50 Jahre St.-Joseph-Kirche Taufbaum 2011-2012 - St. Otger
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Schwerpunkt-Thema<br />
Katechese – Lernst du noch<br />
oder glaubst du schon?<br />
Viele fragen sich heute: Wie können wir Menschen<br />
für den Glauben gewinnen?<br />
Oft wird dann gefordert, in der Sakramentenvorbereitung<br />
und im Religionsunterricht müssten<br />
bessere und interessantere Angebote<br />
gemacht werden. Oder: Es fehle an Glaubenswissen.<br />
Früher, als der Katechismus noch auswendig<br />
gelernt wurde, da sei die Welt noch in<br />
Ordnung gewesen. Viele ältere Menschen aber<br />
bekennen: Sie hätten als Kind mehr Angst vor<br />
dem Rohrstock gehabt, als Freude am Glauben.<br />
Der große Konzilstheologe Karl Rahner sagte<br />
schon vor einigen Jahrzehnten: „Religiöse<br />
Erziehung bleibt Dressur, wenn Menschen keine<br />
eigenen Glaubenserfahrungen gemacht haben.“<br />
Dressur hat wenig mit Freiheit und Freude zu<br />
tun. Doch nur in Freiheit und mit Freude kann<br />
das Leben gelingen. Und dies ist das Ziel der Katechese.<br />
Die Würzburger Synode hat es schon<br />
in den 70-er <strong>Jahre</strong>n so formuliert: „Das oberste<br />
Ziel des katechetischen Wirkens besteht darin,<br />
dem Menschen zu helfen, dass sein Leben gelingt,<br />
indem er auf den Zuspruch und den Anspruch<br />
Gottes eingeht.<br />
Zunächst muss ich den Zuspruch Gottes kennen<br />
lernen – von seiner Liebe erfahren. Wenn ich<br />
mich darauf einlassen kann, dann werde ich<br />
mein Leben entsprechend gestalten und den<br />
Anspruch Gottes erfüllen. Dann kann mein<br />
Leben gelingen.<br />
Man kann den Glauben zwar kennen lernen und<br />
Glaubensvollzüge wie Beten oder Gottesdienstfeiern<br />
nachahmen. Aber glauben lernen kann<br />
man nicht – wie man auch nicht lernen kann,<br />
einen Menschen zu lieben. Man muss schon<br />
seine persönlichen Erfahrungen machen. Und<br />
letztendlich ist Glaube Geschenk – wie auch die<br />
Liebe Geschenk ist.<br />
Wer aber JA sagt zum Gott Jesu Christi, der soll<br />
tiefer in den gemeinsamen Glauben der Glaubensgemeinschaft<br />
eingeführt werden. Und das<br />
ist Katechese. Sie soll den Glauben derer, die<br />
man schon Gläubige nennt, vertiefen, festigen,<br />
stärken und immer noch reifer machen, damit<br />
sie noch lebendiger glauben. Der Glaubenswillige<br />
soll zu einem reflektierten Glauben gelangen,<br />
der das Leben prägt.<br />
In der Sakramentenkatechese haben wir es allerdings<br />
gar nicht immer mit Kindern und Jugendlichen<br />
zu tun, die schon glauben. Viele<br />
Erstkommunionkinder haben im Elternhaus den<br />
Glauben gar nicht vorgelebt bekommen. Manche<br />
Firmbewerber haben seit der Erstkommunion<br />
kaum Kontakt mit der <strong>Kirche</strong> gehabt. Oft<br />
stehen wir in der Sakra menten vorbereitung vor<br />
der Herausforderung, dass man gar keine Gesprächsebene<br />
findet, auf der man mit der Glaubensbotschaft<br />
gehört werden kann. Die<br />
deutschen Bischöfe kommen daher zu dem<br />
Schluss: „Vermutlich verliert in unserer Generation<br />
eine Gestalt des Christwerdens ihre Dominanz:<br />
die vornehmlich pädagogisch vermittelte<br />
Gestalt der Weitergabe des christlichen Glaubens,<br />
die seit dem Beginn der Reformationszeit<br />
bzw. Gegenreformation bestimmend gewesen<br />
ist (…). Wir treten jetzt in eine Zeit ein, in der<br />
christlicher Glaube missionarisch-evangelisierend<br />
in der Generationenabfolge weitergegeben<br />
werden muss.“ Der einzige Weg der<br />
„Christenvermehrung“ ist nicht die Babytaufe.<br />
Auch bereits getaufte Erwachsene müssen neu<br />
für den Glauben begeistert werden. Und dazu<br />
braucht es begeisterte Gläubige, die ihren eigenen<br />
Glauben bezeugen. Das ist jedoch gar nicht<br />
so einfach. Oft fehlen einem da die richtigen