein.<br />

Im Quartier angekommen schnappte er sich noch ein paar Tools, die vielleicht hilfreich seien<br />

könnten und zog auch gleich wieder los. Bald war er auf der Krankenstation angekommen. Er betrat<br />

sie und sah den CMO, wie er gerade ein paar Daten auswertete.<br />

“Sind sie von diesem Ding?”, fragte Brian.<br />

"Was?”, fragte der CMO überrascht.<br />

“Da! Die Daten, die sie da Auswerten, haben sie das Etwas da drüben schon untersucht?”, fragte<br />

Connel energisch.<br />

“Öh, nein, der Captain meinte, ich soll noch warten. Warum?”, fragte Dr. Columbi.<br />

“Ich bin vom Captain beauftragt und soll ein paar Dinge herausfinden. Am besten, sie fangen gleich<br />

mit der Untersuchung an“, sagte Brian.<br />

Der Doc sah ziemlich genervt von Brians Art aus, dass würde wahrscheinlich noch ein lustiger Tag<br />

werden…<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= An Bord der <strong>Sentinel</strong>, SD 2407.031, 1300 =/\=<br />

Leere. Vollkommene Leere. Und Dunkelheit. Eisig kalte Dunkelheit. Dazu Kopfschmerzen. Sehr<br />

schwere Kopfschmerzen. Nein, sein Zustand konnte wirklich nicht mit „gut“ bezeichnet werden. Er<br />

hatte keine Ahnung, was er in dieser kalten, leeren Dunkelheit zu suchen hatte. Es kam ihm aber<br />

irgendwie bekannt vor...<br />

Ein eisiger Hauch umwehte ihn, ließ ihn frösteln und sich umblicken. Jetzt wusste er plötzlich<br />

wieder, wo er war: das Kontinuum. R'Kohal pflegte, sich so mit seinem Zögling zu unterhalten. Als<br />

er in der Ferne zwei rotglühende Augen auf sich zu kommen sah, wusste er, dass es sich dabei nur<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

um seinen Mentor handeln konnte. Aber weshalb hatte er ihn zu sich gerufen? Sollte die Reise nicht<br />

erst in gut 70 Jahren hier enden? War er etwa...?<br />

„R'Kohal...? Was ist passiert? Weshalb bin ich hier?“<br />

„Daniel... Es... ist etwas passiert...“, antwortete der Nightingale und wandelte sein Antlitz in das<br />

eines Humanoiden.<br />

Sheridan wusste, dass er das nur machte, um sich besser in seine Lage versetzen zu können. Also<br />

musste etwas schreckliches passiert sein. Etwas, dessen Vorstellung allein schon für ihn kaum zu<br />

fassen war...<br />

„Was ist es?“<br />

„D'Shran... er ist...“<br />

Der Nightingale brauchte gar nicht weiterzureden. Daniel wusste nun, weshalb er eine so große<br />

Leere in sich spürte: sein Mentalsymbiont aus dem Volk der Nightingale war tot...<br />

„Aber... aber... wie ist das möglich? Müsste ich dann nicht auch tot sein?“, fragte er völlig<br />

fassungslos.<br />

„Er hat sich geopfert, um den 8472 aufzuhalten. Die Telepathie dieser Wesen übersteigt selbst<br />

unsere Fähigkeiten... D'Shran wollte ihn wohl zurückschlagen, als sich der 8472 mit ihm verband.<br />

Du hattest großes Glück, dass dein Bewusstsein hinter dem Mentalschirm saß, als der Angriff<br />

stattfand. Sonst wäre es wohl auch für immer verloren gewesen...“<br />

„Und was passiert jetzt?“<br />

„Es wird für dich sicher eine große Umstellung werden, wenn du D'Shrans Einfluss nicht mehr<br />

verspürst. Du hast nun auch alle Nightingale-Fähigkeiten verloren. Nur noch deine angeborene<br />

Fähigkeit zur Empathie ist vorhanden. Deinen Mentalschild musst du ab jetzt alleine<br />

aufrechterhalten, aber das dürfte für dich kein Problem mehr sein. Auch D'Shrans Gedanken und<br />

Erinnerungen, die er mit dir geteilt hat, werden verblassen, sobald du wieder in deine Welt<br />

zurückgekehrt bist...“<br />

„Heißt das, ich werde mich nicht mehr an ihn erinnnern können?“<br />

„So wird es sein... auch alle anderen Personen, denen du von uns erzählt hast, werden nichts mehr<br />

von der Existenz der Nightingale wissen. Selbst alle Aufzeichnungen über uns werden<br />

verschwinden. Es ist besser so, vor allem in Anberacht der Lage, dass T'Rel ebenfalls vor kurzem<br />

gestorben ist. Wir werden zwar versuchen, unsere beiden vermissten Wissenschaftler zu finden,<br />

jedoch werden wir jeglichen Kontakt zu den Wesen in deinem Universum abbrechen.“<br />

„Wieso?“, fragte Daniel ungläubig.<br />

„Der Rat des Lichts hat es so beschlossen. Was ihre Beweggründe waren, blieb auch für uns<br />

Mentoren im Dunkeln. Jedenfalls darf kein Nightingale mehr Kontakt mit den Bewohnern dieses<br />

Universums aufnehmen. Wenn alle uns vergessen, dann ist es für euch nicht schlimm.“<br />

„Ich will aber nichts vergessen!“<br />

„Du musst dich genauso fügen, wie alle anderen. Ich kann nichts mehr für dich tun, Daniel. Ich<br />

hoffe, du hast trotz allem noch ein schönes Leben...“<br />

Mit diesen Worten verblasste das Angesicht des Nightingales und verschwand in der Dunkelheit.<br />

Ein verdutzter Daniel Sheridan, der immer noch nicht so recht glauben wollte, was er gerade gehört<br />

hatte, blickte verstört in die Dunkelheit...<br />

...die sich auch langsam auflöste. Ein helles Licht zerriss die Schwärze und blendete den Texaner.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Als sich seine Augen an das Leuchten gewöhnt hatten, konnte er einige verschwommene Konturen<br />

wahrnehmen. Zwar wusste er nicht genau, was das sein sollte, aber ein rundes Etwas kam auf ihn<br />

zu, das irgendwie ein angenehmes Gefühl in ihm ausbreitete. Auch die Kälte machte langsam einer<br />

angenehmen Wärme platz, die das Wohlbefinden noch bestärkte.<br />

Ferne Geräusche drangen an seine Ohren. Erst wusste er nichts mit dem Raunen anzufangen, das er<br />

vernahm, dann aber wandelte sich das unverständliche Gebrabbel in verständliche Töne um. Jemand<br />

sprach, erst noch zu leise, um ihn zu verstehen, aber dann langsam immer lauter, bis Daniel<br />

folgendes hörte:<br />

„Diese Art von genetischer Umwandlung ist anders, als die, die uns bereits bekannt war...“<br />

Es handelte sich um Tonis Stimme, der gerade entweder ein Selbstgespräch führte, oder eine<br />

Aufzeichnung ausführte. Aus den Augenwinkeln konnte Sheridan erkennen, dass jemand auf ihn<br />

zukam. Als sich dieser Jemand über ihn beugte, erkannte er, dass es sich um Schwester Ajula<br />

handelte. Sie deaktivierte das Gerät über ihm und scannte ihn mit einem medizinischen Tricorder.<br />

„Doktor, der XO ist aufgewacht!“, rief sie über die Schulter.<br />

„Das wurde aber auch Zeit...“, antwortete Toni, der wohl immer noch in seine Untersuchungen<br />

vertieft war und anscheinend gar nicht mitbekommen hatte, was Ajula gerade gesagt hatte.<br />

„Wie fühlen sie sich, Lieutenant?“<br />

„Besch... eiden. Was ist eigentlich passiert?“<br />

„Sie hatten wohl einen Kampf mit einem Saboteuer oder sowas in der Art. Jedenfalls waren sie<br />

bewusstlos, als sie hierher transferiert worden waren.“<br />

„Was ist mit dem Schiff? Wurden wir von den 8472 angegriffen?“<br />

„Ein paar Mal hatte es gerummst, aber wie sie sehen, leben wir noch alle. Der Captain hatte die<br />

Situation wohl im Griff.“<br />

„Situation... ich muss zur Brücke!“<br />

„Sie müssen sich erst ausruhen, Lieutenant. Immerhin sind sie gerade erst aus einer tiefen<br />

Bewusstlosigkeit aufgewacht!“<br />

„Doktor, kann ich meinen Dienst wieder aufnehmen?“, rief Daniel dem CMO zu.<br />

„Von mir aus... und nehmen sie das Zeug dreimal täglich!“, kam die Antwort und dazu<br />

unverständliches Gemurmel.<br />

„Na dann, auf Wiedersehen, Schwester!“<br />

Mit diesen Worten machte sich Daniel an der kopfschüttelnden Schwester vorbei auf den Weg zur<br />

Brücke. Irgendwie hatte er aber das Gefühl, etwas wichtiges vergessen zu haben. Nur was das sein<br />

könnte, darauf kam er nicht.<br />

Wenig später hatte er die Brücke erreicht. Als der aus der Liftkapsel stieg, fiel sein erster Blick auf<br />

den Hauptschirm. Seltsamerweise zeigte dieser den Normalraum und nicht das grün-braune Wabern<br />

des Flüssigraumes. 8472 hatten die Verhandlungen abgebrochen und den Schiffsverband wieder<br />

zurückgebracht. Na zum Glück hatten sie sich nicht zur völligen Vernichtung entschlossen...<br />

„Was habe ich verpasst?“, fragte er und lehnte sich an das Geländer, welches die obere von der<br />

mittleren Ebene der Brücke abgrenzte.<br />

„Daniel? Was machst du denn hier? Solltest du nicht auf der Krankenstation sein?“, fragte Lars.<br />

„Toni hat mich entlassen, sehr zum Missfallen einer Krankenschwester. Was ist alles vorgefallen?“<br />

„Die Diplomaten haben es geschafft, den Angriff ihrer Schiffe auf uns einzustellen. Da sie nicht<br />

