amz_2011_06
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Die Kundenansprüche steigen<br />
_ Wir sprachen mit Dipl.-Ing. Michael Zierau, Referatsleiter<br />
Technik beim ZKF, wie der Verband die Situation der Werkstätten<br />
und Lackierbetriebe einschätzt und ob die Betriebe den<br />
künftigen technologischen und betriebswirtschaftlichen<br />
Herausforderungen gewachsen sind.<br />
Das Gespräch führte Peter Rodenbüsch.<br />
<strong>amz</strong>: Sind die Kundenansprüche an die<br />
Werkstätten gewachsen?<br />
Zierau: Beim Kauf eines neuen Fahrzeuges<br />
achtet der Kunde in den seltensten Fällen<br />
auf die Qualität der Lackierung. Kleinere<br />
Farbunterschiede, nicht schön verlaufende<br />
Oberflächen und teilweise fehlender<br />
Farbauftrag in Problemzonen werden akzeptiert<br />
beziehungsweise nicht gesehen.<br />
Anders verhält es sich im Reparaturfall.<br />
Häufig erkennt der Kunde nur an der lackierten<br />
Oberfläche die Qualität der Arbeit,<br />
sieht aber nicht wie es darunter aussieht.<br />
Bezüglich der Reparaturlackierung<br />
ist er in vielen Fällen überkritisch.<br />
<strong>amz</strong>: Welche Voraussetzungen müssen<br />
die Betriebe aufgrund moderner Lackiermethoden<br />
erfüllen?<br />
Zierau: Die Technik des Lackierens ändert<br />
sich ständig mit neuen oder verbesserten<br />
Materialien. Spezielle Anforderungen werden<br />
an moderne Spritzpistolen gestellt,<br />
an eine staubfreie Spritzkabine mit entsprechendem<br />
Luftdurchsatz und die Art<br />
der Trocknung. Besonderes Augenmerk<br />
wurde in den letzten Jahren angesichts<br />
steigender Energiekosten auf die Einsparpotentiale<br />
im Bereich der Lacktrocknung<br />
gelegt. Ob sich der Unternehmer für eine<br />
konventionelle Trocknung mit zusätzlicher<br />
Luftzufuhr oder für Infrarot-Trocknung<br />
oder für UV-Trocknung entscheidet, ist<br />
letztlich ihm selbst überlassen. Ziel aller<br />
Verfahren ist es, Energie zum Trocknen<br />
so gezielt aufzubringen, dass damit eine<br />
kurze Trocknungszeit ermöglicht wird, der<br />
Durchlauf in der Lackierkabine erhöht und<br />
Energiekosten reduziert werden.<br />
<strong>amz</strong>: Können Sie noch weitere Beispiele<br />
nennen?<br />
Zierau: Weitere Einsparpotenziale gibt es<br />
durch Prozessoptimierung. So muss eine<br />
möglichst gute Abstimmung zwischen der<br />
Karosserieabteilung, der Lackvorbereitung<br />
und dem eigentlichen Lackierprozess stattfinden,<br />
um effiziente Reparaturdurchläufe<br />
zu ermöglichen. Betriebswirtschaftliche<br />
Beratung ist hierbei in vielen Fällen hilfreich.<br />
Dabei muss der Betriebsinhaber<br />
stets die Relation zwischen der Durchführung<br />
einer Investition und der Amortisierung<br />
im Auge behalten, denn Investitionsentscheidungen<br />
sind abhängig von der<br />
Betriebsgröße und dem Durchsatz an Aufträgen.<br />
Größere Betriebseinheiten sind sowohl<br />
im Karosserie- als auch im Lackierbereich<br />
in den nächsten Jahren zu erwarten,<br />
damit rentabel gearbeitet werden kann.<br />
<strong>amz</strong>: Mit welchen Mitteln ließe sich die<br />
Auftragslage in den Werkstätten weiter<br />
verbessern?<br />
Zierau: Ein Spezialthema ist die so genannte<br />
Spot- und Smart-Repair. Darunter<br />
versteht man das kostengünstige Ausdrücken<br />
von kleinen Dellen wie zum Beispiel<br />
Hagelschäden ohne Lackieren. Dazu<br />
gehört auch die kleinflächige Lackierung<br />
von kleinen Kratzern oder Dellen mit<br />
Sprühpistole oder Spraydose. Hier haben<br />
sich in den letzten Jahren deutliche qualitative<br />
Verbesserungen<br />
der eingesetzten Systeme<br />
ergeben.<br />
<strong>amz</strong>: Müssen sich die<br />
Betriebe vermehrt auf<br />
Kunststoffreparaturen<br />
spezialisieren?<br />
Zierau: Kunststoffteile<br />
sind immer häufiger<br />
Bestandteil der Fahrzeugkarosserie.<br />
Sowohl<br />
bei der Kunststoffreparatur<br />
als auch der<br />
Kunststofflackierung ist<br />
die Entwicklung in den<br />
letzten Jahren schnell<br />
fortgeschritten. Kunststoffreparatursysteme<br />
bieten zwischenzeitlich<br />
viele namhafte Hersteller<br />
an. Diese Art<br />
der Instandsetzung ist<br />
auch nach Auffassung<br />
des Allianz Zentrums<br />
für Technik (AZT) sachgerecht.<br />
Und das in der<br />
Vergangenheit nicht<br />
selten beobachtete<br />
Problem der schlechten<br />
Haftfähigkeit von<br />
Lackmaterialien auf<br />
Kunststoffteilen konnte<br />
durch neue Produkte<br />
gelöst werden. Gute Erfahrungen<br />
hat der ZKF-<br />
Ausschuss Oberflächen-<br />
Michael Zierau ist Referatsleiter<br />
Technik beim ZKF.<br />
Foto: ZKF<br />
technik und Fahrzeuglackierung in letzter<br />
Zeit im Testbetrieb zum Beispiel mit den<br />
Haftvermittlern der Firma Polysil und verschiedener<br />
Lackhersteller gemacht.<br />
<strong>amz</strong>: Herr Zierau, vielen Dank für das Gespräch<br />
<strong>amz</strong> - auto | motor | zubehör Nr. 6-<strong>2011</strong> 31