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wussten, wie weit die Verschwörung gegen diese Verhandlungen schon fortgeschritten ist, haben sie<br />

uns zurückgeschickt.“<br />

„Ein Rückschlag für das diplomatische Corps...“, setzte Simarh hinzu, die gerade die Brücke<br />

betreten hatte.<br />

„Außerdem haben wir die Hawking verloren...“<br />

„Gab es überlebende?“<br />

„Keine. Geras hatte keine Chance gegen die Biopulswaffen.“<br />

Der Texaner hatte zwar diesen überheblichen und arroganten Kerl nicht leiden können, dennoch war<br />

dessen Tod und der Tod seiner Crew unnötig gewesen. Er fühlte, wie Wut in ihm aufstieg. Wut auf<br />

diesen Spion, der auf der Krankenstation lag. Wut auf die Anführer dieser xenophoben Bewegung.<br />

„Ich habe für Brian eine Aufgabe: er soll ein wenig Detektiv spielen und herausfinden, wie dieser<br />

Spion an Bord kommen konnte und was er noch alles angestellt hat.“<br />

„Ich kümmere mich darum“, antwortete Daniel murmelnd.<br />

„Außerdem hat Lukas etwas interessantes entdeckt, dass wir uns nachher noch etwas genauer<br />

ansehen müssen“, setzte Lars hinzu.<br />

Der Erste Offizier nickte nur und schritt zurück zum Turbolift. Unterwegs sendete er eine Nachricht<br />

an Brians Konsole und machte sich dann auf den Weg zum Torpedostarter.<br />

=/\= Maschinendeck , SD 2407.031 14:02 =/\=<br />

Aus dem schon im Normalzustand ameisenhaufenartigen Maschinendeck war ein Gebiet des<br />

kontrollierten Chaos geworden. Das erregte piepen des Computers, etliche Stimmen und Befehle<br />

schwirrten durch das Gelbe Wirrwarr der Techniker.<br />

Mittendrin lag Julian halb in einer Jeffriesröhre und lötete an einigen Schnittstellen herum.<br />

„Sir, Bruch in Eps 33/2-5“ klang Remming’s Stimme aus dem Dickicht der Crewmember.<br />

„Schon klar. Lassen sie das Sanders erledigen. Er soll sich ein paar Leute schnappen und das<br />

regeln!“<br />

„Geht klar, Chef“<br />

Julian hörte im Maschinenleitstand eine Sirene aufheulen.<br />

„Wir haben hier ein Problem!“ rief einer der Techniker die für den Hauptcomputer zuständig waren.<br />

„Die Subprozessoren für die Energieflussregulierung haben eine Fehlfunktion!“<br />

„Sofort ersetzen! Zweigen sie solange Kapazitäten von den Langstreckensensoren ab. Die brauchen<br />

wir erstmal nicht.“<br />

„Wird gemacht.“<br />

Plötzlich erschütterte ein weiterer Ruck das Schiff und wirbelte das Chaos der Techniker noch<br />

einmal gründlich durcheinander.<br />

„Ich dachte die hätten aufgehört zu schießen!?“ rief Remming.<br />

„Das war kein Schuss... das war etwas anderes“ versuchte Julian das neuerliche heulen des<br />

Stationsalarms zu übertönen.<br />

Aus dem Kommsystem drang eine Stimme über die ständig geöffneten Kommkanäle Es war Julians<br />

Stellvertreter Hanx, der die Reperatur des Computersystems übernommen hatte.<br />

„Die Sensorprozessoren haben die Energie falsch umgeleitet. In Hangar 2 ist ein Frachttransporter<br />

hochgegangen.“<br />

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„Reparieren sie das. Wir brauchen so schnell wie möglich die Energieregulierung wieder!“<br />

„Aye, Sir.“<br />

Erst jetzt hörte Julian das sein Kommunikator piepte. Irgendwer, der nicht zum Technikerteam<br />

gehörte wollte mit ihm sprechen.<br />

„Brücke an Maschinenraum!“<br />

„Hier Julian. Was gibt’s?“<br />

„Können dich deine Leute da unten eine Zeit lang entbehren?“<br />

„Mh... Ich wäre lieber hier. Um was geht es denn?“<br />

„Wir haben einige Trümmer und Energiesignaturen entdeckt. Wir wollen die Even Star losschicken<br />

um das zu untersuchen. Die <strong>Sentinel</strong> und Indianapolis bleiben vorerst auf Position. Ich hätte dich<br />

gerne dabei.“<br />

„Mh.. Das wir wohl gehen. Daniel führt das Kommando?“<br />

„Ja. Er hat es sich nicht nehmen lassen. Dann sieh bitte zu das du zur Startrampe kommst.<br />

Daniel will los fliegen.“<br />

„Aye, Captain! Ich werde zusehen das ich so schnell wie möglich da bin.“<br />

„Klar. Brücke ende.“<br />

=/\= Startrampe der Even Star, 14:33 =/\=<br />

In einem aus Ausrüstungskisten standen Vorin und Julian zusammen und kontrollierten eben jene<br />

auf Vollständigkeit. Daniel piff als er durch die schweren Schotts trat und lenkte so die<br />

Aufmerksamkeit der beiden auf sich: „So. Kurze Information. Wir haben Trümmerteile und<br />

Warpspuren entdeckt und werden sie untersuchen.“ Er warf einen leicht vorwurfsvollen Blick auf<br />

Julian.<br />

“Da unsere Langstreckensensoren ja leider offline sind, müssen wir uns mit der Even Star darum<br />

kümmern, da unsere beiden Schiffe die jetzige Position möglichst nicht verlassen sollten.“<br />

Mitten in der Gruppe flimmerte plötzlich die Luft und eine durchaus attraktive Frau erschien wie<br />

aus dem nichts. Es war Vicky.<br />

„Na meine Herren? Fertig zum Start?“ Julian wunderte sich leicht warum Vicky Daniel mit keinem<br />

Blick würdigte, maß dem aber keine besondere Bedeutung bei.<br />

„Sind wir,“ sagte Daniel. „Alle Mann an Bord... Und du bitte auch Vicky.“<br />

Daniel ging an Bord, während Vicky flimmernd verschwand und Vorin die Fernbedienung für den<br />

Antigravkran in die Hand nahm um die Ausrüstung zu verladen.<br />

Julian begab sich auf seinen Posten im Cockpit des kleinen Schiffes und checkte die Funktionen.<br />

„Du brauchst die Systeme nicht zu checken. Sie sind in einwandfreiem Zustand,“ klang Vicky’s<br />

Stimme praktisch aus dem Nichts.<br />

„Ich gehe immer auf Nummer sicher. Hab ich mir so angewöhnt,“ sagte Julian in den Raum.<br />

Ein leises Geräusch ertönte das merkwürdigerweise wie ein „pff“ klang, aber Vicky meldete sich<br />

nicht weiter.<br />

Daniel, der auf dem Pilotensitz platz genommen hatte, tippte an seinen Kommunikator und rief die<br />

Brücke:<br />

„Daniel an Brücke. Wir sind bereit zum Start.“<br />

Über das Kommsystem erklang Lars Stimme auf:<br />

„Ok. Seid bitte vorsichtig. Wir wissen nicht was das alles zu bedeuten hat. Wir vermuten das das<br />

alles mit den Vorfällen vor einigen Tagen zu tun hat, bevor wir den Flüssigraum erreichten.“<br />

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„Keine Sorge Lars. Wir schaffen das schon.“<br />

„Ok. Ihr habt Starterlaubnis. Brücke ende.“<br />

Ein piepen verkündete das der Kanal geschlossen worden war.<br />

„So Jungs. Ihr wisst das wir gar nichts wissen. Höchste Vorsicht ist geboten. Vielleicht befindet sich<br />

noch irgendwer in diesem Sektor. Wir dürfen auf keinen Fall auffallen.“<br />

„Am besten setzen wir die Energie für den Antrieb runter, so das wir nicht so schnell geortet<br />

werden,“ schlug Julian vor.<br />

„Gute Idee. Mach das.“<br />

Daniel wandte sich den Kontrollen zu und mit einem leichten Ruck durchdrang die Even Star den<br />

Schild, der die Startrampe vor der unendlichen Leere des Weltraums schützte.<br />

=/\= Jan Valek, CO der <strong>USS</strong> LaNinia <strong>NX</strong>-47801 =/\=<br />

=/\= An Bord der LaNinia, SD 2407.031, 1255 =/\=<br />

Fast zwei Stunden untätiges Warten... McIntyre hatte ihn mit totaler Ignoranz gestraft! Zwar hatte<br />

Jan den Handphaser des alten Kommandanten gefunden, doch würde er ihm so nichts bringen. Der<br />

Colonell hatte seine Wachen vor der Tür aufgebaut. Gut ausgebildete Special Forces, gegen die er<br />

keine Chance hatte. Vielleicht konnte er einen davon überraschen, aber dem Feuerstoß des zweiten<br />

konnte er nicht entkommen. Ein Loch in die Wand oder den Boden brennen würde auch nichts<br />

bringen, da dies einen Alarm auslösen würde.<br />

Wie ein gefangenes Tier wanderte Valek auf und ab. Nein, es durfte einfach nicht sein, dass er hier<br />

eingesperrt war, während die anderen eine Meuterei planten! Er musste einfach etwas tun.<br />

Kommunikation war nicht möglich, da das Kom-System abgeschaltet war. Vielleicht sollte er<br />

einfach den Phaser auf Überladung schalten und ihn an die Tür legen. Möglicherweise würde das<br />

auch die Wachen ausschalten...<br />

Er lehnte sich an die Glasvitrine, in welcher ein Modell eines Segelschiffes aufgebahrt war und<br />

dachte nach. Plötzlich gab der Unterschrank der Vitrine ein knackendes Geräusch von sich und das<br />

ganze Möbel begann zu vibrieren. Jan trat zurück und beobachtete, wie sich die Vitrine öffnete; erst<br />

klappte der Glasdeckel auf, dann hob sich der Einlegeboden mit dem Schiffsmodell und die<br />

Holztüren an der Front öffneten sich. Was der CO der LaNinia dann sah, ließ neue Hoffnung in ihm<br />

keimen...<br />

Auf der Brücke blickte währenddessen die Halb-Romulanerin Jeanette t'Heran auf die Anzeige ihrer<br />

Wissenschaftsstation. Etwas hatte hatte einen Alarm ausgelöst und noch bevor McIntyre, der sich<br />

gerade mit einer der Wachen unterhielt, danach fragen konnte, wollte sie wissen, was das war. Die<br />

Sensoren meldeten, dass sich ein Riss im Raum gebildet hatte. Das bräunlich-grüne Wabern des<br />

Flüssigraumes leuchtete gespenstisch im Dunkel des Weltalls. Etwas kam hindurch...<br />

„Was ist das, t'Heran?“, rief der Colonell fragend und deutete auf den Hauptschirm.<br />

„Eine Öffnung in den Flüssigraum. Etwas kommt hindurch!“<br />

„Und wieso haben sie mir das nicht sofort gemeldet?“<br />

„Ich wollte erst sicher sein, um was es sich handelt, Colonell.“<br />

„Ich will sofort über alles informiert werden, was passiert. Verstanden?“<br />

„Ja, Sir! Zwei Schiffe wurden in den Normalraum transferiert.“<br />

„8472?“<br />

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„Nein, Sternenflotte. Es handelt sich um die <strong>Sentinel</strong> und die Indianapolis. Außerdem werden<br />

Trümmerteile angezeigt.“<br />

„Die Hawking?“<br />

„Möglich. Genaueres ist nicht zu sagen. Beide Schiffe zeigen leichte Kampfspuren. Scheinbar muss<br />

es eine Auseinandersetzung gegeben haben.“<br />

„Gut so. Hoffentlich haben die Diplomaten versagt... Mister Tog, tun sie alles, um unsere<br />

Entdeckung hinauszuzögern. Eine funktionierende Tarnvorrichtung wäre jetzt natürlich ideal, aber<br />

der Schleichfahrtmodus muss es auch tun.“<br />

„Aye, Sir“, bestatigte der Ferengi.<br />

Einige Zeit später in einer der Jeffreysröhren wartete Valek den richtigen Moment ab, die<br />

Wartungsluke zu öffnen, welche auf die Krankenstation führte. Die Glasvitrine hatte ihm Zugang zu<br />

einer geheimen Luke gegeben, welche in eine ebenfalls geheime Wartungsröhre geführt hatte.<br />

Geheim deshalb, weil beide nicht in den Schiffsplänen verzeichnet waren. Wahrscheinlich hatte<br />

Valentine sie anlegen lassen, um im Notfall flüchten zu können. Denn eigentlich hatte die<br />

Fluchtröhre zu einer Rettungskapsel geführt. Jan war aber weitergeklettert und hatte eine der<br />

eingezeichneten Röhren gefunden. Glücklicherweise brachten die internen Sensoren durch einen<br />

Trick der Halb-Romulanerin ein falsches Sensorbild.<br />

Endlich waren die Stimmen verstummt und er konnte vernehmen, wie jemand die Krankenstation<br />

verließ. Der manuelle Türöffner – er hatte den automatischen Öffner außer Gefecht gesetzt – zischte<br />

leise und die beiden Hälften der Tür schoben sich auseiander. Verstohlen blickte er sich um und<br />

entdeckte nur Alessandra und eine Schwester auf der Krankenstation. Schnell schlüpfte er aus der<br />

Röhre und ging hinter einem Biobett in Deckung. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass wirklich<br />

niemand anders mehr anwesend war, schlich er zu seiner Verlobten und machte auf sich<br />

aufmerksam.<br />

„Jan? Was ist los? Wo kommst du denn her?“, fragte sie erschrocken.<br />

„McIntyre hat mich abgesetzt. Ich habe keine Verbindung zu den anderen mehr. Schnell, du musst<br />

mir helfen...“<br />

In diesem Moment öffnete sich zischend die Tür und ein Soldat der Special Forces betrat die<br />

Krankenstation. Jan tauchte schnell unter das Biobett und hoffte, dass er nicht gesehen worden war.<br />

„Doktor, sie müssen mir helfen. Ich habe ein Problem mit der Verdauung und kann meinen Posten<br />

nicht halten. Wenn das der Colonell erfährt, dann brennt nicht nur die Luft.“<br />

„Alles klar, Sergeant. Legen sie sich auf das Bett, damit ich sie untersuchen kann.“<br />

Mit einer Handbewegung bedeutete sie ihrem Verlobten, sich schnell in Richtung Jeffreysröhre zu<br />

verdrücken, dann nahm sie einen medizinischen Tricorder und begann mit der Untersuchung des<br />

Soldaten.<br />

Der CO kletterte in die Wartungsröhre und schloss die Türen wieder. Eine frühzeitige Entdeckung<br />

musste er auf jeden Fall vermeiden, damit er seine Pläne störungsfrei durchführen konnte...<br />

=/\=PO1 Brian Connel, MSEC <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong>=/\=<br />

=/\=1407.031, 14.15 Uhr=/\=<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

“So, als erstes mal lebt dieses Wesen noch…”, begann der Doc. Brian war überrascht, eigentlich<br />

hieß es doch es wäre eine Leiche zu untersuchen. Vermutlich hatte sich Daniel da geirrt, aber der<br />

schien ja sowieso schon ziemlich angeschlagen. Irren ist halt menschlich.<br />

“So, was können sie mir über diese “Person” erzählen?”, fragte Brian.<br />

Der Doc nahm ein Padd und erklärte Brian, dass es sich um das Crewmitglied “Crewman William J.<br />

Longbay” handelte, zumindest vom Äußeren her. Brian fasste sich ans Kinn und grübelte. Wenn der<br />

als ein Crewmitglied zu identifizieren war müsste er ja schon seit Beginn der Reise dabei gewesen<br />

sein. Irgendwie konnte das Connel nicht glauben, aber es gab ja auch noch andere Möglichkeiten.<br />

Beispielsweise könnte ja der 8472 dem echten Crewmitglied die Haut vom Körper gerissen und sich<br />

selbst “übergezogen” haben. Brian schmunzelte, irgendwie war ihm diese These dann doch etwas<br />

absurd. Möglicherweise hielt der 8472 den echten Longbay irgendwo gefangen und hatte dessen<br />

Gestalt irgendwie… ”kopiert”. Dann musste der echte Longbay auch noch irgendwo an Bord des<br />

Schiffes sein. Da der 8472 noch lebte, konnte er das vielleicht sogar sagen, nur mussten sie ihn jetzt<br />

als erstes mal wecken und zweitens musste dieser auch noch kooperieren. Ob dieser das wohl<br />

machen würde war fragwürdig.<br />

“Kann man ihn wecken?”, fragte der PO1 den Doktor.<br />

“Ich habe keine Ahnung wie es dieser Lebensform aussieht. Mir wurde aber zur Sicherheit ein Gerät<br />

von Vorin Sermak geschickt, was als eine Art Schutzvorrichtung dienen soll”, antwortete Doc<br />

Columbi.<br />

“Wir müssen es riskieren. Wir brauchen die Informationen!”, sagte Brian.<br />

Darauf hin aktivierten sie das Gerät von Vorin und versuchten die Lebensform aufzuwecken.<br />

Wenige Minuten und ein paar Fehlversuche später öffneten sich die Augen des Technikers. Das<br />

Wesen wollte aufspringen, aber das Gerät und die Befestigungen am Bett hinderten ihn daran.<br />

Antonio und Brian atmeten auf. Jetzt konnte die Befragung beginnen.<br />

“Versuchen sie sich gar nicht erst zu befreien. Und ihr Gekreische hilft ihnen hier auch nicht. Sie<br />

sitzen hinter einem Schutzfeld”, sagte Brian als erstes. Der 8472 warf einen verabscheuenden Blick<br />

zu den beiden. “Wir haben ein paar Fragen an sie. Bitte beantworten sie diese, ansonsten werden wir<br />

sie zwingen müssen.” Brian hasste es diplomatisch zu reden, aber sie brauchten die Informationen.<br />

Das Wesen reagiert nicht und blickte immer noch starr zu den beiden.<br />

“Also… als Erstes: Was haben sie mit dem echten Crewman Longbay gemacht? Ich weiß, dass sie<br />

mich verstehen und auch reden können, sonst wären sie schon vor längerer Zeit aufgeflogen.” Der<br />

8472 schwieg immer noch. “Weiter: wer steckt hinter dem Ganzen? Ist es nur eine Gruppe der 8472<br />

und eine noch größerer Verschwörung? Reden sie endlich oder ich muss Maßnahmen ergreifen!”,<br />

sagte Brian mit lauter Stimme.<br />

Der 8472 reagierte wieder mal nicht. Irgend etwas mussten sie tun um ihn zum reden zu bringen. Da<br />

kam Brian eine Idee: Die Spezies hatte eine starke Abneigung gegen die Naniten. Es war Zeit für<br />

einen wenig Verarschung.<br />

“OK, sie haben es nicht anders gewollt. Doktor Columbi, gehen sie und holen sie die neu<br />

entwickelten Nahkampfnaniten”, meinte Brian.<br />

“Bitte was?”, fragte Columbi.<br />

“Na diese neuen Naniten, sie wissen schon, die sehr effektiv bei näheren Auseinandersetzungen sein<br />

sollen”, sagte Brian.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

In diesem Augenblick verstand der Doc und machte sich auf den Weg. Ein paar Sekunden später<br />

kam er mit einer kleinen Box zurück. Brian wunderte sich was wohl darin war, aber das war in<br />

diesem Augenblick unwichtig. Plötzlich regte sich der 8472. So weit entwickelt diese Wesen auch<br />

sein mochten, auf eine Verarsche von Meister Connel fiel noch jeder rein.<br />

“Ihr Crewmitglied befindet sich in seinem Quartier hinter einem Abschirmungsfeld. Sie sollten dies<br />

leicht finden, mehr werde ich ihnen nicht verraten. Dann müssen sie mich schon töten”, zischte der<br />

falsche Longbay hervor und schwieg abrupt wieder.<br />

"Na das ist doch ein Anfang. Wie es aussieht können wir erstmal nix weiter aus ihm<br />

herausbekommen, vielleicht gelingt es Lars oder Daniel. Der 8472 bleibt bis auf weiters erstmal hier<br />

gefangen bis der CO oder XO was anderes meinen”, sagte Connel. Der Doc nickte.<br />

“Nebenbei Doc, was ist eigentlichen der Box?”, fragte Brian.<br />

Der Doktor klappte die Box auf. “Mein Mittagessen. Hab gehört, man hat das im 20. bzw. 21.<br />

Jahrhundert so gemacht. Das nannte man “Brotbüchse” oder so ähnlich.”<br />

Brian wollte sich vor lachen am liebsten am Boden kugeln. Der 8472 schaute nun nur noch<br />

grimmiger drein. Connel verabschiedete sich und verließ die Krankenstation. Als nächstes war der<br />

echte Longbay dran.<br />

Brian begab sich unverzüglich zu dessen Quartier. Die Tür öffnete sich und er trat hinein. Das<br />

Quartier sah aus wie jedes andere. Ganz normal mit ein paar persönlichen Gegenständen.<br />

Vermutlich hatte der 8472 hier nichts verändert. Nur eine Sache konnte nicht stimmen, nur welche<br />

war das? Hier irgendwo saß der echte Techniker und sah wahrscheinlich sogar Brian, aber die<br />

Abschirmung durch den 8472 war sicherlich raffiniert. Brian schaute sich um. Irgend einen Hinweis<br />

musste es doch geben. Einige Minuten lief er hin und her. Dann setzte er sich mal an den<br />

Schreibtisch und aktivierte die Computerkonsole. Dabei fand er heraus, dass der Techniker Kontakt<br />

zu 2 weiteren Technikern hegte. Vermutlich waren sie Freunde oder so. Der PO1 verließ<br />

augenblicklich das Quartier. Es wäre möglich dass diese zwei nun ebenfalls 8472 Saboteuere waren<br />

oder zumindest das Quartier kannten. Wenn das Zweite der Fall war, dann konnten sie ihm<br />

sicherlich sagen, was falsch am Platze war.<br />

Brian erreichte das erste Quartier. Er klopfte an und nach dem er sagte, dass er im Auftrag des<br />

Captains unterwegs war, wurde er herein gebeten. Ebenfalls wieder ein stinknormales Quartier,<br />

doch zufällig befanden sich gleich beide gesuchten Personen darin. Es waren die Crewmen John<br />

Bios und Carl Frohlic.<br />

“Wie können wir ihnen helfen?”, fragte einer der beiden.<br />

“Es geht um ihren Kollegen William Longbay. Ich habe da ein paar Fragen”, antwortete Brian.<br />

“Wir suchen nach ihm, deswegen haben wir uns gerade hier getroffen. Ist etwas mit ihm passiert?”,<br />

fragten sie.<br />

Brian wollte nicht zuviel veraten und erzählte den beiden, dass ein Saboteur an Bord sei, der sich als<br />

Longbay “ausgab”. Der echte Longbay war versteckt in seinem Quartier. Die beiden staunten.<br />

“Wie ist das möglich? Wir haben nichts gemerkt und hatten bis gestern noch Kontakt zu ihm!”,<br />

meinte Bios.<br />

“Aber es stimmt, in letzter Zeit verhielt er sich etwas seltsam”, sagte Frohlic darauf.<br />

Sofort brachen sie zu Longbays Quartier auf. Beide sahen sich um. Es dauerte ein paar Minuten bis<br />

einem plötzlich etwas auffiel: auf dem Tisch stand eine Pflanze in einer Vase, eigentlich nichts<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

ungewöhnliches. Sie erklärten jedoch, dass Longbay nicht unbedingt ein Pflanzenfreund war und<br />

noch nie eine Pflanze im Quartier hatte. Connel nahm die Pflanze aus der Vase. Nichts passierte.<br />

Was sollte er damit jetzt machen? Er entschied sich für die einfachste Lösung: Er machte sie kaputt.<br />

Plötzlich entmaterialisierte sich eine Art Tarnfeld und im selben Moment löste sich die Pflanze in<br />

Nichts auf. Zum Vorschein kam ein gefesselter Crewman mit langen blonden Haaren und einer<br />

Brille. Er saß direkt neben dem Bett. Sie entfesselten ihn, wobei sich die rankenartigen Fesseln<br />

ebenfalls sofort in Luft auflösten. Dann brachten sie ihn zur Krankenstation. Brian allerdings trennte<br />

sich dann von der Gruppe und wollte erst einmal Bericht auf der Brücke erstatten…<br />

=/\= Jan Valek, CO der <strong>USS</strong> LaNinia <strong>NX</strong>-47801 =/\=<br />

=/\= An Bord der LaNinia, SD 2407.031, 1435 =/\=<br />

Er steckte schon viel zu lange in diesen Wartungsröhren... aber das änderte sich zum Glück, als er<br />

endlich auf dem Display des Tricorders, welchen er vor einer halben Stunde aus einer<br />

Ausrüstungsbox mitgenommen hatte, erkennen konnte, wie sich zwei Lebenszeichen wegbewegten.<br />

Diese Lebenszeichen wurden von zwei Wachen emittiert, welche vor einem der Barrackenquartiere<br />

aufstellung genommen hatten. In diesem Quartier saß ein Verbindungsmann der Marines, der auch<br />

etwas gegen die Machtübernahme der Special Forces hatte. Als Jan den Tricorder geholt hatte, war<br />

er von Major Caroon erwischt worden, eben diesem Marine. In einem kleinen Gespräch hatte er<br />

dem Ex-CO mitgeteilt, wie er zu den aktuellen Machtverhältnissen stehe. Unverhoffterweise hatte<br />

Valek nun mehr Mitstreiter bekommen, als er sich erhofft hatte...<br />

Auf der Brücke unterdrückte derweilen ein leicht verärgerter Martok einen Annäherungsalarm auf<br />

seiner taktischen Konsole. Etwas war dem Schiff zu nahe gekommen und da er erst noch feststellen<br />

musste, was das war, wollte er niemandem etwas von diesem Alarm wissen lassen. Schnell<br />

aktivierte er die passiven Sensoren und versuchte, ein genaues Messbild zu bekommen. Nach<br />

einigen Sekunden meldete die Konsole, dass es sich um ein größeres Trümmerstück handelte, das<br />

ein wenig zu nahe an der LaNinia vorbeigeflogen war.<br />

Die Halb-Rihannsu Jeanette t'Heran hingegen hatte etwas ganz anderes bemerkt: nicht nur ein<br />

Trümmerstück war zu nahe am Schiff vorbeigeflogen, sondern auch etwas anderes. Ihre<br />

telepathischen Kräfte – vererbt von ihrer Mutter – hatten drei Präsenzen gespürt, die nicht zur<br />

LaNinia gehörten. Eine davon war ihr sogar sehr bekannt... Jeanette schickte eine Textbotschaft an<br />

Martoks und Togs Konsolen, dass sie sich bereit halten sollten. Alessandra und Mad Doc wussten<br />

von sich aus, auf welches Zeichen sie achten mussten. Das einzige Problem war Jan. t'Heran wusste,<br />

dass er sich nicht mehr im Bereitschaftsraum aufhielt, da sie die internen Sensoren manipuliert<br />

hatte, aber sie hatte keine Möglichkeit, ihm ebenfalls eine Nachricht zu schicken...<br />

„Meine Männer werden loyal zu ihnen stehen, Sir“, erwiderte Caroon Jans Frage.<br />

„Gut, das wollte ich hören. Haben sie einen Plan, wie sie am besten gegen die Special Forces<br />

vorgehen wollen?“<br />

„Sicher“, antwortete der Major und aktivierte das Padd in seiner Hand, „wir werden, wenn ihr<br />

Chefingenieur die Kommandocodes in den Maschinenraum transferiert hat, einen Blitzangriff<br />

starten. Die Spezialeinheiten sind massiv in der Unterzahl, deswegen müsste es kein großes<br />

Problem sein, sie zu überwältigen“, antwortete der Major.<br />

„Wir werden nur wenig Zeit haben, diese Operation durchzuführen. Und wir dürfen uns keine<br />

Fehler erlauben, Major!“<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Das ist mir klar, Sir. Meine Männer und ich werden bereit sein.“<br />

Kurz darauf konnte Valek spüren wie das Schiff den Schleichfahrtmodus aufgab und sich wieder in<br />

Bewegung setzte. Das war unvorhergesehen... eigentlich sollte sie ihre Position halten! Irgendetwas<br />

musste schief gegangen sein...<br />

„Hier spricht der Captain! Kampfstationen besetzen!“, schallte es aus dem Interkom.<br />

Jan zuckte zusammen. McIntyre wollte angreifen! Das konnte er nicht zulassen! Er aktivierte das<br />

Interkom und gab somit seine eigene Position preis:<br />

„McIntyre! Hier spricht Valek! Brechen sie SOFORT den Angriff ab! Das ist ein Befehl!“<br />

„Sie haben keine Befehlsgewalt mehr, Valek. Das ist jetzt MEIN Schiff!“<br />

Ein knackendes Geräusch informierte den Ex-CO, dass der Colonell die Verbindung unterbrochen<br />

hatte. Wütend schlug er mit der Faust gegen die Wand und stieß einen Schrei aus. In diesem<br />

Moment zischte eine Kompressionsladung an ihm vorbei und schlug in die Wand neben ihm ein.<br />

Sofort rollte sich Valek auf dem Boden ab und sprang hinter der nächsten Korridorabzweigung in<br />

Deckung. Sie hatten ihn gefunden!<br />

Zwei schwere Erschütterungen zeugten von einer gleichzeitigen Abfeuerung der beiden<br />

Pulsphasergeschütze. McIntyre setzte alles auf eine Karte, als er die beiden stärksten Waffen des<br />

Kampfzwergs abfeuern ließ. Ob die beiden Sternenflottenschiffe da etwas dagegenzusetzen hatten?<br />

Nun, zumindest die Defiant-Klasse hatte starke Schilde, aber was würde mit diesem <strong>Sentinel</strong>-<br />

Prototypen passieren? Forschungsschiffe hatten meistens schwächere Schilde... Jans Gedanken<br />

kehrten wieder zu den ursprünglichen Überlegungen zurück, nachdem eine weitere Entladung ihm<br />

beniahe das rechte Ohr abgerissen hatte. Schnell öffnete er den Wartungsschacht und kletterte<br />

hinein. Irgendwo nach ein paar Abzweigungen würde dieser in den Maschinenraum führen, das<br />

hatte er noch im Kopf. Mit einem klickenden Geräusch verriegelten die Magnetschlösser der<br />

Wartungsklappe und Valek krabbelte los. Es würde sicher nicht lange dauern, bis sie hinter ihm her<br />

geklettert waren... Summend aktivierte sich ein Kraftfeld hinter ihm, als die Klappe geöffnet wurde,<br />

und die beiden Soldaten blickten ihm hinterher. Jemand hatte ihm gerade das Leben gerettet!<br />

Sie hatte ihm gerade das Leben gerettet! Jeanettes Finger huschten über die Konsole und aktivierten<br />

überall dort ein Kraftfeld, wo sich Soldaten dem Ex-CO näherten. So schaffte sie einen sicheren<br />

Korridor zum Maschinenraum – auch wenn dieser Korridor im Zick-Zack-Kurs durch die<br />

Wartungsschächte führte. Valek musste zusammen mit McGrath die Kommandofunktionen in den<br />

Maschinenraum leiten, um wieder die Kontrolle zu übernehmen...<br />

= /\ = Ens. Vorin Sermak, SCI der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> = /\ =<br />

= /\ = An Bord der EvenStar, DSZ 2407.031, 14:45 Uhr = /\ =<br />

Getarnt entwich die EvenStar aus dem Hangar der <strong>Sentinel</strong>, um auf ihre Mission zu gehen. Vorin<br />

sah aus dem Fenster und betrachtete zum ersten Mal die vom Kampf mit Spezies 8472 schwer<br />

gezeichnete <strong>Sentinel</strong>. Vielerorts konnte man auf der Hülle die Einschläge der Energiewaffen von<br />

Spezies 8472 sehen, und für Vorin sah es fast wie ein Wunder aus, dass er die <strong>Sentinel</strong> noch in<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

einem Stück im All schweben sehen konnte. Wenn er die Hülle des Schiffs betrachtete, dann<br />

erinnerte ihn die Oberfläche mehr an einen Apfel, der von einem Baum gefallen war und der seit<br />

einigen Tagen für diverse Kleintiere als Nahrung diente, als an eines der modernsten<br />

Forschungsschiffe der Flotte.<br />

Diesmal ist die Sache gut gegangen, aber wer weiß, wie es das nächste Mal ausgeht. Wenn wir<br />

keine Ermittlungserfolge haben, dann könnte es nicht das letzte nicht-friedliche Zusammentreffen<br />

mit denen gewesen sein, dachte Vorin und setzte sich damit selber unter Erfolgsdruck. Er war sich<br />

nicht sicher, ob die <strong>Sentinel</strong> einen weiteren Angriff überstehen würde. Außerdem war er sich im<br />

Klaren darüber, dass bei einem Scheitern der Ermittlungen durchaus mehr als nur das Wohl der<br />

<strong>Sentinel</strong> und ihrer Besatzung auf dem Spiel stand.<br />

Wie er so nachdachte was alles passieren könnte oder müsste, erreichte die getarnte EvenStar das<br />

Trümmerfeld in der Nähe der Tachyonen-Barriere. Das Trümmerfeld, das sich mit konstanter<br />

Geschwindigkeit entlang der Barriere bewegte, ließ darauf schließen, dass es keinen Kampf gegeben<br />

hatte. Die Art und Weise, wie die Trümmerteile sich bewegten, ließen den Schluss zu, dass sich das<br />

zerstörte Objekt unmittelbar vor seiner Vernichtung mit konstanter Geschwindigkeit bewegt hatte<br />

und kein Kampfmanöver geflogen war.<br />

"Also entweder das Schiff ist einfach so auseinandergebrochen, oder irgendjemad hat auf ein Schiff<br />

geschossen, das vermutlich in friedlicher Absicht unterwegs gewesen war", meinte Daniel.<br />

"Warum denkst du, dass das Schiff in friedlicher Absicht unterwegs war? Ich meine gesetzt dem<br />

Fall, dass es wirklich beschossen worden ist und nicht einfach so auseinandergebrochen ist...",<br />

fragte Vorin.<br />

"Naja, schau dir doch die Geschwindigkeit der Trümmer an. Stell dir vor du greifst jemaden an,<br />

zerstörst ihn aber nicht. Die logische Konsequenz wäre doch, dass du fliehst. Wenn du aber fliehst,<br />

dann bestimt nicht nur mit 1/8 Impuls, oder?"<br />

"Das ist ein durchaus logisches Argument", grinste Vorin und fügte hinzu, dass man am Besten<br />

herausfinden sollte, wie das Schiff in den jetzigen Zustand gebracht wurde.<br />

Daniel stimmte zu, und Vorin begann die Trümmer zu scannen. Sehr bald musste Vorin aus seinen<br />

Daten schließen, dass das zerstörte Schiff nicht einfach so, also durch einen Unfall an Bord,<br />

explodiert war, sondern dass irgend jemand auf das Schiff geschossen haben musste.<br />

"Um welche Art von Schiff hat es sich denn gehandelt, Vorin?", wollte Julian wissen.<br />

"Das versuche ich gerade herauszufinden", antwortete Vorin, während Daniel irgendetwas in ein<br />

PADD eintippte.<br />

Vorin versuchte die Schiffsklasse über die Zusammensetzung der Hülle herauszufinden. Dazu<br />

erstellte er ein genaues Profil der Hüllenzusammensetztung, um schließlich die Daten mit den<br />

Informationen über die Zusammensetzung von Schiffshüllen in der Datenbank zu vergleichen.<br />

Schnell stellte sich heraus, dass es sich bei dem zerstörten Schiff um einen Scout der Venture-<br />

Klasse gehandelt haben musste.<br />

"Gut, jetzt sollten wir am Besten noch herausfinden, wer das Schiff zerstört hat", schlug Daniel vor.<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Vorin stellte alle möglichen Scans an, konnte aber die Waffensignatur, die er zweifelsfrei feststellen<br />

konnte, nicht zuordnen.<br />

"Ich habe keine Ahnung warum, aber irgendwie kann ich von hier aus nicht feststellen, was für eine<br />

Waffe für dieses Trümmerfeld verantwortlich ist. Möglicherweise stört die Nähe zum<br />

Tachyonenfeld die Sensoren ein wenig."<br />

"Würde es dir helfen, wenn du einige Trümmerteile aus der Nähe untersuchen könntest?", fragte<br />

Daniel.<br />

"Möglicherweise. Du wärst also einverstanden, wenn ich einige Teile an Bord beame?"<br />

Daniel bejahte dies, und Vorin suchte in den vor der EvenStar schwebenden Trümmern nach<br />

geeigneten Teilen. Nach kurzer Suche hatte er sich ein scheinbar geeignetes Teil ausgesucht und<br />

beamte es in den Frachtraum. Dabei handelte es sich um ein solches Teil, bei dem die verwischte<br />

Signatur der Waffe sehr stark war, also um ein Teil , das dem Einschlag des entscheidenden<br />

Schusses sehr nahe gelegen sein musste.<br />

Kurze Zeit später standen Julian und Vorin gemeinsam mit ihren Tricordern vor dem Teil im<br />

Frachtraum und stellten Untersuchungen aus nächster Nähe an. Dabei entdeckten die beiden eine<br />

Cluster-Aktivität, die darauf hindeutete, dass die Hülle an der betreffenden Stelle enorm hoher<br />

Energie ausgesetzt war. Die Untersuchungen, die nun in diese Richtung weitergingen, brachten<br />

zunächst einmal hervor, dass sich durch die Nähe zur Tachyonenbarriere tatsächlich einige<br />

"Dreckeffekte" eingeschlichen hatten, die zuvor den Scan aus der Entfernung scheitern leißen. Da<br />

glücklicherweise die theoretischen Teilchenphysiker viel Wissen über die Natur von Tachyonen<br />

erarbeitet hatten, war es Julian und Vorin möglich, mit diesen Erkenntnissen die Tricorder so zu<br />

rekalibrieren, dass sie diesen Untergrund ausblendeten.<br />

Nachdem der störende Untergrund von den Tricordern weggefiltert werden konnte, war ganz klar zu<br />

sehen, dass die Cluster-Aktivität durch den Beschuss mit einer Pulsphaserwaffe entstanden sein<br />

musste. Beunruhigend war dabei die Tatsache, dass es sich um eine Intensität gehandelt haben<br />

musste, wie sie normalerweise Pulsphaserwaffen haben, mit denen Schiffe von der Größenordnung<br />

der Galaxy-X-Klasse ausgerüstet sind. Mit dieser Erkenntnis kehrten Julian und Vorin zurück auf<br />

die Brücke, um Daniel zu berichten.<br />

"Wirklich? Das bedeutet, dass ein weiters Schiff hier gewesen sein muss...", meinte Daniel,<br />

nachdem ihm berichtet wurde.<br />

"Und dazu noch ein sehr großes!", fügte Julian hinzu.<br />

"Lässt sich anhand der Signatur feststellen, wie lange es her ist, dass der Scout zerstört wurde?",<br />

fragte Daniel.<br />

"Leider nicht. Die Nähe zur Tachyon-Barriere hat die Signatur bereits so verändert, dass eine<br />

genaue Datierung unmöglich geworden ist", antwortete Julian.<br />

"Aber es gibt eine andere Methode...", warf Vorin ein, "Es besteht die Möglickeit, dass wir aus der<br />

Bewegung der Trümmer, die sich ja mit einer bestimmten Geschwindigkeit voneinander entfernen,<br />

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A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

zurückrechnen können, zu welchem Zeitpunkt die Trümmer sich an ein und dem selben Ort, also<br />

sprich noch als ganzes Schiff befunden haben."<br />

"Fein, dann sollten wir damit sofort beginnen. Außerdem sollten wir die nähere Umgebung<br />

absuchen. Vielleicht finden wir ja etwas", ordnete Daniel in der Hoffnung, dass die Täter noch nicht<br />

all zu weit entfernt waren, an.<br />

Während Vorin die Scanner so programmierte, dass sie ein möglichst großes Gebiet absuchen<br />

konnten, ermittelte Julian, dass der Angriff etwa 3 Stunden in der Vergangenheit liegen musste.<br />

Währenddessen konnte Vorin ein keines Signal auf seinem Bildschirm erkennen.<br />

"Daniel, eventuell habe ich hier etwas entdeckt! Es ist zwar nur ein kleines Signal, wie es<br />

normalerweise von Objekten der größe eines kleinen Meteors erzeugt wird, allerdings bewegt es<br />

sich ganz und gar nicht so. Möglichweise ist es ein getarntes Schiff."<br />

"Dann lass uns langsam und vorsichtig Kurs auf das Objekt nehmen. Nur passive Scans. Nicht das<br />

wir noch entdeckt werden."<br />

Langsam näherte sich die EvenStar dem Objekt, das die Sensoren ausfindig gemacht hatten. Die<br />

aktiven Scanelemente wurden von Vorin deaktiviert, so dass die Chance auf Entdeckung der<br />

EvenStar minimiert wurde. Zwar war nun die Wahrscheinlichkeit, entdeckt zu werden und<br />

möglichweise das selbe Schicksal wie das Schiff der Venture Klasse zu erleiden, relativ gering,<br />

allerdings war die Menge an Information, die man nun erhalten konnte, ebenfalls recht gering.<br />

Die Menge an Information war sogar so gering, dass Vorin noch nicht einmal erkennen konnte, wie<br />

groß das getarnte Schiff war, neben dem die ebenfalls getarnte EvenStar nun herflog. Es war<br />

lediglich zu erkennen, dass sich ein getarntes Schiff auf Schleichfahrt befand, um so wenig Energie<br />

wie möglich zu emittieren. Das ließ zwei Schlüsse zu:<br />

Entweder es handelte sich wirklich um ein riesiges Schiff, das bei seiner Größe einfach nicht<br />

weniger Energie emittiern konnte, oder es handelte sich "nur" um ein kleines, veraltetes Schiff, das<br />

hoffnungslos überbewaffnet war und das aufgrund seines Alters nicht in der Lage war, seine<br />

Signatur komplett zu verbergen.<br />

Vorin schilderte Daniel das Dilemma und fragte an, wie er nun vorgehen sollte.<br />

Daniel antwortete, dass auf keinen Fall aktive Scanmethoden angewandt werden durften, die die<br />

EvenStar verraten konnten. Lieber sollte man dem schleichenden Schiff folgen und warten, bis es<br />

einen Fehler machen würde.<br />

Da meldete sich Julian zu Wort: "Naja, wenn wir keine aktiven Scans durchführen sollen, die uns<br />

verraten könnten, warum führen wir dann nicht solche durch, die uns nicht verraten?"<br />

"Wie meinst du das?", fragte Vorin.<br />

"Naja, wir befinden uns immer noch im Einflussgebiet des Tachyonenfeldes. Es ist mit Sicherheit<br />

möglich, Scans so durchzuführen, dass die duch den Einfluss der Tachyonen verwischt werden."<br />

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"Du meinst also, dass wir eine Methode anwenden, dass der Scan so aussieht wie eine Schwankung<br />

im Tachyonenfeld?", fragte Daniel.<br />

"Genau das meine ich!", erwiderte Julian.<br />

Daniel sah Vorin an und ohne etwas sagen zu müssen erklärte dieser, dass er sich sofort an die<br />

Arbeit machen würde.<br />

Nach etwa einer halben Stunde der mühsamen Rekalibrierung von den Teilen der Scannerphalanx,<br />

die für den Versuch geeignet zu sein schienen, startete Vorin den Versuch.<br />

Im ersten Moment hielten alle den Atem an, denn niemand wusste zu 100%, ob diese Methode<br />

wirklich unauffällig genug sein würde. Da sich aber nach einigen Sekunden keine Änderung des<br />

Status des zu beobachtenden Objekts abzeichnete, war man sich einig, dass das andere Schiff nichts<br />

gemerkt hatte, und Vorin blickte auf seinen Bildschirm, um zu sehen, um welche Art von Objekt es<br />

sich handelte...<br />

=/\= Lt. Daniel Sheridan, XO der <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= An Bord der EvenStar, SD 2407.031, 1455 =/\=<br />

Endlich zeichnete sich ein genaueres Bild des fremden Schiffes ab. Es mochte zwar über eine<br />

Standard-Tarnvorrichtung verfügen, aber diese funktionierte derzeit anscheinend nicht. Nein, man<br />

hatte das Schiff in den so genannten "Schleichfahrt-Modus" versetzt, der früher, als<br />

Tarnvorrichtungen noch Science Fiction waren, häufig eingesetzt worden war. Das Schiff emittierte<br />

dabei so wenig Energie, dass diese im Hintergrundrauschen des Alls unterging. Zusätzlich vefügte<br />

dieses Exemplar auch noch über eine speziell beschichtete Hülle, welche genaue Scans erst ab einer<br />

gewissen Nähe zuließ. Optisch war es auch eher schwer zu erkennen, da die Außenhülle eine<br />

schwarze Farbe hatte.<br />

Aber jetzt erschien das Bild des Schiffes auf dem Monitor: es handelte sich um das selbe Modell,<br />

das schon vor Kurzem, als die <strong>Sentinel</strong> und ihre Begleiter in den Flüssigraum gewechselt waren,<br />

kurz auf den Sensoren aufgetaucht war. Da es keine Übereinstimmung mit der Freund-Feind-<br />

Datenbank der Sternenflotte gab, musste es sich um einen Prototyp handeln. Besonders groß war es<br />

nicht, aber man konnte zwei Vorrichtungen auf der Untertasse erkennen, die ziemliche Ähnlichkeit<br />

mit Pulsphaserkanonen hatten...<br />

Vorsichtig steuerte Sheridan die Star mit minimalen Korrekturstößen am Schiff vorbei. Ein größeres<br />

Trümmerstück, das an ihnen vorbeitrieb, bot zusätzlich Deckung, falls man doch die Schubstöße der<br />

RCS-Düsen entdecken würde. Während sie an der Untertassensektion vorbeitrieben, bemerkte<br />

Daniel eine starke telepathische Präsenz. Zwar kannte er diese Person nicht, dennoch kam sie ihm<br />

etwas vertraut vor... So plötzlich die Präsenz aufgetaucht war, so plötzlich verschwand sie auch<br />

wieder. Dennoch kam ihm das ganze sehr merkwürdig vor...<br />

"Etwas passiert auf dem Schiff!", rief Vorin von der Wissenschaftskonsole herüber.<br />

"Ja, sie leiten Energie in die Systeme", erwiderte Julian.<br />

"Vicky, schicke eine geraffte Nachricht an die <strong>Sentinel</strong>. Sie sollen sich auf einen möglichen Angriff<br />

gefasst machen."<br />

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"Aye", bestätigte sie und führte den Befehl aus.<br />

"Energiepegel bei 100 %. Sie setzen sich in Bewegung!"<br />

"Wir hängen uns an sie ran. Festhalten!"<br />

Daniel schob den Schubregler nach vorne und zog am Steuerknüppel. Die EvenStar machte einen<br />

Satz und stieg nach "oben", über das andere Schiff hinweg. Dann setzte sich die Jacht hinter das<br />

Schiff - dessen Name "LaNinia" nun durch Scheinwerfer beleuchtet wurde - und verfolgte es. Ja, es<br />

handelte sich definitiv um Pulsphaserkanonen, deren Energieoutput plötzlich sprunghaft<br />

angestiegen war. Man machte sich also zum Angriff bereit!<br />

Mit vollem Impuls raste die LaNinia durch die Bojenbarriere und bremste dann hart ab. Die ersten<br />

beiden Schüsse aus den Kanonen trafen die bereits angeschlagene Indianapolis, doch deren Schilde<br />

konnten einen Großteil der Energie absorbieren. Dennoch würden auch Schilde einer Defiant-<br />

Klasse nicht lange dem Feuer dieser machtigen und extrem überdimensionierten Waffen standhalten<br />

können. Die LaNinia drehte ab und versuchte sich aus dem Schussbereich der Indianapolis zu<br />

bringen. Doch diese spielte ihren Vorteil bei der Wendigkeit aus und ging auf einen Abfangkurs.<br />

Jetzt hatte man auch auf der <strong>Sentinel</strong> reagiert und feuerte mit der neuen Achtern-Phaserbank auf das<br />

feindliche Schiff. Dessen schilde flackerten kurz auf, als sie die Energie absorbierten, dann schlug<br />

die LaNinia einen Haken, dem man dem Schiff gar nicht zugetraut hätte, und es griff von "oben" die<br />

Topp-Schilde der <strong>Sentinel</strong> mit ihren normalen Phasern an.<br />

"Die Kanonen brauchen eine gewisse Zeit, bis sie wieder aufgeladen sind. Daraus sollten wir einen<br />

Vorteil ziehen können", sagte Vorin und deutete auf eine Energieanzeige.<br />

"Wie lange, bis sie volle Energie haben?", fragte Daniel und machte die Star für einen Angriff klar.<br />

"Noch etwa zwanzig Sekunden", antwortete der Vulkanier.<br />

"Gut... Tarnvorrichtung deaktivieren und Offensivsysteme laden!"<br />

Es mochte irgendwie witzig aussehen, als die LaNinia - etwas kleiner als die Indianapolis - von<br />

einer Defiant und einem sich gerade enttarnenden Schiff der Jacht-Klasse verfolgt wurde. Während<br />

die oberen Phaserbanken der <strong>Sentinel</strong> die Topp-Schilde des feindlichen Schiffes unter Feuer<br />

nahmen, feuerten die Pulsphaser der Indianapolis und zwei Mikrotorpedos der Star auf die<br />

Achternschilde. Selbst wenn das Schiff stärkere Schilde haben mochte, einem Dauerbeschuss von<br />

drei Verteidigern konnten auch sie nicht lange standhalten.<br />

"Die Kanonen sind voll geladen!", rief Julian.<br />

"Sie werden sich gleich in eine Angriffsposition bringen wollen", setzte Vorin hinzu.<br />

"Braxx an EvenStar! Bleiben sie hinter ihnen und feuern sie weiter auf ihre Achternschilde! Wir<br />

kümmern uns um die Pulsphaser!", schallte die Stimme des COs der Indianapolis aus dem Kom.<br />

"Verstanden, Captain. Viel Glück!"<br />

Gerade, als die LaNinia die richtige Angriffsposition erreicht hatte und die Kanonen Plasma in die<br />

Abstrahlöffnungen leiteten, brach die Anzeige über den Energieoutput ein und das feindliche Schiff<br />

deaktivierte die Waffen. Die Indianapolis schob sich zwischen die <strong>Sentinel</strong> und dem anderen Schiff<br />

und richtete ihrerseits die Waffen auf die LaNinia.<br />

"Was ist denn jetzt los?", fragte Julian kopfschüttelnd.<br />

"Sie haben den Angriff unterbrochen... Energie wird in ihr Antriebssystem geleitet!", antwortete<br />

Vorin.<br />

"Versteht das einer? Wieso geben die so plötzlich auf?", fragte Daniel und hängte die EvenStar an<br />

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die flüchtende LaNinia.<br />

"Vielleicht haben sie eingesehen, dass sie unterlegen sind?", erwiderte Gartner nachdenklich.<br />

"Oder es gab einen Machtwechsel auf der Brücke", meinte Sermak.<br />

In etwa 50.000 Kilometer Entfernung von der <strong>Sentinel</strong> stoppte das Schiff und mit ihr die Star.<br />

Sheridan brachte die Jacht außer Reichweite der Waffen und ging in eine Parkposition.<br />

"Daniel, die Sensoren zeigen an, dass der Selbstzerstörungsmodus aktiviert wurde!", rief Vorin.<br />

"Selbstzerstörung? Wollen sie einer Verhaftung und einem Kriegsgerichtsprozess entgehen?"<br />

"Wenn, dann aber nicht alle... seht mal!" Julian deutete aus dem Frontfenster.<br />

Kleine Objekte lösten sich von der Untertasse und der Antriebssektion. Wie ein Bienenschwarm<br />

sammelten sich die Rettungskapseln und flogen mit einem eigenen Antriebssystem davon.<br />

Gleichzeitig konnte man viele Personen in Raumanzügen entdecken, die das Schiff über die<br />

Schuttlerampe und zwei Schleusen verließen. Alle nahmen Kurs auf die beiden<br />

Sternenflottenschiffe und auf den Notruffrequenzen kamen Meldungen über eine Kapitulation<br />

herein.<br />

Dann detonierte das Schiff... ein gleißender Feuerball breitete sich aus und die Schockwelle traf die<br />

Star fast unvorbereitet. Auch die fliehende Besatzung wurde teilweise getroffen. Sheridan<br />

stabilisierte die Jacht wieder und gab ein wenig Schub auf die Treibwerke, um einem Trümmerteil<br />

auszuweichen. Währenddessen waren die <strong>Sentinel</strong> und die Indianapolis heran und kümmerten sich<br />

um die schiffbrüchigen Besatzungsmitglieder der LaNinia. Durch die Schockwelle hatte es einige<br />

Tote und Verletzte gegeben, da hatten also die CMOs beider Schiffe einiges zu tun. Die Crew der<br />

EvenStar untersuchte noch die Trümmer, doch die Explosion hatte alle Spuren, die auf die Herkunft<br />

des Schiffes deuten könnten, vernichtet...<br />

=/\= An Bord der <strong>Sentinel</strong>, etwas später =/\=<br />

Toni hatte die großen Frachträume zusammenschalten lassen und benutzte sie nun als Notlazarett.<br />

Überall lagen mehr oder weniger Verletzte Personen auf eiligst replizierten Feldbetten herum.<br />

Medizinisches Personal huschte hin und her. Diagnosen wurden gestellt. Eben der ganz normale<br />

Wahnsinn nach einer Katastrophe...<br />

„Ah, da sind sie ja, Lieutenant. Ich habe da etwas gefunden, das sie sicher interessieren wird“,<br />

empfing ihn der CMO.<br />

„Was ist es denn?“, fragte Daniel.<br />

Columbi gab ihm keine Antwort, sondern zog ihn hinter sich her zu einem der größeren<br />

Untersuchungstische.<br />

„Wer ist das?“, fragte der XO und blickte auf das angekohlte Gesicht einer Frau.<br />

„Vielleicht jemand, den sie kennen... kommen sie, sehen sie!“<br />

Toni deutete auf den medizinischen Monitor, den man an der Wand angebracht hatte. Sheridans<br />

medizinische Kenntnisse beschränkten sich auf Erste-Hilfe-Maßnahmen, die jeder Offizier einmal<br />

im Jahr auffrischen musste, deshalb verstand er nicht, was da vor ihm vorbeiflimmerte.<br />

„Das hier ist das genetische Muster dieser jungen Frau“, er deutete auf die Tote, „Es weist ein sehr<br />

interessantes Merkmal auf: sie ist ein Mischling aus Mensch und Romulaner.“<br />

„Das ist heutzutage doch nichts ungewöhnliches mehr, Doc.“<br />

293


A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

„Da haben sie recht, Lieutenant. Aber sehen sie mal genauer auf diese Struktur...“ Toni deutete auf<br />

einen Genstrang.<br />

„Ja, und? Was sehe ich da?“<br />

„Das hier“, er rief ein weiteres Genom auf, „ist ihres. Sehen sie das?“<br />

Daniel sah nichts besonderes. Erst als Toni beide Darstellungen übereinanderlegte. Sie waren<br />

Deckungsgleich.<br />

„Heißt das, sie ist eine Verwandte von mir?“<br />

„Es stimmen viele Allele mit den ihren überein, Lieutenant. Wenn diese Anzeigen richtig sind –<br />

wovon ich ausgehe – dann ist sie ein sehr naher Verwandter. Der Computer hat übrigens noch eine<br />

weitere Übereinstimmung mit einer anderen Person gefunden.“<br />

Nachdenklich blickte der Texaner auf den Bildschirm und beobachtete, wie Toni eine weitere<br />

Darstellung eines Genoms aufrief. Als er diesen über einen anderen Teil der Frau legte, stimmte<br />

auch dieser überein. Trotzdem verstand er nicht auf Anhieb, was der Doc ihm sagen wollte. Wie<br />

nah konnte sie denn mit ihm verwandt sein? Er kannte sie nicht, dennoch hatte er irgendwie das<br />

Gefühl, sie irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Als er wieder zurück auf den Monitor blickte,<br />

musste er zweimal hinsehen, als er den Namen gelesen hatte, der dort neben der zweiten Darstellung<br />

stand.<br />

„Was?! Wie... wie ist das möglich?“, fragte er und blickte den CMO an.<br />

„Ich glaube, sie wissen selbst, wie das funktioniert. Ein Mann, eine Frau, ein Bett...“<br />

„Doktor!“<br />

„Entschuldigung. Ich habe sie noch einmal gescannt und in ihrem Organismus Chronotonpartikel<br />

festgestellt. Vor nicht all zu langer Zeit musste sie sich diesen ausgesetzt haben.“<br />

„Eine Zeitreise?“<br />

„Möglich. Das würde vielleicht ihr Alter erklären und die Tatsache, dass sie jetzt eigentlich nicht<br />

existieren dürfte.“<br />

„Aber weshalb ist sie dann zurückgereist?“<br />

„Das kann ich ihnen nicht beantworten, Lieutenant. Hier ist ein kleines Kästchen, das sie bei sich<br />

hatte. Vielleicht kann es ihnen einige Antworten liefern.“<br />

„Danke, Doktor“, murmelte Daniel, nahm das kleine Kästchen an sich und machte sich auf den Weg<br />

ins "Jims".<br />

Auf diesen Schrecken musste er erstmal etwas trinken...<br />

=/\= Cpt. Bring, CO <strong>USS</strong> <strong>Sentinel</strong> =/\=<br />

=/\= Brücke 2407.031, 1500 =/\=<br />

Was war das für eine komische Taktik? Erst angreifen und sich dann selbst zerstören? Ich lehnte<br />

mich in meinem Sessel zurück und seufzte.<br />

„TAC, nehmen sie die Schilde wieder runter und geben sie der Sicherheit bescheid. Sie soll<br />

schnellstmöglichst Notquartiere auf Deck 23 einrichten. Am besten legen sie die Frachträume<br />

zusammen, dann sind die Gefangenen leichter zu überwachen. Brücke an Krankenstation: schicken<br />

sie sofort ein großes Team in die Transporterräume auf Deck 23. In einem Frachtraum richten sie<br />

ein Notlazarett ein, in dem leicht verletze behandelt werden können.“<br />

„Aye aye, aber warum das Ganze?“, fragte Toni verwundert.<br />

„Wir werden die Crew des zerstörten Schiffes aufnehmen. Wir sind ja schließlich keine<br />

294


Unmenschen.“<br />

A <strong>Powerful</strong> <strong>Friend</strong>, <strong>But</strong> A <strong>Terrible</strong> <strong>Enemy</strong> – Part I<br />

Genervt stand ich auf und ging auf der Brücke auf und ab. Das war natürlich das, was ein CO sich<br />

immer wünschte. Das Schiff nur noch durch Kaugummi zusammen gehalten und die Frachträume<br />

voller Gefangener, von denen man noch nicht einmal wusste, zu welcher Organisation sie eigentlich<br />

gehörten.<br />

Langsam beruhigte ich mich wieder und ging in meinen Bereitschaftsraum.<br />

=/\= Bereitschaftsraum =/\=<br />

Mit einem lauten Seufzer ließ ich mich in meinen Sessel fallen. Langsam wurden die eintrudelnden<br />

Schadensberichte weniger und nach kurzer Zeit wurden diese dann Komplett von den Berichten der<br />

Krankenstation abgelöst. Zum Glück waren nur wenige tot und schwer verletzt und so stiegen meine<br />

Hoffnungen, vielleicht doch noch ein paar Informationen von den überlebenden zu bekommen.<br />

Auf einmal betätigte jemand das Türsignal. Nach meinem „Herein“ betrat Brian Connel den Raum.<br />

Schon anhand seines Gesichtes konnte man sehen, dass er bei seinen Ermittlungen Erfolg gehabt<br />

haben musste.<br />

„Lars, ich habe etwas gefunden, das unsere 8472 Freunde bestimmt interessiert.“<br />

Gespannt schaute ich ihn an und noch bevor ich fragen konnte, was es denn sei, schmiss er mir ein<br />

Padd entgegen.<br />

„Ich kann dir leider nicht sagen was drauf ist, aber es war sehr gut versteckt, also denke ich es<br />

werden wichtige Informationen sein. Mir ist bis jetzt noch schleierhaft, warum der Spion das<br />

aufgehoben hat. Es würde mich nicht wundern, wenn es seine Lebensversicherung war.“<br />

„Gut gemacht Brian, ich werde mich sofort mit den 8472 in Verbindung setzen. Ich möchte, dass du<br />

heraus findest, wer von den Gefangenen im Frachtraum am meisten weiß, was bei denen überhaupt<br />

vor sich geht. Ich will endlich wissen, mit wem wir es zu tun hatten.“<br />

Mit einem nicken verließ Brian den Raum wieder und ich schaute mir das Padd an. Die Zeichen<br />

sahen sehr komisch aus und ich versuchte erst gar nicht, irgendetwas heraus zu bekommen und so<br />

tippte ich kurze Zeit später auf meinen Kommunikator.<br />

„Lukas, ich möchte, dass du mit Hilfe des Deflektors den Impuls sendest, den die 8472 uns<br />

übermittelt haben. Hinten dran hängst du die Zeichenfolge, die ich dir auf deine Konsole übermittelt<br />

habe. Ich denke, unsere Freunde werden damit etwas anfangen können. Sollte es eine Antwort<br />

geben, leite sie bitte direkt zu mir.“ Lukas bestätigte meinen Befehl und kurze Zeit später konnte ich<br />

auf meinem Display sehen, wie ein Deflektorstoß gesendet wurde.<br />

Ich stand auf und ging zum Replikator, um mir einen Tee zu replizieren, als meine Konsole<br />

plötzlich piepte. Unsere 8472-Freunde hatten anscheinend kein Problem, diesen Datensatz zu<br />

entschlüsseln und so war er recht schnell wieder bei mir.<br />

--- Nachricht Start ---<br />

Wie es scheint, haben wir hier verbündete, mein Lord. Eine Organisation namens Dark Templar.<br />

Sie haben einige Stellen der höchsten Gremien unterwandert und es gelang ihnen sogar fast, das<br />

Treffen mit den Diplomaten zu verhindern. Die einzelnen Namen der Personen, die im<br />

Sternenflottenkommando sitzen, habe ich unten Aufgeführt. Sie könnten recht gute Ansprechpartner<br />

sein; allerdings wird mir diese Liste auch meine Rückreise in den Flüssigraum erleichtern. Ich<br />

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möchte meine Informationen jetzt nicht alle hier nieder schreiben. Den Rest werden sie erfahren,<br />

wenn ich wieder bei ihnen bin, mein Lord.<br />

--- Nachricht Ende ---<br />

Erstaunt schaute ich auf die liste der Namen. Einige hochrangige Mitglieder des SFCs schienen zu<br />

dieser Organisation zu gehören und so musste ich aufpassen, mit wem ich mich in Kontakt setzte,<br />

wenn ich den Bericht über diese Mission abgeben würde. Am besten wäre es vermutlich, wenn ich<br />

ihn höchstpersönlich dem DSFC in die Hand drücken würde.<br />

Da ich für den Moment nichts anderes zu tun hatte, fing ich schon einmal mit einer Rohfassung des<br />

Berichtes an, bis mein Kommunikator sich meldete:<br />

„Connel an Bring. Ich habe von den Crewmitgliedern erfahren, dass es noch eine Person gibt, die<br />

die Informationen hat, die wir suchen. Allerdings will diese nicht freiwillig zu ihnen.“<br />

„Dann machen sie ihm doch mal unmissverständlich klar, dass er nicht in der Lage ist, Forderungen<br />

zu stellen. Und zur Not beamen sie ihn hier rein.“<br />

Kurze Zeit später passierte dann das, was ich eigentlich am wenigsten erwartet hatte. Brian, zwei<br />

Sicherheitsleute und ein LtCmdr., wie man zumindest von den Rangabzeichen vermuten konnte,<br />

materialisierten vor meinem Schreibtisch. Schnell dunkelte ich das Licht ab und legte einen<br />

Handphaser sowie ein Padd auf den Schreibtisch.<br />

„Hier ist er, Lars, aber ich bezweifle, dass du etwas aus ihm heraus bekommen wirst.“<br />

Brian zerrte den Mann auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch und setze sich neben ihn.<br />

„So, sie sind also einer der Männer, die mir sagen können, was sie eigentlich hier suchen.<br />

Interessant. Vielleicht möchten sie mir erst mal ihren Namen nennen.“<br />

Der Mann würdigte mich mit keinem Blick.<br />

„Also Brian, wie ist sein Name?“<br />

„Er heißt LtCmdr. Karath. Laut meinen Informatioenen ist er der einzige Überlebende, der<br />

überhaupt etwas mehr weiß als den Namen der Organisation.“<br />

„Also gut, LtCmdr., sagen sie mir nun etwas, das uns weiter bringt?“<br />

Der LtCmdr. hob seinen Blick und schaute mich verachtend an.<br />

„Nie werde ich ihnen sagen, was ich weiß! Auch wenn es nicht viel ist, so werde ich wenigstens<br />

dieses Geheimnis schützen!“<br />

Ich lehnte mich nach vorne und erwiderte ihm einen eiskalten Blick. Dann schob ich das Padd zu<br />

ihm.<br />

„Würden sie Bitte lesen, was dort drauf steht?“<br />

Der LtCmdr. nahm das Padd und machte große Augen, dann fing er langsam an zu lesen.<br />

„'Während eines Kampfes kurz vor dem Rückflug in Richtung Sol-Sektor wurde der Flottenverband<br />

von einem Schiff angegriffen, das während der Kampfhandlungen zerstört wurde. Es gab keine<br />

Überlebenden.' Sehr schöner Text, Captain, aber was haben sie vor?“<br />

„Das wissen sie noch nicht? Ich werde den Bericht so an das SFC schicken.“<br />

Alle im Raum schauten mich mit großen Augen an. Besonders Brian, der sofort einhakte.<br />

„Captain, das können sie doch nicht tun!“<br />

LtCmdr. Karath schien wieder etwas ruhiger zu werden.<br />

„Ihr Sicherheitsmann hat Recht. Dafür müssten sie alle von uns töten und ihre Crew müsste lügen!“<br />

„Um meine Crew machen sie sich mal keine Sorge, LtCmdr., die ist mir treu untergeben und ist<br />

sicherlich froh, wenn wir die Personen zur Rechenschaft ziehen, die uns beinahe unser Leben<br />

genommen haben.“<br />

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Nach diesen Worten nahm ich den Phaser, der auf dem Tisch lag, und hielt ihn dem LtCmdr. vors<br />

Gesicht.<br />

„Also entweder sie sagen mir jetzt, was sie wissen, oder sie sind der erste der dran glauben muss.“<br />

„Sie bluffen doch nur!“<br />

„Ach wirklich?“<br />

Langsam legte ich den Daumen auf den Knopf zum Abdrücken und ich sah die Schweißperlen an<br />

Karaths Stirn hinunter laufen.<br />

„Ok ok, ich sag ihnen was ich weis! Also, unser Schiff gehörte einer Untergrundorganisation mit<br />

dem Namen Dark Templar an. Wir wurden hierher geschickt um zu verhindern, dass die Föderation<br />

für uns zu stark werden könnte. Was hier alles geschah würde sie eh nur langweilen. Ich kann ihnen<br />

nur soviel sagen: wir verkehren mit unseren Leuten in ihren höchsten Kreisen, und auch wenn sie<br />

die Leute dort erwischen, werden sie es schwer haben. Es sind einfach zu viele, sie werden nie alle<br />

finden.“<br />

„Na wenigstens etwas. Wenn sie mir jetzt noch sagen, wo genau sie zu dieser Organisation gestoßen<br />

sind, werde ich ein gutes Wort für sie bei der Gerichtsverhandlung einlegen.“<br />

„Auf einer Asteroidenbasis, die von vielen Galgenvögeln und Verstoßenen angeflogen wird. Ich<br />

bezweifle, dass die Sternenflotte überhaupt von ihrer Existenz weiß. Darf ich jetzt wieder gehen?“<br />

Ich nickte und Brian verließ mit ihm den Raum.<br />

Nun hatte ich also genug Informationen für einen ordentlichen Bericht an das SFC und die Crew<br />

hatte sich einen Urlaub verdient. Und so tippte ich auf meinen Kommunikator:<br />

„Bring an NAV: nehmen sie Kurs auf Risa, es gibt eine Runde Landurlaub für alle!“<br />

Mit diesen Worten lehnte ich mich entspannt zurück und trank genüsslich meinen Tee zu Ende.<br />

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